Es kommt wie es kommt von Senria (SheenaxZelos) ================================================================================ Kapitel 7: Die Strafe? ---------------------- Die Strafe?   Kapitel 5     „Haben wir alles?“ „Jep, sollten wir“, gab Zelos als Antwort zu dem alten Kerl, legte dabei eine Decke zusammen. „Das hier ist die Letzte. Lass uns aufbrechen.“ Langsam beugte sich der Auserwählte zu Sheena hinunter, die an der Höhlenwand angelehnt saß und auf Zelos wartete. „Darf ich bitten, meine Prinzessin?“ Grinsend streckte er die Arme nach ihr aus. „Sei vorsichtig, blöder Auserwählter.“ Mit seinem üblichen Kichern schob Zelos seine Arme vorsichtig unter sie und hob sie in einem Ruck hoch. „Leicht wie eine Feder!“ „Ernsthaft, lass diese blöden Sprüche!“, zischte Sheena zu ihm hoch, ihr Blick schien Zelos durchbohren zu wollen. „Na komm schon, Hunny“, begann er zu witzeln, während er Sheena nach draussen trug. „Was hab ich dir denn diesmal getan? Ich hab nur die Wahrheit gesagt!“ Ihre Sätze, ihre langen und genervt klingenden Sätze, die sie ihm an den Kopf werfen wollte, waren mit einem Mal verschwunden. Für einen Augenblick musste Sheena ihre Augen abschirmen, denn die Sonne tauchte den Schnee in ein gleißendes Licht und egal wohin man auch sah, die Eiswüste erstreckte sich vor ihnen bis hin zum Horizont. Eiskalter Wind fuhr über ihr Gesicht und ließ den Körper der jungen Ninja aufzittern. Zelos sah mit einer besorgten Stille zu ihr hinunter, lächelte aber über den fast schon erstaunten Blick von Sheena. „In Altamira wäre es jetzt ein sehr warmer und schöner Strandtag“, begann Zelos leise. „Aber hier ist es nur kalt. Trostlos und kalt. Und den Schnee-„ „Hast du satt, ich weiß“, beendete Sheena seinen Satz. „Aber kalt ist es wirklich.“ Zelos setzte Sheena auf den Schlitten des Alten und zog eine weitere Decke über ihren Körper. „Ich werde hinter dir gehen, damit dir nichts passieren kann, meine Banshee.“ Mit einem verächtlichen Geräusch sah Sheena zur Seite weg. „Tsk. Als ob ich das bräuchte.“ Ihre kalkbleichen Wangen gewannen ganz leicht an Röte, Zelos seufzte leicht auf, lächelte jedoch erneut als er es bemerkte. „Du gibst niemals kampflos auf und das liebe ich so an dir.“ „Was hast du gesagt?“ „Ach nichts nichts! Hey Alter! Sind wir fertig?“ Zelos sah nach vorn, wo der Alte das Seil des Schlittens griff und die Hand hob. „Sind wir! Ein Tagesmarsch, Auserwählter, dann bin ich euch los!“ „Hah, hab nichts anderes als Antwort erwartet!“ Ein leichter Ruck gab Sheena die Bestätigung, dass der Schlitten bewegt wurde und sie schloss für einen Moment die Augen. Was würde wohl noch alles passieren, auf dieser seltsamen Reise? Wohin würden sie wohl noch kommen? Und was war eigentlich der Auslöser von diesem ganzen Schlamassel? Und warum war sie so glücklich, selbst nach diesen eher düsteren Vorfällen? Warum gab ihr die Stimme, die neben ihr schallte so ein seltsames Gefühl von Geborgenheit? Von etwas warmen, etwas schönem und etwas, wohin sie immer wieder kommen könnte. Eine Stimme war doch nicht wirklich verantwortlich dafür, dass sie sich… zuhause fühlte? Vorsichtig lugte Sheena hoch zu ihm. Die Sonne schien nun direkt in ihr Gesicht und es war schwer, die eigentliche Person in den Umrissen zu erkennen, aber trotzdem gab er ihr das Gefühl von Sicherheit. „Hast du etwas, Honey?“ „Hm?“ Hatte er sie beobachtet? „Tsk, natürlich nicht! Wollte nur wissen, ob du nicht irgendeinen Blödsinn vorhast, Zelos.