Humanity von hYdro_ ================================================================================ Kapitel 8: Der letzte Rest Herz ------------------------------- Für Sasori war es äußerst ungewohnt und irgendwo auch lästig, dass jemand ständig in seiner Nähe war und ihn nicht aus den Augen ließ. Er hatte kaum eine freie Minute für sich, was alleine schon an seinen Nerven zehrte. Zudem war Deidara überaus neugierig, laut, frech, impulsiv und hatte keine Manieren. Der Blonde war jemand, der Entscheidungen aus dem Bauch heraus traf, ohne sonderlich über Konsequenzen nachzudenken, sondern sich erst mit diesen befasste, wenn sie denn eintrafen. Man könnte sagen, Deidara war alles, was er selbst nicht war. Sasori hatte noch keine Gemeinsamkeiten finden können, die sie beide verband. Nicht, dass er großartig welche gesucht hätte, nur gestaltete es sich wesentlich angenehmer, wenn sie welche hätten, um die Zeit besser totschlagen zu können. Wenn er es sich hätte aussuchen können, hätte er lieber Itachi als seinen Aufpasser gehabt. Doch man konnte wohl nicht alles haben. Das Klingeln der Haustür riss ihn aus seinen Gedanken. «Das müssen sie sein, un.» Deidara, der bis eben noch auf dem Sofa neben ihn gesessen und sich eher gelangweilt irgend eine billige Nachmittags-Soap angesehen hatte, sprang nun auf und sah ihn auffordernd an. «Wurde ja auch langsam Zeit.» Sasori machte sich nicht die Mühe, sein Missfallen zu verstecken, als er sich, gefolgt von dem Blonden, Richtung Tür begab. Er hasste es einfach, wenn man ihn warten ließ. Seine Hand lag schon auf der Klinke, als Deidara ihn nochmals aufhielt. «Warten Sie, no Danna. Bevor Sie sie reinlassen, will ich nur, dass Sie wissen, dass Kakuzu und Hidan nicht gerade die geselligsten Typen sind. Was ich damit meine, ist… sie sind gefährlich, vor allem Hidan. Er macht keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, un. Deshalb provozieren Sie ihn einfach nicht und werden Sie die beiden am besten so schnell wie möglich wieder los.» Was wollte Deidara damit sagen? Nahm er etwa an, dass Sasori mit diesen Kerlen nicht fertig werden würde? Das war lächerlich… Er schwieg auf Deidaras Rat hin und öffnete stattdessen die Tür. Er musste den Kopf ein ganzes Stück heben, um dem ihm gegenüberstehenden Mann in die Augen sehen zu können. Er war groß, breit gebaut und bis auf die Augen – welche ihn kalt und abschätzend musterten – vollkommen verhüllt. Nun wurde ihm klar, weswegen Deidara ihn vorhin gewarnt hatte. Dieser Kerl war niemand, dem man Nachts alleine auf verlassener Straße begegnen wollte. Und doch würde er sich mit dessen Erscheinung gewiss nicht gleich einschüchtern lassen. Größe war schließlich nicht alles. «Du musst Sasori sein.» Ein knappes Nicken seinerseits, ehe sich ein weiterer Kerl vordrängte und ihn provozierend, aus lilafarbenen Augen anfunkelte. «Du sollst der Skorpion sein? Ich hab mir dich irgendwie anders vorgestellt. Größer und irgendwie… nicht so gewöhnlich.» «Was soll das heißen? Sasori no Danna ist nicht gewöhnlich, un!», mischte sich nun auch Deidara ein, welcher neben ihn getreten war. Sasori war es schleierhaft, warum Deidara ihn verteidigte und dabei den Fehler begangen hatte, auf diese lächerlich offensichtliche Provokation einzugehen. Das war es doch gerade, was dieser Typ gewollt hatte. Man konnte es alleine schon an dessen Blick und diesem hämischen Grinsen erkennen. «Hol die Sachen Hidan.» Unterbrach der große Typ – der dann wohl Kakuzu sein musste – den Silberhaarigen. Auch wenn Hidan nicht gerade klein war, wirkte er mit seinen relativ weichen Zügen nicht so bedrohlich wie Kakuzu. Zumal der Kleinere auch noch recht jung zu sein schien. Sasori hätte ihn auf nicht sehr viel älter als Deidara geschätzt. Hidan verzog das Gesicht, bevor