Blutsband 1 von __Kira ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 Katy ------------------------- Die großen Glastüren vor mir öffneten sich, mit einem breiten Grinsen auf meinem Gesicht bahnte ich mir meinen Weg durch die hereinströmenden Menschen, um nach draußen zu gelangen. Meine beste Freundin Zoe eilte an meine Seite und versuchte erst einmal wieder zu Atem zu kommen. „Endlich sind wir hier, Zoe!“ Völlig überdramatisch, drehte ich mich um mich selbst. Zoe beäugte das Specktakel kopfschüttelnd. Ich konnte jedoch ein Lachen in ihrer Stimme erkennen. „Du hast wirklich einen an der Klatsche, Katy. Musstest du so rennen? Ich hätte dich fast aus den Augen verloren!“ Ich konnte es noch immer nicht fassen, dass ich, Katherine „Katy“ Clarke nun wirklich hier stand. Ich hätte heulen können vor Freude. So lange war es schon mein Traum gewesen und nun wurde er tatsächlich zur Realität. Das große Leuchtschild über mir log nicht, ich befand mich tatsächlich in Moskau! Die noch immer kalte Luft des beginnenden Frühlings umgab mich, ich atmete tief ein um mich selbst und Zoe zuliebe etwas zu beruhigen. Hinter mir konnte ich das Klackern der Kofferrollen auf dem Vinylboden des Flughafens hören, das sich mit dem Stimmengewirr der verschiedenen Menschen zu einer lauten Masse formte. So unglaublich lange schon hatte ich den Wunsch einmal nach Moskau zu reisen, die märchenhaften Gebäude faszinierten mich genauso sehr wie die russische Sprache. Ich hatte wirklich versucht sie zu lernen, doch musste mich schnell wieder geschlagen geben, nachdem Zoe mir erklärt hatte das meine Aussprache, wie eine ich zitiere: „Sich in Zeitlupe übergebende Ziege“ anhörte. Dafür war mein englisch umso besser. Mein Vater, geborener Brite, hatte darauf bestanden mich zweisprachig aufwachsen zu lassen. Damit würde ich es schon schaffen uns zu unserer Unterkunft und den Sehenswürdigkeiten zu führen. Zoe hatte nicht viel für Moskau übrig und wäre lieber in ein sonniges Land im Süden geflogen, doch liebte sie mich viel zu sehr um mich alleine in eine riesige Weltstadt fahren zu lassen. Sie zog gerade die Karte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus ihrer Tasche und beäugte diese skeptisch. „Ich bezweifle das wir jemals in unserem Hotel ankommen werden.“ Ich gesellte mich neben sie und starrte auf das Wirr Warr der bunten Striche, die Bus und Bahn der Ochotny Rjad widerspiegelten. „Naja, also wir wissen schon mal das wir Hier sind.“ Mit meiner Fingerspitze deutete ich auf den Flughafen. „Und wir müssen da hin.“ Mein Finger wanderte zu dem roten Punkt, der den Standort unserer Hotels widerspiegelte. „Weißt du Katy, ich habe genau wie du meinen Abschluss gemacht. So weit war ich auch schon aber, wie kommen wir von A nach B?“ Das war nun wirklich ein Problem, dem wir uns stellen mussten. „Wir schaffen das schon, Zo. Lass uns einfach in…ähm… Rot einsteigen und sehen wohin sie uns führt. Zumindest scheint sie in Richtung Innenstadt zu fahren.“ Zoe seufzte und ließ den Plan wieder in ihrer Tasche verschwinden. „Deinen Optimismus hätte ich gerne.“ Ich grinste ihr breit entgegen. „Hey, wir sind in Moskau was kann jetzt noch schiefgehen?