Vertauschte Geschenke von Glennstar ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Weihnachten war das Fest der Liebe, richtig? Das sagten jedenfalls immer alle, deshalb hoffte ich, dass es auch wirklich so sein würde. Ich war schon viel zu lange Single, dabei war die Frau meiner Träume direkt in meiner Nähe. Saskia war vor einem Jahr in unsere Stadt gezogen und schnell in unseren Freundeskreis aufgenommen worden. Man konnte aber auch nicht anders als sie zu mögen. Sie war klug, schön und kümmerte sich um andere. Bisher hatte ich es noch nicht geschafft sie zu fragen, ob sie mit mir ausgehen würde, aber heute würde ich den ersten Schritt machen. Heute würde ich Saskia fragen. Bisher hatte ich nie den Mut fassen können, jetzt bot sich aber die einmalige Gelegenheit. Dieses Jahr hatten meine Eltern beschlossen genau über die Feiertage in den Urlaub zu fahren. An sich war das ja etwas Schönes, allerdings war ich nicht eingeplant. Ob es mich störte? Im ersten Moment ja, dann aber erfuhr ich von der Weihnachtsfeier. Die Eltern meines guten Freundes Marc waren ebenfalls nicht da und so hatte er überlegt, dass wir unsere eigene Weihnachtsfeier machen sollten. Das Haus war groß, so dass wir auch alle bei ihm übernachten könnten und uns keine Sorgen darüber machen mussten, wie wir abends wieder nach Hause kommen würden. Das allein war schon gut, was die Feier aber noch besser machte, was das Saskia auch dort sein würde und das Beste war die Tatsache, dass wir wichtelten und ich ihren Namen gezogen hatte. Es wäre also die Gelegenheit. Ich schenke ihr ein tolles Geschenk, mit dem sie nicht gerechnet hatte, wir kämen ins Gespräch, würden uns super verstehen und es würde mir leichter fallen ihr zu sagen, dass ich mich in sie verliebt hatte. Gemütlich am Weihnachtsbaum, das war das perfekte Setting. Und bald würde es soweit sein. Gerade stand ich vorm Spiegel und versuchte irgendwie meine Frisur zu richten. Ausgerechnet heute wollte es natürlich nicht so wie ich. Immer dann, wenn es wichtig war wie man aussah! „Willst du noch was essen? Wenn ja, dann lasse ich die Sachen noch auf dem Tisch stehen. Außerdem müsste ich auch langsam mal echt ins Bad. Meine Eltern hassen es, wenn ich zu spät komme!“ Genervt seufzte ich und konnte ein Augenrollen nicht vermeiden. Es war doch noch gar nicht so spät! Man könnte sich auch anstellen. Bevor ich mich jedoch über meinen Mitbewohner Yannik aufregen konnte, klingelte es an der Tür. Verwundert schaute ich auf die Uhr und zuckte zusammen. Wie hatte die Zeit so schnell vorüber gehen können? Das Handy in der Küche zu lassen, damit ich mich auf mein Styling konzentrieren konnte, war wohl keine so gute Idee gewesen. Eine neue Nachricht und drei entgangene Anrufe. Verdammt! „Sorry Yannik, ich hab keine Zeit mehr. Ich lass die Sachen einfach hier stehen, okay? Danke!“ Zum Glück stand meine Tasche schon gepackt an der Haustür. Da musste ich nur noch das Geschenk holen, das Yannik und ich gestern noch mit viel Mühe und Liebe eingepackt hatten. Hastig nahm ich es vom Schrank und setzte mir meine Mütze auf. Die Frisur war sowieso ruiniert, da könnte ich auch eine Kopfbedeckung tragen. So hatte ich wenigstens einen Grund für meinen gescheiterten Frisurversuch. „Bis nächste Woche!“ ~ Ich musste ziemlich abgehetzt aussehen, denn Tom grinste mich von der Fahrerseite aus an, als ich einstieg. „Grins nicht und fahr einfach, okay?!“ Ich boxte freundschaftlich gegen seinen Oberarm und schnallte mich an. „Wen hast du eigentlich gezogen?“ Tom war ein Idiot. Nicht die Art, die einem mega auf die Nerven geht, sondern die Art mit der man einfach mal albern sein kann, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen. Wir diskutierten darüber, wen wir gezogen hatten, wer wohl unsere Namen gezogen hatte und was für Geschenke wir bekommen würden. Das einzige, was wir verschwiegen, war, was wir als Geschenk gekauft hatten. Wir wollten uns etwas Überraschung bewahren. ~ Als alle bei Marc angekommen waren, setzten wir uns zusammen ins Wohnzimmer und fingen an darüber zu diskutieren, ob wir erst das Essen machen oder ob wir mit den Geschenken anfangen sollten. Es dauerte gar nicht lange, da hatte die Gruppe, die die Geschenke auspacken wollte gewonnen. Komischerweise ließen sich die anderen schnell überzeugen. Vielleicht wirkte das albern, weil wir ja schon erwachsen waren, aber so eine gewisse kindliche Vorfreude behielt man immer, vermutete ich. Wichteln war ja doch irgendwie immer etwas Besonderes, weil es wie ein Rätsel war. Man rätselte darüber, wer einen gezogen hatte und dann auch noch über das, was man bekommen würde. Außerdem war es einfach nur zu gut, wenn man sich über die Leute, die es einfach nicht schafften es geheim zu halten, wen sie gezogen hatte, lustig machen konnte. Leider hatten dieses Mal alle dicht gehalten und wir hatten keine Ahnung, ob wir wohl Glück haben würden