Vatergefühle von Pfeffersosse (Tag 20: ein heißes Bad) ================================================================================ Kapitel 1: Dünnes Eis --------------------- Ein leises Wimmern drang an seine Ohren und er stutze kurz in seiner Bewegung. Der großgewachsene Mann war gerade auf dem Weg zu seiner Kajüte, als ihn dieses unterdrückte Geräusch in seinem Schritt unterbrach. Stirnrunzelnd blickte er sich um, weil er die Geräuschquelle nicht sofort ausmachen konnte und rückte zuerst einmal seine Brille zurecht. Irgendwie kam ihm dieser Laut sehr vertraut vor, deshalb machte er sich umgehend auf die Suche. Vor einer guten Woche hatte er nämlich einen ziemlich verwahrlosten und verschreckten Jungen auf einer Insel aufgegriffen und hatte sich verpflichtet gefühlt sich um ihn zu kümmern. Er wurde zwar von anderen aus der Marine belächelt, aber ihm war es egal. Er wollte, dass es dem Jungen gut ging und er sich ihm anvertraute, ihm vielleicht genauer erklären konnte was mit ihm passiert war. Doch zuerst einmal musste er besagten Jungen überhaupt einmal ausfindig machen. Da das Wimmern ziemlich nahe schien, wusste er, dass er wohl nicht weit weg sein konnte. Er öffnete ein, zwei Türen, die zu leeren Kajüten führten und blieb dann stirnrunzelnd vor seiner eigenen stehen. Ob sich der Junge dorthin verschanzt hatte? Etwas zögerlich griff er nach dem Türknauf und öffnete sie vorsichtig. Wie, um zu bestätigen, dass er Recht hatte, wurde das Schluchzen lauter und er entdeckte einige Blutflecken auf dem Fußboden. Alarmiert blickte er sich nun hektischer um und entdeckte den blonden Jungen zwischen einem Schrank und der Ecke auf dem Boden hockend. Die Haut an seinen Knien war aufgeplatzt und Blut lief an seinen Beinen herunter. Der Junge hatte seine Beine angezogen und sein Gesicht dagegen gepresst. Er zitterte am ganzen Körper und Sengoku atmete dennoch erleichtert auf. Er hockte sich im sicheren Abstand zum Jungen auf den Boden und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die strubbeligen Haare: „Rosinante?“ Ein Zucken ging durch den Jungen und er schlug verschreckt die Hand auf seinem Kopf weg. Er blickte sich panisch um und wollte flüchten, drückte sich schlussendlich nur enger in den Spalt und seine Atmung wurde schneller und unkontrollierter. Der Junge war nahe an einer Hyperventilation und Sengoku konnte ihm nicht wirklich helfen, nur beruhigend auf ihn einsprechen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass sein Schützling in einer schmerzhaften Erinnerung festhing. Rosinante biss sich auf die Unterlippe und versteckte seine Augen noch tiefer hinter seinem Pony und bedeckte sie dabei noch mit seinen Händen: „Es tut mir Leid …“ Seine Worte kamen schluchzend zwischen seinen Lippen hervor und Sengoku war sich nicht ganz sicher ob sie ihm galten oder einem Gespinst aus der Vergangenheit. Seufzend stand er wieder auf und ging zu seinem Schreibtisch und öffnete die erste Schublade. Darin befanden sich einige Süßigkeiten, die er nun raschelnd zum zitternden Rosinante brachte und sich wieder vor ihn hockte. Er öffnete eine der Naschereien und schob sie sich selbst in den Mund. Das Rascheln schien den Jungen neugierig gemacht zu haben und so nahm er langsam aber sicher die Hände von seinen Augen. Sengoku öffnete ein weiteres Bonbon und drückte es gegen die Lippen des Jungen. Etwas widerwillig ließ er es geschehen und senkte sein Gesicht schnell wieder. Dennoch war der Marine erfreut, dass der Junge die Süßigkeit angenommen hatte und nicht weiter in seiner Welt festhing. Schlussendlich setzte er sich im Schneidersitz vor seinen Schützling und stopfte sich weitere Bonbons in den Mund: „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber die sind wirklich sehr köstlich.