Tomorrow We Can Face The Lie von AlexVause (NaruSasu) ================================================================================ Kapitel 2: The Real Estate Guy ------------------------------ THE REAL ESTATE GUY »Ich hatte noch etwas zu erledigen.« Sasukes Stimme klang ruhig, als er sich herausredete und Naruto selbst wäre nicht einmal ansatzweise auf die Idee gekommen, dass er gerade wie aus dem Bilderbuch heraus log. Allerdings wäre er bis vor ein paar Minuten auch nicht auf die Idee gekommen, dass dieser Kerl eine Freundin hatte. Dass er Inos Freund war. Ausgerechnet Inos. War er bisexuell? Wow. Er hatte wirklich geglaubt, er wäre schwul. Stockschwul. Genau hatte er noch das Bild im Kopf, als Sasuke sich seinem Körper so willig und stöhnend entgegen gedrückt hatte und stumm um mehr bettelte. Wie sein Körper unter seinen Fingern erzitterte, weil ihm diese Berührungen eindeutig gefielen und er mehr davon haben wollte. Letztlich war es nichts weiter als eine Art Quickie und recht schnell hatten sie das Zimmer, welches er erst hinterher als ein Arbeitszimmer identifiziert hatte, wieder verlassen. Zu viel Aufsehen wollten sie auch nicht erregen. Besonders Naruto nicht, wo er doch nicht einmal vergeben war, dann aber einfach von jetzt auf gleich verschwand. Mit einem durchaus heißen Typen, dessen Freundin ein Mädchen war, das er geradewegs aus einer trashigen Fernsehshow hätte herausschneiden können. Einfach... Wow! Während er beobachtete, wie sich die Lippen Inos abermals auf Sasukes pressten, schob Naruto sich an ihnen vorbei, um sich geradewegs neben Sakura auf der Couch niederzulassen. Er nahm ihr das Champagnerglas aus der Hand und widerstandslos ließ seine Cousine sich dies gefallen. Sie beobachtete, wie Naruto ihr Glas leerte, bevor sie es auch schon wieder in die Hand gedrückt bekam. »Hast du schon Bekanntschaften gemacht?«, wollte sie sogleich wissen und nickte in Richtung Sasuke. Sich für einen Augenblick ertappt fühlend, schüttelte Naruto leicht den Kopf. »Ich war auf der Suche nach dem Badezimmer. Er hat mir geholfen.« Er zuckte die Schultern und grinste schließlich etwas, als er Sakura musterte. »Und? Schon etwas für dich dabei gewesen?« Er nickte in Richtung einer Menge Partygäste, die zu der inzwischen lauter gewordenen Musik tanzte. Doch Sakura schüttelte nur den Kopf, setzte eine ihrer berühmten Schmollgesichter auf und schnaubte. Naruto grinste. Allerdings hob er dann auch schon den Arm, mit einer offensichtlichen Aufforderung an Sakura, sich bei ihm unterzuhaken. »Ich schätze, dann hat dich auch noch keiner gefragt, ob du tanzen willst?« Die Frage zog, denn sofort hakte Sakura sich bei ihm unter und sprang auf, so dass Naruto kurz von der Art, wie sie auf ihren Highheels laufen konnte, beeindruckt war. Sakuras Enthusiasmus jedoch gefiel ihm, weshalb er sie auch in Richtung der selbsternannten Tanzfläche zog, ohne Sasuke überhaupt noch etwas seiner Aufmerksamkeit zu schenken. Es war bereits weit nach Mitternacht, als Naruto mit Sakura zusammen die Party verließ. Inzwischen hatte er doch bereits ein paar sehr interessante Leute kennengelernt. Ein paar von ihnen besuchten sogar die gleiche Universität, was durchaus positiv für ihn war. Zumindest hatte er damit sichergestellt, dass Sakura nicht die Einzige war, die er kannte, sobald er in die Universität ging. Und sein erstes Semester startete bereits am nächsten Montag. Das war nicht mehr lang bis dahin. Nur noch ein paar wenige Tage. Allerdings bedeutete das auch, dass er ein paar der Leute, die er heute Abend kennengelernt hatte, wiedersehen würde. »Bist du sicher, dass du noch geradeaus laufen kannst, ohne dich irgendwo festzuhalten?«, lachte Naruto, als er beobachtete, wie Sakura in ihren Highheels über den Kiesweg vor dem Anwesen der Hyuugas stolperte. Deutlich vernahm er, wie sie vorwurfsvoll murrte, dann aber stehenblieb und ihre Highheels auszog, um kurzerhand einfach barfuß zu laufen. Naruto lachte, als er sah, dass sie gleich viel besser gehen konnte und sich nicht mehr an dem einzigen auffälligen Wagen abstützen musste. Der blaue Klassiker, der Naruto bereits vorhin aufgefallen war. Als er jedoch näher kam, konnte er durch das kleine Logo die Automarke erkennen; Cadillac. Interessant! Der Uzumaki nahm seiner Cousine die Highheels aus der Hand, ebenso wie die Handtasche. Beides reichte er an Sai weiter, welcher gekonnt die Autoschlüssel herauskramte und den Prius letztlich per Fernsteuerung öffnete. Sai, welcher offensichtlich kaum bis gar keinen Alkohol getrunken hatte, stieg auf der Fahrerseite ein, während Naruto die murrende Sakura auf den Rücksitz bugsierte und letztlich vorn auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Allein wäre sie jedenfalls nicht mehr in der Lage zu fahren. Dies zeigte sich auch, als sie relativ schnell während der Fahrt eingeschlief und Naruto sie letztlich, kaum hatte der Prius vor dem Haus, in welchem Sakura und Sai wohnten, geparkt, nach oben tragen konnte. Wie froh er daher war, dass er einige Minuten später in dem Zimmer mit den rosa gestrichenen Wänden in seinem Bett lag, konnte er gar nicht beschreiben. Und ungewollt glitten seine Gedanken zu Sasuke. Noch immer kam er nicht darüber hinweg, dass dieser durchaus stolze Mann sich ihm so bereitwillig hingegeben hatte, nur um seiner Freundin Ino ohne rot zu werden ins Gesicht zu lügen, die davon keine Ahnung hatte. Die vermutlich noch nicht einmal ahnte, dass es diese Seite an Sasuke gab. Leise schnaubte er und schüttelte etwas den Kopf, bevor er sich auf die Seite drehte und die Augen schloss. Naruto würde sich darüber keine weiteren Gedanken machen, denn vermutlich würde er dem Kerl irgendwann schon wieder begegnen. »Sakura, geh mal beiseite!« »Warum? Ich hab angefangen und das hier ist immer noch meine Wohnung...« »Oh, jetzt spielt sie ihren Trumpf gegen dich aus, Naruto, ich würde aufpassen.« Sai, welcher die Szenerei amüsiert beobachtete, blätterte eine Seite weiter in seinem Magazin. Die Füße hatte er auf dem Couchtisch liegen, während er sich auf dem Sofa entspannt zurückgelehnt hatte. »Du kannst immer noch nicht kochen, Sakura, sieh das endlich ein!«, beharrte Naruto darauf, obwohl Sakura ihre Wangen aufblies und er sich für einen Augenblick nicht sicher war, ob sie mit der Pfanne um sich schlug. Allerdings packte er sie dann bestimmt an den Hüften und schob sie vom Herd weg. Dieses Mal ließ sie sich dies widerstandslos gefallen und nahm stattdessen beleidigt neben Sai Platz. Das ging nun schon zwei Wochen so. Zwei Wochen lebte er nun schon hier in Miami und in Sakuras wirklich viel zu kleiner Wohnung. Langsam begann er sich zu fragen, wie Sai all die Zeit mit ihr zusammen ausgehalten hatte. Fast genauso lange, wie er nun in Miami wohnte, besuchte er auch die FIU - die Florida International University. Sie war nicht allzu weit von der Wohnung Sakuras entfernt, aber dennoch konnte er jeden Tag zusammen mit Sai fahren. Es war ein Zufall, dass sie fast im gleichen Bereich studierten. Während Sai ein Studium in Kunstgeschichte angefangen hatte und nun bereits im dritten Semester war, hatte Naruto ein Grafik-Designstudium neu begonnen. Er wollte schon immer im Bereich Visual Arts studieren und er war eher nach einem Telefonat mit Sakura darauf gekommen, dies in Miami zu tun. Sakura bekam die Idee, als Naruto ihr von seiner Suche nach einer Universität erzählt hatte und dabei erwähnte, dass er am liebsten ganz weit aus seinem kleinen Dorf weg wollte. Weiter als die USA ging fast gar nicht. »Sai hat sich nie über meine Kochkünste beschwert!