Zwei mit gleichem Schlag von Kurama_Kitsune (Lang lebe die Bromantik!) ================================================================================ Kapitel 18: 11 - Reden ist Silber - Kämpfen ist Gold (01) --------------------------------------------------------- „Du hast noch gar nicht Danke gesagt!“ „Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten! Du weißt genau, dass ich nicht mit dir kämpfen darf!“ „Was Fury nicht weiß, macht Fury nicht heiß...“ Mit einem großen Satz sprang Spider-Man über Rhino hinweg und trat ihm dabei in den Rücken, so dass Rhino stürzte und auf dem Asphalt entlang schlitterte. „Aber WENN Fury es weiß, macht er MIR was heiß und zwar die Hölle!“ Deadpool kassierte einen Tritt von Batroc und krachte neben Spider-Man in einen Laternenpfahl, kam aber gleich wieder auf die Beine und schüttelte nur kurz den Kopf. „Ich fand zwei gegen einen unfair...“ Der Pfahl knickte um, Spider-Man fing ihn auf, holte Schwung und benutzte ihn gleich noch als Schläger, um damit Rhino und Batroc zu treffen, die nun beide auf sie zu gestürmt kamen. „Sieht das für dich so aus, als würde ich Hilfe brauchen?!“ Schnell zog Spider-Man sich an einem Spinnseil hoch, schwang sich auf Batroc zu und trat den gegen die nächste Wand. Sein Spinnensinn klingelte und als er herumfuhr, war plötzlich Deadpool vor ihm und blockte mit beiden überkreuzten Schwertern Rhinos Ansturm ab, wurde von dem aber sofort in Richtung Spider-Man geschoben. Der stemmte die Füße in den Boden und fing Deadpool ab, womit er auch gleich noch Rhinos Lauf stoppte. „Du hast `nen echt festen Griff, Spidey! Schon mal an `ne Karriere als Masseur gedacht?“ „Wenn du helfen willst... hilf leise!“ Rhino rammte sein Horn fester gegen Deadpools Schwerter. „Wieso mischst du dich ein, Deadpool?! Das ist nicht dein Kampf!“ „Siehst du? Sogar die Bösen haben das kapiert!“, pflichtete Spider-Man Rhino bei. „Auf welcher Seite stehst du gleich noch, Spidey?“ Deadpool holte Schwung und trat dann so gegen Rhinos Kopf, dass es den weg haute. Er selbst nutzte den Schwung noch aus, um mit einem Rückwärtssalto auf Spider-Mans Schultern zum Sitzen zu kommen. Der ging kurz in die Knie und keuchte auf, weil er damit nicht gerechnet hatte. „Deadpool!“ „Nicht runter werfen! Ich will auch so `nen coolen Angriff wie du! Du weißt schon, unseren Spideyp...“ „Hab ich dir nicht gesagt, du SOLLST das nicht sagen?!“ Spider-Man packte Deadpool um die Fußknöchel und hievte ihn hoch. „Dann los, sei nützlich!“ „Oh man, ich lieeebe Punkt Vier!“, säuselte Deadpool, da ging Spider-Man halb in die Knie, stieß sich hoch und warf Deadpool nach oben. Der umfasste die Schwerter, holte aus und donnerte die Griffe gegen Rhinos Kopf, als der gerade wieder auf die Beine kommen wollte. Gleichzeitig drehte Spider-Man sich um sich selbst, weil sein Spinnensinn erneut losging und verpasste Batroc noch einen Tritt. „Lass es! Anschleichen ist nicht deine Stärke!