“ Mit gespielter beleidigter und genervter Mine, kuschelte sich Sheena so weit unter die Decke, dass ihr Gesicht nur noch bis zur Nase herauslugte. Der Stoff roch nach allem Möglichen. Nach Gras und Erde, nach einer langen Reise, nach Holz und Seeluft. Wer auch immer der Alte war, der ihnen half, er hatte die Freiheit in seinem Leben erlangt, die Freiheit tun und lassen zu können, was immer er wollte. Selbst in dieser Eiseskälte war er an niemanden gebunden und musste sich auf niemanden verlassen. Wie sehr Sheena ihn darum einfach nur beneidete.   Die kleine Gruppe bahnte sich ihren Weg weiter in Richtung Flanoir, mit kurzen Pausen für Sheena und Zelos, damit diese sich aufwärmen konnten. Immer wenn Sheena ihre Füße bewegen wollte oder sich streckte, half Zelos ihr dabei, sich wieder in die Decken zu kuscheln. Ihr war nicht ganz bewusst, dass es jedes Mal länger dauerte, bis sie seinen Arm losließ, wie sie ihn leicht dabei neckte oder einmal sogar Schnee entgegen warf. Sein Lachen und Kichern gab Sheena bei jedem Unfug den sie trieben einen Funken zurück. Den, den sie als Kind bei ihm fand und nach dem sie immer auf der langen Reise der Welterneuerung gesucht hatte. Die Geborgenheit und diese unersetzbare Sicherheit die Zelos schon immer irgendwie bei sich trug. Das, was hinter seiner Maske und Fassade steckte, hinter den ungewollten Beleidigungen und dem verwirrten Betrug. Das, was Sheena wieder ausgraben wollte, nach all den Jahren in der tiefen Finsternis. Für diesen Moment, für diese Reise nach Flanoir dachte Sheena nicht daran, dass sie Orochi heiraten wollte um mit ihm Mizuho zu führen. Um nach Sylvarant zu ziehen um dort die Traditionen weiter zu führen  und dem Dorf das zurückzugeben, was sie ihm genommen hatte. Sie wusste, dass es dort war und auf sie warten würde, aber irgendwie war sich Sheena sicher, dass Zelos sie nicht allein lassen würde.     „Na endlich!“ Zelos fast schon überglückliche Stimme weckte Sheena aus ihrem Halbschlaf und sie blinzelte leicht, drehte den Kopf zu ihm hoch, aber da war er auch schon aus ihrem Sichtfeld verschwunden. „Wir sind fast da! Endlich! Ich kann den Urlaub in Altamira schon fast schmecken! Das salzig, warme Meerwasser, das Eis und die vielen vielen Hunnies am Strand, die mich alle furchtbar vermissen!“ Genervt rollte Sheena mit den Augen. Mehr als dort zu warten bis sie die Stadt vollkommen erreicht hatten, konnte sie nicht. „Mach nicht so einen Lärm, blöder Auserwählter!“, gähnte die Ninja und rollte ihre Schultern leicht. „Mit dir an der Seite zu reisen, ist immer wieder anstrengend.“ „Na da sagst du was“, meldete sich der Alte plötzlich zu Wort. „Er hat nicht aufgehört über Weiber zu faseln, über Cocktails und all so ein Mist.“ Der Alte konnte einem fast Leid tun. „Heeey!“, jammerte Zelos und tat so, als würde er sich Tränen von den Augen wischen. „Seid nicht so gemein zu mir! Als ob ich damit irgendwem was Böses getan hätte!“ Er lief vor und hampelte für einen Moment im Schnee herum. Was hätte Sheena dafür gegeben, den Anblick zu sehen, wie sich der Auserwählte Tethe’allas wortwörtlich zum Affen macht. „Na los, keine Müdigkeit vortäuschen, Alterchen!“ Sheena hörte nur noch ein knurrendes Geräusch als Antwort, weiterhin komische Trippelnde Geräusche und noch lauteres Knurren als zuvor. Kopfschüttelnd seufzte sie leise.   Die Tore der Stadt im Schnee hießen sie noch nie so unglaublich willkommen wie sie es jetzt taten. All die Gebäude und Menschen, all die Geräusche nach der Stille da draussen waren eine so wunderbare Abwechslung, dass Sheena die Augen schloss und sich für einen Moment hingab, einfach nur zu lauschen. „Wir bringen sie am besten gleich zum Doc.“ Zelos stimmte dem Alten zu. „Je schneller, desto besser. Ach, was kann ich dir geben für deine Hilfe?