A Single Red Rose von Daelis (The 25th of December) ================================================================================ Kapitel 7: ♞ Marzipanrosen -------------------------- So etwas Süßes, das konnte nur Kanato gewesen sein. Bestimmt war der Arme todunglücklich (oder extrem wütend, was erklärte, weshalb Rose und Brief im Schnee gelegen hatten). Nichts, was Kuchen nicht klären könnte! Es verging kaum eine Woche, dass du, bewaffnet mit einer Schachtel voller Kuchenstücke, vor der Haustür der Sakamakis standest. Dein Herz klopfte schnell vor Nervosität. Kanato war ein wenig speziell in seiner Launenhaftigkeit, aber mit dem Kuchen im Gepäck solltest du wohl eigentlich gut gerüstet sein. Er liebte Kuchen doch, nicht wahr? Solange du dir nicht sicher warst, ob bei ihm Trauer oder Wut die Überhand genommen und dazu geführt hatten, dass die Rose samt Brief im Schnee gelandet waren, wolltest du lieber kein Risiko eingehen und dich unnötig mit ihm anfeinden. Da war Kuchen der perfekte Weg, Kanatos Laune zu heben. Dass dir aber auch ausgerechnet Kanato die Tür öffnen würde, das hattest du nicht erwartet. Und schon gar nicht so schnell. Dein Finger hatte die Klingel kaum berührt, da schob sich die Tür schon auf und Kanato linste durch den schmalen Spalt, ehe er dich erkannte und die Tür ganz öffnete, um dich einzulassen. Beinahe, als hätte er dich kommen sehen oder erwartet, dass du herkämst. „Teddy hat dich vermisst“, begrüßte er dich unumwunden. Klar. Teddy. Inzwischen kanntest du ihn gut genug, um zu wissen, dass Teddy am Ende kaum mehr war als projizierte Emotionen des lilahaarigen Vampirs. Er hatte dich also vermisst. „Ich hab Kuchen mitgebracht. Was hältst du davon, wenn wir drei es uns gemütlich machen und ihn uns teilen?“, schlugst du Kanato vor, dessen Augen kurz blitzten. Damit hattest du ihn, das stand schon einmal fest. Bestimmt hatte Reiji ihm wieder verboten, Kuchen zu kaufen und den Kühlschrank mit gesunden Lebensmitteln gefüllt, sodass Kanato gewissermaßen auf Entzug war. Ohne Umschweife nickte der Vampir dir zu und führte dich direkt in sein eigenes Zimmer. Er hatte wohl Angst, den Kuchen teilen zu müssen, wenn seine Brüder zufällig dazustießen. Das Haus war zwar groß, aber angesichts der großen Gruppe von Vampiren, die hier lebte, war es schon verwunderlich, dass ihr auf dem Weg ins Kanatos Zimmer niemandem begegnetet. Kanato nahm direkt auf einem der Stühle Platz, die um den kleinen Tisch am Fenster standen. Mit der Frage nach Getränken hielt er sich gar nicht erst auf. So wie Kanato die Box anstierte, die du bei dir trugst, war nicht schwer zu erraten, dass er es kaum abwarten konnte, über die Süßspeisen herzufallen, die du ihm mitgebracht hattest. „Greif zu“, fordertest du ihn gut gelaunt auf. Das musstest du nicht zweimal sagen. Aus einer kleinen Anrichte holte der Vampir kleine Teller mit Goldrand und Kuchengabeln. Dass er dergleichen hier in seinem Zimmer hatte, wunderte dich schon gar nicht mehr. Er war eben ein Schleckermaul. Kanato griff sofort nach der Pappbox mit dem vanillefarbenen Logo der Konditorei. Du warst vor den Weihnachtsferien mit ein paar Freundinnen dort gewesen, um sozusagen Weihnachten vorzufeiern. Daher wusstest du genau, wie lecker der Kuchen dort war und bestimmt würde sich auch Kanato daran erfreuen. Er starrte in die geöffnete Box und sagte kein Wort. Die Sekunden verstrichen. Langsam wurde dir ein wenig mulmig. Stimmte etwas nicht? War vielleicht auf dem Weg etwas umgekippt und war nun verschmiert? Oder fehlte seine Lieblingssorte? Die kanntest du nämlich nicht. „Kanato, ist... alles in Ordnung?