Das Blut der Mana-i von Elnaro (Der König von Kalaß) ================================================================================ Kapitel 8: Ein alter (Un-) Bekannter ------------------------------------ Am nächsten Morgen stehen die vier Reisegefährten bereits zur Morgendämmerung auf. Noch etwas müde, aber gespannt was der neue Tag bringen wird, haben sie in Windeseile alles zusammen gepackt und auf das Lastentier geschnallt, das nun gemächlich den Rückweg entlang trottet, den sie gekommen sind. Zarihm, der sich zur Sicherheit gewissenhaft eingeprägt hat wo es lang ging, führt die Gruppe mit einigem Abstand an. Siva ist noch etwas verwirrt von ihrem nächtlichen Erlebnis mit ihrem Ahnen König Ramon. Sie sieht keinen Grund dazu für ihn zu schweigen, was ihm durchaus klar ist. Da der erfahrene Mann jedoch gern verhindern würde, dass sie plaudert, lässt er sie nicht mehr aus den Augen. Somit findet sie keine Gelegenheit dem Prinzen während des Fußmarsches alles ungestört zu erklären. Etwas verwundert es Aiven allerdings schon, dass sie plötzlich kaum mehr ein Wort mit ihrem großen Mentor Ramon wechselt, der sich nun freundlich, aber bestimmt nach ihrem Zustand erkundigt: „Wie geht es Euch heute Morgen, liebe Prinzessin Siva. Ich bin besorgt, denn Ihr seid ungewohnt still.“ Mit zusammen gekniffenen Augen sieht Aiven sie misstrauisch an, während sie sich räuspert und dann scharf antwortet: „Die Nacht hätte wohl besser sein können, aber sorgt Euch nicht, denn es geht mir gut. Danke der Nachfrage, Ramon.“ Dieser nickt ihr galant zu und nimmt erneut ein Stück Abstand von der jungen Frau, aber nicht weit genug, um außer Hörreichweite zu sein. Er geht nun vor den Königskindern. „Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen?“ fragt Aiven verwundert. Flüsternd antwortet sie zu ihm gebeugt: „Das erzähle ich dir später.“ Das war ein eindeutiges „ja“, weshalb der Prinz den gefallenen König angespannt fixiert, was dieser zu bemerken scheint, denn er dreht sich zu ihm um. Zur Antwort auf Aivens Blick hebt er nur seinen Kopf süffisant lächelnd, was den provozierten Prinzen den Entschluss fassen lässt, ihn spätestens zur Mittagpause zur Rede zu stellen. Inzwischen läuft Zarihm mal in Sichtweite und mal außerhalb der Sicht der anderen auf den felsigen Wegen voraus. Es hängt immer ganz davon ab wie die Umgebung beschafften ist. Nach etwas mehr als drei Stunden Fußmarsch erreicht er eine bewaldete Gegend und trifft auf die ihnen auflauernde Rebellenbande, die Clypeus Garde, wie der Anführer sie vor zwei Tagen genannt hat. Ein Ausschau haltender Späher erkennt den jungen Pfandhausbesitzer als ihren Kontaktmann aus Aranor und Brag Bugat wieder und gibt die Information weiter. Zahrim wird daraufhin direkt, von einem aus dem Gebüsch springenden Mann, zum ehemaligen Offizier und Anführer geleitet, der sich ebenfalls versteckt hält. Fünfzehn seiner Männer hat er an diesem Wegabschnitt postiert. Direkt hinter einer leichten Biegung liegend und zur einen Seite durch einen Abgrund beschränkt, zur anderen in eine kleine Lichtung mündend, bietet er den idealen Ort für einen Überraschungsangriff. Zarihm kratzt sich nervös am Hals, als er verunsichert zu dem blonden beängstigendem Mann, mit dem siegessicheren Blick, der sich neben ihm im Gebüsch versteckt hält, flüstert: „Mein Herr, ich habe es mir anders überlegt. Ich will das Mädchen doch nicht ausliefern und ich will auch den Schutz deiner Männer nicht mehr.“ Dieser lacht als Antwort erheitert: „Du bist schon ein Spaßvogel! Ich habe dir ganz kurz wirklich geglaubt, Junge.“ Doch dann ist er auf einen Schlag wie ausgewechselt und fügt harsch hinzu. „Aber solltest du es doch ernst gemeint haben, dann muss ich dir sagen, dass ich bereits beträchtliche Mittel investiert habe, um die Prinzessin in meine Obhut zu nehmen. Solltest du sie gewarnt oder umgeleitet haben, dann endet deine Reise wohl hier für dich.“ Das lässt den jungen Verräter verstummen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als hier zu warten und zu hoffen, dass der Prinz, der gruselige untote König und vor allem die Prinzessin es mit diesen fünfzehn gut trainiert aussehenden Männern aufnehmen können. Das wären fünf für jeden. Schon beim Gedanken daran merkt er, wie absurd seine Hoffnung ist. Fünfzehn... Was für eine aberwitzig große Zahl. Der Anführer der Garde wollte wohl nichts dem Zufall überlassen. Kurz bevor die drei Reisenden die Biegung passieren, wird der etwas voraus laufende Ramon unruhig. Da Siva ein ähnliches Gefühl im Bauch hat, wundert sie sich nicht über seine langsamer werdende Schrittgeschwindigkeit. Der Weg ist hier recht eng und direkt neben ihnen geht es steil hinab. „Was ist denn los mit euch?