c'mon, just ONE drink! von hYdro_ ================================================================================ Kapitel 1: Part 1: Nur einen trinken gehen ------------------------------------------ Eigentlich hatte Kakuzu sich das alles anders vorgestellt. Nur einen trinken gehen, hatte Kisame gesagt. Und er hatte nichtsahnend zugestimmt. Was er spätestens jetzt bereute. Denn er hätte doch wissen müssen, dass jemand wie Kisame unter, einen trinken gehen nicht das selbe verstand wie er. Kakuzu dachte, sie würden in die Bar um die Ecke gehen. Dort hätte er sich gemütlich betrunken, um Kisames Gelaber besser ertragen zu können, bevor er nach Hause gegangen wäre und seine Ruhe gehabt hätte. Dazu hätte er sein Soll für das Aufrechterhalten ihrer Freundschaft für den nächsten Monat auch noch erfüllt. Doch nun fragte er sich ernsthaft, was schief gelaufen war, um sich mit einem breit grinsenden Kisame vor einem recht abgefuckten Schuppen wiederzufinden, der sich gerade zweifellos als Schwulenclub herausstellte. Und darauf hatte er so gar keinen Bock. Er hatte zwar generell nichts gegen solche Clubs, er hatte vor ein paar Jahren selbst auch schon ein, zwei mal einen besucht. Doch wenn man ihn fragte, war das nur was für Jungspunde, die ihre Neigungen gerade erst entdeckten. Kakuzu war definitiv zu alt für sowas und brauchte keinen solchen Treffpunkt von Gleichgesinnten, um Bekanntschaften zu schließen. Und er wollte nicht zu diesen bemitleidenswerten Loosern gehören, die den Aufsprung auf den Zug des Lebens verpasst haben und die hier sicherlich irgendwo traurig in einer Ecke lungerten.     Kisame schien da aber andere Ansichten zu haben, denn der bezahlte den Eintritt einfach für ihn mit – was er wohl nur aus dem Grund tat, weil er genau wußte, dass es ansonsten unmöglich wäre, Kakuzu in den Laden zu kriegen. Ihm wären beinahe die Augen rausgefallen, als er sah, wie viel Eintritt die hier verlangten. Er protestierte natürlich gleich – das schöne Geld war es ihm nicht wert, sogar dann nicht, wenn es nicht sein eigenes war. Eine kleine Diskussion entstand, während so ein Idiot in der Schlange hinter ihnen anfing ungeduldig rum zu motzen und er musste einsehen, dass Kisame sowieso nicht davon abzubringen war, weshalb er grummelnd nach gab. Wie schlimm konnte es schon werden? Kapitel 2: Part 1: Mach dich mal locker --------------------------------------- Mach dich mal locker, hatte Kisame gesagt, als Kakuzu ihn darauf hingewiesen hatte, dass sie bereits mehr als einen getrunken hatten. Doch es machte nicht den Anschein, als würde Kisame in nächster Zeit übers Gehen nachdenken wollen. Denn der steckte mit seiner Zunge gerade irgendwie ein wenig fest. Im Rachen eines anderen Typen wohlgemerkt. Es gab wenig, was Kakuzu abschrecken konnte, er hatte schon vieles gesehen und noch viel mehr erlebt, aber der Anblick der beiden löste sogar bei ihm ein gewisses Gefühl von Ekel aus. Da war zu viel Spucke, ihre Arme und Beine umeinander geschlungen als wären sie Ertrinkende und der jeweils andere der Rettungsring. Man konnte es nicht als Kuss bezeichnen, vielmehr als unkoordiniertes Zusammentreffen von Zungen, Zähne und Lippen. Dabei presste Kisame den Schwarzhaarigen mit seinem Körper schon fast brutal in die Polster. Es sah aus als würde er jeden Moment über den anderen herfallen wollen. Was er wahrscheinlich schon längst getan hätte, wenn sie sich nicht in der Öffentlichkeit befinden würden. Bei dem, was Kisame da veranstaltete, konnte einem der andere Kerl fast schon leid tun… obwohl, der schien genauso schuld an diesem Bild zu tragen, das bei Kakuzu schon fast Augenkrebs auslöste. Innerlich verfluchte er seinen ach so tollen Freund, der ihn hierher geschleppt hatte und nun links liegen ließ. Er könnte wenigstens seine todbringenden Blicke zur Kenntnis nehmen, damit wäre Kakuzu schon viel geholfen. Grummelnd griff er nach seinem Glas, leerte es in einem Zug, während sich noch im selben Moment jemand neben ihn setzte. Auch wenn Kakuzu im Augenwinkel erkennen konnte, dass derjenige gerade versuchte seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, stierte er weiter eisern geradeaus. Erst gar nicht darauf eingehen, einfach ignorieren, dann würde der Kerl schon wieder verschwinden. War sowieso schon überraschend genug, dass sich überhaupt jemand getraute, sich ihm zu nähern. Er dachte eigentlich, dass die dunkle Aura, die er verströmte, ausreichen würde, um allen im Umkreis von fünf Metern zu verstehen zu geben, dass er kein Interesse hatte und man ihn lieber in Ruhe lassen sollte. «Hey, was geht?», brüllte ihm der andere schmerzhaft ins Ohr. Die Musik im Club war zwar laut, aber hier im hinteren Teil nicht so laut, als dass man gleich schreien müsste. «Hab dich hier noch gar nie gesehen! Dein erstes mal?» Kakuzu wagte einen abschätzenden Blick zur Seite und erkannte den Idioten, der an der Kasse hinter ihnen rumgebrüllt hatte. Er hatte doch gleich gewusst, dass ihm diese Stimme schonmal irgendwo auf die Nerven gegangen war. Das Hemd von dem Kerl war halb aufgeknöpft, die silbernen Haare streng nach hinten gegeelt, während einer seiner Arme lässig auf der Sofalehne ruhte – als würde ihm die ganze Welt zu Füßen liegen. Langsam führte der Kerl seinen Drink an die Lippen und nahm einen großen Schluck, sein Grinsen allgegenwärtig. Kakuzu hatte dafür nur einen müden Blick übrig, ehe er sich wieder wegdrehte. «Zunge verschluckt, oder was?» Der Typ kicherte tatsächlich über seinen eigenen, überaus dämlichen Witz. «Verpiss dich», grummelte Kakuzu, gerade laut genug, dass der andere es hören konnte. «Ah, verstehe. Machst einen auf unnahbar. Aber glaub mir, ich spreche aus Erfahrung wenn ich sage, dass die Nummer für’n Arsch ist. Die zieht nicht. Andernfalls würdest du jetzt hier nicht alleine sitzen, während es bei deinem Freund da drüben so aussieht, als würde ihm der Fick seines Lebens bevorstehen.» «Ich ziehe keine Nummer ab. Ich will nur meine Ruhe, kapiert?» «Warum bist du dann hier, wenn du dich nicht amüsieren willst?» Kakuzu seufzte tief. Ja, das fragte er sich gerade auch. Er wäre ja auch schon längst nicht mehr hier, wäre er nicht sozusagen auf Kisame angewiesen. Kakuzu hatte nämlich keine Ahnung wo sie sich hier genau befanden, bei der Autofahrt hierher hatte er nicht darauf geachtet wo Kisame hinfuhr. Und da sie beide nun zu viel getrunken hatten, als dass einer von ihnen noch fahren könnte, war er dazu verdammt zu warten, bis Kisame keine Lust mehr hatte, damit sie  sich ein Taxi nehmen konnten. «Du könntest mich auf ein Gläschen einladen und wir könnten uns gemeinsam ein wenig vergnügen. Na, wie hört sich das für dich an?» Es genügte ein Blick, um zu wissen, was der Typ mit vergnügen meinte. Kakuzu zog schnaubend seine Augenbrauen zusammen. Soweit kam es noch, dass er sein Geld für irgendeinen Dahergelaufenen ausgab. Er war nicht dumm, er wußte schon wie sowas ablief. Ein paar falsche Versprechungen damit man ihm das Geld aus der Tasche ziehen konnte, bevor man ihn dann sitzen ließ. Zudem war der Kerl einfach nur unsympathisch, nervig und so sehr von sich selbst überzeugt, dass Kakuzu schon fast das Kotzen kriegte. Und… naja, äußerlich sah er doch ganz gut aus. «Kein Interesse.» Nach so einer klaren Abweisung hatte Kakuzu eigentlich gedacht, dass sich der andere endlich verpissen würde. Doch weit gefehlt. «Was stimmt mit dir nicht, Arschloch?!», fing der Idiot an rumzubrüllen, während er ihn wütend anfunkelte. Kakuzu konnte nur irritiert die Stirn runzeln, hatte nicht mit so einem Ausbruch gerechnet. «Kriegst du keinen mehr hoch oder bist du einfach nur blind?! Was besseres als mich findest du in tausend Jahren nicht! Dein faltiger Arsch sollte dankbar sein, dass sich überhaupt jemand für ihn interessiert! Und wo hast du eigentlich die Narben her, huh? Oh, lass mich raten, war das dein jämmerlicher Versuch von deiner hässlichen Fresse abzulenken? Tut mir nicht leid, dir das sagen zu müssen, aber es ist voll nach hinten losgegangen! Es sieht einfach nur scheiße aus, du siehst scheiße aus! So jemand wie du hat nichtmal den Hauch einer Chance bei mir! Also laber mich nicht so blöd von der Seite an!» Kakuzu hätte beinahe laut losgelacht, als er zum Silberhaarigen sah, der in einer angriffslustigen Haltung zu ihm gewandt war, seine Hände zu Fäusten geballt. Als wolle er ihm gleich an die Gurgel springen. Da konnte wohl jemand keine Zurückweisung einstecken. «Wenn du mich so scheiße findest, warum genau sitzt du dann noch hier?», antwortete Kakuzu ruhig. Für einen Moment reagierte der andere nicht, starrte ihn einfach nur an. Dann stieß er ein aggressives Grollen aus, bevor er abrupt aufstand. «Ich hoffe du stirbst einsam, alter Mann!», zischte er ihm noch zu und verpisste sich zu Kakuzus Glück endlich. Kurz sah Kakuzu ihm noch hinterher, fragte sich, wie ein Mensch nur so hinterbelichtet sein konnte, bevor er erst merkte, dass Kisame ihn mit fragenden Blicken löcherte. Wie gnädig. Kakuzu hatte schon geglaubt, seine Aufmerksamkeit würde sich für den Rest des Abends nur noch auf den Schwarzhaarigen daneben konzentrieren. «Warum lässt du ihn abblitzen? Der sah doch ziemlich scharf aus.» «Hast du ihm mal zugehört?» Kakuzu fand, dass das alles erklärte. Doch Kisame zuckte nur mit den Schultern. «Kannst ihm ja das Maul stopfen beim Vögeln. Ich dachte du stehst auf blond.» «Der Spinner war nicht blond. Das war mehr eine merkwürdige Mischung aus Silber, Grau oder Weiß. Aber darum geht’s gar nicht! Ich hab keinen Bock mehr… können wir endlich gehen?» Kisame sah ihn einen Moment nachdenklich an, bevor er sich zum Schwarzhaarigen wandte, der bisher alles still mitverfolgt hatte. Kaum merklich schüttelte dieser den Kopf. Kapitel 3: Part 1: Jetzt beruhig dich erstmal wieder ---------------------------------------------------- Jetzt beruhig dich erstmal wieder, hatte Kisame gesagt. Kakuzu würde ihm gleich beruhigen geben, soviel war sicher. Er war auf Hudertachzig. Schlimm genug, dass sich sein Freund auf die Seite des Schwarzhaarigen schlug, der den Abend wohl noch nicht so schnell zu Ende gehen lassen wollte. Dabei müsste man meinen, dass Kakuzu als Kisames Freund mehr Einfluss auf diesen ausübte, als so ein einmaliger Aufriss. Doch weit gefehlt. Kakuzu würde wohl erst dann mithalten können, wenn er Kisame an seinen Arsch lassen würde – was er niemals in Betracht ziehen würde. Das wäre, als würde er mit seinem Bruder ficken. Wenn es darum ging, war der Blauhaarige sowas von Schwanzgesteuert. Kakuzu könnte kurz vorm verrecken sein und Kisame würde nur sowas wie warte kurz raushauen, bevor er irgendwelchen schönen Augen hinterherrennen würde. