Ein Tag wie jeder andere? von -KruemelKekschen- ================================================================================ Prolog: An einem ganz normalem Tag... ------------------------------------- Der Frühling verabschiedete sich mit einem sonnigen Gruß an den Sommer. Am Himmel war kaum eine Wolke zu sehen und auch der Wind lies nur leise die Blätter der Bäume rascheln. Paris lag ruhig und friedlich in den ersten Strahlen der gerade aufgegangen Sonne. Langsam gab die Stadt sich dem täglichen Treiben des Verkehrs und der Menschen hin. Nur aus einem Grund fühlten sich die Bewohner Paris sorgenfrei und wohl behütet. Dieser Grund waren zwei hier vermutlich lebende Superhelde, die schon unzählige Male die Stadt vor Zerstörung und Chaos gerettet hatten. Sie waren niemand anderes als Ladybug und Cat Noir. Doch anstatt sich nur um die Superschurken zu kümmern, welche Hawk Moth mithilfe von Akumas erschuf um den zwei Helden das Leben zu erschweren, mussten die beiden auch ihren menschlichen Alltag meistern. Denn hinter den Masken steckten zwei ganz normale Teenis, mit einer Hand voll eigenen Problemen. Über einer Kleinen Bäckerei schlief Paris Heldin noch eingekuschelt unter ihrer Decke, währenddessen ihr Wecker ein Fünftes mal läutete. Verärgert aus den träumen gerissen tastete Ihre Hand ein weiteres Mal nach der Schlummerfunktion, um sich darauf noch einmal um zu drehen und zu murmeln „Nur noch fünf Minuten.“ „Aber Marinette, das sagst du seit zwanzig Minuten!", entgegnete ihr ein kleiner roter Marinkäferkwami und versuchte vergebens ihre Freundin wachzurütteln. Zur gleichen Zeit, nicht unweit von der kleinen Bäckerei entfernt, war Alya die begeisterte Gründerin des Ladybug Blogs dabei Kommentare zu beantworten, weitere Bilder vom gestrigen Kampf gegen den Pharao hoch zu laden und ein kurzes Video mit ihrer Meinung zu drehen. Auch sie hatte ihre eigenen Probleme, denn obwohl sie ständig Ladybug auf Schritt und Tritt verfolgte sowie auf ihrem Handy festhielt, gelang es ihr einfach nicht heraus zu finden, wer hinter der Maske steckte. Cat Noir hingegen hatte mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Seine Schultasche verbreitete immer noch den müffelnden Gestank von Camembert, was wohl auch daran lag, dass winzige Krümel sich in seinem Rucksack sowie in den Büchern und Heften breitgemacht hatten. Der junge Held hatte schon alles versucht. An die frische Luft legen, Textilerfrischer, waschen, doch nichts half. Das alles war aber nicht sein Eigenverschulden, sondern die Schuld seines Katzenkwamis, welcher nichts mehr liebte als diesen geruchsintensiven Käse. Denn, auch wenn Paris friedliche Zeiten genoss, hatte doch jeder seine eigenen Problemchen. Währenddessen Nino seiner Mutter mit seinen beiden kleineren Geschwistern half, die ihn manchmal in den Wahnsinn treiben konnten, fand Chloé nichts Passendes im Kleiderschrank um auch heute wieder Adrien für sich gewinnen zu können. Selbst der Helle Lippenstift wollte einfach nicht so sitzen, wie sie es wollte. Es war zum Haare raufen, obwohl sie an ihre Frisur gar nicht denken wollte. Diese eine Haarsträhne, die nicht mal mit Haarspray zu bändigen war. Die blonde, reiche und verzogene Tochter des Bürgermeisters war kurz vor einem Heulkrampf und ihre Handlangerin Sabrina versuchte sie mit bestem Wissen und Gewissen zu trösten. Und so begann ein weiterer normaler Tag in Paris mit kleinen und großen Problemen. Kapitel 1: ... möchte man im Erdboden versinken,... --------------------------------------------------- Marinette stand vor der Schule und wartete. Neben ihr stand Alya ihre beste Freundin, auch sie sah alles andere als glücklich aus. Beide waren in ein lilanes viel zu enges und knappes Kleid gequetscht. Um sie herum standen ihre anderen Mitschüler, sie erkannte Nathaniel und Kim die beide gegenüber von ihr standen. Auch sie hatten sich herausgeputzt und trugen ihre besten Anzüge. Doch anders als Alya und sie waren ihre Mitschüler in euphorischer Laune. Es dauerte nicht lange, da fuhr ein weißer Wagen vor und blieb vor der Menge stehen. Die Autotür öffnete sich und in einem weißen edlen Anzug stieg ein Junge aus. Marinettes Herz machte einen Satz, überall würde sie diese blonden Haare erkennen. Erst recht diese grünen Augen, die ihr jedes Mal die Sprache verschlugen, waren sie auf das Mädchen gerichtet. Adrien half einer weiteren Person aus dem Auto. Das Herz der Schülerin blieb bei dem Anblick des Mädchens, welches nach Adrien ausstieg, stehen. Es war Chloé. Ein cremefarbenes langes Kleid, mit üppigen Verzierungen, und teurer Bestickung umschmeichelte ihren Körper. Das Pärchen schritt die Treppe zusammen hoch, währenddessen sagte Chloé laut für alle Anwesenden. "Endlich sind wir verheiratet, Adrien!" Dabei sah sie ihrer Rivalin Marinette in die Augen, lachte gehässig und abwertend. Das durfte nicht wahr sein, dachte sich die junge Heldin. "Nein!" Schrie sie laut. "Das ist nicht wahr!" Mit einem Satz stand sie senkrecht im Bett. "Doch Marinette." Tikki die durch die plötzliche Bewegung Marinettes fast vom Laken gefegt wurde, flog nun vor das Gesicht der Schlaftrunkenen. "Du hast nur noch 25 Minuten, bis die Schule anfängt!" Schlagartig war die Müdigkeit aus Marinettes Gesicht verschwunden."AHHH! Tikki warum hast du mich nicht geweckt?" Sie sprang aus dem Bett und zog sich schnell an, um sich dann im Bad fertig zu machen. Der kleine Kwami seufzte. "Was denkst du, was ich schon seit 30 Minuten versuche?" Marinette war gerade fertig mit Zähneputzen, als sie die kleine Umhängetasche schnappte und ihre Schultasche schulterte. "Ich wünschte dir wäre es gelungen," Wandte sie sich zu ihrem Kwami, welcher dabei in die Tasche schlüpfte. "Dann hätte ich mir diesen grauenhaften Anblick erspart." Dabei verzog sie das Gesicht, bis Tikki sie darauf hinwies, dass sie sich doch beeilen müsste. "Du bist etwas spät dran." Der große und füllige Mann hielt seiner Tochter eine Tüte mit frischen Croissants und Keksen hin. "Danke. Du bist der beste Papa." Im Vorbeilaufen drückte sie ihrem Vater und ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. "Bis später, Papa, Maman." "Hab einen schönen Tag." Rief ihre Mutter der Tochter noch nach, doch da war die Schülerin schon aus dem Laden gestürmt. "Ob sie je pünktlich zur Schule kommen wird?" Seufzte ihre Mutter. Ihr Mann nahm sie in den Arm. "Sie ist noch jung, lass ihr noch etwas Zeit bis sie erwachsen wird." Er lächelte seine Frau verständnisvoll an, bevor er wieder in die Backstube ging, um weiter zu arbeiten. 'Ein Glück,' Dachte sich Marinette, während sie zur Schule hetzte. 'Dass ich keinen langen Schulweg habe.' Einige Fußgängerampeln, Zebrastreifen und Straßenkreuzungen später schaffte sie es gerade noch so beim ersten Klingeln an der Schule anzukommen. Alya, die bis jetzt auf ihre Freundin gewartet hatte, winkte ihr zu. "Da bist du ja endlich!" Marinette beugte sich runter und stämmte die Hände auf die Oberschenkel, um erstmal Luft zuholen. Sie war immer schnell außer Puste, wenn sie rennen musste. Ein Schmunzeln musste sich die junge Heldin jedoch verkneifen, als sie daran dachte, wie schlecht es Ladybug ergehen würde, hätte diese dieselbe Kondition wie Marinette. Einen tiefen Atemzug später waren die beiden Freundinnen auf den Weg in den Klassensaal. Dabei erzählte die jüngere von ihrem Traum mit Adrien und Chloé. Alya kicherte immer noch, als die beiden Mädchen sich setzten. Marinette sah sie zurechtweisend an. "Hey, das ist echt nicht witzig, Alya!" "Was ist nicht witzig?" Adrien der gerade mit Nino in der fordern Reihe platz nahm, drehte sich zu seiner Mitschülerin um. Wie auf Kommando schoss das Blut dem Mädchen ins Gesicht. "Äh..Ad..Adrien!" Verlegen sah sie zur Seite und ließ ihren Blick über den Klassenraum fliegen, währenddessen sie nach einer Ausrede suchte. "Also... ich... ich bin nicht witzig... also nicht, dass ich es nicht sein könnte... also das witzig sein... ich bin nur jetzt nicht witzig..." Sprudelten die Worte aus ihrem Mund. Wieder ein mal ohne nachzudenken. Innerlich verfluchte sie sich schon selbst, noch während sie redete. In dem Moment trat Madame Bustier in den Raum. Es ließ Marinette innerlich aufatmen, denn Adrien hatte schon eine Augenbraue hochgezogen und musste bestimmt denken sie hätte eine, ach was nein ein dutzend Schrauben locker. Nun konzentrierte sich alles auf die Lererin, die dabei war die Anwesenheit der Schüler zu überprüfen. Marinette schlug sich das Geschichtsbuch gegen den Kopf. Der Tag fing ja gut an, sie wollte am liebsten im Erdboden versinken. "Und als Hausaufgaben beantwortet ihr bitte die Fragen von Seite 79 zu Tutanchamun." Schloss Madame Bustier den Unterricht ab. Alya zwinkerte ihrer Freundin zu. "Da haben wir ja nach gestern schon Übung drin." Marinette folgte ihrer Freundin, darauf bedacht den Blick gesenkt zu halten als sie an Adrien vorbeilief. Die Peinlichkeit saß immer noch tief, in diesem Zustand konnte sie sich diesen grünen Augen erst Recht nicht stellen. "Hast du das Video gesehen!" Alyas Schwärmereien über den Ladybugblog holten Marietta aus ihrer Hall of Shame. Sie Grinste. Ihre beste Freundin war schon damals ein Superfrauen-Fan als sie sich kennengelernt hatten. Sie war es, die zu Marinette sagte sie müsse sich gegen das Böse behaupten "Nur wenn keiner seine Stimme erhebt, erst dann hat das böse eine Chance zu siegen. Und wir sind die, die ihre Stimme erheben." Wenn sie so darüber nach dachte, war es auch Alya zu verdanken, dass sie selbstbewusster wurde und den Mut fasste sich vor andern zu behaupten, nun ja, bis auf Adrien. Die beiden tauschten weiter Vermutungen und Gedanken über Ladybug aus, wobei Marinette darauf gedacht war nicht all zu wissend zu erscheinen, denn niemand durfte von ihrer geheimen Identität erfahren. Auch nicht ihre beste Freundin. Was ihr aber schon oft sehr leid tat, denn die kleinen Notlügen die sich Marinette einfallen lassen musste, um Alya im unklaren zu lassen, summierten sich und das brachte dem jungen Mädchen ein schlechtes Gewissen ein. Tikki versuchte ihr immer einzureden, dass sie es geheim halten müsste, um ihre beste Freundin, sowie ihre Familie zu beschützen. Manchmal erleichterte das ihr Gewissen, aber manchmal auch nicht. Wieder war die Pause schneller vorbei, als den beiden Mädchen lieb war, denn sie hatten sich noch soviel zu erzählen. So liefendir Beiden zu ihrem Saal. Da sie zwei Stunden Physik hatten, waren sie vorsichtshalber ein wenig früher anwesend, denn ihre Lehrerin konnte sehr ungehalten werden kam man zu spät, was Marinette nicht so fremd war wie sie es sich gewünscht hätte. Physik zog sich auch dieses Mal nach der Meinung der beiden Mädchen wie Kaugummi. Doch nach 90 langen Minuten beendete die Schulglocke die Schreckensherrschaft der Lehrerin. Schnell waren die Schulsachen zusammen gepackt und die Freundinnen liefen über den Schulhof. "Kommst du mit? Ich würde mir gerne was zu trinken kaufen." Marinette nickte und folgte ihrer besten Freundin, dabei sprachen die beiden nochmal über den morgendlichen Vorfall, welchen Alya erneut zum Lachen brachte. "Ich weiß auch nicht warum er mich immer total aus dem Konzept bringt." Seufzte die Jüngere. "Du solltest selbstbewusster sein!" Forderte Alya. "Sag ihm was du fühlst." Ein ironisches Lachen drang aus der Kehlevon Marinette. "Jaaa genau! Und wie soll das deiner Meinung nach aussehen?" Mariette glitt in ihre virtuellen Gedanken ab und starrte in die Luft, während sie neben Alya her trottete. Das Szenario spielte sich vor dem innerem Auge der Heldin ab. Sie ließ ihre beste Freundin an ihren Gedanken teilhaben." Soll ich einfach zu ihm hin gehen und sagen:' Hey Adrien, tut mir echt leid, dass ich immer so stottere und mich verhaspele. In deiner Nähe fühle ich mich immer so unsicher und verlegen. Das ist nicht deine Schuld, denn ich Marinette Dupain-Cheng bin total in dich Adrien Agreste verliebt. Willst du mit mir zusammen sei...' " Schon seit einigen Sekunden zupfte Alya an dem Ärmel ihrer Freundin, um sie aus ihren Gedanken zu scheuchen. Auch ein mehrmaliges gezischtes 'Marinette!' half leider nichts. Erst als die Schülerin fast mit der Person die plötzlich vor ihr stand zusammen gestoßen wäre, kam sie wieder auf dem harten Boden der Tatsachen an. Und dieser Boden war mehr als hart. Vor ihr stand niemand anders als Adrien der vor einigen Sekunden um die Ecke gekommen war. Verlegen kratzte er sich am Kopf und sah zur Seite, seine Wangen waren leicht errötet. Marinette hingegen war zur Salzsäule erstarrt. Sie starb gerade in diesem Moment vor Scham. Wie viel hatte er mitgekommen? Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Wo war das Loch, das sich unter ihr auftun sollte? Sie hatte ihrem Schwarm unwillkürlich die Liebe gestanden. Verdammt, konnte sie jetzt nicht der Blitz treffen? Adrien fand als Erster seine Stimme wieder, aber wie sollte das in Schockstarre verfallene Mädchen nur reagieren. "Ähm, ich fühl mich geschmeichelt Marinette... ." Weiter kam er nicht, denn der Fluchtinstinkt wuchs mit jeder Sekunde die Marinette steif gefroren vor ihm stand. Und nun war auch das letzte Fünkchen Kampfgeist gefallen und alles in ihrem Kopf schrie nach Flucht, sie wandte Adrien den Rücken zu und rannte mit den Worten. "I..ich muss weg!" Mit Alya im Schlepptau in die entgegengesetzte Richtung. Leider kam sie nicht weit, da die Trägheit Alyas und der zusätzliche Kommentar, sie müssten in die andere Richtung zum Klassensaal, ihren Fluchtversuch ins Stocken brachte. Also atmete sie noch einmal tief durch, wechselte erneut die Richtung, bedacht darauf einen großen Bogen um ihren Schwarm zu machen und jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. 'Ich sterbe. Ich sterbe vor Scham' Das war das Mantra, welches in Dauerschleife im Kopf von Marinette abgespielt wurde. Kapitel 2: ... denn die Liebe... -------------------------------- "Plagg!" Schimpfte Adrien, der gerade seine Schultasche wieder einräumte. "Kannst du dir nicht angewöhnen deinen stinkenden Käse dort zu essen, wo du nicht alle meine Schulsachen mit den Krümeln verseuchst?!" Er hatte nun zum dritten mal eine nagelneue Ausstattung an Schulbüchern bekommen, da Natalie der penetrante Geruch aus seinem selbst geschlossenen Rucksack nicht tolerieren konnte. "Mmhh?" Kam nur ein verschlafenes Stöhnen aus der Sockenschublade. Begleitet von seinem herzhaften Gähnen streckte sich der kleine Katzenkwami. "Ich weiß gar nicht was du hast!" Murmelte Plagg während er sich den Schlaf aus den Augen rieb. "Es gibt doch nichts Besseres als den Geruch von Camembert, ausgenommen natürlich ihn essen zu können." Ein weiteres Gähnen entwich dem kleinen schwarzen Wesen. "Das trifft aber nur auf dich zu." Konterte Adrien immer noch ärgerlich. "Ich kann gut darauf verzichten, dass meine Sachen riechen als hätte ich sie wochenlang in meiner Sporttasche gelagert." Sein Kwami war doch eine Katze, warum konnte er nicht auf Milch oder Hähnchenfleisch stehen. Oder Fisch... halt nein lieber doch kein Fisch. Ratlos schüttelte Paris beliebtester Held den Kopf. Wieso ausgerechnet Käse, wieso ausgerechnet dieser geruchsintensiven (bis zum Himmel stinkenden) Camembert? "Hach das ganze Gerede von Camembert hat mich ganz hungrig gemacht. Adrien wo ist mein Frühstück?" Resignierend, mit dem Wissen, dass sich die Vorlieben seines kleinen Freundes wohl zu seinem Lebtag nicht mehr ändern würden, holte er dem kleinen verfressenen Monster zwei Stück Camembert aus dem Schrank und legte sie Plagg auf den Schreibtisch. Die Müdigkeit des Kwamis verflog von einer auf die anderen Sekunde, sobald ihm der köstliche Duft seiner Lieblingsspeise in die Nase stieg. Hellwach flog er im turbotempo auf seinen Käse zu, um ihn kurz umarmend zu begrüßen und dann mit einem Haps herunterzuschluckte. Das zweite Stück hingegen genoss er Bissen für Bissen, da sein Magen schon etwas gefüllt war. Egal wie oft Adrien dieses Spektakel mit ansah, jedes Mal aufs neue fragte er sich, wie es Plagg schaffte ein Stück Käse, welches sogar größer war als sein Kopf, mit einem Happen zu verschlingen. Doch das war wohl nur eines der vielen Geheimnisse, die sein Kwami hütete wie sein geruchsintensiven Camembert. Doch nun wandte sich der Junge von dem Krümelmonster ab und überlegte, wie er genau gegen dieses Problem angehen könnte. Seine Augen suchten das große Zimmer nach irgendetwas brauchbares ab, während er sich die Schläfe massierte. Ladybug würde bestimmt einen Rat wissen, schoss es ihm in den Kopf. Sein Blick wurde verträumt, er dachte an seine erste große Liebe. Ladybug, sie war hübsch, intelligent, mutig und konnte aus meist sinnlosen Gegenständen, die ihr Glücksbringer hervorbrachte, unglaublich kreative Gegenstände basteln. Welche jedes mal aufs Neue halfen den Akumabehälter zerstören zu können. Danach war es für seine Lady ein leichtes den dunkelblauen Schmetterling einzufangen. Seine Augen waren unbewusst an dem Ladybugbild über seinem Computer hängengeblieben. Dieses süße selbstsichere Lächeln und diese wunderschönen himmelblauen Augen, er könnte sie stundenlang ansehen. "Fliegt Ladybug schon wieder, in deinem Kopf herum?" Grinste Plagg, der gerade den letzten Bissen herunter geschluckt hatte, schelmisch. Adrien, der jetzt wieder in der Gegenwart angekommen war, schüttelte den Kopf. "Quatsch." Murmelte er nur als Antwort und drehte sich von dem Kwami weg, damit dieser nicht die leicht verfärbten Wangen des Jungen sehen konnte. Dabei erregte etwas in Adriens Augenwinkel sein Interesse. Die Schranktür, welche er geöffnet hatte, um sein kleines Raubtier zu füttern. Genauer gesagt seinen kleinen, frechen Kwami, der ihm schon einige Male in die Finger gebissen hatte, wenn Adrien seinen Essensgelüsten nicht rechtzeitig nachkam. Auf dem Boden des Schrankes, ganz hinten in der Ecke stand eine kleine blaue Tasche. Diese hatte er vor einiger Zeit bei einem Fotoshooting als Werbeartikel geschenkt bekommen. Sie war perfekt, da Plagg nicht größer als eine Hand breit und hoch war, würde er dort super reinpassen. Vor allen Dingen wären seine Schulsachen endlich, zu mindestens größtenteils hoffte der Schüler, vor den Käsekrümeln sicher. Ein Blick auf die Uhr verriet Adrien dass er noch zwei Minuten hatte, bis Natalie an der Tür klopfen würde. Nach dieser Frau konnte man wirklich die Uhr stellen, er hatte noch nie erlebt, dass sie auch nur eine Sekunde zu spät gewesen wäre. Das war wohl auch mit unter ein Grund warum sein Vater Natalie damit beauftragt hatte, sich rund um die Uhr um den Jungen zu kümmern und all seine Termine zu organisieren. Adrien seufzte, wenn er daran dachte, dass sein Vater ihm kaum Luft zum Atmen lies. Nicht weil er ihn mit seiner Liebe erdrückte, dies war keinesfalls der Grund. Doch sein Vater bestand auf zahlreichen Shootings, Fremdsprachenkenntnisse und Fechtunterricht. Er war so gefangen in einem Leben voller Regeln, strengen Diäten und Zeitplänen, dass es wirklich verwunderlich war, als sein Vater bei Adriens sehnlichsten Wunsch nachgab. Denn nichts hatte sich der Junge mehr gewünscht, als ganz normal wie jeder Jugendliche in seinem Alter zur Schule gehen zu dürfen. Die einzige Möglichkeit des Schülers dem goldenen Käfig zu entkommen. Na ja fast, denn keiner wusste, dass die geheime Identität von Adrien Agreste Cat Noir war. Kurze zeit später saß Adrien im Auto und wurde von der Sekretärin seines Vaters über den heutigen Tagesplan informiert. Direkt nach der Schule würde er an einem Shooting für die neue Strandmode teilnehmen danach fiel noch eine Stunde Chinesisch an. 'Also ein entspannter Tag.' Dachte Adrien bei sich, der mit wesentlich mehr Terminen gerechnet hatte. Kaum war Natalie mit der Tagesplanung durch, waren sie an der Schule angekommen. Schnell verabschiedete sich der Schüler und freute sich seine Freunde wieder zu sehen. Denn sein Kumpel Nino wartete schon vor dem Schultor auf ihn. Die Mädchen die eine Reihe hinter ihm und Nino saßen, kicherten gut gelaunt. Okay, eigentliche nur Alya. Marinette zog eher eine missmutige Schnute und tadelte ihre beste Freundin. "Hey, das ist echt nicht witzig, Alya!" "Was ist nicht witzig?" Wollte der Junge wissen, er hatte wohl den witzigen Teil verpasst. "Äh..Ad..Adrien!" Verlegen sah Marinette zur Seite. Kurz darauf sah sie ihn wieder an. "Also... ich... ich bin nicht witzig... also nicht, dass ich es nicht sein könnte... also das witzig sein... ich bin nur jetzt nicht witzig..." Sprudelten die Worte aus ihrem Mund. Adrien hob eine Augenbraue. Ihm war schon öfter aufgefallen, dass seine Freundin in seiner Gegenwart stotterte, oder die Worte in einem Satz wild durcheinander warf. Wenn sie jedoch mit Nino oder anderen Jungen sprach, passierte das nicht. Oft hatte er sich schon gefragt, woran es liegen konnte. Hatte Marinette Angst vor ihm? Oder schüchterte er sie ein? Er wüsste nicht, dass er etwas in diese Richtung verbrochen hatte, was sie so reagieren ließ. Doch seine Klassenlehrerin unterbrach seine Gedankengänge und begrüßte die Klasse. Nach der Anwsenheitskontrolle fing der Unterricht an. Für Adrien ging der Geschichtsunterricht viel zu schnell um. Seiner Meinung nach war es eines der spannendsten Fächer. Er fand es erstaunlich wie die Menschen im Alten Ägypten gelebt und was sie auf die Beine gestellt hatten. Sicher war es kein schönes Leben für die Sklaven gewesen, doch was diese Menschen damals erschaffen hatten, konnte man noch nach tausenden von Jahren bestaunen. Und so hatte jede Ära ihre Glanz- und Schattenseiten, dachte der Junge bei sich, während er mit Nino in die Pause ging. Nino, der die Begeisterung zum Geschichtsunterricht nicht teilte, gähnte herzhaft. "Sag mal was war denn heute Morgen mit Marinette los?" Adrien zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Sie ist meistens in meiner Gegenwart," Er suchte nach dem richtigen Wort. "Unsicher?" Nino öffnet den Mund um etwas zu sagen, entschied sich jedoch dagegen und schloss ihn wieder. Sein Gesprächspartner bekam davon nicht viel mit, da dieser gerade den Blick über den Schulhof gleiten ließ, bis seine Augen an Alya und Marinette hängen blieben. "Aber sag mal, wie läuft es denn eigentlich zwischen dir und Marinette?" Nach dem Vorfall im Zoo hatten die beiden Jungen das Thema nicht mehr angeschnitten. Verlegen kratzte sich Nino am Kopf. "Also weißt du, Ladybug hat mich und Alya in ein Gehege gesperrt." Erstaunt hob Adrien beiden Augenbrauen an. Das hatte er gar nicht gewusst. "Und da kam ich mit ihr ins Gespräch. Ich hab festgestellt, dass wir viel gemeinsam haben. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich nicht in Marinette, sondern in Alya verknallt bin." Zögernd sah nun auch Nino über den Schulhof zu Alya. "Ich hab es ihr gesagt." Überrascht ließ Adrien von den Mädchen ab und sah nun seinen Freund an. "Echt? Und was hat sie geantwortet?" Fragte er mit freudiger Neugierde. Ninos Wangen erröteten. "Sie hat noch nicht wirklich geantwortet, aber mir versprochen, dass wir mal zusammen was machen werden. Dieses Wochenende." Adrien beglückwünschte seinen besten Freund und sie Sprachen noch ein wenig über Ninos Pläne, bis die Schulglocke das Pausenende einläutete. Im Physikunterricht gleiteten Adriens Gedanken vom Thema ab. Er dachte über zwei seiner besten Freunde nach, die wirklich ein schönes Pärchen abgeben würden. Alya hatte Nino noch keine Antwort auf sein Geständnis gegeben. Doch sie hatte ihn auch nicht direkt abgewiesen. Also schien sie mit dem Gedanken zu spielen Nino besser kennen zu lernen. Insgeheim bewunderte Adrien seinen besten Freund, vielleicht war er auch ein wenig neidisch. Er hatte sich getraut zu sagen, was er fühlte. Dafür würde er diese Wochenenden ein Date haben. Seufzen ließ der Agreste Sprössling seinen Kopf hängen. Es war ja nicht so, dass er keine Verehrerinnen hatte. Dabei gab es doch nur Eine für ihn. Ladybug. Aber egal wie oft er ihr Avancen machte, sie gab ihm einen Korb nach dem anderen. Ein Schubs in die Seite brachte den in Träumen versunkenen Jungen wieder zurück in den Klassensaal. "Hey alles ok? Du warst total weg." Fragte Nino, der schon seine Sachen gepackt hatte. Anschneiden hatte Adrien die gesamte Zeit des Physikunterrichts damit zugebracht sich in Selbstmitleid zu baden. Denn er hatte letzten Endes über nichts anders nachgedacht, als seine Lady und die unzähligen Vorfälle bei denen sie ihn abgewiesen hatte. "Ja." Nickte Adrien etwas zu langsam. Sein Freund war keiner der nachbohrenden Sorte. Denn Nino wusste, hätte sein Kumpel Probleme, über die er reden wollen würde, hatte er in ihm einen guten Zuhörer. So verließen die beiden Jungen schweigend den Klassensaal. In der Pause trafen die zwei Freunde auf Max und Kim, die am Trinkautomaten standen und sich über Sportspiele unterhielten. Nino, der sich auch für Sportvideospiele interessierte, integrierte sich gut in die Unterhaltung. Adrien hingegen war zwar ein Fan von Videospielen, aber nicht so scharf auf die Diskussion wie realistisch die Spiele im Gegensatz zum richtigen Sport war. So war es nicht verwunderlich, dass er sich nach kurzer Zeit von der Gruppe löste, um auf die Toilette zu gehen. "... In deiner Nähe fühle ich mich immer so unsicher und verlegen." Ein Gesprächsfetzen gelang an Adriens Ohr, der auf dem Weg zur Toilette war. Diese Stimme kam dem Jungen bekannt vor. Im ersten Moment konnte er keinen Bezug zur passenden Person finden. Es gehörte sich nicht zu lauschen, aber es ließ sich nicht vermeiden. "Das ist nicht deine Schuld," Er bog nach rechts um die Ecke, genau in die Richtung des Gespräches. "Denn ich Marinette Dupain-Cheng bin total in dich Adrien Agreste verliebt. Willst du mit mir zusammen sei..." Beinahe wäre Marinette in den Jungen rein gelaufen, der plötzlich vor ihr stand. Adrien verschlug es die Sprache, als er endlich realisierte, wer da überhaupt vor ihm stand. Langsam und stetig, steigend fing sein Gehirn an zu rattern. Stück für Stück setzte sich das Puzzle zusammen. Das Marinette in ihn verknallt war beantwortete nun alle Fragen, die sich der Junge über das merkwürdige Verhalten seiner guten Freundin gestellt hatte. Verlegen, sah er zur Seite und kratzte sich am Kopf. Was sollte man in einem solchen Moment sagen? Kapitel 3: ... geht ihre eigenen Wege. -------------------------------------- Pierre Morin war ein pensionierter Grundschullehrer, der schon seit jungen Jahren eine gewisse Verbundenheit mit Fauna und Flora fühlte. Damals hatte er jede freie Minute seiner Zeit draußen in der Natur verbracht. So hatte er auch seine Frau Louanne kennen gelernt. Doch vor fünf Jahren endete das glückliche Leben der beiden. Seine Geliebte Frau kam bei einem tragischen Unfall ums Leben. Er wurde nie wieder derselbe, denn an diesem Tag starb ein großer Teil seiner selbst. So wurde aus dem gutmütigen und geduldigen Lehrer, der Wert darauf legte, dass seine Schüler die Konsequenzen ihres Handelns verstanden, ein launischer, mürrischer Einsiedler. Seine restlichen Tage verbrachte er damit im Parc de Buttes Chaumont, Enten zu füttern oder die Einsamkeit bei einem langen Spaziergang zu genießen. So saß er auch heute wieder auf einer Bank am Teich und fütterte die Enten und Schwäne die ihm zutraulich entgegenwatschelten. Tief atmete er die frische Luft ein und versuchte sich zu beruhigen. Irgendwelche jugendlichen Schmutzfinken hatten unter der Brücke, die er zum Park durchqueren musste, weitere Schmierereien an die Wand gesprüht. Ärgerlich schüttelte er den Kopf, währenddessen er ein paar Brotkrumen vor sich warf. Die jungen Leute von Heute hatten einfach kein Respekt mehr vor den Älteren oder ihrer eigenen Umwelt. Als wollte das Schicksal ein Exempel statuieren, tauchte eine handvoll Jugendliche mit lauter Musik auf. Laut schwatzend liefen sie an Monsieur Morin vorbei. Achtlos schmissen sie die leeren Getränkedosen in die Büsche und spuckten auf den Boden. Pierre der aus gutem Haus kam, riss der Gedultsfaden. Er richtete seine Brille zurecht und stand auf, um die Jugendlichen anzubrüllen, die gerade an ihm vorbeigegangen waren. "Schämt ihr euch nicht? Vor euch steht ein Mülleimer, dann werft auch dort euren Müll rein! Macht ihr, das daheim auch so? Haben eure Eltern euch nicht richtig erzogen?" Sekundenlang war nur das Wummern des Basses und die Musik zu hören. Dann fingen einige an zu lachen, streckten ihm die Zunge raus und zeigten ihm ihre nonverbale Meinung mit dem Mittelfinger. "Hey Opa, kümmer dich um deinen eigenen Dreck, wenn du weißt, was gut für dich ist." Das war wohl der Anführer der Bande. "Genau, sonst wird dich dein altes Mütterchen nicht mehr wiedererkennen." Gab ein anderer von sich, der neben den Anführer trat und ihm brüderlich den Arm auf die Schulter legte. Ein weiteres Lachen ging durch die Runde. "Halt besser die Füße still, Opa." der Anführer spuckte dem älteren Herren vor die Füße. Die Gruppe johlte vor Lachen, während sie weiterzogen. Ärgerlich putzte sich Pierre Morin die Brille und setzte sie wieder auf. Aber sie hatten recht. Was sollte er als alter, schwacher Mann schon ausrichten? Hätte er doch nur die Möglichkeit diesen Taugenixen mehr Respekt beizubringen. Da kam ein kleiner dunkelblauer Schmetterling angeflogen. Der sich sogleich auf die große Hornbrille des älteren Mannes setzte. Kaum berührte der Falter die Brille, verschmolz er mit dem Objekt. Noch im selben Moment lief es Pierre kalt den Rücken herunter. Doch so schnell wie das Gefühl kam, so ging es auch. Seine Wut über die Ignoranz der Menschen steigerte sich von nun auf gleich ins Unermessliche. Grimmig starrte er ins Leere. Am Rande bekam er noch mit, dass die Vögel, um ihn herum panisch die Flucht ergriffen. Da hörte er auch schon eine Stimme in seinem Kopf. "Die Jugendlichen von heute haben einfach keine Manieren mehr. Sie verschmutzen ihre Umwelt, ohne an Morgen zu denken. Ich Hawk Moth werde dir, die Macht geben, diese Kinder zur Rechenschaft zu ziehen. Alles was ich als Gegenleistung wünsche, sind die Miraculous von Ladybug und Cat Noir. Zeige der Menschheit, was passiert, wenn sie weiterhin ihren Müll in die Natur werfen." Pierre Morin fiel immer tiefer in die Dunkelheit, die ihn nun umgab. Angst hatte er keine, denn er spürte wie das Nichts um ihn, sich zu einer seltsamen Energie manifestierte. Sie griff nach dem älteren Herren mit langen, knochigen Fingern, wickelte ihn ein und verschlang ihn letztendlich ganz. Als Monsieur Miron wieder die Augen öffnete, war von dem Mann, der die Natur liebte, seine Zeit damit verbrachte Enten zu füttern oder lange Spaziergänge im Park zu machen, nichts mehr übrig. Ein weiteres Mal hörte er die Stimme seines Schöpfers im Kopf. "Pierre Morin existiert nicht mehr länger. Ab heute hörst du auf den Namen... ." Dieser Tag war wirklich anders, verrückt, unerwartet und auslaugend. Geschafft ließ sich das Model aufs Bett fallen. Einige Minuten lang starrte er Löcher in die weiße Decke über sich. Ein Seufzen entwich seinen Lippen, er schloss die Augen und legte beide Hände über das Gesicht. Was für ein Tag! Marinette hatte ihm ihre Liebe gestanden. Seine Wangen wurden unter seinen Händen warm und rot, wenn er an diesen Moment zurückdachte. Natürlich wusste er, dass es mehr ein Unfall, als ein gewolltes Geständnis war. Doch der Junge freute sich, ohne genau zu wissen warum. Schließlich war er schon in Ladybug verliebt. Ein leidvolles Geheule holte Adrien aus seinen Gedanken. "Huuungeeeer!" Drang es wieder einmal aus der Sockenschublade. Seufzend blieb der Teenager noch einen Moment liegen, eher er seine müden Knochen erneut erhob. In der alten Routine seinen kleinen Kwami zu füttern, versank er wieder in Gedanken. Auch Nino hatte sich getraut dem Mädchen, das er mochte, dies zu gestehen. Vielleicht war das keine schlechte Idee. Nachdem Adrien Plaggs Käse auf den Schreibtisch gelegt hatte, schaltete er den Fernseher ein und warf sich wieder aufs Bett. Bis jetzt hatte er Ladybug noch nie gerade heraus gesagt was er fühlte. Vielleicht dachte seine Lady auch, dass die ganzen kleinen Gesten und Annäherungsversuche nur Spaß gewesen waren. So wie er Marinettes verhalten missgedeutet hatte. ".... Live aus der Pariser Innenstadt. Seit einigen Minuten treibt ein neuer Superschurke sein Unwesen. Zuerst wurde er im Parc de Buttes Chaumont gesichtet. Doch nun verwüstet er die Innenstadt Paris. Dort wo er einen Fuß auf den Boden setzt, wächst wortwörtlich kein Gras mehr." Adrien, aus den Gedanken gerissen, schreckte hoch und starrte gespannt in den Bildschirm des Fehrnsehgerätes. Eine Schneise der Verwüstung aus Schrott und Müll zog sich hinter dem Schurken entlang. "Der Akumatisierte Superschurke nennt sich selbst TrashMan und..." Mehr musste Paris Retter in der Not nicht wissen. Schnell sprang er auf und nahm die Pose seiner Verwandlung ein. "Plagg, verwandele mich!". Plagg, der gerade dabei war sein letztes Stück Camembert auf dem Schreibtisch verspeisen zu wollen, wurde von Adriens Ring eingesogen. "Warte! Halt! Ich hab noch nicht mal fertig gegeeeeeseeeee..." Ploppp. Schon war der schwarze Kwami von dem Schmuckstück aufgesogen worden. Ein geschickte Handbewegung über das Gesicht lies eine Maske entstehen. Nun stand Cat Noir im Raum, in dem sich vor Sekunden noch Adrien Agreste befunden hatte. "Warte auf mich Pünktchen." Murmelte er zu sich selbst, währenddessen er das Fenster öffnete und sich elegant mit seinem Stab aus dem Zimmer schwang. Dieses Gefühl ergriff ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er aus dem goldenen Käfig fliehen konnte. Absolute Freiheit, die Möglichkeit zu tun was er wollte. Doch heute war es nicht nur die Freiheit, die sein Herz leicht machte. Sondern auch der Entschluss, den er gefasst hatte. "Warte auf mich, denn heute sage ich dir, was ich wirklich fühle, My Lady." Mit einem eleganten Sprung landete der schwarze Kater neben seiner Lady. "Und ich dachte, du würdest gar nicht mehr auftauchen." Grinste Ladybug ihrem Partner frech zu. "Hätte ich gewusst, dass deine Sehnsucht nach mir so groß ist, wäre ich natürlich früher gekommen." Gab Cat Noir schmeichelnd zurück. Lächelnd kam die rot gekleidete Heldin auf den Kater zu, bis nur noch wenige Zentimeter ihre Gesichter trennten. Leise hauchte sie. "In deinen Träumen!" Pling. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, um mit den Fingern gegen das große Glöckchen an Cats Hals zu schnippen. Dann drehte sie sich lachend weg und lief zum Rand des Daches. "Wir haben wichtigeres zu tun." Ihre Stimme war nun wieder ernst. Missmutig seufzte der Held. Warum machte sie das immer wieder? Aber sie hatte Recht, erst mussten sie sich um den Akuma kümmern. "Schon irgendeine Idee, wie wir ihn besiegen können?" Der Kater war neben Ladybug getreten und sah sich das Schlachtfeld, welches sich vor seinen Augen eröffnete, etwas ratlos an. Alles lag in Schutt und Asche. Selbst die Häuser, die noch standen, sahen wie Schweizer-Käse aus; durchsiebt mit Basketball großen Löchern. Cat Noir spitzte die Ohren, es war verdächtig still, von dem Schurken war weit und breit nichts zu sehen. Wie war das möglich, seinen geräuschempfindliche Katzenohren, entging doch sonst auch nicht das leiseste Geräusch. Ein leises Knacken. "Weg hier!" Reflexartig packte er den Marienkäfer um die Taille und sprintete nach vorne um vom Dach zu springen. Ein erschrockener Schrei drang aus Ladybugs Kehle, als sich der Kater mit ihr in die Tiefe stürzte. Gerade noch rechtzeitig konnte Cat mit dieser Aktion ausweichen. Um Haaresbreite verfehlte eine riesige Kugele die beiden Helden. Ladybug, die sich schnell von dem Schrecken erholt hatte, warf ihr Jojo aus, um den Sturz abzufangen. "Danke." Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, nachdem sie sanft gelandet waren. "Keine Ursache My Lady. Immer wieder gerne." Entgegnete er ihr mit einer kleinen Verbeugung. Wieder verdrehte sie spielerisch die Augen. Die Lippen des Helden zuckten kurz vor Enttäuschung. Sie tat es schon wieder. Paris Superhelden hoben den Kopf. Dort wo sie vor einigen Sekunden noch gestanden hatten, stand nun der akumatisierte Bösewicht. Cat musste unweigerlich an einen Roboter denken. Von weitem konnte man nur Metall und Gummi erkennen. "Ladybug und Cat Noir! Händigt mir euer Miraculous aus!" Schallte es vom Dach. "Sonst werde ich Paris zeigen, was passiert, wenn man den Müll einfach irgendwo hin wirft! Denn ich bin TrashMan!" Die beiden Helden nahmen ihre Kampfposen ein. "Wenn du so scharf auf die Miraculous bist, dann hol sie dir doch!" tönte Cat zurück, dabei erntete er einen bösen Blick seiner Partnerin, der soviel hieß wie 'Bist du jetzt total übergeschnappt?' Und sie sollte recht behalten. Der Superschurke nahm das, als Anlass sich den beiden im Zweikampf zu stellen. Er sprang vom Dach und landete lässig einige Meter vor den beiden Helden. Cat musterte seinen Gegner, um feststelle zu können mit wem sie es zu tun hatten. Dieser Robotermensch musste größer als zwei Meter sein, soviel stand fest. Der Mann sah wirklich mehr als eigenartig aus. Auf der Brust prangte ein großes 'T' und 'M' was wohl für den Namen stehen musste, kombinierte der Kater. Die Rüstung, die dieser Verrückte trug, sah nach einer wilden Kombination aus einer runden Mülltonne und Stahlhosenträger aus. An den Oberschenkeln sowie an den Gelenken hatte er federnde Gummischläuche. Dieser Roboter war wesentlich agiler, als es den Anschein machte. Man durfte die dünnen Beinchen die das Gewicht des schwer gebauten Mannes also nicht unterschätzen. Erst recht nicht seine Arme. TrashMan streckte seinen rechten Arm gerade aus. Das Kanonenrohr, oberhalb seines Armes war direkt auf Cat Noir gerichtet, das Gelenk des Metallgreifers, welches seine Hand ersetzte, knickte nach unten. Eine leises mechanisches Aufladegeräusch erklang. "Das sieht nicht gut aus.", murmelte der Kater, bevor er sich mit einem Satz aus der Schussbahn in Sicherheit brachte. "Cat lass uns Abstand gewinnen!" Rief ihm seine Partnerin zu, die ebenfalls ausgewichen war. Ein kurzes Kopfnicken des Helden, signalisierte seiner Partnerin, dass er ihr zustimmte. Dann schwang er sich mit dem Teleskobstab auf ein nahe gelegenes Dach. Seine Lady folgte ihm, darauf bedacht den Gegner nicht aus den Augen zu lassen. "Es wird nicht einfach werden an ihn ran zu kommen, wenn er diese Schrott-Kanonenbälle auf uns abfeuert." Schlussfolgerte Ladybug. "Ihr könnt euch nicht vor mir verstecken." tönte es von dem Akumatisierten. Ein Rattern erklang, dann ein Geräusch, dass an eine Pumpe erinnerte. Nun begann er damit den linken Arm durch die Luft wirbeln zu lassen. Es war kein richtiger Arm, eher eine Art trichterförmiger Gummischlauch, den der Schurke wie eine Ziehharmonika verlängern konnte. Schlurp. Cat konnte seinen Augen nicht trauen. TrashMan saugte alles, was in seiner Nähe nicht Niet und Nagelfest war, ein. Ein Staubsauger auf zwei Beinen! Kaum hatte sein Gegner alles eingesaugt, erklang wieder das leise Aufladegeräusch. "Ah ich verstehe." Murmelte Ladybug an der Seite des Katers. "Das was er einsaugt benutzt er als Wurfgeschoss." Vollendete Cat die Gedanken seiner Partnerin. Wieder wichen sie aus. "Und der Akuma..." Ein Grinsen huschte über Cats Gesicht "Genau! Ist in der Brille. Denn alles andere muss von der Verwandlung stammen." Dieses Mal beendete Ladybug den Satz. Sie waren wirklich ein gutes Team. Sie wichen weitere Kugeln aus währenddessen sie TrashMan von beiden Seiten in die Zange nahmen. Cat wusste, dass er ein Ablenkungsmanöver starten musste, damit Ladybug ungehindert ihren Glücksbringer entfesseln konnte. Doch da spielte der besessene Bösewicht nicht mit. Immer wieder schoss er die Schrottkugeln auf Ladybug ab, der keine Zeit blieb etwas anders zu machen, als auszuweichen. Und jedes Mal, wenn ihm Cat zu nahe kam, schlug er mit seinem linken Staubsaugerarm aus. Ladybug hatte sich hinter einem Kamin versteckt. Es war ihre einzige Chance den Glücksbringer jetzt zu beschwören, das wussten die beiden Helden. Flink flog ihr Jojo in sie Luft "Glücksbringer!" hörte man sie rufen, als ein weiteres Geschoss auf den Marienkäfer abgeschossen wurde. Cat Noir sah, dass sie trotz des Kamins komplett ungeschützt war. Schnell stieß er sich mit dem Stab ab, um noch rechtzeitig bei seiner Lady zu sein. "Kataklysmus!" Rief er noch während des Fluges und streckte seine rechte Hand aus um das Geschoss des Gegners gerade noch mit den Fingerspitzen zu berühren, bevor es Ladybug treffen konnte. Unsanft landete er auf den Ziegeln des Daches. Das würde wieder blaue Flecken geben. Doch seine Lady war gerettet. Er kniff die Augen zusammen und rieb sich den Kopf. "Hast du wenigstens etwas Nützliches bekommen?" Fragte er nach, während er sich auf hievte und den Staub aus seiner Kleidung klopfte. "Ähm.." Ein kurzes schweigen "Naja..." Wieder hielt die Heldin inne "Eine Axt?!" Himmel. Eine Axt. Der erste wirklich nützliche Gegenstand, seit dem die beiden zusammenarbeiteten. Zumindest, wenn es nach dem Kater ging. Denn, wenn man so an die vergangenen Glücksbringer zurückdachte; ein Verlängerungskabel, ein Penni oder ein Ladybugkostüm. Da war die Axt eher nach seinem Geschmack, auch wenn er rohe Gewalt nicht gutheißen wollte. Seine Lady fand wieder zur ihrer Selbstsicherheit zurück. "Ok Cat, du lenkst ihn ab. Ich habe einen Plan." Der Kater grinste, so kannte er sein Pünktchen. "Zu deinen Diensten, My Lady" Er zwinkerte ihr noch einmal zu, bevor er sich auf TrashMan stürzte. "Hey, du staubsaugende Mülltonne! Hier bin ich!" Mit diesen Worten schwang er sich mit dem Teleskopstab über den Gegner hinweg. Sicher auf den Ruinen eines in Schutt gelegten Hauses gelandet, wehrte er die Schrottgeschosse ab. "Ich kann es wirklich nicht fassen, dass du ein Mülltonnendeckel als Sonnenhut trägst." Provozierte der junge Held seinen Angreifer. "Warte nur ab, Cat Noir." Schnaufte dieser verärgert zurück. Er war ganz fixiert auf den frechen Kater, dass er gar nicht bemerkte, dass Ladybug ihren Schachzug schon längst gemacht hatte. Sie benutzte die Axt als Stolperfalle für TrashMan. Die Tonne, welche er als Rüstung trug, schenkte die Sicht zu seinen dünnen Beinchen ein. So nahm er, die in den