Neujahrsmochi von Puppenspieler ================================================================================ One-Shot -------- Morisuke hatte mitgezählt. Seit dem Beginn der vollkommen lächerlichen Diskussion war es jetzt das siebzehnte Mal, dass er ein genervtes „Nein!“ ausspuckte. Es war eine Endlosschleife. Oder ein Drehbuch, das er schon auswendig kannte. Inzwischen konnte er vorhersagen, wie sein Gesprächspartner reagierte. „Aber Morochka!“ Morisuke stieß langsam die Luft aus. Er sparte sich ein weiteres Nein, verschränkte nur bedeutungsschwer die Arme vor der Brust. Levs große Hände gestikulierten hilflos durch die Luft, dann fuhr er sich mit einer Hand über das erst kürzlich wieder raspelkurz geschorene Haar auf der linken Kopfseite.   Es lenkte Morisuke vielleicht ein winziges bisschen vom Gespräch ab.   „Wir sind ein Paar. Wir müssen Weihnachten miteinander verbringen! Das ist Tradition!“ Dass das Argument schon die letzten Jahre – Jahre! Morisuke war fassungslos – nicht gezogen hatte, ging an Lev natürlich vorbei. Er bekam lediglich ein stures Kopfschütteln zur Antwort. Es hatte nicht einmal mehr einen dramatischen Grund. Ursprünglich war es Morisuke tatsächlich viel zu pärchenhaft gewesen, um auch nur darüber nachzudenken. Inzwischen hatte er seinen Frieden damit geschlossen, diesen riesigen, dämlichen Idioten zu lieben, der es inzwischen immerhin mit Ach und Krach zur Universität geschafft hatte. Weihnachten feiern wollte er trotzdem nicht. Viel. Zu. Kitschig. Levs Gesicht verzog sich zu einem beleidigten Schmollen. „Aber ich dachte, du liebst mich“, jammerte er. Er kassierte einen Tritt gegen das Schienbein und ein missgelauntes Funkeln, ehe Morisuke nach seiner Tasche griff. Er hatte genug diskutiert, und auch wenn es nett war, ab und zu nach der Uni die Gelegenheit zu haben, gemeinsam irgendwo eine Kleinigkeit zu trinken, irgendwann musste er auch zurück nach Hause und sich um seine eigenen Sachen kümmern. Und gerade war ein wunderbarer Zeitpunkt dafür.   „Morochka!“ – „Ich rede erst wieder mit dir, wenn du aufhörst, mich zu nerven!“, rief er zu Lev hinüber, schon längst losgelaufen, um zur nächsten U-Bahn-Station zu kommen.   Er würde Weihnachten nicht mit diesem verdammten Wolkenkratzer verbringen.     ***     Er verbrachte Weihnachten auch nicht mit diesem verdammten Wolkenkratzer. Ganz, wie er es gewollt hatte, verbrachte er Weihnachten alleine, abseits von kitschiger Weihnachtsmusik und grellem Lichterspiel. Lev meldete sich, um zu jammern, dass sie kein Date hatten, um ihm Fotos von Alisa und Yamamoto zu schicken, die den übertriebenen Weihnachtskitsch voll auskosteten. Als würde das Morisukes Einstellung zum Thema ändern! Eher im Gegenteil. Für ihn war das Thema damit wieder für ein Jahr abgehakt. Weihnachten war vorbei, alles Gequengel war vorbei, und es wurde Zeit, sich mit den Neujahrsvorbereitungen auseinander zu setzen. Wie jedes Jahr würde Morisuke es mit seiner Familie verbringen. Schon vor Monaten hatte seine Mutter ein kleines Ferienhaus in den Bergen gemietet, ganz in der Nähe eines hübschen Tempels, wo sie um Glück fürs neue Jahr beten konnten. Es war das gleiche Ferienhaus, in dem sie schon seit Jahren ihr Neujahrsfest verbrachten.   Eigentlich hätte es damit gut sein sollen.   