Survival Puzzle's von abgemeldet (Wichtel-FF für ChocolateChip) ================================================================================ Prolog: PROLOG --------------  „Ich bin Sousuke Yamazaki.“ Sein Kopf fühlte sich schwer an. Er brummte, mehr und mehr und mehr. Der Schmerz ließ nicht nach, schien viel eher, viel stärker zu werden. „Mein Partner ist Rin Matsuoke.“ Ganz langsam, schaffte er es, die Augen zu öffnen. Erst nach dem dritten Blinzeln manifestierte sich die Umgebung, um ihn herum. Es war immer noch dunkel, aber durch ein Fenster schien Licht von einer Laterne, die draußen stand. „Aber ich weiß nicht... Wo ich bin.“   _____________________________________________________________     „Fuck, ich habe das Gefühl, dass mich ein Walross überrollt hat.“ Mit einem gewissen Maß an Amüsement bedachte Sousuke seinen Partner, der sich ausgiebig streckt und wie ein alter Herr an seinen Rücken fasste. „Jetzt stell dich nicht so an“, erwiderte er schlicht. „So schlimm war das allemal nicht. Außerdem haben wir durch deinen... Einsatz gewonnen.“ „Davon kann man noch nicht sprechen. Wir haben den Mistkerl zwar festgenommen, aber um ihn zum Reden zu bringen, müssten wir mittelalterliche Foltermethoden auspacken“, brummte der Rotschopf und ließ sich mit einem Ächzen auf den unbequemen Bürostuhl fallen. Sousuke blätterte in der Fallakte, während er seinen Stuhl – ebenfalls mehr als unbequem – an den Tisch von Rin schob. Nach Abschluss der Schule, waren sie gemeinsam zur Polizei gegangen, dass sie als Partner zugeteilt wurden, war mehr als Glück. Sousuke könnte sich keinen besseren Partner vorstellen – immerhin kannten sich Rin und er schon über einige Jahre hinweg, dass Vertrauen war da, genauso wie der Instinkt, den jeweils anderen in nicht zu viel Gefahr geraten zu lassen. „Laut dem, was wir wissen, gehört er bereits den oberen Reihen an. Er wird vielleicht nicht viel verraten, aber wir kommen dem Oberhaupt zumindest nach und nach näher“, er breitete vor Rin den Plan aus den sie selbstständig bisher ausgetüftelt hatten. Eine Schneeball-Mannschaft bis zu den obersten Reihen zu entlarven, war so kaum möglich. Die Untersten wussten meist nichts von dem, was ablief. Sie wollten selbst nur arbeiten und Geld verdienen, hatten selten schlechte Absichten. Umso mehr Stufen man aufstieg, umso krimineller wurde es. Seitdem Rin und er den Fall bekommen hatten, waren bereits einige Monate, mehr als ein halbes Jahr vergangen und sie schafften es nach und nach hinauf zu klettern und immer größere Fische zu fangen. „Ja, aber umso weiter wir hinauf kommen“, Rin gestikulierte mit den Händen und Fingern, zeigte hinauf und versuchte wohl irgendwas anderes darzustellen, was Sousuke nicht erkennen konnte. „Umso mehr Aufmerksamkeit ziehen wir auf uns. Und ich bin mir sicher, mein unglaubliches Aussehen wird alle Aufmerksamkeit abverlangen die es geben kann.“ „Na siehst du, du bist der Köder und ich mache weiter“, gab der Dunkelhaarige von sich und spürte wie Rin's Fuß ihn streckte und scheinbar versuchte zu treten, allerdings nicht ran kam. Sousuke lachte deshalb nur auf und zog sich die Polizei-Mütze von dem Kopf, legte sie vor sich ab. Rin hatte seine verloren, als sie dem Verdächtigen nach gehetzt waren. Allerdings passierte das seinem Kumpel nicht zum ersten Mal, seine Mützen verschwanden ständig spurlos, schon in der Ausbildung war das der Fall gewesen. „Wie auch immer“, gähnte Rin. „Ich brauche jetzt Bier, und Schlaf, aber vor allem Bier. Kommst du für eine Runde mit?“ „Aber klar doch.“   _____________________________________________________________     Die letzten Erinnerungen waberten schwer in sein Bewusstsein zurück. Er lehnte sich gegen eine metallene, kalte Wand und hielt sich den Kopf. Das Brummen wurde nach und nach besser, auch wenn es durch auftauchende Erinnerungen kurz so schien, als würde er in den Anfangsstadium zurück stoßen. Rin und er waren gemeinsam in eine Bar gegangen. Sie tranken nie mehr als zwei Bier, immerhin mussten sie am nächsten Tag auf Arbeit und da konnten sie keinen Kater gebrauchen. Außerdem wusste Sousuke wie sich ein Kater anfühlte. Das, was in ihm tobte, hatte damit nicht im Geringsten was zu tun. Er erinnerte sich noch daran, dass Rin aus der Bar gegangen war, Sousuke hatte bezahlt, war ihm gefolgt und... dann gab es da diesen Riss. Pures schwarz. Den Raum hatte er bereits nach Rin abgesucht, aber er konnte ihn nirgendwo entdecken – und da der Raum nicht sehr groß war, konnte man wohl behaupten, dass er nicht hier war. Er war hier alleine. Nachdem er seine Kräfte gesammelt hatte, schob er sich zu erst auf die Knie, ehe er sich abgestützt an der Wand, langsam auf die Füße zog. Einige Sekunden die er dort verbrachte, vielleicht sogar ein paar Minuten, nutzte er um durch zu atmen und sich erneut umzusehen. Der Raum war dunkel und kahl, kühl und dreckig. Es gab nur ein kleines Fenster, vergittert, weit oben wo selbst ein großer Mann wie er, maximal mit den Fingerspitzen hinkam. Alles um ihn herum wirkte alt und herunter gekommen, nun viel gab es hier nicht und ein wenig, wirkte es wie eine Zelle. Denn so schrecklich es hier aussah – so modern und sicher, wirkte die einzige Tür. Nach zwei Schritten, stand er relativ sicher auf beiden Beinen, er durchquerte also den Raum und strich über das harte Metall der Tür, die ein wenig was von einer Hochsicherheitstür hatte. Es gab ein Schloss. Mit Zahlencode, modern, wie bei einem Computer. Seufzend raufte er sich das dunkle Haar, nachdem er wahllos vier Nummern eingegeben hatte. Ein Piep-Geräusch und alle Nummern wurden gelöscht – wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn er richtig gelegen hätte.   „Unser Gast ist also aufgewacht.