er anfing Kakuzu anzukeifen. «Warum muss ich das machen, verdammt? Hol das scheiß Zeug doch selbst!» Der Größere verengte bedrohlich seine Augen, bevor er den Kleineren wie ein ungezogenes Balg grob an den Haaren packte und ihn in Richtung Parkplatz stieß. «Du machst das, weil ich es dir sage. Und nun beweg dich.» Grollte Kakuzu und der Silberhaarige gehorchte, wenn auch eher widerwillig, stieß dabei einige Flüche aus, während er sich gereizt die Frisur richtete. Sasori hatte dem ganzen stillschweigend zugesehen. Er hatte eine gute Menschenkenntnis und war zu dem Schluss gekommen, dass es nicht Hidan war, vor dem er sich in Acht würde nehmen müssen, sondern Kakuzu. «Wohin damit?», wollte Kakuzu wissen, als sie alle im Wohnzimmer standen und Hidan sichtlich mit den ganzen Sachen zu kämpfen hatte die er tragen musste. «In den Keller.» Antwortete Sasori und ignorierte geflissentlich Deidaras Kommentar, dass er doch gewusst hätte, dass es der Keller war. So stiegen sie die knarrende Kellertreppe hinab, woraufhin Sasori das staubige Regal zur Seite schob, um die dahinterliegende Tür aufschließen zu können. Im Inneren wies er den Silberhaarigen an, den schwarzen Sack auf seinen Seziertisch abzuladen. «Oh man, einen feinen Keller hast du da. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich hier unten ganz schön amüsieren kann. Sieht ja sogar danach aus, als hättest du dir die Mühe gemacht alles abzudichten, so dass auch ja niemand hört, was sich hier unten so alles abspielt, was? Ganz nach meinem Geschmack, hätte ich dir gar nicht zugetraut.» Sagte Hidan, als er sich das Gewicht von den Schultern gehievt hatte und sich neugierig in dem Raum umsah. Der Rothaarige antwortete nicht, stattdessen begab er sich zum eben abgeladenen Sack, um diesen zu öffnen und sich davon zu überzeugen, dass Pain Wort gehalten und ihm ein brauchbares Testobjekt besorgt hatte. Er hielt einen Moment überrascht inne, als das Gesicht eines Mädchens zum Vorschein kam. Sie war bewusstlos, ihr Brustkorb hob und senkte sich in ruhigen, flachen Atemzügen und sie schien etwas in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, wenn man von den blauen Flecken ausging. Doch das war nicht das, was ihn stutzig machte, denn über die Blutergüsse konnte er dieses eine mal noch hinwegsehen. «Ein Kind?» Ihrer Statur und den kindlichen Zügen nach zu urteilen konnte sie nicht älter als zehn oder elf sein. Sasori hatte sich schon vorhin über den mageren Inhalt des Sackes gewundert, doch er hatte angenommen, dass es sich dabei einfach um eine zierliche, kleine Person handeln würde und nicht um ein Kind. «Was will ich mit einem Kind? Was ich brauche ist ein ausgewachsener Körper und nicht den eines Kindes. Mindestalter Sechzehn, doch besser wäre es älter. Alles andere würde meine Ergebnisse verfälschen.» Sasori blickte in die Runde. Kakuzu wirkte genervt und desinteressiert, Hidan schien ihn gar nicht erst zu beachten, sondern war noch immer damit beschäftigt den Raum zu inspizieren. Deidara, der bei dem Anblick des Kindes untypisch still geworden war, sah mit einem eigenartigen Ausdruck zu ihm. «Deine Ansprüche stehen hier nicht zur Debatte. Das hier ist kein Wunschkonzert. Pain hat uns geschickt um dir einen Körper auszuliefern, aus dem du die Organe entnehmen sollst. Von irgendwelchen Einschränkungen oder Richtlinien, an die wir uns bei der Beschaffung halten müssten, hat er nichts gesagt. Nur dass die Person lebend und weitgehend unverletzt sein sollte, damit die wertvollen Organe funktionsfähig und geeignet für Transplantationen sind. Zur Aufbewahrung dienen diese Behälter, die Hidan mit runter geschleppt hat. Wenn du fertig bist bringst du sie einfach zurück zum Hauptquartier und stellst sie in den Kühlraum, Deidara zeigt dir wo du ihn