Boden geschlagene Axt, gar nicht war. Gerade wollte er noch einen Schritt auf Cat Noir machen, da verlor er das Gleichgewicht und landete mit einem kurzen Aufschrei auf dem Bauch. Die Brille fiel beim Aufprall zu Boden. Ladybug, die darauf gewartet hatte, zertrat die Brille und ein kleine dunkelblauer Schmetterling entwich aus dem zerstörten Objekt. Schnell warf sie ihr Jojo aus "Nun musst du nicht mehr böse sein kleiner Akuma!" Nachdem sie den Schmetterling gefangen hatte ließ sie den jetzt weißen Schmetterling wieder frei."Tschüss kleiner Schmetterling." Sie schaute dem Falter einen Moment nach bevor sie den Glücksbringer in die Luft warf, damit dieser seinen eigentlichen Zauber entfalten konnte. Die zerstörten Häuser bauten sich wieder auf, die eingesaugten Autos, Büsche, Bäume und Parkuhren wurden zurück an ihren Platz befördert. Nichts zeugte mehr davon, dass hier vor wenigen Minuten ein Kampf von Gut und Böse im Gange war. Die beiden beendeten ihren Kampf gegen den Akuma mit ihrem rituellen Faustschlag. "Gut gemacht!" Sagten sie gleichzeitig. Ein Piepsen erklang an Ladybugs Ohrringen und Cat Noirs Ring. "Dann bis zum nächsten mal, Cat." Ladybug schwang sich auf das nächste Dach. "Warte Ladybug! Nur einen Moment." Der schwarze Held folgte ihr schnell mit seinem Teleskobstab. "Bitte, nur eine Minute." Sein Blick und die Hand an ihrem Handgelenk ließ sie innehalten. "Cat wir dürfen nicht wissen welche andere Identität wir haben." Antwortete sie etwas Traurig aber bestimmt. "Darum geht es mir nicht." Cat Noir schüttelte den Kopf. "Weißt du noch bei unserem ersten Akuma? Du hast auf dem Eiffelturm gestanden und den Menschen Mut zu gesprochen, dass du sie alle beschützen wirst. Obwohl du erst selbst nicht an dich geglaubt hast und unsicher warst." Er lächelte sie an. Anspannung und Ungewissheit machten sich in dem Helden breit, doch er fuhr fort. "Das war der Moment, in dem ich mich in dich verliebt habe. Du bist mutig, intelligent und wunderschön. Du behandelst mich die ganze Zeit so, als wäre ich ein Casanova, dem jedes Mädchen recht wäre. Aber ich will nur dich als meine Partnerin. Ich liebe dich, Pünktchen." Kapitel 4: An einem ganz normalen Abend... ------------------------------------------ Als der schwarze Kater anfing zu erzählen, schwelgt Ladybug in Erinnerungen. Cat Noir hatte recht. Anfangs war sie wirklich überfordert mit der Situation gewesen. Kwamis, Miraculous, Akumas. Alles war mehr als fremd. Wie sollte sie, Marinette, die unentschlossen, ängstlich und extremst tollpatschig war, denn Paris vor bösen Superschurken retten? Doch sie fand ihren Mut. Sie stellte sich den Gefahren mit ihrem treuen Partner und so retten sie seither zusammen Paris. Die Beiden waren zusammen so weit gekommen. Ladybug musste sich eingestehen, dass sie es bis jetzt noch kein einziges Mal bereut hatte, die Ohrringe wieder an sich genommen zu haben. Sie hatte damit nicht nur eine liebe, weise Freundin, die Kekse vergötterte, hinzugewonnen. Sondern auch einen treuen, tatkräftigen, Partner mit schrecklichen Katzenwortspielen. Ladybugs Augen weiteten sich vor Überraschung. Hatte sie es wirklich richtig verstanden? Was hatte er da gesagt? Sie schluckte schwer und ihr Blick wurde traurig. Erst öffnete sie den Mund und wollte etwas sagen. Sie besann sich jedoch, um einen Augenblick später zu antworten. "Es tut mir leid, Cat." Das Lächeln auf dem Gesicht ihres Gegenübers verschwand und der Griff um ihr Handgelenk löste sich. "Du hast Recht, ich habe immer gedacht du würdest es aus Spaß an der Freude machen. Es tut mir leid, dass ich dich falsch eingeschätzt habe." Sie sah einen Moment zur Seite, da sie den traurigen Blick von ihrem Partner nicht ertragen konnte. Doch als sie fort fuhr, zwang sie sich dazu. "Egal wie schrecklich deine Wortspiele manchmal sind, du bist der beste Partner, den man sich wünschen kann. Ich kann dir blind Vertrauen, wir verstehen uns ohne Worte. Wie oft du mir mittlerweile das Leben gerettet hast, kann ich auch nicht mehr zählen. Was ich damit sagen will," Ein weiteres Pling erklang aus dem Schmuck der Helden. "Du bist einer der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden. Aber."Cat sah zur Seite. Ladybug wusste, dass ihm klar war, was jetzt kommen würde. Doch sie konnte es nicht unausgesprochen lassen. "Ich bin in jemand anderen verliebt. Es tut mir leid." Ein Schweigen legte sich zwischen die beiden Helden, die über den Häusern Paris standen und sich gegenseitig nicht ansehen konnten. So standen sie in der unangenehmen Stille, nicht mächtig sich zu rühren. Ein weiteres Pling brachte die beiden jedoch in die grausame Wirklichkeit zurück. Nur noch zwei Minuten. Cat Noir kam als Erster in Bewegung. Er wandte sich zum Gehen, doch sah nochmal zurück zu Ladybug. Der Kater lächelte, als wären die letzten 3 Minuten nie geschehen. Er hob die Hand zum Abschied. "Bis zum nächsten Mal, My Lady." Fassungslos sah sie ihrem Partner nach, wie er dank seinen Teleskopstabs über die Dächer sprang. Aber auch für sie wurde es höchste Zeit, sich in einer kleinen Seitenstraße mit sicherer Entfernung zum letzten Kampfschauplatz zu verstecken. Gerade noch rechtzeitig schaffte es die junge Heldin in eine menschenleere, dunkle Seitengasse. Von hier trennten sie noch fünf Bushaltestellen, bis sie endlich wieder daheim war. Ein kurzer Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass sie noch 10 Minuten warten musste, bis ihre Linie fuhr. Sie würde es niemals pünktlich zum Essen packen. Schnell öffnete sie ihre kleine Umhängetasche. "Warte noch ein wenig Tikki wir sind bald daheim." Etwas erschöpft, aber lächelnd sah ihr kleiner Kwami hoch. "Keine Sorge, ich habe hier noch einen Keks in der Tasche." Marinnette nickte zurück, legte aber dann die Stirn in Falten. Sie musste sich eine Notlüge einfallen lassen. Wie sollte sie den Eltern erklären, dass sie draußen war ohne ihr Zimmer verlassen zu haben. Hier war wohl eine Runde Tabu angesagt. Sie musste sich Erklären, ohne die Worte Ladybug, Gefahr, Akuma und Held zu benutzen. Tikki die sofort verstand, welche Geister im Kopf ihrer Freundin herum spukten, machte einen Vorschlag. "Lass mich den Keks noch fertig essen. Damit hab ich noch genug Energie dich als Ladybug nach Hause zu bringen." Die Sorgenfalten der Heldin waren aus dem Gesicht gewischt. "Das wäre klasse Tikki, aber bist du sicher, dass es dir nicht zu viel wird?" Sichtlich erleichtert, doch besorgt um die Gesundheit von Tikki, sah sie ihren kleine Kwami an. "Mach dir keine Sorgen, Marinette." So flog das kleine Wesen zurück in die Tasche, um sich zu stärken. Marinette seufzte und ließ sich an der Hauswand nach unten sinken. Sie zog die Beine näher an den Körper und umschlang sie mit ihren Armen. Er hatte sich lächelnd verabschiedet. Dieses Bild ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Jedes Mal aufs Neue lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken, wenn sie sich an seinen Blick erinnerte. Denn seine Augen sprachen Bände, traurig und schmerzerfüllt. Würde sie Cat nicht besser kennen wäre sie davon überzeugt gewesen, dass er kurz davor war zu weinen. Aber so wie es schien, kannte sie ihren Partner wohl doch nicht so gut, wie sie vermutet hatte. Wie konnte sie seine Gefühle nicht erkennen? Klar hatte er sich auch vor Marinette profilieren wollen, als sie sich das erste Mal begegneten. Kurz dachte sie an den Vorfall mit dem Evillustrator zurück. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie so getan hatte, als wäre sie ein riesiger Cat-Noir-Fan. Doch bei jedem anderen Mädchen verhielt er sich normal, nun ja so normal wie sich ein Cat Noir eben verhalten konnte. "...nette, Marinette!" Plötzlich schreckte die junge Heldin auf. Ihr Kwami fuchtelte, vor ihrem Gesicht, mit den kleinen Ärmchen. "Was ist denn los mit dir? Ich habe dich schon fünf Mal gerufen." Fragte der kleine Marienkäfer mit sorgenvollem Klang in der Stimme. "Oh tut mir leid Tikki, ich bin wohl in Gedanken versunken." Sie zwang sich zu einem müden Lächeln und war froh, dass ihre Freundin es dabei beließ. Aufmunternd nickte Tikki dem Mädchen zu, während dieses aufstand. "Gut." Gab Marinette knapp zurück. "Tikki, verwandel mich!" Minuten später kam sie daheim an. Müde löste sie die Verwandlung und kletterte von ihrem Balkon zurück ins Zimmer. Sie öffnete die Keksdose, die im Bücherregal oberhalb des Bettes stand, um ihren kleinen Kwami zu füttern. In ihren Augen war es zwar eine sehr einseitige Ernährung, sich nur für Kekse zu interessieren, doch solange Tikki glücklich damit war, würde sie es auch nicht in Frage stellen. Es hätte schlimmer sein können, dachte das Mädchen bei sich. Marienkäfer ernährten sich schließlich meist von Blattläusen. Bei diesem Gedanken musste Marinette sich schütteln. Es hätte wirklich schlimmer sein können. Nachdem Marinette Tikki einen Teller mit ausreichend Keksen auf den Schreibtisch gestellt hatte, verließ sie durch die Falltür im Boden ihr Zimmer, um mit ihren Eltern zusammen zu essen. Sie half den Tisch zu decken und ließ sich von ihrer Mutter Nudeln auf den Teller häufen. In Gedanken, stocherte sie mit der Gabel in ihrem Essen herum, während sie immer Mal wieder ein 'Ah', 'Hmm' oder 'Hmmhmm' verlauten lies, ohne wirklich auf die Erzählung ihres Vaters zu achten. "Marinette!" Vor Schreck flog die Gabel mit der aufgespießten Nudel über den halben Tisch. "Ich war's nicht!" Rief sie erschrocken. Tom konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch ihre Mutter sah sie sorgenvoll an. "Marinette, Schatz was ist heute mit dir los?" Die junge Heldin wurde wieder an die Peinlichkeit des Morgens erinnert. Sie legte schützend die Hände vor ihr Gesicht. Die Wangen wurden heiß und rot. Seufzend schüttelte das Mädchen den Kopf, bevor sie durch die Hände murmelte. "Der Tag war einfach nur schrecklich." Eine tröstende Hand legte sich auf ihre Schulter. "Du weißt, wir sind für dich da, wenn du reden möchtest." Ihre Eltern lächelten sie warmherzig an, nachdem sie sich getraut hatte ihre Hände sinken zu lassen. Kleinlaut fing sie an von ihrem chaotischen Tag zu erzählen. "Es gibt da einen Jungen, den ich ziemlich mag... ." "Adrien." Fügte ihr Vater hinzu und bekam einen bösen Blick von seinen Frauen zugeworfen. "Ich hab ihm aus Versehen gesagt, dass ich total verknallt in ihn bin." Fuhr Marinette noch kleinlauter fort. "Aber das ist doch toll!" Warf nun ihre Mutter ein. "Nein!" Am liebsten wäre das liebeskranke Mädchen aufgesprungen, um ihrer Aussage zu unterstreichen. "Es ist schrecklich!" Wieder vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. "Wie soll ich ihm denn je wieder in die Augen sehen? Und was ist, wenn er mich auslacht? Oder mir sagt, dass er Chloé viel lieber mag als mich? Oder, dass ich doch viel zu durchgeknallt bin?" Wieder spürte sie eine beruhigende Hand auf der Schulter. "Marinette, mein Schatz. Beruhige dich. Du kennst ihn doch, würde Adrien wirklich so etwas machen?" Dankend sah sie ihre Mutter an. Es war faszinieren, wie einfach es ihr immer wieder gelang, die Zweifel ihrer Tochter zu zerstreuen. "Danke, Mamon." Erleichtert, weil sie wusste, dass ihre Mutter recht hatte umarmte sie, sie liebevoll. Marinette lag im Bett und war froh darüber, dass sie ihren Eltern alles erzählen konnte. Auch Tikki hatte sie von dem Vorfall beim Abendessen erzählt. Doch diese schlief mittlerweile seelenruhig, während Marinette sich von einer Seite auf die andere rollte. Ihre Mutter konnte ihr zwar ein wenig die Angst vor dem morgigen Tag nehmen. Doch die Geschehnisse mit Cat hielten sie immer noch wach. Egal wie sehr sie ihre Familie liebte, gab es doch Sachen, die sie ihnen nicht erzählen konnte. Und da ihr Kwami tief und fest schlief, musste die junge Heldin ihre Gedanken alleine ordnen. Es war dunkel in ihrem Zimmer, das Licht der Straßenlaterne gelang kaum durch das Fenster im dritten Stock. Mit aufgewühlten Gedanken starrte sie an die Decke. Cat Noir hatte ihr als Ladybug die Liebe gestanden. Seufzend massierte sie sich die Stirn. Natürlich gingen ihr die Wortspiele auf die Nerven. Auch war klar, warum sie ihren Partner bei jeglichen Flirtversuchen spielerisch, aber auch manchmal etwas herzlos, abwies. Denn schließlich wünschte sie sich nichts mehr, als sich Einens Tages Mrs. Agreste nennen zu können. Beschämt über ihre eigenen Gedanken rieb sich über die Augen. Ein weiteres Mahl seufzte sie schwer, als sie an die Situation im Hotel zurück dachte. Die beiden Helden mussten Chloé vor Sabrina beschützen. Den diese wurde, ebenfalls wegen Chloés Launen, akumatisiert und zu Vanisher. Damals hatte der Kater eine Rose aus der Vase genommen und diese seiner 'Lady' überreicht. Achtlos hatte sie als Ladybug die Rose angenommen, nur um sie in eine andere Vase zurückzustecken. Natürlich hatte sie damals seinen traurigen, enttäuschten und schon fast entsetzten Blick gesehen. Doch sie war davon überzeugt, dass der Kater das gebrochene Herz nur gespielt hatte. Da hatte sie sich getäuscht. Schuldgefühle fingen langsam an sie zu quälen. Nun verstand sie auch warum er sie im Zoo innig umarmt hatte, nachdem sie dem Maul des T-Rex entkommen war. So viele Gedanken und Erinnerungen zogen an ihrem geistigen Auge vorbei. So viele Situationen, bei denen sie sich anders verhalten hätte können, hätte müssen. Sie dachte an ihr Gespräch mit Cat zurück. Beinahe hätte sie ihm gesagt, dass sie doch seine Partnerin wäre. Doch dann verstand sie, dass es nicht darum ging, dass die Beiden zusammen ein unschlagbares Team waren. Was würde jetzt aus den Beiden werden? Sie befürchtete es könnte nun zu Unstimmigkeiten kommen. Wie sollte sie den Kater jetzt behandeln? Eine Träne lief ihr am Augenwinkel vorbei zum Ohr. Sie Mochte den verdammten Kater doch. Was wenn er nie wieder mit ihr zusammen kämpfen wollte? Weiter Tränen bahnten sich ihren Weg auf das Kissen. 'Bis zum nächsten Mal, My Lady.' Hallte es plötzlich in ihrem Kopf. Konnte es vielleicht sein... Hatte er es ihr zuliebe gemacht? "Dummes Kätzchen." Schluchzte Marinette, während sie sich zusammenrollte. Hatte sich Cat nur so verhalten, damit sie sich nicht mit der Frage quälen musste, wie es nun mit den beiden weitergehen sollte? Tat er deswegen so, als wäre nichts gewesen, dass sich ihre Beziehung zueinander nicht ändern würde? Wie konnte er selbst in einer solchen Situation Rücksicht auf sie nehmen, obwohl sie ihn so oft abgewiesen und schlecht behandelte hatte? Noch lange dachte sie über den Kater nach, viele weitere Tränen liefen auf ihren Wangen entlang, bevor sie letztendlich in einen unruhigen Schlaf fiel. Kapitel 5: ... geschehn Dinge,... --------------------------------- "Cat Noir? Was macht Paris Held hier?" Erschrocken sah Marinette auf. Der schwarze Kater setzte sich zu dem verwunderten Mädchen. "Ich wollte dich sehen." Grinste er verführerisch und rückte näher. Etwas verdutzt starrte sie ihren Besucher unverhohlen an. "Aber" Sie schluckte kurz. "Bist du nicht in Ladybug verliebt?" Mitten in der Bewegung stoppte Cat Noir und sah sie merkwürdig an, sie konnte es nicht in Worte fassen. Doch dann fuhr er schon fast gleichgültig fort. "Du hast es mit bekommen?" Sie fühlte sich ertappt, schnell musste eine Notlösung her. "Ähm... ähh... ja. Der Ladybugblog." Es fiel ihr nicht leicht, ihre Stimme lässig klingen zu lassen, aus Angst ihr Gegenüber könnte ihr vielleicht auf die Schliche kommen. Cats grüne Augen musterten sie einen Moment. "Hmmm." Doch dann grinste er wieder spitzbübisch. "Dann weißt du ja, wie es ausgegangen ist?" Es war eindeutig eine rhetorische Frage. Wieder kam er ihr näher. Marinette, die diese Situation überforderte, rückte ein Stück zurück. "Und warum kommst du dann zu mir?" Fragte sie vorsichtig. Das Grinsen im Gesicht des Katers wurde größer, beängstigend größer. "Ladybug und ich, das hätte gut gepasst. Schließlich sind wir beide Helden. Mit einem Normalsterblichen könnte es Probleme geben, schließlich geben sie ein leichtes Ziel ab." Er klang fast schon spöttisch, das gefiel Marinette ganz und gar nicht. Und konnte er nicht endlich aufhören ihr so auf die Pelle zu rücken? Sie spürte schon die Wand im Rücken, weiter konnte sich Marinette nicht zurückziehen. Doch Cat war ihr nach gerückt, sodass er den nächsten Satz in das Ohr des Mädchens flüstern konnte. "Doch bei dir würde ich eine Ausnahme machen, du hast mich schon immer in deinen Bann gezogen, Marinette." Als der Kater Marinettes Namen ins Ohr hauchte, überfiel sie ein kalter Schauer. Was war denn nur mit ihrem Partner los? Drehte er etwa durch, weil sie ihn als Ladybug abgewiesen hatte? Ein leiser Aufschrei zerschnitt die Stille, die sich über die beiden gelegt hatte. Marinette war stocksteif vor Schock. Cat hatte ihr in den Nacken gebissen. Sie spürte den Druck seiner Zähne immer noch, obwohl er damit begonnen hatte, ihr gierig mit der Zunge über den Hals zu lecken. Sie spürte seine Hand, die langsam von ihrer Wange abwärts wanderte "Warte. Cat! Hör auf damit!" Die Angst befreite sie aus ihrer Starre. "Ich will das nicht! Stopp!" Verzweifelt versuchte sie den Kater wegzuschieben, doch dieser war viel zu stark. "Ich sagte," "STOPP!" Schrie sie und saß aufrecht im Bett. Verwirrt und desorientiert sah sie sich um. Sie saß in ihrem Bett. Alleine. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es gegen 6 Uhr morgens war. "Marinette, was ist los?" Aufgeregt flog Tikki zu ihrer Freundin. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. Immer noch verwirrt fragte Marinette ihren Kwami. "War Cat nicht bis gerade eben hier?" Die Augen des kleinen Kwamis weiteten sich vor Überraschung. "Nein Marinette. Hast du schlecht geträumt?" Murmelnd gab die junge Heldin nur zurück. "Schlecht ist gar kein Ausdruck!" Um auch den letzten funken Schlaf verschwinden zu lassen, rieb sie sich die Augen. Wie lange hatte sie jetzt geschlafen? Drei, vier, fünf Stunden? Sie wusste nur noch, dass ihr letzter Gedanke sich um den Kater gedreht hatte. Und leider auch die ersten diesen Morgen. Ächzend stand sie auf. Ihr tat alles weh. Wurde sie heute Nacht von einem LKW überfahren? Dies würde zumindest diese fürchterlichen Kopfschmerzen erklären. Jeder einzelne Muskel schmerzte, als wäre sie durch die Mangel gedreht worden. Sie seufzte. Vielleicht würde kaltes Wasser fürs Gesicht und eine warme Dusche helfen? Unter stöhnen, streckte Marinette sich, um ihre Knochen zu sortieren, bevor sie endgültig aufstand, um sich im Bad frisch zu machen. Das kalte Wasser klärte ihren Verstand und drängte das Pochen in ihrem Kopf zurück. Marinette sah in den Spiegel. Sie sah beschissen aus, was noch sehr nett ausgedrückt war. Müde, glasige Augen blickten sie aus dem Spiegel an. Große dunkle Augenränder hoben sich von ihrem hellen Teint ab. Ihre Haut war normalerweise schon sehr hell, doch im Moment konnte sie mit den weißen Fliesen im Bad konkurrieren. Vielleicht sollte sie wirklich auf Alyas Rat hören und sich einen Concealer zulegen? Sie hielt nicht viel von Make-up. Schließlich war die junge Heldin erst 14 und wollte nicht zu einem Püppchen wie Chloé mutieren. Sie gefiel sich so, wie sie war. Natürlich. Bis auf diese schrecklichen Augenringe, die sie immer öfter an sich entdeckte. Das war wohl der Preis dafür, als Ladybug Paris zu retten, dachte Marinette bitter und belustigt gleichzeitig. Auf welche eigenartigen Gedanken man kommen konnte, wenn man so früh wach wurde. Ein letztes Mal rieb sie sich über die Augen, bevor sie ihre Kleider auszog, um eine heiße Dusche genießen zu können. Das warme Wasser auf der Haut löste langsam die Verspannungen. Der Albtraum von letzten Nacht verblasste unter den wohltuenden, prasselnden Wassertropfen, die von ihrem Gesicht über den ganzen Körper liefen. "Marinette? Was machst du denn hier?" Fragte Alya verdutzt, als sie gerade das Schulgebäude betreten wollte. Die angesprochene saß auf den Treppenstufen vor der Schule und sah von ihren Designzeichnungen auf. "Ähm? Wie jeden Freitag in die Schule gehen?" Dumme Fragen hatten eine dumme Antwort verdient, selbst wenn sie von der besten Freundin stammten. Diese verdrehte spielerisch die Augen. "Was machst du denn jetzt schon hier?" Verbesserte Alya ihren Satz, darauf bedacht das 'jetzt schon' zu betonen. Marinett stand auf und klopfte sich den Staub vom Hintern. Sie seufzte kurz, bevor sie ihrer Freundin antwortete. "Ich konnte nicht schlafen und dann hatte ich noch einen merkwürdigen Albtraum. Ich kann mich nicht mehr richtig daran erinnern, aber heute Morgen hab ich mich gefühlt, als wäre eine Horde Elefanten über mich getrampelt." Beim Sprechen kreuzte die Jüngere die Finger hinter dem Rücken und entschuldigte sich innerlich bei ihrer besten Freundin für diese weitere Notlüge. Sie war viel zu müde und ausgelaugt, um sich eine akzeptable Albtraumgeschichte, die Alya auch zufriedenstellen würde, einfallen zu lassen. Doch, selbst wenn es ihr mit dem malträtierten Kopf gelungen wäre, wäre es letztendlich doch auch nur eine Notlüge gewesen. Denn sie war alles andere als scharf darauf Alya auf falsche Gedanken zu bringen. Sei