Hotarubi von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Hotarubi ------------------- gewidmet: -mokona- furu boketa shashin dake ga hi wo kasane yuku hi wo tomoshi kazaguruma de ayashi namida ga Sanft ummalten die verschwindenden, aber noch immer wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne die kantigen Gesichtzüge des feingliedrigen, jungen Mannes, der still - seine Knie an den Oberkörper gezogen - auf dem unbeheizten Küchenboden saß und der tiefen Stimme, die leise, dennoch deutlich aus dem Hörer in seiner Hand drang und zu der Person gehörte, an die er bereits vor Ewigkeiten sein Herz, seine Seele, sein gesamtes Sein verloren hatte, lauschte, als gäbe es nicht Wichtigeres, nichts Schöneres auf Erden. Die dunklen Augen blickten sehnsüchtig-verträumt ins Nichts, erglitzerten im immer mehr entschwindenden Licht der Abendsonne - welches durchs ungeöffnete Fenster in den dezent eingerichteten Raum, sowie auf das nun schon sieben Jahre alte Foto, das ihn und den Jüngeren zu ihren "Indies-Zeiten" zeigte, in seiner kleinen Hand fiel -, in den verschiedensten Rot-Braun-Tönen oder lächelten stumm vor sich hin, sobald sich klare Erinnerungen an den momentanen Gesprächspartner materialisierten. Diese scheinbar stoisch-ruhigen, teilnahmslosen, in Wirklichkeit jedoch unglaublich neugierigen, energiegeladenen, lebenslustigen Augen, das weiche, helle Haar, ebenso wie das feine, feminine Antlitz, die liebevollen Berührungen, dieser einmalige Duft, die starken Gefühle, ... "Shinya?" Unsicher hob der Angesprochene seinen Blick, traf ein besorgtes, schokobraunes Augenpaar, so tief und unergründlich, dass man sich darin verlieren konnte. Er lächelte bei diesem Gedanken, doch schien das im Moment nicht zu passen, schien schief, aufgesetzt zu wirken, denn der Ältere kam langsam auf ihn zu, nahm ihn in den Arm und fragte mit dieser, seiner unheimlich beruhigenden Stimme, was er denn habe, weshalb er weine. Statt eine Antwort zu bekommen, herrschte darauf jedoch nur Stille. Für Kaoru nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil, er hatte es nicht anders erwartet. Das Bandküken benötigte jetzt eben eine Weile, um die richtigen Worte zu finden, die dazu in der Lage waren, seine augenblickliche Situation einigermaßen zu umschreiben. Mehr nicht. Also machte er das Einzige, was vernünftig war. Er wartete und schwieg, ließ dem Anderen die Zeit, die er brauchte, stand ihm dennoch bei, hielt ihn, tröstete ihn lautlos, versuchte den Tränenfluss, der noch immer nicht versiegt war, zu stoppen. Erfolglos... So vergingen Sekunden und Minuten, jeweils so lang wie Lidschläge und doch wie kleine Ewigkeiten, bis ihre vertraute Zweisamkeit durch ein Aufblitzen am Himmel unterbrochen wurde. Verwundert, doch gleichzeitig interessiert sahen sie in die Richtung, aus der das Leuchten gekommen war und plötzlich wussten sie, um was es sich handelte. Wieder und wieder erleuchteten bunte Glitzer- oder Feuerregen sowie Miniexplosionen den schwarzen Nachthimmel und von weiter weg drang das gedämpfte Geräusch von Knallern und ausgelassen feiernden Menschen. Offensichtlich war Stadtfest und man bediente sich mal wieder modernster Pyrotechnik, um so den Höhepunkt dieser Feierlichkeit zu signalisieren und dessen Ende einzuläuten. Bei dem Jüngeren der beiden schien das Feuerwerk jedenfalls Wirkung zu zeigen. Es zog ihn so in seinen Bann, dass er völlig das Weinen vergaß und sich scheinbar nur noch auf die vielen Lichtpunkte und Explosionen, welche die farbigsten Muster auf seine zarte Haut zauberten, konzentrierte, während er sich unbewusst immer mehr in die Umarmung, die Wärme des Gitarristen kuschelte... kago ni yurayura