“ Schnell feuerte er einen Spinnfaden hinter Batroc her, weil der auf eine Gruppe Zuschauer zuflog. Das war immer das Problem, wenn die Bösen mitten in der Stadt auftauchten. Batroc hatte sich Rhino als Rammbock ausgeliehen, um in eine Bank einzubrechen. Die Polizei hatte das Gelände zwar abgesperrt, aber das störte weder Rhino noch Batroc. Eigentlich war Batroc keine wirkliche Herausforderung. Er war nur lästig und tauchte immer und immer wieder auf. Aber der ehemalige Angehörige der französischen Fremdenlegion und Söldner hatte keine sonderlichen Kräfte, nur heftige Schlag- und Sprungkraft in den Beinen, die er hydraulisch auch noch verstärkt hatte. Was er ihm jedoch anrechnen musste, war sein hohes Maß an Ausdauer und sein Potenzial, einzustecken. Spider-Man wusste, dass sein eigenen Schläge alles andere als Streicheleinheiten waren. Und doch stand Batroc immer wieder auf. Und er war schnell und entkam deswegen meist jedes mal. Auch wenn er so gut wie immer die Beute dabei zurücklassen musste. Spider-Man traf Batroc mit dem Spinnfaden und riss ihn zurück, dann warf er ihn gegen ein Auto. Die Leute bejubelten das. Es war immer ein gutes Gefühl, wenn die Menschen auf seiner Seite und nicht gegen ihn waren. „Gut gemacht, Spider-Man!“, rief ein älterer Herr in der Menge. „Ihr seid ein tolles Team! Meine Tochter liebt euch! Besonders deinen Freund da! Red Bull!“ Deadpool flog an Spider-Man vorbei, weil Rhino ihn hart erwischt hatte und landete auf dem Rücken direkt vor den Leuten. „Ey! Wenn sie mich so mag, dann merk dir gefälligst endlich meinen Namen! Es ist DEAD! POOL!“, protestierte er dann und war mit einem Satz wieder auf den Beinen. Spider-Man sprang inzwischen dem nächsten Angriff von Rhino aus dem Weg und packte ein geparktes Auto. „Ich hoffe, die Versicherung schließt Schäden durch Heldenkampf mit ein...“ Damit schlug er das Auto voll gegen Rhino, so dass der wieder zur Seite flog. Deadpool erschien neben ihm und meinte: „Schön, wenn man Fans hat. Seit ich mit dir arbeite, hab ich auch endlich mal offiziell welche. Obwohl ja viele auch ohne dich auf mich stehen. Nur hätte es diese Story nicht ohne dich gegeben. Und sie wäre nur halb so gut und nur ein Viertel so beliebt.“ „Was? Von was redest du schon wieder?!“ Irritiert schüttelte Spider-Man den Kopf, dann rief er in Richtung der Zuschauermenge: „Und wir sind KEIN TEAM!“ „Jetzt verwirr den armen Mann doch nicht, Spidey“, beschwerte Deadpool sich. „Kennst du den etwa?“ Kämpfen und zur gleichen Zeit versuchen, Deadpools Kommentaren zu folgen, war echt anstrengend. „Ihn nicht, aber seine Tochter, die Autorin.“ Völlig verwirrt sah Spider-Man ihn an. „Will ich das wissen? Muss ich das wissen? Hilft es mir, mich vor deinem nächsten komischen Plan zu beschützen?“ Deadpool tippte sich mit der flachen Seite der Klinge seines Schwerts gegen die Wange. „Aaah... ich glaube nicht, dass ich dir das erklären kann. Oder sollte. Dann ist doch die Spannung weg, wenn du immer schon vorher weißt, was dir passiert. Und ich will dich ungern verstören und dein komplettes Weltbild erschüttern, Kleiner. Also... denk einfach nicht weiter darüber nach, hat weder Vor- noch Nachteile für dich, versprochen.“ Das glaubte er Deadpool zwar nicht, aber er konnte auch nicht weiter darüber nachdenken. Denn schon sprang Batroc sie an und versuchte, Spider-Man einen Tritt zu verpassen. Aber Spider-Mans Spinnensinn warnte ihn rechtzeitig, so dass er sich mit einem Spinnseil aus dem Weg ziehen konnte. „Hey, Kleiner! Lass mir den Springteufel, du kriegst den laufenden Panzerschrank!“, rief Deadpool ihm nach, denn auch Rhino kämpfte sich wieder auf die Beine hoch. Spider-Man schwang sich in einem Bogen auf Rhino zu. „Halt Batroc in Schach, bis ich ihn mir vorknöpfen kann! Das Finale gehört mir!