“ „Du und diese Art zu denken sind der Grund warum meine armen Eltern irgendwann einmal von der Polizei gesagt bekommen, das ihre Tochter spurlos verschwunden ist.“ Sie lachte und knuffte mich spielerisch in meine Schulter. Mit viel Geduld bahnten wir uns unseren Weg zurück durch die ankommenden Menschen, die sonnengebräunt ihre Familien umarmten oder diese die in voller Eile zu ihrem Gate rannten und keinen Gegenverkehr duldeten. Ich hörte ein Baby weinen und sah einem Mann zu der wild gestikulierend mit seinem Partner am Telefon stritt, zumindest klang es so, sie könnten sich natürlich auch nur über das Abendessen unterhalten haben. Russisch ist für mich eine sehr faszinierende aber auch verwirrende Sprache. So oft bekam ich Unterhaltungen mit, die klangen als ginge es um Leben und Tod und am Ende stellte sich heraus, dass es sich um ein Rezept für einen Nudelsalat handelte. Ich verlangsamte meinen Schritt, damit meine beste Freundin nicht doch noch aus Versehen unterwegs verloren ging. Eine lange Rolltreppe führte uns zu einem U-Bahn Gleis, von dem aus unsere Bahn fahren sollte. Wir hatten ziemliches Glück und mussten nicht lange auf unsere Bahn warten. Vollkommen erschöpft ließ Zoe sich in einen Viersitzer fallen. „Und jetzt?“ Fragte mich meine zerzauste beste Freundin. „Gib mir doch noch mal den Plan.“ Sie kramte in ihrer Tasche und reichte mir den schon mittlerweile in Mitleidenschaft genommenen Fahrplan. Mehr mit Augenmaß als mit Wissen suchte ich die Haltestelle, die am nächsten an unserem Hotel lag und lernte den Namen der Haltestelle auswendig. Immer wieder sagte ich die Haltestelle vor mir her „Krasnaja Ploschtschad“. „Was hast du gesagt?“ Zo, die sich gerade ihr langes, blondes Haar durchbürstete, sah mich verwirrt an. „Nichts, das ist nur unsere Haltestelle. Zumindest die an der wir aussteigen und dann weitersehen.“ Sie runzelte die Stirn und widmete sich wieder ihrem Haar, das sie nun zu einem hohen Zopf zusammenband. Die Fenster der Bahn spiegelten sich, aber ich wusste auch ohne einen Spiegel das mein Haar grausam aussehen musste. Der Knoten auf meinem Kopf hatte auch schon bessere Zeiten erlebt, Strähnen meiner dunklen Locken fielen mir in mein Gesicht und ließen alles eher an ein Nest erinnern. Für mich gab es jetzt jedoch wichtigeres als meine Haare, denn unsere Haltestelle wurde aufgerufen. Eine erneute Rolltreppe beförderte uns an die Oberfläche. Die Sonne war schon fast untergegangen und um uns herum tobte der Moskauer Alltag. Ich entschied mich dazu dem Menschenstrom zu folgen und sog scharf die Luft ein, als ich erkannte wo wir waren. Diesen Ort kannte ich bisher nur auf Bildern. Doch jetzt vor mir, mit der Dämmerung des Abends wirkte er noch imposanter! Vor uns lag der Rote Platz, ich konnte die Kathedrale sehen und musste erst einmal stehen bleiben um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen. „Wahnsinn!“ Hörte ich Zoe sagen. „Jetzt versteh ich, wieso dir Moskau so gefällt.“ Wir schossen unser erstes Urlaubsfoto und lachten über unsere völlig erschöpften Gesichter. Eine Weile betrachteten wir einfach das Geschehen um uns herum, bis uns wieder einfiel das wir noch ein Ziel für heute hatten. Der Check-in in unserem Hotel. Ich sah mich um, ob ich vielleicht irgendwo einen Stadtplan finden würde, und wurde auch ein paar Meter von uns entfernt fündig. Ich lohtzte uns beide vor die große Tafel und wenn wir den Verkehrsplan schon verwirrend fanden, hatten wir hier das ultimativ, unlösbare Rätsel vor uns. „Oh man, wie sollen wir das Hotel nur jemals finden Katy?