“ wundert sich Aiven. Seine Freundin hält ihren Arm vor ihn, um ihm am Weiterlaufen zu hindern. „Psst, da vorne stimmt was nicht. Bewaffnen wir uns!“ flüstert sie streng. Sie nehmen ihre stumpfen Schwerter aus dem Gepäck. Leider hat Ramon kein eigenes, denn auch in seinem Grab hat keines gelegen. Sie haben nicht genug Zeit über die Verteilung der Waffen nachzudenken, denn der Späher hat der Garde bereits gemeldet, dass sie aufgeflogen sind. Der Anführer gibt die Umzingelungstaktik widerwillig auf und bläst zum offenen Angriff. Das verschafft den drei Aristokraten zumindest den Vorteil, dass die Rebellen häppchenweise vor ihnen auftauchen. Je fünf von ihnen sind auf eine Person angesetzt. Der erste läuft auf den unbewaffneten Ramon zu, der sich blitzschnell vor ihm weg dreht und ihm fast unmerklich das Schwert entreißt. Mit einer seitlichen Drehung und einem gezielten Schwerthieb, hat er den ersten Angreifer bereits erledigt. Die Königskinder staunen über dieses unglaubliche Geschick, doch lange bleibt ihnen nicht Zeit seinen geschmeidigen Schwertkampf zu bewundern, denn auch sie werden angegriffen. Was sie aus der Entfernung nicht sehen können ist, dass Ramon nach wie vor große Probleme mit seinem, noch nicht ganz wiederhergestellten Körper hat und vom langen Marsch bereits äußerst ausgelaugt ist. Im Gegensatz zum gefallenen König, verwenden die beiden nicht tödliche Techniken. Aiven bezieht seine Stärke aus seiner Körperkraft, Siva aus ihrem Geschick und ihrer Geschwindigkeit. Sie sind zwar in der Lage ihre Gegner auf Abstand zu halten und den ein oder anderen außer Gefecht zu setzten, doch es scheinen nicht weniger zu werden. Sie haben Glück, dass sie in dieser engen Passage kämpfen, denn hier können nie mehr als zwei Angreifer gleichzeitig auf einen von ihnen los gehen. Die vielen Übungsstunden mit ihrem Vater zahlen sich aus, denn die Prinzessin streckt einen Gegner nach dem anderen nieder, was sie in einen aggressiven Blutrausch verfallen lässt. Glücklicherweise beherrscht sie nur Nicos Schwerttechnik, die sie um ein Haar nicht zur Mörderin werden lässt. Aiven hat weit größere Probleme im Kampf als sie, weshalb Männer, die eigentlich auf Aiven angesetzt wurden, nun auch auf sie los gehen. Als sie mitbekommt wie der eben noch so elegant kämpfende Ramon völlig überraschend taumelt und im Anschluss vor ihren Augen den Abgrund hinunter gestoßen wird, gerät die sonst so kontrollierte Prinzessin in Panik und vernachlässigt ihre eigene Verteidigung. „Ramon!“ brüllt sie verzweifelt, kurz bevor sie überwältigt werden kann. Zwei Männer werden benötigt, um die die tobsüchtige Prinzessin zu Boden zu drücken. Nun kommt auch noch der übrige, besonders geschickte Rebell, der Ramon besiegen konnte, auf Aiven zu. Er hat es nun immer noch mit vier Männern zu tun. Der Prinz ist kein Krieger, sondern eher ein Kampfsportler. Gegen mehrere Gegner gleichzeitig zu kämpfen ist neu für ihn, weshalb es ihm auch große Schwierigkeiten bereitet. Als Siva erkennt wie auch er strauchelt, schreit sie wütend und verzweifelt: „Lauf weg, Aiven! Rette dich!“ „Niemals könnte ich dich hier zurücklassen.“ brüllt er zurück. „Ich schaffe das!“ Applaudierend kommt der Anführer der Garde siegessicher um die Biegung ins Sichtfeld der beiden geschritten. Vor sich schubst er den jungen aranoischen Pfandhausbesitzer Zarihm her. Alle Kampfhandlungen werden einen Moment lang eingestellt, als er laut und abschätzig beginnt zu sprechen: „Das ist herzallerliebst.“ Er packt den verängstigten Verräter an der Schulter, reißt ihn zu sich herum und hält ihm ein Schwert an die Kehle. „Hast du mir irgendwas zu sagen, du kleiner Gauner? Er ist also nur der Begleiter der Prinzessin, ja? Und es ist wohl nur ein großer Zufall, dass er den selben Namen wie der Prinz Yokens trägt?“ Der junge Mann ist mit der Situation überfordert und nicht fähig etwas zu entgegnen. Erleichtert ruft ihm Siva zu: „Zarihm, du lebst!