Zwei mit gleichem Schlag von Kurama_Kitsune (Lang lebe die Bromantik!) ================================================================================ Kapitel 1: 05 - Sind wir nicht alle ein bisschen Zombie 01 ---------------------------------------------------------- Oh Gott, das waren grauenhafte Kopfschmerzen. Was war nur passiert? Alles tat ihm weh. Jedes Körperteil fühlte sich zentnerschwer an. Er konnte sich gar nicht rühren. Er konnte... nein, das lag gar nicht an den Schmerzen oder der bleiernen Schwere! Sondern daran, dass seine Hand- und Fußgelenke gefesselt waren. An die harte Unterlage auf der er lag! Ganz benommen und verwirrt blinzelte er die Augen auf und erkannte verschwommen einige Gestalten um sich herum stehen, die – so stellte er fest, nachdem sein Blick etwas klarere geworden war – so etwas wie Labor- oder Chirurgenkleidung trugen. Er wollte so gerne fragen, was hier vor sich ging. Aber er konnte nicht, denn sein Mund war mit festem Klebeband verschlossen. „Er ist wach“, bemerkte einer der Männer und nickte in seine Richtung. „Schon? Na macht nichts. Dann können wir ja gleich die Tests für Schmerzempfinden durchführen und sehen, wie viel er aushält und wie schnell Verletzungen heilen. Dann brauche ich noch zusätzliche Gewebeproben und mehr Blut. Die Organe entnehmen wir dann morgen oder übermorgen. Und passt mir auf den Kopf auf. Das Gehirn muss für die Untersuchungen intakt sein. Aber mit den Augen könnt ihr schon anfangen. Ich brauche auch Proben von der Netzhaut.“ Ganz entsetzt starrte er diese seltsamen Gestalten an. Besonders den, der so eiskalt davon sprach, ihn auszuweiden. Sofort versuchte er seine Kräfte zu sammeln und sich loszureißen, musste aber schnell feststellen, dass ihm das nicht möglich war. Der Redner von eben griff fest in sein Haar und schlug seinen Kopf hart auf die metallene Unterlage, auf der er fixiert war. Sein... Haar?! Nein! Peter Parker lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie mussten ihn demaskiert haben, als er bewusstlos war! Nein, nein, nein!Das durfte nicht passieren! Als hätte der Typ seine Gedanken erraten, packte er mit der freien Hand sein Kinn und meinte: „Es ist immer wieder interessant, dass sich hinter harten Gegnern am Ende doch nur Menschen verbergen. Zwar... nicht so ganz normale Menschen, aber eben doch Menschen. Oder in deinem Fall... nur ein Junge. Das amüsiert mich. Umso spannender wird es, dich aufzuschneiden.“ Der Typ strich jetzt an Peters Hals entlang nach unten und über seine Brust, so als wollte er mit dem Finger schon mal den Weg vorzeichnen, den er dann mit dem Skalpell ziehen wollte. Peters Atem beschleunigte sich ungewollt und ihm wurde ganz anders zumute. Das war ein Albtraum. Er versuchte, den Kopf zu drehen, aber der Typ ließ ihn nicht. „Keine Sorge, es wird fast ganz schnell gehen. Und dann wird jeder wissen, dass es Hydra war, die Spider-Man ein für alle Mal erledigt haben. Und dass wir im Besitz deiner DNA und all deiner kleinen physischen Geheimnisse sind, um unsere eigenen Kämpfer mit deinen Fähigkeiten züchten zu können.“ Hydra also. Natürlich. Nur Hydra hatte solche gestörten Ärzte. Er wollte hier raus! Sofort! Aber wie, wenn er sich nicht bewegen konnte?! Sie würden ihn foltern und dann umbringen und niemand wusste, wo er war. Niemand würde ihm helfen. Seine Augen fingen an zu brennen. Nicht weinen! Bloß keine Tränen! Doch da lehnte der Typ, der anscheinend der Anführer oder Leiter dieser Hydra-Ärztetruppe war, sich schon über ihn, grinste dann und zog sich seinen Mundschutz hoch. „Wenn ich es mir recht überlege, mache ich die ersten Schnitte besser selbst. Skalpell bitte. Damit wir dich von deinen unnützen Augenlidern befreien können. Du sollst doch sehen, was mit dir passiert, findest du nicht auch?“ Peter konnte nur wie hypnotisiert auf das Skalpell starren, dass dem Mann gereicht wurde und das sich nun seinem Gesicht näherte. Jetzt spürte er doch, wie ihm Tränen über die Wangen liefen und er kniff einfach ganz fest die Augen zusammen. Er wollte hier raus. Einfach nur nach Hause. Kurz verstärkte sich der Griff in sein Haar, doch dann ließ der Zug nach und er zuckte kurz zusammen, als ihn etwas feuchtes Warmes im Gesicht traf. Im selben Moment hörte er aufgeregte Schreie, dann gab es eine Erschütterung auf der Unterlage, auf der er gefesselt war und er öffnete doch die Augen wieder. Nur um völlig irritiert festzustellen, dass breitbeinig und halb in der Hocke mit gezogenen Schwertern auf einmal Deadpool über ihm stand! Währenddessen brach rund um sie herum Panik unter den Hydra-Leuten aus und der leitende Arzt war nicht mehr zu sehen. „Hey, Sweetheart! Schön, dich wiederzusehen! Und dann machst du dir auch noch die Mühe und lässt meine geheimen Bondagefantasien Wirklichkeit werden!“ Peter konnte ihn nur anstarren. Was tat Deadpool denn hier? Wieso... Woher wusste er... Von den Seiten griffen jetzt die Hydra-Leute an und Deadpool schlug auf beiden Seiten mit den Schwertern nach ihnen. „Jetzt! Nicht! Ich! Unterhalte! Mich!“ Jedes Wort wurde von einem Schwerthieb und Blutspritzern begleitet. Und jetzt wurde Peter auch klar, was da vorher sein Gesicht getroffen haben musste. Oh Gott, der Irre schlachtete einfach alle ab. Aber gerade wollte Peter einfach nur weg. Es war... ihm egal. Schon war Deadpool direkt über ihm und lehnte sich zu ihm vor. „So, wo waren wir stehengeblieben? Ah ja! Ich bin gekommen, um dich hier rauszuholen! Ich hoffe du freust dich!“ Unter dem Klebeband muffelte Peter automatisch eine Antwort und ruckte dann an den Fesseln, um deutlich zu machen, dass Deadpool ihn endlich befreien sollte. Deadpool hingegen schien die Stirn zu runzeln und kam seinem Gesicht noch näher. „Awww, oh nein! Nicht weinen, Schätzchen! Jetzt bin ich ja da! Kriegst auch `nen Kuss von mir, dann ist AAALLES wieder gut!“ So ein Mist, er hatte die Tränen gesehen! Ausgerechnet. Mehr aus Reflex schüttelte Peter den Kopf. Deadpool sah auf, denn die übrigen Männer hatten sich neu formiert und es schienen auch noch mehr Wachen aufzutauchen. „Okay, jetzt werde ich wirklich böse! Wer von euch hat meinen Freund zum weinen gebracht?!“ Deadpool sprang mit einem Salto über Peters Kopf hinweg von dem Metalltisch auf dem Peter lag und auf den Boden und Peter konnte nur anhand der Geräusche erahnen, was danach um ihn herum vor sich ging. Kurz tauchte Deadpool wieder in seinem Blickfeld auf und schlug zwischen zwei Schlägen gegen seine Gegner die Metallfesseln an Peters Beinen los. Endlich! Aber seine Hände brauchte Peter viel mehr! Trotzdem nutzte er die Beinfreiheit und trat die Hydraagenten um, die zu nahe an die Metallbahre kamen. Auch wenn er dabei merkte, wie kraftlos er sich fühlte. Die hatten ihm sicher nicht nur ein einziges Medikament gespritzt. Plötzlich war Deadpools Gesicht kopfüber direkt über seinem. „Gleich bin ich voll für dich da. Noch ein Sekündchen Geduld, ja?“ Und noch bevor Peter sich dessen bewusst wurde, was gerade geschah, drückte Deadpool seinen Mund auf Peters und damit einen Kuss durch die Maske und auf das Klebeband. Gott sei Dank auf das Klebeband! Trotzdem wurde Peter knallrot und konnte sich erst mal nicht mehr rühren. Aber Deadpool war eh schon wieder damit beschäftigt, die restlichen Wachen auszuschalten. Dann war es ruhig und Deadpool wieder da. „Tut mir leid, das könnte kurz wehtun. Oh man, du weißt ja gar nicht, wie sehr ich es liebe, solche Sachen zu dir zu sagen!“ Peter protestierte noch unter dem Klebeband, aber da riss Deadpool es auch schon von seinem Mund. „AU!“ „Ich hab mich schon entschuldigt! Halt still.“ Mit weiteren Hieben zerschlug Deadpool auch noch die Fesseln an Peters Handgelenken. Sofort wollte der sich aufsetzen, aber ihm wurde schwindlig, also sank er wieder zurück und rieb sich erst mal über die Handgelenke. Seine Handschuhe waren weg. Also keine Spinnfäden. „Was haben die mit dir gemacht? Haben sie dir was getan?“ Tatsächlich klang Deadpool besorgt und Peter wischte sich ganz schnell übers Gesicht. Bloß die Tränenspuren wegwischen. Ganz schnell! „Oh... äh... warte... lass... lass mich“, forderte Deadpool dann, griff nach einem Tuch, das auf einem der Tische im Raum lag und wischte Peter das Gesicht sauber. Auch wenn der ihn gleich wegschob. „Nicht! Hör auf!“ Aber es war wohl besser so, denn da waren ja auch noch die Blutspritzer. Trotzdem wollte er nicht, dass Deadpool ihn anfasste. Und dann war da noch etwas. „Was tust du überhaupt hier?! Wie hast du mich gefunden?!“ Jetzt wirkte Deadpool ganz verlegen. „Och, na ja... erinnerst du dich noch an das letzte Mal im Krankenhaus? Als du ein bisschen ohnmächtig warst? Ich dachte mir, es wäre gut, ein klitzekleines Spielzeug an dir anzubringen. Damit ich immer weiß, wo du bist... also... immer... weiß...“ „Du hast mir einen Peilsender implantiert?!“, fuhr Peter sofort hoch und griff reflexartig an seinen Unterschenkel. „Ja, ja, ich geb` es zu, ich BIN ein Stalker. Aber ohne das Teil hätten die dich auseinandergenommen! Also sei einfach nur dankbar, okay?“ Dieser Typ war einfach nicht zu fassen. Unglaublich. Aber... er hatte recht. Wie er das hasste. „Lass... lass uns einfach... verschwinden.“ Er versuchte von der Unterlage aufzustehen, sackte aber sofort zusammen. „Wow, langsam, Tiger!“ Deadpool griff nach seinem Arm und zog ihn sanft hoch. „N-nicht, lass mich...“ „Vergiss es! Du hältst dich jetzt schön fest und ich bring dich hier raus.“ „Ich schaff das alleine!“, beharrte Peter, auch wenn er genau wusste, dass das nicht stimmte. „Nein. Nein tust du nicht“, war das auch für Deadpool ganz klar. „Na los. Spring auf.“ Er deutete auf seinen Rücken. „Oooh nein! Sicher nicht! Du trägst mich ganz bestimmt NICHT Huckepack!“ „Na schön. Deine Alternativen sind: Über meiner Schulter oder wie in Bodyguard auf den Armen“, stellte Deadpool Peter in Aussicht. Kurz sagte keiner etwas, dann murmelte Peter: „Na los, dreh dich um.“ „Na also, geht doch. Dass man dir immer erst drohen muss.“ Deadpool ging vor ihm in die Hocke und Peter legte widerwillig die Arme um seinen Nacken, um sich festzuhalten. Deadpool griff unter seine Kniekehlen und hob ihn hoch. „Geht das mit den Schwertern?“ Sie waren zwar im Weg, aber das war Peter gerade herzlich egal. Hauptsache weg. „Geht schon.“ Noch während Deadpool loslief, spürte Peter, wie ihm ganz anders wurde. Er konnte sich gar nicht richtig festhalten. Das merkte auch Deadpool. „Hey! Wehe du fällst runter! Dann sag`s lieber gleich!“ „Mir... mir ist... nicht gut...“ „Kotz` mir ja nicht ins Genick!“ „Halt... den Mund.“ Aber Peter wurde gerade ganz schwummrig und schwarz vor den Augen. Er bekam nur noch mit, wie Deadpool ihn noch im Laufen hochschob und doch über seine Schulter zog, damit er ihn gut festhalten konnte. Dabei wunderte er sich noch, dass ihm gerade das erste Mal Deadpools Gürtelschnalle auffiel, die sein 'Logo' darstellte. Irgendwie ganz cool. Und dann wurde alles dunkel um ihn. Nur langsam wachte er wieder auf. Wozu auch wach werden? Er lag ja gut. Warm und weich. Also noch in seinem Bett. Dann war das ein grässlicher Albtraum gewesen. Natürlich. Was sonst? Er streckte sich leicht und rieb sich über die Augen. Da sagte jemand neben ihm: „Na? Wach?“ Erschrocken fuhr Peter hoch, wurde aber gleich wieder nach unten gedrückt. Und er konnte sich nicht mal richtig dagegen wehren, ihm fehlte die Kraft. Verwirrt sah er sich um. Das war gar nicht seine Wohnung! Es war viel... schäbiger, dunkler, die spärlichen Möbel standen an den falschen Stellen und dann war ihm alles klar. Die Erklärung wurde ihm aber auch gleich von dem Typ geliefert, der da bei ihm am Bett stand und ihn nach unten gedrückt hielt. „Bleib liegen. Keine Ahnung, was die dir reingeballert haben, aber das hat dich ganz schön außer Gefecht gesetzt. Und bevor du fragst: Du bist bei mir. Sozusagen in einem meiner Safehouses. Jetzt, wo die wissen, wer du bist, fand ich es nicht sicher genug, dich zu dir nach Hause zu bringen. Ich weiß, es ist nicht das Four Seasons oder das Ritz, aber es ist sicher.“ Mit einem frustrierten Seufzer ließ Peter locker und schloss die Augen. „Wie lange war ich weg?“ Deadpool ließ ihn los. „`N Bisschen. Nicht lang. Aber bleib noch liegen. Nicht, dass es dich gleich wieder zerlegt. Und du willst doch bestimmt nicht bewusst- und wehrlos in meinem Bett liegen, stimmt`s?“ Sofort riss Peter die Augen wieder auf und starrte Deadpool entsetzt an. „Was? Nein!“ Im nächsten Moment fiel ihm auf, dass sich noch etwas komisch anfühlte und bei einem kurzen Blick unter die Decke, mit der er zugedeckt war, wusste er auch sofort, was da nicht stimmte. „Wade!! Hast du mich schon wieder ausgezogen?!“ Schnell hob Deadpool die Hände. „Nur den Suit! Und du hast von mir `n Shirt bekommen und deine Unterwäsche hab ich nicht angefasst! Ich schwöre! Außerdem war dein Anzug voller Blut. In dem Ding wollte ich dich nicht ins Bett legen.“ Automatisch zog Peter die Bettdecke bis zum Kinn hoch. „Ach komm, stell dich nicht so an! Du Mädchen! Ich kuck dir schon nichts ab. Ich bin doch nicht pervers. Also... nicht... immer... Und wenn ich dich belästige, hackst du mir die Hände ab oder verpasst mir einen Tritt, der mich bis in den nächsten Bundesstaat befördert und ich darf dir nie wieder zu Nahe kommen.“ Peter rollte sich zur Seite und drehte Deadpool den Rücken zu. „Sei einfach still!“ „Jetzt schmoll doch nicht. Am Besten ruhst du dich noch ein bisschen aus. Und dann erzählst du mir, was passiert ist und wir holen uns den Rest der Möchtegern-Nazi-Ärzte und räuchern sie aus!“ Wortlos nahm Peter nur einen Arm über den Kopf und rollte sich mehr ein. Kurz herrschte Stille, dann fragte Deadpool ganz irritiert: „Parker? Heulst du jetzt?“ „Ich heule nicht!“ widersprach Peter, konnte im nächsten Moment aber schon ein Schniefen nicht verbergen. „Doch, tust du!“ Schon kam Peter ein Schluchzer aus. Jetzt war es auch schon egal. Auch, wenn es Deadpool war, der seiner Meinung nach der letzte Mensch auf der Welt war, der ihn weinen sehen sollte. „Ach nein, Parker, nicht. Nicht weinen! Mit so was kann ich nicht umgehen! Du darfst mich anschreien, beleidigen, schlagen, aber bitte... nicht weinen.“ Peter vergrub das Gesicht im Kissen und zog die Decke noch höher. „Ich kann... nnn... das nicht mehr... ich will das nicht mehr... Das ist alles zu viel für mich!“, brach es aus ihm hervor. „Ich will gar kein Held sein! Ich will einfach nur normal sein! Ich... ich hab gar kein Leben mehr! Alle denken, es ist supercool, ein Held zu sein, aber das ist es nicht! Für Leute wie dich vielleicht, du hast schon dein normales Leben vorher gehabt! Aber ich nicht! Ich gehe zur Schule! Zur Uni! Ich kann nicht mal eine Freundin haben, weil alle Leute, mit denen ich mich anfreunde, sterben!“ Jetzt konnte er gar nicht mehr an sich halten und weinte so richtig. „Und... und... und jetzt... wenn die wissen, wer ich bin... die... die töten alle, die mit mir zu tun haben! Und ich will auch nicht mehr ständig angegriffen werden! Ich will nicht, dass... das jemand wie DU das weiß, aber... aber... ich habe Angst! Jedes Mal, wenn ich angegriffen werde, habe ich Angst, dass ich dabei sterbe! Ich will aber noch nicht sterben! Ich bin doch noch nicht mal alt genug, um legal Alkohol zu trinken!“ Die nächsten Sekunden wurde er wieder von heftigen Schluchzern geschüttelt. Bis er eine Hand an seiner Schulter spürte. „Wow... hey... Parker... das... ich wusste nicht, dass das so hart für dich ist. Du bist doch sonst immer so cool.“ „Was soll ich denn sonst machen?! Natürlich ist das cool, wenn du plötzlich Superkräfte hast, aber... aber nicht... zu dem Preis! Mein Leben ist doch jetzt vorbei! Ich wünschte, mir wäre das nie passiert! Lieber wäre ich noch der Nerd von früher, würde mein lahmes Leben leben, würde irgendwann heiraten, Kinder kriegen und über Helden nur im Fernsehen oder in der Zeitung hören!“ Deadpool drückte seine Schulter leicht. „Das wäre aber dumm.“ Peter schniefte wieder ein paar mal. „W-wieso?“ „Weil du dann nicht mein Vorbild geworden wärst. Und wen sollte ich denn sonst stalken und anbaggern, wenn ich keinen Spider-Man dafür hätte? Und vom wem würde ich sonst Moral und Anstand lernen? Sicher nicht vom Captain oder Logan.“ Nochmal drückte er Peters Schulter. „Na komm, beruhig dich wieder. Schlaf noch ein bisschen und ich überleg mir was. Erstmal pass ich auf dich auf, du kannst dich sammeln und ich versprech dir, es wird alles wieder gut. Zur Not kann ich wenigstens bei einem Punkt Abhilfe schaffen und wir betrinken uns später mal so richtig zusammen!“ Wieder schluchzte Peter kurz auf, dann sagte er leise: „Du bist ein Idiot...“ „Na also, geht doch! Ich weck dich später. Jetzt schlaf und beruhig dich. Ich kümmere mich jetzt um... ein paar Dinge.“ Peter wollte gar nicht nachfragen, gerade war ihm alles egal, Jetzt war alles gelaufen. Er hatte sich vor Deadpool nicht zusammenreißen können. Sich vor ihm ausgeheult, ihm seine schlimmsten Ängste offen gelegt. Aber er hatte ihn nicht ausgelacht. Vielleicht hatte er doch einen falschen Eindruck von Deadpool. Vielleicht war er doch ein besserer Freund als all die Freunde, die er sonst hatte. Tatsächlich übermannte ihn dann aber doch nochmal die Müdigkeit, denn er bekam gar nicht mit, wie Deadpool ihn allein ließ. Erst als er ein paarmal angestubst wurde, öffnete Peter die Augen wieder. Das Licht im Zimmer war viel spärlicher geworden, es war beinahe dunkel. Er musste wohl doch etwas länger geschlafen haben. Wenigstens fühlte er sich jetzt ausgeruhter und nicht mehr ganz so zerschlagen. „Hey. Hey, Parker. Wach auf, ich hab was für dich.“ Ja, richtig. Er war ja immer noch bei dem Verrückten zuhause. Und lag in dessen Bett. Kurz wurde Peter rot, aber es war egal. Er lag zum Glück noch mit dem Rücken zum Zimmer. „Bin wach...“, murmelte er leise und streckte sich erst mal aus. Dabei merkte er erst, dass ihm doch noch ganz schön alles wehtat. Aber er wollte nicht an den Kampf denken, bei dem er Hydra in die Hände gefallen war. Langsam setzte er sich auf und fuhr sich durch die Haare. „Awww, du bist so niedlich! Hier! Iss! Und dann hab ich eine Überraschung für dich! Dafür wirst du mich lieben!“ Ganz irritiert nahm Peter die Tüte eines Fast Food Restaurants entgegen, die Deadpool ihm hinhielt. „Ich weiß nicht, ob ich... die Überraschung sehen will...“ Mehr automatisch packte er die Tüte aus und nahm ein paar Bissen. Er hatte wirklich Hunger, das merkte er jetzt beim Essen. „Doch! Doch, doch, willst du! Ich bin schon wieder genial! Aber diesmal ohne, dass es dich tötet! Versprochen! Und ohne schwere Verletzungen! Sonst denkst du am Ende noch, ich bin ein Sadist. Bin ich nämlich nicht. Eher andersrum. Aber das... gehört nicht hierher. Obwooohl du ja immerhin schon in meinem Bett liegst... Oh verdammt! Ich wollte doch ein Selfie mit dir machen, solange du schläfst! Mist!“ Peter verschluckte sich kurz, hustete, fing sich aber gleich wieder. „Okay, das reicht! Gib mir meine Sachen, dann verschwinde ich hier! Ganz ehrlich, ich fühl mich alles andere als sicher, solange du näher als fünf Meter an mir dran bist. Was stimmt bloß nicht mit dir?!“ Wortlos hielt Deadpool ihm einen Becher Cola entgegen, den Peter nach kurzem Zögern auch noch entgegen nahm. Dann zog Deadpool sich einen Stuhl zum Bett heran, setzte sich verkehrt herum darauf und stützte Arme und Kinn auf die Rückenlehne, wobei er Peter keine Sekunde aus den Augen ließ. Zumindest soweit Peter das beurteilen konnte, da Deadpool noch immer in voller Montur war. Bis auf die Waffen, soweit er sah. „Ich bin Kanadier.“ Fragend sah Peter ihn an und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Was?“ „Ich bin Kanadier. Wir sind alle ein bisschen... anders. Frag Wolverine. Das gehört sich so.“ Was für eine bescheuerte Erklärung dafür, dass er einfach ein bisschen oder auch ein bisschen sehr geisteskrank war. „Schaust du mir jetzt beim Essen zu? Muss das sein?“, beschwerte Peter sich dann aber lieber, anstatt weiter auf das Thema 'gestörte Nationen' einzugehen. „Wieso? Hast du ein Problem damit? Ich will doch nur sehen, ob`s dir gutgeht. Dir geht`s doch gut, oder? Ich hab`s oberflächlich gecheckt, aber...“ Schon wurde Peter wieder rot. „Es reicht ja wohl, dass du mich ständig ausziehst, wenn ich bewusstlos bin! Dann begrapsch mich wenigstens nicht auch noch!“ Deadpool wirkte sichtlich amüsiert. „Aber Herzchen, ohne dein Okay tatsch ich doch nicht an dir rum. Ich sagte 'oberflächlich'. Das heißt, ich hab gezählt, ob du noch alle Finger und Zehen hast und nachgeschaut, ob du irgendwo Blut an dir hast, das von dir selber stammt. Das ist alles. Nein, Mann, ganz ehrlich, Bro-Ehrencodex.“ Jetzt hob er die rechte Hand. „Ich schwöre feierlich, dass ich dir nicht auf die Pelle rücke, bis du 21 bist! Oder bis du mir verliebt ins Ohr säuselst 'Wade, ich brauch dich! Jetzt!'“ Sofort verzog Peter angewidert das Gesicht. „Bevor ich das sage, beiße ich mir lieber die Zunge ab!“ Damit drückte er mit dem Fuß gegen den Stuhl auf dem Deadpool saß und schob ihn weiter vom Bett weg. „Geh weg von mir!“ „Oouuh, komm schon, du tust ja gerade so, als wäre ich ansteckend. Los, iss auf und dann geh dich frisch machen. Sachen für dich liegen im Bad.“ Deadpool deutete hinter sich in die Richtung, in der wohl das Bad lag. Na hoffentlich hatte er ihm etwas Gescheites besorgt. Ein bisschen Sorgen machte Peter sich ja schon, wenn er Deadpool so ausgeliefert war. Na zumindest hatte er das Gefühl, seine Kräfte waren wieder da. Also konnte er sich auch wieder wehren. Falls Deadpool auf dumme Ideen kam. Noch dümmer als sonst. Peter verdrückte schnell das Essen, zögerte kurz, stand dann aber doch auf und verschwand ohne ein weiteres Wort im schäbigen, kleinen Bad. Dabei war er sich hundert Prozent sicher, dass Deadpool ihm auf den Hintern starrte. Schnell verriegelte er die Tür und spritzte sich erst mal kaltes Wasser ins Gesicht. Er sah furchtbar aus. Das stellte er nach einem Blick in den fast blinden Spiegel über dem Waschbecken fest. Noch ganz verheult und verstrubbelt. Wunderbar. Schnell wusch er sich richtig aus und schaute sich dann nach den Sachen um, von denen Deadpool gesprochen hatte. Zu seiner Überraschung lag da ein frischer Spider-Man-Anzug mit allem, was dazugehörte. Peter überlegte nicht lange und zog ihn an, behielt nur die Maske noch in der Hand, als er das Bad wieder verließ. „Na jetzt siehst du wieder hübsch aus! Geht`s dir ein bisschen besser? Bereit für meinen Plan?“ Etwas böse funkelte Peter Deadpool an. „Bist du bei mir eingebrochen? Schon wieder?!“ Schuldbewusst kratzte Deadpool sich am Kopf. „Ich hab die Sachen holen müssen! Und du brauchst deinen Anzug für das, was wir vorhaben!“ Zweifelnd sah Peter ihn an. „Ah ja? Als ob das noch eine Rolle spielt! Jetzt, wo meine Identität gelüftet ist!“ Schon spürte er, wie seine Augen wieder zu brennen anfangen wollten. „Ich muss meine Tante in Sicherheit bringen! Und meine Freunde! Die sind jetzt alle in Gefahr!“ Das wurde ihm in den Moment so richtig bewusst, als er es laut aussprach. Deshalb machte er auch gleich zwei Schritte auf das Fenster zu, aber Deadpool verstellte ihm den Weg. „Warte! Warte, warte! Bevor du dich jetzt selbstmörderisch deinen Feinden auslieferst, hör dir doch erst mal an, was ich geplant habe!“ „Geh mir aus dem Weg! Ich hab keine Zeit für deine verrückten Ideen!“ Peter wollte ihn wegschieben, aber Deadpool packte ihn an den Schultern und drückte ihn gegen die Wand. „Hör mir doch mal fünf Minuten zu! Ich habe einen Plan, der dafür sorgt, dass alles so wie früher ist! Bevor irgendwer wusste, wer du bist. Also... bis auf mich und deine S.H.I.E.L.D. Kumpel.“ Verwirrt sah Peter ihn an. „Wovon zum Teufel sprichst du?“ Deadpool tippte an seine Gürtelschnalle. „Ganz was Feines. `N Teleporter. Eigentlich darf ich den nicht benutzen. Also nicht für Zeitreisen. Außer, davon hängt das Ende der Welt ab. Aber, hey, wenn du draufgehst ist das das Ende MEINER Welt. Also... finde ich, das rechtfertigt alles.“ „Willst du mich verarschen?! Ich hab keine Zeit für so einen Blödsinn!“, fuhr Peter ihn an. „Das ist kein Blödsinn! Ich meine das Ernst! Sag mir, wo sie dich erwischt haben, ich bring uns da hin und wir verhindern es!“ Einen langen Moment sah Peter Deadpool nur an, versuchte herauszufinden, ob er irgendein Anzeichen dafür entdecken konnte, dass er ihn auf den Arm nahm. Aber er fand keines. Und so, wie er Deadpool kannte... „Das IST dein Ernst“, stellte er fest und Deadpool ließ ihn endlich los. „Natürlich!“ „Na schön, okay, du kriegst deine fünf Minuten. Erklär`s mir“, gestand Peter ihm zu. „Yey, super! Okay, ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung, wie genau es funktioniert, aber... du sagst mir, wann und wo genau die bösen Jungs dich erwischt haben, ich bring uns hin und sobald wir dich – also dein unwissendes, großmäuliges, teenie-cooles Ich, das nicht vor mir geweint hat – gerettet haben, hüpfen wir zurück und aaalles ist gut“, zählte Deadpool an seinen Fingern ab und fing sich dafür einen genervten Blick von Peter ein. „Ich wäre dir sehr dankbar dafür, wenn wir über diese 'Sache' nicht mehr reden. Funktioniert das auch sicher? Ich meine... wo hast du so was her? Einen Teleporter? Wer gibt dir so was?! Ernsthaft. Wer gibt DIR so ein Ding??“ Wenn man so darüber nachdachte, war das wirklich mehr als fahrlässig. „Ah, das... kann ich dir leider nicht verraten, sorry. Sonst kommt er und tritt mir in den Hintern. Aber so richtig. Und da leg ich keinen Wert drauf. Außerdem muss ich mein süßes Spielzeug sonst wieder hergeben. Also pssst! Wir haben das hier nie gemacht!“ Noch immer war Peter alles andere als überzeugt. Andererseits hatte er nichts mehr zu verlieren. Und wenn das, was Deadpool sagte, der Wahrheit entsprach... „Na schön, Wade, okay... ich... glaube dir. Und ich...“ Wow, das Nächste war richtig schwer. „...ich vertraue dir, dass du es hinkriegst und mir helfen kannst.“ Deadpool griff sich ans Herz und wankte ein paar Schritte rückwärts. „OMG! Parker, du machst mich so glücklich! Das ist das Schönste, was du je zu mir gesagt hast!“ Völlig entnervt fuhr Peter sich übers Gesicht. „Jetzt hör auf mit dem Scheiß und schmeiß den Teleporter an! Wie funktioniert der Spaß denn? Damit wir das hinter uns bringen können!“ „Ort und Zeit“, forderte Deadpool. „Dienstag Abend. Also... gestern? So gegen zehn. Upper East Side. Kennst du die flacheren Gebäude drei Querstraßen von der großen Hauptstraße weg?“ „Logo! Gerade die Straße runter ist einer der besten Stripclubs von ganz New York!“, war Deadpool sofort begeistert. „Die haben da die knusprigsten Nachos der Gegend! Auf die lade ich dich ein, wenn wir hier fertig... oh... wenn du ein paar mal Geburtstag hattest und auch rein darfst. Versprochen!“ Peter verzog keine Miene. „Passe. Und jetzt? Augen zu und sich hin wünschen? Öffnet das Teil einen geheimen Kaninchenbau? Lässt es einen Zauber-Zeit-Tornado erscheinen? Komm in die Gänge, Wade!“ „Gemach, gemach! Immer sachte! Hetz mich nicht!“ Deadpool machte eine beschwichtigende Geste mit den Händen. Dann fummelte er an seiner Gürtelschnalle herum. „Das muss alles ganz genau eingestellt werden. Sonst landen wir am Ende noch im Hudson. Oder in Alaska.“ Na das waren ja tolle Aussichten. „Uuund... fertig! So, dann komm mal schön in meine Arme und es kann losgehen!“, verkündete Deadpool dann freudestrahlend und hielt die Arme weit auf. Peter starrte ihn nur an, dann schüttelte er den Kopf. „Vergiss es!“ „Was denn? Wie willst du sonst mitkommen? Du hast keinen Teleporter! Also halt dich gefälligst an mir fest!“ Verflucht, Peter hatte keine Ahnung, ob das wirklich sein musste, aber er hatte tatsächlich keine andere Wahl, er musste Deadpool vertrauen. So ein Mist. Schnell zog er die Maske über und grummelte: „Wehe, das klappt nicht. Und WEHE, du fasst mich komisch an!“ „IIICH?! Mais non! Niemals!“, tat Deadpool ganz entrüstet, griff nach Peters Handgelenk und zog ihn zu sich, schlang einen Arm fest um ihn und drückte ihn gegen sich. Dann betätigte er mit der anderen Hand irgendeinen Mechanismus an seiner Gürtelschnalle. Und dann wurde es erst gleißend hell um sie, in Peters Kopf drehte sich alles, er versuchte noch, selbst nach Deadpool zu greifen, dann spürte er einen heftigen Ruck und dann wurde alles dunkel. Kapitel 2: 05 - Sind wir nicht alle ein bisschen Zombie 02 ---------------------------------------------------------- Nur langsam kam Spider-Man wieder zu sich. Er lag auf hartem, kaltem Untergrund. Benommen schlug er die Augen auf. Steine, Schutt, Boden, so etwas wie Asphaltbrocken. Mit etwas Mühe rappelte er sich auf, musste kurz auf allen Vieren bleiben, weil ihm einen Moment lang schwindlig und schlecht wurde, das verging aber schnell wieder. Und dann stand er endlich und sah sich völlig entgeistert und entsetzt um. „Wo zur Hölle...“ Alles lag in Trümmern. Der Himmel war grau in grau und sah einfach nur krank aus. Die Gebäude... alle Fenster kaputt, Ruß, Steine, Glas, Müll... Und kein Zeichen von Leben, keine Menschen, keine Tiere, selbst Gras und Bäume waren tot, verfault, braun, schmutzig. Und doch: Es war New York. Eindeutig. Irgendwie. Nur... falsch. Suchend sah Spider-Man sich erneut um. Apropos Menschen. „Deadpool? Deadpool! Wade! Wo steckst du denn?!“ Keine Antwort. Nur in Spider-Mans Kopf ging ganz leise ein erstes kleines Warnläuten an. Angreifer? Hatten die sich Deadpool vielleicht schon geschnappt? „Wade Wilson!! Wo...“, setzte er nochmal an, da packte ihn jemand von hinten und hielt ihm den Mund zu. „Shhh! Du lockst sie sonst an!“, zischte Deadpool ihm ins Ohr, aber Spider-Man reagierte schon automatisch und hebelte Deadpool über seine Schulter um ihn gleich darauf hart zu Boden zu werfen. „Schleich dich nicht so an mich ran, du Freak!“ „SHHH!“, machte Deadpool nochmal , der jetzt auf dem Rücken lag und den Kopf in den Nacken gelegt hatte, um kopfüber zu Spider-Man aufzusehen. „Du mich auch SHHH! Erklär mir lieber, was schief gelaufen ist! Was hast du getan, Wade?!“, fuhr Spider-Man ihn an. Deadpool rollte sich herum und sprang mit einem Satz auf ihn, warf ihn zu Boden und drückte ihm beide Hände auf den Mund. „Ich hätte nie gedacht, dass ICH das mal zu DIR sage, aber... Halt die Klappe, Spidey!“ Auch wenn er ihn eigentlich anfuhr, hielt Deadpool trotzdem die Stimme gesenkt. Spider-Man hatte keine Ahnung, was sein Problem war, ihn interessierte nur, wo er sie hingebracht hatte und wie sie dort wieder wegkamen. Gerade wollte er Deadpool von sich runter treten, da ruckte dessen Kopf hoch und er sah auf irgendetwas hinter ihnen. „Uh oh...“ Spider-Man packte Deadpools Hände und drückte sie nach oben, runter von seinem Mund. „Was 'uh oh'?“ Deadpool, der noch immer auf ihm saß, schüttelte Spider-Mans Hände ab, legte seine eigenen dafür an Spider-Mans Wangen und drehte seinen Kopf in die Richtung, in die er selbst starrte. „W-was... Soll das ein schlechter Scherz sein? Die sehen ja aus, wie die schlechte Zweitbesetzung von Night of the living Dead. Wade! Wo hast du uns hingebracht?!“ „Zeit und Ort stimmen. Aber... uhm... vielleicht nicht ganz... unsere Dimension?“ Wütend kickte Spider-Man Deadpool nun doch von sich herunter und sprang auf die Füße. „WAS?!“ „Tut mir leid! Ich weiß nicht, wie das passieren konnte! Aber jetzt ist, glaub ich, nicht die Zeit zum quatschen, lass uns erst mal die Freundschaftsanfrage von denen da zurückweisen!“ Tatsächlich kam ihnen eine Meute an ziemlich zerfetzt und nicht sehr lebendig aussehenden Gestalten entgegen. Zwar nicht rennend, aber auch nicht gerade im Schneckentempo, sondern doch recht zügig. „Bring uns hier weg!“ Spider-Man ging in Angriffsstellung und feuerte gleich auf die, die ihnen am nächsten waren, ein paar Spinnfäden, um sie vom Näherkommen abzuhalten. Geheuer waren ihm die Gestalten absolut nicht und sie sahen auch nicht so aus, als hätten sie unbedingt gute Absichten. Auch Deadpool war wieder aufgesprungen und zog die Schwerter. „Mache ich liebend gerne, aber das Teil muss erst aufladen. Teleportieren läd schneller, das Zeitdings ist leider `n bisschen aufwendiger.“ „W-was? Wie... aufladen?! Und so lange soll ich jetzt Stolz und Vorurteil vergessen und Zombies abschlachten, damit ich nicht gefressen werde?!“ Erneut setzte Spider-Man ein paar Gestalten außer Gefecht und sprang an die nächste Hauswand. „Oh wow, schlechte Filmtitelwitze. Eins zu null für dich, Spidey. Aber ja, so ungefähr kommt`s hin. Und jetzt komm gefälligst da runter! Ich kämpf hier unten sicher nicht alleine! Du Feigling!“ Deadpool fackelte nicht lange und schlug mit den Schwertern der ersten Angreiferwelle gezielt die Köpfe ab. „Deadpool! Keine Massaker!!“ Auch Spider-Man feuerte wieder haufenweise Spinnfäden auf die anrückenden Mengen, was die aber nur am Weiterlaufen hinderte, sie aber nicht ausschaltete. „Bevor mir hier jemand in meinen sexy Knackarsch beißt, ziehe ich es vor, lieber ein paar Köpfe rollen zu lassen. Nieder mit der Moral! Außerdem kenn ich die Leute nicht!“, erwiderte Deadpool nur, ehe er erneut auf die ihn immer stärker bedrängenden Massen einhieb. Auch Spider-Man tat sein Bestes, um die Gestalten fernzuhalten, aber es wurden mehr und mehr. Darum schoss er den nächsten stärkeren Spinnfaden auf Deadpool und zog ihn mit einem Ruck zu sich nach oben, so dass er erst mal außer Reichweite der Angreifer war. „Du kannst aber nicht 8,4 Millionen Einwohner köpfen! Für jeden, den du ausschaltest, kommen da drei Neue!“ „Ich KANN schon... Auch wenn das `n Weilchen dauern könnte... Und wenn du nicht so rumgeplärrt hättest, hätten sie uns gar nicht bemerkt!“, warf Deadpool ihm vor. „Soll ich loslassen? Regenerierst du auch abgebissene Körperteile?“, drohte Spider-Man ihm, zog ihn dann aber sogar richtig hoch und eher widerwillig an sich. „Festhalten. Wir verschwinden erst mal hier. Ich steh zwar gern im Mittelpunkt, aber nur bei meinen Fans.“ „Du bist auf jeden Fall immer MEIN Lebensmittelpunkt, versprochen“, raunte Deadpool ihm ins Ohr, nachdem er sich an Spider-Mans Rücken festhielt, woraufhin dem sofort ein unangenehmer Schauer über den Rücken lief. „Ich kann dich immer noch runter werfen!“ „Dann musst du aber hierbleiben. Für IMMER! ALLEIN!“ Spider-Man gab keine Antwort mehr, sondern schoss einen Spinnfaden ab und schwang sich mit Deadpool auf dem Rücken weg von dem immer größer werdenden Andrang von offensichtlich Untoten. „Mann, was für ein abgefucktes Alternativuniversum. Ich sag dir, ich hasse Zombie-Apokalypsen. Da wäre mir ein Ritter- oder Steinzeitszenario eindeutig lieber. Oder Wilder Westen. Da gäbe es wenigstens Saloons.“ „Als ob du schon mal an einer Zombie-Apokalypse teilgenommen hätt... Oh Gott, sag nicht, du hast...“ „Meine Lebensgeschichte erzähl ich dir mal daheim auf der Couch. Bring uns da vorne aufs Dach! Die Viecher können normalerweise keine Leitern hochklettern und nicht so einfach Türen öffnen. Und Türmchen bauen nur die Roadrunner-Zombies von Brad Pitt.“ Keine Ahnung, was er da wieder plapperte, aber Spider-Man musste einfach hoffen, dass Deadpool sich wirklich auskannte mit so einer 'Situation'. Darum brachte er sie auf das leere Flachdach, auf das Deadpool gezeigt hatte. „Also schön, Wade, wie ist der Plan? Wie lange dauert 'aufladen'? Und kannst du uns damit auch sicher wieder zurückbringen?! Da geb ich ja lieber noch meine Geheimidentität auf, als hier zu enden!“, schimpfte er dann gleich drauf los und fügte noch hinzu: „Allein... mit DIR!“ Deadpool ließ geknickt den Kopf hängen. „Autsch, das tat weh. Aber gut. Ich kann das wegstecken. Ich weiß ja, dass du`s nicht so meinst.“ „Wade, der Teleporter! Information! Jetzt!“, forderte Spider-Man noch einmal. „Nicht so laut! Sonst haben sie uns doch gleich wieder. Okay, also... laden ist unterschiedlich. Ich mach eigentlich allein keine Sprünge durch die Zeit. Normalerweise nur mit Su... Su... dem supergeilen Typen, von dem ich den Teleporter hab. Normal in der Weltgeschichte rumspringen kann ich so. Also von Ort zu Ort. Nicht Zeit zu Zeit. Da dauert das Aufladen je nach Strecke von ein paar Sekunden bis hin zu einem Tag. Bei einem Zeitsprung... puh... noch länger?“ Entgeistert starrte Spider-Man ihn an. „Du... hast nicht die geringste Ahnung, wie es funktioniert, hab ich recht?“ Verlegen kratzte Deadpool sich am Kopf. „Ja, weißt du... die Erklärung war... echt lang und echt langweilig und ich war nur so 'Yey, geil, ein Teleporter!' und der andere nur so blablabla 'wichtig' blablabla 'Verantwortung' blablabla 'Verschiebung des Weltengleichgewichts'...“ Spider-Man packte Deadpool wütend am Kragen und hob ihn ein Stück hoch. „Wenn du KEINE Ahnung hast, wie es funktioniert, warum hast du es dann benutzt?! Was, wenn wir hier nicht mehr wegkommen?!“ „Hey, hey, ganz ruhig! Ich hab das doch nur für dich gemacht! Ich wollte... helfen... Ich wollte... dir nur helfen... Tut mir leid, ich hab`s versaut.“ Mit einem höhnischen Schnauben warf Spider-Man Deadpool zu Boden. „Ja! Ja, das hast du!“ Frustriert setzte Spider-Man sich einfach auf den Boden. Deadpool setzte sich wortlos neben ihn und schwieg dann sogar für ein paar Minuten. Dann hörte Spider-Man ihn sich aber doch wieder räuspern. „Hey... hör mal... Du bist doch gut mit Technik. Lass uns einfach `nen Applestore suchen, du kriegst meinen Gürtel und kannst basteln. Ich wette, du checkst das sofort. Also wie das Teil läuft. Und dann bringst du uns in Null Komma Nichts wieder zurück. Ist das `ne Idee?“, schlug er dann leise vor. „Und wenn nicht? Wenn wir wirklich warten müssen, bis es aufgeladen ist? Und wenn das eine Woche dauert? Einen Monat? Was machen wir dann so lange? Wo sollen wir uns verstecken? Was essen? Trinken?“ Da war es schon wieder, dieses grässliche Gefühl der Verzweiflung. „Dann lass uns doch als Allererstes mal `nen schicken Unterschlupf suchen. Ich plädiere für eine Flitterwochensuite in einem fünf Sterne Hotel! Die sind doch immer schön weit oben und da können wir uns verbarrikadieren. Und außerdem gibt`s da garantiert Vorräte. Du sammelst dir alles an Technikkram zusammen, was du brauchst und kannst dann in Ruhe arbeiten.“ Zugegeben, das klang vernünftig. „Ah! Und außerdem ist da noch eine Sache. Wenn jemand das hinbekommt, dann du! Du bist das klügste Schulkind, das ich kenne. Mein Lieblingsnerd. Ich weiß, dass du das kannst. Ich glaube an dich, Parker.“ Wow, das tat richtig gut, selbst wenn es von Deadpool kam. „Danke“, murmelte Spider-Man leise, dann spürte er, wie Deadpool ihm auf die Schulter klopfte. „Na komm, suchen wir uns `n hübsches Zimmer.“ Damit stand er auf und hielt Spider-Man die Hand hin. „Du fährst!“ Spider-Man ließ sich hochziehen und ging zum Rand des Daches, auf dem sie standen. Deadpool trat hinter in und legte die Arme wieder um seinen Nacken. „Nur, damit du es weißt, wir nehmen ein Zimmer mit ZWEI Schlafzimmern“, musste Spider-Man dann doch noch dringend klarstellen. „Ganz wie du willst, Schätzchen. Und nur, damit DU es weißt, du darfst jederzeit zu mir ins Bett kommen, wenn du nachts Angst bekommst“, erwiderte Deadpool. „Gott, wie ich dich hasse...“ Spider-Man beeilte sich, einen Spinnfaden loszuschießen, bevor Deadpool noch mehr sagen konnte. Dann brachte er sie so schnell er konnte auf die Terrasse einer Penthousesuite eines der teuersten Hotels der Stadt. Vorsichtig kontrollierten sie, ob die Suite auch verlassen war, aber bis auf Spuren eines eiligen Aufbruchs deutete nichts darauf hin, dass in letzter Zeit jemand die Suite bewohnt hatte. „Unglaublich, hier könnten drei ganze Familien wohnen!“, stellte Spider-Man nach dem Durchsuchen der Räume fest. „Ich bin auch neidisch. Da merke ich erst wieder, wie schäbig ich wohne... Ich nehm das große Bett!“ Deadpool nahm den Schwertgurt ab und ließ sich gleich auf das größere der Betten im größten Schlafzimmer fallen. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Wir müssen die Vorräte checken, sehen, dass hier keiner reinkommt und dann...“ Spider-Man deutete auf Deadpools Gürtel. „Das da ausziehen und her damit!“ Sofort saß Deadpool kerzengerade im Bett, rutschte dann aber rückwärts Richtung Kopfende und sagte ganz verschämt: „Oh, Spidey, auf einmal hast du`s so nötig? Ich weiß ja, der Stress und alles, aber wenn du mich unter Druck setzt, geht bei mir gar nichts.“ „Wade!“ „Ja, ja, schon gut, sei doch mal ein bisschen locker. Ich mach doch nur Spaß. Vielleicht...“ Langsam stand Deadpool wieder auf. „Ich wollte schon immer mal die Minibar plündern mit dem Wissen, dass ich mir gleich `n Snickers für 20$ einverleibe, ohne dass ich dafür bezahlen muss“, meinte er dann und kniete sich vor den kleinen Kühlschrank im Zimmer. Strom war zwar keiner mehr drauf, aber die Dinge, die darin lagen, waren sowieso nicht verderblich. Quellwasser in kleinen Flaschen, Alkohol, Snacks, Schokoriegel, Süßigkeiten, alles fein säuberlich in kleine Portionen eingetütet. „Der Filmabend ist gerettet!“, musste Deadpool rufen, denn Spider-Man durchsuchte jetzt die anderen Zimmer nach Lebensmitteln und Getränken. „Ich hab hier auch volle Schränke“, rief er zurück. Dann waren ein paar kurze Rumpler zu hören, als Spider-Man die Eingangstür zur Suite mit einem Schrank verstellte. „Dass du so stark bist, macht mich echt an“, tönte es hinter ihm von der Tür zum großen Schlafzimmer her und als er sich genervt umdrehte, sah Spider-Man Deadpool am Türrahmen lehnen, wo er mit einer Hand seinen Gürtel öffnete und hochhielt. „Na los, komm und hol ihn dir, Tiger.“ Spider-Man zog sich die Maske vom Kopf und sah Deadpool böse an. „Es reicht, Wade! Her damit!“ Deadpool zuckte mit den Schultern und warf ihm den Gürtel zu. „Bist `n Spielverderber, Parker.“ Peter würdigte Deadpool keines Blickes mehr, sondern setzte sich im Wohnraum auf die dort mitten im Zentrum stehende große Ledercouch. Dann zog er die Handschuhe aus und legte den Gürtel vor sich auf den Tisch aus Edelholz. Deadpool kam zu ihm und stützte sich hinter ihm auf der Lehne der Couch ab. „Unten ist ein kleiner Hebel, dann geht das auf“, erklärte er und sah über Peters Schulter dabei zu, wie der die Gürtelschnalle öffnete. Im Inneren war alles voller kleiner Kabel und Schaltkreise. Und darin steckte eine kleine Energiequelle von einer Art, wie Peter sie noch nie zuvor gesehen hatte. „Was ist das da?“ Deadpool hob unwissend die Hände. „Toll... Du bist `ne echte Hilfe, du Genie.“ „Hey! Für`s Denken hab ich dich dabei. Wenn du mich fragst, ist das glaub ich so was wie Starks Minireaktor. Und der musste den auch immer aufladen.“ Zugegeben, da konnte Deadpool recht haben. Aber ohne Strom? Wie sollten sie das Ding da laden? Höchstens... „Okay, ich brauche Werkzeug. Kleines Werkzeug. Für kleine Drähte. Und Batterien. Am besten eine Autobatterie. Und vielleicht auch einen Laptop oder ein Tablet für Ersatzteile“, zählte Peter auf. „Ich sag doch, Applestore. Jetzt sofort?“ „Jetzt sofort! Je schneller wir hier wegkommen, desto besser“, war Peters Meinung. Deadpool zuckte mit den Schultern. „Wie du willst. Schade. Ich hab gerade den Kamin entdeckt. Und dass es hier einen Whirlpool IM Zimmer gibt.“ Darauf wollte Peter gar keine Antwort geben. „Parker?“ Peter reagierte noch immer nicht, sondern zog seine Handschuhe wieder an. „Parker? Parker. PARKER!“ „WAS IST?!“, fuhr Peter Deadpool völlig entnervt an. „Hast du zugehört? Ein Whirlpool! IM Zimmer!“ Okay, das war genug. Irgendwann reichte es. Peter drehte sich mit Schwung um, riss dabei das Bein hoch und verpasste Deadpool einen Tritt, der ihn direkt in ein Wandregal beförderte. „Das war`s! Du bleibst hier! Und das hier...“ Er schloss die Gürtelschnalle, entfernte mit ein paar schnellen Griffen alle Extrataschen und Waffenhalterungen samt Waffen vom Gürtel, legte ihn dann selbst an und fixierte den Gürtel noch mit Spinnfäden an seinem Kostüm. „...nehme ich mit! Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, während ich weg bin!“ Ganz benommen versuchte Deadpool sich aufzurappeln. „W-warte... was? Au, verdammt, das hat echt wehgetan! Wehe, du beklaust mich jetzt! Auch wenn du echt süß mit meinem Gürtel aussiehst.“ Spider-Man zog sich die Maske wieder über, lief auf die Terrasse und schwang sich nach unten. Gott, wie der Typ ihm auf die Nerven ging! Er hätte ihn fesseln sollen. Fesseln und vor allem knebeln. Egal, jetzt schnell die nötigen Sachen besorgen und dann den Teleporter reparieren. Da war ja auch tatsächlich schon einer der beinahe allgegenwärtigen Elektronikläden. Deadpool hatte recht, da gab es sicher alles, was er brauchte. Vielleicht. Denn die Scheiben waren eingeschlagen, es stand sogar ein Auto halb im Laden. Und der Laden selbst sah ziemlich geplündert aus. Spider-Man blieb erst mal an der Wand und sah sich um. Keine Untoten oder Monster in Sicht. Trotzdem besser leise sein. Er bewegte sich vorsichtig an der Decke entlang durch den Laden. Werkzeuge... Batterien... Wahrscheinlich eher im Lager oder den Schubladen der Angestellten. Mit einem leisen Satz landete Spider-Man auf dem Boden und fing an, alles zu durchsuchen. Werkzeuge fand er schnell, sogar Batterien. Auch zwei Tablets trieb er noch auf und packte alles in eine kleine Laptoptasche, die er sich umhängte. Jetzt nur noch eine ordentliche große Batterie. Autobatterie. Da ja sowieso halb im Laden ein Auto stand, mit dem jemand sich anscheinend Zugang zu dem Geschäft verschafft hatte, ging Spider-Man nun darauf zu. Das Auto holte so schnell sicher keiner mehr ab. Sollte ihm nur recht sein. Er packte die Klappe der Motorhaube und stemmte sie auf. Und plötzlich ging der Alarm los, so dass er vor Schreck einen Satz rückwärts machte. Dass ausgerechnet die verdammte Alarmanlage im Auto noch funktionieren musste! Aber gut, das hieß auch, dass die Batterie lief. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte er sie abgekoppelt und sich unter den Arm geklemmt, drehte sich um und... wich nur dank seinem Spinnensinn und einem schnellen Reflex dem Zugriff durch einen der Untoten aus. „Woa! Wo kommst du denn her?!“ Anscheinend war das einer der Angestellten, den er übersehen hatte. Er hatte ihn wohl rausgelassen, als er alle Türen zu den Lagern geöffnet hatte. Mist. Aber einem ausweichen war kein Problem, er musste nur schnell... Sein Spinnensinn explodierte förmlich und als er herumfuhr, drängte schon eine ganze Meute dieser Dinger in den Laden. Die Alarmanlage! Sie hatte sie angelockt! Spider-Man sprang auf einen der Tische, feuerte eine Ladung Spinnfäden um sich, wich Händen und zuschnappenden Kiefern aus, trat Mobiliar und Trümmer gegen seine Angreifer und versuchte bei all seinen Sprüngen und Ausweichmanövern die Batterie und die Tasche nicht zu verlieren. „Meine Güte, seid ihr lästig! Ich schmecke doch gar nicht! Lasst mich durch, dann muss ich keinem wehtun! Autogramme gibt`s später!“ So langsam wurde es ihm echt mulmig, er kam nicht raus. Er hatte keine echten Waffen, um den Gestalten den Zombie-Gnadenstoß zu verpassen. Warum nur ließ er sich von Deadpool nur immer so provozieren?! Jetzt hätte er den Idiot brauchen können um sich den Weg freiräumen zu lassen. „So eine Sch... Wo bist du bloß, wenn ich dich wirklich brauche, Wade?!“, entfuhr es ihm und er versuchte sich mit einem Sprung an die Decke außer Reichweite zu bringen. Da packte aber einer der Angreifer genau die Tasche und riss ihn zu Boden und sofort waren sie alle über ihm. Er schoss wie wild Spinnfäden um sich und trat nach allem, was ihm zu nahe kam, aber es waren so viele! „Nein! Runter von mir! Finger weg, ihr faulige Ausschussware! Verdammt! Deadpool! Wade! WADE!“ Warum er gerade nach ihm rief, war Spider-Man gar nicht klar. Es kam automatisch. Und dann knallte es laut. Einmal, zweimal, dreimal... Er hörte auf zu zählen, aber das waren Schüsse! Und die, die ihn bedrängten, wurden weniger. So konnte er sich wieder wehren, verklebte Münder und Arme und Hände mit Spinnfäden, doch dann schnellte einer von den Untoten direkt auf sein Gesicht zu, riss den Mund auf und... Die Spitze der Katanaklinge stoppte wenige Zentimeter vor Spider-Mans Gesicht, hatte dafür aber den Kopf des Angreifers direkt durchbohrt. „Verd... Bist du IRRE?!“ Deadpool riss das Schwert zurück und köpfte mit einem Rundumschlag gleich noch fünf weitere der Gestalten. Dann war er mit dem Gesicht auf einmal direkt vor Spider-Mans, so dass er mit seiner Stirn Spider-Mans berührte. „Das Selbe könnte ich dich fragen. Die Nummer hier allein abzuziehen. Und ich bin nicht irre. Nur verliebt...“ Mit einem Ruck zog er Spider-Man hoch und kümmerte sich dann darum, die nächste Angriffswelle auszuschalten. „Du spinnst doch!“ Spider-Man feuerte eine ganze Ladung Spinnfäden auf die offene Ladenfront, so dass erst mal keiner mehr in den Laden kommen konnte, weil alles verklebt war. Dann schwankte er sogar kurz, das war alles zu viel. Im selben Moment spürte er, wie Deadpool von hinten fest die Arme um seine Mitte legte und ihn an sich zog. „Und du hast gerade mehr als deutlich nach mir gerufen. Das kannst du wirklich nicht abstreiten, Parker.“ Der Griff wurde fester und Spider-Man spürte, wie er ungewollt leicht zu zittern anfing. Er wusste, er musste unter der Maske knallrot sein. So peinlich. Und dann war da Deadpools Stimme direkt an seinem Ohr. „Ich hab dich ganz genau gehört, Parker... Da waren meine drei kleinen magischen Worte. 'Ich brauche dich'...“ Oh Gott, wieso strich Deadpools Hand plötzlich von seiner Brustmitte nach unten?! Spider-Man reagierte instinktiv und wand sich frei, wobei er Deadpool grob von sich stieß. „Wade, NEIN! Lass den Scheiß! Hör auf! HÖR AUF!“ Heftig und ganz zittrig atmend stellte er sich in Abwehrhaltung vor Deadpool, dann ließ er die Arme sinken, als er sah, was der getan hatte. Deadpool legte nämlich gerade seinen Gürtel an, den er sich mit der Aktion eben zurückgeholt hatte. „Ich lass mich nicht beklauen“, war alles, was er sagte, dann nickte er auf die Autobatterie, die auf dem Boden lag. „Die nehm ich, du bringst uns zurück. Drei Dutzend Leichen taugen nicht für Romantik. Bist du soweit okay? Hat dich einer gebissen? Muss ich Angst haben, dass du mutierst? Also... noch mehr, als du`s schon bist?“ Spider-Man sah an sich herunter. „N-nein... mich hat keiner erwischt.“ Kurz checkte er seine Spinnschussvorrichtungen, Das musste noch reichen, um zurückzukommen. „Okay, pass auf, ich schneide uns ein Loch in die Wand da und spreng uns den Weg frei. Du ziehst uns sofort raus und bringst uns zurück. Verstanden?“ Spider-Man war gerade ganz neben sich, also nickte er nur. Einfach die Anweisungen befolgen. Nicht denken. Bloß jetzt nicht denken. Wie in Watte gepackt sah Spider-Man dabei zu, wie Deadpool ein Stück des Spinnfadenschutzes aufhackte, eine Granate hindurch warf, er spürte die Hitze und die Druckwelle der Explosion, dann lagen schon wieder Deadpools Arme um ihn, er hörte ihn „Los! Raus hier!“ rufen und zog sich mit ihm durch das Loch nach draußen und sofort nach oben. Weg von den zerfetzten Leichen, weg von den nachdrängenden Gestalten. Er spürte, wie sehr seine Hände zitterten und wie sehr er sich anstrengen musste, damit sie beide nicht fielen. Dann waren sie auf der Terrasse, Deadpool ließ ihn los und im nächsten Moment gaben schon seine Beine nach und er sank auf den Boden. „Hey! Was wird das denn, wenn`s fertig ist?“ Deadpool ging neben ihm in die Hocke und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Parker? Alles okay? Was hast du denn?“, klang er ganz besorgt. Der Tonfall tat gut. Mal was anderes als ihn ständig zu ärgern. Peter zog sich die Maske vom Kopf, atmete tief durch und schüttelte den Kopf dann kurz. „Lass mir... fünf Minuten... bitte... Ich... ich kann gerade nicht...“ Deadpool sagte nichts, er griff möglichst sanft nach Peter und hob ihn hoch. „Ey! Nein! Warte! Lass... lass mich runter! Wade!“ Doch Peters Protest nutzte nichts, Deadpool trug ihn nach drinnen und setzte ihn auf der großen Couch ab. „So, hier kannst du die kleine Stress- und Paniknummer abziehen. Gib mir die Tasche, dann pack ich schon mal aus. Und dann kriegst du definitiv `nen Schluck Alkohol. Das beruhigt die Nerven. Versprochen.“ „Ich trinke aber nicht“, begehrte Peter halbherzig auf. „Dann fängst du jetzt damit an!“ Deadpool breitete den Inhalt der Laptoptasche auf dem Couchtisch aus und stellte die Autobatterie daneben. „Ich trau mich gar nicht fragen, aber... du warst... so schnell da...“, setzte Peter dann vorsichtig dazu an, in Richtung eines Dankes zu steuern. „Ach, das war gar nichts. Ich hab mir an der Fassade ein paar Rohre zum dran runterrutschen gesucht. Hab mir auch nur einen Knöchel dabei gebrochen. Und der Store war ja ums Eck. Musste nur der Horde nachlaufen. Also, kein Ding.“ Deadpool holte, während er redete, einen Arm voll Snacks und stellte zusätzlich zwei Schnapsflaschen mit auf den Tisch. „Außerdem hast du ja laut genug nach mir gerufen“, konnte er sich dann natürlich nicht verkneifen hinzuzufügen. Peter wurde schon wieder rot und fing an, die Sachen auf dem Tisch zurechtzuschieben. „Okay, damit hast du dir gerade das Danke verspielt. Räum den Whiskey weg und hol mir lieber ein Wasser“, forderte er dann. „Und lass den Gürtel da!“ Deadpool starrte ihn erst nur an, dann verbeugte er sich ein paar mal. „Jawohl eure Majestät, alles was ihr wünschte, eure Hoheit.“ Er legte den Gürtel auf den Tisch. „Ich hätte aber eine bessere Idee, als dass du gleich loslegst.“ „Die will ich aber nicht hören.“ Deadpool holte tatsächlich eine Wasserflasche und warf sie Peter zu. „Ich sag sie dir aber trotzdem. Du bist gerade heftig durch den Wind, wurdest gerade halb gefressen. Deine Finger zittern – und DOCH, tun sie! Ich seh`s doch! - und du hast Zombie-Matsche auf dem Anzug. Und... Whirlpool IM Zimmer!“ Verdammt, Deadpool hatte recht und er hatte gesehen, wie durcheinander er noch immer war. Peter trank und stellte dann die Flasche weg. „Na schön, kurze Pause. Ich kann gerade eh nicht denken. Und ich will den Teleporter nicht kurzschließen. Aber! Und das werde ich nur EINMAL sagen! Ich steige NICHT mit dir in den Whirlpool! Erstens: Kein Strom. Zweitens: Ich will nicht wissen, wie lange das Wasser da schon drin ist. Und drittens: NICHT mit DIR!“ Ganz unschuldig sah Deadpool ihn an. „Wer hat denn gesagt, dass du da mit mir zusammen rein sollst? Aber wenn du nicht willst... Wir haben ja noch drei Bäder.“ Peter stand auf und griff sich automatisch Deadpools Gürtel. „Kannst du mir verraten, was du da treibst? Lass die Finger von meinen Sachen.“ „Vergiss es! Den behalte ich, bis ich weiß, wie er funktioniert und wie wir das Teil flott kriegen!“ Damit ging Peter in eins der kleineren Schlafzimmer, um dort nachzusehen, ob sie wenigstens noch Wasser im angrenzenden Bad hatten. „Wieso?! Hast du Angst, ich lass dich hier allein, wenn er wieder läuft? Du weißt genau, dass ich das nicht würde! Niemals! Du bist doch meine Ein und Alles! Hey! Hörst du mir zu?“ Als Antwort schlug Peter die Schlafzimmertür zu. Ihm egal, ob sie damit Untote auf den Hotelfluren anlockten. Kurz sah er an sich herunter. Mist, sein Anzug sah wirklich schlecht aus. Vielleicht konnte er ihn kurz einweichen. Er warf Deadpools Gürtel aufs Bett und ging ins Bad. Tatsächlich kam Wasser aus den Hähnen, wenn auch nur kaltes. Egal. Immerhin etwas. Mit Sicherheit hatte so ein Luxushotel einen eigenen Wasseranschluss, um bei Störungen nicht betroffen zu sein. Nur schade, dass das beim Strom wohl nicht so gut geklappt hatte. Aber wenn keiner mehr da war, um sich um Notstrom und Generatoren richtig zu kümmern... Peter ging kurz zurück ins Schlafzimmer und öffnete den nicht gerade kleinen Kleiderschrank, der eine ganze Wand im Zimmer einnahm. „Bingo!“ Unter anderem vor allem Herrenkleidung. Die Bewohner der Suite waren wohl nicht mehr zum Packen gekommen. Oder hatten nur das Nötigste mitgenommen. Peter griff sich ein Hemd und frische Wäsche, dazu eine Shorts. Alles nur teure Markennamen. Ein bisschen neidisch konnte man da schon werden. Er zog den Anzug aus und warf ihn in eins der Waschbecken im Badezimmer, dann ließ er Wasser ein und kippte Flüssigseife, die am Waschbeckenrand stand, dazu. „Uääh, das ist so eklig...“, murmelte er vor sich hin, als er versuchte, den Dreck von seinem Anzug abzuwaschen. Dann nochmal die gleiche Prozedur und dann ließ er den Anzug noch im Seifenwasser liegen. Er selbst zog sich ganz aus und stellte sich unter die Dusche, aus der er am liebsten gleich wieder einen Satz rückwärts gemacht hätte, als das eiskalte Wasser auf seine Haut traf. Aber er biss die Zähne zusammen und hielt es tapfer aus, wusch sich dafür aber so schnell er konnte und wickelte sich dann zitternd in eins der vielen bereitliegenden Handtücher. Sogar die fühlten sich nach was Besserem an. Er schlüpfte in die frischen Sachen und ging sich die Haare trocken rubbelnd zurück ins Schlafzimmer. Das Bett sah verdammt verlockend aus. Vielleicht sollte er sich wirklich ein bisschen Ruhe gönnen. Nur kurz. Nur ganz ganz kurz. Aber davor würde er sich noch etwas zu essen holen und sehen, was Deadpool trieb. Sollte der sich auch hinlegen. Mit etwas Glück war der Teleporter dann von alleine aufgeladen. Peter öffnete die Schlafzimmertür. Kein Deadpool. „Wade?“ Aus dem großen Schlafzimmer kamen Geräusche, dann tauchte Deadpool im Türrahmen auf. Er schien sich ebenfalls seiner Kleidung entledigt zu haben, allerdings trug er nichts Neues, sondern einen Bademantel und noch seine Maske. Schnell drehte Peter sich zur Seite, auf den Anblick konnte er wirklich verzichten. „Stell dich nicht so an, als ob du mir was abschauen könntest. Hab leider das Mädchenschlafzimmer erwischt. Ich hab zwar prinzipiell nichts dagegen, zur Abwechslung auch mal `n hübsches Kleid zu tragen, aber das lebe ich lieber zuhause aus. Dafür steht dir der Rich-Boy-Chic extrem gut, Parker. Und Mann... du solltest ein bauchfreies Kostüm tragen! Was für ein sexy Waschbrettbauch. Ich verliebe mich gerade aufs Neue in dich.“ Sofort griff Peter nach vorne und hielt das Hemd zu. Warum hatte er es bloß nicht gleich zugeknöpft? „Och komm, spielst du jetzt wieder die kleine, schüchterne Jungfrau? Was wolltest du denn?“ „Ich... ich leg mich kurz hin. Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt. Und mich in Ruhe lässt! Ich hol... mir nur... was zu essen und zu trinken“, informierte Peter Deadpool, wobei er ihn immer noch nicht ansah. „Verstanden. Dann hau ich mich auch aufs Ohr. Schadet ja nichts. Und du siehst immer noch so aus, als hättest du es nötig. Ich geh nur schnell bei dir den Kleiderschrank plündern. Ich will auch so `n schickes Armanihemd.“ Deadpool ging an Peter vorbei und in das Zimmer, aus dem der gekommen war. Dabei meinte er: „Jetzt bin ich beleidigt. Ich lass extra die Maske an, um dir den Anblick zu ersparen und du kannst mich trotzdem nicht ankucken. Da muss ich echt weinen.“ Peter holte sich vom Tisch etwas zu essen und die Wasserflasche. „Du Blödmann! So oberflächlich bin ich nicht! Mir doch egal, wie du aussiehst! Aber anstandshalber starre ich keine halbnackten Kampfkollegen an!“ Er hörte Deadpool im Schrank herumsuchen und ging selbst zurück in das Zimmer. „Hast du gehört?“ Irgendwie war es ihm wichtig, das klarzustellen. Klar war Wade keine Augenweide. Aber er konnte ja auch nichts dafür. Auch wenn sein Charakter leider das Aussehen alles andere als wett machte. „Sag das nochmal“, verlangte Deadpool und drehte sich mit einem Kleiderbündel im Arm zu Peter um. „Was? Dass ich Anstand besitze und du nicht?“ Peter warf die Vorräte aufs Bett, dann spannte er sich an und starrte fest auf einen Punkt auf der Bettdecke, denn Deadpool stellte sich direkt neben ihn. „Nein. Die Sache mit dem 'egal'.“ „Na... es... ist... mir egal. Was interessiert es mich, wie du aussiehst? Als ob das eine Person ausmacht. Außerdem... kann ich dich einfach so nicht leiden. Mal davon abgesehen, dass es auch keinen Unterschied machen würde, wenn du Sexiest Man Alive wärst. Ich wäre trotzdem jedesmal angewidert, wenn du mich anmachst.“ „Autsch! Echt bitter. Macht nichts. Warte nur, wenn ich es lang genug versuche, kannst du mir irgendwann garantiert nicht mehr widerstehen!“ Peter bekam eine unangenehme Gänsehaut, musste sich sehr zusammenreißen, um nicht erleichtert aufzuseufzen, als Deadpool sich zum Gehen wandte, aber der lehnte sich nochmal ganz nah zu ihm. „Oh, ach ja... nicht 'halb'. Nur so nebenbei.“ Peters Wangen färbten sich rot und er stolperte zwei Schritte zur Seite, weg von Deadpool. „WADE! Igitt! RAUS!“ Deadpool ging hüftschwingend nach draußen und lachte. Peter schloss sofort die Tür hinter ihm und drehte den Schlüssel auch gleich noch. Nicht, dass Deadpool noch auf dumme Ideen kam, wenn er jetzt wusste, dass er hier lag und schlief. Er schauderte kurz auf und räumte eine Seite des Bettes frei. Dann ging er eine Tüte Gebäck verdrückend ins Bad, wrang seinen Anzug aus und hängte ihn zum trocknen über die Wand der Duschkabine. Danach warf er sich aufs Bett, trank und aß noch etwas und angelte sich dann Deadpools Gürtel. Eine Weile besah er sich noch die Schnalle und deren Innenleben und entdeckte dabei auch so etwas wie den Ladestatus des Energiekerns. Außerdem auch die Einstellungen für Datum, Zeit und Ort. Das sollte zu schaffen sein. Es würde schon laufen. Peter musste gähnen und er merkte, dass ihm die Augen zufielen. Na gut, nur kurz. Kurz ausruhen. Als er die Augen wieder öffnete, war es dunkel. Richtig dunkel. Er hielt noch immer den Gürtel fest, ließ ihn jetzt aber los und streckte sich erst mal aus. Kurz musste er sich orientieren, dann stand er auf und tastete sich im Dunkeln durchs Zimmer. Kein Strom. Und kein Licht von draußen. Zweimal stieß er sich an, dann war er an der Tür, schloss auf und starrte irritiert auf das Bild, das sich ihm bot. Im Kamin brannte ein Feuer und davor auf dem Boden oder besser gesagt auf dem dicken Teppich saß Deadpool mit einer Flasche Wein und in den Sachen, die er sich vorher mitgenommen hatte. Eine dunkle Leinenhose und ein weißes Hemd. Und ohne Maske. Dafür lagen seine Waffen neben ihm ausgebreitet. Peter fuhr sich durch die Haare und rieb sich über die Augen. „Hast du ausgeschlafen?“ Wade drehte sich nicht um, er schien eine seiner Pistolen zu kontrollieren. Langsam kam Peter zu ihm. „Was machst du da?“, ging er gar nicht auf die Frage ein. „Ich zähle meine Munition. Nicht mehr viel übrig, nach der kleinen Party vorher. Dachte ja auch nicht, dass ich für deine Rettungsaktion so viel Schuss brauchen würde.“ Wade hob die Flasche an und sah zu Peter auf. „Auch ein Schluck?“ „Ich hab dir gesagt, ich trinke nicht.“ Trotzdem setzte er sich neben Wade auf den Boden. „Dann nicht. Mehr für mich. Der ist echt gut.“ Kurz schwiegen beide, Peter beobachtete Wade bei seiner Arbeit. „Komisch, oder?“, meinte Wade dann, ohne aufzusehen. Peter zog die Beine an und sah ins Feuer. „Was?“ „Hier so zu sitzen. Ohne Anzüge. Ohne Auftrag. Vor einem Kaminfeuer in einem Hotelzimmer...“ „Mmm...“, machte Peter nur, doch Wade war natürlich noch nicht fertig. „...mit einer Flasche Wein. Fast wie im Urlaub. Einem verdammt romantischen Liebesurlaub.“ Peter konnte ihn richtig grinsen hören. „Vollidiot“, kommentierte er nur und stützte das Kinn auf die Knie. „Tehe, nicht mal richtig fluchen kannst du. Süß. Ich mag sogar deine Beleidigungen, weißt du das?“ „Halt die Klappe.“ Wade schob das Magazin zurück in die Waffe und lud durch. „Gleich morgen, wenn wir wieder Licht haben, kümmern wir uns um den Rückweg. Ich bin mir relativ sicher, ich weiß, was da schiefgelaufen ist. Es liegt an diesen verflucht kleinen Knöpfen. Ich denke... ich hab mich einfach verdrückt“, sagte er dann ganz ruhig. „Am Besten, ich zeig dir, wo du hin drücken darfst. Du hast viel schlankere Finger als ich. Nicht solche Wurstgriffel.“ Peter konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Ah! Das hab ich gesehen! Du kriegst also gute Laune, wenn ich mich selbst beleidige? Na das ist ja nett.“ Peter spürte, wie Wade ihn mit der Weinflasche anstubste. „Komm, ein Schluck. Du hast doch bestimmt schon mal zum Essen Wein getrunken. Und der hier ist auch nicht eklig trocken oder sauer. Sondern süß. Der schmeckt dir bestimmt.“ Kurz zögerte Peter, dann nahm er die Flasche und probierte doch einen kleinen Schluck, ehe er die Flasche an Wade zurückreichte. „Jetzt glücklich?“ „Naaa... nicht ganz. Dazu müsste ich dich richtig betrunken kriegen.“ „Und schon weißt du, warum ich garantiert nicht mit DIR das Trinken ausprobiere“, gab Peter zurück. „Ach komm, du weißt genau, dass ich dich nur ärgere. Soll ich dir mal was verraten? Ich finde dich wirklich süß. Aber du bist ein Kerl. Und solange du nicht plötzlich zu irgendwas mit vieeel Brüsten mutierst, brauchst du dich vor mir nicht fürchten.“ „Wie beruhigend“, klang Peter nicht sehr überzeugt. „Du lässt dich einfach zu gut rein stressen. Und zwar von allem was ich sage oder tue. Was glaubst du, wie viel Spaß ich dabei jedes mal habe? Das rettet mir jedes mal den Tag. Und du hältst mich davon ab, komplett durchzudrehen.“ Peter sah zu Wade, doch der starrte nun auch das Feuer an. „Ich? Wieso?“ „Weil du der Gute bist. Und mich bremst. Und weil ich gerne so wie du wäre. Auch wenn dafür der Zug schon abgefahren ist. Aber wenn ich mit dir zusammen kämpfe, dann fühle ich mich 'anständig'. Als ob ich was richtig mache in meinem Leben.“ Was war denn jetzt los? So hatte er Wade ja noch nie reden gehört. Aber er unterbrach ihn nicht, sondern sah ihn nur schweigend an. „Weißt du eigentlich, wie gerne ich sterben würde?“ Die Frage schockierte Peter jetzt etwas und er sah mit großen Augen zu Wade. „Was?“ Wade nahm einen kräftigen Schluck vom Wein. „Du hast mich schon verstanden. Ich hab niemanden, für den ich da sein muss. Ich lebe ein Leben, um das mich keiner beneidet. Keiner will mit mir arbeiten, weil alle mich für gestört halten. Ich bin ein Auftragsmörder und habe schon so viele Menschen und Nicht-Menschen auf dem Gewissen, dass ich sie nicht mehr zählen kann. Frauen ekeln sich vor mir, Kinder fürchten sich, ich werde sicher NIE eine Familie haben, weil ich mich selber keiner Familie antun will. Und manchmal könnte ich allein wegen den Stimmen in meinem Kopf durchdrehen. Wenn ich es könnte... hätte ich mich sicher schon vor ein paar Jahren umgebracht. Aber... es geht nicht.“ Peter war direkt überfordert von so viel Offenheit. „Wow... Wade... das... tut mir leid. Ich wusste nicht...“ Mit einem kleinen Lächeln sah Wade zu ihm. „Muss es nicht. Ist eben so. Aber deswegen verbringe ich gern Zeit mit dir. Da hab ich das Gefühl, mein Heilfaktor nutzt was. Weil ich den Schaden für dich einstecken kann. Und weil ich immer was Gutes tue, wenn du dabei bist. Und mein Kopf gibt Ruhe, weil ich dich mit blöden Sprüchen bombardieren kann. Dann muss ich nicht mit mir selbst reden.“ Wortlos griff Peter nach dem Wein und trank doch nochmal etwas. „Wir sind schon so zwei Superhelden. Ich will keiner sein und du bist schizophren und suizidgefährdet. Wir sollten eine eigene Liga gründen“, stellte er dann fest. „Schlag das nicht vor, wenn du es nicht ernst meinst, Parker. Ich warne dich. Wenn ich jemals herausfinde, dass du mich hintergehst, oder dass das mit uns nichts wird...“ Peter trank noch einen Schluck. So langsam wurde ihm warm. Er war wirklich nichts gewohnt. Aber darum konnte er sich jetzt auch auf dieses seltsame Gespräch mit Wade einlassen. „Dann was? Was passiert dann?“ Wade lehnte sich nah zu ihm, doch diesmal wich Peter nicht zurück. „Dann.. schwöre ich dir, werde ich das letzte Bisschen Verstand verlieren. Und wenn der dünne Faden reißt, garantiere ich für nichts. Dann laufe ich Amok. Und dann gibt es keinen mehr, der im letzten Moment noch den Schalter umlegen kann.“ Wades Stimme klang todernst und sein Blick war es auch. Fast machte das Peter Angst. Dann griff Wade nach der Weinflasche, hielt aber mit dem Griff auch Peters Hand fest. Seine Haut fühlte sich komisch an. Rau. Aber nicht unangenehm. „Wenn ich dich verlieren würde, würde ich einen Weg finden, die Welt zu vernichten, weil ich so eine Welt nicht würde haben wollen“, fuhr Wade dann fort. „Und wenn du mir in den Rücken fallen würdest...“ Seine Stimme wurde ganz leise, er zog Peter auch noch näher zu sich und sah ihm direkt in die Augen. „...würde ich keine Sekunde zögern und dich töten.“ Peter schluckte trocken und wurde ganz blass. „W-Wade...“ Einen Moment lang herrschte eisige Stille zwischen ihnen beiden, dann flüsterte Peter mit heiserer Stimme: „Das... ist die mieseste Anmache... aller Zeiten, Wade Wilson. Das ist ja sogar mir als 'Schulkind' klar, dass man so keinen rumkriegt. Kleiner Tipp: Du sammelst keine Bonuspunkte, wenn du mir drohst, mich umzubringen.“ Wade ließ den Kopf sinken, seine Schultern zuckten erst leicht, dann lachte er los. „Und genau darum mag ich dich so, Parker! Oh Mann, hätte mich jemand so anständig erzogen wie dich, wäre ich bestimmt nicht so gestört.“ Er nahm sich die Flasche und trank nochmal, dann drückte er sie Peter wieder in die Hand. „Der Rest gehört dir. Ich brauch was Anderes. Was Stärkeres“, meinte er dann, stand auf und fuhr Peter kurz durchs Haar. „Bist `n guter Junge.“ „Rede nicht mit mir, als wäre ich ein Hund!“, beschwerte der sich und sah Wade nach, der sich vom Tisch jetzt die Whiskeyfläschchen holte. „Betrinkst du dich jetzt so richtig? Dann sag mir vorher, wie du danach drauf bist, damit ich weiß, ob ich mich einsperren muss, wenn ich mich nochmal schlafen lege“, äußerte er dann gleich noch seine Bedenken, als er dabei zusah, wie Wade die erste kleine Flasche auf Ex leerte, ehe er sich wieder neben ihn setzte. „Hast du Angst, ich bespring dich, wenn ich betrunken bin?“, grinste Wade und stieß mit dem zweiten Fläschchen die Weinflasche in Peters Hand an. „Wenn du das versuchst, werfe ich dich von der Terrasse! Mir ganz egal, wie viel tiefgründige und persönliche Gespräche wir hier jetzt gerade führen und wie gut wir uns gerade verstehen und dass du mir ausnahmsweise mal nicht ganz so unsympathisch bist wie sonst...“ Überrascht sah Wade Peter an. „Echt jetzt? Wenn du von mir hörst, wie kaputt es in mir drin aussieht und wenn es so richtig bemitleidenswert mies klingt, magst du mich? Du stehst also nicht auf coole Typen, sondern auf Sensibelchen? Oder ist das nur das Helfersyndrom?“ Peter gab Wade einen nicht zu sanften Schubs. „Hör schon auf! Wieso musst du das jetzt unbedingt gleich wieder kaputt machen? Du willst immer unbedingt, dass ich dich mag und dann tust du alles, damit genau das Gegenteil passiert!“ „Jetzt heul nicht rum. Du weißt, wie ich drauf bin. Also tu jetzt nicht so, als wäre das neu für dich. Außerdem...“ Wade lehnte sich nach hinten, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und legte sich dann richtig auf den Teppich. „...hab ich dir schon vorher gesagt, dass du dich vor mir nicht fürchten musst.“ „Ich fürchte mich nicht vor dir“, widersprach Peter sofort. „Ich trau dir nur nicht. Aber wenn das stimmt, was du sagst, wird das ja leider eh nie was mit uns beiden.“ Auch Peter legte sich, nachdem er die Flasche weggestellt hatte, ganz hin, verschränkte ebenfalls die Arme hinter dem Kopf und fuhr dann fort: „Ich steh leider nur auf süße Highschool-Schülerinnen und Studentinnen. Und du... brauchst eine professionelle Stripperin.“ „Hm...“, machte Wade. „Ich wäre kompromissbereit... Du kannst mein süßer Highschool-Schüler oder Student sein und wenn du es willst, leg ich für dich auch einen Striptease hin.“ Sofort verzog Peter das Gesicht. „Das will ich nicht sehen und mir auch nicht vorstellen!“ „Na danke. So nett ist sonst nur Weasle zu mir...“ Wade seufzte laut auf. „Wie ich schon sagte... Ich muss wohl allein und einsam... oh stimmt ja, sterben ist ja nicht.“ Erneut seufzte er. „Versuch`s erst gar nicht, Wade, ich krieg kein Mitleid.“ „Schade. Dabei wären das hier die perfekten Voraussetzungen für eine spontane Liebesgeschichte“, gab Wade einfach keine Ruhe. „Wovon redest du bitte? Wir sitzen hier mutterseelenallein in einer völlig zerstörten Welt fest, draußen wartet an jeder Ecke der Tod, niemand kann uns hier rausholen, wir können uns nicht richtig versorgen und sobald uns einer der Zombies da draußen erwischt, war`s das“, klang Peter alles andere als begeistert. „Ja, wenn du das sooo sagst, klingt es natürlich anders, als die Version, die ich gerade im Kopf habe...“ „Wade, nicht, wehe!“ Aber schon fing Wade an, aufzuzählen. „Wir sind ganz alleine, es gibt keinen, der stört, keine spontanen Aufträge, Anrufer, Reinplatzer, wir liegen vor einem romantischen Kaminfeuer, trinken Wein zusammen, reden über echt emotionales Zeug, ich tu dir leid...“ Peter sah aus dem Augenwinkel, wie Wade sich zu ihm drehte und sich auf einem Arm aufstützte. „Hör auf zu reden, Wade.“ „Nein, mal im Ernst, weißt du nicht, wie das in Filmen und Büchern läuft? Du weißt schon, in denen, die ein echter Kerl nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde? Solche Szenen, die nur von einer Frau so kitschig geschrieben werden können?“ Peter hoffte, dass er da tatsächlich hörte, dass Wade schon wieder amüsiert klang, dass er ihn wieder nur auf den Arm nahm. Und dann rutschte Wade auch noch näher zu ihm. „Erst ist es nur dumme Spielerei, ein paar blöde Witze, dann auf einmal sehen sich die Protagonisten in die Augen, schweigen, kommen sich näher... und näher...“ Peter kniff schnell die Augen zu und legte sich die Hände auf die Ohren. „Lalala! Ich höre nicht zu!“ Kurz zuckte er zusammen, als Wade die Hand über seine Augen legte und versuchte sofort, die Hand wegzuschieben, erstarrte dann aber, als Wades Stimme ganz nah an seinem Ohr erklang. „Sag mir ganz ehrlich... Wenn ich anders aussähe... und es jetzt versuchen würde... Würdest... du mich lassen?“ Peter schluckte ganz trocken und sagte leise: „Das hat doch nichts mit deinem Aussehen zu tun...“ Bevor er sich noch groß dafür schämen konnte, dass er eben schon wieder laut ausgesprochen hatte, dass ihn Wades Aussehen nicht störte und bevor Wade noch etwas sagen oder schlimmer noch tun konnte, drückte Peter seine Hand auf Wades Gesicht und ihn so von sich weg. „Ich würde dich NICHT lassen! Also geh weg von mir!“ Schnell drehte er sich zur Seite und setzte sich auf. Verdammt, er war sicher wieder ganz rot im Gesicht. „Awww, du bist so herzlos! So eine schöne Gelegenheit. Du weißt ja gar nicht, wie süß das jetzt hätte werden können. Das wäre eine besondere Art von R-Rating geworden. Glaub mir, das hätte dir gefallen“, grinste Wade und Peter schauderte kurz. „Nein, mit Sicherheit nicht. Mit Sicherheit... nicht...“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Ich geh mich wieder hinlegen. Mach du, was du willst...“ Schnell fügte er hinzu: „Komm mir nur ja nicht nach! Dann werde ich gewalttätig!“ Auch Wade setzte sich auf und hob beschwichtigend die Hände. „Keine Angst, ich bleib genau hier. Wenn du nicht willst, dann nutz ich die Romantik eben für mich alleine.“ Angewidert verzog Peter das Gesicht und spürte, wie seine Wangen vor Scham gleich noch mehr brannten. „WADE!“ Wunderbar, jetzt würde er kein Auge mehr zu tun können, weil er das nicht mehr aus dem Kopf bekommen würde. Oh Gott, hoffentlich musste er jetzt nicht irgendetwas hören. Schnell stand er auf, spürte den Wein, versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen. „Ich würde ja jetzt behaupten, dass du mich nicht für etwas verurteilen solltest, was du selber machst, aber wenn ich dir mit so einem Thema komme, kannst du bestimmt nie wieder mit mir reden oder mich anschauen. Also sage ich es nicht, sondern nur: Okay, schlaf gut, wir sehen uns morgen“, tat Wade ganz cool und ruhig und öffnete in aller Ruhe die zweite Schnapsflasche. Dabei sah er wieder aufs Feuer, schien aber vor sich hin zu grinsen. Peter sagte lieber gar nichts mehr, sondern verschwand schnell wieder in dem kleineren Schlafzimmer, wo er auf der Stelle hinter sich die Tür verschloss. Was... war da gerade passiert? Das war ja schlimmer, als alles, was Wade sich bisher geleistet hatte. Peter war völlig durcheinander. Bis jetzt hatte er immer gedacht, Wade machte sich wirklich einen Spaß daraus, ihn ständig anzumachen. Einfach weil ihn das eben so störte. Aber jetzt? Oh Gott, was wenn er allen Ernstes auf ihn stand?! Wenn er zudringlicher wurde, jetzt wo es so komisch zwischen ihnen geworden war? Mit einem kleinen frustrierten Laut legte Peter sich zurück aufs Bett und drückte das Gesicht ins Kopfkissen. Hoffentlich was morgen alles wieder 'normal' zwischen ihnen. Und hoffentlich konnte er jemals wieder über Wade nachdenken, ohne zu überlegen, was gewesen wäre, wenn... Wieder wurde Peter ganz rot. So ein Mist! Der blöde Mistkerl hatte es schon wieder in seinen Kopf geschafft! Kapitel 3: 05 - Sind wir nicht alle ein bisschen Zombie 03 ---------------------------------------------------------- Irgendwann musste Peter dann doch wieder eingeschlafen sein, denn als ihn ein Klopfen an der Tür weckte, war es bereits wieder hell. Als er sah, dass er schon wieder Wades Gürtel in der Hand hatte, zuckte er zurück, als hätte er sich verbrannt. Bloß nichts von ihm anfassen! Auch, wenn es ihm jetzt komisch fremd vorkam, diese seltsame Nacht war ihm sofort wieder vor Augen. Erneut klopfte es, dann hörte Peter Wade vor der Tür fragen: „Parker? Frühstück, bevor es nach Hause geht? Oder hat dich der Wein ausgeknockt?“ Peter setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare. „Ich komm gleich!“, rief er zurück, ging aber erst mal ins Bad, um sich zu waschen. Zum Glück war auch der Anzug so gut wie trocken. Das Material band Flüssigkeit nicht wie normaler Stoff. Ein schneller Blick auf den Gürtel und den Ladestatus. Das sah gut aus. Peter war zuversichtlich, dass er das hinbekam. Den Energiekern komplett laden sollte nicht so schwer sein. Sicherheitshalber zog er gleich seinen Spider-Man-Anzug an. Bis auf Handschuhe und Maske. Damit er ohne Einschränkung arbeiten konnte. Aber wenn er das mit dem Aufladen hinbekam, wollte er gleich bereit sein für den Rückweg in 'ihr' New York. Als er aus dem Schlafzimmer kam, saß Wade bereits auf der Couch und hantierte mit den Batterien und ein paar Kabeln. Und auch er hatte schon seinen Anzug an, bis auf die Maske. Kurz sah Wade auf und schmunzelte, dann widmete er sich wieder den Batterien. „Wie ich sehe, sind wir beide optimistisch. Hier, ich hab `n paar Energieriegel gefunden. Ist `n super Frühstück. Nur Kaffee haben wir leider nicht.“ Etwas widerwillig setzte Peter sich neben Wade und legte dessen Gürtel auf den Tisch. „Macht nichts. Den holen wir uns gleich, wenn wir zurück sind. Gib mir mal das Werkzeug. Ich denke, ich weiß, wo ich was ankoppeln muss.“ Wade schob die Sachen alle zu Peter rüber. Kein Wort über die Nacht. Ein Glück. Konzentriert machte Peter sich an die Arbeit, griff sich dabei einen der Riegel und aß nebenbei, während er die verschiedenen Anschlüsse prüfte und dann die Energiequelle vorsichtig an die Batterien anschloss. „Bist du ganz sicher?“, meldete Wade sich zu Wort, der bis dahin brav still gewesen war. Peter sah sich nochmal alles genau an, dann nickte er. „Ja. Ganz sicher.“ Wade kreuzte die Finger. „Na dann... gib Saft drauf.“ Kurz zögerte Peter, dann sorgte er dafür, dass die Batterien zündeten und den Energiekern voll aufluden. Er atmete erleichtert auf, als er sah, dass es tatsächlich funktionierte. Und auch Wade war begeistert. „Ich wusste, du bist ein verdammtes Genie, Parker! Gut gemacht, Kleiner! So, her damit, ich zeig dir, welche Knöpfchen für was sind und diesmal darfst du drücken. Dann bin ich wenigstens nicht Schuld, wenn es schiefgeht.“ Peter zog eine Augenbraue hoch. „Na danke... Los, ausnahmsweise darfst du den Mund aufmachen. Erklär mir dein Spielzeug. Welcher Knopf ist genau für was? Und welcher ist 'böse'?“ Wade deutete nacheinander auf die kleinen Knöpfe. „Uhrzeit, Datum - also Tag, Monat, Jahr - hier Koordinaten für den Ort. Und der da startet es. Und das da, der gleich daneben... den sollte man... lassen. Vielleicht hab ich mich da verdrückt. Siehst du das da? Da kann man auch was vor den Koordinaten eingeben. Ich schätze, das gibt an, welches 'Universum'.“ Na wunderbar. „Okay, dann lass die Finger diesmal von der Einstellung! Lass die Finger einfach ganz weg. Kann ich es voreinstellen? Ohne, dass was passiert?“ Wade nickte. „Klar. Nur nicht auf Start drücken. Sonst sitzen wir hier beide fest.“ Jetzt war Peter wieder verunsichert. „Warte kurz. Ich brauch meine restlichen Sachen. Mach du dich auch fertig. Dann verschwinden wir hier“, sagte er. Dann holte Peter schnell seine Handschuhe und zog auch die Maske über. Wenn dann richtig. Als er zurückkam, hatte auch Wade seine Maske übergezogen. Und er legte gerade den Gürtel an. „Hey! Was machst du da?!“ Mit wenigen Schritten war Peter bei Wade. „Mach keinen Stress. Du darfst ja die Knöpfchen drücken.“ Ja, das sah Wade wieder ähnlich... „Du musst dich eh festhalten, also schön herkommen.“ Mit einem Griff zog Wade Peter gleich wieder an sich. „Und sieh`s mal positiv... So kann ich dich leider nicht küssen, also musst du dir gerade keine Sorgen machen.“ Peter stemmte sich sofort gegen den Griff. „Argh! Fang nicht schon wieder an! Los, sag mir, was ich drücken soll!“ Wade zuckte mit einer Schulter, dann gab er aber brav die geforderten Informationen. Peter stellte alles ein, auch, wenn er es mit einem gewissen Widerwillen tat, jetzt wo Wade den Gürtel wieder am Körper trug. Aber der benahm sich und bewegte sich brav nicht. „Na schön, ich denke... wir sind soweit“, stellte Peter dann fest. „Warte noch! Das nehme ich mit. Wir müssen das Teil ja nochmal laden, wenn wir zurück sind und alles erledigt haben“, fiel Wade da gerade noch ein. Er griff nach den Batterien und Kabeln und stopfte alles in die Laptoptasche, die er sich dann umhängte. Die große Autobatterie ließ er stehen. So eine gab es – hoffte Peter – dort wo sie landen würden sicher zur Genüge. Aber zumindest hatte Wade in diesem Punkt recht. Wenn sie mit der Rettung durch waren, mussten sie ja wieder ein paar Tage vorwärts. „Gut. Hast du alles? Alle Waffen? Kann`s losgehen?“ So langsam merkte Peter, wie die Aufregung sich bemerkbar machte. „Ich bin komplett. Drück drauf, Kumpel“, sagte Wade und sein Arm wanderte um Peters Hüfte, was der sich gefallen lassen musste. Sicherheitshalber – wenn auch ungern – legte auch Peter einen Arm um Wades Nacken, um sich festzuhalten. Er wusste ja noch, was beim ersten Mal passiert war. „Wir sehen uns im richtigen New York...“ Und dann löste Peter den Teleporter aus... Auch dieses Mal war es heftig. Auch dieses Mal schaltete es bei Spider-Man erst mal alle Lichter aus. Aber er war dieses Mal wohl nur ganz kurz weg. Denn als er wieder zu sich kam, tätschelte Deadpool gerade seine Wange. „Hey, Kleiner, bist du da? Der Job wartet.“ Sie waren auf einem Dach. Und ja, es war New York! Und so wie es aussah, das Richtige! Spider-Man sah sich noch etwas benommen um. Aber es schien alles zu stimmen. Gott sei Dank! „Sind wir... richtig?“, fragte er trotzdem nach. Deadpool hob den Daumen. „So was von richtig! Keine Zombies, nur Börsenmakler, Taxis, Touris und Zuhälter. Also alles wieder in Ordnung!“ Er hielt Spider-Man die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Noch saß der nämlich auf den Boden, gegen eine Wand gelehnt. „Und pünktlich sind wir auch. Ist noch nichts zu sehen von den bösen Jungs. Und dich hab ich auch noch nicht entdeckt“, informierte Deadpool ihn und zog ihn hoch. Ja natürlich, er musste sich ja selbst retten. So langsam lief Spider-Mans Denken wieder an. Durfte er sich eigentlich selbst treffen? Deadpool schien seine Gedanken zu erraten, denn er sagte: „Was dagegen, wenn ich mich um dich kümmere? Also um dein Ich von vor ein paar Tagen? Ich glaube, es könnte sonst ein bisschen komisch werden, wenn du dich selber triffst. Zugegeben... hab ich auch keine Ahnung, ob es dann so was wie ein Zeitparadoxon gibt oder das Universum kollabiert... du weißt schon, so Zeitreisenebenwirkungen. Und du hältst dich bitte zurück und lässt dich so lange nicht nochmal überrumpeln. Zumindest nicht, bis ich wieder da bin und dir helfe.“ Beleidigt verschränkte Spider-Man die Arme vor der Brust. „Ich bin doch kein Idiot! Ich weiß, von wo die Typen kamen. Und ich hab das im Griff. Auch ohne dich!“ Dann fiel ihm noch etwas ein, das er dringend klarstellen musste. „Mach keinen Mist! Ich weiß nicht, was bei dir 'kümmern' heißt, aber ich warne dich! Wenn ich mitkriege, dass du was Dummes anstellst, zieh ich dich dafür zur Rechenschaft! Und die Konsequenzen werden dir nicht gefallen, glaub mir!“ „Hach, ich hab echt Pech. Jetzt könnte ich dich doppelt haben und es wird wieder nichts. Na gut, ich beherrsche mich. Und ich verspreche, wenn das hier vorbei ist, wird alles wieder normal sein“, kündigte Deadpool an. Irgendwie klang er komisch dabei, aber Spider-Man konnte darüber jetzt nicht nachdenken. „Halt dich einfach zurück!“ „Aber nur bei dir, okay? Bei Hydra darf ich richtig loslegen?“, fragte Deadpool nochmal um Erlaubnis. „Alles an nötiger Gewalt, aber...“, setzte Spider-Man an, wurde aber gleich von Deadpool unterbrochen. „Ja, ja. Wir töten nicht, ich weiß. Ich... versuch`s.“ Mit einem kleinen Seufzer ging Spider-Man zum Rand des Daches. „Wenn wir alles erledigt haben, kommen wir genau hierher wieder zurück“, rief Deadpool ihm nach. „Damit wir dann zurück können!