Küsse stehlen von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: -----------   Warum stiehlst du KID?" Der junge Oberschülerdetektiv verschränkte die Arme vor der Brust und trat dann einen Schritt näher. Er hatte KID umstellt. Von hier oben konnte er definitiv nicht entkommen. Sein Umhang, den er ohne Weiteres in einen Gleiter verwandeln konnte, lag abgerissen wenige Meter entfernt von ihnen. KID war so gut wie besiegt. Ein triumphierendes Lächeln umspielte Shinichis Lächeln. Endlich! Endlich hatte er KID. Er hatte keinen Ausweg mehr, keine Fluchtmöglichkeit. "Vielleicht, weil ich es kann?", meinte KID und lächelte leicht. Dieses Pokerface... es regte Shinichi auf. So überheblich und arrogant. Merkte KID denn nicht, wie aussichtslos die Lage war? Mit einem Mal griff der junge Dieb nach hinten und zückte eine kleine Granate. Shinichi erschrak, doch ehe er reagieren konnte, hatte KID diese schon auf den Bodengeworfen. Grelles Licht strömte hervor und der junge Detektiv hielt sich eine Hand vor sein Gesicht.  “Verdammt!”, fluchte er laut. Aus den Lüftungsschächten drang dichter Nebel. Schlafmittel, registrierte Shinichi. Anscheinend gelang diesem Dieb schon wieder die Flucht... Shinichi versuchte sich auf seine anderen Sinne zu konzentrieren. Es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Augen brannten, sein Hals schmerzte und seine Knie fühlten sich zunehmend immer mehr an wie Pudding. Und dann waren da auf einmal diese fremden Hände, die seinen Arm von seinem Gesicht zogen. Shinichi wollte sich wehren, doch er war zu überrascht, zu schwach. Es war zu schnell vorbei, dann sank er bewusstlos zusammen. Seine Lippen schienen zu prickeln. War das gerade wirklich passiert?   +++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++   “Inspektor Nakamori!” Der angesprochene Inspektor sah von seinem Schreibtisch auf. Verwundert registrierte er, dass Shinichi Kudo in der Tür stand. Er sah verschwitzt aus, so als wäre er hierher gerannt. Nakamori hatte von ihm gehört, dem großen Meisterdetektiv des Westens. Gestern hatte er ihn auch getroffen - gestern, als ihnen erneut KID durch die Lappen gegangen war. Sein Kollege Megure hatte ihm Kudo empfohlen, doch selbst diesem angeblichen Meisterdetektiv war es nicht gelungen, ihn zu schnappen. “Was kann ich für dich tun, Kudo?”, fragte der Inspektor nun nach. “Beeil dich, wie du siehst, habe ich viel zu tun”, meinte er und deutete auf den Stapel Akten rechts neben ihm. “Ich brauche die Akte!”, erklärte Shinichi und trat auf ihn zu. “Die Akte von diesem KID!” In seinem Blick lag etwas Verlangendes und auch unterdrückte Wut. Nakamori hatte gehört, dass es dem Oberschüler gelungen war, KID auf dem Dach zu stellen. Jetzt fragte sich der Polizist, was da oben vorgefallen war. “Ich kann einem Zivilisten nicht einfach eine Akte aushändigen”, erklärte Nakamori und widmete sich wieder dem Bildschirm seines Computers zu. Für ihn war die Angelegenheit damit erledigt und er hatte nichts Weiteres mehr zu sagen. Doch als er nach kurzer Zeit wieder aufblickte, bemerkte er erstaunt, dass Shinichi Kudo immer noch in seinem Büro stand. “Kommissar, ich kann verstehen, wenn Sie nicht von mir beeindruckt sind, nachdem es mir gestern nicht gelungen ist, KID zu fangen. Ich war ehrlich gesagt nicht ganz vorbereitet gewesen und gestern Abend mit den Gedanken woanders. Ich bitte Sie, Kommissar Nakamori. Ich verspreche Ihnen, dass Sie die Akte noch heute Abend zurückbekommen werden. Und wenn KID das nächste Mal einen Coup plant, werde ich ihn schnappen.” “KID gehört mir!”, knurrte der Kommissar genervt. “Ich lasse es nicht zu, dass ein dahergelaufener Niemand mir in meinen Fall hereinpfuscht. Dass du gestern dabei sein durftest, wird eine Ausnahme bleiben. Ein Zivilist hat nichts bei einer polizeilichen Ermittlung zu suchen. Also, wehe ich entdecke dich das nächste Mal in der Nähe, wenn KID wieder auftauchen sollte. Und jetzt geh, Kudo. Die Akte wirst du nicht bekommen.” Demonstrativ drehte der Kommissar seinen Drehstuhl nun leicht zur Seite um somit zu zeigen, dass für ihn das Gespräch nun wirklich beendet war. Und tatsächlich, kurze Zeit später knallte die Tür zu seinem Büro wieder zu. Er zuckte kurz zusammen, blickte aber nicht auf. Seufzend lehnte er sich schließlich nach hinten in seinen Drehstuhl. Er warf einen Blick auf die Uhr, die ihm gegenüber an der Wand hing. Seine Tochter Aoko hatte ihm diese zum Geburtstag geschenkt. Halb vier, noch 3 Stunden bis zum Feierabend. Heute durfte er nicht zu spät kommen. Aoko hatte seine geliebten Okonomiyakis