“, gab er Deadpool zur Antwort. Dann beschoss er Rhino mit Spinnfäden, um ihn bewegungsunfähig zu machen. Aber der griff sich einen Kanaldeckel aus dem Boden und benutzte ihn als Schutzschild. „Hey! Wer hat dir erlaubt, dich zu verteidigen?!“ Spider-Man wollte ihm den Kanaldeckel mit einem Spinnfaden entreißen, aber Rhino riss ihn stattdessen am Spinnfaden zu sich und warf ihn dann durch das Schaufenster eines Ladens an der Straße. Schnell rollte Spider-Man sich ab und zischte kurz vor Schmerz auf, weil er sich dabei an den Glasscherben schnitt. Darum konnte er sich aber nicht groß kümmern, denn Rhino preschte heran und durchbrach die Ladenfront. Im letzten Moment sprang Spider-Man hoch, stieß sich von Rhino ab und suchte Halt an der Decke des Ladens. Dabei zuckte er mit einer Hand gleich wieder zurück, weil er noch Glassplitter an der Hand hatte und sich so auch nochmal schnitt. Aber wenigstens fiel er zum Glück nicht, denn Rhino machte schon wieder kehrt und zerstörte dabei den halben Laden. „Komm da runter, Insekt! Damit ich dich zerquetschen kann!“ „Äh... nein? Dafür komm ich sicher nicht runter! Komm du doch rauf! Oder erst mal raus hier. Eure Rechnung heute wird echt nicht billig!“ Schnell schüttelte Spider-Man die restlichen Scherben ab, schoss einen Spinnfaden nach draußen und zog sich durch die zerstörte Ladenfront nach draußen, wohin Rhino ihm auf dem Fuße folgte. Aber draußen war kämpfen besser. Einfacher. Er sah, dass Deadpool vollauf damit beschäftigt war, Batrocs Tritte abzuwehren und mehr als einen harten Treffer einstecken musste, weil er nicht so schnell auf die Angriffe reagieren konnte. Aber Batroc kam auch nicht weg, denn Deadpool versuchte selbst immer wieder anzugreifen, jedes mal wenn Batroc Anstalten machte, die Flucht zu ergreifen. Kurz sah Deadpool über die Schulter in Spider-Mans Richtung, schien den Schauplatz des Kampfes zu taxieren, dann deutete er Spider-Man einen Bogen nach rechts auf sich zu an und rief nur laut: „Nach rechts!“ Keine Ahnung, warum er auf ihn hörte, aber Spider-Man dachte nicht groß nach, schwang sich nach rechts und Rhino verfolgte ihn sofort weiter. Na wenigstens waren hier keine Leute im Weg. Aber was tat Deadpool denn da?! Er trat Batroc von sich weg, der rappelte sich schnell wieder auf und sprang mit einem großen Satz auf Deadpool los. Und Deadpool? Stand einfach nur da, wartete ab... und zog dann plötzlich eine seiner Pistolen und feuerte einen gezielten Schuss auf Batroc ab. „DEADPOOL!“ Ein Teil des Metalls an einem der verstärkten Beine Bartrocs zersplitterte, was dessen Sprung verriss. Deadpool machte nur einen Schritt zur Seite und damit aus dem Weg. Spider-Man zog sich im letzten Moment hoch, als Batroc ihm entgegenflog, damit der ihn nicht voll traf. Doch dafür landete Batroc hart direkt vor Rhinos Füßen, Rhino konnte nicht mehr stoppen, stolperte über Batroc, stürzte vorwärts und wurde abrupt gebremst, als er mit Horn und Kopf in dem von ihm zuvor selbst geöffneten Kanalschacht stecken blieb. Spider-Man landete neben Deadpool und sah etwas perplex auf ihre Gegner. Rhino, der feststeckte und mit Armen und Beinen ruderte, aber nicht freikam, weil er sich nicht bewegen konnte. Und Batroc, der sich stöhnend auf dem Boden wand und sich das Knie hielt. „O...kay...? Das... war gar nicht mal so übel, Wade...