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass Kisame noch nicht gehen wollte, wenn seine Aussicht auf Sex wortwörtlich schon in seinen Armen lag. Grummelnd stieß Kakuzu die Tür zu den Toiletten auf. Nach Kisames unumgänglicher Entscheidung zu bleiben, hatte Kakuzu sich noch ein, zwei Drinks runtergekippt. Folglich musste er jetzt pissen. Er spielte schon mit dem Gedanken Kisame einfach sitzen zu lassen und eben alleine zu gehen. Scheiß drauf, ob er nicht wußte wo er war und womöglich nach Hause laufen musste. Alleine ein Taxi zu nehmen kam für ihn nicht in Frage – er hatte heute schon viel zu viel Geld für sinnlosen Kram ausgegeben. Er bemerkte gar nicht, wie die Tür aufging und jemand an das Pissoir neben ihn trat. «Scheiße, verfolgst du mich jetzt?», keifte der Silberhaarige mit seiner absolut nervigen Stimme drauflos, als er seine Hose öffnete um ebenfalls zu pinkeln. «Ich war zuerst hier du Idiot. Wenn, dann wohl eher umgekehrt.» Grummelte Kakuzu genervt darüber, dass er den Spinner schon wieder ertragen musste. «Tze», schnaubte der andere nur. Kakuzu versuchte ihn zu ignorieren, was eine Zeit lang auch funktionierte. Doch dann bemerkte er, wie der Jüngere ihn nicht gerade diskret anstarrte. Und er starrte nicht auf sein Gesicht. «Du weißt schon, dass es sich sogar in einem Laden wie diesem hier nicht gehört, wenn man jemand anderen beim pissen auf den Schwanz starrt.» Kakuzu hatte zwar keine Probleme mit seinem Schwanz, im Gegenteil. Da war schließlich alles, wo es hingehörte. Und manchmal, in gewissen Situationen, gefiel es ihm sogar, wenn man seinen Penis etwas länger betrachtete. Doch diese Mistkröte sollte rein aus Prinzip nicht so interessiert drauf glotzen, wenn er ihn zuvor doch noch so übel beschimpft hatte. Der Silberhaarige wirkte, als wäre er gedanklich nicht ganz bei der Sache, deshalb brauchte er einen Moment um zu reagieren. Dann ruckte sein Kopf plötzlich hoch und es schien ihm keinesfalls unangenehm, beim Gaffen erwischt worden zu sein. «Glaub bloß nicht, dass ich auf dich stehen würde, Narbenfresse. Und nur weil du nen Großen hast ändert das auch nichts daran, kapiert?», schnauzte der andere, bevor er seine Hose schloss und die Toiletten verließ, was man am Zuknallen der Tür entnehmen konnte. Kakuzu runzelte die Stirn, schnaubte amüsiert und war sich nicht ganz sicher, ob er das jetzt als Kompliment oder Beleidigung auffassen sollte. Und doch fing er an, diesen Spinner langsam doch ganz unterhaltsam zu finden. Kapitel 4: Part 1: Hab doch mal ein wenig Spaß ---------------------------------------------- Hab doch mal ein wenig Spaß, hatte Kisame gesagt. Nur fiel es ihm schwer, Spaß zu haben, wenn er an einem Ort festsaß, wo er absolut nicht sein wollte. Zuhause, da hätte er Spaß. Er hätte sich eines seiner Bücher geschnappt, ein bisschen gelesen, ein wenig Wein getrunken, sich ein Bad eingelassen. Das erschien ihm viel spassiger als hier rumzugammeln und auf Kisame plus Anhängsel zu warten. «Du ziehst hier ein Gesicht als hättest du Verstopfungen. Kein Wunder dass alle einen Bogen um dich machen.» «Das sollen sie ja auch.» Kisame sah ihn plötzlich mitleidig an und Kakuzu hätte ihm am liebsten in die Fresse geschlagen. «Scheiße, Kakuzu, warum so mies gelaunt?» «Ich bin nicht mies gelaunt. Mir geht’s bestens.» Kakuzu verschränkte die Arme vor der Brust, traktierte Kisame mit tödlichen Blicken, um ihn zu verstehen zu geben, dass er das Thema gefälligst lassen soll. «Oh ja, das sehe ich», bemerkte Kisame trocken. «Man, mach dich mal locker, amüsier dich ein bisschen, unterhalte dich mit jemandem. Und sitz hier nicht, als hättest du einen Stock in deinem Arsch.» «Ich ramme dir gleich einen Stock in deinen Arsch, wenn du nicht aufhörst mich voll zu labern.» Als sich Kakuzu vor nichtmal einer Stunde noch gewünscht hatte, dass Kisame ihn ein wenig mehr beachtete, so hatte er da noch nicht gewusst, dass Kisames Versuche ihn aufzuheitern noch schlimmer waren, als von ihm ignoriert zu werden. «Oh man, so schlimm? Du klingst ja richtig frustriert. Wann hattest du das letzte mal Sex?» Kakuzu blinzelte irritiert, versuchte Kisames Grinsen zu übergehen, welches sich nach und nach auf seinem Gesicht ausbreitete. «Geht dich ja wohl einen Scheißdreck an», grummelte er. Doch seinen Freund konnte er damit nicht so schnell von dem Thema abbringen. Anscheinend war es doch eine ernst gemeinte Frage und nicht nur gesagt worden um ihn aufzuziehen. «Nein jetzt mal im Ernst. Wie lange liegt dein letztes mal zurück?» Kakuzu zögerte, haderte mit sich, ob er das jetzt wirklich beantworten sollte. Sein Blick huschte kurz zum Schwarzhaarigen – der sich mittlerweile als Itachi vorgestellt hatte – und der eher desinteressiert dasaß. Kakuzu entschied, dass es ihm egal wäre, wenn der etwas davon mitbekam. Zudem würde Kisame ihn ja doch nicht in Ruhe lassen, würde er jetzt etwas pampiges antworten. Also fing er an zu überlegen. Das letzte mal war mit so einem blonden Typen gewesen. Lange Haare, hübsche blaue Augen. Eine einmalige Sache, war ganz nett. Aber wann war das gewesen? Letzten Monat? Oder vor zwei Monaten? Moment, damals lag doch noch Schnee, daran erinnerte er sich noch. Und jetzt war ende Sommer, also… Oh man, die Zeit verging viel zu schnell. «Wenn du so angestrengt nachdenken musst, ist es offensichtlich zu lange her, Alter. Kein Wunder dass du hier einen auf depressiv machst, wenn du nicht zum Stich kommst. Sind deine Eier schon blau angelaufen?» Kakuzu gab ein aggressives Grollen von sich, das bei der lauten Musik leider unterging. Kisames Kommentare waren mal wieder überaus witzig. Dennoch musste Kakuzu zugeben, dass er doch irgendwo recht hatte. Scheiße, wann genau war er zu einem hoffnungslosen Fall geworden? «Es ist nicht meine Schuld, klar?», versuchte er sich zu erklären, obwohl er wußte, dass er es auch einfach totschweigen könnte. «Du weißt, dass meine Arbeit einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Da habe ich dann auch keinen Bock mehr irgendwo hin zu gehen, wenn ich todmüde bin. Und dann erst das ganze Spiel mit kennenlernen, reden, Zeichen deuten um herauszukriegen was der andere genau will. Oder dann, wenn man frei raus klipp und klar sagt was Sache ist, wird man gleich als unsensibel abgestempelt. Dazu habe ich keine Nerven, es hängt mir einfach zum Hals raus. Ich will doch bloß etwas lockeres, einfaches und ohne Verpflichtungen. Aber das ist einfach schwer zu finden. Alle kleben nach ein paar Wochen immer gleich an mir wie Fliegen an Scheiße. Und irgendwann hatte ich darauf noch weniger Lust als es einfach ganz sein zu lassen.» Okay, Kakuzu gab es zu, das hörte sich schon sehr nach Jammern an. Aber hey, die Worte kamen einfach aus ihm rausgeschossen, ohne dass er sie großartig hätte stoppen können. Vielleicht lag es auch ein wenig am Alkohol. Und scheiße, tat es gut sich mal ausgekotzt zu haben. Kisame wußte darauf wohl nichts zu erwidern, denn er sah ihn bloß stumm an. Itachi zog Kisame dann plötzlich zu sich, um ihm etwas ins Ohr flüstern zu können. Kakuzu konnte natürlich nichts davon verstehen, doch als Kisame anfing zu Grinsen, dieses auch immer breiter wurde und er ihn mit seinem Blick fixierte, ahnte er bereits böses. Kapitel 5: Part 1: Komm einfach mal mit --------------------------------------- Komm einfach mal mit, hatte Kisame gesagt. Widerwillig hatte er sich von seinem Freund durch den halben Club lotsen lassen; an den Toiletten vorbei einen Gang entlang, bis er ihn in einen Raum geschubst hatte, der mit einem dicken, schwarzen Vorhang versehen war. Und nun fand er sich in einer abgedunkelten, beinahe stockfinsteren Umgebung wieder. Die Musik vom Club war hier noch immer laut, aber nicht so laut wie im vorderen Bereich. Er konnte, wenn überhaupt, nur vage Schemen erkennen, ein paar wenige, undefinierbare Geräusche vernehmen, wenn die Musik mal ruhigere Passagen spielte. «Was soll ich hier? Was ist das für ein Raum?», fragte er Kisame argwöhnisch. Der stand neben ihm, hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt, während er ihn noch ein paar Schritte weiter führte. «Nicht reden», flüsterte er ihm zu. «Das ist sowas wie ein ungeschriebenes Gesetz hier.» «Und was soll ich dann hier?» Gab er ebenfalls in einem Flüsterton zurück und kam sich dabei etwas dämlich vor. «Dich amüsieren.» «Wie denn? Es ist stockfinster, ich sehe rein gar nichts.» «Das ist ja auch der Sinn der Sache. Wir sind hier gerade in einem Darkroom. Der Begriff sagt dir doch was, oder? Du sagtest doch, dass du es lästig findest zu reden. Hier drin solltest du das Problem also nicht haben. Anonymes Gefummel oder mehr. Ist doch wie auf dich zugeschnitten.» Kakuzu spannte sich bei dem Wort Darkroom augenblicklich an. Natürlich hatte er schon davon gehört und wußte was es war. Dennoch war es etwas völlig anderes, darüber zu lesen, als sich jetzt plötzlich ungewollt in einem wiederzufinden. Jetzt gerade, nur ein paar Meter von ihm entfernt, könnten es zwei miteinander treiben und er stand einfach hier, nichtsahnend. Weil er weder richtig sehen noch hören konnte, was sich dort genau abspielte. Es war befremdlich, aber irgendwie auch ein wenig… anregend. «Kisame», zischte er dennoch drohend. «Ich bleibe auf keinen Fall auch nur eine Minute hier und–» «Jetzt reiß dich mal zusammen Kakuzu! Du bist ja kaum zu ertragen. Dass man dich immer zu deinem Glück zwingen muss, Alter. Du bleibst jetzt hier und kommst gefälligst erst wieder zurück, wenn du dir wenigstens einen runtergeholt hast.» Kisame schien es ernst zu meinen, denn normalerweise hatte er immer einen leicht amüsierten Tonfall drauf. Doch von dem war nun nichts zu hören und da Kakuzu sein Gesicht nicht sehen konnte, war es noch schwieriger seinen Freund einzuschätzen. Kakuzu dachte kurz darüber nach, dem ganzen hier doch eine Chance zu geben. Nur hatte er keine Ahnung wie man sich hier drinnen verhielt oder wie er sich jemanden nähern sollte, wenn er denjenigen weder sehen, noch mit ihm sprechen konnte. Mal davon abgesehen, dass er auch nicht als notgeiler Perverser abgestempelt werden wollte, würde er zu forsch vorgehen. «Vergiss es. Das ist nichts für mich, ich–» Erst jetzt fiel ihm auf, dass er Kisames Hand gar nicht mehr auf seiner Schulter ruhen hatte. Er griff einmal an die Stelle, an der er den Blauhaarigen das letzte mal wahrgenommen hatte, doch er fasste nur ins Leere. «Kisame!», grollte er gereizt. Er drehte sich ein paar mal um sich selbst, doch er fand Kisame nicht. Er hatte ihn einfach stehen lassen. Hier, in mitten von irgendwelchen Notgeilen, von denen womöglich sogar ein paar nackt herumrannten. Kakuzu wußte noch nichtmal mehr in welcher Richtung sich der Ausgang befand. Dennoch tat er vorsichtig ein paar Schritte geradeaus, nur um gleich gegen etwas zu stoßen. Er dachte schon er sei am Ende des Raumes angelangt, doch das, was da vor ihm war, das war keine Wand. Außer er hatte etwas verpasst und es gab neuerdings Wände die sich bewegen konnten. Und warm waren. Und stöhnten. Ein angenehmer Schauer durchlief seinen Körper. Er stand so dicht, er konnte die zwei, die vor ihm gerade zugange waren, sogar atmen hören. Und sie schienen sich nichtmal an ihm zu stören. Langsam wich er zurück, nur um direkt wieder irgendwo gegen zu stoßen. Verwirrt und blind stolperte er durch den Raum, auf der Suche nach dem Ausgang, von dem er langsam glaubte, dass er sich in Luft aufgelöst hatte. Er stieß immer wieder gegen jemanden, streifte beim blind voran Tasten Haut von irgendwelchen Körperteilen, hatte einmal sogar – wenn er es richtig identifiziert hatte – eine Arschbacke von irgendjemandem in der Hand. Er konnte nicht verhindern, dass ihm dabei ziemlich heiß wurde. Das Fass zum Überlaufen brachte dann die eine Aktion, bei der er plötzlich von irgendwem – wohl aus einem Impuls heraus, sich Halt zu suchen – nach vorne gerissen wurde. Und der Kerl hatte nichts besseres zu tun, als ihm ungehemmt ins Ohr zu stöhnen. Kakuzu wußte, wie sich jemand anhörte, der einen Orgasmus hatte. Und der Kerl hatte definitiv gerade einen. Was sich nur wenig später bestätigte, als sich ein zweiter Typ von den Knien erhob und Kakuzu beiseite geschoben wurde. Es kam so, wie es kommen musste. Sein Schwanz war steinhart in seiner Hose, während er sich an die kühle Wand hinter sich lehnte und erstmal tief durchatmete. Wenigstens hatte er den Rand dieses verdammten Raumes gefunden – er hatte schon befürchtet er wäre unendlich groß. Und da es nun eigentlich ein Leichtes wäre den Ausgang zu finden – einfach immer der Wand nach – so konnte er das erstmal vergessen. Er würde garantiert nicht mit einem Riesenständer hier raus marschieren. Zum einen konnte er auf Kisames Sprüche gut und gerne verzichten, zum anderen war er mittlerweile so geil, dass sein Problem garantiert nicht einfach wieder von selbst verschwinden würde. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt sich einfach einen Typen zu suchen und den irgendwie dazu zu bringen ihm einen zu blasen. Aber für ihn war es immer noch zu befremdlich nichts zu sehen. Normalerweise blickte er demjenigen ins Gesicht mit dem er was hatte. Noch dazu bezweifelte er stark, dass er einfach so einen dazu kriegen konnte ihm einen zu blasen, ohne was zurückgeben zu müssen. Dazu war das hier noch immer die Öffentlichkeit. Und er stand dabei mehr auf Privatsphäre, anstatt es während einer Orgie zu treiben. Bescheuerte Bedenken. In seiner Jungend hätte er wohl einfach drauf geschissen. Doch nun war er wohl einfach zu alt dafür. Und jetzt, wie er so grummelnd in seiner Ecke hockte, kam er sich doch vor wie einer dieser Looser, zu denen er sich doch nicht zählen wollte. Er verfiel ein wenig in Selbstmitleid. Doch dann riss er sich zusammen, versuchte sich ein wenig herunterzufahren, die Geräusche um sich herum zu ignorieren, um sein Problem vielleicht doch irgendwie loswerden zu können. Was ihm nicht sonderlich gut gelang, vor allem deswegen nicht, weil sich so ein Typ neben ihm gerade einen runterholte. Kakuzu konnte den Kerl zwar nicht genau sehen, doch eine stete Bewegung an seinem Schritt ließ auf nichts anderes schließen. Er seufzte einmal tief, nur um dann zusammenzuzucken, als er plötzlich etwas an seiner Brust spürte. Sein Nebenmann hatte einen Arm zu ihm ausgestreckt und tastete gerade seinen Oberkörper ab, ohne dabei sein Tun einzustellen. Kakuzu gestand sich ja ein, dass er soeben einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte. Er ließ sich von einem Fremden begrapschen, während der sich einen runterholte. Entzückend. Die Hand fuhr tiefer. Kakuzu hätte sie leicht wegschlagen können, doch er tat es nicht. Sie passierte seinen Bauch, strich über seinen Schritt, packte seinen Schwanz mit festem Griff, sodass er aufkeuchen musste. Sie massierte ihn eine Weile durch die Hose so gut es eben ging und… es fühlte sich nichtmal schlecht an. Und da er das mit dem sich Herunterkühlen ja jetzt wohl vergessen konnte, spielte er einfach mal mit. Scheiß auf die anderen. Scheiß auf sowas überbewertetes wie Sehen. Scheiß auf das Aussehen dieses Typen. Er würde ihn sowieso nicht wiedersehen, geschweige denn wiedererkennen, auch wenn er ihm auf der Straße begegnen würde. Kakuzu drehte sich zur Seite, kam dem anderen näher, der das nur willkommen hieß und presste ihn mit seinem Körper gegen die Wand. Der Fremde hatte aufgehört sich selbst anzufassen, drückte sich ebenso gierig an ihn, während er ihm das Hemd aufknöpfte. Kakuzu verlor keine Zeit, ließ seine Hände über den Körper des anderen gleiten, versuchte seinen nackten Oberkörper zu ertasten um eine vage Vorstellung von ihm zu bekommen. Und das, was er fühlte gefiel ihm. Flacher Bauch, fein definierte Muskeln, schlanke Figur. Hätte sich herausgestellt, dass der Kerl fett war, einen Bierbauch hatte oder stank, hätte er wohl sofort von ihm abgelassen. Vorurteile hin oder her, irgendwo hatte er dennoch gewisse Ansprüche. Kakuzu streifte etwas Metallenes mittig der Brust, das wohl so etwas wie ein Anhänger sein musste, der zu einer Art Halskette gehörte. Der Fremde beugte sich vor, seine Lippen berührten seinen Hals, was Kakuzu sagte, dass der andere etwas kleiner war als er selbst. Die freche Zunge glitt über seinen Hals, immer wieder spürte er das leichte Kratzen spitzer Zähne an seiner Haut. Der Kleinere schien sich nicht an seinen Narben zu stören, als er sich seinen Weg weiter über seine nun freigelegte Brust bahnte, ihm einmal kurz in die Brustwarze biss. Kakuzu packte ihn an seinen Haaren, drückte seinen Kopf mit sanfter Gewalt weiter nach unten. Der Kerl schien zu wissen, was er von ihm wollte. Und doch spürte Kakuzu kurz Widerstand, bevor sich der Kleinere dann doch vor ihm auf die Knie sinken ließ. Die Hose war schnell geöffnet, sein Schwanz noch schneller aus seiner beengenden Umgebung befreit. Kakuzu unterdrückte ein Stöhnen – das sowieso ungehört geblieben wäre –, als der andere über die Spitze seiner Erregung leckte, nur um dann seine Lippen darum zu schließen. Ungeduldig und ein wenig grob zog Kakuzu den Kopf des anderen näher gegen seine Mitte, wodurch seine Länge langsam in die feuchte Mundhöhle gleiten konnte. Der Fremde ließ ihn gewähren und begann seinen Kopf in langsamen Tempo vor und zurück zu bewegen. Innerlich nahm sich Kakuzu gerade vor, Kisame nachher einen auszugeben, dafür, dass er ihn hier rein geschmissen hatte und sozusagen dafür verantwortlich war, dass er nun diesen überaus guten Blowjob geniessen konnte. Denn der Fremde war talentiert, stellte Dinge mit seiner Zunge an, von denen Kakuzu noch nie etwas gehört hatte. Der Druck seiner Lippen variierte, mal bewegte er seinen Kopf langsam, mal etwas schneller und bewerkstelligte es irgendwie, alles, was sich gut anfühlte, zur gleichen Zeit umzusetzen. Und als er dann auch noch zu saugen anfing, schickte er Kakuzu damit in den Himmel. Sein bestes Stück erfuhr hier gerade die Behandlung seines Lebens, zuckte immer wieder erregt auf. Es dauerte nicht lange und er war schon ziemlich nahe an seinem Höhepunkt. Seine Hände ruhten noch immer auf dem Kopf des anderen und er wollte und konnte sich nicht davon abhalten, immer wieder leicht in den heißen Mund zu stoßen. Der Knieende kniff ihm plötzlich in die Arschbacke, Kakuzu knurrte erst noch erregt, doch als das Gefummel an seinem Hintern nicht nachließ, zog er grob an den Haaren des anderen, um ihn zum Aufhören zu bringen. Doch der ließ sich davon nicht beeindrucken, fuhr mit seiner Hand hinten in Kakuzus Hose, die ihm noch immer halb an den Hüften hing. Ein Finger schob sich zwischen seine Arschbacken, fuhr weiter nach unten Richtung seines Eingangs, was Kakuzu schlussendlich zu viel wurde. Niemand ging ihm ungefragt an den Hintern. Und das ließ er den Kleineren auch spüren. Der Zug seines Griffs in den Haaren des anderen verstärkte sich, als er dessen Kopf fest gegen seinen Schritt drückte, so weit, bis dessen Nase gegen sein Schamhaar stieß. Seine Erregung schob sich tief in den Rachen des anderen. Kakuzu konnte eine leichte Vibration an seinem Schwanz spüren, als der andere zu würgen anfing, ebenso seinen hektischen Atem. Sofort wurde von seinem Hintern abgelassen, doch er dachte gar nicht daran, den anderen schon loszulassen. Der versuchte sich von ihm wegzudrücken, doch Kakuzu ließ nicht locker. Sollte er ruhig noch etwas leiden, dachte er sadistisch lächelnd. Welches jedoch schon im nächsten Augenblick erlosch, als der Kleinere es allen ernstes wagte, seine Zähne mit ins Spiel zu bringen. Kakuzu spürte sie an seinem Schaft, der Druck wurde immer stärker und brachte ihn schließlich dazu, den anderen wütend loszulassen. Der Fremde ließ von ihm ab, fluchte etwas unverständliches und Kakuzu musste schnaufend feststellen, dass ihn dieser kleine Machtkampf nur noch geiler gemacht hatte. Er hatte schon befürchtet, dass der andere nach der kleinen Aktion eben das Weite suchen würde. Doch der ließ sich von ihm widerstandslos mit dem Gesicht voran gegen die Wand pressen. Der Fremde schien sich nicht an seiner Grobheit zu stören, stattdessen rieb er seinen Hintern ungeduldig gegen Kakuzus Unterleib, was dem Braunhaarigen ein erregtes Knurren abrang. Während er in seiner Position verharrte, überlegte er fieberhaft, was er nun tun sollte. Am liebsten würde er den frechen Kerl so richtig hart durchnehmen. Doch er hatte weder Kondome noch Gleitgel dabei und an seinen Schwanz würde er ihn nun nicht mehr lassen. Der Typ schien den Grund für die kurze Pause erahnt zu haben, denn nur wenig später wurde Kakuzu etwas in die Hand gedrückt, was sich nach kurzem ertasten als die benötigten Utensilien herausstellte. Kakuzu musste schon zugeben, dass ihm der Kerl immer mehr gefiel. Schnell war das Päckchen aufgerissen und während er das Gel auf seinen Fingern verteilte, zerrte er dem anderen die Hosen runter. Kakuzu hörte ihn zischend die Luft einziehen, fühlte wie er sich verspannte, als er nicht gerade sanft mit einem Finger in ihn eindrang. Er grinste, als er bemerkte, wie sich der Kleinere ihm dennoch entgegen drückte. Ein zweiter Finger folgte nur wenig später und nachdem er sie ein wenig in ihm bewegt hatte, nahm er noch einen dritten dazu. Als er fand, dass es ausreichte, zog er sie zurück und holte das Kondom hervor, das er kurzweilig in seine Hosentasche gesteckt hatte. Nachdem er es sich übergezogen hatte, zog ihn der Kleinere zu sich, der sich mittlerweile zu ihm umgedreht hatte. Wieder presste Kakuzu ihn gegen die Wand, hob ihn ein wenig an, sodass sich seine Beine um seine Hüften schlingen konnten. Schnell und hart drang er zur vollen Länge in ihn ein, konnte ein Keuchen nicht zurückhalten, als ihn diese Enge umfing. Sein letztes mal war wahrlich schon viel zu lange her. Nägel gruben sich schmerzhaft in seinen Rücken, als Kakuzu die Hüften des Typen packte und anfing sich mit kurzen, harten Stößen in ihn zu rammen. Die Beine des anderen zogen sich enger um ihn, pressten seine Lenden bei jedem seiner Stöße näher gegen den Leib des Fremden. Dieser blieb nicht untätig, beugte sich vor, leckte Kakuzu übers Ohr, biss ihm ins Ohrläppchen, zerkratzte ihm den Rücken. Kakuzu schauderte, konnte ganz deutlich die erregten Laute des anderen wahrnehmen und kam sich vor, als würde er hier gerade ein wildes Tier ficken. Schon bald erhöhte er sein Tempo, war regelrecht berauscht von dem anderen, der sich so dermassen hemmungslos verhielt, sich beinahe schon aggressiv an ihm rieb. Kakuzu war seinem Orgasmus schon sehr nahe, da griff der Typ nach seiner Hand, zerrte sie an seinen eigenen Hals und hielt sie dort. Kakuzu ahnte bereits, was von ihm verlangt wurde, schloss seine Finger deshalb um den schmalen Hals und drückte zu. Der Kerl bäumte sich auf, gab ein röchelndes Stöhnen von sich, als ihm die Luftzufuhr abgedrückt wurde. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Kakuzus Nacken, als der Typ ihn dort heftig hineinbiss und sich doch etwas unerwartet zwischen ihre Körper ergoss. Kakuzu spürte es warm an seinem Bauch, versuchte das Ziehen in seinem Nacken zu ignorieren. Noch ein, zwei mal stieß er sich in den erhitzen Leib, bevor auch er es nicht mehr aushielt und er von seinem Orgasmus überrollt wurde. Er gab ein dunkles Grunzen von sich, fuhr mit seinen Bewegungen für ein paar weitere Sekunden fort, um seinen Höhepunkt voll auskosten zu können. Schnaufend lehnte er seine Stirn gegen die Wand, während er versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Die scharfen Zähne zogen sich aus seiner Haut zurück, eine Zunge leckte ihm über die Wunde, die sich anfühlte, als würde sie bluten. So fest wie der Kerl ihn gebissen hatte, würde es Kakuzu jedenfalls nicht verwundern. Er hatte schon befürchtet, der andere würde ihm ein Stück Fleisch ausreißen wollen. Langsam zog er sich aus ihm zurück und setzte ihm am Boden ab. Kurz überlegte er, ob er das gebrauchte Gummi einfach hier irgendwo in die Dunkelheit schmeißen sollte, entschied sich dann doch dazu, es erstmal verknotet in seine Hosentasche verschwinden zu lassen, um es später zu entsorgen. Mit einem Taschentuch säuberte er sich provisorisch, fuhr sich einmal durch die Haare und richtete seine Kleidung. Kakuzu achtete nicht weiter auf den anderen, der sich vermutlich gerade auch anzog. Und als er sich sicher war, dass, wenn er gleich hier rausging, er nicht mehr so sehr nach gevögelt aussah, tastete er nach der Wand. Kaum hatte er sie gefunden, war der Typ von eben neben ihm, hielt ihn am Oberarm fest. Er zog ihn zu sich runter als wollte er ihm etwas sagen. Wie war das noch gleich mit dem hier wird nicht gesprochen? Ungeschriebenes Gesetz? Nicht, dass sich Kakuzu immer penibel an Gesetzte gehalten hätte. Doch in diesem Fall erschien es ihm sinnvoll. Außerdem, was wollte der Kerl denn noch von ihm? Kakuzu stieß ihn weg, bevor dieser etwas sagen konnte und befreite sich aus seinem Griff, um sich wieder auf die Suche nach dem verdammten Ausgang zu machen. Kapitel 6: Part 1: Immer muss man auf dich warten ------------------------------------------------- Immer muss man auf dich warten, hatte Kisame gesagt, als Kakuzu die kleine Sitzgruppe erreicht hatte, auf der sie sich niedergelassen hatten. Sein Freund sprang sofort auf, als er auf sie zu kam und machte einen ungeduldigen und leicht gereizten Eindruck. Itachi saß still und ruhig noch an seinem Platz. Kakuzu hatte dafür nur einen fragenden Blick übrig. «Wo warst du denn so lange? Das hat echt Ewigkeiten gedauert. Aber egal, jetzt bis du ja endlich hier. Können wir los?» «Du willst gehen?», fragte Kakuzu und sparte sich einen weiteren Kommentar dazu. War ja klar, dass sein Freund genau dann gehen wollte, wenn Kakuzu angefangen hatte, es hier doch nicht mehr ganz so schlimm zu finden. Und natürlich beschuldigte er ihn nun auch noch, dass man auf ihn warten müsste. Als hätte Kakuzu vorher nicht stundenlang vergeblich auf Kisame gewartet. «So sieht’s aus. Oder willst du noch bleiben?» Als hätte er die Wahl, dachte sich Kakuzu. Denn wenn er nicht mitziehen würde, würde Kisame trotzdem gehen und ihn hier sitzen lassen. Und da er darauf noch weniger Bock hatte, schüttelte er seufzend den Kopf. «Ich geh noch schnell auf Toilette, bevor wir gehen», sagte Itachi und ließ sie beide alleine. Kakuzu setzte sich nun doch nochmal auf die Couch. Solange sie auf Itachi warteten, wollte er nicht blöd in der Gegend rumstehen. Kisame tat es ihm nach ein paar Sekunden gleich. Er ließ seinen Blick über die letzten paar Gäste schweifen, die sich noch auf der Tanzfläche ein paar Meter weiter tummelten. Es war schon spät und der Laden würde sicherlich bald schließen. Eigentlich ein Wunder, dass er es so lange ausgehalten hatte, wenn man bedachte, seit wann er schon gehen wollte. «Hat sich der Abend wenigstens auch für dich gelohnt?», wollte Kisame dann plötzlich wissen. «Könnte man so sagen», antwortete er und war sich Kisames perverses Grinsen durchaus bewusst. Das konnte man auch gar nicht übersehen, wenn es fast schon sein halbes Gesicht einnahm. «Vage wie immer, Alter», seufzte Kisame. «Aber passt schon. Ich will auch gar nicht wissen, was genau du getrieben hast. Sieht jedenfalls so aus, als hättest du den Stock in deinem Arsch endlich rausgezogen. Man sieht es dir richtig an. Du wirkst nicht mehr so grimmig und ernsthaft, für deine Verhältnisse siehst du fast schon fröhlich aus. Jedenfalls muss man jetzt wohl nicht mehr befürchten, dass du einen den Kopf abreißt, sollte man es wagen dich anzusprechen.» Glucksend fuhr sich Kisame durch die Haare, lehnte sich lässig zurück und bedachte Kakuzu mit einem vielsagenden Blick. Dieser grummelte nur etwas unverständliches. Er würde sich wohl immer ab Kisames bescheuerten Kommentaren nerven. Dennoch musste er zugeben, dass sein Freund irgendwo recht hatte. Er war vorher noch kurz auf Toilette gewesen – ganz praktisch, dass die sich genau neben dem Darkroom befanden. Um sich ein wenig herzurichten und die letzen Spuren zu beseitigen – seine einmalige Bekanntschaft hatte es tatsächlich geschafft, Flecken auf seinem teuren Hemd zu hinterlassen. Glücklicherweise befanden sie sich auf der Innenseite, so dass er sie wenigstens verstecken konnte und nicht Gefahr lief, dass sie jemand bemerkte. Er hatte auch einen Blick in den Spiegel geworfen und er fand nicht, dass er anders aussah, so wie Kisame es jetzt behauptete. Dennoch, er fühlte sich gut. Wirklich gut. Er konnte sich sogar ein wenig entspannen und regte sich ab den Umständen, die ihm gegen den Strich gingen, nur halb so sehr auf. Der kleine Fick eben war genau das gewesen, was er gebraucht hatte. Anders konnte man es nicht sagen. Aber dennoch war es irgendwo auch fast schon bemitleidenswert, dass er es anscheinend so nötig gehabt hatte, dass der Unterschied so deutlich war. Doch diese Erkenntnis ignorierte er gekonnt, verbannte ihn aus seinen Gedanken, so wie er es mit allem tat, was drohte sein Selbstbild zu zerstören. «Solltest dir endlich mal jemanden suchen. Was festes. Ne Beziehung würde dir gut tun, Alter. Und dann müsstest du auch nicht mehr so frustriert rumrennen, sollte mal niemand zur Verfügung stehen um Druck abzulassen.» «Ich nehme keine Ratschläge von jemandem an, der jedes Wochenende einen anderen flachlegt. Außerdem ist mir ne Beziehung zu anstrengend. Ich habe keine Zeit für sowas und die Nerven auch nicht.» «Man, ich mach mir doch bloß Gedanken um dich. Ich meine, wie viele Beziehungen hattest du jetzt schon? Zwei, drei? Und die dauerten auch nie länger als ein paar Monate. Du bist nicht mehr Zwanzig, Alter. Wenn du weiter so ablehnend durch die Gegend läufst, gehst du irgendwann leer aus. Kapiert was ich meine? Und gesund ist das auch nicht, wenn du die ganze Zeit alleine bist und dich von allem abschottest. Irgendwann drehst du noch durch.» Kakuzu schnaubte, wollte Kisames Gelaber als Schwachsinn abstempeln. Doch der ernste und eindringliche Blick von seinem Freund, machte das nicht so einfach. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus und irgendwo, ganz tief in ihm drin, wußte er, dass Kisame nicht ganz unrecht hatte. «Bei dir sieht’s doch genauso aus.» War alles, was ihm dazu einfiel. Konnte ja nicht sein, dass der Blauhaarige hier einen auf Besserwisser machte und selbst genauso ein hoffnungsloser Fall war. Kisames Miene hellte sich augenblicklich auf, was Kakuzu zugegeben etwas irritierte. «Ich bin so gut wie vergeben, Alter.» «Was?», stieß Kakuzu überrascht aus. Was sollte das? Warum wußte er davon nichts? Sie waren schon so lange befreundet, wie konnte er sowas nicht mitbekommen? Kakuzu gab ja zu, dass sie sich nicht so oft sahen – was daran lag, dass er meistens ablehnte, wenn Kisame fragte, ob sie was zusammen unternehmen wollten. Und… scheiße, hatte er ihre Freundschaft so dermaßen vernachlässigt? «Wir treffen uns schon eine ganze Weile. Musste mich am Anfang ganz schön anstrengen, um ihn dazu zu kriegen, dass er mir ne Chance gibt. Ich denke, erst hat er nicht viel von mir gehalten, aber irgendwie hab ich ihn dann klein gekriegt. Und jetzt steht er voll auf mich. Er zeigt es zwar nicht, aber ich seh’s genau.» Kisames Glucksen drang nur wie durch Watte an Kakuzus Ohren. Er fühlte sich, als hätte man ihn aus seinem alten Leben gerissen und in ein ganz anderes gesetzt. Als hätte er sein Leben auf Autopilot gestellt und er selbst gerade eben erst wieder die Kontrolle zurückerlangt. Er hatte seinen Freund selten so reden hören und ihm war direkt klar, dass es etwas ernstes war. «Sprecht ihr über mich?», fragte Itachi, der eben wieder zu ihnen stieß und wohl nur ein Teil ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte. Grinsend stand Kisame auf, zog den Schwarzhaarigen nah zu sich und legte einen Arm um seine Taille. «Ich hab Kakuzu nur gerade erklärt, dass du mich erst für ein Arsch gehalten hast, bevor du eingesehen hast, dass du mich doch liebst.» «Hättest du wohl gerne», antwortete Itachi kühl und doch deutete sich ein leichtes Lächeln an. Kisame nutzte die Gelegenheit, beugte sich zu ihm hinab, um ihn zu küssen. Kakuzu konnte dem nur gebannt zusehen. Irgendwie bekam er es noch nicht richtig in seinen Kopf rein, was er da sah. Und irgendwo hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er Itachi den ganzen Abend lang mehr oder weniger nicht beachtet hatte, da er fälschlicherweise annahm, er wäre nur ein einmaliger Aufriss. Und jetzt musste er diese Schnulze hier mitansehen. Kisames Gesagtes hatte sich dennoch bei ihm festgesetzt und er konnte nicht verhindern, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen. Denn Kisame sah glücklich und zufrieden aus mit jemanden an seiner Seite und keineswegs genervt, so wie er es selbst immer gewesen war, wenn er sich dazu hat hinreißen lassen, sich auf etwas einzulassen. Und irgendwie kam bei ihm einen Hauch von Neid auf, wenn er sich die beiden so ansah. Doch als der simple Kuss in wildes Geknutsche ausartete, wandte Kakuzu angewidert seinen Kopf ab. Gefühle hin oder her – es sah noch immer widerlich aus. Kapitel 7: Part 1: Ist das nicht der Typ von vorhin? ---------------------------------------------------- Ist das nicht der Typ von vorhin?, hatte Kisame gesagt. Und tatsächlich erkannte auch Kakuzu diesen Irren, der so ausgerastet war, als er ihn hat abblitzen lassen. Der Silberhaarige stand an der Garderobe und ließ sich von dem Kerl hinter dem Tresen gerade seine Jacke geben. Ihre kleine Gruppe reihte sich hinter ihm ein, weil sie sich unglücklicherweise auch ihre Jacken holen mussten. Wofür es vom Zeitpunkt her nicht unpassender hätte sein können, war er nicht gerade scharf darauf, sich den Typen wieder zu geben. Nichts desto trotz beachtete er die Mistkröte nicht weiter und hoffte, dass dieser auch auf ihn nicht aufmerksam werden würde. Zur Sicherheit ließ er Kisame und Itachi vorgehen, damit er nicht direkt in sein Blickfeld geriet. Der Kerl an der Garderobe nahm ihre Zettel entgegen und verschwand nach hinten, um ihre Jacken zu suchen, während Kakuzu angestrengt eines der Plakate anstarrte, das für ein zukünftiges Event warb. «Na sieh’ einer an! Narbenfresse hat’s auch bis hierher geschafft. Obwohl ich ja gehofft habe, deine hässliche Visage nie wieder sehen zu müssen.» Mit einem langgezogenen Seufzen musste Kakuzu feststellen, dass heute einfach nicht sein Tag war. Er drehte sich mit versteinerter Miene zum Übel allen Übels um. Die Mistkröte stand breitbeinig da, die Hände in die Hüfte gestemmt und funkelte ihn provokant an. Dass er den Durchgang für die Leute, die nach draußen wollten, versperrte, schien ihn nicht sonderlich zu kümmern. Er bewegte sich nichtmal dann einen Millimeter, als sich zwei Männer genervt an ihm vorbei quetschten.   