“ Sousuke konnte ein Zucken nicht unterdrücken, dass leicht durch seinen Körper ging. Verwirrt über die fremdartige Stimme sah er sich um. „Ihr habt euch in unsere Geschäfte eingemischt.“ Die Stimme war eindeutig Computer-verzerrt, sie schien aus den Wänden zu ihn zu dringen, er konnte keinen Lautsprecher entdecken, geschweige denn etwas ähnliches. „Und es ist fast schon beeindruckend, wie weit ihr gekommen seid. Deshalb, geben wir euch eine zweite Chance.“ „Wer spricht da?“, raunzte Sousuke mit zusammen gekniffenen Augen. „Wo bin ich hier?!“ „Du bist bei uns. Wenn du Glück hast, kommst du raus – gemeinsam mit deinem Partner.“ „Rin...“, murmelte er, dann war er also nicht alleine gefangen. „Aber um hier raus zu kommen, musst du durch eine Reihe von... Nennen wir es Prüfungen. Sie werden dir auf den Weg hinaus begegnen. Wenn ihr es nicht schafft, werdet ihr hier sterben.“ „Sadistische Dreckskerle!“, knurrte der Polizist und ruckelte an der Tür, die sich aber natürlich nicht bewegte. „Der Zahlencode ist deine erste Prüfung. Beeil dich lieber, sonst wird deinem Partner die Luft ausgehen.“ „Was heißt das?! Wer seid ihr?!“ Die Stimme was weg. „Hey! Ich rede mit euch!“ Und sie blieb auch weg. „Verdammt... Zahlencode... na gut, spiele ich halt erst einmal mit...“ Kapitel 1: KAPITEL 1 -------------------- Auf den ersten Blick, den Sousuke bereits durch den Raum geworfen hatte, war ihm nichts aufgefallen. Auch nach der verzerrten Stimme, die aus den Wänden zu dringen schien, gab es nicht plötzlich etwas, was ihm auffiel. Natürlich, dass wäre ja auch zu einfach gewesen. Zumindest stand er sicher auf den Füßen und auch seine Kopfschmerzen ließen mehr und mehr nach. Das Denken wurde dadurch leichter und seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, was ebenso das Sehen einfacher werden ließ. Natürlich half auch das wenige Licht durch das Fenster, um sich umsehen zu können. Sousuke ging an der Wand entlang, lief zweimal den Raum somit ab und suchte immerzu nach etwas, was nach einem Zahlencode aussehen könnte. Es gab in diesem Zimmer schlicht ein dreckiges, altes Waschbecken, klein und niedrig, kein Wasser, nicht ein Tropfen kam daraus, der Abfluss wirkte unhygienisch, wie der gesamte Raum an und für sich. Ober an den Wänden waren hier und da Harken angebracht, als hätte man hier etwas aufgehangen – oder Jemanden. Ansonsten war alles nach wie vor kahl. Aber nach dem dritten Mal ablaufen, spürte er etwas. Seine Finger strichen über die graue, raue Wand, als er eine Einkerbung unter den Fingerspitzen ertasten konnte. Sein Atem stoppte für einen kurzen Moment, er blieb stehen und wandte sich der Wand mehr zu. Seine Finger fuhren intensiver über die Wand, er strich die Einkerbung nach. Drei hinter einander, dann eine Weile einfache Leere, anschließend war da ein V und er hatte eine kleine Vermutung was er hier ertasten konnte. Nach weiterer Leere, war es dieses Mal ein Strich und ein X und seine Sicherheit wuchs. „Römische Zahlen...“, murmelte er, konnte aber keine vierte Ziffer ertasten. Also strich er von hinten nach vorne. Das X mit einem Strich, ein V und drei Striche, dass hatte er bereits ersten können und er konnte es ein weiteres Mal spüren. Aber wieder fehlte eine vierte Ziffer. Mit drei ließ sich allerdings arbeiten, eine Vierte würde er sich irgendwie dazu raten können – zumindest, wenn dies die Antwort auf sein erstes Problem war. Er merkte sich die bekannten Ziffern und ging anschließend wieder zur metallenen Tür. Das Schloss zeigte ihm wieder nur leere Felder an. „Okay... Drei, Fünf, Neun“, zählte er und drückte die Knöpfe runter. Anschließend versuchte er eine Eins. Falsch. Die Zwei. Ebenfalls falsch. Alle Nummern die er tippen konnte, wurden ausprobierte – erfolglos. Er strich sich durch das Haar und startete einen erneuten Versuchen, indem er vor der Drei immer wieder eine neue Zahl eingab. Mit einem Zischen stellte er jedoch fest, dass auch die erfolglos blieb. „Nochmal nachdenken... Vielleicht waren die leeren Stelle nicht dazu da“, murmelte er leise vor sich. „Vielleicht sind sie nur zur.... Verwirrung. Aber welche Zahl fehlt dann?“   Mit einem Stück Papier wäre das alles sicherlich einfacher, er könnte alles aufschreiben und das Rätsel sich vor Augen führen. Er schloss die Augen und versuchte sich darauf zu konzentrieren. Drei. Fünf. Neun. Oder auch nicht? ||| V |X Sousuke sendete seinem Partner und besten Freund ein leises Danke zu, dafür das er ihm die römischen zahlen förmlich eingeprügelt hatte. Zur Schulzeit hatte er unglaubliche Probleme damit gehabt, sich zu merken, welcher Buchstabe, welche Zahl bedeutete und wo man die Striche setzen musste. Rin hatte das seltsamerweise schon in der Grundschule gekonnt und ihm schließlich damit geholfen, als es im Unterricht immer wichtiger geworden war. Wenn er sich die Lücken weg dachte, gab es natürlich noch weitere Möglichkeiten für Zahlen, es würde meistens fünf Zahlen ergeben. Aber tatsächlich schaffte er es, sich gedanklich auf vier Ziffern zu einigen, die es ergeben könnte. Könnte. Vielleicht musste er die einzelnen Striche trennen. Das würde vorne die Ziffern Eins und danach eine Zwei bedeuten können, danach wäre eine Fünf und Neun wie gehabt möglich. Es war die erste Reihe Zahlen die er logisch auf einander reihen konnte – und es waren vier Zahlen. So viele, wie er für das Öffnen des Schlosses benötigte. Also startete er den Versuch und gab die neue Kombination an Zahlen ein. Eins. Zwei. Fünf. Neun. Wieder ein Piepen. Dieses Mal, klang es jedoch anders. Und es gab ein grünliches Licht, welches leicht ins Türkise ging, dann entriegelte sich das Schloss selbstständig und Sousuke brauchte nur noch die Tür aufzustoßen. Einfach rauszugehen war sicherlich nicht das Sicherste, aber er konnte ja schlecht hier drinnen bleiben, auch wenn ihm seine Waffe fehlte.   