“ Zoe ließ ihren Kopf auf die große Tafel fallen und seufzte hörbar laut. Mir ging es nicht anders, doch ich wollte ihr Mut zu sprechen und tat zumindest so, als würde ich wissen, was ich da sah. Mein Finger fuhr über die vielen Straßen und Kreuzungen, doch nichts. Kein Geistesblitz oder große Erkenntnis. „Wir sind jetzt schon das Gespött Moskaus, sieh mal da rüber. Der Typ beobachtet uns und sein Freund lacht sich über uns kaputt.“ Ich konnte das Lachen hören und sah böse in die Richtung, die mir Zoe gedeutet hatte. Knapp drei Meter neben uns standen zwei großgewachsene Männer. Die unter anderen Umständen gar nicht mal so unattraktiv gewesen wären. Der kleinere von ihnen grinste uns frech entgegen und flüsterte seinem Begleiter etwas ins Ohr. Ich sah mir seinen Freund etwas genauer an, wenn er mich schon anstarrte, als wäre ich eine Circus Attraktion konnte ich das ja wohl auch genauso tun. In dem Moment, in dem ich in sein Gesicht sah, bereute ich es schon wieder. Er sah gut aus, nicht die Sorte gut, die man nett anlächelt. Wir reden hier von der Sorte verdammt heiß gut. Seine dunklen Haare passten Perfekt zu den grauen Augen in seinem markanten Gesicht, das durch einen leichten Bart noch schöner wirkte. Er war muskulös, nicht wie diese verrückten Fitness Junkies die jeden Tag ins Studio rennen und sich mit Steroiden vollpumpen. Nein. Es sah natürlich aus und doch konnte ich nur erahnen, wie sein Körper unter der schwarzen Lederjacke aussah. Sein Blick hielt direkt in meine Augen und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Es machte mich wütend, wie sie einfach nur dastanden und uns bei unserem Versagen beobachteten. Schnaufend wendete ich mich wieder Zoe zu, die den blonden, kleineren nicht ganz so attraktiven Mann beäugte. Ich schnipste mit meinen Fingern vor ihrem Gesicht. „Wenn diese zwei hohlen Schönlinge uns schon dabei beobachten wie wir den Plan studieren, können sie uns auch direkt helfen. Sie scheinen eh nichts Besseres zu tun zu haben.“ Noch bevor Zoe die Möglichkeit hatte mich aufzuhalten, machte ich mich auf den Weg die zwei Männer um Hilfe zu bitten. Hinter mir hörte ich ein Lautes „Warte, was?!“ Doch dafür war es jetzt zu spät. Ich stand direkt vor dem attraktiven Unbekannten mit den schwarzen Haaren. Jetzt wo ich genau vor ihm stand, wirkte er noch größer. Er lächelte und hielt seine Augen auf mich gerichtet. Obwohl ich wütend war, kam ich nicht umhin die Gänsehaut zu ignorieren, die seine Nähe in mir ausgelöst hatte. Ich kam mir so klein und zerbrechlich vor. „Guten Abend, junge Frau.“ Mir blieb der Mund offen stehen. Der leichte Russische Akzent in seiner Stimme ließ mich zusammenzucken. Das Blut schoss mir in meine Wangen als ich bemerkte das er jedes Wort verstanden hatte das ich gerade zu Zoe gesagt hatte. Mein ganzer Mut war dahin. Ich wollte einfach wieder zurück kriechen und mich hinter der riesigen Tafel verstecken. „Kann ich Ihnen vielleicht zufälligerweise helfen? Ich habe gerade nichts Besseres zu tun.