“ Deadpool schnippte eine Glasscherbe von Spider-Mans Schulter. „Man dankt, man dankt. Sorry, wegen deinem Finale. Aber jetzt bist du dran. Wach auf und mach deinen Job, Spidey!“ „W-was? Oh! Ah ja!“ Schnell legte Spider-Man auf die beiden Besiegten an und fesselte und verschnürte beide gut mit einer ganzen Ladung Spinnfäden, so dass die Polizei sich um den Rest kümmern konnte. Er hörte die Schaulustigen jubeln, unterhielt sich ganz kurz mit den Beamten und schüttelte da sogar ein paar Hände. Wow, heute waren wirklich mal alle auf seiner Seite. Trotz ein paar Schäden. Na ja... Ein paar vieler Schäden... Da stand wieder Ärger von Fury ins Haus. Apropos Fury... Schnell wedelte er abwehrend mit den Händen, als er auf seinen 'Teamkollegen' angesprochen wurde. Kein Team! Kein Partner! Deadpool stand etwas abseits und posierte für Schaulustige und deren Fotos, dann winkte er Spider-Man, der sich nur die Hand vors Gesicht schlug. Na so wurde das nichts mit seinen Beteuerungen, dass er mit Deadpool nichts zu tun hatte. Mit ein paar knappen Worten verabschiedete Spider-Man sich von den Polizisten, trat neben Deadpool und schlug ihm hart mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. „Lass den Blödsinn! Und hör auf damit, überall rumzuerzählen, dass wir ein Team sind! Wir sind KEIN Team! Also hör auf mir nachzulaufen und dich in meine Kämpfe einzumischen!“ Deadpool rieb sich den Hinterkopf. „Au! Ich wollte mich nicht einmischen! Aber ich treffe dich ja immer nur, wenn du gerade kämpfst. Oder, wenn ICH gerade kämpfe. Dabei bringt das nicht mal die Handlung voran.“ Spider-Man schüttelte nur den Kopf. „Welche... nein, vergiss es. Ich will es gar nicht wissen. Ich verschwinde.“ Sofort griff Deadpool nach Spider-Mans Hand. „Warte! Ich wollte dich doch um was bitten! Darum bin ich ja überhaupt erst hier! Du bist nicht ans Telefon gegangen und dann hab ich gehört, dass du hier beschäftigt bist. Also wollte ich dich abholen kommen.“ Spider-Man zog seine Hand weg. „Ich will aber nicht abgeholt werden! Besonders nicht, wenn du schon wieder was von mir willst! Was... willst du denn?“ Prüfend sah Deadpool sich um. „Nicht hier. Zu viele Leute. Das ist geheim. Hast du jetzt frei? Oder noch Hausaufgaben? Ich komm mit zu dir.“ „Vergiss es!“, widersprach Spider-Man sofort. „Wenn du mir unbedingt was 'Geheimes' sagen willst, dann mach das bei dir zuhause. Wir treffen uns da.“ Damit schoss er ein Spinnseil nach oben. „Hey, was... Warte! Dann nimm mich wenigstens mit! Wir haben doch den gleichen Weg! Spidey!“ Aber Spider-Man schwang sich schon hoch und in Richtung von Deadpools... er wollte es mal 'Unterkunft' nennen. Wohnung klang zu gehoben dafür. Eigentlich war es ihm gar nicht recht, dass Wade schon wieder etwas von ihm wollte. Schon lief die Gedankenspirale auf Hochtouren. Irgendwas Komisches. Ganz sicher. Hatte er ihn schon mal um einen normalen Gefallen gebeten? Spider-Man fiel keiner ein. Er fing sich an der Wand neben dem Fenster ab, durch das er schon beim letzten mal gekommen war. Oder besser, das er durchbrochen hatte. Deadpool hatte es notdürftig mit einer Plastikplane verklebt. Na ja, viel zu stehlen hatte er nicht, soweit Spider-Man das beurteilen konnte. Und so kam sicher keiner auf die Idee, bei ihm einzusteigen. Das schrie ja geradezu nach 'versucht es gar nicht erst, ich wurde gerade erst ausgeraubt'. Spider-Man löste die Verklebung an einem Rand und kletterte nach drinnen. Immerhin hatte Deadpool die Scherben auf einen Haufen gekehrt, aber weggeräumt war nichts. Es wirkte fast noch unaufgeräumter als letztes Mal. „Ugh... wie kannst du bloß so leben? Ehrlich...