findest. Wir holen sie dann später ab um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Wir brauchen bloß die Organe, mit dem Rest kannst du machen was du willst.» «Für meine Zwecke brauche ich sie lebend, mit Organen. Andernfalls ist sie für mich nutzlos. Pain hat mit keinem Ton erwähnt, dass die Körper die ich bekomme, ausgeweidet werden sollen. Das haben wir so nicht abgemacht.» Sasori hatte angenommen, als Deidara ihm mitgeteilt hatte, dass Kakuzu und Hidan ihm einen Körper bringen würden, dass es sich dabei um den handelte, den er für seine Tests zur Verfügung gestellt bekam. Und nun stellte sich heraus, dass Pain ihm wohl doch nicht gleich entgegenkommt und ihm seinen Verdienst stellte, sondern Sasori sich diesen erst würde erarbeiten müssen. «Was du mit Pain abgemacht hast oder nicht, ist mir so ziemlich egal. Das ist deine Sache, das musst du mit ihm klären. Ich weiß nur, dass du ihre Organe entnehmen wirst und sie uns bringst.» Beharrte Kakuzu, bedachte ihn mit einem scharfen Blick, der keine Widerworte duldete. Sasori schnaubte, konnte sein Missfallen in diesem Fall nicht verstecken. Und zeitgleich schalt er sich selbst, dass er so naiv gewesen war und geglaubt hatte, den Lohn einheimsen zu können, ohne vorher Arbeit verrichtet zu haben. Geben und nehmen. Und es stand nun außer Frage, wer von ihnen in der unterlegenen Position war und zuerst geben musste. «Na schön, ich werde vorerst tun was du verlangst.» Damit wandte er seinen Blick von Kakuzu ab und schälte das Kind aus dem Sack, um sie befreit wieder auf den Tisch abzulegen. «Womit habt ihr sie betäubt? Ich hoffe doch mit etwas, das ihre Organe nicht schädigt? Nicht, dass ihr später mir die Schuld gebt, wenn sie versagen.» Hidan schien seine Inspektion beendet zu haben, denn er meldete sich nun auch wieder zu Wort. «Nein, nein, wir sind Profis. Ein- zweimal kräftig auf den Kopf zu schlagen hat bei der Kleinen schon gereicht.» Dabei lief er einmal um den Tisch, klopfte dem Mädchen zur Demonstration ein paar mal gegen den Schädel und grinste sein diabolisches Grinsen. «Ich wette es war deine Idee sie zu entführen, ist es nicht so, Hidan? Ihr hättet alles mögliche mitnehmen können, warum musste es ausgerechnet ein Kind sein, un? Etwas unschuldigeres habt ihr wohl nicht gefunden, huh?» Deidaras Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Wut. Alle blickten zu dem Blonden, der mit dem Finger anklagend auf Hidan zeigte und ihn verachtend anfunkelte, welcher dies aber nur zu amüsieren schien, denn dessen Grinsen wurde nur noch eine Spur breiter. «Oh, tut mir leid, Barbie», spottete er gespielt mitfühlend. «Ich hätte beinahe vergessen wie zart besaitet du doch bist. Doch dieses mal muss ich dich enttäuschen, es war ganz allein Kakuzus Idee die Kleine mitzunehmen. Wie war noch gleich deine Begründung, Narbenfresse?» «Es besteht auf dem Schwarzmarkt eine höhere Anfrage für Organe von Kindern, außerdem sind sie ertragreicher.» «Da siehst du’s! Kakuzu will bloß seine Kasse klingeln lassen, was ist schon groß dabei.» Mit einer wegwerfenden Handbewegung blickte der Silberhaarige erneut zu Deidara, welcher seine Zähne fest aufeinander biss, ansonsten aber schwieg. Doch dies schien Hidan dazu zu verleiten, auf diesem Thema noch etwas länger herumzureiten. «Sag bloß du hast Mitleid mit der Kleinen? Gerade du? Du hast bestimmt auch schon einige Bälger auf dem Gewissen, so wie du mit deinen Knallfröschen um dich schmeißt. Also mach nicht so ein Drama.» Unbeteiligt verfolgte Sasori diese kindische Streiterei, konnte innerlich nur den Kopf darüber schütteln. Und doch gab ihm etwas, das Hidan gegast hatte, zu denken. Was hatte es mit diesen Knallfröschen auf sich, mit denen der Blonde anscheinend schon einige auf dem Gewissen haben sollte? Was