yureteta akago waratte ra ra sayonara ra ra yoru ga fuke Vorsichtig legte er dem Dünneren die weiche Wolldecke um die schmalen Schultern, ließ sich dann neben ihm auf dem Zweisitzer nieder, zog ihn schließlich sachte an sich und bettete den Kopf des sich nervlich völlig am Ende befindlichen Schlagzeugers behutsam auf seiner Brust, vergrub danach sein Gesicht in dem blonden Haar. Lächelte müde gegen den wohlbekannten Duft, während seine Hand langsam ihren Weg zur rechten Wange des Jüngeren fand, diese hauchzart tangierte, streichelte, vorsichtig die wieder aufkommenden Tränen fing, sie milde wegzauberte... Seit dem Feuerwerk waren etwa zwei Stunden vergangen und mittlerweile hatte er den Jüngeren, der sich weiterhin in Schweigsamkeit hüllte, nach Hause gefahren. Er wusste noch immer nicht, was den Schmächtigeren bedrückte, doch er fühlte, dass er es heute wahrscheinlich auch nicht mehr erfahren würde und es besser wäre, den Anderen allein zu lassen, sobald der sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Und genau das nahm er sich vor. Er würde gehen, auch wenn er tief in sich drinnen, unhörbar für alle anderen Individuen auf dieser Erde, danach schrie, den zierlichen jungen Mann für immer halten zu können, ihn nie wieder hergeben zu müssen, immer das Beste für ihn zu tun. Das Beste... und das war nun einmal, dass er ging und seinen Engel nicht auch noch mit seinen Problemen belastete, ihm zu den Qualen, die er eh schon durchlitt, auch noch zusätzliche Lasten aufzubürden. Zudem war der Abend schon ziemlich weit vorangeschritten und am nächsten Tage erwartete sie eine Menge Arbeit, die keinesfalls schlampig erledigt oder gar noch weiter hinausgezögert werden durfte. Der Termin zur Abgabe des neuen Materials rückte unaufhaltsam näher und laut ihrem Plan lagen sie schon genug im Hintertreffen... Erst, dass der 1,70m-kleine, blonde Japaner in seiner Umarmung mit leicht geschlossenen Augen die roséfarbene Wange federartig in seine Handfläche schmiegte, währenddessen seine rechte Hand bedächtig zur noch freien des Älteren wanderte und diese schließlich in zärtlichen, windhauchartigen Berührungen fing - wie schon so viele Male zuvor - brachte ihn aus seinem Abschweifen in die eigene Gedankenwelt zurück in die Realität. Überrascht blickte er auf, direkt in die nun ebenfalls geöffneten, hellbraunen Ozeane des Drummers, die ihn, zwar noch durch einen Schleier von Wehmut und Traurigkeit verhangen, aber dennoch... anlächelten. Das kindlich anmutende, aber sich wunderschön anfühlende Spiel ihrer Finger und dieses Bild des Blonden, das sich ihm bot, brachten auch auf seine Gesichtszüge ein warmes Lächeln, das ausschließlich für seinen kleinen Engel, der hier so nah bei ihm war, bestimmt war. Ein letztes, bevor er gehen musste - so, wie er es sich noch kurz vorher geschworen hatte. Sanft, aber bestimmt schob er den Dünneren also von seinem Schoß, wickelte ihn noch einmal richtig in die Decke, trug ihn dann ins Schlafzimmer, um ihn ins Bett zu legen, wo er sachte die verirrten, weichen Strähnen aus dem Gesicht des Leichtgewichtes strich und über ihn wachte, bis er eingeschlafen war, ehe er sich leise aus dem Raum schlich, ohne sich noch einmal umzuschauen - jedoch nicht, ohne ihm zuvor noch mit den Worten "Oyasumi nasai" einen samtweichen Kuss auf die Stirn zu drücken... anata aishita kono ko ni anata kasanete anata ima soba ni yuku wa kono ko to futari Kaum hatte er die Zimmertür des Jüngeren hinter sich zugezogen, vernahm er das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Hauseingang drehte und schon wenige Augenblicke später sah er sich einem gewissen, großgewachsenen Mann gegenüber, dessen Haar im fahlen