Er lauschte, versuchte irgendwas zu hören, aber es gab da nichts. Also trat er vorsichtig die ersten Schritte nach draußen, sein Bauch gab ihm klar zu verstehen, wie schlecht und unsicher er sich dabei fühlte, als wäre er ein leicht zu greifendes Ziel. Im Flur, auf welchen er trat, gab es eine flackernde Lampe oben, die Geräusche machte, als würden Insekten darin fliegen oder die Sicherung gleich durchbrennen . Die Wände waren genauso grau und kahl, wie in dem Raum, aus welchem er kam. Hinter ihm war eine Sackgasse, ansonsten standen um ihn herum lediglich ein paar Kisten oder Tonnen, nichts auffälliges. Er konnte an der Wand gelehnt ein Brecheisen entdecken und schnappte es sich rasch, als eine Art Waffe und vielleicht würde es ihm später auch anderweitig behilflich sein. Sousuke schritt langsam den Flur entlang, seine Schritte hallten dabei leicht nach, was ihm zumindest etwas beruhigte – wenn man ihn hörte, würde er sicherlich auch Personen hören, die auf ihm zukamen. Das gab ihn einen Hauch von Sicherheit – auch wenn es ein trügerisches Gefühl war. Der Flur schien endlos lang zu sein, jede Tür die in einen anderen Raum führen würde, war abgeschlossen, er konnte maximal durch ein kleines Fenster blicken, welches manche der Türen hatte. Durch die Dunkelheit war selten etwas zu erkennen. Anders als kurzzeitig vermutet, hatte der Gang aber doch ein Ende. Dargestellt wurde er von einer breiten Tür, der obere Bereich war gänzlich aus Glas, Sousuke konnte von Weiten nichts erkennen, umso näher er kam, umso langsamer wurde er. Schon von Weiten versuchte er so viel wie möglich durch die Fenster zu erkennen, um sich darauf vorbereiten zu können, was hinter den Türen auf ihn wartete. Bisher hatte er noch nicht einmal Rin gefunden, nirgendwo auch nur ein Anzeichen auf dessen Befinden hier. Vielleicht war er gar nicht hier, vielleicht war er hier alleine? Er hielt sich mit diesem Gedanken nicht weiter auf, drückte die Klinke herunter und stieß mit dem Brecheisen die Tür weiter auf. Sousuke roch... Chlor. Der zugegebenermaßen riesige Raum sah aus wie ein Schwimmbecken, welches man für Turniere oder dem Training benutzte. Sprungbretter waren zu erkennen. Der Boden war grau gefliest, viele der Fliesen waren kaputt, genauso wie die Leitern die zu den Brettern würden, einige Latten verloren hatten. Sousuke konnte auf den ersten Blick auch keine weiteren Personen entdecken. Das änderte sich jedoch, umso näher er dem Becken kam, aus den Düsen strömte unaufhaltsam Wasser ins Schwimmbecken. Als er noch näher kam, erkannte er allerdings noch etwas. Noch Jemanden.   „Rin?!“, rief er, seine Stimme vermischt mit Überraschung, Verwirrung, Entsetzen, Erleichterung und anderen unnennbarer Emotionen. Sousuke konnte erkennen wie sich der Kopf seines Partners langsam hob, er vermutete das der Andere einen ebenso harten Schlag wie er abbekommen haben musste. „Ich bin hier oben! Geht es dir gut?!“ „Sousuke?“ Die Stimme von Rin war so leise und kratzig, dass er sie kaum hörte, er sah wie der Kopf wieder nach unten fiel, während sich die Beine streckten und wohl versuchten weiter zu bewegen. Am Aufstehen wurde der Andere allerdings gehindert, wieso konnte Sousuke ebenso erkennen. Zumindest vermutete er, zu erkennen wieso er nicht aufstehen konnte. Direkt hinter Rin war nicht nur die Wand des Becken, sondern auch mehrere Röhre, Stangen, irgendwas metallisches verankert sehr wahrscheinlich etwas, woran man Jemanden fesseln konnte. Rin – anscheinend gefesselt – in jenem Schwimmbecken. ...sonst wird deinem Partner die Luft ausgehen. Die Erkenntnis auf was das hinaus zu laufen schien, überrumpelte ihn beinahe schon. Mit einem zischenden Geräusch, suchte er nach einem Weg sicher dort unten an zu kommen. Das Wasser hatte Rin bereits erreicht, er konnte den Unterkörper noch gut erkennen, aber es würde nicht lange dauern bis der Wasserspiegel mehr und mehr ansteigen würde. „Ich bin sofort da!“, rief er seinem Partner zu, nicht sicher ob jener überhaupt noch bei Bewusstsein war. Schnell erhob er sich und suchte verkrampft nach einem Weg nach unten, schob Eimer und Kisten bei Seite, versuchte eine Tür zu öffnen, durch welchen man wohl früher in den Sicherheitsraum gekommen war, wo Bademeister gesessen hatten. Er musste nicht nur runter, sondern auch wieder hochkommen, selbst wenn er vermutete das dass hochkommen kein so großes Problem mehr darstellen würde, wenn seine Vermutung richtig war. Er hörte das Wasserrauschen, als wäre es doppelt so stark wie eben noch. Hektisch drehte er sich zum Becken, die Wasserdüsen an allen Wänden des Becken waren nach wie vor dabei, literweise Wasser zu füllen. In dem Becken, in welchem nach wie vor Rin gefesselt saß. „Scheiße!“, knurrte Sousuke. Sein Herz klopfte mindestens doppelt so stark wie normal, als er sich mit Anlauf gegen die Tür warf. Glücklicherweise war diese nicht hochgesichert, nach einem zweiten Anlauf knarzte sie bereits, den Schmerz in seiner Schulter ignorierte er streng, stattdessen sammelte er seine Kraft ein erneutes Mal und rammte seinen Körper wiederholt gegen die Tür. Noch einmal, dann hatte er sie endlich aufgestoßen. Für einen Moment erlaubte er es sich, über die Schulter zu reiben, dann machte er sich daran, den Raum abzusuchen und fand etwas, was hilfreich sein könnte. Ein Seil!   