«, gab Sakura von sich und zog damit Narutos Aufmerksamkeit auf sich. Grinsend sah er zu ihr und auch Sai sah wieder von seinem Magazin auf. »Ja, weil er sich nicht getraut hat, etwas zu sagen«, stimmte er zu. Nun ließ auch Sai seine Zeitschrift sinken. »Ganz richtig«, stimmte er unbekümmert zu. »Du weißt ja nicht, wie sie sein kann, wenn sie beleidigt ist.« »Doch. Sie schmollt wie ein kleines Kind.« Naruto grinste etwas breiter und deutete mit einem Kochlöffel auf Sakura, die ihn beleidigt ansah. »Siehst du?« Sai warf Sakura einen Blick zu, doch dann schüttelte er den Kopf und hob seine Zeitschrift wieder an, um eine Seite umzublättern. Erst jetzt sah Naruto, dass es sich um eine Kunstzeitschrift handelte. Er wandte sich dem Herd wieder zu, rührte kurz noch einmal im Soßentopf, bevor er den Herd ausschaltete und mit einem zufriedenen Ächzen die Töpfe auf den Tisch hievte, um zum Essen zu rufen. »Wie weit bist du eigentlich mit deiner Wohnungssuche?«, wollte Sai wissen, während er sich das letztlich von Naruto gekochte Essen schmecken ließ. Er sah auf und warf dem Blonden einen Blick zu, doch dieser zuckte nur die Schultern. »Nicht weit«, maulte er und schob sich seine Gabel in den Mund. »Ich hab bereits alle Zeitschriften durchforstet und im Internet wird auch nur alle paar Tage mal etwas aktualisiert. Alle Wohnungen, die ich bisher angerufen habe, waren bereits vergeben.« Er seufzte. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein kann, in Miami eine Wohnung zu finden.« »Warum rufst du nicht Sasuke an und bittest ihn um Hilfe?«, schlug Sai vor und augenblicklich hob Naruto den Kopf. Sasuke? »Was?« Was hatte er damit zu tun? »Der Typ, der dir das Bad auf Hinatas und Nejis Party gezeigt hat«, erklärte Sakura und Naruto drehte das Gesicht ihr zu. Als ob er nicht immer noch wüsste, wer Sasuke war... Aber dennoch verstand er nicht, wie ausgerechnet dieser Kerl ihm dabei helfen sollte. Sein fragendes Gesicht reichte Sakura wohl und sie fuhr fort. »Er ist Immobilienmakler«, erklärte sie. Allerdings schüttelte sie gleich den Kopf und verbesserte sich. »Seiner Familie gehören einige Häuser. So weit ich weiß ist er selbst selten auf Außenterminen und eigentlich nur bei den wirklich wertvollen Grundstücken. Aber du könntest ihn dennoch fragen, ob er dir hilft.« »Einige Häuser, mh?«, wiederholte Naruto nachdenklich. Sai gab ein amüsiertes Schnauben von sich und aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie er den Kopf schüttelte. »Ihm gehört die halbe Ostküste Floridas«, berichtigte Sai und Narutos Augen wurden ein klein wenig größer. Also daher hatte er das viele Geld. Nun wunderte ihn nichts mehr, eindeutig nicht. »Normalerweise kümmern sich andere um die Vermietung ihrer Grundstücke und Häuser und Sasuke kümmert sich nur um die Verwaltung. Ihm und seinem Bruder sollen die Grunstücke bald alle überschrieben werden, weil ihr Dad sich aus dem Geschäft zurückzieht.« Sakura schaufelte sich das Essen herein, doch wahrscheinlich würde sie nie zugeben, dass ihr Narutos Essen eben doch besser schmeckte, als ihr eigenes. »Wenn ich ihn anrufe, lacht er mich doch aus«, erwiderte Naruto und schüttelte den Kopf. Lustlos stocherte er in seinem Essen. Er würde kein teueres Grundstück mieten. Mit dem Geld, das er hatte, und dem Zuschuss, den er von seinen Eltern bekam, konnte er sich höchstens eine kleine Wohnung leisten, um während seinem Aufenthalt hier nicht ständig bei Sakura leben zu müssen. Sowieso war dies nur die Übergangslösung gewesen für die ersten Wochen. Nun waren aber schon zwei Wochen vergangen und er sah immer noch kein Licht am Ende des Wohnungssuchtunnels. Vielleicht war Sasuke da eben doch die einzige Möglichkeit...? »Quatsch!« Sakura winkte ab, erhob sich dann aber und griff nach ihrer Handtasche, um ihr Portmonee herauszuziehen und nach einer Visitenkarte zu suchen. Letztlich hatte sie eine gefunden und hielt Naruto die Karte hin. Anstatt Sasukes Namen zu lesen, erblickte er jedoch einen vollkommen anderen. Itachi Uchiha. Sakura schien seinen Blick zu bemerken. »Das ist sein Bruder«, erklärte sie und deutete auf den bis dato fremden Namen. Sie setzte sich wieder und schob sich den letzten Rest auf ihrem Teller herein. »Aber die Nummer darauf ist die Nummer ihres Büros. Du kannst einen Termin ausmachen und Sasuke verlangen. Sag einfach... Er ist ein Freund von dir.« Sie zuckte die Schultern. Naruto nickte. Abermals ließ er den Blick über die Karte gleiten, doch steckte er diese letztlich ein. Vielleicht würde er ihn anrufen. Er hatte ihn angerufen. Naruto hatte in dem Büro angerufen, das den Uchihas gehörte, und eine wirklich nette Dame am Telefon gehabt. Auch wenn sie in etwas zu schnellem Englisch gesprochen hatte und zunächst nicht ganz verstanden hatte, warum er ausgerechnet Sasuke bei der Besichtigung haben wollte, so hatte er es doch hinbekommen. Und er hoffte wirklich, dass es nun auch Sasuke war, der hier erschien und nicht jemand anderes. Sein Blick glitt über die hellgraue Außenfassade des Mehrfamiliengebäudes. Zwar hatte er nie mit Sasuke telefoniert, aber seine Mitarbeiterin hatte mit ihm alles weitere geklärt und auch seinen Wohnungswunsch aufgenommen. Eher seine preislichen Vorstellungen, denn er konnte sich nur innerhalb eines bestimmten Budgets bewegen. Doch das schien kein Problem zu sein, denn sie sagte, Sasuke würde schon etwas heraussuchen. Und prompt hatte er per E-Mail die Adresse der ersten Wohnung bekommen. Ein wenig lehnte er sich gegen den weißen Prius, den er sich von Sakura hatte ausleihen können und trommelte etwas ungeduldig auf die Motorhaube, während er auf den Uchiha wartete. Seine Aufmerksamkeit wurde von einem Auto erregt, was direkt hinter ihm auf den kleinen Parkbereich fuhr und zum stehen kam. Nicht zuletzt jedoch, weil er das Auto schon einmal gesehen hatte. Es war der blaue Cadillac, der auf dem Anwesen der Hyuugas gestanden hatte und der ihm schon bei dieser Party direkt ins Auge gesprungen war. Das Verdeck war offen, weshalb er gleich die Person erblickte, die ihm schon so bekannt vorkam - Sasuke. Der Schwarzhaarige stieg zunächst unbeeindruckt von ihm aus, nachdem er noch einige Unterlagen aus dem Handschuhfach herausgenommen und geordnet hatte. Erst dann zog er den Schlüssel und erhob sich ganz, bevor er die Tür abschloss und sein iPhone, welches er in der anderen Hand hielt, in die Innentasche seines Jacketts schob. Er zog seine Sonnenbrille ab und warf sie auf den Beifahrersitz, bevor er um den Cadillac herumging. Der dunkelblaue Lack reflektierte leicht in der knallenden Mittagssonne Miamis und Naruto wurde ungewollt warm. Als Sasuke letztlich aufsah und sich ihre Blicke trafen, konnte er sehen, wie überrascht er war, obwohl nicht ein Muskel in Sasukes Gesicht zuckte. Scheinbar hatte er selbst nicht damit gerechnet, ausgerechnet ihn hier vorzufinden. Zumindest zeigte das die Art, wie er zunächst gar nicht wusste, wie er ihn genau ansprechen sollte. »Naruto Uzumaki?