“, wagtest du nach einigen weiteren, schweigsamen Augenblicken zu fragen. Der Vampir sah auf und dir direkt in die Augen. Nervös schlucktest du den Kloß herunter, der sich in deiner Kehle gebildet hatte. Es verhieß nichts Gutes, wenn Kanato so still war. Was war denn nur los. Leise konntest du ihn deinen Namen flüstern hören und ein eisiger Schauer lief dir über den Rücken. Bei Kanato war man sich einfach nie sicher, ob er im nächsten Moment lächeln und total süß sein würde oder doch wütend und jähzornig reagierte. Du hattest scheinbar kein Glück. Kein Lächeln zog sich über Kanatos Lippen. Ohne ein einziges Wort zu sagen, griff der Vampir nach dem Teddy, den er eben auf einem eigenen Stuhl platziert hatte. Ehe du etwas sagen oder vermuten konntest, riss er das Fenster auf und warf das Stofftier zu deiner völligen Verwunderung hinaus. „Kanato, was...? Warum hast du das getan?!“, entfuhr es dir erschrocken. So desaströs konnte doch der Kuchen gar nicht sein! Du wolltest aufstehen und dich zum Fenster beugen, doch Kanato kam dir zuvor und griff deinen Arm. „Setz dich hin.“ Eindeutig ein Befehl, keine Bitte. Du nicktest zögerlich. Kanato belohnte dich mit einem liebenswerten Lächeln. Einem, das du nicht erwartet hattest. „Ist.. alles in Ordnung, Kanato?“ „Natürlich. Ich freue mich, dass du da bist. Lass uns den Kuchen essen!“ Tatsächlich schien es ihm soweit gut zu gehen. Als wäre nichts gewesen, als wäre der Teddy hier bei ihnen, an Kanatos Seite, wie stets. Das fachte dein ungutes Gefühl nur noch mehr an. Waren Kanato und sein Teddy nicht unzertrennlich? Du konntest dich nicht erinnern, ihn jemals ohne gesehen zu haben, dafür erinnertest du dich umso besser daran, wie er reagierte, wenn man das Plüschtier nicht entsprechend seinen Vorstellungen beachtete und in Unterhaltungen mit einbezog. „Kanato, Teddy und du, ist da...“ „Teddy brauche ich nicht mehr“, unterbrach der Vampir dich harsch, während er die Kuchenstücke aus der Pappbox nahm. Erdbeerkuchen, Stachelbeerbaisers, Donauwelle und Käsekuchen. Er betrachtete den Kuchen einen Moment lang abwägend, dann begann er jedes Stück zu teilen. „Welchen Kuchen magst du am liebsten?“, fuhr der lilahaarige Vampir ungerührt fort, während du noch immer nicht glauben konntest, was du da gehört hattest. Er brauchte Teddy nicht mehr? „Äh... Käsekuchen.“ Du blinzeltest verwirrt. Kanato nickte nachdenklich, dann tat er euch beiden den von dir genannten Kuchen auf. „Ich mag Süßes.“ Noch immer lächelte Kanato zufrieden, sodass sich dein Gemüt langsam beruhigte und die Furcht schwand. „Das freu-“ Wieder kamst du nicht weit, weil dich Kanato unterbrach. „Und ich habe jetzt noch etwas Süßes.“ Verwundert sahst du ihn an. „Was denn?“ Hatte er von seinen Brüdern etwa ein niedlicheres Plüschtier als Teddy bekommen und das gemeint, als er kundgetan hatte, Teddy nicht mehr zu brauchen? „Dich.“ Du verschlucktest dich prompt. „Wie bitte?“, rutschte es dir schon fast empört heraus, doch Kanato hatte sich wohl entschieden, das einfach zu überhören. „Du bist viel süßer als Teddy und süßer als Kuchen.“ Er kicherte leise in sich hinein. Deine Wangen hatten sich längst puterrot verfärbt. Das sollte doch ein Kompliment sein, oder? „Du bist auch sehr süß, Kanato“, gabst du ehrlich zurück. Er war schon wirklich süß, wie er da zufrieden vom Kuchen naschte und dich verträumt anblinzelte. Solche Dinge wie 'Du bist süß' konnte außer ihm wirklich niemand auf diese besondere Art sagen, die einem das Herz höher schlagen ließ. Dumm nur, dass deine Worte seine Laune kippten. Düster und wütend klang seine Stimme, als er nun sprach. „Du fandest Laito auch süß.“ Jede Antwort blieb dir im Halse stecken. Unter seinem finsteren Blick schrumpftest du ein Stück in dich hinein. Deine Gedanken schwirrten. „Ich... ich habe mich da geirrt.