“ Kurz nickte Spider-Man, dann schoss er einen Spinnfaden los. „Ich komme von da drüben“, zeigte er Deadpool noch an, woher sein anderes Ich zum Kampf gekommen war. Dann schwang er sich vom Dachrand in die andere Richtung und von der entgegengesetzten Seite auf den Kampfplatz zu. Dorthin, von wo aus Hydra ihn nicht in einen Hinterhalt locken konnte. Deadpool sah ihm kurz nach, dann verstaute er die Laptoptasche in einer Ecke und setzte sich an den Dachrand. „Echt schade, dass wir das alles aus seinem hübschen Köpfchen werden streichen müssen. Andererseits... Das Spielchen 'täglich grüßt das Murmeltier' könnte auch interessant werden. Wie viele Versuche brauchen wir wohl bis zum nächsten romantischen Date? Ein Kapitel? Zwei? Hm... dabei fällt mir auf... Wenn ich so darüber nachdenke, ist Bill Murray auch so was wie ein Deadpool, der steht auch immer wieder auf in dem Film. Deadpool... mit Zeitschleife“, redete er mit sich selbst, während er auf den zweiten Spider-Man wartete. Dabei zog er erst eins seiner Schwerter, dann steckte er es wieder weg und zog stattdessen eine seiner Pistolen. „Ohh, dafür wird er mich wieder so richtig hassen...“ Er legte auf die Straße an, aus der Spider-Man Nummer Zwei laut dem Ersten kommen sollte. Eine kleine Weile dauerte es noch, dann sah Deadpool ihn. „Noch ein bisschen... noch ein bisschen näher...“, murmelte er, zielte und drückte dann ab. Die Kugel zerfetzte den Spinnfaden, an dem Spider-Man sich gerade festhielt und er stürzte nach unten. „Jap, dafür hasst du mich hundert Prozent.“ Deadpool steckte die Waffe weg und sprang vom Dach. 'Sein' Spider-Man hatte ihm alle Gewalt, die nötig war, erlaubt. Und dieser Spider-Man hier durfte nicht den Kampfplatz erreichen. Unter keinen Umständen. Er wollte Spider-Man ja nicht unbedingt schwer verletzen. Aber Aufhalten war bei ihm eben nicht ganz der einfachste Job. Spider-Man hatte sich nach der ersten Schrecksekunde gerade noch so gefangen und konnte sich trotz Absturz im letzten Moment mit einem neuen Spinnfaden davor retten, auf dem Boden aufzuschlagen und sich wer weiß was zu brechen. Noch völlig irritiert sah er nach oben. Das war definitiv ein Schuss gewesen. Waren das etwa schon die Leute von Hydra um die er sich kümmern wollte? Wussten die, dass er kam? Aber das war doch ein Geheimtipp! Oder etwa... eine Falle? „Wenn ich mich ganz doll entschuldige... reißt du mir dann bitte nicht den Kopf ab?“, hörte er plötzlich jemanden hinter sich sagen. Sofort fuhr er herum. „Deadpool! Bist du irre?! DU hast mich gerade abgeschossen?! Hast du gerade versucht, mich umzubringen?! Schon wieder?!“ Ohne groß nachzudenken, ging Spider-Man zum Angriff über, er wollte Deadpool schlagen, ihm wehtun. Dieser blöde Irre! Deadpool blockte die Schläge so gut es ging, wehrte sich aber nicht. Er steckte nur ein. Zuerst. Doch dann fing er einen der Schläge ab, verdrehte Spider-Man den Arm und vergrub selbst die Faust hart in dessen Bauch, so dass es Spider-Man erst mal die Luft aus den Lungen trieb. „Jetzt reicht`s aber wieder, Spidey! Das ist alles nur zu deinem Besten! Glaub mir! Du weißt doch, dass du mir vertrauen musst, wenn ich dich darum bitte!“ Spider-Man wand sich aus dem Griff und brachte sich mit einem Sprung an die nächste Hauswand erst mal außer Deadpools Reichweite. „Oh nein! Auf die blöden Spielchen hab ich keine Lust! Und ich hab keine Zeit dafür!“ Mit einem ganz flauen Gefühl im Magen – und das nicht nur wegen des Schlages – sah Spider-Man Deadpool dabei zu, wie der seine Schwerter zog. „Wade... was hast du vor?“ „Komm da runter, oder ich komm dich holen“, drohte Deadpool. „Um mich von dir wieder abstechen zu lassen? Nein!“ Bloß weg von ihm. Egal, um was es jetzt wieder ging, am Ende war immer er der Dumme. Spider-Man streckte den Arm aus und schoss einen Spinnfaden ab, um sich schnell vor Deadpool in Sicherheit zu bringen. Aber der war genauso schnell, warf eins der Schwerter und durchtrennte damit sofort das Spinnseil. Gleichzeitig lief er an, nutzte ein paar Müllstapel als Absprunghilfe, stieß sich ab und packte Spider-Mans Bein. Und dann riss er ihn mit sich nach unten und warf ihn hart zu Boden. Noch bevor Spider-Man sich davon erholen konnte, war Deadpool schon wieder da und packte ihn von hinten. Dabei legte er einen Arm fest um Spider-Mans Hals, so dass er ihn richtig im Würgegriff hatte und hielt ihm mit der anderen Hand das zweite Schwert an die Kehle. „Halt still und hör mir zu.“ Etwas anderes blieb Spider-Man gerade eh nicht übrig. Er traute Deadpool nämlich durchaus zu, dass er ihm jederzeit wieder das Schwert in den Körper rammen würde, wenn ihm das irgendeinen Vorteil für was auch immer bringen würde. „Was willst du?“, knurrte Spider-Man böse. „Dass du hierbleibst. Glaub mir, wenn du da hingehst, wo du hinwillst, bereust du das.“ Instinktiv versuchte Spider-Man sich aus dem festen Griff zu winden. „Wieso? Was weißt du schon wieder, was ich nicht weiß?! Na los, mach den Mund auf! Und lass mich verdammt nochmal los!“ „Dann hör mir aber zu!“, verlangte Deadpool, lockerte den Griff und stieß Spider-Man ein Stück von sich weg. „Du hast eine Minute. Und dann gehe ich zu meinem Auftrag.“ Wenn Spider-Man etwas gelernt hatte, dann, dass es wenigstens manchmal von Vorteil war, ein ganz kleines Bisschen bei Deadpool zuzuhören. Er musste ja auch gar nicht tun, was der Verrückte sagte. „Gut, das reicht mir. Punkt eins: Geh nicht da hin! Das ist das Dümmste, das du tun kannst. Und das musst du mir einfach glauben. Ich mein`s nur gut mit dir“, fing Deadpool an. Spider-Man schnaubte höhnisch. „Ja, sicher. Nein. Punkt zwei?“ „Punkt zwei.“ Deadpool steckte das Schwert weg. „Wenn ich dich so nicht überzeugen kann, dann hab ich hier etwas für dich. Auch wenn ich dir das... eher ungern gebe.“ Fragend sah Spider-Man ihn an. „Dann lass es. Ich will es gar nicht haben.“ Kurz ließ Deadpool Schultern und Kopf hängen. „Oje, das geht nicht. Du willst ja nicht auf mich hören. Tut mir echt leid.“ In Spider-Man zog sich alles zusammen. Wenn Deadpool diesen Satz sagte, bedeutete das nichts Gutes. So ganz und gar nichts Gutes. „W-Wade...? Was hast du vor?“ „Sorry, Spidey. Aber alles... was nötig ist...“ Keine Chance auszuweichen, egal wie schnell Spider-Man war, Deadpool war gerade schneller, denn er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Trotz Spinnensinn. Der schlug noch Alarm, aber da traf Spider-Man schon ein extrem harter Schlag mitten ins Gesicht und er ging bewusstlos zu Boden. „Ach du Scheiße! Der Typ da hat gerade Spider-Man K.O. geschlagen!“, hörte Deadpool jemanden ein Stück weiter rufen. Er hob Spider-Man hoch und warf ihn sich über die Schulter. „Nein! Nein, nein! Das ist nicht Spider-Man! Wir spielen nur Rollenspiele! `N bisschen prügeln, da stehen wir beide total drauf.“ Schnell verschwand Deadpool in einer Seitengasse. Fehlte gerade noch, dass jemand jetzt Spider-Man zu Hilfe kam. Er musste wenigstens so lange außer Gefecht bleiben, bis das mit Hydra erledigt war. Deadpool sah sich um, fand eine gute Stelle und setzte Spider-Man neben ein paar großen Containern ab. Nicht gut einsehbar. Perfekt. Dann missbrauchte Deadpool einfach Spider-Mans Spinnfadenvorrichtungen, um ihn an einen der Container zu fesseln. „Ja, ja, ich weiß, dafür wird er mich noch viel mehr hassen. Kann es mich trösten, dass der drei Tage ältere mich mag?“ Sanft tätschelte er Spider-Mans Kopf. „Da kommen wir auch noch hin. Versprochen. Und mir bleibt die Erinnerung an eine romantische Nacht am Kaminfeuer...“ Deadpool zog noch einen der Container mehr zurecht, so dass Spider-Man nur für jemanden auffindbar gewesen wäre, der ganz genau wusste, dass er da lag. Und dann lief er los. Schließlich gab es da ja noch etwas zu erledigen. Hoffentlich kam er dafür jetzt nicht zu spät. Der andere Spider-Man war bereits mittendrin im Kampf. Keine Ahnung wieso, aber dieses Mal war der Angriff etwas anders abgelaufen, als er es in Erinnerung gehabt hatte. War das etwa schon so was wie das Paradoxon von dem Deadpool gesprochen hatte? Dass es vielleicht gar nicht möglich war, dem Angriff zu entgehen? Zumindest durfte ihm keiner zu nahe kommen. Irgendeiner der Angreifer hatte ihm so etwas wie eine Injektion verabreicht. Danach war alles weg gewesen, bis zu dem Moment, als er auf diesem OP-Tisch aufgewacht war. Und wo zum Teufel steckte Deadpool? Kurz musste Spider-Man unter der Maske grinsen. Sein anderes Ich ließ sich wohl nicht so leicht aufhalten. Schnell feuerte er weitere Spinnfäden auf seine Gegner und sprang und zog sich selbst immer wieder außer Reichweite der Angriffe. Langsam aber sicher war das viel zu anstrengend, er merkte, wie ihm der Kampf zusetzte. Dieser komische Trip mit Deadpool hatte ihn viel Energie gekostet. Aber er durfte sich keine Sekunde Schwäche leisten. Wenn sie ihn erwischten, bevor Deadpool da war, dann war alles umsonst gewesen. Sein Spinnensinn schlug an, er wirbelte herum und blockte einen Schlag ab, aber er spürte gleichzeitig einen Stich auf der anderen Seite an seinem Hals. Nein! Nein, nein nein! „Von wegen! Keiner setzt meinen Freund unter Drogen außer mir!“, ertönte da Deadpools Stimme neben seinem Ohr. Spider-Man brauchte ein paar Sekunden, um die Situation zu überblicken. Dann realisierte er, dass Deadpool direkt hinter ihm aufgetaucht war und die Hand des Angreifers umklammerte, in der dieser eine Injektion hielt. Und es war deutlich zu erkennen, dass zum Glück nicht mal die Hälfte der Flüssigkeit fehlte. Dann drückte Deadpool fest zu, die Injektion zerbrach, dann hörte man noch etwas anderes brechen und der Gegner schrie auf. Aber Deadpool schlug ihn ungerührt einfach nieder. „`Tschuldige die Verspätung, du hast mich aufgehalten. Alles klar bei dir? Kannst du das wegstecken?“ Schnell zog Deadpool seine Waffe und schoss auf ein paar weitere Angreifer. „Deadpool!“ „Waaas? Schulter, Bein, Arm, Hüfte! Nicht! Tödlich!“ Er gab es ungern zu, aber Spider-Man war mehr als erleichtert, dass Deadpool jetzt da war. Und ihm wurde gerade etwas komisch. Nicht gut. Hatte die kleine Menge doch gereicht, um ihn kampfunfähig zu machen? Er spürte, wie Deadpool sich Rücken an Rücken mit ihm stellte und konnte nicht anders, als sich leicht anzulehnen. „Sag was, bevor du umfällst!“ Spider-Man hatte das Gefühl, dass Deadpool sich extra so an ihn stellte, damit er eine Stütze hatte. „Ich falle... nicht um...“ Aber er hatte schon weiche Knie und war sich nicht sicher, ob er damit recht hatte. „Reiß dich noch fünf Minuten zusammen, dann sind wir hier durch, Spidey.“ Keine Ahnung, was Deadpool vorhatte, aber in Spider-Mans Kopf machte sich so ein ekelhaftes Watte-Gefühl breit. Er spürte, wie Deadpool einen Arm bei ihm einhakte, dann drehte er sich mit Spider-Man noch immer Rücken an Rücken einmal um sie selbst und Spider-Man hörte Schuss um Schuss und sah Angreifer um Angreifer fallen. Da sich aber alle am Boden wanden, schien Deadpool sich wie versprochen zurückzuhalten und keinen zu töten. Beim letzten Schritt gaben Spider-Mans Beine endgültig nach und nur weil Deadpool ihn unter gehakt hatte, ging er nicht zu Boden. „Wow, langsam! Warte! Ich hab dich.“ Schon lag Deadpools Arm um seine Mitte und er zog ihn wieder richtig hoch. „N-nicht! L-Lass...“ „Vergiss es. Du klappst mir sonst zusammen. Und ich brauche dich wenigstens halb wach für die Rückreise.Und dafür, dass du Danke fürs Retten sagst.“ „Lass uns... einfach abhauen... Ich will... keine Hydra-Agenten mehr sehen. Ich will jetzt einfach nur zurück... Zurück... und feststellen, dass alles normal ist.“ Oh Mann, ihm war schon ganz schwummrig. Hoffentlich war er gleich zuhause und konnte erst mal drei Tage durchschlafen. „Ja, das... so in der Art machen wir das.“ Deadpools Tonfall gefiel Spider-Man nicht. Aber er konnte gerade nicht denken. Er lief einfach etwas unsicher neben Deadpool her, wobei der ihn noch stützte. Doch dann ging es einfach gar nicht mehr. Er konnte sich nicht mal mehr dagegen wehren, dass Deadpool ihn hochhob. „Du hast NOCH einen Spider-Man umgehauen?!“, drang von irgendwo her die Stimme eines Passanten an sein Ohr. Noch einen? Was hatte das denn zu bedeuten? „Ich sagte doch, wir stehen auf diese Spielchen. Das sind Outdoor-Clubaktivitäten. Kostümieren und sich bewusstlos schlagen, hält die Beziehung frisch!“ Oh Gott, was redete Deadpool denn da?! Was sollten denn die Leute denken?! „W-Wade...“ Warum war sein Kopf nur so benebelt? „Shshsht! Gleich“, überging Deadpool den kleinen Protest einfach und verfiel in einen Laufschritt. Spider-Man fielen die Augen zu, er merkte, dass es irgendwo Treppen hinauf ging. Dann setzte Deadpool ihn langsam auf dem Boden ab. „Hey, wach bleiben! Wir haben`s gleich!“ Spider-Man griff sich an den Kopf. „Ouohh... Es war doch... nicht so... viel...“ „Verträgst eben nichts, Kleiner. Aber macht nichts, ist ja alles gut gegangen. Deine Identität ist sicher“, beruhigte Deadpool ihn und ging vor ihm in die Hocke. „Ich mach den Gürtel fertig, dann geht`s zurück. Und es wird alles normal sein für dich.“ Wieder irritierte Spider-Man der Tonfall. Er beobachtete aus halboffenen Augen, wie Deadpool den Teleporter so lud, wie er es selbst zuvor gemacht hatte. Zwischendurch fielen ihm immer wieder die Augen zu, er schien sogar kurz weggetreten zu sein, denn beim nächsten Blick sah er eine Art Ladekabel, das Deadpool an einen Sicherungskasten auf dem Dach angeschlossen hatte und über den er jetzt den Teleporter mit ausreichend Energie versorgte. „Wade...“ Deadpool sah zu ihm. „Was hast du... mit mir... dem anderen... gemacht?“ „Ah, ja, weißt du... das... Eigentlich wollte ich das nicht, aber du solltest ja... nicht dort auftauchen. Und auch etwas länger... wegbleiben... also... habe ich... ein bisschen...“ Spider-Man sah Deadpool kurz die Faust ballen. Das allein ließ ihn wieder etwas klarer im Kopf werden. „Du hast... mich K.O. geschlagen?!“ „Aber nur, weil du nicht auf mich hören wolltest! Was hätte ich denn machen sollen? Und jetzt sei nicht sauer, so will ich meine letzten Momente mit dir nicht verbringen. Böse bist du mir später noch genug.“ Spider-Man verstand gar nichts. „Was?“ Er versuchte, den Kopf zu schütteln, um noch mehr zu sich zu kommen. „Wieso... letzte Momente?“ Deadpool legte den Gürtel wieder an und stellte etwas daran ein. Dann kam er zurück zu ihm und ging wieder direkt vor ihm in die Hocke. „Ich dachte, du bist ein kleines Genie. Aber du kannst das ja auch nicht wissen. Ich kann jemanden mitnehmen. Und etwas in der Vergangenheit verändern. Aber wenn ich etwas für dich verändere... für den, den ich mitnehme... dann bringe ich dich mit mir zurück und es wird alles von der Veränderung ab so laufen, wie wir es eben verändert haben. Verstehst du? Nur... für dich... wird es die andere Version nie gegeben haben...“ „W-warte... was?“ Spider-Man versuchte aufzustehen und Deadpool half ihm dabei. „Soll das heißen, ich werde... mich nicht erinnern?“ Verlegen kratzte Deadpool sich am Kopf. „Na ja. Woran auch? Wir haben gerade dafür gesorgt, dass du nicht geschnappt und entführt wurdest. Damit gibt es keinen Grund mehr, dass du von mir gerettet werden musst oder für dich zu weinen. Für dich – oder besser gesagt dein außer Gefecht gesetztes Ich von hier – ist nie irgendetwas passiert. Es läuft alles normal weiter.“ Noch ganz neben sich stützte Spider-Man sich an der nächsten Wand ab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. „Also... keine Offenbarungen... keine Zombies... keine Zeitreisen... kein...“ Das sprach er lieber nicht aus. Aber Deadpool tat es. „Nein. Kein Kaminfeuer. Keine Geständnisse, keine tief vertraulichen Gespräche... Das wird für mich am schwersten.“ „Wieso? Wirst du... es denn wissen?“ Jetzt fühlte Spider-Man sich nicht nur wegen der halben Betäubung ganz komisch. Deadpool nickte kurz. „Mein Leben hat das ja nicht verändert. Und es ist mein Spielzeug. Ich erinnere mich an jeden Sprung, den ich mache.“ Spider-Man spürte, wie seine Wangen unter der Maske rot wurden. „Ich will... gar nicht fragen... aber... Wie oft hast du das schon getan?“ „Mit dir noch nie! Ich schwöre es!“, beteuerte Deadpool. „Und ich bin gerade echt traurig, weil es mir fehlen wird, so vertraut mit dir zu sein.“ „Führ dich nicht nicht immer wie ein kompletter Vollidiot auf, dann muss ich dich auch nicht für einen halten!“ Sehr gut, mit der Wut kam er auch besser wieder zu sich. „Schrei mich nicht an. Ich kann nichts dafür. Ich bin eben so. Und du hast meine Geschichte doch schon gehört. Du mochtest mich nach meiner Geschichte...“ Deadpool legte die Hände rechts und links neben Spider-Mans Kopf an die Wand und lehnte sich nah zu ihm. „Tust du mir einen Gefallen?“ „Nein!“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Spider-Man. „Du wirst schon wieder gemein. Ich will doch nur, dass du mir etwas sagst. Hasst du mich?“ Kurz zögerte Spider-Man, dann schüttelte er den Kopf. „Nein...“ Deadpool kam ihm noch näher. „Magst... du mich...?“ Jetzt musste Spider-Man trocken schlucken. Oh nein, das wurde schon wieder so seltsam und er war immer noch so durch den Wind, dass er sich weiter an der Wand festhalten musste um zu stehen. „Du wirst es sowieso nicht mehr wissen, dass du es gesagt hast.“ „Das spielt keine Rolle... DU weißt es...“, gab Spider-Man zurück. „Mmm, da hast du recht. Aber das wäre etwas, das mich an schlechten Tagen vom Durchdrehen abhält.“ Plötzlich legte Deadpool den Arm um Spider-Mans Mitte und zog ihn fest an sich. „Halt dich fest, ich bring uns zurück.“ Spider-Man tat, was Deadpool sagte. Ausnahmsweise war es ihm nicht ganz so unangenehm. „Weißt du... da wäre doch noch eine kleine Sache...“ Was denn jetzt noch? „Gerade jetzt musste ich darüber nachdenken, was du und ich eben gesagt haben... Du wirst es nicht wissen...“ Deadpool schob seine Maske ein Stück hoch. Verwirrt sah Spider-Man ihn an. „ICH werde es wissen...“ „W-Wade... Wade, warte! Was... was tust du denn?!“ „Und du hast gesagt, es liegt nicht am Aussehen...“ „Wade!! Nein!!“ Aber da zog Deadpool auch schon Spider-Mans Maske ebenfalls ein Stück hoch und küsste ihn einfach. Ganz entsetzt sah Spider-Man ihn an, er wusste nicht, was er tun sollte. Das hatte ihn völlig überrumpelt und er war gerade viel zu geschwächt, um ihn wegzustoßen. Er konnte nur halbherzig gegen Deadpools Brust drücken, aber der hielt ihn viel zu fest. Dann war der Kuss so unerwartet schnell vorbei, wie er begonnen hatte und Deadpool murmelte gegen seine Lippen: „Es tut mir leid... Aber damit lässt sich mein Leben eine kleine Weile wesentlich leichter ertragen, glaub mir... Ich werde unsere besondere Zeit echt vermissen. Vielleicht krieg ich ja irgendwann nochmal die Chance, dein echter Freund zu werden...“ Spider-Mans Wangen glühten. Was war da gerade passiert? Und wieso war ihm nicht einfach nur schlecht, sondern... so... komisch...? Er hielt sich ohne nachzudenken wieder so richtig an Deadpool fest. Und er hoffte inständig, dass Deadpool ihn nicht belogen hatte, was das Vergessen anging. „Ich hoffe... das hier... reicht für ein ganzes Deadpool-Leben.“ Noch bevor er es sich anders überlegen konnte, lehnte Spider-Man sich vor und küsste Deadpool von sich aus, spürte förmlich dessen Überraschung, aber gleichzeitig griff er nach Deadpools Gürtel und drückte auf den Auslöser des Teleporters. Und dann verschwand alles im Dunkeln. Deadpool riss die Augen auf. Er lag auf dem Rücken und mit von sich gestreckten Armen und Beinen auf seinem Bett und starrte gegen die stockfleckige Decke seines Schlafzimmers. Seine Maske war noch immer hochgeschoben. Fast zwei Minuten lang bewegte er sich nicht und starrte still vor sich hin, dann schrie er halb frustriert, halb amüsiert auf und drückte sich sein Kopfkissen aufs Gesicht. Dann fluchte er sogar halb lachend in das Kissen hinein: „Parker, du verdammter Mistkerl!!“ Und sein Kopf fing sofort an, ihm ganz viele, sehr gemeine Dinge vorzuschlagen, die er Spider-Man antun sollte und welche Gefahren er provozieren konnte, in die er ihn dann bringen konnte, damit er mit ihm wieder genau an diesen speziellen Punkt kommen könnte. „Ich weiß, es ist eigentlich nur ein dummes Spiel, aber...“ Deadpool warf das Kissen zur Seite, sprang auf und sah in den zerbrochenen Spiegel neben dem Schrank in seinem Zimmer. „...aber jetzt...“ Er fing an zu grinsen. „Jetzt... will ich nicht mehr spielen...“ Kapitel 4: 06 - Stirb langsam 1.0 --------------------------------- „Okay, mach`s gut, Pete! Wir sehen uns morgen!“ „Ja, bis morgen!“ Peter winkte seinen Freunden, stieg auf sein Skateboard und machte sich auf den Weg zum Haus seiner Tante May. Nachdem er zwei Tage lange 'krank' gewesen war, hatte er heute den halben Tag in der Schule mit Erklärungen verbracht, wo er gewesen war und warum. Und das hatte er einzig und allein einer Person zu verdanken. Wütend gab er sich mehr Schwung. Was hatte den Idiot nur geritten? Ihn erst K.O. schlagen, fesseln und dann die Hydra-Agenten allesamt anschießen, liegenlassen und abhauen. Na gut, Hydra war ihm relativ egal, auch wenn das sein Auftrag gewesen war. Aber allein, dass er fast eine Stunde gebraucht hatte, sich von seinen eigenen Spinnfäden zu befreien! Mal ganz davon abgesehen, dass seine Tante halb in Ohnmacht gefallen war, als er bei ihr morgens zum Frühstück mit einem Mordsveilchen erschienen war. Wenigstens hatte er zwei Tage zuhause bleiben können, damit er zur Schule nicht mehr ganz so wild aussah. S.H.I.E.L.D und seinen Freunden hatte er Deadpool verschwiegen. Musste ja keiner wissen, dass der ihm dieses Ding verpasst hatte. Peter hatte einfach erzählt, dass das beim Kampf gegen Hydra passiert war. Aber er selbst war richtig wütend. Ob er einfach nach Deadpool suchen sollte, um ihm das zurückzugeben? Aber nein, am Ende fing der dann nur wieder an ihn damit aufzuziehen, eben DASS er freiwillig zu ihm kam. Nein. Nein, danke. Alles, nur das nicht. Aber diese Rechnung hatte er mit Deadpool definitiv noch offen. Noch in Gedanken nahm er die Abkürzung durch den Park. Er hatte keine Lust auf dumme Fragen der Nachbarn oder der kleinen Händler, die sonst auf dem Weg lagen und bei denen er für seine Tante ab und an Besorgungen erledigte. Plötzlich gab sein Spinnensinn Alarm, Peter bremste abrupt ab, trat auf das Hinterteil seines Boards, so dass es vorne hoch kippte, packte das Skateboard und schwang es in der selben Bewegung nach hinten, um damit zuzuschlagen. Den, der sich da von hinten angeschlichen hatte, erwischte er nur nicht, weil der sich im letzten Moment nach hinten lehnte, so dass das Board nur knapp an seinem Oberkörper vorbeischrammte. „Whaa! Warte! Nicht angreifen! Ich mach ja gar nichts!“ Nur widerwillig ließ Peter das Skateboard sinken. Dafür sah er sein Gegenüber mehr als nur ein bisschen sauer an. „Ist ja wohl verständlich, dass mein Spinnensinn dich nach DER Aktion letztens jetzt wieder als Bedrohung einstuft! Lass mich in Ruhe, Wade!“ Der Typ hatte vielleicht Nerven. Ihm am helllichten Tag in voller Montur im Park aufzulauern. Woher wusste der Kerl überhaupt schon wieder, wo er ihn finden würde? Nein, egal, nicht nachfragen. Einfach ignorieren. Peter stieg mit einem Fuß wieder aufs Skateboard, doch Deadpool verstellte ihm den Weg. „Jetzt warte doch mal! Ich wollte mich bloß entschuldigen. Und sehen, ob es dir gutgeht. Ich weiß schon, du verstehst es wieder nicht. Aber wenn du es verstehen würdest, dann wäre alles cool zwischen uns. Ganz ehrlich! Oh Mann, das sieht echt übel aus. So hart wollte ich dich gar nicht erwischen...“ Am liebsten hätte Peter ihm Vorwürfe gemacht, aber dann hätte er sich ja doch nur wieder auf eine Unterhaltung eingelassen. Also versuchte er, Deadpool einfach nur weiter böse anzusehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bist du fertig? Ich hab keine Zeit für den Mist. Ich muss nach Hause.“ Kurz schien das Deadpool wirklich aus dem Konzept zu bringen, denn er sagte nichts mehr. Dann trat er tatsächlich zur Seite. „Okay... gut... Dann... Bei Gelegenheit... versuche ich, dir das zu erklären. Irgendwie. Sei nicht sauer, es war für einen guten Zweck. Ehrlich.“ Peter stieß höhnisch Luft aus. „Ja, sicher, dich und deine guten Zwecke kenne ich langsam zur Genüge. Such dir dafür endlich mal jemand anderen! Und noch was.“ Jetzt sah Deadpool ihn aufmerksam an. „Ja?“ „Hör auf, mich zu stalken! Ich will dich nicht mehr sehen! Nicht, wenn es nicht wirklich um Leben und Tod geht! Hast du das verstanden? Das heißt in deinem Fall nämlich GAR NICHT mehr!“, fuhr Peter ihn jetzt doch böser an, als er eigentlich wollte. Aber er war so furchtbar genervt. „Wow... das war hart. Die eine Sache, wegen der ich echt Komplexe habe. Ich fange schon jetzt an, das Zombie-Universum zu vermissen.“ Noch viel entnervter rollte Peter mit den Augen. „Ich habe KEINE Ahnung, worum es geht... und ich will es auch gar nicht wissen. Mach`s gut, Wade.“ Damit stieß Peter sich ab und musste sich arg zusammenreißen, um sich auch ja nicht nochmal umzudrehen. Spinner. Seiner Tante May entging Peters 'gute Laune' natürlich nicht und es tat ihm auch leid, dass er das zum Teil unbewusst an ihr ausließ. Aber was sollte er machen? Sich bei May darüber aufregen, dass ein Typ, der gut mehr als doppelt so alt war wie er ihm das Veilchen verpasst hatte und ihn auf Schritt und Tritt verfolgte? May wäre ausgeflippt und hätte ihn keine Sekunde mehr aus den Augen gelassen. Warum nochmal wollte er unbedingt ein Held sein? Klar, er war es Onkel Ben schuldig. Aber sonst? Er verschwand mit seinem Rucksack nach oben, gab seiner Tante einen flüchtigen Kuss auf die Wange und murmelte dabei eine Entschuldigung, als er an ihr vorbei zur Treppe ging. Sie tat ja wirklich alles für ihn. Mit einem kleinen Seufzen verschloss Peter seine Zimmertür, warf seinen Rucksack aufs Bett und setzte sich an seinen Schreibtisch. Erst mal das Schulzeug der letzten Tage aufarbeiten, sonst saß ihm als Nächster Nick Fury im Nacken. Warum nur gab es rund um ihn nur so extrem viele Leute, die meinten, sie wüssten, was das Beste für ihn war? Hoffentlich war er bald raus aus dem Alter und konnte alles komplett selbst entscheiden. Und dann konnte ihn die komplette S.H.I.E.L.D. Akademie mal kreuzweise. Auch, wenn er dort viele neue Leute kennengelernt hatte und gut mit ihnen zusammen kämpfte. Meistens zumindest. Vielleicht... ja aber nur vielleicht... sollte er einfach Söldner werden, so wie Deadpool. Aber nicht, um für Geld zu töten. Sondern um Leuten zu helfen. Gerne auch für Geld. Den Armen natürlich nicht. Aber so generell... So eine Art Outlaw-Leben, das hätte schon was. Zumindest sein eigener Herr sein. Das einzig richtig große Minus an dem Plan war, dass er dann keine Rückendeckung mehr hatte. Keine Mitkämpfer, die ihn rausholten, wenn es brenzlig wurde. Kurz verzog er das Gesicht und musste dann sogar fast lachen. Zur Not war Deadpool ja da. Sein persönlicher Held und Retter. Oh Gott... Die nächsten zwei Wochen verliefen für Peters Verhältnisse relativ ruhig. Schule und Kurse normal, Kampfeinsätze moderat, er konnte sogar ein paar Nächte ganz normal ins Bett gehen. Er schlief im Moment wieder in seinem Zimmer im ersten Stock bei Tante May, es war näher zur Highschool und seine Unikurse pausierten gerade. Außerdem hatte das den Vorteil, dass seine Tante ihn bekochte. Jeden Abend Pizza war dann doch etwas öde. Nach dem Abendessen verzog Peter sich an diesem Abend wieder in sein Zimmer. Zum Glück stand nichts an, denn es schüttete wie aus Eimern. Da hatten, so wie es aussah, selbst die Bösen keine Lust auf Spaziergänge. Peter überprüfte seine Ausrüstung, füllte seine Spinnfadenvorrichtungen auf und legte sich dann schlafen. Auch wenn es Freitag Abend war und morgen keine Schule. Aber bei dem Wetter hatte er nicht mal Lust auf raus schleichen. So steckt er sich nur seine Kopfhörer in die Ohren und war kurz darauf zu leise Klängen von Simple Plan und Good Charlotte eingeschlafen. Bis... Ein Klopfen riss ihn aus dem Schlaf. Benommen sah er sich im dunklen Zimmer um. Wo war denn das hergekommen? Der Regen trommelte weiter unablässig gegen die Scheibe. Im Haus war alles still. Und dann wieder das Klopfen. Das Fenster! Peter rappelte sich hoch, verfing sich noch im Kabel seiner Kopfhörer und wäre fast gestürzt, dann war er am Fenster und versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. In dem Moment blitzte es und Peter fiel vor Schreck rückwärts nach hinten um, denn vor seinem Fenster hing kopfüber... „Deadpool!“ Schnell kam Peter wieder auf die Beine, lauschte, ob er seine Tante geweckt hatte und schob dann das Fenster ein Stück weit nach oben auf. Sofort traf ihn kalte, nasse Regenluft. „Was willst du? Es ist...“ Angestrengt versuchte Peter in der Dunkelheit seinen Wecker zu erkennen, was ihm aber nicht gelang. „Es ist mitten in der Nacht!“, zischte er darum einfach und fuhr sich unbegeistert durchs Haar. „Was? Ja, ja, ich finde auch, das ist ein echt mieses, nasses, kaltes Sauwetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen sollte. Und ja, danke der Nachfrage, ich bin wirklich triefend nass und friere und würde liebend gerne reinkommen“, gab Deadpool zur Antwort. Doch Peter schob bloß das Fenster wieder weiter zu. „Nein! Ich hab gesagt NUR bei auf Leben und Tod. Und in dem Fall auch NEIN, weil es dann garantiert wieder um MEIN Leben und MEINEN Tod geht!“ Deadpool schwang sich halb aufs Fensterbrett und versuchte, das Fenster weiter aufzudrücken. „Dieses Mal nicht. Sei nicht beleidigt, aber es geht tatsächlich mal nicht um dich. Und jetzt lass mich rein. Ich hol mir hier draußen sonst noch...“ Peter sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Ach verdammt, jetzt lass mir wenigstens den einen Spruch.“ „Du kannst dich nicht erkälten“, gab Peter nur zurück, öffnete dann aber doch das Fenster weit genug, so dass Deadpool ins Zimmer kommen konnte. „Bleib aber genau da stehen! Sonst machst du alles nass. Und sei leise, meine Tante schläft unten“, gab Peter selbst nur im Flüsterton Anweisungen. Gleichzeitig zog er ein Handtuch aus seinem Schrank und warf es Deadpool vor die Füße. „Stell dich da drauf.“ Brav gehorchte Deadpool und schien Peter zu mustern, wobei der sich ganz unwohl fühlte. Schließlich stand er Deadpool nur in Shorts und T-Shirt gegenüber, der Frisch-aus-dem-Bett-Look eben. Warum nur störte ihn das jetzt so? Unsicher verschränkte Peter die Arme vor der Brust. „Also? Was ist? Du hast fünf Minuten, dann werfe ich dich raus. Und wenn es nicht wirklich wichtig ist, fliegst du sofort!“ „Du hast gesagt, ich darf NUR kommen, wenn es wichtig ist. Und es IST wichtig.“ „Das sagst du jedes mal. Und warum zum Teufel kreuzt du jedes mal mitten in der Nacht für deine Spinnereien bei mir auf?“ Zu dumm, dass er nicht laut werden durfte. Gerade hatte er wieder so richtig Lust, Deadpool anzuschreien. Das war anscheinend auch so eine spezielle Fähigkeit von Deadpool. Ihn durch seine bloße Anwesenheit zur Weißglut zu bringen. „Ich mag es eben einfach, dich aufzuwecken. Spandex ist super, aber ich steh auf deine Boxershorts.“ Sofort machte Peter einen Schritt rückwärts und weg von Deadpool. Was hatte er auch fragen müssen? Und Deadpool schien jedes einzelne Mal zu wissen, welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf gingen und welche ihm ganz besonders peinlich waren. „Komm zur Sache, du Perverser. Was ist so wichtig?“, versuchte Peter abzulenken. Gut, dass er kein Licht gemacht hatte, er war sicher ganz rot im Gesicht. Noch etwas, bei dem er nicht scharf darauf war, dass Deadpool es mitbekam. „Erstens: Ich bin nicht pervers. Ich weiß lediglich, was mir gefällt und du solltest lernen, ein Kompliment zu schätzen zu wissen. Und zweitens: Es geht um einen Freund von dir. Octavius. Mir ist da was zu Ohren gekommen.“ Jetzt war Peter sofort hellwach und gespannt. Wenn es um Doktor Octopus ging, waren das nie gute Neuigkeiten. Er schaltete nun doch seine Nachttischlampe an und richtete den Blick erwartungsvoll auf Deadpool. „Und was?“ Kurz schwieg Deadpool und Peter befürchtete schon wieder einen Kommentar zu seinen Schlafsachen. Doch für Deadpool war etwas anderes gerade wichtiger. „Echt jetzt? Wenn ich bei Octavius 'dein Freund' sage, protestierst du nicht, aber jedes mal bei MIR?! Du bist so fies! Ich bin echt traurig!“ Peter hielt sich einen Finger an die Lippen. „Pssst! Sei leise! Sonst hört Tante May dich!“ Schuldbewusst legte Deadpool sich beide Hände auf den Mund. „Whoops. Bin schon still. Also... leiser... Still nicht, ich muss dir ja sagen, was ich gehört habe und was ich von dir will“, redete er dann leise weiter. Erneut fuhr Peter sich durchs Haar. Wegen dem blöden Kerl hatte er sicher schon mit 20 die ersten grauen Haare. „Gut, pass auf. Ich hatte eine kleine Mission letzte Woche. Nichts weltbewegendes – ausnahmsweise. Aber der Typ, um den es ging, hat mir ein kleines Betriebsgeheimnis verraten. Er arbeitet... hat gearbeitet für den Doc. Und das, was ich ihm abnehmen wollte, war der Prototyp einer neuen Art von Waffe.“ Peter setzte sich auf sein Bett und runzelte die Stirn. „Waffe? Was für eine Waffe?“ „Das... wollte er mir leider nicht so ganz verraten. Auch nicht nach meinen ganz speziellen Verhörmethoden. Nur, dass es wohl das Aus bedeuten könnte für jegliche Art von durch Mutation und Genmanipulation geschaffenen Superhelden.“ Na das klang ja nicht gerade berauschend. „Und hast du den Prototyp?“, interessierte Peter sofort. Deadpool hob bedauernd die Hände. „Hatte er nicht mit. Leider. Bin deshalb auch leer ausgegangen. Also was die Bezahlung angeht. Andererseits wäre es, glaube ich, eh nicht so toll gewesen, so ein Teil weiterzuverkaufen an den Auftraggeber. Vorausgesetzt, es tut tatsächlich das, was es angeblich soll“, überlegte er dann laut vor sich hin. Dafür war Peter wieder aufgesprungen, hatte sich direkt vor Deadpool aufgebaut und tippte ihm hart gegen die Brust. „Hast du sie noch Alle?!“, zischte er ihm zu. „Wenn dieses Teil das kann, was du sagst, dann wirst du den Teufel tun und es weiterverkaufen, wenn du es in die Finger kriegst! Hast du dir selbst zugehört? Tust du das manchmal?!“ Verständnislos sah Deadpool ihn an. „Ich? Mir zuhören? Manchmal? Soll das ein Witz sein? Ich höre mich ständig. Die Kopfstimmen laufen 24/7, wenn du verstehst, was ich meine. Ich KANN mir gar nicht NICHT zuhören. Und falls es jetzt wieder um den moralischen Teil geht... ja, den habe ich durchaus bedacht. Dank dir gibt`s da jetzt auch immer so eine kliiitzekleine Flüsterstimme, die dann immer fragt: 'Tust du auch das Richtige? Ist das gut, was du da machst?' Die Stimme klingt sogar wie du. Unheimlich, oder?“ Peter griff sich Deadpool am Kragen und hob ihn ein Stück vom Boden hoch. „Halt den Mund! Du machst mich wahnsinnig!Weißt du, ob die Waffe schon fertiggestellt ist und wo ich sie und den Doc finden kann? Wenn nicht, dann vergeude nicht meine Zeit und hau ab! Oder ich werfe dich aus dem geschlossenen Fenster, egal, ob meine Tante oder die Nachbarn das dann mitbekommen!“ „Nein. Nein, nein... ich... ich weiß es! Alles cool, Parker. Lass... lass los. Darum komm... ich doch... zu dir!“ Kurz sah Peter Deadpool noch böse an, dann ließ er ihn aber doch wieder runter und wischte sich die nun nassen Hände an seinem T-Shirt ab. Deadpool stützte kurz keuchend die Hände auf seine Oberschenkel. „Oh Mann. Jedes mal wieder. Jedes mal wieder bin ich hin und weg davon, wie stark du bist. Auf meiner Liste von Gründen, warum du heiß bist, ist das Nummer vier.“ „Auf meiner Liste von Gründen, warum ich dich hasse, ist jede Woche was anderes auf Platz Eins“, gab Peter zurück. „Wo finde ich Octavius?“, wollte er dann wissen und holte schon seine Ausrüstung und seinen Anzug aus ihrem Versteck. „Ich bring dich hin.“ Peter fuhr sofort herum. „Oh nein! Vergiss es! Keine Teamarbeit mehr mit dir! Ich gehe sicher nicht wegen dir schon wieder ins Krankenhaus! Nein!“ Deadpool hielt sich den Finger vor den Mund. „Pssst! Deine Tante.“ Verflixt. Schnell senkte Peter die Stimme. „Keine! Teamarbeit!“ „Kein Team, kein Doc“, blieb Deadpool ganz ungerührt. „Glaub mir, du wirst mich brauchen. Und ich brauche dich. Ich weiß, wo ich den Doc finde. Ich weiß, dass ich mir das Teil, auf das alle so scharf sind, allein holen kann. Aber ich weiß auch, dass ich mir eine Ewigkeit an Vorwürfen und Verachtung von dir einhandle, wenn ich es dann den falschen Leuten in die Hände gebe. Also will ich, dass du mitkommst. Damit du es nimmst. Du bist die einzige Person, der ich blind vertrauen würde.“ Das haute Peter jetzt fast um. So hatte Deadpool ja noch nie mit ihm gesprochen. Entsprechend sah er ihn jetzt auch an. „Wade...“ Wow, wenn das nicht nur wieder ein neuer Trick war, um ihn zum Mitmachen zu bewegen, dann war das tatsächlich mal ein echter Pluspunkt für ihn. Einen Moment lang standen sie sich stumm gegenüber, nur der Regen und weit entferntes Donnergrollen waren zu hören. Dann sagte Peter: „Okay, wir machen das zusammen. Aber du verspricht mir... du SCHWÖRST mir, dass du mir die Waffe überlässt, sobald wir sie haben. Und keine dummen Spielchen oder doppeldeutigen Ansagen. Dass das klar ist!“ Deadpool nickte. „Ich reite dich in nichts rein, versprochen. Es geht einzig und allein um diese Waffe. Und du kannst damit machen, was du willst, sobald wir sie haben. Und ich verspreche dir sogar noch etwas.“ Fragend sah Peter Deadpool an. Jetzt kam sicher wieder etwas, das all die Pluspunkte sofort ausradierte. „Ich verspreche dir, dass dir bei diesem Auftrag nichts passiert. Und dass ich persönlich dafür sorge, dass du auch nicht einen Kratzer abbekommst. Selbst, wenn ich dabei für dich draufgehe.“ Etwas irritiert runzelte Peter die Stirn. „Oookay... Ich hab ein bisschen Angst davor, mich geschmeichelt zu fühlen. Oder mich dafür zu bedanken...“ „Dann mach es später. Jetzt husch, husch, anziehen! Sonst testen die das Ding ohne uns. Ich warte draußen. Ich weiß ja, wie du`s mit dem Anstand hast.“ Keine Ahnung, wie das jetzt wieder gemeint war, aber Peter war doch froh, dass Deadpool wirklich durch das Fenster in die Nacht verschwand, so dass er sich unbeobachtet umziehen konnte. Schnell noch checken, dass die Zimmertür verschlossen war, damit Tante May nicht merkte, dass er weg war. Dann das Licht aus und durchs Fenster nach draußen. So ein Mist, es war wirklich gruselig, denn es regnete in einer Tour und kalt war es außerdem. Dieses Wetter war ein absoluter Albtraum. Besonders für seine Spinnfäden. Wenn es nass war, konnte er sie nur halb so gut greifen. Aber der Doc würde sie schon nicht mitten im Regen erwarten. Der war sicher auch lieber irgendwo drin wo es warm und trocken war. „Darf ich dich was persönliches fragen?“, erklang plötzlich Deadpools Stimme direkt neben ihm und Spider-Man zuckte kurz zusammen. „Was? Nein! Nach acht gebe ich keine persönlichen Interviews mehr!“ „Awww, komm schon. Nur eine Frage. Mal ganz so unter uns Männern. Wenn`s um Romantik geht...“ Oh mein Gott, bitte nicht schon wieder. „Es würde mich nur interessieren, wie jemand in deinem Alter das so sieht. Keine Ahnung, wie das bis jetzt bei dir schon so mit den Mädels läuft, aber... mal angenommen, du hast das richtige Setting, Kaminfeuer, Wein, ihr seid völlig allein, keiner kann stören... Glaubst du, das ganze läuft besser bei so einem Wetter wie dem jetzt gerade? Macht`s das romantischer? Kriegt man da mehr Lust auf... sich einfach mal gehen lassen? Was meinst du?“ Spider-Man sträubten sich ungewollt die Nackenhaare. „Was fragst du MICH denn das? Keine Ahnung. Ja, Regen ist romantisch... glaube ich. Aber was weiß ICH denn, auf was DEINE Freundinnen stehen? Sicher nicht auf das, auf das MEINE es tun! Ich wäre wahrscheinlich schon... Argh! Was rede ich mit dir über so etwas?! Das ist doch völlig egal! Wenn du nachher noch ein Kaminfeuer-Date hast, dann beeilen wir uns besser. Sonst hört es noch auf zu regnen und dann brauchst du doppelt so viel Wein, um die fehlende Stimmung zu kompensieren. Um sie betrunken genug zu machen, damit sie sich freiwillig auf dich einlässt. Ich glaube, das geht eh nur völlig stockbesoffen oder unter Drogen.“ Spider-Man fühlte sich wieder sehr unwohl, denn Deadpool schien ihn bei jedem seiner Worte ganz genau zu beobachten. Dann machte Deadpool nur: „Hn... Ich wusste, es liegt am Regen...“ und ging weg. Spider-Man blieb nichts anders übrig, als hinterherzulaufen. Er wusste ja nicht, wohin es ging. Gleichzeitig gingen ihm nun die blöden Fragen nicht mehr aus dem Kopf. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich wunderte, wer dumm genug war, sich mit Deadpool einzulassen. Nicht wegen des Aussehens. Klar, er war nicht Mister Universum, aber allein der Charakter... diese... Art! Aber wie kam er nur auf die Idee, ihn so einen Quatsch zu fragen? Am Ende hatte es doch wieder etwas mit der Sache hier zu tun und er würde es wie immer erst ganz zum Schluss erfahren. Igitt, in seinem Kopf setzte sich gerade das Bild von Deadpool vor einem Kaminfeuer fest. Kurz schauderte Spider-Man unangenehm auf. Zum Glück deutete Deadpool das falsch. „Sag ich doch, Sauwetter. Wir müssen trotzdem durch den Regen. Wenn du nicht zufällig ein Auto hast – und das hast du nicht, weil du noch keinen Führerschein hast – bleibt leider nur mein Motorrad.“ Ein wenig verwundert sah Spider-Man Deadpool an. „Du hast ein Motorrad?“ Deadpool stemmte die Hände in die Hüften. „Klar! Jeder coole Held hat `nen fahrbaren Untersatz! Und ich hatte es satt, immer mit dem Taxi zu fahren. Das kostet auch ein Heidengeld, da kann ich mir gleich was Eigenes kaufen. Und außerdem hat Wolverine auch eins. Und der Captain. Und DU!“ Jetzt zeigte er auf Spider-Man. „Ich?! Ich hab kein Motorrad! Ich hab nur ein Einsatzfahrzeug von S.H.I.E.L.D. Das darf ich aber so nicht benutzen. So hab ich als fahrbaren Untersatz nur mein Skateboard“, widersprach Spider-Man. „Aaaaber, du HAST theoretisch ein Motorrad!“, bestand Deadpool auf seiner Behauptung. „Ja, okay, theoreeetisch habe ich eins“, gab Spider-Man doch zu. Deadpool drehte sich um und lief noch ein paar Schritte, dann präsentierte er voll Stolz eine nicht gerade kleine Maschine. „Tadaaa! Alles meins! Cool, oder? Hmm, eigentlich müsste ich beim Fahren nur noch meinen Kopf in Brand stecken, dann wäre ich sogar cooler als der Ghost Rider!“ Den letzten Kommentar ignorierte Spider-Man, aber doch, die Maschine konnte sich sehen lassen. So gut kannte er sich mit den Modellen nicht aus, aber soweit er das im Dunkeln erkennen konnte, war das Ding technisch eine Schau. Deadpool stieg auf und klopfte hinter sich. „Los, aufsitzen.“ Ah ja, verdammt. Mitfahren ging ja nicht anders. Und sich bei dem Wetter hinterher schwingen, war nicht unbedingt eine Option. Nur sehr ungern setzte Spider-Man sich hinter Deadpool, zögerte noch kurz, dann legte er die Arme um dessen Mitte, um sich festzuhalten. „Ein blöder Spruch und ich gehe sofort wieder heim.“ Deadpool startete den Motor. „Ich hab nichts gesagt. Und was ich denke, kannst du mir nicht verbieten.“ Auch wenn er nur seinen Rücken anstarrte, Spider-Man wusste genau, dass Deadpool gerade grinste. Dann fuhr Deadpool los und Spider-Man hielt sich ganz automatisch mehr an ihm fest, denn Deadpool drehte sofort voll auf und legte ein halsbrecherisches Tempo vor. „Wade! Nicht so schnell!“, rief Spider-Man ihm zu. „Du heilst, wenn es uns zerlegt! Ich nicht!“ „Ich kann fahren!“, gab Deadpool zur Antwort. „Ich kann GUT fahren!“ Na hoffentlich. Spider-Man sendete ein paar kleine Stoßgebete zum Himmel, immer wenn die Maschine auf dem nassen Untergrund kurz ins Schlingern geriet. Und er hielt seine Schussvorrichtungen mehr instinktiv bereit, um sich hochzuziehen, falls sie doch einen Crash bauten. „Nicht so angespannt, Spidey!“, hörte er Deadpool vor sich ganz amüsiert sagen. „Ich weiß, das erste Mal mit mir ist immer `n bisschen heftig. Aber wenn du es mal gewöhnt bist, wirst du es lieben und mit niemand anderem mehr wollen.“ Angewidert verzog Spider-Man das Gesicht. „Du hast mir was versprochen, Deadpool! Ich soll nicht zu Schaden kommen! Das hier schädigt mich aber gerade psychisch extrem! Hör auf damit!“ „Du bist so süß! Stell dich nicht so an.“ Mit einem Quietschen und letzten heftigen Schlingern brachte Deadpool das Motorrad seitlich zum Stehen. „Wir sind eh schon da.“ Schnell sprang Spider-Man ab. Bloß weit weg von Deadpool. Zurück nahm er auf jeden Fall einen anderen Weg. Alles, nur nicht mehr das Motorrad! „Da oben“, riss Deadpool ihn aus seinen Gedanken und Spider-Mans Blick folgte Deadpools ausgestrecktem Finger, der an einem nicht beleuchteten Haus entlang nach oben zeigte. Circa 20 Stockwerke. Und kein Licht? Das allein war seltsam genug, Spider-Man spürte, wie sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit machte. „Ich weiß schon, die Kombi Hochhaus und Doc Oc gehören nicht zu den Erinnerungen, die du dir in ein Album kleben würdest. Okay, ich in meins schon, weil ich dein Held war. Nein! Sag jetzt nichts! Mach mir diesen tollen Moment in meinem Leben nicht kaputt, bitte“, redete Deadpool drauf los. Zugegeben, die Kombination war wirklich nicht Spider-Mans Lieblingserinnerung und ganz unbewusst strich er sich über seine linke Seite. Alles gut verheilt. Nur eine winzig kleine Narbe. Er warf Deadpool einen Seitenblick zu. Hätte er damals nicht... Schnell schob er den Gedanken beiseite. „Ja, ja, den darfst du auf deinem Konto stehen lassen. Also... da drin?“ Deadpool nickte. „Oben. Normalerweise treibt der Doc sich ja lieber unterirdisch rum, aber die Fenster sind dunkel und er kann da durch irgendwelche Notausgänge jederzeit abhauen. Und er hat da Zugang zu Sendemasten auf dem Dach. Na ja, du wirst es ja gleich sehen. Technikkram ist dein Ding. Mir reicht es zu wissen, wie man ein Sturmgewehr in 30 Sekunden auseinander und wieder zusammenbauen kann. Wie sieht`s aus? Nehmen wir den normalen Weg? Oder deinen?“ Spider-Man trat an die Wand des Hauses und prüfte sie kurz mit den Händen. Wenn ihm nicht gerade jemand von oben literweise Wasser entgegen kippte, müsste es gehen. Der Regen kam eher von der anderen Seite und die Wand war hier nicht ganz so nass. „Klebst wohl auch besser, wenn du trocken bist, was?“, vermutete Deadpool, dann fing er an, die Melodie von 'Winzig kleine Spinne' zu summen, was Spider-Man wieder genervt die Augenbrauen zusammenziehen ließ. „Ich lass dich gleich wieder die Treppen steigen, Wade“, warnte er ihn, woraufhin Deadpool sofort still war. „Darf ich Huckepack?“, fragte dieser dann ganz zuckersüß. „Ich wollte dich eigentlich an ein Seil binden und dich mit zwei Metern Abstand zu mir hinter mir herziehen“, war Spider-Mans Alternativvorschlag. Dann deutete er auf seinen Rücken. „Na los.“ Deadpool legte die Arme um seinen Nacken und hielt sich gleich mehr als nur gut fest. „Ich hab gerade `n Déjà-Vu. So toll ich es auch finde, wenn ich dich rumtragen darf, so herum ist es auch jedes mal wieder extrem cool.“ Spider-Man fing an, die steile Wand nach oben zu klettern. „Du hast mich noch nie tragen dürfen, Deadpool! Bis jetzt durfte immer nur ICH dich durch die Gegend schleifen und rumschleppen“, widersprach er dann. „Ja, in DEINER Zeitachse vielleicht... Außerdem... Hör auf das so zu sagen, als würde ich zwei Zentner wiegen! Da krieg ich ja Komplexe!“ „Du KRIEGST Komplexe? Und wovon redest du überhaupt schon wieder? Was für Zeitachsen? Muss ich mir schon wieder Gedanken über irgendwas machen? Oder will ich es lieber gar nicht erst wissen?“ „Wegen meines Gewichts hatte ich zumindest bis jetzt noch keine...“, klang Deadpool ganz beleidigt. „Und was das Andere angeht... Das geht dich nichts an. UND du willst es nicht wissen. Also frag nicht.“ Kurz war Spider-Man abgelenkt, weil ihm der Halt wegrutschte und er konnte sich samt Deadpool gerade noch so fangen, um nicht an der Wand wieder nach unten zu rutschen oder abzustürzen. Deadpool klammerte sich noch mehr an ihn und Spider-Man keuchte kurz auf. „Wade! Du erwürgst mich!“ „Und du lässt mich fallen!“ „Ich lass dich nicht fallen!“ „Versprich es!“ Darauf gab Spider-Man keine Antwort, sondern kletterte lieber weiter. Ihm ließ das mit der Zeitachse schon wieder keine Ruhe. Deadpool hatte manchmal eine etwas mehr als blühende Fantasie, aber manchmal redete er von Dingen, bei denen sich dann viel später herausstellte, dass er sie doch nicht einfach nur erfunden hatte. Und dass es Dimensionstore gab, war mittlerweile fast allen Helden und Bösen bekannt, wenn sie nicht sogar selber durch eines gekommen waren. Da waren Zeitportale gar nicht mal so abwegig. Spider-Man wollte sich aber lieber gar nicht erst ausmalen, wie eine Zeitachse aussah, in der er sich freiwillig von Deadpool herumtragen ließ. Kurz vor dem Ziel konnte er sich einen weiteren Satz dazu aber doch nicht verkneifen. „Wehe, du spielst an der Zeit rum! Wenn du das kannst! Wehe, ich kriege raus, dass du in meinem Leben rumpfuschst!“ Spider-Man hievte Deadpool zuerst über den Dachrand, dann ließ er ihn sogar nach seiner Hand greifen und sich mit einem Ruck hochziehen. Doch Deadpool zog ihn gleich noch zu und eng an sich. „Wenn ich tatsächlich in dein Leben 'gepfuscht' hätte, dann nur, weil ich dir geholfen hätte, es so zu behalten, wie es ist. Nicht, um es zu ändern.“ Weil ihn Deadpools Worte so aus dem Konzept brachten, reagierte Spider-Man nicht gleich, als Deadpool ihn sogar noch enger an sich zog und sich zu ihm lehnte. Ganz nah. „Und du wärst mir deshalb nicht böse, sondern dankbar...“ So nah... „So dankbar, dass du mich dafür sogar küssen würdest...“ Viel zu nah! Hart stieß Spider-Man Deadpool von sich, so dass der zu Boden ging. „WADE! Lass den Scheiß! Ich hasse dieses Spiel!“ Deadpool blieb ganz bedröppelt auf dem Boden sitzen, dann rappelte er sich auf und schüttelte sich kurz, ehe er nah an Spider-Man vorbei zum Dachrand ging. „Wenn ich spiele, dann merkst du das schon. Dann grinse ich nämlich“, sagte er todernst und spähte nach unten. „Du trägst `ne Maske, das sehe ich doch gar nicht“, moserte Spider-Man und stellte sich ein Stück weg von ihm auch an den Rand des Daches, um nach unten zu sehen und nach den Fenster Ausschau zu halten, hinter denen sich der Doc verbergen sollte. Jetzt war es ihm wieder entsetzlich unangenehm mit Deadpool zusammenzuarbeiten. Dieser Typ machte ihn fertig. So viel Nerven konnte ein Mensch allein gar nicht haben, um den zu ertragen. Und wenn er ihm gerade weismachen wollte, dass die dummen Anmachen kein Spiel waren, dass es wirklich eine Variante des 'Jetzt' gab, in der er... Oh Gott, ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken und abwechselnd ganz heiß und kalt. Ganz klar, das war definitiv das letzte Mal, dass er mit Deadpool allein unterwegs sein würde! Und dass er ihn in sein Zimmer ließ, wenn er gerade aus dem Bett kam! Kurz zuckte er zusammen, als er sich einen Stoß von der Seite einfing. „Hey, aufwachen. Komm, ich mach nur Spaß. Du lässt dich sooo leicht verunsichern, Kleiner. Du weißt, dass ich weiß, dass du noch ein Kind bist. Und ich sag das gerne zu allen deinen Ichs in allen Zeitachsen: Bevor du nicht zu mir kommst – von alleine – mache ich gaaar nichts. Außer dich zu ärgern. Und nur fürs Protokoll: JETZT grinse ich!“ Am liebsten hätte Spider-Man Deadpool vom Dach geschubst. Stattdessen zeigte er auf die Fensterreihe unter ihnen. „Da?“ Deadpool machte eine ausladende Handbewegung. „Nach dir, mein leicht reizbarer Freund.“ Spider-Man schoss einen Spinnfaden auf den Dachrand, prüfte, ob er hielt, dann packte er ihn fest, stieß sich ab und schwang sich nach dem Sprung vom Dach direkt durch einer des Fenster. Gekonnt landete er zwischen den Scherben und stellte überrascht fest, dass er in einem riesigen technischen Labor stand. Die Scheiben waren von innen so getönt, dass kein Licht nach außer fallen konnte und alles stand voll mit Computern und Bildschirmen, auf denen irgendwelche Berechnungen und Zahlenkolonnen liefen. Und mittendrin, am größten Bildschirm: Octavius! Er fuhr herum, als Spider-Man durch die Scheibe brach und stieß einen Fluch aus. Dann betätigte einer seiner Metallarme ein paar Knöpfe und Schalter, so dass die Bildschirme einer nach dem anderen erloschen, er selbst griff sich ein paar Dinge und schlug gleichzeitig mit zwei der anderen Fangarme nach Spider-Man. Der sprang aus dem Weg und schoss selbst gleich eine Ladung Spinnfäden auf Octavius. Wenigstens die Arme außer Gefecht setzen! „Du gehst mir wirklich auf die Nerven! Woher weißt du jetzt schon wieder, wo ich bin?!“ Hinter sich hörte Spider-Man, wie Deadpool auf den Scherben landete und Octavius stieß böse aus: „DU! Das hätte ich mir ja denken können! Was ist das mit euch beiden überhaupt? Gibt`s euch jetzt nur noch im Doppelpack? Hab ich schon wieder die Gründung einer neuen Heldenliga verpasst?“ Deadpool wehrte mit den Schwertern zwei harte Schläge von Octavius' Fangarmen ab und schlug dann selbst nach ihm. „Ja, wir sind die Roten Rächer! Wir warten nur noch auf Zusagen von Ant-Man, Red Hulk und Carnage, dann sind wir unbesiegbar! Und jetzt rück dein neues Spielzeug raus, sonst müssen wir böse werden!“ Mit zwei Sätzen war Deadpool auf einem der Labortische und dann sprang er auf Octavius los. Der schlug mit einem der Metallarme nach ihm und erwischte ihn auch noch voll im Sprung, so dass Deadpool zurück und genau in Spider-Mans Richtung geworfen wurde. Der sprang im letzten Moment zur Seite, schoss Spinnfäden auf zwei von Octavius' Fangarmen und versuchte, ihn von den Beinen zu reißen, während Deadpool hinter ihm in die Einrichtung krachte. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest, du Spinner“, gab Octavius sich ahnungslos und bremste seinen Fall im letzten Moment mit einem dritten Fangarm, bevor er die Spinnfäden wegriss und seinerseits wieder Spider-Man attackierte. „Wo ist die Waffe?! Und Märchenstunde ist schon lang vorbei, also versuchen Sie erst gar nicht, was zu erfinden!“, rief Spider-Man, ehe er mit weiteren Sprüngen den Schlägen durch die Metallarme auswich. Dann schoss er wieder einen Spinnfaden, um Octavius' Körper zu treffen, doch der fing den Spinnfaden mit einem der Arme ab und riss Spider-Man daran hoch. „Erfunden habe ich schon etwas. Aber das gehört mir und ihr werdet noch früh genug sehen, wo es ist und was es kann!“ Und schon warf er Spider-Man quer durch den Raum und voll gegen Deadpool, der gerade wieder hochkam und nicht so schnell ausweichen konnte, so dass sie beide zusammen zu Boden gingen. „Sag wenigstens Danke, wenn ich dich schon fange“, grummelte Deadpool, nachdem Spider-Man nur schnell wieder aufgesprungen war. „Wieso fängst du MICH eigentlich nicht?“, beschwerte er sich dann. „Sei zufrieden mit 'ich lass dich nicht fallen', Deadpool. Und jetzt trödel nicht rum, der Doc entkommt!“ Suchend sah Spider-Man sich um. Wo war Octavius hin? „Von da hinten kann er nur oben raus. Aufs Dach“, informierte Deadpool ihn, dann zeigte er auf eine kaum sichtbare Tür am Ende des Raumes, dort, wo Octavius gestanden hatte. „Alles klar! Den hol ich mir! Geh du übers Fenster und schneid ihm den Weg ab!“, bestimmte Spider-Man und rannte los. Dabei hörte er Deadpool noch rufen: „Aber du kannst viel besser klettern als ich! Das ist unfair!“ Natürlich. Er war ja nicht blöd. Wade würde so länger brauchen und ihm das am Ende nicht doch noch vermasseln. Oder die Waffe stehlen und abhauen. So eine Aktion traute er ihm allemal zu. So schnell er konnte, spurtete Spider-Man den Weg entlang, der am Ende des Ganges tatsächlich nur nach oben führte. Und er hörte das Geräusch von Octavius' Metallarmen auf dem Boden. Den würde er sich kaufen. Da, vor sich um die Ecke hörte er eine Tür schlagen und als er durch die Tür ins Freie trat, sah er keine fünf Meter vor sich Octavius auf dem Dach stehen. „Stehenbleiben, Doc! Hier ist Endstation! Wir sind beide keine Freunde von Hochhausdach-Kämpfen! Aber dieses Mal garantiere ich persönlich dafür, dass der Tritt vom Dach von mir selbst kommen wird!“ Octavius baute sich drohend vor Spider-Man auf und grinste. „Große Worte für ein kleines Insekt. Glaubst du ernsthaft, du hast einen Chance gegen mich? Soll ich mich einer eingehenden Nachuntersuchung deiner Verletzung widmen? Den Termin habe ich extra für dich freigehalten, Spinne!“ Schon schnellten die Fangarme vor und rissen Löcher in den Beton, immer wenn sie dort auftrafen und Spider-Man noch gerade so aus dem Weg springen konnte. Verdammter Regen! Der Untergrund war ganz rutschig und hier hatte er es nicht mit einem so schwerfälligen Gegner wie Rhino zu tun. Octavius war schnell. Und seine Arme auch. Zwar schoss auch Spider-Man wieder Spinnfäden auf ihn, aber es war für Octavius viel zu leicht, sie ihm zu entreißen, weil es so nass war. „Jetzt hab ich aber genug, Doktor!“ Reden! Ihn ablenken! Der Doc redete selbst nur zu gerne. Wenn er ihn in ein Gespräch verwickeln konnte, hörten die schnellen Angriffe sofort auf. Dann war er abgelenkt. „Na los, jetzt mal Klartext! Wo ist die Waffe und was haben Sie damit vor? Oder besser gesagt, was werde ich in den nächsten fünf Minuten verhindern?“ Spider-Man nutzte das kurze Zögern des Doktors und schoss in schneller Folge mehrere Spinnfäden auf alle seine Fangarme, wickelte sich die Enden um die Handgelenke und zog sie stramm über Kreuz, so dass ein weiterer Ruck genügen würde, um den Doc umzuhauen. Doch Octavius grinste nur wieder böse. Das gefiel Spider-Man gar nicht. „Ich weiß zwar nicht, woher du oder der Verrückte das mit der Waffe herhabt... aber wenn du so scharf darauf bist...“ Uh oh, der Tonfall war gar nicht gut.“ „...dann teste ich den Prototyp eben gleich an dir persönlich!“ Spider-Mans Spinnensinn gab laut Alarm, Octavius hatte ja noch seine eigentlichen Hände, mit denen er jetzt etwas hervor riss, das er sich vorher eingesteckt hatte. Und Spider-Man hatte dadurch, dass er Octavius so fest im Griff hielt, keine Chance wegzuspringen. Er sah nur, wie der Doktor irgendetwas auf ihn abfeuerte, dann war da ein Schatten vor ihm, durch den plötzlich ein Ruck ging, die Spinnfäden rissen und er landete selbst hart mit dem Rücken auf dem Boden und ein zusätzliches, ordentliches Gewicht auf ihm, so dass ihm kurz erst mal die Luft wegblieb. „Nein! Das war nicht für dich gedacht!“, hörte er da den Doc schreien. Dann wurde Spider-Man klar, was gerade passiert sein musste, denn er stellte fest, dass Deadpool schwer auf ihm lag. „Wade! Was hast du getan?!“ Deadpool hob langsam den Kopf. „Ich hab... es dir... geschworen... Keine Kratzer...“ Spider-Man stieß ihn von sich herunter. Das war Deadpool, der heilte wieder. So wie es aussah, hatte er sich direkt in die Schusslinie geworfen, dabei seine Spinnfäden durchtrennt und die volle Ladung von Octavius' Waffe abgefangen. Mist, da war wieder ein Danke fällig. Später. Octavius schien nämlich zu versuchen, die Waffe, die an eine Art Mini-Schrotflinte erinnerte, wieder schussbereit zu machen. „Oh nein, so nicht!“ Spider-Man entriss Octavius mit einem Spinnfaden das Ding und schleuderte es zum entgegengesetzten Rand des Daches. Dann brachte er sich in Angriffsstellung. „Genug! Es reicht! Mir reicht`s! Es ist das mieseste Wetter und die schlechteste Zeit überhaupt für dieses Theater! Wir machen das jetzt so: Sie geben auf und dann gehen wir alle zusammen ins Trockene! Sie in eine hübsche Gefängniszelle und ich in mein Bett! Und keine Zicken mehr, sonst werd ich mordsungemütlich! Ich hab echt keine Lust mehr auf 'Fang mich doch'!“, fuhr er Octavius an. Und der hob plötzlich wirklich alle Arme. „Zugegeben, ich bin auch kein Fan von Dauerregen. Aber ich habe einen anderen Vorschlag.“ Schon wieder hörte sich das nicht gut an. Einer der Arme deutete in Richtung Deadpool. „Kümmere dich um deinen Freund. Der sieht nicht gut aus.“ Spider-Man verzog das Gesicht, ließ Octavius aber nicht aus den Augen. „Wir sind keine Freunde.“ Ein leises Stöhnen von Deadpool. Dann war ja alles in Ordnung. „Und der wird schon wieder.“ Noch immer dieses hinterhältige Grinsen bei Octavius. „Bist du sicher? Ich stelle gerade zufrieden fest, dass meine Formel funktioniert. Ich hatte schon befürchtete, dass dein Partner alles zunichte macht, weil er den Wirkstoff sofort neutralisiert. Aber wenn es bei ihm wirkt... Dann ist es perfekt!“ Was sollte das denn heißen? Jetzt wagte Spider-Man doch einen Blick auf Deadpool. Der lag noch immer an der selben Stelle und rührte sich nicht. Sein Anzug war an einigen Stellen zerfetzt, da wo ihn die Geschosse aus der Waffe getroffen haben mussten und... wieso schien er da noch immer zu bluten? In Spider-Man machte sich ein ganz komisches Gefühl breit. Was hatte Wade noch gesagt, konnte diese Waffe? Doch bevor er den Gedanken zu ende denken konnte, holte Octavius ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. „Oh und was das 'Fang mich doch' angeht... Besser, du entscheidest dich, wen du fangen willst!“ Dann passierte alles gleichzeitig. Octavius schnellte vor und schlug Spider-Man aus dem Weg, packte Deadpool und warf ihn über den Dachrand, Spider-Man schoss instinktiv einen Spinnfaden nach der Waffe, um sie wieder an sich zu reißen, bevor der Doc sie erreichte und sprang dann ohne groß zu überlegen hinter Deadpool her. Er packte ihn am Handgelenk, schoss im Fallen noch einen Spinnfaden nach oben, der an der Hauswand haften blieb, er wurde samt Deadpool gegen die Wand zurückgeworfen und dann hingen sie da. Spider-Man hielt sich gerade so mit einer Hand am Spinnfaden fest und stützte sich irgendwie mit den Füßen an der rutschigen, nassen Hauswand ab und hielt mit der anderen Deadpools Handgelenk fest umklammert. Die Waffe zerschellte inzwischen zwanzig Stockwerke tiefer auf dem harten Asphalt. Aber egal. Hauptsache nicht in Octavius' Händen. Jetzt war sowieso etwas anderes wichtiger. „Wade!“ Mit sichtlicher Anstrengung hob Deadpool den Kopf und versuchte sich seinerseits an Spider-Mans Handgelenk festzuhalten. „Danke... fürs Fangen. Siehst du? So geht das...“ Zum Glück. Wenn er schon wieder dumme Witze machte, dann war doch alles okay. Oder? „Los, halt dich richtig fest, dann kann ich uns hochziehen! So geht das nicht!“, rief er ihm zu. Doch Deadpool sah nur weiter zu ihm auf und rührte sich nicht. „Wade! Los!“ „Sorry, Spidey... Der andere Arm... will nicht...“, kam es gepresst von Deadpool und Spider-Man sah auch im Dunkeln, dass da nicht nur Wasser vom Regen von seinem Arm in die Tiefe tropfte. Jetzt wurde ihm wieder ganz mulmig. „Dann sieh zu, dass du das heilst! Langsam wird`s anstrengend...“ Kurz schüttelte Deadpool den Kopf. „Ich glaub nicht... dass das heilt... Das Zeug... vom Doc... haut echt rein...“ Etwas verwirrt aber auch erschrocken sah Spider-Man auf Deadpool herunter. 'Das Aus für mutierte und genmanipulierte Superhelden', erklang es in seinem Kopf. Weil es die Mutation neutralisierte? Das hieß aber dann... „Deadpool...?“ Deadpools Griff wurde merklich schwächer. „Hab ja gesagt... ich geh diesmal... wenn es sein muss... auch für dich drauf...“ Jetzt war es an Spider-Man den Kopf zu schütteln. „Nein! Vergiss es! So was Blödes will ich gar nicht hören! Ich hab dir nämlich auch was gesagt! Nämlich, dass ich dich nicht fallen lasse!“ Und dennoch spürte er genau, wie seine Finger langsam schmerzten und wie ihm sowohl das Spinnseil als auch Deadpool Stück für Stück entglitten. Angestrengt versuchte Spider-Man noch fester zuzugreifen. „Wade, komm schon! Du musst dich festhalten! Ich kann uns so nicht halten!“, flehte er Deadpool beinahe an. Wieso war er denn nur so teilnahmslos? Warum tat er denn nichts?! Fast so, als ob... „Du wusstest das!“, fuhr er ihn an. „Du hast es gewusst! Du wusstest ganz genau, was es kann! Und du WOLLTEST, dass Octavius es benutzt! Warum?! Willst du unbedingt draufgehen, Wade?!“ So ein Mist, keine Kraft mehr, das war viel zu anstrengend. Deadpool sah ihn nur an. Und Spider-Man wurde richtig schlecht. Er wollte sterben. Das wurde ihm gerade richtig klar. „Wade... warum...?“ „Muss ich dir das erklären? Wirklich?“, hörte er ihn sagen. „Wenn du die Chance darauf bekommen würdest, einfach wieder normal zu sein... würdest du sie nicht nutzen?“ Da traf er einen wunden Punkt bei Spider-Man. „Aber ich... kann nicht zurück in irgendein... normales Leben... Nicht so... wie ich bin..“, redete Deadpool weiter und ließ dabei Spider-Mans Handgelenk los. „Wenn ich also die Chance bekomme... es endlich zu beenden...“ Mehr als entsetzt starrte Spider-Man ihn an. „Deadpool... Wade! Nein!“ Deadpool sah nach unten. „Lass los...“ Spider-Mans Magen krampfte sich zusammen. Auch wenn Deadpool ihm so auf die Nerven ging, ihn wahnsinnig machte, ihm den letzten Nerv raubte, ihn manchmal anwiderte, er war doch trotzdem... sein Freund! „NEIN!“ Er hatte das Wort mit so einer Intensität ausgestoßen, dass Deadpool wieder zu ihm aufsah.. „NEIN, Wade! Ich lasse nicht los! Ich lass dich nicht los! Ich lass dich nicht fallen! Weißt du, warum ich mir manchmal wünsche, wieder normal zu sein? Damit ich keine Freunde mehr verliere durch das, was ich bin! Und weil es mich fertig macht, all diese Kraft zu haben und es passiert trotzdem! Wenn ich normal wäre, könnte ich nichts tun! Aber ich bin nicht normal! Und ich werde nicht zulassen, dass du stirbst! Nicht so! Nicht, wenn ich es verhindern kann! Ich lasse keinen Freund von mir mehr sterben, wenn ich es verhindern kann! Und besonders DICH lasse ich nicht sterben, Wade Wilson! Also reiß dich verdammt nochmal zusammen und halt dich fest! Weil ich dir VERBIETE, hier und jetzt draufzugehen! Hast du mich verstanden?!“ Gut, dass man dank der Maske nicht sehen konnte, dass ihm die Tränen kamen. Aber an der Stimme konnte Deadpool es sicher trotzdem hören. Und dann griff er plötzlich doch wieder fest zu und hob mit einem Schmerzlaut auch den anderen Arm, um sich auch mit dem an Spider-Mans Hand festzuhalten. Spider-Man hätte am liebsten erleichtert aufgelacht, aber noch waren sie nicht sicher. „Ich brauch Schwung von dir! Stoß dich ab, dann kann ich dich aufs Dach werfen!“ Mit letzter Anstrengung und Kraft schwang Spider-Man Deadpool weg von der Wand, dann wieder auf sie zu, Deadpool winkelte die Beine an und stieß sich von der Wand ab, Spider-Man tat das Gleiche und schwang ihn dann mit all seiner Kraft nach oben und zurück auf das Dach. Er selbst bekam gerade noch so mit der jetzt freien Hand seinen Spinnfaden zu fassen und zog sich nach oben, wo er erst mal auf dem Boden liegen blieb. Zum Glück war Octavius über alle Berge. Seine Hände hatten kein Gefühl mehr und jeder Muskel in seinem Körper schien vor lauter Anspannung zu zittern. So hätte er sich nicht mal mehr gegen ein Kleinkind wehren können. Trotzdem stemmte er sich hoch und machte zwei Schritte auf Deadpool zu, der auf dem Rücken lag und sich nicht rührte. „Warum musst du nur immer so viel Ärger machen?“ Er griff an Deadpools Schulter und schüttelte ihn leicht. „Wade. Komm schon. Sag was.“ Jetzt war es auch schon egal, außerdem war Wades Gesicht kein Geheimnis. Spider-Man brauchte etwas, dann hatte er den Verschluss von Deadpools Maske gelöst und zog sie ihm vom Kopf, damit er sehen konnte, ob er ihn wach bekam, ob er überhaupt noch bei Bewusstsein war. Damit er ihn richtig ansehen konnte, wenn er mit ihm sprach. Und dann erstarrte er erst mal. Dafür öffnete Wade jetzt langsam die Augen, auch wenn er sich weiter nicht bewegte und dann schmunzelte er sogar leicht. „Du solltest... Polizeipsychologe werden... und Leute... vom von der Brücke springen... abhalten... Oder Unterhändler... bei Geiselnahmen... und die Geiselnehmer... ins Aufgeben quatschen...“ Kurz kniff er die Augen wieder zusammen und stöhnte vor Schmerzen auf. „Nngh... so ein Dreck... So... wollte ich... nicht draufgehen...“ Noch immer sagte Spider-Man kein Wort, sondern sah Wade nur weiter an. Das fiel dem nun auch auf und wieder grinste er leicht. „Schon wieder... Déjà-Vu... Nur andersrum... Und dass mich... nicht S.H.I.E.L.D. retten kommt... und du mein Gesicht schon kennst...“ Spider-Man schüttelte leicht den Kopf. „W-Wade... du...“ Wade runzelte leicht die Stirn. „Was...? Hab ich... ein Loch im Kopf...? Wieso... kuckst du...“ Er stockte, dann hob er zitternd die Hand und streckte sie Spider-Man entgegen. „Der... der Handschuh... Nimm... nimm ihn runter... Nimm ihn runter!“ Spider-Man tat, was er sagte und konnte dann nur wortlos dabei zusehen, wie Wade sich die Hand vors Gesicht hielt, sie hin und her drehte und dann sein Gesicht befühlte. Und dann... sein Haar. Und dann einen Laut zwischen Lachen und einem Schluchzer ausstieß. „So ein verfluchter Dreck! Das soll wohl ein Witz sein!“ Erneut lachte er auf, bevor er wieder vor Schmerzen stöhnte. „Ich kriege alles zurück und dann verblute ich auf so einem elenden Dach mitten im Nichts! Das ist nicht fair!“ Selbst im Dunkeln hatte Spider-Man das Gefühl, er konnte sehen, dass in Wades Augen Tränen standen. Und jetzt endlich riss er sich wieder zusammen. „Du verblutest hier nicht! Du stirbst nicht! Ich hab dir gesagt, dass ich dir das verbiete! Bleib ruhig liegen, ich hol Hilfe!“ Fast etwas erschrocken sah Wade ihn an. „Was? Nein! Geh ja nicht weg!“ „Ich geh nicht weg.“ Spider-Man suchte nach etwas an Deadpools Gürtel. Als er es gefunden hatte, stand er auf. „Weißt du noch? Déjà-Vu? Was lockt immer alle Helden an?“ Er lief zur Mitte des Daches und warf die Granate, die er sich genommen hatte, nach oben, wo sie laut und grell detonierte. Dann kniete er sich wieder zu Wade, der ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. „Wirst... ein prima Nachfolger...“ „Hör auf so zu reden! Du stirbst nicht! Du kommst ins Krankenhaus, da flicken sie dich wieder zusammen und dann machst du spätestens übermorgen wieder dumme Witze darüber, dass ich dir keine Blumen bringe!“, widersprach Spider-Man heftig. Wade lächelte etwas mehr. „Bringst du nicht? Schade...“ Langsam streckte er die Hand aus und legte sie an Spider-Mans Wange. „Danke... für alles...“ Schnell griff Spider-Man nach Wades Hand, drückte sie sanft aber bestimmt nach unten, hielt sie aber fest. „Hör auf! Sag das nicht! Hör auf damit...“ Wade schloss die Augen, drückte aber Spider-Mans Hand leicht. „Sag`s mir nochmal... Sag mir das... was ich so gerne hören will...“ Spider-Man schluckte schwer. Wade durfte nicht sterben. Das ging nicht. Nicht schon wieder ein... „Du bist... mein Freund.“ Um Wades Lippen spielte erneut ein kleines Lächeln, dann wurde seine Hand in Spider-Mans ganz schlaff. „WADE!“ Spider-Man packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn wieder, doch diesmal kam keine Reaktion. Dann lief für ihn alles ab wie in einem Film. Als wäre er gar nicht mit dabei. Wer alles auftauchte, konnte er nicht einmal mehr sagen. Avengers? Leute der Academy? Polizei? S.H.I.E.L.D.? Er stand einfach nur da, nachdem sie ihn hoch und von Wade weggezogen hatten, sah dabei zu, wie sie versuchten, ihn wiederzubeleben, nachdem klar war, dass er das diesmal nicht von alleine würde schaffen können, starrte hinterher, als sie ihn für einen Transport stabilisierten und wegbrachten und hörte auch noch, als er so allein etwas abseits dastand, die Stimmen in seinem Kopf nachklingen, die sagten, dass sie ihm mit den Verletzungen keine Chance gaben. Einer weniger, um den sich S.H.I.E.L.D. kümmern muss. Fast wäre er dem, der das gesagt hatte, an die Gurgel gegangen. Doch da lenkte ihn jemand anderes ab und stellte lauter Fragen, die er nicht beantworten konnte oder wollte. Er zeigte ihnen das Labor, die zerstörte Waffe und dann machte er sich einfach aus dem Staub. Weg. Heim. In sein Bett. Vergessen, was da gerade passiert war. Wie er zurück zum Haus seiner Tante kam, wusste er gar nicht mehr. Er stand nur plötzlich in seinem Zimmer, im Dunkeln und hielt seine Maske in der Hand. Und dann kamen einfach die Tränen. Und er konnte nichts tun. Nur dastehen und leise weinen. Kapitel 5: 06 - Stirb langsam 2.0 --------------------------------- Warum traf ihn das so bloß so hart? Es war so schlimm... fast wie bei seinem Onkel... wie bei Gwen... Das ließ Peter noch viel mehr weinen. Er schälte sich wie in Trance aus seinem Anzug und versteckte ihn unter dem Bett. Dann verkroch er sich unter seiner Bettdecke, drückte das Gesicht ins Kissen und weinte sich in den Schlaf, der erst im Morgengrauen überhaupt kommen wollte. Seinen Wecker überhörte er glatt, erst das laute Klopfen seiner Tante an der Tür weckte ihn. Völlig gerädert kroch er aus dem Bett. Er wollte nicht aufstehen. Es war zwar Samstag, aber er hatte versprochen, Besorgungen zu machen. Was sollte er seiner Tante sagen? 'Ich hab die Nacht durchgemacht, weil ein Freund von mir in einem Kampf gegen einen verrückten Wissenschaftler gestorben ist. Ach übrigens, ich bin Spider-Man.' Aber es reichte ein Blick seiner Tante auf sein Gesicht, als er die Tür einen Spalt breit öffnete. „Großer Gott, Peter! Was ist denn los mit dir? Geht`s dir nicht gut? Bist du krank?“, war sie sofort besorgt und legte ihm die Hand auf dir Stirn. Das machte es zum Glück einfach. „Mir ist schlecht... Tur mir leid, Tante May, ich glaub, ich kann nicht mit zum Einkaufen... Ich würde gern einfach noch schlafen.“ „Ja, sicher! Leg dich wieder hin, Schatz. Ich seh später wieder nach dir. Wenn du etwas brauchst, rufst du, ja? Soll ich dir Tee machen? Oder brauchst du ein Medikament? Ich hab sicher noch was da.“ Peter schüttelte den Kopf. „Danke, Tante May. Ich will nur schlafen. Mach dir keine Sorgen. Ich werd schon wieder. Hab mir wohl was eingefangen...“ 'Oder etwas verloren', ging es ihm durch den Kopf und er spürte seine Augen schon wieder brennen. „Na gut. Dann schlaf gut und ruh dich aus. Ich geh dann später einkaufen.“ Seine Tante fuhr ihm sanft durchs Haar und wartete dann, bis Peter zurück im Bett war, ehe sie leise die Tür schloss. Dann war er wieder alleine. Alleine mit seinen Gedanken, die jetzt, wo er wach war, wieder wie verrückt auf ihn einströmten. Er rieb sich erfolglos über die Augen. Sollte er S.H.I.E.L.D. kontaktieren? Er wusste ja nicht mal, wohin sie Wade gebracht hatten. Ganz egal, ob er überlebte, oder... nicht... Und sollte er nicht dabei sein, für den Fall, dass irgendjemand dort beschloss, dass es besser war, ihn nicht durchkommen zu lassen? Um die Bedrohung, die nicht nur manchmal von Deadpool ausging, gleich zu eliminieren, jetzt wo die Gelegenheit da war? Sofort war Peter hellwach. Hoffentlich war es nicht zu spät! Wieso hatte er ihn allein gelassen?! Wie hatte er hier in Selbstmitleid zerfließen können, während Wade irgendwo im Sterben lag? Und hatte er es wirklich gewagt, Wade noch zu sagen, er wäre sein Freund?! Was für ein Freund war er denn bitte?! Wade war nicht von seiner Seite gewichen, als er im Krankenhaus lag. Und er? Er heulte sich hier wegen ihm die Augen aus und wusste dabei nicht mal, ob Wade noch lebte! Schnell zog Peter den Suit wieder an und ein paar normale Sachen darüber, dann steckte er seine Maske ein und ging nach unten. Seiner Tante konnte er weismachen, dass er sich von einem befreundeten Arzt würde ansehen lassen. Da er immer wieder Praktika bei Oscorp machte, kannte er auch wirklich einige Ärzte. Seine Tante glaubte ihm deshalb sofort und war sogar froh, dass er sich untersuchen lassen wollte. Doch Peter hatte ein ganz anderes Ziel. Nick Fury. Der würde es wissen. Was auch immer in der Welt der Helden und Schurken geschah, Fury wusste immer alles. Und er würde ihn zu Wade bringen. Egal, wie. In einem Hinterhof versteckte Peter seine normalen Sachen, zog die Maske über und schwang sich dann sofort hoch und machte sich auf den Weg zum Hauptquartier von S.H.I.E.L.D. „Ich hab mich schon gefragt, wo sie stecken, Parker“, empfing Fury ihn gleich persönlich. „Dass Sie und Mr. Wilson nicht gerade beste Freunde sind, ist mir klar. Aber auch, dass Sie etwas öfter mit ihm zu tun haben, als wir es hier bei S.H.I.E.L.D. gerne sehen würden. Müssen wir uns um Ihre Karriere Sorgen machen, Parker?“ Na das war ja mal wieder typisch. Alles, was Fury interessierte, war, ob er sich ein schlechtes Beispiel an Deadpool nahm. „Nur, wenn ich erfahre, dass Sie Deadpool auf dem Gewissen haben, jetzt wo Sie es können“, gab er deswegen eine bissige Antwort. Aber auch, um so zu erfahren, ob er Wade bei S.H.I.E.L.D. finden konnte und wie es um ihn stand. „Schön zu hören, dass Sie Sich nach wie vor darum sorgen, dass alle überleben, Parker. Lassen Sie uns eine kleine Abmachung treffen: Ich will alles – und das heißt JEDES Detail! - darüber wissen, was da gestern Nacht gelaufen ist. Ich dachte, wir hätten das mit den Alleingängen und vor allem – VOR ALLEM – das mit den heimlichen Teamarbeiten mit Deadpool schon mehr als einmal geklärt! Und wenn wir damit durch sind, können Sie zu ihm.“ Spider-Man fielen gleich mehrere Zentner Steine vom Herzen. Das hießt doch, Wade lebte! Oder...? „Wo... ist er?“, fragte er zögerlich. Fury musterte ihn misstrauisch. „So viel Sorge? Muss ich mir doch Gedanken darüber machen, was Sie für die Zukunft planen? Gibt es da Pläne für eine ernsthafte Zusammenarbeit mit der Söldnergruppierung?“ „Was? Nein! Deadpool hat die Ladung der Waffe für mich kassiert! Da bin ich es ihm ja wohl schuldig, dass ich zumindest nach ihm sehe!“, empörte Spider-Man sich. Fury verschränkte mit einem zufriedenen Blick die Arme vor der Brust. „Anständig wie immer. Nun, er ist noch nicht aufgewacht, liegt aber bei uns in der Spezialabteilung. Wir wissen schließlich noch nicht, womit wir es zu tun haben. Was auch immer Octavius da entwickelt hat, wenn es jemanden wie Deadpool seiner Fähigkeiten berauben kann, dann ist es brandgefährlich. Dann müssen wir es isolieren, um es zu neutralisieren. Sonst bestehen unsere Hauptkämpfer bald nur noch aus Leuten wie Natasha und Barton oder Technikfreaks wie Stark und Lang. Dann war`s das mit Ihnen und mit Ihren jungen Teamkameraden. Auch, wenn das Mittel durchaus interessant wäre, wenn es darum geht, unsere Feinde auszuschalten.“ Natürlich. Das war mit Sicherheit das Wichtigste. Eine neue Waffe. Wade hatte recht gehabt. Traue keinem. Aber es war Spider-Man egal. Alles, was zählte, war, dass Wade lebte und auf der Krankenstation lag! Darum erzählte Spider-Man Fury so schnell er konnte alles, was ihm einfiel. Natürlich nichts von den Sticheleien, der Fahrt und Kletterpartie, nichts davon, wie Deadpool hatte sterben wollen und schon gar nichts von Zeitachsen und speziellen Paralleluniversen. Und dann brachte Fury ihn endlich zu Wade. Fast hätte Spider-Man ihn nicht erkannt. So wie er da in dem Krankenbett lag, ganz ohne Anzug und weil er ihn in 'normal' einfach nicht kannte. Jetzt verstand er mehr denn je, wieso Wade so furchtbar unter seinem Aussehen litt. Denn der blöde Kerl sah wirklich umwerfend gut aus. Du meine Güte, was dachte er denn da?! „Seine Wunden sind noch immer lebensbedrohlich. Anscheinend stecken die Geschossteile noch immer in seinem Körper und wir können sie nicht einfach entfernen, ohne ihn dabei definitiv zu töten. So sieht es zumindest nach den Röntgen- und Ultraschallbildern aus“, erklärte Fury. „Sie haben zehn Minuten, Parker. Dann können Sie Sich mit unseren Wissenschaftlern zusammen darüber Gedanken machen, wie wir an den Wirkstoff kommen, ohne ihn umzubringen.“ Damit ließ Fury ihn erst mal allein bei Wade stehen. Das waren ja tolle Neuigkeiten. Solange die Geschosssplitter in ihm steckten, schwebte Wade in Lebensgefahr. Entfernte man sie, starb er dabei. Kurz musste Spider-Man schwer schlucken, dann trat er nah an Wades Krankenbett. Wade war an zahlreiche Apparaturen angeschlossen und sah wirklich mehr tot als lebendig aus. Vorsichtig strich Spider-Man über Wades Hand. Das Zimmer war sicher überwacht. Da wollte er nicht dabei erwischt werden, wie er mit Wade Händchen hielt. Auch wenn ihm gerade sehr danach war. „Du blöder Mistkerl“, murmelte er vor sich hin. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Spider-Man sah sich nach der Überwachungskamera um und stellte sich dann so, dass er nur von hinten gefilmt wurde, ehe er seine Maske abnahm. Es kam ihm dumm vor, Wade nicht gescheit ansehen zu können. „Wieso muss es bei dir immer im Drama enden...“ „Wieso... hast du... keine Blumen... mit...“, kam es ganz leise vom Bett und Peters Herz machte einen kleinen Sprung. „Wade?“ „Shhh... Ich will... nicht... dass die mich... wach sehen... Keine Lust... auf Fragen...“ Wade öffnete nur ein Auge und verzog den Mund zu einem kleinen Grinsen. Schon hatte Peter das Gefühl, als wollte er am liebsten wieder in Tränen ausbrechen. „Weißt du überhaupt, wie gern ich dich jetzt einfach nur anschreien und schlagen würde?!“, brachte er gepresst hervor und schluckte ein paar mal schwer. „Ist... nicht drin... Partner... Keine Schläge, bitte. Zu heftig... ohne Heilungsfaktor...“ Kurz rieb Peter sich übers Gesicht und die Augen. „Hast du das ernst gemeint?“, wollte er dann wissen. „Dass du... sterben willst?“ Jetzt öffnete Wade doch beide Augen und sah ihn ganz komisch an. „Du steckst... nicht drin... in mir... Du weißt nicht... wie es aussieht... in meinem Kopf...“ Kurz runzelte Wade die Stirn, dann sah er ganz verwirrt zu Peter auf. „Ich... sie sind... weg...“ „Was?“, wollte Peter irritiert wissen. „Erinnerst du dich... was ich … von den Stimmen gesagt habe? Dass ich... sie immer höre...?“ Peter nickte leicht. „Sag... etwas.“ „Was soll ich denn sagen?“, war Peter noch immer ganz verwirrt. „Irgendwas... wofür du von mir... sonst einen dummen Spruch bekommst...“, verlangte Wade. „Was? Warum sollte ich? Ich dachte, du stirbst und jetzt willst du, dass ich dir Vorlagen für Blödsinn liefere? Ich will nicht mit dir streiten, solange du hier so liegst!“ Wade gab keine Antwort, sondern sah ihn nur konzentriert an, so als würde er auf etwas warten oder horchen. „Sie sind weg“, stellte er dann völlig überrascht fest. „Da... ist Stille... in meinem Kopf.“ „Das ist doch gut... oder?“ So sah Wade gerade nicht aus. „Es... macht mir... ein bisschen Angst. Das... kenne ich nicht. Hey... tust du mir einen Gefallen?“ Schnell nickte Peter. „Hol mir... einen Spiegel. Ich... ich will... mich anschauen. Ich will... mich sehen... solange... es noch geht. Und solange... es so ist. Es... ist doch noch... so?“ Wieder nickte Peter und konnte nicht anders, als sich Wade nochmal genau anzusehen. Da stahl sich wieder ein kleines Lächeln auf Wades Lippen. „Gib`s zu... jetzt denkst du drüber nach... stimmt`s? Du kleiner Lügner...“ Peter wurde leicht rot, auch wenn er gar nicht wusste, wieso. „W-was? Worüber? Was redest du?“ Wade deutete nur ganz leicht zwischen sich und ihm hin und her. Dann grinste er wieder leicht und schloss die Augen. „Und es liegt doch... am Aussehen. Nicht... am Regen...“ Jetzt lief Peter so richtig rot an. „Warte... was?! NEIN! Darüber denke ich überhaupt nicht nach! Du bist... nur ein Freund.“ Das kleine Grinsen verschwand nicht. „Schön zu wissen, dass du... wegen 'nur einem Freund' so geweint haben musst... Fühlt sich... gut an... dass ich dir... so wichtig bin...“ Oh nein, er musste schrecklich verheult aussehen! Schnell drehte Peter den Kopf zur Seite, damit er Wade nicht mehr ansah. „Ich hätte doch loslassen sollen!“ „Dazu bist du viel zu anständig...“ Kurz war es bis auf die Geräusche der Apparaturen im Zimmer still, dann spürte Peter, dass Wade nach seiner Hand griff. Erst wollte er sie wegziehen. Aber er konnte nicht. Das war ein ganz blödes Gefühl, aber trotzdem irgendwie gut. „Hast du... wirklich wegen mir... geweint? Ich sag... das verdammt ungern zu dir... aber... du siehst schrecklich aus...“ Peter meinte, Wade schmunzeln zu hören, darum wollte er seine Hand doch wieder wegziehen, aber da drückte Wade seine Hand ganz leicht und er... drückte ganz sanft zurück. „Hey... du bist ein unglaublich toller Held, Parker. Ich hoffe... du weißt das. Und die Menschen... brauchen dich. Und Leute... wie ich... brauchen dich auch... vergiss das nie. Vergiss... das nie... wenn du mal an dir zweifelst. Und im Gegensatz... zu mir... bist du nicht allein...“ Wieso sagte er ihm denn bloß all diese Sachen? Wie schaffte er es nur immer wieder direkt in seine tiefsten Gedanken? Peter spürte Wades Finger leicht über seine Hand streichen und sah nun doch mit ganz roten Wangen wieder zu ihm. „Ich nehm... es zurück...“, sagte Wade mit einem kleinen Lächeln. „Nicht schrecklich... Jetzt siehst du... schrecklich süß aus...“ Nein, nein, nein, das lief gerade ganz falsch. Wäre Wade wie immer gewesen, hätte er ihn beleidigt, angeschrien oder geschubst. Aber das hier verursachte nur ein ganz komisches Chaos in Peters Kopf. Peter wollte etwas sagen, doch da hörte er Furys Stimme von der Tür her. „Beehren Sie uns jetzt doch endlich mit Ihrer Anwesenheit, Mr. Wilson?“ Sofort zog Peter seine Hand zurück und die Maske wieder über. „Ouuh... meine schöne Romantik...“, hörte zum Glück nur Peter Wade sagen, dann trat Fury auch schon neben ihn und blieb mit auf dem Rücken verschränkten Händen an Wades Bett stehen. „Und was Sie angeht, Parker.“ Den Namen betonte er extra laut und Peter konnte sich schon denken, warum. „Wie kommen Sie dazu, Ihre Identität aufzudecken? Ich dachte, wir hätten ein Regelwerk, dem wir folgen. Und Sie haben gerade eine der Hauptregeln gebrochen.“ Peter wurde bei jedem Wort immer kleiner, aber da mischte sich Wade auf einmal ein. „Heißt die Regel nicht: Enttarne keinen deiner Mitstreiter und Kameraden? Und er hat keinen Kamerad enttarnt, sondern wenn dann nur sich selbst. Und das auch erst, nachdem ich schon wusste, wer er ist.“ Sowohl Fury als auch Peter sahen ihn überrascht an. „Respekt, Mr. Wilson. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das Regelwerk noch beherrschen. Oder Sich überhaupt je die Mühe gemacht haben, es Sich anzusehen. Na schön, dann kann ich Parker in dem Punkt wohl keinen Vorwurf machen. Dafür umso mehr dafür, dass er sich mit Ihnen in so eine Aktion mit reinziehen lässt. Schon wieder.“ „Aber nur... weil ich ihn vorher jedes mal anlüge... und er immer viel zu... hilfsbereit ist“, verteidigte Wade ihn weiter und schloss dann die Augen. „Mir egal, wie Sie das anstellen, Wilson. Parker hat eindeutige Anweisungen. Und die lauten, mit Ihnen nicht zu arbeiten. Sie wissen ja hoffentlich, warum ALLE unsere Agenten diese Anweisung bekommen.“ Peter sah, dass Wade schon wieder leicht grinste. „Kann mich... nicht erinnern... Wo ich doch... so liebenswert bin...