«, fragte er nach, obwohl die Frage eigentlich überflüssig war. Doch dass er fragte, zeigte ihm, dass er auf der Party seinen Namen nicht einmal ansatzweise aufgeschnappt hatte. Naruto nickte und wollte bereits die Hand heben, um ihm diese zu geben, als er jedoch gedanklich über sich selbst lachte. Er hatte bereits Sex mit ihm gehabt. Okay, es war ein Quickie in irgendeinem dunklen Arbeitszimmer. Aber er stand hier und wollte ihm die Hand geben! In Sasuke kam nun Leben und seine Züge wurden etwas amüsierter. »Jetzt wundert es mich nicht, warum du darauf bestanden hast, nur Termine mit mir zu machen.« »Ich dachte, vielleicht hab ich Vorteile bei dir«, erwiderte Naruto neckend und ihm gefiel die Art, wie der Schwarzhaarige ihn zu necken versuchte. Er konnte das leise Schnauben vernehmen und sah, wie Sasuke den Kopf schüttelte. Allerdings nickte er dann in Richtung des Gebäudes, vor welchem Naruto nun schon seit fünfundzwanzig Minuten wartete - nicht, weil Sasuke zu spät war, sondern eher, weil Naruto viel zu früh hier gewesen war. Er war eben früher gefahren, um sich nicht noch zu verfahren und möglicherweise später zu sein. Das machte keinen guten ersten... zweiten Eindruck. »Das erste Objekt«, fing Sasuke an und zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, um auf die weiß gestrichene Haustür zuzugehen und diese aufzuschließen, »liegt in einem Mehrfamilienhaus. Auf mittlerer Etage.« Sie waren nicht ganz in der Innenstadt, aber in Universitätsnähe, was Naruto wichtig war. Er würde nicht mehr jeden Tag mit Sai zusammen fahren können, weil er nun nicht mehr zwangsläufig direkt über ihm wohnte, also wollte er zumindest zu Fuß gehen können. Gegen die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel hatte er aber auch nichts einzuwenden. Vor dem Haus lag direkt eine relativ gut befahrene Straße, aber eine Bushaltestelle war auch nicht weit entfernt. Selbst eine Bäckerei lag auf seinem Weg zu dieser und ja, das gefiel Naruto schon einmal. Seine Gedanken richteten sich von der Lage dieser Wohnung auf Sasuke, welcher vor ihm die ebenfalls in Weiß gehaltene Holztreppe hinaufstieg. Leicht knarrte sie unter ihren Schritten, was bereits ein Indiz dafür war, dass das Haus schon etwas älter schien, jedoch trotzdem gut erhalten. Anscheinend kümmerten sie sich auch um die Häuser, die sie besaßen. Das war schon einmal ein Vorteil. Ein erheblicher Vorteil. Wenn er sich da an die kleinen und teils heruntergekommenen Wohnungen erinnerte, die er sich damals schon in Japan angesehen hatte... Narutos Blick blieb ungewollt an dem Po des Schwarzhaarigen hängen. Anscheinend liebte er es, sich in möglichst enge Hosen zu quetschen, die seine Figur zwar gut zur Geltung brachten, aber genauso viel Spielraum für Fantasie und Vorstellungsvermögen ließen. Fast schon empfand er das als ungerecht. Aber dann fiel ihm wieder ein, dass dieser Kerl mit Ino zusammen war. Noch immer konnte er gerade diese Tatsache nicht ganz nachvollziehen. Sasuke blieb auf der mittleren Etage vor einer der vier Türen stehen und steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch, als sich neben ihm eine andere Tür öffnete. Heraus kam eine junge Frau, vermutlich in Narutos Alter, die Sasuke sofort erkannte. »Guten Tag, Mr. Uchiha«, grüßte sie ihn freundlich in starkem Südstaatlerakzent. Sasuke nickte zur Begrüßung nur, als die junge Frau die Treppen hinunter an Naruto vorbei eilte und vermutlich zur Arbeit oder dergleichen musste. Als Sasuke die Tür endlich mit einem Klicken aufgeschlossen hatte, schob er diese auf und bedeutete Naruto einzutreten. Natürlich ließ er sich nicht zwei Mal bitten und schlüpfte an Sasuke vorbei in die kleine Wohnung. Klein war wirklich untertrieben. Sie war tatsächlich ein wenig zu klein. Und der Nachteil war, dass hier kaum Möbel drin enthalten schienen. Er konnte auf den ersten Blick erkennen, dass eine kleine Küche vorhanden war mit einem Zwei-Platten-Herd. Das reichte, aber sonst konnte Naruto keine Möbel vorfinden. Und das war ein Problem. Aber er war so fair und ließ sich von Sasuke die Wohnung beschreiben und musterte sie, obwohl ihm schon bereits vorher klar war, dass er sie wohl nicht nehmen würde. Viel eher beeindruckte ihn jedoch die Art, wie Sasuke mit ihm umging. So viel Fachkompetenz hatte er ihm gar nicht zugetraut, als er ihn an der kalten Tür im Anwesen der Hyuugas genommen hatte. Aber vielleicht versuchte er einfach nur so professionell zu sein, dass diese Sache hier nicht komplett unangenehm wurde. »Also...«, meinte Sasuke letztlich, als er seine Unterlagen, die wohl für den Fall der Fälle Mietverträge, sowie andere Infos über mögliche Wohnungen beinhalteten, auf einer Fensterbank ablegte. »Was sagst du?« Naruto ließ sich noch etwas Zeit mit seiner Antwort und ließ seine Finger über eine recht lange Fensterbank streichen, während er den Blick noch einmal umherschweifen ließ. »Die Wohnung gefällt mir«, fing er an und bevor er fortfahren konnte, tat Sasuke dies bereits für ihn. »Aber?« »Aber...«, fuhr Naruto nun selbst fort und blickte zu dem Uchiha, der eine Hand locker auf der Fensterbank liegen hatte und sich ein wenig an dieser abstützte. »Sie hat keine Möbel. Ich hab selbst keine und ich bleibe nicht auf ewig in Miami. Es sind zwei Jahre und dann gehe ich zurück nach Japan. Eine möblierte Wohnung wäre daher etwas besser. Eine vollständig möblierte.« Sasuke nahm sich wieder seine Unterlagen und auch den Schlüssel, den er auf die Fensterbank gelegt hatte. »Ich hab noch zwei andere Objekte. Beide sind möbliert und neu renoviert«, erklärte er und Naruto schmunzelte. »Dann sehen wir uns die an!«, entschied er, womit er für den Uchiha deutlich machte, dass diese Wohnung dementsprechend einfach nicht punkten konnte. Vielleicht konnte es eine der anderen beiden Wohnungen, die Sasuke noch in petto hatte. »Fahr mir einfach hinterher«, schlug Sasuke vor, als sie aus dem Hausflur nach draußen zurück auf die Straße getreten waren. Erst jetzt fiel Naruto auf, wie klein dieses Haus wirklich war. Der Hausflur erschien ihm nun viel enger, als er die Wohnung bereits besichtigt hatte. Das wurde deutlicher, als ein zweiter Bewohner sein Domizil verließ und sich an ihnen vorbei die Treppe hinunter quetschte. Nein, Naruto war nun wirklich kein Mensch, der hundert Quadratmeter brauchte, um sich wohlzufühlen. Aber er wollte sich noch um seine eigene Achse drehen können. Auf Narutos Züge schlich sich ein amüsiertes Grinsen, als die schwere Holztür hinter ihm ins Schloss fiel. »Du meinst, hinter deinem Schiff von Auto?«, neckte er ihn und er konnte ein Schmunzeln auf Sasukes Gesicht erkennen. »Das ist ein Klassiker«, erklärte er und ließ wie beiläufig seine Fingerspitzen über das sicher erwärmte Metall gleiten. »Du hast einfach keine Ahnung. Immerhin fährst du Sakuras Wagen.