“ Langsam durchschritt er die Wohnung, wobei er sich die Maske vom Kopf zog. Dabei schob er den ein oder anderen Karton und leere Essensverpackungen mit dem Fuß zur Seite. „Sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen, dir was schenken zu müssen, kriegst du von mir wirklich `ne Putzfrau für einen Tag. Oder... eine ganze Putzfirma...“, murmelte er vor sich hin. Kurz fiel sein Blick auf die Tür zum Schlafzimmer und seine Wangen färbten sich leicht rot. Blöde Listen... Aber nochmal drauf sehen wollte er auch lieber nicht. Wer wusste schon, was da alles stand, das ihn vielleicht zutiefst verstören würde. Das wollte er sich lieber nicht antun. Nicht... wo er Wade jetzt eigentlich... „Aus Peter! Böser Peter! Komische Gedanken sind verboten!“, schalt er sich selbst, dann suchte er sich eine nicht so dreckige Stelle an einer Wand, lehnte sich mit überkreuzten Beinen und Armen dagegen und wartete auf Deadpool. Das gab ihm Zeit, darüber nachzudenken, welche Gefallen er sofort, welche nach zweimal und welche erst nach dreimal Nachfragen ablehnen würde. Irgendwann hörte er dann Schritte und Deadpool stieß die Tür auf. „Das war extrem unkollegial von dir, Kumpel! Wieso musste ich laufen?!“ „Wenn ich dich mit dem Spidey-Taxi befördere, werd ich den Leuten doch nie glaubhaft machen können, dass wir kein Team sind“, erwiderte Peter mit einem kleinen Grinsen, verschränkte die Arme aber noch fester, als Deadpool nah an ihm vorbeiging. „Jetzt schon in Abwehrhaltung? Dabei hab ich noch gar nichts gesagt oder getan“, stellte Deadpool amüsiert fest und legte seine Waffen ab. „Sollte dir zu denken geben, wenn das bei mir schon automatisch passiert, sobald du in der Nähe bist“, gab Peter zurück. „Okay... also was willst du?“, wollte er dann wissen. „Nur einen kleinen Gefallen von dir.“ „Einen von den kleinen Gefallen, bei denen ich fast einen Arm verliere?“ Deadpool leerte seine Munition auf einem kleinen Tisch an der Wand aus. „Jetzt übertreibst du aber. Du weinst doch nicht noch wegen des Kratzers, oder?“ Er sortierte die Kugeln und sah nur einen Moment zu Peter. „Schlimm und hässlich? Oder kannst du vor den Mädels damit angeben?“ Peter sah zur Seite. „Ich muss langärmlig tragen, damit die Lehrer und meine Tante nicht denken, ich hätte dilettantisch versucht, mir die Pulsadern aufzuschneiden...“ Deadpool hielt inne, dann kam er zu ihm und streckte die Hand aus. „Zeig her.“ „Nein“, weigerte Peter sich. „Ich brauch das für mein schlechtes Gewissen, Parker! Komm schon!“, forderte Deadpool erneut. Und diesmal streckte Peter ihm den linken Arm entgegen, sah ihn aber nicht mehr an. Deadpool zog Peters Handschuh ein Stück nach unten, dann drehte er sanft seinen Arm hin und her und besah sich den Schnitt. Der sah zwar wirklich nicht so wild aus, aber war doch mehr als deutlich zu erkennen. Und auch, dass er relativ frisch war. Wie eine typische Unfallverletzung wirkte das nun nicht gerade. Zumindest kam Peter das so vor und allein deswegen musste er das vor allen anderen verstecken. Um dumme Fragen zu vermeiden. Ein kleiner Schauer lief ihm über den Rücken, als Deadpool mit dem Finger über den Schnitt strich. „Ach komm, so schlimm ist der nicht. Und du heilst doch auch besser, als normale Leute. Das sieht man bald nicht mehr. Ganz sicher. Und jetzt mach nicht dieses 'leidender Welpe' Gesicht, leider hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen. Da hätte schon dein Arm halb abfallen müssen, damit ich mich so mies fühle, dass ich dir nie wieder was antue.