Gefühlchaos von --lina-- ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Die Nacht zog ein und schlaftrunken und zitternd schaffte es Yuri noch ins Bett, wo er auch bis zum nächsten Morgen tief und fest schlief. Der Morgen brach an mit strahlender Sonne, frisch gefallenem Schnee und wärmeren Temperaturen als in den letzten Tagen. Der Jahreswechsel stand bevor und Yuri beschloss eine Runde trainieren zu gehen, ehe er sich an die Bevorratung machte. Er zog sich an und verließ ausgeruhter als die letzten Tage seine Wohnung. Im Eispalast angekommen, schnürte er seine Schlittschuhe und verstaute seinen MP3-Player in seiner Hosentasche. Die Eisbahn war fast leer und so hatte er Platz um seine Gefühle frei zu laufen. Ein paar kurze Dehnübungen später betrat er das Eis, die Melodien hallten in seinem Körper wider und er ließ sich gleiten. Langsam, gleichmäßig, sein Herz zerbarst, eine Tragödie auf dem Eis. Er hatte die gesamte Länge der Bahn für sich und so jagte er einen Sprung nach dem Anderen. Einfacher Toeloop – dreifacher Rittberger – dreifacher Salchow – zweifacher Flip. Yuri versuchte seine Gedanken abzuschalten, aber während des Laufens ließ er alles raus, die Musik spielte weiter und so ließ er seinen Körper sprechen. Er sprach von Einsamkeit und Leere, Ungewissheit und Angst und doch befreite es ihn ein wenig. In 3 Monaten würde er Otabek wiedersehen, in 3 Monaten konnte er ihm endlich sagen was los war, in 3 Monaten war er bereit sich ihm zu verschreiben. Er atmete schwer, schloss die Augen und ließ sich rückwärts gleiten um sich erneut zu drehen und einen vierfachen Salchow übers Eis zu legen und sich vorwärts an die Bande gleiten zu lassen. Und so wie er das Eis betrat, verließ er es auch wieder. Er sprang schnell unter die Dusche und ging einkaufen um das Ende des Jahres entspannt entgegen zu sehen. … Die Tage schlichen dahin, Yuri konzentrierte sich auf den Ausbau seiner Beweglichkeit und seine anstehende Kür für die nächste Saison, aber bisher hatte er keine Idee. So glitt er Tag für Tag übers Eis, übte Sprünge und versuchte seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Den Jahreswechsel verbrachte er mit seinem Opa, eingekuschelt auf der Couch. Im Fernsehen liefen die Klassiker und eine heiße Schokolade erfüllte den Raum mit Duft. Yuri konnte Jahreswechsel nicht ausstehen. Sie waren bedrückend und geheuchelt. Zu Mitternacht standen er und sein Opa am Fenster um dem Feuerwerk zu zusehen. Es war groß, es war bunt, laut und schön anzusehen. Yuri seufzte leicht wehleidig, die Zeit wollte einfach nicht verrinnen und er wollte doch Otabek unbedingt wiedersehen, er lächelte sanft und kramte nach seinem Handy. „Beka..“ tippte er „..Frohes Neues.“ „Dir auch Yura“ kam als Antwort und Yuri grinste breit. „Deine Freundin?“ fragte sein Opa lächelnd. Yuri schüttelte den Kopf und sah leicht traurig aus. „Dein Freund?“ fragte sein Opa dann etwas direkter. Der Blonde zuckte stark zusammen, als ob er ertappt wurde und starrte seinen Opa an. „OPA!“ „Also hab ich recht?“ Sein Opa war schon immer ein Beobachter und er schien die Beziehung zwischen Yuri und gewissen anderen Personen genaustens beobachtet zu haben. „A-Aber.. Ähm.. Nein?“ stammelte der Junge, sein Gesicht rot vor Scham und sein Opa lachte aus vollem Herzen. „Yuratchka“ kam es sanft über seinen Lippen und hielt seine Hand „Egal wer dich glücklich macht, ich stehe immer hinter dir. Wer meinen kleinen süßen Jungen glücklich macht, kann kein schlechter Mensch sein.“ „Opa..“ sagte Yuri leise um danach breit zu grinsen. „Danke.“ Der Blonde war froh seinen Opa zu haben, nichts in der Welt war ihm wichtiger als der Rest seiner Familie. Sie gingen wieder in die Wohnung saßen noch lange wach, sie lachten über vergangenes und Yuri erklärte auf Fragen seines Opas wer ihn denn so zum Grinsen brachte und dass sie noch nicht darüber gesprochen hatten wie das enden sollte, sie waren immerhin nicht zusammen. Sein Opa lächelte sanft und war der Meinung, Yuri bräuchte sich keine Sorgen zu machen, er wusste dass alles gut gehen würde. Der Russe kuschelte sich tiefer in die Decke und schlummerte irgendwann mit dem Handy an die Brust gedrückt ein. Sein Großvater deckte ihn weiter zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, er würde immer sein kleiner Junge bleiben. Die nächsten Wochen vergingen ohne große Vorkommnisse und der Winter machte seine letzten Züge. 2 Wochen vor Otabeks geplanter Ankunft in Sankt Petersburg, fühlte sich Yuri wie ein kleines pubertierendes Schulmädchen. Er ertappte sich immer wieder dabei wie er auf Nachrichten von ihm wartete, wie er endlos lang das Handy anstarrte, als würde er damit irgendwas bewirken. Im Training war er aufmerksam wie eh und je, nur nicht wenn er sein Handy klingeln hörte. Damit war Yuri voll aus dem Konzept zu bringen, dann vermasselte er sogar Sprünge was Yakov zum kollabieren brachte. Er wurde mehr als einmal ermahnt, nicht so schwach zu sein. Dass nichts in der Welt zur Zeit wichtiger sein sollte als seine Siegesserie. Damit er keinen weiteren Tadel bekam, nickte Yuri einfach nur und trainierte weiter, er war gerade dabei sein Kurzprogramm einzustudieren und dieses Programm verlangte erneut alles von ihm. Er würde diese Woche so hart trainieren wie nur möglich um die kommende Woche nutzen zu können um mit Otabek was zu erleben. Der Blonde lächelte in sich hinein und ließ das Eis schmelzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)