« Er nickte in Richtung des Prius, der tatsächlich seiner Cousine gehörte. Naruto folgte kurz seinem Blick und musterte den Prius. »Das Flugpersonal hat mir leider nicht erlaubt, mein Motorrad mitzunehmen«, erklärte er, womit er Sasuke beeindrucken wollte. Es wirkte, denn er konnte beobachten, wie die geschwungenen Augenbrauen des Schwarzhaarigen leicht in die Höhe zuckten. »Du hast ein Motorrad?«, hakte er nach und Naruto zuckte mit den Schultern. Das Grinsen auf seinem Gesicht zeigte jedoch, dass es tatsächlich der Wahrheit entsprach. »Scheint so, als hätte ich doch Geschmack, mh?« Naruto wandte den Blick nicht von Sasukes dunklen Augen ab, in denen er deutlich erkennen konnte, dass er offenbar nicht wusste, ob er beeindruckt sein oder Naruto einfach reden lassen sollte. Offenbar gab er den Kampf um eine eindeutige Entscheidung auf, denn Sasuke ließ seine Hand sanft, aber dennoch mit einem deutlichen Geräusch auf den Lack seines Wagens schnellen. »Also«, fing er an. »Fahr mir hinterher, bevor du dich noch verfährst.« Sasuke schmunzelte, als er sich abwandte und um den Wagen ging, um einzusteigen. Naruto schüttelte amüsiert den Kopf, wandte sich dann aber selbst ab und stieg nur Sekunden später in das weiße Auto Sakuras. Kurz wartete er, bis Sasuke vom Parkplatz fuhr, doch nutzte er den Moment des wenigen Verkehrs, um selbst aus der Parklücke zu ziehen und Sasuke zu folgen. Die nächste Wohnung war ein Stück entfernt. Diesmal war sie mehr in der Innenstadt vorzufinden. Das machte jedoch überhaupt nichts, denn immerhin hatte er hier noch immer alle öffentlichen Verkehrsmittel, die ihm zur Verfügung standen. Und vielleicht würde er sich ja etwas zusammen sparen und sich selbst ein Gefährt für seine Zeit hier in den USA anschaffen. Sein geliebtes Motorrad stand schließlich zu Hause in Japan und würde die nächsten zwei Jahre wohl nicht bewegt werden. Wirklich schade. Aber vielleicht bewegte sein Dad das Zweirad ja mal, damit es nicht noch an Ort und Stelle festrostete. Der Cadillac parkte am Straßenrand und Naruto tat es Sasuke in einigen Metern Entfernung gleich. Er kam einfach zu der Hausnummer, an welcher Sasuke selbst stehen blieb, und musterte das Haus von außen. Es sah ganz anständig aus und war mit dunklen Backsteinen verziert, die etwas dreckig wirkten. Aber das sagte noch lange nichts darüber aus, wie die Wohnung von innen aussah. Naruto entschied, ihr eine Chance zu geben. Und Sasuke natürlich. »Das ist das zweite Objekt«, erklärte Sasuke, als er den richtigen Schlüssel an seinem Bund hervorsuchte und in das Schlüsselloch steckte, um die Tür zu öffnen. Naruto fiel auf, dass nur unweit neben der Tür ein Schaufenster zu finden war, das mit einigen Kameras ausgelegt war. Offenbar ein Fachhandel für Kameras. Klein noch dazu, was das riesige Schaufenster mit dem Blick ins Innere vermuten ließ. »Der Vorteil ist, du hast keine unmittelbaren Nachbarn im Haus. Die Wohnung liegt direkt über dem Geschäft.« »Hört sich gut an!« Naruto trat in den Hausflur, als Sasuke ihm die Tür offen hielt. Ein kleiner Eingansbereich erstreckte sich vor ihm, von welchem eine Tür abging, die offenbar in den Privatbereich des Ladens führte. Rechts jedoch führte eine Wendeltreppe nach oben und da Sasuke sagte, die Wohnung lag über dem Geschäft, stieg er diese hinauf. Der Uchiha protestierte nicht, also schien er richtig zu sein. Tatsächlich kam Sasuke kurz nach ihm oben an und schloss die Wohnungstür auf, um Naruto einzulassen. Diese Wohnung sah schon ganz anders aus. Sie sah freundlich aus und große Fenster ließen viel Licht hinein. Etwas, was Naruto brauchte. Viel Licht und Sonne, von der es hier in Miami wohl reichlich gab. Man sagte, dass einem eine Wohnung wirklich gefiel, wenn man bereits im Kopf damit begann, diese einzurichten. Und das hatte Naruto schon zur Hälfte getan, als er einfach durch den kleinen Flur in das großzügige Wohnzimmer gegangen war. Es gab bereits Möbel, wie er es gewollt hatte, und alles schien einen recht modernen Touch zu haben. Tatsächlich gefiel es ihm, doch man konnte noch etwas konkreter einrichten. Er konnte sich bereits recht gut vorstellen, wie es hier einmal aussehen würde, wäre er erst einmal eingezogen. Sasuke, welcher seine Unterlagen einfach auf dem Esstisch ablegte, durchquerte das Wohnzimmer und öffnete eine große Flügeltür, um Naruto den Balkon zu präsentieren. Er war klein, aber immerhin fanden ein kleiner Tisch und zwei Stühle darauf Platz. Perfekt für den Uzumaki! »Südbalkon«, erklärte Sasuke. »Du hast also die meiste Zeit des Tages Sonne.« Er ließ die Balkontür offen stehen, so dass Naruto sich dort umsehen konnte. »Wow...«, gab dieser leise von sich. Ein leises Lachen hörte er hinter sich, doch davon ließ der Jüngere sich nicht beirren, als er über das Balkongeländer nach unten in den Hinterhof eines angrenzenden Hauses blickte. »Insgesamt wären wir bei 60 Quadratmetern. Die Küche ist inbegriffen, ebenso wie alle anderen Möbel. Zusätzlich hast du eine Klimaanlage.« Mit großen Augen sah Naruto zu dem Uchiha. Klimaanlage? Sasuke schien nicht beeindruckt und Naruto schloss daraus, dass eine solche hier fast schon normal war. »Allerdings liegt die Wohnung 65 Dollar über deinem Budget.« Der Nachteil kam wohl zum Schluss, aber Sasuke schien trotzdem gelassen zu sein. Jeder andere Immobilienmakler hätte wohl bei einem solchen preislichen Problem schlackernde Knie bekommen, doch der Uchiha wirkte so selbstbewusst wie eh und je. Kein Wunder, denn er war auf diese eine vermietete Wohnung nicht angewiesen und das brachte eine gewisse Coolness mit sich. Sasuke konnte sie sich einfach leisten. »65?«, wiederholte Naruto und lehnte sich gegen das Geländer, als er sich zu Sasuke umgedreht hatte. Kurz überlegte er, trat dann aber wieder in das Wohnzimmer und durchstreifte die Wohnung noch einmal. Die Küche war in den Wohnbereich mit inbegriffen und das Schlafzimmer sah auch ganz passabel aus. Das Badezimmer dagegen hatte kein Fenster, aber darüber konnte man hinwegsehen. Und 65 Dollar waren nun wirklich nicht die Welt. Daran sollte es nicht scheitern, oder? Die Wohnung war super! Dann würde er eben von seinen Ersparnissen etwas opfern. Seine Eltern wollten doch schließlich auch, dass er angenehm hier lebte. »Die Wohnung ist frei?«, wollte er noch wissen, als er wieder in das Wohnzimmer zurückgekehrt war und Sasuke zuckte die Schultern. »Bezugsfrei«, stimmte er zu und musterte ihn abwartend. Während Naruto jedoch noch eine Weile überlegte und den Blick über die Einrichtung schweifen ließ, durchbrach das Klingeln von Sasukes Smartphone die Stille. Mit einer gemurmelten Entschuldigung wandte er sich ab und zog sein iPhone aus der Jacketttasche, nur um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Allerdings zögerte er nicht lange und ging auch schon ran. »Ich bin auf einem Termin«, erklärte er ruhig. Naruto sah kurz zu ihm, ließ sich dann aber auf dem roten Sofa nieder und testete damit, wie bequem dieses Möbelstück war. Doch er schien ganz zufrieden, weshalb er nur vor sich hin grinste und in seinem Kopf bereits den Mietvertrag unterschrieben hatte. Ja, eigentlich stand für ihn bereits fest, dass er diese Wohnung nehmen würde. Er musste sie einfach nehmen. Noch einmal würde er solch eine Chance nicht bekommen und er bezweifelte, dass die andere Wohnung noch um Längen besser sein würde und diese hier damit schlug. »Sagen wir... in zwei Stunden?