Neue böse Wesen und so von Schneeregen (Mit Liebe und viel Alkohol gegen Dämonen und andere böse Wesen 2) ================================================================================ Kapitel 28: Lass mich für dich da sein -------------------------------------- Der Raum war karg eingerichtet, in tristen grau und braun Tönen. Als Cornelius den Raum betrat, schloss sich Hinter ihm direkt wieder die Tür, als hätten sie Angst, dass Micha sofort fliehen würde, sobald sich ihm die Gelegenheit bot. Micha saß auf einem alten Sofa und war in ein Buch vertieft. Er sah auf, als Cornelius eintrat und seine Miene erhellte sich schlagartig.“Hey.“ Cornelius ging direkt auf ihn zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Dann setzte er zu einem Kuss an, doch Micha hielt ihn an den Schultern fest. „Du hast geraucht.“ „Ja, aber nur eine Zigarette.“ Cornelius wand sich aus dem Griff und ließ sich aufs Sofa fallen. „Du hast letztens wieder angefangen, oder?“ „Ich höre auch wieder auf.“ „Seit wir angefangen haben diesen Plan zu machen.“ „Leider ja. Das ganze stresst mich mehr als ich dachte.“ Corenlius knete die Hände in seinem Schoß. Micha legte die seine Hand auf Corenlius. „Tut mir Leid, dass ich dich da rein gezogen haben.“ „Das war meine Entscheidung. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Als du mir erzählt hast, dass ihr Lilian töten sollt, konnte ich das nicht hinnehmen. Ich wusste nicht, was für eine Bedeutung das hatte, aber ich wusste, dass es nicht richtig sein konnte. Lilian hat damals mein Leben gerettet und das Geheimnis hätte sicher sein sollen. Rewalt hatte es mir versprochen. Doch jetzt verstehe ich alles. Diese Seherin hatte meine Erinnerungen manipluliert. Ich hatte vergessen, was geschehen war. Dieser Noah wusste, dass Lilian Daniel angergiffen und getötet hatte. Er dachte wahrscheinlich, dass es damals eine List war. Dass die Situation mit Absicht herbei geführt wurde, um den Vertrag zwischen dem Rat und den Vampiren zu vereiteln. Und jetzt versucht er es schon wieder.“ „Die Vampire werden nicht seine Schoßhündchen werden. Nicht wenn ich die Verhandlungen führen kann.“ „Aber  wie soll das funktionieren? Du bist hier und das nur weil wir diesem blöden Plan zugestimmt haben.“ „Genau, ich bin hier. Aber von außen betrachtet bin ich eurer Gefangener. Sie werden keine Verdacht schöpfen.“ „Der Plan hätte dich fast umgebracht.“ „Ich lebe aber! Weil du mich gerettet hast. Schon wieder.“ Micha legte die Hand in Corenlius‘ Nacken. „Und du hast deine Erinnerungen wieder. Das ist doch ein Erfolg.“ „Wir sind ein viel zu hohes Risiko eingegangen.“ „Und es hat sich gelohnt.“ Micha beugte sich vor und legte die Stirn auf Corenlius‘. „Sei nicht so hart mit dir selbst. Du hast alles richtig gemacht.“ Für einen Moment schloss Corenlius die Augen. Vielleicht hatte Micha Recht? Vielleicht war er zu hart mit sich selbst. Dennoch hatte er das Gefühl, dass alles schief gegangen war. Dass er Micha fast umgebracht hatte. Ein schlechtes Gewissen, weil Micha jetzt der Gefangene war. Er gab sich selbst die Schuld dafür, dass er nicht bemerkt, hatte dass seine Erinnerungen manipuliert worden waren. Schon wieder. Wollte er nicht eigentlich damit aufhören? Cornelius musste selbst schmunzeln. Es drehte sich alles um Micha. Seine gesamte Gefühlswelt spielte verrückt. Seit er wieder da war, war nichts mehr wie vorher. „Verrückt, oder?