“ Sein Deutsch war perfekt und sein russischer Akzent ließ mir erneut ein Schwall Gänsehaut über den Rücken jagen. Er hatte etwas Autoritäres in seiner Stimme, was unheimlich sexy war. Ich versuchte mich daran zu erinnern das ich eben noch wütend auf ihn und seinen Begleiter gewesen war und räusperte mich. „Zufällig ja. Wenn Sie schon sehen, das wir Hilfe brauchen, dann bieten Sie, sie doch auch an. Das ist wirklich unverschämt.“ Ich stemmte meine Arme in die Hüfte und sah ihm fest in die Augen. Das Lächeln um seine Lippen wurde größer. „Sie haben natürlich vollkommen Recht. Wie kann ich Ihnen und ihrer Freundin weiterhelfen?“ Es machte mich wahnsinnig, dass er so gut aussah und ich mich kaum konzentrieren konnte. „W… Wir suchen unser Hotel.“ Ich reichte ihm den Flyer des Hotels und erschrak, als sich unsere Finger berührten. Sein Begleiter sah kurz auf den Namen des Hotels und antwortete in genauso gutem Deutsch. „Ich weiß wo das ist, ich kann euch dorthin führen.“ Zoe kam freudestrahlend zu uns gestürmt. „Wirklich? Das ist großartig! Lass uns gehen, komm Katy.“ Sie zog mich an meinem Arm doch mein Blick ruhte noch immer auf den grauen Augen des Fremden. Noch nie zuvor hatte ich so eine Farbe gesehen, sie wirkten fast silbern. Sein markantes Gesicht machten es schwer sein Alter einzuschätzen, aber allzu viel älter als wir konnte er nicht sein. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie sein blonder Begleiter versuchte meine beste Freundin für sich zu gewinnen. „Machen Sie sich keine Sorgen, wenn er es übertreiben sollte, werde ich ihn zurecht weißen.“ Ich erschrak erneut. „Woher wussten Sie das?“ Er lächelte freundlich. „Man hat Ihnen Ihre Sorge angesehen.“ Schüchtern fuhr ich mir mit meiner Hand durch meine Haare und erreichte damit nur das sich noch mehr Strähnen aus meinem Haar lösten. Ich gab es ganz auf und zog das Haargummi aus meinem Haarknäul und ließ mir meine Haare über die Schultern fallen. „Sie… Sie haben sehr schönes Haar.“ Sein Blick hatte etwas sinnliches und auch seine leicht geöffneten Lippen ließen mich erröten. „Komm jetzt Katy!“ Zoe riss mich aus dieser verzwickten Situation. Ich ließ mich von ihr mitziehen und folgte unseren zwei neuen Begleitern die belebte Straße entlang. Während wir an einer Ampel darauf warteten das sie auf Grün schaltete, gesellte er sich wieder zu mir. „Ihre Tasche muss sehr schwer sein, ich nehme sie Ihnen ab.“ Ich sah zu ihm auf und versuchte nicht wieder ins Grübeln seiner Augenfarbe zu versinken. „Nein, es geht schon aber danke.“ Meine Finger zitterten und ich hielt mich an den Trägern meines großen Reiserucksackes fest. Seine Hand legte sich sanft über meine. Ein Zucken, wie ein elektrischer Schlag durchfuhr die Stelle an der er mich berührt hatte. „Ich bestehe darauf.“ Ich trat einen kleinen Schritt von ihm Weg und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Wer sagt mir, dass Sie nicht vorhaben meine Tasche zu stehlen?“ Ein amüsiertes Lächeln trat auf seine Lippen . „Habe ich Ihnen bisher anlasse dazu geben, etwas Derartiges von mir zu denken?