Wie er so da stand und ihn anfunkelte, war nicht zu leugnen, dass der Idiot attraktiv war. Auch hatte er auf ihn eine seltsame Anziehung und doch hatte er etwas an sich, das Kakuzu dazu brachte, ihm einfach nur seine verdammte Fresse einschlagen zu wollen. Und er fand, dass das keine gute Kombination war. «Überaus erfreut, auch dich wiederzusehen», brummte er ruhig zurück. Seine Wort trieften vor Sarkasmus, während er es mit einer ausladenden Geste ins Lächerliche zog. Doch der Silberhaarige schien es entweder zu übergehen oder es ganz einfach nicht zu schnallen. Kakuzu würde auf letzteres tippen. «Oh, das Geschleime kannst du dir sparen, echt jetzt! Das ist sowas von schwach.» Der Kerl grinste siegreich, während Kakuzu nur die Augen verdrehte. Was den Jüngeren nicht davon abhielt auf ihn zu zu steuern, bis er direkt vor ihm stehen blieb. «Ich hatte gerade den verfickt besten Sex meines Lebens!», verkündete der Idiot dann, ließ es aber so zusammenhangslos stehen und funkelte ihn herausfordernd an. Es war so offensichtlich was der Irre vor hatte. Er wollte ihn in den Dreck ziehen, ihn zur Schnecke machen, ihm aufzeigen wie kümmerlich er doch war und wie viel besser er selbst. Und das nur, weil er ihn abgewiesen hatte? Da kam für ihn die Frage auf, ob der Silberhaarige ein solch großes Ego hatte, dass ihn das noch immer beschäftigte oder ob er doch einfach nur streitsüchtig war? «Und das interessiert mich, weil…?» «Weil da so ein Schlappschwanz wie du niemals mithalten kann, kapiert? Denn der Typ wußte noch wie der Hase läuft und hat nicht grummelnd in ner Ecke gehockt und einen angefaucht, kaum dass man in seine Nähe kam. Er hatte es sowas von drauf, richtig besorgt hat er es mir. Von solchen Qualitäten kann so einer wie du nur träumen!» «Wie schön für dich», erwiderte er gelangweilt, wagte einen Seitenblick zu Kisame, der ihn ein wenig irritiert aber belustigt angrinste. Dann war Kakuzu wohl nicht der einzige, der sich über den Idioten wunderte. Ihre Jacken wurden endlich gebracht und während Kakuzu in seinen Mantel schlüpfte, packte ihn der Irre plötzlich energisch am Arm und zerrte ihn ein Stück zu sich runter. «Jetzt reicht es! Bist du aus einer Irrenanstalt geflohen oder was? Lass deine Griffel von mir und verpiss dich!», zischte er, doch der andere reagierte nicht. Stattdessen starrte er wie gebannt auf Kakuzus Halsbeuge, die er wenig später auch noch anfing aufgeregt zu befummeln. Ein ungläubiger Ausdruck breitete sich auf dem Gesicht des Jüngeren aus. «Du?!», giftete der ihn an. Kakuzu schlug die aufdringlichen Hände weg, stieß den anderen von sich und funkelte ihn erbost an. Instinktiv fasste er sich in den Nacken, an die Stelle, die der andere zuvor noch betatscht hatte. Und erst da wurde er sich der Bisswunde, die sich dort befand, wieder bewusst. Dann traf es ihn wie ein Schlag. Kakuzu ahnte bereits böses und konnte sich denken, warum der Spinner so darauf reagierte. Sein Blick fiel auf die großgliedrige Kette mit dem runden Anhänger, die der andere um seinen Hals trug und die Kakuzu erst jetzt richtig auffiel. Er hätte sich verfluchen können und war sich nicht sicher, ob er in so einer Situation lachen oder doch lieber heulen sollte. Der Mund des Idioten öffnete und schloss sich vor Überraschung, ohne dass auch nur ein Ton diesen verließ. Sie starrten sich einige Sekunden einfach nur gegenseitig an, bis der Silberhaarige plötzlich laut anfing loszulachen. Es klang wie eine Mischung aus irrem Kichern und abgedrehtem Prusten. Sein Brustkorb vibrierte beinahe schon, sein Körper wurde geschüttelt von Lachsalven, während er sich einmal an der Wand abstützen musste, weil es ihn so sehr krümmte. Einige Leute starrten sie schon an, so viel Aufmerksamkeit erregte der Kleinere hier gerade mit seinem Ausbruch. Kakuzu stand nur daneben und sah weniger begeistert aus. Nachdem sich der Silberhaarige wieder beruhigt hatte, fuhr er sich einmal durch die Haare. Als wäre nichts gewesen fasste er wieder Kakuzu ins Auge. «Oh man. Wer hätte gedacht, dass Narbenfresse noch weitere Narben unten drunter versteckt, huh? Ich hätte gleich wissen müssen, dass du es bist. Spätestens dann, als du mir deinen Mörderschwanz in den Rachen geschoben hast. Sowas machen nur Arschlöcher. Und du bist das größte, dem ich hier heute begegnet bin.» Der Kleinere gluckste amüsiert, der gehässige Ton in seiner Stimme kaum noch ein Schatten. Er hörte sich belustigt, fast sogar schon versöhnlich in Kakuzus Ohren an, was ihn ein wenig in die gleiche Stimmung versetzte. Er konnte ihm jedenfalls nichtmehr eine reinhauen, so wie er es eigentlich vor gehabt hatte. Es war so absurd. Er musste ja genau den Kerl vögeln, der auf ihn so idiotisch und im selben Zug so verquer faszinierend wirkte. Wie ein farbiger Klecks stach er aus der grauen Masse hervor. Kakuzu war sich noch nicht sicher, wie er ihn einschätzen sollte. Aber nach allem, was er bisher von ihm mitbekommen hatte, war er entweder wirklich so dumm wie er tat oder aber es steckte mehr dahinter. Doch bei einem war sich Kakuzu sicher, der Typ war jemand, an dem man sich früher oder später die Finger verbrannte. Nur gut, dass er es liebte mit dem Feuer zu spielen. «Dafür, dass du nur deine Ruhe haben und dich nicht amüsieren wolltest, hast du dich aber ganz schön amüsiert.» Fügte der Silberhaarige an, als Kakuzu nicht direkt antwortete und… kam es ihm nur so vor oder machte er ihn nun wieder an? Kakuzu fragte sich ernsthaft, was in dem Kopf des Jüngeren vor sich ging. «Und was ist mit dir? Wie war das noch gleich? Bester Sex deines Lebens?», neckte er, worauf sich die Augenbrauen des anderen verärgert zusammenzogen. «Da habe ich übertrieben, Arschloch! Also bilde dir ja nichts drauf ein. Ich wollte dich bloß ärgern, klar?» «Klar», antwortete er gedehnt. Der Jüngere erwiderte nichts mehr darauf, stattdessen kramte er in seinen Jackentaschen, als würde er nach etwas suchen. Kakuzu sah sich kurz nach Kisame um, nur um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Er fand ihn ein paar Meter weiter, direkt vor dem Ausgang sich mit Itachi unterhalten. Als er seinen Blick wieder dem Großmaul zuwandte, war dieser nicht mehr da. Kakuzu entdeckte ihn wenig später an der Garderobe, wie er mit dem Typen hinter dem Tresen quatschte. Der fing an zu lachen, als der Silberhaarige wohl etwas überaus witziges auf einen Zettel schrieb. Schnaubend wandte Kakuzu sich ab, kam sich blöd vor, dass er gedacht hatte, dass… er wußte nicht, was er gedacht hatte. Was konnte er von so einem Kerl schon erwarten? Nichts anderes, als dass er ihn stehen ließ, um den nächst besten anzugraben. Er sammelte Kisame und Itachi ein und trat in die kühle Nachtluft hinaus. Er überhörte die neugierigen Fragen seines Freundes einfach mal und schlug irgendeine Richtung ein. Ihm war jetzt nach Laufen zumute. Die beiden anderen holten rasch zu ihm auf. Kisame holte sein Handy hervor, um ihnen ein Taxi zu bestellen, während sie gemütlich die Straße entlang schlenderten. Kakuzu zuckte erschrocken zusammen, als ihn plötzlich jemand von hinten anrempelte. Er dachte schon an einen Besoffenen der auf Streit aus war, doch es stelle sich nur als den Silberhaarige von eben heraus, der sich nun an seiner Seite befand. Auf seinen fragenden Blick hin, drückte der ihm nur etwas in die Hand. «Ich bin Hidan. Und wehe du lässt mich jetzt noch ein drittes mal hängen.» Damit ließ er vom Älteren ab und überquerte die Straße. Kakuzu sah ihm noch einen Moment nach, bis er in einer dunklen Gassen verschwunden war. Dann faltete er den kleinen Zettel, den er von ihm bekommen hatte, auseinander. Die schwarz gedruckte Acht darauf irritierte ihn zunächst, bis er begriff, dass es sich bei dem Zettel um einen solchen handelte, den man für die Abgabe der Jacken erhielt. Er drehte das Papier um. Auf der Rückseite war etwas in krakeliger Schrift geschrieben. Wenn du das nächste mal wieder ‹deine Ruhe› haben willst, dann melde dich! Darunter stand, wie nicht anders zu erwarten war, eine Telefonnummer und daneben… Kakuzu verzog leicht das Gesicht, als er die Zeichnung eines Penis ins Auge fasste. Dennoch zogen sich im nächsten Moment seine Mundwinkel belustigt nach oben, während er nur leicht den Kopf schütteln konnte. Es war die absolut schlechteste Darstellung eines Geschlechtsteils, die er je gesehen hatte. Er sollte den Zettel in den nächsten Müll werfen, denn der Kerl war einfach nur… «Jetzt steck ihn schon ein», unterbrach Kisame seine Gedankengänge und noch bevor er den Kopf hob, wußte er, dass er es besser nicht hätte tun sollen. Denn sein Freund empfing ihn mit einem breiten Grinsen. Kakuzu verfluchte ihn für seine aufmerksame Art und dafür, dass er seine Nase ständig in seine Angelegenheiten steckte. Er schnaubte abfällig, lief ein wenig voraus, während er den Zettel aber dennoch unauffällig in seiner Manteltasche verschwinden ließ. Kapitel 8: Part 2: Meld dich doch mal bei ihm --------------------------------------------- Meld dich doch mal bei ihm, hatte Kisame vorgeschlagen, als sie gerade auf dem Weg ins Fitnessstudio waren. Kakuzu hatte sich vorgenommen, etwas mehr Zeit mit Kisame zu verbringen, um das nachzuholen, was er offensichtlich verpasst hatte. Es lag ihm noch immer schwer im Magen, dass er die Sache mit Itachi nicht mitbekommen hatte. Die Vorstellung, dass er seinen Kumpel verlieren könnte, wenn er sich nur weiter so ablehnend verhielt… daran wollte er gar nicht denken. Es war gute zwei Wochen vergangen seit ihrem Clubbesuch damals. Und auch wenn Kakuzu seither zwei, drei mal an den irren namens Hidan gedacht hatte, hatte er nie wirklich in Betracht gezogen sich bei ihm zu melden. Na gut, einmal hatte er es doch. Aber da musste er nicht ganz bei Sinnen gewesen sein. «Nein.» Er sah neben sich zum Beifahrersitz und beobachtete Kisame dabei, wie dieser breit grinsend über dem Zettel hing, den er damals von Hidan hatte zugesteckt bekommen. Der Blauhaarige hatte diesen hier irgendwo in seinem Auto gefunden – wusste der Teufel wie der hier hin gekommen war. «Warum nicht? Der Kerl war zwar ein Fall für sich, aber… er war doch irgendwie witzig. Auf eine gewisse Art.» Kisame gab ein leises Glucksen von sich, woraufhin Kakuzu bloß die Augen verdrehte. «Etwas sozialer Kontakt bringt dich schon nicht um», versuchte Kisame in weiter zu überzeugen. «Und wenn du mich fragst, ist es mehr als bloß Zufall, dass er dich erst anquatscht, ihr euch dann im Darkroom wieder trefft und euch dann nochmal begegnet. Das ist Schicksal, Alter.» Kakuzu schnaubte abfällig. Jetzt ging das wieder los. Ihm war schleierhaft, warum Kisame an sowas schwachsinniges wie Schicksal glaubte. Und so langsam bereute er es, nachgegeben und seinem Freund erzählt zu haben, dass der Silberhaarige derjenige gewesen war, mit dem er sich im Darkroom vergnügt hatte. Warum nochmal hatte er das getan? «Wenn dir der Spinner so gut gefällt, dann triff dich doch selber mit ihm.» «Ich habe Itachi. Schon vergessen? Und ich hab in nächster Zeit nicht vor zweigleisig zu fahren.» Natürlich hatte Kakuzu das nicht vergessen. Doch ihm fiel nichts besseres ein, um den anderen von dem Thema abzubringen. Weswegen er daraufhin einfach schwieg, er konzentrierte sich stattdessen lieber aufs Fahren und beachtete Kisame nicht weiter. Vielleicht würde er ja dadurch endlich aufhören zu nerven. Doch dann machte Kisame eine Bewegung, die Kakuzu dazu verleitete, wieder zu diesem rüber zu schielen. «Was wird das?», knurrte er warnend, als ihm klar wurde, dass der Blauhaarige gerade sein Handy in der Hand hielt, welches Kakuzu zuvor achtlos in eines der Fächer der Mittelkonsole geschmissen hatte. «Ich schreibe ihm jetzt. Glaub mir, irgendwann wirst du mir dafür noch dankbar sein.» Kisame schien das wirklich ernst zu meinen, denn er tippte bereits munter eine Nachricht. «Lass den Scheiß!» Kakuzu wollte seinem Kumpel das Handy aus der Hand reißen, doch der Blauhaarige hielt es einfach außer Reichweite. Und da er sich noch aufs Fahren konzentrieren musste und nicht vor hatte einen Unfall zu bauen, musste er widerstrebend aufgeben. «Er weiß sicher nichtmal mehr wer ich bin.» «Es ist erst zwei Wochen her, Kakuzu. Aber falls er sich doch nicht mehr an dich erinnern sollte, dann musst du wirklich schlecht gewesen sein und er hat dich bloß verdrängt.» Kisames dreckiges Grinsen klebte ihm regelrecht im Gesicht. Kakuzu boxte ihm dafür einmal gegen die Schulter. «Klappe!» Sie erreichten endlich das Fitnessstudio und Kakuzu parkte den Wagen auf einem der freien Parkplätze. Als er sich wieder an Kisame wandte, war der schon dabei die Nummer von dem Zettel einzugeben. Ihm wurde das zu bunt und er riss ihm das Mobiltelefon nun doch aus der