hatte Hidan damit gemeint? Auch wenn Sasori es erstmal beiseite schob, behielt er es in seinem Hinterkopf, um Deidara bei Gelegenheit danach zu fragen. Ein kurzer Blick zu diesem verriet ihm, dass er sich immer noch aufzuregen schien und so langsam hatte es Sasori satt, weiter darauf zu warten, dass die beiden sich wieder abgeregt hatten. «Das ist was anderes, un! Ich suche mir nicht vorsätzlich Kinder aus, die dran glauben müssen, nicht so wie ihr! Im Gegensatz zu euch ist mir wenigstens noch ein kleiner Hauch Moral geblieben und ich bin froh drüber, un!» Hidan verdrehte daraufhin nur die Augen und tat alles mit einem ‹wie auch immer› ab, bevor sich jedoch wieder dieses Funkeln in seine Augen schlich und er zu einer neuen Provokation ansetzen wollte, was Kakuzu aber direkt unterband. «Halt endlich mal die Klappe, Hidan! Du gehst mir mit deinem Gelaber schon die ganze Zeit auf die Nerven und ich schwöre dir, es setzt nachher was, wenn du nicht endlich mal still bist.» Zu Sasori Überraschung schien diese Drohung Wirkung zu zeigen, denn der Silberhaarige ließ seine Worte ungesagt, grummelte stattdessen etwas unverständliches vor sich hin. «Und du…», damit wandte sich Kakuzu dem Blonden zu. «…hältst dich da raus. Schließlich bist nicht du es, der sich um die Kleine kümmern soll. Und solange Sasori kein damit Problem hat, zu erledigen, was verlangt wird, gibt es hier nichts zu diskutieren.» Die smaragdgrünen Irden fixierten daraufhin Sasori. «Du hast doch kein Problem damit… oder?» Man konnte an Kakuzus Stimme schon erahnen, dass sich dessen Geduld wohl langsam dem Ende zuneigte und seine Laune kurz davor war, radikal ins bodenlose zu sinken. Alle Augenpaare lagen auf dem Rothaarigen, einige Sekunden verstrichen, in denen es still war. Dabei entging Sasori der hoffnungsvolle Blick Deidaras keinesfalls. Was wollte der Blonde damit bezwecken? Erhoffte sich dieser etwa, dass er sich weigern würde? «Nein», sagte er tonlos, ignorierte gekonnt, wie Deidara daraufhin geknickt seinen Blick senkte. «Sonst noch etwas, das ich wissen müsste? Denn so lange wie das dauern wird, will ich damit langsam mal anfangen, ansonsten stehe ich morgen noch hier. Deswegen will ich euch bitten zu gehen, damit ich mit den Vorbereitungen anfangen kann.» Hidan schnalzte mit der Zunge, ehe sich ein widerwärtiges Grinsen auf seine Züge stahl. «Du scheinst es ja eilig zu haben. Sag, Sasori, willst du uns etwas los werden? Bist wohl lieber alleine mit der Kleinen, huh? Was hast du denn noch so vor mit ihr, bevor du sie aufschneidest?» Der Blick des Silberhaarigen glitt zu dem Mädchen, welches noch immer bewusstlos auf dem Tisch lag. Vorsichtig, beinahe zärtlich streichelte Hidan über ihre Wange, fuhr dabei weiter über ihren Hals, bis hin zum Schlüsselbein. «Ich kann es dir gar nicht verübeln, da wird sogar mir ganz anders, wenn ich sie mir so ansehe. Desto jünger, desto besser, nicht wahr? Doch wenn ich du wäre, würde ich warten bis sie wieder bei Bewusstsein ist, bevor du ihn reinsteckst. Es macht doch gleich viel mehr Spaß, wenn sie alles mitbekommen, sich ein bisschen sträuben und schreien, anstatt nur leblos dazuliegen. Da würde nicht mal ich einen hochkriegen.» Sasori ließen diese Anspielungen weitestgehend kalt und er hatte auch nicht vor, auf diese Provokation einzugehen. Zum einen würde er sich nicht auf Hidans Niveau herablassen und ihm direkt in die Hände spielen, zum anderen entsprachen diese Unterstellungen nicht der Wahrheit – er hatte sich in seinem Leben noch niemandem sexuell genähert, der dies nicht auch wollte. Auch wenn dieses Thema für ihn schon seit ein paar Jahren keine Rolle mehr spielte, da er kein Interesse mehr an Sex hegte, empfand er solche Äusserungen noch immer als geschmacklos. Und da war er wohl nicht der einzige. «Nimm deine dreckigen Pfoten weg von ihr! Du bist so widerlich, un!», zischte der Blonde voller Verachtung und Abscheu, ballte dabei seine Hände zu Fäusten und wirkte dabei so, als würde er jeden Moment auf den anderen losgehen wollen. Doch Hidan quittierte das Ganze nur mit einem Kichern, ehe er wieder Sasori fixierte. «Du fickst sie doch vorher oder etwa nicht? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass nicht deinen Spaß mit ihnen hast, bevor du sie aufschlitzt? Also wenn ich du wäre, würde ich mir diese Gelegenheit nicht durch die Lappen gehen lassen.» «Nicht jeder ist so krank wie du, Hidan.» Gab Kakuzu eher desinteressiert seine Meinung dazu ab. Doch Hidan beachtete diesen nicht weiter, behielt sein diabolisches Lächeln aufrecht und ließ Sasori nicht aus den Augen. «Na, was ist jetzt? Es stimmt doch was ich sage oder etwa nicht?» Der Rothaarige zuckte nicht einmal mit der Wimper und doch hatte er dieses Spiel langsam satt. Und da er glaubte, dass Hidan bloß eine große Klappe hatte, wo nichts dahinter steckte, wollte er den Spieß einfach mal umdrehen. Er musste wohl in die Offensive gehen, andernfalls würde der Silberhaarige wohl nicht begreifen, dass so etwas bei ihm nicht zog, so beharrlich wie dieser war. «Du scheinst es ziemlich nötig zu haben. So lange du sie nicht allzu sehr beschädigst, kannst du dich ruhig an ihr austoben. Das heißt, wenn du dich traust. Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich hier bleibe und dir dabei zusehe. Doch so wie ich mir denken kann, wird das wohl nicht allzu lange dauern.» Es verfehlte die gewünschte Wirkung nicht, denn dieser hämische Ausdruck auf dem Gesicht des Silberhaarigen machte Überraschung platz. Auch schien er einige Sekunden nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte, denn sein Mund öffnete und schloss sich, ohne einen Ton entweichen zu lassen. Anscheinend hatte Sasori ihn damit aus dem Konzept gebracht. «Ihr seid alle so widerlich.» Spie Deidara regelrecht aus, bevor dieser schnaubend mit einem ‹Macht doch was ihr wollt› aus dem Raum verschwand. Kurz darauf schallte irres Gelächter von den Wänden wieder, als der Silberhaarige nicht mehr an sich halten konnte. Damit lenkte er geschickt von seiner ausstehenden Antwort ab, konnte sich aus dieser Situation retten, die ansonsten damit geendet hätte, dass er sich lächerlich machte, wenn er den Schwanz einzog. Dann hatte sich Sasori wohl nicht getäuscht und Hidan spielte sich mit diesen Kommentaren bloß auf. Hatte eine große Klappe, wo aber nichts dahinter steckte. Kakuzu löste die ganze Situation schließlich auf, indem er den Silberhaarigen am Oberarm packte und grob Richtung Treppe stieß. «Wir gehen. Ich hab dein Theater satt, außerdem will ich endlich mal vorwärts machen. Zeit ist Geld.» Damit ließen sie Sasori im Raum zurück. Hidans penetrantes Gelächter drang noch dann an seine Ohren, als sich dieser schon im oberen Stock befand. Doch er ließ sich davon nicht stören, schloss die Tür, um alle Geräusche auszusperren und eine totenstille Stille herbeizuführen. ♦︎ Es war bereits ziemlich spät, als er endlich fertig war. Die ganzen Organe hatte er wie vorgesehen in die mit Eis gefüllten Behälter verstaut. Das, was von der Kleinen noch übrig geblieben war, hatte er zurück in den Sack getan. Er hatte vor, diesen ebenfalls mitzunehmen, sollte Pain sich doch um die Entsorgung kümmern. Somit war er bereit, wieder zurück zum Hauptquartier zu fahren, doch vorher wollte er sich noch duschen. Denn eine schöne warme Dusche hatte er seiner Meinung nach verdient und wenn er ehrlich war, hatte er nicht sonderlich Lust, damit zu warten, bis sie wieder zurück wären. Denn auf die Steinzeit-Dusche mit viel zu kaltem Wasser konnte er verzichten. Da zog er seine eigene vor. Als