“ Mein Blick fiel auf Zoe, die ihre Tasche schon an den jungen, blonden Mann abgegeben hatte und sich freudestrahlend mit ihm unterhielt. Er schien nicht den Anschein zu machen gleich Wegrennen zu wollen. Ich seufzte und ließ den schweren Rucksack auf den Boden fallen. Mit einer Leichtigkeit schwang er sich einen Träger über seine Schulter und beäugte die Ampel die gerade auf Grün geschaltet hatte. Ohne es groß zugeben zu wollen war es wirklich eine Erlösung das schwere Gewicht nicht mehr durch die Gegend tragen zu müssen. Am Anfang unserer Reise war ich noch überzeugt davon, dass es eine Super Idee wäre statt einem rollbaren Koffer einen riesigen Rucksack mit mir herum zu schleppen. Auf seiner Schulter sah er so leicht aus, dass ich mich wieder einmal schwach fühlte. „Danke sehr aber Sie hätten das wirklich nicht tun müssen.“ Mein Blick war auf die gepflasterte Straße vor uns gerichtet. „Vielleicht beantworten Sie mir im Gegenzug ein paar Fragen.“ Überrascht sah ich nach oben. „Natürlich nur, wenn sie Ihnen nicht allzu privat sind.“ Ich nickte und automatisch verlangsamten wir unseren Schritt. Er zog eine kleine silberne Metallschachtel aus seiner Jacke und steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel. „Stört es Sie, wenn ich rauche?“ Ich schüttelte den Kopf und sah ihm dabei zu, wie er sie mit einem teuer aussehenden Feuerzeug anzündete. Ich beobachtete die hell leuchtende Glut und den blauen Rauch, den er in die Nacht blies. Auch wenn rauchen etwas Ungesundes war, sah es an ihm doch auf irgendeine Weiße sehr erotisch aus. „Sie scheinen nicht aus Russland zu kommen, was verschlägt sie in eine große Stadt wie Moskau?“ Ich überlegte kurz, was genau ich ihm sagen sollte. „Moskau strahlt für mich etwas Magisches aus. All die alten, bunten Gebäude scheinen nicht aus dieser Welt zu stammen und na ja…“ Ich seufzte, als sich eine traurige Erinnerung in mein Gedächtnis stahl. „Vielleicht wollte ich dieser Welt zumindest für einen Moment entfliehen.“ Sein Blick verfinsterte sich unmerklich. „Moskau ist eine dreckige Stadt.“ „Nicht schmutziger als andere Großstädte, die ich gesehen habe.“ „Es ist ein Dreck, der nicht für Ihre Augen bestimmt ist.“ Eine ungemütliche Stille hatte sich zwischen uns ausgebreitet, die ich nicht länger dulden wollte. „Woher haben Sie gelernt so gut deutsch zu sprechen?“ „Ich spreche viele Sprachen.“ „Das erklärt nicht, woher Sie Ihr können haben.“ Der grimmige Blick verschwand aus seinen schönen Zügen und wich einem erneuten kleinen Lächeln, das ihn noch unwiderstehlicher aussehen ließ. „Ich habe an vielen Orten auf der Welt gelebt und viele schöne Plätze gesehen.“ „Und was hat Sie dann wieder zurück nach Moskau gezogen?“ „Irgendetwas zieht einen doch immer zurück in die Heimat oder nicht?“ „Dann war es Ihre Familie, weshalb sie zurückgegangen sind?“ „Meine Familie ist schon sehr lange Zeit Tod, ich habe nur noch meinen Bruder.“ „Das tut mir sehr leid.“ Auch ich hatte geliebte Menschen verloren aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Ich war hierhergekommen um endlich damit abschließen zu können. „Es ist in Ordnung, es ist viel Zeit vergangen.“ Er sah zu dem blonden Mann und meiner besten Freundin. „Die beiden scheinen großen Gefallen aneinander gefunden zu haben.