“ „Nichts, Auserwählter“, gab der Alte grinsend von sich. „Ich will euch nur noch loswerden.“ „Komm schon, irgendetwas musst du doch haben wollen.“ Zelos ließ nicht locker, wahrscheinlich starrte er den Alten im Moment mit diesen komischen Eiszapfenblick an. „Also gut. Also gut.“ Eine kurze Pause herrschte, ehe der Alte weitersprach. „Wennde mal wieder hier im Schnee feststeckst, dümmlicher Bursche, bring mir ne gute, alte Flasche Whiskey vorbei.“ „Heh. Du hast Geschmack, Alter. Das mag ich.“ Die beiden begannen auch noch, sich über Sorten zu unterhalten, die Sheena nach wenigen Sekunden wieder vergessen hatte. „So, da sind wir.“ Nachdem der Schlitten anhielt, kniete Zelos sich neben Sheena und half ihr dabei, aus den Decken zu krabbeln. Die Kälte umfing sie sofort und erbarmungslos, darum war sie froh, dass Zelos sie gleich hochnahm und an sich drückte. „Na dann, alter Mann. Bis demnächst!“ „Vergiss es, Bursche. Nun hau ab und bring sie rein, sonst erfriert sie hier noch.“ Zelos nickte ihm mit einem kecken Lächeln zu, dann drehte er sich um und brachte Sheena auf dem schnellsten Wege in das Haus des hoffentlich weniger schlecht gelaunten Doktors aus Flanoir.   „Wie oft muss ich euch das eigentlich noch erzählen, dass jeder sich verdammt nochmal anzustellen hat und-“ „Ja ja, später“, unterbrach Zelos ihn. „Sie ist gerade wichtiger, als deine verschnupften anderen Patienten.“ Schnippig konnte Zelos schon sein wenn er wollte und recht überzeugend. Der Blick sprach jedenfalls Bände und nachdem der Doktor seine Brille hochschob, sah er zu Sheena, legte seine Hände auf ihre Wangen und ihre Stirn, deutete danach auf ein Nebenzimmer. „Dort rein mit ihr. Schuhe und Hose aus. Socken ebenfalls. Was ist passiert, wenn ich fragen darf?“ Zelos warf nur schnell eine Erklärung zu dem Arzt, der nach ihnen in das Zimmer ging und sich neben das Bett stellte. „Also wollt ihr mir weismachen, dass sie fast erfroren wäre?“ „Genau das.“ Zelos verschränkte seine Arme, wich Sheena nicht von der Seite. Diese hatte die Augen geschlossen und genoss die Wärme um sie herum. „Sie hat keine Erfrierungen. Ausser ihrer blassen Hautfarbe ist sie äusserlich völlig in Ordnung.“, stellte der Doktor nach einer kurzen Untersuchung fest. „Ja und?“, entgegnete Zelos ungeduldig. „Ich kriege jeden Tag Idioten hier rein, die sich ganze Finger und Zehen da draussen abfrieren.“ Er schob seine Brille erneut hoch. „Solange ihr zahlt, ist mir das egal was für eine dämliche Geschichte ihr mir auftischt.“ „Bezahlung ist kein Problem“, kam es jetzt noch ungeduldiger und etwas finster von Zelos. „Behandle sie und helfe ihr, verstanden?“ Den Rest der Zeit blieben die beiden Männer recht ruhig, bis auf ein paar wichtige kurze Gespräche über ihre Gesundheit, kam nichts weiter. Es half aber Sheena dabei, einzuschlafen und endlich einen traumlosen und ruhigen Schlaf zu bekommen.   Ihre Augen schlug Sheena in einer bekannten Umgebung auf; dem Gasthaus von Flanoir. Sie war hier schon einmal gewesen, wollte damals mit Lloyd über ein ihr sehr wichtiges Thema sprechen, aber dieser hatte abgelehnt. Vielleicht war es die richtige Entscheidung gewesen? Sheena gähnte leise, buddelte sich langsam aus den Decken heraus und blinzelte in den Raum hinein. Zelos war nirgends zu finden. „Wie lange hab ich wohl geschlafen?“ Laut dem Stand der Sonne, dürfte es später Morgen sein, beantwortete sie sich die Frage selbst. „So schön warm.“ Sheena merkte, dass sie noch immer sehr langsam reagierte und ihre Kraft noch lange nicht zurückgekehrt war. Die Decke lag schwer auf ihr, aber gerade mochte sie das Gefühl und wartete geduldig darauf, dass Zelos wieder zurückkommen würde.   „Honey?“ Braune, warme Augen schauten Zelos aus dem Bett heraus an und er konnte nicht anders, ausser sanft zu lächeln. „Du bist endlich wach?“ „Und du endlich da!“, kam es leicht gedämpft unter der Decke hervor. Zelos zog diese von ihrem Gesicht und grinste Sheena an. „Natürlich. Ich war nie weg.“ „Wie lange hab ich geschlafen?“ Der rothaarige Auserwählte sah zu dem Fenster hin, dann zurück zu ihr und setzte sich neben Sheena auf das Bett. „Bis jetzt? Es ist Nachmittag, also recht lange.“ „Nachmittag?! Ich hab den halben Tag verpennt?!“ Breiter grinsend rieb er über die Decke, bis seine Hand auf dem Platz über ihrem Bauch ruhte. „Den halben Tag, meine dämonische Banshee!“ Dann aber änderte sich seine Mimik und er fing an, sanft über die Decke zu streicheln. „Du sollst dich noch eine Woche ausruhen und ein paar Pillen schlucken. Vor allem aber ist dir Kälte erstmal strikt verboten!“ Sheena grub sich noch weiter aus dem Berg Bettwäsche heraus und strich sich selbst ein paar freche Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Es ist bald die Zeit, alles für das Frühlingsfest vorzubereiten. Diese Woche sollte ich Mizuho dabei eigentlich helfen. Besser noch, es leiten.“ Sie klang leicht verzweifelt. „Ich kann mir nicht noch eine Pause leisten, Zelos.“ Ohne Vorwarnung hob Zelos ihr Kinn an und ihre Gesichter trennten nur wenige Zentimeter. „Ich weiß. Ich weiß wie sehr du dich um dein Dorf sorgst und du selbst auf der Strecke bleibst, aber diesmal werde ich dich aufhalten, Sheena, selbst wenn ich dich an ein Bett fesseln muss.“ Wie gebannt starrte sie in die blauen Saphire ihres Gegenübers. Sein Blick duldete keine Widersprüche, selbst sein sonst so dummes Grinsen war einem ernsten, eiskalten Ausdruck gewichen. „Und glaube mir“, fuhr der junge Mann fort. „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dich für ein paar Momente festzuhalten, gebe mir nicht die Möglichkeit dazu, Honey.“ Sheena fühlte seinen Atem auf ihrer Haut, die Wärme seiner Nähe, wie ihre eigenen Wangen anfingen zu glühen. Warum starrte er sie nur an? Warum tat er nichts anderes, ausser sie mit diesen unglaublich blauen Augen anzustarren? „Zelos, ich-“ „Höre ich nur einen Widerspruch, Sheena, dann werde ich dich gleich hier an dieses Bett fesseln, hast du verstanden?“ Sheena zuckte zurück.  Es gab selten Momente, in dem sie ihm die Oberhand ließ, selten Momente in denen sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Vielleicht war es noch immer die Erschöpfung, die in jeder ihrer Gliedmaßen saß und eine normale Reaktion komplett unterband. Sheena suchte in kürzester Zeit so viele Ausreden für diesen Augenblick, so viele Antworten auf die Frage, was sie hier eigentlich tat. „Sheena?“ Die ernste, widerspruchslose Stimme holte sie zurück in die Wirklichkeit. Sie wich seinem Blick aus, indem sie zur Seite sah. „Ist ja gut. Eine Woche.“ Grummelnd zog sie ihren Kopf zurück und drehte sich, soweit es ihr möglich war, zur Seite. „Danke dir. Dann werde ich für morgen einen Rheaird besorgen und uns nach Meltokio fliegen.“ Sheena murrte leise vor sich her, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Die Ninja war ein wenig beleidigt, aber Zelos störte das ganz und gar nicht. „Nur wenn du kannst, natürlich. Es ist deine Entscheidung, meine Prinzessin.“ „Lass die doofen Spitznamen, du Blödmann!“, gab Sheena schnippig von sich. „Ich werde das schon schaffen.“ Grinsend klopfte er leicht auf die Decke. „Na dann werde ich mich mal an die Arbeit machen. Versuch noch ein wenig zu schlafen, ja?“ „Pfff. Kümmer dich um deinen eigenen Kram.