“ Sofort sah Peter ihn scharf an und zog seinen Arm zurück. „Was?! Okay. WAS willst du von mir?“ Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Wow, keine Sorge. Meine Bitte tut dir nicht weh. Du müsstest mir nur was Kleines besorgen. Ich will mir was leihen, aber... ich komm nicht dran...“ Peter zog den Handschuh wieder zurecht, ließ Deadpool dabei aber keine Sekunde aus den Augen. „Wade! WAS willst du von mir?!“ „Ich brauch... einen Quinjet.“ Mit großen Augen sah Peter ihn an. „Bitte... was?!“ „Na, einen Quinjet. Von S.H.I.E.L.D. Diese süßen kleinen Mini-Flugzeuge, die...“ Schnell schüttelte Peter den Kopf. „Ich weiß, was ein Quinjet ist! Aber ich gehe sicher nicht S.H.I.E.L.D. beklauen!“ „Ich hab nicht gesagt 'stehlen'. Ich sagte 'leihen'.“ Entnervt fuhr Peter sich durchs Haar. „Wofür brauchst du einen Quinjet? Und sag jetzt ja nicht, du kannst mir das nicht sagen!“ „Doch, doch, kann ich schon. Ich hab einen Auftrag. Und da komme ich nur mit dem Jet hin. Radar austricksen, schnell hin, schnell weg... Du weißt schon, alles, wofür man so einen Jet eben braucht“, blieb Deadpool trotzdem mehr als vage. „Ich dachte, du hast `nen magischen Gürtel. Wozu brauchst du den Jet?“, wollte Peter wissen. „Ich kann mit dem Gürtel nur an unbewegliche Orte und an Orte, an denen ich schon war. Damit ich auch weiß, wo ich rauskomme. So wie der kleine Teleporter von den X-Men. Der Blaue... hmm... okay... obwohl dir das wahrscheinlich nicht groß hilft. Die sind ja mittlerweile fast alle blau. Schon mal aufgefallen? Das ist Alien-Rassismus. Früher waren`s die kleinen grünen Männchen. Und seit Avatar ist blau das neue grün. Außer bei Gamora vielleicht. Und dem Hulk... obwohl der ja kein Alien ist...“ „Hörst du jetzt auf damit, abzulenken?! Wozu brauchst du einen Quinjet? Wo willst du damit hin? Was ist das für ein Auftrag?“ Deadpool wandte sich ab und widmete sich wieder seinen Waffen und der Munition. „Geheime Daten sichern, bevor sie in die falschen Hände geraten. Wirklich viel mehr kann ich dir dazu nicht sagen.“ „Kannst du nicht... oder WILLST du nicht?“, klang Peter fast ein bisschen böse. „`N bisschen von beidem. Du solltest dir darüber aber nicht dein hübsches Köpfchen zerbrechen. Ich versuche, dich nicht da mit reinzuziehen. Darum ist es besser, du weißt so wenig wie möglich.“ Peter stellte sich halb hinter Deadpool und sah ihm über die Schulter. „Weil ich dich sonst aufhalten würde?“ Kurz hielt Deadpool erneut inne, dann zuckte er mit den Schultern. „Kann schon sein. Wo du dich doch so gerne fest an die Regeln deines Chefs hältst... Ich finde, du solltest nur auf dich selbst hören. Und nicht immer auf Fury und S.H.I.E.L.D.