“ Ich folgte seinem Blick und konnte ihm nur zustimmen. Zoe war eindeutig in Flirtlaune und mehr als vertieft in ihr Gespräch mit dem hübschen blonden Mann. Ich seufzte, wie konnte man sich auch nicht sofort in sie verlieben. Zoe hatte es noch nie schwer gehabt die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen. Sie sah atemberaubend aus und hatte eine Figur, die jedes Model eifersüchtig gemacht hätte. Ihre blauen Augen wurden von langen, dichten Wimpern eingerahmt und ihre vollen, sinnlichen Lippen führten dazu, dass die Männer nur so daran hingen. Ich liebte Zoe seit dem Tag an dem sie neu in unsere Klasse, in der Grundschule kam und mich als ihre beste Freundin auserkoren hatte. Wir wurden zu Pech und Schwefel und verbrachten seither jeden Tag miteinander. Ich würde nicht sagen, dass ich hässlich bin aber im Gegensatz zu Zoe hatte ich, meiner Meinung nach an einigen Stellen ein paar Kurven zu viel. „Alles in Ordnung? Sie scheinen in Gedanken verloren zu sein.“ Ich erwachte aus meinen Tagträumen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den gutaussehenden Mann neben mir. „Nein, nein. Mir geht es gut. Ich habe nur gerade daran gedacht, dass es kein großes Wunder ist, das Ihr Bruder sich zu Zoe hingezogen fühlt. Ich meine jeder Blinde würde sehen, wie wunderschön sie ist.“ Er lächelte abermals. „Hmm, hübsch ist sie aber ich fand brünette Frauen schon immer attraktiver.“ Meine Wangen liefen rot an und ich versuchte mein Gesicht vor ihm zu verstecken. „Zum Glück haben mein Bruder und ich so einen unterschiedlichen Frauengeschmack, so kommen wir uns nie in die Quere.“ Er fuhr mit seiner Tortur fort. Ob er sich überhaupt bewusst war, was er da mit mir anstellte. Wir schlossen zu den anderen beiden auf und hielten vor einem großen, alten Gebäude an. Von außen machte es nicht besonders viel her aber das hatten wir bereits auf den Bildern im Internet gesehen. „Wir sind da.“ Verkündete sein Bruder. Zoe und ich grinsten uns an. Die beiden großen Männer hielten uns die Tür auf und sobald wir die Empfangshalle betreten hatten, stockte uns der Atem. Alles um uns herum war verziert mit Gold und Kristallen. Es war das einzige Hotel, das noch ein Zimmer für uns frei hatte und unser Geld reichte gerade so für die billigsten Doppelzimmer. Die Dame an der Rezeption sah zu uns auf und weitete ihre viel zu überschminkten Augen. Ihr Blick war nicht auf uns, sondern auf die Männer hinter uns gerichtet. Sofort eilte sie nach vorne, an uns vorbei, wobei sie mich auf ihrem Weg vollkommen übersehen hatte. Ich wurde unsanft zur Seite geschupst und spürte direkt eine starke Hand in meinem Rücken. „Was für eine Ehre! Womit haben wir den Besuch der berühmten Kovalewskij Brüder verdient? Was kann ich für Sie tun?“ Ihr Blick verriet, dass sie nicht abgeneigt war, mit einem (oder beiden) in einer ihrer Hotelsuiten zu verschwinden. Zoe und Ich sahen uns sprachlos und fragend an. Die berühmten Kovalewskij Brüder? Keiner von Ihnen hatte auch nur etwas Derartiges angedeutet. Schweigend standen wir am Rand und beobachten das Szenario. „Unsere Freundinnen hier haben ein Zimmer in ihrem Hotel gebucht, wir haben ihnen nur den Weg gezeigt.“ Zoe lief bei den Wort Freundinnen rot an und hielt sich an meinem Arm fest. Ein hasserfüllter Blick der Rezeptionistin legte sich über uns. „Natürlich, ich werde sofort nachsehen.“ „Ich danke Ihnen.