es Marinettes leicht erregende Phantasien, die Tatsache, dass sie wusste, das Cat Noir seiner Ladybug ein Liebesgeständnis gemacht hatte oder die fixe Idee Marinette könnte etwas mit Ladybug zu tun haben. Sie massierte sich die Schläfe, während sie mit einem Ohr den Geschichten der begeisterten Ladybug-Bloggerin zuhörte. Die Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer, hätte sie doch bloß nicht die Tabletten vergessen, die ihre Mutter extra für sie auf den Tisch gelegt hatte. "Ich wünschte, ich hätte gestern nicht auf meine kleinen Schwestern aufpassen müssen, dann hätte ich diesen atemberaubenden Kampf nicht verpasst." Seufzte Alya schwer, um somit ihre Geschichte zu beenden. "Ich bin froh, dass du nicht da warst." Murmelte Marinette, geistesabwesend, während sie sich auf den Weg zum Klassenzimmer gingen. Alya blieb abrupt stehen und fragte fast tonlos. "Warum?" Verdammt! Warum musste sie laut sagen, was sie dachte. "Ähm, naja." Sie sah ihre Freundin entschuldigend an. "Ich hab die Nachrichten gesehen. Dieser Typ hat mit Schrottkugeln um sich geschossen! Was wäre passiert, wenn du da gewesen wärst und dich so ein Ding getroffen hätte?" Die Sorge in Marinettes Stimme lies Alya und somit auch die Situation entspannen. Grinsend umarmte Alya ihre Freundin und drückte diese fest an sich. "Keine Sorge. Ladybug würde das niemals zulassen." "Doch," Murmelte die Erdrückte leise. "Was ist, wenn sie es einmal nicht schafft?" Alya ließ los und haute Marinette freundschaftlich auf den Rücken. "Was erzählst du da? Wir reden hier schließlich von Ladybug." Ein feuriges Schimmern, glänzte in den Augen der Bloggerin, wie jedes Mal wenn sie über ihre Heldin sprach. Und das brachte die selbige zum Grinsen. "Vielleicht hast du recht." So zogen sich die ersten Schulstunden über den Tag hinweg. In der letzten Pause des Tages verabschiedete Alya sich von ihrer Freundin. "Nino wollte mit mir sprechen." Grinste die ältere aufgeregt und fügte hinzu. "Wegen Morgen!" Marinette wusste, dass die beiden Morgen ihr erstes Date haben würden, denn Alya war den ganzen Tag schon etwas aufgeregt und hibbelig. So kannte man sie eigentlich nur, wenn es um Ladybug ging. Die jüngere freute sich riesig für ihre beste Freundin. Also überlegte sie, was sie die Pause alleine machen sollte. Ob sie sich zu Rose und den anderen gesellen sollte? Diese Entscheidung wurde ihr jedoch abgenommen. "Adrien!" Wieder wäre sie in ihren Schwarm gerannt, wenn sie einen Augenblick später den Kopf gehoben hätte. Ihre Wangen wurden knallrot, sie hatte doch schon den ganzen Tag vermieden das Model anzusehen, geschweige denn sich in seiner Nähe aufzuhalten und jetzt war er ihr so nahe, dass sie seinen herrlichen Duft einatmen konnte. "Oh tut mir leid, Marinette." Sagte er entschuldigend. Verlegen kratzte er sich am Kopf, bevor er fort fuhr. "Ich wollte dich nicht erschrecken." Das Mädchen schluckte schwer. Warum musste ihr das Atmen in seiner Nähe immer so schwer fallen? Doch dann bemerkte sie, dass Adrien alles andere als gut aussah. Es fiel ihr wirklich erst jetzt auf, da sie den ganzen Tag erfolgreich damit verbracht hatte ihm auszuweichen. Bis jetzt. Die Augen ihres Gegenübers waren etwas geschwollen. Aus dieser Entfernung konnte sie auch die geröteten Stellen darunter erkennen. Auch war er blasser als sonst, er wirkte etwas kränklich und müde. "B-Bist du in Ordnung?" Fragte sie vorsichtig und sah in sorgenvoll an. Adriens Augen weiteten sich etwas vor Überraschung. "Ja," Nickte er langsam mit dem Kopf. "Alles okay." Doch sein falsches Lächeln sprach Bände. Marinette wollte nachhaken, doch sie kam erst gar nicht dazu. "Kann... Kann ich kurz mit dir alleine sprechen?" Frage Adrien schüchtern. Das Mädchen war aus dem Konzept gebracht. Ihr Herz schlug höher und schneller. Das Atmen fiel ihr noch schwerer, als vor einigen Minuten. Nicht mächtig zu antworten, nickte sie nur kurz. Wieder waren ihre Wangen rosig und warm. Adrien schien nach Worten zu suchen. "Hör mal wegen gestern," Ihr Mund wurde trocken. "Ich weiß, es war nicht beabsichtigt," In ihrem Magen tobten die Schmetterlinge. "Aber ich bin dir trotzdem eine Antwort schuldig." Verlegen grinste Adrien. Marinette wäre am liebsten hinweg geschmolzen. Immer noch unfähig sich zu rühren oder zu sprechen ließ sie Adrien fort fahren."Marinette," Ihr Herzschlag stoppte für eine Sekunde, als sie ihren Namen aus seinem Mund hörte. "Du bist total nett und lieb. Wir hatten zwar einen holprigen Start, aber sind trotzdem gute Freunde geworden." Die Schmetterlinge hörten auf zu toben, als sie das Wort 'Freunde' in die Realität zurück holte. Dort, wo vor Sekunden noch Schmetterlinge waren, machte sich ein immer größer werdendes Gefühl der Übelkeit breit. "Das macht mich echt glücklich, weil Nino, Alya und du meine ersten richtigen Freunde seid." Sie spürte ein Stich im Herzen, der sie durchbohrte, obwohl sie sich immer noch an einen kleinen Hoffnungsschimmer fest klammerte. "Deswegen hoffe ich, dass wir trotzdem gute Freunde bleiben können." Diese grausame Aussage ließ sie von Wolke 7 hart auf den Boden der Tatsachen aufschlagen. Ohne Vorwarnung. Es traf sie wie ein fester Schlag ins Gesicht. Es schmerzte sie mehr, als sie zugeben konnte. Ihr Magen fühlte sich an, als würden sich ihre Eingeweide verkrampfen. Sie bekam nur am Rande mit, wie Adrien noch sagte. "Tut mir leid, ich bin in jemand anderen verliebt." Ihr Kopf war leer. "Ach was, alles halb so schlimm!" Winkte sie mit einem gezwungenen Lächeln ab. "Du und ich, das würde ja eh nicht passen." Ohne über ihre Worte nachzudenken, verfiel sie in ein aufgeregtes plappern. "Ich meine du bist Adrien Agreste. Model, dein Vater ist einer der angesagtesten Designer Frankreichs, du bist reich und siehst gut aus. Du bist einfach nur WoW." Bei dem letzten Wort weiteten sich ihre Augen unterbewusst etwas, um dem mehr Ausdruck zu verleihen."Und ich?" Sie lachte etwas albern. "Schau mich an." Marinette hob die Hände gestikulierend an. "Ich bin ..." Sie musste aufhören zu reden." Tollpatschig, ungeschickt, unpünktlich." Das wollte sie doch alles nicht sagen! "Ich bin nur eines Bäckers Tochter, wie sollte das den jemals funktionieren? Du solltest dir jemand suchen, der nicht nur vom aussehen zu dir passt. Du... . "Sie hielt einen Moment inne. "Ich," Marinette spürte die Tränen in ihren Augen hochkamen "Muss weg!" sie rannte an Adrien vorbei. Erste Tränen vernebelten ihr die Sicht. Klong. Mit voller Wucht rannte das Märchen gegen einen Metallpfeiler. Leise fluchend taumelte sie weiter. Im Moment wollte sie nur weg von Adrien. Ihn nicht sehen lassen, wie die Tränen über ihr Gesicht liefen. Sie flüchtete in die Mädchentoilette und ließ sich an der ersten Kabinenwand weinend zu Boden sinken. Sie wusste nicht, welches Gefühl überwog. War es die Enttäuschung, dass Adrien ihre Gefühle nicht erwiderte, war es die Wut über sich selbst, ihren dämlichen Redeschwall nicht unterbinden zu können oder war es der dumpfe Schmerz hinter der Stirn, den sie ihrer Dummheit zu verdanken hatte. Himmel! Waren ihre Kopfschmerzen, die bis gerade eben noch grenzwertig auszuhalten waren, denn nicht schon Strafe genug gewesen? So saß sie dort auf dem Boden, den Kopf immer noch an der kühlen Kabinenwand angelehnt und ließ ihren Tränen, ihrer Enttäuschung, ihrer Wut und ihrem Schmerz freien Lauf. Das die Toilettentür geöffnet wurde, bekam sie kaum mit. "Marinette!" Alya kniete sich neben ihre Freundin und legte ihr tröstend die Arme um den Körper. "Ich habe es gerade erfahren." Sprach sie Leise. "Es tut mir so leid." Schweigend saßen die beiden Mädchen auf de m Boden. Alya durchbrach die Stille und versuchte ihre beste Freundin aufzumuntern. Marinette drehte ihr von Tränen benetztes Gesicht zu der Bloggerin, die entsetzt die Luft einsog. "Deine Stirn! Marinette, wir gehen sofort zum Sanitätsraum!" Ohne Gegenwehr ließ sich die Jüngere hochziehen und von ihrer besten Freundin zum Krankenzimmer bringen. Eine dicke, blaue Beule thronte auf der Mitte ihrer Stirn. Sie wurde dazu verdonnert, sich auf der Liege mit einem Kühlakku auszuruhen, während man ihre Eltern verständigte. Alya blieb an ihrer Seite, bis Marinette von ihrem Vater abgeholt wurde. Liebevoll kümmerten sich Sabine und Tom um ihre Tochter, die sich ins Bett gelegt hatte und mittlerweile schlief. Einige stunden später weckten sie ihre Tochter um ihr etwas essen und einen heißen Kakao zu bringen. Marinette, bedankte sich, wollte allerdings lieber alleine Sein. Dies akzeptierte auch Tikki. So nahm sie ihre Mahlzeit auf dem Balkon zu sich. Tränen rannten ihr über das Gesicht, währenddessen sie lustlos auf dem Brötchen herum lutschte. So verging der Freitag ohne weitere Eskapaden. Auch der Samstag kam und ging. Marinette nahm die zahlreichen Anrufe Alyas nicht entgegen. Letztendlich überließ ihre beste Freundin das Mädchen in ihrer gewollten Einsamkeit. Weder Tikki noch ihre Mutter fanden in diesen Tagen den Draht zu dem betrübten Mädchen, das fast den ganzen Tag damit verbrachte auf dem Balkon zu sitzen und ihren Gedanken nachzuhängen. Auch den letzten Tag der Woche verbrachte sie damit, auf dem Balkon ihre letzten Krümel von dem Croissant mit einer Tasse heiße Schokolade herunterzuspülen. Dabei sah sie der Sonne zu, wie diese langsam hinter Paris unter ging. In den Liegestuhl gekuschelt, trank sie ihren mittlerweile kalten Kakao. Das Mädchen versuchte nicht daran zu denken, was vor zwei Tagen geschehen war. Ihr Kopf pochte immer noch ab und an. Ein erneuter Heulkrampf würde nun eher kontraproduktiv wirken. Ein leises Knacken ließ sie von der halbleeren Tasse aufschauen. Innerlich verdrehte sie die Augen. Musste das jetzt sein? Die letzten Tage war doch schon beschissen genug gelaufen. Kapitel 6: ... die man nicht voraus ahnt,... -------------------------------------------- ...Es tut mir leid... ...Du bist der beste Partner den man sich wünschen kann... ...Ich bin in jemand anderen Verliebt... ...Egal wie schrecklich deine Wortspiele manchmal sind... ... Dass ich dich falsch eingeschätzt habe... ...Es tut mir leid... ...Du bist der wichtigste Mensch in Meinem Leben... ...Cat... ...Was ich damit sagen will... ... Ich dachte du machst es aus Spaß an der Freude... ... Wir verstehen uns ohne Worte... Cat Noir hatte Ladybug lächelnd verlassen, doch er fühlte sich, als hätte ihm jemand das Herz entrissen. Ihm war zum Heulen zu mute, doch Cat Noir würde niemals eine Träne vergießen. So schwang er sich mit einem atemraubenden Drücken in der Brust über die nahe liegenden Dächer. Er hatte noch eine Minute, bevor er sich zurückverwandeln würde. Er musste es schaffen rechtzeitig anzukommen, denn Adrien war ein Weichei. Sobald Plaggs Verwandlungsschutz verflogen war, würde das Herz des Helden vor Trauer zerspringen, da war er sich sicher. Doch ein Heulkrampf auf offener Straße durfte und konnte sich Adrien Agreste wegen seines Rufes nicht leisten. Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu verscheuchen, für trübsinnige Gedanken hatte er keine Zeit mehr. Jede Sekunde zählte für Cat Noir. Er musste sich beeilen. Erleichtert seufzte er leise. Die Villa seines Vaters lag in greifbarer Nähe. Noch drei Stab-Katzensprünge. Zwei. Nur noch Einen Katzensprung trennten ihn von seinem Zimmerfenster. Dann löste sich die Verwandlung auf. Ein stummer Schrei der Verzweiflung lag auf Adriens Lippen, als die Hauswand immer näher kam. Das einzige was ihm von der Verwandlung noch blieb, war ein Hauch der Reflexe des Katers. Rasch drehte er sich halb um die eigene Achse um Sekunden später den harten Aufprall an die Hausmauer am ganzen Rücken zu spüren. Ihm blieb die Luft weg. Dann fiel er wie ein Stein der Schwerkraft entgegen. Schützend hielt er die Arme vors Gesicht. Den Aufschlag auf den Boden kommen sehend, rollte er sich im richtigen Moment ab, um den Schaden aus zwei Meter Höhe ein wenig zu mindern. Immer noch atemlos lag er mittlerweile auf dem schmerzenden Rücken und starrte in den Abendhimmel. Jeder einzelne Knochen in seine Körper schmerzte, als Cat spürte er die Auswirkungen der Kämpfe nie, doch sobald sich der freche Kater wieder zu dem langweiligen Schüler zurückverwandelte, spürte er die Blessuren des vergangenen Kampfes. Ein Lächeln lag auf Adriens Lippen. Nicht nur, dass der physische Schaden seine seelischen Schmerzen linderte, er freute sich auch am Leben zu sein. Eine Weile starrte er gedankenlos in den Himmel, der immer dunkler wurde, jetzt wo die Sonne untergegangen war. Der Junge schloss die Augen. Eine Träne floss ihm über die Wange. Seine Gefühle hatten ihn eingeholt. Weitere folgten. "Mann, wie lange willst du hier noch herumliegen." Plagg setzte sich auf Adriens Brust. "Steh endlich auf. Und gib mir was zu essen, ich verhungere!" Ein belustigtes Schluchzen drang aus Adriens Kehle. Plagg würde sich nie ändern. Er setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Immer noch schmerzte jegliche Bewegung. Langsam und beschwerlich wie ein alter Mann rappelte er sich auf. "Na geht doch!" Grinste Plagg zufrieden und verschwand in der Innentasche des Hemdes. So schlich sich Adrien zurück ins Haus. Vorsichtig öffnete er die Haustür und spähte hinein. Die Luft war rein. Langsam schlich er durch das Haus. Der junge Held biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken. Noch wenige Schritte bis zu seinem Zimmer. "Adrien?!" Nathalie sah entsetzt aus. "Was ist passiert." Mist. Er hätte es fast gepackt. Langsam drehte er sich um. "Ich bin im Garten gestolpert und hingefallen." Nathalie schlug vor Schreck die Hände über den Mund. Adrien hatte es nicht gemerkt, doch über seine Arme zogen sich Kratzer und blaue Flecken, selbst sein Gesicht hatte einige Blessuren abbekommen. "Das müssen wir sofort verarzten und ich muss deinem Vater Bescheid geben." Nathalie wandte sich zum Gehen. "Nein!" Rief Adrien entsetzt. "Bitte!" Mäßigte er seine Stimme. "Sagen Sie bitte nichts meinem Vater Nathalie. Er ist doch schwer beschäftigt, ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht. Bitte!" Er sah sie fast schon flehend an. Die Agentin schluckte kurz und nickte dann langsam. "Ich werde die morgigen Termine absagen und deinem Vater ausrichten du fühlst dich nicht gut." Adriens Gesicht erhellte sich. Er musste sich zusammenreißen, seiner Agentin nicht um den Hals zu fallen. Einige Zeit später lag der junge Held mit Pflastern und einigen schmalen Verbänden im Bett. Er konnte Nathalie davon überzeugen ihn Morgen noch in die Schule gehen zu lassen, doch danach alle Termine abzusagen. Adrien seufzte schwer. Wenigstens das war reibungslos verlaufen. Er schloss die Augen und merkte wie die Trauer ihn erneut überrollt. Er verdeckte mit seinem Arm die Augen. Auch wenn Plagg zufrieden gefüttert in der Sockenschublade lag und damit keine bissigen Kommentare von sich geben konnte, wollte Adrien der Welt nicht seine Tränen zeigen. Das letzte Mal, als er sich so leer und traurig gefühlt hatte war, als seine Mutter plötzlich verschwand. Einen weiteren Stich spürte er in seiner Brust. Er fühlte sich von allen alleine gelassen. Seitdem seine Mutter über Nacht verschwunden war, war sein Vater nicht mehr derselbe. Kalt und distanziert verhielt er sich seinem eigenen Sohn gegenüber. Adrien war schon oft an seinem Vater verzweifelt, der Junge versuchte doch alles richtig zu machen. Doch egal wie sehr er sich beim Modeln anstrengte, seine Fechtkünste verbesserte oder sein Chinesisch verbesserte. Er erhielt einfach keine Anerkennung von seinem Vater. Mit düsteren Gedanken im Kopf schlief er schließlich ein. Stunden später erwachte er aus dem leichten schlaf. Noch einige Minuten bis sein Wecker klingeln würde. So entschloss er sich aufzustehen. Ein stechender Schmerz zog sich durch seinen ganzen Körper. Adrien war der gestrige Unfall gar nicht mehr präsent, doch seine plötzliche Bewegung rüttelte Wort wörtlich sein Gedächtnis wach. Ächzend ließ er sich aufs Bett zurück fallen. Er saß nun auf der Bettkante und testet vorsichtig seine Beweglichkeit. Dehnübungen minderten das Ziehen in seinen Muskeln. "Mir tut alles weh." Murmelte er zu sich selbst. "Es hat dich ja auch keiner geheißen, mit voller Wucht gegen die Hauswand zu springen!" Mischte sich Plagg in Adriens Selbstgespräch ein. Der kleine Kwami schien gerade erwacht zu sein und verschänkte die Arme lässig auf dem Rand der Schublade. "Du hättest die Verwandlung ja auch noch dreißig Sekunden länger halten können." Gab Adrien etwas genervt zurück. Etwas desinteressiert hob Plagg eine Augenbraue. "Du kennst die Regeln. Gib mir nicht die Schuld." Dann grinste er frech "Irgendjemand musste sich das Gesülze von der Seele reden und hat dann wertvolle Minuten damit verbracht schweigend in der Gegend herumzustehen." Das hatte gesessen.Adrien verzog das Gesicht und zog es vor seinen Kwami zu ignorieren, auch als dieser einige Minuten später anfing vor zur Hunger zu quengeln. Früher als sonst klopfte es an der Tür. "Adrien?" Fragte Nathalie nach dem Jungen durch die Tür. Mit einem schnellen Wink aus dem Handgelenk wies er Plagg an sich zu verstecken. "Kommen Sie rein, Nathalie." Wie abgesprochen brachte sie einen Concealer und Puder mit. Adrien setzte sich auf den Schreibtisch, sodass die Agentin mit dem Jungen auf Augenhöhe war. Da Nathalie darauf bestand, dass Adrien seine Wunden abdecken sollte, damit keine Gerüchte gestreut werden könnten, hatte sie jetzt die Aufgabe eben dies zu tun. Etwas unsicher sah sie die Produkte in ihrer Hand an. Doch nach einem tiefen Einatmen fand sie zu ihrer sonst unerschütterlichen Selbstsicherheit zurück. Einige Minuten später trat sie ein Schritt zurück und besah sich ihr Werk. Zufrieden nickte sie und überließ Adrien sich selbst. Kaum war die Tür geschlossen, tauchte Plagg aus seinem Versteck auf. "Noch einen roten Lippenstift und etwas Rouge auf die Wangen, Mademoiselle?" Grinste er gehässig, was von Adrien mit einem bösen Blick bestraft wurde. Er musste diese freche Biest mal auf Diät setzen! Adrien schwang sich vom Schreibtisch um sich selbst im Spiegel betrachten zu können. Die Augen waren geschwollen von der kurzen, schlaflosen Nacht. Die Rötungen, darunter waren nicht vollkommen abgedeckt und rührten von den unzähligen Tränen, die ihm aus den Augen gerannt waren und das Puder war viel zu hell für seinen Teint. Er seufzte, als er feststellen musste, dass er leider wesentlich besser aussah, als vor Nathalies Versuch sein Gesicht zu retuschieren. So begann der letzte Schultag der Woche. Adrien versuchte immer wieder Marinettes Blick aufzufangen, doch diese versuchte krampfhaft nicht den Blick zu ihm zu senken, wenn sie an die Tafel sah. Selbst wenn er sie in den Pausen abfangen und ansprechen wollte, war sie wie vom Erdboden verschwunden. Er hatte noch keine Möglichkeit gefunden mit ihr zu reden. Ihr Verhalten machte ihm Angst. Was wäre, wenn sie von nun an immer vor ihm weglaufen würde. Wenn sie ihn nicht sehen, geschweige denn mit ihm Sprechen wollte. Er hoffte, dass sich die Wogen wieder glätten, sobald er ihr eine Antwort auf die offene Frage gab. Auch wenn er wusste, dass es nicht das war, was sie hören wollte. Doch als wollte das Schicksal ihm gut zu reden, stieß er in der letzten Pause auf seine Verehrerin. Beinahe wäre sie wieder in ihn gerannt. Sobald sie ihn ansah, röteten sich ihre Wangen, auch jetzt versuchte sie ihm nicht in die Augen zu sehen. Innerlich seufzte der Junge, so wollte er es nicht weiter gehen lassen. "Oh tut mir leid, Marinette." Entschuldigte er sich, während er sich am Kopf kratzte. Für ihn war es ebenfalls sehr unangenehm. "Ich wollte dich nicht erschrecken." Adrien lächelte sie verlegen an. Endlich sah sie im wieder in die Augen. "B-Bist du in Ordnung?" Fragte Marinette, als sie sich ihn genauer ansah. Etwas überrascht antwortete er etwas zu langsam. "Ja, alles Ok." Nickte er. Niemand sonst war es aufgefallen, dass er nicht ganz auf der Höhe war. "Kann... Kann ich kurz mit dir alleine sprechen?" Versuchte er das Thema zu wechseln. Das knallrote Mädchen nickte nur stumm und schüchtern, während sie ihm an die Hausmauer folgte. Der junge Held atmete noch einmal tief ein. Er musste es ihr sagen. Ihre momentane Beziehung zueinander war nichts Halbes und nichts Ganzes. Das belastete ihn, ohne genau zu wissen warum. Doch er wusste, dass er gerne die stotternde, tollpatschige Freundin zurück haben wollte, wenn es möglich war. "Hör mal wegen gestern, ich weiß, es war nicht beabsichtigt, aber ich bin dir trotzdem eine Antwort schuldig." Verlegen und unsicher zwang er sich zu einem grinsen. Er fühlte sich schlecht. ."Marinette, du bist total nett und lieb. Wir hatten zwar einen holprigen Start, aber sind trotzdem gute Freunde geworden." Hatte sich Ladybug genauso schwer getan wie er jetzt? Oder war es ihr viel leichter gefallen? "Das macht mich echt glücklich, weil Nino, Alya und du meine ersten richtigen Freunde seid." Es war die Wahrheit, er war mehr als glücklich, die drei zu seinen besten Freunden zählen zu dürfen. "Deswegen hoffe ich, dass wir trotzdem gute Freunde bleiben können." Entschuldigend sah er sie traurig aber auch hoffnungsvoll an. Er wusste, es war ein egoistischer Wunsch. Er konnte schon fast sehen, wie des Mädchens mit ihren Gefühlen kämpfte. Sie hatte den Kopf gesenkt. "Tut mir leid, ich bin in jemand anderen verliebt." fügte er leise hinzu, doch sie schien es nicht zu hören. Als sie Ihn wieder ansah, lächelte sie verklemmt.. "Ach was, alles halb so schlimm!" Winkte sie ab. "Du und ich, das würde ja eh nicht passen." Entgegnete sie ihm immer noch Lächelnd. Adrien versuchte etwas zu sagen, doch er kam nicht dazu. "Ich meine du bist Adrien Agreste. Model, dein Vater ist einer der angesagtesten Designer Frankreichs, du bist reich und siehst gut aus. Du bist einfach nur WoW." Er wollte sie unterbrechen, ihr sagen, dass es nicht so gemeint war. Doch Marinette ließ ihn in ihrem Redefluss nicht zu Wort kommen. . "Und ich? Schau mich an." sie lachte albern und hob ihre Hände um auf sich zu deuten. "Ich bin tollpatschig, ungeschickt, unpünktlich." Er sah sie an und hörte ihr zu, doch dass was sie alles Schlecht redete, mochte er an ihr, das war die Marinette, mit der er befreundet sein wollte. "Ich bin nur eines Bäckers Tochter, wie sollte das den jemals funktionieren? Du solltest dir jemand suchen, der nicht nur vom aussehen zu dir passt. Du... . " Was redete sie denn da? Hätte sie es nicht besser wissen müssen? Das war ihm doch so egal; ob Bäuerin, Bäckerin oder Tanzbär. Dann sah er das Glitzern in Marinettes Augen. "Ich," Fing sie an. "Muss weg!" Schon rannte sie an dem verdutzten Jungen vorbei. Er wollte sie zurück halten, am Arm packen, doch seine Reaktion war zu langsam. Als er sich umgedreht hatte, hörte er nur ein lautes Klong. Marinette war voller Wucht gegen den Metallpfosten gerannt. Adrien verzog erschreckt das Gesicht und tat einen Schritt auf sie zu, doch sie flüchtete leicht taumelnd weiter vor ihm. Natürlich hätte er sie einholen können. Doch er verstand, dass sie Zeit für sich brauchte. Keine Minute später bogen Nino und Alya zusammen um die Ecke. Nino, der sah, wie niedergeschlagen sein bester Freund wirkte, lief eilig auf ihn zu. "Hey, Mann was ist mit dir los?" Freundschaftlich legte er die Hand auf Adriens Schulter. Schuldig sah der Angesprochen zur Seite. "Ich habe Marinette gesagt, dass ich jemand anderen mag." Alya, die gerade dazu gestoßen war, riss die Augen auf. "Wo ist sie?" Fragte sie fast tonlos. Adrien hielt ihrem Blick stand, während er ihr antwortete. "Ich denke auf der Mädchentoilette." Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, schon war Alya auf dem Weg zu ihrer besten Freundin. "Oh Mann, Dude. Dabei war sie schon ziemlich lange in dich verknallt." seufzte der Hobby-DJ. "Woher wusstest du das?" Entgegnete Adrien überrascht. Nino kratzte sich verlegen im Nacken. "Sag es bitte niemanden, aber Alya ist da sowas rausgerutscht, und ich hab eins und eins zusammen gezählt." Er grinste entschuldigen. "Hätte ich dir was gesagt, hätte Alya mir den Kopf abgerissen. Mann, und ich häng ziemlich an dem." Das konnte Adrien nur allzu gut verstehen und verzieh seinem besten Freund. Doch bevor er etwas anderes sagen konnte, hörte er eine ihm sehr bekannte Stimme. Nathalie stand mit verschränkten Armen am Ausgang des Schulgeländes. Seufzend sah Adrien seinen Kumpel nochmal an. "Ich muss." Verabschiedete er sich knapp. "Bis nächste Woche!" Wurde ihm noch hinterher gerufen. "Tut mir leid. Aber dein Vater wünscht, dass du heim kommst." Resignierend nickte er zu Nathalie. Sie musste wohl gerade die Termine abgesagt haben. Da sein Vater dadurch erfahren hatte, dass es Adrien nicht gut ging, holte er ihn nach Hause. Wie rührend, dachte sich Adrien säuerlich, wenn der Vater so um einen besorgt war. "Ich kläre das mit deiner Lehrerin. Geh bitte schon zum Auto." Nathalies Stimme war monoton, wie jedes Mal, wenn sie die Aufgaben seines Vaters übernahm. Erschöpft von seiner eigenen Trauer und den Geschehnissen des Tages begab sich der Agreste Sprössling ohne Wiederworte zum Auto, um sich kurze zeit Später wieder in seinem Zimmer vorzufinden. Sein Vater hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht nach ihm zu sehen. Wirklich sehr rührend, wenn der Vater so um einen besorgt war. So verbrachte er das Wochenende auf seinem Zimmer und verließ es lediglich, wen Nathalie ihn zum Essen rief. Doch er konnte nur lustlos in seinem Essen herumstochern. Wie sollte es einem auch schmecken, wenn man immer nur alleine an dieser riesig langen Tafel essen musste. Zwei Tage hatte er sich nun schon zurückgezogen und langsam viel ihm die Decke auf den Kopf. Er brachte Luft zum Atmen! Wieder einmal dachte er an Marinette. Wie es ihr wohl ging? Ein mürrisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er hatte sich die letzten zwei tage genug Sprüche seines Kwamis anhören müssen. Und er wusste, wie er drei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. "Plagg, verwandel mich!" Dieser Erschrak sich, als er so Plötzlich von dem Ring eingesaugt werden sollte. "WAS?! Hey! Es ist noch nicht mal ein Akuma unterweeeeeeeee....." Es hatte dem schwarzen Kwami nichts genutzt sich an seiner liebsten Sockenschublade festzukrallen, denn trotzdem wurde er mit einem, Plopp, eingesaugt. Sogleich machte sich der Kater auf, zu einem neuen Abenteuer über den Dächern Paris. Er sog die Luft der Freiheit tief in seine Lungen. Seine Laune hellte sich auf, sobald er durch die Luft schwang. Dieses unbeschreibliche Gefühl fliegen zu können füllte sein Herz aus und ließ ihn für einen Moment die Leere in seinem Herz vergessen, welche er fühlte seitdem Ladybug ihn und er Marinette abgewiesen hatte. Sein Weg führte ihn zu einer kleinen beliebten Bäckerei, über der eigenartigerweise eine gute Bekannte des Katers wohnte. Geschmeidig landete er nach einigen unbeschwerten Flugsprüngen, über Paris, auf dem Geländer des kleinen Balkons. "Einen wunderschönen Guten Abend, Purrrincess." Schnurrte er mit einem frechen Grinsen seine ungewollte Gastgeberin an. Kapitel 7: ... denn ein Unglück... ---------------------------------- Doch das übermütige Grinsen entwich schnell seinem Gesicht, als er Marinette ansah. Sie sah schrecklich aus. Marinette saß auf dem Liegestuhl, hatte die Beine an den Körper angezogen, eine Hand schlang sie darum. Mit der anderen hielt sie eine Tasse. Ihr Blick war müde und leer, als sie den Kopf hob. Ihre Augen waren rot. Sie musste die letzte Zeit viel geweint haben. Ein schlechtes Gewissen plagte den jungen Helden, war es doch seine Schuld, dass sie so furchtbar aussah. Marinette blinzelte den Neuankömmling verwundert an. "Cat Noir? Was macht Paris Held hier?" Sie zuckte kurz über die eigenen Worte zusammen. Hatte sie sich über ihre eigene Stimme erschreckt, fragte sich der schwarze Held. "Ist ein neuer Akuma in der Stadt?" Fügte sie eilig hinzu sie versuchte zwar ängstlich zu klingen, doch ihre Stimme war eher matt. "Nein, Nein." Versicherte der Kater ihr schnell. "Ich bin nur auf Patrouille. Schließlich muss ich schöne Frauen aus ihren Nöten retten." Ein leichtes schiefes Grinsen legte sich auf die Lippen. Er wollte Marinette zum Lachen bekommen. Doch nicht einmal ein Mundwinkel des Mädchens zuckte. "Möchtest du darüber reden?" Versuchte er es erneut. "Nein." Kam die knappe Antwort zurück. Also sprang er von dem Geländer herunter und lehnte sich gemütlich an das selbige. So schwiegen sie sich an und ihre Blicke trafen sich immer wieder einmal. "Was soll das?" Fragte Marinette sichtlich verwirrt. Cat hatte es vorgezogen, sich nun auf das Geländer zu setzen und bestaunte die Aussicht. Verwundert hob er eine Augenbraue und sah Marinette an. "Ich sitze hier und genieße die Aussicht?" War es nicht offensichtlich? "Warum?" Man sah dem Mädchen an, dass der aufgezwungene Besucher sie verwirrte. Ernst und ruhig sah der Kater dem Mädchen in die Augen. "Ich warte. Du scheinst noch etwas Zeit zu brauchen, bis du mit mir redest." Er hörte das entrüstete Schnauben der Jüngeren. Wütend öffnete sie den Mund. Doch ein knurren und grummeln ließ sie stattdessen erstaunt fragen. "Was war, dass denn?" Die Wangen des Katers röteten sich und er sah zur Seite. Man war das peinlich und total uncool. "Du hast hunger?" Fragte Marinette ungläubig. Diese Situation war so merkwürdig, dass sie losprusten musste. Sie lachte. Im Grunde schien sie nicht zu wissen, warum sie lachte, doch sie tat es. Sie rieb sich lächelnd über die Schläfe, als sie sich wieder beruhigt hatte. "Na dann wollen wir den Kater nicht verhungern lassen." Zwinkerte sie ihrem Gast zu, als sie aufstand. Diesem klappte nur der Unterkiefer herunter. "Was? Ich meine Echt? D-Danke." Gab Cat etwas überrascht und verlegen zurück. "Sicher, dass du einen streunenden Kater füttern willst? Vielleicht kommt er ja zurück?" Er war auf gesprungen und wollte ihr folgen. Sie drehte sich zu ihm um und sagte keck. "Solange ich ihn nicht ins Haus lasse, wird das schon in Ordnung gehen." Somit verschwand sie in der Luke, die ins Haus führte. Cat seufzte. Marinette war schon etwas komisch, doch er freute sich, dass er sie zum Lachen gebracht hatte, auch wenn er nicht wusste wie. Er genoss wieder die Aussicht, die sich ihm bot. Schön hatte sie es hier. Er konnte sogar das geschäftige Treiben der Leute, die um diese Uhrzeit unterwegs waren, beobachten. Einige Minuten später zuckten seine Ohren wegen eines leisen Geräusches. Marinette schien gerade in ihr Zimmer gekommen zu sein. Ein leises Fluchen ertönte aus dem Hausinneren. Cat steckte neugierig den Kopf durch die Luke, durch die Marinette vor einigen Minuten verschwunden war. "Alles in Ordnung, Prinzess...?" Doch er sah, dass nichts in Ordnung war. Marninette war im Begriff auf einer auf dem Boden verirrten Garnspule auszurutschen. "Achtung!" Rief er ihr entgegen, währenddessen er sich schon durch das Zimmer schwang, bedacht darauf, nichts zu zerstören. Für Marinette war die Warnung zu spät gekommen. Sie rutschte nach hinten weg, als sie auf die Spule trat, das Tablett mit der heißen Schokolade und dem Naschzeug für den Kater flog im hohen Bogen durch den Raum. Doch bevor Marinette mit dem Boden Bekanntschaft machen konnte, packte sie ein starker Arm am Rücken und stoppte ihren Fall. Cats Agilität und Reaktionsvermögen war es zu verdanken, dass nicht nur Marinette sicher in seinem Arm landete, sondern auch das Zimmer verschont von Kakaoflecken und Kekskrümeln blieb. Elegant hatte er mit der freien Hand das Tablett im Fall gefangen und ausbalanciert. Marinette lag in dem Arm des Katers, als hätten sie gerade einen leidenschaftlichen Tango hingelegt. Er war gefangen in ihren Augen, konnte sich nicht aus diesen ozeanblauen Seelenspiegeln befreien, in denen er immer tiefer versank. Diese Augen erinnerten ihn an etwas, doch sobald Cat versuchte danach zu greifen entglitt es wie Wasser seinen Fingern. Ein Räuspern brachte ihn zurück ins Hier-und-Jetzt. "Danke." Murmelte Marinette, während der Kater ihr half sich wieder aufzurichten. "Ich helfe gerne schönen Frauen in Not." Grinste er schmeichelnd dem Mädchen entgegen. Diese konnte sich ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. Er bot ihr den freien Arm zum Einhaken an. "Also wollen wir Prinzessin?" Einen Moment sah sie den schwarzen Kater unentschlossen an. Bevor sie grinsend ablehnte. "Das zieht bei mir nicht Kätzchen." Und schob ihn vor sich her. "Man kann es ja probieren." Brummte dieser gespielt enttäuscht zurück. Er blieb stehen. Einige Bilder an der Wand hatten seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. "Was ist los?" Fragte Marinette, ihr Blick folgte seinem und wurde wieder traurig. Sie ließ die Hände, die zuvor noch auf dem Rücken des Katers gelegen hatten, sinken. "Ist das nicht... ." Begann Cat tonlos. Er war überrascht so viele Bilder von sich in Marinettes Zimmer zu finden. "Ja... Adrien Agrest." beendete Marinette den Satz. "Du kennst ihn?" Der Kater mimte den Unwissenden. Ein Knappes 'Ja' von dem Mädchen beantwortete seine Frage. "Und du magst ihn wohl?" Würde Marinette jemals herausfinden, das Cat Noir und Adrien ein und dieselbe Person waren, würde sie ihn lynchen. Ein kurzes Schweigen dann ein leises."Mmmhmm. Leider." Cat wandte sich zu ihr um und sah sie ernst aus. "Was ist passiert?" Sie würde ihn bis an ihr Lebensende hassen, würde sie es jemals erfahren, dessen war er sich sicher. Resignierend seufzte Marinette. "Lass und wieder auf den Balkon, ich erzähl dir alles." Er war über den Sinneswandel seiner Klassenkameradin verwundert, doch folgte ihr stillschweigend auf den Balkon. Während sie sich auf der Liege niederließ, setzte er sich ans Geländer, um sich daran zu lehnen. Aufgeregt schnupperte er an Marinettes Köstlichkeiten, die sie ihm gebracht hatte. Sie grinste etwas schief. "Du scheinst wohl selten etwa Süßes zu essen." Er nickte, ohne sie anzusehen, da er immer noch freudig die verschiedenen Naschereien auf dem Teller beäugte, nicht wissend mit was er beginnen sollte. "Ich habe schon Jahre lang nichts mehr Süßes gegessen." Meinte er ernst und sah von den Leckereien auf. Marinette sah aus, als wüsste sie nicht, ob ihr Gegenüber es wirklich ernst meinte oder ob es eine sprichwörtliche Floskel war. Da der Blick des Katers nun wieder auf Marinette lag, seufzte sie. "Adrien ist der Grund, warum ich momentan," Sie suchte nach den richtigen Worten. "Niedergeschlagen bin." Das Mädchen vergrub das Gesicht in den Händen. "Mir ist vor ihm rausgerutscht, dass ich mich in ihn verliebt hab." Durch die Finger sah sie zu Cat, um seine Reaktion zu beobachten. Dieser sah sie ernst an, während er auf dem Marzipankeks herum knabberte. " Hat er dich ausgelacht?" Fragte er, da Marinette keine Anstalten machte, weiter zu erzählen. "Nein." Sie ließ die Hände fallen und schüttelte den Kopf. "Das nicht. Aber einen Tag später hat er mir gesagt, dass er jemanden anderen mag." Fügte das Mädchen traurig hinzu. "Sicher, dass er es Wert ist, dass du so an ihm hängst? Warum magst du diesen Typen überhaupt?" Fragte Cat etwas verwundert. "Weil er ein Model ist?" Natürlich hielt er Marinette nicht für oberflächlich, wie all die anderen Mädchen, inklusive Chloé, die ihn nur wegen seines Aussehens, seines Vaters und dessen Geld anhimmelten. Doch er verstand nicht was Marinette an diesem langweiligen Schüler, an seinem anderen Ich, so mochte. "Nein." Marinette zog die Augenbrauen zusammen, als würde sie überlegen, wie der Kater auf diese absurde Idee kommen konnte. "Am Anfang konnte ich ihn noch nicht mal leiden." Gestand sie grinsend. Überrascht hob Cat eine Augenbraue. "Naja, er war mit Chloé befreundet." Sie kratzte sich am Kopf. "Sie ist nicht gerade das, was man einen netten, liebenswürdigen Menschen bezeichnen würde." Cat musste lachen. "Das stimmt, ich durfte sie auch schon kennen lernen." Grinsend sahen die beiden sich wissend, wovon sie sprachen, an. "Ich war der festen Überzeugung, dass er ihr zu liebe ein Kaugummi auf meinen Platzt geklebt hatte. Ab da habe ich ihn ziemlich schlecht behandelt." Stimmt. Daran konnte sich der Kater auch noch erinnern. Da war sie noch ganz anders gewesen. Sie hatte ihm die Stirn geboten und angegiftet. "Warum hat sich das geändert?" Fragte Cat Noir unschuldig neugierig. Wieder einmal musste er daran denken, wie Marinette ihn in die Hölle schicken würde, würde sie je seine wahre Identität kennen lernen. "Ein paar Tage später begegneten wir uns nach Schulschluss, er hat sich entschuldigt, dass alles noch so neu war und er eigentlich nur Freunde suchte. Und dann hat er mir seinen Schirm gegeben." Nach der Hälfte des ersten Satzes wurde Marinette rot und verfiel in ein unverständliches Gemurmel. Nur Cats Katzenohren war es zu verdanken, dass er auch den letzten Satz verstand. So hatte sie sich also in ihn verliebt und er hatte die ganze Zeit nichts davon bemerkt. Er nahm sich einen anderen Keks und biss genüsslich rein. "Und ja er ist es Wert." Marinette hatte einige Augenblicke gebraucht, um die Röte aus ihrem Gesicht zu verbannen. Cat schluckte seinen Bissen herunter und entgegnete ihr. "Ist es das auch Wert? Dass du dich selbst so fertig machst und lohnt es sich wirklich zu kämpfen, wenn er in jemand anderes verliebt ist?" Fragte er vorsichtig und nahm einen Schluck Kakao. Marinette atmete tief ein und aus, bevor sie zögerlich antwortete. "Ich weiß es nicht. Was würdest du in meiner Situation tun?" Sie sah den Kater fragend an, der mitten in der Bewegung verharrte und überlegte. Dann setzte Cat die Tasse wieder ab, aus der er getrunken hatte. "Um ehrlich zu sein, befinde ich mich in einer ähnlichen Situation." gab er etwas traurig zurück. "Wüsste ich die Antwort, würde ich es dir gerne sagen, aber ich glaube, ich bin nicht der richtige, der diese Frage beantworten könnte." Die beiden schwiegen sich eine Weile lang an, es war keine unangenehme Stille. Eher die gemeinsame Übereinstimmung, einen Moment den eigenen Gedanken nach hängen zu dürfen. "Ladybug?" Fragte Marinette, deren Blick über die Dächer Paris wanderte. "Ja." Entgegnete der Kater ihr genauso leise. So wie sie sich ihm geöffnet hatte, öffnete er sich nun ihr. Er erzählte ihr von den Begebenheiten nach dem letzten Akumaangriffes. Er merkte, wie gut es ihm tat mit jemanden darüber zu reden. Jemanden der, nicht wie Plagg, zuhörte und ihn verstand. Auch wenn erneut Schuldgefühle in ihm aufkamen. Denn Marinette war seinetwegen traurig und ausgerechnet mit ihr sprach er über Ladybug. Ein weiteres Mal dachte er daran, was Marinette mit ihm Anstellen würde. Er verscheuchte die Gedanken. "Ich will sie als Partnerin nicht verlieren, schließlich müssen wir ja weiterhin zusammen Paris beschützen. Denkst du, ich habe richtig gehandelt?" Schloss er fragend seine Geschichte ab. Marinette die ruhig und aufmerksam zugehört hatte, überlegte noch einen Augenblick, bevor sie sorgsam ihre Worte wählte. "Ich denke, du hast die richtige Entscheidung getroffen. Selbst wenn sich ihre Gefühle nicht ändern, wird sie in Zukunft bestimmt netter sein, da sie jetzt ja die wahren Gründe hinter deinen Flirtereien versteht. Ich denke nicht, dass sie jetzt nichts mehr mit dir zu tun haben möchte, du bist schließlich ihr Partner." Lächelte das Mädchen den schwarzgekleideten Helden aufmunternd an. Langsam nickte dieser. "Du hast Recht. Danke." Doch etwas betrübt musste er jetzt feststellen. "Jetzt hast du mir so gut geholfen, aber ich war dir keine große Hilfe." Eilig schüttelte Marinette den Kopf. "Das stimmt nicht." Sie lächelte ihn an. "Wärst du nicht gekommen, dann würde ich bestimmt immer noch tot traurig hier sitzen und mich bemitleiden." "Dann bin ich froh, dass es dir besser geht." Er sah in den dunklen Himmel hoch, es war spät geworden "Ich sollte langsam gehen." Marinette nickte. "Du hast Recht. Es ist schon spät. Komm gut nach Hause, Cat Noir." Sie winkte ihm zum Abschied und wollte durch die Luke zurück ins Haus. "Marinette?" Die angesprochene blieb stehen und drehte sich zum schwarzen Kater. Fragend sah sie ihn an. "Darf ich wiederkommen?" Cat kratze sich verlegen am Hinterkopf, während er zur Seite sah. "Ich hätte den streunenden Kater doch lieber nicht füttern sollen, was?" Fragte sie grinsend. Cat schluckte, das war eine eindeutige Absage. "Dann tut es mir leid, dass ich dich gestört und aufgehalten habe. Danke für das Essen." Etwas traurig darüber ließ er seine Ohren hängen und wandte sich zum Gehen. "Halt." Lachte Marinette und hielt ihn am Gürtelende fest, bevor er sich über die Dächer schwingen konnte. "Das war ein Spaß, du dummes Kätzchen." Er sah sie freudestrahlend an und seine Ohren zuckten vor Vergnügen. "Natürlich kannst du jeder Zeit vorbeikommen." Lächelte das Mädchen ihn an, bevor sie ihn in die Freiheit entließ. So kam es, dass Cat Noir Marinette immer wieder über den Sommer besuchte, sobald er Zeit dazu fand. Ladybug verhielt sich, so wie Marinette es vorausgesehen hatte, so normal wie sie konnte, darauf bedacht ihn nicht unnötig zu verletzen. Cat dafür, reduzierte hingegen seine Flirtversuche, um seiner Lady das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Zwischen Adrien und Marinette schien sich auch langsam alles wieder einzurenken. Natürlich zu Adriens Freuden, den es begeisterte, dass es Marinette etwas leichter fiel, sich mit ihm zu unterhalten. Es war kein Vergleich zu den Gesprächen die Cat mit Marinette führte, doch es war ein Anfang. So war es nicht verwunderlich, dass die vier Freunde Mitte August zusammen ins Kino gingen. "Na komm schon Nino! Wo bleibst du." Rief Alya ärgerlich. "Wenn du so rum trödelst werden wir keine Karten mehr bekommen!" Adrien und Marinette mussten ein Grinsen unterdrücken und ihre Blicke trafen sich. Alya und Nino waren zwar noch nicht zusammen, doch benahmen sich beide wie ein altes Ehepaar. "Beruhig dich Alya, ich bin ja schon da." Besänftigte Nino sie. Der Film war wirklich gut besucht und die vier Freunde standen am Ende einer riesigen Schlange. "Sollen wir uns vielleicht aufteilen? Dann können wir schon etwas zu trinken und knabbern kaufen." Schlug Marinette vor. Die anderen nickten