Lady with the fiery red hair von Hunter25 ================================================================================ Kapitel 1: Legends never die ---------------------------- „Ich hatte einen Traum...“ „Einen Traum?“ „Ja... Darin sah ich ihre Augen... Sie sprach zu mir.“ Eine leichte Brise kam auf, ihr feuerrotes Haar umspielte ihr zartes und doch kantiges Gesicht, während sich ihre Finger durch die seidig glatte Mähne ihres Schimmels bewegten. „Was hat sie gesagt?“, wollte der hochgewachsene Mann neben ihr wissen. Seine Zedernholzbraunen Augen blickten zu ihr auf die Seite, wo sich auf den schmalen Lippen der jungen Frau ein Lächeln abzeichnete. „Sie sagte... sie würde mich beschützen... Sie wird auf uns Acht geben und gemeinsam mit uns diesen Kampf bestreiten.“ Des jungen Mannes braunen Augen wanderten zu der matt weißen Stute, deren Schweif durch die Luft peitschte, während sie aufgeregt ihre schneeweiße Mähne durch die Luft wirbelte. Die warmen Strahlen der gelb-orange farbenen Sonne legten sich über die weite Wiesenlandschaft und ihre grünen Gräser sowie hohen Felsen. Sanft schwangen die saftig grünen Grashalme im Winde mit, das Rascheln der Blätter eines nahe gelegenen Waldes wurde lauter. „Das wird sie. Das werden wir.“, erwiderte er leise und blickte in die Ferne. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, desto länger ihr Schweigen anhielt. Es war eine schmerzhaft ruhige Atmosphäre, die ihm nahezu den Atem raubte. Er wusste, dass dies ihr letztes Gespräch sein könnte... für immer. Und das wollte er nicht. Er wollte weder sie noch das, was sie hatten, verlieren. Er hatte fürchterliche Angst, doch wann immer er sah, wie stark und mutig sie war... und mit welch einer Gewissenhaftigkeit und Überzeugung sie aufs Schlachtfeld sah, wusste er, dass er niemals Schwäche vor ihr zeigen durfte. „Hast du Angst?“ Sofort sah er zu ihr auf die Seite, seine Augen weit aufgerissen, den Mund leicht geöffnet. Sie hingegen betrachtete ihn eindringlich, forschend. Ihre kristallblauen Augen wichen seinem Blick nicht aus, es war, als würde sie direkt in ihn hineinschauen. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Wusste sie etwa, wie er sich fühlte, was er fühlte, und fragte ihn genau deshalb? Er schluckte und schloss wieder seinen Mund. Was sollte er ihr sagen? Sollte er es ihr sagen? Sollte er ihr sagen, wie sehr es ihn fürchtete? Wie groß seine Angst vor dem bevorstehenden Kampf und dessen möglichem Ausgang war? Oder sollte er sie belügen? Doch... sie kannte ihn viel zu gut, als dass sie ihm auch nur eine einzige seiner Lügen glauben würde. „Was ist mit dir?“, wollte er stattdessen wissen und wartete gespannt ihre Antwort ab. Ihr feuerrotes Haar flog zur Seite hinweg, als ein kräftiger Windstoß an ihnen vorbei rauschte. Ihre blauen Augen blickten stur geradeaus, als sie ihm mit ruhiger Stimme antwortete. „Angst lässt uns vergessen, wer wir sind. Auf der anderen Seite zeigt sie uns jedoch auch, wer wir wirklich sind... Ich bin mir meiner Kraft und meiner Stärke bewusst. Ich weiß, was ich leisten und was ich alles erreichen kann... Deshalb brauche ich keine Angst zu haben. Meine Männer... brauchen keine Angst zu haben...“ Sie schaute schräg hinter sich. Hunderte Männer saßen auf ihren Pferden, bereit, mit ihr gemeinsam in den Krieg zu ziehen wie sie es schon so oft getan hatten. Einige mehrmals, andere noch gar nicht. „Ohne Angst gibt es keinen Mut. Und Mut ist das, was wir alle brauchen werden, um diesen Kampf und auch den Krieg für uns zu gewinnen.“, fügte sie hinzu und sah dem jungen Mann direkt in die Augen. Er nahm ihre Worte in sich auf und wiederholte sie in seinem Kopf. Sie hatte Recht. Sie wussten, wer sie waren und was sie leisten konnten. Sie vertrauten einander und vertrauten darauf, dass sie erfolgreich und als Sieger aus dieser Schlacht hervortreten würden. Und er vertraute ihr. Er vertraute ihr blind, genauso wie sie ihm. Seit sie sich das erste Mal gesehen hatten, war so viel passiert. So viele Dinge, die sie mehr und mehr zusammengeschweißt haben. So vieles, über das er noch Stundenlang hätte nachdenken und philosophieren können. Erinnerungen und Momente, in denen er sie lieben und zu schätzen gelernt hatte, auch wenn er sie am Anfang nicht für voll genommen