Weihnachtseinkäufe von _Delacroix_ (FF-Adventskalender Tag 7) ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtseinkäufe ----------------------------- „Trödel nicht“, mahnte seine Mutter und verstärkte den Griff um seinen Oberarm. Sirius verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Er wusste, wenn er sich beklagte, würde es nur noch schlimmer werden. Dabei wäre er so viel lieber bei Regulus geblieben. Den hatte seine Tante Druella nämlich eingeladen, um mit Narcissas neuem Kätzchen zu spielen. Einem süßen, kleinen, weißen Fellball, das Wollknäule jagte und maunzte, wenn man seinen Namen rief, aber seine Bitte war, wie so oft, einfach überhört worden. Regulus war eben der Liebling der Familie, während er höchstens Kartons tragen helfen durfte.   „Ho, ho, ho. Möchtest du einen Schokofrosch?“, fragte ein als Weihnachtsmann verkleideter Mitarbeiter von Sugarplum's Sweets Shop und erntete dafür einen giftigen Blick seiner Mutter. „Nein, das möchte er nicht“, keifte sie den Mann an und legte prompt noch einen Schritt zu. Jetzt musste Sirius sich beeilen, um nicht hinter ihr zurückzufallen, während sie darüber schimpfte, dass sie ihrem Sohn all die Süßigkeiten kaufen konnte, die er haben wollte, auch ohne das ein drittklassiger Hogwartsabbrecher sie ihm schenkte. Sirius blickte nicht zurück, er wusste, der Mann starrte ihnen mit großen Augen nach. Das taten die Leute immer, wenn seine Mutter so anfing. Dabei hätte er den angebotenen Schokofrosch wirklich gerne angenommen. - Er mochte Süßigkeiten.   Etwas Kaltes traf sein Gesicht und ließ ihn den Blick nach oben heben. Dort, über den Giebeln der krummen Dächer, hatten schon seit längerem dunkle Wolken gehangen und Regen angekündigt. Ein weiterer Tropfen landete auf ihm. „Herrlich, jetzt werden wir auch noch nass und das alles nur, weil du dich nicht einmal beeilen kannst!“, drang es an sein Ohr. Wieder bohrten sich die Finger seiner Mutter in seinen Arm, wieder zerrten sie an ihm und wieder musste Sirius einen Zahn zulegen. Jetzt rannte er schon fast neben seiner Mutter her, die angewidert in die Wolken starrte, als würde das den Regen vertreiben können.   Die Tropfen aber nahmen zu. Links und rechts karrten Ladenbesitzer ihre Waren ins Innere, damit sie nicht nass wurden und auch die Anzahl der Leute, die von Angebot zu Angebot pilgerten, nahm schlagartig ab. Sirius fröstelte. Er trug zwar einen dicken Wintermantel, doch die kalte, feuchte Luft war ihm trotzdem unangenehm. Leider war es noch ein gutes Stück bis zu Twilfitt and Tattings, wo seine Mutter neue Pullover für ihn und Regulus in Auftrag gegeben hatte. Ein Weihnachtsgeschenk auf das er gut hätte verzichten können. Er wollte keinen weiteren, kratzenden Pullover, er wünschte sich dieses Buch, über das sie im Tagespropheten geschrieben hatten. Das mit den ganzen Tieren drin, wo man Bilder hatte und echte Zähne, Federn oder Haarbüschel begucken konnte. Er hatte vorgehabt, seine Mutter darum zu bitten, doch so wie sie sich gerade aufregte, war das wohl keine gute Idee. Er sah das Schaufenster von Flourish and Blotts an sich vorbeigleiten, doch bei ihrer Geschwindigkeit konnte er noch nicht einmal richtig hineinschauen. Traurig ließ er den Kopf hängen. Sein Onkel Alphard würde ihm das Buch sicher kaufen, doch den sah er frühesten zum Weihnachtsessen wieder und dann war es für Wünsche leider schon zu spät.   Immer noch fielen dicke Tropfen und immer noch zerrte seine Mutter an ihm herum, damit er endlich schneller lief. Sirius machte einen weiteren Schritt, versuchte mit ihr mitzuhalten, doch eigentlich wusste er schon, er hatte keine Chance. Er schaffte noch ein, zwei Schritte, dann rutschte er auf dem glatten Pflaster aus, ruderte kurz hilflos mit dem freien Arm in der Luft herum und prallte schließlich gegen etwas Hartes. Seine Mutter schrie, die Welt drehte sich noch einmal und schon saß er auf dem eisigen Boden der Winkelgasse.   „Au!“, jaulte seine Mutter. Sirius machte vor Schreck prompt einen Satz zurück. Hatte er sie etwa – Oh Merlin, er hatte! Das würde den Ärger seines Lebens geben. Ängstlich zog er den Kopf ein, doch das erwartete Gewitter blieb aus.   „Mrs. Black!“   Eine Hexe mit kurzen, blonden Haaren schob ihn unsanft zur Seite, um an seine Mutter heranzukommen. „Haben Sie sich verletzt?“   „Was glauben Sie denn?“, herrschte seine Mutter die fremde Frau an und erst jetzt sah Sirius, dass ihr Bein in einem ganz seltsamen Winkel vom Körper abstand. Er schluckte schwer. Dafür war er sicher so gut wie tot.      ****   Im Inneren des Ladens türmten sich Roben, Hüte und Pullover, aber Sirius wagte nicht, etwas davon zu berühren. Die Hexe, die sich als Madam Malkin vorgestellt hatte, hatte seine Mutter hineinbuchsiert und über ihren Kamin den Heiler verständigt, der seine Mutter umgehend mit ins St. Mungo's genommen hatte. Und jetzt stand er hier, in der hintersten Ecke und hoffte, dass seine Tante ihn abholen würde, bevor er zu einem dauerhaften Teil der Einrichtung wurde. Die Ladenbesitzerin war zwar nett zu ihm gewesen, aber sie hatte Kundschaft, um die sie sich kümmern musste und nichts war so öde, wie die blöde Vermesserei von irgendwelchen wildfremden Leuten. Sirius seufzte leise. Wie es wohl seiner Mutter ging? Bestimmt heilte man gerade ihr Bein und danach würde sie nach Hause zurückkehren und über seine Blödheit schimpfen. Würde sie dabei überhaupt bemerken, dass er nicht da war? Er wusste es nicht. Manchmal wenn sie so in ihrem Element war, glaubte er, dass sie ihn gar nicht richtig wahrnahm. Vielleicht würde es Regulus auffallen, wenn er vom Spielen mit der Katze zurück war und vielleicht würde er dann den Hauself bitten nach ihm zu suchen. Doch wie lange würde das dauern?   Draußen regnete es immer noch und die Straße war inzwischen eine einzige Bahn aus Eis. Die wenigen Menschen, die sich noch blicken ließen, rutschten förmlich von A nach B. Hätte er nicht solche Angst gehabt, er hätte es sicher lustig gefunden.   Was passierte wohl mit Kindern, die nicht wieder abgeholt wurden? Setzte man sie irgendwann einfach vor die Tür? Er schluckte schwer. Da draußen wurde es sicher nur noch kälter und Hunger hatte er auch schon ein bisschen.   Die Türglocke klingelte fröhlich und begrüßte so den nächsten Kunden. Sirius schielte vorsichtig in seine Richtung. Leider war es nicht seine Tante, die sich da in den Laden schob. Es war ein Mann, den Umhang tief ins Gesicht gezogen. Ein kläglicher Versuch zumindest auf dem Kopf trocken zu bleiben. Zögerlich blickte er durch den Raum, doch schließlich blieben seine Augen an ihm hängen.   „Sirius.“   Er schluckte noch einmal. Hätte er nicht schon geahnt, dass er in der Tinte saß, er hätte es spätestens jetzt gewusst. Dieser Mann da... Das war sein Vater.   Es war mehr Instinkt als alles andere, was ihn hinter dem Regal verschwinden ließ, aber natürlich war es längst zu spät. Sein Vater hatte ihn gesehen und sicher erwartete er, dass er sich der Strafe stellte, wie ein Black. Vorsichtig schielte er hinter den dunklen Holzbrettern hervor.   „Ich wollte Mutter nicht umwerfen“, beteuerte er.   ****   Vorsichtig wurde Sirius aus dem Geschäft geschoben. Sein Vater hatte sich mehrfach bei Madam Malkin für die Umstände entschuldigt und dann die Chance genutzt, ein paar Sachen in Auftrag zu geben, von denen Sirius zum Teil nicht wusste, was er damit wollte. Fand er aber auch nicht wichtig. Zumindest nicht so wichtig wie den Fakt, dass sein Vater ihm geglaubt zu haben schien. „Pass auf wo du hintrittst. Es ist ziemlich glatt“, wurde er gewarnt und Sirius nickte eifrig. Er hatte keinen Ärger wegen seiner Mutter bekommen, dann wollte er jetzt ganz sicher nicht, dass sein Vater schimpfte, weil er trotz seiner Warnung auf der glatten Straße hinfiel.   „W-Wieso apparieren wir nicht?“, wollte er schüchtern wissen. Nicht das er es eilig hatte, nach Hause zu kommen, wo seine Mutter womöglich schon tobend auf ihn wartete, doch im Regen in der Winkelgasse herumzurutschen, erschien ihm auch nicht wirklich angenehm. „Weil wir immer noch keine Weihnachtsgeschenke haben“, antwortete sein Vater, „und ich deinem Bruder nicht sagen werde, dass ihr nichts bekommt, weil deine Mutter spontan Schlittschuhlaufen lernen wollte.“   Sirius unterdrückte ein Kichern. „Schlittschuhlaufen.“ Die Umschreibung fand er gut.   „ Zu Twilfitt and Tattings geht es aber in die andere Richtung“, murmelte er, während er durch eine besonders tiefe Pfütze aus Eiswasser watete. Eine Herausforderung, selbst für die teuren, zwölffach verhexten Drachenlederschuhe, die eigentlich als wasserdicht galten. Sein Vater nickte. „Ich weiß.“, verkündete er. „Ich finde nur, ich habe für heute schon genug Kleidung gekauft.“ Sirius spitzte die Ohren. Genug Kleidung? Das hieß, dass er die Pullover nicht abholen wollte, die seine Mutter für ihn und Regulus bestellt hatte? Aber wenn sein Vater die Pullover nicht abholen wollte … „Was kaufen wir denn dann?“, rutschte es ihm prompt heraus. Sein Vater grinste schief. „Ich dachte, das kannst du mir sagen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)