2020 von Jeon_Jungkook ================================================================================ Kapitel 2: Catsitting --------------------- Futakuchu Kenji: Wie sicher einige unserer Leser wissen, sind Sie nicht nur Japaner … Haiba Lev: Genau – meine Mutter stammt aus Russland. Futakuchu Kenji: War es dementsprechend schwierig im Finale der Meisterschaften gegen die russische Mannschaft antreten zu müssen? Haiba Lev: Nicht wirklich: Denn auch wenn ich Halb-Halb bin, ändert das nichts daran, dass ich mich hier in Japan heimisch fühle. Hier bin ich aufgewachsen und um ehrlich zu sein beschränkt sich mein russisch auf wenige überlebensnotwendige Phrasen und Wörter.   ***   „Nyaaaaaa~aaaaan!“ Das kleine weiße Köpfchen der Katze blickte zu ihrem Besitzer nach oben. Lev hatte sich auf alle Viere gestützt vor dem Kätzchen platziert, sah mit seinen grünen Augen direkt in die blauen Augen der Katzendame. „Nyan?“ Das Kätzchen legte ihren Kopf schief und die um ihren Hals gebundene Glocke klingelte leise. „Nyaaaaaa~aaaaan!“, antwortete Lev abermals dem Kätzchen. Vorsichtig streckte er seine Hand nach der kleinen Katze aus und wollte sie mit einer Portion Streicheleinheiten beglücken. Scheinbar war sie allerdings nicht so begeistert von dem Vorhaben ihres Besitzers. Das kleine Wesen, drehte sich im Angesicht der großen Hand des Halbjapaners um, eilte lieber zurück zu der Person, die gerade mit einem Tablett aus der Küche kam. Beinah hätte sie ihn ins straucheln gebracht – doch gerade noch rechtzeitig konnte er das Gleichgewicht wieder zurück erlangen. Lev brachte sich wieder in eine aufrechte Position und betrachtete seine eigene Katze missmutig. Beleidigt verzog er seinen Mund zu einer Grimasse und erhob sich schließlich zu seiner vollen Körpergröße. Kurzerhand verschränkte er die Arme vor der Brust und ging dann zu dem gemütlichen Sofa in dem kleinen Wohnzimmer. „Das ist unfair!“, beschwerte er sich bei seinem Gegenüber in seiner gewohnt zu energischen und ein wenig kindischen Art. Er erntete einen genervten Blick von dem Anderen. Lev verstummte lieber und schluckte weitere Wünsche des Jammers und Nörgelns herunter. Stattdessen nahm er lieber die Tasse, die ihm sein Gastgeber auf den kleinen Sofatisch gestellt hatte. Hastig nahm er einen Schluck, vergaß das Pusten und bereute es sofort. „Heiß!“, fluchte er kurz auf und war schon wieder versucht sich zu beschweren. Doch wusste Lev es besser, würde bei einer Beschwerde oder Gejammer sicher nichts Gutes drum herum kommen. Sein gegenüber war eben nicht besonders liebevoll oder besorgt in der üblichen Definition – eben ganz anders als Yaku-san, mit dem er während seiner Schulzeit kurzzeitig zusammen gewesen war. Doch wollte er seinen jetzigen festen Freund nur ungern mit einer verflossenen Liebe vergleichen. „Kyoutani-san! Ich finde es unfair wie meine Katze nun an dir hängt und mich ignoriert!“, beschwerte sich der silberhaarige Riese nun doch. Er strich sich eine der inzwischen halblangen Haarsträhnen hinter sein Ohr, war nun doch verführt, den kurzen Zopf, den er inzwischen immer zu tragen pflegte, neu zu binden. Der angesprochene starrte ihn nur finster an. Ein böser Anblick, den Außenstehende gleich mehr Bedeutung zugesprochen hätten, als es jemand tat, der ihn inzwischen gut genug kannte. Am Anfang ihrer Beziehung hatte er diesen Fehler auch öfter begangen und manchen finsteren Blick so ein wenig fehlinterpretiert. „Du hättest sie nicht hier bei mir lassen müssen. “, kommentierte der junge Mann mit den kurzen schwarzen Haaren – er hatte für die Ausübung seines Berufs als Tierarzt das erneute Bleichen der Haare irgendwann aufgegeben – und betrachtete den Volleyball Pro mit dem üblich düsteren Blick. Die weiße Katze krabbelte auf den Schoß von Kentarou und machte es sich dort bequem. Das als Freifahrtschein sehend, trottete nun auch der Mischlingsrüde von dem jungen Tierarzt an, machte es sich neben seinem Besitzer auf dem Sofa gemütlich. Auch wenn Kentarou auf Menschen eine eher abweisende Wirkung hatte, verhielt es sich mit Tieren dann doch ein wenig anders. Wie man hier sehr gut sehen konnte. „Hätte ich nicht … Aber du warst da eindeutig die erste Wahl für den Zeitraum, wo ich mit den anderen Jungs im olympischen Dorf leben musste …“ Unter anderen Umständen wäre eine Alternative ja definitiv Yaku-san oder Kuroo gewesen. Aber diese waren wie er auch im Kader des Nationalteams und fielen so als Alternativen flach. Seine Schwester war nicht so vertrauenswürdig, wenn es denn um den Umgang mit Haustieren ging. Außerdem hatte sie schon genug Arbeit mit ihrem Ehemann Nobuyuki Kai und ihrem gemeinsamen Sohn. Nicht, dass er was gegen seinen Neffen hatte. Aber er zweifelte daran, dass seine kleine Elizabeth in diesem Haushalt die Aufmerksamkeit bekommen hätte, die ihr eindeutig zustand. Und so war er umso glücklicher, dass die kleine Katze denn bei seinem Freund Zuflucht gefunden hatte. „So konnte ich mich voll auf die Spiele gegen die gegnerischen Mannschaften konzentrieren! Weil ich mir keine Sorgen machen musste, dass irgendwas mit meiner kleinen Lizzie hier passiert!“ Elizabeth maunzte. Lev entdeckte eine kaum merkliche Röte auf den Wangen seines Freundes. Scheinbar wurde doch auch ein bissiger Hund manchmal verlegen. Vergnügt summte Lev ein wenig, trank einen weiteren Schluck seines Tees und ließ den Blick durch den Raum gleiten, schaute kurz nach draußen. „Lust auf einen Regen Gassi-Gassi mit Tarou-kun?“, fragte er gut gelaunt und erhob sich ohne das Abwarten auf eine Antwort auch schon. Immerhin kannte er seinen Freund inzwischen gut genug um zu wissen, dass dieser sich keine Gelegenheit entgehen lassen würde um mit seinem Hund eine Runde zu drehen. Kentarou erhob sich und Elizabeth maunzte empört als sie graziös auf dem Boden landete. Sie würde nun wohl drinnen bleiben müssen. Noch einmal strich Lev ihr über das Köpfchen, schloss aber dann zu dem Älteren auf, der sich bereits die Schuhe anzog. Nun hieß es: Ab in den Regen!   Manchmal war Regenwetter eben doch angenehm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)