Blutsband 1 von __Kira ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 Jurij -------------------------- Wir hatten zwar keinen Termin mit den Mädchen vereinbart, trotzdem wollte ich so schnell wie möglich wieder zurück zu Katy. Mein Bruder stand gerade in der Küche und drückte die letzten Tropfen Blut aus einer Konserve in sein Glas. Natürlich hätten wir auch direkt aus den Beuteln trinken können aber selbst bei Vampiren isst das Auge mit. Er reichte mir eines der Gläser und setzte sich dann an unseren Esstisch. „Gedulde dich etwas. Sie schlafen bestimmt noch.“ Ich setzte mich zu ihm und ließ das Blut umherschwenken. „Keinen Appetit?“ „Sehr witzig, Bruder.“ Vampire kannten etwas wie Appetit nicht, nur Lust und Drang. Wir konnten mehrere Tage auf Blut verzichten, aber je länger wir darauf verzichteten, desto wilder wurden wir. Wir mutierten zu tödlichen Monstern, die keine Beherrschung mehr kannten. In meinen 600 Jahren war ich noch keinem Vampir begegnet, der komplett auf menschliches Blut verzichtete. Manchmal frage ich mich was passieren würde, wenn wir keines mehr zu uns nehmen würden. Ich trank einen Schluck aus dem Glas. Es war etwas völlig anderes Blut direkt aus einem lebenden Menschen zu trinken. Die Blutkonserven waren ein Mittel zum Zweck. Es schmeckte kalt und irgendwie alt, im Gegensatz zu der warmen Köstlichkeit aus dem Hals einer jungen Frau. Hin und wieder biss Kirill eine Frau, die er am Abend zuvor verführt hatte, er löschte ihre Erinnerung sorgfältig und sorgte dafür, dass sie nicht einmal mehr wusste, wer wir waren. Ich hatte schon seit einigen Jahrzehnten keinen Menschen mehr gebissen. Seit es Krankenhäuser und Blutspenden gab, versorgte ich mich damit. Ich manipulierte Ärzte, so das sie es mir freiwillig lieferten. Es war ebenfalls nicht die feine Art aber das Blut der heutigen Menschen schmeckte unrein. All die Medikamente und Drogen in ihrem Blut ließen es fad schmecken. Ich hatte nicht mal mehr das Bedürfnis einen Menschen zu beißen, bis ich Katy begegnet bin. Ihr Blut roch so unglaublich köstlich. Süß und fruchtig. Normalerweise hatte ich kein großes Problem damit meine Beherrschung nicht zu verlieren, aber bei Katy sorgte ein einfaches zurückstreichen ihrer Haare schon dafür, dass sich meine Fangzähne ihren Weg nach draußen bahnten. Trotzdem konnte ich meine Finger nicht von ihr lassen. Ich musste sie berühren, sie ansehen, ihr zuhören und sie beobachten bei allem, was sie tat. „Denkst du schon wieder an sie?“ Mein Bruder Kirill lächelte mich an. „Ich tue nichts anderes mehr.“ „Ich habe Vladimir angerufen.“ Überrascht sah ich meinen Bruder an. „Wieso das?“ Vladimir war ein sehr alter Vampir. Er hatte uns damals nach unserer Verwandlung unter seine Fittiche genommen und war wie ein Vater für uns. Er machte uns zu den Männern, die wir heute waren. Sein Sitz lag in St. Petersburg, vor langer Zeit gab er uns sein Einverständnis über sein Land zu wachen. „Ich dachte mir, du möchtest bestimmt das er ein Auge auf die beiden Mädchen wirft.“ „Ich danke dir Bruder.“ Kirill prostete mir mit seinem Glas zu und trank es leer. Unter der Dusche ließ ich das heiße Wasser über meine Haut laufen. Sobald ich meine Augen schloss, sah ich ihr Gesicht vor mir. Ich wollte nicht das sie ging, sie sollte für immer an meiner Seite bleiben. Vielleicht könnte ich ihr irgendwann mein Geheimnis preisgeben und sie zu einer von uns machen. Wir wären bis in alle Ewigkeit zusammen. Ich müsste mir keine Gedanken um einen Abschied machen. Wir könnten in unserem alten Schloss leben und zusammen unser Reich regieren. Sie wäre meine Zarin der Vampire. Das warme Wasser war verbraucht und wurde durch eiskaltes ersetzt. Ich verließ die Dusche und sah in den großen Spiegel. Mein Körper war von den vielen Kämpfen mit Narben überseht, aber die größte Narbe würde ihr gehen verursachen. Kirill wartete bereits auf mich um die Mädchen zu überraschen. Wir fuhren mit nur einem Auto, nach einem Münzwurf hatte er gewonnen. Sein Sportwagen war schnell und überholte jedes Auto das sich vor uns auftat. Angst vor dem Tod brauchten wir keine zu haben. Kirill war ein guter Fahrer und liebte es sich schnelle Autos zu kaufen. Ich vertraute seinem Können und lehnte mich zurück, es würde keine lange Fahrt werden. Das Hotel der Mädchen war schnell erreicht. Wir klopften an ihre Tür und mussten nicht lange auf den Einlass warten. Überrascht blickte uns Katys blonde Freundin an. „Oh, was macht ihr denn hier?