Eigentlich hatte Kuroo Tetsurou aber einfach immer andere Pläne. Wieso hatte Morisuke ihn noch einmal eingeladen, vorbeizukommen? Ach ja. Sie waren Freunde, wenn er sich recht erinnerte. Gerade, wo Kuroo auf seinem Sofa saß und in den buntesten Farben von seinem Weihnachtsdate erzählte allerdings, überlegte Morisuke ernsthaft, wie teuer es ihn wohl zu stehen käme, ihre Freundschaft zu kündigen. Er hatte einen Teller mit einem wunderbaren, selbstgekochten Curry auf dem Schoß, das ihn feixend daran erinnerte, dass es sehr teuer wäre. Verdammt. Seufzend funkelte er zu Kuroo hinüber, dessen breites, träges Grinsen von dem Anblick nur noch breiter wurde. „Und du hast wieder den verbitterten alten Mann gespielt und Weihnachten allein verbracht?“   Die Frage war völlig überflüssig, und das wusste Kuroo genauso gut wie Morisuke selbst. Der Dreckskerl grinste auch einfach nur fröhlich weiter, während Morisuke sich um eine Antwort drückte, indem er lieber einen Löffel Curry verspeiste. Es war ein wirklich gutes Curry. Definitiv besser als das Zeug, das er sonst so zu sich nahm. „Weißt du“, fuhr Kuroo fort, völlig ignorierend, dass Morisuke das Gespräch offenkundig nicht wollte, „Du solltest nicht so griesgrämig sein. Stell dir mal vor! Sogar Kenma hat sich dieses Jahr rausgewagt!“ Er lachte. „Also gut, in dem Kuhkaff, wo der Chibi lebt, war sicher nicht viel los, aber sie sind ernsthaft zusammen rausgegangen! So richtig mit romantischem Dinner und Hotelzimmer.“ Kuroo hob vielsagend die Augenbrauen, gestikulierte lebhaft mit seinem Löffel. Morisuke war froh, dass er wenigstens nicht dumm genug war, dabei Reiskrümel im ganzen Raum zu verteilen.   Er kannte traurigerweise genug Leute, die dumm genug dafür wären. Eine Person, um genau zu sein, aber ehrlich, das war auch mehr als genug.   „Und? Ich mag Weihnachtskitsch eben nicht.“ – „Du magst gar nichts, Yakkun. Das ist ja das Problem! Um Valentinstag drückst du dich auch immer so gut wie möglich.“ Es stimmte. Halbwegs. Morisuke verschenkte inzwischen sogar – zu White Day, weil dieser dumme Lev ihn zu Valentinstag natürlich mit Geschenken belästigte. Er ging sogar mit ihm aus, wenn es sich ergab, und solange sie einen Platz fanden, der nicht allzu menschenüberhäuft war. In Kuroos Augen war das natürlich alles andere als begeistertes Feiern. „Weißt du?“ Er sah Morisuke ernsthaft an, griff sich in lächerlich theatralischem Schmerz an die Brust. „Lev kann einem wirklich leidtun.“   „Daishou kann einem leidtun, Kuroo.“   (Wobei Morisuke sogar wusste, dass das so nicht stimmte. Eigentlich war er aus der bemitleidenswerten Beziehungsphase so langsam heraus.)   Das Gespräch hielt sich viel zu lange. Nach zwei Tellern Curry war Morisuke immer noch genervt und missmutig. Einzig die Tatsache, dass eine große Portion Reste geblieben war, entschädigte ihn für all die blöden Kommentare, die er ertragen musste, bis er Kuroo endlich aus der Wohnung schieben konnte. Natürlich hatte er noch einen guten Ratschlag, bevor er endlich Ruhe gab: „Du solltest ihn mal von dir aus einladen, sonst fühlt er sich irgendwann ungeliebt!“   (Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass Kuroo aus Erfahrung sprach. Das machte die ganze Sache unangenehm ernstzunehmend.)   Morisuke hatte nicht vor, Kuroos Ratschlag anzunehmen. Er nahm aus Prinzip keine Ratschläge von Kuroo an.   Dass sich irgendwann zwischen Weihnachten und Silvester dann trotzdem Lev in sein Neujahrsgepäck schlich, war reiner Zufall und hatte rein gar nichts mit Kuroos lächerlichen Weisheiten zu tun. Es lag nur daran, dass Levs Familie selbst nicht geschlossen feierte, weil seine Schwester für die Hochzeit einer Freundin in Russland war.     ***     Lev mitzunehmen war die mit Abstand schlechteste Idee gewesen, die Morisuke jemals gehabt hatte. Mit Abstand.   