«, fuhr Sasuke fort und zog damit abermals die Aufmerksamkeit des Uzumakis auf sich. »Ich hol dich ab. Ja. Ich dich auch.« Nur Sekunden später hatte Sasuke auch schon aufgelegt und ließ sein Smartphone wieder in der Innentasche seines Jacketts verschwinden. Er sah sich nach Naruto um und dieser schmunzelte. Es sich bequem machend, lehnte er sich auf der Couch zurück und musterte den Makler. »Deine Freundin?«, hakte er nach. Obwohl er nicht wusste, wie Sasuke auf diese Frage reagierte, so bewegte er doch nicht einen Gesichtsmuskel und blieb so ziemlich genauso ausdruckslos, wie schon zuvor. »Ino, ja«, stimmte er zu, da er wusste, dass Naruto sie bereits kennengelernt hatte. Offenbar war ihm auch nicht einmal auf der Party verborgen geblieben, wie Naruto geguckt hatte, als er erfuhr, dass Sasuke mit Ino zusammen war. »Mh«, machte der Blonde und erhob sich. »Sie passt überhaupt nicht zu dir.« Nun hatte er Sasukes gänzliche Aufmerksamkeit, denn der Schwarzhaarige fixierte ihn sofort und beobachtete ihn. Ihm lag die Frage nach dem Warum auf der Zunge, doch er gab diese Frage nicht von sich. Fast schon gratulierte Naruto ihm innerlich für seine Willensstärke und Selbstbeherrschung. Als er jedoch die Lippen öffnete, um etwas zu sagen, war Naruto minimal enttäuscht. »Nimmst du die Wohnung?« Mit dieser direkten Frage hatte er gar nicht gerechnet und er versuchte sich wirklich nicht anzumerken, wie sehr sie ihn belustigtete. Allerdings umrundete er dann den kleinen Couchtisch und nickte zustimmend, auf seinen Lippen nun ein Grinsen. Sasuke wirkte zufrieden. Vielleicht war er aber auch einfach nur froh, erfolgreich vom Thema abgelenkt zu haben. »Sehr schön.« »Du hast eine Wohnung?« Sakura klang vollkommen aus dem Häuschen, als Naruto ihr erzählt hatte, wie die Wohnungsbesichtigung gelaufen war. Dass er sich bei der nur zweiten Besichtigung direkt für eine Wohnung entschieden hatte und Sasuke auch noch einverstanden war. Natürlich war er das, sonst hätten sie diese Besichtigung gar nicht erst gemacht. »Er hat mir den Mietvertrag mitgegeben und geraten, ihn erst einmal zu lesen. Wenn ich einverstanden bin, soll ich ihn anrufen und wir treffen uns.« Naruto grinste und stopfte sich ein paar Schokolinsen herein, die sich in seinem Schoß in einer Schale befanden. Er war noch nicht einmal eine halbe Stunde zu Hause, doch er hatte die Tatsache, dass Sakura vor dem Fernseher saß und sich irgendeine Fernsehserie hereinzog, gleich genutzt und ihr die Süßigkeitenschale geklaut, um nun an ihrer Stelle die Schokolinsen in sich hinein zu stopfen. Bei seinem Stoffwechsel waren die Kalorien auch viel besser aufgehoben, als bei Sakura, wo sie sofort ansetzten. »Du kannst bedenkenlos unterschreiben«, erklärte Sakura und streckte den Arm aus, um sich selbst ein paar Schokolinsen aus der Schale zu fischen. »Bisher gab es, soweit ich weiß, noch nie Probleme mit den Verträgen. Das sind Standardformulare.« »Ich würde so oder so unterschreiben«, stimmte Naruto zu und schlug Sakura leicht auf die Finger, als diese abermals die Hand ausstreckte, obwohl sie noch ihre gerade erst geklauten Schokolinsen lutschte. Um den vorwurfsvollen Blick, den sie ihm sofort zuwarf, kümmerte er sich nicht weiter. »Also«, fing sie schließlich an, gab ihren Kampf um die Schokolinsen auf und lehnte sich entspannt zurück. Sie richtete ihren Blick wieder auf den Fernseher, wo gerade das Intro der zweiten Folge eingespielt wurde. »Dann solltest du dich beeilen, bevor dir jemand Anderes die Wohnung wegschnappt.« »Mh... Sasuke hält mir die Wohnung frei, bis ich mich entschieden hab.« Dass er mit vollem Mund sprach, kümmerte Naruto gerade nicht, denn immerhin war er hier unter Familienangehörigen. Und obwohl er seine Cousine bisher noch nicht öfter als ein paar Mal in seinem Leben gesehen hatte, so hatte er doch immer ein gutes Verhältnis mit ihr und sich in ihrer Gegenwart genauso wohl gefühlt. Daher ging er auch so vertraut mit ihr um. Stille trat ein, nur unterbrochen von den Geräuschen, die Naruto dabei machte, wenn er auf die harten Schokolinsen biss und diese unter seinen Zähnen zerbarsten. Ihrer beider Blicke war auf den Fernsehen geheftet. Während Sakura aber wohl in ihre Serie versunken schien, war Naruto es in seine Gedanken. Wieder kreisten sie um Sasuke, aber nicht, weil er ihn bereits... vermisste oder ähnliches. Das wäre merkwürdig. Sondern eher, weil er noch immer nicht begreifen konnte, warum dieser Kerl, der in Narutos Augen auf seine Art so unglaublich schwul wirkte, mit Ino zusammen war. Mit einer Person, die Barbie höchstpersönlich Konkurrenz machen konnte. Vermutlich wäre Barbie sogar neidisch auf Ino. »Ich hätte nie gedacht, dass... dass er es ist, der mit Ino zusammen ist«, fing er an und sprach damit seine Gedanken ganz offen aus. Doch Sakura schienen diese Worte nicht zu schocken, denn ihre Antwort fiel eher vollkommen trocken aus. »Wenn ich es nicht selbst wüsste, würde ich annehmen, er wäre schwul.« Für einen Augenblick war Naruto von dieser Antwort selbst etwas überrumpelt und er hob eine Augenbraue, als er zu ihr blickte. »Was?«, hakte er verständnislos nach und beobachtete, wie sie die Schultern zuckte. Dann aber schmunzelte Sakura und warf Naruto einen Blick zu. »Ich weiß, er sieht gut aus und hat Ausstrahlung... Aber wenn man ihn beobachtet, könnte man meinen, er ist schwul. Er hat ganz komische Eigenarten.« Sie zuckte abermals mit ihren Schultern, um zu verdeutlichen, dass sie nicht genau wusste, wie sie dies erklären sollte. »Eigenarten?« »Jaah!« Sakura nickte beständig. »Er zupft sich seine Augenbrauen und er achtet allgemein penibel auf sein Äußeres. Und seine Wohnung... Ich hab noch nie ein Staubkorn in dieser sehen können. Außerdem...« Naruto sah sie gespannt an, als sie stoppte. Ungeduldig wühlte er mit den Fingern seiner rechten Hand in der Schale und die Schokolinsen machten ein rappelndes, lautes Geräusch. »Außerdem...?« Dass er nun gefesselt von ihrer bevorstehenden Geschichte und der weiteren Offenbarung von Sasukes Wesen war, konnte er wohl kaum eindrucksvoller zu verstehen geben. »Er war in meiner Parallelklasse in der High School. Wir hatten einen Schulausflug mit der ganzen Stufe und haben zwei Nächte in Chicago verbracht. Am letzten Abend haben wir Flaschendrehen gespielt und der Einsatz war, dass derjenige, auf den die Flasche zeigt, Sasuke küssen muss. Er war... immer so arrogant. Ich hab ihn bis dato nie in einer Beziehung gesehen oder ähnliches.« »Und auf wen hat die Flasche gezeigt?