Mondlicht, welches den Flur nur spärlich erhellte, schwarz und rot glänzte und dessen dunkle Augen in genau demselben Licht fast schon aufblitzten. "Daisuke?" Ungläubig kam das Wort über seine Lippen. Und kaum hörbar. Dennoch zuckte der Akustikgitarrist bei dem Klang seines Namens unmerklich zusammen und sobald er denjenigen erkannte, der ihn, seinen Namen, ausgesprochen hatte, als handele es sich dabei um das Unglaublichste auf Erden, umspielte seine Mundwinkel sofort ein mattes Lächeln, welches beinahe schon resigniert wirkte. Er nickte. Was sollte er sonst auch großartig tun? Seine Identität gegenüber seinem besten Kumpel leugnen? Lächerlich. Einfach nur lächerlich. "Hai, ich bin's!" Seine Stimme zitterte, auch wenn er versuchte, ihr einen festen Klang zu verleihen und innerlich machte er sich schon auf einen Kampf mit Worten gefasst, den er wohl kaum gewinnen würde. Immerhin war er ja an der ganzen Situation zumindest mitschuldig und wenn Kaoru ihm das vorwerfen würde, wüsste er nichts zu erwidern. Er würde sich ihm stillschweigend geschlagen geben müssen... Doch das Erwartete blieb aus. Stattdessen schien der Kleinere von ihnen einfach nur darum bemüht, seine äußere, scheinbare Ruhe beibehalten zu wollen, obwohl man ihm deutlich ansah, was in ihm vorging. Seine Hand formte sich langsam, krampfhaft zu einer Faust, nur um sich kurze Augenblicke später wieder zu lösen, während er seine Lider verzweifelt geschlossen hielt, als wolle er nahende Tränen zurückhalten. So vergingen Sekunden, Minuten, in denen keiner von ihnen ein Wort sagte, bis der Ältere plötzlich aufschaute, genau in die gesenkten Opale seines besten Freundes, ein schiefes Lächeln auf seine Züge zwang, stumm nickte und ohne weitere Umschweife zur Haustür ging, sie geräuschlos aufzog und, bevor er sie wieder hinter sich schloss, fast schon flüsternd, erstickt an den Jüngeren gewandt sprach: "Ich hoffe, ihr werdet glücklich." Damit war er verschwunden, ließ den Größeren mit diesem einen ehrlichgemeinten Satz allein. Allein mit dem Mann, den er über alles liebte. Allein mit seinem Engel... ra ra sayonara ra ra yoru ga ake minamo ni ukabu anata dake senjou no naka utsushidasu Stunden. Tage. Wochen. Sie verstrichen, plätscherten dahin, als wäre nichts geschehen. Immer wieder der gleiche Tagesablauf. Morgens alleine aufstehen, sich für den Tag bereit machen, dann Proben, Interviews, Fotoshootings, Promotion, vielleicht auch mal Konzerte, Autogrammstunden und schließlich abends wieder nach Hause - allein. Wären da nicht diese glücklichen Zeiten gewesen, in denen er des nachts und morgens immer jemanden bei sich hatte, bei dessen Anblick er mit der Sonne um die Wette strahlen hätte können, wäre ihm seine jetzige Einsamkeit vermutlich gar nicht aufgefallen, schließlich wäre er es ja nicht anders gewohnt gewesen, aber so... So zogen sich die gemeinsamen Treffen oder Aufnahmen für ihn zu qualvollen Ewigkeiten hin, in denen er ständig um die völlige Kontrolle seines Körpers kämpfen musste. Nach außen hin sollte alles so normal wie möglich wirken, sollte nichts seiner jämmerlichen Schwäche gelangen. Auf keinen Fall sollte irgendjemand um seine wahre Gefühlslage wissen - erst recht nicht Shinya. Sein Shinya... Nein, Dies Shinya. Den würde das wahrscheinlich so sehr mitnehmen, dass er... dass er... Ja, was eigentlich? Dass er mit dem größeren Witzbold Schluss machen würde? Wäre das nicht vollkommen unbegründet, wo die beiden doch gerade erst ihr gemeinsames Glück auf seine Kosten, sowie auch die ihres Sängers, gefunden hatten, indem sie sie beide mit ihrer Affäre hintergingen? Das Bandküken als seine Liebe und der rothaarige Akustikgitarrist als sein