hatte. Doch jetzt... jetzt war sie eine Kriegerin, eine Heldin und eine Mentorin. Und er war ihre rechte Hand, ihr Verbündeter. Wie gern würde er sie hier und jetzt vor all den Kriegern, vor all diesen taffen Männern, die kurz vor einer grausamen Schlacht standen, in die Arme nehmen und küssen. Doch stattdessen tat sie etwas für ihn überraschendes. Im nächsten Moment lag plötzlich ihre Hand auf der seinen. Mit ihren zarten Fingern umschloss sie seine raue Hand und sah ihm dabei eindringlich in die Augen. „Ich weiß nicht, was von nun an alles passieren wird,... was... auf uns zukommen wird,... doch ich dachte, dies wäre ein guter Zeitpunkt, um dir zu sagen, wie... wichtig du mir bist und... wie sehr...“, doch sie brach ab und wurde gar etwas rot um die Nase. In seinen Augen machte sich ein aufgeregtes Funkeln breit. War es etwa das, was er dachte? War das ein... Geständnis? Eine Strähne ihres in der Abendsonne glühenden roten Haares löste sich und glitt nach vorne zu ihrer geröteten Wange, die sie vor ihm zu verstecken versuchte. „Was wolltest du sagen?“, hackte er verschmitzt grinsend nach und umschloss fester ihre Hand. „Ich äh...“, sie räusperte sich verlegen und strich sich ihre Strähne zurück hinters Ohr. „Ich wollte nur... sagen, dass ich... dich... nun ja... du weißt schon...“, stammelte sie beschämt, woraufhin sich der junge Mann schmunzelnd zu ihr auf die Seite lehnte. „Du wolltest sagen, dass du mich magst, nicht wahr? Gib' es doch zu.“ „Was? Nein!“, protestierte sie auf einmal verärgert und sah ihn dabei mit verneinender Haltung an. „Ich... argh!“ Sie konnte ihren Frust kaum mehr unter Kontrolle halten. Natürlich wollte sie ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte und dass er das Wichtigste für sie auf dieser Welt war, doch das konnte sie nicht so einfach tun. Nicht bei ihm! Er war einfach unmöglich und so unreif und kindisch! Stattdessen zog sie ihre Hand aus seinem sanften Griff heraus und kramte etwas aus ihrem Reisebeutel heraus. Er beobachtete sie amüsiert und neugierig zugleich, als sie ihm kurz darauf etwas vor die Nase hielt, das er nur allzu gut kannte. „Erdbeertaschen?“, fragte er begeistert, woraufhin sie nickte und er ihr die kleine Leckerei abnahm. „Wo hast du die her?“ „Verrate ich nicht. Aber sieh' es einfach als kleines Dankeschön für all deine Dienste und unsere gemeinsame Zeit an.“ Er sah von der leckeren Süßigkeit auf und direkt in ihr strahlend schönes Gesicht, welches durch die orange farbene, fast schon rote Sonne erhellt wurde. Sie sah so unglaublich schön aus... Es tat so weh, daran zu denken, was sie ihm mit diesem kleinen Dessert sagen wollte. „Was ist denn?“, fragte sie auf einmal neugierig, nachdem sie bemerkt hatte, wie besorgt er zu der Erdbeertasche in seinen Händen hinunter sah. „Warum diese Erdbeertasche?“, wollte er wissen und sah sie wieder vollkommen ernst an. Die junge Frau überlegte nicht lange, bevor sich ein herzerwärmendes Lächeln auf ihren Lippen bildete und sie ihm mit ruhiger Stimme erklärte: „Na ja, du warst immer so verrückt nach diesen kleinen Dingern und... auch die kleinen Dinge kann und sollte man genießen. Vor allem dann, wenn man in so einer Situation ist, wie wir es gerade sind.“ Es fühlte sich an, als würde ein Pfeil direkt durch seine Brust gestochen werden. Es tat so weh und doch konnte er es sich nicht erlauben, schwach zu wirken. Nicht vor ihr... nicht jetzt und nicht hier mit hunderten von Männern hinter ihm, die alle das gleiche Schicksal teilten. „Was ist? Gefällt es dir nicht?“, wollte sie mit enttäuschter Miene wissen, woraufhin er schmunzelte und sogleich den Kopf schüttelte. „Es ist perfekt.“ Er konnte sie erleichtert aufatmen hören und dann aus dem Augenwinkel heraus sehen, wie sie in die kleine Nascherei hinein biss. „Ich liebe dich.“, sagte er dann ganz plötzlich und beobachtete ihre Reaktion auf sein Geständnis. Einen Moment lang herrschte Stille, keiner sagte etwas, nur das Rauschen der Blätter und das leise Stampfen der Hufe einiger Pferde war zu hören. Sie sah ihm ins Gesicht, ihre kristallklaren Augen waren wie Spiegel zu ihrer ebenso reinen Seele und ihrem großen Herzen. Sie waren wie zwei weit geöffnete Türen, die ihn einluden, in ihr Innerstes zu blicken und doch... war sie ein Mysterium für den jungen Mann, der sich so hoffnungslos in sie verliebt hatte und nicht wollte, dass sich dies jemals änderte. „Ich liebe dich auch.