“ „Schluss mit dem Unsinn, Wilson. Wir kümmern uns jetzt darum, Sie zu stabilisieren. Und dann lassen wir uns etwas einfallen, damit wir die Geschosssplitter aus Ihnen rausbekommen. Wir unterhalten uns dann später darüber, was Sie über diese Waffe wissen und schon vorher gewusst haben“, blieb Fury ganz ernst. Von Wade kam ein leiser Seufzer. „Aber nur... wenn ich weiß... dass Parker in alles mit einbezogen wird.“ Fury warf Peter einen Seitenblick zu. „Sorry, Nick, aber... ihr traut mir nicht... ich traue euch nicht“, fuhr Wade fort und öffnete wieder die Augen, um zu Peter zu sehen. „Ich trau... nur ihm...“ Zum Glück hatte er die Maske wieder angezogen, denn Peters Wangen glühten schon wieder. „Wir finden schon eine Regelung, mit der alle zufrieden sind. Ruhen Sie Sich aus und reden Sie nicht so viel. Ist gesünder in Ihrem Zustand. Parker, ich brauche Sie draußen. Wir haben da ein paar Dinge zu bereden.“ Damit verließ Fury den Raum. „Heh... Zustand. Klingt, als wäre ich schwanger und nicht als würde ich abkratzen“, witzelte Wade. „Hör auf damit! Das ist nicht lustig. Fury hat recht. Du musst dich ausruhen. Ich passe auch auf, dass S.H.I.E.L.D. keinen Blödsinn macht. Ich schau ihnen auf die Finger.“ Wade seufzte leise auf. „Na schön, ich bin brav. Aber versprich mir zwei Sachen...“ Peter verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie jetzt? Zwei? Jetzt wirst du aber gierig. Ich hab schon mit EINEM Versprechen dir gegenüber so meine Probleme. Also, schieß los. Was willst du?“ Wade lächelte leicht und Peter war froh, weil er genau das bezwecken wollte. Es ging ihm ja selbst auch besser, jetzt wo er mit Wade hatte reden können und wo er hörte, dass Wade weiter dumme Witze reißen konnte. Egal, was Fury über einen kritischen Zustand sagte. Das versuchte sein Gehirn gerade auszublenden. „Nichts Wildes. Ehrlich. Ganz simpel. Lass sie diese Waffe nicht in die Finger bekommen. Auch... wenn sie das Zeug aus mir rausholen... zerstör es. Überlass es... nicht S.H.I.E.L.D...“ Zögerlich nickte Peter. Irgendwie hatte er ja selber schon darüber nachgedacht. Das Zeug war zu gefährlich. Es sei denn, es gab einen Weg, es zu neutralisieren. Aber das würde er sich gleich noch ansehen. S.H.I.E.L.D. hatte sicher die Daten aus dem Labor von Octavius gesichert und die würde er sich jetzt zu Gemüte führen. Mit etwas Glück konnten sie schnell ein Gegenmittel herstellen. „Und das Zweite?“ Wade sah ihn wieder so komisch an. „Versprich mir, dass du da bist... wenn ich sterbe.“ Sofort schüttelte Peter heftig den Kopf. „Du stirbst nicht!“ „Vielleicht... will ich... ja immer noch... „ Peter stützte sich auf dem Bett ab und lehnte sich ganz nah zu Wade. „Und nicht nur vielleicht, sondern mit Sicherheit LASSE ich dich nicht! Allein schon deswegen verspreche ich dir, dass ich da sein werde, bis du wieder fit und munter vor mir stehst! Damit nicht nur S.H.I.E.L.D., sondern vor allem auch DU keinen Blödsinn machst! Hast du mich verstanden, Wade? Du. Stirbst. Nicht!“ Völlig perplex sah Wade zu ihm auf. „Omg... Das ist irgendwie der falsche Ort und die falsche Zeit dafür, aber... ich glaube... ich liebe dich.“ Als hätte er sich verbrannt, zuckte Peter zurück. „WADE!“ Jetzt grinste Wade wieder und schloss die Augen. „Okay, okay, ich nehm`s zurück. Mach dir keine Gedanken. Jetzt bin ich wieder hübsch. Jetzt wollen mich auch die Ladies wieder. Ich garantiere dir, ich mach dich nur an, wenn ich hässlich bin, weil du dann der Einzige bist, der mich trotzdem mag. Deal?“ „Du bist unmöglich! Halt den Mund und ruh dich aus! Ich rede mit Fury und dann kümmere ich mich darum, dass du gesund wirst!“ Ehe Wade noch etwas sagen konnte, hatte Peter sich schon umgedreht und lief aus dem Zimmer. Draußen empfing ihn schon Fury und er folgte ihm in die Laborabteilung von S.H.I.E.L.D. Dort wurden bereits fieberhaft Daten analysiert und Tests ausgeführt. „Wir haben noch keine vernünftige Probe. Und bis wir alle Daten ausgewertet haben und selbst das Mittel herstellen können... Das könnte Wochen oder Monate dauern“, erklärte Fury ihm mit einem unzufriedenen Unterton in der Stimme. „Verstehe. Ich versuche zu helfen, so gut ich kann. Aber wo soll ich anfangen, wo nicht Ihre Leute sowieso schon dran sind?“ „Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Vielleicht können Sie Wilson überreden. Er sagt, er vertraut Ihnen. Mich interessiert nicht, warum das so ist. Ich will nur hoffen, dass Ihnen klar ist, dass Sie IHM nicht vertrauen können. Aber wir müssen eine Probe von dem Wirkstoff bekommen. So schnell wie möglich.“ Das erschreckte Peter nun doch. „A-aber... ich dachte... es würde ihn umbringen, wenn... wenn man die Splitter... rausholt... Sie wollen, dass ich ihn überrede... dass er freiwillig...“ Kopfschüttelnd machte er einen Schritt rückwärts. „Sie missverstehen mich, Parker. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass Mr. Wilson eine gewisse Neigung dazu hat, sterben zu wollen.“ Zumindest Peter überraschte es, dass Fury davon wusste. Andererseits war S.H.I.E.L.D. die größte Spionageorganisation überhaupt, die kannte besonders jedes eigentlich bestgehütete Geheimnis ganz genau. „Ich will nicht, dass Sie ihn dazu überreden, aufzugeben und sich für unsere Forschung zu opfern. Obwohl Sie auch zugeben müssen, dass es gewisse Einsätze einfacher machen würde, wenn Mr. Wilson... Deadpool... nicht hineinpfuschen würde.“ Kurz war Peter ganz schockiert und konnte nichts sagen, sondern Fury nur weiter ansehen. „Wie dem auch sei. In seinem Arm steckt unter anderem einer der Splitter. An den können wir ran kommen. Allerdings ohne Narkose. Momentan wissen wir nicht, mit was der Stoff reagiert. Es wäre also eine doch nicht unerheblich schmerzhafte Prozedur. Besonders, da für Mr. Wilson ja zur Zeit keine Möglichkeit zur Heilung besteht. Überreden Sie ihn dazu, dass er den Eingriff zulässt. Dann müssen wir ihn nicht zwingen. Es ist nur zu seinem Besten.“ Das bezweifelte Peter allerdings langsam. Fury wollte an das Mittel. Und er würde sich nicht davon abhalten lassen, es sich zu holen. Notfalls mit Gewalt. Und wenn Wade sich wehrte? Würden sie ihn am Ende doch töten? Fury hatte ja nicht gerade so geklungen, als würde ihn das sehr traurig machen. Was also sollte er tun? Er musste ja mitspielen. Klar, er wollte auch, dass sie so schnell wie möglich herausfanden, was da so eine Wirkung hatte. Aber würde er damit Wade nicht verraten? Es sei denn, er riss sich sofort danach alle Ergebnisse unter den Nagel. Dann konnte er Wade helfen, aber S.H.I.E.L.D. bekam nichts. „Also? Was ist? Kann ich auf Sie zählen? Oder hat mein Gefühl recht und ich sollte Sie sofort von allem hier abziehen und nach Hause schicken? Etwas sagt mir, dass Ihnen der Kontakt zu Wilson nicht gut tut“, äußerte Fury Bedenken. „Nein!“, widersprach Peter sofort etwas heftiger, als beabsichtigt. „Nein. Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Ich... wir machen es so... wie Sie sagen, Director Fury. Wenn es die Möglichkeit gibt, an eine Probe heranzukommen, ohne Wade... groß zusätzlich zu schaden...“ Zufrieden verschränkte Fury die Arme vor der Brust. „Gut. Ich treffe die Vorbereitungen. Sie reden mit Wilson. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Auch, wenn er sich trotz allem so benimmt, als wäre alles in Ordnung... glauben Sie mir, er hat keine 48 Stunden mehr, wenn wir gar nichts tun.“ Schon wurde Peter wieder ganz schlecht. Keine Ahnung, ob Fury die Wahrheit sagte. Aber wenn ja, dann musste er sich beeilen. Dann gab es nur diese Möglichkeit. Und wenn Wade nein sagte? Wenn das mit dem Sterben immer noch sein voller Ernst war? Sobald er erfuhr, dass man ihm keine 2 Tage mehr gab... Er musste Wade bei seinem Aussehen packen! Und damit, dass er ihm extra unter die Nase rieb, dass er ihn nicht sterben sehen wollte! Ohne weitere Zeit zu vergeuden, organisierte er einen kleinen Spiegel und machte sich auf dem schnellsten Weg zurück zu Wade. Kurz blieb Peter einfach nur an seinem Bett stehen. Wade hatte die Augen geschlossen und sah so aus, als hätte er Schmerzen. Und dann sah Peter auch, dass die Verbände, die sichtbar waren, schon alle durch geblutet waren. Oh Gott, Fury hatte recht. Peter sah sich um und verklebte die Überwachungskamera mit Spinnfäden. Keine Lust auf Beobachter. Peter zog sich die Maske vom Kopf, schluckte schwer und räusperte sich dann leise. „W-Wade?“ Sofort ging in Wade eine Veränderung vor und Peter hatte das Gefühl, er riss sich auf der Stelle zusammen, bevor er die Augen halb öffnete. „Hey... schon wieder da? Hast du mich so vermisst?“ Bei Peters Blick runzelte er leicht die Stirn. „Oh je... was...? Hah... du siehst es mir an... oder?“ Peter rieb sich reflexartig über die Augen, dann zog er Wades Bettdecke ein Stück nach unten. „Wow, langsam, Tiger... Ich kenn... die Wirkung meines Prachtkörpers... Aber ich bin.. grad nicht... in der Stimmung für... besprungen werden.“ Er stieß ein kleines Lachen aus. „Unglaublich, dass ich dir... grad echt... einen Korb gebe... Dann geht`s mir wohl echt miserabel...“ „Sei einfach still!“, fuhr Peter ihn an. „Ich will nur sehen, wo die Verletzungen sind. Vielleicht kann ich die Wunden verkleben, damit es wenigstens zu bluten aufhört. Außerdem haben wir vielleicht einen Weg gefunden, das Mittel zu analysieren.“ Vorsichtig entfernte Peter die ein oder andere Lage Verband und ersetzte sie durch Spinnfäden. Das hielt hoffentlich besser, auch wenn es ja an der Tatsache nichts änderte, dass Wades Körper voller Geschosssplitter war und er wahrscheinlich innerlich verblutete. „Wollt ihr... mich jetzt doch aufschneiden?“ Peter deutete auf Wades Arm. „Nur da. Da steckt auch ein Stück und das kann wohl entfernt werden, ohne dass du sofort daran stirbst.“ Wade sah ihn misstrauisch an. „Und... der Haken?“ „Der Haken ist... es läuft nur ohne Betäubung. Du musst also die Zähne zusammenbeißen, das könnte wehtun. So richtig... wehtun.“ Wade stieß einen erleichtert klingenden Seufzer aus. „Na wenn`s nur das ist... Hab dir ja schon mal gesagt... ich hab schon so viel abbekommen... Normalerweise hab ich kein Problem damit, mir selbst `ne Hand abzusäbeln... Aber zugegeben... ich hab, glaube ich, verlernt, was echte Schmerzen sind... und deshalb... haut es jetzt zweimal so rein... Wusste gar nicht mehr, wie arg... Schmerzen sein können... Ganz schön ätzend... das Gefühl...“ So wenig es Peter sonst kümmerte, was mit Wade war, jetzt tat er ihm wirklich leid. Zumindest hatte er eine kleine Aufheiterung für ihn dabei. „Hey, sieh`s mal so... Bei dir greift jetzt der Spruch 'Wer schön sein will, muss leiden' “,versuchte er noch eine kleine dumme Bemerkung, woraufhin er von Wade zurückbekam: „Ouh, Parker, ganz mies.“ Aber dann hielt er Wade den kleinen Spiegel hin und schon war der still, griff mit zitternder Hand nach dem Spiegel und sah sich einfach nur an. „Den Anblick hab ich echt vermisst...“, murmelte er irgendwann ganz leise, dann hielt er den Spiegel wieder in Peters Richtung. „Nimm das weg, Parker, sonst ist das zusätzliche Folter. Einem Todgeweihten seinen sehnlichsten Wunsch vor die Nase halten und gleichzeitig weiß ich... dass ich nichts mehr davon habe...“ „Fängst du schon wieder an?! Ich lasse nicht zu, dass du stirbst!“, wies Peter ihn scharf zurecht. „Und jetzt sag mir, dass wir das machen dürfen. Ich will nicht... kann nicht dabei zusehen, wie du... verblutest... Und das, wenn ich eine Möglichkeit hätte, dir zu helfen...“ Wade versuchte tief durchzuatmen, dann nickte er leicht. „Na schön. Tut es. Du sorgst dafür... dass nichts davon in S.H.I.E.L.D.s Besitz bleibt. Du hast es... versprochen“, erinnerte er Peter dann. „Ja, keine Sorge. Ich finde auch, dass niemand so einen Stoff besitzen sollte.“ „Hey, Parker... kann ich meinen zweiten Wunsch... noch ändern?“, wollte Wade dann plötzlich wissen. „Was? Was meinst du?“ „Du sagst... du lässt mich nicht draufgehen...“ „Ich lasse dich auch nicht 'draufgehen'! Ich will nichts mehr hören von sterben!“, unterbrach Peter ihn sofort. Wade grinste leicht. „Wow... beruhig dich. Deshalb will ich ja was anderes von dir... Wenn ich das hier überstehe... und irgendwie heil aus der Sache wieder rauskomme... Gehst du dann mit mir aus? Damit ich auch einen Grund habe... weiterzumachen...“ Peter wurde schon wieder rot und wusste erst gar nicht, was er sagen sollte. Dann wandte er den Blick ab und murmelte ganz verlegen: „Das ist unfair. Du weißt genau, dass ich so nicht nein sage, auch wenn ich nein meine...“ Von Wade kam nur ein: „Ausgezeichnet.“ Und dann öffnete sich schon die Tür und Fury kam mit einem Ärzteteam herein. „Wie sieht es aus? Sind wir uns einig?“, wollte er wissen. „Keine Ahnung, was Sie meinen, Nick, aber Spidey und ich, wir sind uns einig. Oder... Kumpel?“, gab Wade sich wieder betont gut drauf und Peter sah zu, dass er seine Maske wieder aufzog, bevor die Ärzte näher kamen. „Sag nicht 'Kumpel' “, murrte er, nickte aber Fury zu. „Er macht es.“ Fury schien schon alles draußen besprochen zu haben, denn die Ärzte stellten keine Fragen, sondern gingen gleich zu Werke. Bloß keine Zeit verlieren, schien die Devise zu lauten. Spider-Man trat zur Seite und konnte nur hilflos dabei zusehen, wie sie routiniert den Geschosssplitter aus Wades Arm entfernten, sofort eintüteten und zwei Ärzte gleich damit verschwanden, während die verbleibenden noch so gut es ging die Wunde versorgten. Wade hatte alles bis auf ein paar halb unterdrückte Schmerzlaute über sich ergehen lassen. Dafür war er jetzt ganz blass und ihm stand kalter Schweiß auf der Stirn. Auch sein Atem ging ganz unruhig und stoßweise, aber er versuchte schon wieder zu grinsen. „Was denn? Schon... fertig? Und niemand... hat meine Hand gehalten... Schade... Wann sagt ihr mir... ob ich durchkomme?“ „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, war alles, was Fury sagte, dann verließ er mit den restlichen Ärzten den Raum. „Worauf... wartest du?“, wollte Wade von Spider-Man wissen. „Lass... sie nicht allein... mit dem Zeug...“ „Kann ich DICH denn allein lassen?“ Die Besorgnis konnte Spider-Man nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. „Bin doch... nicht verrückt... und verpasse... unser Date. Na los! Pass auf Fury und seine Leute auf! Jetzt!“ Schnell nickte Spider-Man und war schon an der Tür, als er Wade plötzlich nochmal hinter sich hörte. „P-Parker... Peter!“ Alarmiert drehte er sich sofort um und sah, dass Wade den Arm leicht angehoben hatte, an dem die Ärzte gerade noch zu Gange gewesen waren und den er bis kurz davor so gut wie überhaupt nicht mehr hatte bewegen können. „Was zum... Was treibst du da?! Bleib ruhig liegen!“ Wade starrte angestrengt auf seinen Handrücken. „Es... das... Parker...“ Spider-Man lief zurück zum Bett und Wade streckte ihm die Hand entgegen. Die Hand, auf deren Haut sich gerade langsam aber sicher die wohlbekannten Flecken bildeten, die Spider-Man als das unverkennbare Markenzeichen von Deadpools Haut kannte. Auch er starrte ganz ungläubig darauf, dann sah er Wade an, dann wieder dessen Hand. „Es... geht wieder... zurück?“ In dem Moment blitzte eine Idee in seinem Kopf auf. „Beweg dich nicht! Beweg dich ja nicht, Wade! Ich... ich denke, ich weiß... ich kann... Ich bin gleich wieder da! Rühr dich ja nicht!“ So schnell er konnte, folgte Spider-Man Nick Fury und seinen Leuten, riss ihnen noch im Vorbeilaufen den Beutel mit der Probe aus der Hand und spurtete mit Protestrufen im Rücken ins Labor. „Ich brauche sofort genmanipuliertes Material! Irgendwas, an dem ich was testen kann! Gebt mir irgendwas, das sich regenerieren kann!“, rief er dem verdutzten Personal entgegen. Er wusste, S.H.I.E.L.D. besaß haufenweise Testmaterial unterschiedlichster Art, um so die besonderen Eigenarten von Helden und Bösewichten zu erforschen. Da musste es auch etwas geben, das Wades – nein Deadpools – Haut ähnelte. Und tatsächlich gehorchten die Laborarbeiter automatisch, weil sie so perplex waren und brachten ihm das Geforderte. Spider-Man griff nach einem Skalpell, setzte einen Schnitt an und sah dabei zu, wie das Testgewebe doch relativ schnell wieder die Ursprungsform annahm. Dann öffnete er den Probenbeutel und drückte das Material in das Testgewebe. In dem Moment stieß Fury wütend die Tür zum Labor auf. „Was zur Hölle soll das?! Was soll diese Aktion?! Finger weg von der Probe!“ „Nein! Nein, ich... sehen Sie Sich das an!“ Spider-Man wiederholte den Schnitt, doch dieses Mal geschah... nichts. Keine Heilung. Und dann entfernte er das Probenmaterial von Wades Wunde wieder aus dem Gewebe und mit etwas Verzögerung setzte langsam erneut die Heilung ein. „Sehen Sie! Es wirkt nur, solange es in direktem Kontakt mit dem genetisch veränderten Material steht! Wir müssen diese Dinger aus ihm rausholen! So schnell wie möglich! Bevor es ihn umbringt!“ Erst sagte Fury nichts, dann meinte er nur: „Sie sind ein verdammtes Genie. Aber es sind viele Splitter. Octavius hat ganze Arbeit geleistet. Ich weiß nicht, ob wir Wilson lange genug stabil halten können, bis alles raus ist. Er hat jetzt schon extrem viel Blut verloren.“ „Dann können wir erst recht nicht länger warten!“, war Spider-Man jetzt zweimal aufgeregt. „Tun Sie was, Director, oder ICH sorge dafür, dass Ihre Leute tun, was nötig ist! Na los!“ Fury sah zwar so aus, als würde ihm Spider-Mans Ton nicht schmecken, dennoch sagte er laut: „Meine Damen, meine Herren, Sie haben den Mann gehört! OP vorbereiten! JETZT!“ Nun kam Bewegung in die Leute, auch die Ärzte von eben liefen los und Spider-Man griff sich in dem kleinen Durcheinander die Probe und rannte zurück zu Wade, vorbei an all den anderen, so dass er zuerst bei ihm ankam. „WADE! Wir haben es! Du bist gleich wieder fit und ganz der Alte!“ Doch statt sich darüber zu freuen, war da nur wieder der seltsame Blick von Wade. „Ja... ganz... der Alte...“ Spider-Mans Blick fiel auf Wades Hand, die wirklich schon fast wieder so aussah, wie er sie eben eigentlich kannte. Wie... verbrannt... Oh nein... „Wade... nein... das... Wade, bitte.“ Auf Wades Lippen erschien ein müdes Lächeln. „Ich überlebe das... Aber nur... wenn alles wie vorher wird... Mit allem... was dazugehört. Und du glaubst... das ist es, was ich will?“ „Nein! Nein, nein nein! Du sagst mir das jetzt nicht! Ich will dich nicht sterben sehen! Und ich werde dich nicht sterben sehen! Nicht hier und nicht jetzt! Da schwöre ich dir lieber, dass du erst dann sterben darfst, wenn ich höchstpersönlich dafür verantwortlich bin und dich eigenhändig töte!“ Das rutschte ihm einfach so raus, aber Wade sah ihn mit ganz großen Augen an. „Was?“ Wunderbar, einfach weiter reden! Jetzt hatte er ihn! „Du hast mich schon verstanden! Wenn einer dich umbringen darf, dann ICH! Kein Octavius! Kein Nick Fury! Keine Agentenorganisationen! Das ist MEIN persönliches Vorrecht! Meins ganz alleine! Und weil ich hoffe, dass dir klar ist, wie ich zum Thema 'Töten' stehe, sollte dir auch klar sein, dass du gefälligst GAR NICHT stirbst! Und eins noch: Das mit deinem Aussehen tut mir verdammt leid. Ich kann es jetzt verstehen und es ist hart und ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir an deiner Stelle anders gehen würde. Dass ich... mich anders fühlen würde, aber...“ Wade sah so aus, als wollte er etwas sagen, doch Spider-Man ließ ihn nicht. Jeden Moment konnte Fury mit den Ärzten kommen. „ABER! Ich kann dir garantieren, dass es tausende von Menschen gibt, denen das völlig egal ist! Du bist nicht der Einzige auf der Welt, der auf den ersten Blick keine Schönheit ist. Und es wird immer genug Leute geben, denen das einfach nicht wichtig ist! Und nur damit du es weißt... MIR ist das auch nicht wichtig! Wehe, du interpretierst das jetzt falsch! Aber weil ich weiß, dass dir das aus irgendeinem gestörten Grund viel bedeutet, sage ich es dir jetzt auch gleich nochmal ins Gesicht: Es interessiert mich nicht, wie du aussiehst! Es spielt keine Rolle für mich! Deswegen bist du mir nicht wichtig, sondern weil...“ Und da kam das Ärzteteam mit Fury herein. „Sieht so aus, als kämen Sie gleich nochmal unters Messer, Mr. Wilson. Hat unser hyperaktiver Freund Sie schon über unsere Pläne ins Bild gesetzt?“ Wade stemmte sich plötzlich hoch und starrte noch immer Spider-Man völlig perplex an. „Halt, nein, Moment! Weil was?“ Er packte Spider-Mans Hand und versuchte, ihn zu sich zu ziehen. „Weil WAS?!“ Ohne viel Mühe machte Spider-Man sich los und drückte Wade zurück nach unten aufs Bett. „Das sage ich dir, wenn du wieder gesund bist.“ „Du kleiner... verdammter...“ „Mr. Wilson! Wenn Sie das hier überleben wollen, müssen wir das JETZT angehen. Und wir müssen es schnell durchziehen. Sonst kann Ihnen Spider-Man seine Botschaft auf einen Kranz schreiben!“ Jetzt sah Wade doch zu Fury. „Darf ich... über meine Alternativen nochmal nachdenken? Im Klartext... lauten die 'Alles oder Nichts'. Wenn ihr die Dinger... nicht so gut wie auf einen Schlag aus mir rausholt... damit der Heilungsfaktor wieder anspringt... geh ich dabei drauf. Und wenn eure Theorie nicht stimmt... und er nicht wieder funktioniert... dann auch. Und wenn ich gar nichts machen lasse... dann auch.“ Kurz war es still, Wade sah zu Spider-Man, dann grinste er. „Hey, klingt doch gar nicht so übel. 3:1 für 'ich beiß ins Gras'! Na dann los, das machen wir! Als ich noch Söldner war... ohne den ganzen Deadpool-Kram... standen die Wetten schon schlechter gegen mich.“ Fury gab seinen Leuten ein Zeichen und die schoben das Bett nach draußen. Spider-Man wollte automatisch hinterher, aber Fury hielt ihn auf. „Sie können da nicht mit rein. Kommen Sie mit, wir können das durch einen anderen Raum nebenan beobachten. Schließlich habe ich Mr. Wilson zugesagt, dass ich Sie in alles involviere. Und ich stehe zu meinem Wort.“ Er ging vor, hinter den Ärzten her, bog dann aber in einen Nebengang ab. Spider-Man sah Wade kurz hinterher und auch, wie der kurz den Arm hob und Daumen hoch anzeigte. Na hoffentlich... Er hatte schon wieder ein ganz mieses Gefühl in der Magengegend. Fury führte ihn in einen Raum mit einer Glasfront, von der aus der OP einsehbar war. Wade schien sie auch sehen zu können, denn er zwinkerte Spider-Man zu, ehe er von den Ärzten verdeckt wurde, die sofort zu Werke gingen. Und Spider-Man blieb nichts anderes mehr übrig als zu warten und zu beten... Wade schloss völlig entkräftet die Augen, sobald das Sichtfeld zu Spider-Man versperrt war. Der Kleine machte ihn fertig. Warum nochmal hatte er gerade alles über den Haufen geworfen, um doch wieder als Monster zu enden? So war das alles nicht geplant gewesen. Er hatte seinen Heilungsfaktor loswerden wollen und wäre dann auf heldenhafte Weise für den kleinen Fassadenkletterer im Kampf draufgegangen. Hätte ein schönes Ende in Spider-Mans Armen werden sollen. Okay, wirklich fair wäre das nicht gewesen, vor allem nicht, wo er ganz genau wusste, wie hart es für den Jungen jetzt schon war, dass er als Held schon Teile seiner Familie und Freunde verloren hatte. Garantiert hätte der Kleine sich dann auch für seinen Tod die Schuld gegeben. Und wo er jetzt gesehen hatte, wie sehr Peter das Ganze mitnahm... Wade hielt es kaum für möglich, aber es sah ganz danach aus, als würde sein Spider-Man daran zerbrechen, wenn er sterben würde. Das war trotz der Umstände ein verdammt gutes Gefühl. Zu wissen, dass er dem Jungen so viel bedeutete und ihm anscheinend so wichtig war. Wen interessierte da noch ein vergessener Kaminfeuerabend? Verflucht, Wade wollte plötzlich nicht mehr sterben! Das konnte er dem Kleinen doch nicht antun! Dann wäre er am Ende noch dafür verantwortlich, wenn Spider-Man hinschmiss, wenn er das alles nicht mehr ertrug. Kurz stöhnte Wade vor Schmerz laut auf, als die Ärzte mit ihrer Arbeit begannen. Außer Sauerstoff und Kochsalzinfusionen gaben sie ihm nichts. Wahrscheinlich aus Angst vor Wechselwirkungen. Oder aus reinem Sadismus. Ob er wohl viel Geld dafür bekommen hätte, wenn er seinen Tod an den Meistbietenden verkauft hätte? Andererseits hatte er keine echten Erzfeinde. Im Prinzip hassten ihn einfach alle. So oder so. Fury hatte bestimmt Spaß daran, dabei zuzusehen, wie sie ohne Narkose an ihm herum schnitten. Eintrittskarten! Die hätten sich sicher gut verkauft! Fast schade, dass er seine Selbstgespräche gerade ohne Antwort führen musste. Eben jetzt wären ihm ein paar aufmunternde Worte ganz recht gewesen, um Kommentare rund um ihn wie „Ich kann die Blutung hier nicht stoppen!“ oder „Der Blutdruck fällt, ich brauche hier noch mehr Kochsalzlösung!“ auszublenden. Wenigstens hatte er jetzt ein Schmerzlevel erreicht, nach dem es kaum noch schlimmer kommen konnte. Dafür war ihm ganz komisch. Ganz kalt. Und er hatte kein rechtes Gefühl mehr in seinen Gliedmaßen. So war sterben? Ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte. Und ganz anders, als es sich sonst anfühlte, wenn er 'tödlich' verletzt worden war. Wade versuchte den Kopf zu drehen, um zu der verglasten Wand zu sehen, erhaschte aber immer nur kurze Blicke auf Spider-Man, der dahinter stand. Der Kleine musste vor Sorge fast vergehen. Fies, ihn bei der Prozedur zusehen zu lassen. Aber irgendwie war Wade froh, dass Peter da war. Wenigstens war der einzige Mensch, dem er bedingungslos vertraute, in der Nähe. Wades Atem ging ruhiger. Immer ruhiger. Die Ärzte um ihn herum wurden dafür immer hektischer und er fing einen Haufen aufgeregter Gesprächsfetzen auf. Es schien wohl nicht glatt zu laufen. So gar nicht. Kurz sah Wade, dass Spider-Man die Hände gegen die Scheibe gedrückt hielt. Hoffentlich musste er nicht zu sehr weinen, wenn das hier vorbei war. Er tat Wade wirklich leid. Und wenn es so zu Ende ging, dann tat es ihm auch leid, dass er nicht schon auf dem Hochhausdach gestorben war. Mittlerweile ging sein Atem nur noch ganz flach und er hörte haufenweise Alarmtöne von all den Gerätschaften um sich herum. Den Blick hielt er weiterhin auf Spider-Man gerichtet und dann lächelte er leicht. Sie hatten eine echt gute Zeit gehabt. „Ich wollte aber trotzdem so gerne wissen, was er uns sagen wollte. Bestimmt, dass er uns liebt“, hörte er da eine leise Stimme ganz hinten in seinem Kopf, ehe vor seinen Augen alles dunkel wurde und ein steter gleichbleibender Piepton ihn in die Dunkelheit begleitete. „Oh Gott, was geht denn da vor?! Er stirbt! Was tun die denn?!“ Spider-Mans Hände zitterten, am liebsten hätte er die Scheibe eingeschlagen und Wade da raus geholt. So konnte er nur vollkommen entsetzt dabei zusehen, wie die Ärzte erst ganz hektisch wurden, er sah die durchgezogene Linie auf einem der Monitore und dann Wades Blick... Wades gebrochenen Blick! Nein! Das war nicht echt! Das war ganz grundverkehrt! Er stieß Fury zur Seite und rannte nun doch zum Eingang des OP-Raums. Ganz egal, ob steril oder nicht, er musste da rein! Er musste zu Wade! Zwei der Ärzte hatten bereits mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen, er sah das viele Blut und hörte den lauten Piepton des Herzmonitors. „Sie können hier nicht rein!“, fuhr einer der Ärzte ihn an. „Das hat keinen Sinn“, hörte er einen der anderen sagen. „Die Splitter sind raus, aber er war doch schon so gut wie tot.“ „Sie geben einfach so auf?! Tun Sie gefälligst was!“, schrie Spider-Man den Arzt an. „Es tut mir sehr leid, aber die Geschosse haben so gut wie alle Organe geschädigt. Es ist sowieso ein Wunder, dass er so lange durchgehalten hat. Und selbst wenn wir das Herz wieder zum Schlagen bringen, er wird nicht mehr aufwachen. Dazu... ist es schon zu spät... Tut mir sehr leid...“ Spider-Man wankte kurz, er hatte das Gefühl, ihm wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Das konnte nicht sein. Das war alles nur ein schlechter Traum. Er ging zu Wade, dessen Blick aus halbgeöffneten Augen noch immer in Richtung der verglasten Wand ging. „Du... du Mistkerl... Du elender Mistkerl...“ Ohne nachzudenken, packte er Wade an den Schultern und schüttelte ihn. „Lass den Scheiß! Wach auf! Du Mistkerl!“ Er schüttelte ihn heftiger und spürte, wie ihm die Tränen kamen. „WACH AUF! NA LOS!“ Ihm kam ein Schluchzen aus und wieder und wieder schüttelte er den leblosen Körper unter sich. Bis ihm jemand die Hand auf die Schulter legte. „Lassen Sie es gut sein. Es ist vorbei. Und denken Sie immer daran... das wollte er doch schon so lange. Und es ist nicht Ihre Schuld.“ Als ob ihn Furys Worte auch nur ansatzweise trösten konnten! Spider-Man schlug Furys Hand weg und drehte sich etwas weg von ihm. Er hatte es Wade verboten. Ihm verboten zu sterben. Er hatte es ihm doch verboten... Kapitel 6: 06 - Stirb langsam 3.0 --------------------------------- „Wollten wir ihn echt nochmal so zum Weinen bringen?“ „Ist doch süß, dass er mich so mag.“ „Ja, doch, ist es. Aber er sollte nicht weinen müssen.“ „Eigentlich müsste ICH weinen. Ich sterbe in Schönheit. Das ist so eine Verschwendung.“ „Und du bist sicher, dass du mit der Entscheidung jetzt leben kannst? Dass es das ist, was du willst?“ „Muss ich es laut sagen?“ „Nein. Nein, musst du nicht. Wir sind uns ja einig. Und gib`s zu, du würdest ohne das UNS ja gar nicht mehr können. Also... bist du bereit?“ „Das bin ich nie. Das war ich damals nicht und das bin ich auch jetzt nicht. Aber dieses Mal... wartet ja jemand auf mich.“ „Und er wartet auf genau das ICH von uns, das er zuerst kennengelernt hat. Den freundlichen, psychopathischen Freddy Krüger Verschnitt mit der minimalen Persönlichkeitsstörung.“ „Schön gesagt.“ „Danke. Und jetzt... reiß dich zusammen und mach deine verfluchten Augen auf , DEADPOOL!“ Alle im Raum zuckten zusammen, als vom OP-Tisch ein Schrei kam. Wades Körper bäumte sich auf, dann ging ein Ruck durch ihn und die Veränderung kam wie eine Welle über seinen gesamten Körper. Spider-Man starrte ungläubig auf den Anblick, der sich ihm und den anderen im Raum da bot. Wades Haut verfärbte sich, wurde fleckig, vernarbte und dann, als jeder Zentimeter seiner Haut sich wieder in das verwandelt hatte, was Spider-Man schon so lange kannte, ließ die Spannung in Wades Körper nach und er krachte zurück auf den Tisch. „Großer Gott, was... was ist da gerade passiert...?“, stammelte einer der Ärzte ganz verwirrt, als der Monitor plötzlich wieder einen Herzschlag anzeigte. Spider-Man glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Die Wunden schlossen sich. Eine nach der anderen. Und Wade atmete auch wieder. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Vorsichtig lehnte Spider-Man sich etwas über ihn. „W-Wade?“ „Bist du gekommen, um mich wach zu küssen? Würde ich begrüßen...“, kam es ganz leise von Wade, dann sah Spider-Man ihn grinsen und dann konnte er nicht anders und schlug ihm hart gegen die Schulter. „Du Dreckskerl!“ „AU! Ey! Wieso schlägst du mich?!“, protestierte Wade und setzte sich auf. „Wie immer muss es dramatisch sein, nicht wahr, Mr. Wilson?“, meldete Fury sich zu Wort. „Schon klar, Sie hätten mich lieber unter der Erde gesehen, Nick. Für immer. Stimmt`s?“ Wade schwang die Beine über den Rand des Tisches. „Sorry, hab`s mir anders überlegt. Mein Freund hier hat`s mir ausgeredet“, klang er ganz amüsiert und deutete auf Spider-Man. „Den Grund schuldest du mir aber noch, Spidey.“ Spider-Man stand noch immer mit geballten Fäusten da, so als wollte er gleich nochmal richtig zuschlagen. Seine Hände zitterten leicht und gerade wusste er selber nicht, was er tun wollte. Ein Teil von ihm wäre Wade am liebsten um den Hals gefallen. Das war aber keine echte Option, wo sie schließlich in einem Raum mit Ärzten und vor allem dem S.H.I.E.L.D. Director waren. Und der andere Teil von ihm wollte ihn am liebsten einfach nur richtig heftig verprügeln, dafür dass er ihn so fertig gemacht hatte mit der ganzen Aktion von Leben und Sterben. „Ich könnte dich... Am liebsten würde ich dich...“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und Wade sah ihn fragend an. „Was würdest du? Oh, aber vorher hätte ich gerne was zum Anziehen. Ich hab zwar kein Problem mit Freikörperkultur, aber es sind Kinder anwesend und ich möchte ungern jemanden damit verstören, dass dieses mickrige OP-Tüchlein auf meinem Schoß gerade so ausreicht, um das Wichtigste an mir zu verdecken. Es sei denn, dass das, was du gern würdest, besser klappt, wenn ich genau so bleibe, wie ich bin“, stichelte Wade dann gleich wieder in Spider-Mans Richtung. Der realisierte tatsächlich erst jetzt, dass Wade praktisch nackt auf dem OP-Tisch saß und drehte sich schnell zur Seite. Den Anblick brauchte er nun wirklich nicht und erst recht keine blöden Kommentare! Fury sah das wohl etwas weniger eng. Er schien nur genervt von Wades Gerede und schickte die Ärzte weg. Dann warf er Wade einen auf der Seite liegenden OP-Kittel zu. „Ihre Sachen bekommen Sie später. Und denken Sie nicht mal dran, sich gleich wieder aus dem Staub zu machen, Mr. Wilson. Jetzt, da Sie uns wieder mit Ihrer vollsten Anwesenheit und Person beglücken, haben wir noch etwas Aufarbeitung des ganzen Falles vor uns.“ Damit griff Fury sich die Schale, in der die entfernten Splitter aus Wades Körper lagen. „Oh, Nick... Nach all den Jahren... Ich dachte, Sie kennen mich besser...“ In Wades Stimme schwang ein komischer Unterton mit. Er rutschte vom Tisch, zog sich den Kittel über und dann passierte alles ganz schnell. Er packte Spider-Man, der viel zu überrascht war, um zu reagieren, griff sich mit einer Hand dessen Arm und löste die Spinnfadenvorrichtung aus, um Fury die Schale zu entreißen. Dann hielt er Spider-Man mit einem Arm fest, die Schale in der Hand und gegen ihn gedrückt, so dass der Inhalt nicht herausfallen konnte und im nächsten Moment spürte Spider-Man schon etwas unangenehm Spitzes gegen seine Halsschlagader drücken. Seinem Spinnensinn hätte Spider-Man am liebsten einen Tritt verpasst, denn der warnte ihn einfach ein paar Millisekunden zu spät. Aber er war eh noch viel zu durcheinander und das jetzt hätte er so oder so niemals kommen sehen. „Mr. Wilson, ich rate Ihnen dringend, keine Dummheiten zu machen. Vielleicht ist Ihnen Ihre Lage nicht ganz klar“, hörte Spider-Man Nick Fury auf Wade einreden. Der Druck auf seinen Hals verstärkte sich und er traute sich gar nicht, sich zu bewegen. Wade musste ihm ein Skalpell oder so etwas in der Art an den Hals halten. Verdammt, was war denn nur los mit ihm? „Im Gegenteil, Nick. Ich weiß sehr wohl, in welcher Lage ich mich befinde“, kam Wades prompte Antwort. „Ihr habt hier was, das Mutationen umkehren oder zumindest zeitweise ausschalten kann. Und ihr habt mit mir den ultimativen Testmutanten, der so gut wie ALLES aushält. Glauben Sie, da kann ich nicht Eins und Eins zusammenzählen? Ich weiß doch ganz genau, wie heiß Sie darauf wären, an mir samt und sonders S.H.I.E.L.D.s Repertoire an Sonderwaffen gegen Mutanten und Aliens und was es alles gibt zu testen. Und dabei immer dieses Zeug griffbereit zu haben, um mich jederzeit außer Gefecht zu setzen, wann immer es ungemütlich mit mir wird. Und ganz ehrlich... da hab ich so was von keine Lust drauf. Ich hatte zwei ganz kolossal beschissene Tage und ich gehe jetzt einfach schön gemütlich nach Hause. Das Zeug, wegen dem hier alle so einen Aufstand machen, nehme ich mit und verbrenne es. Und über der Flamme grille ich mir ein riesiges Steak, ich hab nämlich Hunger. Oh und natürlich ist mir auch klar, dass weder Sie noch S.H.I.E.L.D. mich hier einfach raus spazieren lassen werden, also muss ich leider, leider meinen jungen Freund hier als Deckung und kleine Lebensversicherung missbrauchen. Sorry, Spidey. Ich weiß, ich weiß, so sind wir sicher keine Freunde mehr, aber du musst mich verstehen. Ich bin mir selbst der Nächste. Ah, hatte ich schon erwähnt: Traue niemandem? Besonders nicht mir. Auch wenn es wirklich herzerwärmend war, wie viel Sorgen du dir um mich gemacht hast. Das wird ein Extrakapitel in meinen Memoiren: Als Spider-Man um mich weinte.“ „Mr. Wilson“, unterbrach ihn Furys drohende Stimme. Doch Wade schob Spider-Man jetzt vorwärts und zur Tür, immer darauf bedacht, ihn zwischen sich und Fury zu haben. Spider-Man war völlig von der Rolle. Sollte er versuchen, sich zu befreien? Würde Wade ernst machen und ihn im Notfall für seine Flucht opfern? Was war denn plötzlich los? Er hatte doch gedacht, dass Wade... „Spiel mit.“ Kaum hörbar waren die Worte ganz dicht an seinem Ohr. Und da verstand Spider-Man. Er verstand, dass Wade recht hatte. Es machte alles Sinn. S.H.I.E.L.D. leckte sich sicher heimlich die Finger ab nach einer Möglichkeit, seine geheimen Entwicklungen zu testen. Und mit jemandem wie Wade... Wem waren sie da moralische Rechenschaft schuldig? Niemandem. Keiner interessierte sich für Deadpool. Eher würde es heißen, er war jetzt einer der Guten und stellte sich freiwillig zur Verfügung, damit er den Helden von Nutzen war für ihre neuesten Waffen und deren Einsatz. „Wade, mach keinen Blödsinn! Hör auf mit dem Mist und lass mich los! Das ist doch verrückt! Du hast zwei richtig harte Tage hinter dir und bist doch noch gar nicht wieder ganz da!“, fing er schnell an, sich auf Furys Seite zu schlagen, wehrte sich aber kein Stück gegen den festen Griff, damit Wade wusste, er tat nur so. „Sie hören besser auf Parker“, mischte auch Fury sich wieder ein und kam ihnen ganz langsam hinterher, denn Wade war schon halb zur Tür hinaus. „Sie wollen doch dem einzigen Menschen, dem sie angeblich trauen, keinen echten Schaden zufügen, oder Mr. Wilson?“ „Kommt ganz darauf an...“, sagte Wade nur und zog Spider-Man jetzt schneller den Gang entlang und auf eine Fensterfront zu. „Auf was?“ Noch immer folgte Fury ihnen und zog jetzt auch noch seine Waffe. Doch Wade nutzte Spider-Man weiter gezielt als Deckung. „Och, auf das Wetter, den Börsenkurs des Yen, in welchem Aszendenten gerade der Mond steht...“ Hinter ihnen war nun die Scheibe, weiter konnte Wade nicht. Dafür legte Fury jetzt auf sie an. „Mr. Wilson, das ist meine letzte Warnung. Lassen Sie den Jungen los und benehmen Sie Sich. Sonst sorge ich dafür, dass Sie die nächsten paar Stunden damit verbringen werden, ihr Gehirn zu regenerieren, weil ich Ihnen den gottverdammten Schädel wegschießen werde!“ Spider-Man schluckte schwer, Fury traute er durchaus zu, dass er ernst machte. Und theoretisch war er trotz nur eines guten Auges ein extrem guter Schütze. Was hatte Wade bloß vor? „Ich weiß, den Satz hasst du, Kleiner. Aber... was jetzt kommt, tut mir echt leid.“ Oh nein! Bitte nicht! Aber bevor Spider-Man etwas sagen konnte, warf Wade das Skalpell in Furys Richtung und duckte sich mit Spider-Man noch immer im festen Griff nach unten weg. Fury schoss automatisch, so dass die Kugeln hinter ihnen die Scheibe durchschlugen und damit das Glas sprang. Wades Griff verstärkte sich noch, er stieß sich nach hinten ab und durchbrach mit Spider-Man als lebendem Schutzschild die gesplitterte Scheibe, so dass Fury keine weiteren Schüsse abgeben konnte, wenn er Spider-Man nicht treffen wollte. Instinktiv wollte Spider-Man einen Spinnfaden nach oben abfeuern, um sich und Wade zu bremsen. Doch Wade packte noch im Fallen seinen Arm und verhinderte das. Und dann durchschlugen sie auch schon die Äste eines Baumes vor dem S.H.I.E.L.D. Gebäude und krachten hart auf das Dach eines darunter geparkten Autos, das nach dem Aufprall mehr als schrottreif war. Spider-Man bekam im ersten Moment keine Luft mehr, er fühlte sich, als hätte er sich jeden einzelnen Knochen im Körper gebrochen. Doch er lag sogar noch auf Wade, der den Aufprall abgefedert hatte. „Oh... Scheiße... Das... machen wir... nicht nochmal...“, hörte er ihn da aber schon sagen, dann knackte es irgendwo unter Spider-Man, als sich bei Wade anscheinend ein paar gebrochene Stellen wieder einrenkten. Und dann warf Wade ihn einfach von sich runter. Spider-Man blieb völlig benommen auf dem Rücken auf dem Asphalt liegen und gab nur ein Schmerzstöhnen von sich, als Wade sich über ihn beugte. „Bist du noch ganz? Gut. Lass dich von Nick vom Boden aufkratzen und immer schön laut betonen, wie furchtbar ätzend du mich findest. Dann kann er dir auch nicht vorwerfen, dass du heimlich gemeinsame Sache mit mir machst. Die kleinen Schätze hier...“ Wade hielt die Schale mit den Waffensplittern hoch. „...nehme ich mit. Und was meine Sachen angeht... Vielleicht kannst du mir meine Schwerter und den Gürtel zu unserem Rendezvous mitbringen? Ah ja und apropos Gürtel... Halt in den nächsten Stunden alles von der S.H.I.E.L.D. Zentrale fern, das du an gespeicherten Medien behalten willst. Du weißt schon, so was wie deine Ipod-Backstreetboys-Playliste oder deine Pokémon-Handy-Spielstände. Nur ein guter Rat. Also... wir sehen uns. Ich melde mich bei dir!“ Damit sah Wade sich noch kurz um, warf Spider-Man eine Kusshand zu und machte sich dann aus dem Staub. Spider-Man stöhnte nochmal auf und versuchte sich zu bewegen. Rund um ihn ging eh schon der Alarm von S.H.I.E.L.D. los und gleich darauf kamen auch die Leute. Einsatzkräfte, Agenten. Mit viel Mühe schaffte er es, sich aufzusetzen. Wohl doch nichts gebrochen. Zum Glück. Aber er blieb trotzdem einfach sitzen. Dieser verfluchte Irre. „Muss ich Sie nochmal darauf hinweisen, dass Sie nicht – unter gar keinen Umständen! - jemals wieder mit ihm zusammenarbeiten? Oder Sind Sie lernfähig, Parker?“, hörte er dann Fury sagen, der neben ihm aufgetaucht war. Spider-Man machte eine wegwerfenden Handbewegung. „Mir reicht`s... So viel Wade Wilson hält nicht mal ein Avenger aus... Ich will nichts mehr davon hören. Und hätte er mich jetzt nicht da runter geworfen... würde ich es selbst tun, weil ich so dumm war und dachte... Keine Ahnung, was ich dachte... Ich glaube... ich gehe jetzt einfach nach Hause. Ins Bett. Oder muss ich zur Strafe erst noch die Scherben wegputzen?“ Langsam rappelte Spider-Man sich auf und klopfte den Anzug ab. „Verschwinden Sie, Parker“, war alles, was Fury sagte. Doch noch als Spider-Man sich zum Gehen wandte, fügte er hinzu: „Kommt mir eine Zusammenarbeit von Ihnen beiden nochmal zu Ohren, setze ich Sie gleich hinter Wilson auf die Abschussliste, ist das klar?“ Schnell deutete Spider-Man ein Salutieren an. „Hab`s verstanden!“ Bloß weg. Nicht, dass Fury ihn noch ins Kreuzverhör nahm. Kurz zögerte er. Sollte er sich noch wegen Wades komischem Kommentar Gedanken machen? Wie war das mit den gesicherten Daten? Was hatte Wade damit wieder sagen wollen? Aber das erübrigte sich gleich, denn mit einem Schlag verstummte der Alarm und es schien so, als hätten alle Gerätschaften von Handy bis Auto im näheren Umkreis von jetzt auf gleich den Geist aufgegeben. „Was ist da los?!“, fuhr Fury einen der Männer an, der aus dem Gebäude gerannt kam. „Keine Ahnung, Sir! Auf einmal war der Strom weg! Es ist alles tot! Sämtliche Geräte! Jeder elektronische Impuls. Alles weg! Nicht mal der Notstrom greift!“ „Sehen Sie zu, dass Sie das in den Griff kriegen! Wir brauchen alle Back-Ups, die wir kriegen können! Kontrollieren Sie die Speicher unserer Datenbanken! SOFORT!“ Fury würdigte Spider-Man keines Blickes mehr und verschwand im Gebäude. „Wow... manchmal... bin ich echt beeindruckt“, murmelte der. Wade hatte gerade S.H.I.E.L.D. lahmgelegt. Und dass Wade dafür verantwortlich war, stand für ihn außer Frage. Wahrscheinlich, um die Daten von Octavius zu löschen. Unbehelligt betrat auch Spider-Man wieder das Gebäude, in dem gerade ein heilloses Durcheinander herrschte. Klar, wenn all die Geheimdaten futsch waren, war das wie ein Weltuntergang für S.H.I.E.L.D. In aller Seelenruhe zog er sich an einem Spinnseil nach oben durch das Treppenhaus bis zu der Etage, in der Wades Sachen vermutlich lagen. Und er fand sie sogar. Gut, den zerfetzten Anzug brauchte er wirklich nicht mitnehmen. Aber da lag auch der Gürtel dabei. Und die Augen der Gürtelschnalle, die Deadpools Logo darstellte, blinkten. Natürlich, von da war der Störimpuls ausgegangen. Spider-Man griff nach dem Gürtel, suchte einen 'Aus'-Schalter und schlug, nachdem er da nur haufenweise kleine Knöpfe entdeckte, die er sicherheitshalber lieber nicht wahllos drücken wollte, einfach hart auf die Schnalle. Und tatsächlich hörte das Blinken auf und im nächsten Moment war das Geräusch von sich wieder einschaltender Elektronik zu hören. „Du bist echt unglaublich, Wade...“ Spider-Man verpackte den Gürtel und Wades Schwerter mit seinen Spinnfäden zu einem feste Bündel, dann machte er, dass er wegkam. Er holte seine normalen Sachen aus dem Hinterhof, in dem er sie versteckt hatte, zog alles so drüber, dass sein Anzug nicht mehr zu sehen war und versteckte die Maske noch in seiner Jackentasche. Tante May war bestimmt schon krank vor Sorge, weil er so lange weggeblieben war, ohne sich zu melden. Das Bündel mit Deadpools Sachen versteckte er im kleinen Garten, der zum Haus gehörte, an einer Stelle, für deren Gartenarbeiten nur er zuständig war. Dann klopfte er an. Die Tür öffnete sich beinahe sofort, so als hätte seine Tante dahinter auf ihn gewartet. „Peter! Na endlich! Wo warst du denn so lange? Warum hast du nicht angerufen? Du meine Güte, du siehst ja noch schlimmer aus als heute morgen! Sofort rein mit dir und ab ins Bett! Was hat denn der Arzt gesagt?“ Widerstandslos ließ Peter sich in sein Zimmer begleiten. „Wird alles wieder. Keine Sorge, Tante May. Ist wohl nur ein Virus und ich soll mich ausruhen.“ Virus, ja, das passte... Wade war wie ein Virus. Manche davon kriegte man auch nicht so schnell tot und er kam immer wieder, wenn man ihn sich einmal eingefangen hatte. „Dann tu das aber auch! Unverantwortlich, dass die dich da so lange haben sitzen lassen! Hast du Hunger? Ich hab was leichtes gekocht.“ Peter hörte sofort seinen Magen knurren. „Was zu essen wäre super, danke. Ich ziehe mich kurz um, dann komme ich runter.“ Seine Tante strich ihm kurz durchs Haar und ging dann wieder nach unten, um das Essen vorzubereiten. Peter ließ sich völlig fertig aufs Bett fallen. Vor nicht mal 24 Stunden hatte er hier noch um Wade geweint. Und jetzt? Gerade war ihm das nur noch entsetzlich peinlich und er dachte jetzt schon darüber nach, wie er sich Wade ab jetzt vom Hals halten konnte. Und trotzdem... heute Nacht würde er gut schlafen. Denn er konnte sich sicher sein... Deadpool war wieder da. Kapitel 7: 07 - Call me... maybe -------------------------------- „Wo sind meine Sachen?“ Spider-Man wäre vor Schreck fast vom Dachrand gefallen. „Wade! Schleich dich verdammt nochmal nicht so an!“ „Hoho, seit wann darfst du so ungefiltert fluchen? Und das in deinem Alter.“ Deadpool setzte sich ungefragt neben ihn. Es war seltsam, das erste Mal, dass Spider-Man ihn wiedersah, seitdem Wade beinahe gestorben war. Er hatte viel darüber nachdenken müssen, war sich aber immer sicher gewesen, dass Deadpool früher oder später bei ihm auftauchen würde. Spider-Man hatte sich überlegt, was er ihm sagen würde, was er ihn fragen würde. Und jetzt? Jetzt war sein Kopf ganz leer. Doch Deadpool schien sowieso mal wieder genau zu wissen, worüber er nachdachte. „Weißt du, was das Beste daran ist, wieder ganz der Alte zu sein?“, fragte er einfach so. Als Spider-Man keine Antwort gab, tat Deadpool das einfach selbst. „Dass die Stimmen wieder da sind. Jetzt bin ich nicht mehr allein.“ Spider-Man sah ihn nicht an, als er leise sagte: „Du bist gar nicht allein...“ „Oooh, jetzt singen die Stimmen sogar.“ Klang ganz so, als wäre Deadpool wirklich wieder ganz der Alte. „Kiss the girl aus Arielle.“ Ja, definitiv der Alte. Spider-Man rutschte ein Stück zur Seite und weg von Deadpool. „Nein, warte, ich hab mich geirrt. Du BIST allein!“ Deadpool ließ den Kopf hängen. „Wieder nichts mit Romantik, zu dumm. Na egal.“ Sein Kopf ruckte wieder hoch. „Wo sind meine Sachen? Die sind irgendwo bei dir und deiner Tante zuhause. Aber mein GPS-Sender spinnt 'n bisschen, ich kann den Gürtel nicht genau lokalisieren. Hast du den beim nach Hause schwingen runter fallen lassen? Und komm, gib zu, dass ich echt cooles Spielzeug habe! Ist Fury ausgetickt? Das hätte ich zu gern gesehen!“ „Wie konntest du das so schnell aktivieren?“, interessierte Spider-Man nun doch. „Und wieso hat dein Gürtel überhaupt so eine Funktion?“ Deadpool verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ach, das ist simpel. Einschalten geht mit `nem Handy mit Internetzugang. Das hab ich mir schnell... von einem Passanten geliehen. Was das Andere angeht...“ Kurz war er still und Spider-Man sah fragend zu ihm. „Willst du die Deadpool-Version oder die Wade-Version?“ „Wo ist der Unterschied?“, wollte Spider-Man wissen und bereute die Frage gleich wieder. „Die Deadpool-Version ist die 'Boa, du bist so genial und cool!' Variante und die Wade-Version ist die 'Oh mein Gott, du tust mir so leid, lass mich dich in den Arm nehmen und trösten!' Variante. Hmm, ich glaube, ich nehme selber lieber das Zweite.“ Von Spider-Man kam nur ein genervter Laut, dann sagte er aber: „Na schön, rede. Aber die Reaktion kannst du vergessen!“ Deadpool zuckte mit den Schultern. „Ich muss tatsächlich gestehen, dass ich wusste, was unser Lieblingsdoktor da zusammenbastelt. In dem Moment, als ich davon gehört hab, war für mich klar, dass das meine Chance ist. Du weißt schon. Auf den ganz großen Abgang.“ „Dann war das... die Wahrheit? Du hast es ernst gemeint, als du gesagt hast, dass du sterben willst“, stellte Spider-Man nüchtern fest. Darüber hatte er viel nachdenken müssen. Zum Teil verstand er es. Aber dann auch wieder nicht. Dazu war Deadpool viel zu kompliziert. „Ich sag das nicht umsonst gefühlte zweihundert Mal an einem Tag. Und langsam müsstest du eigentlich wissen, dass ich nie etwas einfach nur so sage. Sondern, dass du immer genau zuhören musst. Eigentlich dachte ich, das in dem Hochhauslabor läuft anders. Ich wollte dort schon die Computer lahmlegen, damit keiner an die Daten kommt. Darum das kleine Gimmick am Gürtel. Der Rest lief dann sogar fast so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Octavius greift dich an, ich rette dich, kann endlich sterben und du hältst dabei meine Hand. Oh, ach ja und das Ganze im Regen, wegen der Stimmung. Damit es dir leichter fällt, mir deine wahren Gefühle zu gestehen, bevor ich meinen letzten Atemzug tue. Alles super durchdacht. Bis du mir `nen dicken, fetten Strich durch die Rechnung gemacht hast.“ Spider-Man zog die Beine an und sah einfach nur geradeaus über die Dächer der gegenüberliegenden Häuser und Gebäude hinweg. „Wieso? Weil ich gesagt habe, ich lass dich nicht sterben?“ „Nein. Ja. Auch. Aber weil du gesagt hast, du willst nicht noch einen Freund sterben sehen.“ „Alles wegen der 'Freund' Sache? Findest du nicht, du nimmst das ein bisschen ZU wichtig?“ „Das IST mir wichtig. Aber mir ist was klar geworden.“ Deadpool rutschte näher zu ihm und Spider-Man kämpfte einen Moment lang gegen die Erinnerung an einen sehr speziellen „Albtraum“ an. „So?“, machte er nur, sah aber Deadpool nicht an. „Du hättest dir die Schuld gegeben“, fuhr Deadpool fort. „Und das hätte dich fertig gemacht.“ Spider-Man schwieg erst, dann meinte er leise: „Ich wäre... irgendwann damit klargekommen. So wie... die anderen Male...“ „Das glaube ich dir nicht“, widersprach Deadpool. „Wie kommst du darauf, dass es bei dir... ausgerechnet bei DIR schlimmer sein sollte, als bei den anderen?!“, wurde Spider-Man fast böse. Er wollte nicht zugeben, dass Deadpool recht hatte, weil ihn das wütend auf sich selbst machte. Weil er so das Gefühl bekam, er stellte Wade über Gwen und über seinen Onkel und das ging sowas von gar nicht! „Weil es einfach ein toter Freund zu viel wäre“, war Deadpools simple Antwort. „Seit der Sache mit deiner Freundin, hast du niemanden mehr verloren, der dir was bedeutet hat. Und du warst nie für einen Tod in einem Kampf verantwortlich. Und außerdem... du hast geweint.“ Ganz leicht zuckte Spider-Man zusammen. Doch Deadpool war noch nicht fertig. „Und ich hab`s an deiner Stimme gehört. Und dir angesehen. Und darum... das konnte ich dir nicht antun.“ „Wie nobel...“, versuchte Spider-Man spöttisch zu klingen. „Und jetzt erwartest du, dass ich dir dankbar dafür bin, dass du es dir meinetwegen anders überlegt hast?“ „Wenn du es so sagst... Das klingt gut. Und nach mir. Aber... nein. Ich denke, ich muss zu dir danke sagen. Dafür, dass du es mir ausgeredet hast. Ich und meine Stimmen, wir sind uns einig, dass es falsch gewesen wäre und dass da vielleicht noch was ganz Großes auf uns wartet. Ich meine... hey, Unsterblichkeit ist sonst nur was für Vampire und die können einfach nichts draus machen, außer Klugscheißen und sich aufführen, als hätten sie sich 1800schlagmichtot einfach in eine Zeitmaschine gesetzt und wundern sich, dass ihr Style nicht mehr 'In' ist. Und die 'Blade'-Vampire erinnern mich eher an Resident Evil, als an Dracula. Bei denen sind nur die Familiars aus Teil 3 meeega heiß!“ „Wade...“, war Spider-Man schon wieder genervt. „Oh, ja klar, Fokus! Was ich sagen wollte: Ich glaube, ich kann irgendwann was echt Cooles reißen. Ich bin unsterblich und unkaputtbar, ich kann mit jeder Art von Waffe umgehen und ich habe null Gewissen oder Moralvorstellungen, oder besser gesagt, beides kümmert mich nicht sonderlich.“ Jetzt sah Spider-Man ihn scharf an und schnell ergänzte Deadpool: „Natürlich nur, wenn`s um die Bösen geht! Und wenn du dabei bist, reiß ich mich eh zusammen! Aber genau das ist doch ideal für den großen Einsatz, mit dem ich garantiert mal alle rette! Und mit alle, meine ich auch ALLE! Dann werde ich gefeiert und verehrt und den Moment will ich mir definitiv nicht entgehen lassen. Oh, natürlich mal ganz davon abgesehen, dass mir dann sogar die schönsten Frauen zu Füßen liegen werden.“ „Schön zu hören, dass dein Leben wieder einen Sinn hat“, war alles, was Spider-Man dazu sagen konnte. Tief drinnen war er ja froh, dass Deadpool nicht tot war. Trotzdem fürchtete er sich ein bisschen davor, wie Deadpool sich ihm gegenüber in nächster Zeit benehmen würde. Dass er ihm die ganze Sache immer und immer wieder unter die Nase reiben würde, war eh klar. Doch daran dachte Deadpool anscheinend gerade gar nicht. Sondern nur an sich selbst. Und an... „Okay, wo sind meine Sachen? Ich fühl mich so nackt ohne meine Gürtel. Den brauch ich.“ Spider-Man stand auf. „Komm später, wenn es dunkel ist, zum Haus von meiner Tante. Hinters Haus. Dann kriegst du dein Zeug.“ „Uuuh, nachts? Du meinst so richtig schön im Dunkeln, damit...“ „Ja genau, damit meine Tante und die Nachbarn dich nicht sehen“, würgte Spider-Man Deadpool schnell ab. Der machte einen ganz enttäuschten Eindruck, dann stand auch er wieder auf. „Du weißt aber hoffentlich noch, was du mir sozusagen auf dem Totenbett versprochen hast.“ Spider-Man feuerte einen Spinnfaden auf das nächstgelegene Haus ab. „Director Fury schmeißt mich raus, wenn ich mich weiter mit dir sehen lasse“, sagte er nur, dann sprang er vom Dach und schwang sich weg. Weg von Deadpool. Weit weg. Zu Spider-Mans Leidwesen, ließ es sich nicht vermeiden, dass er am späten Abend – oder besser gesagt mitten in der Nacht, wie fast immer, wenn es etwas mit Deadpool zu tun hatte – doch nochmal auf ihn treffen musste. Sicherheitshalber hatte er den Suit an, für den Fall, dass sie doch jemand sah. Nicht, dass seine Tante der Schlag traf, wenn es hieß, er machte gemeinsame Sache mit verdächtigen Kriminellen. Oder wenn sie herausfand, dass er sich unter der Woche nachts heimlich hinterm Haus herum trieb. Schnell holte er Deadpools Sachen aus ihrem Versteck, dann suchte er sich mit dem Bündel im Arm einen Platz an der Hauswand im möglichst dunkelsten Schatten, damit Deadpool ihn nicht überraschen konnte und wartete. Es dauerte keine zehn Minuten und Spider-Man sah, wie jemand über ihren Zaun in den kleinen Garten kletterte und sich suchend umzusehen schien. „Fang“, rief Spider-Man der Person zu und warf ihr das Bündel entgegen. Das fing der nächtliche Besucher gerade so, fiel dabei aber nach hinten um und blieb auf dem Boden sitzen. Spider-Man sprang von der Wand und landete direkt vor Deadpool, der sofort mit einer Beschwerde loslegte. „Wie wär`s erst mal mit Hallo, bevor du mich umhaust? Gehst du so mit allen deinen Gästen um?“ „Du bist nicht mein Gast“, konterte Spider-Man, bekam aber gleich Widerspruch von Deadpool. „Du hast mich aber eingeladen.“ „Aber nur, weil ich nicht einsehe, dir dein Zeug nachzutragen. Sei froh, dass ich es überhaupt mitgenommen und nicht bei S.H.I.E.L.D. gelassen habe!“ Deadpool streckte Spider-Man die Hand hin, um sich aufhelfen zu lassen, doch der verschränkte nur demonstrativ die Arme vor der Brust und tat gar nichts. Also rappelte Deadpool sich mit einem enttäuscht klingenden Laut alleine auf. „Versuch bloß nicht, jetzt den harten Mann zu spielen. Sag mir lieber, wann ich dich abholen soll. Das hier zählt nämlich nicht als Date.“ Spider-Man verzog sofort das Gesicht. „Du brauchst mich überhaupt nicht abholen! Es gibt kein Date!“ Deadpool deutete mit dem Zeigefinger ein 'Nein' an und meinte: „Und du weißt schon, dass du dich jetzt nicht mehr rausreden kannst, oder?“ Instinktiv ging Spider-Man in eine leichte Abwehrhaltung. „Rausreden? Aus was? Ich weiß nicht, von was du sprichst, Wade.“ „Aww, spielst du wieder Fräulein 'Rühr-mich-nicht-an'? Ich dachte, über den Punkt wären wir in unserer Beziehung lääängst hinaus“, klang Deadpool gleich wieder amüsiert. „Deadpool...“, setzte Spider-Man an und bekam sofort ein aufgeregtes: „Ja?“, von dem. „Hausverbot! Hausverbot, Gartenverbot, Grundstücksverbot! Oder für Leute in deinem Alter: Runter von meinem Rasen!“ Deadpool drückte das Bündel mit seinen Sachen fest an sich, so als wollte er wenigstens irgendwas umarmen, wenn schon nicht Spider-Man. „Du bist sooo gemein! Hach ist das schön, wenn alles wieder beim Alten ist!“ Genervt presste Spider-Man zwei Finger gegen seine Schläfe. Da waren sie ja wieder, seine Deadpool-Kopfschmerzen. „Na gut, ich verschwinde. Wenn du mich brauchst, du weißt ja... ich bin IMMER für dich da!“, gab Deadpool dann aber tatsächlich nach. Spider-Man wandte sich schon zum gehen, da hörte er ihn noch sagen: „Und wenn du es ohne mich gar nicht mehr aushältst... ruf mich an.“ Es folgte ein Klaps auf den Hintern, der Spider-Man heftig zusammenzucken ließ. Er fuhr herum, um Deadpool dafür einen Tritt mitzugeben, doch der lief bereits weg und machte mit einer Hand nur noch das Telefonhörerzeichen in seine Richtung, ehe er um die Ecke verschwand. Spider-Man ballte kurz die Fäuste, überlegte noch, ob er ihm nachsetzen sollte, ließ es dann aber bleiben und kletterte lieber zurück nach oben und durch das Fenster in sein Schlafzimmer. Warum nochmal war es ihm so wichtig gewesen, dass dieser Verrückte nicht starb? Eine echt gute Frage... Er zog sich die Maske vom Kopf und fuhr sich mehr automatisch über den Po, da spürte er, dass etwas an seinen Fingern kleben blieb. Eine... Haftnotiz?! Als er sich den Zettel vors Gesicht hielt, war da eine Telefonnummer notiert und daneben... das Deadpool-Logo in Herzform. „Igitt!!“ Schnell zerknüllte er den Zettel und warf ihn in Richtung des Papierkorbs. Da musste schon jemand sein Hirn ausschalten, ihn hypnotisieren oder ihn fremd steuern, bevor er jemals JEMALS diese Nummer anrief! Kapitel 8: 08 - Alles Schlechte kommt von oben 01 ------------------------------------------------- Die nächsten Wochen vergingen und es war alles wie so wie immer. Es war Wochenende und wie in letzter Zeit öfter war Jungheldentraining auf dem Helicarrier von S.H.I.E.L.D. angesagt. Teambildungsmaßnahme. So jedenfalls nannte Nick Fury das, wenn vor allem Spider-Man und Nova sich darum stritten, wer besser und stärker war. Und dabei die Kampfarena im Trainingsbereich des Helicarriers zerlegten. „Hey, ihr Kindsköpfe! Schluss mit den Machtspielchen! Der Chef will uns sehen! Und zwar alle!“, unterbrach White Tiger die beiden, als sie gerade versuchten herauszufinden, wer schneller und vor allem effektiver die Trainingsroboter ausschalten konnte. Dabei sah Spider-Mans Seite wie so oft eher wie nach einem Bombeneinschlag aus. Fury hatte leider recht. Er hatte so seine Probleme damit, Kollateralschäden zu vermeiden. Jedenfalls was Gelände, Autos und eigentlich alles Nicht-Organische im Umfeld seiner Kämpfe anging. „Machtspielchen? Was für Spielchen? Das ist 'ne Demonstration, wie man`s richtig macht!“, gab Nova an, dann ging er hocherhobenen Hauptes hinter White Tiger her. Als er dabei Spider-Man passierte, meinte er grinsend: „Aber so oder so... ich gewinne! Viel Spaß beim Aufräumen später.“ Mit einem kleinen verärgerten Grummeln folgte auch Spider-Man den beiden. Das war nämlich einer der Standardeinsätze: Wer verlor, räumte auf. Nur, dass Nova immer den Angeber raus hängen lassen musste. Zumindest konnte Spider-Man sich etwas darauf einbilden, dass Fury ihn zum Teamchef gemacht hatte und nicht Nova. Im Konferenzraum saßen bereits Iron Fist und Power Man am Tisch und Nick Fury stand auf seinem angestammten Platz vor den Bildschirmen, über die er ihnen die Zielorte und Aufträge anzeigen konnte. Auch White Tiger, Nova und Spider-Man nahmen Platz. Mal sehen, was da kam. Hoffentlich ein guter Auftrag und nicht nur wieder Aufpasser spielen für jemanden, der für S.H.I.E.L.D. wichtig war. „Schön zu sehen, dass es zuweilen mit dem Gehorsam ja doch funktioniert, meine Herrschaften. Also dann, kommen wir gleich zur Sache. Außerhalb der Stadt hat S.H.I.E.L.D. eine ungewöhnliche Signatur verzeichnet. Da scheint etwas von 'außerhalb' heruntergekommen zu sein. Und ich will, dass Sie Sich das ansehen. Sichern Sie die Umgebung und bergen Sie, was Sie finden können. Ich muss hoffentlich nicht extra sagen, dass Sie eine gewisse Vorsicht walten lassen sollten. Noch kennen wir den Ursprung nicht und wissen nicht, womit wir es zu tun haben. Aber sollte es sich um eine Bedrohung für den Planeten handeln, kümmern Sie Sich darum. Ich erwarte Ihre Meldung, sobald Sie fertig sind.“ Damit war die Gruppe entlassen. „Na das ist doch DER Auftrag für dich, Spider-Man. 'Aufräumen'. Dann kannst du gleich mal üben“, stichelte Nova sofort weiter, als als sie sich gemeinsam zum Hangar und den kleinen Jets aufmachten. „Wer hier was aufräumt, sehen wir dann noch, Nova. Da draußen hörst du auf mich! Ich gebe die Befehle und du führst sie aus. So läuft eine Befehlskette“, gab Spider-Man zurück, dann deutete er erst auf sich, dann auf Nova. „Befehl. Befehl befolgen. So einfach.“ White Tiger schob sich zwischen beiden durch und drückte sie dabei gleich noch auseinander. „Schluss damit! Hört endlich mal auf zu streiten! Und übrigens...“ Sie zeigte hinter sich in die Richtung des Konferenzraumes. „Ganz großer Befehl. Und wir alle 'Befehl befolgen'. Klar?“ Spider-Man zuckte mit den Schultern, „Tja, da kann man nichts machen. Wo die Lady recht hat... Also dann, die Koordinaten folgen. Wir gehen in drei Teams vor. White Tiger, Power Man, ihr nehmt eine Maschine, Iron Fist, du kommst mit mir. Und Nova... NICHT im Alleingang! Du fliegst nebenher und bleibst beim Team! Und NICHTS anfassen!“ Nova winkte nur ab. „Ja, ja, hab's kapiert, Boss. Ich flieg ganz brav neben euch. Mach dir nicht in den Anzug.“ Spider-Man sparte sich jeden weiteren Kommentar, sonst flogen doch nur wieder die Fetzen zwischen ihnen. Gut, dass er gerade selbst keine Lust auf Streit hatte. Die Vier, die nicht selbst fliegen konnten, nahmen in den Jets Platz, so wie Spider-Man sie eingeteilt hatte, der S.H.I.E.L.D. Computer übermittelte die Koordinaten und dann starteten sie direkt vom Helicarrier. Nova flog wie versprochen nebenher. Ein gutes Stück außerhalb der Stadt sah man dann schon von Weitem die Stelle, wo das Objekt runtergekommen war, denn mitten in einem Feld war deutlich ein Einschlagskrater zu sehen. Das Gelände war bereits provisorisch weiträumig abgesperrt, um neugierige Zivilisten fernzuhalten und Spider-Man wunderte sich einmal mehr darüber, wie schnell S.H.I.E.L.D. immer und überall zugegen war. Sie landeten die Jets etwas abseits des Einschlagzentrums. „Also für mich sieht das nicht wie eine Bedrohung aus“, meinte Nova sofort, nachdem alle ausgestiegen waren. Er war selbst etwas näher an dem Objekt gelandet und reckte schon neugierig den Hals, um Genaueres zu erkennen. „Nova! Du wartest und hältst dich zurück!“, wies Spider-Man ihn zurecht, dann wandte er sich an die anderen drei. „Power Man, White Tiger, das Teil ist nicht all zu groß. Schnappt euch einen Sicherungsbehälter aus dem Jet und geht vorsichtig von der anderen Seite des Kraters aus ran. Iron Fist, Nova, ihr kommt mit mir, wir nehmen diese Seite und den zweiten Behälter. Für den Fall, dass da was ist, das flüchten will, können wir es einkreisen“, gab er Anweisungen zum weiteren Vorgehen. Power Man, White Tiger und Iron Fist nickten, Nova zuckte nur mit den Schultern. Nachdem sowohl White Tiger als auch Iron Fist jeder mit einem Aufbewahrungsbehälter für Gefahrstoffe ausgerüstet waren, näherten sie sich vorsichtig von zwei Seiten der Kratermitte. Dort steckte ein tatsächlich eher harmlos aussehender ovaler Gegenstand, der wie ein circa einen Meter hohes versteinertes Ei wirkte. „Okay, keiner fast es an, solange wir nicht wissen, was das... NOVA!“, fuhr Spider-Man Nova an, denn der war vor dem Gegenstand in die Hocke gegangen und schnippte mit dem Finger dagegen. „Was denn? Das ist n Stein. Kein Pulsieren, kein Leuchten, keine Strahlung. Das Ding ist harmlos.“ „Trotzdem fasst du es nicht an!“ Erneut schnippte Nova dagegen. „Ah ja? Du hast mir gar nichts zu sagen.“ Erbost trat Spider-Man direkt neben ihn und sagte lauter: „Lass das! Ich bin der Anführer und du tust, was ich sage!“ In herablassenden Tonfall meinte Nova nur: „Ich hab dich nicht gewählt.“ Und erneut schnippte er gegen das Objekt. „NOVA!“ Kurz sah Nova zu Spider-Man auf, seine Hand verharrte nur Millimeter vor dem Objekt. Dann schnippte er wieder dagegen. Und in dem Moment zerplatzte die Oberfläche des Objekts wie eine überreife Schale und sowohl Spider-Man als auch Nova trafen ein Haufen Spritzer einer dunklen Flüssigkeit. Auch die anderen drei bekamen noch Einiges ab, da sie nicht ganz so weit abseits gestanden hatten. Nova machte einen Satz rückwärts, genauso wie Spider-Man, dann versuchten sie beinahe synchron, die Flüssigkeit abzuschütteln. „Uäääh! Was ist das denn für ein ekliges Zeug?!“, beschwerte Nova sich, dann spuckte er aus, denn ihn schien die Flüssigkeit auch am Mund erwischt zu haben. „Ich hab doch gesagt, du sollst nichts anfassen!“, schimpfte Spider-Man und schüttelte die Arme aus, dann versuchte er, seinen Anzug abzuwischen. „Ganz toll gemacht, Sam!“, wandte sich jetzt auch White Tiger an Nova. Auf ihrem weißen Suit sah man die dunklen Spritzer noch deutlicher. Aber noch etwas fiel ihr zuerst auf. „Leute... das Zeug macht Löcher!“ Sofort untersuchten alle fünf ihre Sachen und stellten fest, dass an manchen Stellen der Stoff wirklich ganz kleine Löcher aufwies, wo die Spritzer sie getroffen hatten. „Wenn wir mit irgendwas verseucht worden sind, bist du schuld!“, fuhr Spider-Man Nova an. Aber der wurde selbst gleich böse. „Maul mich nicht an! Wenn du nicht immer so rein stressen und den Chef raus hängen lassen würdest, würden unsere Einsätze anders laufen!“ Sofort stellte Spider-Man sich direkt vor Nova. „Ich BIN aber bei den Einsätzen der Chef! Find dich damit ab, Eimerkopf! Ich bin besser als du! Also habe ICH das Sagen!“ Nova stieß Spider-Man ein Stück von sich weg. „Wenn du mich noch einmal so nennst, zeig ich dir, wer hier besser ist!“ „Nova, Spider-Man, bitte. Beruhigt euch. Besonnen und überlegt lassen sich viele Konflikte bereits lösen, bevor sie überhaupt zu Konflikten werden“, versuchte Iron Fist den Streit auf seine Zen-Art zu schlichten. „Ich wäre besonnen und überlegt, wenn unser Sonderschüler hier nicht gerade Schuld daran wäre, dass wir alle irgendeine außerirdische Schleimpampe abgekriegt hätten, die sich wahrscheinlich gerade bis in unser Gehirn durchfrisst!“, war Spider-Man nicht zu beruhigen und versuchte, durch eins der Löcher in seinem Anzug festzustellen, ob die Haut darunter intakt war. Es tat jedenfalls nichts weh und sah auch nicht so aus, als wäre mehr als der Stoff zu Schaden gekommen. „Na da hat das Zeug bei dir aber nicht viel Arbeit“, startete Nova die nächste Gegenbeleidigung, wofür Spider-Man ihn am Kragen packte. „Findest du das etwa lustig? Du bringst das Team in Gefahr! Bloß weil du so ein verdammt überzogen großes Ego hast!“ Irgendwas war komisch. Warum war er nur so furchtbar wütend? Nova hatte Mist gebaut, aber statt darüber nachzudenken, was am Besten zu tun war, konnte Spider-Man nur daran denken, dass er Nova am liebsten ungespitzt in den Boden rammen wollte, um ihm eine Lektion zu erteilen. „Ich zeig dir gleich großes Ego!“ Nova sammelte in einer Hand Energie und Spider-Man traute ihm durchaus gerade zu, dass er ihn ohne Rücksicht angreifen würde. „Lass mich sofort los, oder du brauchst dir wegen Flecken auf deinem Strampler keine Sorgen mehr machen, weil ich ihn dir vom Körper brenne!“ Doch auch Spider-Man gab keinen Deut nach, im Gegenteil, er wollte Nova sogar extra provozieren. „Na los! Trau dich! Du wirst schon sehen, was du davon hast!“ Beide funkelten sich böse an, es herrschte einen Moment Stille und nur das Knistern der Energie in Novas Hand war zu hören, dann drückte Iron Fist sie plötzlich bestimmt auseinander. „Aufhören! Alle beide! Ein Freund kämpft nicht gegen einen Freund, wenn er den Feind direkt vor der Nase hat!“ „Spar dir deine Konfuzius-Weisheiten!“, giftete Nova jetzt Iron Fist an und verpasste dem einen Schubs. „Sam! Es reicht! Du hast es vermasselt, jetzt hab wenigstens den Anstand und steh dazu! Und ihr hört jetzt alle auf damit, euch gegenseitig zu bekriegen, sonst fessel und knebel ich euch und schleif euch eigenhändig zu Fuß zurück zum Helicarrier!“, mischte sich nun auch noch Power Man ein. „Was ist denn bloß los mit euch?!“ Spider-Man schüttelte kurz den Kopf, so als versuchte er wieder klar zu werden. „Power Man hat recht. Wir beruhigen uns jetzt alle, sammeln ein, was von dem Zeug übrig ist, bringen es zu Fury und lassen uns da durchchecken. Und wenn wir Glück haben, geht`s `ne Woche in Quarantäne und damit in eine Woche schulfrei ohne krank zu sein.“ „Vorausgesetzt, das Zeug macht uns nicht doch krank...“, äußerte White Tiger Bedenken und inspizierte nochmal ihren Anzug. Auch Spider-Man steckte nochmal den kleinen Finger durch das größte der kleinen Löcher in seinem Anzug und befühlte seine Haut. Doch da war nichts. Zum Glück. „Wahrscheinlich haben wir nur ein hoch potentes Mittel zum Auflösen von Stoff gefunden. Deswegen allein schon würde ich sagen, ab zurück zu S.H.I.E.L.D., bevor wir hier nackt stehen. Luke, Danny, Ava, könnt ihr die Reste von dem Zeug sicherstellen? Sam... ich muss nochmal kurz mit dir reden“, wandte Spider-Man sich an Nova. „Aber nicht wieder die Köpfe einschlagen“, warnte White Tiger. „Nein, keine Sorge, so einen harten Schädel hab ich nicht, dass ich gegen Novas Helm ankomme.“ Spider-Man nahm Nova beiseite. „Was? Noch mehr Vorwürfe?“, klang der schon wieder gereizt. „Nein. Das gerade sollte nicht passieren. Wir sind ein Team. Und das... war nicht gut.“ Nova drehte Spider-Man den Rücken zu. Jetzt wirkte er verlegen. „Nein, das war nicht gut. Okay, ich... hab Mist gebaut, ja. Und... ich wollte dich nicht so angehen. Keine Ahnung, ich war nur... so wütend auf einmal. Du musst... Fury Bericht erstatten, dass ich es angefasst und kaputt gemacht habe... oder?“ „Angefasst? Wieso angefasst?“, hörte Spider-Man sich extra ganz überrascht an. „Wir haben alle gesehen, dass das Ding auf einmal aufgeplatzt ist. Von alleine. Wohl durch die Erschütterungen unserer Schritte. Oder etwa nicht?“ Den gutgelaunten Ton konnte er nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Nova drehte sich zu ihm um und sah ihn ungläubig an. „Was?“ Spider-Man hob die Arme und zuckte die Schultern. „Also ICH habe nicht gesehen, dass du was angefasst hast.“ Jetzt grinste Nova. „Vielleicht wähle ich dich doch bei der nächsten Abstimmung für den Teamchef. Danke, Pete, bist ja doch cool, wenn du willst.“ Spider-Man warf sich extra in Pose. „Ich bin IMMER cool! Die freundlich-coole Spinne aus der Nachbarschaft! Na schön, sehen wir zu, dass wir wegkommen. Die anderen und ich haben wenigstens das Glück im Jet zu sitzen, falls es uns die Klamotten wegschmilzt. Aber du... musst dann 'des Kaisers neue Kleider' spielen. Oder sehr sehr hoch fliegen, damit dir keiner was abschauen kann. Leute? Habt ihr`s? Power Man, White Tiger und Iron Fist hatten alle Reste des Objekts in die Behälter gepackt und Power Man zeigte Daumen hoch an. „Gut, dann ab in die Jets und zurück zum Helicarrier! Ich erkläre Fury das mit den Spritzern. Und ihr geht euch gleich durchchecken lassen. Sicher ist sicher“, bestimmte Spider-Man die weiteren Schritte. Die anderen verluden die Behälter und dann machten sie sich auf den Rückweg. Auf dem Helicarrier angekommen, erklärte Spider-Man den Leuten dort kurz, was sie an Bord hatten, ehe die Behälter vorsichtig ausgeladen wurden. Dann sah er sich auch schon Nick Fury gegenüber, der ihn erst mal von oben bis unten musterte. „Die Sache lief wohl nicht ganz so geordnet, wie ich gehofft hatte. Was ist passiert?“ Spider-Man zupfte an seinem Anzug. „Nicht viel. Nur, dass uns das Teil `n bisschen um die Ohren geflogen ist, als wir es einpacken wollten.“ Er machte mit den Händen die Geste einer Explosion. „Einfach so. Puff. Mit Dreck und Spritzern und allem drum und dran.“ Kurz zuckte er die Schultern. Denn er wusste genau, dass die anderen noch etwas abseits standen und das kleine Gespräch aufmerksam verfolgten. Insbesondere Nova. Und dem wollte Spider-Man beweisen, dass er ihn wie versprochen nicht verriet. Zweifelnd sah Fury ihn erst nur weiter an, so dass es Spider-Man ganz anders wurde. Fury vermittelte ihm immer das Gefühl, als hätte er einen eingebauten Sensor für Lügen. „Kann... ich jetzt den Anzug wechseln gehen? Ich will nicht raus finden, dass mir das Zeug darauf nicht bekommt, solange ich ihn anhabe“, versuchte er die unangenehme Stille zu durchbrechen. „Sie und die anderen melden sich umgehend auf der Krankenstation für einen Check. Lassen Sie Ihre Kleidung dort sofort versiegeln. Sie enttäuschen mich, Parker. Vielleicht räumen Sie das nächste mal doch besser erst die Schäden weg, die Sie hier verursachen, bevor ich Sie da raus schicke und Sie für neue verantwortlich sind, die dann auch noch Ihr Team gefährden.“ Autsch, das saß. Spider-Man ließ den Kopf sinken. Kurz hatte so eine Wut auf Nova, dass er ihn am liebsten doch noch verpetzt hätte. Jetzt war er schuld und Fury war auf ihn sauer. Wenigstens den Anstand besitzen und zugeben, dass er das verschuldet hatte. Das hätte Nova tun sollen! Spider-Man ballte unbewusst die Fäuste, nickte dann aber. „Das nächste Mal passe ich besser auf... Ich geh gleich mal den Spinnensinn justieren lassen, der hat heute `n bisschen versagt.“ Damit wandte er sich um, um zu den anderen zu gehen und mit ihnen auf die Krankenstation. Blöder Nova. Kurz spürte Spider-Man ein scharfes Stechen an der Schläfe und griff sich an den Kopf. „Was ist? Stimmt was nicht? Gefahr?“, wollte Iron Fist besorgt wissen, weil Spider-Man das sonst nur tat, wenn sein Spinnensinn sich laut meldete. „Mmmh? Was? Nein. Nur irgendwie Kopfschmerzen. Oder Furys Worte treffen mich an Stellen, von denen ich bis jetzt noch nicht wusste, dass er mich da treffen kann. Na los, ab zum untersuchen. Und ich hoffe, ihr habt alle `ne zweite Garnitur Klamotten mit an Bord. Sonst müssen wir heute im S.H.I.E.L.D. Agenten Einheitslook nach Hause.“ Power Man, Iron Fist und White Tiger gingen schon vor, nur Nova hielt Spider-Man noch kurz zurück. „Hey, Pete...“ Spider-Man schüttelte seine Hand ab. „Lass es, Nova! Wegen dir ist Fury sauer auf mich. Vielen Dank auch dafür!“, fuhr er ihn gleich wieder böse an, dann rieb er sich erneut die Schläfe, ehe er den anderen folgte. „Dann nicht! Glaub bloß nicht, ich fühl` mich jetzt extra schlecht!“, rief Nova ihm genauso böse nach und stieß ihn zur Seite, als er in schnellem Schritt an ihm vorbei zur Krankenstation marschierte. Spider-Man konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, einen Spinnfaden nach Nova zu schießen und ihn zurück zu reißen, damit er ihm den Schubs zurückgeben konnte. Aber dann schüttelte er nur wieder den Kopf. Was war denn nur los? Wieso war er nur so furchtbar gereizt? Einen Moment lang blieb er an einer Scheibe stehen, hinter der ein Raum lag, in dem soeben die Behälter und ihr Fund untergebracht wurden und wieder rieb er sich über die Schläfe. Nichts wie raus aus dem Anzug. Wahrscheinlich lag es doch an dem Zeug. Doch alle Untersuchungen verliefen negativ. Keine Anzeichen für eine tatsächliche Kontamination.Trotzdem war Spider-Man froh, den Anzug loszuwerden und unter die Desinfektionsdusche hüpfen zu können. Dort inspizierte er seinen Körper nochmal ganz genau. Aber da war nichts. Keine Verletzungen, keine offenen Hautstellen. Alles sah aus wie immer. Gut. Das Letzte, was er brauchte, war verseucht werden mit irgendeinem Alien-Zeugs. Das hatte ihm mit Venom schon gereicht. Er schlüpfte in einen frischen Anzug und sah dann nochmal nach den anderen. Auch die steckten mittlerweile in neuen Sachen. „Und jetzt? Wir müssen doch hoffentlich nicht wirklich in Quarantäne“, war White Tiger verunsichert. „Was sagt denn euer Ergebnis?“, wollte Spider-Man wissen, bekam aber nur ratloses Schulterzucken und Kopfschütteln zur Antwort. „Na ja, wenn da nichts ist... Und wenn Fury nicht noch irgendwas Wichtiges für uns einfällt... würde ich sagen, wir haben frei und können gehen. Ich muss sowieso nach Hause. Hab meiner Tante versprochen, dass ich den Garten mache. Außerdem muss ich zuhause sein, bevor sie geht. Am Wochenende hat sie jetzt immer so komische Veranstaltungen.“ An sich war das super. Seine Tante May war ständig auf Achse, machte Koch-, Tanz- und Sportkurse und spielte zudem noch in einem Bowling-Team. Also immer ein Grund, nicht daheim zu sein, so dass Spider-Man sich gar nicht erst Gründe fürs raus und rein schleichen überlegen musste. „Also ich geh dann mal ausstempeln, Leute. Wir sehen uns!“, verabschiedete Spider-Man sich knapp. Dann ging er den Weg von vorhin zurück und in Richtung 'Chefbüros', aber automatisch wieder an dem Raum mit den Behältern vorbei. Auch dieses Mal blieb er kurz stehen und sah durch die Scheibe. Die Mitarbeiter waren weg, die Behälter verräumt. Aber trotzdem wusste er, dass dieses Zeug da drin war. Kurz fühlte er sich ganz komisch, wollte auf einmal unbedingt da rein. Dann schüttelte er aber wieder den Kopf und ging weiter. Fury wollte er nicht mehr begegnen, also teilte er nur einem der nächst höherstehenden Agenten mit, dass sie alle 'sauber' waren und er jetzt nach Hause ging, aber natürlich für Notfälle erreichbar war. Zurück zuhause bei seiner Tante versteckte er erst mal wie immer seinen Suit im Zimmer, dann schlich er sich aus dem Fenster wieder nach draußen und kam dann brav durch die Tür. Da es schon später Nachmittag war, war seine Tante sowieso schon fast bereit zum Aufbruch. „Da bist du ja endlich! Denk noch an den Garten. Essen steht auf dem Herd, das musst du dir nur warm machen. Ich weiß noch nicht, wann ich genau zurück bin. Aber bleib ja nicht zu lange auf.“ Peter nickte nur ergeben, auch wenn es ihm gerade wirklich auf die Nerven ging, wie seine Tante mit ihm sprach. „Und Peter.“ Sie verstellte ihm den Weg, als er zum Wohnzimmer wollte. „Was?“, gab er etwas schroffer zurück, als beabsichtigt. Einen Augenblick lang sah seine Tante ihn komisch an, dann fuhr sie fort: „Räum endlich mal dein Zimmer auf! Seit drei Wochen liegt da alles rum! Ich weiß, du hasst es, wenn ich mich da einmische, aber wenn du das dieses Wochenende nicht machst, dann tue ICH es. Und zwar gründlich. Und ich bin nicht zimperlich mit ausmisten und wegwerfen, das weißt du!“ Sofort sah Peter sie scharf an. „Fass ja meine Sachen nicht an! Wehe, ich merke, du warst in meinem Zimmer! Was ich da wie liegen lasse, geht dich gar nichts an! Und behandel mich nicht, als wäre ich acht! Ich bin kein kleines Kind! Und vor allem bin ich nicht DEIN Kind!“ Erst sah May ihn nur ganz sprachlos an, dann schlich sich etwas Verletztes in ihren Blick. Und sofort tat es Peter ganz entsetzlich leid. „Tante May...“ Sie wandte sich halb ab, aber Peter hielt sie fest. „Tante May, es tut mir leid! Das... Ich wollte das nicht sagen! Ich hatte nur... einen ganz schlechten Tag. Ich hatte Ärger mit Sam und... tut mir leid.“ Schnell nahm er sie in den Arm und May drückte ihn kurz. „Sag das bitte nie wieder, Peter. Für mich bist du wie mein eigenes Kind. Und es tut mir mehr weh als alles andere, wenn du so mit mir redest.“ „Ich... Ich weiß... tut mir leid... Bitte lass dir nicht den Abend kaputt machen, okay? Ich hab`s nicht so gemeint. Ich bin nur... ich bin einfach immer noch sauer wegen so einer Sache heute. Ich wünsche dir viel Spaß. Mach dir einen schönen Abend und komm auch nicht extra früher heim wegen mir, ja? Ich geh einfach früher ins Bett. Ich glaube... das tut mir heute gut“, entschuldigte Peter sich nochmal und ließ seine Tante dann los. Sie strich ihm lächelnd über die Wange. „Du bist ein guter Junge. Lass uns beide morgen lange schlafen und dann gehen wir irgendwo zum Brunch. Ist das eine Idee?“ Peter nickte. „Klingt toll.“ Er gab May einen Kuss auf die Stirn und winkte ihr dann noch nach, als sie das Haus verließ. Und dann verfinsterte sich sein Blick. Alles nur wegen diesem Idiot Nova! Schon war er wieder wütend. Deshalb hatte der Teil des Gartens, den er bearbeitete, auch eher zu leiden, als dass er sich da viel Mühe gab. Irgendwann brach er das Ganze dann ab, denn er bekam Kopfschmerzen. Und diesmal so richtig. Mit einer Flasche Wasser aus dem Kühlschrank ging er in sein Zimmer. Sicher, ja, May hatte recht, es war echt chaotisch zur Zeit. Aber mit zwei Leben, wer hatte da schon Zeit für Hausarbeit? Peter zog die Gardinen zu und legte sich auf sein Bett. Vielleicht war das ja so was wie eine Stressmigräne. Kein Wunder, so oft wie ihm jemand in seiner Umgebung auf die Nerven ging. Er griff nach der Flasche, die er neben das Bett gestellt hatte und versuchte damit seine Stirn zu kühlen. Aber es half nicht. Und dann hatte er auf einmal das Gefühl, sein Spinnensinn wollte anspringen. Sofort saß er aufrecht. Was war denn jetzt los? Fehlalarm? Oder kam da noch was? Suchend sah er sich um. Nein. Nichts. Schnell sprang er auf und checkte das Fenster. Auch da nichts. Keine ungebetenen Gäste. Aber irgendetwas stimmte nicht. Automatisch griff er sich an den Kopf und krümmte sich sogar kurz zusammen, als wieder ein stechender Schmerz durch seine Schläfen fuhr und dann durch seine Brust. „Argh, was... was ist denn jetzt kaputt?!“ Da war so ein ekelhaftes Pochen unter seiner Haut. Peter stolperte die zwei Schritte zu seinem Kleiderschrank und dem Spiegel dort und zog das Oberteil aus. Aber da war nichts zu sehen. Oder? Einen winzigen Augenblick lang sah es so aus, als würde seine Haut Wellen schlagen, aber nur ganz minimal. Und dann fielen ihm die winzigen, nur wenig dunkleren Stellen auf seiner Haut auf. Fast wie... ein Spritzmuster! Erschrocken wich er vom Spiegel zurück, als er sah, wie seine Augen ganz kurz in einem unnatürlichen grünlichen Ton aufleuchteten. Dann ging er zu Boden, als ihn die nächste Welle Schmerzen und Krämpfe traf. Soviel zu harmlos! Soviel zu 'alle Tests sind negativ'! Heftig atmend kam er auf alle Viere hoch. S.H.I.E.L.D. Er musste sofort zu S.H.I.E.L.D.! Doch er kam gerade mal einen halben Meter weit, da krümmte er sich mit einem kleinen Aufschrei schon wieder zusammen. Sein Kopf schien explodieren zu wollen, er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Er wusste nur, dass er Hilfe brauchte. Und zwar schnell! Mit aller Kraft zwang er sich dazu, nochmal hochzukommen. Schreibtisch, Handy. Irgendwo da musste es liegen. Mit einer unkontrollierten Bewegung fegte er den Schreibtisch leer und alles darauf auf den Boden. Verdammt, May hatte so recht gehabt, wieso räumte er nicht auf?! Aber da zwang ihn die nächste Schmerzwelle eh schon wieder auf die Knie und er konnte darüber nicht mehr nachdenken. Völlig ziellos durchwühlte er das Chaos von Papiere, Unterlagen, Büchern und anderem Schreibkram auf dem Boden, bekam aber nur das schnurlose Festnetztelefon in die Finger. Das nutzte im nur herzlich wenig, denn die S.H.I.E.L.D. Nummern kannte er nicht auswendig, Genauso wenig, wie die von Ava, Danny, Luke oder Sam. Verfluchte Bequemlichkeit! Wie konnte man sich nur so auf die Technik verlassen?! Mit einem weiteren Schmerzlaut brach Peter endgültig zusammen. Schwer atmend lag er inmitten seiner verstreuten Sachen und hatte das Gefühl, er war nicht mehr Herr seiner Sinne und vor allem nicht über seinen Körper. Und dann fiel sein Blick auf etwas, das keine Armlänge weit weg, fast direkt vor seiner Nase auf dem Boden lag. Ein kleiner zusammengeknüllter gelber Zettel. Langsam und mit einiger Anstrengung streckte er die Hand danach aus und griff danach. Irgendetwas schob sich über sein normales Denken, aber seinem Kopf war gerade eine Sache noch klar: Das hier war seine einzige Chance auf Hilfe. Mit zitternden Fingern strich er das Papier so weit glatt, dass er die Nummer lesen konnte. Auch wenn vor seinen Augen alles zu verschwimmen begann. Und dann brauchte er gefühlt unendlich lange, um die Nummer in das Festnetztelefon einzutippen. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass jemand ran ging. Denn gerade wurde ihm klar, dass er sich gegen was auch immer da in ihm wütete, nicht mehr länger würde wehren können. Freizeichen. Einmal. Zweimal. Dreimal. „Bitte... nnnh... geh... ran...