«, wollte Naruto wissen und bemühte sich, ein wenig uninteressierter zu klingen, als er in Wahrheit war. Sakura schien von seiner wahren Neugierde jedoch nichts zu bemerken, denn sie schaffte es, sich abermals ein paar Schokolinsen aus der Schale zu fischen, so dass diese nun beinahe leer war. »Auf irgendeinen Kerl aus meiner Klasse«, fuhr sie fort, nun selbst mit vollem Mund, da sie sich die Schokolinsen alle auf einmal in den Mund geschoben hatte. Man merkte eben doch, dass sie verwandt waren. »Und sie haben sich geküsst?« Schnell fischte Naruto die letzten paar Linsen aus der Schale und aß sie, bevor Sakura ihm zuvor kam. Mit einem triumphierenden Grinsen stellte er die Glasschale auf den Tisch und lehnte sich erneut zurück. »Nicht nur ich hatte den Eindruck, dass es Sasuke mehr als gefallen hat.« Sakura nickte und bestätigte damit seine Frage. Unwillkürlich musste Naruto etwas schmunzeln. Mh. Klang fast schon nach einer langen Phase des Eingeständnisses. Doch er war dennoch bei Ino gelandet. »Und kurz darauf war er mit Ino zusammen. Sie stand schon seit Ewigkeiten auf ihn und jeder hat sie ausgelacht dafür, dass sie es nach zwei Jahren noch immer bei ihm versuchte. Aber plötzlich... hatte sie Erfolg.« »Und wie lange sind die beiden nun schon zusammen?« »Wieder? Zwei Jahre. Sie hatten zwischendrin eine Beziehungspause, weil Sasuke für ein Jahr nach Los Angeles musste. Sein Dad hatte dort einige Immobilien erworben und er brauchte jemanden vor Ort.« Sakura dachte sich überhaupt nichts dabei, ihm all dies über Sasuke zu erzählen. Doch sie kannte ihn scheinbar ziemlich gut. Kein Wunder, denn immerhin waren sie miteinander befreundet, kannten sich offenbar schon seit ihrer Kindheit und noch dazu war die beste Freundin Sakuras mit Sasuke zusammen. Es war interessant. Aber genauso viele Lücken wies die Story auf, die Naruto nicht in der Lage war, zu füllen. Sakura offenbar auch nicht. Obwohl diese Story sehr oberflächlich betrachtet schien, so konnte Naruto sich doch ein paar Sachen zusammenreimen. Aber vermutlich musste er Sasuke selbst fragen, wenn er Antworten wollte. Wenn er ihn gar näher kennenlernen wollte. Denn alles in allem blieb der Uchiha doch ein Mysterium. Und Naruto stand auf diese Dinge. »Ich hab noch Eiscreme«, unterbrach Sakura die Stille und Naruto warf ihr einen Blick zu. »Hast du Lust?« Unwillkürlich breitete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus, als er Sakuras ernste Miene bemerkte. Ja, sie waren eindeutig verwandt. »Ich hätte gern einen Termin mit Mr. Sasuke Uchiha.« Ungeduldig trommelte Naruto mit den Fingern auf den Holztisch, während er der Person am Telefon zuhörte, wie sie etwas in den PC eintippte und ihn bat, eine Sekunde zu warten. Sakura war noch in der Universität und hatte danach eine Schicht in einem Eiscafé zu schieben, in welchem sie nebenbei arbeitete. Naruto war also alleine in ihrer Wohnung. Nachdem ein Kurs am Mittag ausgefallen war und er den Rest des Tages frei hatte, hatte er sich endlich einmal die Zeit genommen, den Mievertrag zu studieren und war letztlich zu dem Schluss gekommen, dass er diese Wohnung auf alle Fälle nehmen würde. Selbst wenn das bedeutete, dass er dafür zu Sasukes persönlichem Sklaven werden musste. Gut, das war vielleicht etwas übertrieben. Eher würde dies anders herum laufen. Er schmunzelte und vernahm das Knistern, als die Frau den Hörer wieder in ihre Hand nahm und ihm mitteilte, dass Mr. Uchiha gerade nicht im Haus war, sie ihm jedoch eine Notiz hinterlegt hatte. Kurz erkundigte sie sich noch nach Narutos Nummer, auf welcher er immer zu erreichen war, und als sie seine Handynummer notiert hatte, legte Naruto auch schon wenige Augenblicke später auf. Zufrieden blickte er auf den Mietvertrag, welcher vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lag. Seine Unterschrift hatte er bereits unter diesen gesetzt und würde ihn damit nur noch an Sasuke übergeben müssen, bevor er seine Schlüssel bekommen würde. Vorsichtig faltete er den Vertrag wieder zusammen und schob ihn in den Umschlag, damit auch ja nichts verloren ging. Dann jedoch erhob er sich, um erst einmal Sakuras Kühlschrank zu plündern. Als er am Nachmittag einige Aufgaben für die Uni erledigte, machte sein Smartphone sich mit einem Piepsen bemerkbar. Sofort nahm er das HTC in seine Hände und tippte schnell die Nachricht an. Darin war nichts weiter, als die Adresse eines Cafés und eine Uhrzeit enthalten. Heute noch. In knapp anderthalb Stunden. Untendrunter nichts weiter, als ein schlichtes 'Sasuke'. Offenbar machte der Uchiha sich gar nicht mehr erst die Mühe, ihn anzurufen, wenn sie sich doch auch schon mehr oder weniger privat kannten und sich sicher noch öfters über den Weg laufen würden. Er war eben doch nicht der übliche Kunde, wie es schien, was ihn ein wenig zum Grinsen brachte. Antworten tat er nicht, denn es sollte klar sein, dass er damit einverstanden war. Erst vor wenigen Stunden hatte er im Büro angerufen und wollte mit Sasuke am liebsten noch für heute einen Termin ausmachen und nun meldete der Kerl sich von alleine. Timing hatte er jedenfalls. Kurzerhand erhob er sich und klappte sein Notebook zu und automatisch fuhr dieses in den Standby-Modus. Er schnappte sich sein Portmonee, den Mietvertrag und auch Sakuras Wagenschlüssel. Der Prius befand sich vor dem Haus, denn am Morgen war sie mit Sai zur Uni gefahren. Da die beiden sich immer wieder mal abwechselten mit dem Fahren, stand ein Wagen immer vor dem Haus. Naruto benutzte einfach Sakuras Navigationsgerät - neben ihrem Auto - in welches er die Adresse eingeben konnte. Das Café sagte ihm überhaupt nichts, aber noch wohnte er gerade einmal ein paar Wochen hier, also konnte er noch nicht alle guten Plätze hier auswendig kennen. Zumindest aber der starke Verkehr schreckte ihn nicht ab, denn der war in Japan fast genauso. Noch gut erinnerte er sich an seinen ersten Ausflug per Auto in Tokio. Dieser war wohl nur der Sprung ins kalte Wasser, Miami gegenüber. Die Fahrt lohnte sich aber, denn das Café war in Wahrheit ein Strandcafé in der Nähe von Miami Beach. Wie üblich knallte die Sonne noch immer recht stark, als Naruto den Prius verließ, in welchem es Dank der Klimaanlage recht kühl gewesen war. Schnell setzte er seine Sonnenbrille auf, als er die paar Meter zum genannten Café ging und bereits den dunkelblauen Cadillac in der Nähe parken sehen konnte. Da dieser in der Hitze noch leicht knackte, vermutete er, dass der Wagen noch nicht lang hier stand und Sasuke gerade erst angekommen zu sein schien. Diesen konnte er im Außenbereich an einem freien Tisch entdecken. Die meisten Tische waren belegt, aber dieser Kerl stach eindeutig heraus. Es war genau das, was Sakura gemeint hatte. Er hatte so eine Ausstrahlung. Eine kühle und durchaus arrogant oberflächliche, aber zugleich zog er einen magisch an. Nicht zuletzt, weil er einfach unwerfend aussah. Und Sasuke wusste dies. In jeder seiner anmutig wirkenden Bewegungen schien Naruto zu erahnen, wie sehr sich Sasuke seines guten Aussehens bewusst war. Allein das ließ diesen Mann so interessant wirken. Man traf nicht oft einen Menschen, der so von sich selbst überzeugt war und das auf absolut nicht kranke Art und Weise. Dieser Mann hatte einfach Selbstbewusstsein. Aber das musste er wohl auch als Erbe eines Immobilienimperiums. »Hey!