“ Plötzlich schmeckte der Kuchen gar nicht mehr so gut wie in deiner Erinnerung. Du legtest die Gabel nieder. „Hat er nichts erzählt?“ Kaum mehr als ein heiseres Nuscheln war von dir zu hören. Kanato beäugte dich genau, dann lachte er laut auf. Erschrocken zucktest du zusammen. „Das ist nicht lustig!“ „Doch, ist es!“, lachte Kanato weiter, als hättest du einen guten Scherz gemacht. Entrüstet sahst du ihn an. Doch Kanato ließ sich davon nicht beirren. „Du brauchst ihn nicht! Du bist zu süß für ihn.“ Deine Wangen glühten. Du wolltest dich bedanken, doch du brachtest keinen Ton heraus und so stochertest du scheinbar hochbeschäftigt in deinem Kuchen. Stille legte sich wie ein schweres Tuch über euch. Deine Gedanken rasten und noch gelang es dir nur schwer, sie zu konzentrieren. Zu viele Dinge schwirrten wirr umher und eben so viel, wie nun Sinn ergab, ergab plötzlich keinen mehr. „Kanato, hast du... hast du mich an Weihnachten besuchen wollen?“, gelang es dir schließlich zu fragen. Erst reagierte der Vampir gar nicht, sondern griff sich stattdessen das nächste Stückchen Kuchen – diesmal den Erdbeerkuchen. Ehe er jedoch den ersten Bissen in den Mund steckte, sah er dich unverwandt an. „Ja. Ist es nicht normal, dass man etwas Süßes ganz für sich allein möchte?“ Verlegen schütteltest du den Kopf. „Nein, das nicht, aber...“ Wieder unterbrach er dich. „Ich will dich für mich allein. Deine ernste Miene schmolz unter dem störrischen Blick Kanatos, der nun fast klang wie ein bockiges Kind. „Darum warst du bei mir?“ Er nickte. „Aber du warst mit Laito da.“ Wieder konntest du unterdrückte Wut hören. Eilig wandest du ein: „Aber das war nicht... nicht echt. Laito und ich, wir sind kein Paar!“ Kanato schien sich zu fangen und nickte. „Ich weiß. Du bist zu süß für ihn. Ich werde dich nicht mit ihm teilen.“ Er probierte vom Erdbeerkuchen. „Ich will, dass du mir allein gehörst. Und niemandem sonst. Niemals.“ Kanato legte den Kopf schief. Es schien dir, als versuche er krampfhaft die richtigen Worte zu finden, doch es gelang ihm nicht. „Ich will, dass du hier bleibst und Zeit mit mir verbringst. Ich will, dass wir zusammen Kuchen essen.“ Wieder schien der Vampir nicht ganz zufrieden. „Ich will dich. Ich liebe dich.“ Du zweifeltest nicht an seinen Worten. Kanato hatte Teddy weggeworfen, weil er ihn nicht mehr wollte. Weil er dich wollte und Teddy nicht mehr brauchte. So wichtig warst du ihm. Für ihn war das der größte Liebesbeweis. Tränen hatten sich in deinen Augen gebildet. Eine einzige von ihnen bahnte sich den Weg über deine Wange. Seine Worte gaben dir unmissverständlich das Gefühl, wichtig zu sein, wichtiger als alles andere. Das Gefühl, der Mittelpunkt seiner Welt zu sein. Und auch wenn er die rechten Worte erst spät gefunden hatte, zeugten seine Taten doch von seinen Gefühlen. „Bleib.“ Eure Blicke trafen sich und beinahe klang er nun flehend, als er wiederholte: „Bleib.“ Du konntest gar nicht anders, als zu nicken. Kanatos Züge zeigten ein zufriedenes Lächeln, als er sich zu dir beugte. Der Kuchen war vergessen. Deine Augen schlossen sich, dein Herz raste und du neigtest dich ihm zu. Etwas viel Süßeres hattet ihr in den Lippen des jeweils anderen gefunden. Als ihr euch wieder löstet, konntest du sehen, wie sich Kanato über die Lippen leckte, als hätte er gerade etwas besonders Leckeres gekostet. Laito mochte dich nicht geliebt haben, aber seinem Bruder glaubtest du. Deine Augen schlossen sich wie von selbst, denn in deinem Herzen wusstest du, dass das hier funktionieren könnte, dass diese Liebe erblühen könnte. ❤ The End ❤ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)