er die Treppe nach oben stieg und nach all der Konzentration erst jetzt bemerkte, wie müde es ihn gemacht hatte, wunderte er sich dann doch, dass er Deidara im Wohnzimmer auf dem Sofa wiederfand. Er hatte eigentlich angenommen, dass dieser gegangen wäre, so wie sich der Blonde vor ein paar Stunden aufgeregt hatte. Doch anscheinend hatte er auf ihn gewartet, oder aber er nahm die Aufgabe als seinen Aufpasser ernst. Der Fernseher lief, während Deidara seine Füße auf dem Couchtisch abgestellt hatte und mit vor der Brust verschränkten Armen nicht eine Reaktion zeigte, als Sasori neben ihm vorbei in die Küche lief, um sich etwas zu trinken zu holen. «Ich gehe noch duschen, dann können wir los.» Informierte er den Blonden, der ihn jedoch noch immer nicht beachtete, sondern weiter verbissen in die Mattscheibe starrte. Was Sasori jedoch gleichgültig abtat und das Bad ansteuerte. Auch wenn er wusste, dass Deidara anscheinend noch immer verstimmt war, kümmerte es ihn nicht sonderlich. Viel eher empfand er es als angenehm, dass der Blonde ihn mal nicht mit seinen vielen Fragen löcherte, sondern dieser auch mal still war. «Mir scheint es, als wärst du in dieser Organisation fehl am Platz, wenn du schon mit dem Tod eines Kindes ein Problem hast.» Sprach er seinen Gedanken im Vorbeigehen laut aus, was wohl ein Fehler seinerseits war, denn mit der Ruhe war es jetzt wohl aus. Deidara fuhr zu ihm herum und man sah schon von weitem, dass dessen schlechte Laune noch nicht verschwunden war. «Das ist es nicht, un. Auch wenn mir lieber wäre, es wäre kein Kind gewesen, das sterben musste. Doch dann war es eben so, damit kann ich noch leben. Womit ich nicht leben kann, ist, wenn man sagt, oder schon nur dran denkt, solche widerwärtige Dinge einem Kind anzutun, un. Da reagiere ich allergisch.» Mit monotoner Miene blickte Sasori zu dem Blonden. Und auch wenn es ihn nicht kümmerte, wie Deidara darüber dachte, er keinen Grund sah, warum er sich zu seinem Gesagten rechtfertigen sollte, konnte er seine folgenden Worte nicht zurückhalten. «Das, was ich über dieses Kind gesagt habe, dass ich sie Hidan überlassen würde… war nicht ernst gemeint. Ich wollte ihn damit bloß aus der Reserve locken.» Er wusste nicht, weshalb er sich Deidara nun offenbart hatte und doch konnte er nicht verhindern, dass er sich besser fühlte, als sich daraufhin Deidaras Gesichtszüge glätteten, weicher wurden. «Dann stimmt das, was Hidan behauptet hat auch nicht? Dass Sie sich an diesen Frauen vergehen, bevor Sie sie töten?» «Nein. Ich mache mir generell nichts aus so etwas.» Ein erleichtertes Lächeln umspielte die Lippen des Blonden, ehe sich dieser neugierig etwas weiter über die Rückenlehne zu ihm lehnte. «Wie meinen Sie das, un?» «So, wie ich es meine.» Sasori wollte sich schon umdrehen und seinen Weg weiter führen, da hielt ihn der Blonde erneut auf. «Was ist hinter dieser Tür, no Danna? Als wir da unten im Keller waren habe ich noch eine Tür gesehen, un. Die mit diesen vielen Schlössern. Was verstecken Sie dahinter?» Über den plötzlichen Themawechsel leicht verwundert, blieb Sasori mit dem Rücken zu dem Blonden stehen. Ja, was verbarg sich hinter dieser Tür? Seine Schätze, seine Meisterwerke, sein ein und alles. Das, was ihn noch am Leben hielt, ohne das er zu Grunde gehen würde. Und doch wußte er, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem er sich davon würde befreien müssen. Wenn er es endlich geschafft hatte, seine Menschlichkeit zu beseitigen, würde er keinen Grund mehr haben, seine Sammlung zu behalten oder gar weiterzuführen. Und dann war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sie mitsamt seinen übrig gebliebenen Gefühlen zerstören würde. «Der letzte Rest meines Herzens.» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)