Als er damit auf den Arm zurück kam, ging das Wasser bereits bis knapp über den Bauch von Rin. So schnell es ihm möglich war, band er die eine Seite vom Seil an das Metall der Leiter, mit der man normalerweise ins Wasser kommen würde. Er zog probeweise daran, unsicher ob die Leiter noch stabil genug war, um ihn zu halten – aber er hatte keine Zeit weitere Tests durchzuführen, also atmete er noch einmal tief durch, ehe er das restliche Seil das Becken hinunter warf. Vorsichtig ging er ans Rand, packte das Seile stützte sich mit dem ersten Bein über das Becken an der Wand ab. Noch immer klopfte sein Herz unregelmäßig stark gegen seine Brust und ein Schuss Adrenalin rauschte durch seine Adern, als er noch ein zweites Bein vom festen Stand des geraden waagerechten Boden nahm und sich stattdessen auch damit an der vertikalen Wand des Becken abzustützen. Sein Körper wurde anormal in Schieflage gebracht, die ihn kurz Beben ließ, ehe er langsam versuchte weiter nach unten zu kommen. Immer das laute Rauschen von Wasser im Ohr und dabei zusehend, wie jenes Wasser stieg und stieg. „Sousuke?“ „Ich bin gleich da, Rin!“, rief er übermütig und ignorierte die Tatsache, nicht einmal die Hälfte geschafft zu haben. „Bleib einfach ruhig und-“ „Ruhig bleiben?! Fuck, ich bin kurz vor dem Ertrinken!“ Dafür das sein Partner bis eben still und benommen gewesen war, schien die Panik plötzlich in ihm aufzutauchen. Rin liebte das Wasser, Sousuke und er hatten Sommer für Sommer gemeinsam an Stränden und in Schwimmbecken verbracht, auch zu kühlen Jahreszeiten hatte Rin ihn zu Schwimmhallen geschleppt. Jetzt in einem Becken zu sitzen, gefesselt, und kurz davor zu ertrinken, fühlte sich jedoch für jeden nicht so gut an... „Jaja, ich weiß!“, brummte Sousuke. „Versuch am Leben zu bleiben, solange ich bis zu dir brauche!“ Er konnte sich vorstellen, wie Rin die Augen verdrehte, divenhaft schnaubte und leise Flüche ausstieg, aber er hörte nichts, drehte sich sicherheitshalber kurz um verlor deshalb beinahe die Balance, welche er sowieso schwer halten konnte.Aber Rin war wach, er drückte sich an die Stange hoch, soweit es ihm wohl möglich war. Das Wasser war wieder gestiegen, aber es erreichte noch nicht ganz die Brust. Dennoch beeilte sich Sousuke nach unten zu kommen – versuchte das Gefühl von Furcht zu fallen zu verwerfen und stieg nach und nach weiter hinab.   Erleichtert ließ er sich die letzten paar Meter runter rutschen und landete im Wasser, welches ihm in stehender Haltung glücklicherweise nicht so weit die Beine hoch ging. Durch Wasser zu gehen war dennoch immer etwas schwieriger. „Na endlich!“, zischte Rin. Vermutlich versuchte er sich an einen bösen Blick, der dank der noch leichten Benommenheit, allerdings fehlschlug. „Meckere nicht, oder ich lass dich hier sitzen“, drohte Sousuke, drehte Rin bereits ein wenig um einen Blick auf die Stange und den daran geketteten Händen zu werfen. „Haben die dich mit den eigenen Handschellen gefesselt?“ „Woher soll ich das wissen?“, knurrte der Rotschopf ungeduldig und versuchte selbstständig irgendwie los zu kommen. Sousuke strich über die Handschellen, versuchte sie auseinander zu bekommen, aber er kannte sich mit den Handfesseln gut genug aus um zu wissen, dass man sie nicht einfach lösen konnte. Man benötigte den Schlüssel oder etwas anderes zum aufbrechen. „Hast du die Schlüssel in den Tasch-“ „Sousuke!“, unterbrach Rin ihn zischend. „Ich bin verdammt nochmal gefesselt, keine Ahnung ob irgendwie, irgendwo, was ist! Bis vor kurzem war ich noch ohnmächtig!“ Der Dunkelhaarige spitzte die Lippen, unterdrückte aber eine bissige Antwort und tauchte seine Finger unter Wasser um nach den Schlüssel zu suchen – in den Hosentaschen, die völlig durchnässt waren und an Rin klebten. Er spürte und hörte wie der Andere tief Luft einsog, als wäre Sousuke es, der ihn mit kalten Finger berührte, dabei war das Wasser eiskalt. Sousuke ignorierte es und schlüpfte in die Hosentaschen, aber fand nichts Schlüssel-ähnliches. Also zog er die Hände zurück und kramte noch in den Jackentaschen, aber auch dort fand er nichts. „Okay... dann halt mit Gewalt“, murmelte Sousuke zu sich und zerrte an der Stange, an welchem die Handschellen angebracht waren. Er stemmte sich zur Unterstützung mit einem Fuß an der Wand ab, nach einigem ziehen, rutschte er allerdings weg und landete rücklings im kalten Wasser, welches natürlich unaufhörlich anstieg. „So nett deine kleine Fall-Einlage auch ist“, brachte Rin hervor. „Wäre ich wesentlich erfreuter, wenn du mich hier los machst!“ „Das Brecheisen!“ „Was?“ „Ich habe eine Brecheisen gefunden!“ „Super! Wo ist es?!“   Rin sah sich mit purer Erleichterung im Blick um und Sousuke fiel es beinahe schwer, nach oben zu sehen. Er hatte sie natürlich vor dem Becken abgelegt, um den Weg sicher runter zu kommen. Das hätte er besser bedenken sollte. „Ist das dein verdammter Ernst!? Wieso hast du sie nicht gleich mit runter gebracht, Idiot!“, knurrte Rin, wütend und panisch zugleich. Das Wasser hatte seine Brust erreicht, vermutlich wurde das Atmen bereits schwerer. Sousuke schob das ungehaltene Verhalten also auf die Panik. „Ich hole sie und bin gleich wieder da!“, versicherte Sousuke seinem Freund. Er eilte schnellstmöglich zurück zum Seil, packte es mit beiden Händen und stemmte sich ein weiteres Mal an der Wand ab. Nach oben war es nicht unbedingt leichter, vor allem dank seiner nassen Schuhsohlen, musste er vorsichtig hinauf, um nicht abzurutschen. Dennoch versuchte er sich zu beeilen, krallte sich in das Seil fest und versuchte so selten wie möglich anzuhalten. Aber nach oben zu kommen war ein Kräftemessen, obwohl er selbst durchtrainiert war. Natürlich blieb Rin auch nicht still, er trieb ihn an, sich zu beeilen und gab ihm immer wieder Bescheid wie weit das Wasser gestiegen war. Als er dann endlich oben angekommen war, gab Rin ein sarkastischen Jubeln von sich und Sousuke dachte wirklich darüber nach, einfach alleine einen Weg zu suchen, hier raus zu kommen. Aber Rin war sein Freund, trotz Meckern. Die Brechstange war schnell nach unten geworfen und ging unter Wasser. Sousuke würde es hoffentlich schnell wieder finden, erst einmal musste er wieder nach unten. „Los, Sousuke! Komm schon, gib etwas Gas!“, rief Rin ihm dabei zu. „Ich halte das nicht mehr lange... aus!