“ Ihre Stimme klang nicht so begeistert wie erwartet. Kirill gab ihr einen Kuss auf die Wange und trat ein. „Hast du mich etwa nicht vermisst?“ Ich folgte meinem Bruder und sah mich in dem Wohnzimmer der Suite um. „Wo ist Katy?“ Ihre Freundin zuckte zusammen. Ich musste aufpassen um nicht zu bedrohlich zu wirken. Zoe war ihre beste Freundin und hatte zu viel Einfluss auf Katy. Sie könnte ihr sagen, dass sie mich nicht mehr sehen sollte. „Was ist mit ihr?“ Irgendetwas stimmte hier nicht. Panik stieg in mir auf. Wenn irgendjemand Katy etwas angetan hatte, würde ich ihn finden und zur Rechenschaft ziehen. „Sie ist hier, sie schläft noch.“ Zoe griff nach ihrer Jacke und zog sie sich an. „Was ist hier los?“ Ich sah sie eindringlich an. „Euer Regenspaziergang und die Sauna gestern waren etwas zu viel für sie. Sie liegt mit Fieber im Bett.“ Ich hatte Schuld an Katys zustand? Ich musste sie sehen! „Und du lässt sie einfach so alleine?“ Wütend funkelte das blonde Mädchen mich an. „Ja, um ihr Medikamente zu holen.“ Medikamente… Damit würde sie nur Katys Köstliches Blut verderben. „Sie muss morgen wieder fit sein. Du erinnerst dich das wir noch weiter nach St. Petersburg wollten oder hast du das einfach gekonnt ignoriert?“ Ihre schnippische Art machte mich wütend. Kirills Blick fiel zwischen uns hin und her. „Lass uns die Medikamente holen Zoe.“ Er zog sie von mir weg. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. „Zoe?“ Katy stand in der Tür des Schlafzimmers. Nicht nur ihre Stimme war schwach. Ihre Wangen glühten rot und Schweißperlen rannen über ihr wunderschönes Gesicht. Sie sah so zerbrechlich aus. Ihr Blick flog durch den Raum und blieb an mir hängen. Überrascht riss sie die Augen auf. „Jurij.“ Sie wollte einen Schritt auf mich zugehen und kippte dabei fast in sich zusammen. Ich eilte zu ihr und legte ihr stützend meinen Arm um die Taille. Sie fühlte sich kochend heiß an. „Du musst zurück ins Bett. Sofort.“ Ihre dünnen Finger griffen halt suchend an meinen Arm. „Was tust du hier Jurij?“ Ich musste sie einfach berühren. Ihr Haar fühlte sich so samtig weich an das ich ein paar Mal darüber strich. „Shh. Du musst jetzt erstmal zurück ins Bett.“ Sie nickte und ließ sich von mir ins Schlafzimmer helfen. Ihre knappe Hose ermöglichte mir einen Blick auf ihre langen Beine und auch auf ihren knackigen Hintern, während sie über das Bett kletterte. Ich musste mich zwingen den Blick von ihr abzuwenden. Sie zog die langen Ärmel ihres Oberteiles nach unten und kuschelte sich unter die dicke Bettdecke. Ich setzte mich auf die andere Seite des Bettes und zog sie zu mir. Ihr Körper schmiegte sich an mich, während sie ihren Kopf auf meine Brust legte. „Wieso bist du hier?“ Fragte sie erneut. „Ich wollte dich sehen.“ Sanft strich ich über ihre langen, braunen Haare. „Du solltest wieder gehen, sonst steckst du dich noch an.“ Ich lächelte, wenn sie nur wüsste. „Möchtest du das ich gehe?“ Mein Herz hörte auf zu schlagen. „Nein.“ Ich griff um sie und zog sie noch näher an mich heran. „Ich wäre auch nicht gegangen.“ Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren lieblichen Zügen ab. Selbst jetzt war sie wunderschön. Ihre Atmung wurde langsam und gleichmäßiger. Sie war in meinen Armen eingeschlafen. Ich hatte sie ganz für mich allein, es wäre ein Leichtes für mich gewesen sie jetzt zu packen und das Blut aus ihrem schönen Hals zu trinken. Stattdessen küsste ich ihre Stirn. Die Vordertür öffnete sich nach einem leisen Piepen, herein kamen mein nur so vor Charme strotzender Bruder und seine blonde, zickige Flamme. „Was machst du in unserem Bett?