Morgen von Flying-squirrel ================================================================================ Kapitel 2: Pläne ---------------- „Kommst du mal bitte hierher!“ Ich habe nicht einmal die Tür geschlossen. Schweigend betrete ich die Küche. „Wann hast du mit dem Tanzen angefangen?“ Wütende Augen. „Mit vier.“ „Wie oft trainierst du jede Woche?“ Jeden verdammten Tag! „Fünfmal die Woche.“ „Und was ist dein Ziel?“ 'Weiß deine Mutter davon?', hat Herr Maar gefragt. Man könne doch am Elternsprechtag darüber reden. „Du willst mir also nicht antworten. Mir hat es auch erst die Sprache verschlagen, als deine Trainerin angerufen hat. Du fehlst einfach eine ganze Woche und tust so, als wärest du krank? Antworte! Undankbares Balg. Weißt du, wie viele Tänzer gerne an deiner Stelle wären? Du hast eine große Zukunft vor dir. Aber dafür muss man arbeiten und nicht heimlich zum Karate gehen oder sich in Musikläden herumtreiben! Du hast wohl nicht gedacht, dass ich deine Freunde anrufe? Was denkst du denn, dass du dich einfach so benehmen kannst? Das ganze Geld, dass wir in dich investiert haben, zum Fenster rausschmeißen? Die Bewerbungen für Internate? Die ganze Fahrerei? All' die Mühe? Weißt du, was – Hey! Es ist einfacher, als ich dachte. Einfach umdrehen und gehen, hat Maik gesagt. Es geht wirklich. „Du wirst jetzt nicht gehen, Fräulein!“ Oh doch. „Bleib stehen, hab' ich gesagt! Was machst du? Du glaubst dich wohl nicht, dass du in dein Zimmer -“ Leider habe ich keinen Schlüssel für mein Zimmer. Egal, meinte Julie, du packst einfach deine Sachen, ignorierst sie und verschwindest. Wenn es wirklich schlimm wird, dann verschwindest du einfach. Klingt leichter, als es ist. Pack' mal deine Tasche, wenn deine hysterische Mutter neben dir steht und dir die Sachen aus der Hand nimmt. Das ist echt nicht zu empfehlen. Sie reisst mir die Tache aus der Hand. Also: Rucksack auf, alles rein, was reingeht, was in der Nähe liegt, zu machen und runtergehen. So macht man das, findet Lars. 'Versuchen sie, in einem ruhigen Moment mit ihrer Mutter zu reden.' Is' klar. Wenn die Psychotante wüsste, wie schwer das ist. Wie wird man eigentlich Schulpsychologin? Ruhig ist hier jedenfalls nichts mehr. Wie denn auch. Meine Mutter greift zum Hörer. Mir egal, ich bin gleich an der Tür. Einfach durchgehen, Tür auf, raus, komm hierher. Komm zu deinen Freunden, schlägt Liv vor. Ich drücke die Türklinke runter. Es riecht nach Essen. „Essen ist fertig!“, ruft sie schon. Ich stelle meine Tasche ab. Ich werde es so machen, da bin ich mir sicher. Aber nicht heute. Heute ist sie zu gut gelaunt. Morgen. Morgen mache ich es ganz bestimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)