“ Der Anführer antwortet an seiner Stelle freudig. „Freu dich nicht zu sehr darüber, Prinzesschen. Er war es, der dich an mich verraten hat.“ „Zarihm? Ist das wahr?“ reagiert Aiven, der ernüchtert sein Schwert fallen lässt. Sein Kampfgeist ist gebrochen. Er wird nun ebenfalls von den Männern überwältigt, was Siva gleichzeitig schockt und enttäuscht. Nicht der Verrat Zarihms macht ihr zu Schaffen, sondern der Verlust Ramons und die Aufgabe Aivens. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Ihr gesamtes Vorhaben ist gescheitert und es ist allein ihre Schuld. Sie allein hat die Gruppe in die Vernichtung geführt. Verzweifelt hört auch sie auf sich zu wehren, denn sie muss zugeben, dass sie eindeutig besiegt wurde. Die Königskinder werden gefesselt und vom, die ganze Zeit belustigt grinsenden, Anführer und den sechs verbleibenden Männern abgeführt. Mit Augenbinden versehen, werden sie auf Pferde gesetzt, mit denen sie drei oder vier Stunden unterwegs sind. Erst am Zielort, dem Hauptquartier der königsfeindlichen Rebellentruppen, bekommen sie Ihre Augenbinden abgenommen und steigen von den Pferden. Dieser Ort ähnelt eher einem kleinen Dorf, in dem vielleicht zweihundert Männer, Frauen und Kinder leben, als einer Rebellenhochburg, so wie sie sich eine solche vorgestellt haben. Viele kleinere Lehmhäuser und ein paar Felder und Vieh gehören dazu. Die einfachen Leute, Bauern und Handwerker schauen die Gefangenen argwöhnisch an. Der ihnen immer noch unbekannte Anführer, welcher an der Spitze läuft, bleibt in der Dorfmitte stehen, hebt die Arme und spricht laut zu den Menschen: „Dies ist die Tochter des Mannes, der sich den Thron von Roshea unrechtmäßig aneignete und mich um die Königswürde brachte. Zusammen mit dem Prinzen von Yoken und noch einem Begleiter haben sie heute vier unserer Männer getötet und fünf verletzt. Ich werde sie nun zur Rechenschaft ziehen für alles was sie unserem Land und unseren Leuten angetan haben.“ Die Bewohner jubeln ihrem Anführer zu, was er sichtlich genießt. Siva versteht ein paar Sätze, die aus der Masse hervorstechen: „Nieder mit dem falschen König!“ und „Keine Gnade für Betrüger!“ Scheinbar halten diese Leute Nico wirklich nicht für ihren rechtmäßigen König, was unter Einbeziehung der Umstände seines Amtsantritts wohl wenig verwunderlich ist. Aber hat er sich über die Jahre seiner Regentschaft nicht mehr als würdig erwiesen? Plötzlich kommt eine Frau mittleren Alters aus der Masse heraus gerannt, die sich an die Brust des Anführers wirft. Hysterisch fleht sie: „Wo ist mein Mann? Wo ist Trian? Loran, sag mir wo er ist?“ Er sieht sie emotionslos an, schüttelt den Kopf und fordert den Zug zur Fortbewegung auf. Sie bricht weinend neben ihm zusammen. Sivas und Aivens Blicke sind zu Boden gerichtet, um sich die Gesichter der wütenden Menschen nicht länger anschauen zu müssen. Beide hätten sich nicht vorstellen können, dass es so etwas wie dieses Dorf überhaupt gibt. Wer soll dieser Mann seien, den Nico um den Thron gebracht haben soll? Die beiden werden in einen Hinterraum des größten Gebäudes gebracht und dort, in einiger Entfernung voneinander, mit den Armen über dem Kopf an die kalte Wand gefesselt. Der Raum ist fensterlos und äußerst karg eingerichtet. Vermutlich wird er nicht zu ersten Mal als Verhörraum genutzt, was die fest mit dem Mauerwerk verbundenen Eisenringe in den Wänden erklären würde. Der Rebellenführer ist nun allein mit den Königskindern, was ihm sichtlich zu gefallen scheint. Dass er heute Männer verloren hat, scheint seine Laune jedenfalls nicht zu trüben. Er schleicht grinsend um die hübsche Prinzessin herum und richtet dann erheitert das Wort an sie. Dabei kommt ihr unangenehm nahe. „Dugars Tochter...schön bist du geworden, aber das war auch zu erwarten. Ging es dir gut im Schloss, während ich im Untergrund mein Leben fristen musste?“ Sie dreht sich angewidert weg und faucht erhaben: „Das geht dich überhaupt nichts an! Ich hab ja nicht mal eine Ahnung wer du überhaupt bist.“ Geschockt weicht er ein Stück zurück und richtet sich vor ihr auf: „Mich in dieser Situation noch zu provozieren, zeugt nicht von Intelligenz, Prinzesschen. Ich bin Marco Loran.