“ Der Rotschopf streckte den Kopf bereits nach oben, weil das Wasser sein Kinn erreicht hatte. „Ich beeile mich schon, Rin! Halte die Luft an!“, rief er seinem Partner noch zu, ehe er wegrutschte. Zischend rutschte er vielleicht ein-zwei Meter, mit brennenden Schmerz in den Händen, die aufgekratzt wurden durch das stramme, raue Seil. Er baumelte nach unten, solange bis er es wieder schaffte, die Beine ab zu stemmen. Sousuke biss sich auf die Zunge und versuchte den Schmerz zu ignorieren, was durchaus schwer war, weil er sich immer noch ziemlich festhalten musste.   „Sousu-... ke!“ Er landete im Wasser und drehte sich zu Rin, von dem man nur noch alles über die Nase hinweg erkennen konnte. Sousuke tauchte kurz unter, um leichter nach der Brechstange fischen zu können. Als er sie in die Finger bekam, tauchte er wieder auf und schwamm die wenigen Meter – so ging es schneller, als zu laufen - zu Rin, von dem er nicht einmal mehr die Augen sah. Er strich ihm kurz über die Schulter, um zu signalisieren, dass er da war. Dann stemmte er die Brechstange an und stützte den Fuß wieder an der Wand ab, ehe er sich mit aller Kraft gegen die Stange drückte.Mit aller Kraft warf er sich dagegen, solange bis die Stange lockerer wurde, und lockerer, und lockerer – und sich nach und nach von der Wand abtrennte. Das rote Haar versank und in ihm kam langsam Panik auf, auch wenn die Lungen von Rin trainiert waren, lange würde er das nicht mehr aushalten. Endlich löste sich die Stange mit einem brechenden, krachenden Geräusch. So schnell es ihm möglich war drückte er Rin's Arme nach unten, solange bis sie vom Rohr befreit waren und er auftauchen konnte. Der Andere atmete rasch und ungleichmäßig stark ein, hustete, während Sousuke ihm Halt gab und versuchte beruhigend über den bebenden Rücken zu streichen. „Geht es dir gut?“, fragte er leise und zaghaft nach. Noch etwas hustend hob Rin den Kopf und sah ihn aus trüben Augen an, ehe er noch einmal tief einatmete, es klang zittrig, aber zumindest kam er wieder zu Luft. „Ja... Geht schon, lass uns hier raus“, murmelte Rin und machte die ersten Schritte in Richtung Seil. „Weißt du... was hier los ist?“ „Nicht wirklich“, seufzte Sousuke. „Ich bin in einem Raum aufgewacht, zwar hat Jemand zu mir gesprochen aber die Stimme war verzerrt. Er oder Sie meinte nur, dass ich... dass wir einige Prüfungen bewältigen müssen, um hier raus zu kommen.“ „Na super“, schnaubte Rin und griff bereits nach dem hängenden Seil. Solange Rin am Seil hing, blieb Sousuke unten stehen und besah sich mal seine Hände. Sie waren aufgeschürft und rau, rote, gereizte Stellen konnte man über all erkennen. Mit einem Seufzen griff er erneut nach dem Seil und kletterte hinauf während Rin bereits oben auf ihn wartete und sich die Jacke ausgezogen hatte. Sousuke folgte dem Beispiel und warf sie bei Seite. „Von dort komme ich“, er deutete auf die große Tür. „Ich glaube nicht das wir zurück müssen, zumindest ließ sich keine Tür öffnen und es gab auch keine Hinweise darauf...“   Rin nickte leicht, während er sich umsah und anschließend auf eine weitere, große Tür deutete, die auf der anderen Seite zu finden war. Sousuke nickte seinem Partner leicht zu, ehe sie schließlich zur Tür schritten, Rin drückte direkt dagegen, aber sie ließ sich nicht öffnen. „Okay, gibt es hier noch eine andere Tür?“, fragte er und sah sich bereits weiter um. „Ich denke wir müssen dadurch“, erwiderte Sousuke und deutete auf eine Art Computer neben der Tür. Es war mehr ein angebrachter Bildschirm. „Ich glaube das ist eine Art Rätsel.“ „Oh super“, schnaubte Rin voller Ironie in der Stimme. „Wo sind wir hier gelandet? In einem dieser schlechten Horror-Computer-Spiele?“ „Hör für einen Moment auf zu meckern und sieh dir das mal an.“ Rin warf ihm einen bösen Blick zu, aber stellte sich anschließend dicht neben ihn, um den Bildschirm zu betrachten. „Sieht so aus... als müssten wir herausfinden wie viele schwarze Punkte es sind und die Zahl eingeben“, sagte der Rotschopf und sah konzentriert auf den Bildschirm. „Okay, dass sollten wir doch hinbekommen...“ Kapitel 2: Teil 2 -----------------  „Okay... Also, es sind insgesamt 35 Punkte. Wie viele davon sind schwarz?“ „Wir haben doch schon fast alles ausprobiert!“, seufzte Rin demotiviert und zum Teil auch genervt. „Ich habe das Gefühl, diese Punkte bewegen sich – immer und immer und immer wieder! Ich schaffe es nicht zwei davon zu zählen, ohne das sie weiter springen!“ „Rin, ich stehe die gesamte Zeit neben dir und starre genauso auf das Bild – ich weiß das es nervig ist.“ Sein Kopf fing an zu schmerzen, es war ein benommenes, seltsames Gefühl von Anstrengung, Konzentration und Verwirrung. Jedes System welches er sich bereits zurecht gelegt hatte funktionierte nicht. Es war scheinbar egal ob man von oben nach unten, von unten nach oben zu zählen anfing, man konnte sowohl links, als auch rechts anfangen, in der Mitte oder an der Seite – man kam nicht auf die richtige Zahl. Genauso wie Rin es bereits gesagt hatte. „Argh! Das macht mich wahnsinnig!“, fing Rin fast schon an zu schreien, während er den Bildschirm so finster anstarrte, dass Sousuke befürchtete, der Computer würde sich gleich Beine wachsen lassen und weg rennen. „Die verarschen uns doch nur, wahrscheinlich bilden wir uns das alles ein und es gibt keine schwarzen Punkte!“ Und während er redete und redete, runzelte Sousuke die Stirn. Was wenn... „Vielleicht hast du Recht!“ „Natürlich habe ich das“, brummte Rin die Augen verdrehend. „...und mit was?“ „Vielleicht bilden wir uns das nur ein?“ sagte er. „Du weißt schon, eine visuelle Täuschung. Die Punkte sind vielleicht alle weiß und es gibt keine schwarzen Punkte und wir bilden uns das nur ein, wegen der schwarzen Vierecke?“ „Willst du mir damit sagen das wir...