Natürlich freute der verdammte Idiot sich. So sehr, dass Morisuke beinahe ein schlechtes Gewissen bekam, sonst eher selten freiwillig etwas Größeres mit ihm zu unternehmen. Vielleicht würde er es sich doch noch einmal überlegen… Aber andererseits war Lev einfach anstrengend. Und aufdringlich. Und er brachte diesen abartigen Charme mit, der schon vor Jahren Morisukes ganze Familie um den Finger gewickelt hatte. Seine Großmutter liebte Lev. Seine Mutter liebte ihn. Sein Vater kam prächtig mit ihm aus. Es war grauenhaft.   Der sonst so entspannte Silvesterabend wurde zur Tortur, während sie zusammen unter einem Kotatsu saßen und Morisuke krampfhaft versuchte, seine Mutter und Großmutter daran zu hindern, noch mehr peinliche Kindergeschichten auszugraben. Er konnte sie alle nicht mehr hören. Die peinlichen Spitznamen, die dummen Geschichten, die ihm immer noch die Schamesröte ins Gesicht trieben, und das Schlimmste daran war eindeutig Levs breites Grinsen und sein ständiges Beteuern, wie niedlich die alten Anekdoten doch waren. Da half auch alles unterm Tisch treten nicht. Es war ein Albtraum. Ein absoluter, nicht diskutabler Albtraum. „Ach Mocchi, nun schau nicht so grimmig“, tadelte seine Großmutter vergnügt. Aus dem Augenwinkel sah er Levs Grinsen amüsiert zucken, wofür der Kerl gleich noch einen mahnenden Schlag gegen das Knie bekam. „Aber das war doch schon immer so, nicht? Weißt du noch, dass die anderen Kinder in der Vorschule Angst vor dir hatten, weil du immer so böse geschaut hast?“ Natürlich wusste Morisuke das noch.   Er wusste auch noch, dass sie Angst vor ihm gehabt hatten, obwohl er einer der Kleinsten gewesen war.   An das Detail hätte man ihn trotzdem nicht mehr erinnern müssen.   Der ganze Abend war eine Folter. Morisuke war froh, als es endlich zum Jahreswechsel hinaus in die Kälte ging. Der erste Tempelbesuch des Jahres. Die Neujahrsglocken. Irgendwo auf dem Weg von Unterkunft zu Tempel ließ er sich zurückfallen, um den klatschenden alten Weibern zu entgehen, und keine Sekunde später war Lev an seiner Seite, immer noch blöde grinsend, nervig, breit. Glücklich. Morisukes Mundwinkel zuckten kurz. Er vergrub sich tiefer in seinem Schal. „Ich mag deine Familie wirklich, Morochka“, kommentierte Lev treuherzig. Morisuke schnaubte, „Sie mögen dich auch.“ Leider. Zum Glück? Eigentlich war er froh darum, ganz objektiv betrachtet, und er hatte wirklich Glück damit, aber auf der anderen Seite war es anstrengend, wie sehr die sich nun alle gegen ihn verbrüderten. „Du solltest nicht so grimmig schauen.“ Als ob der Kommentar seine Laune heben würde! Entsprechend funkelte er Lev nur an. Ein Paar großer Hände streckte sich nach ihm aus und zog ihn näher zu ihrem Besitzer. Morisuke ließ es geschehen, ließ zu, dass Lev sich zu ihm hinunterbeugte und ihn flüchtig küsste. Sie waren noch weit genug vom Tempel entfernt, dass sie niemanden damit belästigen dürften.   Als er sich wieder löste, strahlte Lev. Im Vergleich zu seinem üblichen Grinsen war es beinahe… hübsch. Es war anders. Liebevoller, weniger strotzend vor Selbstbewusstsein. Nicht ganz behutsam, aber doch irgendwie auf dem Weg dahin. „Lächelnd ins neue Jahr zu gehen bringt doch Glück, Morochka! Also lächle.“ Für mich, stand unausgesprochen hinter Levs Worten. Zumindest stand es für Morisuke da, und allein deshalb spielte er mit dem Gedanken, es nicht zu tun.   