“ Als sie ihn immer noch herablassend fragend anschaut, holt der aus und gibt ihr eine schmerzhafte Ohrfeige. Er ist außer sich vor Wut von diesem Gör so vorführen zu lassen. Hat der König seiner Tochter etwa nichts von seinem größten und mächtigsten Widersacher erzählt? Mordlust steigt in ihm auf, die er für verfrüht hält. Er will das Mädchen jetzt noch nicht töten, weshalb er sich wieder zu beruhigen beginnt. Der ebenfalls angekettete Aiven will nicht zuschauen wie das Gespräch eskaliert und versucht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er ruft: „Hey, Marco, richtig? Wie wär‘s wenn du aufhörst wehrlose Frauen zu schlagen und dich mit mir zu beschäftigen?“ Loran lacht spitz auf. Der Plan des Prinzen scheint aufzugehen, denn ihr Peiniger wendet sich nun ihm zu. „Wehrlose Frauen? Dieses Mädchen hat drei meiner Männer so schwer verletzt, dass sie wahrscheinlich nie wieder kämpfen können. Sie ist ein Monster, genau wie ihr Vater oder dieser andere Typ, der meine Leute ohne mit der Wimper zu zucken getötet hat. Wer war das überhaupt? Er sah Dugar zum verwechseln ähnlich.“ „Ein Doppelgänger!“ lügt Siva, die Aivens Plan damit zunichtemacht, der entnervt den Kopf schüttelt. Sie spricht ungerührt weiter. „Das dumme Volk kann ihn nicht vom echten König unterscheiden. Seit neuestem probieren wir damit herum, damit sich mein edler Vater nicht mehr mit diesem Pöbel abgeben muss.“ Das glaubt Loran auf‘s Wort. Negative Eigenschaften auf den König zu projizieren liegt ihm, kommt es seiner Weltanschauung doch so nahe, weshalb er dieses Thema auf sich beruhen lässt. Er geht erneut auf das Mädchen zu, weshalb Aiven mit einem leicht panischen Unterton einwirft: „Was hast du eigentlich mit mir vor, Marco?“ Ohne sich von der Prinzessin abzuwenden, antwortet er: „Es fühlt sich merkwürdig an von einem Feind mit Vornamen angesprochen zu werden, Prinz von Yoken. Für dich fällt mir zu gegebener Zeit schon noch etwas ein.“ Die gleichzeitige Ergreifung beider Königskinder war ein Glücksgriff für den Rebellenführer. Der Prinz ist eine sehr wertvolle Geisel. Er überlegt noch, was er für ihn im Austausch verlangen kann. Was ihm hingegen im Moment weiterhin viel mehr beschäftigt, ist die Behauptung der Prinzessin, vom großen Marco Loran nichts zu wissen. Etwas ruhiger als vorhin sagt er: „Dass du vor gibst mich nicht zu kennen, ist wirklich unverschämt von dir, kleine Prinzessin, denn normalerweise bin ich es, der andere Leute provoziert. Du hast mich auf dem falschen Fuß erwischt, aber das wird mir nicht noch einmal passieren. Du bist es auch gar nicht, auf die ich es abgesehen habe. Das ist nur eine Sache zwischen mir und Dugar. Endlich habe ich etwas gegen ihn in der Hand. Für dich, meine Liebe, wird er Bluten.“ Als er beginnt wieder selbstherrlich zu lachen, brüllt sie unbeeindruckt: „Auf diese Weise wirst den Thron niemals erlangen.“ Loran lacht weiter, diesmal aber über die Worte des überheblichen Mädchens. „Ach, du dummes Weib. Den Thron will ich nicht mehr. In seinem Wissen sein Fleisch und Blut schänden, das will ich. Er wird vor mir auf Knien kriechen um für deine Freilassung zu betteln, aber du wirst nicht mehr die selbe sein, wenn ich mit dir fertig bin, meine Schöne.“ Er geht sehr nah an sie heran und umfasst ihr Kinn. „Wie fühlt es sich für dich an zu wissen was dir bevorsteht?“ Er leckt sich die Lippen. In dieser Lage hatte er ihre wundervolle Mutter Kara schon einmal vor zwanzig Jahren, doch damals wurde er von einem unfähigen Soldaten davon abgehalten sich an ihr zu vergreifen, worüber er sich noch heute ärgert. Siva mag so schön sein wie sie, doch sie hat den unausstehlich unbeugsamen Blick ihres Vaters, was für Loran ein Problem darstellt. Die kluge Prinzessin erkennt den Zweifel und die Schwäche in seinem Blick und nutzt sie, um sich über ihn zu erheben. „Du wirst scheitern. Schwächlinge wie du werden immer scheitern, wenn sie meinem Vater oder mir gegenüber stehen. Wo warst du denn im Kampf vorhin? Hast dich so lange versteckt, bis es vorbei war, nicht wahr? Du kleiner Wicht kannst gegen uns gar nichts ausrichten.“ Er weicht zurück. Nun lacht sie, weil sie bemerkt wie gut es funktioniert. Jetzt kommt sie erst richtig in Fahrt. „Glaubst du Typen wie du machen mir Angst? Die mich, ein Mädchen, erst fesseln müssen, um mit mir reden zu können? Du bist jämmerlich und meiner nicht würdig. Ich stamme aus einer uralten Herrscherdynastie und du? Du bist ein Nichts. Nenn mich gefälligst Hoheit, so wie es sich für einem vom untersten Rang gehört!