“ Peter runzelte die Stirn. „Was soll denn das schon wieder heißen? Ich arbeite nun mal mit und für S.H.I.E.L.D. . Bloß, weil du ein Problem mit Fury hast, musst du mir meine Auftraggeber nicht schlecht reden. Falls du darauf spekulierst, dass ich da kündige und mich mit dir zusammentue... vergiss es! Und ich will auch nicht riskieren, dass ich dank dir endgültig raus fliege. Was glaubst du, passiert, wenn ich mir `nen Quinjet hole und ihn DIR gebe?“ Jetzt drehte Deadpool sich doch wieder zu ihm um. „Ich sagte 'leihen'! Und die Sache ist mir wichtig. Also... wie sieht`s aus? Hilfst du mir? Oder... vertraust du mir immer noch nicht?“ Wieso nur hatte er bei dieser Frage ein ganz komisches Gefühl in der Magengegend? Einen langen Moment konnte Peter Deadpool nur ansehen, dann seufzte er laut auf und drehte sich um. „Wie lange meinst du, dauert es? Gerade sind kaum Leute auf dem Helicarrier... Aber ich kann trotzdem einen Jet nicht ewig lange unbemerkt 'ausleihen'. Irgendwann wollen die wissen, wo ich mit dem Teil hin bin. Und ich kann nicht mal sagen, es ist fürs Training, weil...“ „... deine kleinen Freunde auch gerade auf Mission sind. Ohne dich. Ich weiß. Das hast du mir beim Essen erzählt, dass das ansteht“, beendete Deadpool seinen Satz. „Nein, keine Angst, ich denke... das geht schnell. Ich... beeile mich. Ich will ja auch nicht, dass das jemand mitbekommt. Besonders nicht S.H.I.E.L.D. ...“ Noch bevor Peter weiter nachhaken konnte, redete Deadpool schnell weiter. „Kriegst du`s heute Abend hin? Die 'großen Helden' sollten alle unterwegs sein. Dann kann keiner dumme Fragen stellen.“ Noch immer war Peter hin- und hergerissen. Er wusste ja immer noch nicht, was Deadpool vorhatte. Wo er hinwollte. Was sein Auftrag war. Konnte er das wirklich riskieren? Konnte er seine Stellung bei S.H.I.E.L.D. aufs Spiel setzen? Würde ihm jemand glauben, wenn er erzählte, man hätte ihm den Jet gestohlen – für den Fall, dass Deadpool ihn nicht zurückbrachte? Mit einem erneuten Seufzen fuhr er sich übers Gesicht. „Das ist ein guter Auftrag? Wirklich wirklich wichtig? Und du stellst nichts total Verrücktes an?“ „Superwichtig! Es geht um extrem heikle Daten! Die größte Sache, an der ich seit langem dran war, glaub mir. Und ich versuche, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. So wie du es sonst tust“, beteuerte Deadpool, dann spürte Peter, wie er ihm von hinten die Hände auf die Schultern legte. „Sag mir, dass du`s machst. Hilfst du mir? Du bist der Einzige, der mir helfen kann...“ Immer noch zögerte Peter, dann forderte er: „Versprich mir, dass du keine Dummheiten machst.“ „Meine Oma hat immer gesagt, versprich nichts, was du nicht halten kannst.“ „Wade!“ Empört wollte Peter sich umdrehen, aber Deadpools Griff wurde fester und er hielt ihn davon ab. Dann hörte er Deadpool ganz nah an seinem Ohr sagen: „Soll ich ganz lieb bittebitte sagen? Und lass mich meinen Job machen, ohne dass du dich einmischst, okay? Diesmal bitte ich dich auch nicht darum, dass du mir den Rücken freihältst. Du sollst nicht mitmischen. Alles, was du tun sollst, ist, die Vorarbeit leisten. Mehr will ich nicht von dir. Du bist – sozusagen – nur die Eintrittskarte. Geht das okay?“ Peter biss auf seiner Unterlippe herum. Er würde nicht in diese Sache mit reingezogen werden. Deadpool würde ihn raus halten. Dann konnte es doch kein so schlimmer Auftrag sein. Mit dem Auftrag stimmte nur dann was nicht, wenn Deadpool ihn darum bat, ihm direkt bei einem Kampf zu helfen. Oder? „Parker?