Hand. Unglaublich wie verflucht hartnäckig Kisame sein konnte. «Hörst du endlich auf mir auf den Sack zu gehen, wenn ich ihm diese beschissene Nachricht schicke?», grollte er und sein Kumpel schien über diesen Vorschlag mehr als zufrieden zu sein, denn er nickte grinsend. Kakuzu löschte Kisames Text – der seiner Meinung nach eher einem Roman glich – tippte schnell etwas eigenes und schickte es ab, nur damit Kisame endlich Ruhe gab. Kapitel 9: Part 2: Jetzt sag schon zu ------------------------------------- Jetzt sag schon zu, hatte Kisame gedrängt, als Hidan, nachdem sie einige Nachrichten ausgetauscht hatten, ein Treffen vorgeschlagen hatte. Kakuzu hatte seinen Freund daraufhin einmal ordentlich angeschnauzt, dass er sich gefälligst nicht immer einzumischen hatte. Auch wenn sich Kakuzu fast schon sicher war, dass er das noch bereuen würde, hatte er Hidan dann doch zugesagt. Der Silberhaarige hatte ihm schon im Club den letzten Nerv geraubt und schien doch eine – gelinde gesagt – anstrengende Persönlichkeit zu haben. Doch der einfache Grund, der ihn schlussendlich dazu bewogen hatte zuzusagen, war der, dass ihm der Sex doch ziemlich gefallen hatte. Und es wäre mehr als dumm von ihm, sich quer zu stellen, wenn doch die Möglichkeit einer Wiederholung bestand. Zudem hatte er gegenwärtig keine sonderlich große Auswahl, was Liebhaber betraf. Also was sollte es… Und so kam es, dass er Hidan am folgenden Tag an einem vereinbarten Treffpunkt aufgelesen hatte und sie nur wenig später Kakuzus Wohnung betraten. Der Jüngere ging voran und sah sich etwas um, bestaunte seine Einrichtung – bei der angemerkt werden will, dass sie nicht gerade billig gewesen war. «Nett», sagte er, als er sich zu Kakuzu umdrehte. «Bist du reich oder so?» «Ich arbeite dran.» Und das tat er wirklich. Er arbeitete oft mehr als zwölf Stunden am Tag, manchmal sogar auch noch an Samstagen. Was auch der Grund war, warum er so wenig Zeit für andere Dinge aufbringen konnte. Doch er hatte es sich so ausgesucht. Es war gut so, wie es war, er würde nichts ändern wollen. Als er Mantel und Schuhe ausgezogen hatte, war er mal wieder an diesem Punkt angelangt, den er schon immer als am lästigsten empfunden hatte. Small talk war nicht so seins – das war doch nur sinnlose Zeitverschwendung. Wie also das Eis brechen und dieses ganze um einander herum tänzeln so schnell wie möglich hinter sich bringen? Am liebsten würde er dieses Getue ja einfach überspringen und Hidan einfach direkt sagen, dass er diesem Treffen nur aus einem Grund zugestimmt hatte. Doch er wusste aus Erfahrung, dass das normalerweise nicht so gut aufgenommen wurde. «Willst du was trinken?» Kakuzu klopfte sich mental auf die Schulter. Ja, das sollte ein guter Anfang sein. Er war schon in der Küche, warf einen Blick in den Kühlschrank um zu sehen, was der so alles hergab. Nicht sehr viel, wie er feststellen musste. Er grübelte eine Weile, ob er seinem Gast Orangensaft oder doch lieber altbewährtes Wasser anbieten sollte, da sah er kurz über seine Schulter. Doch der Silberhaarige war nirgends zu sehen, auch auf sein Rufen hin kam keine Antwort. Etwas irritiert ging Kakuzu zurück ins Wohnzimmer, doch auch da war er nicht. Dann hörte er ein Geräusch aus seinem Schlafzimmer, dessen Tür einen Spalt weit offen stand und ihn beschlich eine böse Vorahnung. Warum schnüffelte der Jüngere hier so rum? Wollte er ihn etwa bestehlen? Das klang jetzt vielleicht etwas paranoid, doch wenn es um seine Besitztümer ging verstand er keinen Spaß. Und Vorsicht war besser als Nachsicht. Zumal er den Jüngeren ja auch kaum kannte. Wer wusste schon, was dieser Spinner für einer war? Er stieß die Tür zum Schlafzimmer auf und sollte er ihn gleich wirklich dabei erwischen, wie er irgendetwas mitgehen ließ, dann… «Hey was–» Er verstummte augenblicklich. Okay… Er hatte ja mit vielen gerechnet, aber das? Ein wenig überrumpelt starrte er den Silberhaarigen an, der nackt mitten in seinem Schlafzimmer stand. Nun, nicht ganz nackt, doch seine Shorts streifte er sich gerade in diesem Augenblick ab und erwiderte Kakuzus Blick schamlos. Kakuzus Überraschung währte nur kurz, denn wie von selbst glitt sein Blick über den entblössten Körper. Er betrachtete ihn eingehend und kam zu dem Schluss, dass ihm durchaus gefiel was er da sah. Im Darkroom hatte ihm der andere ja schon gefallen, doch ihn nun auch noch im vollen Licht zu sehen, war dann doch nochmal was anderes. Sein Blick wanderte tiefer, blieb am Schritt des Jüngeren hängen und die Tatsache, dass sich Hidans Schwanz unter seinen Blicken schon leicht aufgerichtet hatte, ließ ihn schaudern. «Du willst ficken, ich will ficken. Deshalb hab ich mir gedacht, dass wir uns das ganze drum herum einfach sparen und direkt dazu kommen.» Konnte es so einfach sein? War das sein Sechser im Lotto? Hatte er endlich jemanden gefunden, der das selbe wollte wie er? Schneller, unkomplizierter Sex ohne Verpflichtungen? Im Idealfall noch auf Abruf? Mit wie vielen seiner früheren Bekanntschaften hatte er versucht genau das zu haben? Und nun schien es, als würde es ihm auf einem Silbertablett serviert werden. «Klingt gut», erwiderte er knapp und bemühte sich, nicht allzu begeistert zu wirken. Denn er wollte keinesfalls, dass der Jüngere merkte, wie verflucht angetan er von ihm war. Diese Genugtuung gönnte er ihm nicht. «Ich will dich auch sehen.» Forderte Hidan dann und nickte ihm leicht zu. Wie aufs Kommando begann Kakuzu sich zu entkleiden. Das musste man ihm nicht zweimal sagen. Sein Oberteil ging zu Boden und als er sich gerade an seiner Hose zu schaffen machte, stand Hidan plötzlich bei ihm. Dieser musterte ihn eingehend, genauso wie er es zuvor bei ihm getan hatte. Kakuzu rechnete schon mit einer spitzen Bemerkung seinen Narben wegen, doch was der Jüngere dann sagte, irritierte ihn mehr als er zugeben wollte. «Du bist schön.» «Ist das ein Scherz?» Kakuzus Augen verengten sich misstrauisch, doch der Silberhaarige kicherte bloß, hob dann seinen Blick und sah ihm direkt in die Augen. «Bevor wir loslegen noch ein paar Dinge, Narbenfresse.» «Kakuzu.» Auf Hidans fragenden Blick hin, sah er sich gezwungen, sich genauer zu erklären. «Mein Name ist Kakuzu.» Die Mundwinkel des Jüngeren zuckten amüsiert nach oben. «Na schön, Kakuzu.» Langsam zog er den Reißverschluss Kakuzus Hose nach unten und streifte sie ihm dann samt Unterwäsche von den Beinen, unterbrach in keiner Sekunde den Blickkontakt. «Ich mag es hart. Also halte dich nicht zurück.» Kaum war das letzte Stück Stoff zu Boden gefallen, drückte sich der Jüngere ungeduldig an ihn, schlang einen Arm um seinen Nacken. Kakuzu lief ein heißer Schauer den Rücken runter, als die Zunge des Silberhaarigen über seine Brust leckte, auf ihrem Weg eine feuchte Spur hinterließ. Gleichzeitig drückte sich etwas Hartes gegen seinen Oberschenkel. «Oder ich hätte auch nichts dagegen, wenn wir es andersherum machen», schlug Hidan in rauem Ton vor und fuhr mit seinen Fingerspitzen über Kakuzus Rücken, immer weiter nach unten. Als der Jüngere schon fast an seinem Steißbein angelangt war, fasste er ihm grob in die Haare und riss seinen Kopf mit solcher Gewalt in den Nacken, dass es bestimmt weh tun musste. Der Jüngere keuchte schmerzerfüllt, zuckte durch Kakuzus plötzliche Beteiligung sogar etwas zusammen. Doch Kakuzu achtete nicht weiter darauf. Hidan war schließlich selbst schuld. Wer von ihnen hatte denn gerade eben noch gesagt, dass er es hart wollte? Zudem sollte er es nicht nochmal wagen, ihm am Arsch zu befummeln. Und da Kakuzu fand, dass sie genug geredet hatten und er nicht viel auf ein langes Vorspiel gab, beschloss er, nun keine Zeit mehr zu verschwenden. Er drängte ihn Richtung Bett, schubste ihn unsanft darauf und hoffte inständig, dass Hidan wenigstens beim Ficken die Klappe hielt… Kapitel 10: Part 2: Versuch's doch mal mit nem Knebel ----------------------------------------------------- Versuchs doch mal mit nem Knebel, hatte Kisame ihm geraten, als der Blauhaarige an einem Morgen mit Frühstück vor seiner Tür stand. Kakuzu hielt sich diese Möglichkeit im Hinterkopf, denn Hidans Großmaul strapazierte seine Nerven gewaltig. Damals im Darkroom hatte er ja nicht ahnen können, dass der Jüngere seine Klappe beim Vögeln sogar noch mehr aufriss als sonst. Hidan war verdammt laut und hemmungslos beim Sex. Er schrie, fluchte, beleidigte ihn und manchmal kommandierte er ihn sogar herum, befahl ihm, was er gefälligst anders machen sollte. Kakuzu hatte bisher noch nie jemanden kennengelernt, der so dominant sein konnte, während er den passiven Part übernahm. Der Kleine wusste jedenfalls genau was er wollte, das musste man ihm lassen. Kakuzu hatte ihn dann mal angebrüllt, dass er doch nicht ganz alle Tassen im Schrank hatte. Doch das hätte er sich auch sparen können, denn dem Jüngeren war seine Meinung am Arsch vorbeigegangen. «Oder kauf dir Ohropax. Wenn es wirklich so schlimm ist, wie du sagst.» Sie saßen in der Küche, Kakuzu schlürfte genüsslich seinen Kaffe, während Kisame übers ganze Gesicht grinste. Schien als würde der Blauhaarige sich über seine Probleme ganz schön amüsieren. Ein wahrer Freund, den er hier hatte! «Ich schwöre dir, der Kerl tickt nicht mehr ganz richtig», brummte er und blätterte in einer Zeitung. «Wie meinst du das?» «Du weißt schon…» Er zeigte Kisame den Vogel. «Er steht drauf, wenn ich ihn grob anpacke. So kranker Scheiß wie Würgen und so macht ihn geil. Letztens hat er sogar von mir verlangt, dass ich ihn schlagen soll.» Kisame runzelte daraufhin die Stirn und schien einen Moment nicht zu wissen, was er dazu sagen sollte. Das what the fuck stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. «Dein ernst?», fragte Kisame dann ein wenig ungläubig. Kakuzu nickte bloß, blätterte weiter zum Wirtschaftsteil. «Und? Hast du’s getan?», hakte der Blauhaarige nach einer Weile nach. «Was?» Er blickte auf, als Kisame ihm nicht antwortete. Sein Kumpel ballte die Faust, schlug zur Demonstration einmal in die Luft und Kakuzu verstand. «Ja.» Gab er mit versteinerter Miene zu. «War ganz gut», fügte er etwas leiser an. Kakuzu wusste selbst nicht warum das so war, woher das kam oder ob das schon immer tief in ihm geschlummert hatte. Aber dieser kranke Scheiß machte ihn genauso wild, wie es bei Hidan der Fall war. Er hatte es grob schon immer lieber gemocht als zärtlich. Was vielleicht auch daran lag, weil sein Feingefühl gleich Null war und seine Geduld sich meist in Grenzen hielt. Aber dass es ihm mal gefallen würde, jemandem richtig weh zu tun, während er demjenigen gerade das Hirn raus vögelte, das hätte er nicht gedacht. Zudem war er dabei meist auch noch genervt und wütend, weil Hidan einfach nie still war, was die Sache noch merkwürdiger machte. Er wollte gar nicht wissen, wie sie beide auf Außenstehende wirken würden, sollte sie mal jemand dabei beobachten. Und doch war nicht abzustreiten, dass sein Orgasmus und generell sein Lustgefühl dabei intensiver war, als wenn er Normalosex hatte. Hidan hatte diese sadistische Ader in den letzten Wochen, in denen sie sich nun schon trafen, irgendwie aus ihm heraus gekitzelt und… Scheiße, es sollte nicht aufhören. Auch wenn es unmoralisch und verrückt war, es war ihm egal. Kisame brach in schallendes Gelächter aus, was Kakuzu schließlich wieder in die Realität beförderte. «Gahahahaha… haha… oh man.» Der Blauhaarige beruhigte sich etwas und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. «Keine Ahnung, aber… du machst mich fertig, Alter.» Er gluckste noch eine Weile grinsend vor sich hin, während Kakuzu seine Tasse in einem Zug leerte, als Hidan