“ Loran und Aiven sind gleichermaßen geschockt. Diese Frau ist unglaublich. Was Aiven total attraktiv findet, schüchtert den Anführer der Clypeus Garde ziemlich ein. Über schwache Menschen erhebt er sich ohne weiteres, doch starke Frauen sind seine Hybris. Ihnen hat er nichts entgegen zu setzten. Da es davon nicht allzu viele gibt, ist er damit gut zurecht gekommen, doch nun wird es ihm zum Verhängnis. Er hat den Impuls sie tatsächlich Hoheit zu nennen und sich ihr unterzuordnen. Sie erinnert ihn nun an seine geliebte Königin Estell, die ihm sein Erzfeind Nico Dugar genommen hat. Von draußen ist der hohe Klang einer kleinen Glocke zu hören, die zum Abendessen ruft und Loran aus seiner Lage erlöst. Er versucht aufrecht stehen zu bleiben und stark zu klingen. „Ihr werdet...-du wirst schon noch sehen was du davon hast mich zu provozieren, Prinzessin.“ Er wendet ihr den Rücken zu, woraufhin sie ihm hinterher ruft: „Es war schon fast richtig. Wir üben die Anrede dann nochmal.“ Loran verschwindet ohne sich umzudrehen. Von Dugars Spross darf er sich nicht demütigen lassen, auf keinen Fall. Unterdessen hat Zarihm alle vier Siegel zusammen gesammelt und sich auf die Suche nach dem unheimlichen untoten Mann mit der dunklen Aura gemacht, der den Steilhang hinunter gestoßen wurde. Ein anderer würde vielleicht sterben, aber dieser Typ war doch schon einmal tot, deshalb glaubt der junge Mann, er könne ihn mit den Zauberkräften der Siegel wieder aufpäppeln. Dann hätte er wenigstens einen der drei gerettet. Das ist der einzige Strohhalm, an den er sich im Moment klammern kann. Sein Selbstbild war schon immer schlecht, aber diese Tat bereut er zutiefst, denn sie stellt seinen Sündenfall dar und macht ihn definitiv zu einem schlechten Menschen. Der Abstieg ins Tal dauert länger als die Suche nach dem gruseligen Mann. Er ist an einen Baum gelehnt und lebt, wenn man das als solches bezeichnen kann. Anscheinend ist sein Fall durch den Baum und ein Gebüsch darunter abgebremst wurden, doch er sieht aus als hätte er mehrere gebrochene Knochen. Ramon bemerkt wie der Aranoer hinter einem Baum hervorlinst. Er spürt die vier Siegel in seiner Tasche. Unter Schmerzen spricht er den jungen Mann an, den schon wieder ein Fluchtinstinkt ereilt. „Bist du hier um mir den Gnadenstoß zu geben, Verräter an der Krone?“ Zarihm kommt hinter dem Baum hervor und bleibt einige Meter entfernt vom gefallenen König stehen. Völlig aufgelöst fängt er an zu weinen und antwortet dann schluchzend: „Nein, im Gegenteil... Ich, ich habe einen schweren Fehler gemacht...den Prinzen und die Prinzessin...“ Ramon winkt ihn heran. „Hör auf zu heulen! Komm lieber her und gib mir die Siegel!“ Der verunsicherte Mann führt alle Befehle aus. So nah war er dem Untoten noch nie, der nun die vier Siegel berührt, um sich zu regenerieren. Zweimal knackt es, unter stöhnendem Schmerz, laut, was Zarihm wieder einmal fast den Magen umdreht. Davon abgesehen ist seine Nähe allerdings weniger schlimm, als er dachte. Während des Prozesses fragt der junge Mann unsicher: „Könnt Ihr ihn mir verzeihen...meinen Fehler?“ Ramon hält die Augen geschlossen. Er unterbricht seine rhythmische entspannte Atmung, um die aus seiner Sicht dumme Frage zu beantworten: „Es ist nicht an mir über dich zu richten, Diener. Das kann nur der König von Roshea.“ „Und wäre es an Euch?“ hakt er vorsichtig nach. „Zu meiner Zeit gebührte Verrätern der Krone der Strick.“ erwidert Ramon leicht genervt und ergänzt: „Aber das ist jetzt vollkommen unwichtig, ...“ Für ihn vielleicht, denkt Zarihm während der alte König weiter spricht: „führ mich an den Ort, an den sie verschleppt wurden. Ich hole sie zurück.“ Der junge Mann ist verwirrt: „Dort leben hunderte von Menschen und Ihr habt vorhin kaum gegen fünf bestanden.“ Für einen Diener findet Ramon ihn ganz schön frech, aber das soll im Moment nicht das Problem sein. „Wie viele davon sind ausgebildete Krieger?“ Zarihm stammelt: „Ausgebildete...? Keine Ahnung... Vielleicht dreißig oder vierzig - höchstens. Der Rest sind normale Männer, Frauen und Kinder. Aber wie wollt Ihr allein...?“ Ramon nimmt ein Siegel nach dem anderen und steckt es in eine eigens dafür vorgesehenen Taschen in seinen Gewand. Zwei trägt er an den Armen und je eines an Bauch und Rücken. Mit einem siegessicheren Lächeln im Gesicht steht er auf. Seine Stimme hat wieder den gewohnt tiefen und vertrauenswürdigen Klang, als er anweist: „Das wird leicht. Zeigt mir den Ort und halt dann Abstand von mir, wenn du noch nicht sterben willst!