“ Noch einmal zögerte Peter, schloss kurz fest die Augen, dann rang er sich doch zu einer Antwort durch. „Nnnn... Oh man, du machst mich fertig, Wade! Okay! Ich... ich hol dir den Jet! Aber du bringst ihn SICHER zurück! Und zwar schnell!“ Jetzt ließ Deadpool ihn los. „Wenn du mir die Stellplatznummer gibst, park ich ihn sogar für dich auf dem Helicarrier. Versprochen.“ Schnell drehte Peter sich zu Deadpool um. „Nein! Das mach ich schon selber!“ Deadpool hatte ihm wieder den Rücken zugekehrt und durchsuchte augenscheinlich seine Gürteltaschen. „Och, das würde mir nichts ausmachen... Ich nehm mir dann ein Jetpack zum wieder runterkommen. Ich erzähl auch keinem, von wem ich den Quinjet habe. Wie gesagt, ich will dich in nichts mit reinziehen. Zumindest... nicht in mehr, als das Besorgen meines fahrbaren Untersatzes.“ Genervt rollte Peter mit den Augen. „Hör auf zu reden, oder ich überlege es mir anders!“ Er stellte sich neben Deadpool und hielt ihm die offene Hand hin. „Gib mir einen von deinen Peilsendern. Dann bring ich den Jet in einen Außenbereich vor der Stadt und du kannst nachverfolgen, wohin. Wenn ich dich anrufe oder einen Treffpunkt mit dir ausmache...“ „... dann kriegt das vielleicht jemand mit. Gut mitgedacht, Kumpel. Warte...“ Deadpool kramte durch eine seiner Gürteltaschen und drückte Peter dann einen kleinen Sender in die Hand. „Ist aktiv. Einfach bei dir tragen. Dann find ich dich.“ Peter wollte die Hand wegziehen, aber Deadpool legte seine andere Hand auch noch um Peters und hielt seine Hand fest. Ungewollt wurde Peter leicht rot. „Was?“ Er spürte, wie Deadpool seine Hand drückte. „Danke, Parker. Es ist gut, dass du mir vertraust. Du bist der spezielle Schlüssel zu meinem Erfolg.“ Wieso hatte er auch diesmal wieder das Gefühl, er sollte sich nicht nur geschmeichelt fühlen, sondern irgendwie Sorgen machen, wenn Deadpool so etwas zu ihm sagte? „Wehe, du enttäuscht mein Vertrauen!“, warnte er Deadpool darum. Der drückte seine Hand nur etwas fester. „Magst du mich dann nicht mehr?“ „Dann kommst du auf MEINE Liste! Meine Erzfeinde-Liste!“, drohte Peter ihm, aber Deadpool sagte nur: „Okay, klingt fair. Ich merk`s mir. Das wäre nicht ideal, wenn ich nochmal mit dir ausgehen will... Ist also keine erstrebenswerte Option für mich.“ Damit ließ er Peters Hand los. „Ich muss noch... ein paar Sachen vorbereiten. Aber ich behalte dein Signal im Auge.“ Das sollte wohl heißen, Peter konnte gehen. Na schön. Er zog die Maske wieder über und ging zurück zum Fenster, oder besser gesagt, der Abdeckfolie. „Sobald du siehst, dass ich die Stadt verlasse, hab ich den Quinjet. Wenn es nicht klappt, sag ich Bescheid.“ „Ich hab keinen Zweifel daran, dass du`s schaffst. Bis heute Abend, mein bester Freund!“ Peter hob kurz die Hand zum Gruß und verließ dann Deadpools Wohnung. „Was? Gemein? Fies? Hinterhältig? Wie kommt ihr denn da drauf?“ Deadpool schob neue Munition in die Handfeuerwaffen. „Ach kommt schon! Gebt Ruhe! Ich hasse mich eh selbst genug dafür, aber... anders kann ich das leider nicht durchziehen. Echt schade, ich mochte ihn wirklich. Und das ist eins der wenigen Dinge, bei dem wir mal alle einer Meinung waren... Aber sehen wir`s mal von der positiven Seite: Ich komme endlich auf eine SEINER Listen! Und vermutlich... auf Platz Eins...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)