“ Er legte seinen Kopf leicht nachdenklich schief und tippte sich gegen das Kinn. Er hoffte somit ein Gespräch anfangen zu können, doch Rosinante schwieg weiterhin, bis ein lautes Husten die Stille durchbrach und Sengoku erschrocken auf den Kleineren blickte. Sein Gesicht war leicht bläulich angelaufen und er schien mit dem Bonbon zu hadern, das sich wohl die falsche Röhre ausgesucht hatte. Fast schon panisch, aber dennoch besonnen, ging er auf ihn zu und half ihm die unzerkaute Süßigkeit auszuspucken. Nach einiger Zeit beruhigte sich der Junge wieder und er drückte das Kind an sich: „Was machst du nur für Sachen.“ Seufzend wuschelte er durch das Haar des Kindes und ließ ihn dann wieder los. „Ich denke du weißt schon, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn du dich verletzt hast, obwohl ein Marine kein Weichei sein und diese kleinen Kratzer locker wegstecken sollte“, tadelte er schließlich und seufzte ergeben auf. Rosinante blickte an sich herunter und zog an seiner kurzen Hose, als wolle er die Verletzungen noch schnell verbergen. Doch Sengoku hatte sie von Anfang an gesehen. Es erstaunte ihn dann dennoch, dass der Junge sich erklärte: „Ich wollte Ihnen etwas basteln, bin dann aber über meine eigenen Füße gestolpert und h…habe mir dann die Knie aufgekratzt. I…ich weiß nicht woran, aber es hat plötzlich wehgetan.“ Beschämt blickte er zu Boden und schien auf eine Standpauke gefasst zu sein, doch Sengoku stand nur seufzend auf und ging zu einem Wandschrank, in dem er medizinische Materialien bewahrte. „Setz dich auf den Stuhl. Das werden wir gleich haben“, erklärte er und hatte die nötigen Utensilien schnell beisammen, ehe er sich um die Verletzung kümmerte. Sein Entschluss, den Jungen vor sich selbst und seiner Vergangenheit zu schützen wuchs stetig in seiner Brust. Und so kam es, dass er seinem Schützling so viel Zeit, wie er nur benötigte, gab ehe er ihm unangenehme Fragen stellen würde. Denn mit einem Trauma lebte es sich nicht gut. Nachdem er den Jungen verarztet hatte, seufzte Sengoku und konnte nicht umher als seine Arme um ihn zu legen und an sich zu drücken. Sein Beschützerinstinkt war einfach grösser und er wusste, dass er diesen Jungen vor sich selbst retten musste, denn sonst würde wohl noch etwas Schreckliches passieren.   - - [ O P ] - -   Es waren nur schon einige Wochen her seit sich Sengoku des Jungen angenommen hatte. Tollpatschige Zwischenfälle waren fast täglich passiert und nicht selten hatte sich der Junge einige Zeit lang zurückgezogen. Ihm war aber aufgefallen, dass seine Tränen seltener wurden und er sich um einen weiteren Zwischenfall dieser Sorte wohl keine Sorgen machen musste. Immerhin musste ein Marinesoldat, sei es auch nur ein Kadett, auch emotional stark sein und überflüssige Gefühle konnten nur hinderlich sein. Dennoch hatte er immer noch einige unbeantwortete Fragen, die er so schnell wohl nicht beantwortet bekommen würde. Denn immer mehr kam es ihm vor, als