“ Es ist nicht mehr weit bis Brag Bugat, wo sie zwei, der von den Königskindern zurückgelassenen Pferde holen. Geschwind reiten sie los. Es ist viele Jahre her, dass Zarihm zum geheimen Rebellendorf geritten ist. Nach dem Tod seines Großvaters hatten sie ihm angeboten hier zu leben. Er sah es sich an und lehnte ab. In einem solchen Kaff wollte der Städter sein Leben nicht fristen. Er versucht sich die Erinnerungen an die Weggabelungen und die geheimen Abzweigungen ins Gedächtnis zurückzurufen. Es ist inzwischen Abend geworden und einige Stunden sind vergangen, bevor Loran wieder zu seinen beiden Gefangenen zurückkehrt. Er hat kaum einen Bissen herunter gekriegt und sich überlegt wie er mit der Situation umgehen soll. Seine Lösung des Problems sieht er darin die vorlaute Prinzessin einfach zu knebeln, sodass sie ihn nicht weiter verunsichern kann. Als er in den Verhörraum eintritt, empfängt ihn Siva hochmütig mit den Worten: „Wir haben schon auf dich gewartet. Wir bekommen nämlich langsam Hunger. Ich hoffe du hast es etwas zu Essen mitgebracht.“ „Wir werden sehen wie viel von deinem Stolz noch übrig ist, wenn ich mit dir fertig bin, Prinzesschen.“ antwortet er unbeeindruckt. Er geht schnurgerade auf sie zu und drückt ihr unsanft einen Knebel in den Mund, den sie selbst nicht wieder entfernen kann. Dann zerschneidet er ihre Kleidung, die nach und nach zu Boden fällt, mit einem Messer. Sie hat inzwischen mit Aiven abgesprochen, dass er nicht mehr ängstlich dazwischen gehen soll, da das ihrer Taktik entgegen wirkt. Er muss sich auf die Zunge beißen, um halbwegs ruhig zu bleiben. Als er fertig ist sie zu entkleiden nimmt Loran unsanft eine ihrer weißen Brüste in die Hand. „Gefällt dir das, meine Hübsche?“ Ihr gelangweilter Blick irritiert ihn, worauf sich Aiven zu Wort meldet, der laut Sivas Anweisungen eine bestimmte Rolle spielen soll: „Marco, das ist schon ganz nett, aber sie mag es ein wenig leidenschaftlicher. Du musst deine Hand geschmeidiger bewegen...“ Schon wieder versuchen die Kinder ihn bloßzustellen und erneut verliert er die Lust an dieser Sache. Er nimmt einen zweiten Knebel und geht auf den Prinzen zu, der ihn weiter verhöhnt: „Was ist los? Weißt du nicht wie man eine Frau befriedigt?“ Entnervt steckt Loran ihm den Knebel in den Mund. Siva hat inzwischen angefangen zu lachen, was den beiden Männern natürlich nicht entgangen ist. Loran zieht sein Messer und lächelt nun auch: „Ihr beiden spielt ein gefährliches Spiel.“ Das lässt Sivas Lachen augenblicklich verstummen, was ihren Peiniger wiederum erfreut. Er fügt hinzu: „Der Junge mag viel Geld wert sein, aber was kümmert mich das? Alles was ich will ist Dugar leiden zu sehen und dazu brauche ich nur seine Brut.“ Er setzt das Messer an Aivens Bauch. Siva hat jetzt zum ersten Mal wirklich Angst. Sie war überzeugt davon, dieser Mann wäre ungefährlich und würde keinem von beiden etwas tun, weil sie viel zu wertvolle Geiseln sind, doch nun droht er damit ihren Freund zu töten. Sie beginnt verzweifelt an ihren Fesseln zu ziehen, was Loran nun endlich freut und nun an der Reihe ist zu Spotten. „Da hast du mich wohl etwas unterschätzt, meine Liebe.“ Er wendet sich erregt dem Prinzen zu: „Das wird jetzt gleich ganz schön wehtun, frecher Prinz. Ich hoffe du lebst noch lange genug, um zu sehen wie ich es der Prinzessin besorge.“ In dem Moment, in dem Loran die Klinge an Aivens Bauch ansetzt und beginnt Druck auf sie auszuüben, erklingen im Dorf laute, dunkle Alarmglocken, die den Königskindern rettend zu Hilfe zu eilen scheinen. Kurze Zeit darauf ist zudem ein wildes Geschrei zu hören, das nicht abbrechen will. Loran atmet schwer aus. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Als er resigniert zur Tür geht, wird diese bereits von der anderen Seite aufgestoßen. Ohne, dass Aiven genau sehen konnte, was da passierte, wird er von einem starken Windstoß erfasst der von Blut getränkt ist. Er musste die Augen schließen, um keines hinein zu bekommen. Als er sie wieder öffnet, sieht der besudelte Prinz er wie Ramon bereits mit seiner linken Hand den Knebel aus Sivas Mund entfernt. In der Rechten hält er ein Schwert, von dessen Klinge unter den dicken Blutlachen, die von ihm herunter tropfen, kaum noch etwas zu erkennen ist. Am König selbst klebt nicht ein einziger Tropfen Blut. Der Prinz bemerkt ein türkises Glimmen in des Königs Augen, das ihm zuvor noch nie bei ihm aufgefallen ist. Vor ihm liegt der zerteilte Torso des Anführers der Clypeus Garde, Marco Loran, den Ramon mit nur einem gezielten Schlag so zurichten konnte. Es ist schwer zu erklären was in dem jungen Mann in diesem Moment vorgeht, doch Furcht beschreibt es wohl am besten. Kaum ist der Knebel aus Sivas Mund entfernt, ruft sie überglücklich und ohne einen Funken von Abscheu oder Reflexion des eben Geschehenen: „Ramon, Ihr lebt!“ Er zerschneidet ihre Fesseln und die nackte Prinzessin sinkt in seine Arme. Keinen Blick verschwendet sie an die Leiche ihres Peinigers, ganz so, als sei er es nicht wert ihren Geist zu verunreinigen. Danach schneidet der übermenschliche König noch den Prinzen los, bei dem er sich entschuldigt: „Verzeiht bitte, Prinz Aiven. In meinem Eifer habe ich nicht richtig aufgepasst. Auf dem Weg hierher habe ich einen See gesehen. Dort könnt ihr Euch reinigen.“ Aiven antwortet nicht, zieht sein Shirt aus und säubert damit sein Gesicht, so gut es geht. Die meisten Blutspritzer sind zum Glück nur auf seinem Oberteil gelandet und die Wunde auf seinen Bauch ist nicht schlimm. Die drei treten hinaus ins Freie. Von hier aus können sie das komplette Dorf überblicken. Eine Schneise der Verwüstung ist hindurch gegangen, die gezeichnet ist von Blutlachen und Leichen. Aiven glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Auf dem Weg hierher hat Ramon mindestens dreißig Menschen getötet. Was ist er nur für ein Ungeheuer? Jene, die nicht kämpfen können oder wollen, trauen es sich nicht zu den toten Körpern ihrer Lieben zu gehen, um sie zu beweinen oder sie von der Straße zu holen, um sie vor den Blicken der anderen zu schützen. Sie harren verängstigt hinter Türen und Fenstern bis das Böse aus ihrer Siedlung verschwunden ist. Eine Jugendliche von vierzehn oder fünfzehn Jahren kommt auf den tobsüchtigen König zugerannt. Ihr Ziel ist das große Gebäude, aus dem die drei gerade kommen. Vor ihnen bleibt sie stehen und schreit verzweifelt: „Wo ist mein Vater? Er war in dem Haus hinter euch.“ Der König schreitet erhobenen Hauptes an ihr vorbei. Siva und Aiven, in dessen Arm sie inzwischen liegt, folgen ihm. Der Prinz versucht vergeblich ihre Nacktheit zu verbergen und drückt sie an seinen ebenfalls unbekleideten Oberkörper. Während er an der Jugendlichen vorbei geht, antwortet Ramon: „Wenn er wirklich in dem Haus war, dann ist er jetzt tot. Verschwinde, Mädchen, wenn dir dein Leben lieb ist.“ Sie ignoriert die Warnungen und bringt eine Schere zum Vorschein, mit der sie schräg von hinten auf den Mörder ihres Vaters losgeht. Er benötigt nur eine kleine Armbewegung, um sie niederzustrecken. Geschockt bleiben die beiden Königskinder stehen, während Ramon unbeeindruckt weiter läuft. Diese schrecklichen Taten kümmern ihn kein bisschen. Er erscheint für die beiden nicht wie der Nachfahre eines Windgottes, sondern eher wie der Todesgott höchstpersönlich. Ramon macht nun einen kleinen Abstecher zu einer Wäscheleine, von der er ein Kleid herunterreißt, welches er Siva zuwirft und sie zurecht weist: „Zieht das an, Prinzessin und kommt endlich. Ich möchte diesen elendigen Ort hinter uns lassen.“ Am Ortseingang treffen sie auf Zarihm, der die ganze Sache von weitem beobachtet hat. Er scheint gar nicht zu begreifen was hier eigentlich gerade passiert. Sein Gesicht ist fahl. Es ist wohl besser ihn im Moment nicht anzusprechen. Siva und Aiven nehmen sich zwei gesattelte Pferde, die sich wohl jemand für einen Austritt bereit gemacht hatte, bevor der wütende Wirbelsturm über ihre Siedlung herein brach. Ohne weiter miteinander zu sprechen, verlassen sie die den Ort und reiten, mit einem Zwischenstopp an einem See, zum nahe gelegenen Brag Bugat, wo sie den Großteil ihrer Sachen und auch ihre Pferde zurückgelassen haben. Es ist bereits Nacht geworden. Glücklicherweise findet Aiven trotzdem jemanden in der kleinen Stadt, der seine leichte Bauchwunde fachgemäß säubern kann. Sie alle mieten erneut Zimmer in der hiesigen Herberge. Alle, außer Ramon, der glaubt nichts falsch gemacht zu haben, stehen sie mehr oder weniger unter Schock, wobei