plötzlich verschlafen, mit wirren Haaren und ziemlich nackt aus seinem Schlafzimmer gestolpert kam und auf dem Weg ins Bad bei ihnen stehen blieb. «Ah, Fischfresse ist da. Ich dachte schon ich halluziniere, als ich die Lache gehört hab. Denn der mürrische Bastard kann es wohl kaum gewesen sein.» Müde fuhr er sich über die Augen, während Kisame regelrecht erstarrte und ihn mit großen Augen musterte. «Hidan, zieh dir was an verdammt!», blaffte Kakuzu und schüttelte resigniert den Kopf. Wie konnte man nur so wenig Schamgefühl besitzen? «Warum? Angst, dass mich dein Freund geil finden könnte und ich auf ihn wechsle?» Herausfordernd reckte Hidan das Kinn hoch, aber Kakuzu würde ihm sicherlich nicht den Gefallen tun und darauf eingehen. Oh bitte, da musste er sich schon was besseres einfallen lassen. «Ich wüsste nicht, was man an dir und deinem Schwabbelarsch geil finden könnte», erwiderte Kakuzu so ruhig und trocken wie möglich. Und traf damit genau ins Schwarze. «Fick dich, Kakuzu!», zischte Hidan aggressiv, stapfte dann aber wütend ins Bad. Die Tür knallte ins Schloss und Kakuzu hatte Mühe ihm dafür nicht auch noch etwas hinterher zu brüllen. Warum musste der Jüngere seine Launen immer am Mobiliar auslassen? Kisame drehte sich langsam wieder zu ihm um. Sein Blick war nicht zu deuten. Und unbezahlbar. «Ich sagte dir doch, dass der Typ irre ist.» Kakuzu wusste schon, dass man etwas Zeit brauchte, um Phänomen Hidan verarbeiten zu können. Doch Kisame schien sich erstaunlich schnell wieder zu fassen. «Er hat bei dir übernachtet? Sag mir doch Bescheid dass er da ist, man! Und wir quatschen hier noch voll über ihn…» «War ne Ausnahme. Und so wie der drauf ist, kümmert ihn das herzlich wenig.» «Und an meinem Arsch ist gar nichts schwabbelig, kapiert?!», schrie Hidan in diesem Moment aus dem Bad. Kakuzu runzelte die Stirn, wechselte einen Blick mit Kisame, der wohl genau das selbe dachte. Hatte Hidan das jetzt etwa ernsthaft im Spiegel nachgesehen? Zuzutrauen war es ihm. Kakuzu sah es schon fast vor Augen, wie sich Hidan da im Bad verrenkte, um im Spiegel seinen Arsch betrachten zu können. Bei der Vorstellung musste Kakuzu kurz auflachen. Wie dämlich konnte ein Mensch nur sein? Sie frühstückten eine Weile schweigend, bis Hidan schließlich frisch geduscht – und zu Kakuzus Zufriedenheit auch angezogen – wieder aus dem Bad kam. Seine Haare waren noch etwas feucht, weswegen die gewohnt strenge Frisur nur sehr schwer hielt, ihm einzelne Strähnen immer wieder ins Gesicht fielen. «Willst du mit uns frühstücken? Es hat noch Brötchen und Kaffee.» Bot Kisame an, doch der Silberhaare schüttelte bloß den Kopf. «Lass stecken, bin spät dran. Man sieht sich Alterchen. Fischfresse.» Er nickte erst Kakuzu dann Kisame zu, ehe er sich aus dem Staub machte. Die Haustür knallte ins Schloss, was Kakuzus Kragen nun endgültig zum Platzen brachte. «Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du die verdammte Tür gefälligst nicht so zuknallen sollst?! Die Nachbarn beschweren sich irgendwann mal noch über den Lärm, den du hier ständig veranstaltest!», brüllte er ihm in einer Lautstärke hinterher, dass sogar Kisame erschrocken zusammenfuhr. «Sagte der, der hier gerade rumschreit wie ein Irrer! Das ist dann natürlich wieder völlig in Ordnung und gar nicht laut!», brüllte der Silberhaarige zurück, was jedoch nur gedämpft durch die Tür drang. Kakuzu grummelte entnervt, beließ es aber dabei. Hidan war einfach nicht mehr zu retten, warum machte er sich eigentlich noch die Mühe? «Oh man, ihr Zwei seid echt wie für einander geschaffen. Der Kerl ist genau das, was du brauchst, Kakuzu.» Nun kam Kisame auch noch mit diesem Müll an, der Tag konnte gar nicht beschissener anfangen. Ihm war schleierhaft, warum sein Kumpel immer so Pro Hidan war. Der Silberhaarige war eher eine Bürde, als sonst was. Er war anstrengend, nervenraubend, lag einem ständig in den Ohren, bis man schon fast Kopfschmerzen bekam, und dennoch… Es war nicht logisch oder nachzuvollziehen, und manchmal, da wollte er ihm einfach nur den Hals umdrehen für seine große Klappe, aber verdammt… Kakuzu gab es ja zu. Er mochte die kleine Nervensäge. Irgendwie. Wusste der Teufel warum. Kapitel 11: Part 2: Du arbeitest einfach zu viel ------------------------------------------------ Du arbeitest einfach zu viel, hatte Kisame einmal zu ihm gesagt. Kakuzu schnaubte, als er sich daran erinnerte, denn ihm war das durchaus bewusst. Meistens erwiderte er nichts darauf, wenn ihn sein Kumpel mal wieder darauf hinwies, sich einen Scherz erlaubte und meinte, dass er irgendwann mal noch stressbedingt einen Herzinfarkt erleiden würde. Doch Kakuzu kam mit dem Stress im Normalfall gut klar. Was er gerade in diesem Moment nicht behaupten konnte. Denn ihm schwirrte der Schädel schon jetzt, er war hundemüde und einfach nur fertig. Und das, obwohl er noch so viel zu tun hatte. Er fuhr gerade von seiner Kanzlei nach Hause, hatte die ganzen Akten mitgenommen und wollte den Rest in seinen eigenen vier Wänden erledigen, bevor er es hoffentlich noch in sein Bett schaffen würde und nicht schon in seinem Bürostuhl zusammenbrach. Seine Gedanken waren schon bei dem Fall, den er gerade bearbeitete, weswegen er im ersten Moment etwas irritiert war, als er um die Ecke bog und Hidan vor seiner Haustür entdeckte. «Was machst du denn hier?», fragte er verwirrt, ging zur Tür und suchte umständlich nach seinen Schlüsseln. Mit dem ganzen Aktenberg in seinen Händen nicht gerade einfach. Dann fiel ihm wieder ein, was der Silberhaarige hier machte. Kakuzu stöhnte erschöpft und fuhr sich einmal müde über die Augen. «Wir waren verabredet, schon vergessen? Ich habe fast eine Stunde auf dich gewartet.» Hidans Tonfall war vorwurfsvoll und Kakuzu konnte ihm das nichtmal verübeln. Denn er hatte es tatsächlich vergessen. Sowas passierte ihm sonst nie. «Ich hab dich versucht zu erreichen. Mehrmals.» Fügte Hidan noch an. Und als der Schlüssel im Schloss steckte, wandte Kakuzu sich an den Jüngeren, der seinen Blick verstimmt erwiderte. Gerade jetzt hatte er weder die Zeit, noch die Nerven, einen Streit anzufangen oder eine längere Diskussion zu führen, weswegen er die kurze und schmerzlose Variante wählte. «Ich kann heute nicht. Tut mir leid, ich hätte dir schon vorher absagen sollen.» Er sah zu Hidan und… Fuck, nein. Nicht das auch noch. Kakuzu sah dem Jüngeren schon an, dass ihm dieser gleich was um die Ohren hauen würde. Gerade war der Silberhaarige noch ruhig, starrte ihn bloß an, die Augen ein wenig zusammengekniffen. Doch das konnte auch nur die altbekannte Ruhe vor dem Sturm sein, denn die gefährlich zuckende Augenbraue hatte sicherlich nichts Gutes zu bedeuten. Er beschloss, dass, wenn Hidan ihm jetzt gleich eine Szene machte, er ihm einfach die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Denn Hidans Tobsuchtsanfall wäre mehr, als er heute ertragen konnte. Und doch hoffte er, dass der Jüngere Verständnis aufbringen würde und begriff, dass es ihm wirklich leid tat. Denn Kakuzu entschuldigte sich selten bis nie. Und wenn er es doch tat, konnte man das schon als großes Zeichen der Wertschätzung deuten. Wiederum… was erwartete er auch von jemandem, dessen IQ gleich Null war, der einen Hang zur Streitsucht hegte und dem ein außerordentlich großes Talent in die Wiege gelegt worden war, ihm den Tag zu versauen? «Okay.» Kakuzu traute seinen Ohren nicht. Okay? Er wartete noch einen Moment, vielleicht würde doch noch etwas folgen, doch der Jüngere fügte nichts mehr hinzu. Und im nächsten Augenblick war es ihm egal, er würde das irgendwann anders hinterfragen. Wenn er den Arsch weniger voll mit Arbeit hatte, zum Beispiel. Im stillen dankte er Hidan und schloss seine Wohnung auf. Drinnen steuerte er schnurstracks sein Büro an, schmiss die Akten auf seinen Schreibtisch und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Er seufzte ergeben, als er den Stapel Papiere vor sich betrachtete und bereitete sich schonmal auf eine lange Nacht vor. «Viel zu tun, hm? Wozu der Schlips, bist du Banker oder so?» Kakuzu hatte gar nicht gemerkt, dass ihm der Jüngere gefolgt war. Was wollte er denn noch hier? «Rechtsanwalt», berichtigte er ohne aufzusehen. «War meine zweite Wahl. Ein gewissenloser Rechtsanwalt, der seine schwerkriminellen Freunde vor dem Knast bewahrt. Passt zu dir.» «Ist gut bezahlt.» Hidan lachte leise. «Wie ich sagte. Gewissenlos.» «Sag bloß gerade du willst mir was über Moral und Ethik erzählen?» «Will ich nicht», meinte Hidan und grinste. «Ich will mir das doch nicht versauen und dir ins Gewissen reden. Dann könnte ich dich ja gar nicht mehr anrufen, falls ich mal mit dem Gesetz in Konflikt gerate und du könntest mich auch nicht rausboxen. Und weil wir uns so gut verstehen, machst du das doch sicher umsonst, nicht?» Irritiert zog Kakuzu seine Augenbrauen ein Stück hoch, drehte seinen Kopf, um den Jüngeren ansehen zu können. «Erstens; bei mir gibt es nichts umsonst. Zweitens; ich glaube kaum, dass du dir das leisten könntest. Und drittens; wir würden uns besser verstehen, wenn du mich in Ruhe meine Arbeit machen lässt. Sonst hole ich meine schwerkriminellen Freunde, kapiert?» «Oh man, ich glaube, das war das erste mal, dass du einen Scherz gemacht hast», meinte Hidan grinsend. «Obwohl du meinen eigentlich nur weitergeführt hast. Oder Moment, war das gar kein Scherz und du hast das ernst gemeint und ich werde gleich zusammengeschlagen? Viergeteilt? Zerstückelt und gefressen? Oder doch die Mafiosi-Nummer mit dem Stein ums Bein im See versenkt? Oder–» Kakuzu warf ihm einen tödlichen Blick zu. «Ist ja gut, ich verzieh mich ja schon.» Hidan seufzte, ließ ihn dann endlich allein und Kakuzu konnte sich nun voll und ganz seiner Arbeit zuwenden. Es verging eine knappe halbe Stunde, er war ein gutes Stück vorangekommen, hatte einige Telefonate geführt, da kam der Jüngere erneut in sein Büro. «Du bist immer noch hier?», fragte er eher rethorisch. Er hatte schon gemerkt, dass Hidan noch da war, hatte er doch den Fernseher aus dem Wohnzimmer gehört. «Dachte, ich warte auf dich, wenn der Scheiß nicht zu lange dauert. Hab dir Kaffee gemacht.» Der Silberhaarige knallte eine Tasse vor seine Nase und Kakuzu sah verwundert von seinen Papieren auf. Koffein war genau das, was er jetzt brauchte! Er griff nach der Tasse und nahm einen Schluck. Zu seinem Erstaunen schmeckte der Kaffee sogar noch, war beinahe besser als wenn er ihn selbst brühte. Dazu hatte Hidan ihm seine Lieblingstasse gebracht. Abschätzend sah er zum Silberhaarigen neben sich. Zufall oder Absicht? War der Jüngere überhaupt so aufmerksam, um zu bemerken, dass Kakuzu seinen Kaffee stets aus der selben Tasse trank? Er konnte sich nicht erinnern, wann Hidan jemals etwas netteres getan hatte. Es war zwar nur eine Tasse Kaffe, aber doch… eine nette Geste. «Danke.» «Guck mich nicht so blöd an, das bedeutet nicht, dass ich dich mag oder so, kapiert? Du sahst nur so scheiß fertig aus und ich dachte, damit würde es etwas schneller gehen. Außerdem hab ich vorhin in der Küche ein Glas kaputt gemacht. Also ist das hier sowas wie Schadensbegrenzung, damit du mir deswegen nicht den Kopf abreißt.» «…» Kakuzu seufzte tief. Was hatte er vorhin noch gedacht? Wie genau kam er nur auf nette Geste? Zudem, wenn das so weiterging, würde er bald gar kein Geschirr mehr besitzen, so oft wie Hidan etwas kaputt machte. Mit Kaffee arbeitete es sich spürbar leichter, er kam auch wesentlich schneller voran. Die Zeit verging wie im Flug und als endlich alles erledigt war, fühlte er sich umso ausgelaugter. Müde rieb er sich über die Augen, klappte seinen