“, gestand sie nun ruhig, obwohl er mit dem genauen Gegenteil gerechnet hatte. Normalerweise war sie schwer zu durchbrechen, Geständnisse hatte er so gut wie keine von ihr gehört, ihre Gefühle und Emotionen behielt sie stets für sich, es sei denn, es ging um das Wohl anderer... Doch sie hatte es ausgesprochen, es ihm direkt ins Gesicht gesagt und sie schaute ihm immer noch in die Augen, obwohl er ganz genau wusste, wie unangenehm das für sie sein musste. Ein überglückliches Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er konnte seine Freude kaum mehr im Zaum halten. „Grins's nicht so blöd...“, murmelte sie nun genervt und drehte ihr knallrotes Gesicht von ihm weg, woraufhin er amüsiert auflachte. Nachdem sie sich ihrer Liebe zueinander bekannt hatten, blieben sie für einige Minuten lang ruhig aber mit zufriedenen Gesichtern auf ihren Pferden sitzen, während der Wind mit ihnen spielte und die Sonne auf sie herab lachte. „Weißt du... ich glaube, du wirst einmal zur Legende.“, meinte er nun nachdenklich und schenkte ihr ein herzhaftes Lächeln. „Eine Legende?“, wiederholte sie ungläubig, musste jedoch aufgrund dieses Gedankens schmunzeln. „Ja. Eine Legende. Die Leute werden über dich reden, das tun sie jetzt schon. Sie werden sich Geschichten über dich erzählen und darüber sprechen, wie du zur Kriegerin und Heldin einer ganzen Nation geworden bist.“ „Jetzt übertreibst du aber.“, warf sie ein, doch er schüttelte sogleich empört den Kopf. „Nein. Jetzt glaube mir doch, wenn ich dir sage, dass du Großes geleistet hast... und du den Menschen hier viel bedeutest.“ Sie ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie und eine Legende? Eine Heldin? Das war doch etwas zu dick aufgetragen, oder nicht? Aber vielleicht... hatte er ja auch in gewisser Weise recht? Vielleicht war sie für die Leute hier so etwas wie eine Heldin, jemand, den sie verehren und über den sie sich Geschichten erzählen konnten? „Na wie dem auch sei. Mir ist es egal, als was mich die Leute sehen... Ich bin nur froh, wenn das alles hier vorbei ist und wir etwas mit unseren Taten erreichen konnten.“ „Das konnten wir.“, flüsterte er und blickte hinaus auf die weite Wiesenlandschaft, als er bereits die ersten Schatten auf der anderen Seite des gelblichen Himmels erkennen konnte. Er wusste, dass sie auch bereits wusste, dass sie nun da waren. Dass es gleich so weit sein würde... „Weißt du...“, begann sie auf einmal leise und starrte Gedankenverloren der Abendsonne entgegen, während er sie von der Seite aus betrachtete. Ihre Silhouette, geblendet vom Licht der heruntergehenden Sonne, wirkte so zuversichtlich, stark aber auch traurig. „Das... Das wird unser letzter Kampf sein... und wir werden ihn gewinnen. Wir haben so vieles erreicht, so vieles erlebt und so viele Kämpfe überstanden... Wir werden mit unseren Herzen dabei sein und alles geben... Wir werden als Sieger hervorgehen und eine bessere Welt schaffen.“ Ein trauriges, jedoch auch selbstsicheres Lächeln lag auf ihren Lippen. Er konnte erkennen, dass selbst sie, die Kriegerin mit dem feuerroten Haar, Tränen in den Augen haben konnte... Selbst sie... denn sie war doch auch nur eine Frau... Er lächelte und nickte zustimmend, bevor er geradeaus und auf einen riesigen Schatten sah, der sich über die komplette Breite der Wiesenlandschaft erstreckte. „Lass uns ein letztes Mal in den Kampf ziehen.“, sagte er dann mit den Zügeln in der Hand. „Ein letztes Mal.“, erwiderte sie Siegessicher und forderte ihren Schimmel mit den Zügeln dazu auf, sich vor zu bewegen. Ein letztes Mal... traten sie in den Kampf, um einen Krieg zu beenden, der mehr Leben gekostet hatte, als je ein Krieg zuvor. Es musste ein Ende nehmen und dafür würden sie heute ein für alle mal sorgen. Die weiße Haut des Pferdes, des Kriegerin ihres Schimmels, glänzte im Licht der heruntergehenden und glühend roten Sonne, genauso wie ihr einzigartiges, feuerrotes Haar. Gefolgt von hunderten von Männern, ihrem treuen Gefolge und ihrer rechten Hand, ihrem Berater und ihrem Seelenverwandten... schritt sie ein letztes Mal in den Kampf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)