begeistert. Gerade, als die Anwesenden miteinander austauschen wollte, was sie trinken und essen wollten brach ein Tumult auf der Straße aus. Schreiend und kreischend schienen die Leute außerhalb des Kinos vor etwas zu flüchten. Plötzlich wurde ein riesiges Loch in die Wand des Kinogebäudes gerissen. Eine Massenpanik brach unter den ängstlichen Menschen aus. In dem Trubel verloren sich die vier Freunde. Marinette, die ahnte, dass hier ein Akuma am Werk war, nutzte die Gelegenheit des Tumultes und kämpfte sich ihren Weg nach draußen. Eine Straße weiter war eine kleine leere Gasse, in der sie sich verwandeln konnte. Sie nahm eilig die Beine in die Hand. Noch im Laufen klappte sie ihr Handtäschchen auf, sodass Tikki herausfliegen konnte. In der Seitengasse angekommen atmete sie tief ein. Von dem kurzen Sprint schlug ihr Herz bis zum Hals. Sie hatte wirklich keine Kondition. Doch dafür war keine Zeit. "Tikki verwandel mich!" Schnaufte sie etwas. Die Verwandlung setzte ein. Marinette war nicht länger das tollpatschige Mädchen, sondern Ladybug die mutige Heldin Frankreichs. Gerade wollte sie ihr Jojo auswerfen, um sich aufs nächste Dach zu schwingen, um einen besseren Überblick zu haben, Als... . "Marinette?!" Rief eine ungläubige und geschockte Stimme hinter Ladybug. Sie kannte diese Stimme leider nur allzu gut. Kapitel 8: ...kommt selten alleine. ----------------------------------- Seine Eltern schienen ihn zu hassen oder bestrafen zu wollen, denn wie sonst hätten sie darauf kommen können, ihm diesen Namen zu geben? Doch nicht nur die Namensgebung seiner Eltern machten ihm zu schaffen, die Gene taten das Übrige. Für sein Alter war er viel zu klein, die Stimme, trotz des Stimmbruchs, kein Stück männlicher. Von seinem Aussehen erst gar nicht anzufangen. Seine schmale Statur versuchte er mit schlabbrigen Oberteilen oder Pullover, sowie zu groß geschnittenen Hosen zu überdecken. Doch gegen sein Gesicht konnte er nicht viel machen. Die Wangenknochen waren zu sanft geschnitten, zu rundlich, die Lippen viel zu weich und voll, sein Gesicht hatte ein makellosen Teint ohne Unreinheiten oder Pickel und seine großen braunen Rehaugen hätten jeden Kerl um den Verstand gebracht - wäre er ein Mädchen. Er musste verflucht sein, Dominique Garcia wusste es sich nicht anders zu erklären. Wäre er wohl als Mädchen auf die Welt gekommen, dann hätte er bestimmt ein wesentlich besseres Leben gehabt. Der 17-jährige Junge war ein Außenseiter, nicht nur sein Aussehen erschwerte es dem Teenager, Anschluss zu finden. Sein Charakter erledigte den Rest. Er war schüchtern und zurückhaltend, zog ein gutes Buch, Sport oder Computerspiele vor. So gab er sich in den Pausen den Träumereien seines Buches hin und versuchte krampfhaft die Beleidigungen an sich abprallen zu lassen, denn selbst die Mädchen wollten nicht mehr als nötig mit dem stillen Jungen zu tun haben. Dafür hatte Jules Bonnet gesorgt. Der braunhaarige Schönling hatte ihn, Dominique, auf Platz eins seiner Blacklist gesetzt, seitdem der schüchterne 17-jährige letztes Jahr sein Wasser auf das Oberteil des Schulschwarms gekippt hatte. Das war der Moment, ab dem Jules beschloss, Dominique das Leben zur Hölle zu machen. Doch einen Strohhalm hatte der Außenseiter, an den er sich immer wieder klammern konnte. Ironischerweise, hatte er auch das Jules Bonnet zu verdanken, 'Weibische Hackfresse' hatte er ihn genannt. Der Junge konnte sich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Um sich selbst zu beweisen, dass er als Mädchen keine 'Hackfresse' hatte, stibitzte er sich einige Kosmetikutensilien seiner Mutter und wollte sich davon überzeugen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Immer öfter versuchte er sich mit den Artikeln, die seine Mutter besaß, neu zu erfinden. Bis Dominique beschloss einen Schritt weiter zu gehen. So entstand Garcia, ein wunderschönes Mädchen, dem die Jungen und auch Mädchen staunend hinterher schauten. Das Einzige, was ihn die Grausamkeit der Schulzeit überleben ließ, war dieses zweite Leben, in welches er flüchten konnte. Und jetzt brauchte er es mehr als sonst, denn Jules hatte heute seine bestehenden Grausamkeiten mühelos getoppt. Vor Schulbeginn hatte der Schönling 'Homo-Schwuchtel' auf Dominiques Tisch geritzt. Kaum hatte der Lehrer das gesehen, bekam der ruhige Schüler Strafarbeiten, durfte Nachsitzen und wurde zu einem Gespräch zum Direktor verwiesen. Warum war die Welt nur so schrecklich ungerecht? Kaum war er daheim angekommen, schmiss er achtlos seine Schuldsachen ins Eck. Er brauchte frisch Luft, Luft zum Atmen. Der Junge suchte sich das schönste seiner selbstgenähten Kleider aus, strich über die vielen Perücken, die er mittlerweile sein Eigen nenne durfte und entschied sich für eine weiße Perücke mit zwei hohen Zöpfen. Er liebte die dicken Korkenzieherlocken dieser Perücke, es war seine erste gewesen. Zufrieden mit der Auswahl fing er an sich zu schminken, bevor er sich anzog, die Perücke zurechtrückte und das Haus verließ. Garcia spazierte die Straße entlang. Sein Ziel war die Eisdiele, dieser warme angenehme Tag war perfekt dafür geeignet, seine Probleme bei einem großen Eisbecher vergesse zu können. Doch das Schicksal war ihm heute nicht wohl gesinnt. Dominiqes Augen weiteten sich vor Schreck und er hielt die Luft an. Vor ihm Stand Jules mit einem kleinen Mädchen an der Hand und seinen Freunden. Die Gruppe hatte ihn noch nicht bemerkt und liefen laut erzählend an Garcia vorbei. Doch dann rempelte Jules den verkleideten Jungen an. "Entschuldigung, Mademoselle. Das war keine absich... ." Seine verführerisch flirtenden Augen wurden eiskalt und die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er erkannte, wer da wirklich vor ihm stand. Die Augen vor Schreck weit aufgerissen fiel der schüchterne Junge in eine Schockstarre. Es war aus! Dominique wollte fliehen, davon rennen, doch seine Beine bewegten sich nicht. Sekunden später wurde ihm die Perücke vom Kopf gerissen, Tränen stiegen ihm in die Augen, als Jules damit auch einige Haare ausriss. Ein Moment herrschte stille in der Gruppe. Dann fingen sie an zu lachen, ihn zu beschimpfen zu beleidigen. Unaufhörlich flossen die salzigen Tränen über die Wangen des Beschämten. Es war vorbei. Garcia war enttarnt. Sein zweites Leben, sein Hoffnungsschimmer, der grausamen Welt zu entkommen war zerstört. Eilig hob er die weiße zerfledderte Perücke auf. Jules hatte es sich nehmen lassen, darauf herumzutrampeln. Dann flüchtete er, so schnell das Kleid es zuließ. Er rannte, bis seine Lungen brannten und er sicher sein konnte, dass niemand ihn finden würde. In einer kleinen Sackgasse angekommen ließ er sich ausgelaugt und leer an einer Hauswand herab sinken. Weinte, bis er keine Tränen mehr verspürte. Sein Blick war verschwommen, sein Kopf dröhnte. So bekam er gar nicht mit, wie ein kleiner dunkelblauer Schmetterling auf ihn zugeflogen kam. Minuten später war ein neuer akumatisierter Superschurke geboren, der Paris mit seinen Rachegelüsten in Angst und Schrecken versetzte. "Marinette?" Mit weit offenem Mund und glotzenden Augen, die fast auszufallen drohten, stammelte Nino den Namen seiner guten Freundin. DAS war nun mehr als ungünstig. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie spürte wie Ninos Blicke sie förmlich durchbohrten. Wie sollte sie sich aus dieser Situation wieder retten können? Unendlich langsam, als wäre sie in einer Zeitlupe gefangen, drehte sich Ladybug zu dem Jungen. "M..meinst d-du mich?" Sie deutete auf sich selbst, Schweiß lief ihr übers Gesicht. "Du musst mich verwechseln! Ich kenne keine Marinette! Ich bin Ladybug!" Schwer schluckte sie. Würde Nino ihr das abkaufen? Dieser starrte sie weiter mit einem durchdringenden Blick an, während er auf sie zuging. Für jeden Schritt den Nino auf Ladybug machte, machte diesen einen zurück. "Verdammt Marinette, verarsch mich nicht! Ich weiß, dass du es bist!" Langsam wurde er ärgerlich, weil sie versuchte vor ihm zu flüchten. Doch es schien eine aussichtslose Lage für die Heldin zu sein. Nino hatte zugesehen, wie sie sich verwandelt hatte. Und es gab keine Möglichkeit sich irgendwie herausreden zu können. Enttäuscht von sich selbst blieb sie resigniert stehen und ließ die Schultern hängen. Ihr Blick fixierte den Boden, bis sie die rot-weißen Schuhe ihres Kumpels vor sich sah. Ihr Blick hob sich und etwas überrascht wich sie einen Schritt zurück. Breit grinsend, stand Nino vor ihr. Überschwänglich legte er ihr beide Hände auf die Schultern. "DU bist Ladybug, ich fass' es nicht!" Er strahlte über beide Backen. Die Heldin schluckte schwer, doch dann fiel ihr etwas viel wichtigeres ein. Ungestüm packte sie Nino am Shirt und kam näher, wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter. Die Augen ihres Kumpels wurden groß. "Du. Darfst. NIEMANDEM. Davon. Erzählen." Befahl sie gebieterisch und betonte jedes einzelne Wort, doch unterschwellig konnte man eine flehende Bitte erkennen. "Hey, Mann. Schon ok. Ich wollte es nicht gleich an die große Glocke hängen." Versuchte Nino seine Freundin zu beschwichtigen. Ihm war es sichtlich unangenehm, dass sie ihm so nahe kam. Die Heldin lockerte den Griff und ließ ihn einen Schritt zurückweichen. "Niemand! Niemals!" Ladybug ließ von ihm ab, als er nickte. "Aber was ist mit Alya? Nicht... ." Die Heldin unterbrach ihn sofort "NEIN!" Schrie sie ihn an. Doch im selben Moment tat es ihr schon wieder leid, dass sie sich nicht unter Kontrolle hatte. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien. Das alles, ist nur so frustrierend für mich." Wieder nickte Nino stumm, bevor ihm eine andere Idee in den Sinn gekommen zu sein schien, denn er begann zu grinsen. "Nicht mal Adrien? Er steht total auf Ladybug, wenn du weißt was ich meine." Vielversprechend sah er seine gute Freundin an. Diese wurde bei dem Erwähnen des Agreste Sprösslings rot und murmelte nur leise, während sie Ninos Blick auswich. "Nein, er soll es erst Recht nicht wissen. Ich will nicht, dass er nur Ladybug liebt, er soll auch mich... mögen." Sie hatte es nicht übers Herz gebracht 'lieben' zu sagen, es war schon so eine äußerst peinliche Situation gewesen. Doch nun sah sie Nino wieder ernst in die Augen. "Versprich es! Schwöre, dass du es niemandem sagen wirst!" Feierlich legte er eine Hand aufs Herz und die andere hob er in die Luft " Ich schwöre, dass ich niemandem, jemals erzählen werde, wer Ladybug in Wahrheit ist. Großes Superheldenehrenwort." Wollte er sie veräppeln? Konnte sie ihn ernst nehmen? Er fuhr sich mit Zeigefinger und Daumen über die Lippen, um eine typische Reißverschlussgeste zu machen und warf symbolisch den Zipper über die Schulter. Seine Lippen würden versiegelt sein. Das musste ihr reichen. Ladybug hatte keine Zeit mehr und musste sich beeilen. "Ok." Antwortete sie knapp und nickte. "Ich muss los, Paris retten." Zwinkerte sie ihm zu, bevor sie ihr Jojo auswarf und sich auf das Nächste Dach schwang. Die Heldin musste die Situation jetzt nehmen, wie sie war. "Da bist du endlich my Lady!" Erleichtert blickte der, in der Hocke sitzende, schwarze Kater zu seiner Lady auf. Leichtfüßig landete sie neben ihrem Partner. "Tut mir leid, ich musste noch eine persönliche Angelegenheit regeln." Sie sah sich einen Moment um, keine Spur vom akumatisierten Schurken zu sehen. Weit und breit herrschte bis auf die beiden Helden gähnende Leere. "Mit was haben wir es zu tun Cat?" Fragte die rot gekleidete Heldin, immer noch die Gegend beobachtend. "Ähm naja... also... wie soll ich sagen... ." Stammelte dieser herum. Etwas genervt unterbrach ihn die Heldin. "Cat, dafür haben wir keine Zei..." Jetzt verstand Ladybug, warum es ihrem Partner so schwer fiel sich deutlich auszudrücken. Der Gegner war gerade auf dem gegenüberliegenden Dach aufgetaucht. Er war halb Frau, halb Mann. Ein schöner langer weißer Korkenzieherzopf fiel der weiblichen Seite über den Rücken, das grade Pony hing ihr in die eisklaren blauen Augen. Das von einer dunkelroten Maske eingerahmt war. Auf der linken Seite hingen schwarze strubbelige Haare dem Schurken ins Gesicht. Aber nicht bis zu dem Auge, das auf dieser Seite rehbraun war. Wahrhaft halb Frau, halb Mann, denn selbst die Lippen waren nur bis zur Hälfte des Gesichtes in ein sattes Rot getaucht. "Ladybug und Cat Noir, händigt mir bitte euere Miraculous aus." Trällerte eine helle Frauenstimme vom anderen Dach. "Sonst werde ich euch zeigen, was es bedeutet, sich mit C-Dresser anzulegen." Die schöne Frauenstimme war verklungen. Nun vernahm man das Brummen eines männlichen Basses. Ladybug, leicht verwundert, über die veränderte Stimme des Gegners, fand schnell zu ihrer Selbstsicherheit zurück. "Du wirst niemals unsere Miraculous bekommen!" Beide Helden nahmen ihre Kampfposen ein, als C-Dresser ein hübsches Kichern ertönen lies, bevor sie sprach. "Dann werde ich sie mir holen." Flink, sprang der Akuma über das Dach auf die Helden zu. Noch im Flug riss C-Dresser die Peitsch aus der kleinen Hüfttasche, die auf der linken Seite befestigt war. Kaum hatten die, bis übers Knie reichenden Stiefel, den Boden berührt, fing der Akuma damit an, wilde, schnelle Peitschenhieb auf seine Gegenspieler zu verteilen. Immer weiter trieb er die zwei Helden Paris zurück, die ihre Verteidigung halten mussten, sonst würden sie das Seil der Geißel treffen. Cat Noir war eindeutig im Vorteil, denn sein Stab bot eine feste Grundlage als Schutzschild, Ladybug hingegen musste eine gewisse Geschwindigkeit mit ihrem Jojo erreichen und konstant halten, sonst würde C-Dresser ihre Verteidigung leicht einreißen können, da das schmale Seil des Jojos kaum Schutz bot. Immer weiter drängte der Angreifer die beiden Helden zurück, sodass sie von einem Schornstein am Ende des Daches getrennt wurden. Schlimmer hätte die Situation nicht sein können, denn Ladybug merkte, dass ihr Arm immer schwerer wurde, der vehement versuchte, das Tempo der Drehbewegungen beizuhalten. Doch dann passierte es. Sie wurde nur ein Mü langsamer, doch das reichte C-Dresser und dem gewaltigen Schlag seiner Peitsch, um die Verteidigung der jungen Heldin zu brechen und das Jojo von seiner Laufbahn zu stoppen. Überrascht und ohne Möglichkeit, dem kommenden Schlag auszuweichen wurde sie von der Wucht nach hinten gedrückt. Ladybug wollte mit einem Schritt nach hinten ausweichen, um in einen stabilen Stand zurückzufinden, doch sie trat ins Leere. Dann fiel sie. Cat, der von der ganzen Situation wenig mitbekam, da der Schornstein ihm die Sicht auf seine Partnerin verwehrte, drehte sich nach hinten, als ein erstickter Schrei erklang. Ohne zu zögern, sprang er ihr hinterher, als er sah, wie seine Lady fiel. Schnell war sein Teleskopstab ausgefahren, sodass er ihn in den Boden rammen konnte. Mit dem linken freien Arm griff er ihr unter den Rücken und hielt sie an der Hüfte, während er seinen freien Oberschenkel benutzte, um die Beine seiner Lady darauf abzulegen. Sein linker Fuß und seine rechte Hand hielten sich an seinem Stab, damit er sich langsam runter gleiten lassen konnte. "Alles in Ordnung, my Lady?" Schnurrte er seiner Partnerin ins Ohr. Ein warmer Schauder lief ihr über den Rücken. Natürlich, wusste sie, dass Cat Noir ein großer Schmeichler war und mit ihr flirtete wo er nur konnte, doch es war in letzter Zeit viel weniger geworden, seitdem sie ihn abgewiesen hatte. An einigen kleinen Gesten hielt er hartnäckig fest, doch Komplimente und verführerische Sprüche, kamen kaum noch aus dem Mund des Katers. Auch, wenn sie es sich nicht eingestehen konnte und wollte, es fehlte ihr ein wenig. Sie schollt sich für ihre Gedanken, denn sie hatten wirklich wichtigeres zu tun. Auch wenn sie das Gefühl hatte, es brauchte eine Ewigkeit, bis die beiden Helden wieder sicher auf dem Boden standen, hätte sie insgeheim nichts dagegen gehabt, ein wenig länger so gehalten zu werden. "Alles gut." Sagte sie kurz angebunden, aber freundlich. Sie musste sich endlich wieder konzentrieren. "Aber wir wissen immer noch nicht, worin sich der Akuma befindet." Auch Cat überlegte einen Moment. "Vielleicht in der Peitsch?" Ladybug schüttelte den Kopf "Ich denke nicht, das er uns dann damit angreifen würde." Ein kurzes Schweigen. "Und was ist mit dem Ring an dem rechten Mittelfinger?" Wieder ein Kopfschütteln seiner Partnerin "Nein, denn auf dem rechten Mittelfinger ist auch ein Ring." Weitere Überlegungen wurden jedoch von ihrem Gegner unterbrochen, der oben auf dem Rand des Daches stand und herunter trällerte. "Es tut mir leid, wenn ich eure Unterhaltung störe." Schon sprang C-Dresser das Dach hinunter. Sein langer Lagenrock, der auf der linken männlichen Seite an der Hüfte, dort wo auch die Peitschentasche saß, anfing und fast bis zum rechten weiblichen Knöchel reichte, flatterte im Wind. Als er zwischen den beiden Helden aufkam beendete er seinen Satz in einem tiefen Bass. "Doch ich werde mir jetzt die Miraculous holen!" Kaum ausgesprochen, ließ er wieder die Peitsche knallen und wirbeln. Ganz auf Ladybug fixiert. Ihre Verteidigung brach erneut, ohne das Cat etwas hätte tun können. Das Peitschenseil wickelte sich um die rot gekleidete Heldin und mit einem kraftvollen zug von C-Dresser wurde sie von den Füßen in die Luft geschleudert. Die Leine entließ sie, wie ein fähiger Tänzer seine Tanzpartnerin aus einer eleganten Drehung. Ladybug flog durch die Luft, bevor sie hart auf den Boden aufkam und einige Meter über den Boden rutschte. "Ladybug!" Rief Cat entsetzt und sah sich nach ihr um. Der Kater wollte zu ihr eilen, da seine Lady sich nicht bewegte, doch nun musste er seine Verteidigung hoch halten. Siegreich brach der Akuma in ein weibisches Gelächter aus. "Keine Sorge Hawky, ich spiele nur noch ein wenig mit den beiden, dann bekommst du, wonach du verlangst." Flötete C-Dresser leise, als würde sie mit sich selbst sprechen. Plötzlich ein würgendes Geräusch. C-Dressers Peitschenhagel auf Cat versiegte, dieser nutzte die verwirrende Situation aus, um nach seiner Partnerin zu sehen. Der Akuma hatte die Peitsche fallen gelassen und versuchte mit beiden Hände eine unsichtbare Macht, die ihn zu erwürgen drohte, davon abzuhalten. Ladybug kam wieder zu sich "Danke Cat." Ihr Partner half ihr aufzustehen und hielt sie am Arm fest. Die Heldin war wackelig auf den Beinen, doch wollte es sich nicht anmerken lassen. "Es geht schon." Lächelte sie den Kater ermutigend zu, doch dieser nickte nur stumm. Seine Augen ruhten sorgenvoll auf ihren. "Wir besiegen ihn." Endlich lag wieder ein Lächeln auf Cat Noirs Lippen. "Daran hatte ich nie gezweifelt my Lady." Ein weiteres Mal stellten sie sich C-Dresser entgegen, der entkräftet auf die Knie gefallen war und nach Luft schnappte. "Ja, mein Schöpfer." Murmelte er brummend. Der Kampfgeist war wieder entfacht. Er wartete, mimte den Erschöpften. Noch wenige Schritte seiner Opfer und seine Falle würde zuschnappen. Geduld. Noch zwei Schritte. Warten. Gleich war es so weit. Gleich. Jetzt! Noch immer kniend schwang er die Peitsche den beiden Helden entgegen, traf sie hart, riss sie von den Füßen. Diese 'tollen' Helden waren überheblich genug, um zu glauben, er wäre leichte Beute, nun würden sie dafür büßen müssen. Ein schallendes Gelächter brach los. "Jetzt habe ich euch, ihr habt keine Chance!" C-Dresser überkreuzte die Arme vor der Brust. Eine Faust mit dem ringbesetzten Mittelfinger war auf Ladybug gerichtet der andere Ring zeigte auf Cat Noir. Mühselig wollte das Heldenteam wieder aufstehen, doch da wurden sie erneut durch zwei weißen Strahlen von den Füßen gerissen. Sie krachten in die nahegelegene Hauswand. Die beiden Hoffnungsträger Paris fielen fast gleichzeitig bewusstlos zu Boden. Kapitel 9: Doch... ------------------ "Uhhh" Stöhnend hielt sich Ladybug den Kopf. Ihr brummte der Schädel. Dieses Mal wurde den beiden übel mitgemischt. Sie hatte noch keinen Kampf erlebt, mit solch einem ebenbürtigen Gegner. Ihre Chancen sahen nicht gut aus, auch wussten sie immer noch nicht, wo sich der Akuma versteckt hielt. "Cat? Bist du ok?" Kam es hustend von der Heldin. Hatte sie Staub geschluckt? Ihre Stimme klang so trocken, krächzend und tief. Sie konnte es nicht recht betiteln. "Autsch. Ziemlich harter Brocken." Ächzte Cat zurück. Seine Stimme war ungewohnt hoch. Hatte er sich vielleicht auch am Staub verschluckt? Ladybug setzte sich auf und sah sich um. Von C-Dresser war nichts mehr zu sehen. Doch in einiger Entfernung hörte man wieder panische Menschen schreien und rufen. C-Dresser war gegangen, ohne sich ihre Miraculous zu nehmen. Halt Moment! Vielleicht hatte er sie doch! "CAT!" Wollte sie ihren Partner warnen. Er sollte sich nicht zu ihr drehen, gleichzeitig griff die junge Heldin nach ihren Ohrringen. Sie fand keine. "Schau mich nicht a..." Sie verschluckte sich fast, als sie ihren vermeidlichen Partner ansah. Dieser sah sie genauso entsetzt an, wie sie ihn. "Das... ." Fing sie an. "Ist jetzt nicht dein Ernst!" Beendete sie den Satz in Gedanken. Tief sog sie die Luft in ihre Lungen und atmete geräuschlos aus. Sie nahm ihren Mut zusammen. "Cat Noir?" Fragte sie zögerlich. Ein