würde Rosinante seine Vergangenheit nun lieber hinter sich lassen wollen ohne darüber zu reden. Weitere Fragen, sei es nun wegen seinem Nachnamen oder Familie, blockte er weitestgehend ab, dabei war sich Sengoku sicher, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmen konnte. Alleine der Umgang mit anderen und seine Reaktion, als einmal ein Kadett etwas Essen von seinem Teller nahm, denn Rosinante war deswegen förmlich ausgetickt. Generell war der Umgang mit anderen, außer ihm und vielleicht noch Garp, mehr als nur oberflächlich. Seufzend strich sich Sengoku durch die Haare und griff nach seiner Tasse Tee, die er sich redlich verdient hatte. Doch kaum hatte der Tee seine Lippen benetzt, hatte er ihn auch wieder ausgespuckt, weil er in der Zwischenzeit von brühend heiß zu eisig kalt wurde. Und wenn er etwas hasste, dann war es kalter Tee. Brühend heißer war nicht besser. Doch nun saß er mit Tee benetzt auf seinem Stuhl und stellte seine Tasse wieder nieder. „Mäh!“, ertönte ein mehr als genervtes Meckern zu seiner Linken und als er zu seiner kleinen, pelzigen Freundin blickte, erkannte er, dass er auch sie mit dem kalten Tee benetzt hatte. Er stand deshalb auf und suchte nach einem Tuch, um sich und seine Ziege abzutrocknen. Gerade als er seine Brille putzte, um wieder klar sehen zu können, klopfte es recht zaghaft an seiner Tür. Er setzte sich zuerst seine Brille auf die Nase, ehe er mit einem Räuspern sagte: „Herein.“ Er wollte zwar eigentlich nicht gestört werden, aber irgendetwas sagte ihm, dass es nicht unbedingt etwas mit der Arbeit zu tun hatte. Denn kaum hatte sich die Tür einen Spalt geöffnet, drängte sich ein blonder Junge hindurch und schloss die Tür hinter sich. Er blieb weiterhin dort stehen und senkte sein Gesicht, bis Sengoku bemerkte, dass er zitterte. Er wollte schon aufstehen und zu ihm gehen, um zu fragen was denn los sei, als sich das Gesicht von Rosinante offenbarte und er in strahlende Kinderaugen blickte: „Sengoku-san! Es ist Land in Sicht. Eine Winterinsel, draußen ist es nämlich viel kälter als noch vor wenigen Minuten. Und … und es schneit!“ Rosinante kam etwas schneller ins Zimmer hinein und deutete mit dem Finger zum Fenster, stolperte schlussendlich über seine eigenen Füße und landete auf seinem Hintern. Er winkte sofort ab, als sich Sengoku zu ihm knien wollte, um ihm aufzuhelfen und grinste ihn nur weiter breit an, stand dann alleine auf. In der Zwischenzeit hatte sich der Admiral zum Fenster gestellt und dem regen Treiben der Schneeflocken zugesehen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Züge und als er spürte, wie etwas leicht an seinem Hemdärmel zupfte, blickte er wieder zurück und erkannte Rosinante, der ihn erwartend ansah: „Gehen wir nach draußen und gucken uns den Schnee an?“ Sengoku wägte einen Moment ab, ob es nicht zu gefährlich für den tollpatschigen Kadetten werden würde, lachte dann nur kurz auf und tätschelte den Kopf seines Ziehsohnes: „Aber nur, weil du es bist.“ Zufrieden über sich selbst fing an Rosinante fester am Hemdärmel zu ziehen, um ihn dazu zu animieren schneller mit ihm zu kommen, bis sich Sengoku dann dazu entschloss lieber direkt mitzukommen. Denn genug Kraft hatte der Kadett noch nicht und er würde sich wohl eher noch verletzen, bis er ihn einige Millimeter bewegt hätte. Ein leises Meckern ließ ihn aufblicken, als er seine Ziege sah, wie sie ihn und Rosinante fast schon tadelnd ansah. Als würde er sie hier alleine lassen. Er klatschte leicht gegen seinen Oberschenkel und hörte wie sich ihre Hufe langsam in seine Richtung bewegten. Gemeinsam gingen die Drei nach draußen, um den Schnee zu beobachten, wie er immer dichter fiel und die Temperatur stetig fiel.   „Wow!“ Der anerkennende und faszinierte Laut wurde schon zum gefühlten tausenden Mal gemacht und Sengoku wuschelte dem Jungen kurz frech durch die Haare. Dieser plusterte dann gespielt empört seine Wangen auf und strich sich seine Haare wieder vor die Augen, schenkte dem Marine aber schlussendlich ein breites Grinsen. „Wir legen in ein paar Minuten an, möchtest du gerne etwas auf die Insel gehen? Du darfst die anderen dabei aber nicht aus den Augen verlieren, verstanden?“, sagte Sengoku und blickte auf die Insel, die zum Greifen nah war und streichelte nebenbei seine Ziege. Rosinante blickte ihn einen Moment zögerlich an, nur um dann eifrig zu nicken und ihn mit strahlenden Augen anzuschauen: „Das würde ich sehr gerne. Ich passe auch auf, dass ich nicht uhm hinfalle.“ Der Junge wurde etwas rot um die Nase, als er seine Tollpatschigkeit zugab und leicht beschämt zur Seite blickte. Sengoku winkte nur ab und erklärte ihm dann mit wem der Kadett die Insel besuchen durfte und konnte nur noch den schlitternden Rosinante beobachten, wie er sich umziehen ging.   „Ihr habt vier Stunden, um die geforderten Waren auf das Schiff zu bringen! Diejenigen, die auf dem Schiff bleiben, haben genau die gleichen vier Stunden, um es wieder auf Vordermann zu bringen! Kehrt den Schnee, putzt die Schuhe und kontrolliert nachher die Waren, die ankommen. Ich werde auf dem Schiff bleiben und in meinem Büro auffindbar sein. Falls, ich betone falls, etwas sein sollte, könnt ihr mich während den vier Stunden dort auffinden. Jegliche unnütze Störung wird nicht toleriert. Haben wir uns verstanden?“, sprach Sengoku laut und deutlich, um seinen Männern die Lage zu erklären und erkannte viele engagierte Gesichter, nur ein paar, die sich nicht gerade vorbildlich benahmen. Diese ignorierte er aber gewissenhaft, weil er wusste, dass sie dennoch vertrauenswürdig waren. Er ging speziell noch einmal zu Rosinante, der aufrecht dastand und salutierte und setzte ihm seine Mütze gerader auf den Kopf: „Mach deine Dummheiten und hör auf die anderen! Hast du verstanden?“ Rosinante nickte und blickte ihm mit festen Blick an: „Ich habe verstanden, Sengoku-san.“ Sengoku blickte ihn noch einen Moment an, ehe er kehrtmachte und laut sagte: „Alle Mann an ihre Posten. Ich will keine Beschwerden später hören.“   - - [ O P ] - -   Nach einiger Zeit, seine Uhr zeigte ihm gut zwei Stunden später, hallte sein Name plötzlich durch das Schiff und ein unangenehmes Gefühl machte sich in seinem Innern breit. Alarmiert stand er sofort auf und ging zur Tür, weil es nicht oft vorkam, dass einer seiner Untergebenen, Kuzan war sein Name, so laut gellend durch das Schiff rief. Er entdeckte fast sofort den Afro, als er schnellen Schrittes zu ihm kam, doch das, was er auf dem Arm trug war viel wichtiger. „Rosinante?