“ „Völlig umsonst uns den Kopf zerbrochen haben?“, es war beinahe zum Lachen. „Ja. Zumindest wenn es wirklich so ist...“ Sousuke tippte auf die 0 vom Bildschirm und wenige Sekunden später, leuchtete es grün und die Tür entriegelte sich von selbst. Rin sah fast schon entsetzt aus und Sousuke war tatsächlich kurz davor zu lachen, obwohl die Situation nicht dafür gemacht wurde sich zu amüsieren. Er stieß die Tür vorsichtig auf, sie öffnete sich quietschend, der Gang dahinter erleuchtete sich wie auf Kommando selbst. Nach und nach erhellte sich der Weg, keine Menschen Seele war zu erblicken, also betraten sie den Gang.   „Na gut... Also geht es jetzt weiter“, murmelte Rin. Auch wenn sie beide gleichermaßen schnell hier weg wollten, bewegten sie sich langsam und vorsichtig nach vorne, immer darauf bedacht zu Kämpfen, wenn es sein musste. „Was ist unsere Vermutung zu dem Ganzen?“ Sousuke sah für einen Moment verwirrt zu seinem Partner, ehe er verstand. „Ganz ehrlich? Entweder irgendwelche Psychopathen... Oder wir sind unserer lieben Schneeball-Mannschaft zu nahe gekommen.“ „Ach ja“, Rin sah zu ihm, als wäre ihm etwas eingefallen. „Ich sagte doch vorhin, gestern... wann auch immer, es fühlt sich an, als wäre ich von einem Walross überrollt wurden?“ „Ähm... ja?“ „Ich habe gelogen“, erwiderte der Rotschopf. „Als ich in diesem Pool aufgewacht und fast ertrunken wäre, hat es sich so angefühlt, als würde mich ein Walross überrollen.“ Sousuke lachte leise auf, er schlug seinem Freund auf die Schulter, für einen Moment legte Rin die Hand auf seine und es wurde einer dieser viel zu kitschigen Momente unter Freunden, umgeben von einer schrecklichen Situation. Grotesk. „So oder so... Man will uns scheinbar nicht direkt töten. Entweder ist das ein seltsames, sadistisches Spiel...“ „Oder sie wollen uns einfach nicht töten. Vielleicht wollen sie uns bei sich aufnehmen, dass fände ich sehr charmant“, schmunzelte Rin. „Oder es ist unsere Bestrafung, weil wir in Uniformen Bier trinken gegangen sind?“ „Ah, du meinst also, sobald wir hier draußen sind, steht unser Chef da und tadelt uns nochmal?“, gluckste Sousuke. „So in etwa“, bejahte es der Rotschopf. Bisher war das alles unerträglich gewesen, aber mit seinem Freund, war das nicht mehr ganz so schlimm. Sie waren zumindest gemeinsam in dieser seltsamen Art von Hölle. Jede Tür, die es hier gab, wurde getestet, ließ sich aber nicht öffnen im Inneren war es meist dunkel, also vermutlich nichts drinnen, was sie den Leuten nach benötigten. Da sie nicht unbedingt eine Ahnung hatten wo sie waren, oder ob sie irgendwas genaues tun sollten, versuchten sie einfach alles Mögliche. „Sousuke!“ Er drehte sich auf den Ruf um. „Die Tür geht auf.“ Rin schob die Tür auf, sie verschwand in der Wand, während sein Partner vorsichtig rein sah. Er suchte vermutlich nach einem Lichtschalter an der Wand neben der Tür im Inneren, als sich Sousuke näherte und hinter her in den Raum schritt, der nach wie vor dunkel war. „Na endlich!“, seufzte Rin und drückte scheinbar einen Schalter. Das Licht ging mit einem Flackern an, gleichzeitig ertönte jedoch ein metallisches Geräusch, hektisch drehte sich Sousuke um und erkannte noch im letzten Moment, wie sich die Tür von alleine schloss.   „Sag mir bitte, dass das nicht passiert ist!“, jammerte Rin und drückte erneut auf den Schalter, vermutlich in der Hoffnung, dass sich die Tür damit öffnen würde. Natürlich war das nicht der Fall. Also schaltete er das Licht wieder an und ließ für einen kurzen Moment den Kopf nach vorne fallen, die roten Strähnen, die immer noch nass waren, hingen ihm ins markante Gesicht, ehe er sich über die Lippen leckte und umsah. Sousuke wandte sich strikt vom Gesicht seines Partners ab und schritt an die Tür. Natürlich ließ sie sich nicht öffnen, der Bildschirm daneben blieb allerdings auch schwarz, egal was Sousuke drückte, entweder sollten sie hier gemeinsam sterben oder aber es würde sich später einschalten? „Sieh mal. Hier gibt es scheinbar Essen und Trinken für uns... und eine Karte, scheinbar von dem Gebäude.“ Er wandte sich ab von der Tür und dem Schlüsselsystem, stattdessen wandte er sich doch wieder an Rin, der neben einem Rucksack hockte, in welchen er sah. Rin zog die angesprochene Karte hervor und legte sie auf dem Boden. Sousuke hockte sich daneben und tippte mit dem Finger auf eine Stelle. „Das scheint der Raum mit dem Pool zu sein“, sagte er. „Das bedeutet... ich komme vermutlich von dort und wir sind in diesem Gang... Ich würde sagen, dieser Raum hier, könnte es sein?“ Rin nickte ihm schweigend zu, ehe er den Kopf hob. Ein Luft-saugendes Geräusch erklang, Sousuke ignorierte es, um sich weiterhin die Karte anzusehen. „So wie es aussieht, ist dort der Ausgang“, redete Sousuke weiter. „Was heißt, dass wir noch durch diesen... Kuppelraum müssen und dann sollten wir beinahe schon draußen sein.“ „Zu erst müssen wir hier raus kommen und ich habe den Verdacht, dass uns dafür nur wenig Zeit bleibt.“ „Was meinst du?“ Rin deutete oben auf eine Stelle des Raumes, wie Sousuke merkte ein Lüftungsschacht. Aber er verstand nicht was sein Partner damit sagen wollte. „Ich glaube er wurde ausgeschaltet... oder eher umgedreht.“ „Du meinst es gibt uns keine Luft mehr, saugt sie eher ein und wir werden hier ersticken, wenn wir es nicht schaffen vorher raus zu kommen?“ „Du hast es erfasst!“ Der Bildschirm neben dem Raum blinkte auf, ein kleiner Text wurde angezeigt. Sousuke erhob sich direkt und ging dorthin, um sich anzusehen, was los war. „Ich glaube wir müssen dieses Mal ein Texträtsel lösen.“ „Na das sollten wir jawohl hinbekommen – schieß los!