bester Kumpel und bei ihrem Kleinsten in umgekehrter Reihenfolge! Nein, selbst wenn er um die Gefühle seines Ex-Freundes wüsste, so dumm wäre der Drummer nicht. Er würde nicht zu ihm zurückkehren, würde ihm nicht den tiefsten Wunsch seines Herzens erfüllen, nur weil der Ältere mit ihrer Trennung, mit dem Betrogenwerden nicht klar kam. Und der Abend, an dem das Feuerwerk die Dunkelheit über der Stadt und teils auch die seines Inneren aufhellte? Nichts! Ein Nichts! Der Jüngere hatte dem Stress mal wieder nicht standgehalten und in solchen Situationen nahm er jede Hilfe, die er kriegen konnte - wenn es sein musste, sogar die von ihm, einem Versager! Wäre jedoch Die in der Nähe gewesen, dann... Weiter konnte er den Gedanken nicht führen, da plötzlich eine Hand auf seiner Schulter lag, deren Finger sein Fleisch leicht zusammendrückten, beinahe so, als wollten sie ihn aufmuntern. Als er sich darauf umdrehte, um die Person anzusehen, der diese Hand gehörte, geriet er ins Stocken! Kyo, mit einem Lächeln auf den Lippen und solch einem undefinierbaren Blick in diesen haselnussbraunen Augen. Dennoch: Er glaubte, etwas wie Besorgnis in diesen unergründlichen Tiefen ausmachen zu können. "Kaoru-kun, ich halte diese angespannte Situation nicht mehr aus. Du musst den beiden verzeihen. Sie waren sich nicht bewusst darüber, was sie damit alles kaputt machen, aber sie bereuen es. Sie bereuen es wirklich. Besonders Shinya! Er will dich zurück..." Sanfte, leise, fast schon flehende Worte des Kleineren, die in ihm Unglauben und Wut aufstiegen ließen. Wie konnte Kyo das mit sich machen lassen? Ihn hatten sie doch auch verletzt, oder etwa nicht? Ihn doch auch... "Hörst du? Shinya braucht dich. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als das, was passiert ist, ungeschehen machen zu können. Ehrlich...", der Vokalist wartete einen Moment, ehe er weitersprach, "Außerdem weint er sich jede Nacht in den Schlaf, nur um einige Stunden später, deinen Namen wimmernd und schweißgebadet aufzuwachen!" Was? Was erzählte er ihm da? Woher wollte er das wissen? Er selbst - Kaoru Niikura - hatte doch gesehen, wie sein bester Kumpel, auch noch Wochen nachdem er die beiden miteinander erwischt hatte, des nachts bei Shinya auftauchte und nichts zu seiner Verteidigung hervorzubringen hatte, als einem simplen, reumütigen Nicken. Er selbst hatte das doch erlebt und den Kleineren, der ihm nun gegenüber stand, hatte er nirgends gesehen. "Woher...?" Mehr brachte er nicht zusammen. Seine Gedanken überschlugen sich geradezu, doch der Jüngere antwortete genauso ruhig, wie er das Gespräch begonnen hatte: "Toshiya, Die und ich passen seit dem Abend, an dem... du weißt schon... wir passen seitdem auf Shinya auf. Er verkraftet eure Trennung nicht halb so gut, wie er nach außen hin vorgibt, und deshalb sind wir nach den Proben und anderen Terminen immer abwechselnd zu ihm nach Hause gegangen, um zu schauen, ob noch alles in Ordnung ist! Deshalb war auch Die am Abend des Feuerwerks da und nicht, um... na ja...", er pausierte kurz, suchte im Gesicht seines Gegenübers so etwas wie Bestätigung, dann fuhr er fort: "Ich bin an dem Abend selbst noch dort gewesen, kurz nachdem du gegangen warst, und hab Shinya getröstet, als er mal wieder von einem Alptraum aus dem Schlaf gerissen wurde. Und ehe du fragst: Ja, ich war enttäuscht und sauer und traurig über das, was die beiden gemacht haben, aber deswegen konnte und wollte ich nicht das aufgeben, was mich schon seit Jahren mit ihnen verbindet. Ich vertraue Die, dass er mir nicht noch mal so wehtut, genau wie Shinya auch... und du solltest dasselbe tun, wenn du die Liebe deines Lebens nicht für immer verlieren