Er tat es trotzdem. Pünktlich zum Läuten der Neujahrsglocken, und er beschloss, still und heimlich, dieses Jahr nicht nur für seine Gesundheit und sein Glück zu beten, sondern auch dafür, am Jahresende wieder nicht alleine hier zu stehen.     ***     Wie jedes Jahr brachte auch dieses wieder so einige erste Male mit sich.   Den ersten Sonnenaufgang des Jahres verbrachte Morisuke draußen. Es war nicht der schönste Ort, um zuzusehen, wie die Sonne sich langsam über den Horizont erhob, aber es war still, es war halbwegs privat, und Lev war bei ihm – wobei er sich selbst nicht sicher war, ob letzteres wirklich so ein positiver Aspekt war. Er musste dem großen Kerl zugutehalten, dass er still war, während sie einfach nur dastanden und in die Ferne blickte. Außerdem half die Umarmung angenehm gegen die Kälte, die unbedingt in Morisukes Kleider kriechen wollte.   Der erste Traum kam gar nicht so viel später, denn nach der durchgemachten Nacht waren sie alle müde und krochen, einmal zurück im Haus, erst einmal in ihre Futons, um den halben Tag zu verschlafen. Oder zumindest ein paar Stunden, bis die gröbsten Augenringe wieder eingedämmt waren. Als er aufwachte, lag Lev grinsend neben ihm, wach und nervig, noch ehe Morisuke sich auch nur den Schlaf aus den Augen reiben konnte. „Guten Morgen, Morochka! Hast du was Gutes geträumt?“ So wie Lev dreinsah, hatte er etwas sehr Tolles geträumt. Genau deshalb würde Morisuke gar nicht nachfragen, was es denn war. (Wahrscheinlich würde Lev es ihm trotzdem erzählen. Sehr wahrscheinlich sogar.) Brummend richtete er sich auf, fuhr sich mit einer Hand durch das schlafzause Haar und gähnte. Hatte er etwas Gutes geträumt? Die traditionellen Glücksbringer Fujiyama, Falke und Aubergine waren nicht vorgekommen, so viel wusste er sicher. Er hatte aber auch schon vor Jahren aufgehört, sich darüber zu ärgern. Kein normaler Mensch träumte so einen Unfug.   (Deshalb waren es auch Leute wie Oikawa, die dann stolz erzählten, dass sie genau diesen Unfug geträumt hatten. „Und dann hat Iwa-Chan endlich einmal zugegeben, dass ich großartig bin“, war das Ende des letztjährigen Traums gewesen. Morisuke war bis heute fassungslos, dass aus diesem Traum sogar Realität geworden war.)   Levs großer, aufmerksamer Blick folgte ihm, als er unter den Decken hervorkroch und aufstand, um sich ausgiebig zu recken und das Fenster zu öffnen. Zumindest in Fragmenten erinnerte Morisuke sich  noch an den Traum, der das neue Jahr eingeläutet hatte. „Und?“ Morisuke brummte. „Hätte schlimmer sein können.“ – „Also war es gut? Was war es denn, Morochka?“ „Sag ich nicht.“ „Aber Morochka…!!!“   Morisuke grinste, ausgesprochen zufrieden. Im Vorbeilaufen wuschelte er Lev durch das noch ungestylte Haar, wo er einmal problemlos herankam dank der Tatsache, dass der Kerl noch auf dem Futon saß.   Ob der aufdringliche Riesenlöwe in seinen Träumen wirklich etwas Positives gewesen war, würde wohl das weitere Jahr zeigen müssen. Bisher war Morisuke aber recht optimistisch.     ***     Der kurze Urlaub endete wie üblich am dritten Januar. Morisuke wäre gern in den Bergen geblieben, gleichzeitig aber war er auch irgendwie froh, als seine Eltern ihn und Lev vor seiner Bude absetzten, ehe sie zurück nach Hause fuhren.   „Wir sollten das nochmal machen“, verkündete Lev, kaum, dass die Wohnungstür hinter ihnen zugefallen war und sie die Schuhe abstreiften. Er versuchte, beiläufig zu klingen, aber Morisuke sah das begierige Leuchten in seinen Augen. Es war zu erwarten gewesen. Das war Lev. Der stürzte sich einfach auf solche Dinge. Er nahm jeden Anlass, um Zeit mit Morisuke zu verbringen, umso besser, wenn es einer war, der einen feierlichen Beigeschmack hatte. Und irgendwie… Morisuke seufzte, hängte Mantel und Schal an einen Haken und stapfte hinüber in Richtung winziger Küche, um Kaffee zu kochen. Er grinste, versteckt vor Lev, der noch mit seiner eigenen Winterkleidung kämpfte.   