“ Rin kramte im Ruck die Flasche Wasser heraus die sie netterweise erhalten hatten. Er konnte nicht sagen, ob darin nicht irgendwas gemischt wurde, aber ohne Trinken würden sie es auch nicht ewig aushalten. Also ging er damit zu Sousuke, schraubte die Flasche bereits auf und nahm einen vorsichtigen Schluck – es schmeckte wie Wasser, also reichte er die Flasche weiter, auch sein Partner trank eine Kleinigkeit. „Hier ist das Rätsel.“ Rin sah mit auf den Bildschirm drauf.   RÄTSEL 02   „Nur eine der Aussagen ist wahr“, sagte Sousuke. „Wir müssen herausfinden welche.“ „Nun...“, Rin las sich aufmerksam alles durch. „Wir können schon einmal... Aussage drei und Aussage vier ausschließen. Sie widersprechen dem Rätsel, dass eine Aussage wahr ist.“ Sousuke nickte ihm zustimmend zu. Er strich gedanklich die zwei Aussagen weg, aus fünf wurden also drei, dass war gut, für die kurze Zeit. Vor allem nachdem Rin beim ersten Rätsel fast wahnsinnig geworden war. „Gehen wir davon aus, Aussage eins ist war. Das würde bedeuten Aussagen zwei ist aber ebenfalls wahr. Und da nur eine Aussage wahr sein kann...“ „...muss Aussage eins falsch sein“, schloss Rin den angefangenen Satz von Sousuke. „Und wenn Aussage fünf wirklich falsch wäre, wäre Aussage eins wahr, also ist auch Aussage zwei eine Lüge.“ Das klang alles sehr verwirrend, aber laut dem was Rin von sich gab und auch nach dem, was er dachte, bedeutete es, dass Aussage fünf richtig war. „Also sind wir uns einig, dass Aussage fünf wahr ist?“, fragend sah Sousuke nochmal zu seinem Partner. Der stand noch für einen Moment vor dem Bildschirm und starrte ihn an, ehe er ein zaghaftes Nicken von sich gab. Also gab Sousuke die 5 als Antwort ein. Es blinkte grün, aber statt das bekannte Klicken einer Türöffnung, tauchte eine neue Nachricht auf dem Bildschirm auf. „Noch ein Rätsel.“ „Ernsthaft!?“, brummte Rin genervt, obwohl er es ja selbst sah. „Na gut, beeilen wir uns lieber. Ich habe das Gefühl, dass die Luft bereits dünner wird...“ Was nicht verwunderlich war. Der Raum war winzig, sie waren zwei Personen die Luft benötigten und es gab kein Fenster. Nur der Lüftungsschacht würde frische Luft spenden, hatte sich aber gegen sie gewandt und sog frische Luft eher ein, was mehr und mehr zum Problem werden würde. Jetzt fühlte sich die Luft bereits dünner an, dabei hatten sie für das erste Rätsel keine zehn Minuten verbraucht und da sie nicht wussten wie viele weitere Rätsel es gab und wie schwer sie sein würden... Mussten sie hoffen, dass schnell hinzubekommen, trotz geringer Konzentration, wegen fehlenden Sauerstoff.   RÄTSEL 03   „Uff... was soll das denn für ein Rätsel sein?!“ Rin verzog offensichtlich das Gesicht und auch bei Sousuke gab es nichts außer Leere, als er die Zeilen nach einander zu lesen bekam. Er starrte den Bildschirm überfragt an und raufte sich das Haar. „Wieso haben wir auch das Geld, gerade bei solchen Verbrechern zu landen, die sich gerne Rätsel ausdenken!?“, schnaubte Sousuke und ließ sich an der Wand herunter rutschen, während er ein weiteres Mal die Wasserflasche an sich nahm und etwas daraus trank. Rin zog den Rucksack zu ihnen an die Tür, ehe er sich neben Sousuke fallen ließ, immer noch dabei nachzudenken, während der Größere darauf hoffte, dass er die Antwort kannte und nur lang genug warten müsste, damit sie ihm auch vor dem geistigen Auge erschien. Aber er konnte sich nicht daran erinnern, jemals ein solches Rätsel gehört oder gelesen zu haben. Er lehnte den Hinterkopf gegen die Wand. „Also gut, denken wir mal nach“, seufzte Rin. „Was erreichen wir Menschen ganz schnell?“ „Keine Ahnung“, erwiderte Sousuke. „Ich dachte erst an das Alter – du weißt, schon erstes Jahr, zweites Jahr, drittes Jahr... aber das ergibt keinen Sinn. Natürlich gibt es Kinder die vor dem zweiten oder dritten Lebensjahr sterben, aber es heißt: den Dritten überhaupt keiner, also passt das einfach nicht!“ „Da hast du Recht“, erwiderte Rin pustend. „Was für Ideen haben wir noch?“ Sousuke leckte sich über die Lippen und schüttelte immer wieder ganz leicht den Kopf, nicht wissend, was es sein konnte, was dieses Rätsel suchte. Und die Luft, wurde immer schwerer, unangenehmer. „Okay... okay... Eins, zwei, drei... Kein Alter, vielleicht... vielleicht steht es für nichts Alter-mäßiges? Zahlen sind für Mengen- oder Längen-Angaben da. Nehmen wir an, es wäre eine Längen-Angabe“, dachte Rin laut nach. „Wir Menschen werden... ja, gemessen, unsere Größe wird gemessen.“ „Ja, in Meter oder Zentimeter“, fügte Sousuke hinzu. „Richtig“, nickte Rin. „Nehmen wir Meter. Jeder Mensch schafft es, den einen Meter an Größe zu erreichen, oder?“ Sousuke nickte lediglich zustimmend. „Aber zwei Meter erreichen nicht Viele und wenn dann doch eher die Männer. Also kann man wohl sagen, zwei Meter erreichen nur Wenige.“ Erneut ein Nicken. „Und den dritten Meter...“ „Schafft keiner. Das ist richtig. Also gehst du davon aus-“ „Das der Mensch in Meter gesucht wird. Einen Versuch ist es wert.“   Rin erhob sich also und gab das Wort Meter im Computer ein und mit großer Erleichterung nahm er das akzeptierende Ping wahr. „Es war richtig“, informierte er Sousuke. „Aber...“ „Was?“ „Es gibt noch ein Rätsel“, seufzend ließ der Rotschopf seine Stirn gegen die Wand unmittelbar neben dem Bildschirm fallen. „Liest du es vor?“, fragte Sousuke. „Hmhm...“ Rin löste sich von der Wand und sah zum Bildschirm zurück. „Okay, dass ist wahrscheinlich genauso schwer. Wer denkt sich denn solche Rätsel aus? Im Ernst! Und dann rauben die uns noch die Luft, wie soll man denn da klar denken?“ „Rin!“, brummte der Dunkelhaarige und stieß leicht gegen das Bein seines Partners, der ihm einen bösen Blick zu warf, weil er das Gemecker unterbrochen hatte. „Lies einfach vor, wir haben sicher nicht mehr so viel Zeit...“ „In Motivationsreden warst du noch nie gut, Sousuke...