willst!" Der 1,60m-große Japaner lächelte milde, nachsichtig, während die letzten Worte über seine Lippen kamen, denn er wusste, dass sie der Wahrheit entsprachen, auch wenn sein Bandleader das bisher gekonnt verdrängt hatte, und als ebendieser seinen Blick, der bis eben noch auf den Boden gerichtet gewesen war, hob und ihn verwirrt ansah, wusste er, dass er das geschafft hatte, was er wollte. "Aber..." "Nichts aber, die beiden waren, sind und werden kein Paar! Kapiert? Es war ein Ausrutscher, ein einmaliger Seitensprung und sie werden sich hüten, das noch einmal zu tun, denn jetzt wissen sie ja, wozu es führen kann und ehe du hier Wurzeln schlägst, solltest du lieber zu unserem Chibi, sonst tut der sich wirklich noch was an." Der Ältere wollte noch etwas erwidern, doch Kyo schüttelte energisch mit dem Kopf und deutete unmissverständlich zur Tür, hinter welcher der Lead-Gitarrist Dir en greys wenige Augenblicke später verschwand - sich auf den Weg zu seinem Engel machend... kaze ni naru kamikaze wa yami no naka e kiete saikai no yoru ni saku Schon längst war die Sonne untergegangen und die kalte Sichel des Mondes thronte hoch am Himmel, verhöhnte jeden, der sie sah. Er rannte, rannte so schnell er konnte, bis er endlich sein Ziel erreichte. Das Haus war nicht groß, noch schien es auffallend - es war eben ein, für japanische Verhältnisse, ganz gewöhnliches, im einfachen Stil erbautes Häuschen mit zugehörigem Garten und diesen hohen, von der Straße abschirmenden Mauern. Kaum an der Grundstückstür angelangt, läutete er Sturm. Es war ihm egal, dass die Zeiger seiner Uhr schon nach Mitternacht anzeigten. Das, was er zu besprechen hatte, war wichtig und sein Schatz würde es verstehen - da war er sich ganz sicher. Wenn Kyo Recht hatte, würde er es verstehen und er wäre sogar glücklich darüber... Ungeduldig blickte zu dem dunklen Fenster hinauf, hinter dem sein Engel für gewöhnlich schlief. Mittlerweile stand er schon 3 Minuten hier und klingelte sich die Finger wund, aber die Tür blieb verschlossen. Wieso dauerte das denn so lange? Was trieb Shinya da drinnen? War er überhaupt hier oder... Das Gespräch mit dem Vokalisten kam ihm wieder in Erinnerung: "... und du solltest dasselbe tun, wenn du die Liebe deines Lebens nicht für immer verlieren willst." Er hatte doch nicht etwa gemeint, dass sich ihr Bandküken, sein Shinya etwas antun würde? Oder? Nein, das konnte, das durfte einfach nicht... Die gerade aufkommenden Zweifel wurden unterbrochen, als plötzlich die Tür von seinem jüngeren Freund langsam, vorsichtig aufgezogen wurde. Ermattet, ausgelaugt, leer, entkräftet. Das waren die einzigen Ausdrücke, welche die Erscheinung des Schlagzeugers in eben diesem Augenblick umschreiben konnten. Der 25-Jährige wirkte, als wäre jedes Fünkchen Lebenswille aus ihm gewichen, doch sobald er seinen Besucher erkannte, versuchte er, ein unbeschwertes Lächeln auf seine Züge zu zaubern. Doch zu spät. Kaoru hatte die Wahrheit bereits erkannt, kam nun mit bedächtigen Schritten auf ihn zu, ohne darauf zu warten, hereingebeten zu werden und legte behutsam seine Arme um den Drummer, zog ihn an sich. Der hingegen versteifte sich nur und wollte sich aus der Umschlingung befreien, bis beinahe lautlose, geschluchzte Worte an sein Ohr drangen: "Wieso hast du mir das nicht gesagt?" Natürlich wusste er sofort, von was der Gitarrist sprach und so entspannte er sich langsam, krallte sich verzweifelt in den Stoff des T-Shirts seines Liebsten, doch beantworten konnte er die ihm gestellte Frage nicht. Stattdessen grub er sein Gesicht nur noch mehr in die Halsbeuge des Anderen, versuchte die aufkommende, brennende, salzige Flüssigkeit zu