« Naruto ließ sich mit einem breiten Grinsen auf dem freien Stuhl an dem kleinen Tisch nieder, den Sasuke ausgesucht hatte. Obwohl Sasuke eine Sonnenbrille trug, wusste er dennoch, dass er ihn ansah, denn er sah deutlich, wie er seinen Kopf anhob, als er ihn bemerkte. Ein wenig gerader setzte er sich hin, doch dachte er offenbar nicht daran, seine Sonnenbrille abzuziehen. »Hi«, entgegnete er und griff nach seiner Tasse. Cappuccino, wenn Naruto richtig riet. »Du hast Geschmack!« Naruto sah sich kurz in dem kleinen Café um, das nahe des Strandes lag. Das Beste jedoch war die Tatsache, dass er von hier aus zu dem Strand sehen konnte, der wirklich reichlich belegt war. Aber das Meer zu sehen war unglaublich schön und etwas, das er in seinem kleinen Dorf in Japan nicht hatte. Sasuke jedoch schien davon weniger beeindruckt zu sein. Kein Wunder, denn immerhin lebte er hier und war sogar bereits für ein Jahr in Los Angeles gewesen. Wer wusste schon, wo er noch alles gewesen war in seinem Leben. Ob er schon einmal jemals in Japan gewesen war? Dass er eindeutig japanischer Abstammung war, wusste Naruto aufgrund seines Namens ja. Außerdem hatte Sakura mal so etwas erwähnt. Er konnte das leichte Schmunzeln sehen, welches Sasukes Mundwinkel umspielte, als er zu ihm blickte. Doch nutzte er die Gelegenheit letztlich, als eine Kellnerin zu ihm kam und ihn fragte, was er ihm bringen konnte. Nicht einfach fragte, denn sie sprach mit recht starkem Akzent und noch dazu relativ schnell, so dass Naruto einen Moment brauchte, um ihre Frage noch einmal korrekt in seinem Kopf wiederzugeben. Da er sie dafür einen Moment zu lange anblickte und die Dame ihn noch einmal mit einem unsicheren »Sir...?« ansprach, konnte Sasuke sich ein leises Lachen nicht einmal verkneifen. Allerdings managte Naruto die Situation recht gekonnt, griff nach der Karte, die in der Mitte des Tisches in einer Halterung steckte, und bestellte schlussendlich einen Eiskaffee. Damit wurde er die Kellnerin jedoch für's Erste los und er konnte sich wieder dem Uchiha widmen, der deutlich belustigt schien. »Dein Englisch ist im übrigen genauso schlecht, wie dein Verständnis der Sprache zu sein scheint.« »Danke«, entgegnete Naruto fast schon mit einem eingeschnappten Unterton und er steckte die Karte zurück in seine Halterung. »Ich komme eben aus Japan. Japanisch ist meine Muttersprache! Wir können uns ruhig auf Japanisch unterhalten, dann musst du meinen Akzent nicht ertragen.« Den letzten Satz sprach er tatsächlich nicht mehr auf Englisch aus, sondern war in seine Muttersprache gewechselt. Allerdings reagierte Sasuke anders darauf, als erwartet, denn er zog kurz eine Augenbraue in die Höhe. »Ich verstehe kein Japanisch«, klärte er ihn schließlich recht ruhig auf. Automatisch wurden die Augen des Jüngeren etwas größer, als er ihn abschätzend ansah. Er verstand kein Japanisch? »Du bist doch Japaner!« Naruto runzelte die Stirn. »Bist du hier aufgewachsen?« »Ich bin in Chicago geboren.« Sasuke fuhr mit dem Finger über den Rand seiner Tasse, an der etwas Schaum seines Cappuccinos klebte, und leckte sich schlussendlich über die Fingerkuppe. »Meine Eltern haben mich nicht zweisprachig erzogen.« »Warum?« Naruto ließ ganz außer Acht, dass er diesen Kerl noch nicht einmal sonderlich lang kannte. Er war eben neugierig und Sasuke gab ihm so viele Möglichkeiten, nachzuhaken. Ein wenig wusste er ja schon Dank Sakura über ihn. Aber diese Dinge aus seinem Mund zu hören, machte es natürlich tausendmal interessanter. »Warst du nie in Japan?« Sasuke schien mit der Flut an Fragen überhaupt kein Problem zu haben, denn er schüttelte nur den Kopf als Antwort. »Meine Eltern sind von Japan nach Chicago gezogen, kurz nachdem mein Bruder geboren wurde. Sie haben vorher in Osaka gewohnt.« Naruto nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Also hatte Sasukes Familie einmal in Japan gewohnt, war jedoch in die USA gezogen, kurz bevor Sasuke geboren wurde. Also war Sasuke damit der einzige, gebürtige Amerikaner aus der Familie. »Aber warst du nie zu Besuch in Japan?« Naruto konnte nicht ganz glauben, dass der Andere niemals in seiner eigentlichen Heimat war. Dem Ursprung, wo er herkam. Wo seine Familie zumindest herkam. Aber Sasuke schüttelte abermals den Kopf. »Niemals?« »Nein«, antwortete Sasuke ruhig und zog letztlich seine Sonnenbrille von seiner Nase, um sie sich in den leichten Ausschnitt seines Shirts zu stecken. Erst jetzt fiel Naruto wirklich auf, dass Sasuke dieses Mal nicht ganz so förmlich gekleidet war. Vielleicht, weil er nun immerhin wusste, mit wem er einen Termin hatte. Dass Naruto zwar ein Kunde war, aber immer noch ein wenig privat mit ihm zu tun hatte. Bei ihm musste er schließlich auch nicht im Anzug herumlaufen. Obwohl Naruto sagen musste, dass der Uchiha wirklich gut darin aussah. »Mh«, machte Naruto. Er kam nicht dazu weiterzusprechen, denn die Kellnerin tauchte wieder auf und brachte ihm seinen Eiskaffee - dieses Mal ohne viel mit ihm zu sprechen, weil sie bereits vorhin bemerkt hatte, dass Naruto nicht gut darin war, seltsam starke Akzente zu entschlüsseln. Ein klein wenig war der Blonde ihr dafür sogar dankbar. »Deswegen sprichst du kein Japanisch«, stellte er fest, als sie wieder unter sich warenn und er seine Aufmerksamkeit Sasuke zuwenden konnte. Dieser zuckte etwas die Schultern. Offenbar lag ihm nicht viel daran, diese Sprache zu beherrschen. »Ich verstehe Bruchstücke, allerdings käme ich mit meinen Sprachkenntnissen wohl nicht weit.« Tatsächlich machte der Uchiha sich nicht viel daraus, denn bisher hatte er die Sprache scheinbar noch nie benutzen müssen. Damit konfrontiert sah er sich bestimmt immer nur, wenn er Verwandten aus Japan begegnete und direkt jeder davon ausgehen musste, er spreche Japanisch. Sicher war es bei Kunden genau das gleiche. »Bestimmt nur schmutzige Wörter oder Schimpfworte«, hakte Naruto nach und grinste etwas hinterhältig. Sasuke jedoch schmunzelte nur etwas und nippte an seinem Cappuccino. So langsam, wie er davon trank, war Naruto sich inzwischen sicher, dass aus seinem einst heißen Cappuccino inzwischen sogar auch ein Eiskaffee geworden war. »Schließ nicht von dir auf andere.« Sasuke wusste zumindest zu kontern, womit er Naruto automatisch etwas zum grinsen brachte. Allerdings fing er dann ein ganz anderes Thema an. »Hast du es dir überlegt?« Naruto brauchte eine Sekunde, um von ihrem vorigen Thema auf das Thema Wohnung und Mietervertrag zu kommen. Doch er zog gleich, als er daran erinnert wurde, den Umschlag hervor und schob ihn Sasuke über den kleinen Cafétisch zu. »Ja, ich hab unterschrieben«, stimmte er zu und grinste ein klein wenig. Sasuke schien das nicht zu überraschen. Nein, viel eher wirkte er, als hätte er schon damit gerechnet. Aber dennoch zog er den Umschlag über den Tisch zu sich und öffnete ihn langsam, um den Mietvertrag hervorzuziehen. Naruto konnte sehen, wie sein Blick kurz über seine persönlichen Angaben huschte, bevor er auf der Unterschrift zum liegen kam. Doch er schien zufrieden, weshalb er kurz einen Kugelschreiber aus seiner Mappe zog, die auf dem leeren Stuhl neben ihm lag. Als er ebenfalls unterschrieben hatte, hob er den Blick und sah zu Naruto. »Ich lass dir eine Kopie zukommen«, erklärte er und ließ den Mietvertrag in seiner Mappe verschwinden. »Ist das etwa ein Angebot für ein weiteres Date?