“ Er riss seine Augen auf und ging nun Kuzan entgegen, um ihm den Jungen abzunehmen, doch dieser schüttelte nur den Kopf und deutete zu einer bestimmten Tür. „Das Beste wäre wohl, wenn er zuerst einmal die Kälte aus seinen Gliedern bekommen würde. Er ist nämlich ins Eiswasser gefallen. Gut, dass ich dabei war, die anderen hätten sein Verschwinden sonst wohl nicht so schnell bemerkt gehabt. Oder überhaupt handeln können“, erklärte er ruhig und blickte auf den Jungen, „Er ging als Letzter über einen zugefrorenen See und muss wohl unglücklich auf einen Riss getreten sein und ist dementsprechend eingebrochen.“ Sengoku blickte auf den Jungen, der stark zitternd in Kuzans recht dünnem Mantel eingehüllt war und seine Augen langsam wieder öffnete, um ihm ein dünnes Lächeln zu schenken. Kuzan blickte einen Moment auf den Jungen, ehe er ihn auf den Hocker im Baderaum absetzte und ihm kurz die Hand auf den Kopf legte: „Pass nächstes Mal besser auf, Junge. Du wolltest Sengoku doch keine Sorgen bereiten, oder nicht?“ Seine Stimme wirkte recht gefasst, doch Sengoku wusste, dass er es ernst meinte. Und Rosinante schien dies auch bemerkt zu haben, da er leicht nickte und ein ‚danke‘ nuschelte. Sengoku seufzte und bedankte sich auch bei dem Jüngeren. Dieser winkte nur ab, als er zur Tür ging und deutete auf seine Jacke: „Kann ich sie später wiederhaben? Es ist meine Lieblingsjacke.“ Schweigend blickte Sengoku auf den zitternden Jungen und ging einen Schritt auf ihn zu. Seine Zähne klapperten und seine Lippen waren auch noch etwas bläulich, aber es schien ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Er hatte sich förmlich in die wärmende Jacke gekrallt und der Ältere ging an ihm vorbei, um den Wasserhahn zu öffnen und die Wanne mit warmen, nicht zu heißem, Wasser zu füllen. „Denkst du, du kannst dich alleine ausziehen, oder möchtest du mit deiner bereits nassen Kleidung ins Wasser?“, fragte Sengoku und ging wieder zu dem Jungen herüber, der beschämt den Kopf gesenkt hatte. „N…Nein, nicht mit Kleidung“, nuschelte er und streifte sich langsam die Jacke vom Körper, nur um dann innezuhalten und Sengoku mit großen Augen anzublicken. Der Blick des Marine war streng, doch gleichzeitig lauerte etwas Sanftes darin, doch er konnte den Blick des Jüngeren nicht wirklich deuten. Erst als er sah, wie sich seine Wangen etwas rotfärbten, verstand er die Situation einigermaßen und drehte sich um: „Ein wenig Privatsphäre wäre sicherlich nicht schlecht, oder?“ Er grinste, obwohl der andere ihn nicht sehen konnte, doch er hörte nach einigen Sekunden, wie die nasse Kleidung klatschend zu Boden fiel und tippelnde Schritte auf das Wasser zugingen. Am liebsten hätte er sich umgedreht, weil er jeden Moment mit einem Sturz rechnete, doch das leise Platschen, als sich der kleine Körper in die heiße Wanne setzte, war Indiz genug, dass er unbeschadet angekommen war. Weshalb er seinen eigenen Mantel ablegte und sich zu dem Jungen gesellte, der sich immer noch schlotternd zusammenkauerte. „Wie hast du das denn wieder geschafft?“, fragte er seufzend und zog den Hocker hinter sich her, um in angemessenen Abstand zur Wanne sitzen zu bleiben. Rosinante schien etwas zu sagen, doch so leise, dass der andere ihn nicht verstand, weshalb er eine Augenbraue hob und einfach abwartete, ob er es noch einmal tat: „Ich weiß auch nicht. Es hat plötzlich ‚Knack‘ gemacht und da ist der Boden eingesackt und alles wurde kalt.“ Er schien es sich selber nicht wirklich erklären zu können, weshalb Sengoku nach einiger Zeit lächelte und seine Hand auf den Kopf des Jungen legte und durch die nassen Haare wuschelte. „Wenigstens ist alles noch einmal gut gegangen, nicht wahr?