stummes Nicken. "Ladybug?" Fragte der Gegenüber ebenso vorsichtig. Sie schluckte schwer und nickte nur, so wie es ihr Partner gerade getan hatte. Denn als Ladybug Cat ansah, war dort nicht mehr Cat, sondern Ladybug. Sie sah an sich herab. Warum waren ihr die blonden Strähnen nicht früher aufgefallen, die ihr ins Gesicht hingen? Der rote Anzug mit den schwarzen Tupfen war verschwunden. Dafür schmeichelte sich ein enges, schwarzes Ledersuit an ihre Haut. Die Heldin konnte nicht genau sagen, wie es passiert war, doch sie würde ihren neu gewonnen Teleskopstab darauf verwetten, dass es C-Dressers Schuld und letzte Attacke war, die sie mit Cat Noir die Körper tauschen lassen hat. Diese Situation überforderte sie. Ihr Blick wanderte zu Cat, um sicher zu gehen, wie dieser mit dem Vorfall zurechtkam. Ihr Partner starrte nur stumpf an sich herab. Zitterte er etwa? "Cat?" Fragte Lady Noir vorsichtig ihren Partner Catbug, dieser sah sie mit großen Augen ertappt an. Moment! Konnte es vielleicht sein, dass er nicht vor Angst oder Nervosität gezittert hatte? Er sah auch nicht aus, als würde ihm das sonderlich zu schaffen machen, als er an sich herab sah. Nein. Sondern eher... "Cat! Wag es nicht!" Fauchte Lady Noir. Erschrocken hielt sich die Heldin, im Körper ihres Partners gefangen, die Hände auf den Mund. Sie wollte ihn doch gar nicht so anfahren. Ihre Ohren zuckten schuldig. "Das... ich wollte dich nicht so anfauchen." Sie seufzte. Catbug schüttelte den Kopf. "Nein, ich hätte nicht..." Er brach ab um ein weiteres Mal an sich herab zu sehen und die Arme an den Körper zu drücken. "Cat!" Tadelte sie ihn erneut. "Aber... das wackelt so ungewohnt." Gab der Kater im Maienkäfergewand kleinlaut zurück. Erneut seufzte Lady Noir und versuchte aufzustehen. Recht ungeschickt, wie sie sich selbst eingestehen musste, denn kaum hatte sie ihren Hintern vom Boden erhoben, fuhr ihr ein stechender Schmerz bis in die Lenden. Sie plumpste wieder auf ihren Hintern. Jetzt spürte sie, was sie sich da eingeklemmt hatte. Es drückte ihr gegen den Oberschenkel. Röte stieg ihr ins Gesicht. Die Heldin musste an etwas anderes denken, sich ablenken. Catbugs Hand, die ihr vors Gesicht gehalten wurde, verschaffte genau die überraschende Ablenkung, die sie brauchte. Die schwarze Katze griff danach und ließ sich von ihrem Partner aufhelfen. Beruhigt, dass das Aufstehen dieses Mal ohne Komplikationen gelang, grinste sie Catbug schief an. So wie sie es von dem Kater gewohnt war. Ein Plan musste her und zwar schleunigst. "Psst." Lady Noirs neue Ohren griffen ein leichtes Zischen auf. Die ungewohnte Sensibilisierung auf Geräusche ließ ihren Kopf suchend von rechts nach links und zurück wandern. Sie konnte die Richtung des Geräusches nicht ausmachen. "Psst!" Das Zischen wurde etwas lauter. Immer noch konnte sie nicht klar identifizieren, woher das Geräusch kam. Sie drehte sich um die eigene Achse, als sie im Augenwinkel eine Bewegung erkannte. Sie hatte ihren Kopf noch nicht herumgedreht, als sie zusammenzuckte. Die Stille wurde von dem Wüten eines kleinen Mädchens mit zwei süßen geflochtenen Zöpfen zerrissen. Sie lugte hinter einer Hausmauer hervor. Direkt hinter dem Mädchen stand ein großer junger Mann. Er durfte ein paar Jahre älter als die Heldin sein. "Meine Fresse und sowas nennt sich Superhelden!" Fing das kleine Mädchen lauthals an zu fluchen. "Hey du mit den Hundeohren! Sind die Deko, du taube Nuss?! Wie laut müssen wir denn jetzt noch werden, bis du mal was raffst, Köter!" Entsetzt sahen die beiden Helden das blonde Mädchen an, sie konnte nicht älter als sieben sein, doch fluchte sie wie ein Seefahrer. Catbug fand als Erstes seine Stimme wieder. "Ich bin kein Hund! Sond..." Das Mädchen fing belustigt an zu lachen. "Dich Pseudo-Insekt mein ich nicht, ich meine den Typ mit dem Schwanz." Sofort lief Lady Noir knallrot an. Nie war ihr das Organ, dass ihr am Bein klebte bewusster, wie in diesem Moment. Klar sie war im Körper eines Jungen, aber wieso musste dieses kleine Mädchen so etwas in den Mund nehmen? Dann begriff sie, das Kind hatte den Gürtel gemeint, der an ihrem Hintern herunterhing und im Wind tänzelte. Sie schalt sich im Geiste selbst für diese unzüchtigen Gedanken, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieben. "Jules, Mama hat gesagt, du darfst sowas nicht sagen!" Verängstigt klammerte sich der braunhaarige Junge an die Hand des kleinen Mädchens, er zitterte, sah ängstlich und verschreckt aus. Ärgerlich wandte sich das Mädchen zu ihrem Begleiter und drohte ihm. "Mutter ist nicht da, also wird sie es nicht erfahren. Und wenn du nur ein Sterbenswörtchen sagst, wirst du Monsieur Câline eine Woche nicht wieder finden!" Entsetzt weiteten sich die Augen des Jungen und er nickte stumm, während er ein kleines rosa Häschen enger an sich drückte. Lady Noir fand ihre Stimme wieder. Auch wenn sich vor ihren Augen eine bizarre Szenerie darlegte, hatte die Sicherheit der Bewohner Paris oberste Priorität. "Ihr beiden solltet euch lieber verstecken. Hier ist ein akumatisierter Schurke unterwegs, der Personen die Körper tauschen läss..." Das Unterbrechen von anderen Menschen, schien wohl ein Hobby der kleinen Rotzgöre zu sein. "Ach, wenn das der Monsieur Heldenköter nicht gesagt hätte, dann wären wir zwei ja dumm gestorben." Ein abschätziger Blick lag in den dunkelblauen Augen des Mädchens, als sie weiter sprach. "Ist ja auch bestimmt nicht der Grund, warum ich in dem Körper des abgebrochenen Zwerges stecke." Ein leises Quengeln ertönte von dem Jungen, der kurz davor war zu weinen. "Jules, du sollst nicht immer so gemein zu mir sein!" Leise fügte dieser hinzu. "Ich will wieder in meinen Körper. Das Ding zwischen meinen Beinen stört beim Laufen." Schniefte der große, braunhaarige, junge Mann. "Emilia, sei ruhig." Gab Jules genervt zurück. Catbug und Lady Noir sahen sich an. Also steckten die beiden in derselben Lage. "Trotzdem solltet ihr euch in Sicherheit bringen. Wir werden den Schurken fangen." Catbug grinste die beiden Geschwister an. Emilias Gesicht hellte sich augenblicklich auf. Jules verfinsterte sich hingegen. "Und wie wollt ihr das machen Flachbrett?! Ihr wisst ja noch nicht mal, wo der Akuma genau sitzt." Grinste Jules selbstsicher, was im Körper Emilias zu einer unschönen Grimasse wurde. "Wir schauen uns schon eine Zeit lang an, wie ihr zwei ordentlich verdrescht werdet." Dann fügt er leicht bewundernd hinzu. "Schon erstaunlich, was so'n Akuma aus 'ner weibischen Lusche wie Dominique machen kann." Aufgeregt trat Lady Noir einen Schritt auf das Geschwisterpaar zu. "Du kennst ihn?!" Ein höhnendes Gelächter erklang aus der jungen Kehle des Mädchens. "Klar. Und weil ihr zwei Möchtegernhelden zu unfähig seit irgendwas alleine auf die Reihe zu bekommen, bin ich gütig genug um euch zu helfen." Vielsagend zuckten Jules Augenbrauen und spannte die beiden Helden auf die Folter. "Nun rück schon mit der Sprache raus." Fuhr Catbug Jules ungeduldig an. Ein weiteres breites Grinsen, zierte die kleinen, schmalen Lippen. "Die Perücke, ihr Nullchecker! Der weiße Haarzopf, den die Transe trägt! Da ist definitiv der Akuma drin." Catbug wirkte ungläubig. "Woher willst du das Wissen?" Fragte er skeptisch nach. "Ganz einfach Flachbrett." Jules spielte sich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen auf. "Ich hab sie der Flachpfeife vom Kopf gerissen. Also steht hier nicht so rum ihr Heldentrottel, sondern kümmert euch darum, dass ich wieder in meinen Prachtkörper komme!" Lady Noir konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen, war ja echt kein Wunder, dass dieser Dominique anfällig für Akumas wurde, wenn man so einen netten Zeitgenossen als Bekannten hatte. Die beiden Helden nickten sich zu und machten sich auf ein weiteres Mal Paris zu retten. Das Fluchen und Schimpfen des kleinen, süßen Mädchens ignorierend, sah sich Lady Noir ihren Teleskopstab, den sie gerade von ihrer Rückenschnalle gelöst hatte, an. Sie fühlte sich um Monate zurückversetzt. Die Heldin kam sich vor, wie ein unerfahrener Superheld. Es würde schon gut gehen. So wie damals, als sie sich zum ersten Mal in Ladybug verwandelt hatte. Achtlos hat sie das Jojo ausgeworfen, ganz nach dem Motto: Mal schauen, was passiert. Sie konnte sich noch an den überraschenden Schreck erinnern, als sie an dem dünnen Jojoseil gezogen hatte und damit von den Füßen gerissen wurde. Damals dachte sie sich auch, wird schon gut gehen. Warum sollte es denn dieses Mal anders sein? Sie stieß ihren Stab auf den Boden. Nichts passierte. Hmm, woran könnte das denn liegen? Dann sah sie ein Knöpfchen und betätigte es. "Huuaaahh!" Erschrocken wurde sie von den Füßen gerissen und schwebte jetzt in der Luft. "Was machst du?" Rief ihr Catbug von unten ungläubig entgegen. "Ich..." Der Stab senkte sich nach vorne. "F...falle!" Der Teleskopstab sauste geradezu auf die Straße. Keine Hausmauer weit und breit, auf die Lady Noir hätte ausweichen können. Sie zwang sich die Augen aufzulassen, damit sie wenigstens den richtigen Moment zum Abrollen fand. "Klapp den Stock wieder zusammen!" Rief ihr Catbug entgegen. Sie vertraute ihm ihr Leben an, also tat sie eilig, wie ihr geheißen wurde. Dann ging alles ganz schnell. Sie spürte einen dünnen aber starken Arm, der sich um ihre Taille legte. "Hab dich my Lady." Raunte der Heldin ihre eigene Stimme ins Ohr. "Danke." Gab sie nur kleinlaut zurück. Es war ein komisches Gefühl den Körper von sich selbst zu umarmen, um sich festzuhalten. Doch noch merkwürdiger war, den eigenen Oberschenkel zwischen den Beinen zu spüren. Genau an der Stelle, an die sie lieber nicht denken wollte. Sie schluckte schwer. Ein eigenartiges, wohlwollendes Gefühl machte sich in ihr breit. Ihre Wangen färbten sich rot. Die junge Heldin verstärkte den Druck ihrer Umarmung ein wenig mehr und legte ihren Kopf auf Catbugs Schulter. Er sollte sie so auf keinen Fall sehen. "Alles ist gut Pünktchen, wir schaffen das!" Flüsterte ihr Partner ihr zuversichtlich ins Ohr. Endlich waren sie auf dem Dach angelangt, unweit entfernt von C-Dresser. Lady Noir musste tief durchatmen, das wohlige Gefühl, dass sie vor wenigen Sekunden in Catbugs Umarmung gespürt hatte, war verschwunden. Aber es hatte eine Restwärme in ihrem Körper hinterlassen. Um genau zu sein an zwei Stellen. In ihrem Gesicht, denn ihre Wangen wiesen immer noch einen kleinen Rotschimmer auf und... Nein lassen wir das. Sie hatten keine Zeit, denn der Akuma musste eingefangen werden, damit die beiden Helden endlich wieder in ihre Körper zurück kehren konnten. "Wir wissen also wo der Akuma sitzt, aber wie sollen wir an der Peitsche vorbeikommen? Hast du eine ... Argh!" Catbug krümmte sich plötzlich vor Schmerzen und sank in die Hocke. "Cat!" Ängstlich eilte die Heldin im schwarzen Gewand auf ihren Partner zu und beugte sich zu ihm. "Was ist passiert?" Ein Stöhnen entwich dem Helden im falschen Körper. "Mein Bauch! Auf einmal hatte ich so ein Stechen. Und jetzt fühlt es sich an, als ob jemand an meinen Eingeweiden zieht oder sie zusammendrückt." Catbug sah verwirrt aus. Doch Lady Noirs schlimmste Befürchtung bewahrheitet sich, wieder lief sie rot an. Das hätte sie fast total vergessen. Sie Seufzte. Sollte sie ihm es sagen? Es war so peinlich. Doch sie musste. Aber wie sollte sie das ihrem Partner erklären? Tief atmete sie die Luft in ihre Lungen ein. Dann hatte sie sich überwunden "Cat..." Weiter kam sie nicht. Geräuschvoll atmete Catbug aus und stand auf. "Es geht wieder." Ein schiefes Grinsen auf den Lippen, welches überhaupt nicht zu Ladybug passte. "Es zieht nur etwas. Aber ich wäre nicht Cat Noir, könnte ich das nicht aushalten." Zwinkerte ihr Partner der Heldin zu. Sie nickte nur stumm. Ein Stein, nein ein riesiger Felsbrock, fiel ihr vom Herzen. Diese Peinlichkeit blieb ihr erspart. "Also lass uns endlich diesen Akuma fangen." Gab sie lächelnd vor Erleichterung zurück. Ihr Partner nickte, bevor er C-Dresser zurief. "C-Dresser! Hast du es nicht auf unsere Miraculous abgesehen?!" Dieser hatte gerade wieder zwei arme Teufel die Körper tauschen lassen und drehte sich langsam zu den Helden um. Ein schallendes, weibliches Lachen erklang. "Wisst ihr nun wie es sich anfühlt im falschen Körper zu stecken? Und jetzt spürt euren Untergang!" Ein höhnisches Grinsen lag auf den Lippen des Gegners. "Denn jetzt werde ich euch den Gar aus machen." Tönte ein tiefes Brummen. Schon verringerte C-Dresser mit flinken Füßen den Abstand zwischen ihnen. Lady Noir ging in Kampfstellung, während sie Catbug murmeln hörte. "Hoffentlich wird daraus etwas Gescheites." Ein Moment der Stille. "Glücksbringer!" Rief Catbug siegessicher. Ein erschreckter Schrei entwich dem Marienkäferhelden, als das Gewicht einer roten Maschine mit schwarzen Punkten ihm in die Hände fiel. Doch augenblicklich wich der Schreck purer Belustigung. "Dass nenn ich mal schweres Geschützt!" Grinste der ehemalige Kater über beide Backen, während er ein schmales Starterkabel ruckartig zog. Die Kettensäge in seinen Händen erwachte zum Leben. Lady Noirs Augen weiteten sich entsetzt. Sie selbst hatte noch nie so etwas Gefährliches von ihrem Glücksbringer erhalten, wenn man mal von der Axt absah, die sie jedoch auch zweckentfremdet hatte. Selbst C-Dresser hielt in der Bewegung inne, als er die neue Gefahr erkannte. Ein Moment schien es in seinem Gehirn zu rattern. Doch er fand schneller als erwartet zu seiner Selbstsicherheit zurück. "Du wirst mich nicht Aufhalten Ladybug!" Der angesprochen Catbug grinste diabolisch. "Ich bin nicht so gnädig wie my Lady." Schon stürzte er sich auf den Feind. Dieser wich knapp aus und versuchte mit der Peitsche die Stellen zu treffen, die nicht durch die rotierende Kettensäge geschützt waren. Doch es gelang ihm nicht. Immer mehr Boden musste C-Dresser seinem Gegner überlassen. Lady Noir konnte nur Stocksteif vor Entgeisterung wie angewurzelt stehen bleiben. Es kostete sie schon genug Kraft nicht ihren Unterkiefer fallen zu lassen. Mit einem siegesgewissen Schrei stürmte Catbug ein letztes Mal auf den Gegner zu, dieser wich allerdings im letzten Moment schwer schnaufend aus. Die Kettensäge donnerte in eine nahegelegene Hauswand und verstummte. Sie hatte sich verkeilt. Mit aller Kraft zog der Kater in Marienkäfergewand an der Waffe, doch nichts tat sich. Lady Noir musste schnell einschreiten, wenn sie ihren Partner schützen wollte. Sie stellte sich C-Dresser entgegen, dieser musste von Catbug ablassen und sich halb um die eigene Achse drehen, damit er dem Stabhieb der Katze ausweichen konnte. Verdammt, wie kämpft man nur richtig mit diesem Ding, dachte sich die junge Heldin, wobei sie nicht wusste, ob ihr Hauptgedanke dem Teleskopstab galt, dessen Anwendung ein Fach für sich war, oder ihre Gedanken zu dem Ding abglitten, das ihr am Oberschenkel klebte. Durch die alles andere als fließenden Bewegungen Lady Noirs gelang es C-Dresser eine Lücke zu finden, gekonnt nutzte er diese aus. Die Peitsche wickelte sich um den rechten Arm von Lady Noir. Ein breites Grinsen, trat auf die Lippen des Gegners, wich jedoch Sekunden später Verständnislosigkeit. Denn Lady Noir grinste ebenfalls siegessicher, als wäre es geplant gewesen und C-Dresser in die Falle getappt. Zügig musste sie die Verwirrung ihres Gegners ausnutzen, wenn sie ihm ein Schnippchen schlagen wollte. Schnell war der Stab diagonal in den Boden gerammt. Ein stilles Stoßgebet, die Waffe würde dieses Mal tun was sie wollte, später, drückte sie den kleinen Knopf und gleichzeitig zog sie an der Peitsche an ihrem Handgelenk. Ein erleichtertes stöhnen entglitt Lady Noir, als der Stab sie nach hinten riss. Das Peitschenende immer noch fest umklammert, zog sie den verdutzten akumatisierten Gegner von den Füßen, dieser landete ungebremst mit dem Gesicht auf dem Boden. Benommen blieb er einige Sekunden liegen. Dann ging alles rasend schnell. Lady Noir wendete ihren Kataklysmus an der Peitsche ein, um sich zu befreien, gleichzeitig hatte Catbug es endlich geschafft die Kettensäge zu befreien. Kraftvoll trat der Held mit seinem Fuß auf das rechte Schulterblatt des am Boden liegenden Feindes. Dieser stöhnte und kam wieder zu sich. Das Letzte was C-Dresser sah und hörte, war die Kettensäge, die Catbug ein weiteres Mal angeschmissen hatte und unheilvoll über seinen Kopf hielt. Mit konzentrierter Kraft ließ er die surrende Kettensäge auf den Gegner herabfallen. Jetzt war es vorbei, C-Dresser kniff die Augen zusammen. Krachend bretterte die schwere Maschine mit der rotierenden Kette gegen harten Widerstand. Catbug hatte die Kettensäge in den Beton gerammt, genau dort wo der weiße Zopf sich auf dem Boden geringelt hatte. Bevor die Kettensäge ein weiteres Mal verstummte, hatte sie den Zopf des akumatisierten entzwei gerissen. Ein dunkelblauer Schmetterling schlüpfte aus dem abgetrennten Zopf und flatterte vergnügt davon. "Schnell Cat!" Rief seine Partnerin ihm zu. Dieser nickte nur stumm und schnappte sich sein Jojo. Nicht ganz so elegant wie Ladybug selbst, warf er es nach dem freigelassenen Akuma. Er verfehlte. Leise fluchend zog er das Jojo direkt zurück, um einen zweiten Versuch zu starten. Dieses Mal hatte er es geschafft. "Ha!" Erklang es triumphierend aus Catbugs Mund. Die beiden Helden starrten sich glücklich und zufrieden an, sie hatten es geschafft. "Nun kommt der beste Teil." Teilte Catbug, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, seiner Lady mit. Diese nickte nur erleichtert. Endlich würden sie ihren eigenen Körper wieder zurück bekommen. Gesagt getan. Catbug zog die Kettensäge mit beiden Händen aus dem Boden. Ein paar mal schwang er sie neben seinem Körper hin und her, biss er genug Schwung hatte, die unhandliche Maschine hoch genug in die Luft zu schleudern. Zufrieden mit der getanen Arbeit sahen sie zu, wie die Stadt sich von selbst aufräumte. Die beiden Helden schlossen die Augen und spürten, wie sie in die Luft gezogen wurden. Doch das Gefühl ging so schnell wie es kam. Als die Heldin ihre Augen wieder öffnete war sie in ihrem eigenen Körper. "Wir haben es geschafft!" Freudig über die Tatsache, dass es nun kein Körperteile mehr gab die da waren, wo sie nicht sein sollten, umarmte sie ihren Partner stürmisch. Ließ ihn aber schnell wieder los, als ihr bewusst wurde, was sie gerade tat. Rot vor Scham räusperte sie sich. "Gut gemacht." Ladybug versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen und hielt ihm die Faust zum Einschlagen hin. Der schwarze Kater grinste nur spitzbübisch, so wie man es von ihm gewohnt war, nickte und schlug mit seiner Faust gegen ihre. Ein piepsen an Ladybugs Ohrring verriet ihr, dass sie sich sputen musste, denn im Gegensatz zu Cat hatte sie nur noch eine Minute. Also verabschiedete sie sich schnell und schwang sich auf ein nahegelegenes Dach und verschwand hinter diesem. Dann machte sich Cat Noir ebenfalls auf die Socken. Denn die Arbeit als Superheld war getan. Zurück blieb nur Dominique, der verwirrt auf allen Vieren saß. Er wirkte ängstlich und allein gelassen, als ein kleines blonde Mädchen auf ihn zu rannte, gefolgt von ihrem großen Begleiter. Sein störrischer Gesichtsausdruck verriet dem verwirrten Jungen, dass er weitere unzählige Beschimpfungen über sich ergehen lassen musste. Der Junge mit den schwarzen Strubbelhaaren schluckte schwer, sah auf den Boden und schloss die Augen. Je schneller es anfangen würde, desto eher würde es vorbei sein. So hoffte er jedenfalls. Dominique musste weder die Augen aufmachen, noch den Kopf heben, um genau zu wissen, dass Jules nun direkt vor ihm stand. Das Atmen fiel Dominique immer schwerer. Was würde folgen? Worte oder doch eher Tritte, die ihn verletzten würden? "Du hast ganz schön für Aufruhr gesorgt, Kleiner." Die zusammengekniffenen Augen, des auf den Boden knienden Jungen öffneten sich schlagartig. Hatte er sich verhört? Vorsichtig sah er zu dem braunhaarigen Schönling hoch. "Was?" Fragte Dominique verwirrt. Er sah zwischen dem kleinen blonden Mädchen, sie wahr wohl Jules kleine Schwester und ihrem vermeintlichen Bruder, hin und her. Während sie über beide Backen grinste, sah sein Klassenkamerad eher bockig auf ihn herab. "Ich werde mich nicht wiederholen." Zischte er ärgerlich. Beleidigt sah er demonstrativ zur Seite. Doch zu Dominiques Überraschung wurde ihm eine Hand da geboten, die ihm aufhelfen wollte. Seine Augen weiteten sich. Stocksteif, wagte er es nicht zu atmen. Konnte er dem älteren trauen oder war das wieder eine Falle? Genervt verdrehte Jules die Augen. "Nun mach schon, ich werde sie dir nicht ewig hin halten!" Knurrte er. Dominique konnte ein kleines Zucken seiner Mundwinkel nicht verhindern, zu unvertraut und absurd war diese Situation. Dann griff er nach der gebotenen Hand. "Marinette?! Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ich habe mir Sorgen gemacht!" Alya fiel ihrer besten Freundin um den Hals, ihre Stimme klang zwar ärgerlich doch auch erleichtert. Entschuldigend drückte Marinette ihre Freundin fest an sich und schloss die Augen. Sie genoss die Umarmung und die Wärme, die von ihrer Freundin ausging. "Es tut mir leid." Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Nino wie er ihr verschmitzt zu zwinkerte. Sie seufzte innerlich. Was passiert war, war passiert. Die Alltagsheldin hoffte nur inständig, dass ihr Kumpel dicht halten konnte. Dann lösten die beiden Mädchen die Umarmung. "Nach der ganzen Aufregung, musste ich mal für kleine Mädchen." Sprach sie leise, da sie vermeiden wollte, dass die ein wenig abseits stehenden Jungen, Wind davon bekamen. "Du weißt ja, 'Frauen Probleme'." Grinste Marinette ihre beste Freundin entschuldigend an. Diese erwiderte ihr Grinsen, wissend, wovon die jüngere sprach. Kapitel 10: ... in einer ganz normalen Nacht... ----------------------------------------------- "Lass uns was Verrücktes machen!" Cat zeigte Marinette das breiteste Lächeln, zu dem der schwarze Kater fähig war, nachdem sie die Dachluke geöffnet hatte. Wie vor einigen Wochen abgemacht hatte er zweimal schnell und ein Mal langsam gegen die Luke geklopft. Das geheime Klopfzeichen sollte verhinder, dass jemand herausfand, dass Cat Noir ein langer Stammgast Marinettes geworden war. Was recht hilfreich war, wenn gerade Marinettes Mutter die Wäsche brachte, oder Marinette wieder ein mal auf Manon aufpassen musste. Doch nichts der gleichen war heute der Fall. Keine Minute, nachdem das letzte Klopfen verklungen war, öffnete ihm seine Gastgeberin und wurde somit direkt von dem Kater überrumpelt. Immer noch etwas verwirrt und überrascht sah Marinette den Kater verständnislos an. "Was?" Cat taten schon die Wangen vom breiten Grinsen weh, doch er konnte es einfach nicht unterdrücken, viel zu freudig war die Erwartung und viel zu groß die nervöse Vorfreude auf etwas Neues, Verrücktes, Verbotenes. "Lass uns was Verrücktes machen!" Wiederholte er seinen Satz erneut. Doch immer noch konnte er die Fragezeichen in Marinettes Gesicht erkennen. "Unser Gespräch, das letzte Mal, weißt du nicht mehr?" Er versuchte den Enttäuschten zu mimen, was kläglich scheiterte, denn der Kater bekam das Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht gewischt. Nun schien Marinette ein Licht aufzugehen, was dieser aus dem Kontext gerissene Satz ihr wirklich mitteilen sollte. Als sie das letzte Mal zusammen saßen, hatten die beiden darüber geredet, was sie gerne machen würde, wie die Zukunft aussehen könnte und was sie unbedingt erleben wollten, auch wenn es vielleicht nicht möglich war. So hatten die beiden sich vor Lachen gar nicht mehr einbekommen, als sie eine kleine wilde Racheaktion gegen Chloé zusammen spannten, natürlich alles rein hypothetisch. Alles hat damit angefangen, das Marinette zugab, dass sie gerne Chloé eins auswischen würde. Cat konnte sie nur zu gut verstehen, auch wen Adrien nichts von irgendwelchen Racheaktionen hielt, war es doch ganz witzig sich etwas zusammen auszudenken, was niemals passieren würde. Und so hielten sich die beiden kurze Zeit später schwer atmend und vor Luftmangel keuchend den vor Lachen schmerzenden Bauch. "Uuuund das wäre?" Fragte Marinette vorsichtig, Cats gute Laune und das übertriebene Grinsen ließ sie wohl skeptisch werden. Schließlich hatte der Kater seiner, mittlerweile, besten Freundin gezeigt, dass er es Faust dick hinter den Ohren haben konnte. "Lass uns ins Schwimmbad!" Diese vier Worte reichten, um Marinettes Gesicht entgleisen zu lassen. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte. 'Ist das dein Ernst? Ich dachte sonst was!' Er konnte es ihr so leicht aus dem Gesicht lesen, als hätte es ihr auf der Stirn gestanden. "Denkst du nicht, dass es dafür schon etwas spät ist? Das Freibad ist seit einer Stunde geschlossen." Gab sie nüchtern zurück. Erneut konnte der Kater es sich nicht nehmen lassen zu grinsen. "Eben!" Gelassen setzte er sich auf den Liegestuhl. "Als könnte ich als Cat Noir gemütlich schwimmen gehen." Abgesehen davon, dass er das auch als Adrien Agreste nicht konnte, das fügte er allerdings nur in seinem Kopf hinzu. "Hmm." kam es einleuchtend von Marinette, die wirkte, als habe sie vergessen, das Cat Noir, wenn man Beiseite lies, dass er ihr bester Freund war, auch noch ein berühmter Held war. Ungeduldig rutschte der Kater auf seinem Hintern herum. Auf eine Antwort wartende blickte er Marinette mit seinen großen, grünen Katzenaugen bettelnd an. Ihm war schon vor kurzem aufgefallen, dass diese Geheimwaffe wunder bei seiner Klassenkameradin bewirkte. Schwer seufzend und mehr als desinteressiert versuchte sie erneut den Kater von diesem Gedanken abzubringen. "Wie willst du denn bitte Schwimmen gehen? In deinem Lederanzug?" sie sah etwas belustigt auf ihn herab. Doch Cat störte sich nicht daran, im Gegenteil, er lächelte verschwörerisch, "Lass dich überraschen! Und jetzt pack schon deine Sachen." Der Kater boxte seine Gesprächspartnerin federleicht auf den Arm. Diese war alles andere als erfreut darüber und blieb standhaft. "Nein Cat, ich halte das für keine gute Idee." Zum ersten Mal verblasste die gute Laune Cats, die ihm minutenlang ins Gesicht geschrieben war. "Marinette, komm schon..." Versuchte er sie mit bettelnden Unterton zu überreden. "Ich bleibe dabei!" Das Mädchen verzog keine Miene. "Du bist der Held von Paris, du solltest keine Straftaten begehen." Der schwarze Kater wollte etwas entgegensetzen, doch Marinette ließ es gar nicht erst soweit kommen. "Und Nachts in ein Schwimmbad einzubrechen um baden zu gehen, ist definitiv eine Straftat!" Er wusste, dass sie Recht hatte, natürlich wusste er es. Der Kater lies die Ohren hängen, er war ein wenig traurig und enttäuscht. "Weißt du, ich wollte einfach mal etwas mit meiner besten Freundin machen. Mal etwas anderes, an das man sich später gerne erinnert." Nuschelte er leise und sah dabei auf seine Füße. "Versteh mich nicht falsch, Marinette, ich finde es toll hier mit dir zu sitzen, Kekse zu essen und zu erzählen. Ich wollte einfach ein paar neue Erinnerungen mit dir schaffen." Nun blickte er traurig Marinette an, die ihm Mitleidig entgegensah. Cat Noir der schwarze Held von Paris hatte immer ein Grinsen oder Lächeln auf den Lippen, genau so, wie einen schlechten Wortwitz oder einen billigen Anmachspruch, wenn seine Lady in der Nähe war. Er war dafür bekannt, dass sein Temperament manchmal mit ihm durchging und er sich unüberlegt in Gefahren stürzte. Sein ganzes Tun und Sein konnte man als großes Spiel bezeichnen. Doch nicht jetzt. Er saß wie ein Häufchen Elend in sich gekehrt auf der Liege und sah auf seine Füße. "Ich war schon ewig nicht mehr schwimmen." Murmelte er, ohne Marinette anzusehen. "Geschweige denn mit Freunden. Ich weiß ich darf dich nichts von meinem Privatleben erzählen, weil die Gefahr sonst groß wäre, du könntest meine Identität aufdecken. Aber meine Familie lässt mir kaum bis gar keinen Freiraum." Fügte er fast bitter hinzu. "Ich möchte einfach so viel wie möglich mit meinen Freunden machen, wer weiß, vielleicht habe ich irgendwann gar keine Gelegenheit mehr dafür." "Cat, ich..." Marinette brach ab und suchte nach den passenden Worten. Sie stöhnte kurz, als würde sie den nächsten Satz bald bereuen. "Okay, lass uns schwimmen gehen." Verdutzt sah der Kater zu ihr auf, seine Gesprächspartnerin stand immer noch schräg vor ihm und sah ihn geschlagen an. "Was?" Er wollte seinen Ohren nicht trauen. Denn Cat Noir hatte damit nicht bezwecken wollen, sie umzustimmen, sondern Marinette nur seine Beweggründe klar zu machen. Sie wand sich ab, um ins Haus innere zu gehen, bevor sie innehielt. "Wag es nicht mir nachzustellen" Sie hatte sich erneut zum ihrem Gast umgedreht und tippte ihm mahnend auf die Nase. Eine Geste, die er nur zu gut von Ladybug kannte. In diesen Situationen erinnerte Marinette ihn nur allzu gut an seine große Liebe. Er fing ihre Finger ein, bevor sie seine Nase verlassen konnten und zog ihren Handrücken zu seinen Lippen. Federweich berühmten die Lippen des Katers Marinettes Haut. Seine Augen lagen auf Ihren, gespannt, welche Reaktionen er bei dem Mädchen herauskitzeln konnte. Anders Als Ladybug entzog sie ihm die Hand nicht, nicht gleich. Auch würde auf Ladybugs Wangen niemals ein Rotschimmer liegen, wenn er ihr so unverkennbar schmeicheln wollte. Doch bei Marinette traf es zu, als sie sich einig von ihm abwandte und in ihr Zimmer flüchtete. Manchmal hatte sie wirklich Komische Anwandlungen, befand der schwarze Held, doch das fand er irgendwie erfrischend und süß. Auch war es angenehm, ausnahmsweise nicht gleich abgewiesen worden zu sein, sein Cham konnte also durchaus Wirkung zeigen, wenn auch leider nicht bei Ladybug. Er seufze ein wenig, bevor er seine sitzende Position aufgab, um sich auf der Liege lang zu machen. Die Sonne war bereits am Untergehen, doch die letzten Tage des Augusts waren heiß und sonnig gewesen. Sodass, selbst zu dieser späten Stunde, die warme Luft dafür Sorge tat, sich am liebsten die Kleider vom Leib zu reißen um dem Körper ein gewisses Maß von Kühle gönnen zu können. Cat hing seinen Gedanken hinterher, solang Marinette sich im Inneren des Hauses fertig machen zu schien. Nach ihrer letzten Unterhaltung hatte er lange fieberhaft überlegt, was Cat Noir und Marinette zusammen verrücktes Machen konnten. Denn, auch wenn die Vorstellung Chloé etwas Ekliges in den Ausschnitt zu stopfen oder sie in ein Teich mit Kröten und Frochlaich zu schubsen, verlockend war. War es doch nicht wirklich machbar. Lange hatte er vor sich hin gegrübelt. Als Adrien hätten sich viel mehr Möglichkeiten Gebote, doch da Marinette sich immer noch schüchtern in der Nähe des blonden Models benahm, kam das erst recht nicht in Frage. Es hatte wirklich viel Zeit in Anspruch genommen, bis ihm endlich die zündende Idee mit dem Schwimmbad kam. Abgesehen davon, war der junge Held selbst noch nie in einem öffentlichen Freibad gewesen, zumindest konnte er sich nicht mehr daran erinnern, vielleicht war er einmal als kleines Kind mit seiner Mutter dort gewesen. Der Gedanke an sie schmerzte erneut, sein Blick trübte sich. "Bist du von deiner Idee doch nicht mehr so begeistert Katerchen?" Schlagartig wurde er aus seinen Gedanken gerissen und seine Miene erhellte sich. Als er Marinettes Stimme vernahm. Leicht stand ihm der Mund offen, als er das Mädchen ansah. Erst als er schwer schlucken musste, schloss er dieses zwangsläufig. Sie hatte sich für ein hellblaues Top mit Spagettiträgern entschieden, dazu ein kurzen Jeansrock mit grünen Rüschen am Saum. "Du siehst toll aus." Entkam es dem schwarzen Kater, der sagte, was ihm als Erstes in den Sinn kam. "Danke." Unsicher sah Marinette auf den Boden. Cat ging davon aus, dass sie nicht oft Komplimente bekam und deswegen nicht wirklich wusste, wie sie sich verhalten sollte. Dabei war sie doch wirklich ein hübsches Mädchen, sie sollte definitiv öfter einen Rock tragen. "Wollen wir, Prinzessin?" Mit einem breiten Grinsen erhob er sich von der Liege. Wieder durchfuhr freudige Erregung seinen Körper. Die Aufregung des bevorstehenden überrollte ihn in gleichmäßigen Wellen. Jetzt wo es endlich losgehen konnte, überfiel ihn die Nervosität. Würde alles klappen? Würde es so werden, wie er sich es vorgestellt hatte? Würde der Ausflug den Erwartungen gerecht werden? "Wie hast du dir das überhaupt vorgestellt, Cat?" Marinette riss den Kater erneut aus seinen Gedanken. "Wie sollen wir da hin kommen?" Das angestrebte ziel der Begierde lag etwas außerhalb doch für Cat würde es nur ein paar Minuten in Anspruch nehmen, schließlich konnte er sich bequem mit seinem Stab von A nach B bewegen. Doch Marinette war schließlich nicht Ladybug. So weit hatte Cat Noir gar nicht gedacht gehabt. "Ich nehme dich Huckepack, du musst dich nur gut fest halten." Kam ihm der rettende Einfall. "Du bist verrückt!" Marinette musste unwillkürlich lachen. Doch dann wurde sie wieder etwas ernster. Man wird mir unter den Rock schauen können." Gab sie zögernd zu. "Na komm schon Marinette. Du hast deine Schwimmsachen an, außerdem ist es dunkel, da wird keiner etwas sehen können." Vielversprechend Grinste der Kater sie breit an. Ein ergebenes Seufzen drang ihr über die Lippen. So sprang der schwarze Held mit seiner Prinzessin auf dem Rücken vom Balkon. Marinette musste einen erschrockenen Aufschrei unterdrücken, als die Beiden sich im freien Fall befanden. Ihre Arme schlugen sich fester um Cats Brust und Hals, die Beine hatte sie ebenfalls enger an den Körper des Katers gepresst. Somit war Cats Bewegungsfreiheit zwar eingeschränkt, doch das hielt ihn nicht davon ab, sich leichtfüßig mit dem Stab abzustoßen und zum zweiten Sprung anzusetzen. "Keine Angst Prinzessin. Ich passe auf dich auf." Flüsterte er dem Wind entgegen, doch Marinette konnte ihn verstehen. Hätte Cat seinen Kopf herumgedreht, hätte er den leichten rosanen Schimmer um Marinettes Nase erkannt und sich gefragt, warum sie Rot angelaufen war. Doch da er sich auf den Weg und die Umgebung vor sich konzentrierte, bekam er nichts davon mit. Ein letzter Sprung und Cat Noir landete zehn Minuten später sanft auf seinen Füßen. Mit den Worten." Wir sind da." Ließ er Marinette von seinem Rücken absteigen. Ihre Beine waren zittrig und er bot ihr den Arm an. Dankend nahm sie an und sie liefen die letzten Schritte zum Poolrand. "Also ich könnte das nicht. Mich so locker mit dem Stab zu bewegen." Gab Marinette zurück und ließ den Kater los. Dieser lachte nur verschmitzt. "Ich muss sagen, dass Ladybug es wesentlich schwieriger hat mit dem Jojo. Das wäre nichts für mich." Marinette sah ihn erst verdutzt an und grinste verlegen zurück. "Ich könnte mir dich im Ladybug sogar vorstellen." Cat Noir unterdrückte ein Lachen "Ich glaube auch, dass ich eine gute Ladybug abgeben würde." Er dachte an den vorfall mit C-Dresser zurück und stimmte in Marinettes kichern mit ein. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten sah Marinette ihren besten Freund einen Moment nachdenklich an. "Wie willst du denn überhaupt schwimmen gehen?" Verschwörerisch grinste der schwarze Kater seine Gefährtin an. Ausnahmeweise musste er Plagg wirklich einmal loben, denn ihm war es zu verdanken, dass der Kater auf diese glorreiche Idee gekommen ist. Nachdem ihm die Idee mit dem Schwimmbad gekommen war, haperte es an der Umsetzung. Denn wie Marinette schon festgestellt hatte. Wie sollte er denn mit seinem Lederanzug schwimmen gehen? Plagg war es, der ihm einen kleinen Trick verraten hatte. Nicht zu erwähnen, dass der kleine verfressene Käsejunkie dafür fürstlich in Camembert entlohnt wurde. "Das wirst du gleich sehen." Er griff sich an das große Glöckchen an seinem Hals und benutzte e s als Reißverschluss. Stück für Stück entblößte der Kater seinen sonnengebräunten Körper, den er Adriens unzähligen Fotosessions zu verdanken hatte. "Das... Halt!" Marinette hob schützend die Hände vor ihren Körper und drehte ihren knallroten Kopf weg. Ihre Augen, die vor Sehkunden noch groß und überrascht Cat bei seinem Striptease zugeschaut hatten, waren nun zusammen gekniffen. "Kannst du dich dabei nicht rumdrehen?" In ihrer Stimme klang ein wenig Verzweiflung und Scham mit. Grinsend tat der dunkle Held, wie ihm geheißen und drehte sich mit dem Rücken zu Marinette, während er sich weiter auszog. "Ich bin also der erste Junge, der sich vor dir ausgezogen hat?" Fragte er spitzbübisch. "Ja... Aber..." Antwortete Marinette, die die arme wieder sinken gelassen hatte und ein Blick auf Cat Noir riskierte. "So..so mein ich das nicht!" Sie begutachtete einige Sekunden den für sein Alter muskulösen Rücken des Katers, bevor sie erneut den Blick abwandte. "Ich zieh mich um, also dreh dich nicht um." Mahnte sie ihn mit einem grimmigen Unterton. So zogen die beiden sich schweigend bis auf ihre Schwimmsachen aus, bevor sie sich wieder gegenseitig zuwandten. Marinettes Gesicht war immer noch mit einem roten Schimmer belegt und Cat hätte zu gerne gewusst, was hinter den blauen Strähnen, die Marinette ins Gesicht hingen, vorgeht. "Wer zuerst im Wasser ist!" Lockerte Cat die Stimmung und damit, schob er auch das Verlange, dem Mädchen die kleine Strähne auf ihrer Nase aus dem Gesicht zu streichen, in die Ecke seines Kopfes. "Warte auf mich!" Lachte Marinette, die ihr Gesicht vor den Wasserspritzern schützte, die Cat Noir mit seiner Arschbombe ins Wasser aufgeschleudert hatte. Sie sprang ihm mit einem eleganten Köpfer hinterher und tauchte Sekunden später an der Seite des Katers auf. Die beiden planschten, schwammen um die Wette und versuchten sich gegenseitig unter Wasser zu ziehen. Selten hatte Cat soviel Spaß gehabt. Auch wenn der Held regelmäßig mit Ladybug Paris rette und dies ein großes Spiel für den Kater war, war es doch nichts gegen diesen unbekümmerten jugendlichen Spaß, den er mit Marinette ausleben konnte. Erschöpft und mit blau angelaufenen Lippen stiegen die beiden, fast eine Stunde später, zusammen aus dem Becken. Vergnügt lachten und kicherten sie, währenddessen sie über das gerade Erlebte redeten. "Schh!! Da kommt jemand!" In einem Wimpernschlag war Cats gute Stimmung verschwunden und wich ernster achtsamer Vorsicht. Marinette hatte ihr Rotes Handtuch mit den großen schwarzen Punkten um die Schultern gelegt und sah ihren besten Freund mit großen ängstlichen Augen an. Weit und breit war keine Möglichkeit gewesen sich zu verstecken. "Keine Angst, ich werde dich beschützen." Flüsterte er Marinette ins Ohr und schlang sein Arme Fest um das Mädchen. Sekunden später wurde de schwarze Kater von einem Hellen Lichtkegel geblendet. "Was macht ihr hier!" Wurden die beiden von einem Herren mittleren Alters in Uniform angebellt. Marinette zuckte leicht zusammen. "Ich bin Cat Noir. Hier gab es gerade eben ein Akumaangriff. Entschuldigen sie die Störung." Charmant log der Kater, ohne rot zu werden, einen Arm immer noch fest um Marinette gelegt. Ein kurzes schweigen des Wächters, dann antwortete er langsam und etwas nervös. "Oh entschuldige Cat Noir, ich habe dich nicht gleich erkannt. Ich hatte euch für Jugendliche Rabauken gehalten." Cat nickte kurz. "Jetzt ist alles wieder in Ordnung, der Akuma ist eingefangen." Erleichterung machte sich bei dem Nachtwächter breit. "Danke Cat Noir und Ladybug, dass ihr beide immer wieder Paris rettet. Wir sind euch allen sehr dankbar." Wieder nickte Cat kurz. "Dafür sind wir Superhelden da." Der Mann beäugte den Helden noch einen Moment lange, nickte dann anerkennen und wünschte noch einen ruhigen Abend und verlies die beiden. Erst jetzt roch der Kater das Chlorwasser an Marinettes Haaren, das fast vollständig ihren lieblichen Eigenduft überdeckte. Dann bemerkte er die warme Haut, auf seiner, das nasse Oberteil von Marinette, dass sich gegen seine Brust drückte, ihren Atem, der warm seinen Hals strich und die Arme die sich fest an seinen Rücken presste. Und er spürte seinen Herzschlag. Sein Herz pochte im kurzen Takt mit harten Schlägen gegen seine Brust. Das musste das Adrenalin sein. Was sonst könnte sein Herz so rasen lassen? Marinette schien zu zittern, vor Angst oder Kälte vermochte der Kater nicht sagen zu können. Er legte seinen freien zweiten arm ebenfalls um den zierlichen Körper Marinettes und wärmte sie mit seinem Körper, indem er sie näher an sich zog. Cat sah dem Wächter noch zu, wie er zurück ins Wachhäusche schlenderte. "Komm." Hauchte der Kater dem Mädchen in seinen Armen. "Ich bring dich wieder nachhause." Erst als der Nachtwächter wieder zurück in seinem Häuschen war, fiel ihm auf, dass die beiden Helden gar nicht ihre normalen Anzüge trugen. Er musste schmunzeln. Auch Helden brauchten mal eine Auszeit. Also würde er den Vorfall für sich behalten. Ob Helden hin oder her, ein Pärchen brauchte mal etwas Privatsphäre. Schnell hatten die beiden ihre Kleidung zusammen gerafft und sich wieder angezogen. Es herrschte ein nervöses Schweigen zwischen den beiden Freunden. Cat hin seinen Gedanken nach. Sein Herz pochte immer noch laut, wenn auch nicht mehr ganz so schnell, wie es das vor einer Minute noch getan hatte. Als er Marinette lang umschlungen an sich gedrückt hatte und ihr Atem seinen Nacken gekitzelt hatte. Er vermied auch, sie all zu lange anzusehen. Ihr schien es ebenso zu gehen. Auch der Rückweg zu Marinettes Balkon verlief schweigend. Keiner de beiden schien zu wissen, wie man die Stille am besten durchbrechen konnte. Dem schwarzen Kater kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und Marinette von seinem Rücken abstieg. Endlich fand sie die Sprache wieder. "Es hat viel Spaß gemach Cat. Ich wünsch dir eine gute Nacht. Bis zum nächsten Mal." Ohne ihn anzusehen oder auf eine Antwort von ihm zu warten, wollte sie ins Haus innere verschwinden. Cat Noir ergriff ihr Handgelenk und sie blieb stehen. "Marinette." Vorsichtig drehte sie sich zu Cat zurück und riskierte einen Blick in seinen Augen, aus denen sie sich nicht mehr losreißen konnte. Der Kater hielt immer noch ihr Handgelenk fest und machte einen Schritt auf sie zu. Dann sah er ihr ebenfalls tief in die Augen. Langsam beugte sich der Held zu Marinette herunter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Haarsträhnen auf ihrer Stirn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)