“ Sie konnte hören, wie Zelos aufstand und etwas aufhob. Bevor Sheena noch etwas sagen konnte, war er schon zur Tür hinaus. „Pah. Eine Woche Zeit damit verschwenden, diesen Blödmann um mich herumhüpfen zu haben“, fing Sheena leise an zu grummeln. Die Röte in ihrem Gesicht, ignorierte die Ninja gekonnt. Das war alles ganz allein seine Schuld!   Als Zelos das Zimmer erneut betrat und zum Bett ging, war Sheena tief und fest eingeschlafen. Sanft lächelnd befreite er ihr Gesicht aus dem Stoffchaos und strich ein paar Strähnen hinter ihr Ohr. „Nichts als Ärger habe ich mit dir, meine Prinzessin“, flüsterte er leise und  gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht.“ Zelos zog sich in ein anderes Zimmer zurück um dort ein Buch zu lesen. Es war überhaupt nicht seine Art, sich in seltsame Lektüren zu vertiefen, aber er wollte Sheena nicht ganz allein lassen. Und so wie sie sich sicherlich Gedanken über diese unglaubliche Situation machte, tat er es genauso. Das Lesen diente also als Ablenkung, selbst wenn er mit seinen Gedanken noch immer bei Sheena war und die Seiten nur halbherzig überflog. Seufzend klappte Zelos nach kurzer Zeit das Buch zu und lehnte sich mit einem weiteren langen Seufzer zurück. „Haaah, all dieser Unsinn der hier passiert… Heh, zumindest muss ich mich nicht mit diesen Mizuho Leuten rumärgern.“ Stimmt, da war etwas. Etwas, was seine Banshee und dieser Idiot aus dem Dorf tun wollten. Wofür war das gleich nochmal gut? „Tsk.“ Warum sollte seine Maid sich mit diesem dämlichen Hinterwäldler vermählen? Nur um das Dorf zu führen? Dieses Dorf, welches Sheena nur Ärger gebracht hatte? So eine starrköpfige und blinde Maid! Das Leben für etwas wegzugeben, was es nicht einmal wert war? Wie konnte sie bloß so eigensinnig sein? Zelos driftete ab in seine eigene Traumwelt, in der er Sheenas Hand nahm und in das leicht gerötete Gesicht der jungen Frau blickte. Sie war so unschuldig und so wunderschön. Dieses leicht verlegene Lächeln und wie sie ihm immer wieder auswich, wenn er versuchte ihren Blick zu erhaschen. Sie war so unglaublich niedlich. Wie lange kannte er sie schon? Wie lange hatte es gedauert, bis sie ihm sein Herz stahl? Während Zelos weiterhin darüber nachdachte und sich wünschte, diese Jahre noch einmal nachzuholen, schlief er auf dem Platz ein.   Die Nacht war kalt, doch der Himmel klar. Unzählige Sterne ließen den Schnee leicht aufleuchten, die Straßenlampen fügten ihr eigenes, warmes Licht dem Treiben hinzu. Hier und da liefen noch Einwohner oder Reisende durch die Winterstadt um die letzten Besorgungen zu tätigen. Als dann auch das letzte Licht in den Häusern erloschen war, tauchte ein Wesen auf. Die kleine, leuchtende Kugel zog ihre Bahnen durch die Straßen und Gassen, manchmal kam es schwebend vor einem Fenster zu stehen, ehe es weiter seine Bahnen zog. „Verius!“ Das Licht blitzte auf und mit einem Mal stand der große Fuchsgeist auf einem Dach. „Celsius. Es ist mir eine Ehre, dir ausserhalb unserer Ebene zu begegnen“, sprach er sanft und beugte den Kopf ein wenig hinunter. Celsius grinste leicht. „Die Ehre ist ganz meinerseits, Fuchs.“ Damit erschien der Summon Spirit des Eises vor Verius. „Es scheint, als hättest du dir einen seltsamen Weg ausgesucht, um sie beide zusammen zu führen?“ „Warum kommst du mit dieser Frage zu mir?“, fragte Verius, eine gewisse Vorsicht lag in seiner Stimme. „Es dürfte für einen Geist deiner Größe doch von keinerlei Interesse sein, was Menschen tun?“ Langsam schwebend verschränkte Celsius ihre Arme hinter ihrem Kopf und lehnte sich gemächlich zurück um in den Himmel zu starren. „Es ist sehr wohl von meinem Interesse. Schließlich ist es deine Schuld, dass sie fast den traurigen Tod in der Kälte fand. Tragisch, nicht wahr?