zubereitet. Die Okonomiyakis, die seine Tochter zubereitete, waren wundervoll seiner Meinung nach. Außerdem hatte sich auch noch Kuroba Kaito zum Besuch angekündigt. Heute Abend würde es also voll sein bei ihnen. Er blickte erst wieder auf, als jemand an der Tür klopfte. Takana, eine junge Polizistin betrat sein Büro. Es war später Abend, kurz nach sechs Uhr. Gleich würde es Feierabend geben. “Was kann ich für Sie tun, Takana?”, fragte er die junge Frau. Sie war erst seit wenigen Wochen hier, versetzt von Osaka. Er mochte sie und ihre schüchterne Art. Sie war ruhig, und redete nur, wenn sie wirklich etwas Wichtiges zu sagen hatte. “KID hat ein neues Ankündigungsschreiben gemacht”, erklärte sie ihm. Sofort sprang der Kommissar auf und riss ihr den Zettel aus der Hand, den sie ihm hingehalten hatte. Eilig überflog er die wenigen Zeilen, die dort standen. Es war merkwürdig, das KID so schnell wieder ein Ankündigungsschreiben verschickte. “ ‘Mit einem großen Pinsel werde ich Eisblumen an eure Fenster malen‘...”, las er die erste Zeile vor. “Was meint KID denn bitte damit?” “Im Tokioter Museum soll nächste Woche ein Ring ausgestellt werden, der einen interessanten Stein hat”, erklärte Takana ihm. Fragend hob Nakamori eine Augenbraue. “Nun, das habe ich heute früh in der Zeitung gelesen”, erklärte sie. “Und was soll denn jetzt so interessant an diesem Stein sein?”, fragte Nakamori nach. Die junge Polizistin beugte sich über seinen Schreibtisch und tippte etwas in seinen Computer ein, öffnete die Suchmaschine seines Internetbrowsers. “Der Eisblumen-Ring”, murmelte Nakamori und starrte auf den blauschimmernden Edelstein, in den ein Eiskristall eingraviert war. Daher kam also der Name. Nakamori blickte wieder auf den Zettel und überflog die Zeilen. Er würde heute definitiv länger machen.   +++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++   Shinichi Kudo schritt nervös auf und ab. Immer wieder warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch war es nicht viertel vor zehn. KID hatte noch Zeit.Er sah sich um, dachte über die letzte Woche nach. Nachdem er von Nakamori eine Absage einstecken musste, dass er ihm die Akte nicht aushändigen würde, war Shinichi wütend nach Hause gegangen. Und im Briefkasten hatte er dann diesen Zettel gefunden mit einer neuen Ankündigung des jungen Diebes. Ihm war es schnell gelungen das Rätsel zu lösen. Ganz im Gegensatz zu diesem Kommissar Nakamori. Shinichi schnaubte verächtlich. Wie einfach es doch gewesen war, ihn auszutricksen. Er hatte einfach nur ein paar Fakten fallen lassen, als er mit einer jungen Polizistin geredet hatte, die Shinichi in dem Polizeirevier gesehen hatte. Denn glücklicherweise konnte man KIDs Zeilen auch anders interpretieren. Aber gut so, so würde er gestört mit dem Dieb reden können. Und ihn büßen lassen für das was er getan hatte. “Warum so angespannt, mein junger Detektiv?” Shinichi wirbelte herum. Als hätte er alle Zeit der Welt kam der junge Dieb nun in den Ausstellungsraum geschritten. Er wirkte vollkommen ruhig, die Hände steckten locker in seinen Hosentaschen. “Hattest du etwa solche Sehnsucht nach mir?” Shinichi wurde rot im Gesicht. “Niemals!”, erklärte er wütend. “Ich bin hier um dich zu stellen, KID.” Der Dieb wirkte erstaunt. “Dabei hätte ich wirklich erwartet, dass du mich vermisst hast. Du hast mich eine ganze Woche lang nicht gesehen. Hast du das etwa auch vergessen?” Kudo stürzte nach vorne. Er handelte im Affekt, drückte KID gegen die Wand, der sich nicht wehrte. Und dann, noch ehe Shinichi wusste, was er überhaupt tat, drückte er auch schon seine Lippen auf die des jungen Diebes. KIDs Lippen waren warm ... und irgendwie schmeckten sie leicht nach Okonomiyaki. Das hatte es also bei KID zu essen gegeben? Ein Rausch durchfuhr Shinichi, der ihn beflügelte. Es fühlte sich gut an. Der junge Detektiv wusste, dass es falsch war, was er hier tat. Doch etwas hinderte ihn daran aufzuhören. Er wollte mehr. Und KID ließ sich nur allzu bereit auf diesen überraschenden Kuss ein. Seine Lippen wurden fordernder, doch erst als Shinichi seine Zunge an seinem Mund spürte, legte sich ein Schalter in seinem Kopf um und er kam zur Besinnung. Erschrocken fuhr sich der Detektiv über seinen Mund und blickte überrascht zu KID. “Gib es zu, Shinichi”, meinte der junge Dieb und legte seinen Kopf schief. “Du magst mich.” Shinichi schnaubte verächtlich, doch seine Augen sagten etwas anderes. KID hatte Recht. Er fing wirklich an den jungen Dieb zu mögen. So verrückt es auch klang.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)