“ Seine Finger verkrampften leicht um das Telefon und dann hörte er, wie abgenommen wurde. „Hallo, hallo! Hier spricht der hübscheste Held aller Zeiten! Sag mir einfach, was ich für dich tun kann. Die erste Minute ist gratis, jede weitere kostet 4,95! Und wenn du das bist, Weasle, dann... ist das hier nur eine Bandansage! Ich bezahl meinen Deckel nächste Woche, wenn ich...“ „W-Wade...“, brachte Peter nur mit Mühe hervor und hörte einen überraschten Laut aus dem Hörer kommen. „Wha... SPIDEY!? Bist du das?! Mein Tag ist gerade um 200% besser geworden!“ Peter rutschte das Telefon aus der Hand und blieb vor ihm liegen. „Wade...“ Noch einmal nahm er sich zusammen. „Ruf... S.H.I.E.L.D.... bitte... ich... Aaargh!“ Unter heftigen Schmerzen krümmte er sich wieder zusammen, doch diesmal wollten sie nicht wieder vergehen. Aus dem Hörer hörte er noch Wades besorgte Stimme: „Parker? Yo, Parker? Bist du noch dran? Wehe, du spielst mir `nen Telefonstreich! Da hab ich `ne Allergie dagegen. Parker?!“ Dann war alles nur noch Schmerz und Wut und Peter holte aus und zertrümmerte mit einem Schlag das Telefon, ehe alles im Dunkeln versank. Kapitel 9: 08 - Alles Schlechte kommt von oben 02 ------------------------------------------------- Irritiert starrte Wade auf das Telefon in seiner Hand, aus dem jetzt nur noch das 'Besetz' Zeichen tönte. „Okaaaay... Was ist da gerade passiert? Eine Verabredung im klassischen Sinn war das jetzt aber nicht...“ Mit einem kleinen Seufzer warf er das Telefon in seiner Hand auf sein Bett und ließ sich selbst auf einen Stuhl fallen, der vor seinem lädierten Schreibtisch stand. Auf dem war, außer einem billigen Laptop der vorletzten Generation, sowie einer halbvollen Tasse Kaffee und einem angebissenen Chimichanga, nichts sonst. Kurz verschränkte Wade die Finger ineinander und ließ die Gelenke knacken. „Dann wollen wir mal sehen, wo du dich rumtreibst. Stalkerkräfte... aktivieren!“ Mit ein paar schnellen Tastenhieben und Mausklicks rief Wade eine eher simple Stadtkarte auf, auf deren Oberfläche verschiedenfarbige Punkte blinkten. Die meisten davon befanden sich in Bewegung. Aber der eine besondere Rote, auf den er es abgesehen hatte, verharrte blinkend aber regungslos auf der Stelle. Wade runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „`N bisschen früh, um sich schon schlafen zu legen. Selbst für dein Alter. Ein Kampf im Haus ist das auch nicht, dann würdest du dich mehr bewegen. Kombiniere, Watson! Völlige Regungslosigkeit, gepaart mit dem Klang nach Schmerz und der Bitte um Hilfe am Telefon UND der Tatsache, dass er MICH anruft...“ Wade sprang auf, so dass der Stuhl umfiel und griff sich seine Waffen und den Rest des Deadpool-Outfits, so schnell er konnte. „Halte aus, holde Maid! Deadpool kommt und rettet dich!“ Keine fünfzehn Minuten nach seinem Aufbruch stoppte er sein Motorrad vor dem kleinen Haus, in dem die Parkers wohnten. Alles ruhig. Gut, ein paar Nachbarn lugten interessiert hinter ihren Gardinen durch die Fenster, aber wenn das schon das Beunruhigendste an der Gegend war... „Ouh... so bringen wir Parker in Verlegenheit. Wir hätten um die Ecke parken sollen...“, fiel Deadpool siedend heiß ein und er rief mit lauter Stimme und so, wie es nur extrem schlechte Laiendarsteller von sich gaben: „Oohh nein! Ich habe mich wohl verfahren! Das ist ja gar nicht die Bronx, in der ich bei einer unglaublichen Heldentat gebraucht werde! Potz Blitz, da muss ich wohl falsch abgebogen sein!“ „Versuch`s mal in der Innenstadt, du Freak“, hörte er einen vielleicht zwölf Jahre alten Jungen rufen, der in einem der Nachbargärten saß und in sein Handy starrte. „Da zerlegen sie grad alles. Echt krass! Da ist ja sogar Iron Man!“ „Ach, wenn mein Kumpel Tony das regelt, brauchen die mich nicht“, gab Deadpool zurück und fuhr sicherheitshalber doch noch ein Stück weiter, wo er das Motorrad in einer Seitenstraße abstellte. Dann näherte er sich von der Rückseite wieder dem Haus, von dem Nachbargarten aus, von dem er sonst auch immer heimlich still und leise an Peters Schlafzimmer herankam. „Parker? Psst! Parker! Dein Notfallkontakt ist da!“, rief er zum geöffneten Fenster hoch. „Wenn du nicht willst, dass ich dich nackt sehe, zieh dir was an, ich komm jetzt nämlich ra...“ Das letzte Wort blieb Deadpool im Hals stecken, denn auf einmal wurde aus dem Fenster ein Spinnfaden abgefeuert und Peter schwang sich in voller Spider-Man-Montur direkt über seinen Kopf hinweg davon. „EY! WARTE! Wo willst du denn hin?! Ich dachte, du brauchst mich! Komm sofort zurück!“ Völlig verwirrt kratzte Deadpool sich am Kopf. „Hat der Junge mich gerade verarscht? Was ist denn das bitte für `ne Nummer?“ Sein Kopf sagte ihm trotzdem, dass er sicherheitshalber das Zimmer checken sollte. Also kletterte er nach oben, hängte sich ans Fensterbrett und sah durch das offene Fenster hinein. „Heilige Mary Poppins, was für ein Saustall! Da sieht`s bei mir ja wie geleckt dagegen aus. Wenn ich seine Tante wäre, würde ich ihm aber dermaßen Playstationverbot aufbrummen, bis die Bude wieder glänzt.“ Na immerhin lag hier nirgends ein verletzter Peter rum, dann war er das eben gerade wirklich selbst gewesen. Aber diese Unordnung störte Deadpool irgendwie doch. Es gab Unordnung... und es gab das hier. Und dann sah er die Überreste des zerstörten Telefons. Das hatte Parker sicher auch nicht nur zum Spaß getan. „Okay, entweder Parker hat ein kleines Aggressionsproblem, eine echt miese Art, mich darum zu bitten, ihm bei der Hausarbeit zu helfen, oder...“ Er ließ sich zurück auf den Rasen fallen und rannte dann einmal ums Haus herum und zu einem bestimmten Nachbargarten. Der Junge von vorhin stieß einen lauten Protest aus, als Deadpool ihm das Handy entriss, auf dem er sich wohl gerade eine aktuelle Nachrichtensendung ansah. „Finger weg, Knirps! Im Namen von... MIR konfisziere ich das!“ Deadpool brauchte keine Minute, um das Geschehen zu verarbeiten und relativ sicher einzuordnen. Das waren Live-Aufnahmen aus der Innenstadt. Und tatsächlich, da kämpfte Iron Man und mit ihm auch der Captain. Aber das Interessanteste daran war nicht, dass die beiden da einen Kampf bestritten, sondern vor allem, gegen wen! „Und drei... und vier...“, zählte Deadpool die Gegner ab, während er den Jungen, der versuchte, an sein Handy zu kommen, auf Armeslänge von sich hielt. „Fehlt nur noch einer... und dann kneift mich bitte jemand, weil ich gerade, glaube ich, einen kleinen Albtraum habe... Whoops. Und da ist er auch schon... Verdammt!“ Beinahe ungläubig verfolgte Deadpool auf dem kleinen Bildschirm, wie aus vier Gegnern fünf wurde, als Spider-Man sich mitten ins Geschehen schwang und den Captain mit einem Tritt von den Beinen holte. Der nächste Tritt saß auch. Allerdings traf der Deadpools Schienbein und kam von dem Jungen neben sich, der den Überraschungseffekt nutzte und sich sein Handy zurückholte. „AU! Was fällt dir ein, du Rotzgöre?! Ich sagte kneifen! Nicht treten!“ Aber der Junge rannte schon weg. Doch das war jetzt egal. Schnell checkte Deadpool seine Waffen und Ausrüstung, dann fummelte er an seiner Gürtelschnalle und dem Teleporter herum. „Gar keine gute Idee, wenn sich die Kleinen mit den Großen anlegen... Da muss Papa sich wohl `n bisschen einmischen, bevor noch jemand was tut, das man nachher nicht mehr richten kann.“ Kurz verfinsterte sich sein Blick. „Oder besser noch jemand was falsch anfasst, das mir gehört...“ Und dann löste er den Teleporter aus und landete mitten im Chaos. Gerade flog der Schild vom Captain nur knapp an ihm vorbei und traf Iron Fist hinter ihm. Gleichzeitig schlugen rund herum Geschosse im Boden ein, die von Iron Man aus der Luft kamen, aber auch von Nova, den Iron Man dort bekämpfte und den er verfolgte. Dafür packte Power Man nun den Captain und warf ihn hart gegen die nächste Wand, doch der Captain fing sich sofort wieder und schleuderte ein umgestürztes Motorrad in Power Mans Richtung. Ein Stück weiter krachte Nova in einen Container, weil Iron Man ihn mit einem Treffer vom Himmel geholt hatte. Und dann durchschlug Iron Man selbst ein Autodach, denn er konnte einem Frontalangriff von Spider-Man nicht mehr ausweichen und kassierte den Tritt voll. Noch bevor er wieder hochkommen konnte, sprang White Tiger ihn an und versuchte, mit den Klauen seine Elektronik zu zerstören. Mit einem gezielten elektrischen Impuls schleuderte Iron Man sie von sich, wurde dafür aber von einem erneuten Tritt von Spider-Man in den Rücken getroffen, als er gerade wieder hochkam. Der Captain griff sich inzwischen seinen Schild und sprang gerade noch so einem Schlag von Iron Fist aus dem Weg, schlug ihn dafür aber mit dem Schild nieder. In der nächsten Sekunde wurde ihm das aber von einem Spinnfaden entrissen. Doch noch ehe Spider-Man den Schild an sich bringen konnte, zerschoss jemand den Spinnfaden. „Fury! Wenn das eine neue Trainingseinheit für ihren Heldenkindergarten ist...“ Iron Man zerschoss einen Kleinwagen, den Power Man nach ihm warf. „Ich muss Sie enttäuschen, Stark. Nicht meine Befehle.“ Fury, der gerade ebenfalls aufgetaucht war, lud durch und schoss auf ein paar Halterungen eines Stahlträgers ein gutes Stück über ihnen, so dass dieser herunterstürzte und so Nova einklemmte, der eben wieder vom Boden starten wollte und auch schon wieder Energie in den Händen für einen Angriff gesammelt hatte. „Sondern von oben.“ Der Captain landete mit einem Satz neben den beiden, nachdem er einen Schlag von Power Man einstecken musste. „Von wo 'oben'? Fury! Was ist hier los?!“ Fury deutete nach oben, wo der Helicarrier am Himmel zu sehen war. „Was immer die Kids sich da eingefangen haben, wir haben es an Bord. Und wir dürfen sie da unter gar keinen Umständen ran kommen lassen. Haltet sie am Boden, bis wir wissen, wie wir sie wieder zur Vernunft bringen können!“ Der Captain fing Power Man ab, der wieder auf sie zugelaufen kam für den nächsten Angriff. Im selben Moment sprang White Tiger Iron Man von hinten an. Und Fury sah, wie Spider-Man einen Spinnfaden nach oben abschoss und sich hochzog. Er legte auf Spider-Man an, zielte sorgfältig... und verriss den Schuss, weil jemand seinen Arm hoch drückte. „Was verflucht nochmal... WILSON! Nicht Sie auch noch!“ Fury klang so, als wäre gerade der Supergau eingetreten, aber Deadpool zog nur seine eigene Waffe und legte nach oben an. „Kümmern Sie Sich um die Kinder hier unten. Spider-Man... gehört mir.“ Damit drückte er ab und es zerriss den Spinnfaden, so dass Spider-Man oben auf einem der Dächer landete. Dann zog Deadpool eine Enterhakenpistole aus dem Gürtel und schoss diese nach oben ab. „Er darf nicht auf den Helicarrier! Er darf nicht an das Material!“, schärfte Fury ihm nochmal ein, dann zog Deadpool sich schon nach oben, hinter Spider-Man her. Der empfing ihn gleich mit einem harten Schlag, der Deadpool fast wieder vom Dach geworfen hätte. „Whoa! Was ist das denn für eine Begrüßung?!“ Schnell wich Deadpool den nächsten beiden Schlägen aus. „Bist du schon wieder sauer auf mich? Dann sag mir wenigstens, warum!“ Der dritte Schlag saß und beförderte Deadpool über das halbe Dach. „Du bist im Weg! Misch dich nicht ein!“ Erneut versuchte Spider-Man, einen Spinnfaden nach oben abzufeuern, um sich zum Helicarrier hochzuziehen, doch Deadpool zog seine Schwerter, lief ihm entgegen und hieb den Spinnfaden durch. Dann führte er gleich noch ein paar weitere Schläge in Spider-Mans Richtung aus, denen der zwar locker auswich, aber die ihn davon abhielten, weitere Spinnfäden abzuschießen. „Einmischen ist mein zweiter Vorname! Nein, eigentlich Winston... Hey, ist dir eigentlich auch schon mal aufgefallen, dass die 'alten Helden' alle so bescheuerte Alliterationsnamen haben? Aber in deiner Serie ist es echt am extremsten.“ Der nächste Tritt von Spider-Man traf Deadpool mitten ins Gesicht und warf ihn um, so dass er die Schwerter verlor, dann griff Spider-Man sich allerdings an den Kopf und schien kurz zu schwanken. „Argh! Halt den Mund! Von deinem blöden Gerede kriege ich Kopfschmerzen!“ Deadpool hielt sich selbst auch den Kopf und richtete mit einem Ruck und einem lauten Knacken seine Halswirbel wieder zurecht, bevor er wieder auf die Beine kam. „Ich von deinen Tritten auch... Was ist denn los mit dir, Spidey? Erst heulst du mich an, dass du Hilfe brauchst und jetzt schlagen du und dein Pfadfinderverein den großen Jungs die Köpfe ein. Ist das `ne neue Art von Protest gegen Nick Furys Hausaufgaben? Oder gehört ihr pubertierende Bande einfach nur mal ordentlich übers Knie gelegt? Falls du dafür noch keinen hast... ich mach`s freiwillig. Steht auf meiner Liste...“ Schon folgte der nächste Tritt, doch diesmal fing Deadpool Spider-Mans Fuß ab und schleuderte ihn mit einer Drehung zu Boden. „Jetzt reicht`s mir aber! Was ist denn nur los mit dir?! Ich weiß, du stehst drauf, mich zu schlagen, aber gerade sieht sogar ein Blinder, dass mit dir was nicht stimmt!“ Spider-Man war mit einem Satz wieder auf den Beinen und brachte sich in Angriffsstellung. „Du hast ja keine Ahnung! Das, was mit mir...“ Von unten kam ein lautes Krachen, dann hörte man gleich mehrere Explosionen. „Ich korrigiere. Mit UNS passiert ist, könnte gar nicht besser sein! Aber das wirst du erst verstehen, wenn du auch zu uns gehörst. Du und alle anderen!“ Irritiert sah Deadpool ihn an. „Was? Wovon redest du bitte? Ist das so `n Sektenkram? Komm zu uns ins Licht? Sorry, ich bin Atheist. Ich glaub nur an mich selbst und an den Typ, der die Chimichangas erfunden hat. Hat die überhaupt n Typ erfunden? Kann man so was überhaupt erfinden?“ Spider-Man griff sich erneut an den Kopf. „Halt deine verdammte Klappe! Du machst mich wahnsinnig! Ich habe für so einen Blödsinn keine Zeit!“ Damit schoss er den nächsten Spinnfaden nach oben, gleichzeitig stieß Deadpool sich aber ab und sprang ihn an, so dass Spider-Man den Spinnfaden loslassen musste und mit Deadpool zusammen zurück auf den flachen Betonboden des Daches krachte. Noch bevor Spider-Man sich wieder sammeln konnte, hatte Deadpool ihn schon im Schwitzkasten gepackt und verdrehte ihm einen Arm auf dem Rücken. „Nur fürs Protokoll: Auch das hier zählt NICHT als Date. Wäre aber ein guter Anfang...“ „Lass los“, sagte Spider-Man nur mit einem bösen Unterton in der Stimme. „Oder ich muss dir wehtun.“ Ganz kurz lockerte Deadpool den Griff. „Oh, wow, okay, ich gebe zu, so machst du mir `ne fiese Gänsehaut. Und es ist echt heiß, wenn du so böse klingst.“ Jetzt verstärkte er den Griff aber gleich noch viel mehr. „Trotzdem kann ich das leider nicht erlauben. Weil ICH der Böse bin, nicht du!“ Spider-Man hielt erst ganz still, dann sagte er nur in herablassendem Tonfall: „Dir ist schon klar, dass du gegen mich keine Chance hast, oder? Ich bin stärker als du. Also... LASS.LOS. Jetzt! Du vergeudest nur unsere wertvolle Zeit!“ Deadpools Augen wurden groß. „Was... hast du gerade gesagt?“ Noch ehe Deadpool reagieren konnte, hebelte Spider-Man ihn sich über die Schulter und warf ihn hart zu Boden. „Du vergeudest meine Zeit! Aber ich verspreche dir, um dich kümmere ich mich zuerst, sobald ich habe, was ich will.“ Deadpool packte mit einer Hand Spider-Mans Bein am Knöchel und sah auf dem Rücken liegend zu ihm auf. „Zu Allererst: Yay, ich bin deine Nummer Eins! Ganz egal, ob du was echt Gemeines vorhast. Aber nein. Du hast was anderes gesagt. Du hast 'unsere' Zeit gesagt. Und das war kein 'unser' wie in Unsere kleine Farm. Das weiß ich ganz genau, weil ich der Experte bin für untervermietete Teile der Psyche. Also raus damit, Spidey, wer oder was schleicht da in deinem hübschen kleinen Köpfchen rum?“ Spider-Man stieß höhnisch Luft aus. „Du missverstehst das. Wir machen euch besser. Der Teil, der momentan 'noch' untervermietet ist – wie du es so schön sagst – ist der kleine Rest von dem, den du 'Spidey' oder 'Parker' nennst. Aber nicht mehr lange.“ Spider-Man richtete den Blick nach oben zum Helicarrier. „Und wenn ich endlich an die Reste der Saat komme, werden wir euch alle besser machen! Erst eure 'Helden', dann die Menschen dieser Stadt und dann alle anderen!“ Jetzt sah er wieder auf Deadpool herab. „Ihr werdet sehen, es wird alles einfacher, wenn ihr euch einfach ergebt. Es ist nur zu eurem Besten. Das war es bis jetzt für jede Rasse.“ „Wowowow, mal langsam. Ich fühle mich gerade wie die Hauptrolle in 'Die Körperfresser kommen'! Rück sofort meinen Kumpel raus! Sonst schüttel ich dich so lange, bis du von allein wieder zur Vernunft kommst, Parker!“ Deadpools Griff um Spider-Mans Knöchel verstärkte sich noch, doch Spider-Man stieß nur ein böses Lachen aus. „Du glaubst, wir geben diese Körper wieder her? Du hast keine Vorstellung! Du und deine Leute da unten, ihr könnt gar nichts tun! Weil wir uns nicht einfach nur die Hüllen nehmen! Nein! Wir überschreiben euer Innerstes! Eure Gene! Wir werden die Gene ALLEN Lebens einfach überschreiben mit unseren eigenen! Ihr seid dafür die perfekten Wirte!“ „Soll das heißen, du bist so was wie ein Virus? Das wird so was wie eine 'Supermutation'?,“, hakte Deadpool nach und klang plötzlich ganz komisch. Aber das beachtete Spider-Man gar nicht, sondern redete einfach weiter. „Genau so ist es! Und wenn erst mal die Anpassungsphase vorüber ist, werdet ihr euch zu einer neuen und besseren Spezies weiterentwickelt haben!“ „Danke. Mehr muss ich gar nicht wissen“, war alles, was Deadpool dazu sagte. Spider-Man war einen Moment lang irritiert, da zog Deadpool ihm schon das Bein weg, rollte sich herum und verpasste ihm im Fallen noch einen Tritt, so dass Spider-Man erst mal hart auf dem Untergrund aufschlug und ein paar Sekunden brauchte, um sich zu sammeln. Doch das nutzte Deadpool schon, schlug ihn mit der geballten Faust nieder und war im nächsten Augenblick schon über Spider-Man, der nun auf dem Rücken lag und kniete sich auf seine Arme. Sofort wollte Spider-Man Deadpool von sich herunterwerfen, doch Deadpool zog mit einer schnellen Bewegung eine seiner Waffen, lud durch und zielte auf Spider-Mans Kopf. „Bleib liegen.“ Spider-Man hielt inne, dann sagte er fast spöttisch: „Du willst den einzigen Freund, den du hast, erschießen?“ Deadpool legte den Kopf leicht schief. „Du spielst die Freundeskarte? In diesem Moment? Keine gute Idee, findest du nicht?“ Langsam hob Spider-Man den Kopf und drückte die Stirn gegen den Lauf der Waffe. „Na los. Tu es. Denn eins sollte dir klar sein: Wenn du mich nicht erschießt, ist das euer Ende.“ Erst reagierte Deadpool gar nicht, dann griff er mit der freien Hand vor und zog Spider-Man die Maske vom Kopf, so dass er Peter in die Augen sehen konnte. Mit seinen Augen stimmte irgendwas nicht. Die waren vorher nie so unnatürlich grün gewesen. Peter grinste kurz böse. „Was denn? Willst du sehen, ob ich es wirklich bin? Oder willst du mir einfach noch ein letztes Mal ins Gesicht sehen, bevor du abdrückst? Dir sollten nämlich deine Optionen bewusst sein. Lässt du los, dann gehe ich da rauf und verbreite unsere Saat. Oder du 'rettest' alle... und tötest mich hier und jetzt und dann die anderen vier da unten.“ Deadpool drückte selbst kurz den Lauf fester gegen Peters Stirn. „Klingt leider beides nicht gerade nach Spaß. Ich glaube, ich nehme Tor Nummer 3. Außer, das ist eine dieser richtig miesen Shows, bei denen man am Ende immer nur mit `nem feuchten Händedruck nach Hause geht. Oder mit Schulden, wie bei den Telefongewinnspielen, bei denen man die Lösung auf einem Silbertablett serviert bekommt und...“ „Halt den Mund!“, fuhr Peter ihn an. In seinem Blick flackerte kurz etwas auf, dann schien seinen Körper ein heftiger Schmerz zu durchzucken. Er kniff die Augen fest zusammen, stöhnte kurz vor Schmerzen auf und sah dann aus halboffenen Augen mit einem gequälten Blick zu Deadpool auf. Jetzt war der grüne Schimmer verschwunden. „W-Wade... Ich... ich kann nicht... dagegen... an...“ Deadpool ließ die Waffe ein Stück sinken, doch sofort schrie Peter ihn an: „Nein! Bitte! Du darfst... das nicht zulassen! Es ist... in meinem Kopf... ich... ich kann sehen... was es will... Was es schon getan hat... auf anderen... Welten...“ Kurz verkrampfte Peter sich wieder und Deadpool hatte alle Mühe, sich auf ihm zu halten. Dann sah Peter ihn wieder an und sagte fast flehentlich: „Wade... bitte... Töte mich! Ich kann... es nicht stoppen... nnnghh... B-bitte... Töte mich! Bevor ich schuld bin... dass es alle befällt! Bitte!“ Über Peters Wangen rannen nun Tränen und wieder verkrampfte sich sein ganzer Körper. „Tut mir leid, Kleiner, aber das kann ich nicht machen.“ Langsam senkte Deadpool die Waffe nun ganz, woraufhin Peter ihn nur entsetzt ansah. „Nein! Lass das nicht zu! Lass mich nicht da rauf gehen! Es kann dir doch nicht egal sein, dass dieser Virus alle Menschen befällt! Sie werden alles zerstören! Es wird niemand übrig bleiben!“ Deadpool steckte wortlos die Waffe weg und lehnte sich nah über Peter. „Nur damit du es weißt... Du... das Ding... hat recht. Du kannst nicht ausgerechnet von mir verlangen, dass ich den einzigen Freund, den ich habe, erschieße. Ich steh auf Drama, aber nur mit Happy End. Und wenn du MICH wählen lässt, zwischen dir und der Menschheit...“ Peter schüttelte ungläubig den Kopf, dann trat wieder der grünliche Glanz in seine Augen und er verzog die Lippen zu einen siegessicheren Lächeln. „Du bist ein guter Freund, Wade Wilson. Wir werden es dir danken, verlass dich darauf. Durch die Gedanken und Erinnerungen von diesem Wirt hier können wir uns auch sehr genau vorstellen, was du dir wünschst. Was dich glücklich machen könnte... Bring uns nach oben und du kannst haben, was du willst...“ Deadpool seufzte theatralisch auf und zuckte bedauernd mit den Schultern. „Naaah, das klingt extrem verlockend und gewisse Teile von mir springen gerade im Dreieck bei der Vorstellung, aber...“ Bei dem 'Aber' verfinsterte sich Peters Blick und er machte sich bereit, Deadpool von sich herunter zu werfen. „Aber so zählt das DEFINITIV nicht als Date. Und ich betrüge mich nur ungern selbst. Du musst schon freiwillig zu mir kommen.“ Noch bevor Peter reagieren konnte, zog Deadpool etwas aus einer seiner Gürteltaschen, steckte es ihm in den Mund und drückte dann gleich noch die Hand fest auf seinen Mund, um ihn davon abzuhalten, das Teil wieder auszuspucken. „Zu dumm, dass das schnell gehen muss. Sonst hätte ich dir das jetzt ganz romantisch von Mund zu Mund verabreicht.“ Peter bäumte sich unter Deadpool auf, aber der hielt sich mit aller Gewalt auf ihm, hielt ihm dabei weiter den Mund zu und drückte ihn auch weiter fest auf den Boden. Dann lehnte er sich noch enger über Peter und raunte direkt in sein Ohr: „Aber das hier lasse ich mir nicht nehmen... Noch etwas auf meiner Liste von Dingen, die ich unbedingt zu dir sagen will...“ Er senkte die Stimme noch etwas mehr und sagte in leisem ganz dunklem, rauen Ton: „Sei ein braver Junge... und schluck.“ Etwas anderes blieb Peter dann eh schon nicht mehr übrig, noch ein mal versuchte er, Deadpool von sich zu werfen, doch dann wurden seine Augen groß und er versteifte sich. Jetzt nahm Deadpool die Hand von seinem Mund und nutzte beide Hände, um Peter gut festzuhalten. Der stieß einen kurzen Schmerzschrei aus und verkrampfte sich dann so richtig. „Ist gleich vorbei. Glaub ich... Hoffe ich... Sei tapfer, Spidey. Sei ein Held.“ Ein letztes Mal bäumte Peter sich heftig auf, dann sackte er zurück auf den Boden und rührte sich erst mal nicht mehr. „P-Parker...? Komm, mach die Augen auf! Sag mir, dass ich dich nicht umgebracht habe. Das wäre jetzt... uncool... Dann gibt’s doch keine Story mehr...“ Peter hatte das Gefühl, die Stimme kam von ganz weit weg. Noch völlig benommen öffnete er die Augen und brauchte einen Moment, um etwas verschwommen Deadpool noch immer auf sich sitzend zu erkennen. „W-was... was ist... da gerade passiert? Was hast... du getan?“ So langsam wurde er wieder Herr seiner Sinne und versuchte als Allererstes, Deadpool von sich runter zu werfen. Aber... es gelang ihm nicht! Er hatte keine Kraft und er schaffte es nicht, Deadpool auch nur einen Zentimeter zu bewegen. „Wade! Was hast du getan?! Was hast du mir da gegeben?!“ Endlich ließ Deadpool ihn los und setzte sich mehr auf. „Bist du wieder normal? Darf ich mich schon freuen? Zumindest läufst du `n bisschen aus und ich hoffe sehr, dass das toter Menschen-Massenvernichte-Alien-Virus ist und nichts... anderes... Ouh, ja, es dampft, sieht gut aus.“ Auch Peter spürte, wie sich unter ihm gerade etwas in Rauch auflöste und so nach und nach war er sich vollkommen sicher, dass es ihm wieder gut ging. Auch, wenn ihm gerade alles so wehtat, als wäre er untrainiert einen Marathon gelaufen. „Geh sofort von mir runter!“, fuhr er Deadpool an, der musterte ihn aber nur weiter ganz intensiv. „Wade! Runter! Wir müssen die anderen aufhalten!“ Jetzt endlich schien Deadpool zufrieden zu sein, denn er stand auf und streckte Peter die Hand hin. „Los, komm hoch, Kleiner. Aber 'wir' ist gerade nicht drin. Nicht mehr.“ Verwirrt ließ Peter sich aufhelfen. „Wovon redest du schon wieder? Ach, ist auch egal! Du musst ja nicht helfen! Aber ich geh jetzt da runter und kümmere mich um meine Freunde!“ Damit griff Peter sich seine Maske vom Boden und trat an den Rand des Daches. Deadpool packte seinen Arm und es tat unerwartet weh, so dass Peter kurz das Gesicht verzog. „Wade!“ Nicht mal aus dem Griff konnte er sich winden, auch nicht, als er es unbedingt wollte, weil Deadpool ihn so nah an sich zog und ihm in die Augen sah, so dass es Peter ganz anders zumute wurde. Auch wenn Deadpool seine Maske trug. „Was... was machst du...? Starr mich nicht so an! Was willst du denn?!“ „Nur sehen, ob es auch wirklich weg ist. Aber hey, wow, ich bin echt froh, dass es so funktioniert hat, wie ich mir das vorgestellt habe.“ Völlig verständnislos sah Peter ihn an. „Bitte... was?“ „Na ja, das Mittel...“ „Wade... was soll das heißen? Warte... Hast du mich gerade als Versuchskaninchen missbraucht?!“ „Jjjaaaa...“, kam es zögerlich von Deadpool. „Soll das heißen, du hast mir da einfach irgendwas gegeben und du hattest keine Ahnung wie es wirkt?!“ „Nnneeeein...?“ Peter stieß Deadpool von sich, aber es war nicht mehr als ein kleiner Schubs. Wieso hatte er denn bloß keine Kraft mehr?! „Was hast du mir gegeben?!“, forderte er erneut eine Erklärung von Deadpool. „Uuhm, also weißt du... das war nur... eine Portion von Dr. Otto Ocatvius' patentiertem Heil- und Stärkungsmittel für Schmerzen, Nervenleiden und Genmutationen aller Art. Jetzt auch in der praktischen Kapselform...“ Peter konnte ihn nur anstarren, dann sah er auf seine Hände, dann wieder Deadpool an. „Du hast... du hast nicht...“ „Hey, keine Vorwürfe! Das Ding hat gesagt, es verursacht eine Mutation! Und ich hatte die kleinen Babies rein zufällig in meinem Allzweckgürtel, gleich neben dem Anti-Hai-Abwehrspray. Ich würde dir nur gerade ganz dringend davon abraten, jetzt vom Dach zu springen. Deine Spinnfäden kannst du vielleicht abschießen, aber ich bezweifle, dass du die Kraft zum dran festhalten hast.“ Erneut fischte Deadpool etwas aus seinem Gürtel, lud damit aber diesmal seine Waffe. Dann sammelte er noch seine Schwerter ein und trat wieder neben Peter an den Dachrand. „Schön hierbleiben. Ich 'heile' jetzt kurz deine Freunde und dann komm ich und hole dich. Und bleib ja brav hier oben! Keine Experimente!“ Er packte eins von Peters Handgelenken und löste die Spinnfadenvorrichtung aus, um sich ein Seil zum nach unten klettern zu verschaffen, dann wickelte er sich das eine Ende um sein eigenes Handgelenk. Kurz griff er nach Peters Kinn und lehnte sich nochmal ganz nah zu ihm. „Keine Experimente... Ex-Spider-Man.“ Als Deadpool sich vom Dach schwang, stand Peter weiter nur starr auf der Stelle und blickte ins Nichts. Einfach nur vor sich hin. Ex... Spider-Man... Er sank auf den Boden, versuchte mehr automatisch, die Hand gegen die Oberfläche zu pressen, um sich festzuhalten, aber es passierte... nichts. Auch nicht beim zweiten und dritten Versuch. Und dann wurde ihm auch noch richtig bewusst, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmte. Er kniff sie mehr zusammen und riss sie gleich wieder auf. Ja natürlich! Vor der Sache mit dem Biss... war er kurzsichtig gewesen! Peter strich sich über die Brust bis zu seinem Magen. Oh Gott, was hatte Deadpool getan? Ja, er hatte dieses Ding eliminiert... und all seine Kräfte mit dazu... Kapitel 10: 08 - Alles Schlechte kommt von oben 03 -------------------------------------------------- Langsam rutschte Peter an den Rand des Daches und sah mit zusammengekniffenen Augen nach unten. So konnte er aber dummerweise so gut wie gar nichts erkennen. Sicher, da unten bewegten sich die Anderen, doch er konnte nicht auseinanderhalten, wer wer war. Bis auf White Tiger, die als Einzige ganz in weiß war. Es gab noch ein paar Explosionen, aber ob die von Novas oder Iron Mans Schüssen stammten, konnte Peter ebenfalls nicht mehr sagen. Doch dann hörte er vier separate Schüsse und nach jedem schien eine der Personen unten umzufallen. Ganz erschrocken fuhr Peter hoch. Hatte Deadpool gerade seine Freunde abgeschossen?! Und er kam nicht von diesem verdammten Dach runter, wenn er sich nicht den Hals brechen wollte. Aber er sah, dass es unten jetzt ruhiger wurde, keiner kämpfte mehr, soweit er das beurteilen konnte. Stattdessen dauerte es keine zwei Minuten und es trafen immer mehr dunkle Fahrzeuge ein. Peter war sich sicher, die gehörten zu S.H.I.E.L.D. Plötzlich tauchte Deadpool direkt vor ihm auf und Peter fiel vor Schreck fast nach hinten um. Deadpool musste an dem Seil wieder nach oben geklettert sein, während er selbst konzentriert versucht hatte, unten etwas zu erkennen. „Whoops, sorry. Wollte dir nur ein kleines Update geben.“ Mit einem Satz war Deadpool wieder auf dem Dach. „Und dich dann hier runter holen. Außer du ziehst ein S.H.I.E.L.D. Lufttaxi vor. Obwohl... die dich wahrscheinlich bestimmt noch anschauen wollen. Du weißt schon. Nicht, dass du am Ende einen Rückfall kriegst.“ Peter sah ihn erst nur an, dann fiel ihm nur eine Frage ein: „Hast du gerade... auf meine Freunde geschossen?!“ „Aber nur, weil ich musste und nichts anderes hatte! Außerdem hätte ich die doch unmöglich alle füttern können! Und überhaupt waren das nur die harmlosen, kleinen Kugeln, alle versetzt mit einem kleinen Zusatz von dem Spezialgebräu. Keine Angst, die haben deine S.H.I.E.L.D. Ärzte in null Komma nichts wieder aus denen raus geholt. Ich weiß doch, wie kompetent die sind. Hauptsache, eure kleine Seuche hat sich in Rauch aufgelöst. Und Stark und Rogers müssen sich nicht mehr schämen, weil eine handvoll Halbstarker sie fertiggemacht hat“, erklärte Deadpool, dann kontrollierte er etwas in einer seiner Gürteltaschen. „Doch gut, dass ich die Splitter nicht verbrannt oder verkauft habe. Lass dir das eine Lektion von einem Waffenmessie sein: Alles schön sammeln und aufheben, das Schaden verursachen kann. Du weißt nie, wann du`s mal brauchen kannst.“ Peter sagte dazu erst mal nichts. Sein Kopf versuchte, das Ganze noch immer zu verarbeiten. Fragend legte Deadpool den Kopf schief. „Was denn? Kein Kommentar? Vorwurf? Anschreien? Alles okay, Parker?“ Peter sah einfach nur zu ihm auf, dann streckte er zögerlich die Hand nach oben zu Deadpool hin aus. „Bring mich... einfach nach unten zu den Anderen...“ Jetzt war es an Deadpool, ihn und seine ausgestreckte Hand einfach nur stumm anzustarren. Da musste Peter sogar leicht grinsen. „Ach was? Ich mache den Söldner mit der großen Klappe sprachlos? Ich hab wohl eine ganz neue Superkraft bekommen.“ Jetzt griff Deadpool doch zu und zog Peter auf die Beine. „Das hättest du wohl gerne. Na los, mach dich hübsch und dann geht`s abwärts mit dem Deadpool-Express.“ Peter griff sich seine Maske und zog sie über, man wusste ja nie, wer da unten alles herumlief. Plötzlich kam von Deadpool ein ganz aufgeregter Laut, der Peter sofort wieder irritierte. Schnell versuchte er, sich von oben bis unten zu inspizieren, was mit schlechter Sicht plus Maske gar nicht so einfach war. „Was ist?! Was hast du jetzt wieder?! Stimmt was nicht mit mir?!“ Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Nein, nein! Alles okay! Alles dran! Sexy, wie immer!“ „Was quietscht du dann, wie ein kleines Mädchen?! Und sag jetzt ja nicht 'genau deswegen'!“, fuhr Peter ihn genervt an. Deadpool wedelte abwehrend mit den Händen. „Ich hab nur gerade festgestellt, dass ich dich jetzt endlich auch mal tragen darf. Also offiziell. Ohne zurückspulen, ohne löschen.“ „Bitte, erspar mir das. Das wollte ich schon beim letzten Mal nicht so genau wissen. Vielleicht winke ich doch lieber Iron Man her, damit der mich abholt...“, überlegte Peter laut, doch Deadpool griff schon nach seiner Hand. „Ich bin ganz brav! Ich hab nichts gesagt!“ Er zog Peter zum Rand des Daches und deutete nach unten. „Kannst du uns da noch ein Sicherheitsseil runter schießen? Dann kann ich uns in meinem einhaken und an deinem runter klettern. Nur für den Fall...“ Peter versuchte einigermaßen auf irgendetwas zu zielen. „Für den Fall, dass was?“ Deadpool griff nach Peters Handgelenk und übernahm das Zielen und Spinnfaden abschießen für ihn. „Ich will nicht, dass du runter fällst. Jetzt, wo du gerade nicht mehr... na ja... Vielleicht solltest du dich an mir festkleben.“ Kurz musste Peter trocken schlucken. Er konnte noch immer nicht richtig darüber nachdenken, wie es nun weitergehen sollte. Ohne Kräfte. Und das wollte er auch nicht. Deadpool beförderte inzwischen einen Karabinerhaken aus seinem Gürtel ans Tageslicht und hakte sich in das Seil der Enterhakenpistole ein, dann packte er den Spinnfaden. „Also dann, willkommen zu einem Erlebnis der Extraklasse. Spring rauf und halt dich gut fest, dann zeig ich dir, wie gut ich mir von dir das Klettern abgeschaut habe!“ Peter trat neben ihn, zögerte kurz und legte dann von hinten die Arme um Deadpools Nacken. „Aber halt dich wirklich gut fest! Ich kann dich nicht zusätzlich festhalten, wenn ich klettere, weil...“ „... weil du nicht mal halb so stark bist wie ich“, unterbrach Peter ihn und hörte ein kleines Lachen von Deadpool. „Wenigstens ist frech sein anscheinend nicht an deine Mutation gekoppelt. Halt dich mit den Beinen lieber auch fest. Sicher ist sicher. Wo wir gerade bei Kraft sind... Ich weiß ja nicht, wie weit her es damit bei dir ohne deine Gen-Specials ist.“ Widerwillig gehorchte Peter und schlang die Beine auch noch um Deadpools Mitte. Dabei allein merkte er, dass ihn das Festhalten schon jetzt anstrengte. War er wirklich so schwach? Und hatte gar keine Kraft? Das kam ihm gerade ganz komisch und falsch vor. Das Gefühl 'normal' zu sein. Dazu kam noch das Gefühl von... Angst? Zumindest in dem Moment, als Deadpool mit dem Abstieg die Hauswand entlang begann. Wenn er jetzt abrutschte? Oder er sich nicht mehr halten konnte? Würden die unten das rechtzeitig begreifen? Würde ihn jemand fangen, bevor er auf dem Boden aufschlug? Würden sie überhaupt reagieren, wenn sie eigentlich davon ausgingen, dass er sich selbst locker fangen oder mit einem Spinnfaden retten konnte? Peter schwitzte Blut und Wasser, bis sie endlich unten ankamen. Als er losließ und wieder auf festem Boden stand, zitterten sowohl seine Arme als auch seine Beine leicht. Das schien auch Deadpool zu bemerken, denn er fasste gleich nach Peters Arm, um ihn leicht zu stützen. „Nicht umkippen.“ „Ich kipp nicht um! Ich...“ „Hey! Ich hoffe mal sehr, der nette psychopathische Störenfried hier hat dir auch schon gründlich den Kopf gewaschen, sonst muss ich mich für die Tritte noch selbst revanchieren“, beschwerte Iron Man sich, der neben den beiden aufgetaucht war. Peter entzog Deadpool seinen Arm, dann wurde er ganz verlegen und sagte nur kleinlaut: „ N-nein, ich... alles... wieder normal... Tut mir echt leid, dass wir so einen Ärger gemacht haben. Hoffentlich sind Sie und der Captain... okay?“ „Nur kleine Kratzer am Ego. Fury züchtet da `ne ziemlich schlagkräftige Truppe. Muss man ihm lassen. Und euch auch. Ihr bringt einen echt zum Schwitzen.“ „Jetzt ja erst mal nicht mehr“, mischte Deadpool sich ein. „Aber nur, weil Sie Octavius' Waffe an ihnen ausprobiert haben, Wilson“, kam es nun von Fury, der, sich noch etwas Dreck vom Kampf vom Mantel klopfend, auch neben sie trat. „Die wir übrigens gern wieder hätten.“ „Wieder? Was heißt hier wieder? Der Doc hat das Zeug in mich rein geschossen, ihr habt es aus MIR raus geholt. Technisch gesehen gehört es also mir. Ergo kann ich damit tun und lassen, was ich will“, erklärte Deadpool bestimmt. „Außerdem ist es jetzt eh alle“, behauptete er dann noch. „Ja, weil du damit auf alle meine Freunde geschossen hast“, konnte Peter sich nicht verkneifen, dann wandte er sich an Fury. „Wo sind die Anderen? Geht`s ihnen gut?“ Fury deutete auf zwei der größeren Wägen, die Krankentransporter von S.H.I.E.L.D. „Sie werden versorgt. Sind ein wenig durch den Wind. Vor allem, weil sie gerade ihre Fähigkeiten eingebüßt haben. Aber darum wird sich gekümmert. Wir wissen ja jetzt, dass es nicht dauerhaft ist.“ Kurz musterte Fury Peter von oben bis unten. „Wo hat Wilson Sie denn erwischt? Sehen Sie zu, dass Sie in einen der Transporter kommen, damit wir die Kugel rausholen können.“ Peter fuhr sich unbewusst über den Bauch, aber Deadpool übernahm schon das Antworten für ihn, wobei er Peter eine Hand auf die Schulter legte. „Das... wird nicht nötig sein. Bei unserem Seilschwinger hier gibt`s keine Kugel. Der hat... leider... die volle Dröhnung von mir verpasst bekommen. Also... nicht wiederbringbar. Außer vielleicht mit einer echt ekligen Magen-Auspump-Prozedur. Obwohl ich nicht sicher bin, ob das noch was hilft...“ Fury sah so aus, als wollte er spontan seine Waffe ziehen und auf Deadpool schießen. „Sind Sie noch zu retten, Wilson?! Sie haben WAS getan?!“ „Hab ich das richtig verstanden? Unser nicht kalkulierbares Risiko hier hat gerade Spider-Man... eliminiert?“, wollte Iron Man verwirrt wissen. Peter fühlte sich auf einmal ganz schlecht. Er wollte einfach nur nach Hause, schlafen und dann aufwachen und alles wäre wie immer. Deadpool drückte seine Schulter kurz, dann hob er bedauernd die Hände. „Alternativ hätte ich da noch das Ende der Menschheit zu bieten. Oder einen toten Spider-Man nebst Konsorten. Ich glaube, alles in allem... wiegt sich das irgendwie auf, oder?“ Frustriert fuhr Fury sich übers Gesicht. „Das darf doch nicht wahr sein! Sie...“ Er wandte sich an Peter. „Ist das wahr? Hat er Sie das Zeug... einnehmen lassen?!“ Peter senkte den Kopf. „Ich bin... ich kann nicht mehr... Es ist... alles weg...“, sagte er leise, dann zuckte er zusammen, weil Deadpool ihm einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste. „Jap, alles inklusive Frühwarnsystem. Sonst hättest du das jetzt kommen sehen.“ „Wilson! Das ist nicht komisch! Sie haben einen der wichtigsten und stärksten Helden ausgeschaltet! Sind Sie Sich darüber im Klaren?!“ So etwas von Fury zu hören war zwar sehr schmeichelhaft, aber es nutzte Peter nichts. Das machte es auch nicht ungeschehen und er fühlte sich immer unwohler hier so in voller Montur zu stehen. „Ich lach ja auch nicht. Aber die Alternativen hab ich schon aufgezählt“, gab Deadpool zurück. Iron Man hob einen Arm und zielte mit dem Handflächenlaser auf Deadpool. „Ich sag ja schon immer, dass manche Ausrutscher von Mutter Natur, oder Vater Hydra, oder wer da sonst die Finger drin hat, eine kleine oder größere Laserkorrektur benötigen. Geben Sie mir `nen Countdown, Nick? Auf Eins?“ „Kann ich... vielleicht einfach nur nach Hause?“, kam es ganz leise von Peter. „Wer hier wen weglasert, ist mir gerade herzlich egal, aber ich... ich wäre gern... etwas für mich... Ich muss das... erst mal irgendwie... verarbeiten.“ Fury bedeutet Peter, ihm zu folgen. „Auf ein Wort, dann können Sie gehen.“ Dann zeigte er auf Deadpool. „SIE NICHT! Das hat Konsequenzen!“ „Ich will aber keinen Hausarrest oder Taschengeldentzug!“, beschwerte Deadpool sich und zuckte zusammen, weil Iron Man knapp an seinem Kopf vorbei einen Laserstrahl vorbeischoss. „Oh, mein Fehler, das Ding reagiert nur so verdammt empfindlich auf dumme Sprüche. Vor allem, wenn sie nicht von mir kommen“, kommentiere Iron Man dann und zielte wieder direkt auf Deadpool. „Schön da stehenbleiben bis Nick sich was richtig Hässliches für dich ausgedacht hat.“ Fury ging mit Peter ein paar Schritte weiter, dann sah er ihn prüfend an. „Sie haben das also... direkt eingenommen?“ Peter nickte leicht. „Nun, wir wissen, wie man es entfernen kann, wenn es als Geschoss im Körper steckt, aber... wenn Ihr Organismus es aufgenommen hat... Dank dem Netzausfall haben wir keinerlei Daten zu der chemischen Verbindung, wie sie aufgebaut ist, wie sie wirkt, wie man sie notfalls mit einem Gegenmittel versorgen kann... Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch das Wilson zu verdanken haben. Wie auch immer er das angestellt hat.“ Fury seufzte auf. „Na schön, es hilft ja nichts. Wir kümmern uns jetzt um die Anderen. Sie gehen, Parker. Sehen Sie zu, dass Sie vielleicht selbst etwas recherchieren. Dazu stehen Ihnen auch die S.H.I.E.L.D. Labore und Computer offen und zur Verfügung. Vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, Sie wieder hinzukriegen. Kommen Sie einfach morgen vorbei, dann stelle ich Ihnen ein Team zur Verfügung. Ich möchte Sie oder besser gesagt Spider-Man ungern einfach abschreiben.“ Die ganze Zeit über hatte Peter den Boden angestarrt. Was würde wohl passieren, wenn es keine Möglichkeit mehr gab, wieder Spider-Man zu werden? Würde S.H.I.E.L.D. ihn dann ausschalten, weil er 'zu viel wusste'? Aber erst mal wollte er auf jeden Fall versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Das zu erforschen. Mit etwas Glück konnten sie endlich Octavius erwischen, dann sollte der ihn heilen! Oder zumindest seine Forschungsarbeit preisgeben. Apropos Forschungsarbeit und S.H.I.E.L.D. … „Ähm... ja... was das Vorbeikommen angeht... Ich komme so nicht auf den Helicarrier.“ Peter feuerte aufs Geratewohl einen Spinnfaden auf eine Straßenlaterne über ihnen ab und hielt sich einfach locker daran fest. „Die Technik ist willig...“ Er versuchte, nach oben zu greifen und sich wenigstens ein Stück hochzuziehen. „Aber der Körper ist schwach...“, fügte er hinzu, als er sofort abrutschte. Fury sah ihm unzufrieden zu, dann meinte er: „Ich lasse Sie abholen.“ „Das wäre super. Und wo wir gerade von Fahrdienst reden... So komme ich auch nicht wirklich nach Hause. Ich mein... klar, ich kann den Bus nehmen, aber das ist... vielleicht `n bisschen komisch. Und ich muss mich noch irgendwie umziehen, weil ich gerade nicht mehr so einfach durch mein Fenster klettern kann und ich im Kostüm nicht einfach durch die Haustür marschieren will. Okay, ohne Kräfte denken alle wahrscheinlich, ich bin einfach ein normal gestörter New Yorker, aber...“ „Ich habe schon verstanden, Parker. Ich organisiere gleich etwas für...“ „Ich will mich ja nur nochmal entschuldigen! Dann bin ich auch brav!“, tönte da Deadpools Stimme hinter Peter, dann stieß er mit dem Rücken gegen Peters. Er musste wohl rückwärts auf ihn zugegangen sein. Plötzlich spürte Peter Deadpools Hände an seinen Hüften, die an ihm herumtasteten und er wurde unter der Maske automatisch ganz rot. „WADE!“ „Ah, perfekt! Ich begrabsche den Richtigen! Man, das hätte unangenehm werden können, wenn ich jetzt Fury erwischt hätte.“ „Finger weg von ihm und Hände dahin, wo ich sie abschießen kann“, sagte Iron Man, der Deadpool nachgekommen war und noch immer auf ihn zielte. Und auch Fury wurde gleich wieder böse und zog nun doch seine Waffe. „Wilson... Ich habe keine Lust, dass das zur Gewohnheit wird. Spider-Man ist nicht Ihr persönlicher Schutzschild! Wenn Sie Sich schon so eine Sache leisten, dann seien Sie wenigstens Manns genug und stellen sich den Konsequenzen und der Strafe!“ Deadpool legte einen Arm nach hinten um Peters Mitte und drückte ihn an sich. „Ich BIN doch bestraft! Ich hab Spider-Man kaputt gemacht! Aber hey, kleiner Vorschlag zur Güte: Sie pulen jetzt die Kugelreste aus dem Jugendclub und neutralisieren fix mit den Resten das, was sie da oben noch haben.“ Er zeigte mit der anderen Hand nach oben zum Helicarrier. „Und ich übernehme dafür freiwillig die persönliche Betreuung von Nicht-Mehr-Spider-Man.“ Peter versuchte sich loszumachen, aber nicht mal das gelang ihm. Es reichte doch schon, dass Deadpool ihm all seine Fähigkeiten genommen hatte! Musste er ihn jetzt auch wieder als Fluchtplan missbrauchen?! Er hörte, wie Iron Mans Laser lud und sah und hörte auch Fury die Waffe durchladen. „Finden wir beide nicht gut, Wilson“, meinte Fury nur. „Ich wiederhole mich nur sehr sehr ungern, aber... lassen Sie den Jungen los.“ Deadpool stieß einen lauten Seufzer aus. „Das geht aber nicht. Sonst klappt der Zaubertrick mit dem 'Pooof' nicht.“ Auch ohne Spinnensinn klingelten bei Peter sämtliche Alarmglocken, weil er sich hundertprozentig sicher war, dass jetzt wieder etwas kam, das typisch Deadpool war und ihm mit Sicherheit nicht gefallen würde. „Mit dem... was?“, wollte Iron Man noch irritiert wissen, doch da winkte Deadpool nur ganz kurz und drückte auch schon auf den Auslöser des Teleporters an seinem Gürtel. Und dann standen Fury und Iron Man allein da. Peter ging erst mal zu Boden, riss sich die Maske vom Kopf und versuchte, tief durchzuatmen. Gleichzeitig fühlte er sich, als müsste er sich gleich übergeben. Neben ihm ging Deadpool in die Hocke und tätschelte beruhigend seinen Rücken. „Geht gleich vorbei. Die kleinen Strecken hauen nicht so rein, wie Dimensionssprünge. Schön tief Luft holen.“ „W-was... was hast du...“ Peter sah sich völlig verwirrt um und stellte fest, dass sie sich in einem Garten hinter einem Haus befanden. Und dieser Garten kam ihm auch noch bekannt vor. „Wo...“ „Das hier? Der Garten von euren Nachbarn. Die sind eh nie da und da fällt`s keinem auf, wenn hier ein paar Typen im Kostüm rumhängen. Von hier aus komm ich dich auch immer besuchen. Weil mich da keiner sieht und keiner aufhält. Und von den Büschen aus kann man direkt zu deinem Fenster... ah halt, warte, das brauchst du nicht wissen.“ Langsam setzte Peter sich auf und fuhr sich durchs Haar. „Wie hast du... Wie konntest du...“ Deadpool tippte an seinen Gürtel. „Ist um einiges cooler als der Allzweckgürtel von Batman. Marvel hat`s einfach besser drauf als DC.“ Peters Blick sprach Bände, nämlich, dass er Deadpool mal wieder überhaupt nicht folgen konnte. Der winkte aber eh schon ab. „Vergiss es, ich kann`s dir eh nicht erklären. Ich kann teleportieren. Ist super. Das war`s. Und jetzt bring ich dich in dein Zimmer und seh zu, dass ich Land gewinne, bevor mich die Rache der Rächer trifft. Huh, dabei hab ich heute gar nichts richtig Böses gemacht.“ Deadpool stand auf und hielt Peter die Hand hin, die der mehr automatisch ergriff und sich aufhelfen ließ. „Geht`s? Dann darfst du jetzt ganz ungrazil über den Zaun klettern.“ Damit stellte Deadpool sich an den Gartenzaun und machte eine Räuberleiter für Peter. „Oh Gott, das ist gerade so furchtbar falsch...“, murmelte der und hatte das Gefühl, er sah aus wie der letzte Idiot, als er mit Deadpools Hilfe über den Zaun kletterte. Zum Glück war es mittlerweile doch schon spät und fast dunkel. So sah ihn hoffentlich wenigstens keiner dabei. Auf der anderen Seite landete er ziemlich unsanft halb in Tante Mays Blumenbeeten, ehe er sich stolpernd fing. Deadpool landete kurz nach ihm schon um einiges stilvoller neben ihm auf dem Boden. Dann sah er Peter kurz nur an. „Was... ist?“ Peter machte es allein schon ganz nervös, dass er nur so unscharf sah und deshalb nicht genau erkennen konnte, wie jemand ihn ansah, oder ob überhaupt. „Ich stell nur gerade fest, dass du jetzt echt nur ein Kind bist. Awww, ich weiß nicht, ob ich das total süß finde, oder ob ich deswegen so ein schlechtes Gewissen bekomme, dass ich dich ab sofort in Ruhe lasse. Ich meine, ich fahr total auf Spider-Man ab. Aber ohne den Spidey-Teil... macht mich das wohl doch zu einem Perversen, wenn ich dich weiter anbaggere, oder?“ Peter stieß einen genervten Laut aus und fuhr sich übers Gesicht. „DAS ist alles, was dich gerade beschäftigt?! Ich kann dich beruhigen, du warst schon immer ein Freak! Und jetzt hilf mir da rauf! Und dann will ich dich nicht mehr sehen! Du weißt ja gar nicht, was du getan hast! Oder?! Dass du mir einen Teil meines Lebens weggenommen hast! Den vielleicht wichtigsten Teil meines Lebens!“ Peter war selbst überrascht über seinen plötzlichen Ausbruch, aber je mehr er Deadpool an den Kopf warf, desto klarer wurde ihm gerade selbst, was passiert war und was das für ihn bedeutete. „Ich bin was Besonderes! Ich habe mehr Kraft als viele andere Helden! Ich helfe den Leuten! Ich leite die jungen Helden! Wenn S.H.I.E.L.D. ein Problem hat, dann rufen sie MICH! Ich habe schon doppelt so viele Böse hier auf dieser Welt aufgehalten und bekämpft, wie Iron Man und Thor zusammen! Und ich bin nicht mal halb so alt wie die! Mit jedem Tag werde ich besser und stärker und schneller und helfe jede Woche mehr Menschen!“ Zornig schüttelte Peter den Kopf. „Nein! Warte! Das HABE ich gemacht! Aber das kann ich ja jetzt nicht mehr! Dank DIR!“ „Wow, hey! Moment! Das lasse ich mir jetzt aber nicht vorwerfen!“, protestierte Deadpool sofort. „Wär`s dir lieber gewesen, ich hätte dir eine Kugel durch den Kopf gejagt?“ Peter spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. „Du hattest aber auch die anderen Kugeln! Du hast die anderen auch angeschossen und es hat gereicht! Wieso hast du ausgerechnet MICH das Zeug schlucken lassen?! Wieso hast du dieses Mal beschlossen, dass du bei mir die schmerzlose Variante wählen musst?!“ Er schluchzte kurz auf und schlug mit der Faust gegen Deadpools Brust. „Warum musstest du ausgerechnet MEIN Leben kaputt machen?!“ Erneut holte er aus, aber Deadpool hielt mühelos seine Hand fest. „Jetzt halt aber mal die Luft an! Wenn du`s genau wissen willst, ich hatte ganz genau vier Kugeln und die eine Kapsel. Dass die funktioniert, war `ne todsichere Sache. Das dürfte dir spätestens jetzt auch klar sein. Dass die Kugeln sicher funktionieren, war mir aber nicht klar. Und jetzt darfst du mal nachzählen und scharf nachdenken. Hätte ich mit einer Kugel festgestellt, es reicht nicht, dann wäre die Option gewesen, die restlichen zu benutzen oder sogar noch zusätzlich die Kapsel. Und dann wäre für die restlichen Bälger nichts mehr übrig gewesen. Und es hätte mindestens einer sterben müssen!“ „Und wenn die Kugeln versagt hätten?! Dann wäre es dir egal gewesen, dass man die anderen im schlimmsten Fall hätte töten müssen?! Hauptsache bei mir gehst du auf Nummer sicher?!“ Peter holte mit der anderen Faust aus, aber auch die fing Deadpool ab. „Schluss jetzt! Hör auf damit!“ Deadpool drückte Peters Arme nach unten und zog ihn gleichzeitig zu sich. „Du hast Fury doch gehört und es selber gesagt: Du bist einer der Stärksten. Die anderen hätten deine Avengers schon gepackt. Aber... wenn du es wirklich genau wissen willst... ja. Ja, ich wollte nicht feststellen müssen, dass es nur die Alternative gibt, dich umzubringen. Mir ganz gleich, ob du mich dafür wieder hasst, aber ja, deine Truppe ist mir egal. Und tu jetzt ja nicht überrascht. Du kennst mich langsam gut genug. Aber nur, damit du mir jetzt nicht vorwerfen kannst, ich wäre ein Mörder ohne Gewissen: Ich hätte mir an ihnen nicht die Finger schmutzig gemacht. Das hätten deine noblen Avengers schon erledigt, glaub mir. Ich töte keine Kinder.“ Noch immer hatte Peter die Fäuste geballt, seine Hände zitterten und er versuchte, sie freizubekommen, um Deadpool noch mehr Schläge zu verpassen. „Du hast alles zerstört, was ich hatte! Jedes Bisschen, das mich zu etwas Besonderem gemacht hat!“, schrie er ihn an und konnte die Tränen nun doch nicht länger zurückhalten. Statt etwas zu antworten, zog Deadpool ihn einfach nur gegen sich, legte einen Arm fest um ihn und drückte mit der anderen Hand Peters Kopf gegen seine Schulter. Zwar wehrte Peter sich sofort, hatte aber keine Chance, sich zu befreien. Auch deswegen schluchzte er vor Wut wieder auf. „Du kleiner Blödmann. Als ob du nur als Strumpfhosenträger was Besonderes bist! Ja, okay, niemand trägt mehr freiwillig als Mann so was extrem Körperbetontes, das macht dich vielleicht doch ein bisschen besonders.“ Peter konnte nicht mal selbst sagen, ob der nächste Laut, den er ausstieß, ein erneutes Schluchzen oder sogar ein so etwas wie ein Lachen war. „Du bist doch ein kleines Allround-Talent“, fuhr Deadpool fort. Dann spürte Peter, wie Deadpool den Kopf so drehte, dass er ihm direkt leise ins Ohr reden konnte. „Pass auf, Spoiler-Alarm, hier kommt was fürs Herz und eine kleine Komplimente-Welle, extra für dich...“ Peter schauderte kurz auf und versuchte seinen eigenen Kopf mehr wegzudrehen. „Du bist der klügste Junge, den ich kenne. Du bist ein verdammtes Genie. Du bist anständig. Du kümmerst dich um andere. Du würdest nie einen Freund hängen lassen, nicht mal einen Nicht-Freund, wenn er deine Hilfe braucht. Und das alles tust du doch genauso ohne den dummen Anzug. Oder etwa nicht?“ Das zu hören tat schon irgendwie gut. Darum stand Peter auch nicht mehr ganz so verkrampft und steif da, sondern ließ sich das Festhalten nun doch gefallen. Trotzdem konnte er noch nicht ganz zu weinen aufhören und lehnte sich nun selbst mehr gegen Deadpool und in die Umarmung. „Aber ich will nicht wieder dahin zurück, wo ich vorher war! Ich bin dann ein Niemand. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann auch nur mit einem der anderen noch befreundet sein werde. Wenn ich... nicht mehr dazugehöre... Was sollen die dann noch mit mir?“ Deadpool strich ein paar mal durch Peters Haar und über seinen Rücken. „So ein Unsinn! Aber wenn es wirklich so ist, dann sollte es dir egal sein! Dann sind das keine Freunde! Wenn sie nicht zu dir halten, wenn du mal nicht den Erwartungen entsprichst. Siehst du, darum hab ich überhaupt keine Freunde. Ich entspreche nämlich nie den Erwartungen. Und das kommt nicht gut an.“ So langsam beruhigte Peter sich wieder und drückte gegen Deadpool. „Lass los.“ Der ließ zwar locker, gab ihn aber noch nicht ganz frei. „Wieder gut?“ Fahrig wischte Peter sich über die Augen und die Wangen. „Für die Nummer streiche ich dich mit sofortiger Wirkung von der 'Freundschaftsanfrage bestätigen' Warteliste, Wade! Nur damit du`s weißt! Ich möchte dich am liebsten immer noch einfach gepflegt gegen die Wand klatschen!“ „Oookay... Den schreib ich auf deine Haben Seite, gleich nach 'wo runter werfen'.“ Peter sah zu seinem noch immer offen stehenden Zimmerfenster hinauf. „Hilfst du mir da jetzt rauf? Oder legst du es auch noch drauf an, dass ich meiner Tante Rede und Antwort stehen muss, wenn sie von den Nachbarn darauf angesprochen wird, dass ich mir Typen auf Kostümpartys aufreiße für ein nächtliches Stelldichein hinterm Haus? Dann bist du nämlich ein für alle mal unten durch bei mir, wenn du mir auch noch meinen guten Ruf als Peter Parker ruinierst.“ „Das zählt doch nicht mal ansatzweise als Stelldichein!“, klang Deadpool ganz amüsiert. „Das kriegt so ja noch nicht mal eine 'Freigabe erst ab 6 Jahren' Plakette.“ Mit einer Hand griff er Peters Kinn und lehnte sich zu ihm, den anderen Arm behielt er weiter um seine Mitte gelegt. „Ah, da fällt mir ein, ich hatte ja noch ein wichtiges Kompliment vergessen...“ Sofort wurde Peter ganz rot und versuchte, Deadpool wegzudrücken. „L-lass gut sein, die anderen reichen mir schon! Kleine Depriphase ist schon überwunden, also stürz mich bitte nicht in eine Phase, wo ich dann vor lauter Wade-Albträumen nicht mehr schlafen kann!“ „Wenn du Albträume von mir kriegst, hab ich aber echt was falsch gemacht... wo ich mir so eine Mühe gebe, in deinen hübschen kleinen Kopf zu kommen. Das ist übrigens das Kompliment. Für einen Niemand bist du viel zu hübsch.“ Peter versuchte sich mehr nach hinten und von Deadpool weg zu lehnen. „Nur zu deiner Info, du wirst schon wieder ungut aufdringlich. Wenn ich jetzt laut sage, du sollst das lassen, dann zählt das ab jetzt als sexuelle Belästigung von Schutzbefohlenen!“ Noch etwas mehr lehnte Peter sich zurück, als Deadpool ihm wieder näher kam, dann ließ Deadpool ihn aber unvermittelt los und Peter fiel nach hinten um, wo er erst mal etwas perplex auf dem Boden liegen blieb. „Was zum... Wade!“ „Nein, nein, du hast recht. Das ist ungut. Du trägst zwar noch das Kostüm, aber du kannst mich nicht mehr schlagen. Dann ist es nicht das Selbe. Du bist zwar süß, aber ich fürchte, ich muss dich friendzonen, wenn ich nicht das Komplettpaket mit Spidey bekomme. Spidey ist nämlich leider der Heiße von euch beiden“, meinte Deadpool nur ganz lässig. Dafür sah Peter ihn etwas sprachlos an. „Du bist so ein... Gerade hältst du mir einen Vortrag darüber, dass ich immer noch der Selbe bin und dann drückst du mir SO EINS rein?!“ So ganz klar war Peter gerade nicht, warum er sich eigentlich beschwerte. Dabei hätte er doch froh sein können, wenn Wade ihn endlich mit den Anmachen in Ruhe ließ. Aber... es störte ihn irgendwie. Schnell rappelte er sich auf und schoss dann selbst einen Spinnfaden auf eine Stelle knapp über seinem Zimmerfenster. „Was denn? Zählt 'du bist süß' nicht?“ Peter versuchte, Deadpool zu ignorieren und alleine die Wand hochzuklettern, scheiterte aber kläglich, weil ihm der gewohnte Halt fehlte. „Soll ich dir helfen? Sieht so aus, als wäre im Sportunterricht Seilhochklettern nicht mehr auf dem Lehrplan, was?“ „Ich schaff das alleine!“, knurrte Peter und startete drei weitere Anläufe, kam aber bei jedem Versuch weniger weit, weil seine Arme keine Kraft mehr hatten. Deadpool sah erst nur mit verschränkten Armen dabei zu, dann stellte er sich neben Peter. „Letztes Angebot. Halt dich fest, dann bring ich dich hoch. Oder du setzt dich vor die Haustür und wartest auf deine Tante, damit sie dich reinlässt.“ Etwas widerwillig schüttelte Peter den Kopf. „Nein... ja... okay... von mir aus.“ Er hielt sich wie schon zuvor auf dem Hausdach an Deadpool fest, der griff sich das Spinnseil und begann mit dem Aufstieg. „Puh... rauf... ist härter... als runter...“, meinte Deadpool und keuchte angestrengt, dann hatten sie aber doch das Fenster erreicht und Peter kletterte nach drinnen. Deadpool blieb noch auf dem Fensterbrett sitzen. „Wirf dein Spidey-Zeug aber ja nicht weg!“, mahnte er. „Schenk es lieber mir. Oder verkauf es wenn dann auf Ebay.“ Peter zupfte an seinem Anzug. Ihm kam das immer noch wie ein schlechter Traum vor. Nie mehr Spider-Man. „Hey, kuck bitte nicht so. Ich fühl mich schon schlecht, ehrlich. Sogar schlechter als beim letzten Mal, als ich dich abstechen musste. Das kommt wieder in Ordnung. Ich mach das wieder gut, versprochen.“ Schon wurde Peter wieder wütend. „Wieder gut?! Wie willst du das wieder gut machen?! Oder hast du in deinem Zaubergürtel zufällig noch `n paar radioaktive Spinnen? Nein? Dann sag nicht so was Blödes!“ Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Schon gut, ganz ruhig, Tiger. Ich will dich nicht provozieren. Ich wollte nur nett sein.“ „Kannst du dir sparen. 'Nett' brauch ich jetzt nicht. Nicht von DIR! Also geh und lass mich in Ruhe. Ich muss... nachdenken... Geh und... zerstör zur Abwechslung mal ein anderes Leben!“ Ganz betroffen legte Deadpool sich eine Hand an die Wange. „Du bist mir jetzt aber nicht beleidigt, weil ich gesagt habe, nur Spider-Man ist heiß, oder?“ Von Peter kam nur ein völlig genervtes: „Wade...“ „Das hast du dann nämlich falsch verstanden“, fuhr der aber einfach unbeirrt fort. „Auf Spidey steh ich einfach nur wie verrückt. Und auch wenn das nicht meinem traditionellen Beuteschema entspricht, könnte ich mir durchaus vorstellen auf meine Wenn-ich-könnte-würde-ich-Liste 'Spider-Man flachlegen' zu setzen.“ Peter zuckte zurück und merkte, wie er schon wieder rot anlief. „Okay, das reicht, hau ab!“ „Halt! Warte! Ich bin aber noch nicht fertig! Jetzt kommt doch noch das Beste!“, beeilte Deadpool sich zu sagen. „Der Parker-Teil!“ „Nein, Wade! Einfach NEIN!“ Schnell ging Peter zu ihm und versuchte, ihn durch das Fenster nach draußen zu schieben. Aber Deadpool packte seine Hand und zog ihn schon wieder zu sich. „Der Parker-Teil ist aber wirklich gut. Peter Parker ist nämlich der, den ich total süß finde. Ja, Spidey ist eeecht heiß. Aber Peter Parker würde ich heiraten.“ Erst sah Peter Deadpool nur mit großen Augen und knallroten Wangen an, dann gab er ihm unvermittelt und ohne Nachdenken einen Schubs, so dass Deadpool rückwärts aus dem Fenster fiel und unten hart auf dem Boden aufschlug. Peter sah gleich nach unten, aber Deadpool ließ schon einen Schmerzstöhner hören und sagte dann mit leicht vor Schmerz verzerrter Stimme: „Alles klar... okay... ich liebe dich trotzdem noch... oder gerade deshalb... autsch... Das war das Rückgrat... und mindestens das zehnte gebrochene Herz in 7 Kapiteln...“ Das würdigte Peter lieber keiner Antwort mehr, stattdessen schlug er das Fenster zu. Und dann setzte er sich mitten in seinem Zimmer, mitten in dem Chaos, dass er am Nachmittag noch darin veranstaltet hatte, auf den Boden. Jetzt war alles vorbei. Er hatte seine Kräfte verloren. Ex-Spider-Man. S.H.I.E.L.D. würde ihn fallen lassen. Seine Teamkameraden mit Sicherheit auch. Er war kein Held mehr. Er war... nichts mehr. Einfach nur Peter Parker, der freundliche Nerd von nebenan. Und alles, was ihm zu bleiben schien... war sein Stalker Deadpool. Na das waren ja schöne Aussichten... Kapitel 11: Essen gut, Alles gut -------------------------------- „Guten Morgen, Tante May. Und? Wie war`s gestern?“ „Guten Morgen. Ach, es war wirklich lustig. Darum ist es auch so spät geworden. Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt, als ich heimgekommen bin. Aber es war so oder so gut, dass es länger gedauert hat. Hast du mitbekommen, was gestern in der Stadt los war? Da muss stundenlang alles gesperrt gewesen sein, es kam in fast allen Nachrichten. Furchtbar. Da muss man ja bald Angst haben, auf die Straße zu gehen!“ Peter setzte sich an den Küchentisch und sah seiner Tante dabei zu, wie sie sich einen Kaffee machte. „Ja, ich hab... es mitbekommen. Zum Glück warst du am anderen Ende der Stadt.“ „Warst du noch lange auf gestern? Kann man dein Zimmer gefahrlos betreten, ohne auf eins deiner Bücher zu treten?“, wollte seine Tante mit einem kleinen amüsierten Unterton wissen. „Keine Sorge, ich hab aufgeräumt. Alles sauber.“ Tante May drehte sich zu ihm um. „Schön. Danke. Oh! Heute keine Kontaktlinsen?“ Peter hatte seine alte Brille auf. Ihm blieb ja nichts anderes übrig, wenn er etwas sehen wollte. Seine Tante und auch sein Onkel hatten ihn immer mit Brille gekannt. Dann war das mit dem Spinnenbiss passiert. Und er hatte erzählt, dass er angefangen hatte, Kontaktlinsen zu tragen. Im Bad hatte er immer einen leeren Behälter und Linsenflüssigkeit stehen, daneben lag seine Brille, damit es glaubhaft war. Er hatte ganz vergessen, wie nervig Kurzsichtigkeit war. Kurz rückte er seine Brille zurecht. „Ja, nein. Die wollten heute nicht. Hatte gestern ein bisschen was im Auge“, murmelte er. May setzte sich auch an den Tisch und schmunzelte. „Zuviel Staub aufgewirbelt beim Putzen? Und, hast du schon Hunger? Sollen wir uns fertig machen und brunchen gehen?“ Unbewusst fuhr Peter sich über den Bauch. Er fühlte sich ganz komisch. Ihm war ein kleines bisschen übel, aber gleichzeitig hatte er auch Hunger. Das Abendessen war gestern ja zwangsläufig ausgefallen und nach der ganzen Sache hatte er einfach keinen Hunger mehr gehabt. Darum und auch, um seine Tante nicht zu beunruhigen und weil er hoffte, so wenigstens kurzfristig auf andere Gedanken zu kommen, nickte er. Seine Tante schien aber doch zu merken, dass ihn etwas beschäftigte. „Peter? Ist es immer noch wegen gestern? Die Sache mit uns ist schon vergessen. Ehrlich. Oder ist es noch wegen dem Streit, den du mit Sam hattest?“ Sie griff über den Tisch hinweg nach seiner Hand und drückte sie kurz. „Ihr vertragt euch schon wieder. Das ist doch bestimmt nichts, worüber ihr nicht irgendwie reden könnt, oder?“ „Mmmh... ja, es ist wegen gestern. Ich gehe später und treffe mich nochmal mit den anderen. Um... alles zu regeln. Hoffe ich...“, meinte Peter nur. Erstens wollte er sehen, ob es den anderen gut ging und zweitens musste er versuchen, etwas über das Mittel raus zu finden und sich, wenn irgendwie möglich, selbst zu kurieren. „Du bist aber nicht noch böse?“, fragte May nach. „Nicht auf Sam.“ Tante May schüttelte den Kopf. „Peter Parker, hör gefälligst auf, dich mit deinen Freunden zu streiten! Du weißt doch, wie wichtig Freunde sind. So und jetzt ab mit dir, mach dich fertig, dann gehen wir. Mit einem richtig guten Essen fühlst du dich gleich besser. Dann kannst du besser nachdenken und hoffentlich normal mit deinen Freunden über alles, was vorgefallen ist, reden.“ Peter seufzte laut auf, dann nickte er aber. „Okay, Tante May. Ich verspreche, mit meinen Freunden streite ich nicht mehr. Nur mit 'Nicht-'Freunden. Und nur, wenn es wirklich wirklich gerechtfertigt ist.“ „Peter! Du streitest mit niemandem! Und jetzt ab mit dir!“ Leicht grinsend verzog Peter sich zurück in sein Zimmer. Er hatte tatsächlich den Rest des letzten Abends und die halbe Nacht damit verbracht, sein Zimmer aufzuräumen. So hätte seine Tante das niemals sehen dürfen. Wie hätte er ihr das Chaos erklären sollen? Obwohl das ja jetzt keine Rolle mehr spielte. Es gab ja nichts mehr, dass er vor ihr verheimlichen musste. Kurz musste er schwer schlucken, dann sah er zu, dass er sich etwas Ordentliches anzog und sich fertig machte. Vielleicht lenkte ihn das wirklich ab und später sollte sich das S.H.I.E.L.D. Team richtig reinhängen. Außerdem musste er noch nach den anderen sehen. Hoffentlich hatte Deadpool nicht gelogen und er hatte sie wirklich nur minimal verletzt. Als Peter wieder nach unten kam, wartete seine Tante schon auf ihn. Er schlüpfte in seine Turnschuhe und zusammen machten sie sich auf den Weg in eins von Tante Mays Lieblingslokalen. Dort konnte man sich so oft am Buffet bedienen, wie man wollte und das Essen war richtig gut. Als Peter dann die ersten Bissen zu sich genommen hatte, merkte er doch, wie viel Hunger er hatte. Und es tat auch gut, nicht Zuhause zu sitzen. Dann musste er nicht so viel nachdenken. Gerade ging seine Tante sich eine zweite Portion holen, da sagte jemand direkt hinter Peter: „Ich hätte nie gedacht, dass es möglich wäre, dass du NOCH hübscher wirst, aber da hab ich dich auch noch nicht mit Brille gekannt. Da krieg ich ja glatt `nen Zuckerschock davon, wie süß du damit aussiehst.“ Peter zuckte heftig zusammen und wurde rot, dann drehte er sich mit einem Ruck um und sah Wade am Tisch direkt hinter sich sitzen und ihn angrinsen. „Wade! Was tust DU denn hier?! Wieso verfolgst du mich schon wieder?! Hast du nicht schon genug angerichtet?!“, zischte Peter ihm zu und versuchte, seine Stimme zu dämpfen, weil er nicht wollte, dass das ganze Restaurant auf sie aufmerksam wurde. Wade zog seine Baseballkappe zurecht, über die er auch noch die Kapuze des dunklen Hoodies gezogen hatte, den er trug, damit man ihm ja nicht sofort ins Gesicht blicken konnte. „Ich esse hier. Das Brunchbuffet hier ist das Beste in der Stadt. Finde ich. Und deine Tante anscheinend auch. Ganz zu meiner persönlichen Freude.“ Jetzt sah Peter ihn sogar fast böse an. „Wage es ja nicht und belästige mich hier vor ihr! Ich will nicht, dass meine Tante das mitbekommt!“ „Dass ich was mitbekomme?“ Erneut zuckte Peter zusammen und fuhr herum. Seine Tante nahm gerade wieder ihm gegenüber Platz und sah neugierig in Wades Richtung. „Hast du einen Bekannten getroffen, Peter? Willst du uns nicht vorstellen?“ Beinahe entsetzt sah Peter kurz zwischen ihr und Wade hin und her. „W-was? N-nein, das... wir.. Er ist eigentlich kein... Wir...“, stotterte er drauf los, aber da übernahm Wade einfach selbst. „Wahrscheinlich ist es ihm nur unangenehm, mit mir gesehen zu werden. Oder er will mich nicht in die Verlegenheit bringen, dass ich angestarrt werde, oder anderen Leuten das Essen verderbe. Das würde ich nämlich wirklich nur sehr ungern. Also lassen Sie Sich nicht stören. Peter und ich sehen uns sicher früh genug wieder. In der... Arbeit.“ „So ein Unsinn!“, widersprach Tante May sofort. „Wieso sollten Sie uns das Essen verderben? Und wenn Sie ein Freund von Peter sind, dann setzen Sie Sich doch zu uns“, bot sie dann einfach an, woraufhin Peter erst ganz blass und dann wieder rot wurde. „Tante May. Bitte... Du hast doch gehört, er will das nicht...“ „Peter! Sei nicht so unhöflich. Du tust ja gerade so, als würdest du dich schämen, mich deinen Freunden vorzustellen.“ Sie stand auf und deutete ausgerechnet auf den freien Stuhl neben Peter. „Also... bitte. Sie arbeiten mit Peter bei einem seiner Schüler- oder Studentenjobs zusammen?“ „Wir sind keine Freunde... mehr...“, nuschelte Peter mehr zu sich selbst und hätte Wade für das kleine amüsierte Grinsen, das er ihm zuwarf, als er zu ihnen an den Tisch kam, am liebsten getreten. Wade streckte seiner Tante die Hand entgegen, die diese ohne zu zögern ergriff und drückte, ohne sich am Aussehen zu stören. „May Parker.“ „Wade Wilson. Freut mich sehr, Mrs. Parker. Von Peter habe ich ja schon eine Menge über Sie gehört. Nur Gutes natürlich.“ Er setzte sich neben Peter und auch May nahm wieder Platz. „Tja, Peter redet ja eher selten über Freunde oder Kollegen. Aber... ohne indiskret sein zu wollen... Ich nehme an, Sie kennen sich über die Oscorp Corporation?“ Wade tippte sich an die Wange. „Wegen der Hautgeschichte? Mh, ja Oscorp forscht da an ein paar echt guten Sachen und die brauchen immer Probanden für ihre Heilmittel. Da haben wir uns zwar nicht kennengelernt, aber über... den ein oder anderen Mitarbeiter. Da hatten wir schon ein paar mal mehr miteinander zu tun. Oh und keine Sorge, ich bin nicht ansteckend. Aber ich verstehe auch, wenn jemand mir beim Essen nicht unbedingt gegenüber sitzen will.“ Sofort schüttelte May den Kopf. „Ach was! So oberflächlich sind die Parkers nicht! Es ist doch nicht wichtig, wie jemand aussieht. Da zählen ganz andere Dinge.“ Wade musste schon wieder grinsen. „Ja... so was in der Art habe ich von Peter auch schon gehört... Da weiß ich ja jetzt, wo er seinen Anstand her hat.“ Peter hatte die Finger im Schoß verschränkt und starrte ganz angestrengt darauf. Hier wurde gerade einer seiner Albträume wahr. Deadpool an einem Tisch mit seiner Tante May. Hoffentlich verplapperte er sich nicht. Aber Wade hatte anscheinend ausnahmsweise nicht vor, ihn total bloßzustellen. Er führte einen dermaßen charmanten Smalltalk mit seiner Tante, dass Peter sich fragte, ob da überhaupt der echte Wade neben ihm saß. Nur er selbst brachte keinen Ton raus und kam sich wie ein dummes Kind am Erwachsenentisch vor. Irgendwann stand May nochmal auf, um sich einen weiteren Kaffee zu holen. Das nutzte Wade sofort aus, um mit dem Stuhl näher zu Peter zu rutschen. „Hey, ist das nicht toll? Ich lerne deine Familie kennen und deine Tante mag mich!“ Dafür verpasste Peter ihm einen Tritt unter dem Tisch. „Wehe, du sagst irgendwas komisches oder blamierst mich!“ „Au! Was hast du für ein Problem? Ich zeig mich doch schon von meiner fast besten Seite. Meine beste Seite ist meine Deadpool-Seite. Aber die ist für dich allein reserviert.“ Peter rieb sich über die Schläfen und dann über die Nasenwurzel. „Wade... Bitte... Kannst du nicht einfach gehen? Ich... kann das gerade nicht... Ich kann dich... gerade einfach nicht mehr sehen.“ „Aber ich hab mein Essen schon bezahlt. Und wenn du mich nicht mehr sehen kannst, dann solltest du deine Brillenstärke kontrollieren lassen. Vielleicht...“ Kurz stockte er. „Oh... das meinst du aber nicht, oder? Sag mal, ganz ehrlich, würdest du mich dafür hassen, wenn es jetzt wirklich vorbei wäre mit Netzen und Schwingen und bösen Jungs auf die Finger hauen? Wäre das für dich ein Weltuntergang?“ Erst sah Peter Wade nur an, dann wandte er den Kopf und senkte den Blick. „Ich... weiß nicht... aber, ich glaube...“ Seine Stimme wurde ganz leise. „...ja.“ „Oh man, Parker...“ Kurz wurde Peter rot, als Wade eine Hand einfach auf seinen Oberschenkel legte und er schlug ihm schnell auf die Finger. „Lass das! Finger weg!“ „Hey! Au! Ich sagte 'bösen Jungs'! Nicht MIR! Ich wollte dir doch nur sagen, dass ich froh bin...“ In dem Moment setzte May sich wieder zu ihnen und Peter sah Wade nur scharf an. Gleichzeitig war er plötzlich richtig wütend. Froh?! Der Idiot war auch noch froh, wenn er ihn unglücklich machen konnte?! Doch da meinte Wade auf einmal: „Mrs. Parker, es hat mich sehr gefreut, aber ich muss leider schon los. Dringende... Termine. Danke für diesen außerordentlich netten Brunch.“ Er stand auf und legte Peter die Hände auf die Schultern, woraufhin der sich sofort verspannte. „Sie haben einen echt tollen Jungen. Ich hab noch nie einen so anständigen Kerl kennengelernt. Er ist was ganz Besonderes und ich bin froh, dass er mein Freund ist und ich zumindest hin und wieder mit ihm arbeiten kann.“ Peters Tante lächelte, während Peter selbst das Gefühl hatte, er müsste gleich durch den Fußboden schmelzen, so warm war ihm gerade. „Wie lieb von Ihnen. Ich habe mich auch sehr darüber gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Und es ist schön zu wissen, dass Peter sich draußen benimmt.“ Jetzt konnte Peter wieder förmlich hören, wie Wade grinste, als er das Nächste sagte. „Zumindest meistens. Manchmal ist er ein bisschen frech. Aber ich glaube, alle Teenager sind so.“ Er wuschelte Peter durchs Haar und der konnte sich nur mit viel Anstrengung eine Beleidigung verbeißen und sich davon abhalten, nach Wade zu schlagen. „Das verwächst sich. Also dann, vielleicht sehen wir uns ja nochmal wieder, Mrs. Parker.“ Wade deutete eine kleine Verbeugung an, wandte sich zum Gehen, hielt dann aber nochmal inne. „Ah ja! Eins hab ich noch vergessen!“ Er lehnte sich nah zu Peter. „Was ich vorher sagen wollte: Ich bin froh, dass das Mittel, das dir soviel Kopfzerbrechen bereitet, in Wirklichkeit doch ganz harmlos ist.“ Sofort fuhr Peter herum und starrte Wade an. „Was?!“ „Na du weißt schon, das 'Problem', über dem du in der 'Arbeit' brütest. Die Lösung ist eigentlich ganz simpel. Säuren und Laugen. Egal welche. Reichen sogar die von Magen und Darm.“ Er zwinkerte Peter zu und der konnte ihn nur weiter völlig entgeistert anstarren. „Was...?!“, wiederholte er nur nochmal ganz perplex. „Ja, dauert zwar `n bisschen, sagen wir mal... 24 Stunden? Aber dann löst sich das Zeug in komplett harmlose Bestandteile auf.“ Wade tippte sich an seine Kappe. „Also dann, wir sehen uns. Sag den anderen und vor allem Nick schöne Grüße.“ Damit hob Wade nochmal die Hand zum Gruß in Mays Richtung und lächelte sie an und May erwiderte das Lächeln und winkte ihm kurz nach. Nur Peter sah ihm hinterher, als hätte Wade ihn gerade vor seiner Tante und den gesamten Restaurantbesuchern enttarnt. „Was hast du denn, Peter? Habt ihr gerade ein wichtiges Experiment am Laufen? Also ich finde, du kannst mir ruhig öfter deine Arbeitskollegen und Freunde vorstellen, wenn sie so sympathisch sind. Wirklich schade, dass es oft die Guten mit schweren Schicksalen treffen muss. Aber ich bewundere, wie locker er damit umgeht, dass er nicht so normal aussieht, wie andere“, redete May einfach unbekümmert drauf los. Aber Peter hörte gar nicht richtig hin. Die 'Guten'. Na klar. Ausgerechnet. Aber was Wade ihm da gerade gesagt hatte... Konnte das tatsächlich sein? Löste sich alles von alleine auf und er war schon morgen wieder ganze der Alte? Also... der alte neue Peter von nach der Mutation durch den Spinnenbiss? Oder besser gesagt... war er dann wieder Spider-Man? Bei Gott, wenn Wade ihn anlog, würde er ihn schlagen! Und wenn er die Wahrheit sagte... dann auch! Dann erst recht, weil er sich so dermaßen den Kopf über sein Leben und alle Wenn und Aber zerbrochen hatte für Nichts und wieder Nichts! Peter versuchte noch, für den Rest des Essens so gut es ging seiner Tante heile Welt vorzuspielen, auch wenn er jetzt mehr denn je darauf brannte, an Bord des Helicarriers zu gelangen, um zu überprüfen, ob Wades Aussage stimmte. Dann war es endlich soweit und sie fuhren zurück, wo Peter nur noch auf einen Anruf und den versprochenen Abholdienst von S.H.I.E.L.D. wartete. Und noch während er unruhig in seinem Zimmer auf und ab lief, musste er sich ein ums andere Mal über die Augen reiben, weil er das Gefühl hatte, seine Sicht verschlechterte sich plötzlich noch mehr. Am Ende machte dieses Zeug alles nur noch viel schlimmer, statt dass es sich, wie Wade behauptet hatte, langsam zersetzte. Erneut fuhr er sich über die Augen, nahm dann endgültig die Brille ab und versuchte, die nochmal zu putzen. Aber als er gerade die Gläser an seinem Oberteil rieb, stockte er plötzlich. Dann hielt er sich die Hand vor die Augen. Deswegen hatte er also das Gefühl, er sah schlechter! Weil er nicht schlechter, sondern sogar wieder etwas besser sah! Und da störte die Brille natürlich, weil die Stärke nicht passte! Schnell griff er sich sein Handy und kontaktierte nun selbst S.H.I.E.L.D., um einen Treffpunkt auszumachen, wo sie ihn abholen konnten. Mehr automatisch zog er seinen Spider-Man-Suit unter seine Sachen an, dann schnappte er sich sein Skateboard und seinen Rucksack und lief nach unten. „Tante May! Ich treff mich jetzt mit den anderen! Bin zum Abendessen wieder da!“, rief er noch, dann verließ er das Haus, sprang auf sein Skateboard und machte sich schnell auf den Weg zu einer Seitenstraße, von der aus er auch sonst oft als Spider-Man startete, weil er dort unbeobachtet war. Schnell verstaute er seine Kleidung in seinem Rucksack, versteckte das Skateboard und zog sich die Maske über, damit S.H.I.E.L.D. ihn als Spider-Man abholen konnte. Seinen Rucksack nahm er mit, sicherheitshalber hatte er auch seine Brille dort eingesteckt, denn gerade musste er die Augen wieder ziemlich zusammenkneifen und erkannte trotzdem kaum etwas. Er schickte noch eine Nachricht an S.H.I.E.L.D., damit sie ihn orten konnten und dann tauchte auch schon einer der kleineren Quinjets auf, um ihn einzusammeln. Auf dem Helicarrier angekommen, fühlte Peter sich ganz komisch, so als würde er nicht dazugehören. Und wenn das mit seinen Kräften nichts wurde... dann war das vielleicht auch so. „Ich sehe, Sie beehren uns im Anzug? Lässt das auf etwas schließen? Und was ist da gestern noch passiert? Verraten Sie mir bitte mal, wie Sie gestern so plötzlich verschwinden konnten? Wie hat Wilson das angestellt?“, empfing Nick Fury ihn sofort mit einer geballten Ladung Fragen. „Hey, Director Fury, auch schön, Sie zu sehen. Ich geb Ihnen mal die Kurzfassung: Anzug: Ja. Kräfte: Nein. Gestern: Nichts. Deadpool: Keeeine Ahnung. Wie geht`s den anderen? Kann ich sie sehen? Dann komm ich danach gerne mit ins Labor und lasse mich überprüfen.“ Fury deutete in Richtung der Krankenstation. „Sie stehen noch unter Beobachtung im medizinischen Sektor. Aber besonders einer terrorisiert schon wieder die Belegschaft. Vielleicht können Sie ja etwas Ruhe reinbringen. Und danach will ich Sie gleich nochmal sehen.“ Peter salutierte kurz. „Ich lauf zumindest nicht weg, soviel kann ich versprechen. Und wenn doch... käme ich dank meiner Nicht-Kondition und Null-Fitness eh nicht weit. Da könnte mich sogar Dr. Banner ohne Hulk zu Fuß einfangen... Und das ist echt deprimierend. Steckt da eigentlich irgendeine Logik hinter der Superhelden-Sache? Erst ist man eine Nullnummer und dann schwupps, wirst du mit `nem Fingerschnippen zum Superathleten. Das hab ich noch nie verstanden...“ „Ich verstehe, dass es außer Wilson zumindest einen gibt, der seine große Klappe auch nicht zusammen mit seinen Fähigkeiten verliert“, unterbrach Fury ihn. „Verschwinden Sie, Parker. Diskutieren Sie das mit Ihren Kollegen. Für so etwas habe ich keine Zeit.“ Und schon machte Fury auf dem Absatz kehrt und ließ Peter einfach stehen. Der zuckte nur mit den Schultern. „Dann eben nicht.“ Während er zur Krankenstation ging, drückte er prüfend auf seine Oberarme und auf seinen Bauch. „Da schwingst du dich über ein Jahr lang fast täglich durch die Stadt, kämpfst, springst, läufst... und kaum fällt der Mutantenfaktor weg, fühlt sich alles an, als wäre es Pudding. Echt toll... Danke Wade. Jetzt weiß ich definitiv, dass ich ohne Spider-Man ein Niemand wäre... bin“, murmelte er vor sich hin, dann machte er einen Satz rückwärts, als direkt vor seiner Nase ein Energiestrahl eine der Krankenzimmertüren durchschlug. „Was zum...“ „`Tschuldigung!!“, hörte er Sam von drinnen rufen. „Ich wollte nur sehen, ob es wieder funktioniert!“ Peter zog sich die Maske vom Kopf und lugte vorsichtig ums Eck. „Danke für die Warnung, Sam! Du hättest mich fast gegrillt!“ Sam saß in einem Krankenbett und sah kurz zu Peter, dann wieder auf seine Hand, in der er gerade neue Energie sammelte, sie dann aber wieder verlöschen ließ. „Yo, Pete! Da bist du ja! Wir... ich meine... die anderen haben sich schon Sorgen um dich gemacht! Wo hast du denn gesteckt? Fury hat gemeint, der kranke Söldnerspinner hat dich komplett ausgeschaltet! Bist du okay?“ Peter betrat das Zimmer und stellte sich neben das Bett. Langsam wurden Krankenhausbesuche echt zu einer Gewohnheit. Egal ob als Patient oder als Besucher. Und beides war nicht toll. „Geht schon. Ich bin noch an einem Stück. Wie geht`s dir? Was machen die anderen?“, wich er dann den Fragen aus. „Aaach, alles halb so wild. Du siehst ja, Strahler sind wieder geladen. Die anderen sind nebenan in den anderen Zimmern. Danny meditiert vor sich hin, Ava... lernt und Luke ist immer noch angepisst, weil die Kugel durch seine angeblich undurchdringliche Haut gegangen ist. Jeder von uns hat `n Pflaster, aber wenigstens sind wir dieses Alienzeugs los. Und auch, wenn wir ja irgendwie dankbar sein müssten, dass dein komischer Psychofreund das geregelt hat... ganz ehrlich... Was stimmt nicht mit dem? Wieso hat der so heftige Waffen?! Wieso kann er sogar Luke abschießen? Wieso kommt er überhaupt auf die Idee, plötzlich aufzutauchen und überhaupt auf uns zu schießen?!“, bombardierte jetzt auch noch Sam Peter mit einem Haufen Fragen. Peter schüttelte erst mal den Kopf. „Langsam! Zuallererst: Der Typ ist NICHT mein Freund! Er... verfolgt mich nur ständig auf Schritt und Tritt, weil er... so was wie mein größter Fan ist. Okay, ja, zugegeben, ohne ihn wäre das... schlecht ausgegangen. Trotzdem gibt ihm das nicht das Recht, wild um sich zu schießen.“ Unsicher kratzte Peter sich am Kopf. „Und was die Waffen angeht... Er kommt mit den Schwertern und Kugeln auch durch meine Spinnfäden, auch durch die extra stabile Variante, da wundert`s mich nicht, dass er sogar Luke richtig erwischen konnte. Aber ich frage lieber nicht, wo er das alles herhat. Weil ich es eh nicht verstehe. Zumindest nicht das, was er erzählt. Ist auch egal. Hauptsache, euch geht es gut und es ist alles wieder okay.“ Sam sammelte nochmal kurz etwas Energie in einer Hand. „Sieht ganz so aus. Ich fühl mich auch schon wieder fit. Aber Fury lässt uns noch nicht raus. Das nervt.“ Dann runzelte er aber kurz die Stirn. „Und wieso bist du nicht hier gewesen? Wenn es dich angeblich so viel schlimmer erwischt hat? Und hör doch mal auf, mich die ganze Zeit so komisch anzublinzeln. Da kriegt man ja Zustände.“ Peter ließ die Schultern und den Kopf hängen. „Es hat... mich anders... schlimmer erwischt. Ich wurde nicht angeschossen... dieses Mal. Aber dafür...“ Er holte seine Brille aus dem Rucksack, weil es gerade ohne doch wieder gar nicht mehr ging. Verwirrt zog Sam eine Augenbraue hoch. „Dafür hast du Supernerdkräfte bekommen? Und jetzt bist du Brillenschlangen-Spider-Man?“ „Sam! Das ist nicht lustig! Du hast deine Kräfte schon wieder. Ich... nicht. Und ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt wiederbekomme!“, fuhr Peter Sam an. Der schwieg erst, dann grinste er. „Astrein, Parker! Das heißt, ICH werde der neue Anführer!“ Auf Peters Blick hin, winkte er aber schnell ab. „Ach komm, ich mach nur Spaß. Hey, das wird schon wieder! Sei erst mal froh, dass dir `ne Standpauke erspart geblieben ist. Du weißt schon, von wegen verantwortungsvoller Umgang mit unbekanntem Gefahrengut und so. Furys Stresslevel ist gerade jenseits von Gut und Böse. Und außerdem kannst du rumlaufen!“ „Ja... aber nur laufen und nichts anderes mehr“, murmelte Peter. „Na komm, Kopf hoch, Streberkönig. Jetzt lass dich von den anderen auch noch `n bisschen veräppeln und dann plünder einfach mal die S.H.I.E.L.D. Asservatenkammer. Die haben bestimmt was, um dich wieder hinzukriegen. Hey, ich opfer mich auch freiwillig, wenn`s deine Heilung nur in Pistolenkugelform gibt und schieße auf dich! Damit wir alle das gleiche schicke Pflaster haben und wieder ein echtes Team sein können.“ „Danke für dein Verständnis und Mitgefühl. Du bist ein echter Freund, Sam... Warte nur, das kriegst du zurück“, murrte Peter und wandte sich zum Gehen. „Lass aber die Brille auf! Damit du die anderen auch auseinanderhalten kannst!“, rief Sam ihm noch nach. Schön, dass er irgendwie nur solche komischen Freunde hatte. Halt, nein! Deadpool wollte er ja wieder von der Liste streichen! In Peters Kopf erschien kurz das Bild einer „Meine Freunde“ Liste, auf der 'Deadpool' immer wieder neu stand und dann jedes Mal heftiger durchgestrichen war. Er sah noch bei den anderen vorbei und erzählte dort auch nochmal in der Kurzfassung, dass er dank Deadpool seine Kräfte auf unbestimmte Zeit los war und wiederholte bei jedem, dass er 'nicht mit dem Psycho befreundet' war. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es Danny, Ava und Luke aber alles in allem gut ging, meldete Peter sich bei Fury zurück. Der schickte ihn sofort in die Laborabteilung, damit ihm Blut abgenommen und es untersucht werden konnte. Peter erwähnte lieber nicht die Begegnung mit Wade an diesem Tag, das hätte Fury nur wieder aufgeregt und er hätte ihm wieder Teamarbeit mit Deadpool vorgeworfen. Und das wäre ein Grund mehr für Fury gewesen, ihn aus dem Team zu werfen. Keine Fähigkeiten mehr und dann auch noch das Deadpool-Kontaktverbot missachten. Keine guten Voraussetzungen um weiter an seiner Avengers-Karriere zu arbeiten. Geduldig ließ er eine Reihe von Tests über sich ergehen, die aber allesamt unklare Ergebnisse lieferten. Die Substanz war nicht nachweisbar, sonst aber auch keine Anomalien. Aber wie auch, wenn das Zeug alle Anomalien beseitigte? Nur hatte Peter immer wieder das Gefühl, dass sich irgendetwas veränderte. Seine Sicht wurde mal besser, mal schlechter und er meinte auch, sich wieder irgendwie kräftiger zu fühlen. Dann stimmte das, was Wade gesagt hatte am Ende doch! Es verging von alleine! Als er endlich durch war mit den Untersuchungen, war es fast Abend. Darum vereinbarte Peter mit Fury, dass er in den nächsten Tagen für mehr Tests wiederkommen würde. Auch, wenn ihm nicht danach war. Noch einmal ging Peter zu den anderen, um sich zu verabschieden. Aber in dem Moment, als er zu Sams Tür kam, meldete sich ein ganz bestimmter Sinn und er sprang mit einem schnellen Satz zur Seite, als erneut ein Energiestrahl durch die bereits demolierte Tür schoss. „SAM! Pass doch auf!“ „Was schleichst du dich auch ständig vor meiner Tür rum?! Bist du... okay?“ Überrascht sah Peter auf. Er war gewarnt worden! Von... seinem Spinnensinn?! Und der Sprung war gerade auch nicht von schlechten Eltern gewesen! „Alles super, Sam! Danke! Danke, dass du so unkalkuliert in der Gegend rumfeuerst! Ich geh jetzt nach Hause, erholt euch noch gut!“ So schnell er konnte, lief Peter zum Quinjet-Deck, um sich nach Hause bringen zu lassen. Er zog sich in der Seitengasse wieder seine normalen Sachen über, setzte sich Zuhause mit sichtlich guter Laune zu seiner Tante May zum Abendessen und verschloss dann gleich die Tür, sobald er auf seinem Zimmer war. Die Brille konnte er nun endgültig wieder weglegen. Er zog die Vorhänge zu, stieg auf sein Bett, damit er, falls es nicht klappte, weich fiel, visierte die Zimmerdecke über sich an und sprang dann hoch. Den kleinen Freudenschrei konnte er sich nur mit Mühe verkneifen, als er, an der Zimmerdecke hängend, auf sein Bett heruntersah. „Na warte, Wade Wilson! Wenn ich dich in die Finger kriege, bekommst du so richtig Ärger mit mir!“ Peter fing an zu grinsen und verschränkte die Arme vor der Brust, während er nun wieder locker kopfüber von der Decke hing. „Nein! Besser gesagt: Du kriegst Ärger mit Spider-Man!“ Kapitel 12: Hit me Baby one more Time ------------------------------------- „Hier ist DEIN Spoiler-Alarm! Den verdienst du und dafür entschuldige ich mich nicht!“ „Was??“ Irritiert fuhr Deadpool herum, da traf ihn schon ein harter Tritt, er krachte gegen die nächste Wand und ging dann zu Boden. Als er noch völlig benommen aufsah, hatte sich vor ihm jemand breitbeinig, mit in die Hüften gestemmten Händen aufgebaut und sah auf ihn herunter. „9,5 Punkte... für die Miley Cyrus Wrecking-Ball-Nummer... Schön, dass du wieder da bist, Spidey...“ Spider-Man packte ihn am Kragen und zog ihn hoch, dann drückte er Deadpool hart gegen die Wand. „Ich will, dass du mir eine Sache schwörst!“ „Alles... was du willst... solange... ngh... du aufhörst... mir den Kehlkopf... zu zerquetschen. Wir sind doch... schon quitt. Einmal aus dem Fenster werfen... Einmal... gegen die Wand klatschen...“ Spider-Man zog ihn kurz von der Wand weg, nur um ihn gleich darauf wieder dagegen zu hauen. „Klappe zu! Jetzt rede ich!“ „Geht klar... Bin still... Leb deinen gruseligen Domina-Moment ruhig aus, ich... argh! AU!“ Deadpool keuchte auf, als Spider-Man ihn ein Stück anhob und den Griff verstärkte, mit dem er ihn hielt. „Schwör mir, dass du – WENN du mich schon immer in irgendwelche abgedrehten Aktionen einbeziehen musst – mir vorher ganz genau sagst, auf was ich mich einlasse! Schwör mir, dass du mich nie wieder anlügst! Und dass du mir nicht irgendwelche Dinge verschweigst! Und dass du mein Leben in Ruhe lässt! Lass die Finger von meiner Mutation, lass die Finger von meiner nicht mutierten Seite! Und von meiner Tante, meinen Freunden und meiner Psyche!“, verlangte Spider-Man mit todernster Stimme. „Okay... ich hab... nur die Hälfte verstanden, weil es... in meinen Ohren gerade rauscht... wenn du mir... so das Blut abdrückst... Aber gerade... hab ich ein bisschen Angst vor dir... also gebongt, ich schwöre. Ich... bin brav... Indianer... Pfadfinder... egal was – Ehrenwort!“, kam es nur ganz gepresst von Deadpool. Daraufhin ließ Spider-Man ihn einfach fallen. „Gut! Und wehe, du hältst dich nicht dran! Dann wird`s ungemütlich. Dann werde ICH ungemütlich!“ Deadpool setzte sich hustend auf und lehnte sich an die Wand. „Junge... du BIST schon ungemütlich! Hast du gerade die 'besondere Woche' im Monat? Ist doch... alles wieder normal...“ Spider-Man verschränkte die Arme vor der Brust und sah immer noch böse auf Deadpool herunter. „Ja, JETZT. Und ich will, dass das so bleibt. Und deswegen machen wir das jetzt so, wie du es dir immer wünschst!“ Ganz verwirrt sah Deadpool zu Spider-Man auf. „Von welchem meiner Wünsche reden wir bitte? Ich geb zu, bei all den Listen, die ich habe, verlier ich manchmal den Überblick. Dafür bräuchte ich dringend `ne App.“ Er rappelte sich auf, zuckte aber gleich zurück, als Spider-Man ihm gegen die Brust tippte. „Du hältst dich zurück. Du verfolgst mich nicht. Du stalkst mich nicht. ICH komm zu dir, wenn ich was brauche. Verstanden?“ Zwar war Spider-Man klar, dass die letzte Bedrohung ohne Deadpool schlecht ausgegangen wäre und er ihn auch sonst mehr als einmal gerettet hatte, aber trotzdem konnte er sich nicht mit Deadpools Methoden anfreunden. Und dann gab es da so eine Sache, die bei den Untersuchungen aufgetaucht war und wegen der er gerade wieder wirklich sauer auf Deadpool war. Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Ist angekommen. Aber ich war doch schon anständig! Letztes Mal hast auch DU mich angerufen, sonst wäre ich nicht gekommen. Sonst hätte ich doch gar nicht gewusst, was und wo...“ „Schön, dass du das selbst ansprichst!“, unterbrach Spider-Man ihn aber gleich. „O... kay? Was hab ich jetzt wieder gesagt? Spidey, heute überfährst du mich. Ich versteh kein Wort.“ „Da weißt du mal, wie`s mir sonst geht, wenn ich mit dir rede. Ich spreche von dem 'Wo'! Du wusstest ganz genau WO ich bin! Das wusstest du immer!“ Deadpool sah so aus, als wollte er gern die Flucht ergreifen. „Ahaha... ich bin halt... dein größter Fan?“ Spider-Man holte aus, Deadpool kniff die Augen zu, dann drückte Spider-Man aber nur etwas gegen Deadpools Stirn und klebte es mit einem kleinen bisschen Spinnfadenflüssigkeit dort fest. „Da hast du dein Stalker-Implantat zurück! Und sollte ich nochmal irgend so ein Teil bei mir oder an mir oder IN mir finden, dann implantiere ICH dir was dorthin, wo die Sonne nie scheint und wo dein Heilungsfaktor mal so richtig was zu tun hat!“, drohte er Deadpool dann. Der war erst still, dann verschränkte er die Finger ineinander und seufzte laut und verzückt auf. „Weißt du eigentlich, wie viele meiner Schlafzimmerfantasien du gerade sowohl damit bedienst, WAS du sagst, als auch damit, WIE du es sagst?“ Angewidert zuckte Spider-Man zurück. „Ich hab `ne neue Liste für dich, Wade: Dinge, die ich für mich behalte, weil sie meine Umwelt zutiefst verstören.“ Bedauernd zuckte Deadpool mit den Schultern. „Du weißt ja gar nicht, was du verpasst. Und unsere Kinder wären sooo süß! Also... wenn sie nach dir kommen... Kleine Psychonerds, die Wände hochklettern können, sich beim runter fallen aber nicht verletzen. Der Traum jeder gestressten Mutter, deren Kind zum zehnten Mal gegen den Couchtisch gerannt ist und das plärrend mit `ner Beule am Kopf auf dem Boden hockt.“ Spider-Man sah ihn nur an, dann meinte er: „Bist du dann fertig?“ „Fertig, wenn du es bist. Oder musst du mir für irgendwas, an das ich mich gerade nicht erinnere, noch eine mitgeben? Sind wir wieder gut? Darf ich dir gefahrlos den Rücken zudrehen? Ich hab nämlich noch was zu erledigen. Im Gegensatz zu dir muss ich für Kost und Logis arbeiten“, erklärte Deadpool und checkte kurz etwas auf seinem Handy. „Nein, du hast Glück, auf deinem 'hast du verdient' Konto sind das die dringendsten Schulden, die du bezahlen musstest“, antwortete Spider-Man, dann zeigte er aber nochmal böse auf Deadpool. „Halt dich an dein Versprechen!“ Deadpool imitierte die Geste einfach und zeigte seinerseits auf Spider-Man. „Wenn du dich an deine hältst!“ Einen Augenblick war Spider-Man verwirrt und ließ die Hand sinken. „Was... Wade!“ So schnell konnte er gar nicht schauen, da hatte Wade schon seine Hand gepackt, ihn gegen die Wand geschleudert und drückte den Unterarm gegen Spider-Mans Kehle und mit der anderen Hand gegen seine Brust und Spider-Man damit fest gegen die Wand. „Ein Date. Du hast es mir vor zwei Kapiteln versprochen! Und glaub ja nicht, du kannst so tun, als wäre nichts und ich vergesse es irgendwann einfach. Ehrlich, gerade ärgere ich mich maßlos darüber, dass ich mir solche Sachen nie schriftlich geben lasse. Wie auch immer. Du. Ich. Ausgehen! Wenn du schon immer einen auf Moral-Apostel machst und mir einen vom Anstand predigst, dann halt dich gefälligst auch selbst an deine Versprechen“, beschwerte Deadpool sich, dann seufzte er frustriert auf. „Gott, es war alles so EINFACH bei den Zombies... Nur ein, zwei Tage länger... Hey, zählt heiraten eigentlich auch, wenn es keine Priester mehr gibt, weil alle zu Untoten geworden sind und man sich nur noch pro forma gegenseitig das Eheversprechen geben kann? Ha! Obwohl wir dann wieder bei 'Versprechen' wären und damit nimmst du`s ja nicht so genau!“ Spider-Man presste die Handflächen gegen die Wand, hielt sich so an der Wand fest, zog die Beine an und trat Deadpool von sich weg. „Halt endlich die Klappe, Deadpool! Ist ja nicht auszuhalten!“ Zum Glück hatte er seine Kräfte wieder und konnte sich wehren und sich Deadpool vom Leib halten. Ihm wurde eh schon immer ganz anders zumute, wenn er ihm so nahe kam. Und Spider-Man hatte keine Lust herauszufinden, woran es lag, dass Deadpools Nähe jedes mal mehr sämtliche Alarmglocken in ihm zum läuten brachte. Einfach nur persönlicher Schutz? Ja, das war es! Nur das! Sonst nichts! Nein, das lag nicht daran, dass er ihn doch mochte und das nur nicht zugeben wollte! Nein! Und wieso dachte er jetzt überhaupt darüber nach?! Deadpool kam wieder auf die Füße und hielt sich den Bauch. „Uff... danke... Jetzt kommt mir gerade mein Mittagessen wieder hoch...“ Kurz schüttelte er den Kopf und zupfte sich den Peilsender von der Stirn. „Du bist so brutal, wenn du stark bist! Hey... kann ich dich noch eine Sache fragen, bevor du mir gleich wieder an den Kopf wirfst, dass du mich nie mehr sehen willst und abhaust?“ Spider-Man verschränkte erneut automatisch die Arme vor der Brust, zögerte kurz, sagte dann aber doch: „Was?“ „Ich hab dich gefragt, ob es für dich ein Weltuntergang wäre, wenn du 'normal' wärst. Und du hast ja gesagt. Warum?“ Fragend runzelte Spider-Man die Stirn. „Was meinst du mit 'Warum'? Das hab ich dir doch davor schon gesagt. Du hättest den wichtigsten Teil meines Lebens ausgelöscht. Einfach so.“ Auch Deadpool verschränkte jetzt die Arme vor der Brust, ging zu Spider-Man und lehnte sich mit dem Rücken direkt neben ihm gegen die Wand. „Ja, schon. Es ist nur... ich hatte irgendwie den Eindruck – und das ist nur so ein Gefühl – dass du mit der Spidey-Nummer gar nicht immer so glücklich bist.“ Jetzt sah Spider-Man ihn überrascht an. „Wie kommst du denn auf die Idee? Klar ist es anstrengend, vor allem, wenn man der Gute ist und immer alles richtig machen will. Und die Anforderungen, die besonders Fury und die anderen an mich stellen, sind auch nicht gerade klein. Aber ich helfe den Menschen. Ich kann sie beschützen. Also...“ Einen kurzen Moment war Spider-Man ganz komisch zumute, als er an Gwen, ihren Vater und Onkel Ben denken musste. „...meistens... zumindest...“ Schnell schüttelte er den Kopf und sah wieder geradeaus. „Ist auch egal. Ich bin froh, dass ich das tun kann, was ich tue.“ Deadpool war so seltsam still. Dann machte er nur: „Hmm...“ Das klang nicht sonderlich überzeugt, also legte Spider-Man sofort nach: „Was denn? Denkst du, es wäre mir lieber gewesen, ich hätte nicht mehr Spider-Man sein können?“ „Und wenn? So hättest du wenigstens nichts dafür gekonnt. Es wäre ja nicht so gewesen, als hätte dich jemand gefragt, ob du deinen Spidey-Suit an den Nagel hängen willst und du hättest begeistert ja gerufen. Hätte dir keiner Vorwürfe machen können“, fuhr Deadpool aber ganz unbeirrt fort. Was wollte er denn hören? Dass er es manchmal heimlich hasste, ein Held zu sein? Das würde er ihm sicher nicht sagen! „Ich bin nicht wie du, Wade“, sagte er stattdessen und spürte dafür Deadpools fragenden Blick auf sich. „Sicher, ich könnte ein einfaches Leben haben. Na ja, so einfach ein Leben als Loser eben sein kann. Und ich gebe zu, an manchen Tagen wünsche ich mir das Leben zurück. Zum Beispiel besonders an den Tagen, an denen ich mit dir zu tun habe“, stichelte er extra. Dann fuhr er aber schnell fort: „Es war ein komisches Gefühl zu glauben, mit Spider-Man ist es vorbei. Da ist mir erst bewusst geworden, was ich verlieren würde. Was ich alles nicht mehr tun könnte. Für wen ich nicht mehr da sein könnte. Du möchtest dein Leben zurück, so wie es vorher war, das verstehe ich. Aber ich... könnte nicht mehr das normale Ich von früher sein. Die einzige Möglichkeit, dass es mir nichts ausmachen würde, wäre, wenn ich von vorn herein niemals Spider-Man geworden wäre. Dann... okay... Dann gebe ich zu, könnte ich bestimmt sehr gut leben. Aber... man.... das wäre, glaube ich, das langweiligste Leben der Welt!“ Jetzt musste Spider-Man sogar grinsen. „Also... sorry, Kumpel, ich gebe dir keine Bonuspunkte für den Versuch, mir mein Langweilerleben zurückzugeben. Damit steigst du auf der Spidey-Mag-Dich-Skala leider keinen Millimeter nach oben.“ Er spürte, wie Deadpool in von der Seite anstieß. „Verdammt, wieso wusstest du, dass ich nur das von dir hören wollte?“, klang auch Deadpool amüsiert, dann wurde er aber wieder ernst. „Ich hab`s dir schon mal gesagt und ich sage es dir jetzt wieder, Kleiner. Du bist ein toller Held. Der anständigste und beste Held, den ich kenne. Lass niemals zu, dass sich das ändert.“ Spider-Man merkte, wie er vor Verlegenheit rot wurde und murmelte leise: „Mach ich nicht... Danke...“ Plötzlich griff Deadpool nach seinem Kinn und drehte Spider-Mans Gesicht zu sich. Mist, was musste er ihm denn schon wieder so nahe kommen?! Doch noch blieb Spider-Man nach außen hin ruhig und ließ ihn machen. Er verschränkte nur unbewusst die Arme fester, so als wollte er demonstrieren, dass er für so etwas wie immer alles andere als offen und zu begeistern war. „Ich wünsche mir manchmal wirklich, ich wäre wie du...“, hörte er Deadpool da sagen. „Und ich wünsche mir noch viel mehr, dass du dich vor mir nicht so ekelst.“ Und schon lehnte Deadpool sich für Spider-Mans Geschmack wieder viel zu nah zu ihm. Darum drückte er auch eine Hand schnell auf Deadpools Gesicht und schob ihn ein Stück weg. „Okay, das reicht, Wade! Zu nah! Du unterschreitest den persönlichen Wohlfühlabstand gerade gewaltig! Außerdem redest du schon wieder Blödsinn! Ich ekel mich vor dir nicht im Geringsten!“ Deadpool griff sich Spider-Mans Handgelenke und drückte seine Arme nach oben und über Spider-Mans Kopf gegen die Wand. Dabei stellte er sich direkt vor ihn und lehnte sich wieder ganz eng zu ihm. „Ach? Tust du nicht?“ Spider-Man lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Was tat er denn hier? Nicht gefallen lassen! Das wurde gerade extrem unangenehm! Schnell schoss er einen Spinnfaden nach oben ab. „Nein, DU ekelst mich nicht. Aber deine Art, dein Benehmen und deine Zudringlichkeit! Das ist echt gruselig!“ Damit zog er sich so schnell es ging nach oben und aus Deadpools Griff. „Hey! Mir erst Hoffnungen machen und mich dann stehen lassen gilt nicht! Komm sofort wieder runter!“, rief der ihm nach. Spider-Man hockte sich auf einen Mauervorsprung. Runterkommen, ja. Erstmal wieder runterkommen von der Aufregung, die ihn gerade befallen hatte. Schön tief durchatmen. Er fühlte sich ganz zittrig und ihm war furchtbar warm. „Vergiss es, Wade! Kein Angrabschen! Kennst du nicht die 'Nein heißt Nein' Kampagne?!“ „Gilt die nicht nur für Frauen? Männer meinen doch IMMER ja!“, gab Deadpool zurück, dann hielt er aber sein Handy hoch und wedelte damit. „Ruf mich an! Okay? Ich warte! Ich warte auf dich! Ich werde immer auf dich warten, egal, wie lange es dauert! Und ich halte meine Versprechen, wenn du deins hältst! Sonst komm ich dich holen! Ich weiß, wo du wohnst! Ich kenne sogar ALLE deine Wohnungen! Und deine Schlafzimmer!“ „Und ich zeig dir gern auch nochmal ALLE meine Haustüren, durch die ich dich dann raus werfe! Kein! Stalken! Mehr!“, rief Spider-Man nur und feuerte einen weiteren Spinnfaden ab. „P.S.: Ich darf mit dir offiziell immer noch nichts zu tun haben!“ „Uuuh, super, verbotene Liebe macht eh viel mehr Spaß!“, hörte er Deadpool noch rufen, dann schwang er sich schnell um die nächste Ecke und weit weit weg von ihm. Kapitel 13: 09 - Ein Erzfeind kommt selten allein 01 ---------------------------------------------------- „Weg da! Aus dem Weg! Spider-Man hat`s eilig!“ Spinnfaden um Spinnfaden abfeuernd, schwang Spider-Man sich durch die Häuserschluchten. Vor einer halben Stunde hatte er eine Nachricht von S.H.I.E.L.D. erhalten, dass er sich auf dem Helicarrier melden sollte. Dort hatte der Direktor von S.H.I.E.L.D. an ihn und sein Team den Auftrag erteilt, nach einer ganzen handvoll Straftäter Ausschau zu halten, die wohl jemand aus den Gefängnissen geholt hatte. Was genau die entflohenen Sträflinge gemeinsam hatten, konnte keiner sagen. Nur, dass jeder von ihnen durchtrainiert war, wegen Gewaltverbrechen einsaß und anscheinend keine Chance auf eine Entlassung hatte. Zumindest war keiner der üblichen Verdächtigen dabei. Vielleicht der ein oder andere Bankräuber, der von Spider-Man schon mal festgesetzt worden war. Trotzdem war mit der Angelegenheit nicht zu spaßen, denn die Männer waren brandgefährlich und gewalttätig. Von Nick Fury hatte jeder von ihnen einen Bereich in der Stadt und deren Umgebung zugeteilt bekommen, wo die Straftäter vermutet wurden. Und genau dorthin war Spider-Man nun unterwegs. Hoffentlich erwischte er in seinem Bereich sofort jemanden, bevor noch unbeteiligten Bürgern etwas passierte. „Eins, zwei, drei, ich komme! Ihr könnt euch gar nicht so gut vor mir verstecken, dass ich euch nicht finde! Und nur zur Info: Sprengstoff zählt nicht als Kaution! Also zack, zurück ins Gefängnis!“ Mit dem nächsten Schwung ließ Spider-Man den Spinnfaden los und landete an einer Hauswand, von der aus er sich einen Überblick verschaffen wollte. So wirkte alles normal, keine Verbrechen in Sicht. Auch keine Aufregungen. Trotzdem hatte ihn selbst eine gewisse Unruhe befallen. Er hatte das Gefühl, irgendetwas stimmte nicht. Kurz schnippte er seine Schläfe an. „Na los, Spinnensinn, wenn du mir irgendwas sagen willst, dann bitte.“ Aber da war nichts. Er schwang sich noch ein paar Straßen weiter, immer dem komischen Gefühl nach. Noch einmal hielt er an einer Hauswand inne. Dieses mal hatte er sogar sein Handy dabei und in einer kleinen Tasche mit Hartschale an seinem Suit befestigt. Für den Fall eines Kampfes, damit es nicht kaputt ging. Aber er brauchte es für neue Meldungen zu den Straftätern. Und um nochmal die Bilder der Gesuchten zu checken. Genau das tat er jetzt auch. Nein, alle völlig unbekannt. Aber auch nicht gerade so unauffällig. Vor allem nicht, wenn sie sich gerade erst den Weg aus ihren Zellen frei gesprengt hatten und sich noch in Gefängniskleidung durch die Straßen bewegten. Frei gesprengt... Alle... In unterschiedlichen Gefängnissen... Wer hätte denn etwas davon? Der King Pin? Nein. Der verpflichtete zwar gern Leute wie Rhino, um seine Drecksarbeit zu erledigen, aber nur solche Hau-Drauf-Typen konnte er auch nicht brauchen. Noch dazu musste der King Pin diese Leute nicht aus Zellen sprengen, sondern er konnte sie einfach freikaufen. Na ja... es gab genug bescheuerte Bösewichte, allein in dieser Stadt. Da musste man nicht über den Sinn von solchen Aktionen nachdenken. Aber es wollte ihm einfach nicht klar werden. Irgendeinen Zusammenhang musste es doch geben. Frustriert schüttelte er den Kopf. „Du denkst zu viel, Peter. Mach`s einfach wie Wade. Der denkt gar nicht und kommt trotzdem jedes mal damit durch.“ Erneut setzte er seinen Weg an den Spinnseilen fort, gelangte dabei auch in etwas abgelegenere Gebiete und dann war da plötzlich dieses ganz furchtbar schlechte Gefühl in seinem Kopf. Gar nicht recht eine Warnung des Spinnensinns. Aber etwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Spider-Man stoppte seinen Schwung an der nächsten Wand und sah sich suchend um. Ihm war ganz klar, es war hier. Von hier kam dieses schlechte Gefühl, auch wenn er noch nicht wusste, was es verursachte. Langsam kletterte er hoch bis zum Dach, wobei er sich immer wieder umsah. Verdammt, was war denn das nur? Doch nicht etwa schon wieder Deadpool, der sein komplettes Warnsystem durcheinander brachte? Nein, das hier fühlte sich anders an. Bedrohlich. Vorsichtig kletterte Spider-Man durch das Oberlicht nach drinnen. Das waren wohl mehrere aneinander grenzende Fabrikhallen. Anscheinend verlassen. Überall standen alte Maschinen und Kisten herum, alles angestaubt. Was auch immer hier produziert worden war, die Produktion war wohl schon lange eingestellt. Aber warum kam aus einer der Hallen so ein komisches Licht? Spider-Man hielt sich weiter an der Wand und näherte sich dem Durchgang. Da waren auch Stimmen. Oder nur eine? Irgendwer sprach da. Nur einen kurzen Moment lang dachte Spider-Man darüber nach, Verstärkung zu rufen, doch da hörte er erneut, wie gesprochen wurde und die Neugier überwog. Erstmal herausfinden, was da los war. Vielleicht war es ja ganz harmlos. Auch, wenn sein Gefühl da etwas anderes sagte. Ganz vorsichtig lugte er um die Ecke und versuchte dann zuerst zu begreifen, was er da sah. Mitten im Raum stand eine große Apparatur, von der das Licht ausging. Es sah aus, als würde dort irgendetwas geladen. Aber welchem Zweck das Teil diente, konnte er nicht sagen. Dazu war der ganze Apparat durch eine Art Energieschild abgeschirmt, der in einem Umkreis von etwa fünf Metern um den länglichen, circa zwei Meter hohen Apparat verlief. Was war denn das bloß für ein Ding? Das sah so aus, als wäre es eine Maschine aus dem Fundus von Octavius. Aber dann nahm er eine Bewegung am Ende des Raumes wahr und sah, wer verantwortlich war für was auch immer dieses Ding sein sollte. Das war eindeutig Norman Osborn, der Gründer der Oscorp Corporation und Vater eines seiner besten Freunde. Nur... dass er sich durch experimentelle Medikamente zu etwas wirklich schrecklichem entwickelt hatte. Zu einem von Spider-Mans schlimmsten Feinden: Dem Green Goblin. Er war stark, klug und hinterhältig und beinahe besessen davon, Spider-Man zu vernichten. Und er war technisch fast genauso versiert wie Spider-Man. Dazu hatte er Octavius an seiner Seite, der für ihn arbeitete und die komplizierten Bastelarbeiten für ihn übernahm. Wenn also der Green Goblin hier die Finger im Spiel hatte, dann war das mehr als nur ein bisschen gefährlich. Was auch immer er hier trieb, es konnte nur das Schlimmste bedeuten. Trotzdem musste er näher ran! Er musste wissen, mit wem Osborn da gerade gesprochen hatte! Und erfahren, womit er es hier zu tun hatte. Ob er den Apparat einfach zerstören konnte. So vorsichtig und leise wie möglich näherte er sich von einer Seite über die Wand Osborns Rückseite. Er stand auf dem kleinen Kampfgleiter, seinem modernen Flugschlitten, der gerade noch auf dem Boden war. Sein Gesprächspartner hatte, wie es aussah, gerade die Halle verlassen, denn Spider-Man sah eine Tür am anderen Ende zuschlagen. Okay, jetzt bloß nicht auffallen. Den Green Goblin überrumpeln, fesseln, die anderen rufen, den Apparat – was auch immer es war – deaktivieren und... Sein Spinnensinn stieß eine laute Warnung aus , als der Green Goblin plötzlich herumfuhr und etwas auf ihn warf. Schnell sprang Spider-Man aus dem Weg, da detonierte schon eine kleine Bombe an der Wand, an der er eben noch gesessen hatte. „Bringt man euch nicht mehr bei, dass man sich nicht so von hinten anschleicht?“ Der Gleiter startete und Spider-Mans Spinnfadenschuss verfehlte ihn nur knapp. „Ich hab gelernt, dass man nicht in fremde Hallen einbricht und da seltsame Apparate baut!“ Spider-Man sprang von Wand zu Wand, als erneut Bombenwürfe folgten. „Und dass Bomben werfen ein No Go ist! Damit kann sich noch jemand verletzen!“ Schnell schwang er sich in einem Bogen um den Green Goblin herum und versuchte, ihn von seinem Gleiter zu treten, doch der Green Goblin flog ein Ausweichmanöver, so dass der Tritt ins Leere ging und Spider-Man sich nur mit einer halben Drehung und einem weiteren Spinnfaden vor einem Sturz bewahren konnte. Dafür flog der Green Goblin jetzt eine Kurve und schleuderte erneut eine seiner kleinen Bomben nach Spider-Man, die seinen Spinnfaden zerriss. Spider-Man landete geschickt auf den Händen, stieß sich gleich wieder ab und brachte sich mit zwei weiteren Sprüngen immer gerade noch vor neuen Detonationen in Sicherheit. „Bleib endlich stehen, Spider-Man! Es hat doch keinen Zweck! Du kommst hier nicht mehr raus! Das kann ich leider nicht zulassen, denn das verträgt sich nicht mit meiner Planung!“ Haarscharf flog der Green Goblin an Spider-Mans Kopf vorbei, der schoss einen Spinnfaden auf den Gleiter und versuchte, ihn zurück zu reißen. Stattdessen riss es aber Spider-Man von den Beinen und der Goblin schleuderte ihn hart gegen eine Wand. Doch Spider-Man war sofort wieder auf den Beinen, schoss mit Spinnfadenkugeln auf den Green Goblin und stoppte so auch die nächsten Bomben, die in seine Richtung kamen. „Mit meiner Planung verträgt sich der ganze Einsatz hier nicht! Wie steht`s, Mr. Osborn? Kleiner Bösewicht-Monolog darüber, was das da ist?“, gab Spider-Man zur Antwort und zeigte auf den Apparat in der Mitte des Raumes. „Oh, das wirst du früh genug erfahren. Oder auch nicht. Lass es mich so sagen: Irgendwie muss ich mich ja finanzieren.“ Es folgten neue Bomben und Spider-Man musste sich mit einem weiteren Sprung und einem Spinnfaden aus der Gefahrenzone bringen. „Was denn? Sie machen doch nicht etwa in sauberer Energie? Oder wozu dient diese Riesenbatterie?“ Spider-Man schwang sich in einem weiten Bogen um das Kraftfeld herum und landete dann knapp davor auf dem Boden. „Oder soll ich mir das Ding mal aus der Nähe ansehen, um rauszufinden, was es kann?“, fügte er hinzu und streckte die Hand aus, um einen Spinnfaden auf den Apparat zu feuern und ihn damit zu sich zu ziehen. „Versuch es und du stirbst. Und dabei muss ich mir nicht mal die Finger schmutzig machen“, sagte der Green Goblin nur und verharrte auf dem Gleiter direkt über der Mitte des Kraftfeldes. Jetzt zögerte Spider-Man. Wenn jemand wie Osborn das sagte, bedeutete es nichts Gutes. „Weg von meinem Schutzschild!“, rief der Goblin dann und startete seinen Gleiter, mit dem er direkt auf Spider-Man zuhielt. Spider-Man setzte mit Rückwärtssprüngen auf Hände und Füße so schnell er konnte zurück, zog sich an einem Spinnfaden bis zur Decke hoch, dann zielte er auf den Apparat und schoss einen Spinnfaden direkt darauf ab. Aber in dem Moment, in dem der Spinnfaden das Energiefeld berührte, zerfetzte es das Ende. Schnell zog Spider-Man den Spinnfaden zurück und starrte kurz irritiert auf das völlig zerstörte und verschmorte Ende. Dann ließ er sich schnell fallen, denn eine weitere Bombe detonierte gleich darauf hinter ihm. Kurz vor dem Boden fing er sich mit einem neuen Spinnfaden ab und verpasste dem Gleiter einen Tritt, der den Goblin ins Trudeln brachte. „Okay, ich frag nur noch ein mal! Was ist da drin, dass Sie es so extrem abschirmen müssen?!“ Der Goblin stieß ein böses Lachen aus. „Meine Altersvorsorge, wenn du so willst! Ist es nicht herrlich? Durch dieses Feld kommt nichts hindurch! Alles, was damit in Berührung kommt, verbrennt innerhalb kürzester Zeit! Du würdest niemals da ran kommen! Außer, du möchtest sterben!“ Na das waren ja schöne Aussichten. Aber dass es da kein Durchkommen geben sollte, wollte Spider-Man nicht glauben. Es gab immer einen Weg! Mit zwei festen Spinnseilen riss Spider-Man eine der alten Maschinen zu sich und schleuderte sie auf das Kraftfeld. Doch es entstand nur eine winzige Sekunde eine Unterbrechung unter dem Wurfgeschoss, ehe das Kraftfeld das Metall komplett zerfetzte, so dass nur ein paar Bruchstücke nach allen Seiten flogen, der Hauptteil sich aber in Staub und Asche auflöste. Was für eine Art Feld war denn das?! Von hinten traf Spider-Man ein Angriff durch den Gleiter und die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn quer durch den Raum. „Vergiss es! Du kannst nicht an die Maschine! Und das Kraftfeld gibt sie erst frei, wenn der Zünder bereit ist!“, hörte er den Goblin und sprang schnell auf die Füße. „Also doch eine Bombe! Ich weiß, auf die Dinger stehen Sie. Aber wollen Sie wirklich mitten in New York einen Atomangriff starten?! Da bleiben aber nicht viele Leute übrig, die ihre Rente sichern könnten!“ „Eine Bombe? Oh ja, ich mag Bomben, aber das wäre zu primitiv. Nein, das hier ist viel besser. Es ist eine Seuche! Und das Heilmittel ist geradezu beleidigend teuer. Und das Beste daran ist... ich allein besitze es! Jeder, der nicht zahlen kann, wird leider innerhalb einer Woche sterben. Und wenn ich mir hier mein Startkapital verdient habe, werde ich genug Apparate bauen können, um überall auf der ganzen Welt jeden anzustecken und dafür zu sorgen, dass die ganze Welt sich mir unterwerfen muss! Sie wird abhängig sein von meiner Gnade und meinem Willen! Und nur ich allein entscheide, wer das Heilmittel bekommt!“, gab der Goblin nun doch seinen Plan preis. „Oh, wow... Und ich dachte schon, die anderen Bösen wären größenwahnsinnig. Ist Ihnen überhaupt klar, was das bedeutet? Wie viele Menschen das das Leben kosten würde?! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Und das werden ich und die anderen guten Jungs niemals zulassen! Das dürfte Ihnen ja wohl auch klar sein!“ Wieder schoss Spider-Man feste Spinnfäden, diesmal auf den Gleiter und warf den Goblin samt Gleiter gegen eine Wand. „Du Narr! Du glaubst, du bekommst Verstärkung? Es war ein ungünstiger Zufall, dass du mich hier überhaupt entdeckt hast! Eigentlich solltest du, wie all die anderen auch, mit meinem kleinen Ablenkungsmanöver beschäftigt sein!“ Da musste Spider-Man nicht lange überlegen. Die Gefängnisausbrüche! Der Green Goblin war Schuld daran! Natürlich! „Oh bitte, so ein paar entlaufene schwere Jungs haben wir doch in Null Komma Nichts wieder eingesammelt! Und dann wollen mal sehen, ob der Captain oder Iron Man nicht doch durch Ihre kleine Glänzemauer kommen!“ Mit ein paar Sätzen war Spider-Man beim Goblin und verpasste ihm einen Tritt, kassierte dafür aber einen heftigen Schlag, ehe ihn eine erneute kleine Detonation wegschleuderte. Er krachte in ein paar leere Holzkisten, rappelte sich aber schnell auf und zog sich mit einem Spinnfaden an der Wand hoch. „Niemand kommt da durch! Du kannst aber gerne einen deiner Kameraden opfern! Oder du stirbst ehrenvoll selbst dabei, wenn du versuchst, einem deiner Freunde durch das Kraftfeld zu helfen! Also, was darf es sein? Heldentod? Oder lässt du einen der anderen für dich sterben? Vielleicht den heroischen Captain? Oder doch lieber Iron Man? Vielleicht halten deren Schild oder Rüstung es länger als fünf Sekunden aus, bevor sie verbrennen! Aber dafür müssten sie erst mal hier sein. Und glaub mir, die haben gerade mit etwas viel schlimmeren zu tun, als nur ein paar armseligen Straftätern!“ „Ich steh ja echt auf gesprächige Gegner, aber so langsam finde ich, wir sollten das hier beenden, Mr. Osborn!“ Spider-Man schwang sich wieder auf den Green Goblin zu, wich zwei weiteren Bombenwürfen aus, erwischte ihn dann aber doch nicht, weil der Goblin mit dem Gleiter unter ihm wegtauchte. Dafür bekam Spider-Man einen Schlag in den Rücken und flog gegen die Wand, ehe er zu Boden ging. „Genau das finde ich auch, Spider-Man! Es ist genug! Noch wenige Stunden und alles ist vorbei!“ Mit schon etwas mehr Mühe stemmte Spider-Man sich hoch. „Nicht... solange ich Sie aufhalten kann!“ Er schoss Spinnfäden auf den Goblin, aber etwas Dunkles, Massiges sprang in seine Schusslinie, fing die Spinnfäden ab, riss Spider-Man zu sich und schleuderte ihn dann gleich weiter und ihn hohem Bogen gegen die nächsten stillgelegten Maschinen, wo Spider-Mans Körper mit einem Schmerzlaut das Metall durchschlug. „Siehst du jetzt, dass es keinen Zweck hat?“, hörte er den Goblin rufen. „Du wirst hier nicht wegkommen. ER wird dich nicht lassen! Und alle anderen seiner Sorte beschäftigen deine Freunde so lange, bis es zu spät ist!“ Spider-Man schälte sich aus den Maschinentrümmern, wurde aber sofort von der großen dunklen Gestalt umgerissen, die auf ihn zu gestürmt kam. Er trat den massigen Körper von sich und wollte sich mit einem Spinnfaden wegziehen, wurde aber am Bein gepackt und gegen das Mauerwerk geworfen, aus dem bei seinem Aufprall sogar Stücke herausbrachen. Keuchend und leicht schwankend kam Spider-Man hoch und sah dann ungläubig auf den großen schwarzen Angreifer, der erneut auf ihn zukam. „Ich sehe, du freust dich, deinen alten Bekannten wieder zu sehen!“, klang der Goblin amüsiert. Automatisch machte Spider-Man einen Schritt rückwärts. „Venom...“ „Nur besser! Denn dieses mal steckt darin kein nichtsnutziger kleiner Junge! Dieses mal sind es skrupellose und gewalttätige Verbrecher! Einige der schlimmsten, die ich finden konnte! Dadurch ist Venom noch um einiges stärker und gefährlicher!“, brüstete der Goblin sich erneut mit einem weiteren Detail seines Plans. Spider-Mans Kopf brummte und ihm wurde langsam klar, was das gerade zu bedeuten hatte. Einige? Das hieß, da draußen liefen nun mehrere 'Venoms' herum und wenn die alle so einen Schlag drauf hatten, wie dieser hier und das Gewaltpotenzial ihrer Träger um ein Vielfaches verstärkten... Dann hatte Osborn recht und niemand von den anderen Helden würde Zeit haben, nach der Quelle zu suchen oder zu seiner Unterstützung herzukommen. Dann musste er das wirklich selbst regeln. Schon sprang Venom auf ihn los, Spider-Man wich den Schlägen aus und sprang selbst immer wieder aus dem Weg, stieß sich von Venom ab und sprang nach oben, schoss Spinnfäden auf ihn und riss ihn in einer Drehung mit sich herum und warf Venom ebenfalls gegen eine Wand, die durch den Einschlag zusammenbrach. „Sei nicht beleidigt, aber ich hab keine Zeit für ein nettes Pläuschchen mit dir darüber, wie`s dir so geht und was du getrieben hast. Mal ganz davon abgesehen, dass es mich nicht interessiert und ich dich einfach nur ganz flott wieder in deinen Zwinger packen möchte!“, rief Spider-Man und setzte Venom sofort nach. Aus den Trümmern schoss ihm aber nur einer von Venoms schwarzen verlängerten Fangarmen entgegen und traf ihn hart, so dass er selbst zurückgeworfen wurde und die Tür zur Nachbarhalle durchbrach, wo er gegen eine der alten Maschinen krachte und zu Boden ging. Dieser Venom war ungewöhnlich stark. Und er schlug viel brutaler zu, als die Version, die Spider-Man von Venom schon kannte und auch schon besiegt hatte. Das musste an dem Wirt liegen, oder Osborn hatte auch an der DNA des Venom-Parasiten herumgespielt, um ihn noch gefährlicher zu machen. Oder beides. „Komm raus, komm raus, wo immer du bist!“, rief der Green Goblin von der anderen Halle aus und dann erschien auch schon sein Gleiter und er warf eine handvoll Bomben nach Spider-Man. Der konnte mit Müh und Not zur Seite und aus dem Weg springen, dafür flogen ihm jetzt jede Menge Trümmer um die Ohren und auch die Druckwelle der Explosionen erwischte ihn, weil er nicht mehr hoch und weit genug springen konnte. Zu angeschlagen, das kostete zu viel Kraft. Mit der nächsten Explosion kam die halbe Decke herunter. Spider-Man wurde von einem der Mauerstücke nur dank des Spinnensinns knapp verfehlt und er schoss mit Spinnfadenkugeln um sich, damit er sich vor weiteren Trümmern schützen und sie aus dem Weg schaffen konnte, bevor sie ihn trafen. Das verriet dafür wieder seine Position und er wurde von hinten von Venom gepackt. Spider-Man schoss eine Ladung Spinnfäden in Venoms Gesicht, der warf ihn nun aber weit von sich und in die Maschinentrümmer. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rollte Spider-Man sich ab, blieb aber in Deckung hinter ein paar Steinbrocken. Er musste hier raus. Weg von diesen beiden Gegnern. Er brauchte Verstärkung. Nur mit viel Anstrengung verbiss er sich einen Schmerzlaut, als er sich einen Felsbrocken entlang schob und hielt sich die schmerzende Seite, mit der er gerade noch ein paar der Trümmer abgeräumt hatte. Verflucht tat das weh. Er gab es nur ungern zu, aber so hatte er keine Chance gegen diesen Venom und den Green Goblin. Und dann war da ja noch die Apparatur mit dem hochgefährlichen Inhalt, an den er nicht herankam. Spider-Man drückte sich mit dem Rücken gegen den Stein und schloss kurz die Augen. Wie sollte er durch das Energiefeld kommen? So wie es aussah, konnte da tatsächlich nichts durch, ohne sofort zu verbrennen. Und jeder, der den Kraftfeldunterbrecher spielen wollte, würde zweifelsohne dabei sterben, weil keiner es lange genug überstehen würde, in diesem Kraftfeld... Spider-Man riss die Augen weit auf. DOCH! Einer schon! Und er musste sofort hier raus, um ihn... „Hab dich.“ Entsetzt sah Spider-Man in das Gesicht des Green Goblins, der plötzlich direkt vor ihm aufgetaucht war. Sein Spinnensinn spielte verrückt, da traf ihn aber schon die Bombe und die Explosion riss ihn von den Beinen, er durchbrach das Mauerwerk hinter sich und auch gleich noch ein paar der stillstehenden Maschinen und krachte hart gegen einen Pfeiler. Dadurch brach noch ein Teil der Mauer ein und sie begrub Spider-Man nur nicht unter sich, weil der instinktiv einen Spinnfaden abfeuert und sich ein paar Meter weg von der Einsturzstelle zog. Völlig benommen blieb er erst mal liegen, als sich rings um ihn herum Staub und Rauch langsam absetzten. Seine Ohren klingelten noch von der Explosion und er fühlte sich, als wäre er unter eine Dampfwalze gekommen. Alles tat weh, er konnte nicht mal sagen, wo sein Körper aufhörte und der Schmerz anfing. War etwas gebrochen? Oder einfach jeder einzelne Knochen kaputt? Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit! Aufstehen! Raus hier! Sonst würden sie ihn umbringen! Da oben war ein Fenster! Hinter sich hörte er , wie anscheinend Venom schon die Trümmer beiseite riss, um ihn 'auszugraben'. Mit letzter Kraft schoss Spider-Man einen Spinnfaden zu dem Fenster ab, zog sich hoch und durchtrat das Fenster, um zu flüchten. Hinter sich hörte er noch den Green Goblin rufen: „Lass es, Venom! Das ist es nicht wert! Du bleibst hier und bewachst die Maschine! Er wird keinen finden, mit dem er das hier aufhalten kann! Hast du gehört, Spider-Man?! Jeder, der versucht durch das Feld zu kommen, wird sterben! Und jeder, der nicht zahlt, auch! Und du kannst nichts dagegen tun!“ In Spider-Man zog sich alles zusammen. Nein, das wollte er nicht wahrhaben. Es gab da einen Weg! Eine Möglichkeit! Und er musste so schnell wie möglich den Einzigen kontaktieren, der ihm helfen konnte. Er schwang sich weg von der Fabrikhalle, auch wenn er sich kaum festhalten konnte und ein paar mal beinahe abrutschte. Kurz fing er sich an einer Mauer ab und hielt sich schwer atmend fest. Mit zittrigen Fingern holte er sein Handy aus der kleinen Tasche. Zum Glück war es noch ganz. Nur dass es vor Nachrichten fast überquoll. Ja, jetzt waren auch die anderen Venoms überall aufgetaucht. Und die anderen Helden hatten alle Hände voll zu tun. Es stand sowieso nicht zur Debatte, einen von denen zu holen, denn eins war Spider-Man klar: Jeder von ihnen würde sich ohne zu zögern opfern und jeder, der sich opfern würde, würde sterben. Und das konnte er niemals zulassen und verantworten. Nicht, wenn es doch eine Möglichkeit gab, durch das Energiefeld zu kommen. Mit der Hilfe eines Mannes. Spider-Man verstaute das Handy wieder in der sicheren Tasche und schoss einen weiteren Spinnfaden ab. Bis zu ihm war es nicht weit. Nicht nur dieser Psycho wusste, wo Spider-Man wohnte. Auch Spider-Man kannte umgekehrt seinen New Yorker Unterschlupf ganz genau. Nur zur Sicherheit. Er hatte die Wohnung schon damals ausfindig gemacht, als er von dem blöden Kerl 'für einen guten Zweck' zum Schein umgebracht worden war. Damit er ihn an S.H.I.E.L.D. ausliefern konnte, falls er nochmal so eine Dummheit machte. Nur noch zwei Straßen... Und Spider-Man graute schon jetzt vor der Begegnung. Da war das Haus. Noch ein paar Sekunden gut festhalten. Dann kam das Fenster, Spider-Man hatte keine Möglichkeit mehr, den Schwung zu kontrollieren oder zu bremsen, er brach durch die Scheibe und landete unsanft mitten in der Wohnung auf dem Boden. Dort blieb er erst mal einfach zwischen den Glassplittern liegen. Mit geschlossenen Augen und schwer atmend versuchte er, sich zu sammeln und nicht das Bewusstsein zu verlieren. Das dauerte ein paar Minuten. Und dann fiel ihm auf, dass etwas komisch war. Es war so... ruhig? Keine Aufregung, kein blöder Spruch, kein 'Empfangskomitee', wie er es erwartet oder besser befürchtet hatte. Kein... „W-Wade...?“ Langsam kam Spider-Man auf alle Viere hoch. Immer noch Stille. Mit etwas Anstrengung stemmte Spider-Man sich ganz hoch und sah sich um. Die Wohnung war so heruntergekommen, wie er sie in Erinnerung hatte. Alle Wände waren etwas stockfleckig und die Möbel eher schäbig. Auf dem Boden lagen einige Zeitschriften und auch Kartons und Schachteln von Lieferdiensten und Fastfoodketten. Und alles wirkte unaufgeräumt und schmutzig. Was für ein Saustall. Einen Moment lang kam Spider-Man seine Tante May in den Sinn, die ihm sagte, dass er später auch so hausen würde, wenn er nicht weiter brav lernte, aufzuräumen. Schnell schüttelte er den Kopf, dann zog er seine Maske herunter. „Wade! Wo bist du?“ Das konnte doch nicht wahr sein. Da brauchte er einmal wirklich Deadpools Hilfe und dann war der nicht zu Hause! Er sah in das angrenzende Zimmer, wohl das Schlafzimmer. Auch da nichts. Nur ein ungemachtes Bett, ein Schreibtisch mit veraltetem Technikkram und eine Pinnwand mit... „Oh mein Gott, das darf ja wohl nicht wahr sein...“, entfuhr es Peter, als er sich die vielen Zettel daran näher ansah. Neben einem Haufen Haftnotizen mit einzelnen Stichworten, Namen und Orten, sowie kleinen anscheinend selbstgemalten Bildchen von kleinen Deadpools und auch Spider-Mans, waren da auch größere Zettel, jeder mit einer Überschrift und darunter durchnummerierte Worte und Sätze in allen Regenbogenfarben, einige davon abgehakt oder sogar mit Herzchen versehen. Das waren sie also, Deadpools berühmt-berüchtigte 'Listen' von denen er immer sprach! 'Top 10 – Warum Spidey heiß ist' gleich neben '10 Dinge, die ich mit Spidey gern machen oder zu ihm sagen will' … Oh Gott, er las sich sogar auf der Liste von Deadpools Flachlege-Wunschpartnern! Und warum zum Teufel war da ein großer roter Haken mit Herz auf einer Liste neben dem Punkt 'Spider-Man küssen'?!?! Peter wurde knallrot und hielt sich schnell die Augen zu. Nein, nicht hinschauen, nicht weiterlesen! Einfach so tun, als hätte er das nie gesehen! Er verließ das Schlafzimmer und blieb dann etwas unschlüssig im größten der Räume stehen. Sich hinsetzen stand für ihn in dieser Bude gerade nicht zur Option, dazu war es ihm einfach zu dreckig. Also zog er sich an einem Spinnfaden nach oben und ließ sich kopfüber von der Decke hängen. In dieser Pose kam er am besten zur Ruhe und konnte sich ein wenig erholen. Er holte erneut das Handy aus der kleinen Tasche und suchte nach einer bestimmten Nummer. „Oh man, ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich tue“, murmelte Peter vor sich hin und drückte auf Anrufen. Dann hielt er sich das Handy ans Ohr. Nach dem zweiten Läuten hatte er den gewünschten Gesprächspartner schon in der Leitung. „Wenn du meine Nummer von 'ner Stripclubtoilette hast, hoffe ich, aus einer Damenkabine. Für alle anderen: Ich nehm zur Zeit keine Aufträge an, bei denen es um Mord geht, sonst krieg ich Stress mit meinem Freund.“ Kurz vergaß Peter, dass es um etwas Wichtiges ging und seufzte nur völlig genervt auf. Obwohl es ja löblich war, dass Deadpool seinetwegen keine Auftragsmorde mehr annehmen wollte. Aber jetzt ging es um etwas anderes und es war Eile geboten! „Wade, sei still! Wo bist du?!“ Einen Moment Stille, dann ein Quietschen und Deadpool rief laut: „Spidey? Hast du mich gerade von DEINEM Handy aus angerufen?! Hab ich gerade DEINE Handynummer bekommen?!“ Peter hatte schon bei dem ersten lauten Freudengeräusch das Handy von sich weggehalten und ein Auge zugekniffen, weil Deadpool so laut war. „Hör auf, mir ins Ohr zu plärren, sonst leg ich gleich wieder auf!“, gab er zurück und bekam zur Antwort sofort ein viel leiseres: „Was? Nein! Nein, nein, alles cool! Was gibt`s, Kumpel? Wo steckst du?“ „Das hab ich dich gerade gefragt. Du bist nicht zuhause...“, setzte Peter an, wurde aber sofort von Deadpool unterbrochen. „Sag das nochmal!“ Irritiert runzelte er die Stirn. „Du bist... nicht zuhause?“ „Warte... Bist DU etwa bei MIR zuhause und WARTEST auf mich?!“ Peter musste das Handy wieder vom Ohr weg halten. „Wade! Was hab ich gerade über ins Ohr plärren gesagt?!“ Aus dem Handy kamen rumpelnde Geräusche, keuchen, schnelle Schritte. „Wade? Was treibst du denn?“, wollte Peter ganz verwirrt wissen. „Warte! Warte, warte! Ich bin gleich da! Nicht weglaufen!“ Noch mehr Rumpeln, dann hörte Peter die selben Geräusche gleichzeitig auch vor der Haustür, diese wurde auf einmal aufgestoßen, Deadpool fiel halb durch die Tür, stolperte und kam vor ihm auf dem Boden zum Liegen. „Bin da! Wer noch?“ Er sah zu Peter auf und starrte ihn ein paar Sekunden lang wortlos an. Dann fragte er: „Wieso hängst du kopfüber von meiner Decke?“ „Weil ich so besser nachdenken kann“, gab Peter zurück. Deadpool stand wieder auf. „Weil dir dann mehr Blut ins Gehirn fließt? Weißt du, ich hab auch `ne Couch und Stühle...“ „Und ich will mir nichts einfangen. Hast du dich in letzter Zeit mal hier umgeschaut? Es soll da jetzt echt tolle neue Erfindungen geben. Keine Ahnung, ob du davon schon gehört hast. Nennen sich Putzlappen und Staubsauger.“ Auch Deadpool nahm nun seine Maske ab und sah sich kurz um. „Wenn ich gewusst hätte, dass du reinschaust, hätte ich das französische Zimmermädchen für heute bestellt.“ Ohne einen Kommentar steckte Peter sein Handy weg, da trat Deadpool plötzlich vor ihn, streckte die Arme nach oben aus und legte beide Hände an seine Wangen. Sofort zuckte Peter zurück und wurde rot. Oh nein, ganz schlechte Position! „Keine Angst, für `nen Kuss hängst du zu hoch“, meinte Deadpool aber nur ganz beiläufig, dann drehte er Peters Kopf leicht hin und her und musterte ihn ernst. „Wow, was hat dich denn überfahren? Oder besser gesagt, wer?“ „Deswegen bin ich hier.“ Peter ließ sich nach unten fallen, knickte aber bei der Landung fast weg. Deadpool griff automatisch nach ihm und hielt ihn am Arm fest. „Hey, mach langsam! Was ist denn passiert?“ Wahrscheinlich sah er aus, als wäre er unter einen Rasenmäher gekommen. Peter merkte auch so, dass sein Suit an ein paar Stellen eingerissen war und dass er aus einigen, zum Glück kleinen Wunden bluten musste, oder geblutet hatte. „Das hast du dir aber nicht dabei zugezogen, als du mein schönes Fenster zerdeppert hast, oder?“, fiel Deadpool dann auf, als sein Blick auf die Scherben am Boden und das zerbrochene Fenster fiel. „Nein, das... hör zu, das ersetze ich dir. Aber... das spielt jetzt auch keine Rolle, ich bin wegen einer wichtigen Sache hier und...“ Peter fuhr sich durchs Haar, weil ihm die Worte so gar nicht über die Lippen kommen wollten. Deadpool legte fragend den Kopf schief und sah ihn neugierig an. „Jetzt mach`s doch nicht so spannend, Parker. Du weißt doch, dass ich`s mit Geduld nicht so habe.“ Kurz sah Peter zur Seite, dann Deadpool an, dann doch wieder weg. „Ich kann gerade nicht glauben, dass ich das jetzt wirklich frage...“ Ohne zu zögern ergriff Deadpool seine Hände. „Du musst nichts sagen, Parker. Ja, ich will!“ „Wade!“ Mit einem Ruck zog Peter seine Hände zurück und sah Deadpool mit geröteten Wangen böse an. „Sei fünf Minuten mal ernst! Es geht um was Wichtiges! Also sei bitte still und hör zu! Der Green Goblin hat, so wie es aussieht, Nachhilfe bei Octavius genommen und mit Basteln angefangen. Und was dabei rausgekommen ist, ist definitiv kein Spielzeug oder etwas, das man so einfach mal nebenbei kaputt kriegen kann. Auch, wenn ich einen Haufen Dinge gut kaputt kriege, wenn ich will... Nur das... das kann ich... nicht alleine... Und die anderen sind alle... mehr als... beschäftigt... Deswegen...“, druckste Peter herum und spürte dabei Deadpools intensiven Blick auf sich. Es half ja nichts. Er brauchte Deadpool für das hier. „Ich... ich brauche... deine Hilfe, Wade“, brachte er dann endlich heraus und sah Deadpool erwartungsvoll an. Der zuckte nur mit den Schultern und grinste. „Ich sag doch, ja, ich will.“ Dann runzelte er aber die Stirn und schob fast schon beleidigt die Unterlippe vor. „Du fragst mich aber nicht nur deswegen, weil kein anderer mitmachen will? Oder warum kommst du ausgerechnet zu mir? Und was heißt 'beschäftigt'? Was tun die anderen denn alle?“ Peter machte ein paar Schritte nach hinten und lehnte sich mit einem kleinen Seufzer gegen die Wand. Das war gerade angenehmer, als allein stehen. „Nein... es ist, weil... Die anderen kämpfen schon an verschiedenen Fronten. Aber da ist diese Maschine, die Osborn entwickelt hat. Und die muss ich so schnell es geht zerstören. Bevor er damit drei Viertel der Menschheit ausradiert. Und das bloß... weil er es kann... und weil es Profit bringt. Nur würde es jeden Helden, den ich da mit reinziehe, wahrscheinlich das Leben kosten.“ Jetzt verschränkte Deadpool wirklich beleidigt die Arme vor der Brust. „Aber bei mir hast du da keine Skrupel oder Bedenken? Na schönen Dank auch! Ich geb dir `nen Pluspunkt fürs zu mir kommen, aber Abzüge in der B-Note für deine Begründung. Und zwar gewaltige Abzüge!“ Etwas unglücklich sah Peter ihn an. „Aber Wade, genau das ist doch der Punkt! Erinnerst du dich daran, was du darüber gesagt hast, dass deine Unkaputtbarkeit zu was nutze sein muss? Und dass dein 'großer Moment' noch kommt, wo du alle retten kannst? Ich glaube... ich hab deinen Moment gefunden. Ohne dich... komme ich nicht an den Apparat. Und das wird Millionen töten! Und wenn ich dich nicht dazu kriegen kann, mal eine richtig, richtig gute Sache zu tun und deine Kräfte selbstlos zur Verfügung zu stellen... dann muss jemand anderes dafür sterben, wenn alle anderen gerettet werden sollen.“ Deadpool mustertet Peter einen Augenblick lang schweigend. Dann meinte er: „Wehe, ich krieg dafür keinen Ruhm, Reichtum und Anerkennung!“ „Du darfst dich rühmen, der Gute zu sein, du wirst reich um die Erfahrung sein, wie toll es ist, was für andere zu tun und – pass auf, hier kommt deine Motivation! - du kannst dir MEINER Anerkennung sicher sein“, sagte Peter, woraufhin Deadpool mit dem Finger auf ihn zeigte. „Deal! Schwindel mich ja nicht an! Deine Anerkennung hab ich schon lange auf meinem Wunschzettel!“ Nur mit viel Selbstbeherrschung konnte Peter verhindern, bei dem Gedanken an Deadpools Listen erneut rot anzulaufen. Stattdessen stieß er sich von der Wand ab und ging mit etwas unsicheren Schritten zum zerbrochenen Fenster. „Na los, wir müssen uns beeilen! Keine Ahnung, wie viel Zeit noch bleibt, aber ich fürchte, nicht viel.“ „Bist du sicher, dass du das packst? Du kannst mir gerne auch sagen, was ich wo tun soll, dann erledige ich das für dich und du legst dich solange hin bis ich wiederkomme. Ich verspreche, mein Bett ist suuuperbequem und ich schwöre, ich weiß, dass du da richtig gut drin schlafen kannst!“ Schnell zog Peter seine Maske über, denn nun wurde er doch wieder ganz rot. Bloß nicht darüber nachdenken, woher Deadpool das wieder so genau wissen wollte. War da etwa auf einer der Listen dieser Punkt abgehak... 'Nein! Schluss! Hirn aus!', befahl er sich selbst. „Wir kriegen das nur zu zweit hin. Da ist dieses Energiefeld. Und ich komme da nur durch, wenn du dafür sorgst, dass es an einer Stelle unterbrochen wird. Und zwar lang genug, um die Maschine darin zu zerstören“, ging er auf den letzten Kommentar darum gar nicht ein und erklärte lieber, was er vorhatte und was Deadpool tun sollte. Der machte sich auch bereit, zog seine Maske ebenfalls wieder über und holte aus ein paar Schubladen noch Munition und Waffen, steckte seine Schwerter in die Halterungen am Rücken und trat dann hinter Spider-Man. „Ganz sicher?“ Spider-Man checkte seine Spinnfadenvorrichtungen. Nicht mehr so viel drin. Aber es musste reichen. Und seine Kräfte auch. Darum nickte er. „Sicher. Ganz, ganz sicher. Halt dich fest.“ Deadpool legte die Arme um Spider-Mans Nacken. „Ich geb dir Rückendeckung. Tehe. Verstehst du? Rücken? Deckung?“ „Halt die Klappe, Wade!“ Und damit schoss Spider-Man einen Spinnfaden nach draußen ab und zog sich und Deadpool durch das zerbrochene Fenster. Kapitel 14: 09 - Ein Erzfeind kommt selten allein 02 ---------------------------------------------------- Nur mit allergrößter Anstrengung schaffte Spider-Man mit Deadpool im Schlepptau den Weg zurück zu dem Gelände, in dem sowohl die verhängnisvolle Apparatur, als auch der Green Goblin und einer der Venoms warteten. Er setzte sich mit Deadpool auf dem Dach ab und spürte schon wieder, wie sehr sein Spinnensinn protestierte. „Okay, mein kleiner Superheld, verrat mir nochmal genau, was hier abgeht und was du von mir willst. Ich soll für dich das Opferlamm spielen?“ Spider-Man kniete sich an den Dachrand und atmete ein paar mal tief durch. Er war schon jetzt ganz fertig, wie sollte er es da mit Osborn UND Venom aufnehmen? Gut, Deadpool würde ihm helfen, aber der war nicht mal halb so gut im Ausweichen wie er selbst. Aber vielleicht reichte auch ordentlich einstecken. Hauptsache, sie kamen nah genug an das Kraftfeld heran. „Wir müssen an den Apparat, die Maschine in der Mitte des Kraftfeldes. Aber Osborn wird uns nicht lassen. Sobald er merkt, dass ich DICH dabei habe... wird er alles daran setzen, uns auszuschalten. Er ist nicht dumm. Und dank deinem Hang dazu, deine 'Superkraft' überall publik zu machen...“ „Das ist die coolste Superkraft von allen!“, unterbrach Deadpool ihn. „Damit MUSS ich angeben, okay? Ich hab doch sonst nichts. Außer meinem unwiderstehlichen Charme.“ „Deadpool, bitte! Osborn ist da drin nicht allein. Er hat einen Wachhund dabei. Wenn wir Glück haben, nur den einen. Und diese Art von Venom, die da unten den Schatz bewacht, ist... `n echt harter Brocken...“ Deadpool stemmte die Hände in die Hüften. „Ich hab mindestens achthundert Folgen Cesar Millan gesehen. Das krieg ich hin und am Ende des Tages macht Venom Männchen für mich. Wirst sehen.“ Spider-Man sah nur kurz genervt zu ihm. „Nimmst du das BITTE ernst?!“ „Das waren zwei 'Bitte' in weniger als einer Minute... Das muss dir echt wichtig sein“, stellte Deadpool nüchtern fest und nickte dann. „Okay, mein Freund, packen wir`s an!“ Er streckte Spider-Man die Hand hin. „Bring uns da rein.“ Spider-Man ergriff Deadpools Hand, ließ sich hochziehen und sparte sich jeden Widerspruch gegen das 'Freund'. Er brauchte Deadpool und konnte es sich nicht leisten, ihn schon vorher zu verärgern. „Wenn sich die Gelegenheit bietet, brauche ich eine Unterbrechung des Kraftfeldes, damit ich da reinkomme. Ich sag dir, wenn`s soweit ist. Und dann musst du schnell sein. Okay? Kriegst du das hin?“, wollte er dann noch von Deadpool wissen. Der legte sich zwei Finger an die Stirn und deutete ein Aye Aye an. „Kriegst DU hin, dass es mich dabei nicht völlig zerlegt?“, fragte Deadpool dafür sicherheitshalber nach. „Du weißt doch, dass ich der Gute bin. Ich DARF gar nicht zulassen, dass es jemanden zerlegt. Egal wen. Nicht mal dich.“ Kurz zögerte Spider-Man, dann legte er einfach einen Arm um Deadpools Mitte, schoss einen Spinnfaden an den Dachrand, schwang sich mit ihm zusammen vom Dach und durch eins der Dachfenster ins Innere des Gebäudes. Dort landete er mit ihm inmitten der Trümmer des vorangegangenen Kampfes, wobei Deadpool ihn beim Aufkommen abstützte, damit er nicht wegknickte. Kurz sah Deadpool sich um, dann stieß er einen Pfiff aus. „Kein Wunder, dass du so aussiehst, wenn du hier drin SOWAS veranstaltet hast...“ Spider-Mans Spinnensinn schlug Alarm, er fuhr herum und fegte mit einer Spinnfadenkugel eine Bombe aus dem Weg, die der Green Goblin auf sie geworfen hatte. „Du wagst es tatsächlich noch einmal zurück zu kommen?! Entweder bist du lebensmüde und furchtbar dumm, oder du nimmst das Held spielen viel zu ernst, Spider-Man!“, rief er ihnen von seinem Gleiter aus zu. Dann sah Spider-Man, wie sich der Blick des Goblins verfinsterte, als er feststellte, wer da neben ihm stand und gerade in Angriffsstellung ging. „Was Besseres hast du wohl in der kurzen Zeit nicht auftreiben können, was? Aber das wird dir auch nichts nutzen! Ich lasse dich nicht an den Apparat! VENOM!“ Spider-Man sah kurz hinter sich, wo Venom vor Deadpool auf dem Boden landete und laut knurrte. Dann fixierte er wieder den Green Goblin und brachte sich auch in Angriffsstellung, hörte, wie Deadpool die Schwerter zog und spürte, wie Deadpool sich Rücken an Rücken mit ihm stellte. „Uuuh, toll, ein neuer Erzfeindekampf. Obwohl... ich krieg nie einen Erzfeind als Gegner...“ Spider-Man spannte die Muskeln und zielte auf den Gleiter. „Du hast ja auch keine Erzfeinde!“ Auch Deadpool spannte sich hinter ihm an und packte die Schwertgriffe fester. „Hm, nein, stimmt. Die Leute mögen mich generell nicht. Und echte Feinde töte ich normalerweise, bevor sie überhaupt zum Erzfeind werden. Hey, kann ich von dir ein paar Erzfeinde ausleihen? Du hast dafür jede Menge!“ Im selben Moment, als der Green Goblin mit dem Gleiter auf ihn los startete, beschoss Spider-Man ihn mit Spinnfäden. Er musste ihn von dem Gleiter holen und mit Deadpool in den anderen Raum! Doch vor dem Durchgang war ja noch ein Hindernis. „Kümmer dich um Venom! Wir müssen da rein!“, rief er Deadpool zu, zog ein Trümmerstück mit einem Spinnfaden heran und warf es nach dem Goblin, der ausweichen musste. „Na schön, okay, wenigstens krieg ich den schwarzen Spider-Man. Damit bin ich auch zufrieden.“ Spider-Man legte eine Hand an Deadpools Schulter, stützte sich ab und sprang hoch, damit er dem Gleiter einen Tritt verpassen konnte. „Wade! Klappe zu und angreifen!“ „Was immer du sagst, Darling!“ Damit blockte Deadpool mit den Schwertern einen Schlag von Venom ab, der auf ihn zusprang. Gleichzeitig verpasste er Venom einen Tritt, holte dann aus und schlug mit dem Schwertgriff gegen Venoms Kopf, um ihn K.O. zu setzen. Doch so leicht war dem nicht beizukommen. Die schleimartige Masse, zu der der Parasit zerfließen konnte, umschloss Deadpools Hand und Unterarm, Venom riss ihn hoch und warf ihn quer durch die Halle, vorbei an Spider-Man, der seinerseits gerade wieder einem Bombenhagel vom Green Goblin aus dem Weg sprang. Noch im Sprung feuerte Spider-Man Spinnfäden auf den Gleiter und riss ihn herum und gegen Venom, der sich davon aber nicht groß beeindrucken ließ, sondern den Gleiter einfach abfing. Der Green Goblin startete senkrecht nach oben, nur um gleich darauf im Sturzflug Spider-Man ins Visier zu nehmen. „Mach Platz für deinen Joker!“, hörte Spider-Man Deadpool hinter sich rufen. Er schoss einen Spinnfaden nach oben und zog sich aus dem Weg, dafür sprang Deadpool unter ihm genau in die Flugbahn des Green Goblins und stieß die Schwerter in den Gleiter, um die Elektronik zu zerstören, bevor er von einer der Bomben des Goblins weggeschleudert wurde. Dafür war jetzt Venom direkt vor Spider-Man und sein Schlag warf Spider-Man wieder zu Boden, wo er sich mehr schlecht als recht abrollte. Keine zwei Meter neben ihm kam Deadpool gerade wieder auf die Beine, steckte ein Schwert weg und zog dafür eine seiner Waffen. „Was denn? Wir machen jetzt schon Partnertausch? Muss ich schon wieder beleidigt sein, weil sogar deine Feinde lieber gegen dich als gegen mich kämpfen?“ Er lud durch und zerschoss die nächsten Bomben, die geflogen kamen. Im nächsten Moment wurde er aber schon von Venom angesprungen und zu Boden geworfen, dann fing Venom an, auf Deadpool einzuschlagen. „Deadpool! Keine...“ Spider-Man schoss Spinnfäden auf Venom, riss ihn von Deadpool herunter und warf ihn in die Maschinentrümmer vom vorherigen Kampf. „... Kugeln? Ich töte ja keinen! Nicht... absichtlich...“ Spider-Mans Spinnensinn gab Alarm, er sah, wie Deadpool vom Boden aus genau in seine Richtung zielte, dann folgten zwei Schüsse direkt an seinem Kopf vorbei und Spider-Man hörte knapp hinter seinem Kopf zwei Detonationen. Schnell sprang er mit zwei großen Sätzen an eine der intakten Hallenwände, bevor der Green Goblin hinter ihm ihn erneut angreifen konnte. Der Gleiter trudelte etwas und schien dank Deadpool wirklich nicht mehr ganz funktionstüchtig zu sein. Deadpool kam wieder auf die Beine und schüttelte kurz den Kopf. Dann schlug er mit dem Schwert nach dem Gleiter, als der wieder auf ihn zuraste. Venom kam mit einem Sprung von der Seite wieder aus den Trümmern hervorgeschossen, doch Spider-Man feuerte eine ganze Ladung Spinnfadenkugeln auf ihn und Venom wurde in den nächsten Schutthaufen geworfen. Sofort setzte Spider-Man ihm nach, holte noch im Sprung aus und schlug so hart zu, dass Venom gleich nochmal ein paar Meter weiter geschleudert wurde und erst mal liegen blieb. Schnell drehte Spider-Man sich nach Deadpool um, über dessen Kopf hinweg gerade haarscharf der Goblin flog und der von dessen nächsten zwei Sprengsätzen von den Beinen geholt wurde, wobei er seine Waffen verlor. Genauso schnell stand Deadpool aber wieder. „Jetzt hab ich aber genug! Bomben sind nicht witzig! Das kostete mich wieder einen Haufen Kohle, die Löcher flicken zu lassen! Und für den Job hier krieg ich nicht mal Geld! Alles ehrenamtlich!“ „Schade. Ich hab für jemanden wie dich nämlich ein ganz besonders hübsches Exemplar! Mal sehen, ob du dich danach auch wieder zusammensetzen kannst!“, rief der Green Goblin, dann holte er aus und warf etwas nach Deadpool. Aber auch Spider-Man reagierte instinktiv. Er schoss einen Spinnfaden auf Deadpools Rücken, riss ihn zurück und zu sich und sprang mit einem Satz auf seine Schultern. Dabei schrie er: „Deadpool! Schwung!“ Deadpool ging halb in die Hocke, packte Spider-Mans Füße und warf ihn dann mit Schwung und Kraft vorwärts. Spider-Man stieß sich gleichzeitig ab und verpasste dem Wurfgeschoss des Goblins einen Tritt, der es so hart gegen den Gleiter treffen ließ, dass es den Goblin samt Gleiter gegen die Wand warf. Der Goblin stürzte zu Boden, die Explosion der Bombe zerriss den Gleiter in seine Einzelteile und hinterließ noch ein Loch im Beton der Mauer. Spider-Mans Landung war schon nicht mehr ganz so grazil, aber er konnte sich keine Verschnaufpause gönnen, sondern er fixierte den Green Goblin noch mit einer Ladung Spinnfäden am Boden. Schwer atmend wankte er zwei Schritte rückwärts. „Netter Move, Kleiner. Bin beeindruckt. Hey! Lass uns das zu unserem Spezial-Team-Schlag machen! So was wie Gimlis 'Wirf mich'!“ Spider-Man winkte nur ab. „Wir müssen die Maschine zerstören! Spar dir die dummen Sprüche für...“ „... nächstes Mal?“, klang Deadpool ganz hoffnungsvoll, dann ging er aber vor in die andere Halle. „Na komm, Zeit für mich ein Held zu sein“, hörte Spider-Man ihn rufen. Da schlug schon wieder sein Spinnensinn an und noch bevor Spider-Man Zeit hatte zu reagieren, erwischte ihn plötzlich ein Schlag von Venom, der ihn bis in die nächste Halle und direkt auf das Kraftfeld zuwarf. Im letzten Moment packte ihn eine Hand am Kragen und hielt ihn fest, so dass er nur wenige Zentimeter vor dem Energiefeld zum stehen kam. Er war automatisch ins Hohlkreuz gegangen und hing jetzt auf den Zehenspitzen schräg über dem Rand des Kraftfeldes. Ebenso reflexartig hatte er nach der Hand gegriffen, die ihn hielt. „Hab ich dir grad mal wieder das Leben gerettet? Heute hab ich `nen echten Lauf als Held! Gib mir dafür später einen Stempel auf meine Spidey-Schuldet-Mir-Was-Bonuskarte.“ Mit einem Ruck zog Deadpool ihn weg von dem Energiefeld, Spider-Man ging in Angriffsstellung, zeigte kurz nach vorn zum Hallenübergang und sagte nur: „Venom!“ Das genügte für Deadpool, auch er bezog neben Spider-Man Position und ballte die Fäuste. „Zeit für ein finales Spideypool-K.O.!“ Da sprang Venom auch schon auf sie los, beide holten aus und schickten Venom mit einem gezielten harten Doppelschlag gegen die Wand und damit endgültig zu Boden. Sowohl Spider-Man als auch Deadpool schüttelten ihre Hände aus. Dann fesselte Spider-Man auch Venom noch schnell mit Spinnfäden, wobei er merkte, dass die Düsen den Geist aufgaben. Na das war ja gerade nochmal gut gegangen. Sonst waren die Dinger meist im unpassendsten Moment leer. „Sag das nie wieder“, wandte er sich kurz an Deadpool und sah dann auf die Maschine, deren Elektronik nun viel intensiver leuchtete. „Was? Spideypool?“ Spider-Man verzog das Gesicht unter der Maske. „Genau das!“ „Heh... das hab ich jemand anderes auch schon sagen hören. Was stört euch bloß an dem Wort? Immer noch besser als Deadspider... Deadman... Oder Poolspider... Halt, warte! Sind das nicht die Dinger, die man immer im Waschbecken oder der Badewanne findet? Die kleinen Spinnen, die zu dämlich sind, da wieder raus zu klettern?“ „Deadpool! Die Maschine! Wir müssen durch das Feld, damit ich sie abschalten kann!“, fuhr Spider-Man ihn an. „Aber das Ding... verbrennt einfach alles... Du bist der Einzige, der das lange genug aushalten kann, damit das Feld durchbrochen wird und ich da reinkomme“, erklärte er dann schnell noch ein weiteres mal und sah mit wachsender Besorgnis, dass der Apparat anscheinend so gut wie einsatzbereit war. So sah es zumindest aus, wenn er sich die Beleuchtung und die verschiedenen Elektroden und Lämpchen daran ansah. „Okay, ziehen wir`s durch. Das tu ich aber nur für dich!“ Deadpool streckte die Hand aus und berührte das Energiefeld und es dauerte keine zwei Sekunden, bis es seine Hand, Haut und das Fleisch verbrannte. Genauso regenerierte sein Heilungsfaktor ihn aber auch, so dass sich die Verletzung mit der Heilung in etwa die Waage hielt. Obwohl man nach den nächsten Sekunden sah, dass die Geschwindigkeit der Regeneration hinter der Verbrennung her hinkte. Schnell zog Deadpool die Hand zurück. „Jiautsch! Das sag ich nicht gern, aber mach`s bitte schnell, Spidey. Ich glaube... dafür werde ich diesmal DICH hassen...“ Aus der anderen Halle hörte man plötzlich einen Wutschrei. „Ihr könnt es nicht aufhalten!! Es ist zu spät!“ Spider-Man und Deadpool tauschten einen kurzen Blick, dann meinte Deadpool: „Dafür will ich die magischen drei Worte von dir!“ Spider-Man ging ein paar Schritte rückwärts und weg vom Kraftfeld. „Du kriegst sogar vier!“, antwortete er und machte sich zum laufen bereit. „Mach die Beine breit!“ Deadpool stieß einen kleinen entzückten Laut aus. „DIE nehm ich auch!“ Dann machte er einen Schritt direkt in das Kraftfeld hinein und stellte sich breitbeinig hin, damit genau unter ihm ein Stück des Feldes unterbrochen war. Spider-Man hörte den halb unterdrückten Schmerzlaut, den Deadpool dabei ausstieß, er rannte los, griff sich das noch verbleibende Schwert von Deadpools Rücken, ehe er sich fallen ließ, damit er zwischen Deadpools Beinen hindurch rutschen konnte. Er hörte laute Piepstöne von der Apparatur, so als würde sie ankündigen, das das Teil für die Verbreitung der Seuche, von der Osborn gesprochen hatte, bereit war. Keine Zeit zum Entschärfen! Hauptsache, es traf sonst keinen! Spider-Man warf mit festem Schwung das Schwert, so dass es einen Großteil der Kabel und Schaltkreise durchtrennte, bevor es mitten in der Maschine stecken blieb. Kurz herrschte Stille, nur das Knistern von Strom und das Pulsieren des Energiefeldes waren zu hören. Dann folgten ein paar kleine Explosionen und Kurzschlüsse und als erstes fiel das Kraftfeld in sich zusammen. Und Deadpool auch. Spider-Man sah von seinem Körper sogar kleine Rauchschwaden aufsteigen. „W-Wade?“ Deadpool hob eine Hand und den Daumen. „Bitte... bleiben Sie in der Leitung... bin gleich... wieder für Sie da... Ooouhh... das ist... eigentlich mindestens... eine Woche Sklavendienst... als Belohnung wert...“ Langsam stemmte Spider-Man sich hoch, zuckte bei weiteren kleinen Explosionen hinter sich zusammen, dann ging er unsicheren Schrittes in Richtung der Tür zur anderen Halle. „Das war`s, Mr. Osborn! Ich rufe jetzt S.H.I.E.L.D. und dann wollen mal sehen, ob Gefängnisorange sich mit ihrem gesunden Grün beißt!“ Von der anderen Seite kam ein Lachen, bei dem es Spider-Man kalt den Rücken hinunterlief. „Du kennst die Extrafunktion des Energiefeldes noch nicht!“ Eine erneute, lautere Explosion ließ Spider-Man herumfahren. Irgendwas stimmte mit der zerstörten Apparatur nicht. Das Metall schien sich nach innen zu biegen, erst langsam, kleine Teile, dann mehr und mehr und schneller. Und auch Teile, die auf dem Boden lagen, wurden auf einmal von dem Apparat wie von einem Magneten angezogen. „Was...“ Jetzt spürte auch Spider-Man den Sog, erst leicht, dann stärker und er musste sich dagegen stemmen, als würde er sich gegen starken Wind lehnen. Automatisch wollte er einen Spinnfaden auf die Wand abschießen, um sich festzuhalten, aber die Düsen waren ja leer! „Wade! Komm auf die Beine! Wir müssen hier raus!“ Deadpool rollte sich herum und musste schon beim Versuch aufzustehen gegen den Sog ankämpfen, der immer mehr und mehr herumliegende Teile bereits erfasst hatte. Es sah fast so aus, als würde die Maschine implodieren und dabei alles rundherum mit sich reißen. Aus dem Augenwinkel nahm Spider-Man wahr, dass Venom wieder zu sich kam, an den Fesseln riss und dann ein Grollen ausstieß, das bis in die Nachbarhalle zu hören sein musste. Und dann rief der Green Goblin: „Venom! Wir verschwinden!“ Mit einem Wutschrei zerriss Venom die Spinnfäden, sah Spider-Man nochmal böse an, hangelte sich dann aber an der Wand entlang zum Verbindungstor und verschwand dadurch. Spider-Man konnte nicht mal darüber nachdenken, ihn aufzuhalten, denn der Sog riss ihn schon von den Beinen. Dann sah er, dass sogar schon die größeren Maschinen über den Boden schrammten und dann auf ihn zugeflogen kamen. Ein paar Teile sausten nur knapp über seinen Kopf hinweg in das Zentrum der ehemaligen Apparatur, das jetzt beinahe wie ein schwarzes Loch wirkte. Eine der großen Maschinen aus der Nachbarhalle blockierte das Tor, weil sie zu groß war, um hindurch zu passen und sich dort verhakte. Spider-Man hatte zwar einigermaßen Halt auf dem Boden, aber da war eine Metallstrebe. Er streckte die Hand danach aus und packte fest zu. Hielt! Aber was war mit... Er warf einen Blick zurück, wo Deadpool auf den Ellbogen versuchte, über den Boden hinter ihm her zu robben. Wenn es Deadpool da reinzog... Was würde dann mit ihm passieren? Da blieb ja nichts mehr übrig! Es verschwand einfach alles! „WADE!“ Spider-Man streckte die Hand nach ihm aus. „Gib mir deine Hand!!“ Deadpool sah zu ihm und versuchte gegen den Sog anzukämpfen, noch näher zu ihm zu kriechen. Dazu streckte er selbst auch die Hand nach Spider-Mans aus. Doch es fehlten ein paar Zentimeter! Spider-Man stemmte die Füße auf den Boden, um mehr Halt zu haben. „Komm schon! Ich hab keine Spinnfäden mehr! GIB MIR DEINE HAND!!“ Er berührte doch schon seine Fingerspitzen! Nur noch... ein kleines Stück! Deadpool stieß sich ein Stück vorwärts, verlor dafür die Bodenhaftung, aber es reichte, damit Spider-Man seine Hand packen konnte. Von dem Ruck hätte er beinahe selbst den Halt verloren, aber er schloss die Finger so fest er konnte um die Metallstrebe. „Festhalten!“ „Was denkst du, was ich hier tue?! Halt DU lieber MICH fest! Du bist dran mit Held sein!“ Der Sog wurde immer stärker. Spider-Man spürte Erschütterungen, als mehr und mehr der Maschinen gegen die krachten, an der er sich festhielt und er hatte das Gefühl, es riss ihm beinahe den Arm ab, Deadpool zusätzlich festzuhalten. Aber loslassen kam niemals in Frage! Er umschloss stattdessen Deadpools Hand noch fester und auch Deadpool hielt sich so gut fest, wie er konnte. Auch wenn Spider-Man kurz wieder einen extrem unangenehmen Déja-Vu-Moment hatte, als er spürte, wie Deadpools Hand ihm wegzurutschen drohte. Und wie Deadpool ihn dabei ansah. „Spidey...“ „Ich lass dich nicht los! Das weißt du ganz genau! Ich halt dich fest!“ Und dann war es von einer Sekunde auf die andere vorbei. All die Trümmerteile und Bruchstücke und auch Deadpool und Spider-Man fielen zu Boden. Benommen sah Spider-Man auf, er hielt weiter Deadpools Hand fest umklammert, dann sah er ein Aufleuchten, dort, wo gerade noch vor wenigen Minuten die Maschine des Green Goblins gestanden hatte. Deadpool sah selbst kurz über die Schulter, dann läutete Spider-Mans Spinnensinn, aber auch Deadpool begriff sofort, stieß sich ab und warf sich mit einem „Runter!“ über Spider-Man, der sich auf der Stelle zusammenrollte. Und dann folgte auch schon eine gewaltige Explosion, die über sie hinwegfegte. Deadpool schirmte Spider-Man so gut es ging dagegen ab und er hörte ihn nur laut rufen: „Bleib unten!“ Die Druckwelle, die Hitze, es war für einen Moment kaum zu ertragen. Spider-Man hatte die Augen fest geschlossen und hielt die Arme schützend über den Kopf. Er spürte Deadpools Arme fest um sich und seinen Körper schwer auf sich, aber so erwischte ihn tatsächlich kaum etwas. Kein Feuer, keine Splitter. Und dann war auch das vorüber. Spider-Man hörte das Knistern von Flammen, seine Ohren rauschten noch vom Knall der Explosion und Deadpool hielt ihn noch immer ganz fest. Langsam ließ Spider-Man selbst wieder locker und öffnete die Augen. „Deadpool... jetzt... drei Worte...“ „Ich dich auch, Spidey... ich dich auch...“, hörte er ihn nah an seinem Ohr sagen und wurde prompt rot. „Nein, Wade! Runter. Von. Mir!“ Spider-Man warf Deadpool nicht so wirklich sanft von sich herunter. Der blieb mit einem kleinen Schmerzlaut liegen, bevor er sich leicht ausstreckte. „Das... hat mir gerade... den Rücken bis auf die Knochen weggebrannt... Sei wenigstens... `n bisschen dankbar...“, murrte er dann. Auch Spider-Man streckte alle Viere von sich, hob kurz den Kopf und sah auf die völlig zerstörte Halle, in der ein paar kleine unbedeutende Feuer brannten und alles in ein orangerotes Licht tauchten. Dann ließ er den Kopf zurück auf den Boden sinken und schloss keuchend die Augen. „Okay... das... war...“ „Hardcore?“, beendete Deadpool den Satz. „Ohne die Verletzungen und das Kämpfen, wär`s mit der kleinen Brandeinlage ja fast romantisch hier“, murmelte Spider-Man, ohne groß nachzudenken. „Hast du was auf den Kopf gekriegt?“, fragte Deadpool neben ihm. Spider-Man seufzte laut auf. „Hey... Wade... Nach all dem Mist hier... den Schlägen, den Kämpfen... den Explosionen... dem Held für die Welt spielen... Ich könnte was zum Runterkommen brauchen... Also...“ Kurz musste er tief durchatmen, aber das war er ihm jetzt wirklich mehr als schuldig! „Hast du... morgen schon was vor?“ Erst war es still, dann kam von Deadpool ein ungläubiges: „Oookay... ICH hab was auf den Kopf gekriegt... Was hast du gerade gesagt?!“ „Ich frag dich das jetzt nur einmal: Hast du Lust... morgen... abzuhängen?“ Spider-Man merkte, dass Deadpool den Kopf zu ihm drehte und ihn anstarrte. „Ein... Date?“ Wow, trotz allem musste er sich mehr als nur ein bisschen zu einer Antwort durchringen. „... Ja... ein... Date. Aber nicht so ein Quatsch mit Romantik und Candle-Light-Dinner oder so was!! Dann bin ich sofort raus!“, beeilte er sich gleich noch klarzustellen. „Sondern was?“, wollte Deadpool wissen. „Burgerladen und Lasertag?“ Erneut Stille, dann ein kleines Lachen. „Ich WUSSTE, du bist mein Seelenpartner!“ „Wade...“ „Schon gut, schon gut! Ja! Ja, ja, ja, ich bin dabei! So was von!“ So, jetzt konnte er sich nicht mehr raus reden. Kneifen galt nun nicht mehr. Na das konnte ja was werden... Aber wenigstens hatte er erst noch alle Hände voll damit zu tun, die anderen Helden und S.H.I.E.L.D. über alles, was gerade passiert war, zu informieren. Hoffentlich hatten die das mit den Venoms im Griff. Doch da vertraute er fest darauf. Das half ihm zumindest dabei, nicht über seine Verabredung mit Deadpool nachzudenken. Aber nur, bis er einen leichten Stoß von der Seite spürte. „Dates mit dir muss man sich echt hart verdienen... Weil es... dein Erstes ist?“ „Nein!“, reagierte er ein wenig zu schnell und zu heftig. „Du bist echt süß. Noch ein Grund, warum ich dich mag..“ „Wade... ehrlich... Du bist schrecklich und ich hasse dich“, grummelte Spider-Man. „Red dir das nur ein, solange du kannst...“ Deadpool klang schon wieder so furchtbar amüsiert. Und Spider-Man wünschte sich gerade, er könnte aufhören darüber nachzudenken, ob er sich wirklich nur irgendetwas einzureden versuchte. Argh! Verdammter Deadpool!! Kapitel 15: Oh no, Honey, I'm good ---------------------------------- „Erinner mich daran, dass ich mit dir nie wieder zum Lasertag gehe! So vernichtend wurde ich schon lange nicht mehr geschlagen!“ Mit einem kleinen Grinsen gab Peter sich Schwung und rollte auf seinem Skateboard ein Stück vor. „Extra gute Reflexe?“ Wade schloss mit zügigem Schritt wieder zu ihm auf. Sie waren auf dem Weg zum Haus von Peters Tante. Peter hatte sein Versprechen eingelöst und sich wirklich auf das Treffen mit Wade eingelassen. Erstaunlicherweise hatte der sich ausnahmsweise zu benehmen gewusst, sie waren ganz 'unromantisch' in einem richtig guten Burgerladen gewesen, wo er sich ganz normal mit ihm über Kämpfe, Gegner, Taktiken und Einsätze unterhalten hatte. Wenn man solche Gespräche überhaupt als 'normal' bezeichnen konnte. Aber für Peter war das genau der richtige Gesprächsstoff. Er fühlte sich ernst genommen, so als würde endlich mal jemand mit ihm nicht wie mit einem Kind reden. Kein Bevormunden, kein herablassendes Gerede von wegen 'das lernst du noch' oder 'ach dafür bist du noch zu jung'. Irgendwie komisch, dass gerade Wade es schaffte, plötzlich so ganz untypisch normal zu sein und er sich überhaupt nicht unwohl bei der ganzen miteinander ausgehen Sache fühlte. Aber vielleicht war das Absicht, eben damit er sich nicht komisch vorkam und am Ende doch noch die Flucht ergriff. Sah ganz so aus, als wollte Wade sich alle Mühe geben, damit Peter ihn mochte. Okay, der Gedanke war dann doch wieder gruselig. Doch beim Lasertag hatte er das ganz schnell wieder vergessen. Das... machte einfach nur Spaß. Vor allem, wenn man gewann. „Reflexe? Von wegen! Du hast unfair gespielt! Springen gilt nicht! Das ist `n unerlaubter Vorteil!“, protestierte Wade und schob die Hände in die Taschen seines Kapuzenpullis, während er neben Peters Skateboard herlief. „Bitte?! DU bist ausgebildeter Söldner! Kann ich was dafür, dass du mit Waffen anscheinend doch nicht so gut umgehen kannst, wie du immer behauptest?“ Mittlerweile war es fast ganz dunkel und nur noch ganz wenige Leute kreuzten ihren Weg auf der Straße, auf der die beiden unterwegs waren. „Werd bloß nicht frech, Parker. Sonst petz ich deiner Tante, dass du gemein zu deinen Freunden bist!“ „Wie alt bist du? Fünf?“, erwiderte Peter grinsend und auch Wade schmunzelte leicht. „Schön, dich so fröhlich zu sehen. Weißt du, ich mag`s, wenn du lächelst und gut drauf bist.“ Peter merkte, wie er rot wurde und sah verlegen zur Seite. „Wade...“ Schnell gab er sich einen weiteren festen Schubs und rollte wieder vor. „Dafür mag ich es nicht, wenn du so nett zu mir bist!“, rief er Wade zu, stieß sich erneut fest ab und rollte noch ein weiteres ganzes Stück voraus. „Hey! Warte!“ Wade verfiel in einen Laufschritt, um ihn wieder einzuholen. „Wieso?“, wollte er dann wissen, als er wieder halb auf Peters Höhe war. Peter ließ das Board ausrollen und drehte sich dabei grinsend zu Wade um. „Weil ich dich nicht ätzend finden kann, wenn du nett bist.“ Auch Wade grinste, überholte Peter um ein paar Schritte, drehte sich um und ging die nächsten Meter rückwärts vor Peter her. „Dir kann man`s aber auch nie recht machen. Red ich dich blöd an, muss ich den Mund halten. Mach ich dir Komplimente, muss ich den Mund halten. Und wenn ich mich mal für ein paar Stunden so übel zusammenreiße wie noch nie in meinem ganzen Leben und nett zu dir bin... mach ich es auch falsch. Ich glaube, ich will dich doch nicht mehr, Parker. Du bist ja tausendmal anstrengender als eine Frau. Auf jeden Fall bist du mindestens dreimal so kompliziert!“ Automatisch streckte Peter ihm die Zunge raus und wollte an ihm vorbei, doch Wade ließ ihn nicht, sondern versperrte ihm stattdessen den Weg. Dazu stoppte er Peters Skateboard mit einem Fuß. Oh nein, hoffentlich kam jetzt nicht wieder was ganz Furchtbares. Wade sah ihn schon wieder so komisch an. „Was?“ „Ich wollte mich nur bedanken.“ Peter verschränkte die Arme vor der Brust. „Wofür?“ „Für den Nachmittag. Und den Abend. Ich hab zwar auch immer viel Spaß, wenn ich mit dir auf eine Mission gehen darf. Aber wenn man nicht ständig dabei aufpassen muss, dass einen niemand von hinten absticht, ist es doch um einiges entspannter. Und wenn du mir jetzt noch sagst, dass es für dich auch nicht ganz so schrecklich war, wie du das immer befürchtet hast, dann war der Tag heute einer der Besten seit fünf Jahren für mich.“ Ganz verlegen sah Peter zur Seite, dann meinte er leise: „Es war... überhaupt nicht schrecklich... Aber nur, weil du dich benommen hast! Und solange du dich am Riemen reißt, hab ich auch kein Problem mit dir. So einfach.“ Wade zupfte an seiner Kapuze. „Ah, so ein Mist. Keine Chance mit dem Bad Boy Gehabe bei dir zu landen? Das ist aber dumm. Der Gute bist doch du. Du musst lieb und nett und anständig sein. Nicht ich. Ich bin der charmante Mistkerl mit den lockeren Sprüchen, der hin und wieder das ein oder andere unwichtige Gesetz bricht.“ Zweifelnd sah Peter ihn an, dann stieg er vom Skateboard und trat hinten darauf, so dass es vorne hoch kippte und er es mit einer Hand festhalten konnte. „Oh, gut, danke. Ich hasse es, wenn du größer bist als ich. Ich will auf dich wenigstens ein Stück runter kucken. Weil ich der Mann bin. Auch, wenn ich generell zu dir aufsehe. Auch wenn du kleiner bist. Du weißt schon, bildlich gesprochen. Wo du doch mein Held bist“, redete Wade einfach weiter drauf los und Peter rieb sich mit leicht genervtem Blick über die Stirn. „Wade... NOCH ist der Abend gut...“ „Sonst enden meine Date-Abende sogar noch besser. Würde dein kleiner Spezialalarm anschlagen, wenn ich dich auf einen Kaffee zu mir einladen würde? Oder bist du noch zu jung, um den zu kapieren?“ Sofort zuckte Peter leicht zurück und spürte schon wieder seine Wangen warm werden. „Den versteh ich gut genug, danke Wade. Danke, aber NEIN danke!“ Wade zuckte mit den Schultern, dann grinste er. „Ich mache eeecht guten Kaffee. Irgendwann musst du den mal probieren...“ Dann nickte er über seine Schulter hinweg den Weg entlang. „Soll ich dich noch bis nach Hause bringen?“ Schnell schüttelte Peter den Kopf. „Nein! Meine Tante kriegt die Krise, wenn sie sieht, dass ich mit dir allein unterwegs war!“ Irritiert sah Wade ihn an. „Was? Warum? Ich dachte, sie mag mich?“ Schon musste Peter wieder von Wade wegsehen. „Damit hat das nichts zu tun! Ich will nicht, dass sie mich fragt, warum ich mit so `nem alten Kerl wie dir meine Freizeit verbringe und das auch noch alleine und dass ich ihr erzählen muss, was wir gemacht haben!“ „Hehe... Schämst du dich, weil du dann zugeben müsstest, dass du einen schönen Tag hattest und dir dein Date mit mir gefallen hat?“ „Darauf geb ich dir keine Antwort, Wade! Ist der Zauber der Gute-Manieren-Fee schon abgelaufen?“ „Bibedibabedi-bring-Parker-nicht-in-Verlegenheit-bu hält leider nicht so lange, wie gläserne Schuhe“, gab Wade zurück, dann knuffte er ihn kurz leicht gegen die Schulter. „Darf ich dir trotzdem noch was Nettes sagen? Wo ich gerade so in Stimmung bin?“ Ohne Peters Antwort abzuwarten, fuhr Wade einfach fort: „Ich find`s toll, dass du der Gute bist. Und ich mag es, was für eine Art von gutem Held du bist. Du kämpfst für Moral, Anstand und Gerechtigkeit. Und für die kleinen Leute. Und das, weil du es willst und weil es dir wichtig ist. Nicht wegen Vergeltung oder aus Rache. Du führst keine persönliche Vendetta. Das macht dich so viel besser als alle anderen. Und genau DAS ist es, warum ich dich so mag und warum ich so gern mit dir zusammen bin. Du verströmst nicht diese 'die ganze Welt ist böse und ich bin der Einzige, der sich darum kümmern kann und wird und ich muss es ausmerzen um jeden Preis!' Aura. Ich hoffe, das färbt `n bisschen ab auf mich.“ Peter fuhr sich durchs Haar. Das ging ja runter wie Öl. Jetzt war er wirklich wieder total verlegen. So viel Lob für seine Arbeit und seinen Einsatz bekam er wirklich selten und dann auch noch von Wade und auf diese Art und Weise. Wade war gerade bei solchen Dingen wie Kinder oder Betrunkene: Er sagte – wie es so schön hieß – die Wahrheit. Zumindest sprach er einfach wahr aus, was er dachte. „Das... ich... danke... schätze ich... Wenn du mir das immer so sagen würdest, statt mir das Gefühl zu geben, ich muss ständig die Notrufnummer auf Kurzwahl haben, wenn du in meiner Nähe bist...