“, flüsterte Micha. „Ich bin ein Vampir, und du auf der Seite der Rebellen. Wir sind wie Romeo und Julia.“ Corenlius öffnete die Augen und sah Micha verwirrt an. „Und wer ist dann Julia?“ „Ich kann Julia sein, wenn du willst.“ Corenlius musste laut lachen. Micha hatte es schon wieder geschafft. Sanft nahm er Michas Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihn. „Stirb dann aber bitte nicht, Julia.“ Micha erwiederte seinen Kuss. Cornelius Hände wanderten seinen Hals hinter über seine Schultern und seine Arme hinab. Er spürte, wie Micha unter seinen Berührungen leicht zuckte. Doch dann zuckte er heftig zusammen und Corenlius hörte schlagartig auf. „Was ist?“ „Alles okay.“ Micha versuchte er mit einem Lächeln zu überspielen. „Das scheint ganz und gar nicht okay zu sein.“ Cornelius Blick fiel auf den Verband an Michas Arm. „Heilen deine Wunden nicht richtig?“ Micha wich seinem Blick aus. „Du erinnerst dich daran, dass ich dir gesagt habe, dass ich noch nicht initiiert bin? Ich wollte es aufschieben, bis das alles vorbei ist. Noch bin ich kein vollständiger Vampir. Ich altere, ich brauche kein Blut. Bis vor kurzem dachte ich auch noch, dass meine Lebensenergie noch reicht.“ Cornelius traf das wie einen Schlag. Natürlich hatte er das gewusst. Er wusste, dass Vampire nur bis zum 21. Lebensjahr alterten. Dass ihre Lebensenergie nur für diese Zeit ausreichte, und sie danach eine neue Energiequelle benötigten. Er wusste, dass Micha sich eigentlich schon dem Ritual hätte unterziehen müssen: dass seine Energie langsam aufgebraucht war. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. „Ist es wegen Lilian? Hat sie dir Lebensenergie gestohlen?“ Micha nickte. „Ja, aber das hat es nur beschleunigt. Ob früher oder später: Es ist Fakt, dass meine Energie nicht unendlich ist. Aber“  Er nahm Cornelius‘ Hand. „Es fühlt sich so richtig an. Ich habe keine Herzschlag, meine Atmung ist nur künstlich erzeugt. Doch es tut irgendwie gut, Schmerzen zu spüren und nicht mehr so schnell wie früher zu heilen. Dafür dass ich praktisch tot geboren wurde, habe ich mich lange nicht mehr so lebendig gefühlt.“ „Sag so etwas nicht. Du bist nicht tot.“ „Ich hatte auch nicht vor zu sterben. Nicht solange du an meiner Seite bist.“ Cornelius‘ merkte, wie seine Wangen rot wurden. Er wusste, dass Micha dies ehrlich meinte und er ließ ein warmes Gefühl in seinem gesamten Körper aufsteigen. Doch es vertrieb die Zweifel nicht. „Weißt du für wie lange die Energie noch reicht?“ „Ich dachte ich lass es einfach mal drauf ankommen.“ Micha grinste ihn an. Doch Corenlius fand das überhaupt nicht witzig. „Nicht dein Ernst, oder? Solange du hier bist, wirst du das Ritual nicht durchführen können. Was ist wenn deine Energie nicht reicht?“ „Hey“ Micha drückte sanft Corenlius‘ Hand. „So schnell geht es schon nicht zu Ende mit mir.“ „Dennoch solltest du so schnell wie möglich zurück zu deinen Leuten.“ „Corni“, ermahnte ihn Micha erneut. „Ich bin, wo ich sein muss. Bei dir. Hör auf dir so einen Kopf zu machen. Wir finden schon eine Lösung.“ Michas Blick war so durchringend, dass Cornelius‘ Zweifel den Kampf langsam aufgaben. „Ich spreche später mit Martin.“ „Mach das.