“ Sengoku grinste den Jüngeren an, der ihm als Antwort ein etwas scheues schenkte. Doch sein Blick veränderte sich plötzlich, als er Sengokus Hand festhielt, die noch immer auf seinem Kopf lag. Der Körper des Jungen bebte, doch der Ältere erkannte sofort, dass es nicht wegen der Kälte, sondern etwas anderem war. Er wollte schon nachfragen was los war, als er ein leises Schluchzen vernahm. Er wollte ihn in den Arm nehmen und sagen, dass er das ernst meinte, doch er blieb regungslos sitzen. Die Reaktion erinnerte ihn zu sehr an den ersten Tag, als er Rosinante gefunden hatte. Verängstigt, unterernährt und völlig verdreckt. Sein Name war das Einzige, was er an diesem Tag von ihm zu hören bekam und dies auch nur, weil er weinend das Stück Brot aß, was er von Sengoku geschenkt bekam. Dennoch blieb ihm ein Satz im Kopf, den der Junge am gleichen Abend gesagt hatte, den er aber nicht verstanden hatte: „Darf ich überhaupt leben?“ Allein dieser Satz hatte Sengoku gezeigt, dass etwas mit diesem Jungen nicht stimmte, doch er wollte ihm Zeit geben sich ihm zu öffnen. „Wieso behandeln Sie mich so gut, Sengoku-san … Wieso hassen Sie mich nicht so wie alle anderen auch? I…ich verstehe das einfach nicht. Doffy meinte immer, dass wir besser wären als all die Menschen, die uns misshandelten und verletzten. Aber Sie, Sie sind doch auch ein Mensch, oder? Wieso sind Sie also so nett zu mir. I…Ich …“, schluchzte Rosinante und ließ Sengokus Hand wieder los. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in seinem Körper breit, als er die Worte hörte und es zerriss ihm förmlich das Herz. Egal was dieser Junge vorher erlebt hatte, es musste so traumatisierend gewesen sein, dass er sich durch solch simple Reaktionen an die schlimmen Zeiten erinnert fühlte. Er wollte nachhaken, wer dieser ‚Doffy‘ sei, doch er wartete lieber darauf, ob der Junge ihm noch etwas sagen wollte. Und dem war auch so. Mit gesenktem Haupt blickte er auf den Schaum, der seinen Körper bedeckte und sagte mit etwas festerer Stimme: „Mein voller Name lautet Donquixote Rosinante und ich komme ursprünglich von Mariejois und habe mit Mutter, Vater und meinem Bruder Doflamingo dort zusammen gelebt. D…Doch dann …“ Sengoku starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an, als er den Namen Donquixote vernahm und hörte dem Jungen aufmerksam zu, als er ihm seine Lebensgeschichte offenbarte. Er wusste, dass es gut war, dass er sich ihm angenommen hatte und das Gefühl, den Jungen beschützen zu wollen wurde durch die Wahrheit hinter seiner Herkunft nur noch grösser. Keiner durfte erfahren, dass ein ehemaliger Tenryuubito auf diesem Schiff hauste, denn dies würde nur Komplikationen verursachen. Mit den Offenbarungen wurde Sengoku auch bewusst, dass er sich vor dem Bruder in Acht nehmen musste, denn wenn dieser in solch jungen Jahren zu solchen Gräueltaten fähig war, würde er später viel mehr Schaden verursachen. Nachdem Rosinante geendet hatte, stand Sengoku auf und umarmte den Jungen. Ihm liefen stumme Tränen über das Gesicht und er drückte den schmalen Körper gegen seinen: „Ich werde dich beschützen, Rosinante. Für immer …“ Denn du bist wie ein Sohn für mich. Und Väter beschützen ihre Kinder mit dem eigenen Leben.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)