oder nicht. Vielleicht war das auch der Grund, warum wir beschlossen hatten erst zu Wichteln und erst danach zu essen. Die Karten sollten entscheiden, wer damit anfangen durfte, die Geschenke auszupacken. Jetzt war ich einfach nur noch nervös, ob Saskia sich darüber freuen würde oder nicht. Ich hatte mit meiner Sieben die kleinste Zahl gezogen, da die anderen alle Bildkarten gezogen hatten. Das war aber schon in Ordnung, wichtiger war gerade für mich, ob Saskia sich freuen würde und ob mein Plan aufginge. Ich hatte ihr etwas für einen entspannten Nachmittag gekauft. Schokolade, ein Badesalz und ein Kästchen, in das ich alles gelegt hatte. Es war vielleicht nicht das meiste, aber wir hatten uns leider ein Limit von fünf Euro gesetzt. Selbst das hatte ich überschritten, aber das wusste ja niemand. Zur Not würde ich behaupten, dass ich die Sachen günstig bekommen hatte. Saskia war die letzte, die ihre Karte zog. Ich hatte das Gefühl, dass ich nervöser als sie, hoffte aber, dass ich das überspielen konnte. Sie zog die 9. Vorletzte? Wirklich? Innerlich redete ich mir ein, dass das gar nicht mal so schlecht war. Schließlich hätten wir dann die Gelegenheit uns einfach zu unterhalten, ohne die anderen beim Geschenkeauspacken zu ignorieren. Das Warten zog sich dennoch unendlich lang. Wieso machten die anderen es denn auch so spannend? Kurz bevor Saskia an der Reihe war, klingelte plötzlich mein Handy. Es gab eigentlich keinen Grund für Yannik jetzt anzurufen. Ich entschuldigte mich und stellte mich in die Küche, um in Ruhe zu telefonieren. „Alter, was ist? Saskia packt gleich ihr Geschenk aus!“ Nicht die netteste Begrüßung, aber das hatte er jetzt gerade nicht anders verdient. „Woah, ganz ruhig. Du wirst gleich froh sein, dass ich dich angerufen habe, bevor Saskia ihr Geschenk auspackt. Mein Vater hat gerade sein Geschenk ausgepackt und rate mal, was er gefunden hat.“ Ich verdrehte die Augen. Es war so klar, dass Yannik jetzt eine Pause machen musste. Bevor ich ihm sagen konnte, dass er endlich weiter reden sollte, kam er von alleine auf die Idee. „Badesalz, Schokolade und eine Schachtel.“ Wieder Stille zwischen uns, aber dieses Mal war es nicht die Stille, die mich nervte. Das konnte doch nicht wahr sein! Wir hatten die Geschenke verwechselt? Ich hatte mir so viel Mühe gegeben und überlegt! Es war wohl keine gute Idee gewesen, dass wir beide dasselbe Geschenkpapier verwendet hatten. Schnell fiel mir auch wieder ein, was Yannik seinem Vater gekauft hatte. Ein Modellauto. Ein Modellauto! Das würde Saskia niemals mögen! Ich hörte noch wie Yannik mir am Handy weitere Sachen erzählte, nahm es jedoch nicht wahr. Viel zu sehr war ich mit meinem anderen Problem beschäftigt. „Ich leg dann auf. Danke für deinen Anruf. Habt noch ein schönes Weihnachtsfest.“ Ich drückte den roten Hörer auf dem Display und ging wieder ins Wohnzimmer. Verpackt lag nur noch mein Geschenk auf dem Tisch. Ich könnte also nicht mehr verhindern, dass sie das Auto auspackte. Saskia sah ich nicht ins Gesicht, sondern achtete nur auf Tom, um bei ihm vielleicht etwas zu erkennen. Ihn schien das zu verwirren, was ich verstehen konnte. Es war dumm Saskia ein Modellauto zu schenken, sie würde denken, ich wollte mich über sie lustig machen. „Woher wusstest du das? Also, dass ich Modellautos sammele? Und war das nicht viel zu teuer?“ Nun sah ich doch Saskia an und konnte ihr strahlendes Lächeln erkennen. Sie schien sich wirklich ehrlich zu freuen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihr einfach zu erzählen, dass ich mich informiert hatte oder dass ich einfach das Gefühl gehabt hatte. Was gäbe es denn besseres als jemand, der spürt, was der andere gut findet? Irgendwie hielt ich es aber für falsch. Natürlich wollte ich immer noch mit Saskia zusammenkommen, aber vielleicht sollte ich sie lieber erst einmal etwas besser kennenlernen. Niemals hätte ich vermutet, dass ihr so ein Modellauto gefiel. Ich wollte gar nicht wissen, wie sie wohl bei dem ursprünglichen Geschenk reagiert hätte. Während mich die anderen immer noch ansahen, kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf und überlegte, wie ich das am dümmsten erklären sollte. „Ähm, also das ist ‘ne interessante Geschichte. Wisst ihr, Yannik und ich sind beide so nicht die Talentiertesten im Geschenke einpacken und da haben wir beschlossen…“ Es war wirklich ein Geschenk mit dem wir ins Gespräch gekommen waren. Zwar im ersten Moment nicht nur wir beide, aber später hatte ich mich noch mit Saskia darüber unterhalten, wie sie zu ihrem Hobby gekommen war. Der Plan war aufgegangen. Nicht unbedingt so, wie geplant und auch nicht alles des Plans, aber es war wirklich ein besonderes Geschenk gewesen. Nur Yanniks Vater sollten wir vielleicht noch etwas anderes besorgen. Dem hatten die vertauschten Geschenke nicht ganz so gut gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)