“ Plötzlich legte Wade die Hände auf Peters Schultern. „Dann was?“ Da war schon wieder das komische Gefühl. Schon war es wieder so seltsam zwischen ihnen und Peter war ganz ungut zumute. Und Wade war schon wieder viel zu nah! Peter lief richtig rot an, als er merkte, wie Wade ihn ansah, mit so einem kleinen, seltsamen Lächeln... „Wade! Lass es! Denk an die 'Heiß'-Liste, Punkt vier! Punkt VIER! STÄRKE!! Wenn du was Dummes machst, verprügel ich dich!“ Kurz blinzelte Wade überrascht, dann grinste er wieder. „Du hast... meine Listen gesehen?“ Peter hatte das Gefühl, er wurde noch viel röter. „Was?! Nein! Ich kann nur viel von dem Blödsinn, den du mir ständig um die Ohren haust, später nicht mehr löschen! Also spar dir deine dummen Sprüche in Zukunft!“ „Mmmh... na ja... man muss ja auch nicht immer reden...“ Wade hielt seine Schultern mehr fest und lehnte sich ein Stück näher zu Peter, der sah ihn erst ganz erschrocken mit großen Augen an, dann kniff er die Augen zu und drehte den Kopf zur Seite. „Du bist mein kleiner Held“, hörte er Wade leise sagen, dann spürte er, wie er ihm einfach nur einen kleinen Kuss auf die Schläfe aufdrückte und ihn dann losließ. Peter ließ dabei das Skateboard fallen, blieb erst noch stocksteif und angespannt stehen, ehe er dann langsam die Augen aufmachte. Seine Wangen waren noch immer ganz rot und er war nun völlig durcheinander und durch den Wind. Wade war inzwischen schon ein Stück weiter gegangen und hatte die Hände wieder in den Taschen vergraben. „Wenn du mir angeblich so gut zuhörst, weißt du hoffentlich auch, dass eine Sache immer noch gilt“, sagte Wade laut, ohne sich umzudrehen. „Erst, wenn DU zu mir kommst!“ Hastig sammelte Peter sein Skateboard vom Boden auf, wobei ihm das sogar nochmal durch die zitternden Finger rutschte, etwas, das ihm noch nie passiert war. Dann rief er ihm selbst nach: „Wade!“ Wade blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Damit du`s weißt: Damit sind wir quitt! Ich schulde dir nichts mehr! Das war`s mit offenen Versprechen! Und den Teamarbeiten! Und den offenen Rechnungen was helfen und gegenseitig retten angeht!“ Nun drehte Wade sich doch halb um, grinste nochmal und deutete mit den Händen einfach nur kurz ein Herz an, ehe er sich wieder umdrehte, einfach weiterging und Peter alleine mitten auf dem Weg stehen ließ. Und als Peter nachts um drei in seinem Bett liegend noch immer hellwach in die Dunkelheit starrte und nur über eine Sache nachgrübeln konnte, murmelte er leise vor sich hin: „Und das... war`s mit meiner Nachtruhe und Schlafen legen ohne Nachdenken... Toll... danke, Wade...“ Kapitel 16: 10 - Zwei gegen Alle und Alles für Hydra 01 ------------------------------------------------------- Okay, wer auch immer das Held sein erfunden hatte, er hätte dazu sagen sollen, dass unter einem Heldenkostüm auch immer noch ein Mensch steckte. Vielleicht traf das auf ein paar der Helden nicht zu, aber auf viele. Und auf ihn selbst auch. Er war theoretisch in fast allem einfach ein normaler Mensch. Mit allem, was dazugehörte. Und das bedeutete leider auch... „Hatchooo! Uuuhn... so ein Mist...“ Ganz fertig lag Peter auf seinem Bett in dem kleinen Studentenapartment. Gerade waren Ferien an der Highschool, dafür konnte er ein paar Extrakurse an der Uni quasi schon vor-besuchen. Diese gingen immer nur wenige Wochen und waren nur für besonders begabte Schüler wie eine Art Ministipendium ausgeschrieben. Für einen dieser Plätze hatte Peter sich schon vor einiger Zeit qualifiziert und finanzierte sich diese weg-von-daheim Wochen mit Nebenjobs bei Oscorp und zum Teil bei Jameson und dem Bugle. Wobei er dort eher nur mal von Zeit zu Zeit ein Spider-Man-Foto verkaufte. Was die Zeitung daraus machte, gefiel ihm eh nicht. Das Apartment wurde teilweise vom Campus bezahlt und immer den jeweiligen Stipendiaten zur Verfügung gestellt. An sich mochte es Peter dort ganz gerne. Er konnte in Ruhe lernen, war aber auch genauso schnell auf dem Dach und konnte abends und nachts so als Spider-Man schnell auf Tour gehen. Nur dummerweise hatte ihn diesmal eine heftige Erkältung erwischt. Oder die Grippe? So fühlte sich sein Kopf zumindest an. Kurz legte er sich die Hand auf die Stirn. Er hatte definitiv Fieber. Aber wenn er jetzt Tante May anrief, würde die entweder wollen, dass er nach Hause kam oder noch schlimmer, sie würde sich mit bei ihm einquartieren und ihn vor Ort gesund pflegen. Sicher, sich von seiner Tante Essen machen lassen war ein guter Gedanke. Aber er hatte ja immer nur zwei oder drei Stunden Kurs am Tag und konnte sich dann wieder ins Bett legen. Dazu noch eine Hand voll Medikamente und er würde es schon überleben. Später musste er damit ja auch alleine klarkommen. Und hey, wer fast täglich die Welt rettete, den würde doch so eine kleine Grippe nicht umhauen. Na gut, was das Umhauen anging... Erneut musste Peter niesen, so dass sein ganzer Kopf davon dröhnte. Er hatte sowieso schon so einen Brummschädel auf. Apropos brummen... Das Handy neben seinem Kopfkissen vibrierte und wollte gar nicht mehr aufhören. Seine Leute wussten eigentlich, dass er 'beschäftigt' war und er war von S.H.I.E.L.D. freigestellt. Trotzdem konnte es etwas Wichtiges sein. Etwas, bei dem S.H.I.E.L.D. dringend seine Hilfe brauchte. Doch als er auf das Display sah, verzog er sofort genervt das Gesicht und legte das Handy mit dem Display nach unten zurück neben sein Kopfkissen. „Jetzt nicht...“ Das Handy verstummte, nur um kurz darauf erneut zu vibrieren. Und als er auch dann nicht dran ging, ein drittes Mal. „Ach komm schon! Lass es!“, grummelte Peter. Das war Deadpool. Den ertrug er gerade nicht. Nicht, wenn er krank war. Am Ende wollte er noch die Rolle von Tante May übernehmen und ihn pflegen. Kurz schauderte Peter auf, als sich ihm ein Bild von Wade im Krankenschwester-Outfit aufdrängte. Er kannte ihn mittlerweile gut genug, dass er ihm das zutraute. Oh ja, das würde er bringen, keine Frage! Und wenn nur, um ihn damit in Verlegenheit zu bringen! Erneut ging das Handy los und etwas in Peter sagte ihm, dass er vielleicht doch mal wenigstens hören sollte, was Wade von ihm wollte. Auflegen konnte er dann immer noch. Deswegen griff er doch wieder zu seinem Handy und drückte auf annehmen. Und noch ehe er überhaupt etwas sagen konnte, hörte er Wade schon rufen: „Na endlich! Du bist ja schwerer zu erreichen als Thor, wenn er sich in Asgard rumtreibt! Ich hab nicht viel Zeit, also hör einfach zu! Ich hab Ärger mit ein paar Leuten, die du auch nicht magst und... AU!“ Peter runzelte die Stirn. „Wade?“ Er hörte ihn keuchen. War er gerade am Laufen? „Sorry... kann... grad nicht reden... Ich schicke dir...“ Ein paar mal lautes Knallen. Sofort saß Peter aufrecht im Bett. Schüsse? „Wade!“ „Nicht... meine... Waffe! Ich... argh! Steck hier... AUTSCH! Nur ein! Komm einfach... her! JETZT!“ Dann war die Verbindung unterbrochen. Völlig verwirrt starrte Peter auf das Display seines Handys. Was war das bitte gerade? Keine Ahnung, was da los war, aber... er machte sich tatsächlich so etwas wie Sorgen um Wade. Natürlich war er Wades Anlaufstelle Nummer eins, egal, um was es ging. Aber andererseits... Wade würde ja sonst auch keiner helfen, auch egal, um was es ging. Verdammt. Da zeigte das Handy eine Bildnachricht an. Oh bitte nichts Widerliches oder Perverses... Aber als er die Datei öffnete, war es nur ein Ausschnitt einer Stadtkarte mit einer Markierung. Peter wusste, wo das war und auch, wie er da hinkam. Aber... sollte er wirklich da hin? So wie er beisammen war? Er fuhr sich kurz durchs Haar und über die Stirn und Augen. „Oh man, du machst mich fertig...“, murmelte er, schniefte kurz und stand dann auf. Schnell eine handvoll Medikamente einwerfen und runter spülen, rein in den Suit und aufs Dach schleichen. So unangenehm wie heute war es ihm noch nie gewesen, die Maske überzuziehen. Er bekam so schon nicht gut Luft, aber das war gerade einfach nur furchtbar. Dazu war ihm abwechselnd heiß und kalt. Wehe, das war nicht wichtig! Doch er hatte so ein unangenehmes Gefühl, dass es das war. Und dieses ungute Gefühl hatte er nicht nur, weil es ihm wirklich mies ging. Dank ein paar Niesern auf dem Weg zu der von Deadpool markierten Stelle, fiel er ein paar mal fast, weil ihm das Spinnseil wegrutschte. Na das konnte ja lustig werden, wenn er kämpfen musste. Kurz darauf stand er an der Stelle, die Deadpool auf dem Plan markiert hatte. Aber hier war gar nichts. Leeres Gelände. Es sei denn... Spider-Mans Blick fiel auf eine Schachtabdeckung, die nicht ganz auflag. Doch nicht etwa im Untergrund? Na dann konnte das ja nur bedeuten, dass Deadpool entweder ein weiteres Hydralabor ausgehoben hatte, oder Octavius kroch doch wieder irgendwo in den Tunneln unter der Stadt herum. So oder so war es nicht gerade ideal. Wenn er keine Bewegungsfreiheit hatte, konnte er nicht so gut kämpfen. Vom Springen mal ganz abgesehen. Er sah sich ein paar mal um, aber es schien keine Überraschung zu geben. Zumindest nicht oberirdisch. Vorsichtig schob Spider-Man die Schachtabdeckung ganz zur Seite. Einfach nur dunkel. Aber er meinte, Geräusche von da unten zu hören. Das konnte aber auch Einbildung sein, denn er hatte das Gefühl, seine Ohren waren eh komplett zu. Doch dann hallte definitiv ein Schuss durch den Schacht. Okay, Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einem Satz sprang Spider-Man in den Schacht. Wenigstens war der Boden trocken. Aber dunkel. Und wo steckte jetzt Deadpool? Irgendwo weiter hinten sah er Licht. Darum wandte er sich erst mal in diese Richtung und kletterte vorsichtshalber an der Wand entlang in Richtung des Lichts. Am Ende des engen Schachts war eine Stahltür. Und unter der fiel das Licht durch einen Spalt hindurch. Konnte er da einfach rein marschieren? Oder würde er sofort alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Und vor allem... wessen Aufmerksamkeit? Zu dumm, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wer oder was ihn erwartete. Kurz verkniff er sich mit viel Mühe ein Niesen. Aber so langsam schienen die Medikamente anzuschlagen, wenigstens ließ der Kopfschmerz etwas nach. Dafür fühlte er sich ein wenig benebelt. Klar, in diesen ganzen Tabletten waren ja auch Sachen drin, die dämpften. Damit man gut schlafen und sich auskurieren konnte. Guuute Idee, das noch vor dem Kampf alles zu schlucken. Wirklich tolle Idee... Aber jetzt half es auch nichts. Und durch Wände oder Stahl konnte er nicht sehen, also: Alles oder Nichts! So gut es ging atmete Spider-Man durch, dann trat er die Tür auf und schwang sich in den Raum dahinter und gleich nach oben, weil potenzielle Angreifer mit so etwas hoffentlich nicht rechneten. Doch da waren nur zwei Männer, die ihm hätten gefährlich werden können und die waren viel zu überrascht, so dass er sie mit gezielten Spinnfadenschüssen aus dem Weg räumen und an der Wand fixieren konnte, ehe sie ihn angreifen konnten. Der Raum war unerwartet groß und eine breite Treppe führte am anderen Ende noch tiefer nach unten. Das Licht war nicht hell, aber es reichte aus, damit Spider-Man erkennen konnte, dass er wohl mit seiner ersten Vermutung richtig gelegen hatte. Und auch die Bekleidung der beiden Männer, die jetzt bewegungslos und mit Spinnfänden über den Mündern an der Wand klebten, ließ nur einen Rückschluss zu: Hydra. Großartig. So ganz war er hinter die Motive dieser Organisation ja noch nie gestiegen. Er vertraute darauf, dass ihn S.H.I.E.L.D. und die Avengers nicht belogen und dass die Leute von Hydra wirklich ohne Zweifel die Bösen waren. Obwohl... Wo die die Finger drin hatten... Mit was für komischen Weltzerstörungsplänen die aufwarteten... Was die an Experimenten am Laufen hatten... Nein, gut war das nicht. Sicherheitshalber zog Spider-Man sich zur Decke hoch und verschaffte sich einen Überblick. Doch es waren keine weiteren Leute zu sehen. Aber da unten. Die Treppe runter. In dem größeren Teil des Gewölbes. Da war zumindest Eines, das er jetzt entdeckte. „Deadpool?!“ Schnell schwang er sich nach unten. Deadpool hing kopfüber an einem großen Haken, der an einer Stahlkette befestigt war, von der Decke. Seine Beine waren gefesselt und er hatte auch die Arme auf dem Rücken, sie schienen ebenfalls gefesselt zu sein. Spider-Man landete direkt vor ihm, wobei Deadpools Kopf in etwa auf Höhe seines Bauches war und Deadpool ruckte sofort ungeduldig an den Fesseln. „Da bist du ja endlich! Ich dachte schon, du lässt mich einfach hängen! Hah! Hängen! Nein, blöder Witz... hol mich runter!“ „Was machst du denn hier?! Wieso hängst du hier mitten im Raum? Und wer hat da vorhin geschossen?“ „Geschossen haben nur die anderen! Schau mich doch mal genauer an. Ich komm mir vor wie ein Küchensieb. Die hatten irgendwas echt übles mit mir vor. Glaub ich... Und weil ich im Gegensatz zu dir so nicht besser, sondern gar nicht mehr denken kann... hol mich runter!“, beschwerte Deadpool sich. „Nur mit der Ruhe! Ich mach ja schon. Was stellst du dich eigentlich so an? Wieso renkst du dir nicht einfach die Hände oder Finger aus oder brichst sie dir selbst, damit du aus den... oh...“ Spider-Man war um Deadpool herumgegangen und stellte fest, dass Deadpools Hände – so wie es aussah – bereits ordentlich gebrochen waren und man sie ihm erst dann auf dem Rücken gefesselt hatte, so dass für ihn keine Möglichkeit bestand, sich selbst zu befreien. „Ja, OH! Los, beeil dich, bevor die anderen zurückkommen!“ Zuerst versuchte Spider-Man, die Fesseln zu lösen, dann packte er Deadpools Hände fest. „AU! HEY! Du sollst mir helfen und mir nicht noch mehr wehtun!“ „Beiß die Zähne zusammen, du Mimose!“, fuhr Spider-Man ihn an, dann zerriss er mit einem Ruck die Fesseln, indem er Deadpools Hände auseinanderzog. „Ahahahauuu!! Du kleiner, mieser... Bloß, weil ich mich nicht wehren kann!“, jammerte Deadpool und ließ die Arme erst mal hängen. „Dafür kannst du mich wenigstens runter heben!“ „Gib mir dein Schwert, dann schneid ich dich runter“, gab Spider-Man zur Antwort, griff nach einem der Schwerter auf Deadpools Rücken und zog es. Er hörte Deadpool noch rufen: „Nein! Warte! Warte, warte, warte!“ Da zerschnitt er aber schon die Fesseln an Deadpools Beinen und der fiel zu Boden. Und das nicht gerade sanft, da er ja die Hände nicht benutzen konnte, um sich abzufangen. „Ich sag doch... warte...“ Deadpool kam hoch auf die Knie und schüttelte die Arme aus. „Komm schon... heile!“ Spider-Man fuhr sich über den Kopf. „Okay, was tust du hier? Was ist das hier? Und wieso haben die dich wie eine Angeltrophäe aufgehängt?“, wollte er wissen. Deadpool sah einen Moment lang nur zu ihm auf. Dann fragte er zurück: „Und warum hast du so eine komische Stimme?“ „Damit ich dich besser anmaulen kann.“ „Eigentlich musst du jetzt sagen 'Und warum liegt da Stroh', obwohl hier glaube ich keins...“ „WADE! Was ist hier los?!“ „Die Frage kann ICH dir beantworten“, hörten beide hinter sich eine Stimme und als Spider-Man sich umdrehte, stand dort eine Gruppe Hydraagenten, die durch eine weitere Tür am Ende des großen Raumes gekommen sein musste. Verdammt, sein Spinnensinn funktionierte nicht richtig, solange er krank war und unter dem Einfluss der Medikamente stand. Bis auf den Mann vorne in der Mitte – wohl der Anführer – hatten sie alle Waffen im Anschlag und zielten auf Spider-Man und Deadpool, der erneut anfing, seine Arme und Hände auszuschütteln. Spider-Man packte unbewusst den Griff des Schwertes fester, das er noch immer hielt. „Awww! Du siehst so gut damit aus! Ich gravier dir eins und schenk es dir! Das ist viel cooler als ein Ring!“, flötete Deadpool neben ihm. Am liebsten hätte Spider-Man ihm das Schwert als erstes um die Ohren gedroschen. „Na schön, dann packen Sie mal aus! Ich liebe Plan-Enthüllungen, wenn gerade sonst nichts im Fernsehen läuft“, wandte er sich dann aber lieber an den Hydraagenten. Dabei ging er in Gedanken schon die nächsten Schritte durch. Die Männer kampfunfähig machen, ihre Pläne – was auch immer die sein mochten – durchkreuzen, Bericht an S.H.I.E.L.D., zurück ins Apartment, Bett, schlafen. Und Deadpool... der sollte selbst sehen, wie er nach Hause kam. Heute hatte er einfach keinen Kopf für ihn. „Erstmal muss ich wohl deinem geschwätzigen Partner dafür danken, dass er dich hergelockt hat“, eröffnete der Typ an der Spitze der Gruppe die Erklärung. Spider-Man warf Deadpool sofort einen bösen Blick zu. Der zuckte aber nur unwissend mit den Schultern. „Wir sind keine Partner!“, rief Spider-Man dem Typ entgegen und ignorierte das beleidigte „Hey!“ von Deadpool. „Unwichtig! Du bist hergekommen, als er dich gerufen hat! Das allein zählt. Eigentlich wollte ich nur ihn. Oder besser gesagt: Seine Fähigkeiten. Aber wenn ich deine dazu haben kann, sage ich nicht nein.“ „Alles klar... ich... verstehe gar nichts. Sorry, aber meine und vor allem SEINE...“ Spider-Man deutete über die Schulter nach hinten auf Deadpool. „ ...Zaubertricks und Extras können wir leider nicht so einfach mal abgeben. Die sind angewachsen. Falls Ihnen das noch keiner gesagt hat. Keine Amulette, keine Siegel, keine Zauberwaffe...“ „Ich hab `nen Zaubergürtel!“, mischte Deadpool sich ein. „Der kann in fast jedem Kapitel was anderes! Und er sieht cool aus!“ „Klappe zu!“, befahl Spider-Man und deutete dabei mit dem Schwert auf Deadpool. „DU hast Sendepause! Vor allem, wenn ich wegen dir schon wieder in Schwierigkeiten stecke!“ Ein lauter Pfiff ertönte, den der Hydraanführer ausgestoßen hatte. „Ihr seid alle beide still! Genug dummes Gerede! Hydra hat neue Mittel und Wege, eure Fähigkeiten zu nutzen. Und es wird Zeit, sie zu extrahieren.“ Ein leichtes Vibrieren ging durch den Boden und sowohl Spider-Man als auch Deadpool sprangen mit einem Satz zur Seite, als sich ein Teil des Bodens direkt unter dem Haken, an dem Deadpool gehangen hatte, öffnete und einen kleinen quadratischen Raum freigab. Vielleicht zwei mal zwei Meter groß und drei hoch. Kahle Wände, kahler Boden. Sonst nichts. „Nur zur Info: Was auch immer das da für `ne schicke Einzelhaft-Zelle ist, ich geh da sicher nicht freiwillig rein“, stellte Deadpool sofort klar, dafür hörte man jetzt das Klicken der Waffen, als die Hydraagenten auf ein Zeichen ihres Anführers durchluden. „Von freiwillig hat auch keiner was gesagt.“ Spider-Man machte sich sprungbereit. „Unfreiwillig finde ich genauso mies. Hey, Wade, wie gut ist dein Schwert? Und was machen deine Hände?“ Noch einmal schüttelte Deadpool seine Hände, dabei knackte es, als die Brüche heilten und die Knochen sich einrenkten. „Hände check! Schwert... kugelsicher?“ „Ausgezeichnet, das wollte ich wissen.“ „Los! Schafft sie in die Kammer! Aber ich brauche sie lebend! Vorerst...“, tönte da schon der Befehl des Hydraanführers und da fielen die ersten Schüsse. Spider-Man zog sich blitzschnell mit einem Spinnfaden aus dem Weg, konnte mit dem Schwert sogar ein paar der Schüsse abwehren, weil seine Reflexe so gut waren, dann warf er Deadpool das Schwert zu, der bereits das andere gezogen hatte, um damit wenigstens einen kleinen Schutz gegen die Kugeln zu haben. Denn auch er bewegte das Schwert blitzschnell und schaffte es damit, eine Vielzahl der Kugeln einfach abzublocken. Mit beiden Schwertern fiel ihm das um einiges leichter und Spider-Man schoss nun Spinnfäden auf die Hydraagenten. Dabei versuchte er, sie zu entwaffnen oder zumindest die Waffen unschädlich zu machen, was ihm aber nicht recht gelang. Dazu verfehlte er die Männer zu oft, was er auf seine Erkältung, das Fieber und die Medikamente schob. Aber wenigstens verfehlten die ihn auch. Na schön, dann musste er es eben auf die altmodische Art machen: K.O.-schlagen! Auch, wenn der Raum nicht sonderlich dafür geeignet war, weil die Decke nicht besonders hoch war, versuchte Spider-Man sich trotzdem in einem etwas weiteren Bogen auf die Gruppe zu zu schwingen. Einen der Männer konnte er dabei sogar umtreten. Dann schlug er einem weiteren die Waffe aus der Hand, drehte sich mit Schwung um und riss das Bein hoch, so dass er mit dem Tritt noch einen dritten Typen traf und von den Beinen holte. Gleichzeitig lief Deadpool von der anderen Seite auf die Männer von Hydra zu und versuchte, sie mit den Schwertern zu entwaffnen. Dabei endete er nach einer halben Drehung Rücken an Rücken mit Spider-Man und rief ihm über die Schulter zu: „Ich steh total drauf, so mit dir dazustehen. Du auch? Da fühl ich mich so sicher...“ „Halt den Mund!“, antwortete Spider-Man nur. „Und pass mit den Schwertern auf! Wir wollen...“ „... niemanden töten“, beendete Deadpool den Satz. „Ja, ja, ich weiß! Aber wenn die uns doch zuerst töten wollten!“ Spider-Man griff kopfüber nach Deadpools Schultern, stieß sich vom Boden ab und kickte einen weiteren Angreifer weg und gegen die Wand, dann nutzte er den Schwung, um sich über Deadpool zu hieven und Angesicht zu Angesicht direkt vor ihm zu landen. Kurz tippte er ihm hart gegen die Brust. „So lange ich dabei bin, tötest du NIEMANDEN!“ Mit einer schnellen Bewegung steckte Deadpool die Schwerter weg, packte Spider-Mans Hände und rief ihm zu: „Hoch!“ Dann stemmte er ihn mit einem Ruck hoch, Spider-Man reagierte auch automatisch und zog die Beine an. Deadpool trat unter ihm hindurch dem nächsten Angreifer gegen den Bauch, gleichzeitig trat Spider-Man dem Hydraagenten mit einem Fuß gegen den Kopf, so dass es den sofort umhaute. „Uuuh, ich komm mir vor, wie die Hauptattraktion im Cirque du Soleil!“ Spider-Man ignorierte Deadpool, und sprang mit einem Satz erst auf den Boden, ehe er sich gleich darauf mit einem Spinnseil nach oben zog. In der selben Sekunde fielen wieder Schüsse und Deadpool ging kurz zu Boden. Doch Spider-Man kam erst mal nicht dazu, ihm zu helfen, da auch auf ihn wieder geschossen wurde und er ausweichen musste. Gerade wollte er an die nächste Wand springen, da musste er plötzlich niesen und verfehlte die Mauer, so dass er auf dem Boden landete. Zwar warnte ihn sein Spinnensinn sofort, er wirbelte noch herum, da traf ihn aber schon ein Schlag gegen die Schläfe, der ihn Sterne sehen ließ. Das musste der Lauf oder zumindest ein Teil einer der Waffen gewesen sein, so hart, wie der Treffer sich angefühlt hatte. Spider-Mans Blickfeld schwankte auf einmal, er schlug nach dem, der ihm so ein Ding verpasst hatte, traf aber nicht. Dafür traf der andere noch einmal und Spider-Man ging nun endgültig zu Boden. Er sah zwar noch, wie Deadpool wieder auf die Beine kam, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Ganz war er nicht weg, er spürte, wie man ihn über den Boden zog, er hörte Deadpool irgendwas rufen und im nächsten Moment fiel er auch schon und landete hart auf dem Boden, wo er halb bewusstlos liegen blieb. Ja, liegen. Einfach liegen bleiben. Doch lange hatte er keine Ruhe, da wurde er an der Schulter gepackt und geschüttelt. „Spidey! Mann, komm zu dir! Du kannst hier keinen Mittagsschlaf machen! Du bist doch mein Rettungstrupp! Los, aufwachen!“, drang Deadpools Stimme wie durch einen Nebel zu ihm durch und er öffnete mit einem kleinen Stöhnen die Augen. Kurz drehte sich alles, aber er nahm trotzdem wahr, dass er in dem kleinen quadratischen Raum auf dem Boden lag. Über ihn war Deadpool gebeugt und schüttelte ihn erneut. „Hör auf. Ich bin wach! Ooohh... mein Kopf...“ Ganz benommen rieb Spider-Man sich über den Kopf, dann riss er die Augen auf, als er sah, wie sich über ihnen die Decke des kleinen Raums schloss. Schnell zeigte er nach oben. „Deadpool!“ Deadpools Kopf ruckte hoch, er zog eins der Schwerter und versuchte noch, es zwischen die sich schließende Wand zu klemmen, doch die Klinge zerbrach unter dem starken Druck einfach. „Oh nein! Mein wertvolles Familienerbstück! Oh, halt, warte... nein, das war die billige Version aus dem Asia-Online-Shop-Discount. Mist...“ Deadpool warf das kaputte Schwert zur Seite, dann sah er sich einmal in dem kleinen Raum um. Inzwischen hatte Spider-Man sich langsam aufgesetzt und hielt sich noch immer den Kopf. Er musste sich gegen die Wand lehnen, weil ihm noch immer ganz anders zumute war. „Macht es euch da unten gemütlich. Solange ihr noch könnt! Es wird gleich sehr... kuschelig!“, hörte man den Hydraanführer durch die Wand, dann folgte ein böses Lachen. „Kuschelig? Das gefällt ja nicht mal mir, wenn er das so komisch sagt“, meinte Deadpool und musterte Spider-Man eindringlich. „Alles klar? Mit dir stimmt doch was nicht.“ Mit etwas Mühe zog Spider-Man sich an der Wand hoch. „Du meinst, abgesehen von der mittelschweren Gehirnerschütterung, die ich mir gerade zugezogen habe? Nein, halt, ich glaube... das ist schon das Schlimmste.“ Deadpool hob einen Finger und wollte etwas sagen, da ging plötzlich ein Ruck durch den Raum und beide sahen sich irritiert um. „Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich wissen will, was das war...“, murmelte Spider-Man. Doch seine Frage wurde im gleichen Moment schon beantwortet. Denn auf einmal verschob sich eine der Wände und kam langsam aber stetig näher. „Wha... DAS nennt der kuschelig?!“ Automatisch stemmte Deadpool sich gegen die Wand, was aber gar nichts brachte. „Verdammt, Wade! Warum bist du auch hier runter gekommen?!“ Auch Spider-Man drückte die Handflächen gegen die sich bewegende Wand und stemmte sich ebenfalls dagegen, was deren Bewegung tatsächlich bremste. „Weil ich mir Sorgen um meinen Freund gemacht habe? Wenn die dich hier runter werfen, muss ich doch hinterher springen und nachsehen, ob es dir gut geht! Also beschwer dich nicht auch noch!“ „Ich beschwer mich aber, weil wir jetzt beide hier drin stecken und Star Wars Müllschlucker spielen! Nur ohne, dass draußen jemand ist, der das Ding abstellt!“ Erst sagte Deadpool gar nichts, dann zuckte Spider-Man zusammen, als er ihm ohne Vorwarnung um den Hals fiel. „Du machst Star Wars Anspielungen!! Bitte heirate mich!“ „DEADPOOL! Falscher Ort, falsche Zeit!“ Er drückte noch fester gegen die Wand, die ihnen bereits jetzt nur noch einen knappen Meter Platz ließ. Doch das genügte nicht, um sie komplett aufzuhalten. Darum drückte er auch noch die Füße gegen die Wand in seinem Rücken und brachte die Vorrichtung damit endlich vorläufig zum Stillstand. Aber das kostete viel zu viel Kraft, die er gerade eh nicht hatte. Jetzt bloß nicht niesen! Bloß nicht loslassen! Das fiel ihm aber alles andere als leicht, weil Deadpool die Wange gegen seine drückte. „Ich weiß, ich sag das oft, aber heute mein ich es ernst: Du bist echt heiß! Hast du Fieber?“ Darauf ging Spider-Man gar nicht erst ein. „Wade, TU WAS!“, fuhr er Deadpool stattdessen an, der daraufhin ebenfalls mit dem Rücken gegen die bewegliche Wand drückte und die Füße gegen die andere stemmte. Gleich darauf stellte er sich aber wieder hin, weil er nicht mal annähernd die Kraft aufbringen konnte, um etwas zu bewirken und die Aktion so gar nichts brachte. Er sprang einmal hoch und versuchte, wenigstens annähernd in Richtung der Decke zu kommen. „Nicht gut, zu hoch. Wollen wir tauschen?“ Spider-Man spürte, wie seine Arme zitterten. Der Druck wurde zu groß. „Nnghh... du... Idiot! Du kannst... die Wand... nicht halten!“ Er musste dem Druck ein paar Zentimeter nachgeben, dann hielt er wieder mit aller Kraft dagegen. „W-Wade... hast du... Sprengstoff?“ „Normalerweise immer! Aber die haben mich vor dem Aufhängen `n bisschen beklaut.“ Schnell durchsuchte Deadpool seine Gürteltaschen. „Pistolen sind weg, Granaten auch. Reicht dir ein mittelschweres Krachbumm?“ „Alles, was Wände sprengen kann“, keuchte Spider-Man. Langsam wurde es kritisch. Dieser Raum würde sie zu Brei quetschen, wenn nicht schnell etwas passierte! „Das kann ich aber nicht da hoch werfen! Wenn das abprallt, zerfetzt es uns! Und ich komm nicht nah genug an die Decke hoch, um das festzumachen. Du musst es da oben festkleben!“ Spider-Man senkte den Kopf und stöhnte vor Anstrengung kurz auf. „Geht... nicht... Wenn ich... loslasse... war`s das!“ Deadpool sah zwischen ihm und der Decke hin und her. „Aber...“ „Wade! Ich kann... die Wände... nicht so lange halten! Kletter... da rauf! Und spreng... uns den Weg frei!“ Wieder schien Deadpool erst abzuschätzen, wie er das anstellen sollte, aber Spider-Man schrie ihn nur an: „Na los! Und ja, ganz offiziell: Du darfst auf mich drauf! Du SOLLST auf mich drauf! Hoch! Jetzt!“ Nun fingen auch seine Beine an zu zittern. Das würde ihm alle Knochen brechen, wenn der Druck weiter zunahm! „Sprichst du mir den Satz später auf die Mailbox? Bitte?“ „WADE! LOS! RAUF DA!“ Okay, das würde gleich böse enden, wenn der Vollidiot sich nicht beeilte. Aber da kletterte Deadpool schon auf seinen Rücken und konnte sich gerade so nach oben strecken, um die kleine Sprengladung an der Decke anzubringen. „Kreuz die Finger, dass es reicht. Ach... geht ja gerade nicht...“ Deadpool kam wieder nach unten, blieb aber auf Spider-Mans Rücken sitzen und lehnte sich über ihn, damit er ihn abschirmen konnte, als die kleine Explosion über ihnen erfolgte. Zum Glück hatte Spider-Man keine Zeit darüber nachzudenken, wie unangenehm ihm das gerade wieder war und wie blöd und komisch sich das Ganze anfühlte. Nur bei Deadpools nächstem Kommentar direkt an seinem Ohr, lief ihm gleich wieder ein Schauer über den Rücken. „Sag was du willst, aber heute... heute glühst du richtig. Du HAST Fieber!“ „Ist doch egal! Raus hier! Schnell!“ Über ihnen war eine Öffnung in der Decke entstanden, groß genug, dass sie hindurchpassen würden. Es musste nur ganz schnell gehen. Und jetzt ließ Deadpool sich auch keine Zeit mehr. Er stellte sich wieder auf Spider-Mans Rücken, sprang hoch und zog sich so schnell er konnte über den Rand der Öffnung nach draußen. Spider-Man hörte wieder Schüsse, dann Schreie und Kampfgeräusche. Er selbst konnte nichts tun, er traute sich nicht, sich zu bewegen. Ließ er los, würde die Wand ihn sicher innerhalb weniger Sekunden zerquetschen. Für einen kleinen Augenblick sah er nach oben. Wenn er einen Spinnfaden nach oben schießen könnte... Würde er sich schnell genug hochziehen können? Da erschien Deadpool am Rand der Öffnung und streckte ihm die Hand entgegen. „Du bist dran!“ Spider-Man schluckte trocken. „Ich... ich kann nicht... Wenn... wenn ich... loslasse...“ „Zieh dich raus! Mach schon! Solange die Kerle hier ein Nickerchen machen!“ Probeweise wollte Spider-Man eine Hand von der Wand nehmen, merkte aber gleich, wie die Wand näher kam. Und Deadpool war zu weit oben, um nach seiner Hand zu greifen. Seine Beine und Arme taten so weh. Er konnte einfach nicht mehr. „Schau mich an, Spidey!“, rief Deadpool zu ihm herunter und er hob wieder den Blick. Deadpool streckte ihm die Hand noch mehr entgegen. „Los! Spinnfaden her, ich zieh dich raus! Das machen wir jetzt mit ordentlich Schmackes und Schwung! Ich versprech dir, du endest hier nicht als Blut und Knochenmatsch in dieser billigen Saw-Fallen-Imitation! Komm! Auf drei!“ Spider-Man atmete zittrig ein und aus. „Eins...“ Er stemmte die Füße und Hände nochmal richtig fest gegen die Wände. „Zwei...“ Für eine Sekunde schloss er die Augen. „Drei!“ Mit einem Ruck zog Spider-Man eine Hand von der Wand. In der gleichen Bewegung schoss er einen Spinnfaden nach oben, traf Deadpools Hand und Arm, der wickelte sich den Spinnfaden mit einer Umdrehung des Handgelenks fest um den Arm und riss Spider-Man mit einem Ruck nach oben. Spider-Man zog sich selbst mit Schwung hoch, Deadpool bekam ihn mit der anderen Hand zu fassen und zog ihn durch die Öffnung, während genau hinter und unter ihm die bewegliche Wand gegen die andere krachte und ihn nur um ein paar Zentimeter knapp verfehlte. Deadpool fiel nach hinten um. Und Spider-Man landete hart auf dem Boden, wo er erst mal schwer atmend mit geschlossenen Augen liegen blieb. Kapitel 17: 10 - Zwei gegen Alle und Alles für Hydra 02 ------------------------------------------------------- „Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass es das schon war!“ War das der Hydraanführer? Spider-Man konnte sich gerade nicht mehr bewegen. Er war einfach fix und fertig, er bekam ja nicht mal mehr die Augen auf. Wenn jetzt noch ein Angriff folgte... „Och komm schon! Wir sind raus aus der Falle, wir haben das Spiel gewonnen!“, antwortete Deadpool und es hörte sich für Spider-Man so an, als hätte er sich zwischen ihn und den Typen gestellt. Nur mit viel Anstrengung öffnete er nun doch die Augen und rollte sich mit einem kleinen Schmerzlaut zur Seite. Deadpool stand tatsächlich vor ihm und verdeckte so dem Hydraagenten den Blick auf ihn. Gut, dann sah der vielleicht nicht sofort, wie am Ende er war. „Ihr macht mir nur mehr Arbeit, aber raus seid ihr noch lange nicht!“ „Was willst du überhaupt von mir?! Von uns?! Wie mein kleiner Freund hier schon treffend bemerkt hat: Unsere Kräfte sind NICHT übertragbar! Und verkaufen tu ich die auch nicht! Und verleihen auch nicht, ich kenn dich ja nicht mal. Für mich bist du nur irgend so `n Typ. Du weißt schon. No Name Random Bösewicht. Die, die immer zuerst draufgehen, weil sie keinen Namen haben und keiner sie vermisst. Solltest du dir überlegen. Leute, die sich erst mal höflich vorstellen, leben länger. Ansonsten würde ich dir statt der Hydrakluft `n Shirt in Crew-Mitglied-Rot empfehlen.“ „Sei still! Keinen interessiert dein dummes Gequatsche! Ich wäre ja sehr glücklich damit gewesen, euch als blutige Einheitsmasse da unten gleich injizierbar zu haben, aber dann muss es eben anders gehen!“, kam es böse von dem Hydraagenten. „Inji... was? Ich weiß, dass Hydra oldschool arbeitet, aber nur zur Info: Man kriegt NICHT die Kräfte des Helden, wenn man sein Herz isst“, stellte Deadpool klar. Der Typ ihm gegenüber grinste nur. „Nein, essen werde ich euch nicht. Aber wir haben schicke kleine Biopräparate entwickelt, die es ermöglichen, die besonderen Teile aus eurer DNA direkt in einen anderen Körper und die Gene dort zu übertragen. Und damit die Fähigkeiten. Dafür brauchen wir lediglich das Blut. In der Kammer hätte ich euch gleich dazu noch aus dem Weg räumen können. So ist es etwas komplizierter.“ Deadpool kratzte sich am Kopf. „Ich will ja nur ungern der Spielverderber sein, aber kaputt quetschen läuft bei mir nicht.“ „Das ist mir bewusst. Dich wollten wir da drin immer wieder aufs Neue auswringen. Für die maximale Menge an Genmaterial und Blut. Dass du uns Spider-Man lieferst, war nur ein kleiner Bonus. Seine Gene wollten wir schon lange haben zur Replikation und Verstärkung unserer Truppen.“ Mit noch viel mehr Mühe als zuvor stemmte Spider-Man sich nun doch hoch, so dass er wenigstens bis auf die Knie hochkam. „Wem ich... was spende... entscheide ich immer noch selbst.“ „Genau!“, redete Deadpool wieder dazwischen. „Und außerdem wette ich, kriegen wir hier fürs Blut spenden nicht mal `nen Keks!“ Er streckte Spider-Man die Hand hin, ließ den Mann von Hydra aber nicht aus den Augen. Spider-Man ließ sich ohne Protest auf die Beine ziehen, auch wenn sie ihm fast wieder weg knickten. Aber Deadpool fasste nach seinem Unterarm und hielt ihn fest. „Oh und was dir vielleicht auch noch nicht aufgefallen ist... Du hast keine Leute mehr“, merkte Deadpool dann an. Tatsächlich lagen die überall verstreut und schienen alle außer Gefecht gesetzt zu sein. „Dea...“ „Nicht tot!“ Der Typ sah noch immer viel zu selbstzufrieden aus. So als würde es ihn nicht im geringsten stören, dass er ihnen ganz allein gegenüber stand. „Hydra hat viele Männer. Wenn du einen Kopf abschlägst...“ „Ja, ja, spar dir die Mythologiestunde, den Spruch kenn ich schon. Also, wie sieht`s aus? Können wir das relativ unblutig beenden? Oder willst du dich zu deinen Kollegen auf den Boden gesellen? Können wir ganz fix arrangieren.“ Spider-Mans Spinnensinn meldete sich dumpf und er drehte sich um. Automatisch lehnte er sich dabei mit dem Rücken gegen Deadpool, weil er immer noch ganz neben sich war. „Deadpool...“ Deadpool blieb ganz ruhig stehen und machte auch keine Anstalten, sich umzudrehen. „Soll ich raten? Ich zähl mal Eins und Eins zusammen. Der gruselige Typ hier grinst mich weiter so blöd an und du klingst noch komischer als eh schon. Entweder steht hinter mir und vor die `ne kleine Armee von Angreifern oder ein Hydramonster. So was wie dein Venom-Parasiten-Schoßhund“, vermutete er dann. Spider-Man hob langsam die Hände. „Jetzt darfst du mit mir Platz tauschen, wenn du das immer noch willst...“ Vor ihm standen nämlich tatsächlich noch mehr Agenten, die mit ihren Waffen auf sie zielten. „Ich sagte ja, wir sind viele.“ Deadpool zog sein verbliebenes Schwert, woraufhin der Angreifer vor ihm amüsiert sagte: „Willst du wirklich damit gegen uns alle kämpfen? Ich glaube, das würde deinem Freund nicht gefallen. Der ist – soweit ich weiß – nicht kugelsicher, Und er sieht auch nicht so aus, als würde er sich über einen weiteren Kampf freuen.“ Mist, man merkte es ihm wirklich richtig an, dass er nicht mehr konnte. Aber Deadpool schien das Schwert gar nicht deshalb gezogen zu haben. „Ich will einen Deal!“ Überrascht sahen sowohl der Hydraanführer als auch Spider-Man zu ihm. „Du willst mein Blut und das irgend so `nem armen Schwein verabreichen, damit der so wie ich wird. Hab ich das richtig verstanden? Dann los...“ Mit einer schnellen Bewegung fügte Deadpool sich selbst am Arm einen tiefen Schnitt zu, so dass das Blut nur so spritzte und floss. „Hol`s dir! Und dann lass uns gehen! Das kriegst du aber nur, weil ich so großzügig bin!“ „Wade! Was tust du denn da?!“ Deadpool sah über die Schulter zu Spider-Man. „Ich kauf uns hier raus.“ Er streckte den Arm aus, der Hydraanführer gab den anderen ein Zeichen und einer von denen lief ein Gefäß holen, um das Blut aufzufangen. Dann wollte er damit zu der rückwärtigen Tür gehen, durch die der neue Trupp gekommen war. Doch der Anführer hielt ihn auf. „Warte! Seins will ich auch!“ Damit zeigte er auf Spider-Man, der sofort den Kopf schüttelte. Auch, wenn er das gleich wieder bereute, weil ihm wieder schwindlig wurde. „Nein, nein, nein, Selbstbestimmungsrecht des Superhelden! Mein Blut gehört mir!“ „Kurze Frage, Kleiner“, hörte er Deadpool sagen. „Wie schlecht geht`s dir wirklich?“ Er senkte die Stimme. „Du bist richtig mies krank, oder? Sei ehrlich?“ Spider-Man schluckte kurz trocken, sagte dann aber ganz leise: „Ja...“ „Hn... na dann...“ Deadpool wandte sich wieder an den Hydraanführer. „Kommen wir ins Geschäft?“ Abrupt drehte Spider-Man sich zu Deadpool um. „Hey, was... was hast du vor?!“ Der Hydraanführer verschränkte die Arme vor der Brust und sah die beiden abschätzig an. „Für euer beider Blut... ja.“ Spider-Mans Augen wurden groß, da packte Deadpool ihn schon und warf ihn zu Boden. Im nächsten Moment drückte er sein Knie in Spider-Mans Rücken, um ihn unten zu halten, griff nach seinem linken Arm und zog ihn vor und hoch. „Wade! Nein! Was tust du denn?! Das kannst du doch nicht machen!“ Ihm fehlte die Kraft, um Deadpool von sich runter zu werfen. Er konnte das doch nicht ernst meinen! Hydra ihr Blut geben, wenn sie es dazu benutzen konnten, ihre Fähigkeiten zu kopieren! Die würden sie doch nie gehen lassen! „Ich will hier raus. Und der Preis...“ Spider-Man spürte die Klinge an seinem Unterarm und versuchte noch, sich aufzubäumen. „Der Preis... ist angemessen.“ „WADE! NEIN! Aaaahh!“ Das Schwert schnitt in seine Haut und sein Fleisch, er sah und spürte das Blut hervorquellen. Schon war ein weiterer der Männer zur Stelle, um es aufzufangen. Und dann verschwand er mit dem anderen zusammen. Spider-Man blieb schwer atmend liegen und sah auf das Blut auf dem Boden. Deadpools und seines. Der machte auch noch keine Anstalten, von ihm runterzugehen. „Okay, meinen Teil hab ich erfüllt. Also?“ „Oh, natürlich will ich noch sehen, ob es gereicht hat. Und dann... reden wir darüber, wer wohin gehen darf.“ Jetzt endlich ließ der Druck auf Spider-Mans Rücken nach, er quälte sich auf die Knie hoch, verschloss die Wunde mit einem Spinnfaden und presste den verletzten Arm fest gegen seinen Körper. Dann schoss er einen weiteren Spinnfaden auf Deadpool und zog ihn zu sich, nur um ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, so dass Deadpool nach hinten umfiel. „Du blöder Idiot! Bist du komplett verrückt geworden?! Als ob die Bösen einen je freiwillig gehen lassen!!“, schrie er Deadpool an, der sich benommen wieder aufsetzte und sich den Kopf hielt. „Ooouuhh... warum... hast du immer noch... so `nen Bumms drauf...? Ich dachte... du bist... au... durch für heute...“ „Ich würde euch empfehlen, einfach sitzen zu bleiben“, ließ sich der Hydraanführer vernehmen. „Dann könnt ihr in aller Ruhe die Demonstration genießen. Bevor wir dann sehen... wie es mit euch weitergeht.“ Spider-Man sank wieder etwas mehr in sich zusammen Sein Arm schmerzte höllisch, mal ganz abgesehen von den Schmerzen, die er sowieso noch in Armen und Beinen und im Kopf hatte. Dazu noch das Gefühl, dass er trotz Medikamenten jetzt erst recht wieder Fieber hatte. So konnte er sich nicht konzentrieren, nicht denken. Hinter ihm die bewaffneten Männer, die sie nicht aus den Augen ließen, vor ihm der Anführer. Und keinen konnte er so schnell angreifen, dass nicht mindestens einer die Gelegenheit gehabt hätte, ihn zu erschießen. Dazu der verletzte Arm, so dass er sich auch nicht wirklich schnell und gezielt außer Reichweite würde bringen können, selbst wenn er sich aus der Schusslinie würde ziehen können. Da kam einer der Männer zurück, der das Blut weggebracht hatte. Nur, dass er diesmal eine Art Injektionsspritze mitbrachte und sie dem Hydraanführer reichte. „Sir, sollen wir den Freiwilligen holen für die Injektion?“, wollte der Mann von seinem Anführer wissen. „Was sagt die Analyse?“, fragte der zurück. „Alles bestätigt. Der Apparat läuft vorschriftsmäßig, die DNA-Extraktion war vollständig und das Blut ist so weit bereinigt, dass es nun jedem problemlos verabreicht werden kann. Der Einbau in die Wirtszellen sollte kein Problem darstellen. Die Übertragung der gewünschten Fähigkeiten sollte innerhalb kürzester Zeit beendet sein“, gab der Mann seinen Bericht ab. „Wunderbar.“ Der Hydraanführer nahm die Injektionspistole an sich. „Soll ich dann den Freiwilligen...“, setzte der Untergebene erneut an, doch der andere unterbrach ihn sofort. „Nicht nötig. Wir haben ausreichende Tests. Das hier...“ Er setzte sich den Lauf an den Hals. „...übernehme ich persönlich.“ Damit drückte er ab und injizierte sich selbst die rötliche Flüssigkeit. Von was auch immer die da sprachen, es klang gar nicht gut. Und wenn es stimmte, was der Typ vorher gesagt hatte und Hydra so an Fähigkeiten von Helden herankam, wenn sie DNA-basiert waren... Na dann gute Nacht. Spider-Man sah sogar fast etwas neugierig auf den Hydraanführer, während der andere Mann ihn nur entgeistert anstarrte. „Aber... aber, Sir, Sie... So war das aber nicht vorgesehen! Dafür haben wir die Testperson! Das... das muss ich melden und...“ Der Hydraanführer krümmte sich plötzlich und Spider-Man konnte hören, dass nicht nur der Mann neben dem Anführer zusammenzuckte, sondern auch einige der Männer hinter ihm. „Ich schätze mal... das ist mein Teil, der ihm nicht bekommt“, vermutete Deadpool und setzte sich mehr auf. „Sorry, muss das mexikanische Essen sein. Oder...“ Der Hydraanführer fing an zu lachen. „S-Sir?“ Vorsichtig trat der andere Mann näher, da packte ihn der Anführer am Kragen. „Ich kann es spüren... Das ist wundervoll! Es funktioniert! Und jetzt...“ Er hob den anderen mit einer Hand hoch. „...gehören diese Kräfte mir!“ Noch bevor irgendwer etwas sagen oder tun konnte, warf der Hydraanführer den anderen Mann über Spider-Man hinweg mitten in seine eigenen Leute hinein. Oh nein... Seine Kraft! Er hatte bereits seine Stärke! Und wenn er dazu auch noch... „Sir! Sie haben gegen das Protokoll verstoßen! Niemand verrät Hydra! Los... FEUER!“ Noch bevor die ersten Schüsse fielen, wurde Spider-Man am Bein gepackt und mit einem Ruck ganz zu Boden gezogen. Er keuchte vor Schmerz auf, weil er dabei direkt auf dem verletzten Arm landete. „Kopf runter!“, hörte er Deadpool rufen, dennoch sah er zu dem Hydraanführer auf, weil er es wissen musste. Und da stand er, die Arme ausgebreitet und störte sich nicht im Geringsten daran, dass ihn eine Kugel nach der anderen traf. Doch dann fixierte er seine eigenen Männer böse. „Ich kann leider nicht zulassen, dass ihr mich der Organisation übergebt. Oder dass noch jemand diese Kräfte bekommt. Nicht, wenn ich damit alles übernehmen kann! Und jetzt will ich sehen, was ich für Möglichkeiten habe!“ Mit einem Satz sprang er über Spider-Man und Deadpool hinweg und unter seine Leute und griff sie direkt an, schleuderte sie teilweise durch den ganzen Raum und schaltete einen nach dem anderen aus. „Zeit für uns, `nen Abgang zu machen.“ Das war Deadpool. Er packte Spider-Man und zog ihn auf die Beine, dann versuchte er ihn zu stützen und mit sich zu zerren, aber Spider-Man sperrte sich dagegen. „Nein! Nein, wir... wir müssen das aufhalten! Er darf hier nicht raus! Nicht mit diesen... mit UNSEREN Kräften!“ „Wenn ich dir sage, ich hab einen Plan... vertraust du mir dann?“ „Du hast ihm freiwillig dein Blut gegeben und mich verletzt, um ihm meins zu geben! Ist dir auch nur ansatzweise klar, was du schon wieder getan hast?!“ „Er hat geholfen, mich unbesiegbar zu machen“, unterbrach sie da der Hydraanführer. Beide fuhren herum. Er warf gerade den letzten seiner Männer zur Seite und kam nun auf sie beide zu. Die Schusswunden waren bereits verheilt. Ging das etwa auch noch schneller als bei Deadpool? Der schob Spider-Man nun halb hinter sich und hob beschwichtigend die Hände. „Hey, alles cool. Weißt du noch? Der Deal? Du hast doch, was du wolltest. Und ich wollte heute Abend unbedingt noch die neue Folge von The Walking Dead sehen, also...“ Ohne ein weiteres Wort fegte der Hydraanführer Deadpool zur Seite und gegen die Wand. Dann packte er Spider-Man an der Kehle und hob ihn mühelos mit einer Hand hoch. „Ich hab es mir anders überlegt.“ Kurz warf er einen Blick in Deadpools Richtung. „Für dich lasse ich mir noch was einfallen. Schließlich muss ich euch loswerden, wenn ich nicht will, dass jemand die selben Fähigkeiten bekommen kann wie ich.“ Jetzt fixierte er wieder Spider-Man, der mit der rechten Hand versuchte, sich zu befreien, weil er kaum noch Luft bekam. Aber es gelang ihm einfach nicht. „Und mit dir fange ich gleich an. Das sollte kein Problem sein. Oder was meinst du?“ Mit einem bösen Grinsen hob er Spider-Man erst noch höher, dann warf er ihn weit von sich. Spider-Man rutschte nach einem harten Aufprall gleich noch ein paar Meter weiter, dann schnappte er erst mal nach Luft und versuchte irgendwie auf die Beine zu kommen. Er musste den Typ auf Abstand halten. Wie auch immer Hydra es fertig gebracht hatte, etwas zu entwickeln, das ihre Kräfte kopieren und übertragen konnte, so lange er so angeschlagen und er Mann von Hydra so stark war, würde er den Kampf verlieren. Und dabei ging es nicht nur um eine einfache Niederlage. Sondern um sein Leben. Und Deadpool? Der war keine echte Hilfe, der hatte sie ja erst reingeritten! Schwankend kam Spider-Man auf die Beine und presste den linken Arm wieder gegen den Körper. „Ich bin ja echt ungern ein 'Problem'... aber ich hab was gegen aus dem Weg geräumt werden, auch wenn das jetzt vielleicht überraschend kommt...“, versuchte er in möglichst lockerem Tonfall zu sagen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Deadpool auf die Beine kam und sich dann von hinten dem Hydraanführer näherte, der seinerseits nun auf Spider-Man zukam. Jetzt konnte er nur hoffen, dass sich sein Spinnensinn nicht auch übertragen hatte. „Vielleicht bin ich ja gnädig und bereite dir einen schnellen Tod. Das wäre mein großzügiges Angebot als Gegenleistung für deine Kräfte.“ Spider-Man machte langsam ein paar Schritte rückwärts. „Klingt ja echt freundlich, aber ich halte lieber Abstand von so unseriösen Angeboten. Am Ende verkauf ich meine Seele noch für eine handvoll Zauberbohnen.“ Deadpool zeigte ihm mit der Hand einen Countdown von fünf Sekunden an, während er das Schwert nahm. „Immer noch genug Energie für dumme Sprüche? Ich lasse mir einen besonders hübschen für deinen Grabstein einfallen!“ Spider-Man hob den rechten Arm und zielte auf den Mann von Hydra, der immer näher kam. „Ich glaub, ich passe... Und auf der Liste von Leuten, die mir was auf den Stein schreiben wollen, stehen vor Ihnen noch gefühlte zwanzig andere, sorry...“ Noch zwei. Noch eins... Deadpool holte aus und schlug mit dem Schwert die Metallkette mit dem Haken von der Decke, Spider-Man feuerte ein breiteres Spinnennetz auf den Hydraanführer, um ihn zu fesseln, während Deadpool mit der Kette Schwung holte, um sie um den Agenten zu werfen. Doch es passierte genau das, was Spider-Man befürchtet hatte. Der Typ drehte sich blitzschnell zur Seite weg, Spider-Mans Angriff traf Deadpool, so dass er die Kette an ihn klebte, der Typ fing das andere Ende der Stahlkette ab, riss damit Deadpool noch hoch und warf ihn auf Spider-Man, so dass beide zu Boden gingen. „Netter Versuch. Ich habe nur langsam keine Lust mehr, mich mit euch zu beschäftigen. Auf mich wartet Wichtigeres.“ Deadpool lag halb auf Spider-Man, der nun wirklich keine Kraft mehr hatte und nicht mal mehr die Energie aufbringen konnte, ihn von sich runter zu schieben. Währenddessen sah der Typ sich um, ging dann zu einem großen, in der Wand verankerten Metallkasten, riss ihn mühelos heraus und kam damit betont lässig wieder zu ihnen. „Zumindest einen von euch kriege ich damit klein...“ Völlig fertig sah Spider-Man aus halboffenen Augen zu dem Hydraanführer auf, da hörte er Deadpool leise fragen: „Du bist wirklich, wirklich krank heute?“ Mehr automatisch nickte er leicht. „Gut. Dann sollte es gleich soweit sein...“ Keine Ahnung was er damit sagen wollte, aber darüber konnte er nicht nachdenken. Darüber wollte er nicht mehr nachdenken. Der Hydraanführer hob den großen Metallkasten höher. Deadpool würde das sicher überstehen. Er selbst... nicht. Wer würde das Tante May beibringen? Gerade wollte er die Augen schließen, da sah er, wie der Hydraanführer plötzlich die Stirn runzelte, dann einen halben Schritt rückwärts machte und wie seine Arme auf einmal zu zittern anfingen. „W-was... Nein. Nein! Es darf nicht aufhören! Das kann nicht sein! Was soll das?!“ Spider-Man spürte, wie Deadpool den Arm um seine Mitte legte, dann trat er dem Agenten die Beine weg und rollte sich gleichzeitig mit ihm im Arm zur Seite, damit sie der schwere Metallkasten nicht traf, als der Agent den fallen ließ. Gleich drauf war Deadpool aufgesprungen, riss die Reste der Spinnfäden von sich, packte die Stahlkette und warf sie erneut um den Hydraagenten. Und diesmal erwischte er ihn auch, so dass sich der Haken am Ende in einem der Kettenglieder verfing und der Agent gefesselt war. „Ich hoffe, du hattest Spaß mit deinen fünf Minuten Ruhm und Größenwahn, Kumpel. Aber jetzt ist Schluss damit.“ Sowohl der Hydraagent als auch Spider-Man verstanden gar nicht mehr, was passiert war. Spider-Man stützte sich auf dem heilen Arm hoch. „W-Wade... was... wieso...“ Der Agent versuchte, die Stahlfessel zu sprengen, merkte aber schnell, dass er dafür nicht mehr die Kraft hatte. „Ich verstehe das nicht! Es kann nicht plötzlich verschwinden!“, war er ganz außer sich. „Sooo plötzlich war das ja gar nicht“, widersprach Deadpool und drückte ihn mit einem Fuß zu Boden. „Aber ich merke schon, du hast das Prinzip von meinem Heilungsfaktor nicht verstanden.“ Er deutete auf Spider-Man. „Mein Freund ist heute nicht auf der Höhe. Hat sich `ne dicke Spinnfluenza eingefangen. Und meine Mutation steht nicht auf Dinge, die mich schädigen könnten. Egal, was es ist. Atombombe, Maschinengewehr, Heuschnupfen... Wird alles geheilt. Aber weil du ja den Hals nicht voll kriegen konntest und dir gleich `nen ganzen Cocktail von Spezialfähigkeiten gespritzt hast, haben die richtig ordentlich miteinander reagiert. Mein Spezialmove sagt, dass seiner...“ Wieder deutete er auf Spider-Man. „...sozusagen 'giftig' und 'verseucht' ist. `Tschuldige, Darling, dass mein Blut dein Blut gerade ätzend und ausrottungswürdig findet und es samt allen Bestandteilen totgeheilt hat. Unsere Kiddies kriegst du also besser, wenn du nicht erkältet bist, sonst können sie nicht klettern.“ „Deadpool!“ Ausgerechnet vor diesem Hydratypen war das nun wirklich nicht nötig. Egal, wie mies es ihm ging, DAS machte es noch tausendmal schlimmer! „Aaach, keine Angst, Mpreg gibt`s in der Geschichte nicht, das hab ich schriftlich.“ „M... was?“, war Spider-Man ganz irritiert, auch wenn er das eigentlich nicht wirklich so genau wissen wollte. Viel wichtiger war eh etwas anderes. Deswegen war er froh, als der Hydraagent sich nun einmischte. „Na schön! Ein Rückschlag! Das kommt vor! Aber das ändert nichts daran, dass zumindest die Unverwundbarkeit funktioniert!“ Deadpool kratzte sich am Kopf. „Ähm... ja... Nur mal so eine Frage... An wie vielen Arten von unheilbaren Krankheiten leidest du zur Zeit gleich nochmal?“ Das schien den Agenten zu verwirren, denn er sah Deadpool nur verständnislos an. „Was denn? Macht Hydra keine Recherche mehr? Da ist so `ne klitzekleine Sache, warum der Heilungsfaktor bei mir funktioniert und bei anderen... eher... nicht...“ Spider-Man konnte sehen, wie der Hydraanführer auf einmal zuckte und sich dann kurz verkrampfte. „Verflucht, was... wieso... nnngh... Was... passiert mit mir?!“ Deadpool nahm den Fuß von ihm und trat zurück. „Schonmal was von 'Google ist mein Freund' gehört? Okay, Symptome würde ich jetzt nicht recherchieren. Da ist es am Ende eh immer nur Krebs. Oder die Beulenpest. Aber apropos Krebs... Würdet ihr mir auf Twitter oder Facebook folgen, dann wüsstet ihr, dass ich so ziemlich jede Art davon überall im Körper habe. Hatte. Habe... Na ja, es hält sich die Waage mit dem Heilungsfaktor.“ Kurz deutete Deadpool das Auf und Ab mit beiden Händen an. „Das ist übrigens das Geheimnis dahinter. Hast du den Seuchenjackpot gezogen, heilt es immer gerade so viel, wie ich brauche , um mich höchstens an meinem Aussehen und den Stimmen in meinem Kopf zu stören. Aber wenn du keine coole tödliche Krankheit hast... dann Glückwunsch! Du lernst die Lektion auf die harte Tour. Wie die Skrull-Alien-Klon-Armee. Ja, schämt euch! Hydra ist nicht der erste Verein, der versucht, meine Fähigkeiten zu kopieren!“ Er ging noch ein paar Schritte zurück, bis er direkt neben Spider-Man stand. „Du kuckst besser weg, das wird jetzt hässlich.“ Aber Spider-Man konnte gar nicht wegsehen. Der Hydraanführer fing an, sich zu winden, während an seinem Körper auf einmal mehr und mehr Wucherungen entstanden. „Argh! Was ist das?! Was passiert da?! Was passiert mit mir?!“ „Du 'über'heilst“, meinte Deadpool nur ganz trocken. „Da du keine kaputten Zellen mehr hast, die geheilt oder in Schach gehalten werden müssen, hat der Heilungsfaktor jetzt `nen Freifahrtsschein zur grenzenlosen Zellreproduktion. Und wage es ja nicht zu behaupten, dass Biologie so nicht funktioniert!“ Deadpool ließ sich neben Spider-Man auf den Boden fallen und blieb mit überkreuzten Beinen neben ihm sitzen. „Akkurate medizinische Logik ist erst dann wieder erlaubt, wenn mein Partner kein durch einen – je nach Film oder Comic – radioaktiven oder genmanipulierten Spinnenbiss mutierter Held mehr ist. Wenn DAS klappt, dann funktioniert auch der Selbstzerstörungsmechanismus meines Heilungsfaktors!“ Spider-Man hörte kaum zu, er konnte nur weiter auf den Agenten starren, wie sich sein Körper immer mehr veränderte, aufquoll, Verwachsungen bekam... „Okay, Augen zu, sonst hast du Alpträume für den Rest deines Lebens, Kleiner.“ Damit packte Deadpool Spider-Man, zog ihn zu sich und hielt ihm die Augen zu. „Hey! Au! Lass los! Das kannst du doch nicht einfach so zulassen!“, protestierte Spider-Man, war aber insgeheim froh, dass er nicht mehr hinsehen musste. Die Geräusche und Schreie des Agenten reichten. „Keine Vorwürfe! Ich hab ihn nicht auf dem Gewissen! Da ist er selber Schuld! Und ich kann nichts mehr machen, es ist gelaufen... Tut mir leid, Spidey. Aber das ist die Strafe für Gier und Hochmut.“ Kurz darauf war nur mehr ein Gurgeln und Röcheln zu hören, dann... Stille. „Lass die Augen zu“, forderte Deadpool und zog Spider-Man auf die Füße. Dann legte er sich dessen heilen Arm über die Schulter und führte ihn die Treppe nach oben und zu der Stahltür, durch die Spider-Man vorher gekommen war. Spider-Man versuchte angestrengt, nicht zu dem Hydraanführer zu schauen, aber er hatte sowieso alle Mühe sich aufs Laufen zu konzentrieren. Direkt hinter der Tür setzte Deadpool Spider-Man ab und ließ ihn auf den Boden runter, so dass er an der Tunnelwand gelehnt sitzen konnte. „Warte kurz. Ich komm gleich wieder. Nicht bewegen.“ Spider-Man lehnte den Kopf nach hinten gegen die Wand. „Kein... Problem... Ich bleib genau... hier... Was hast du vor?“ „Ich geh nur mal schnell... was kaputt machen. Und keine Angst, von den Leuten lass ich die Finger!“ Wollte er es genauer wissen? Eigentlich nicht. Er wollte einfach nur nach Hause. Oder zu einem Arzt. Der Schnitt musste sicher genäht werden. Solange wenigstens keine Sehnen durch waren... Kurz versuchte er, die Finger zu bewegen und die Faust auf und zu zu machen. Okay, es tat weh, aber es ging. Trotzdem! Das war jetzt die wievielte Narbe dank Deadpool?! Er stellte sich vor, wie er das später mal seiner Freundin erklären würde. 'Was ich da gemacht habe? Och, da hat Deadpool mich angeschossen, da hat Deadpool mich abgestochen, da hat mir Deadpool den Arm aufgeschnitten...' Sollte man so viele Verletzungen eigentlich nicht nur haben, wenn man alt war? Oder im Krieg? Und May... Wenn er ihr schon wieder erzählte, er hätte sich beim Skateboard fahren verletzt, würde sie ihm das am Ende noch verbieten. Aus dem unterirdischen Hydraversteck kam ein lauter Knall. Deadpool. Was trieb er denn da? Da kam er aber schon wieder angelaufen und steckte sein verbliebenes Schwert weg. „So, wir können. Ich hab nur noch schnell die kleine süße Heldenmixmaschine zerstört. Aber sonst war ich ganz brav. Alles andere ist heil geblieben. Und ich hab auch nichts angezündet! Kannst du aufstehen?“ Deadpool streckte ihm die Hand hin, Spider-Man atmete ein paarmal tief durch, dann schlug er die Hand weg und zog sich alleine an der Wand hoch. „Ich muss das... S.H.I.E.L.D. melden. Die müssen... hier aufräumen.“ Sich weiter an der Wand abstützend stolperte Spider-Man vorwärts in Richtung Ausgang. „Würdest du dich bitte nicht so anstellen? Halt dich an mir fest.“ Deadpool versuchte, den Arm um seine Mitte zu legen, doch Spider-Man stieß ihn weg. „Ich kann alleine laufen. Und ich bin sauer auf dich! Hatten wir nicht eine Vereinbarung?! Du ziehst mich nicht mehr in so einen Mist mit rein und wenn doch, dann sagst du mir vorher... VORHER, wie der Plan aussieht!“ Betreten verschränkte Deadpool die Arme hinter dem Rücken. „Aber wenn ich den Plan erst entwickelt habe, als ich wusste, was der Typ will? Und ich konnte ja auch nicht vorher wissen, dass du zum Glück genau heute bazillenverseucht bist!“ „Du hast mir in den Arm geschnitten!“ „Ja, hab ich! Sonst hätten die es getan! Oder Schlimmeres! Dafür hast du mir ins Gesicht geschlagen!“ „Ja und zwar mit Recht! Und ich SOLLTE viel Schlimmeres mit dir tun!“ Mit einem kleinen Keuchen sackte Spider-Man zusammen. Er war einfach so fertig. Noch immer versuchte er, sich an der Wand abzustützen, aber ihm war so furchtbar schwindelig auf einmal. „He, Kleiner, alles klar? Na komm, lass mich dich raus bringen, bevor der Verein da unten noch mehr Verstärkung aus dem Ärmel schüttelt. Du kannst oben auch mein Handy haben. Dann kannst du deinen geliebten Chef anrufen und ihm sagen, wo er seinen Putztrupp hinschicken soll.“ „Nein!“, sagte Spider-Man sofort ganz bestimmt. „Sonst... sonst wissen die doch... dass ich wegen... mit dir hier war...“ Deadpool seufzte kurz auf, dann zog er Spider-Man doch hoch und stützte ihn. „Ich bin echt beleidigt, dass es so wichtig ist, dass du Furys Befehl befolgst, um nicht aus dem Club zu fliegen. Und dass du nicht selbst entscheiden kannst, was du mit wem machst. Oder mit wem du arbeitest. Oder... wem du trauen darfst.“ Einen Moment lang sah Spider-Man ihn nur an. „Und... ich soll dir trauen? Das glaubst du? Dass ich dir vertraue?“ „Na ja... das hoffe ich zumindest.“ Deadpool klang amüsiert. „Obwohl du ja weißt: Traue niemandem. Besonders nicht mir.“ Versuchte er, Nick Furys Stimme nachzuahmen? Dann schüttelte er den Kopf und sagte ernst: „Hm, nein... Du hast recht, ich würde mir auch nicht trauen. Aber ich hoffe trotzdem, dass du`s tust. Oh, da ist der Ausgang. Kommst du da hoch?“ Erst sah Spider-Man Deadpool nur weiter an. Ob er ihm vertraute? Das fragte er sich auch jedes mal wieder aufs neue. Dann sah er nach oben zu dem Schachteingang. „Ja, geht schon. Muss ich wieder Fahrstuhl spielen für dich? Dann los, bevor...“ „Wenn du nicht mehr kannst, bring ich uns hier raus. Ich kann das!“ Spider-Man ignorierte ihn einfach, schoss einen Spinnfaden nach oben, spürte, wie Deadpool sich richtig an ihm festhielt und zog sich mit ihm nach oben. Dort konnte Deadpool ihn erneut gerade noch festhalten, bevor er wieder zusammensackte. „Alles klar, Feierabend für dich, Spidey! Ich bring dich jetzt sofort nach Hause!“ Schnell schüttelte Spider-Man den Kopf. „N-nein! Nein... Ich... ich muss... zum Campus... Tante May... Sie weiß nicht... dass... Ich hab... Kurse...“ „Uuuh, verstehe, du kurierst deine Männergrippe lieber allein aus und spielst den starken Mann. Na schön, dann bring ich dich eben da hin. Liegt auch auf dem Weg.“ „Gürtel... oder Bike?“, wollte Spiderman wissen und lehnte sich mit geschlossenen Augen einfach an Deadpool an. Der wirkte kurz überrascht, dann zog er ihn aber sogar fester an sich, um ihn besser zu stützen. „Bike. Der Spezialgürtel ist daheim. Der hier kann das nicht. Sorry.“ Spider-Man machte ein unzufriedenes Geräusch, nickte dann aber leicht. „Okay... okay, Hauptsache... weg von hier. Ich will mich einfach nur hinlegen.“ Langsam setzte Deadpool Spider-Man wieder auf dem Boden ab. „Warte. Ich hol das Motorrad. Ah ja, hier, falls du doch noch Papa Bescheid sagen möchtest.“ Damit drückte er Spider-Man sein Handy in die Hand, strich ihm über den Kopf und lief dann weg. Spider-Man sah ihm nach, dann musste er sich sehr zusammenreißen, um sich nicht einfach hinzulegen. Sein Kopf war nur noch total zu, alles dröhnte, ihm war immer noch schwindlig und jetzt fror er auch noch und spürte, wie er zu zittern anfing. Na schön, egal, er würde S.H.I.E.L.D. Bescheid geben. Musste er sich eben etwas einfallen lassen, warum er das von Deadpools Handy aus tat. Wenigstens hatte er sich eine Nummer von S.H.I.E.L.D. gemerkt seit dem letzten Mal. Doch dummerweise kannte er Deadpools Sperrcode ja gar nicht. Großartig. Musste er doch auf ihn warten. Da hörte er aber schon Motorengeräusche und Deadpool hielt mit dem Motorrad direkt vor ihm. „Los, hoch mit dir.“ „Wie ist der Code?“ „Was?“ Spider-Man hielt das Handy hoch. „Oh! Ach so... Oje, das wird jetzt peinlich...“ „Wade!“ „Dein... Geburtstag...“ Überrascht sah Spider-Man ihn an. Kurz war ihm nicht mehr kalt, sondern im Gegenteil richtig heiß. „Wieso weißt du... Wieso? Wie kommst du denn auf diese blöde Idee?“ „Na damit ich ihn nicht vergesse. Also ich finde das süß...“ Er stieg ab, nahm Spider-Man das Handy ab und tippte selbst darauf herum. „Nummer?“ Spider-Man nannte sie ihm, Deadpool tippte noch ein paar Dinge ein, fotografierte den Schachtdeckel, dann einen Teil der Straße, dann tippte er wieder etwas. Und dann zog er Spider-Man hoch, gegen sich und schoss einfach noch ein Foto von ihnen beiden. „Deadpool! Was soll das?! Wehe, du schickst das an Fury!“ Deadpool wirkte richtig überrascht. „Was? Wieso sollte ich? Das ist für mich. Ich hab kein Foto mit dir zusammen.“ „Du Idiot...“ “Na los, bevor du noch ins Fieberkoma fällst. Deine Leute sollten gleich hier sein. Die kümmern sich um alles. Kannst du dich festhalten? Ich bring dich zurück in deine Bude.“ Deadpool saß wieder auf und klopfte hinter sich. Spider-Man stieg hinter ihm auf das Motorrad und seufzte laut auf. „Was ist?“ „Ich hatte mir eigentlich geschworen, nie wieder mit dir auf diesem Ding zu fahren...“ Er legte den rechten Arm um Deadpools Mitte und lehnte sich vorsichtig gegen ihn, um sich gut festzuhalten. Dabei kniff er kurz die Augen zu, weil er gegen den verletzten Arm kam. „Warum? War`s beim ersten Mal zu heftig für dich? Ich kann auch ganz langsam und vorsichtig...“ „Dafür hab ich gerade wirklich keinen Nerv, Deadpool“, beschwerte Spider-Man sich, als er den anzüglichen Unterton in Deadpools Stimme hörte. „Fahr einfach.“ „Wie du willst, schön festhalten.“ Deadpool riss sich brav zusammen und fuhr nicht so halsbrecherisch wie beim ersten Mal. Trotzdem hatte Spider-Man Probleme, sich richtig festzuhalten, weil es ihm wirklich schlecht ging. Er drückte die Wange gegen Deadpools Rücken und hielt sich mit dem rechten Arm mehr an ihm fest. Hoffentlich waren sie bald da. „Hast es gleich geschafft. Kannst dich auf dein Bett freuen. Da vorne kommt schon dein Haus. Wie kannst du dir so `n schickes Apartment überhaupt leisten, wenn du noch zur Schule gehst? Ist deine Tante reich?“ „Ist ja... gar nicht meins... Das gehört... mit zum Stipendium. Da wohnen immer die Leute drin, die für die Ferienkurse... Stipendien haben...“, murmelte Spider-Man gegen Deadpools Rücken. „Ich zahl nur... Strom... und Wasser...“ „Spidey...“ „Was?“ „Ich hasse es, dass du so ekelhaft intelligent bist. Du bist viel zu klug und kluge Leute machen mir Angst.“ „Warum? Weil du dumm bist?“, konterte Spider-Man sofort. Deadpool stoppte das Motorrad und half Spider-Man beim Absteigen. „Ich bin nicht dumm! Ich bin... 'einfach' gestrickt. Nein, kluge Leute sind gefährlich. Die durchschauen meine Pläne zu leicht.“ Er hielt Spider-Man am Arm fest, damit er nicht wieder einknickte. „Wovon redest du bitte? Niemand kapiert die Logik deiner Pläne, außer dir selbst. Da brauchst du keine Angst haben. Nnn... ich muss... da rauf. Aufs Dach.“ Gerade hatte er keine Lust auf diese komplizierten Deadpool-Gespräche. Er konnte nicht mehr denken. Er wollte schlafen. „Kann ich noch mitkommen? Ich will auch nur sehen, ob du heil ankommst. Und du kannst mir sagen, ob du noch was brauchst. Dann kannst du dich hinlegen und ich versorg dich!“ Na wunderbar, genau das, was er nicht gewollt hatte. „Mir egal“, sagte er aber stattdessen. „Aber ich kann dich nicht mit hochnehmen!“ „Oh, kein Ding. Ich kenn doch den Weg nach oben von außen. Geh ruhig schon vor, bin direkt hinter dir.“ Spider-Man sah ihn nochmal eindringlich an. „Ich will nicht, dass dich jemand dabei sieht!“ Deadpool hob die linke Hand und legte die rechte aufs Herz. „Versprochen! Ich bin ein Ninja!“ Unter der Maske rollte Spider-Man mit den Augen. Dann schoss er einen Spinnfaden nach oben und zog sich am Nachbarhaus hoch. Musste ja auch bei ihm nicht jeder gleich sehen, wohin er wollte. Dummerweise musste er den verletzten Arm jetzt doch benutzen, aber es waren nur zwei Schwünge, dann war er auf dem Dach des Apartmenthauses. Bei der Landung stolperte er ein paar Schritte vorwärts, fing sich aber noch und bevor ihn jemand sah, schlich er durch die Gänge bis zu seinem Apartment und verschwand darin. Tür zu. Maske ab. Und er fiel nur noch aufs Bett, mit dem Gesicht ins Kissen. „Moouu... Mein Kopf... Ich glaub... ich sterbe...“ Über sich hörte er ein leises Klopfen am Fenster. Er drehte sich auf den Rücken und sah Deadpool am Fenster. „Das Fenster ist auf!“, rief er ihm zu und deutete ihm an, dass er es nur nach oben zu schieben brauchte. Das tat der auch und kletterte nach drinnen, über Peter, dessen Bett direkt am Fenster stand. „Parker, du siehst echt fertig aus“, kommentierte Deadpool, nachdem er ihn eingehend gemustert hatte. Peter legte seinen rechten Arm über seine Augen, den linken hatte er angewinkelt auf seiner Brust liegen. „Ah ja? Komisch... ich fühl mich so fit...“ Er spürte, wie Deadpool sich auf den Bettrand setzte. „Tut mir leid.“ „Was tut dir leid?“ Peter hasste es, wenn Deadpool das sagte. Meistens kam etwas ganz Mieses, wenn er das tat. „Das mit deinem Arm. Tut mir leid. Und dass... ich dich benutze...“ Peter schob den Arm nach oben über seinen Kopf und sah Deadpool fragend an. „Was meinst du? Dass du mich immer den Idiot sein lässt, der für deine komischen Pläne herhalten muss? Ich fürchte fast, langsam gewöhn ich mich daran...“ Mit einem tiefen Seufzer schloss Peter die Augen. Plötzlich spürte er Deadpools Hand auf seiner Stirn. Er hatte wohl den Handschuh ausgezogen, denn Peter fühlte Deadpools Haut auf seiner. „Du glühst wirklich ganz schön. Soll ich dir `nen Arzt rufen? Oder hast du Medikamente da?“ Ohne die Augen zu öffnen, deutete Peter in Richtung Nachttisch, wo alles stand, was er da hatte. „Kann ich mir deinen Arm anschauen? Hast du Verbandszeug da? Dann kümmer ich mich darum.“ Peter war gerade alles egal. Sollte Deadpool ruhig machen. „Ich bin Spider-Man. Ich schwinge an Seilen meterhoch durch New York und schlage mich mit Allem, was da böses kreucht und fleucht. UND ich habe DICH als Freund. Natürlich hab ich Verbandszeug. Kistenweise. Schau im Bad...“ Deadpool legte die Hand noch an seine Wange und strich beim Wegziehen sanft darüber, ehe er aufstand und Peter war froh, dass seine Wangen vom Fieber sicher auch so ganz rot waren. Er hörte ihn im Bad herum räumen. Dabei merkte er, wie müde er war. Die Augen kriegte er eh schon nicht mehr auf. Aber er konnte doch nicht einschlafen, wenn er mit Deadpool allein in seiner Wohnung war! Sein Körper sagte da aber etwas anderes und er wachte erst wieder auf, als er spürte, wie Deadpool die Spinnfäden von seinem Arm entfernte. „Wade?“ Aus halboffenen Augen sah er zu Deadpool auf. Der hatte nun auch die Maske abgelegt und beide Handschuhe ausgezogen. Er saß wieder auf dem Bettrand und hatte Sachen zum Verbinden dabei. „Schlaf weiter. Ich mach das schon. Ich pass auch auf, dass ich dir nicht wehtue.“ Peter stieß leise ein halbes Lachen aus. „Das hätte dir ein bisschen früher einfallen können, Wade... Autsch!“ „Sorry, aber der Handschuh muss aus. Bin ich froh, dass du von Ganzkörper-Morphsuit auf das Ding hier umgestiegen bist.“ „Ich auch... Glaub mir...“, gab Peter zurück. Denn sonst hätte er jetzt auf jeden Fall den oberen Teil des Anzugs ganz ausziehen müssen. Aber so schob Wade nur den Ärmel höher und zog ihm den Handschuh ganz aus, damit er an die Verletzungen kam. Ohne Kommentar ließ Peter das Verarzten über sich ergehen. Es sah zum Glück nicht ganz so übel aus. Viel Blut, aber mit ein paar Klammerpflastern hielt es. Dann brauchte er wohl doch nicht genäht zu werden. Wade legte ihm einen festeren Verband an, dann holte er Peter noch ein Glas Wasser und ein paar von den Medikamenten, die dieser nur zu gerne schluckte. „Unglaublich...“, murmelte er. „Du bist zu was nütze...“ Wade grinste. „Wenn du schon wieder frech sein kannst, geht`s dir gar nicht so schlecht. Du Simulant.“ Wieder legte er Peter die Hand auf die Stirn und Peter schloss die Augen. „Brauchst du noch was? Essen? Trinken? Eine Ganzkörpermassage?“ Sofort riss Peter die Augen wieder auf. „Nein!“ Aber Wade lachte nur kurz auf. „Du Blödmann!“ Schnell schob Peter Wades Hand zur Seite, doch der griff nur nach Peters Handgelenk und hielt seine Hand fest. Nur ganz sanft, aber es reichte, dass Peter sie nicht weiter bewegte. Jetzt sah Wade wieder ganz ernst aus. „Nein, ohne blöde Witze. Hast du alles? Kann ich dich allein lassen, ohne dass du draufgehst?“ „Muss ich mich wiederholen? Ich bin Spider-Man. Ich sterb nicht an `nem Schnupfen.“ „Das wäre mal `ne Schlagzeile für deine Zeitung. Oder DIE Kampagne für die Grippeschutzimpfung! Gegen alles kämpfte er, Aliens, Monster, Dinosaurier. Doch ein Virus tötete Spider-Man. Geht zur Vorsorge-Impfung!“ Auf einmal verzog Peter das Gesicht und wurde kurz etwas blass um die Nase. „Was ist jetzt? Was kuckst du so komisch?“ „Ich überlege, wie aktuell meine Tetanusimpfung ist. Wie... sauber... sind deine Schwerter?“ Irritiert sah Wade auf Peter herunter, dann auf seinen Arm. „Du meinst, wegen... Oh, keine Sorge, ich hab mich doch zuerst geschnitten. Du hast höchstens was von meinem Blut abgekriegt, aber das hat sicher schon vorher alles sauber geheilt. Und ich bin nicht ansteckend. Ha! Wir sind jetzt Blutsbrüder!“ „Nein, sind wir nicht!“ Nun zog Peter doch endlich seine Hand aus Wades. „Och komm, das wäre doch cool! Wir haben beide keine Geschwister! Und ich hab noch nicht mal `ne Tante, so wie du. Bei mir gibt`s gar keine Familie...“ „Versuchst du die Mitleidstour? Ich hab kein Mitleid heute. Ich bin der, der krank ist und verletzt. Und müde. Also... geh weg.“ Wade zuckte mit den Schultern. „Schade. Letztes Mal hat das so gut funktioniert. Du magst mich doch viel mehr, wenn du weißt, was für ein mieses Leben ich habe“ ,meinte er dann mit einem kleinen Schmunzeln. „Aber okay, das versuch ich nächstes Mal wieder. Jetzt geh ich in meine armselige Bruchbude zurück, bestelle eine Pizza und nähe meinen Anzug. Und schaue mir dabei das einzige Bild an, auf dem ich mit einem Freund drauf bin. Das einzige Bild mit meinem einzigen Freund...“ „Wade...“ „Schlaf dich aus. Und werd gesund, Parker. Ich will dich nächstes Mal fit sehen. Mit dir oder gegen dich kämpfen ist nur schön, wenn du volle Schlagkraft hast. Und wenn du was brauchst...“ Wade wedelte mit seinem Handy. „Die wichtigste Nummer der Welt hast du ja. Also ruf mich an, wenn irgendwas ist. Ich bin für dich immer auf Abruf und lass alles stehen und liegen für dich.“ Peter drehte den Kopf zur Seite, um nachzusehen, ob sein Handy noch neben dem Kopfkissen lag. Dann machte Wade Anstalten aufzustehen, aber diesmal griff Peter nach seinem Handgelenk und hielt ihn fest. Fragend sah Wade ihn an, doch Peter sagte nichts. Er setzte sich auf, nahm sein Handy, entsperrte es und aktivierte die Selfiefunktion. „Was...“ Wade verstand noch immer nicht, aber Peter wollte das jetzt durchziehen, bevor er es sich noch anders überlegen konnte. Er rutschte eng an Wade heran, hob das Handy und als Wade sah, dass er ein kleines Lächeln aufsetzte, tat er das auch, dann machte Peter das Foto. Gleich darauf rutschte er schnell wieder weg von Wade, tippte ein paarmal auf sein Display und schon erklang auf Wades Handy der Ton für eine Nachricht. „Parker?“ „Ich will gar nichts hören! Freu dich leise und hör endlich auf, rumzuheulen!“ Peter legte sich wieder hin und drehte Wade halb den Rücken zu. Ihn bloß nicht mehr anschauen. „Und jetzt verschwinde. Ich will schlafen.“ Erst rührte Wade sich nicht, dann merkte Peter, wie Wade ihn zudeckte, wobei er sich nah über ihn lehnte. „Danke, Parker. Und ich will nur, dass du weißt, dass es mir echt leid tut.“ „Mmmh... schon okay“, murrte Peter und drehte sich mehr zur Seite. So sah er auch nicht, wie Wades Lächeln verschwand und er wieder ganz ernst auf ihn sah, als er sagte: „Tut mir leid, dass ich deine Freundschaft benutze... und dich dazu bringe, zu tun, was ich will. Nur weil du so ein verdammt netter und anständiger Junge bist... Deine Freundschaft hab ich echt nicht verdient.“ „Lass diesen Gefühlsduselei-Quatsch, Wade!“, unterbrach Peter ihn. Auch wenn es ihm gefiel, was er hörte. Irgendwie mochte er Wade, wenn er so mit ihm sprach und ihm solche Sachen sagte. Im nächsten Moment schauderte er heftig auf, weil Wade mit den Fingerspitzen über seinen Nacken strich. „Ich hab dich echt gern, Parker. Ich mag dich wirklich. Und darum muss ich mich umso mehr entschuldigen. Ich will nur, dass du das weißt.“ „Ich bin nicht taub. Du hast es mir jetzt oft genug gesagt, Wade. Botschaft angekommen. Entschuldigung akzeptiert. Alles cool zwischen uns. Lass mich schlafen.“ Wade stand nun doch auf und Peter atmete leise erleichtert auf. Das war schon wieder so seltsam gewesen. Und damit konnte er einfach nicht umgehen. Er hörte, wie Wade sich wieder fertig machte und dann über das Bett wieder zum Fenster kletterte, damit er dadurch das Zimmer wieder verlassen konnte. „Schlaf gut. Erhol dich. Wir... sehen uns...“ Peter sah kurz zu Deadpool auf. „Aber nicht nur wieder zu einer Aktion, bei der es mit Verletzungen für mich endet.“ „Wir können jederzeit nochmal miteinander ausgehen. Liegt ganz bei dir...“, antwortete Deadpool, warf ihm einen kleinen Luftkuss zu und verschwand dann aus dem Fenster. Peter lief rot an, setzte sich auf und schloss fest das Fenster. Nein, nein, nein, ganz sicher nicht! Ganz sicher nicht! Ganz... sicher... Peter ließ sich zurück ins Kissen fallen und zog sich die Decke über den Kopf. „Nein, Peter, nein! Nein...“ Wie gut, dass ihn die Müdigkeit dank der Medikamente noch viel schneller übermannte. Denn er wollte eine Sache ganz bestimmt nicht: Darüber nachdenken, wie sehr er Wade mittlerweile mochte... Deadpool saß im Dunkeln in seinem Schlafzimmer auf dem Bett und sah sich auf seinem Handy das Foto an, das Peter ihm geschickt hatte. Dann stand er auf und drehte sich zu seiner Pinnwand um. Dort strich er über ein paar der Listen, ehe er eine Bestimmte anhob. Darunter war ein weiterer Zettel mit nur einem einzigen Satz darauf: „Gewinne sein Vertrauen.“ Deadpool warf das Handy aufs Bett, griff sich einen dicken roten Filzstift und malte einen großen Haken direkt über den Satz. „Tut mir leid... mein Freund...“ Kapitel 18: 11 - Reden ist Silber - Kämpfen ist Gold (01) --------------------------------------------------------- „Du hast noch gar nicht Danke gesagt!“ „Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten! Du weißt genau, dass ich nicht mit dir kämpfen darf!“ „Was Fury nicht weiß, macht Fury nicht heiß...“ Mit einem großen Satz sprang Spider-Man über Rhino hinweg und trat ihm dabei in den Rücken, so dass Rhino stürzte und auf dem Asphalt entlang schlitterte. „Aber WENN Fury es weiß, macht er MIR was heiß und zwar die Hölle!“ Deadpool kassierte einen Tritt von Batroc und krachte neben Spider-Man in einen Laternenpfahl, kam aber gleich wieder auf die Beine und schüttelte nur kurz den Kopf. „Ich fand zwei gegen einen unfair...“ Der Pfahl knickte um, Spider-Man fing ihn auf, holte Schwung und benutzte ihn gleich noch als Schläger, um damit Rhino und Batroc zu treffen, die nun beide auf sie zu gestürmt kamen. „Sieht das für dich so aus, als würde ich Hilfe brauchen?!“ Schnell zog Spider-Man sich an einem Spinnseil hoch, schwang sich auf Batroc zu und trat den gegen die nächste Wand. Sein Spinnensinn klingelte und als er herumfuhr, war plötzlich Deadpool vor ihm und blockte mit beiden überkreuzten Schwertern Rhinos Ansturm ab, wurde von dem aber sofort in Richtung Spider-Man geschoben. Der stemmte die Füße in den Boden und fing Deadpool ab, womit er auch gleich noch Rhinos Lauf stoppte. „Du hast `nen echt festen Griff, Spidey! Schon mal an `ne Karriere als Masseur gedacht?“ „Wenn du helfen willst... hilf leise!“ Rhino rammte sein Horn fester gegen Deadpools Schwerter. „Wieso mischst du dich ein, Deadpool?! Das ist nicht dein Kampf!“ „Siehst du? Sogar die Bösen haben das kapiert!“, pflichtete Spider-Man Rhino bei. „Auf welcher Seite stehst du gleich noch, Spidey?“ Deadpool holte Schwung und trat dann so gegen Rhinos Kopf, dass es den weg haute. Er selbst nutzte den Schwung noch aus, um mit einem Rückwärtssalto auf Spider-Mans Schultern zum Sitzen zu kommen. Der ging kurz in die Knie und keuchte auf, weil er damit nicht gerechnet hatte. „Deadpool!“ „Nicht runter werfen! Ich will auch so `nen coolen Angriff wie du! Du weißt schon, unseren Spideyp...“ „Hab ich dir nicht gesagt, du SOLLST das nicht sagen?!“ Spider-Man packte Deadpool um die Fußknöchel und hievte ihn hoch. „Dann los, sei nützlich!“ „Oh man, ich lieeebe Punkt Vier!“, säuselte Deadpool, da ging Spider-Man halb in die Knie, stieß sich hoch und warf Deadpool nach oben. Der umfasste die Schwerter, holte aus und donnerte die Griffe gegen Rhinos Kopf, als der gerade wieder auf die Beine kommen wollte. Gleichzeitig drehte Spider-Man sich um sich selbst, weil sein Spinnensinn erneut losging und verpasste Batroc noch einen Tritt. „Lass es! Anschleichen ist nicht deine Stärke!“ Schnell feuerte er einen Spinnfaden hinter Batroc her, weil der auf eine Gruppe Zuschauer zuflog. Das war immer das Problem, wenn die Bösen mitten in der Stadt auftauchten. Batroc hatte sich Rhino als Rammbock ausgeliehen, um in eine Bank einzubrechen. Die Polizei hatte das Gelände zwar abgesperrt, aber das störte weder Rhino noch Batroc. Eigentlich war Batroc keine wirkliche Herausforderung. Er war nur lästig und tauchte immer und immer wieder auf. Aber der ehemalige Angehörige der französischen Fremdenlegion und Söldner hatte keine sonderlichen Kräfte, nur heftige Schlag- und Sprungkraft in den Beinen, die er hydraulisch auch noch verstärkt hatte. Was er ihm jedoch anrechnen musste, war sein hohes Maß an Ausdauer und sein Potenzial, einzustecken. Spider-Man wusste, dass sein eigenen Schläge alles andere als Streicheleinheiten waren. Und doch stand Batroc immer wieder auf. Und er war schnell und entkam deswegen meist jedes mal. Auch wenn er so gut wie immer die Beute dabei zurücklassen musste. Spider-Man traf Batroc mit dem Spinnfaden und riss ihn zurück, dann warf er ihn gegen ein Auto. Die Leute bejubelten das. Es war immer ein gutes Gefühl, wenn die Menschen auf seiner Seite und nicht gegen ihn waren. „Gut gemacht, Spider-Man!“, rief ein älterer Herr in der Menge. „Ihr seid ein tolles Team! Meine Tochter liebt euch! Besonders deinen Freund da! Red Bull!“ Deadpool flog an Spider-Man vorbei, weil Rhino ihn hart erwischt hatte und landete auf dem Rücken direkt vor den Leuten. „Ey! Wenn sie mich so mag, dann merk dir gefälligst endlich meinen Namen! Es ist DEAD! POOL!“, protestierte er dann und war mit einem Satz wieder auf den Beinen. Spider-Man sprang inzwischen dem nächsten Angriff von Rhino aus dem Weg und packte ein geparktes Auto. „Ich hoffe, die Versicherung schließt Schäden durch Heldenkampf mit ein...“ Damit schlug er das Auto voll gegen Rhino, so dass der wieder zur Seite flog. Deadpool erschien neben ihm und meinte: „Schön, wenn man Fans hat. Seit ich mit dir arbeite, hab ich auch endlich mal offiziell welche. Obwohl ja viele auch ohne dich auf mich stehen. Nur hätte es diese Story nicht ohne dich gegeben. Und sie wäre nur halb so gut und nur ein Viertel so beliebt.“ „Was? Von was redest du schon wieder?!“ Irritiert schüttelte Spider-Man den Kopf, dann rief er in Richtung der Zuschauermenge: „Und wir sind KEIN TEAM!“ „Jetzt verwirr den armen Mann doch nicht, Spidey“, beschwerte Deadpool sich. „Kennst du den etwa?“ Kämpfen und zur gleichen Zeit versuchen, Deadpools Kommentaren zu folgen, war echt anstrengend. „Ihn nicht, aber seine Tochter, die Autorin.“ Völlig verwirrt sah Spider-Man ihn an. „Will ich das wissen? Muss ich das wissen? Hilft es mir, mich vor deinem nächsten komischen Plan zu beschützen?“ Deadpool tippte sich mit der flachen Seite der Klinge seines Schwerts gegen die Wange. „Aaah... ich glaube nicht, dass ich dir das erklären kann. Oder sollte. Dann ist doch die Spannung weg, wenn du immer schon vorher weißt, was dir passiert. Und ich will dich ungern verstören und dein komplettes Weltbild erschüttern, Kleiner. Also... denk einfach nicht weiter darüber nach, hat weder Vor- noch Nachteile für dich, versprochen.“ Das glaubte er Deadpool zwar nicht, aber er konnte auch nicht weiter darüber nachdenken. Denn schon sprang Batroc sie an und versuchte, Spider-Man einen Tritt zu verpassen. Aber Spider-Mans Spinnensinn warnte ihn rechtzeitig, so dass er sich mit einem Spinnseil aus dem Weg ziehen konnte. „Hey, Kleiner! Lass mir den Springteufel, du kriegst den laufenden Panzerschrank!“, rief Deadpool ihm nach, denn auch Rhino kämpfte sich wieder auf die Beine hoch. Spider-Man schwang sich in einem Bogen auf Rhino zu. „Halt Batroc in Schach, bis ich ihn mir vorknöpfen kann! Das Finale gehört mir!“, gab er Deadpool zur Antwort. Dann beschoss er Rhino mit Spinnfäden, um ihn bewegungsunfähig zu machen. Aber der griff sich einen Kanaldeckel aus dem Boden und benutzte ihn als Schutzschild. „Hey! Wer hat dir erlaubt, dich zu verteidigen?!“ Spider-Man wollte ihm den Kanaldeckel mit einem Spinnfaden entreißen, aber Rhino riss ihn stattdessen am Spinnfaden zu sich und warf ihn dann durch das Schaufenster eines Ladens an der Straße. Schnell rollte Spider-Man sich ab und zischte kurz vor Schmerz auf, weil er sich dabei an den Glasscherben schnitt. Darum konnte er sich aber nicht groß kümmern, denn Rhino preschte heran und durchbrach die Ladenfront. Im letzten Moment sprang Spider-Man hoch, stieß sich von Rhino ab und suchte Halt an der Decke des Ladens. Dabei zuckte er mit einer Hand gleich wieder zurück, weil er noch Glassplitter an der Hand hatte und sich so auch nochmal schnitt. Aber wenigstens fiel er zum Glück nicht, denn Rhino machte schon wieder kehrt und zerstörte dabei den halben Laden. „Komm da runter, Insekt! Damit ich dich zerquetschen kann!“ „Äh... nein? Dafür komm ich sicher nicht runter! Komm du doch rauf! Oder erst mal raus hier. Eure Rechnung heute wird echt nicht billig!“ Schnell schüttelte Spider-Man die restlichen Scherben ab, schoss einen Spinnfaden nach draußen und zog sich durch die zerstörte Ladenfront nach draußen, wohin Rhino ihm auf dem Fuße folgte. Aber draußen war kämpfen besser. Einfacher. Er sah, dass Deadpool vollauf damit beschäftigt war, Batrocs Tritte abzuwehren und mehr als einen harten Treffer einstecken musste, weil er nicht so schnell auf die Angriffe reagieren konnte. Aber Batroc kam auch nicht weg, denn Deadpool versuchte selbst immer wieder anzugreifen, jedes mal wenn Batroc Anstalten machte, die Flucht zu ergreifen. Kurz sah Deadpool über die Schulter in Spider-Mans Richtung, schien den Schauplatz des Kampfes zu taxieren, dann deutete er Spider-Man einen Bogen nach rechts auf sich zu an und rief nur laut: „Nach rechts!