Welt aus Metall von Kekune ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Silber ---------------------------- Kapitel 2: Silber Auf dem Heimweg versuchte sie, den Koffer möglichst unter ihrer Kleidung zu verstecken, denn überall surrte das Knistern der Sicherheitskameras über ihrem Kopf. In ihrer Nachbarschaft gab es besonders viele Überwachungsmöglichkeiten, da die Kriminalitätsrate recht hoch war. Leider passte der Koffer nicht unter ihr T-Shirt und sie war sich sicher, dass irgendwer ihn bemerken würde. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie warf die Haustür hinter sich ins Schloss, wobei sie lieber etwas sorgsam mit dieser umgehen sollte, das Holz war schon ganz morsch. Aber Feinfühligkeit war eben nicht so Jos Art. Das galt auch für Möbelstücke. Den Koffer stellte sie neben ihren Esstisch, als ihr auffiel, wie durstig sie eigentlich war und setze Teewasser auf. Letzte Weihnachten hatte sie von einer Freundin eine Packung besonderen Tee geschenkt bekommen, den sie nur zu speziellen Anlässen trank. "Winterwunderland", sagte das Etikett. Es war Hochsommer und der Tee schmeckte nach Weihnachten, aber irgendwie schien er ihr passend. Ihn jetzt zu trinken, war genauso merkwürdig wie den goldenen Koffer mitzunehmen, dachte sie. Ein merkwürdiger Tee für einen merkwürdigen Tag. Prompt verbrannte sie sich die Zunge. So saß sie einige Minuten mit schmerzender Zunge, grübelte, was sie nun tun sollte, während sie sich die zweite Tasse eingoss und sich schwor, dieses Mal vorsichtiger zu sein. Ihr war so warm. Irgendwo hatte sie mal gelesen, man sollte bei Hitze Tee trinken, da so der Körper abkühlen konnte, aber im Moment erschien ihr dieser Rat nicht besonders hilfreich. Die Temperatur in ihrer Wohnung erschwerte Jo das Denken, nahm sie später an, denn noch einiger Zeit entschloss sie sich tatsächlich, den Koffer zu öffnen. Als sie sich neben ihn auf den Boden kniete, bemerkte sie, dass kein Schloss angebracht war. Verwundert sog sie die Luft ein, als der Koffer beim ersten Versuch aufsprang und sie nichts sah. Der Koffer war leer, da war nichts, so dachte sie auf den ersten Blick, bis sie in einer Ecke eine kleine silberne SD-Karte entdeckte, die sich perfekt dem silbernen Innenfutter des Koffers angepasst hatte und in diesem eingesunken zu sein schien. Das silbrige Innenleben leuchtet wunderschön in den letzten Sonnenstrahlen, die durch das kleine Küchenfenster drangen. So viel Gold und Silber konnte nur etwas Wichtiges bedeuten. Jo schauderte. Sie griff nach der kleinen Karte und fragte sich, ob ihr uralter, ständig kaputter Computer in der Lage sein würde, die Informationen zu lesen. Sie zweifelte daran, steuerte aber das staubige Gerät mit dem altmodischen Bildschirm an und fand sogar einen Slot für SD-Karten. Sie wartete fast eine Stunde, bis sich ihr PC hochgefahren hatte, für einen neuen hatte sie kein Geld gehabt. Es war inzwischen dunkel geworden. Aber immerhin hatte er sich hochgefahren und ein grünes Lämpchen blinkte neben dem benutzten Slot auf. Das konnte nur ein gutes Zeichen sein. Als sie auf den entsprechenden Knopf drückte, schwirrten hunderte von grünen Zahlen über den Desktop und blendeten ihre Augen. Jo war schon kurz davor die SD wieder herauszuziehen, als plötzlich ein Video startete. Auf ihrem Computer ruckelte es und wurde öfters durch Ladebalken unterbrochen, aber die Person war deutlich zu verstehen. Es war der König, der in seinem Bett lag und ein nasses Tuch auf dem Kopf hatte, seine Stimme zitterte. "Liebes Volk, wenn ihr das seht, dann bin ich tot.", sagte er. Jos Augen verengten sich. "Dann hat mich diese Krankheit dahingerafft und die Wahlen werden ob meines nicht vorhandenen Nachfolgers das Land zu einer Demokratie machen. Meine Vertrauten sind bereits damit beschäftigt, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Allerdings...", so sagte der König sehr leise und schwach "...muss ich mich jetzt von euch verabschieden." Sie starrte den Bildschirm an, die Augen geweitet, die Stirn zu Falten verzogen. Jo verstand nicht. Wann war das geschehen. Sie klickte auf einen Ordner und fand fast sofort ein Datum, welches einen Tag vor zwölf Jahren zeigte. Da war sie zehn gewesen. Hieß das etwa, dass... ...ihr Gedankengang wurde jäh unterbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)