« Gerade war Naruto dreist, ja, aber er konnte ziemlich direkt sein. Das hatte Sasuke ja bereits auf der Party der Hyuugas gespürt, aber immerhin hatte der Schwarzhaarige es da ja ebenso sehr gewollt. Er war schließlich auf Naruto zugekommen. Tatsächlich sah er, wie Sasuke schmunzelnd aufsah. »Bezeichnest du das hier etwa als ein Date?«, hakte er gezielt nach. »Anscheinend gehen unsere Auffassungen von einem wirklichen Date da weit auseinander.« »Dann musst du mir offenbar zeigen, was für dich ein richtiges Date ist«, schlug Naruto vor und nahm einen Schluck von seinem Eiskaffee. Allerdings sah er Sasuke über den Rand seines Glases hinweg ruhig an. Für einen Moment schien der Andere nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Offenbar dachte er über den am besten passendsten Satz nach, um ihm eine Abfuhr zu erteilen. Nicht vielleicht, weil er nicht interessiert war, sondern viel eher, weil es immer noch Ino gab. Scheinbar las Naruto Gedanken, oder aber er konnte Sasukes Denkweise inzwischen schon ziemlich gut einschätzen, denn tatsächlich reagierte der Schwarzhaarige genau so, wie er es von ihm erwartet hatte. »Ich kann nicht.« Es klang nicht einmal abweisend, aber es schwang auch keine Enttäuschung in seiner Stimmlage mit. Eher klang es genauso gleichgültig, wie die Hälfte der Worte, die aus Sasukes Mund kamen. Naruto wollte am liebsten kontern. Er wollte ihm unter die Nase reiben, dass es ihn an diesem einen Abend auch nicht gestört hatte, als er sich so willig von ihm hatte nehmen lassen. Aber er tat es nicht. Irgendwie ahnte er, dass er damit einen wunden Punkt traf, weil dieser Mann verdammt stolz schien. Und doch schien er seine Vorlieben zu haben. Vorlieben, von denen niemand zu wissen schien. Fast schon amüsant. »Mhm«, machte Naruto ruhig und stellte sein Glas ab, während der Eiskaffee, der wirklich fantastisch schmeckte, seine Kehle hinab lief. »Dann sehe ich das hier eben weiterhin als Date an.« Obwohl er selbst so ernst blieb, bemerkte er das leichte Schmunzeln auf Sasukes Lippen. Doch schnell überspielte er dies, da er sich etwas mehr aufrichtete und aus seiner Hosentasche einen Schlüsselbund hervorzog. Es waren nur drei Schlüssel an einem Ring, doch Sasuke hielt ihm diesen an einem Finger vor die Nase. »Deine Schlüssel«, erklärte er. »Haus-, Wohnungs- und Briefkastenschlüssel. Ich denke, du findest die Wohnung alleine...?« Sasukes Stimme hob sich gegen Ende minimal, so dass Naruto dies als Frage auffasste. Langsam streckte er seine Hand aus, um ihm die Schlüssel abzunehmen, jedoch nicht, ohne seinen Blick von den dunklen Augen zu lösen. »Vielleicht wäre es besser, du zeigst mir noch einmal, wo die Wohnung liegt, damit ich sie auch wiederfinde.« Sasukes Kehle verließ ein leises Lachen. Naruto mochte sein Lachen, doch diese plumpe Anmache schien wie schon erwartet nicht zu wirken, weshalb er etwas grinste. »Wie gut, dass ich dir die Adresse noch einmal aufgeschrieben habe.« Als wäre er auf genau diese Situation vorbereitet gewesen, zog er einen kleinen Notizzettel hervor und schob ihn zu Naruto. Der Zettel enthielt tatsächlich die Adresse seiner neuen Wohnung und Naruto kam nicht umhin, selbst etwas zu lachen. Entweder war dieser Kerl ein absoluter Perfektionist, oder er gab die Zügel in gewissen Dingen ungerne aus der Hand und hatte gern die Kontrolle. Zumindest, wenn es nicht um Sex ging. Diese Gegensätze, die Sasuke alle in sich vereinte, wurden zunehmend interessanter. »Mit dir kann man gar nicht flirten, so gut, wie du auf alles vorbereitet bist.« Den leicht maulenden Unterton verkniff Naruto sich extra nicht und er wurde prompt mit einem Grinsen belohnt. »Mir gehören dutzende an Immobilien. Weißt du, wie viele Kunden der Annahme sind, sie können sich eine Wohnung erflirten?« Mh, irgendwie konnte er sich das sogar gut vorstellen. Er selbst hatte Sasuke schließlich kontaktiert in der Hoffnung, dass er bei ihm irgendwelche Vorteile hatte, weil er nun einmal Sakuras Cousin war. Dass andere sich da ihren Weg in eine neue Wohnung flirten wollten, wunderte ihn daher gar nicht. Erst recht nicht, bei einem Kerl, der vermutlich millionenschwer war und einfach aus reinster Lust und Laune einem Kunden eine begehrte Wohnung verwehren konnte. Ja, in diesem Sinne hatte Sasuke wirklich Macht. Und er schien diese auch auszuspielen. »Gut, dass ich nicht während der Besichtigung angefangen habe, dich anzuflirten. Sonst hättest du mir die Wohnung gar nicht erst gegeben. Aber jetzt, wo ich die Schlüssel habe...« Er grinste etwas und klimperte kurz mit den Schlüsseln, ließ diese aber letztlich in seine eigene Hosentasche wandern und warf Sasuke einen Blick zu. »Willst du noch was trinken?« Naruto war aufgefallen, dass Sasukes Cappuccino inzwischen leer war und auch sein eigener Eiskaffee war nach dem letzten Schluck ausgetrunken. Gleichzeitig war diese Frage jedoch auch eine versteckte Frage danach, vielleicht noch woanders hinzugehen, als nur in diesem Café zu bleiben. Mit der direkten Art kam er bei ihm wohl nicht weit, also versuchte er es hinten herum. Doch abermals wurde er abgewiesen, da Sasuke leicht den Kopf schüttelte. »Ich hab noch einen Termin«, erklärte er, als er einen Blick auf seine teuer wirkende Uhr geworfen hatte. Bei diesen Worten klappte er sogar seine Mappe zu und steckte den Kugelschreiber an der Seite hinein. »Ruf mich an, wenn du dich eingerichtet hast.« Er schmunzelte etwas, doch er kramte sein Portmonee hervor und zog einen Dollarschein hervor, der seine Bestellung zur Genüge deckte. Auf das Wechselgeld wartete er gar nicht erst, weil er sich auch schon erhob und seine Hand kurz zur Verabschiedung hob. Naruto war ihm nicht böse, als er den Tisch verließ, sich durch die Menge an Gästen quetschte und das Café verließ. Viel eher sah er ihm amüsiert nach und beobachtete ihn dabei, wie er im Gehen seine Sonnenbrille wieder aufsetzte und seine Wagenschlüssel hervorkramte, nur um den Cadillac aufzuschließen und einzusteigen. Kurzerhand wandte er sich dem Tisch zu und versuchte sich die letzten Tropfen seines Eiskaffees in den Mund laufen zu lassen. Aber auch er legte sein Geld letztlich recht passend auf den Tisch, schnappte sich den Notizzettel mit der Adresse (sicher war sicher), und erhob sich. Mit einem Handzeichen bedeutete er der Kellnerin, die just in diesem Moment zu ihm blickte, dass das Geld auf dem Tisch lag, bevor er das Café verließ und den Prius von Sakura ansteuerte. Er sollte ihn also anrufen, wenn er sich eingerichtet hatte, mh? Sasuke hätte ihm das Angebot lieber nicht machen sollen. Denn diese Worte, die Sasuke wohl nur benutzt hatte, um ihn abzuwimmeln und ihn daran zu hindern, mehr Flirtversuche zu starten, nahm Naruto hingegen vollkommen ernst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)