“ Keine Ahnung, warum er auf ihn hörte, aber Spider-Man dachte nicht groß nach, schwang sich nach rechts und Rhino verfolgte ihn sofort weiter. Na wenigstens waren hier keine Leute im Weg. Aber was tat Deadpool denn da?! Er trat Batroc von sich weg, der rappelte sich schnell wieder auf und sprang mit einem großen Satz auf Deadpool los. Und Deadpool? Stand einfach nur da, wartete ab... und zog dann plötzlich eine seiner Pistolen und feuerte einen gezielten Schuss auf Batroc ab. „DEADPOOL!“ Ein Teil des Metalls an einem der verstärkten Beine Bartrocs zersplitterte, was dessen Sprung verriss. Deadpool machte nur einen Schritt zur Seite und damit aus dem Weg. Spider-Man zog sich im letzten Moment hoch, als Batroc ihm entgegenflog, damit der ihn nicht voll traf. Doch dafür landete Batroc hart direkt vor Rhinos Füßen, Rhino konnte nicht mehr stoppen, stolperte über Batroc, stürzte vorwärts und wurde abrupt gebremst, als er mit Horn und Kopf in dem von ihm zuvor selbst geöffneten Kanalschacht stecken blieb. Spider-Man landete neben Deadpool und sah etwas perplex auf ihre Gegner. Rhino, der feststeckte und mit Armen und Beinen ruderte, aber nicht freikam, weil er sich nicht bewegen konnte. Und Batroc, der sich stöhnend auf dem Boden wand und sich das Knie hielt. „O...kay...? Das... war gar nicht mal so übel, Wade...“ Deadpool schnippte eine Glasscherbe von Spider-Mans Schulter. „Man dankt, man dankt. Sorry, wegen deinem Finale. Aber jetzt bist du dran. Wach auf und mach deinen Job, Spidey!“ „W-was? Oh! Ah ja!“ Schnell legte Spider-Man auf die beiden Besiegten an und fesselte und verschnürte beide gut mit einer ganzen Ladung Spinnfäden, so dass die Polizei sich um den Rest kümmern konnte. Er hörte die Schaulustigen jubeln, unterhielt sich ganz kurz mit den Beamten und schüttelte da sogar ein paar Hände. Wow, heute waren wirklich mal alle auf seiner Seite. Trotz ein paar Schäden. Na ja... Ein paar vieler Schäden... Da stand wieder Ärger von Fury ins Haus. Apropos Fury... Schnell wedelte er abwehrend mit den Händen, als er auf seinen 'Teamkollegen' angesprochen wurde. Kein Team! Kein Partner! Deadpool stand etwas abseits und posierte für Schaulustige und deren Fotos, dann winkte er Spider-Man, der sich nur die Hand vors Gesicht schlug. Na so wurde das nichts mit seinen Beteuerungen, dass er mit Deadpool nichts zu tun hatte. Mit ein paar knappen Worten verabschiedete Spider-Man sich von den Polizisten, trat neben Deadpool und schlug ihm hart mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. „Lass den Blödsinn! Und hör auf damit, überall rumzuerzählen, dass wir ein Team sind! Wir sind KEIN Team! Also hör auf mir nachzulaufen und dich in meine Kämpfe einzumischen!“ Deadpool rieb sich den Hinterkopf. „Au! Ich wollte mich nicht einmischen! Aber ich treffe dich ja immer nur, wenn du gerade kämpfst. Oder, wenn ICH gerade kämpfe. Dabei bringt das nicht mal die Handlung voran.“ Spider-Man schüttelte nur den Kopf. „Welche... nein, vergiss es. Ich will es gar nicht wissen. Ich verschwinde.“ Sofort griff Deadpool nach Spider-Mans Hand. „Warte! Ich wollte dich doch um was bitten! Darum bin ich ja überhaupt erst hier! Du bist nicht ans Telefon gegangen und dann hab ich gehört, dass du hier beschäftigt bist. Also wollte ich dich abholen kommen.“ Spider-Man zog seine Hand weg. „Ich will aber nicht abgeholt werden! Besonders nicht, wenn du schon wieder was von mir willst! Was... willst du denn?“ Prüfend sah Deadpool sich um. „Nicht hier. Zu viele Leute. Das ist geheim. Hast du jetzt frei? Oder noch Hausaufgaben? Ich komm mit zu dir.“ „Vergiss es!“, widersprach Spider-Man sofort. „Wenn du mir unbedingt was 'Geheimes' sagen willst, dann mach das bei dir zuhause. Wir treffen uns da.“ Damit schoss er ein Spinnseil nach oben. „Hey, was... Warte! Dann nimm mich wenigstens mit! Wir haben doch den gleichen Weg! Spidey!“ Aber Spider-Man schwang sich schon hoch und in Richtung von Deadpools... er wollte es mal 'Unterkunft' nennen. Wohnung klang zu gehoben dafür. Eigentlich war es ihm gar nicht recht, dass Wade schon wieder etwas von ihm wollte. Schon lief die Gedankenspirale auf Hochtouren. Irgendwas Komisches. Ganz sicher. Hatte er ihn schon mal um einen normalen Gefallen gebeten? Spider-Man fiel keiner ein. Er fing sich an der Wand neben dem Fenster ab, durch das er schon beim letzten mal gekommen war. Oder besser, das er durchbrochen hatte. Deadpool hatte es notdürftig mit einer Plastikplane verklebt. Na ja, viel zu stehlen hatte er nicht, soweit Spider-Man das beurteilen konnte. Und so kam sicher keiner auf die Idee, bei ihm einzusteigen. Das schrie ja geradezu nach 'versucht es gar nicht erst, ich wurde gerade erst ausgeraubt'. Spider-Man löste die Verklebung an einem Rand und kletterte nach drinnen. Immerhin hatte Deadpool die Scherben auf einen Haufen gekehrt, aber weggeräumt war nichts. Es wirkte fast noch unaufgeräumter als letztes Mal. „Ugh... wie kannst du bloß so leben? Ehrlich...“ Langsam durchschritt er die Wohnung, wobei er sich die Maske vom Kopf zog. Dabei schob er den ein oder anderen Karton und leere Essensverpackungen mit dem Fuß zur Seite. „Sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen, dir was schenken zu müssen, kriegst du von mir wirklich `ne Putzfrau für einen Tag. Oder... eine ganze Putzfirma...“, murmelte er vor sich hin. Kurz fiel sein Blick auf die Tür zum Schlafzimmer und seine Wangen färbten sich leicht rot. Blöde Listen... Aber nochmal drauf sehen wollte er auch lieber nicht. Wer wusste schon, was da alles stand, das ihn vielleicht zutiefst verstören würde. Das wollte er sich lieber nicht antun. Nicht... wo er Wade jetzt eigentlich... „Aus Peter! Böser Peter! Komische Gedanken sind verboten!“, schalt er sich selbst, dann suchte er sich eine nicht so dreckige Stelle an einer Wand, lehnte sich mit überkreuzten Beinen und Armen dagegen und wartete auf Deadpool. Das gab ihm Zeit, darüber nachzudenken, welche Gefallen er sofort, welche nach zweimal und welche erst nach dreimal Nachfragen ablehnen würde. Irgendwann hörte er dann Schritte und Deadpool stieß die Tür auf. „Das war extrem unkollegial von dir, Kumpel! Wieso musste ich laufen?!“ „Wenn ich dich mit dem Spidey-Taxi befördere, werd ich den Leuten doch nie glaubhaft machen können, dass wir kein Team sind“, erwiderte Peter mit einem kleinen Grinsen, verschränkte die Arme aber noch fester, als Deadpool nah an ihm vorbeiging. „Jetzt schon in Abwehrhaltung? Dabei hab ich noch gar nichts gesagt oder getan“, stellte Deadpool amüsiert fest und legte seine Waffen ab. „Sollte dir zu denken geben, wenn das bei mir schon automatisch passiert, sobald du in der Nähe bist“, gab Peter zurück. „Okay... also was willst du?“, wollte er dann wissen. „Nur einen kleinen Gefallen von dir.“ „Einen von den kleinen Gefallen, bei denen ich fast einen Arm verliere?“ Deadpool leerte seine Munition auf einem kleinen Tisch an der Wand aus. „Jetzt übertreibst du aber. Du weinst doch nicht noch wegen des Kratzers, oder?“ Er sortierte die Kugeln und sah nur einen Moment zu Peter. „Schlimm und hässlich? Oder kannst du vor den Mädels damit angeben?“ Peter sah zur Seite. „Ich muss langärmlig tragen, damit die Lehrer und meine Tante nicht denken, ich hätte dilettantisch versucht, mir die Pulsadern aufzuschneiden...“ Deadpool hielt inne, dann kam er zu ihm und streckte die Hand aus. „Zeig her.“ „Nein“, weigerte Peter sich. „Ich brauch das für mein schlechtes Gewissen, Parker! Komm schon!“, forderte Deadpool erneut. Und diesmal streckte Peter ihm den linken Arm entgegen, sah ihn aber nicht mehr an. Deadpool zog Peters Handschuh ein Stück nach unten, dann drehte er sanft seinen Arm hin und her und besah sich den Schnitt. Der sah zwar wirklich nicht so wild aus, aber war doch mehr als deutlich zu erkennen. Und auch, dass er relativ frisch war. Wie eine typische Unfallverletzung wirkte das nun nicht gerade. Zumindest kam Peter das so vor und allein deswegen musste er das vor allen anderen verstecken. Um dumme Fragen zu vermeiden. Ein kleiner Schauer lief ihm über den Rücken, als Deadpool mit dem Finger über den Schnitt strich. „Ach komm, so schlimm ist der nicht. Und du heilst doch auch besser, als normale Leute. Das sieht man bald nicht mehr. Ganz sicher. Und jetzt mach nicht dieses 'leidender Welpe' Gesicht, leider hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen. Da hätte schon dein Arm halb abfallen müssen, damit ich mich so mies fühle, dass ich dir nie wieder was antue.“ Sofort sah Peter ihn scharf an und zog seinen Arm zurück. „Was?! Okay. WAS willst du von mir?“ Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Wow, keine Sorge. Meine Bitte tut dir nicht weh. Du müsstest mir nur was Kleines besorgen. Ich will mir was leihen, aber... ich komm nicht dran...“ Peter zog den Handschuh wieder zurecht, ließ Deadpool dabei aber keine Sekunde aus den Augen. „Wade! WAS willst du von mir?!“ „Ich brauch... einen Quinjet.“ Mit großen Augen sah Peter ihn an. „Bitte... was?!“ „Na, einen Quinjet. Von S.H.I.E.L.D. Diese süßen kleinen Mini-Flugzeuge, die...“ Schnell schüttelte Peter den Kopf. „Ich weiß, was ein Quinjet ist! Aber ich gehe sicher nicht S.H.I.E.L.D. beklauen!“ „Ich hab nicht gesagt 'stehlen'. Ich sagte 'leihen'.“ Entnervt fuhr Peter sich durchs Haar. „Wofür brauchst du einen Quinjet? Und sag jetzt ja nicht, du kannst mir das nicht sagen!“ „Doch, doch, kann ich schon. Ich hab einen Auftrag. Und da komme ich nur mit dem Jet hin. Radar austricksen, schnell hin, schnell weg... Du weißt schon, alles, wofür man so einen Jet eben braucht“, blieb Deadpool trotzdem mehr als vage. „Ich dachte, du hast `nen magischen Gürtel. Wozu brauchst du den Jet?“, wollte Peter wissen. „Ich kann mit dem Gürtel nur an unbewegliche Orte und an Orte, an denen ich schon war. Damit ich auch weiß, wo ich rauskomme. So wie der kleine Teleporter von den X-Men. Der Blaue... hmm... okay... obwohl dir das wahrscheinlich nicht groß hilft. Die sind ja mittlerweile fast alle blau. Schon mal aufgefallen? Das ist Alien-Rassismus. Früher waren`s die kleinen grünen Männchen. Und seit Avatar ist blau das neue grün. Außer bei Gamora vielleicht. Und dem Hulk... obwohl der ja kein Alien ist...“ „Hörst du jetzt auf damit, abzulenken?! Wozu brauchst du einen Quinjet? Wo willst du damit hin? Was ist das für ein Auftrag?“ Deadpool wandte sich ab und widmete sich wieder seinen Waffen und der Munition. „Geheime Daten sichern, bevor sie in die falschen Hände geraten. Wirklich viel mehr kann ich dir dazu nicht sagen.“ „Kannst du nicht... oder WILLST du nicht?“, klang Peter fast ein bisschen böse. „`N bisschen von beidem. Du solltest dir darüber aber nicht dein hübsches Köpfchen zerbrechen. Ich versuche, dich nicht da mit reinzuziehen. Darum ist es besser, du weißt so wenig wie möglich.“ Peter stellte sich halb hinter Deadpool und sah ihm über die Schulter. „Weil ich dich sonst aufhalten würde?“ Kurz hielt Deadpool erneut inne, dann zuckte er mit den Schultern. „Kann schon sein. Wo du dich doch so gerne fest an die Regeln deines Chefs hältst... Ich finde, du solltest nur auf dich selbst hören. Und nicht immer auf Fury und S.H.I.E.L.D.“ Peter runzelte die Stirn. „Was soll denn das schon wieder heißen? Ich arbeite nun mal mit und für S.H.I.E.L.D. . Bloß, weil du ein Problem mit Fury hast, musst du mir meine Auftraggeber nicht schlecht reden. Falls du darauf spekulierst, dass ich da kündige und mich mit dir zusammentue... vergiss es! Und ich will auch nicht riskieren, dass ich dank dir endgültig raus fliege. Was glaubst du, passiert, wenn ich mir `nen Quinjet hole und ihn DIR gebe?“ Jetzt drehte Deadpool sich doch wieder zu ihm um. „Ich sagte 'leihen'! Und die Sache ist mir wichtig. Also... wie sieht`s aus? Hilfst du mir? Oder... vertraust du mir immer noch nicht?“ Wieso nur hatte er bei dieser Frage ein ganz komisches Gefühl in der Magengegend? Einen langen Moment konnte Peter Deadpool nur ansehen, dann seufzte er laut auf und drehte sich um. „Wie lange meinst du, dauert es? Gerade sind kaum Leute auf dem Helicarrier... Aber ich kann trotzdem einen Jet nicht ewig lange unbemerkt 'ausleihen'. Irgendwann wollen die wissen, wo ich mit dem Teil hin bin. Und ich kann nicht mal sagen, es ist fürs Training, weil...“ „... deine kleinen Freunde auch gerade auf Mission sind. Ohne dich. Ich weiß. Das hast du mir beim Essen erzählt, dass das ansteht“, beendete Deadpool seinen Satz. „Nein, keine Angst, ich denke... das geht schnell. Ich... beeile mich. Ich will ja auch nicht, dass das jemand mitbekommt. Besonders nicht S.H.I.E.L.D. ...“ Noch bevor Peter weiter nachhaken konnte, redete Deadpool schnell weiter. „Kriegst du`s heute Abend hin? Die 'großen Helden' sollten alle unterwegs sein. Dann kann keiner dumme Fragen stellen.“ Noch immer war Peter hin- und hergerissen. Er wusste ja immer noch nicht, was Deadpool vorhatte. Wo er hinwollte. Was sein Auftrag war. Konnte er das wirklich riskieren? Konnte er seine Stellung bei S.H.I.E.L.D. aufs Spiel setzen? Würde ihm jemand glauben, wenn er erzählte, man hätte ihm den Jet gestohlen – für den Fall, dass Deadpool ihn nicht zurückbrachte? Mit einem erneuten Seufzen fuhr er sich übers Gesicht. „Das ist ein guter Auftrag? Wirklich wirklich wichtig? Und du stellst nichts total Verrücktes an?“ „Superwichtig! Es geht um extrem heikle Daten! Die größte Sache, an der ich seit langem dran war, glaub mir. Und ich versuche, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. So wie du es sonst tust“, beteuerte Deadpool, dann spürte Peter, wie er ihm von hinten die Hände auf die Schultern legte. „Sag mir, dass du`s machst. Hilfst du mir? Du bist der Einzige, der mir helfen kann...“ Immer noch zögerte Peter, dann forderte er: „Versprich mir, dass du keine Dummheiten machst.“ „Meine Oma hat immer gesagt, versprich nichts, was du nicht halten kannst.“ „Wade!“ Empört wollte Peter sich umdrehen, aber Deadpools Griff wurde fester und er hielt ihn davon ab. Dann hörte er Deadpool ganz nah an seinem Ohr sagen: „Soll ich ganz lieb bittebitte sagen? Und lass mich meinen Job machen, ohne dass du dich einmischst, okay? Diesmal bitte ich dich auch nicht darum, dass du mir den Rücken freihältst. Du sollst nicht mitmischen. Alles, was du tun sollst, ist, die Vorarbeit leisten. Mehr will ich nicht von dir. Du bist – sozusagen – nur die Eintrittskarte. Geht das okay?“ Peter biss auf seiner Unterlippe herum. Er würde nicht in diese Sache mit reingezogen werden. Deadpool würde ihn raus halten. Dann konnte es doch kein so schlimmer Auftrag sein. Mit dem Auftrag stimmte nur dann was nicht, wenn Deadpool ihn darum bat, ihm direkt bei einem Kampf zu helfen. Oder? „Parker?“ Noch einmal zögerte Peter, schloss kurz fest die Augen, dann rang er sich doch zu einer Antwort durch. „Nnnn... Oh man, du machst mich fertig, Wade! Okay! Ich... ich hol dir den Jet! Aber du bringst ihn SICHER zurück! Und zwar schnell!“ Jetzt ließ Deadpool ihn los. „Wenn du mir die Stellplatznummer gibst, park ich ihn sogar für dich auf dem Helicarrier. Versprochen.“ Schnell drehte Peter sich zu Deadpool um. „Nein! Das mach ich schon selber!“ Deadpool hatte ihm wieder den Rücken zugekehrt und durchsuchte augenscheinlich seine Gürteltaschen. „Och, das würde mir nichts ausmachen... Ich nehm mir dann ein Jetpack zum wieder runterkommen. Ich erzähl auch keinem, von wem ich den Quinjet habe. Wie gesagt, ich will dich in nichts mit reinziehen. Zumindest... nicht in mehr, als das Besorgen meines fahrbaren Untersatzes.“ Genervt rollte Peter mit den Augen. „Hör auf zu reden, oder ich überlege es mir anders!“ Er stellte sich neben Deadpool und hielt ihm die offene Hand hin. „Gib mir einen von deinen Peilsendern. Dann bring ich den Jet in einen Außenbereich vor der Stadt und du kannst nachverfolgen, wohin. Wenn ich dich anrufe oder einen Treffpunkt mit dir ausmache...“ „... dann kriegt das vielleicht jemand mit. Gut mitgedacht, Kumpel. Warte...“ Deadpool kramte durch eine seiner Gürteltaschen und drückte Peter dann einen kleinen Sender in die Hand. „Ist aktiv. Einfach bei dir tragen. Dann find ich dich.“ Peter wollte die Hand wegziehen, aber Deadpool legte seine andere Hand auch noch um Peters und hielt seine Hand fest. Ungewollt wurde Peter leicht rot. „Was?“ Er spürte, wie Deadpool seine Hand drückte. „Danke, Parker. Es ist gut, dass du mir vertraust. Du bist der spezielle Schlüssel zu meinem Erfolg.“ Wieso hatte er auch diesmal wieder das Gefühl, er sollte sich nicht nur geschmeichelt fühlen, sondern irgendwie Sorgen machen, wenn Deadpool so etwas zu ihm sagte? „Wehe, du enttäuscht mein Vertrauen!“, warnte er Deadpool darum. Der drückte seine Hand nur etwas fester. „Magst du mich dann nicht mehr?“ „Dann kommst du auf MEINE Liste! Meine Erzfeinde-Liste!“, drohte Peter ihm, aber Deadpool sagte nur: „Okay, klingt fair. Ich merk`s mir. Das wäre nicht ideal, wenn ich nochmal mit dir ausgehen will... Ist also keine erstrebenswerte Option für mich.“ Damit ließ er Peters Hand los. „Ich muss noch... ein paar Sachen vorbereiten. Aber ich behalte dein Signal im Auge.“ Das sollte wohl heißen, Peter konnte gehen. Na schön. Er zog die Maske wieder über und ging zurück zum Fenster, oder besser gesagt, der Abdeckfolie. „Sobald du siehst, dass ich die Stadt verlasse, hab ich den Quinjet. Wenn es nicht klappt, sag ich Bescheid.“ „Ich hab keinen Zweifel daran, dass du`s schaffst. Bis heute Abend, mein bester Freund!“ Peter hob kurz die Hand zum Gruß und verließ dann Deadpools Wohnung. „Was? Gemein? Fies? Hinterhältig? Wie kommt ihr denn da drauf?“ Deadpool schob neue Munition in die Handfeuerwaffen. „Ach kommt schon! Gebt Ruhe! Ich hasse mich eh selbst genug dafür, aber... anders kann ich das leider nicht durchziehen. Echt schade, ich mochte ihn wirklich. Und das ist eins der wenigen Dinge, bei dem wir mal alle einer Meinung waren... Aber sehen wir`s mal von der positiven Seite: Ich komme endlich auf eine SEINER Listen! Und vermutlich... auf Platz Eins...“ Kapitel 19: 11 - Vertrauen ist gut - Kämpfen ist besser (02) ------------------------------------------------------------ Unruhig lief Spider-Man vor dem Quinjet auf und ab. Es hatte alles reibungslos geklappt. Er hatte sich auf den Helicarrier hoch geschwungen, irgendwelchen Mitarbeitern, die sicher nicht sofort zu Fury oder den höheren Agenten rannten, was von Trainingseinheit erzählt und sich einen der kleinen Quinjets geholt, dann die Peilung von S.H.I.E.L.D. deaktiviert und den Jet auf einem Feld außerhalb der Stadt gelandet. Und nun wartete er auf Deadpool. Allerdings war er, je länger er wartete und Zeit zum Nachdenken hatte, wieder total verunsichert. Sollte er das Teil wirklich in Deadpools Hände geben? Er wusste noch immer nicht, was der vorhatte. Daten sichern. Aber welche? Und wo? Und für wen? Ob er ihn nochmal ins Kreuzverhör nehmen sollte? Aber was, wenn Deadpool nichts sagte? Oder wenn ihm Deadpools Antwort nicht gefiel? „Oh man, auf was lasse ich mich da bloß wieder ein?“ Aber nach all den Kämpfen und all dem, was er bis jetzt mit diesem Verrückten mitgemacht hatte... Und vor allem, nach all den... persönlichen... vertraulichen... Treffen und Momenten... Ja, doch... er... vertraute ihm und glaubte ihm, dass es etwas Wichtiges war und dass er nicht mehr wissen musste, als das, was Deadpool ihm sagte. Direkt vor der Front des kleinen Jets blieb er stehen. „Ich hoffe echt, du enttäuschst mich nicht... wenn ich dir schon blind vertraue...“, murmelte er leise. Dann zuckte er erschrocken zusammen, weil ihn jemand antippte. „Awww, wie süß! Sag das nochmal laut!“ „Deadpool! Erschreck mich nicht so! Wieso schleichst du dich immer so an mich an?!“, fuhr Spider-Man Deadpool an, der hinter ihm ganz plötzlich aufgetaucht war. Der tat ganz unschuldig. „Ich schleich mich doch nicht an. Kann ich was dafür, dass du immer dann unaufmerksam bist, wenn ich in der Nähe bin? Oder... oh... waaarte...“ Erneut zuckte Spider-Man zusammen, als Deadpool unvermittelt seine Hände ergriff. „Dein Alarm nimmt mich nicht mehr wahr! Yay! Damit ist es offiziell! Wir sind Freunde und du magst mich!“ Schnell zog Spider-Man seine Hände zurück. „Lass das!“ Das war ihm trotz allem wieder unangenehm. Weil es komisch war. Weil ihm sein Kopf immer noch sagte, dass es falsch war, Wade zu mögen. Vor allem... so richtig zu mögen. „Kennst du dich mit dem Quinjet aus?“, lenkte er stattdessen schnell ab. „Sicher. Ich hab mir so einen schon ein paar mal...“ „Sag jetzt bitte nicht 'geliehen'“, fiel Spider-Man ihm ins Wort. „Na schön... dann... sag ich es nicht.“ Spider-Man fuhr sich über den Kopf. „Oh Gott, dass ich dir das Ding besorgt habe, werde ich noch bereuen.“ „Ja... wirst du...“ Sofort sah Spider-Man zu Deadpool, der aber nur den Jet musterte. „Was?!“ Deadpool wandte den Blick in seine Richtung und das so, als hätte er gerade nichts gesagt. „Hm? Was?“ Schnell schüttelte Spider-Man den Kopf. „Gut, okay, lass mich das nochmal zusammenfassen: Du gehst... Daten sichern. Dann kommst du zurück und ich kriege den Jet zurück. Kann ich hier warten? Du hast gesagt, es dauert nicht lang.“ „Was hast du S.H.I.E.L.D. denn erzählt?“, kam Deadpools Gegenfrage und er strich über die Seite des Jets. „Dass ich eine kleine Manöverübung mache, solange keiner da ist. Ein bisschen Fliegen üben. Noch besser werden. Den Sender zur Verfolgung in der Maschine hab ich ausgeschaltet. Also gibt es ein kleines Zeitfenster, bis das jemandem auffällt und der Jet an seinem Platz zurück sein muss, bevor S.H.I.E.L.D. versucht, ihn zu finden“, erklärte Spider-Man, während Deadpool ihn genau im Auge behielt. „Mmmh... Perfekt. Und ja, du kannst hier warten. Solange du hier bist... kann nichts schiefgehen.“ Misstrauisch verschränkte Spider-Man die Arme vor der Brust und zog unter der Maske eine Augenbraue hoch. „Weil ich dir dann nicht rein pfuschen kann? In deinen... Auftrag?“ Deadpool sah sich suchend um, so als wollte er sichergehen, dass keiner sie sah oder generell in der Nähe war. Dann legte er beide Hände auf Spider-Mans Schultern. „Spidey... Lass mich dir was sagen. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich jede Minute meines Lebens mit dir verbringen und JEDEN Auftrag mit dir zusammen erledigen dürfte! Aber das hier geht nicht. Da darfst du nicht dabei sein. Aber ich verspreche dir, dass du, wenn du brav hier wartest, eine Belohnung von mir bekommst.“ „Ich hab dir schon mal gesagt, ich bin kein Hund! Also rede nicht so mit mir!“, beschwerte Spider-Man sich. Darauf ging Deadpool gar nicht ein, sondern umarmte Spider-Man plötzlich. „Schon mal ein Vorgeschmack auf deine Belohnung. Und damit du an was Hübsches denken kannst, während du wartest.“ Mehr aus Reflex schob Spider-Man Deadpool sofort von sich. „Deadpool! Pfui! Aus!“ „Ooohh... nya, du hast recht, die Hundenummer ist gemein. Na schön, ich hab `nen engen Zeitplan einzuhalten. Wir... sehen uns... später...“ Kurz meinte Spider-Man, dass Deadpool sich schon wieder komisch anhörte. Viel darüber nachdenken konnte er aber nicht, denn Deadpool ging an ihm vorbei und umarmte ihn erneut, diesmal von hinten. „So eine gute Zeit wie mit dir, hatte ich noch nie. Danke für dein Vertrauen...“ Spider-Man merkte, wie ihm schon wieder ganz warm wurde und er machte sich so schnell er konnte von Deadpool los. „Jetzt geh schon! Sonst dauert es ewig, bis du wieder da bist!“ „Hast du jetzt schon Sehnsucht nach mir? Obwohl ich noch nicht mal weg bin? Ich wusste schon immer, dass du total verrückt nach mir bist!“, meinte Deadpool nur ganz amüsiert und kletterte dabei in die Kanzel des Jets. „Nein, Wade... sicher nicht... Beeil dich! Ich hasse es, wenn man mich warten lässt.“ „Uuoohh! Darauf komm ich nochmal zurück! Und hier kommt noch ein Versprechen: Wenn es wirklich wichtig ist, lasse ich dich sicher nicht warten. Keine Sekunde. Wenn du verstehst, was ich meine...“ Schon zuckte Spider-Man doch wieder etwas angewidert zurück. „Ich nehm es zurück! Ich hasse es nicht, zu warten... Ich hasse DICH!“ Deadpool betätigte den Schließmechanismus des Cockpits. „Ich weiß, ich weiß...“ Dann winkte er Spider-Man und startete den Jet. Spider-Man sah ihm noch nach, bis der Jet verschwunden war. Nun musste er sich darauf verlassen, dass Deadpool zurückkam. Und nicht die Hölle losbrach, bei seinem mysteriösen Auftrag. Hoffentlich stellte er nichts Dummes an. Mit einem kleinen Seufzer setzte Spider-Man sich einfach auf den Boden. „Mach bitte keinen Blödsinn, Wade...“ Rund fünfzehn Minuten später beschäftigte Spider-Man sich damit, auf kleine Ziele, die er sich selbst aussuchte, Spinnfäden zu schießen. Treffsicherheit üben. Immerhin war das Training. Was wohl bei Deadpool 'schnell' bedeutete? Er visierte einen Zaunpfahl in etwa zehn Meter Entfernung an, da ertönte ein Signal an seinem Handgelenk. Überrascht sah Spider-Man auf das kleine elektronische Armband, das wie ein Mini-Handy funktionierte. Zumindest eine Nummer konnte er damit erreichen und umgekehrt. Es war farblich an seinen Anzug angepasst, damit es nicht auffiel und das neuste Hightechspielzeug von S.H.I.E.L.D. Damit konnte er bei Gefahr sofort direkt kontaktiert werden und er erkannte an der Art des Signals, wie dringend es war. Außerdem bekam er auch übermittelt, wo er hinzukommen hatte. Dieses Signal gerade hieß höchste Alarmstufe. Schnell drückte Spider-Man auf eine bestimmte Stelle an dem Armband, woraufhin Nick Furys aufgeregte Stimme ertönte, noch bevor er selbst überhaupt etwas sagen konnte. „Parker! Wo stecken Sie?! Sofort zum Helicarrier! Wir haben einen absoluten Ausnahme-Notfall!“ Wie konnte das denn sein? Er war doch vor noch nicht mal einer halben Stunde dort gewesen. „Was ist denn passiert, Director?“ Er war sofort auf den Beinen und sah sich nach Möglichkeiten um, sich schnellstens zurück in die Stadt zu schwingen und dann rauf zum Helicarrier. Mist, jetzt hätte er den Jet brauchen können. „Keine Zeit für lange Erklärungen! Deadpool läuft hier gerade Amok! Beeilung!“ Damit war die Verbindung unterbrochen. Entsetzt starrte Spider-Man auf das Armband. Deadpool? DEADPOOL?! Aber er hatte doch... er wollte doch... Spider-Man wurde abwechselnd heiß und kalt. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein! Er hatte den Jet gebraucht, um auf den Helicarrier zu kommen! Und... er hatte ihn... dafür benutzt... Nein! Noch wollte er das nicht wahrhaben. Das musste ein Missverständnis sein! Das DURFTE einfach nicht stimmen! Verdammt, er musste sich sofort auf den Weg machen und auf den Helicarrier gelangen! Ein paar Häuser gab es in der Gegend, an deren Dächern und Mauern er sich entlang schwingen konnte. Schon kurz darauf war er wieder im Stadtgebiet. Der Helicarrier befand sich in der Nähe des ehemaligen Stark, nun Avengers-Towers. Der war hoch genug, von da aus genügte die Reichweite seiner von S.H.I.E.L.D. modifizierten Spinnfadenschussvorrichtung. Und die ganze Zeit über hoffte Spider-Man, dass, wenn er oben ankam, sich alles aufklären würde. „Bitte, bitte, sein einfach nur ein dummes Missverständnis...“ Er kletterte bis zur Spitze des Avengers-Towers. Vielleicht hatte Deadpool ja nur Furys Kaffee verschüttet... Weit über sich sah er den Helicarrier, zielte und schoss einen starken Spinnfaden nach oben ab, der zum Glück traf. Kurz zögerte er, schluckte schwer und zog sich dann nach oben. Bei jedem Meter, den er näher kam, fühlte er, wie sein Herz heftiger schlug. Da waren Rauch und Feuer. Und aufgeregtes Rufen. Und... Schüsse? Detonationen? Nur noch wenige Meter, er schwang sich über den Rand des Carriers auf den Landeplatz der Quinjets und erstarrte erstmal. „Nein... Nein, nein, nein...“ Es herrschte Chaos. Da waren verschiedene Brände auf dem Deck, einige der Mitarbeiter versuchten zu löschen und wieder andere schienen Verletzte zu versorgen oder zu bergen. Und das alles sollte Deadpool angerichtet haben? Spider-Man handelte mehr automatisch und brachte die Leute, die sich in unmittelbarer Gefahr befanden, sicher aus den Gefahrenzonen. Einige der Jets waren zerstört, aber mit den restlichen konnten sicher alle heil den Helicarrier verlassen. Aber wo steckte Deadpool? Oder... „Spider-Man!“ Das war Furys Stimme und sofort fuhr Spider-Man herum. „Director!“ Erschrocken sah Spider-Man ihn von der Plattform stolpern, die nach unten zur Kommandozentrale führte. Er hielt sich die Seite und schien verletzt zu sein, denn er blutete stark und Spider-Man sprang im letzten Moment an seine Seite, um ihn zu stützen, ehe er zu Boden ging. „Director Fury! Was ist denn passiert?! Was ist hier los?!“ Vorsichtig ließ er Fury sich hinsetzen. Der presste die Hand weiter fest gegen seine Seite. „Schuss... wunde... Ist nicht... der Rede wert. Deadpool ist da unten... In der Kommandozentrale. Es ist alles.... evakuiert. Heute... sind nur wenig Leute da...“ Auf einmal fixierte Fury Spider-Man mit einem Blick, der Spider-Man einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Und er hat das gewusst! Er wusste, dass die anderen Helden alle auf Mission sind! UND... er kam mit einem Quinjet!“ Plötzlich packte Fury Spider-Man hart am Arm. „Was auch immer hier passiert... Es ist IHRE Schuld, Parker! Ich hatte Ihnen die Zusammenarbeit verboten! Alles, was Sie hier sehen... alles, was passiert... haben SIE allein zu verantworten!“ Spider-Man wurde ganz schlecht. Keine Ahnung, was Deadpool hier trieb, aber Fury hatte recht. Die Schäden, die Verletzten... er war Schuld. Fury ließ seinen Arm los und stöhnte vor Schmerz kurz auf. „Er... ist unten... in der... Zentrale... Holen Sie... sich Wilson... JETZT!“ Damit stieß er Spider-Man von sich weg. Der taumelte ein paar Schritte rückwärts. Noch immer ganz neben sich wegen der Anschuldigungen und dem Entsetzen darüber, was Deadpool angerichtet hatte, sah er sich nochmal auf dem Helicarrier-Deck um, dann sah er auf Fury und dann war er mit ein paar schnellen Schritten auf der Plattform, die ihn ins Innere des Helicarriers und zur Kommandozentrale bringen würde. „Parker!“, rief Fury ihm zu und Spider-Mans Hand verharrte kurz über dem Schalter, der die Plattform nach unten befördern würde. „Wenn er merkt, dass Sie ihn aufhalten wollen, wird er Sie umbringen! Glauben Sie nichts, was er sagt und lassen Sie sich nicht von ihm wieder irgendwas einreden! Er ist NICHT Ihr Freund! Haben Sie mich verstanden?!“ Spider-Mans Hand zitterte leicht, er sah Fury noch einen Moment lang an, dann betätigte er den Schalter und die Plattform setzte sich in Bewegung. Nach unten. In der Sekunde, als die Sicht zur unteren Ebene frei wurde, schlug sein Spinnensinn Alarm und Spider-Man sprang gerade noch aus dem Weg und in Deckung, als auch schon ein Kugelhagel die Wand hinter ihm durchsiebte. „WADE! Hör auf!“ Deadpool stand ein Stück entfernt vor einem der Hauptcomputer und zielte genau auf den Zugang zur Kommandozentrale. Als er Spider-Mans Stimme hörte, legte er den Kopf leicht schief und ließ die Waffe ein Stück sinken. „Spidey? Was tust du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollst auf mich warten.“ Vorsichtig trat Spider-Man aus seiner Deckung hervor und ging zwei Schritte auf Deadpool zu, blieb aber sofort wieder stehen und hob beschwichtigend die Hände, als Deadpool die Waffe wieder richtig anhob und ihn ins Visier nahm. „Was hast du getan, Wade?! Du hast gesagt, du brauchst den Jet um Daten zu holen!“ „Und genau das tue ich“, gab Deadpool zurück und sah kurz auf den Bildschirm hinter sich, ehe er sich wieder Spider-Man zuwandte. Ganz langsam machte der noch zwei Schritte in Deadpools Richtung, dann erstarrte er, denn er sah, dass da zwei Menschen in ihrem Blut auf dem Boden lagen. „Wade...“ „Mach mir keinen Vorwurf. Die haben zuerst geschossen.“ Wieder sah Deadpool zu dem Bildschirm, tippte etwas auf der Tastatur ein und zog dann einen USB-Stick, den er in seinem Gürtel verstaute. „Du hast sie getötet! Und wenn du hier einbrichst und S.H.I.E.L.D.-Daten stehlen willst, ist es doch klar, dass sie die Daten verteidigen! Oh mein Gott, Wade, warum tust du das hier bloß?! Warum... hast du... mich so belogen? Du hast es ausgenutzt, dass ich... dass ich...“ Er konnte den Satz nicht mal beenden, weil er sich so schrecklich fühlte und so benutzt vorkam. „Dass du mir vertraut hast? Sorry, Kleiner, aber wenn du mich nach all der Zeit immer noch nicht kennst, bist du dümmer, als ich dachte.“ Das saß. Spider-Man konnte darauf erst mal gar nichts mehr sagen. Sollte das heißen, er war von vorn herein von ihm nur ausgenutzt worden? All dieses andauernde Gerede von Freundschaft und Vertrauen und wie sehr er ihn doch mochte... Alles nur, damit er Deadpool Zugang zum Helicarrier verschaffte? „Und jetzt geh aus dem Weg“, riss ihn Deadpools Stimme aus seinen Gedanken. Sofort versteifte er sich. Was auch immer Deadpool da an Daten gestohlen hatte, er durfte ihn damit nicht gehen lassen. Daten von S.H.I.E.L.D. unterlagen der höchsten Geheimhaltung. Das waren Geheimidentitäten, Militärgeheimnisse, politische Hintergrundinformationen aus allen möglichen Staaten und Regionen... Deadpool zielte noch immer auf ihn und kam nun auf ihn zu. „Geh mir aus dem Weg. Sonst muss ich dir wehtun.“ „Nein!“ Spider-Man sah böse zu Deadpool und ging in Angriffsstellung. Das ließ Deadpool kurz zögern. „Kleiner... du machst einen Fehler. Leg dich nicht mit mir an. Ich hab es eilig und du wirst mich nicht aufhalten. Du bist das einzige Hindernis, das zwischen mir und dem Ausgang steht und ich werde nicht zögern, dich aus dem Weg zu räumen, wenn du nicht sofort da weggehst!“ Den Tonfall kannte Spider-Man nur von dem einen Mal von Deadpool, als der vorgetäuscht hatte, dass er ihn umbringen wollte. Aber das hier war anders. Ganz anders. Er hatte hier schon Menschen getötet, Fury angeschossen und geheime Daten entwendet. Spider-Man konnte beim besten Willen keinen 'anständigen' Grund dafür finden. Und das machte das Ganze noch viel schlimmer. Allein deshalb rührte Spider-Man sich nicht von der Stelle. „Schön. Dann lässt du mir keine andere Wahl...“, sagte Deadpool nur ganz ruhig. Sofort schlug Spider-Mans Spinnensinn Alarm, er feuerte reflexartig Spinnfäden auf Deadpools Waffe, stieß sich gleichzeitig ab, um über Deadpool hinweg zu springen und verriss dabei dessen Arm mit der Waffe. Deadpool zog im selben Moment den Abzug durch, traf Spider-Man aber dank dessen schneller Reaktion nicht. Dafür zog er gleich noch mit der anderen Hand eins seiner Schwerter, um den Spinnfaden durchzuschlagen, drehte sich dabei noch um und schoss erneut auf Spider-Man. Der brachte sich mit weiteren Sprüngen in Sicherheit, so dass die Kugeln nur in die Einrichtung und Computer in der Kommandozentrale einschlugen. Sobald Spider-Man das erste Klicken des leeren Magazins hörte, stieß er sich wieder fest vom Boden ab, schoss einen Spinnfaden an die Decke und schwang sich direkt auf Deadpool zu, dann trat er ihn gegen die am nächsten stehenden Computertische, so dass diese bei dem Aufprall teilweise zu Bruch gingen. „Wade, hör auf! Ich weiß nicht, was das hier soll, aber ich kann dich nicht gehen lassen!“ Deadpool stemmte sich halb aus den zertrümmerten Möbeln hoch. „Das werden wir ja noch sehen... Eigentlich wollte ich dich genau aus dem Grund aus der Sache raus halten.“ „Damit ich nicht mit dir kämpfe?! Damit ich dir bei der Flucht nicht im Weg stehe?! Damit dich keiner aufhält?!“, schrie Spider-Man ihn an. Deadpool warf ein paar Trümmerstücke beiseite und teilweise auch in Spider-Mans Richtung, als er sich ganz aufrichtete. „Nein... Zumindest... ist das nicht der Hauptgrund...“ „Sondern?! Was dann?!“ Wieso rührte Deadpool sich denn nicht? Was hatte er jetzt wieder vor? Etwa doch reden? „Ich wollte dich nicht ernsthaft verletzen müssen...“ Kaum hatte Deadpool das ausgesprochen, ging Spider-Mans Gefahrenalarm los, aber da detonierte schon die Granate, die Deadpool unauffällig mit den Trümmern bis vor Spider-Mans Füße geworfen hatte. Spider-Man wurde von den Beinen gerissen und durchschlug gleich mehrere Arbeitsplätze, ehe er zwischen zerstörten Computern auf dem Boden liegen blieb. Sein Kopf dröhnte, in seinen Ohren klingelte es, aber er durfte jetzt nicht nachgeben, er musste wieder auf die Beine! Schnell! Doch als er mit einem Stöhnen die Augen öffnete, stand Deadpool bereits über ihm und zielte direkt auf seinen Kopf. Kurz hatte Spider-Man ein ganz übles Déjà-Vu... „Bleib liegen. Ich will dich nicht töten müssen. So 'n bisschen kann ich dich nämlich doch leiden.“ Spider-Man hob langsam einen Arm und fuhr sich über den Kopf, dann ließ er den Arm über seinem Kopf wieder zu Boden sinken. „Du hast... mich die ganze Zeit... nur angelogen. Alles... was du gesagt hast...“ Das Gefühl war einfach nur furchtbar. Allein bei dem Gedanken daran, dass alles, was Deadpool von ihm gewollt hatte, der Zugang zum Helicarrier gewesen war... Spider-Man musste schwer schlucken. „Nicht alles“, widersprach Deadpool. Kurz schöpfte Spider-Man Hoffnung, dass doch noch eine Erklärung kam. Dass sich alles aufklären würde. Dass er verstehen würde. Dass Deadpool ihm sagen würde, dass er ihn nicht nur benutzt hatte. Dass alles einen Grund hatte. Aber mit dem, was Deadpool als nächstes sagte, zerschlug er Spider-Mans Hoffnung sofort komplett wieder. „Du weißt doch, dass du immer genau dem zuhören musst, was ich sage. Ich hab dir gesagt, du bist meine Eintrittskarte. Und dass du es bereuen wirst, mir den Jet zu besorgen. Der Schlüssel zu meinem Erfolg, erinnerst du dich? Das war nicht gelogen. Ich wäre ohne dich nie hier rauf gekommen. Und du warst so freundlich, die Peilung für mich auszuschalten, so dass mich keiner hat kommen sehen. Und du hast mir so bereitwillig bei unserem 'Date' einfach ALLES erzählt, was ich wissen wollte. Dass die großen Helden, wie Stark oder Rogers nicht da sein werden. Dass deine süßen kleinen Freunde heute nicht greifbar sind. Dass du der Einzige bist, der auf Abruf ist. Ich wollte dich – sozusagen als Belohnung – raus halten und wollte darum, dass du wegbleibst und wartest. Damit du nicht mit reingezogen wirst. Aber ich hatte mir schon gedacht, dass du wieder nicht anders kannst. Du musstest ja unbedingt auf das erste Pfeifen von Fury hören und springen. Deswegen habe ich leider keine andere Wahl und muss dich außer Gefecht setzen. Wenn du wenigstens jetzt klug bist, hältst du still und lässt mich gehen. Sonst garantiere ich für gar nichts.“ Bei jedem Wort von Deadpool wurde Spider-Man immer schlechter und jeder Satz traf ihn richtig hart. Alles nur, weil Deadpool S.H.I.E.L.D. bestehlen wollte. Wahrscheinlich um die Daten dann meistbietend zu verkaufen. Und er selbst war einzig und allein Mittel zum Zweck gewesen. Sonst... nichts... Gar nichts... Spider-Man spürte, wie seine Augen brannten. „Du... du bist... das Allerletzte... Warum... warum musstest du... ausgerechnet MICH dafür benutzen?!“ Deadpool klang spöttisch, als er Spider-Man das beantwortete: „Ernsthaft? Fragst du mich das wirklich? Ganz einfach: Weil du ein dummes Kind bist. Weil ich wusste, dass ich dich dazu bringen kann, mir zu glauben und zu vertrauen. Weil du der kleine anständige Held bist, der immer an das Gute in jedem glaubt.“ Kurz lehnte Deadpool sich nach unten und näher zu ihm. „Weil ich dich manipulieren kann. Du bist die beste Marionette, die ich je hatte. Etwas mühsam zu lernen, wie ich dich lenken kann, aber ich weiß mittlerweile, dass du für deine Freunde einfach ALLES tun würdest. Und dafür danke ich dir... mein 'bester und einziger' Freund.“ In der Sekunde, als Deadpool das Letzte aussprach, feuerte Spider-Man mit der Hand, die über seinem Kopf lag, einen Spinnfaden auf einen Tisch ab, riss den Tisch zu sich und schlug ihn voll gegen Deadpool, so dass der zur Seite flog. Er selbst sprang auf die Beine, dann hinter Deadpool her und rammte ihm das Knie gegen die Brust, so dass Deadpool gleich noch durch den halben Raum geschleudert wurde. Aber Spider-Man war noch nicht fertig mit ihm. Er war so furchtbar wütend und enttäuscht. Und er wollte seinen Zorn nur noch an Deadpool auslassen. Schnell war er wieder bei ihm, zog ihn am Kragen hoch, dann packte er Deadpools Hand, als der nach seiner anderen Waffe greifen wollte und brach sie ihm einfach. Von Deadpool kam nur ein kurzer Schmerzlaut, aber dafür hielt er nun still und versuchte nicht, sich weiter zu verteidigen oder zu befreien. „Glaubst du etwa, du kannst mir hier ins Gesicht sagen, dass du mich ausgenutzt und belogen und betrogen hast und ich lasse dich dann einfach hier so locker raus spazieren?! Ich erinnere dich mal an etwas, dass auch von DIR kam: ICH bin der Gute! Und DU bist gerade der Böse! Und damit ist klar, dass du hier nicht einfach mit S.H.I.E.L.D.-Daten an mir vorbeikommst!“ „Genau das... ist aber das Problem...“, kam es gepresst von Deadpool. „Du bist... nicht mehr... der Gute...“ Spider-Mans Griff wurde fester und er hob Deadpool noch ein Stück höher. „Was soll das denn bitte heißen?!“ „Denk... doch mal nach... Du... hast mir geholfen...“ Kurz zuckte Spider-Man zusammen. Deadpool hatte... recht. Und Fury hatte recht. Seine Hände fingen leicht an zu zittern und dann fuhr Deadpool auch noch genau wie Fury zuvor fort: „Du hast... mir geholfen... Also... ist es... deine Schuld.“ Noch immer hielt Spider-Man ihn fest, aber er konnte gar nicht mehr klar denken. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Darum achtete er auch auf gar nichts mehr um sich herum. Er konnte nur noch daran denken, dass da zwei Tote lagen. Dass es Verletzte gab. Dass Fury ihm selbst gesagt hatte, es sei alles nur seinetwegen passiert. Sein Spinnensinn meldete sich, obwohl sein Sinn nicht eindeutig zu wissen schien, ob er sich überhaupt rühren sollte, oder nicht. Das ganze Warnsystem spielte verrückt, weil er Deadpool nicht mehr einschätzen konnte. Und weil er eine Sekunde zu lange zögerte, konnte er nicht mehr schnell genug reagieren. Deadpool packte mit der heilen Hand Spider-Mans linkes Handgelenk, zog die Beine an, drückte sich fest von Spider-Mans Bauch ab, so dass er sich Schwung gab und sprang so rückwärts über Spider-Man hinweg. Dabei ließ er aber dessen Handgelenk nicht los, auch, als Spider-Man Deadpool loslassen musste, weil er ihm die Arme sonst verdrehte. Spider-Man schrie laut auf, als Deadpool hinter ihm landete und ihm mit einem Ruck den linken Arm auskugelte, dann trat Deadpool ihm hart in den Rücken und Spider-Man ging mit einem Schmerzlaut zu Boden. Allein der Schmerz im Arm trieb ihm jetzt endgültig die Tränen in die Augen. Er lag heftig atmend auf dem Bauch und versuchte, sich mit der Rechten hoch zu stemmen. Da stellte Deadpool den Fuß zwischen seine Schulterblätter und drückte ihn grob zurück nach unten auf den Boden. „Unten bleiben. Letzte Warnung.“ Vom Schmerz halb betäubt und mit von Tränen verschleiertem Blick sah Spider-Man halb über die Schulter zu Deadpool hoch. Der rückte gerade seine gebrochene Hand wieder zurecht, wo sie mit einem Knacken einrastete und zog dann in aller Ruhe seine Waffe, entsicherte sie und legte auf Spider-Man an. „W-warum... tust... du das?“ Irgendwo tief in sich drin hoffte Spider-Man immer noch darauf, dass es einen vielleicht völlig verrückten aber doch guten Grund für all das gab. „Weil ich so geschrieben wurde. Tut mir leid, aber das hier ist die einzige Möglichkeit für mich, zu bekommen, was ich will. Und das... bist heute leider nicht du, Kleiner.“ Der Druck auf Spider-Mans Rücken erhöhte sich und Spider-Man wusste nicht mal mehr, ob er wegen der Schmerzen oder der Enttäuschung über den Verrat aufschluchzte. „Danke für die Team-Arbeit, Parker“, gab Deadpool ihm dann nochmal den Rest, dann trat er hart nach ihm und ließ ihn einfach liegen. Mit zitternder Hand versuchte Spider-Man trotzdem noch, einen Spinnfaden nach Deadpool zu schießen, doch der zerschoss ihn sofort und feuerte dann noch eine Kugel direkt neben Spider-Mans Kopf in den Boden. „Hör auf, Kleiner. Es ist gelaufen. Du versagst. Leb damit.“ Langsam trat Deadpool rückwärts auf die Plattform, die ihn nach oben und raus aus der Kommandozentrale bringen würde. Dabei ließ er Spider-Man nicht aus den Augen. „Ich vermisse dich schon jetzt. Irgendwie.“ Bedauernd zuckte Deadpool mit den Schultern, dann betätigte er den Schalter für die Plattform, die sich daraufhin nach oben in Bewegung setzte. Er winkte Spider-Man kurz, dann war er verschwunden. Und Spider-Man konnte nichts tun. Gar nichts mehr. Er lag einfach nur völlig benommen da und starrte vor sich hin, während seine Maske vor Tränen schon ganz nass war. Er wollte nicht mehr aufstehen. Er konnte einfach nicht mehr. Alles seine Schuld. Wie sollte er damit klarkommen? Irgendwann – er hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war – kam die Plattform erneut nach unten, diesmal mit ein paar Sicherheitsleuten von S.H.I.E.L.D. Die waren sofort bei ihm, sobald sie festgestellt hatten, dass die Kommandozentrale sonst sicher war. Zwei halfen ihm auf, während die anderen nach den beiden Agenten am Boden sahen und nach den Computern. Die anderen Agenten. Die toten Agenten. Immer noch einfach nur neben sich ließ Spider-Man sich nach oben bringen. Sein Arm schmerzte höllisch, aber trotzdem fühlte er sich einfach nur wie taub im Inneren. Oben sah es nicht viel besser aus als in der Kommandozentrale. Hoffentlich gab es keine weiteren Toten. Da waren Notfallsanitäter von der Krankenstation, die sich augenblicklich um ihn kümmerten. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, als ihm einer von denen den Arm wieder einrenkte. Deshalb musste er sich auch auf den Boden setzen und ein paarmal heftig ein- und ausatmen, bis es wieder besser wurde. Fragen nach weiteren Verletzungen beantwortete er nur mit einem Kopfschütteln. Er konnte und wollte nichts sagen. Sein Anzug war zwar durch die Granatenexplosion etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, aber außer ein paar Schrammen fehlte ihm ja tatsächlich nichts. Nun ja... Nicht körperlich... Nur der Gedanke, dass... „Aus dem Weg!“ Plötzlich baute Fury sich direkt vor ihm auf. Er schien selbst notdürftig verarztet worden zu sein und wehrte weitere Versuche, ihn zu behandeln, mit einem bloßen bösen Blick und einer Handbewegung ab. Nur ganz ganz langsam sah Spider-Man zu ihm auf. „Er ist weg! Mit allen Daten! Mit ALLEM!“ Fury war außer sich. „Aber... S.H.I.E.L.D. hat doch... bestimmt Backups...“ Mehr fiel Spider-Man gerade nicht ein. „Nicht, wenn die Hauptrechner die Meldung bekommen, dass das System vor einer Infiltration durch Unbefugte steht! Ich weiß nicht, WIE er an die Codes kommen konnte, aber Wilson hat dem Hauptrechner 'vorgespielt', dass jemand von außen sich in das System hacken will! Er hat alle Daten mit den höchsten Sicherheitscodes vom Speicher gezogen, woraufhin sich das komplette System selbst löscht, um den drohenden Diebstahl zu verhindern! Ist Ihnen klar, was das bedeutet?!“ Spider-Man konnte Fury nur ganz entgeistert anstarren. „Es ist ALLES weg! ALLES! Unwiederbringlich! Und die einzige Sicherung hat Wilson! Den SIE haben entkommen lassen! Den SIE hergebracht haben! Es würde mich nicht mal wundern, wenn er die Codes auch noch von Ihnen hatte!“, prasselte ein Vorwurf nach dem anderen auf Spider-Man ein. Der schüttelte nur den Kopf, er wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte. Das war alles ein furchtbarer Alptraum. Das konnte doch nicht sein! Das dufte nicht sein! „Das war's! Ich will Sie hier NIE WIEDER sehen! Ab sofort gehören Sie nicht mehr zu S.H.I.E.L.D.! Mit sofortiger Wirkung verlieren Sie jegliche Privilegien und Ansprüche sowie Ihren Status! Sie können weder auf weitere Unterstützung noch auf weitere Zusammenarbeit mit uns zählen! Mir egal, wem Sie sich dann anschließen, oder ob Sie Ihr eigenes Ding durchziehen, oder gar nicht mehr aktiv werden! Nur wagen Sie es ja nicht mehr, mir oder einem Mitglied meiner Organisation in die Quere zu kommen! Von heute an sind Sie raus! Und jetzt runter von meinem Helicarrier! Verschwinden Sie!“, schrie Fury ihn an, während Spider-Man wie versteinert dasaß. Die anderen um sie herum wandten sich ganz betreten ab. So hatte wohl keiner von ihnen den Director je erlebt. „Na los! Hauen Sie ab! Ich will Sie nicht mehr sehen! Sie sind schuld, dass S.H.I.E.L.D. gerade alles verloren hat, was wichtig war und das an einen unberechenbaren Verrückten!“ Jemand wollte Spider-Man aufhelfen, aber er stieß die Hand weg. Dann kam er noch etwas schwankend auf die Füße, sah Fury nur an, ehe er sich umdrehte und beinahe blindlings zum Rand des Helicarriers lief. Sein Kopf war wie leergefegt. Nur ein einziger Gedanke herrschte darin vor: Fury gab ihm die Schuld. Und damit war es das. Mit S.H.I.E.L.D. Mit den anderen Helden. Mit allem. Er schoss einen Spinnfaden auf den Rand des Carriers, an dem er sich mit der rechten Hand festhielt, dann sprang er einfach nach unten. Das Spinnseil bremste irgendwann seinen Fall und er schwang sich zum nächsten Hochhaus, auf dessen Dach er ziemlich unsanft landete, weil er den linken Arm nicht richtig zu Hilfe nehmen konnte. Ein paar Augenblicke blieb er einfach liegen. Es war doch auch schon alles egal. So würde er als Held nie wieder Fuß fassen können. Wieder spürte er, wie ihm die Tränen kamen. Nein, nicht hier. Nach Hause. Erstmal in sein kleines Campus-Apartment. Nicht zu Tante May. Er ertrug es gerade nicht, irgendwen zu sehen, der ihm etwas bedeutete. Sie hätte auch nichts tun können. Wie sollte sie ihn trösten, wenn er ihr nicht mal sagen konnte, was los war? Und die anderen? Sam, Ava, Danny, Luke... Mit denen dufte er doch jetzt auch keinen Kontakt mehr haben. Und Deadpool war der, der dafür verantwortlich war. Der ihm alles zerstört hatte. Nur mit sehr viel Anstrengung schaffte er es in sein Apartment, weil sein linker Arm nicht wollte und er sich bei den Schwüngen kaum am Spinnseil festhalten oder danach greifen konnte. Doch dann war er endlich da, sackte erst mal auf dem Boden zusammen und riss sich die Maske vom Kopf. Und dann vergrub er das Gesicht in den Händen und fing an zu weinen. Er hatte ihm alles genommen, was wichtig war! Erneut! Aber dieses Mal... endgültig! Er hatte ihn zum Komplizen gemacht! Ihn hintergangen und benutzt, um S.H.I.E.L.D. so gut wie zu zerstören! Wegen dieser Sache waren Menschen gestorben! Und er... er hatte Deadpool nicht mal aufgehalten... „Wieso bist du so dumm, Peter?! Wieso hast du ihn bloß so gemocht?! Wieso konntest du ihn nicht einfach nur hassen, wie schon die ganze Zeit davor?! Ich bin so dumm! Ich bin so dumm...“ Ein paar mal schluchzte Peter auf, dann wischte er sich fahrig übers Gesicht und stand langsam auf. Gleich darauf griff er sich sein Handy. Er wollte diesen Bastard aus seinem Leben raus haben! Sofort! Die Nummer. Auf die Sperrliste! Und dann den Teilnehmer aus dem Telefonbuch löschen! Und dann das Foto! Sein Finger verharrte kurz über dem Bildschirm und ein paar neue Tränen tropften auf das Display. „Du Dreckskerl...“ Löschen! Dann sackte er erneut auf die Knie, ließ das Handy zu Boden gleiten und schlug wieder die Hände vors Gesicht. „Ich hasse dich, Deadpool! ICH HASSE DICH, DEADPOOL! Ich hasse dich... Wade...“ „Dafür sind Sie mir `ne Menge schuldig. Ich hatte echt Probleme, das Ganze einigermaßen reibungslos durchzuziehen.“ Deadpool ließ den USB-Stick spielerisch durch seine Finger gleiten, ehe er ihn der anderen Person vor sich zuwarf. „Sollte ich nochmal so `nen Auftrag annehmen, verlange ich mindestens das Fünffache. Allein schon wegen der ganzen Vorbereitung und was ich da an Herzblut reinstecken musste. Besonders das Herzblut.“ Der Andere verstaute den Stick und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, gerade solche 'Herausforderungen' sind Ihre Spezialität. Ich scheue mich etwas, das zu sagen, aber... gute Arbeit. Sehen Sie zu, dass Sie erst mal untertauchen. S.H.I.E.L.D. hat den Befehl, Sie gefangen zu nehmen und wir wissen beide, wie es enden wird, wenn die Sie in die Finger kriegen.“ Deadpool deutete mit einer Hand einen Salut an. „Keine Sorge, ich lass mich nicht festsetzen. Und selbst, wenn... Womit sollen die MICH foltern, um rauszubekommen, WEM ich die Daten besorgt habe?“ Sein Gegenüber schien nicht ansatzweise amüsiert. „Ab jetzt kein Kontakt mehr. Ich werde mich melden, wenn ich Sie brauche.“ Damit drehte der Andere sich um und ging. Deadpool blieb noch eine Weile allein in der dunklen Gasse zurück. „Doch! Das war richtig! Ich will nichts mehr davon hören!“ Er machte sich auf den Rückweg in seine Wohnung, packte alles Wichtige zusammen, dann blieb er vor seinem Bett und der Pinnwand stehen. Eine volle Minute ließ er den Blick über die vielen Listen gleiten, bevor er sich rückwärts aufs Bett fallen ließ und die Zimmerdecke anstarrte. Dann holte er sein Handy hervor und sah erneut lange schweigend auf das Foto von Peter und sich. „Ja... ich weiß... Und ich will nicht darüber reden... Also Ruhe!“ Langsam ließ er das Handy sinken, griff nach dem versteckten Zettel unter den Listen, riss ihn ab, zerknüllte ihn und warf ihn weit von sich, ehe er die Hand über seine Augen legte und murmelte: „Es tut mir so leid, Peter...“ Kapitel 20: 12 - Ten 'Till Noon (01) ------------------------------------ „Und? Irgendeine Spur von ihm?“ „Nein, keine Chance, Sir. Er ist komplett von der Bildfläche verschwunden.“ „Verflucht. Ich dachte, er verrät sich sofort selbst. Haben wir noch Optionen?“ „Keine. Außer...“ „Er ist draußen! Schon vergessen?“ „Nein... Aber er hat ihn hierher gebracht. Wenn jemand weiß, wo er ist, oder ihn aufspüren kann... dann Spider-Man.“ „Peter! Telefon für dich! Ich glaube, es ist Luke!“ Überrascht horchte Peter auf. Seit einer Woche hatte er nichts mehr von S.H.I.E.L.D. gehört. Und seit einer Woche hatte er sein Kostüm nicht mehr angerührt. Er war vor vier Tagen wieder zurück zu Tante May und in sein Zimmer dort gezogen, denn die Ferienkurse waren vorbei und das Apartment bekam nun ein anderer Student. Aber in der Highschool hatte er feststellen müssen, dass die anderen vier alle 'krank' gemeldet waren. Wahrscheinlich kamen sie gar nicht wieder. Damit ja keiner mehr Kontakt zu ihm hatte. Ob man den anderen gesagt hatte, was passiert war? Noch immer fühlte er sich richtig elend und konnte sich kaum auf etwas konzentrieren, nicht richtig schlafen, kaum essen und war ständig in Gedanken. Seine Tante hatte nur zweimal versucht, ihn darauf anzusprechen, aber weil er nichts sagte, tat sie es mit 'Pubertät' ab und meinte, er möge ihr Bescheid sagen, wenn seine 'launische Phase' vorbei wäre. Oder wenn er Hilfe, oder jemand zum reden brauchte, falls er vielleicht Liebeskummer hätte. Da war es fast schon ein Glück, dass Sam nicht in Hörweite war und jemand so einen Kommentar in seiner Nähe brachte. Das hätte er sich für den Rest seines Lebens anhören dürfen. Dass ihn Luke nun anrufen sollte, kam Peter zwar komisch vor, aber gleichzeitig freute er sich auch. Vielleicht... nur vielleicht... war Furys Zorn etwas verflogen. „Luke?“ „Yo, Pete! Mann, was hast du bloß angestellt, dass der ganze Laden sauer auf dich ist?! Wie geht’s dir?“ Verlegen fuhr Peter sich durchs Haar. „Ich... das... Ganz dumme Sache. Mir geht’s... nicht so gut. Aber das... egal. Was ist mit euch? Wo steckt ihr denn? Die Schule sagt krank.“ „Äh, ja, das war S.H.I.E.L.D.“, kam es aus dem Hörer. „Wir sollten dich nicht sehen. Nicht mit dir reden. Fury ist wohl noch angeschlagen und irgendwo zur... Erholung? Reha? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist er nicht da, der Stress hat sich n bisschen gelegt und man hat uns gebeten, dich zu kontaktieren“, erzählte Luke. Das ließ Peter richtig aufatmen. Er durfte zurück! Er musste sowieso wissen, wie die Situation war, wie es den Verletzten ging, was nun weiter passierte. „Können wir uns irgendwo treffen? Aber erst mal irgendwo... auf neutralem Boden“, wollte Luke dann wissen. „Ja. Ja sicher!“, stimmte Peter sofort zu. Anscheinend war er wohl doch noch auf Bewährung und durfte nicht auf den Helicarrier. „Gut, dann... Lass uns in einer halben Stunde im Park treffen. Der bei der Schule. Bei den Halfpipes, okay?“ „Okay“, willigte Peter ein. „Alles klar, dann bis gleich!“ „Bis gleich.“ Damit war die Verbindung unterbrochen. Und Peter war ganz aufgeregt. Es würde alles wieder normal werden. Ganz sicher. Auch, wenn er sich nie verzeihen würde, dass wegen ihm zwei Menschen... Nein, daran wollte er einfach nicht denken. Er war naiv gewesen. So naiv. Er würde sicher nie wieder jemandem so schnell und ohne Zweifel vertrauen. „Tante May, ich geh die anderen treffen, okay? Ich bin bald wieder da!“ Schnell machte er sich fertig, schnappte sich sein Skateboard und machte sich auf den Weg zum Park. Vielleicht durften sie sich gar nicht mit ihm treffen. Aber Luke hatte gesagt, sie sollten ihn kontaktieren. Dann ging das sicher von S.H.I.E.L.D. aus. Am vereinbarten Treffpunkt musste er nicht lange warten, dann tauchten Luke und Danny auf. Wenigstens kein Sam und keine blöden Sprüche. „Hey Mann, du machst vielleicht Sachen“, begrüßte Luke ihn. Betreten sah Peter zu Boden. „Ich wollte nicht... dass das passiert.“ Danny legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ein Held handelt nie in böser Absicht. Und er kann nichts dafür, wenn die guten Absichten für Böses genutzt werden.“ „Ja, Pete. Alles, was du machen kannst, ist, es geradebiegen“, pflichtete Luke Danny bei. „Tolle Idee“, murmelte Peter. „Und wie soll ich das je wieder gut machen? Kannst du mir das auch verraten?“ Luke und Danny tauschten einen kurzen Blick. „Nun ja... Du weißt ja, wer die Verantwortung für... den Zwischenfall trägt“, setzte Danny an. „Ja. Ich“, antwortete Peter sofort und starrte wieder auf den Boden. „Blödsinn!“, widersprach Luke. „Du hast Mist gebaut, kann sein, aber der wirklich Schuldige ist ja wohl klar dein Psychofreund!“ Mit einem bösen Blick sah Peter auf der Stelle zu Luke auf. „Er ist NICHT mein Freund! Sag das ja nie wieder!“ Erneut spürte er Dannys Hand auf seiner Schulter. „Aber er scheint das offensichtlich zu glauben. Wenn wir das richtig verstanden haben. Und wenn das stimmt, dann bist DU im Moment der Einzige, der sagen kann, wo er zu finden ist.“ Wütend schüttelte Peter Dannys Hand ab. „Wie kommt ihr denn auf die blöde Idee?! Glaubt Fury immer noch, ich mache gemeinsame Sache mit ihm? Dass ich euch zu ihm führen kann, weil wir uns das Geld vom Datenverkauf teilen? Schätzt S.H.I.E.L.D. mich so ein, ja?“ „Red doch keinen Unsinn, Pete!“, fuhr Luke ihn an. „Niemand hat so was gesagt! Alles, was Danny sagen will, ist, dass du doch besser als wir alle weißt, wie der Verrückte tickt. Wo er seine Verstecke haben könnte. Der war doch total fixiert auf dich. Hat er dir da irgendwas verraten? Die da oben meinen, du könntest helfen, ihn zu finden. Und dann kämen sie auch wieder an die Daten. Und du wärst sozusagen auf der Stelle rehabilitiert, wenn du hilfst, ihn zu schnappen.“ Peter beruhigte sich tatsächlich etwas und setzte sich auf eine Parkbank gleich hinter ihnen. „S.H.I.E.L.D. hat ihn nicht gefunden?“ Danny nahm neben ihm Platz, Luke auf der anderen Seite. „Keine Spur. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Und es gibt keine Aktivitäten, die darauf hindeuten, dass er versucht, die Daten irgendwo zu verkaufen. Also... kannst du helfen, Pete?“ Kurz lachte Peter bitter auf. „Das letzte Mal, als ich das gefragt wurde, sind zwei Menschen gestorben.“ „Mit deiner Hilfe jetzt können dafür Hunderte gerettet werden“, warf Danny ein. „Gelangen die Daten in die falschen Hände, kann man damit Städte zerstören, Staaten untergehen lassen, Helden enttarnen und vernichten...“ Mit einem Seufzer lehnte Peter sich zurück. „Ich... kenne seine Wohnung. Ich weiß, wo die liegt. Aber wenn er so spurlos verschwunden ist, wie ihr sagt, dann ist er da sicher nicht.“ „Kannst du uns trotzdem die Adresse geben? Du musst auch nicht mitkommen. Wir regeln das schon.“ Peter nickte. Gleichzeitig wusste er aber, dass er auf keinen Fall die Sache aus der Hand geben wollte. Das war sein persönliches Problem. Seine persönliche Rechnung, die er mit Deadpool offen hatte. Er würde ihn sich holen, koste es, was es wolle. In knappen Worten beschrieb er Danny und Luke, wo die Wohnung lag und Luke versicherte ihm, dass sie ihn auf dem Laufenden halten und sich melden würden. Und dass bestimmt alles wieder gut werden würde, er sollte vor allem Fury Zeit geben, sich zu beruhigen. Wenn sie erst Deadpool hatten... Erneut nickte Peter. Ja, den würde er S.H.I.E.L.D. liefern. Und zwar auf dem Silbertablett! Kaum wieder zuhause zog Peter sich seinen Suit an, darüber wieder seine normalen Sachen, damit seine Tante keinen Verdacht schöpfte und erzählte ihr, er würde sich nochmal mit den anderen treffen. Seine Tante schien nur froh zu sein, dass er wieder munter und aktiv wirkte und ließ ihn gerne gehen. Schnell suchte er sich draußen eine versteckte Stelle, um sich komplett umzuziehen, dann schwang er sich als Spider-Man hoch, durch die Straßen von New York und direkt zu Deadpools Wohnung. Er wollte vor S.H.I.E.L.D. dort sein. Aber so wie es aussah, war Deadpool tatsächlich ausgeflogen. Die Schubladen waren aufgezogen, Schranktüren geöffnet und es lag alles wild verstreut herum, so als hätte er in aller Eile gepackt, bevor er abgehauen war. Langsam durchschritt Spider-Man die Räume, aber da sein Spinnensinn sich nicht meldete, ging er davon aus, dass keine Gefahr bestand. Auch im Schlafzimmer herrschte das selbe Aufbruchschaos. Mehr automatisch hob Spider-Man einen zerknüllten Zettel vom Boden auf, vielleicht fand er so ja einen Hinweis auf Deadpools Aufenthaltsort. Als er den Zettel glatt strich und den Satz darauf las und sah, dass er mehr als deutlich abgehakt war, durchlief ein wütendes Zittern seinen Körper. „Du Bastard“, knurrte er und zerriss den Zettel. Den Listen schenkte er diesmal keine große Beachtung. Er überflog nur kurz die kleineren Zettel, auf denen aber kaum nützliche Informationen standen. Nur einzelne Namen oder Ortsbezeichnungen. Aber die waren alle auch schon beim letzten Mal dort gehangen, soweit er das beurteilen konnte. Dann fiel sein Blick auf den Tisch mit der veralteten Computerausrüstung. Und ihm kam eine Idee. Er fuhr den Laptop hoch und hatte ziemlich schnell gefunden, was er gesucht hatte. Eine Trackingsoftware. Natürlich würde Deadpool wohl kaum so dumm sein, selbst einen Peilsender mit sich herumzutragen. Aber Spider-Man wollte auch gar nicht einen Sender verfolgen. Seine Finger flogen über die Tastatur, er schrieb das Programm einfach für seine Zwecke um. „Na warte... Das Technik-Genie bin immer noch ich!“ Konzentriert verfolgte er die Zahlenkolonnen und Buchstabenfolgen, bis das Programm so eingestellt war, wie er es wollte. Doch dann fehlte eine Eingabe. Eine Nummer. „Mist!“ Sein Handy hatte er nicht dabei. Und selbst wenn, es hätte ihm nichts genutzt. Er hatte die Telefonnummer ja schon gelöscht. Kurz fuhr er sich über den Kopf. „Komm schon, denk nach...“ Er sah sich flüchtig im Zimmer um und sein Blick streifte die Listen erneut. Ja natürlich! Der Idiot schrieb doch alles auf! Schnell suchte er alles nach mehr Zetteln ab, besonders nach Telefonlisten. Und tatsächlich! Er wurde fündig! Da war sie: Deadpools Handynummer. Sofort nahm er den Platz vor dem Laptop wieder ein, gab die Nummer ein und bestätigte die Eingabe. Das Programm fing an zu arbeiten, er konnte dabei zusehen, wie es auf einem einfachen Kartensystem die Suche immer enger eingrenzte. Dann blieb es mit stetigem Blinken an ein und der selben Stelle stehen. Spider-Man verengte die Augen. „Hab ich dich...“ „Gott, ich sterbe gleich vor Langeweile! Und das ist mein voller Ernst! Es gibt nur zwei Dinge auf der Welt, die mich töten können: Die Autorin und die Vorstellung, weiter in dieser Einöde alleine festzusitzen. Hat jemand daran gedacht, die Pro und Kontra Liste für diese Aktion mit einzupacken? Ich würde doch gern nochmal nachsehen, ob Pro wirklich so viel besser ist als Kontra...“ Mit einem lauten Seufzer ließ Wade sich in einen abgewetzten Sessel fallen. Dieser 'Unterschlupf' war sogar noch um einiges schlimmer, als seine New Yorker Bleibe. Es war kaum mehr als eine verlassene Scheune außerhalb der Stadt. Aber ihm blieb nichts anderes übrig. Fürs Erste. Man würde ihm schon Bescheid geben, wenn alles vorbei war. Oder, wenn er noch etwas 'zu tun' bekam. Zwar hatte er keine Angst davor, dass ihm persönlich etwas passieren konnte. Und selbst wenn... Nun ja, nichts, was sich nicht heilen ließ. Aber er legte auch keinen Wert darauf, dass er geschnappt wurde. Nicht nach allem, was er wusste und was ihn wahrscheinlich erwarten würde. „Nicht mal telefonieren kann ich mit jemandem. Oder mir 'ne Pizza bestellen“, nörgelte er weiter. „Und – nehmt es mir nicht krumm, aber – die ganze Zeit nur allein zusammen hier rumzuhängen, macht mich irgendwie echt depressiv. Vor allem, wenn ich mir den ganzen Tag lang Vorwürfe anhören darf! Wir haben das doch ausführlich diskutiert! Und ich kann es nun mal nicht ändern! Also...“ Kurz stockte er und unterbrach die Selbstgespräche. War da nicht ein Geräusch gewesen? Er stemmte sich wieder hoch, trat an das einzige Fenster des großen hölzernen Schuppens und starrte mit zusammengekniffenen Augen in das Halbdunkel des Abends. „Hn, komisch... Ich hätte schwören können... Mann, was gäbe ich für 'nen Hauch von Spinnenfrühwarnsystem. Tehe, klingt wie der Duft des Monats. Eau d'Arachne. Ein Hauch von Spin...“ Das Fenster zerbarst und ein extrem harter Tritt warf Wade quer durch den ganzen Raum und gegen die gegenüberliegende Wand. „Gib mir sofort die gestohlenen Daten zurück! Und versuch erst gar nicht, mich anzugreifen! Oder mir irgendwas einzureden! Ich will die Daten zurück! JETZT!“ Mit einem Schmerzlaut kam Wade wieder auf die Beine und hielt sich die Brust. „Unglaublich... Wenn man vom Teufel spricht... funktioniert also doch. Na dann hoffe ich... dass ich mir damit Miss Juli aus dem aktuellen Playboy her wünschen kann, damit die mir meine gebrochenen Rippen heil küsst...“ Der nächste Schlag schickte ihn sofort wieder zu Boden. „Halt den Mund! Schluss mit den blöden Sprüchen! Wo sind die Daten?!“ Wade spuckte etwas Blut aus, ehe er versuchte, sich halb aufzusetzen. „AU! Zu... brutal... Ich freu mich auch... dich zu sehen, Spidey...“ Gleich packte Spider-Man ihn erneut, zog ihn hoch und drückte ihn hart gegen die Wand. „Für wen hast du das gemacht?! Woher hattest du den Auftrag?!“ „Sorry... das... kann ich dir nicht sagen.“ Spider-Man hob ihn grob am Kragen hoch und haute ihn wieder hart gegen die Wand. „Gib mir die Daten zurück! Oder ich vergesse mich und du lernst mich von einer Seite kennen, die dir definitiv NICHT gefallen wird!“ Er war einfach nur so wütend. So wütend auf Wade. Und jetzt, wo er ihn zu fassen bekommen hatte, wollte er ihm am liebsten jeden Knochen einzeln brechen. Ihn dafür büßen lassen, dass er ihn so hinters Licht geführt und ihn ausgenutzt hatte. Das schien auch Wade klar zu werden, zumindest sah er ihn so an, als hätte er verstanden, dass Spider-Man nicht mehr zum reden zumute war. Dass er wirklich böse war. „Na los!“ Spider-Man schüttelte Wade, ehe er ihn wieder gegen die Wand drückte. Wade sah ihn richtig unglücklich an, dann schüttelte er nur kurz den Kopf. „Es... geht nicht. Ich... kann nicht. Du... verstehst n...“ Bevor Wade den Satz beenden konnte, warf Spider-Man ihn wieder durch die halbe Scheune und gegen einen Holzpfeiler. „Fang jetzt ja nicht mit dem 'ich verstehe es nicht' Quatsch an! Den Mist kann ich nicht mehr hören! Sag mir, wo die Daten sind!“ Mit einem Stöhnen stemmte Wade sich auf alle Viere hoch. „Nein.“ Spider-Man feuerte einen Spinnfaden auf ihn ab, riss ihn hoch und warf ihn wieder gegen die Wand. „Gib mir die Daten zurück!“ Nur langsam konnte Wade sich halb aufsetzen. „Du... hast mir... gerade... noch 'n paar Knochen gebrochen... Ich dachte... du bist... der Gute...“ Nochmal riss Spider-Man Wade an einem Spinnfaden zu sich, nur, um ihn mit einem Tritt gleich wieder gegen die gegenüberliegende Wand zu befördern. „Dank dir bin ich mir da nicht mehr sicher! Wo sind die Daten?!“ Wade blieb auf dem Boden liegen. „Ich hab... sie nicht mehr...“ Spider-Man war mit wenigen Schritten bei ihm, zog ihn grob hoch und drückte ihn wieder gegen die Wand. Dabei presste er den Unterarm fest gegen Wades Kehle. „Wo sind die Daten?“ Wade sah ihn nur an. „Du würdest... mich für die Information... umbringen? So wichtig... ist dir... S.H.I.E.L.D.? Ich dachte... du verletzt niemanden absichtlich ernsthaft... und tötest nicht...“ Sofort verstärkte Spider-Man den Druck auf Wades Kehle. „Tue ich auch nicht! Ich bin nicht wie du! Mein Vorteil und dein Pech ist... du KANNST NICHT sterben! Und du heilst! Also kann ich dir jetzt heimzahlen, was du mir angetan hast! Wo sind die Daten?!“, forderte Spider-Man böse. Erneut dieser Blick von Wade. Traurig? Enttäuscht? „Du tust alles, um wieder S.H.I.E.L.D.s kleines Haustier zu werden... oder? Sogar... wenn das gegen deine eigenen Regeln von Moral und Anstand geht?“ Spider-Man zeigte keine Regung, er ließ keine Spur lockerer oder verringerte auch nur ansatzweise den Druck. „Die Daten, Wade!“ Erst herrschte Stille, dann sagte Wade nur leise, aber bestimmt: „Nein...“ „Wie du willst! Du lässt mir keine Wahl!“ Nur ganz kurz konnte Wade ihn fragend und auch etwas verunsichert ansehen, da warf Spider-Man ihn auch schon mit solcher Wucht gegen die nächste Wand, dass er diese durchbrach und draußen hart auf dem Boden aufschlug. Im nächsten Moment war Spider-Man schon wieder über ihm und packte ihn am Kragen. „Du weißt ja gar nicht, was ich am liebsten gerade mit dir...“, knurrte Spider-Man, dann schüttelte er den Kopf und stieß Wade zurück auf den Boden. Der spuckte erneut Blut aus und rollte sich auf die Seite. „Was... hast du... vor?“ Spider-Man drückte auf das kleine Armband von S.H.I.E.L.D. „Ich hab ihn. Ihr könnt uns abholen kommen.“ Jetzt kam doch wieder mehr Bewegung in Wade und er versuchte, hochzukommen. „W-warte... W-was... was tust du?! Nein. Nein... nein, warte... Du... du machst einen Fehler, Kleiner...“ Schnell drückte Spider-Man ihm ein Knie in den Rücken, packte Wades Hinterkopf und presste ihn nach unten in den Dreck. „Diesmal sag ich das zu dir: Bleib liegen! Oder ich breche dir alles, was nötig ist, bis meine Leute da sind! Und zwar so oft, wie nötig! Jedes mal, wenn du heilst!“ So wütend wie er noch immer auf Wade war, wollte er das am liebsten sofort wirklich in die Tat umsetzen. Egal, ob Wade sich wehrte oder liegenblieb. „Das kannst du nicht machen!“ „Und wie ich das kann! Ich habe viel mehr Kraft als du und ich werde dich hier nicht mehr weglassen! Ich werde dich nicht gehen lassen!“ Da kamen schon zwei Jets. Spider-Man hatte bereits geahnt, dass sie seinem Signal so oder so folgen würden, sobald er das Armband anlegte und sich im Spider-Man-Anzug auf die Suche nach Deadpool machen würde. Kein Wunder, dass sie sofort vor Ort waren. Hoffentlich war Fury mit dabei, damit er dem beweisen konnte, dass er S.H.I.E.L.D. nicht absichtlich an Deadpool verraten hatte. „Du... nnghh... verstehst nicht... Tu das nicht...“ Spider-Man lehnte sich eng über Wade. „Weißt du was? Jetzt lernst du, wie es sich anfühlt, wenn einen ein 'Freund' hintergeht.“ Das Wort 'Freund' schleuderte er Wade voller Verachtung entgegen. „Jetzt bist du MEINE Eintrittskarte zurück zu S.H.I.E.L.D.!“ Sobald die Jets kaum den Boden berührt hatten, sprangen Agenten heraus und Spider-Man richtete sich auf, wobei er Wade mit hochzog und ihn dann den Agenten entgegen schubste. „Hier habt ihr ihn! Vielleicht kriegt ihr ihn ja zum reden. Wo er das doch sonst so gerne tut!“ Sofort legten zwei der Leute Wade Fesseln an, dann wollten sie ihn zu einem der Jets schleppen, während Wade nun doch protestierte und versuchte, sich zu befreien. Doch eine Sache hatte Spider-Man noch bei ihm offen. „Wartet!“ Die Männer blieben stehen und Wade sah ihn beinahe... was? Hoffnungsvoll an? „Es gibt da noch eine Sache, die ich ihm sagen muss.“ Spider-Man trat direkt vor Wade. „Tut mir leid.“ Damit holte er aus und schlug ihm mit der geballten Faust mitten ins Gesicht und Wade damit K.O. Zu dumm, dass Fury nicht mit dabei gewesen war. Dann war er wohl doch schlimmer verletzt, als gedacht. Hätte er sich das sonst entgehen lassen? Einer der Agenten, den Spider-Man auch aus dem Kontrollzentrum kannte, bat ihn darum, erst mal nicht mit zum Helicarrier zu kommen. Anscheinend befürchteten sie immer noch, dass er mit Deadpool kooperieren könnte. Na schön. Dann sollten sie sich erst mal alleine um dieses 'Problem' kümmern. Er wollte sowieso nichts mehr mit Deadpool zu tun haben. Nie wieder! Ein paar der Agenten blieben vor Ort, um den Unterschlupf zu durchsuchen, aber Spider-Man war fürs Erste mit einem Danke für die gute Arbeit entlassen. Darum machte er sich auf den Heimweg. Und das war seit langem die erste Nacht, in der er ruhig schlafen konnte. Kapitel 21: 12 - Fünf vor Zwölf (02) ------------------------------------ „Hey, Parker, ist ja fast schön, dich zu sehen.“ Sam schlug Peter von hinten auf die Schulter, dann nahm er ihn in den Schwitzkasten. „Hast deinen Schnitzer wieder ausgebügelt, hab ich gehört! Gut gemacht! Braver Krabbler!“ Schnell befreite Peter sich und schob Sam von sich weg. „Shhh! SAM!“ „Wir hatten doch gesagt, wie übernehmen das.“ Auch Luke war neben ihm aufgetaucht. Peter zog die Augenbrauen zusammen. „Das war meine Angelegenheit. Und ich musste das selbst erledigen.“ „Ist ja auch egal. Hauptsache, wir haben den Irren. Auch... wenn er immer noch nicht ausgepackt hat. Apropos... was das angeht... Du sollst dich mal auf dem Helicarrier blicken lassen. Ich glaube, die hoffen, dass du da war reißen kannst“, teilte Sam Peter mit. „Ganz ehrlich... Ich hab keine Lust, ihn jemals nochmal wieder zu sehen. Und ich glaube nicht, dass er mir irgendwas sagt. Das... hab ich schon versucht.“ „Indem du's aus ihm raus prügeln wolltest, ja, haben wir schon gehört“, meinte Luke. „Vielleicht... kannst du's mit reden versuchen?“, schlug er dann vor. Peter zuckte unsicher mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich will nicht...“ „Die rotieren ganz schön wegen den Daten. S.H.I.E.L.D. kann gar nicht mehr operieren. Liegt seit einer Woche alles lahm. Versuch's doch wenigstens. Dann bist du wieder tausend prozentig rehabilitiert. Stell dir mal vor, du leierst aus dem Psycho raus, wo er die Daten hat. Fury küsst dir die Füße! Wetten?“, war Sam überzeugt. Peter musste ein kleines bisschen schmunzeln, dann seufzte er leise und nickte. „Okay, ich... versuch's.“ Vielleicht konnte er es genauso wie Deadpool machen. Ihm vorspielen, dass er auf seiner Seite war, dass sein Zorn wieder verraucht war, dass er bereute, so auf ihn losgegangen zu sein. Vielleicht packte Deadpool ja dann wirklich aus. Vielleicht... Wenn er glaubte, einen Vorteil daraus ziehen zu können. Sollte er nur denken, dass er dann frei kam. „Coole Sache, Pete!“, freute Sam sich. „Aber lass dich nicht wieder um den kleinen Finger wickeln! Vergiss nicht: Deadpool ist der Böse!“ Peter verzog das Gesicht. „Keine Sorge. Das passiert mir sicher nicht nochmal. Vielleicht hätte ich mir schon viel eher... keine Ahnung... Wachs in die Ohren stopfen sollen, damit ich auf sein Gerede nicht reinfalle und dem Gesäusel nicht zuhöre.“ Luke schüttelte den Kopf. „Ach komm, mach dir keine Vorwürfe mehr. Du hast ja schon Schadensbegrenzung betrieben. Und du hilfst doch, wo du kannst, um es wieder gut zu machen. Schau doch einfach nach der Schule bei den Chefs oben vorbei. Und dann können wir uns ja alle treffen. Solange es bei S.H.I.E.L.D. momentan keine richtige Möglichkeit der Überwachung und Kontrolle mehr gibt, lass uns doch einfach auf Eigen-Patrouille gehen. Irgendwer stellt immer was an und dann können wir uns wenigstens nützlich machen, solange die Chefetage repariert wird. Ist das 'ne Idee?“ „Klingt nach 'nem Plan. Danke, Leute.“ So langsam fühlte Peter sich endlich wieder gut. Seine Freunde standen hinter ihm. Wollten ihm helfen und unterstützten ihn weiterhin. Das tat gut. Dass er sich selbst noch immer seine Dummheit nicht verzeihen konnte, war eine andere Geschichte. Dass er sich immer noch zu viele Gedanken machte, merkte er umso deutlicher wieder, als er sich am Nachmittag in seinem Spider-Man-Suit zum Helicarrier hoch schwang. Sofort befiel ihn ein seltsames Gefühl. Wie würde es da oben aussehen? Würde er sich Vorwürfe anhören müssen? Aber da war nicht nur dieses furchtbare Gefühl in der Magengegend. Da war auch noch... Sein Spinnensinn?! Reflexartig wich er Schüssen des Helicarrier-Abwehrsystems aus, aber es waren viel zu viele Laser- und Schussanlagen. So kam er ja nie ganz nach oben, ohne durchlöchert zu werden! Waren die verrückt?! Oder... war das jetzt das neue Sicherheitsprozedere nach seinem Fehltritt und Deadpools Angriff? Während er weiter den Schüssen auswich, versuchte Spider-Man über den Sender im Armband Kontakt aufzunehmen. „Hey, Leute! Könnt ihr bitte aufhören zu versuchen, mich zu grillen?! Das wäre super! Auch, wenn ihr mir noch böse seid, ich würde lieber wieder Strafputzen gehen, statt gelasert zu werden!“ Mit einem letzten großen Schwung schaffte Spider-Man es auf das Deck des Helicarriers, wo er sich allerdings direkt vor einem weiteren Laser wiederfand, der auf der Stelle zu ihm herumschwenkte und ihn ins Visier nahm. Schnell hob er die Arme und machte sich für einen Sprung bereit, aber der Laser ging nicht los. Stattdessen wurde er wieder eingefahren und ein Agent kam auf ihn zugelaufen. „Alles in Ordnung? Wir mussten die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen. Tut mir leid. Gerade ist der Carrier nicht unbedingt geschützt. Es fehlen alle Daten und Codes. Auch die für das Waffensystem. Nur das Standard-Abwehrsystem mit der kleinen Reichweite funktioniert.“ Spider-Man sah sich um. Nicht gerade viel los. Die größten Schäden schienen aber schon beseitigt. „Wo sind denn all die Leute?“, wollte er wissen. „Oh, wir haben die Besatzung verkleinert. Viele wichtige Leute haben sich freiwillig ausquartiert. Sicherheitshalber. Aber wir sind genug, um... sagen wir mal... den Helicarrier einsatzbereit zu halten, sollte es... nötig sein“, erklärte der Agent vage. „Würden Sie mir dann bitte folgen? Ich nehme an, Sie sind hier wegen... dem Gefangenen?“ Spider-Man ging langsam hinter dem Agenten her, der den dem Helicarrier eigenen Gefangenentrakt ansteuerte. „Ich bin aber nicht sicher, ob das was bringt. Ob ich was aus ihm rausbekomme“, gab er zu bedenken. „Versuchen Sie Ihr Glück. Und keine Sorge mehr wegen dem Vorfall. Wir gehen alle davon aus, dass Sie S.H.I.E.L.D. gegenüber weiterhin loyal sind. Das... ist doch so?“ Fragend sah der Agent ihn an und Spider-Man nickte sofort. „Ja! Ja, natürlich! Das war alles... Das hätte nicht passieren dürfen. Aber ich versuche mein Bestes, ihn zum reden zu bringen!“ Der Agent öffnete mit einer Schlüsselkarte den Zugang zu den Zellen für besonders gefährliche Gefangene. „Ich melde Sie an. Es wird einen Moment dauern. Warten Sie hier.“ Spider-Man sah ihm nach und ging dann etwas unruhig auf und ab. Was sollte er bloß sagen? Und was würde Wade sagen? Er konnte selbst so furchtbar schlecht lügen. Zumindest fiel es ihm schwer. Ausreden, ja, aber richtig Leuten ins Gesicht lügen? Das war so gar nicht sein Ding. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Agent zurück und bedeutete ihm, ihm erneut zu folgen. Dann blieb er vor einer Zellentür stehen. „Tun Sie, was Sie für nötig halten.“ Na das klang ja nett. Okay, er war Deadpool noch immer böse, aber gerade hatte er nicht das Bedürfnis, ihn nochmal zu schlagen. Das war er doch gar nicht wert. Und es war nicht Spider-Mans Art, übermäßig und unnötig Gewalt anzuwenden. Der Agent öffnete die Tür und ließ Spider-Man in einen kleinen Vorraum eintreten. Von dort aus konnte er durch eine wohl nur einseitig durchsichtige Scheibe in den nächsten Raum sehen, der die eigentliche Zelle darstellte. Wade war an einer der Wände mit Händen und Füßen festgekettet und zwar so, dass er keinerlei Bewegungsfreiheit hatte. Dazu hatte man auch noch seinen Kopf fixiert. Wahrscheinlich um sicherzugehen, dass er sich nicht die Hand abbiss, um freizukommen. Spider-Man schauderte bei der Vorstellung kurz auf, aber Wade konnte man so was leider durchaus zutrauen. „Klopfen Sie, oder machen Sie sich bemerkbar, wenn Sie fertig sind“, hörte er den Agenten sagen. Dann entriegelte er das elektronische Spezialschloss an der letzten Tür und ließ Spider-Man zu Wade in die Zelle. Der öffnete die Augen, die er bis dahin geschlossen gehabt hatte und sah ihn erst nur an. Dann stahl sich ein kleines bitteres Lächeln auf seine Lippen. „So, so, jetzt kommen die schweren Geschütze, was?“ Sein Blick wurde ernst. „Wieso bist du hier? Wieso bist du auf dem Helicarrier?“ „Weil ich mit dir reden muss“, antwortete Spider-Man. Jetzt bloß aufpassen, was er sagte. Und was Wade ihn fragte und was er selbst antwortete. „Du kriegst die Daten nicht. Ich kann dir nicht sagen, wo sie sind. Besonders nicht... wenn ich jetzt weiß, dass die dich ohne Probleme rauf lassen. Scheinst ja wieder voll in den Verein hier integriert zu sein...“ Irritiert sah Spider-Man ihn an. „Was soll das bitte heißen?“ „Ich will nur eins wissen, wenn ich mit dir reden soll... Das Wichtigste für dich ist... für S.H.I.E.L.D. zu arbeiten... oder? Und das tust du... stimmt's?“ Was sollte er darauf denn antworten? Keine Ahnung auf was Wade hinauswollte. Aber er hatte keine Lust zu lügen. „Ja, das tue ich! Und es IST mir wichtig! Das ist wichtig für mich, weil davon meine Zukunft als Held abhängt! Weil ich meine Freunde nicht verlieren und mich nicht von ihnen abwenden will! Und daran wird nichts, was du sagst oder tust etwas ändern! Schön, dann sagst du mir eben nicht, wo du die Daten hast, oder wem du sie gegeben hast! Aber dann wirst du hier auch nicht mehr so schnell rauskommen! Das sollte dir auch klar sein!“ Wade musterte ihn mit einem ganz seltsamen Blick. „Das... hab ich schon gemerkt. Und es gefällt mir ganz und gar nicht, das kannst du mir glauben. Wärst du 'ne Viertelstunde eher hier gewesen, hättest du sehen können, was 'deine Leute' für Verhörmethoden anwenden. Leider ist alles gerade schon wieder zugeheilt. Aber an deiner Stelle würde ich mal darüber nachdenken, ob das wirklich der Weg ist, den du auch mit gehen willst. Wenn du aber weißt, was hier los ist... was sie... tun... und das... zulässt...“ „Willst du jetzt mein Mitleid?!“, unterbrach Spider-Man ihn böse. „Das kannst du vergessen!“ Wieder dieser seltsame Blick. „Ich hab nur eine Bitte.“ Das lief in die völlig falsche Richtung. Statt aus Wade Informationen herauszuholen, fing der schon wieder an, ihn zu verwirren. Spider-Man verschränkte die Arme vor der Brust. „Ah ja? Und die wäre?“ „Hol mich hier raus.“ Das konnte ja wohl nicht sein Ernst sein! Höhnisch stieß Spider-Man Luft aus. Doch Wade war noch nicht fertig. „Du bist der Gute. Ich glaube nicht, dass du weißt, was sie tun. Was sie mit mir tun. Ich will das nicht glauben. Sonst würdest du schon längst etwas dagegen unternehmen. Du würdest so etwas nicht zulassen. Nicht, wenn du der Held bist, für den ich dich immer gehalten habe...“ Schnell schüttelte Spider-Man den Kopf. „Nein! Fang jetzt ja nicht so an! Ich werde dich nicht befreien! Vergiss es!“ Aber Wade hörte sich so... komisch an. Und er sah ihn noch immer so an, als wollte er wirklich... Hilfe? Ja sicher wollte Wade hier raus. Aber es klang gerade so, als würde S.H.I.E.L.D. ihn foltern. Machte S.H.I.E.L.D. so was denn? Oh nein, er wollte doch nicht zweifeln und sich nicht schon wieder etwas einreden lassen! „Es ist nicht nur um meinetwillen“, fuhr Wade unbeirrt fort. „Ich kann bei all dem, was die hier machen... nicht draufgehen. Aber ich kann nicht glauben, dass du das zulässt. Ganz egal, wer hier von... von den Typen hier an Bord gefangen genommen wird... Du hast bis jetzt auch nie zugelassen, dass deinen Feinden was passiert. Du wolltest nie, dass egal wer verletzt wird. Ich dachte immer, du bist besser, als all die anderen. Deswegen warst du immer mein ganz besonderer Held. Und das weißt du auch.“ Spider-Man schluckte schwer und ballte die Fäuste. „Hör auf zu reden, Wade. Ich... ich kann nicht...“ „Wenn du mich jetzt denen hier auslieferst... und ihren... Methoden... Dann bist du in meinen Augen nichts mehr wert. Dann bist du nicht besser, als jeder andere x-beliebige Typ mit Superkräften. Nicht besser als die Bösen. Und wenn es dir wichtiger ist, Befehlen zu folgen, zu tun, was andere von dir verlangen, damit du keinen Ärger bekommst, auch, wenn es komplett gegen deine Moralvorstellungen geht... gegen all das, was dein Gewissen dir sagt und dein Anstand...“ „Hör auf!“, unterbrach Spider-Man ihn erneut. In seinem Inneren tobten die widersprüchlichsten Gefühle. Was, wenn Wade recht hatte? Die Wahrheit sagte? Er wollte ja wirklich nicht, dass egal wem etwas passierte! Aber... „Du willst das nicht verstehen, oder Wade?! Ich kann nicht! Du hast zwei Menschen getötet, viele verletzt, wichtige... gefährliche Daten gestohlen! Ich... ich kann doch nicht einfach so tun... als... als ob...“ Oh nein, bitte nicht, er war doch nicht etwa schon wieder so weit, sich von Wade manipulieren zu lassen! „Du DARFST mich hier nicht zurücklassen! Ich hatte... meine Gründe... für alles. Und auch, wenn ich dir die nicht nennen kann... du darfst das, was sie hier mit mir machen, nicht zulassen, wenn du immer noch der Gute... wenn du immer noch MEIN Held bist!