Es schien fast so, als wären seine Gebete jetzt schon erhört worden.   „Mal schauen.“ – „Morochka!“ Morisuke schnaubte. Er warf Lev einen mahnenden Blick zu, als der Kerl endlich in die Küche getrottet kam. „Eins nach dem anderen, du Wolkenkratzer. Das Jahr hat gerade erst angefangen, wir werden jetzt nicht sein Ende planen!“ Lev sah nicht ganz zufrieden aus, aber schnell genug schien ihm aufzugehen, dass das keine Absage war und seine Miene erhellte sich wieder. Kopfschüttelnd wandte Morisuke sich von ihm ab und der Kaffeemaschine zu. „Oh, aber übrigens. Mama fragt, ob du nächstes Wochenende vorbeikommen möchtest?“   Lev, völlig unerwarteterweise, hatte tatsächlich keine Zeit. Morisuke war für einen Moment ganz sprachlos, während er Levs Erzählung lauschte, dass er wegen eines Spiels seines Uni-Volleyballteams verhindert war. „Als Ass kann ich doch nicht fehlen.“ Manche Dinge änderten sich einfach nie.   (Leider war er inzwischen wirklich das Ass.)   „Na gut.“ Vielleicht würde Morisuke vorbeischauen, wenn er die Zeit fand. „Dann verpasst du das Kagami-Mochi-Essen.“ Seine Eltern beharrten auf dem Brauch, nach Neujahr zu entsprechender Zeit das Zierstück zu zerbrechen und zu essen. Es war eigentlich immer ganz nett, noch einmal beisammen zu sitzen, eine heiße Suppe auf dem Tisch… Es hätte Lev gefallen und Morisuke vermutlich mit allen peinlichen Geschichten den Tag vermiest. Der Kerl zog eine Schnute, offenkundig unglücklich. Morisuke seufzte, schüttelte den Kopf, gab sich alle Mühe, Levs Tragik gar nicht erst näher zu beachten. Er sah aber auch sehr tragisch aus gerade! Es war doch albern.   „Nimm dir halt nächstes Jahr nichts vor, dann brauchst du kein Gesicht ziehen.“ – „Heißt das–?“   „Das heißt, dass du jetzt Tassen aus dem Schrank holst, der Kaffee ist fertig!“ Lev gehorchte, seine Laune wieder viel zu gut. Es war keine gute Idee gewesen. Morisuke sollte wieder aufhören, nett zu ihm zu sein, es erschien ihm gerade ganz schön kontraproduktiv. Zwei Tassen landeten auf der Arbeitsplatte vor ihm, dann schlang Lev die Arme um ihn und stützte das Kinn auf seinen Kopf. „Hmmm… ich hätte gern mit Morochkas Familie das Mochi gegessen~“, seufzte er tragisch. „Nächstes Jahr“, wiederholte Morisuke noch einmal genervt. Lev brummte seine Zustimmung. Dann grinste er. Morisuke spürte es. Er brauchte es gar nicht mehr zu sehen, um zu wissen, dass es da war! Am liebsten hätte er Lev auf den Fuß getreten, aber ehe er so weit kam, spürte er Levs Lippen an seinem Ohr, die ihn unabsichtlich erschaudern ließen. „Aber ich weiß, was mich entschädigen könnte, dass ich dieses Jahr nicht dabei sein kann.“ Morisuke wusste, dass da jetzt nichts Gutes kommen konnte. Er seufzte, wappnete sich für die Dummheit, die vor ihm lag und knurrte auffordernd, dass Lev fortfahren sollte. Statt zu reden, wanderten die fremden Lippen an seinem Ohr entlang, hauchten einen flüchtigen Kuss darauf, fremde Zähne schnappten nach seinem Ohrläppchen. Morisuke biss sich auf die Unterlippe, um einen Laut zu unterdrücken, der noch mehr ermutigen würde. Lev hörte ihn trotzdem.   „Ich könnte doch mein Neujahrsmochi jetzt schon bekommen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)