Snuggling under the Blankets von Sydney (18. Kalendertürchen 2016) ================================================================================ Kapitel 1: 18. Türchen ----------------------                                                                                Snuggling under the blankets     Es war Ende Dezember und langsam wurde es finster. Mit der Finsternis kamen die Sorgen. Wie so oft in letzter Zeit. Fred frage sich, ob sein Hund heute noch nachhause kommen würde. Bei dem kleinen schmutzblonden Mischling konnte man sich nie sicher sein, ob er abends wieder da sein würde. Der Streuner trieb sich den Tag über herum. Mal hier, mal dort. Meist ohne Fred. Bei bei dem trüben Wetter war es nicht ausgeschlossen, dass ihm unterwegs etwas passierte. Sein letzter Hund war ganz anders gewesen. Der Alte hatte den größten Teil des Tages in seinem Körbchen verbracht. Er hatte gar nicht daran gedacht die Wohnung länger als nötig zu verlassen. Hätte er ein Motto gehabt, so wäre es „In der Ruhe liegt die Kraft“ gewesen. Man hatte immer gewusst, wo er gerade war. Es hatte keine großen Überraschungen gegeben. Fred mochte es so. Er war kein junger Hüpfer mehr, der alles mitmachen konnte. Eines Tages war die Zeit für den Alten gekommen. Damit war die sorgenfreie Zeit vorbei gewesen. Den neuen Hund hatte er, fast sofort, nachdem er den Alten verloren hatte, im Park gefunden. Ein ganzer Schwung Welpen hatte da herumgetobt. Und eines der kleinen Fellbündel war direkt auf ihn zugelaufen. Fred war schon auf der Suche nach einem neuen vierbeinigen Begleiter gewesen. Doch es war eine spontane Entscheidung gewesen, dass genau dieser Rumtreiber sein neuer Gefährte werden sollte. Das hatte er nun davon. Hätte er lieber auf einen gewartet, der besser zu seinem Lebensstil passte anstatt den Erstbesten zu nehmen. Doch nun war es so, er war an dieses Tier gebunden und Fred musste sich mit den Gegebenheiten arrangieren und mit seiner Entscheidung leben. Aber an diesem scheidenden Adventtag hätte er lieber seinen Hund bei sich gehabt, anstatt der quälenden Warterei. Fred war der Meinung, dass niemand die Abende der Weihnachtszeit alleine verbringen sollte. Und wenn schon keine attraktive Artgenossin für gemütliches Kuscheln unter der Bettdecke da war, dann könnte man sich doch zumindest an der Gegenwart des felligen Gesellen erfreuen. Mit den anderen Mitbewohnern der WG wollte er nur ungerne diese Art von Kontakt haben. Mit denen, hatte er sich vorgenommen als er eingezogen war, würde er höchstens Kuscheln, wenn die Heizung ausfallen würde. So blieb ihm nichts anderes übrig als zu hoffen und zu warten.                                                                                                          *   Britta, ein Zimmer weiter, wartete ebenfalls auf die Heimkehr eines geliebten Wesens. Gelangweilt lag sie auf der Couch im Wohnzimmer. Solange die Sonne schien konnte sie sich ablenken. Nickerchen standen auf ihrer Prioriätetenliste momentan ganz oben. Abgeschirmt vom einfallenden Licht. So konnte man den Tag ganz gut überstehen. Aber wenn es dunkel wurde, dann kam die Zeit, in der sie gerne Gesellschaft hatte. Sie blühte erst zu Zeiten auf, an denen andere sich schlafen legten. Sie wartete auf das gemeinschaftliche Essen, einen netten Abend mit ein wenig Körperkontakt. Ein oder zwei gute Tropfen würden das Erlebnis abrunden. Nichts ging über einen guten Roten im richtigen Alter. Nicht mehr ganz jung, aber auch nicht alt und zu schwer. Vollmundig und fruchtig. So hatte sie es am liebsten. Ihre Schwestern und Brüder hatten ihr heute den letzten Nerv geraubt und sie brauchte die Entspannung dringend. Doch von ihrem Lebensabschnittspartner war keine Spur in Sicht. Frühmorgens war er aufgebrochen. Das einzige, das sie von ihm hatte, war der Hauch seines Duftes, der auf den Polstern zurückgeblieben war. Sie liebte seinen Geruch. Am meisten, wenn er direkt von ihm kam, und nicht nur an einem leblosen Objekt haftete. Am liebsten wäre sie in ihn hineingekrabbelt! Noch konnte sie sich mit den Spuren seiner Anweisenheit zufrieden geben. Aber es wurde von Minute zu Minute schwieriger das Verlangen nach direktem Kontakt zu unterdrücken. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, dass sie eines Tages so enden würde, wenn sie sich entschließen sollte, mit dem umtriebigen Mittzwanziger zusammenzuziehen. Sie solle sich etwas Solideres, Ruhigeres suchen, hatte sie immer gepredigt. Einen, der abends nachhause kam, anstatt sich mit seinen Kumpels herumzutreiben. Einen der genauso wie gemütliche Abende zuhause und gute Nickerchen dem Fortgehen vorzog. Einen, dessen Aroma nicht vom Fortgehen verdorben war, wenn er abends nachhause kam. Einen, der sich nicht daran störte, die Nächte dauerhaft in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Aber Britta war angetan gewesen von dem großen Schwarzhaarigen. Zu Beginn hatte alles viel rosiger ausgesehen. Oft hatte er mit ihr Zeit auf der Couch verbracht. War kaum ausgegangen. Doch nun schien es so, als könnte er es nicht mehr ertragen zu viel Zeit am selben Ort wie sie zu verbringen. Seine Abschiede glichen einer Flucht. Als die kalte Jahreszeit begonnen hatte, war es kurzfristig wieder besser gelaufen. Er war öfter zuhause gewesen, hatte mehr Zeit in ihrer Gegenwart verbracht. Aber diese Phase war von kurzer Dauer gewesen. Wahrscheinlich sollte sie sich nach einem Neuen umsehen. Doch bis dahin blieb ihr nichts anderes als zu warten und auf ein Weihnachtwunder zu hoffen.                                                                                            *   Fred hatte es mittlerweile satt tatenlos herumzusitzen. Der Himmel war stockfinster geworden. Selbst die Straßenbeleuchtung war schon gedimmt. Es sah nicht danach aus, dass der Hund heute seinen Weg Heim finden würde. Schon vor einigen Minuten hatte Fred beschlossen sich doch aufzuraffen und den Abend mit seinen WG-Kameraden zu verbringen. Zumindest probieren wollte er es. So machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer um sich umzusehen, ob die anderen etwas mit seiner Gesellschaft anfangen konnten.   Das Zimmer wirkte verlassen, als er es betrat. Es war dunkel. Doch als er sich der Couch näherte konnte er einen Schatten wahrnehmen. Die Körperform war unverwechselbar, es musste Britta sein. „Was dagegen wenn ich mich zu dir setze?“ Britta schrak aus ihren Gedanken hoch. „Was machst du denn hier?“ „Der Hund ist mal wieder nicht nachhause gekommen. Hab sonst keine Gesellschaft. Will mich nicht wieder mit meinen Kollegen unterhalten.“ Seine Mitbewohnerin wirkte erstaunt. „Ich dachte wir hätten ausgemacht, wer sich in dieser Wohnung wo aufhält?“, fragte sie. „Und diese Couch ist meine Zone! Kannst ja in das Körbchen gehen, wenn du Sehnsucht nach dem Vieh hast.“ Fred hatte mit so einer Reaktion gerechnet. „Sieht ja nicht so aus, als hättest du hier mehr getan, als geschlafen. Und das Ding ist so groß, dass für uns beide genügend Platz ist. Ist ja auch nichts da, was ich dir wegnehmen könnte.“ „Aber...“ „Willst du diesen Abend wirklich schon wieder alleine verbringen? Sieht so aus als würde sowohl deiner, als auch meiner heute nicht mehr kommen.“ Seine Mitbewohnerin schien einen Moment zu überlegen. Dieses Zögern nutzte er, um auf das Möbelstück zu springen. Wenn Blicke töten könnten, wäre Fred einen schnellen Tod gestorben. Doch er verharrte dort, wo er gelandet war. „Gib mir ein Stück von der Decke!“, forderte er. Er hatte es geschafft. Er hatte sie überrumpelt. „Von mir aus, aber wehe du rückst mir zu Nahe auf die Pelle! Das ist unnatürlich!“ "Ist ja gut, kannst mich rauswerfen, wenn ich versuche mit dir zu Kuscheln."       So beschlossen die beiden den Abend gemeinsam zu verbringen.   Fred, der Floh. Und Britta, die Bettwanze.   Nichts ahnend, dass Hund und Herrchen gegangen waren, damit der Kammerjäger seine Arbeit verrichten konnte. Denn beide konnten die Gegenwart ihrer speziellen Mitbewohner nicht mehr ertragen.       ______________ Den Abend von Frida, der Filzlaus, erspare ich euch ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)