“ Wieder musste Spider-Man richtig schwer schlucken. Dennoch schüttelte er den Kopf. Er konnte spüren, wie seine Hände zitterten und drehte sich schnell um, damit er Wade nicht mehr ansehen musste. „Es...“ „Nein, Spider-Man, sag das nicht...“ „Es tut mir leid, Wade! Aber... ich... kann nicht...“ Bloß schnell raus hier! In seinem Kopf herrschte so ein Durcheinander. Er war total verunsichert und hörte leise Stimmen sagen, er sollte sich die Verhörmethoden ansehen. Und wenn sie ihm nicht gefielen, Wade vielleicht doch... „Spider-Man!“ Er blieb mit dem Rücken zu Wade stehen, seine Hand verharrte kurz vor der Metalltür. „Das habe ich dir in einem anderen Universum schon gesagt und ich sage es dir hier nochmal: Wenn ich merke, dass du mich hintergehst, oder dass du auf der falschen Seite stehst, wenn du nicht mehr der bist, den ich bewundere und nicht mehr das bist, wofür ich dich so schätze und mag... dann werde ich dich ohne zu zögern töten. Hast du verstanden?!“ Durch Spider-Man lief ein Schaudern, als er das hörte. Aber er merkte auch, wie die Wut auf Wade zurückkam. Darum drehte er sich nochmal um und sah ihn böse an. Auch wenn er sich gleichzeitig so fühlte, als wollten ihm gerade die Tränen kommen. „Na los! Mach es mir einfacher zu gehen! Sag es mir ins Gesicht!“ Wades Blick war kalt, als er das nächste mit völlig ruhiger Stimme sagte: „Wenn ich dich das nächste Mal treffe... töte ich dich.“ Ohne ein weiteres Wort drehte Spider-Man sich um, klopfte hart an die Tür, die ihm sofort geöffnet wurde und verließ eilig die Zelle. Bloß weg hier. Weg von Wade. Der Agent wollte etwas sagen, aber Spider-Man wehrte gleich ab. „Er wird mir nichts sagen! Keine Chance! Und ich geh da nicht mehr rein! Ich hab keine Lust mehr, ihm zuzuhören!“ Er eilte den Gang entlang und stieß fast zwei weitere Agenten um, die einen kleinen Metallwagen vor sich herschoben. Ein paar Teile fielen zu Boden, die einer der beiden aber sofort wieder aufsammelte und zurück unter das Abdecktuch auf dem Wagen legte. War da... Blut dran gewesen? War das... Chirurgenbesteck? Doch bevor er fragen konnte, waren die beiden schon verschwunden. Trotzdem sah er ihnen noch nach und spürte tief in sich drin wieder diesen nagenden Zweifel. Aber da war schon der Agent, der ihn hergebracht hatte bei ihm und fasste ihn am Arm. „Kommen Sie. Es ist wohl besser, Sie machen sich auf den Heimweg. Hier können Sie erst mal nichts tun. Aber danke für den Versuch. Wir... rufen Sie, wenn wir Sie brauchen. Solange... gibt es hier oben keine Aufgabe für Sie.“ War das gerade ein 'Rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie an'? Wollte der Agent ihm gerade sagen, er sollte sich vom Helicarrier fernhalten? Oh man, schon schimpfte er sich in Gedanken selbst, weil Wades Worte ihn schon wieder so verunsichert hatten! Er fing schon wieder an, Gespenster zu sehen, zu grübeln, sich zu fragen, ob er... Nein! Schluss! Aufhören! Wie Sam schon gesagt hatte: Deadpool war der Böse! „Behalten Sie einfach den Transmitter bei sich. Dann können wir Sie im Notfall erreichen“, meinte der Agent und Spider-Man nickte automatisch. Der Agent schien ihn prüfend anzusehen, darum wandte Spider-Man sich ab. Nicht, dass der Mann am Ende noch glaubte, Wade hätte ihn wieder soweit gebracht, dass er was Dummes tat. „Die Anderen und ich sichern die Stadt vor Ort, bis hier alles behoben ist“, beeilte er sich zu sagen. Dann ging Spider-Man vor bis zum Rand des Helicarrierdecks. „Und bitte keine unangemeldeten Überraschungsbesuche. Wir müssen das Sicherheitssystem voll hochfahren. Und wir wollen doch keinen unserer Helden verletzen“, gab der Agent ihm noch eine Art gutgemeinte Warnung mit auf den Weg. „Keine Angst, ich schwing mich nicht freiwillig ins Kreuzfeuer, das heute hat gereicht.“ Kurz hob Spider-Man den Arm mit dem Armband. „Einfach anfunken, wenn Sie mich brauchen.“ Und damit sprang er über den Rand und schwang sich nach unten und zurück in die Stadt. Kapitel 22: 12 - Voll auf die Zwölf (03) ---------------------------------------- Hatte Wade recht gehabt? Hätte er ihm helfen müssen? Wandte S.H.I.E.L.D. plötzlich irgendwelche unorthodoxen und abartigen Foltermethoden an? Und wie Wade ihn angesehen hatte. So... enttäuscht? Und dennoch. Wer gab ausgerechnet ihm das Recht, von Hintergehen und Verrat zu sprechen! Verdammt, er konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken. Wieso sollte er sich vom Helicarrier fernhalten? Und was war das für eine komische Geschichte mit den Instrumenten auf diesem Rolltisch? Entnervt fuhr Peter sich mit beiden Händen durchs Haar und dann übers Gesicht. „Oh man! Das macht mich noch ganz verrückt!“ „Was? Dass ich 'ne Drei im Mathetest habe und trotzdem besser war als du?“, ertönte da Sams Stimme neben ihm und er wedelte mit seinem Test vor Peters Nase herum. Peter schob Sams Hand weg. „Lass das, Sam!“ Gerade war Pause und Peter lag auf einem etwas abseits gelegenen Rasenstück des Highschoolgeländes auf dem Rücken. Er hatte die letzten zwei und auch diesen Tag fast nur mit Grübeln verbracht. Auch, wenn er sich das nicht eingestehen wollte, Wades Worte hatten ihn wieder mehr als nur ein Bisschen ins Wanken gebracht. Schnell setzte er sich auf, als auch noch Ava, Luke und Danny sich zu ihm gesellten. Danny nahm neben ihm auf dem Gras Platz, Luke und Ava setzten sich vor ihn. „Hey, was ist denn los, Kumpel? Hast du immer noch Probleme wegen der... Sache?“, wollte Luke wissen. „Lass falsche Vorwürfe nicht deinen Geist fesseln“, meinte Danny und auch Ava schloss sich sofort mit an. „Genau! Hör auf die Jungs! Kein Stress mehr, wegen der Jet-Geschichte. Nimmt dir keiner mehr krumm, jetzt, wo du ihnen Psycho-Pool ausgeliefert hast.“ Peter seufzte laut auf und sank etwas in sich zusammen. „Danke, Leute. Aber... ach... ich muss die ganze Zeit über was nachdenken. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren.“ „Ooooh, armer Peter!“ Sam hängte sich an Peters Hals. „Hast du Liebeskummer? Weil dein Geliebter dich ausgenutzt und dann abserviert hat?“ Sofort wurde Peter ganz rot und stieß Sam von sich weg. „SAM! Halt den Mund! Das ist nicht lustig! Es geht um was Ernstes! Und es ist mir wichtig zu wissen, was ihr dazu sagt, oder ob ich mir da was einbilde und einfach nur paranoid bin.“ Sam rieb sich die Seite, auf der ihn der Stoß erwischt hatte. „Kann ich dir sofort beantworten, Pete. Erstens: Keiner von uns verurteilt dich, du weißt ja, was man sagt. Wo die Liebe hinfällt. Und zweitens: Joa, du spinnst. Aber schon immer. Geht's dir jetzt besser?“, grinste er dann, wurde im selben Moment aber von Ava umgeworfen, die sich dann einfach auf ihn setzte, so dass er mit dem Gesicht nach unten auf dem Rasen lag. Und Luke tat es Ava gleich und setzte sich einfach auch noch auf Sams Beine, so dass der nicht mehr hochkam, egal wie sehr er protestierte und sich wehrte. „Also schön, jetzt mal im Ernst, Pete. Was ist los? Spuck's aus“, forderte Ava dann. „Ich kann's nicht mal genau sagen. Es ist nur so ein komisches Gefühl. Vielleicht bilde ich mir das wirklich nur ein, aber... Wart ihr in den letzten Tagen auf dem Helicarrier?“ Luke, Ava und Danny wechselten kurz einen Blick. „Nein. Wir sollten auf Einsatzbefehle warten. Wieso?“ „Zu mir haben sie genau das selbe gesagt. Ich soll nicht 'überraschend' vorbeikommen. Sondern warten, bis man mich ruft. Aber ich soll auf jeden Fall das hier immer tragen“, erzählte Peter und hob den Arm mit dem elektronischen Armband hoch. Wieder tauschten die anderen Blicke und hielten ebenfalls ihre Handgelenke hoch, an denen sie die Armbänder trugen. „Du denkst doch nicht, sie wollen uns absichtlich fernhalten, aber trotzdem kontrollieren“, klang nun auch Luke verunsichert. Sam bäumte sich wieder auf und warf ihn und Ava jetzt doch von sich runter. „Jetzt dreht bloß nicht durch! Die werden eben noch aufräumen. Und ist doch klar, dass wir die Armbänder brauchen. Wie sollen sie uns sonst rufen? Mann, was habt ihr für komische Verschwörungsgedanken?“ „Aber überleg doch mal, Sam! Das war doch noch nie so. Und als ich das letzte Mal da oben war... Es waren kaum Leute da. Nicht mal der Director. Wo... ist der überhaupt?“ Die anderen zuckten unsicher mit den Schultern. „Das hat uns auch keiner gesagt. Nur, dass er... sich immer noch erholt. Irgend so was in der Art“, meinte Luke. Peter zögerte kurz, denn jetzt kam der schwerste Teil. Nicht, dass sie am Ende glaubten, er wäre wieder von Wade manipuliert worden. Aber er musste das ansprechen! „Und dann ist da noch was. Ich war da drin. Bei... Deadpool. Und... ich weiß auch nicht. Er war so... seltsam. Hat 'n Haufen komisches Zeug geredet. Ja, Sam, bevor du fragst, noch komischer als sonst! Davon, dass S.H.I.E.L.D. irgendwelche Foltermethoden anwendet. Angeblich. Ich meine... das... so was tut S.H.I.E.L.D. doch nicht. Oder? Egal bei wem. Ich weiß, wahrscheinlich spinne ich wirklich. Wahrscheinlich will er nur seine Haut retten, aber mir kommt das alles so komisch vor. Nicht richtig. Irgendwas stimmt da nicht. Ich hoffe, ihr versteht mich. Ich will auf keinen Fall einen Fehler machen. Aber... ich habe einfach ein verdammt blödes Gefühl bei der ganzen Sache.“ Verunsichert sah er zwischen den anderen hin und her und konnte auch in deren Gesichtern lesen, dass sie am Überlegen waren. Dann spürte er, wie Danny ihm die Hand auf die Schulter legte. „Manchmal sieht das Herz mehr, als das Auge. Du solltest immer auf deine Gefühle hören. Auch, wenn sie meist oft leiser sprechen, als der Kopf. Und besonders bei dir sind die inneren Sinne oft schärfer und näher an der Wahrheit, als jede logische Überlegung, mein Freund“, sagte er mit einem Lächeln. „Yo, Parker, Danny hat hundert Prozent recht! Du hast uns schon so oft dank 'nem Bauchgefühl aus blöden Situationen rausgehauen. Wenn du meinst, es stimmt was nicht, dann sehen wir uns das zusammen an“, pflichtete auch Luke Danny bei, während Ava nickte. Nur Sam setzte ein fieses Grinsen auf, bevor er sagte: „Genau, Parker, hör auf dein 'Herz'!“ Peter wollte nach ihm greifen, aber Sam sprang schon auf und machte immer noch grinsend zwei Schritte rückwärts. „Na warte! Wenn ich dich erwische, sorge ich dafür, dass DEINS stehenbleibt, Sam!“, rief er ihm zu und kämpfte gleichzeitig wieder gegen die Röte auf seinen Wangen an. „Hört auf damit!“, ging Ava dazwischen. „Peter, war hast du vor? Willst du, dass wir zum Helicarrier hochgehen und die Lage checken? Ich persönlich wäre dafür, dass wir Fury suchen und mal mit dem direkt reden. Aber entscheide du. Du bist der Anführer.“ Das tat richtig gut. Genau das, was Peter gerade brauchte. Rückhalt und Bestätigung. Doch ihm fiel noch etwas ein. „Der Helicarrier ist im vollen Verteidigungsmodus. Der Agent, mit dem ich gesprochen habe, hat mich regelrecht davor gewarnt, ohne 'Einladung' hochzukommen. Und die hätten mich beinahe abgeschossen. Ich kann nicht erklären, wieso ich das glaube, aber... ich denke, wenn wir da unangemeldet rauf gehen... Oder es überhaupt versuchen...“ „Willst du sagen, du glaubst, die schießen auf uns, wenn wir uns dem Carrier nähern? Aber wie sollen wir dann da rauf kommen? Vor allem Luke, Danny und ich“, gab Ava zu bedenken. Peter biss auf seiner Unterlippe herum. „Ja, das denke ich. Und ich fürchte, ich komme da selber auch nicht mehr so leicht hoch. Und darum...“ Jetzt kam das Nächste, das ihm wirklich schwer fiel. Trotzdem holte er tief Luft und sah zu Sam auf. „Sam. Ich brauche dich. Also sag bitte ja und dass du...“ „Ewww! Nein!“, fiel Sam ihm sofort ins Wort. „Du hast schon 'nen Freund und ich bin nicht interessiert.“ Schon merkte Peter, wie seine Wangen wieder ganz warm wurden. „SAM! Lass endlich den Blödsinn! Du bist der Einzige, der einen von uns da rauf bringen kann! Oh man... und ich glaube gerade echt nicht, dass ich das jetzt sage, aber... hart und bitter, dass deine erste Reaktion 'Ewww' ist... Schönen Dank auch.“ Ava stand auf und packte Sam am Ohr. „Schluss jetzt! Ein für alle mal! Du bringst Pete rauf zum Helicarrier. Und wenn ihr merkt, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht, holt ihr uns. Geht und sucht Fury. Der ist uns zumindest eine Erklärung schuldig. Damit wir wissen, was Sache ist. Einverstanden? Und wenn alles ok ist, dann kein Gestresse mehr! Klar?“ Auch Danny und Luke standen auf und Luke hielt Peter die Hand hin, um ihn hochzuziehen. „Wird sich schon alles klären, Kumpel. Wir stehen auf deiner Seite.“ Peter lächelte leicht. „Danke, Luke.“ „Du musst dich nicht für etwas bedanken, das selbstverständlich ist. Freunde stehen zueinander und helfen sich. Und wenn du sicher bist, dass etwas nicht stimmt, werden wir dir jederzeit helfen, diesem Gefühl nachzugehen“, ließ auch Danny ihn wissen, wie es um seine Unterstützung stand. Ava gab Sam einen Klaps in den Nacken. „Sam.“ Sam rieb sich erst das Ohr, dann den Nacken. „Au! Ja! Ist ja gut! Alles cool! Ich bring dich rauf, Parker. Damit die dir kein Loch in dein hübsches Kostümchen brennen. Lass uns nach der Schule treffen, dann kriegst du deinen Nova-Sonderlift nach oben. Zufrieden? Dann hört auf, mich zu misshandeln!“ Luke wuschelte ihm durch die Haare. „Awww! Du armer Kerl, hat die böse Ava dir wehgetan? Oooh...“ Beleidigt schob Sam ihn weg und wandte sich zum Gehen. „Ich weiß manchmal echt nicht, warum wir befreundet sind...“ Zusammen machten sie sich auf den Rückweg in die Klassen, denn die Pause war um. Dafür war Peter endlich wieder viel besser drauf. Die anderen standen voll hinter ihm. Sie würden ihm helfen, auch wenn es nur darum ging, einem unbestimmten Bauchgefühl nachzugehen. Nach der Schule versicherte Peter sich zuhause, dass seine Tante unterwegs war, so wie sie schon am Morgen angekündigt hatte. Er selbst schrieb ihr einen Zettel, dass auch er noch mit seinen Freunden unterwegs sein würde und vielleicht, da es Freitag war, bei einem von ihnen über Nacht bleiben würde. Für den Fall, dass die Aktion etwas länger dauerte. Noch hatte er keine Ahnung, was sie erwartete. Und wie schnell sich alles klärte. Und dann sollte seine Tante nicht auf ihn warten oder sich Sorgen machen müssen. Schnell schlüpfte er in seinen Spider-Man-Anzug und machte sich auf den Weg zu dem mit den anderen vereinbarten Treffpunkt. Die waren ebenfalls in voller Montur vor Ort und erwarteten ihn bereits. „Da bist du ja, Spidey. Und? Bereit?“, empfing Nova ihn. „Ja, gleich. Eine Sache noch.“ Spider-Man nahm das Armband ab und hielt es White Tiger hin. „Damit sie nicht vorgewarnt sind. Falls da wirklich was faul ist. Nova, deins brauch ich auch. Lass es hier bei den anderen, damit es so aussieht, als wären wir alle zusammen.“ Nova tat, was Spider-Man verlangte und reichte sein Armband an Power Man weiter. „Also gut. Ihr seht euch das oben an. Und wenn alles okay ist, kommt ihr zurück und gebt Entwarnung. Wenn nicht, holt ihr uns!“, forderte White Tiger. „Abgemacht. Danke nochmal, dass...“, setzte Spider-Man an. „Lass stecken“, unterbrach Nova ihn schnell. „Wir wollen doch alle, dass du wieder ruhig schlafen kannst. Und aufhörst, uns mit deinen 'Gefühlen' zu belästigen.“ Schnell verklebte Spider-Man Novas Mund mit einem Spinnfaden, von dem Nova sich aber gleich wieder befreite. „Hey! Lass das bleiben, sonst kannst du den Flugdienst vergessen!“ „Dann spar du dir die dummen Sprüche!“, war Spider-Man selbst gleich ganz böse. „Bitte vertragt euch doch. Es ist keinem geholfen, wenn ihr euch nicht gegenseitig helft“, versuchte Iron Fist die beiden zu beschwichtigen. Nova und Spider-Man seufzten beide auf, dann erhob Nova sich ein Stück in die Luft. „Okay, auf geht’s! Patscher her, festhalten!“ Spider-Man streckte die Arme nach oben aus, Nova griff nach Spider-Mans Handgelenken, der umfasste Novas Handgelenke ebenfalls und dann startete Nova beinahe senkrecht nach oben. „Flieg nicht direkt drauf zu! Am besten erst mal höher und dann kommen wir von oben. Die meisten Laser sind an den Seiten und unten angebracht“, gab Spider-Man Anweisungen und Nova brachte sie noch höher, bevor er dann langsam auf den Helicarrier zusteuerte. „Nur noch eine Frage“, setzte Nova an, da waren sie wohl in Reichweite des Abwehrsystems angekommen, denn die ersten Schüsse in ihre Richtung wurden vom Helicarrier unter ihnen abgegeben. „Später! Jetzt... ausweichen!!“ Nova flog im Zickzack, um den Schüssen auszuweichen und Spider-Man zog die Beine eng an den Körper, damit ihn kein Schuss erwischte. Dann ließ er eine von Novas Händen los, damit er zumindest auf ein paar der Schussvorrichtungen Spinnfäden feuern konnte. „Spidey, so bringt das nichts!“, rief Nova ihm zu. „Ich komm da nicht durch! Und so kann ich dich nicht halten!“ Das merkte auch Spider-Man. Die stellten das Feuer einfach nicht ein. Das allein war schon mehr als seltsam. Aber wie sollte er dann auf den Helicarrier kommen? Vielleicht, wenn... „Nova! Lass mich los! Lass mich einfach auf das Deck fallen! Dann kann ich unter das Hauptdeck und mich da erst mal im Zwischenraum an der Wand halten. Da kommen die mit den Lasern nicht ran und sehen mich nicht sofort!“ Zum Glück kannte er sich recht gut auf dem Helicarrier aus. Das verschaffte ihm den Vorteil, dass er sich vor dem Abwehrsystem verstecken konnte, sobald er erst mal an Bord war. „Du bist verrückt! Dann bist du auf dich allein gestellt!“ „Ich weiß!“ Nova stieß ein frustriertes Geräusch aus. „Okay. Aber ich MUSS dich das noch fragen: Ist es das wert? Ist... der Typ das wert?!“ Eigentlich hätte Spider-Man wenigstens ein paar Sekunden zögern müssen, doch er gab die Antwort sofort und ohne nachzudenken: „Ja! Lass los, Sam!“ „Ich lenk sie ab. Mach, was du für richtig hältst. Und komm heil wieder, klar?! Ich brauch dich zum streiten!“ Damit ließ Nova Spider-Man fallen. Gleichzeitig schoss er selbst Energiekugeln auf die Laser- und anderen Schussvorrichtungen. Damit zog er sämtliche Feuerkraft voll auf sich. Spider-Man landete auf dem Hauptdeck, rollte sich ab und über den Rand, fing sich aber sofort an der Unterseite des Landedecks ab und kletterte bis hinter ein paar Streben und Rohre, die an der Wand entlangliefen. Dort verharrte er bewegungslos und lauschte, bis die Schüsse irgendwann verklangen. Nach ihm schien niemand zu suchen. Kein Alarm. Aber wenn immer noch so wenig Leute an Bord waren, wie beim letzten Mal, wunderte ihn das auch nicht. Die hatten Nova als Angreifer verfolgt und der hatte hoffentlich ohne Verletzungen abdrehen können. Na schön, jetzt lag es an ihm herauszufinden, was hier gespielt wurde. Nur... wie sollte er sich auf dem Helicarrier bewegen, ohne dass er sofort auffiel? Ohne, dass ihn das System entdeckte? Zu dumm, dass Unsichtbarkeit nicht zu seinen Spezialkräften gehörte. Unsichtbarkeit... Ja natürlich! Es gab da etwas, das ihn für die Überwachungssysteme nahezu unsichtbar machen würde! Dazu musste er es nur in die Entwicklungsabteilung schaffen. Und die lag keine hundert Meter weg von seiner Position. Langsam und vorsichtig kletterte er weiter an der Decke entlang bis zu einer Öffnung zu einem Lüftungsschacht, über den er direkt in die Entwicklungsabteilung gelangen konnte. Das Lüftungssystem des Carriers war, wie er fand, eigentlich relativ einfach zu durchschauen und verband viele der für ihn gerade wichtigen Punkte an Bord direkt miteinander. Tja, Pech für S.H.I.E.L.D., Glück für ihn. Sollte alles wieder normal sein, wollte er diese Sicherheitslücke mal ansprechen. Die Abdeckung zog er hinter sich wieder zu und befestigte sie von innen mit Spinnfäden, damit keinem auffiel, dass er dort hineingeschlüpft war. In der Entwicklungsabteilung war zu seiner Erleichterung niemand. Es wirkte fast so, als wären die ganzen Stationen verwaist. Na ja, wenn er das richtig im Kopf hatte, waren die Daten für Neuerungen und technischen Entwicklungen ebenfalls verloren. Also gab es vorerst keinen Grund, die Abteilung zu besetzen. Gott sei Dank. Nachdem er sicher war, dass sich wirklich niemand in den Räumen aufhielt, beschoss Spider-Man zuerst alle Kameras mit Spinnfäden. Bis jemandem auffiel, dass die Kameras nichts mehr anzeigten, hatte er sich schon geholt, wofür er gekommen war. Vor einer Vitrine blieb Spider-Man stehen. Da war er. Ein eigens für ihn angefertigter Anzug aus schwarzem Material. So designed, dass er nahezu unsichtbar für Überwachungssysteme war. Noch war die Tarnfunktion nicht perfektioniert, aber für seine Zwecke würde es reichen. Schnell brach er die Vitrine auf und wechselte den Anzug, platzierte stattdessen seinen Alten in der Vitrine und schloss sie wieder. Damit auch hier nicht auf den ersten Blick klar war, dass etwas fehlte oder anders war. Seine Spinnfadenschussvorrichtungen befestigte er am neuen Anzug. Die würde er definitiv brauchen. Und jetzt nichts wie ab in die Schatten, dann war er dank des Spezialmaterials nicht mehr zu sehen. Er verschmolz sozusagen mit seiner Umgebung, wenn er sich nicht bewegte. „Also gut, dann wollen mal sehen, wie viel wahrer Kern in deiner Märchenstunde steckt, Wade...“ Und damit machte er sich auf den Weg zum Gefangenentrakt. Immer an den oberen Wänden entlang, in den Schatten, hinter Rohren, Streben, Schächten. Tatsächlich bemerkte ihn niemand. Weder vorbeilaufende Agenten, noch die Kameras. Er huschte hinter einem Agenten in den Gefangenentrakt und suchte sich gleich wieder eine dunkle Ecke, um sich zu orientieren. Zu dumm, dass dieser Teil nicht durch Schächte erreichbar war, aber wenigstens hier schien das mit der Sicherheit zu funktionieren. Aber das Gute an dem neuen Anzug war, er hatte nirgends ein Sicherheitsschloss knacken oder kurzschließen müssen, sondern war immer mit offiziell autorisierten Personen durch die Türen gekommen. So war noch nicht aufgefallen, dass er sich auf dem Helicarrier herumschlich. Was ihn irritierte, war das reduzierte und ihm relativ unbekannte Personal an Bord. Keine wirklich wichtigen oder ihm besser bekannte Agenten. Selbst bei den Leuten, die er passiert hatte und die sich über das versuchte Eindringen von Nova unterhielten, fiel nicht ein Kommentar darüber, die Chefs zu informieren. Oder den Director. Kein Wort über Fury. Überhaupt schien das Wichtigste zu sein, dass niemand den Helicarrier betrat. Na gut, nach Fury würde er gleich noch suchen. Zuerst kam Wade. Zu Spider-Mans Überraschung war er nicht mehr in dem Raum, in dem er ihn das letzte Mal angetroffen hatte. Die Tür zum Zwischenraum stand offen, aber durch die Scheibe darin konnte Spider-Man sehen, dass die Zelle selbst leer war. Sein Spinnensinn warnte ihn plötzlich und er konnte sich gerade noch zur Decke hochziehen, da kamen zwei Männer um die Ecke. Beide hatten eine Art Plastikschürze an, wie sie für Spider-Man eigentlich nur Metzger oder Pathologen trugen. Was ihn aber am meisten erschreckte, war das viele Blut darauf. Was zum Teufel trieben die hier?! Und dann wurde ihm ganz anders, als er Gesprächsfetzen der beiden auffing. „Heißt es nicht, dass er beim Waffe X-Projekt seinen Verstand verloren hat?“, meinte der eine und streifte seine blutigen Gummihandschuhe ab. „Wenn wir hier mit ihm fertig sind, wird ihm das Waffe X-Projekt wie ein Wellnessurlaub im Fünf-Sterne-Resort vorkommen“, gab der andere zurück und beide lachten auf. „Hab gehört, die Spätschicht hat 'n paar nette neue Hilfsmittel dabei. Keine Chance, dass er das ohne zu reden durchsteht.“ Damit waren sie außer Hörweite. Spider-Man lief es eiskalt den Rücken herunter. Er musste Wade finden. Und zwar schnell! Er beeilte sich, dorthin zu gelangen, von wo die beiden gekommen waren. Am Ende des Gangs sah er gerade noch einen Mann in ebensolcher Schlachterkleidung in einem Raum verschwinden, er schoss einen Spinnfaden auf das Türschloss, damit die Tür nicht ganz zufallen konnte, dann kletterte er an der Decke entlang bis zu der Tür. Dort sah er sich nochmal um, schob die Tür einen Spalt auf und stellte fest, dass der Zwischenraum dahinter leer war. Darum ließ er sich leise auf den Boden fallen und schob sich durch den Spalt. Im selben Moment erstarrte er, als sein Blick auf die einseitig durchsichtige Scheibe zu der angrenzenden Zelle fiel und damit auf das Horrorszenario, das sich dahinter abspielte. Wade war auf eine Bahre, die einem OP-Tisch ähnelte, geschnallt, so dass er sich absolut nicht bewegen konnte. So wie es aussah, hatte man ihn an mehreren Stellen einfach bei vollem Bewusstsein 'aufgeschnitten', man sah das rohe Fleisch, alles war voller Blut und in dem Raum waren gerade zwei weitere Männer voll damit zugange, mit den unterschiedlichsten Instrumenten an ihm herum zu operieren. Und was da alles an Werkzeugen und Folterutensilien herumstand und lag... Spider-Man schlug schockiert eine Hand vor den Mund, damit ihm kein entsetzter Laut oder Würgen auskam und wich einen Schritt zurück. Das war ja grauenhaft! Ihm wurde ganz schlecht und trotzdem konnte er nur weiter mit großen Augen auf das furchtbare Bild vor sich starren. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Nein. Das da... das war niemals etwas, das S.H.I.E.L.D. tun würde! Niemals! Wenn er das gewusst hätte... Großer Gott, er musste Wade da rausholen! JETZT! Aber wie? Aus dem Raum bekam er ihn vielleicht schnell, aber er musste das äußere Sicherheitssystem wenigstens für ein paar Minuten kurzschließen, damit er ihn dann auch vom Carrier schaffen konnte. Das hieß, er musste in die Zentrale. Und da würden sie ihn – so wie es gerade aussah – sicher nicht ohne weiteres reinlassen. Egal, das würde er dann schon hinbekommen. Erst mal Wade! Der stand an erster Stelle! Ganz kurz sah er sich in dem Zwischenraum um, bis er ausgemacht hatte, wo die Stromversorgung für den Folterraum verlief. Kein Problem für ihn, die zu kappen. Das würde zumindest die Typen aus dem Raum locken. Spider-Man war mit einem Satz oben an der Decke, er holte aus und durchschlug das Wandstück, hinter dem das Kabel verlaufen musste, das vom Kartenlesegerät des Türöffners nach oben führte, packte das Kabel und riss es heraus. Das führte, wie gewollt, zu einem Kurzschluss, so dass im Raum selbst und im Zwischenraum das Licht und der Strom ausfielen. Gleichzeitig ging die Tür auf, weil das elektronische Schloss nun nicht mehr funktionierte. Spider-Man blieb ganz angespannt oben an der Wand. Er hörte, wie die Männer sich verwirrt unterhielten, dann verließen sie den Raum und sahen sich flüchtig um, ob der Fehler so zu entdecken war. Zum Glück war es zu dunkel, als dass sie Spider-Man hätten sehen können. Auch das Loch in der Wand blieb ihnen so verborgen und beide verließen genervt den Raum, um nach der Ursache zu suchen oder einen Techniker aufzutreiben. Perfekt! Blitzschnell verschwand Spider-Man in der Zelle, in der sie Wade festhielten. Kurz musste er schwer schlucken. Der Geruch nach Blut und verbranntem Fleisch war überwältigend. Beinahe hätte er sich übergeben, aber er riss sich so gut er konnte zusammen. Zuerst riss er die Fesseln und dabei sogar die aus Metall durch, dann packte er Wade an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Wade! Komm schon! Spar dir deine Nahtoderfahrungen für später!“ Hektisch sah er immer wieder zur Tür. Die konnten jederzeit zurückkommen. Schon hörte er Stimmen, die näherkamen. Verdammt! Er musste den Fluchtweg freiräumen! Wade würde sicher gleich zu sich kommen, dann konnte er ihn einsammeln und mit ihm verschwinden. Spider-Man ließ Wade alleine, versteckte sich hinter der Eingangstür und wartete ab, bis der Erste den Raum betrat. Den schlug er sofort mit einem gezielten Hieb in den Nacken K.O. Gleich darauf packte er den Türrahmen an der rechten Seite, um sich seitlich nach draußen zu schwingen, wobei er den zweiten nachfolgenden Mann mit einem harten Tritt ebenfalls ausschaltete. Da war aber noch ein Dritter! Der machte auf dem Absatz kehrt und schaffte es noch zu einem Alarmknopf, ehe Spider-Man ihn mit einem Spinnfaden zurück riss und auch noch niederschlug. Oh nein! Jetzt würden sie gleich alle hier aufschlagen. Er warf einen Blick zurück zu dem Raum, in dem Wade lag. Rührte er sich gerade schon? Keine Zeit zu warten! Er würde es jetzt wie Nova machen müssen. Die anderen ablenken, dann kam Wade raus. Dass der so schnell wie möglich abhauen würde, hoffte Spider-Man doch mal sehr. Also schön, für ihn hieß das, trotz Alarm in die Zentrale und das Sicherheitssystem deaktivieren! „Ich hoffe sehr, du weißt nachher zu schätzen, was ich hier tue...“ Spider-Man rannte los und absichtlich in die Richtung, aus der er die ersten Agenten erwartete, die auf den Alarm reagieren würden. Damit überraschte er auch gleich zwei von ihnen und konnte sie mit je einem gezielten Schlag ausschalten. Raus aufs Deck wollte er dann aber doch lieber nicht wegen des Lasersystems. Und solange ihn keiner ließ, kam er sicher auch nicht über den direkten Weg in die Kommandozentrale. Aber einen Schacht gab es, durch den er konnte. Auch der verband so ziemlich alles, was sich im Inneren des Carriers befand. Besonders den hatte er selbst schon dann oft benutzt, wenn er bestimmten Leuten nicht über den Weg laufen wollte, wenn er sich vorm Training drücken oder belauschen wollte, wo es gerade Angriffe durch gefährliche Gegner gab und die Aufträge an die anderen Helden gehen sollten. Dass auch dieser Schacht eigentlich eine Sicherheitslücke darstellte, kam ihm gerade recht. Trotzdem musste ihn wenigstens einer der Männer dabei sehen, wie er in der Wand verschwand, damit sie einzig und allein ihm folgten und ihn zu finden versuchten. Darum kletterte er zwar an der Wand hoch und hebelte eine der Deckenplatten auf, wartete aber ganz nervös und ungeduldig auf die nächsten Agenten. Sie mussten nur sehen, wie er rein kletterte. Dann war Wade garantiert erst mal vergessen. Und da kamen sie auch schon, Waffen im Anschlag. Er warf die Abdeckplatte nach den Männern, um deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und tauchte gleich darauf in die Dunkelheit des Schachts ab. Trotzdem hörte er einen noch rufen: „Halt! Im Namen von Hydra! Stehenbleiben!!“ Den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Spider-Man mitten in der Bewegung. Im Namen von... WAS?! Doch dann riss ihn sein Spinnensinn sofort zurück in die Realität und er hechtete vorwärts, bevor ihn die Schüsse trafen, die die Typen auf die Wand abgaben. Was zur Hölle war hier los? Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Aber nachdenken konnte er gerade nicht. Keine Zeit! Sie hatten ihn gesehen. Vielleicht noch nicht identifiziert, aber sie wussten, dass jemand da war, den sie nicht an Bord haben wollten. In größter Eile suchte er sich seinen Weg durch die Gänge in der Wand. Zwischendurch ganz kurz orientieren, doch dann wusste er, wo er war und hin musste. Noch eine Abzweigung, dann kam das Lüftungsgitter. Dahinter oder besser gesagt tief darunter lag die Zentrale. Und wieso saßen da bloß so viele Leute an den Rechnern? So ein Mist, als wären die Computer gerade das Wichtigste. Er hörte aber hitzige Diskussionen über den 'Eindringling' und dann verließen doch ein paar den Raum. Die, die blieben, ließen einen, der wie der Anführer der Truppe wirkte, nacheinander wissen, dass sie die Codes noch immer nicht hatten wiederherstellen können. Dass das Waffensystem nicht zugänglich war, sondern weiterhin nur der Standard-Verteidigungsmodus des Carriers. Wozu brauchten die das Waffensystem? Wollten die das nächste Mal gezielt Raketen auf jemanden wie Nova feuern, wenn er sich näherte? Wie auch immer, gleich würde hier gar kein System mehr laufen, dafür würde er sorgen! Spider-Man trat das Lüftungsgitter heraus und schlug damit schon einen Mann K.O. Gleichzeitig sprang er nach unten und bevor noch einer der Leute reagieren konnte, fixierte er sie alle blitzschnell mit Spinnfäden auf ihren Plätzen. „Brav sein und ruhig bleiben! Ich tu keinem was, der mir nichts tut!Ich will nur von hier runter und das wenn möglich an einem Stück.“ Er schob eine Frau samt Stuhl weg von einem der Hauptrechner und fing selbst an, schnell etwas einzutippen. Abwehrsystem pausieren, ausschalten, Hauptsache lahmlegen und wenn nur für ein paar Minuten. „Aufhören! Finger weg vom System! Egal, wer du bist, du kannst Hydra nicht mehr stoppen und du kannst von hier nicht fliehen!“ Da war es schon wieder! Drehte er jetzt durch oder hörte er nur schlecht? „Hydra? Falsche Basis würde ich mal sagen! Aber das klären wir noch und dann kenne ich da ein paar Leute, die mächtig sauer werden, wenn die spitz kriegen, dass ihr hier Industriespionage betreiben wollt! Oder ist das 'n neues Agentenaustauschprogramm, das ich nicht kenne? Macht S.H.I.E.L.D. dafür 'n Praktikum bei Hydra oder was?“ Schnell noch ein paar Eingaben... Das war's! Das überbrückte das Sicherheitssystem für ein paar Minuten. Bis das Programm den Fehler selbst behob, konnte er verschwinden. Hoffentlich mit Wade zusammen. „Du hast keine Ahnung! Und es geht dich auch nichts an! Egal, wer du bist! Bist du nicht für Hydra, bist du ein Feind!“, schrie ihn der Hauptredner dieser Gruppe an. „Schade, dann wollt ihr wohl nicht in mein 'Alle meine Freunde' Buch schreiben. Zu dumm. Kaum 'n neues Outfit, hab ich auf einen Schlag mehr neue Feinde als Freunde. Was für'n Pech.“ Spider-Man wandte sich zum Gehen, dann lehnte er sich aber spontan doch nochmal über den Typ und packte sein Kinn. „Ah ja und nur damit du's weißt: Ich bin der 'böse' Spider-Man. Mit dem schwarzen Anzug für dann, wenn ich echt miese Laune habe. Also reiz mich bloß nicht. Ich versprech dir so oder so, dass ich nochmal wiederkomme. Und dann werd ich mit dir und dem Verein hier oben und besonders mit Fury noch ein echt ernstes Wort reden müssen! Aber gerade hab ich noch 'nen anderen Termin. Ich muss mich um euren unfreiwilligen Gast kümmern. Der gibt euch übrigens für euren Service hier garantiert 'ne miserable Bewertung im Netz.“ Kurz sah der Mann ihn richtig böse an. „Nein! Du kannst und wirst ihn nicht befreien! Nicht, bevor wir nicht die Daten zurück haben!“ Spider-Man stieß den Typ samt Stuhl um. „Ich hätte gleich wissen müssen, wer dahinter steckt, als er mir gesagt hat, hier werden Foltermethoden angewendet!“ Kurz zeigte er auf den Typ. „DICH merke ich mir! Üb' schon mal 'ne gute Entschuldigungsrede, vielleicht häng ich dich dann 'nur' kopfüber auf!“ So und jetzt nichts wie weg! Ohne Rücksicht auf Tarnung oder Gegner! Spider-Man schwang sich einfach durch die Gänge, durchtrat Türen, die im Weg waren und stieß Leute um, die ihm entgegentraten oder versuchten, ihn anzugreifen. Und dann war er draußen. Sah auch dort Agenten, wich Schüssen aus und wollte gerade zum Gefangenentrakt. Da sah er jemanden am anderen Ende des Decks auf dessen Rand zulaufen, dem ebenfalls die Agenten im Nacken saßen und auf ihn schossen. War das... „WADE!“ Spider-Man machte auf der Stelle kehrt, sprang noch ein paar Gegnern und Kugeln aus dem Weg, dann war er fast bei Wade. Der trug eine S.H.I.E.L.D. - Uniform, die er anscheinend gefunden hatte und hatte einen Art Rucksack auf den Rücken geschnallt. „Wade! Bleib stehen!“ Wade sah nur kurz über die Schulter zu ihm, wirkte etwas irritiert, hielt aber nicht an. Stattdessen zog er selbst eine Waffe und gab Schüsse auf Spider-Man ab. Die hatte er wohl auch mitgehen lassen und nur dank des Spinnensinns wurde Spider-Man nicht getroffen, sondern konnte gerade noch ausweichen. Erst am Rand des Helicarriers blieb Wade stehen und drehte sich zu ihm um. „Ich lasse mich von dir nicht wieder einsperren! Komm mir ja nicht nach, das überlebst du nicht!“ Und damit ließ er sich einfach rückwärts vom Dach fallen. Kapitel 23: 13 - Jetzt schlägt's Dreizehn (01) ---------------------------------------------- „WADE! Nein! Warte!“ Ohne große nachzudenken, sprang Spider-Man hinter ihm her. Dann sah er auch, was es mit dem Rucksack auf sich hatte. Ein Jetpack! Und das zündete jetzt, so dass Wade gezielt vom Helicarrier flüchten konnte.. Aber er durfte ihn nicht verschwinden lassen! Er musste doch mit ihm reden! Ihm klar machen, dass er ihm glaubte, dass er auf seiner Seite war! Spider-Man konnte einen Spinnfaden auf ein Hochhaus feuern, dann schwang er sich hinter Wade her. Nicht aus den Augen verlieren! Ihn nicht entkommen lassen! Und dann war das Schussfeld frei und Wade in Reichweite. Der nächste Spinnfaden traf das Jetpack und Spider-Man riss Wade zurück, hatte aber selbst so viel Schwung, dass er mit ihm zusammenprallte und beide stürzten. Im letzten Moment konnte Spider-Man Wade packen, einen weiteren Spinnfaden abschießen und beide landeten zwar unsanft, aber unbeschadet auf dem Boden. Doch Wade schleuderte Spider-Man sofort das Jetpack entgegen, dann schickte er ihn mit einem harten Tritt gegen eine Hauswand. Noch bevor Spider-Man sich fangen konnte, war Wade gleich wieder bei ihm und der nächste Schlag beförderte ihn auf den Boden. „Wade! Hör auf!“ Spider-Man versuchte, Wade mit Spinnfäden zu fesseln, aber Wade wich gerade noch aus. Dafür zog er nun wieder die Waffe und schoss auf Spider-Man, der sich schnell zur Seite rollte und dann mit zwei Sätzen an der Hauswand war. „Aufhören!!“ Wade legte erneut auf ihn an. „Ich hab dir gesagt, ich töte dich, wenn ich dich das nächste Mal treffe“, war alles, was er sagte, bevor er wieder auf Spider-Man schoss. Spider-Man stieß sich von der Wand ab und wollte hinter Wade landen, um ihn dann zu entwaffnen. Aber Wade schien das zu durchschauen, denn er war schneller, drehte sich um und rammte Spider-Man dabei so hart den Ellbogen gegen die Brust, dass es dem die Luft aus den Lungen trieb und er erneut zu Boden ging. Kurz tanzten Sterne vor Spider-Mans Augen, dann war Wade über ihm und zielte direkt auf seinen Kopf. „Du bringst mich nicht mehr dorthin zurück.“ Er lud durch. Spider-Man schluckte schwer und sah ihn nur an. Wade würde ernst machen, das war ihm irgendwie klar. Darum sagte er nur: „Nie wieder... Das schwöre ich dir...“ Das ließ Wade zögern und die Stirn runzeln. Aber noch senkte er die Waffe nicht. „Was ist? Worauf wartest du? Na los, bring es hinter dich“, forderte Spider-Man. Keine Ahnung warum er das sagte, aber das schien Wade erst recht zu verwirren. „Warum... wehrst du dich nicht?“ Spider-Man drehte den Kopf zur Seite. „Du hattest recht. S.H.I.E.L.D... nein... Das ist nicht S.H.I.E.L.D. Was die da getan haben, ist absolut grauenhaft. Es... tut mir so leid... dass ich dich einfach denen ausgeliefert und dich dort gelassen habe. Ich... ich konnte doch nicht ahnen, dass... Dann wäre ich doch schon viel früher...“ „DU hast mich raus geholt!“, unterbrach Wade ihn fast überrascht, als ihm das klar zu werden schien und senkte nun endlich die Waffe, als Spider-Man leicht nickte. „Du weißt ja gar nicht, wie viele Steine mir gerade vom Herzen fallen! Dann bist du keiner von denen! Dann bist du immer noch der Gute! Wow, wäre ich religiös, würde ich jetzt drei Kreuze machen und 'ne Kerze anzünden gehen! Na los, komm hoch, du Held!“ Wade hielt ihm die Hand hin und Spider-Man ließ sich hochziehen. Dann rieb Spider-Man sich über die Brust, wo ihn Wades Ellbogen erwischt hatte. Der nahm ihn nun genauer in Augenschein. „Okay... obwohl du anscheinend ja doch auf der richtigen Seite stehst... Verrat mir trotzdem, was es mit dem Venom-Gedenkanzug auf sich hat. Oder... IST das Venom?!“ Unsicher machte Wade einen Schritt weg von Spider-Man, doch der schüttelte nur schnell den Kopf. „Nein! Kein Venom. Nur Spezialstoff. Das ist ein Prototyp mit Tarnfunktion. Nur so konnte ich überhaupt bis zu dir und dir... die Tür aufmachen.“ Wade steckte die Waffe weg, stemmte eine Hand in die Hüfte und musterte ihn nochmal von oben bis unten, so dass es Spider-Man ganz anders zumute wurde. „Hnhn... so, so... Ganz ehrlich?“ Spider-Man lehnte sich erschrocken zurück, als Wade ihm plötzlich ganz nah kam und auf ihn zeigte. „DAS ist absolut heiß! Auf dieses Teil steh ich jetzt schon! Gruselig, aber ich liebe es! Damit siehst du richtig gefährlich aus und das... mag ich!“ „Wade! Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Du musst mir sagen, was du weißt! Was ist da los? Was geht da oben ab?! Hilf mir, das zu verstehen! Alles, was mir klar ist, ist, dass mit der Besatzung auf dem Helicarrier was nicht stimmt!“, wollte Spider-Man endlich Klarheit haben. „Okay, okay, tief durchatmen, Tiger. Ich werd dir alles erklären. Aber nicht hier auf der Straße. Ich hab noch eine Wohnung, von der keiner weiß. Bring uns da hin und dann... wirst du alles verstehen, versprochen.“ Spider-Man sah Wade einen langen Moment an, forschte in seinem Gesicht, ob er Anzeichen dafür fand, dass Wade ihn wieder belog oder austricksen wollte. Aber... er glaubte ihm. Und er fühlte sich noch immer schrecklich, weil er ihn diesen Leuten ausgeliefert hatte und zugelassen hatte, dass sie... Ihm wurde kurz wieder schlecht bei dem Gedanken an die Bilder und an den Geruch. „Bist du... okay?“, fragte er Wade mehr automatisch. Wade sah kurz an sich herunter. „Bis auf das grässliche Outfit? Ja, ich glaube, es ist alles wieder zu. Und dran. Die haben wirklich gedacht, die kriegen Informationen aus mir raus, wenn sie an mir rumschneiden, mir was amputieren, oder verätzen, oder...“ Er unterbrach sich, als Spider-Man sich abwandte und doch kurz die Hand auf den Mund pressen musste. „Oh, sorry, du bist kein Gore-Fan, stimmt's? Na komm, alles wieder gut. Du hast mich gerettet, also geht’s mir supergut! Die Verletzungen sind ja alle fast schon wieder ganz verheilt. Also mach dir keine... Halt! Warte! Doch! Das ist total süß, wenn du dir ehrlich Sorgen um mich machst!“ Spider-Man spürte, wie Wade ihm sanft die Hand auf die Schulter legte. „Ist schon okay.“ „Wade... Es... es tut mir so unendlich leid. Aber... aber nach all dem... Ich weiß doch noch immer nicht, was los war... ist. Und ich konnte nicht...“ Wade drückte seine Schulter. „Parker. Es ist gut. Ich bin froh, dass du doch der bist, für den ich dich immer gehalten habe. Dass du auf deinen Anstand hörst. Und dass deine inneren Stimmen alle auf der richtigen Seite zu stehen scheinen. Dass ich mich nicht in dir getäuscht habe. Das wäre das Einzige, das ich nicht hätte ertragen können...“ Er schob die Hand zu Spider-Mans Nacken und zog ihn kurz gegen sich und in eine Umarmung. „Du hast keinen Grund, dich zu entschuldigen, okay? Oder dich schlecht zu fühlen. Du hast genau das getan, was du tun musstest. Und du hast dich im richtigen Moment für das Richtige entschieden. Jetzt sei so gut und bring uns zu meiner anderen Wohnung. Dann erkläre ich dir alles. Und dann wirst du es verstehen.“ Spider-Man stand nur etwas steif da und ließ Wade machen, aber dann gab er sogar ein wenig nach und lehnte sich selbst leicht gegen Wade. Denn er war einfach nur froh, dass alles, was geschehen war, wohl einen Grund hatte. Dass Wade nicht der Böse war. Zumindest wollte er das jetzt glauben. Und nichts anderes. Er schob Wade ein Stück von sich weg, als er merkte, wie der über seinen Rücken strich, weil ihm das dann doch wieder unangenehm war, auch wenn er sich komisch glücklich und erleichtert fühlte. „Halt dich an mir fest und sag mir, wohin“, forderte er Wade auf und ließ ihn die Arme um seinen Nacken legen. „Erst mal geradeaus, die Straße lang. An der großen Kreuzung dann rechts.“ Spider-Man schoss einen Spinnfaden nach oben und zog sie beide hoch, dann spürte er, wie Wade die Wange gegen seine drückte. „Weißt du, was noch toll ist an dem neuen Kostüm? Jetzt siehst du älter aus. Da hab ich gleich nicht mehr so viel Skrupel, dich anzumachen...“ Spider-Man zuckte zusammen. „Wade! Nicht lustig! Und nicht der richtige Moment!“ Wade hielt sich mehr an ihm fest. „Du hast recht. Ich zieh mich erst mal um. In den Sachen find ich mich auch nicht hübsch. Wir reden da nochmal drüber, wenn ich wieder cool aussehe.“ Darauf sagte Spider-Man lieber nichts mehr. Er seufzte nur laut auf. Trotzdem tat das gut. Es fühlte sich so 'normal' an. Wade lotste ihn weiter durch die halbe Stadt, bis sie bei ein paar heruntergekommenen Mehrfamilienwohnblocks ankamen. „Warum schickst du mich dreimal im Kreis?!“, beschwerte Spider-Man sich, schüttelte seine Arme und Hände aus und streckte sich. „So locker geht das durch die Stadt schwingen mit Extraballast auch wieder nicht.“ Wade sah sich um. „Ich wollte nur nicht, dass man uns folgen kann. Aber ich denke, wir sind sicher. Oder vibriert da drin was?“ Kurz tippte er Spider-Man an die Schläfe, woraufhin der gleich Wades Hand wegdrückte. „Finger weg! Nein, alles ruhig. Los, geh vor. Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird! Vor allem muss ich dann den anderen Bescheid sagen, damit die wissen, dass es mir gut geht.“ Sofort sah Wade ihn alarmiert an. „Welche anderen?!“ Schnell hob Spider-Man die Hände. „Keine Sorge! Die sind auf meiner Seite! Du weißt schon, Nova, Power Man, White Tiger, Iron Fist.“ Er zuckte zusammen, als Wade seine Schultern packte. „Wo sind sie? Was haben sie mitbekommen? Wissen die, wo du bist? Können die dich hier finden?!“ Ganz verwirrt schüttelte Spider-Man den Kopf. „N-nein. Beruhig dich. Nova hat mich überhaupt erst zum Helicarrier hochgebracht, die anderen wollten nur helfen. Ich hab ihnen gesagt, dass ich alles... komisch finde, was gerade in den letzten Tagen mit S.H.I.E.L.D. los war. Und sie haben mir geglaubt und mich sofort unterstützt. Also mach dir keine Gedanken. Sie sind voll auf meiner Seite.“ Wade schien ja richtig aufgebracht und besorgt darum zu sein, dass ja niemand mitbekam, wo sie nun waren. Aber auch kein Wunder, dass er keinen Kontakt mit egal wem wollte, der mit S.H.I.E.L.D. zu tun hatte, nach dem, was ihm da angetan worden war. Noch einen Augenblick lang sah Wade ihn nur eindringlich an, dann ließ er ihn los. „Dich kann keiner orten?“ Schnell schüttelte Spider-Man wieder den Kopf. „Nein. Ganz sicher nicht! Ich hab sogar den Anzug ja gerade erst aus der Entwicklungsabteilung gestohlen! Also können da keine Sender dran sein, weil niemand damit rechnen konnte, dass ich mir den hole!“, beeilte er sich zu sagen. Das ließ Wade sogar leicht grinsen. „Du hast... was? Ich hab doch 'nen schlechten Einfluss auf dich, wenn du meinetwegen klaust. Böser Spider-Man! Okay, komm mit.“ Spider-Man folgte ihm in das Haus und durch das runtergekommene dreckige Treppenhaus bis in den sechsten Stock. Alles voller Graffiti, vermüllt, man hörte hinter ein paar Türen Streit oder laute Musik, es roch nach verschiedensten Essen... Schlimm, das es solche Viertel gab. Wade blieb vor einer Tür stehen, bückte sich und zog hinter einer locker sitzenden Holzleiste an der Wand einen Schlüssel hervor. Dann schloss er – auffallend langsam, wie Spider-Man fand – die Tür auf und sagte beim Reingehen ebenfalls in einem komisch lautem Tonfall: „Tut das gut, daheim und in Sicherheit zu sein! Komm rein, Spidey-Kumpel! Und nochmal danke fürs da rausholen! Du bist der beste Held von allen!“ Irritiert folgte Spider-Man ihm nach drinnen und schloss die Tür hinter sich. „Äh... gern... geschehen?“ „Setz dich, setz dich!“ Wade deutete auf einen einzelnen Stuhl an einem kleinen Holztisch, während er selbst zum Fenster ging und vorsichtig hinter der Gardine nach draußen spähte. Spider-Man sah sich in der kleinen Wohnung um. Zwar nicht so zugemüllt, wie die andere, aber genauso spartanisch möbliert. Zwei Schränke, ein alter Herd, ein rostiger Kühlschrank, Tisch, Stuhl und eine alte, rissige Couch. Und eine Tür zu einem weiteren Raum, vermutlich das Bad. Langsam setzte Spider-Man sich an den Tisch und zog die Maske vom Kopf. „Also gut, Wade. Rede! Erklär es mir! Jetzt!“ Wade ging zu einem der Schränke und suchte ein komplettes Deadpool-Outfit heraus. „Erstmal will ich, dass du weißt, wie leid es mir tut, dass ich dich da mit reinziehen musste, Parker. Aber es ging nicht anders. Weil ich niemandem so vertrauen konnte, wie dir. Und auch bei niemandem so sicher sein konnte, dass er genau das tut, was ich erwarte, dass er es tut. Ich hab tatsächlich den Auftrag bekommen, die S.H.I.E.L.D. Daten zu stehlen. Aber ohne dich, wäre ich nie auf den Helicarrier gekommen. Wir brauchten die Daten und den Komplettabsturz des Systems. Du hast ja selbst gesehen, dass mit S.H.I.E.L.D. was nicht stimmt“, begann Wade seine Erklärung, während er begann, sich umzuziehen. „Hydra“, murmelte Peter und Wade hielt kurz inne. „Oh, du hast es also schon raus? Ja, Hydra. Dummerweise konnte ich nicht sagen, wer schon dazugehört. Darum war jeder ein potenzieller Feind.“ Wade sah ihm direkt in die Augen. „Sogar du. Vor allem, weil du immer so überloyal gegenüber S.H.I.E.L.D. bist.“ Darum hatte er ihn das alles gefragt! Darum hatte Wade das immer wieder so genau wissen wollen! „Ich wollte dich sicherheitshalber raus halten aus der Aktion. Weil ich nicht wirklich geglaubt habe, dass du zur falschen Seite gehörst. Darum solltest du warten und nicht mitkommen. Natürlich auch, damit du mich wirklich nicht noch aufhältst. Aber auch, damit du nicht angegriffen wirst. Ich musste die Computer lahmlegen, damit all die heiklen Daten nicht in Hydras Hände fallen. Und ich konnte keinen einweihen. Ich wusste ja nie, wer alles vielleicht mithört. Und hätte ich falsch gelegen... Hättest du... dazugehört... Dann wäre der Plan auch aufgeflogen, Hydra wäre gewarnt worden. Ich hab dir ja schon gesagt, dass ich dich für den Quinjet gebraucht habe, damit ich ohne Probleme auf den Helicarrier komme.“ Peter senkte den Blick. Nicht nur, weil er Wade nicht beim Umziehen zusehen wollte. „Gewinne sein Vertrauen“, gab er leise wieder, was er auf dem Zettel in Wades Wohnung gelesen hatte. „Du hast... das gesehen? Hör mal, Parker, das... Eigentlich stand das nicht deswegen da drauf. Das wollte ich eigentlich unabhängig von dem Auftrag. Ich wollte schon immer, dass du mir traust. Aber nicht, um das auszunutzen. Sondern... weil ich wollte, dass du mich einfach... magst. Ah, oh je, das klingt schrecklich kitschig! Darüber reden wir ein anderes Mal. Jedenfalls hab ich mir die Daten geholt, die Server zur Komplettsperrung gebracht und mich nach dem kleinen unguten Zwischenfall mit dir aus dem Staub gemacht. Zu dumm, dass du leider 'n bisschen zu klug für mich bist und ich unterschätzt habe, zu was ein enttäuschter und wütender Teenager fähig sein kann. Hast mich ganz schön reingeritten, Kleiner. Aber das hab ich verdient. Nur... so, wie du drauf warst, konnte ich dir erst recht nichts sagen. Ich war so unsicher, zu wem du hältst.“ „Was hätte ich denn tun sollen?!“, fuhr Peter ihn an und fuhr sich durchs Haar. „Du... du hast da Leute erschossen, Fury angeschossen, mir die Schuld angehängt. Fury hat mich rausgeworfen. Was hast du denn erwartet?!“ „Also, was das angeht, musst du auch noch was wissen...“, setzte Wade an, ihn unterbrach aber eine Stimme von hinter Peter. „Vielleicht kann ich das erklären.“ Peter zuckte heftig zusammen, sprang auf und fuhr herum. Dann sah er mit großen Augen auf den Mann, der aus dem Nebenraum leise hinter ihn getreten war. „Director Fury?!?!“ „DamdamDAAAM!“, machte Wade und zog die Reißverschlüsse an seinem Anzug zu. „A-aber... was... wieso...“ Total perplex und verwirrt sah Peter zwischen Wade und Fury hin und her. Fury ging um den Tisch herum und blieb mit auf dem Rücken verschränkten Händen vor Peter stehen. „Wilson hat einzig und allein auf meine Befehle hin agiert. Ich habe ihn engagiert, weil er der Einzige ist, der sonst für niemanden außer für sich selbst arbeitet. Er sollte die Daten für mich sichern. Ich wusste, dass Hydra S.H.I.E.L.D. infiltriert hat, aber nicht, welche der Männer es sind, oder wer abgehört wird. Und darum konnte ich keinem etwas anvertrauen. Natürlich hätte man mich aus dem Weg geschafft, hätte jemand gemerkt, dass ich Bescheid weiß. Darum auch Wilson als Hilfe. Er hat schon versucht, bei Hydra direkt an Informationen zu kommen, um Schlimmeres zu verhindern. Da konnten glücklicherweise ja auch Sie dafür sorgen, dass er da wieder raus gekommen ist. Dummerweise brachte das aber nichts Neues“, ergänzte Fury Wades Erklärungen. Sollte das etwa heißen, Wade arbeitete schon für Fury, seit er ihm in dem Hydra-Keller-Labor geholfen hatte? „Also blieb mir nichts anderes übrig, als den extremsten Weg zu wählen und noch einen Schritt weiter zu gehen“, fuhr der Director fort. „Denn niemand würde auf die Idee kommen, dass ich gerade IHM die Zugangscodes gebe, damit ausgerechnet ER die Daten holen kann.“ „Hörst du? Nick ist mein zweitbester Freund“, kam es von Wade, während er seine Handschuhe anzog. Aber doch, Peter musste Fury recht geben. So sehr, wie der ihm immer eingebläut hatte, dass er nicht mit Deadpool arbeiten durfte... Dass die beiden gemeinsame Sache machten, hätte er auch nie gedacht. „Wilson hat niemanden getötet. Das war ich“, redete Fury weiter. „Sie haben etwas gemerkt, mich angegriffen und auf mich geschossen, als Deadpools Angriff auf den Helicarrier erfolgte. Ja, auch meine Verletzungen gehen nicht auf Wilsons Konto.“ Wade machte ein Peace-Zeichen. „Ich bin der Gute, toll nicht?“ „Dann sind Sie aufgetaucht, Parker. Ich hatte keine Wahl, ich musste Sie auf Wilson hetzen, damit keiner Verdacht schöpft. Und ich wollte Sie aus S.H.I.E.L.D. raus haben, damit Hydra Sie nicht in die Finger bekommt. Darum musste ich Sie vom Carrier schmeißen.“ Das war alles nur... zu seinem Schutz? Aber natürlich! Wenn man nicht wusste, wem man trauen konnte... „Und Hydra will die Daten natürlich um jeden Preis. Darum haben die mich nochmal gebeten, Deadpool zu finden“, sagte Peter dann. Fury warf Wade einen kurzen Blick zu. „Ich konnte die Kontaktaufnahme zu Ihnen leider nicht mehr verbieten, Parker. Ich musste mich – offiziell wegen der Verletzungen – zurückziehen. Und damit hatte ich keinen Zugriff mehr auf das, was auf dem Carrier passiert. Zum Glück war Wilson ein einziges Mal in seinem Leben verschwiegen. Denn die Daten beinhalten nicht nur geheime Identitäten und Militärgeheimnisse, sondern auch die Codes für das Waffensystem auf dem Helicarrier. Und das kann im schlimmsten Fall auf einen Schlag die ganze Stadt zerstören. Sie verstehen sicher, dass wir allein das auf jeden Fall verhindern müssen.“ Sofort nickte Peter. „Ja, natürlich! Sie hätten mir was sagen müssen! Das hätte ich doch nie zugelassen!“, regte er sich dann auf. Fury drehte sich um und ging zum Fenster. „Das hatte ich gehofft. Aber es ging nicht anders. Bevor die Daten nicht entfernt waren, konnten wir keinen einweihen.“ „Und du hast ja auch nur dadurch, dass du nochmal für mich zurückgekommen bist, bewiesen, dass du doch auf der richtigen Seite stehst“, gab Wade zu bedenken. „Und was... soll jetzt werden?“, wollte Peter wissen. „Ich meine... wir müssen da rauf! Sie unschädlich machen!“ „So ist es“, antwortete Fury. „Nur, es gibt da noch immer das Sicherheitssystem.“ Er drehte sich zu Peter um. „Das Sie ja erfolgreich umgangen haben. Beim Rein- UND Rausgehen. Netter neuer Anzug im Übrigen.“ „Ja, den... musste ich...“ „Leihen“, half Wade ihm. „Ich musste an den Überwachungskameras vorbei“, rechtfertigte Peter sich. „Und nach oben hat Nova mich gebracht. Die anderen drei helfen auch! Und warten auf mich! Nova wird ihnen sicher gesagt haben, dass wir angegriffen wurden! Er kann mich da sicher nochmal hochbringen und ich weiß, wie man das System für ein paar Minuten kurzschließt!“ Fury sah ihn ernst an. „Sind Sie sicher? Ich habe einen nicht registrierten Jet zur Verfügung. Damit kann ich die anderen mit nach oben bringen. Dann wären wir zu sechst.“ „Und das soll reichen?“ Beide sahen zu Wade, der lautstark ein Magazin in eine seiner Pistolen einrasten ließ. „Spielen wir nicht lieber Lucky Number Seven?“ Peter trat zu ihm. „Im Ernst? Du hast mit der Sache nichts mehr zu tun. Es betrifft dich nicht. Und ich könnte verstehen, wenn du nicht helfen willst, nach allem...“ Überrascht sah Wade ihn an. „Willst du mich gerade aus einem Kampf raus halten? Wirklich? Hör zu, Kleiner, es geht mir nicht ums Helfen. Und bevor du was sagst, nein, auch nicht ums Kämpfen. Oder um Rache an Hydra.“ Er sah Peter wieder fest in die Augen. „Ich mach das nur für dich. Und weil ich nicht hier sitzen bleiben kann, wenn ich weiß, dass du vielleicht 'nen Schutzschild brauchst.“ Ganz verlegen senkte Peter für einen Moment den Blick. Dann biss er sich erst auf die Unterlippe, ehe er wieder zu Wade aufsah. „Dann... sind wir... für das hier...“ Er streckte ihm die Hand entgegen. „Ein Team?“ Wade griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Aber dann konnte er sich ein kleines Grinsen doch nicht verkneifen. „Für dich bin ich, was IMMER du willst, Spidey!“ Sofort zog Peter seine Hand zurück und lief rot an. „Sind Sie dann fertig, meine Damen?“, kam es ungeduldig von Fury. Er holte sich ebenfalls Schusswaffen und verstaute sie in einem Holster unter seinem Mantel. „Dann los. Gehen wir den Helicarrier außer Gefecht setzen und S.H.I.E.L.D. zerschlagen!“ Kapitel 24: 13 - Jetzt schlägt's Dreizehn (02) ---------------------------------------------- „Nein, Leute, vergesst es! Niemand geht da rauf! Wir wissen ja noch nicht mal, was mit Peter ist!“, regte White Tiger sich auf. „Aber genau deswegen MÜSSEN wir da hoch!“, widersprach Power Man. „Die hätten mich eiskalt umgebracht!“, war Nova noch immer ganz aufgebracht. „Ich konnte gerade noch so verhindern, dass die mir 'n Loch in den Körper brennen! Oder mich abschießen! Und Parker, der Idiot, ist irgendwo da oben, damit er seinen gestörten Lover retten kann. Wir können ihn doch nicht einfach ganz allein dort lassen! Wahrscheinlich haben sie ihn schon gefangen genommen. Oder Schlimmeres! Kommt schon, sogar ICH glaube, dass da was faul ist! Alle großen Helden werden irgendwo hin auf Mission geschickt, S.H.I.E.L.D. verbietet uns, auf den Helicarrier zu gehen, keiner weiß, wo der Director steckt, sobald man sich dem Helicarrier nähert, schießen sie einen ab... Also BITTE! Wir stehen hier rum, warten, führen unnötige Diskussionen...“ „Nova hat vollkommen recht“, ließ Iron Fist sich vernehmen. „Es ist verlorene Zeit, sich über Wenn und Aber zu streiten. Wir haben gewartet, Spider-Man ist nicht zurückgekommen. Wir sind seine Freunde. Lasst ihn uns da rausholen.“ „Schön gesagt, nur... Wie willst du das anstellen? Ich kann maximal einen da rauf bringen“, zerschlug Nova die Pläne gleich wieder. „Und er die Restlichen von uns!“, mischte sich da jemand ein und alle drehten sich sofort in Richtung der Stimme um. Spider-Man ließ den Spinnfaden los, an dem er sich heran geschwungen hatte und landete geschickt auf dem Boden. Direkt hinter ihm setzte ein kleiner Jet auf, der so aussah, als wäre er noch das Vor-Vorjahrsmodell. Und durch die Frontscheibe sah man darin Nick Fury und Deadpool sitzen, der ihnen fröhlich zuwinkte. „Ja, was zum...“ Kurz mussten die anderen sich vor der kleinen Druckwelle abschirmen, die der Jet beim Landen erzeugte, dann liefen sie alle vier zu Spider-Man. „Spidey! Wir dachten schon, dich hat's erwischt!“ „Ich freu mich auch, dass du noch an einem Stück bist, Sam. Bist du doch... oder? Danke für den Einsatz vorhin, du hast echt was gut bei mir“, meinte Spider-Man, aber Nova winkte nur ab. „Geschenkt. Dafür bin ich 'n Held. Sag uns lieber, was hier abgeht!“ „Genau!“, wollte auch White Tiger wissen. „Wo kommt denn der Director jetzt her? Und was hast du da an?“ „Lange Geschichte“, setzte Spider-Man an, wurde aber von Fury unterbrochen, der mittlerweile aus dem Jet gestiegen war. „Für die wir keine Zeit haben. In der Kurzfassung: Der Helicarrier wurde von Hydra besetzt. Ihre Aufgabe ist es, mich nach da oben zu begleiten und sie auszuschalten.“ Ungläubig sahen die vier Fury an. „Wir sollen ein ganzes Luftschiff voller Hydraagenten bekämpfen?“, wiederholte Power Man. „Mit all den Waffen, die an Bord sind?“ „Darum haben mein Kumpel Nick und ich ja dafür gesorgt, dass die schweren Geschütze nicht funktionieren“, meldete sich nun auch Deadpool zu Wort und legte Fury eine Hand auf die Schulter. Doch ein Blick von dem genügte und er zog sie schnell wieder weg. Nova zeigte verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Wa-wartet... IHR arbeitet ZUSAMMEN?! In welchem Universum sind wir bitte gerade versehentlich gelandet??“ Deadpool seufzte theatralisch auf und trabte zurück zum Jet. „Bedauerlicherweise nicht im Zombie-Universum... Können wir das Geplauder vielleicht auf später verschieben? Es gibt da 'n Luftschiff, das ich gern zum Absturz bringen würde. Steht auf meiner Liste von Dingen, die ich in diesem Jahr noch schaffen wollte.“ „Moment, Moment!“, ging White Tiger dazwischen. „Mal langsam! Wie stellt ihr euch das denn vor? Wir sieben sollen den Helicarrier... zerstören?“ Von Fury, Deadpool und Spider-Man kam ein einstimmiges: „Ja!“ „Okay, fein, klar. Wie ihr meint.“ White Tiger hob die Schultern. „Und wie soll das laufen?“, wollte sie dann entnervt wissen. „Ich mein, okay, sicher, ich geh mal davon aus, dass die Story absolut verrückt ist, aber dass ich trotzdem dabei bin, weil ich Freunde nicht hängen lasse. Und meinen Boss erst recht nicht! Aber die schießen den Jet doch sofort ab, so wie sie es bei Nova versucht haben!“ „Aber nur, wenn das System nicht... Zwangspause macht“, sagte Spider-Man und sah zu Nova. „Nova...“ „Was?! Nochmal?! Das ist bitte nicht dein Ernst! Dann schick wenigstens den Psycho rauf, der kann nicht sterben!“ Damit zeigte Nova auf Deadpool. „Hey! Ich beleidige dich doch auch nicht einfach so! Du kennst mich ja nicht mal richtig!“, beschwerte der sich. „Du mich auch nicht! Mir reicht's, dass du mich angeschossen hast! Jemand, der auf Leute schießt, die er nicht kennt, ist für mich ein Psycho!“ In einer flüssigen Bewegung zog Deadpool seine Waffe, entsicherte sie und zielte auf Nova. „Kannst du das nochmal wiederholen? Bitte?“ „SCHLUSS!“, ging Fury dazwischen. „Nova! Spider-Man muss als erstes nach oben, um das System auszuschalten. Und sobald wir feststellen, dass der Beschuss aufhört, folgen wir alle. Es gibt genau ein Steuermodul im Inneren des Helicarriers, das ihn zur Landung zwingt und ALLE Systeme komplett abschaltet. Zu dem muss ich, weil nur ICH die Autorisierung zum Abschalten habe. Sie alle sorgen dafür, dass wir den Zugang dazu bekommen. Verstanden? Oder hat jemand damit ein Problem? Dann ist jetzt der Zeitpunkt, auszusteigen.“ Nur kurz herrschte Stille, dann trat Iron Fist vor. „Zählen Sie auf mich, Director. Ich tue, was ich kann, um Hydra aufzuhalten.“ „Ich bin auch dabei!“, sagte Power Man bestimmt. White Tiger verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab schon gesagt, ich mach's.“ Frustriert seufzte Nova auf. „Ohne mich läuft's ja nicht, oder? Aber haltet mir DEN da vom Hals!“ Damit zeigte er erneut auf Deadpool, der gerade seine Waffe wieder wegsteckte. Spider-Man trat inzwischen zu Iron Fist, Power Man und White Tiger und bat sie um die Armbänder mit den Sendern, die er dann einfach in den nächsten Müllcontainer warf. „Gib's zu, du magst mich nur nicht, weil du eifersüchtig bist, weil Spidey lieber mit mir streitet, als mit dir“, hörte Nova plötzlich Deadpool neben sich sagen und machte schnell einen Satz zur Seite. „Du hast sie ja nicht mehr alle! Igitt! Was da mit euch beiden läuft, WILL ich gar nicht wissen!“ Schnell ging er zu Spider-Man. „Bereit? Zum zweiten Mal? Bevor ich's mir doch noch anders überlege. Oder ich mich krank melden muss, weil dein Freund mich so anekelt.“ Spider-Man sah böse zu Deadpool. „Wade! Lass Nova zufrieden! Und ja, kann losgehen. So wie vorher. Aber lass uns von der anderen Seite kommen. Da bin ich näher an der Zentrale. Leute, wir sehen uns oben!“ „Bis auf dreihundert Meter können wir problemlos ran“, erklärte Fury, während die anderen in den Jet stiegen. „Sobald wir sehen, dass Nova kein Ziel mehr ist, gehen wir an Deck.“ „Ich soll da oben Zielscheibe spielen, bis unser Nerd das System ausschaltet? Na danke...“, maulte Nova, stieg in die Luft und griff wie schon zuvor nach Spider-Mans Händen. „Bring dich nicht absichtlich in Gefahr, okay? Ich beeil mich auch, Sam, versprochen.“ Die anderen waren schon im Jet, nur Deadpool sah noch beleidigt zu Nova und Spider-Man und verschränkte die Arme. „Jetzt werde ICH gerade eifersüchtig. Vergiss ja nicht, Spider-Man gehört mir!“ „WILSON!“ Das war Furys genervte Stimme und er stieg schnell ebenfalls in den Jet. „Sag ich doch. Psycho. Ich versteh echt nicht, was du an dem bloß findest.“ Nova brachte Spider-Man und sich weit nach oben und näherte sich diesmal von der anderen Seite dem Helicarrier. „Ich finde GAR NICHTS an ihm! Wenn du nicht gerade so wichtig wärst, würde ich dich jetzt schlagen, Sam!“ Spider-Man hörte Nova lachen, aber zum schämen war keine Zeit. Denn da kam der Helicarrier in Sicht und sie waren in der nächsten Sekunde in Reichweite des Sicherheitssystems. Sofort wich Nova dem Beschuss aus, suchte ein Lücke und rief dann nur noch: „Mach uns den Weg frei, Spidey!“, ehe er ihn auf das Deck fallen ließ. Spider-Man schaltete ein paar der Schießanlagen aus und sprang aus dem Weg, wenn die Laser losgingen. Aber er merkte auch, dass die mittlerweile einsetzende Dunkelheit sein Freund war. Das System konnte sich dank des Anzugs nicht auf ihn fokussieren. Hervorragend! Das Teil war Gold wert! Die ersten Agenten, die ihm entgegenkamen, fesselte er auf der Stelle mit Spinnfäden. Dann rutschte er unter dem nächsten Kugelhagel durch und riss eine Abdeckung hoch. In dem Schacht, der zum Vorschein kam, verschwand er und erreichte keine Minute später schon den Raum mit den Computern, die das Abwehrsystem steuerten. Da waren jetzt andere Leute als zuvor, aber das war egal. Hauptsache, er kam an die Steuerung! Sie sahen ihn gar nicht so schnell kommen und es hatte wohl auch keiner damit gerechnet, dass er gleich nochmal einbrechen würde. „Sorry, ich weiß, langsam wird’s langweilig. Aber ich müsste da nochmal gaaanz kurz an den Computer.“ Er schoss eine Ladung Spinnfäden auf die Anwesenden, zog sich gerade noch nach oben aus dem Weg, als die ersten Schüsse fielen, riss mit einem Spinnfaden einen Bürostuhl zu sich und schleuderte den auf die nicht schon gefesselten Agenten, um sie auszuschalten. Dann ließ er sich wieder auf den Boden fallen, griff sich einen der großen Schreibtische, schob ihn mit Schwung vor die Tür und stellte ihn auf, damit die Tür kurzfristig blockiert war. Beim Zurücklaufen zum Computerterminal verklebte er noch schnell die Münder der im Raum verteilten Agenten mit Spinnfäden, ehe er sich an das Terminal schwang und das Sicherheitssystem deaktivierte. „Alles klar, Partytime! Und ihr bleibt alle schön brav hier, ihr seid nämlich nicht eingeladen.“ Er kletterte wieder an die Decke und in den Schacht und dadurch zum Deck des Helicarriers zurück. Schon bevor er dort ankam, hörte er Schüsse und laute Kampfgeräusche. Klang so, als würde Hydra gerade alles mobil machen, was sie an Leuten auf dem Carrier hatten. Mit einem Satz sprang Spider-Man nach oben aus dem Schacht, dann stieß er sich zweimal vom Boden ab, um ein paar Kugeln zu entgehen. Gleich darauf sprang er hoch und entriss mit zwei Spinnfäden rechts und links zwei Agenten ihre Waffen und trat gleichzeitig nach beiden Seiten aus, um sie mit den Tritten K.O. zu schlagen. Knapp über ihm flog Nova vorbei und zerlegte mit seinen Energiestößen die Laserschussvorrichtungen, damit sie keine Gefahr mehr waren, wenn das System wieder hochfuhr. Ein Stück links von sich entdeckte Spider-Man White Tiger und Iron Fist, die Angriffen auswichen und selbst gut austeilten und ihre Gegner kampfunfähig machten. Power Man stand bei Fury und blockte Schüsse ab, während Fury an dem elektronischen Schaltbrett Eingaben vornahm, die die Plattform zur Kommandozentrale im Inneren des Carriers steuerte. Und wo war... „Runter!“ Spider-Man gehorchte automatisch und ließ sich fallen, auch, weil sein Spinnensinn ihm den gleichen Befehl gab. Schon fegten Schüsse direkt über seinen Kopf hinweg, dann flog ein Schwert haarscharf an ihm vorbei und hinter ihm ging der Agent zu Boden, der ihn angegriffen hatte. „Na, hast du mich schon vermisst?“ Deadpool zog Spider-Man im Vorbeilaufen auf die Beine und sammelte sein Schwert auf, mit dem er den Agenten nur bewusstlos geschlagen hatte. „Nicht so sehr, wie du dir das vielleicht wünschst. Los, zu Fury!“ Sie rannten zu Fury und Power Man, wobei Spider-Man Agenten mit Spinnfäden lahmlegte und entwaffnete. Und Deadpool... „Deadpool! Du sollst doch nicht...“, begann Spider-Man einen Protest, als er sah, wie Deadpool auf die Gegner schoss. „Phaser stehen auf Betäubung, Captain!“, unterbrach der ihn gleich und schoss den nächsten Agenten nieder, der sich daraufhin auf dem Boden wand. „Okay... oder auf Streifschuss. Keine Vorwürfe! Für dich bleib ich halbwegs anständig! Freu dich drüber!“ Sie stoppten auf der Plattform und konnten Fury so von drei Seiten abschirmen. „Wie sieht's aus, Nick? Funktioniert 'Sesam öffne dich' heute nicht?“ „Machen wir's auf Ihre Art, Wilson. Sie haben meine Erlaubnis!“, ließ Fury ihn wissen, als das Schaltfeld zum wiederholten Male rot aufleuchtete. Deadpool verschränkte die Finger und ließ sie knacken. „Ausgezeichnet! Kinder! Aus dem Weg! Ich brauche ein Loch im Boden, bitte!“ „Das übernehme ich.“ Power Man holte aus und schlug mit der Faust ein Loch in die Mitte der Plattform. Deadpool zog eine Granate vom Gürtel, riss den Stift heraus und steckte die Hand samt Granate in das Loch. „Ich hab 'ne Sonderaufgabe für einen Helden! Countdown von Zehn, dann holt mich aus der Sprengzone!“ Schon als Deadpool die Granate zog, hatte Power Man sich Fury geschnappt und war mit ihm ein paar Meter von der Plattform weggelaufen. Und auch Spider-Man hatte sich mit einem Sprung schon außer Reichweite der gleich folgenden Explosion gebracht. Hinter ihm warfen Einschläge von Novas Energiestößen weitere Gegner um. „Rausholen?!“, rief er Deadpool zu. Aber der schrie nur zurück: „Fünf! Vier! Drei!“ „Verdammt...“ Spider-Man schoss zwei feste Spinnfäden auf Deadpool und riss ihn in dem Moment von der Plattform weg, als er bei 'Eins' ankam. Die Granate, die Deadpool knapp unter der Oberfläche gehalten und im letzten Moment erst losgelassen hatte, detonierte und riss ein großes Loch in den Stahlboden. Die Druckwelle warf Deadpool noch schneller gegen Spider-Man, aber der fing ihn ab und warf sich mit ihm gleich noch zu Boden, denn schon schlugen die nächsten Schüsse direkt neben ihnen ein und pfiffen über ihre Köpfe hinweg. „Schön zu wissen, dass du mich fängst, sobald ich zu deinem Team gehöre. Übrigens... So hab ich dich am liebsten... unter mir“, klang Deadpool amüsiert. Aber Spider-Man schubste ihn sofort hoch und auf die Füße. „Wade! Keine Zeit für so was!“ Spider-Man war selbst mit einem Satz wieder auf den Beinen, feuerte in einer halben Drehung einen Spinnfaden auf einen der Agenten und warf ihn so gleich noch gegen zwei weitere, ehe er mit der Schulter gegen Deadpool stieß. „Dann später. Das war nämlich kein Nein, mein Freund“, sagte der nur kurz über die Schulter zu Spider-Man, dann packte er dessen Arm mit dem Spinnseil und schleuderte den Agenten einfach noch ein Stück weiter und gegen noch drei Angreifer, die es daraufhin allesamt umwarf. „Hört auf zu trödeln!“, rief Power Man ihnen zu. Er und Fury standen schon am Zugang zum Kontrollzentrum. „Geht ihr runter! Wir kümmern uns um die Typen hier oben!“ Das war White Tiger. Und auch Nova ließ wieder eine Salve Energieschübe auf das Deck niedergehen, während Iron Fist drei Gegner zugleich auf die Bretter schickte. Spider-Man nickte nur dankbar und folgte Deadpool, der schon auf das Loch im Boden zu rannte. „Bremsen Sie uns, Spider-Man!“, befahl Fury und sprang einfach in den Schacht, Power Man und Deadpool hinterher. „Was?! Hey! Dann wartet wenigstens auf mich!“ Spider-Man stieß sich vom Boden ab und ließ sich ebenfalls in den Schacht fallen, allerdings kopfüber. Er legte die Arme eng an den Körper, um noch schneller zu fallen, überholte Deadpool, Power Man und Fury, drehte sich im Fallen um und schoss ein Netz wenige Meter über dem Boden quer über den Schacht, so dass die anderen darauf landen konnten. Er selbst behielt den Spinnfaden fest in der Hand und bremste den eigenen Fall mit einem Ruck nur ein paar Zentimeter über dem Boden. Das Netz federte etwas, als die anderen darauf sicher landeten, Deadpool zerschnitt es sofort mit einem seiner Schwerter und sie sprangen zu Spider-Man nach unten. Der rieb sich kurz den Arm und die Schulter, „Ich hasse Kamikaze-Aktionen! Das nächste Mal gebt mir 'ne halbe Minute Vorlaufzeit!“ „Wir haben aber keine halbe Minute!“, ließ Fury ihn wissen, zog seine Waffen und lief einfach los. „Wo wollen Sie denn hin?! Dann sagen Sie wenigstens an, wo's langgeht!“, protestierte Spider-Man, schoss einen Spinnfaden zur Decke und schwang sich hinter ihm her, während Power Man und Deadpool hinterherliefen. Power Man riss dabei einen der Computerterminaltische aus der Verankerung und warf ihn über Fury hinweg auf die nächste Welle von Angreifern, um sie aus dem Weg zu räumen. Spider-Man kam von der Seite, kickte die nächsten einfach zur Seite und fixierte sie mit Spinnfäden an den Wänden. „Wilson! Weg freimachen!“, kam der nächste Befehl von Fury und er gab einen gezielten Schuss auf eine Wand ab, die von einem großen Bildschirm eingenommen wurde, um ihm zu zeigen, welchen Weg er meinte. „Wunsch Nummer zwei wird sofort erfüllt, Meister!“ Die Granate zerfetzte den Bildschirm und die dahinter liegende Geheimtür. Fury rannte hindurch, Deadpool und Spider-Man folgten. Nur Power Man packte sich eine große metallene Tischplatte und stemmte sie von innen gegen den Durchgang. „Geht das erledigen! Ich mache hier dicht!“, rief er ihnen nach. „Heldenfilmklischee“, hörte Spider-Man Deadpool sagen. „Jeder unwichtige Chara kriegt 'ne Aufgabe, bis nur noch die coolen und beliebten übrigbleiben, stimmt's? Oh, hey Nick! Sie sind gerade in den Kreis der wichtigsten Charaktere aufgestiegen! Gratuliere!“ „Sparen Sie sich das Gequatsche, Wilson, das interessiert NIEMANDEN!“ „Autsch...“, klang Deadpool beleidigt. Spider-Man schwang sich eng an Deadpool vorbei. „Ha! Da hast du's! Danke, Director!“ „SIE auch! Das gilt für Sie beide! Sie reden BEIDE zu viel!“ Fury war an einer Metallleiter angekommen, die nach unten führte, packte die Griffe und rutschte einfach ohne die Sprossen zu benutzen nach unten. Deadpool tat es ihm gleich und Spider-Man ließ sich auf gleicher Höhe mit ihm an einem Spinnseil nach unten. „Hätte ich meine Maske nicht auf, würdest du sehen, dass ich dir gerade die Zunge rausgestreckt habe“, meinte Deadpool, ließ sich das letzte Stück fallen und lief hinter Fury her bis zu einer großen Tür, die zu massiv aussah, als dass man sie hätte sprengen können. „Idiot“, kommentierte Spider-Man, dann versuchte er einzuschätzen, womit sie es zu tun hatten. Viel Elektronik, kein Schloss. Hier unten war er noch nie gewesen. „Director?“ „Dahinter liegt der Zentralrechner mit den Relais für den Carrier. Da drin brauche ich ihr technisches Wissen, ihre Fingerfertigkeit und vor allem ihre Kletterkünste, Parker. Die Codes müssen an verschiedenen Stellen platziert werden, um im Anschluss alles gleichzeitig und komplett auszuschalten. Ich öffne jetzt den Zugang und schalte den Rechner und die vier Zusatzterminals frei.“ Fury tippte in das Bedienfeld der Tür ein paar Zahlenfolgen und sagte laut und deutlich: „Director Nicholas Joseph Fury.“ Daraufhin öffnete sich ein weiteres Feld und er ließ seinen Fingerabdruck einlesen, sowie beide Augen scannen, sowohl das Gute, als auch das unter der Augenklappe. Dann öffnete sich die Tür. „Toll... und ich bin unnütz“, murrte Deadpool, folgte beiden aber nach drinnen. Mitten in dem riesigen Raum war eine große Maschine eingelassen, auf die von der Tür aus ein Metallsteg zuführte. Weit oben konnte man weitere vier Stege ausmachen, die alle zu jeweils einem weiteren, um einiges kleineren Bedienfeld führten, die wiederum kreisförmig um die Maschine in der Mitte angeordnet waren. Alle vier Stege endeten jeweils an einer Tür, diese Türen waren aber im Moment alle geschlossen. „Normalerweise braucht es fünf Leute. Mich und vier weitere, die oben nur von den verschiedenen Seiten zu je einem der Rechner gelangen können. Aber da wir diese Leute nicht haben...“ Fury wandte sich an Spider-Man. „Gehe Sie da hoch und geben ein, was ich Ihnen sage. Zuerst oben rechts.“ Spider-Man gehorchte, schwang sich nach oben, Fury startete am Hauptrechner die Eingabe und rief ihm dann einige Codes zu, die Spider-Man eintippte. Dann folgten die anderen drei Bedienfelder. Und dann... der Spinnensinn?! Mit einem großen Sprung brachte Spider-Man sich vor ein paar Schüssen in Sicherheit. Die feindlichen Agenten drangen nun durch die oberen Zugänge in den Raum ein! Einen der Eingänge konnte Spider-Man sofort mit einer Ladung Spinnfäden versiegeln, dann musste er nach unten, wo er und Fury von Deadpool Deckung bekamen, der in alle Richtungen Schüsse abgab, so dass die Agenten nicht weiter in den Raum vorrücken konnten, wollten sie nicht getroffen werden. Fury tippte inzwischen fieberhaft Befehle in den Hauptrechner. „Da hast du deinen Nutzen! Du musstest es ja verschreien!“, warf Spider-Man Deadpool vor. „Ich geh wieder hoch! Bringen Sie das hier zu Ende, Director!“, sagte er dann ernst, schoss einen Spinnfaden nach oben und zog sich auf einen der noch von außen zugänglichen Stege hoch, um dort direkt die Gegner zu bekämpfen. Deadpool steckte die Waffen weg, sobald die Munition leer war und riss die Schwerter hervor, mit denen er durch blitzschnelle Bewegungen weitere Kugeln so gut es ging abwehrte. Dann sah er plötzlich links und rechts neben seinem Kopf Furys Waffe und der schoss zwischen seinen Schwertern hindurch ein halbes Dutzend der Agenten ab. „Hey, Nick, schon mal drüber nachgedacht, dass Sie und ich auch ein ganz gutes...“ „KEINE TEAMARBEIT mit Ihnen, Wilson!“, unterbrach Fury ihn auf der Stelle. „Och man, NIEMAND will mit mir ein Team sein!“, jammerte Deadpool. Dann sah er zu Spider-Man hoch, der den zweiten Zugang mittlerweile versperrt hatte und stieß in dessen Richtung einen lauten Pfiff aus. „Spidey! Ich will auch eine Seite!“ Zwei waren noch offen, zwei Zugänge noch zu versperren. Spider-Man schwang sich nach unten, packte Deadpools Hand, die ihm der entgegenstreckte, riss ihn hoch und warf ihn auf einen der verbleibenden Stege zu, während er sich selbst zum Letzten weiter schwang. Deadpool packte eins seiner Schwerter mit beiden Händen und hieb mit dem Schwung, mit dem er auf den Metallsteg herunterflog, diesen einfach durch. Zugang gesperrt. Mit einer Hand packte er das Geländer an der durchtrennten Stelle, die nach innen und in den Raum hinein knickte. Daran schwang er weiter, zog dabei eine weitere Granate vom Gürtel und warf sie in hohem Bogen auf den letzten Metallsteg, auf dem gerade Spider-Man kämpfte. Die letzte freie Möglichkeit für die Hydraagenten, um in den Raum zu gelangen. „Countdown von Zehn!“, schrie er Spider-Man zu. Der holte noch ein letztes Mal Schwung und trat alle verbleibenden Agenten auf dem Steg mit einem gewaltigen harten Tritt zurück durch die Zugangstür, durch die sie gekommen waren. Dann detonierte die Granate und zerriss den Metallsteg. Auch Spider-Man wurde weggeschleudert und fiel. Aber Deadpool hatte sich schon zurück auf das Metallgitter um den Hauptrechner herum fallen lassen, war mit zwei Sätzen auf dem Geländer, das dort rundherum verlief, stieß sich ab und packte Spider-Man. Dann griff er im gleichen Moment nach seinem Handgelenk, löste die Spinnfadenschussvorrichtung aus, um ein Spinnseil auf einen der intakten Stege oben zu schießen. Damit fing er den Sturz ab, sie wurden zusammen herumgerissen und Deadpool landete mit Spider-Man im Arm schließlich direkt vor Furys Füßen. „Jetzt... darf ich es aber nochmal sagen, Spidey... Das war 'n echt guter...“, keuchte Deadpool, während sich beide wieder aufrappelten. „Nein! Ich HASSE dieses Wort!“, fuhr Spider-Man sofort dazwischen. „Sie kriegen eins von mir“, mischte Fury sich ein. „FESTHALTEN!“ Damit drückte er auf die letzte Taste und durch den ganzen Helicarrier ging ein heftiger Ruck, ehe das ganze Schiff sich plötzlich zu einer Seite hin neigte. Alle drei griffen nach dem Geländer und Spider-Man schoss auf Fury und Deadpool einen Spinnfaden, um sie zu halten. „Geht das Teil etwa auf der Stadt runter?!“, fragte er ganz entsetzt. „Nein! Wir machen eine Bruchlandung im Wasser vor der Stadt! Alles programmiert!“, gab Fury zurück. „Wir müssen nur an Deck! So können die Luken nicht schließen und die Hüllen halten dem Aufprall wahrscheinlich nicht stand! Hydra wird auch nicht hierbleiben. Der Carrier ist jetzt nutzlos. Keine Software, keine Waffen, kein Fliegen oder Schwimmen mehr!“ „Und ich nehme an, keine Rettungsboote für die Passagiere zweiter Klasse“, vermutete Deadpool, während der Helicarrier sich noch mehr neigte. Dank des Sturzflugs konnte aber auch Spider-Man erst einmal nichts mehr tun, außer abzuwarten, bis der Helicarrier mit einer kräftigen Erschütterung, die sie alle zu Boden warf, auf dem Wasser auftraf. Schon konnte man sehen, wie schnell das Wasser in den Raum einschoss. Da musste einiges an Löchern beim Aufprall entstanden sein. „Raus hier!“, kommandierte Fury, Spider-Man packte ihn um die Mitte, Deadpool hängte sich ungefragt an seinen Rücken und dann zog Spider-Man sich und die beiden an einem Spinnseil nach oben Richtung Decke. „Es gibt einen Schacht zur Belüftung der Elektronik! Einfach geradeaus bis ganz nach oben!“ Fury zerschoss die Abdeckung an der am höchsten gelegenen Stelle des Raumes und Spider-Man zog sie immer weiter und weiter nach oben, bis eine weitere Abdeckung in Sicht kam. Auch die schoss Fury frei, dann waren sie draußen und an Deck, wo bereits ein heilloses Durcheinander herrschte. Die falschen Agenten sahen zu, dass sie so schnell wie möglich von Bord kamen, sie verließen im wahrsten Sinne des Wortes das sinkende Schiff. Spider-Man sah sich suchend nach seinen Freunden um, während Deadpool auf allen Vieren in den Schacht starrte, aus dem sie gerade gekommen waren. „Und... wir sind WARUM gleich nochmal nicht sofort DA durch reingegangen?“ „Weil es da drin ein Laserabwehrsystem gibt“, sagte Fury nur ganz nebenbei. „Das hätte uns gewürfelt.“ „Oh...“, war alles, was Deadpool dazu machte. „Nova! Tiger! Iron Fist!“ Spider-Man hatte die anderen entdeckt und sah, dass Nova die anderen beiden gerade am sicheren Ufer absetzte. Dann winkte Nova ihm kurz, ehe er zurück auf den Helicarrier geflogen kam. „Alles klar bei euch?! Junge, ihr habt das ganze Teil im Meer versenkt! Wo ist Luke?“ Gerade wollte Spider-Man sich aufmachen, um den aus dem Carrier zu holen, da hörte er ihn rufen: „Ich bin hier! Hilft mir mal jemand hoch?“ Schnell waren er und Nova zur Stelle und zogen Power Man aus dem Loch, durch das sie zuvor nach unten in die Zentrale gelangt waren. „Geht's dir gut?“, wollte Spider-Man wissen. Power Man wehrte gleich ab. „Ja, ja, alles super. Sobald es gekracht hat, sind alle abgehauen und ich hab mir auch 'nen Weg raus gesucht. Wurde mir zu nass da unten.“ „Ich hab auch keine Lust auf nasse Füße. Wie sieht's aus? Abflug?“ Nova schnappte sich Power Man und Spider-Man brachte Fury und Deadpool an Land. Kurz ließ er sich von White Tiger und Iron Fist umarmen, dann sahen sie alle zusammen auf den Helicarrier, der nun Stück für Stück im Wasser versank. „Was ist mit den Hydraleuten?“, wollte White Tiger wissen. „Keine Angst, die retten sich schon gegenseitig. Und im Flüchten und Untertauchen ist Hydra sowieso Weltklasse“, meinte Fury nur ganz beiläufig. „Leider können wir keinen von denen festsetzen. Ich wüsste nicht, an wen ich sie ausliefern sollte, solange nicht klar ist, wie viel von S.H.I.E.L.D. tatsächlich noch S.H.I.E.L.D. ist. Und ich würde mich ungern zurückmelden, nur um dann festzustellen, dass weitaus mehr von Hydras Leuten bereits überall mit drin stecken, als ich angenommen habe. Gerade gibt es nur sechs Leute, bei denen ich mir absolut sicher sein kann, dass sie mir nicht bei nächster Gelegenheit in den Rücken schießen.“ Er warf Deadpool einen kurzen Seitenblick zu. „ Na ja... relativ sicher.“ „Heeey! Unfair! Ich hab doch geholfen!“ Mit einem frustrierten Seufzer ließ Deadpool sich auf den Boden fallen und sah nun im Sitzen weiter dabei zu, wie der Helicarrier unterging und die falschen Agenten allesamt die Flucht ergriffen. Plötzlich spürte er, wie sich jemand direkt hinter ihn setzte und sich mit dem Rücken an seinen lehnte. Als er überrascht über die Schulter sah, stellte er fest, dass es Spider-Man war. „Parker? Was...“ „Das magst du doch so. Ich hätte da einen Vorschlag für dich. Was hältst du davon: Ich halte dir ab jetzt offiziell den Rücken frei, wenn du das Selbe für mich tust. So... macht man das doch... in einem Team.“ Gut, dass niemand sehen konnte, wie rot Spider-Man unter der Maske wurde, als Deadpool daraufhin ganz begeistert ausstieß: „Wie süß von dir! Und schon liebe ich dich gleich nochmal um fünfzig Prozent mehr als sowieso schon!“ „Sagt mal, Leute“, ließ sich da Nova hören. „Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber... Kann es sein, dass wir 'nen neuen Verein brauchen? Jetzt wo wir definitiv erst mal nicht mehr für S.H.I.E.L.D. arbeiten?“ Kurz herrschte Schweigen, dann rief Deadpool: „Ich bin der Anführer! Ich hab's zuerst gesagt! Oh hey, wir brauchen dann unbedingt neue Einheitslogos für uns alle! Können wir Einhörner nehmen? Das hat noch keiner! Obwohl ich auch Katzenohren für uns alle toll fände, besonders für dich, Spidey! Die stehen dir bestimmt! Aber pinke Glitzereinhörner haben 'nen Kultfaktor jenseits von Hausmädchenkleidern UND Katzenohren UND sogar jenseits von Hausmädchen MIT Katzenohren!“ „WADE!!“, unterbrach Spider-Man den Redeschwall, drehte sich um und legte von hinten beide Hände fest über Deadpools Mund, ehe er mit einem kleinen Grinsen nah an seinem Ohr sagte: „HALT. DIE. KLAPPE!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)