“ Das schelmische Grinsen war selbst dem Fuchsgeist nicht entgangen. Jedoch erwiderte er nichts darauf. „Die Ereignisse waren leider nicht vorhersehbar. Ich bin dir dankbar dafür, dass du sie beschützt hast.“ Celsius grinste erneut leicht. „Naah, wie sieht das denn aus, wenn der Mensch, der mich besiegte in meinem Element zugrunde geht?“ Sie winkte mit einem Arm leicht in der Luft herum. „Bedanken musst du dich dafür nicht. Aber sag.“ Der Summon Spirit drehte sich in der Luft so, dass sie nun vor Verius schweben konnte und ihn direkt angrinste. „Was meinst du mit ‘die Ereignisse, die nicht vorhersehbar waren‘?“ „Genau darauf habe ich noch keine Erklärung.“ Verius legte sich nun in eine angenehmere Position, seine vielen Schweife erstreckten sich in alle Himmelsrichtungen. „Ich mische mich nicht in Herzensangelegenheiten hinein, wenn sie so offenliegen, wie die von meinem Menschen.“ „Deinem Menschen?“, fragte Celsius mit einem sarkastischen Unterton. „Glaubst du wirklich, dass du ihr damit helfen kannst?“ Der Fuchsgeist schwieg für einen kurzen Moment, ehe er ihr antwortete. „Ich helfe nur dann, wenn es nötig ist. Wenn das Herz dieses Menschen nach mir ruft. Aber soweit hätte es nie kommen dürfen.“ Nun schwebte Celsius zurück neben ihn um erneut in den Himmel zu starren. „Wenn die Menschen und alle anderen Wesen mit ihnen nach uns rufen, dann beantworten wir diese Rufe. Der eine beantwortet sie auf seine Weise, der andere macht es nicht.“ „Aber wenn sie nach Hilfe rufen, dann antworten wir alle gemeinsam“, beendete Verius den Satz. „Doch wer hat den Hilferuf dann mit dieser gefährlichen Reise beantwortet?“ Celsius schnaubte leicht, formte dabei eine Schneeflocke mit ihrer Hand und blies diese in die Nacht hinein. „Das weiß ich nicht. Ich bin nur der Summon Spirit des Eises. Nicht der der Vorhersehung oder Zukunft.“ Erneut herrschte Schweigen zwischen den beiden Kreaturen. Langsam erhob Verius sich. „Der einzige, der dazu fähig wäre ist Chronos.“ Lachend schwebte Celsius vor Verius. „Chronos?! Er ist der Letzte, der sich um so zwei unwichtige Menschen kümmern würde!“ Trotz des vor sich kichernden und sich krümmenden Spirits, blieb Verius genauso ruhig wie zuvor. „Celsius.“ Mit einem Mal verstummte sie und schwebte ein wenig vor ihm hin und her. „Ich danke dir erneut dafür, dass du sie bewahrt hast. Nun liegt es an mir den Grund für diese seltsamen Ereignisse zu finden.“ „Tsk. Du willst alleine durch die Welten wandern? Vergiss nicht, dass diese Welt den Mächten die wir verbergen nicht gewachsen ist. Wenn du dich zu sehr einmischst, wirst du das Gleichgewicht stören.“ „Dessen bin ich mir bewusst“, gab Verius als Antwort. „Darum werde ich Sheena einweihen. Sie hat die Macht, uns zu beschwören und damit das Gleichgewicht zu halten.“ „Hatte“, mischte sich Celsius ein. „Keiner ist mehr an sie gebunden.“ „Sie wird mich haben, das wird mehr als genug sein.“ Celsius war damit nicht einverstanden und zeigte dies dem Fuchsgeist auch mit einer abfälligen Geste. „Du wirst dich freiwillig in die Fänge eines Menschen begeben?“ Verius sprang nun von dem Dach hinunter, jedoch gaben seine Pfoten keinen Laut von sich, als sie den Schnee berührten. „Du vergisst, dass sie mich geschaffen hat. Manche Menschen sind mächtiger als sie wirken.“ Damit verschwand der Fuchsgeist und das kleine Licht wanderte erneut durch Flanoir. „Huh. Ob du damit wirklich etwas erreichst, Fuchs?“, sprach Celsius ihre Gedanken laut aus. „Na, mir solls recht sein.“ Damit war auch der Summon Spirit des Eises verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)