“ Micha lächelte ihm aufmunternd zu. „Wir finden eine Lösung“, wiederholte Corenlius mehr für sich selbst und als Micha sich zu ihm vorbeugte, vergaß Corenlius für einen Moment seine Zweifel. Emils Herz raste, als er die Tür zu Lilians Zimmer öffnete. Was sollte er sagen? Was sollte er tun? Wie würde sie reagieren? Augen zu und durch. Emil schob die Tür auf und war erstaunt, als er feststellte, dass das Zimmer dahinter wirklich wie das von Lilian bei sich Zuhause aussah. Er hätte damit rechnen können, aber dennoch verwunderte ihn das mehr, als es sollte. Lilian lag ihm Bett und hatte ihm den Rücken zugedreht. Sie schien zu schlafen. Ihr Oberkörper hob und senkte sich langsam. Emil schloss die Tür leise hinter sich und trat einige Schritte vor. „Lilian? Bist du wach?“, fragte er vorsichtig. Ein Murmeln war vom Bett zu hören und leichte Bewegungen. Emil glaubte ein „Was?“ in dem Gemurmel zu verstehen. „Ich bin es, Emil.“ Lilians Bewegungen hielten schlagartig inne. „Komm nicht näher.“ Ihre Stimme war plötzlich kräftig und kalt. Emil hielt erschrocken inne. „Schon gut. Mache ich nicht.“ Er schluckte. Mit so harschen Worten hatte er nicht gerechnet. Sie taten ihm mehr weh, als er gedacht hatte. Was war nur los mit ihr? „Ist es wegen deiner Kräfte? Ich erinnere mich jetzt wieder. Ich kenne deine Kräfte.“ „Was machst du hier?“, fragte Lilian ohne sich umzudrehen. „Mich entschuldigen.“ Emil hielt für einen Moment den Atem an. Es war raus. Doch als Lilian darauf nicht reagierte sprach er weiter. „Es tut mir Leid, dass ich mich nicht erinnern konnte. Dass ich so gehandelt habe, wie ich es getan habe. Ich habe dich nicht erkannt. Mir hat keiner gesagt, was hier wirklich los ist.“ „Es ist besser so“, fuhr Lilian ihm ins Wort. Es durchfuhr Emil wie ein heißer Speer und trieb ihm Tränen in die Augen. Das konnte sie doch nicht ernst meinen? Er konnte das nicht glauben. Warum gab sie so schnell auf? Er musste weiter reden. So einfach war das nicht vorbei. „Ich kann mir ansatzweise vorstellen, was du durchgemacht hast. Du hast versucht das alles alleine durchzustehen. Es tut mir Leid, dass ich das alles vergessen hatte. Ich hätte etwas tun sollen. Ich hätte für dich da sein müssen.“ Lilian zuckte unmerklich zusammen. Als sie sprach war ihre Stimme brüchig. „Ist schon in Ordnung. Ich komme damit klar.“ „Warum sagst du so etwas? Waren wir nicht zusammen?“ „Waren…“ Emil stockte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er selbst in der Vergangenheitsform geredet hatte. Aber warum? Die letzten Wochen schienen so unwirklich. Als wäre er aus einem Traum erwacht. Dennoch war alles davor so weit weg. Beinahe als wäre es ebenfalls dieses Traums gewesen. Er konnte nicht zurück; nicht einfach auf Reset drücken und alles war wieder wie vorher. „Ich wollte nicht. Das wollte ich so nicht sagen.“ „Es ist in Ordnung.“ Doch an ihrer Stimme konnte Emil hören, dass nichts in Ordnung war. Weinte sie? Er wollte auf sie zu gehen. Sie umarmen. Doch er wusste nicht, was dann passieren würde. „Lilian. Du musst das nicht alleine durchstehen. Du musste nicht so tun, als wäre es dir egal.“ Emil spürte, wie die Tränen ihm in die Augen stiegen. „Ich will nicht, dass es so endet. Ich will nicht, dass es vorbei ist.“ Ein Schluchzen war von Lilian zu hören, das diese unterdrückte. Sie zog sich zusammen. Doch sie drehte sich nicht um. „Es kann nicht alles umsonst gewesen sein.