unterdrücken. War es jetzt vorbei? Oder würde der Ältere wieder gehen, ihn wieder verlassen - so, wie schon am Abend des Stadtfestes? Bitte, bitte nicht. Noch einmal würde er diese Qualen nicht ertragen können. Nicht noch einmal, nicht noch mal... Fast so, als hätte er die Gedanken des Jüngeren gelesen, flüsterte ihm der Mann, der ihn hier auf der Schwelle seines Hauses fest umarmt hielt, mit erstickter Stimme zu: "Versprich mir, es nie wieder zu tun! Bitte... Ja?" Er hielt kurz inne, wartete das kaum spürbare Kopfnicken des Blonden gegen seinen Hals ab, dann wanderten seine Lippen sanft zu denen des Anderen, tangierten sie, fingen sie in einem gefühlvollen Kuss, während seine kleinen Hände hauchzart über den Rücken Shinyas glitten, ihm wohlige Schauer denselbigen hinunterjagten. Der zunächst zaghafte Kuss artete bald in ein leidenschaftliches, dennoch unglaublich sanftes Zungenspiel aus und erst als sie dieses brachen, schauten sie sich gegenseitig wie gebannt in die Augen, versanken darin. Dunkel- tuchte in Hellbraun, als die Hand des 29-Jährigen unsicher ihren Weg zur Wange seines Gegenübers fand und die vereinzelten Tränen, welche sich nun doch auf ihr befanden, federartig wegwischte, ehe er sie beide in den Flur des Hauses manövrierte und die Holztür mit einem Klacken ins Schloss fallen ließ... Noch immer war sein Blick auf das Foto gerichtet, während er verträumt an den Jüngeren dachte, den er in ein paar Stunden wieder in die Arme schließen können würde und mit dem er sich immer noch am Telefon unterhielt. Es war selten, aber Shinya hatte erstaunlich viel zu erzählen, seit er sich auf dem Rückflug nach Tokio befand. Der Model-Vertrag, den er mit diesem Schmuckhersteller geschlossen hatte, schien ihm Spaß gemacht zu haben, doch er hatte seinen Gitarristen auch vermisst, denn sonst hätte er ihm diese Dinge wahrscheinlich alle erst nach seiner Ankunft berichtet und genau diese Tatsache war es, die auf dem Gesicht des Bandleaders ein glückliches Lächeln erschienen ließen. Egal, was kommen mochte, er würde sich nie wieder von seinem Schatz trennen. Sie gehörten zusammen und das hatte ihm der Vorfall mit Die nur noch mehr bestätigt. Ja, sie gehörten genauso unzertrennlich zusammen, wie das Licht der Glühwürmchen bei Nacht zu den wunderschönen Lilien und auch anderen Blumen zählte... hotaru no hikari yuritachi no sugata hotarubi to yuri no hana Owari Übersetzung: Hai - ja Owari -Ende Hotarubi - Licht des Glühwürmchens furu boketa shashin dake ga hi wo kasane yuku hi wo tomoshi kazaguruma de ayashi namida ga Nur alte, verblasste Fotos Die Tage häufen sich Licht erscheint durch einen Feuerwerkskörper Beruhigt die Tränen kago ni yurayura yureteta akago waratte ra ra sayonara ra ra yoru ga fuke In einem Korb, gezittert, geschaukelt Das Baby lacht La la Lebewohl La la Der Abend wird spät anata aishita kono ko ni anata kasanete anata ima soba ni yuku wa kono ko to futari Dieses Kind, welches du liebtest Welches du aufbautest Jetzt, an deiner Seite, geh Mit dem Kind, ihr beide ra ra sayonara ra ra yoru ga ake minamo ni ukabu anata dake senjou no naka utsushidasu La la Lebewohl La la Der Abend eröffnet An der Oberfläche des Wassers treibst nur du, die Mitte des Schlachtfeldes reflektierend kaze ni naru kamikaze wa yami no naka e kiete saikai no yoru ni saku Zu Wind, zu heiligem Wind werden In die Dunkelheit verschwinden Blühen am Abend unserer Wiedervereinigung hotaru no hikari yuritachi no sugata hotarubi to yuri no hana Das Glühen des Glühwürmchens Die Form der Lilie Das Licht des Glühwürmchens und die Blume der Lilie Text: Kyo Musik: Shinya Hosted by Animexx e.V. 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