Siva den physischen Stress sehr viel schneller und effektiver verarbeiten kann, als die anderen beiden. Im Moment haben sie sich noch nicht auf die Zimmer aufgeteilt und sind gemeinsam im großen zusammen. Wieder sitzt Aiven am Tisch und Zarihm auf dem Bett. Ramon und Siva stehen. Nach wie vor sieht der junge Mann aus Aranor nicht besonders gut aus, was der wütenden Prinzessin gerade herzlich egal ist. Sie geht zu ihm. Als er zu ihr hochschaut, gibt sie ihm eine heftige Ohrfeige, woraufhin sie ihn anbrüllt: „Was fällt dir ein dein Königshaus zu verraten? Das ist Hochverrat. Auch wenn du es gewesen sein magst, der unserem Rachegott die Siegel übergeben hat, so macht das deine schwere Tat nicht wieder wett.“ Nervlich ist Zarihm völlig am Ende und auch wenn er Sivas Zorn verdient hat, kann er ihn nicht ertragen. Erneut beginnt er in Tränen auszubrechen. „Ich weiß, Prinzessin. Durch mich sind so viele Menschen gestorben. Das ist alles nur meine Schuld. Ich bin bereit jede Strafe, die du mir auferlegst, anzunehmen. Mein Leben ist wertlos. Am besten ist es du bringst mich gleich um.“ Sie schüttelt den Kopf und kann sich nicht beruhigen. „Nein, du Idiot. Den Tod der Menschen hast nicht du zu verantworten. Deine Sünde ist die Gier. Du hattest doch alles. Geld und ein ruhiges Grundstück am Wohnort deiner Wahl irgendwo innerhalb der beiden Königreiche. Warum hat dir das nicht gereicht?“ „Ich weiß es nicht.“ winselt er. „Ich weiß es doch nicht.“ Wonach er in einem Heulkrampf zusammenbricht. Mit abschätzigen Blick auf den Jungen verabschiedet sich Ramon: „Es war ein anstrengender Tag für alle von uns. Ich ziehe mich zurück.“ Danach verlässt er den Raum. Aiven und Siva warten, bis sich Zarihm von selbst etwas beruhigt. Es dauert eine Weile, bis Siva beschießt sich zu ihm zu setzten. Er beginnt, immer noch schluchzend, von selbst zu sprechen: „Schon viele Jahre war ich nicht mehr so glücklich wie auf der Reise mit euch beiden. Ich habe gelacht und konnte ich selbst sein, ohne mich vor euch zu verstellen. Ihr habt mich einfach so angenommen und akzeptiert wie ich bin. Ihr müsst wissen, dass ich den eigentlichen Verrat schon vor der Reise begannen habe und diese schwere Last die ganze Zeit mit mir herumtragen musste. Ich hätte es euch sagen müssen, aber ich hatte zu große Angst. Ich bin es nicht wert eure Freundschaft je empfangen zu haben. Siva, ich werde jede Strafe begrüßen.“ Sie denkt laut und fragt Aiven: „Das hat er nicht gespielt, oder Aiven?“, der den Kopf schüttelt. Sie entscheidet: „Wie wäre es wenn du deine Schuld am Nalitischen Hof abarbeitest, zum Beispiel als Kämmerer. Mit Geld kennst du dich doch aus und das ist die beste Schule, um dir deine Habgier abzugewöhnen.“ Verunsichert sieht er zum jungen Prinzen, der mit den Schultern zuckt. Zarihms Antwort lautet: „So etwas großzügiges kann ich nicht annehmen. Jemand wie ich gehört nicht an einen königlichen Hof.“ „In Ordnung“ entgegnet sie schulterzuckend während sie zu ihrem Gepäck geht, ihr Schwert holt, es zieht und weiter spricht: „wenn du diese Strafe nicht annehmen möchtest, dann verurteile ich dich wegen Hochverrats, Zarihm aus Aranor. Mein Schwert ist stumpf, deshalb könnte das jetzt ein wenig wehtun. Versuch bitte still zu halten.“ Aiven sieht der ganzen Sache interessiert zu. Er weiß, dass sie den jungen Mann niemals töten würde, deshalb lehnt er sich zurück. Sie holt aus und Zarihm beginnt zu schreien: „Haaaalt, warte! Dein Vorschlag an den Hof zu gehen ist doch gar nicht so schlecht.“ Sie senkt ihr Schwert und er führt weiter aus: „je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich ihn.“ Mit den Worten: „Geht doch“ steckt sie ihr Schwert wieder in die Scheide. „Du kommst mit uns nach Nalita. Nico wird dich mögen.“ legt sie fest. Der völlig kaputt gespielte junge Mann, richtet das Wort an den Prinzen: „Wie kannst du sie nur sowas machen lassen, Aiven? Ihr beiden solltet keine Kinder haben.“ Dieser lächelt sanft und antwortet: „So ist sie eben. Sie weiß sich durchzusetzen. Ist das nicht toll? Geh jetzt schlafen. Morgen früh brechen wir nach Nalita auf.“ Toll findet Zarihm ihr Verhalten eher nicht. Wenn er nicht die Sache mit Ramon heute erlebt hätte, würde er sagen sie ist geistesgestört, aber dann würde er den Begriff wohl entwerten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)