“ Emil schob seine Brille zur Seite und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg. „Du gibst ihnen doch was sie wollen. Hanna wollte, dass du unglücklich bist. Noah wollte dich zerstören. Gib ihnen diese Genugtuung nicht!“ „Ich habe Hanna umgebracht. Ich habe Michael fast getötet.“ Schlagartig richtete Lilian sich auf. „Ich werde dich töten, wenn du mir zu nahe kommst!“ Tränen rannten über ihr Gesicht. Sie zitterte am ganzen Körper. Es brach Emil fast das Herz, sie so zu sehen. „Lass mich für dich da sein, Lilian. Du hast mich sooft gerettet. Mein Leben sooft beschützt. Lass mich diesmal dich retten.“ „Warum sagst du sowas?“, brachte Lilian hervor. Ihre Finger gruben sich in die Bettdecke. „Warum bist du immer noch hier?!“ „Weil…“ Emil öffnete den Mund, wusste aber nicht einmal was er sagen wollte. „Weil ich dich nicht traurig sehen will. Weil du mir wichtig geworden bist.“ Lilian lachte auf, doch ihr Lachen ging in einem Schluchzen unter. Sie presste die Hände auf die Lippen. Emil konnte das nicht mit ansehen. Die Warnungen waren ihm jetzt egal. Schnellen Schrittes ging er auf Lilian zu und schloss sie in seine Arme. Lilian erstarrte. Sie hörte augenblicklich auf zu schluchzen. Doch da war es wieder: dieses Gefühl. Dieser Drang Lilian küssen zu wollen. Doch Emil wusste, dass das nicht er allein war, der sich das wünschte. Das waren Lilians Kräfte. Er musste dagegen ankämpfen. Er drückte Lilian fester an sich. Er durfte dem nicht nachgeben. Aber er wollte bei ihr sein. Sie sollte das nicht schon wieder alleine durchstehen müssen. Emil spürte, wie Lilian die Hand auf seinen Kopf legte. „Danke“, flüsterte sie. Die Berührung tat gut. Als hätte sie damit etwas ausgelöst, fiel der Drang von ihm ab. Das warme Gefühl beherrschte ihn nicht mehr vollständig. Das hier fühlte sich wirklich echt an, als wären es seine eigenen Gefühle. Er spürte Lilians Körper an seinem, wie sich ihr Oberkörper langsam hob und senkte, ihre Wärme und ihre leichte Berührung. „Du bist immer noch anfällig für meine Kräfte.“ „Es geht schon.“ Er wollte sie nicht loslassen. „Du musst mich loslassen.“ Sanft drückte Lilian ihn mit der anderen Hand von sich weg. Emil löste den Griff. Er  spürte dieses allumfassende, taube Gefühl in sich aufsteigen und wusste, dass sie Recht hatte. Er folgte ihrer Bitte. Nur widerwillig ging er einen Schritt zurück. Das Gefühl verschwand, doch seine Hand glitt ihren Arm hinab. Bevor er sie ganz loslassen kannte, umfasste sie seine Hand und hielt sie fest. Lilian sah auf und als sich ihre Blicke trafen, lächelte sie. „Du bist mir auch wichtig geworden.“ Emils Herz schlug schneller. Es tat so gut sie glücklich zu sehen. Es machte ihn selbst glücklich. Einige Zeit sah sie Emil an, doch dann trübte sich ihre Miene langsam. „Dennoch kann ich nicht ungeschehen machen, was ich getan habe.“ Emil drückte ihre Hand fester. „Wenn du dir Vorwürfe machst, dann rede darüber. Du kannst mir alles erzählen.“ Auch wenn immer noch Tränen in ihren Augen glänzten, sah sie glücklich aus. „Bleibst du noch etwas?“ Emil nickte. Ein warmes Brennen erfüllte seine Brust, doch er war sich sicher, dass es nicht ihre Kräfte waren. Das war, was er fühlte. Er wollte sie glücklich sehen. Er wollte für sie da sein. Und wenn das bedeutete, dass er gegen ihre Kräfte ankämpfen musste. Irgendeinen Weg würde es dafür schon geben. Er würde einen Weg finden, gegen ihre Kräfte anzukommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)