“ War das erste was sie sagte als sie Katy und mich gemeinsam in dem großen Bett liegen sah. Ich deutete ihr an still zu sein und sie verließ Augenrollend das Schlafzimmer. Kurze Zeit später kam sie mit einem Glas Wasser und Tabletten wieder zurück. „Wenn sie aufwacht, soll sie die Tabletten nehmen, sie senken das Fieber.“ Ich nickte. „Und was macht ihr?“ Ich wollte nur das sie wieder von hier verschwand. Ich duldete ihre Anwesenheit nur, wenn Katy es wollte und diese schlief gerade. Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Zoe war biestig und viel zu aufgedreht, sie wirkte wie ein Mädchen, das leicht zu haben war und damit schon vollkommen uninteressant für mich wurde. Katy hingegen war süß und unschuldig. Sie freute sich über die kleinsten Dinge im Leben und brachte meine Welt mit ihrem Lächeln zum Strahlen. „Möchtest du wirklich das ich mich noch dazu lege?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich atmete tief durch, um ihr nicht die Kehle zu zerreißen. So viel zu meiner Jahrzehnte langen Selbstbeherrschung. „Verschwinde Blondie.“ Ein erneutes Augenrollen und sie verließ das Zimmer wieder. Ich hatte schon immer ein Problem mit blonden Frauen gehabt. Sie waren nervige Anhängsel, die einem das Leben zur Hölle machten. Ich wusste, wovon ich sprach. Vladimir hatte, nachdem wir bereits 300 Jahre bei ihm verbracht hatten, eine Jungvampirin aufgenommen. Ihr Name war Casandra, sie war in Katys Alter, als sie verwandelt wurde. Ein wirkliches Biest. Sie wurde an einen alten, notgeilen Mann verheiratet der sie jede Nacht aufs Neue vergewaltigte und sich jetzt an allen Männern rächen wollte. Aus irgendeinem Grund hatte sie aber gefallen an mir gefunden und umgarnte mich mit ihren Reizen, von denen sie nicht zu wenige besaß. Ich hatte nicht weiter darüber nachgedacht und mir viele Nächte das Bett mit ihr geteilt. Mir wurde schnell langweilig und so dauerte es nicht lang, dass ich ihrer überdrüssig wurde. Sie hatte versucht mich umzubringen und war kläglich daran gescheitert. Vladimir hatte mich für eine gewisse Zeit fortgeschickt, um sie weiter ausbilden zu können. Sie war ein Jungvampir und hatte noch keinerlei Beherrschung oder Kontrolle über ihre Kräfte. Hätten wir sie einfach so gehen lassen, hätte sie wahrscheinlich ganze Dörfer zerstört. Ich ließ St. Petersburg also hinter mir und machte mich auf nach Moskau. Katharina die Große war gerade an die Macht gekommen und war bekannt für ihre vielen Liebhaber. Ich schlich mich bei Hofe ein und machte ihr eine Zeit lang den Hof, bis auch das mich langweilte. Ich beschloss die Welt zu sehen und reiste viel umher. Zwei ganze Jahrhunderte verbrachte ich damit umher zu reisen und schloss viele Bündnisse mit anderen mächtigen Vampiren, die bis heute nicht an Bedeutung verloren hatten. Vor Hundert Jahren kam ich zurück zu Vladimir, Casandra hatte seinem Schloss den Rücken gekehrt und ich frage nicht nach, wo sie sich aufhielt. Ich war mir sicher, dass sie irgendwelchen unschuldigen Männern das Herz herausriss. Vladimir übertrug meinem Bruder und mir die Verantwortung für sein Reich. Jetzt lag es an uns sich um junge, unwissende Vampire zu kümmern und dafür zu sorgen das die Jäger uns in Ruhe ließen. Katy schlief tief und fest, sie in meinen Armen zu halten war das schönste Gefühl, das ich seit langem verspürt hatte. Sie hatte nichts mit meinen anderen Geliebten gemeinsam. Die anderen Frauen hatte ich für meine Lust benutzt, es war nur Sex. Bei ihr reichte es aus sie einfach nur ansehen zu können. Natürlich würde ich sie gerne Küssen, ihren Körper liebkosen und mit ihr schlafen aber ich würde so lange warten, bis sie bereit dafür wäre. Wenn ich sie denn wiedersehen darf. Ihr schönes Gesicht zog kleine Grimassen, ich strich über jede einzelne Sorgenfalte. Sie legte ihren Arm um mich und presste sich fest an mich. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch wirklich schlief. „Geh nicht.“ Ihre Augen waren noch geschlossen während sie im Schlaf sprach. Was hatte sie gesagt? Geh nicht? Mein altes Herz wurde schwer. Ich konnte sie nicht einfach NUR wiedersehen, ich würde bei ihr bleiben, solange sie mich wollte. Ich würde nach St. Petersburg mitgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)