“ Sie verschwand hinter ihren Tresen und sah in ihren Computerbildschirm. „Es tut mir sehr leid, es scheint wohl ein Fehler vorzuliegen, ich habe hier keine Reservierung.“ „Was? Das kann doch nicht sein. Sehen sie bitte noch einmal nach.“ Sie rümpfte ihre Nase. „Junge Frau, wenn ich es ihnen doch sage, für ihre Preisklasse haben wir keine Zimmer mehr frei.“ Die Abfälligkeit in ihrer Stimme war kaum zu überhören, mit der sie unsere Preisklasse betonte. „Sehen Sie bitte noch einmal unter Zoe Bauer nach.“ Genervt tippte sie den Namen erneut ein, sie wurde blass und schluckte. „Gibt es ein Problem, gute Frau?“ Mein großer Begleiter stand hinter uns. „Wie es aussieht, wurde ihr Zimmer doppelt vergeben.“ „Dann scheint es nicht an unseren zwei Freundinnen zu liegen.“ Schaltete sich Blondie ein. „Da lässt sich doch sicher etwas machen.“ Sie sahen ihr tief in die Augen. „Es tut mir sehr leid, wir haben keine Zimmer in dieser Kategorie mehr frei.“ Sie wirkte eingeschüchtert und zitterte leicht. „Aber ich kann Ihnen eine Suite anbieten.“ „Zoe, das können wir uns nicht leisten.“ Zoe nickte traurig. Erneut legte sich eine große Hand auf meinen Rücken. Ich sah nach oben in das Lächeln des Mannes der mir auf dem Weg hier her Gesellschaft geleistet hatte und dessen Berührungen ein ungewohntes Kribbeln in meinem Körper auslösten. „Sie haben die Damen gehört, lässt sich da nicht irgendetwas Regeln, da es ja ganz offensichtlich nicht ihre Schuld war.“ Erneut sah er ihr fest in die Augen, ihr Blick wurde glasig. „Natürlich. Sie bekommen die Suite für den Preis ihres eigentlichen Doppelzimmers.“ Zoe sprang mir um den Hals und bedankte sich bei unseren Rettern. „Ich weiß nicht, wie wir Ihnen dafür danken können.“ Mein Blick richtete sich auf die grauen Augen, die mich so faszinierten. „Ich hätte da eine Idee.“ „Oh welche denn Bruderherz?“ Für einen kurzen Moment hatte ich vergessen, das wir nicht alleine waren, bis sich sein Bruder in das Gespräch mit einbrachte. „Ich… Wir würden Ihnen gerne unsere Stadt zeigen.“ „Das ist eine super Idee!“ Rief Zoe, ich lächelte ihr zu. „Sehr gerne.“ Ein Räuspern hinter mir, weckte meine Aufmerksamkeit. „Entschuldigen Sie bitte, ich bräuchte noch Ihre Daten.“ Ich nickte der Rezeptionistin zu und drehte mich von den anderen weg. „Ich bräuchte auch nur ihren vollen Namen.“ Ich ließ Zoe alle Details klären. „Katherine Clarke.“ Sie tippte auf ihrer Tastatur und entließ mich dann wieder zu meiner Gruppe. „Nennt sie bloß niemals Katherine, sonst ist sie euch für Jahre sauer.“ Lachte Zoe herzlich. „Wie möchten Sie denn dann genannt werden?“ Sein Blick fixierte mich. „Katy und könnten wir vielleicht zum Du übergehen?“ Eine leichte Röte stieg mir ins Gesicht. „Sehr gerne.“ Seine Stimme klang sanft und ein erneutes Kribbeln durchfuhr mich. „Wir müssen jetzt los, Brat.“ Das russische Wort für Bruder, so viel wusste ich. „Wir sehen uns um Neun!“ Erinnerte meine beste Freundin die beiden Männer zum Abschied. Sie waren fast in der Tür verschwunden. „Warte!“ Ich rannte meinem dunklen Begleiter hinterher. „Du hast mir noch nicht deinen Namen verraten.“ Er lächelte wieder einmal so atemberaubend. „Jurij. Jurij Kovalewskij.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)