“   RÄTSEL 04   „Zumindest können wir sagen, dass unsere Verbrecher eine kreative Ader haben“, sagte Sousuke. „Ja... super, dass hilft uns wahnsinnig weiter, wenn wir hier drinnen ersticken“, murmelte Rin und rutschte wieder an der Wand neben ihm herunter. „Ich spüre es schon. Die Luft war vorhin schon unangenehm, aber jetzt fühlt es sich an, als würde ich Wasser einatmen, so dick und doch so dünn, egal wie tief ich Luft hole, meine Lungen sind nicht zufrieden gestellt.“ „Ich weiß“, erwiderte Sousuke. „Ich fühle es auch Rin.“ „Und ich kann mich nicht konzentrieren. Obwohl ich weiß, dass wir die Lösung brauchen, will mein Kopf einfach nicht nachdenken...“ „Es ist eine süße Zauberfrucht, die einer umsonst zu brechen versuchst“, murmelte der Größere, mit geschlossenen Augen und nach hinten gelehnten Kopf, er versuchte so wenig wie möglich zu atmen, selbst wenn er bezweifelte, dass dies noch helfen würde. „Nur zweie zusammen können sie brechen, doch kann es niemals geschehen im Sprechen“, setzte Rin den Rätsel-Reim fort. Ein abgehacktes Einatmen folgte. Sousuke's Kopf fühlte sich schwer an, zu wenig Sauerstoff wirkte sich ganz deutlich aus. „Erst ertrinke ich fast... und jetzt ersticke ich. So habe ich mir meinen Tod wirklich nicht vorgestellt.“ Die Stimme vom Rotschopf drang rau und schwach zu ihm durch. Mit einem leisen Lachen, öffnete er wieder die Augen und legte den Kopf zur Seite, um seinen Freund anzusehen. „Nun... Wir hast du dir deinen Tod vorgestellt?“ „Ganz ehrlich?“, murmelte Rin. „Ich dachte irgendwann werde ich entweder erschossen oder von meiner angeblich großen Liebe getötet – oder mit ihr zusammen. Wie in solchen Klischee-haften Hollywood-Streifen.“ „Dachte nicht das du so ein Klischee-Typ bist“, schmunzelte Sousuke. „Hm... ich auch nicht“, gluckste Rin und ließ den Kopf von der Wand, nach vorne fallen, strich sich dabei durch die roten, feuchten Strähnen. „Aber weißt du was? Ist eigentlich nicht ganz so schlimm...“ „Was genau?“ „Mit dir hier zusammen zu sein und zu sterben“, erklärte Rin. „Immerhin bist du mein bester Freund, wie sollte mir Jemand wichtiger sein als du? Du nervst mich schon mein halbes Leben lang.“ Sousuke stieß seinem Freund gegen die Schulter, dass dieser kurz zur Seite kippte, sich aber schnell wieder fing. Stattdessen fiel er in seine Richtung und lehnte den Kopf schwer auf seine Schulter. „Eigentlich müsste jetzt Jemand kommen und uns zumindest einen letzten Wunsch erfüllen.“ „Das wäre zu Klischee für diese Typen mit Rätsel-Spaß“, mit geschlossenen Augen legte Sousuke den Arm um seinen Partner und zupfte vielleicht etwas neckisch an roten Strähnen im Nacken, dass er sogar eine Gänsehaut spürte. „Da hast du natürlich Recht“, Rin atmete ein weiteres Mal stockend ein. „Verdammt... das wird echt schwer...“   Sousuke würde es seinem Partner gerne leichter machen, aber er musste sich selbst auf jeden Atemzug konzentrieren, um nicht gefühlt am Atmen zu ersticken. Es half ihnen natürlich auch nicht beim Denken weiter. „Würdest du mir einen letzten Wunsch erfüllen?“ „Was?“ „Erfüllst du mir einen letzten Wunsch, Sousuke?“ Die Stimme war dunkel von Rin, man hörte deutlich heraus, dass Luft fehlte. Er leckte sich über die trockenen Lippen, als er zu seinem Partner sah. Der Rotschopf hatte sich aufgesetzt und starrte ihn an,versuchte dabei ernst zu wirken, aber man erkannte Trägheit in den roten Augen. „Welchen?“ Rin vergrub seine Finger in dem Hemd von Sousuke, als ob er sich dadurch retten könnte. Der intensive Blickkontakt hielt an, obwohl der Kleinere näher und näher kam. Es verunsicherte Sousuke etwas, er hielt sogar die Luft an, als Rin unmittelbar vor seinem Gesicht war – und anschließend auch die letzten, wenigen Zentimeter durchbrach. Ein seltsam intensives Gefühl brach in ihm aus. Sein Körper war benommen und... schwach, aber die Empfindung war unglaublich stark. Ohne einen Gedanken versuchen zu fassen, vergrub er seine Hand in rotes Haar und kam dem leichten Druck entgegen, der sich auf seine Lippen breit machte. Ein schweres Atmen entrann ihm gegen den Lippen des Kleineren. Sie waren trocken durch den Mangel an Sauerstoff und obwohl sie dem Tode nahe waren, war der Moment... seltsam perfekt. Der Kuss dauerte nur einen kurzen, atemlosen Moment an. „Jetzt musst du meinen Wunsch erfüllen...“, murmelte Sousuke leise. Ein gebrochenes Einatmen später, fanden ihre Lippen wieder einander und der nahestehende Tod, könnte ihm nicht unwichtiger gewesen sein. Seine Finger spürten das feuchte Haar, sein Körper bekam den warmen Körper zu spüren und ihre Lippen trennten sich nicht zu schnell. ...und wollte sie einer haschen allein, er haschte und schnappte ins Blaue hinein.   Die Erkenntnis traf Sousuke unvorbereitet und er drückte Rin von sicher, welcher ihn irritiert und überrascht zugleich ansah. „Du bist ein... Genie!“, sagte er und zog sich die Wand hinauf. „Ach ja...?“ Sousuke nickte nur leicht, er sah zum Bildschirm und gab mit zitternden Fingern das Wort ein, welches in ihm herum spukte. Und dann öffnete sich die Tür rasch. Mit einer Hand ergriff er Rin's Handgelenk, mit der anderen packte er den Rucksack, dann verließ er rasch den Raum und atmete fast schon verzweifelt die Luft ein, die es dort im Gegensatz zu drinnen gab. Er hustete fast im Einklang mit Rin und setzte sich auf den Boden, um erst einmal zu Atem zu kommen. „Was war die Lösung?“, fragte sein Partner mit kratziger Stimme. Sousuke musste ein wenig schmunzeln. „Kuss.“ „Was?“ „Die Lösung war der Kuss.“ Rin spitzte die Lippen, als würde er ein Oh von sich geben wollte, blieb aber stumm und wurde stattdessen ein wenig rot. Sousuke konnte nicht anders, als daraufhin leicht zu lachen und dem Anderen vorsichtig auf die Schulter zu schlagen, als würde er ihm Mut machen wollen. Und dann erschien auf Rin's Lippen ebenso ein Schmunzeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)