Laptop zu und wagte einen Blick auf die Uhr. Fast zwei Uhr morgens. Hidan war bestimmt nicht mehr da. Kakuzu war sich sicher, dass sich der Jüngere – wie so oft, wenn es bei ihm etwas später wurde – noch ins Nachtleben gestürzt hatte. Oder was die Kids heutzutage an Samstagen sonst so taten. Was Kakuzu ganz recht war, denn er war jetzt zu nichts mehr zu gebrauchen. Alles, was er wollte, war, sich in sein Schlafzimmer zu schleppen und auf seinem Bett zu kollabieren. Er löste seine Krawatte, schmiss sie achtlos auf den Boden und war etwas verwundert, als er im Wohnzimmer den Fernseher angeschaltet vorfand. Sein Blick fiel auf Hidan, der eingekrümelt auf dem Sofa lag, eine leichte Decke über ihm ausgebreitet. Er schlief. Kakuzus harte Gesichtszüge wurden etwas weicher, als er den Schlafenden einen Moment betrachtete. Warum war er noch hier? Warum hatte er so lange gewartet? Für das bisschen Sex, den es heute sowieso nicht mehr gegeben hätte, bestimmt nicht. Kakuzu wüsste manchmal zu gern, was in Hidans Kopf vor sich ging. Eine Schüssel Popcorn stand auf dem Couchtisch und erst da fiel Kakuzu die Sauerei auf, die Hidan mal wieder veranstaltet hatte. Auf dem Sofa, wie auf dem Boden lagen ein paar Popcorn verstreut, einige schon zerdrückt und zerbröselt. Damit der Teppich und die Couch auch ja schwerer zu reinigen sein würden. Eigentlich sollte er sich daran nerven, denn er hasste Unordnung oder das eklige Piksen auf der Haut, wenn irgendwo Krümel waren. Es sollte ihn ärgern, dass der Jüngere sich hier – in seiner Wohnung – mittlerweile schon so benahm, als wäre er bei sich Zuhause und sich an Snacks und dergleichen wie selbstverständlich bediente. Doch das tat es nicht. Jedenfalls nicht allzu sehr. Er sollte die kleine Pest wachrütteln, aus seiner Wohnung befördern und dann endlich schlafen gehen. Doch auch das tat er nicht. Hidan gab ein leises Murren von sich, als Kakuzu ihn an der Schulter berührte. Er fasste um ihn herum, um ihn in eine aufrechte Position zu ziehen und sich etwas Platz zu schaffen. Durch die Bewegung wachte der Jüngere jedoch auf. Seine Lider schoben sich schwer über seine Augen, als er einmal gähnte und Kakuzu etwas verwirrt aus kleinen Augen ansah. «Scheiße, verpiss dich, Kakuzu», nuschelte er und versuchte sich aus Kakuzus Griff zu befreien. «Ich will jetzt nicht mehr Ficken. Bin viel zu müde. Wie spät ist es überhaupt?» «Du bist ein Idiot.» Gab Kakuzu in mildem Ton von sich, ehe er sich neben ihn setzte. Er zog den Jüngeren zu sich und legte sich mit ihm hin. Hidan ließ es mit sich geschehen, bettete seinen Kopf auf Kakuzus Brust und – nachdem er auf ihm etwas hin und her gerutscht war, um es sich bequem zu machen – blieb er still liegen. Warum auch immer Hidan gewartet hatte – womöglich war er auch bloß eingeschlafen? – er konnte ihn jetzt nicht einfach so rausschmeißen. Und was sprach schon dagegen noch ein bisschen mit ihm Fern zu sehen? Kakuzu sah zum flackernden Fernseher rüber, um zu sehen, was sich der Jüngere bis eben angesehen hatte. Es lief ein schlechter Splatter-Film. Eine blonde Frau, die vor einem maskierten Mann floh, wurde gerade von diesem mit einem Beil in Stücke gehackt. Das Blut spritzte nur so, während die Frau schrie… naja, jedenfalls eine Weile noch. Die Szene wurde untermalt von einer schaurigen Melodie, die sich für Kakuzu doch sehr zweitklassig anhörte. «Urgh.» Kakuzu verzog das Gesicht. «Was für ein Bullshit.» Ihm machte das Blut oder das Horror-Szenario nichts aus – in solchen Dingen war er hart gesotten – viel mehr war die vorhersehbare Handlung, dieses sinnlose Gemetzel oder die schlechten Schauspieler, das, was ihn in solchen Filmen langweilte. Er brauchte einfach etwas Anspruchsvolleres. Aber wenn er ehrlich war, hatte er nichts anderes von Hidan erwartet. Dieser hirnlose Idiot fuhrt sicher total auf solchen Schwachsinn ab. «Ich weiß. Aber es lief nichts besseres. Hatte die Wahl zwischen dem da und diesen behämmerten Assi-TV Sendungen. Solltest dir echt mal Netflix oder so zulegen.» Murmelte Hidan an seiner Brust und erstaunte Kakuzu damit heute zum zweiten mal. Hatte er ihn etwa falsch eingeschätzt? «Du kannst solche Filme auch nicht ab?» «Dein ernst? Das ist doch Müll. Horror ist zwar mein Lieblingsgenre, aber dann doch bitte mit einer packenden Story. Ich steh mehr auf Filme mit dem gewissen Psycho-Faktor. Mindgames und so, Übernatürliches ist auch super. Da darf es zwar durchaus auch mal etwas blutig werden, aber bleib mir bloß mit diesem böser-Mann-schlachtet-Collage-Studenten-Scheiß vom Hals.» Kakuzu hätte es nicht besser ausdrücken können. Und nun tat es ihm ein wenig leid, den Jüngeren als hirnlos beschimpft zu haben. Auch wenn er es nur gedacht hatte. Und da er nun einen kleinen Beweis hatte, dass Hidan vielleicht doch nicht so dumm war, wie Kakuzu immer angenommen hatte, nahm er sich vor, solche abwertende Worte in Zukunft nicht mehr in Verbindung mit Hidan zu benutzen. Außer er machte noch mehr von seinem Geschirr kaputt. Denn dann hatte er es nicht anders verdient. «Find ich auch», brummte er zustimmend, dann legte sich wieder Schweigen zwischen sie. Und Kakuzu wurde klar, dass das gerade eben die erste Gemeinsamkeit war, die sie miteinander teilten. Auch wenn es sich um so etwas unwichtiges wie die Vorliebe von Filmen handelte, war er dennoch irgendwie froh, sie entdeckt zu haben. Es war angenehm, hier einfach zu liegen, mit einem Hidan, der auch mal ruhig sein konnte und nicht immer gleich irgendwelche Faxen machte. Ein Schrei ertönte aus dem Fernseher, als eine weitere Frau von dem Maskierten auf brutalste Weise gequält und getötet wurde. «Obwohl ich den Machern eins schon lassen muss. Sie sind ziemlich einfallsreich, wenn es darum geht, auf welche Art die Schlampen abgemurkst werden.» Hidan kicherte schadenfroh und Kakuzu verpasste ihm dafür eine leichte Kopfnuss. Der Jüngere gähnte einmal, während sie den Film weiter verfolgten, da sich keiner von ihnen beiden bemühte nach der Fernbedienung zu greifen, die auf dem Couchtisch lag. Dafür hätte sich Kakuzu bewegen müssen und das wollte er gerade nicht. Stattdessen legte er seine Hand in Hidans Nacken und kraulte ihn dort leicht. Unwillkürlich musste er an Kisames Worte denken. War es das, was er gemeint hatte? War es das, was er meinte, das er brauchen würde? War es das, was der Blauhaarige mit Itachi teilte? Kakuzu blieb zwar bei seiner Ansicht, dass er niemanden brauchte, dass er alleine besser zurechtkam. Doch er machte sich nichts vor; jeder Mensch brauchte Nähe. Echte Nähe. Auch er. Von Zeit zu Zeit. Leider Gottes. Und gerade genoss er die Nähe zu Hidan. Er genoss diese Schwäche, die er sich selbst für einen kurzen Moment gewährte. Es tat gut. Und es war so viel befriedigender, als wenn sie es miteinander trieben. Er strich durch die silbernen Haare, ließ sie zwischen seinen Fingerspitzen hindurch gleiten und als er die steten Atemzüge des Jüngeren bemerkte, wagte er einen Blick in Hidans Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet, seine Züge entspannt. Er muss wohl wieder eingeschlafen sein. Ein leichtes Lächeln zuckte erst noch an Kakuzus Mundwinkeln, als er das friedliche Gesicht des Jüngeren betrachtete, doch das erstarb schlagartig, als ihm der kleine Sabberfleck auffiel, den Hidan auf seinem Hemd hinterlassen hatte. Resigniert seufzend ließ er sich wieder zurück in die Kissen sinken. Naja… man konnte halt nicht alles haben. Kapitel 12: Part 2: Was ist schon groß dabei? --------------------------------------------- Was ist schon groß dabei?, hatte Kisame gesagt, als er ihm von Hidans Kram erzählt hatte, den dieser überall in seiner Wohnung liegen ließ. Sein Kumpel hatte gemeint, dass er sich zu sehr darüber aufregen würde und hatte ihn darauf hingewiesen, dass das schon nicht der Weltuntergang bedeutete. Aber Kakuzu sah das anders. Es ging ihm einfach gegen den Strich, dass Hidan das Gefühl hatte, sich bei ihm ausbreiten zu dürfen. Das fing mit Deo und Shapmooflaschen im Bad an, ging über irgendwelche DVDs, die der Jüngere manchmal mitbrachte und endete nun mit einer vollen Sporttasche. Wahrscheinlich gefüllt mit Klamotten. Oder wusste der Teufel was da alles drin war und womit sich der Jüngere bei ihm einnisten wollte. Mit finsterer Miene beobachtete er Hidan, der gerade an ihm vorbei in seine Wohnung marschierte und die Tasche im Wohnzimmer erstmal auf den Boden schmiss. «Willst du hier einziehen, oder was?!» Es fiel ihm schwer das verfluchte Ding nicht gleich aus dem Fester zu werfen. Und den Silberhaarigen am besten gleich noch hinterher. Verwirrt drehte sich Hidan zu ihm um. «Huh? Ist das ein Angebot?», fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Kakuzu hätte sich beinahe an seinem eigenen Speichel verschluckt. «Hölle, nein!», entrüstete er sich. «Wenn, dann eher das Gegenteil. Was willst du mit dem ganzen Kram hier?» «Ah, das. Da ist nur was zum Wechseln drin.» Hidan zuckte mit den Schultern. Und Kakuzu war kurz davor auszurasten. «Ach, nein, was du nicht sagst», presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. «Reg dich ab, Alterchen. Das sind nur Klamotten, die beißen schon nicht.» Hidan lachte leise auf, bevor er in Richtung Küche schritt, um sich etwas zu Trinken zu holen. Kakuzu folgte ihm, blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. «Ich hatte einfach die Schnauze voll, dass ich immer die miefenden Klamotten vom Vortag anziehen muss, wenn ich bei dir gepennt hab, kapiert?» «Pech gehabt. Da musst du dich eben damit abfinden. Denn ich will deinen Krempel nicht hier haben, verstanden? Und nimm das ganze Zeug vom Bad am besten auch gleich wieder mit.» «Wo liegt das Problem, alter Mann? Was ist so schlimm daran, wenn ich ein paar Sachen hier habe?» «Es nervt mich einfach.» «Ach. Und warum genau?» Kakuzu zögerte einen Moment. «Dafür brauche ich keine Begründung. Es ist einfach so.» Der Silberhaarige stellte das ausgetrunkene Glas auf die Anrichte, drehte sich langsam und mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht zu ihm um. «Bist du… in einer Beziehung oder so?» Fragte er dann, was Kakuzu dazu brachte irritiert eine Braue hochzuziehen und seine Wut für einen Moment zu vergessen. «Wie kommst du denn jetzt da drauf?», fragte er deutlich ruhiger als noch zuvor. Für eine Sekunde blitzte Unsicherheit in den lilafarbenen Augen auf, doch der Jüngere wusste es zu überspielen. «Naja… du bist alt. Die meisten haben da was Ernstes am laufen. Und vielleicht hast du schiss, dass deinem Freund meine Klamotten auffallen, er ausflippt und du Ärger kriegst. Würde auch das Drama erklären, das du gerade machst. Kannst es mir ruhig sagen, ich hätte kein Problem damit, dass ich deine kleine Affäre bin. Ficken könnten wir weiterhin, so lange du nur dafür sorgst, dass uns dein Freund nicht erwischt. Denn ehrlich, ich hab null Bock darauf von nem Tobenden gemetzelt zu werden und–» «Ich habe nichts dergleichen», unterbrach er Hidans Monolog genervt. «Keine Beziehung oder ähnliches. Und ich hasse es, wenn du mich alt nennst. Also lass das gefälligst bleiben.» Als ob Anfang dreissig alt wäre! Doch was viel wichtiger war… Kakuzu war sich zwar nicht sicher, aber… hatte Hidan gerade erleichtert ausgeatmet auf seine Antwort? So langsam fing er an daran zu zweifeln, dass der Jüngere ihn das bloß aus dem Grund gefragt hatte, um sein Verhalten zu hinterfragen. «Na, dann seh ich kein Problem», meinte Hidan, sichtlich entspannter. «Ich schon. Dein Zeug nervt mich immer noch.» Hielt Kakuzu dagegen, verschränkte erneut die Arme vor der Brust. Das Thema war noch nicht gegessen! Hidan sah ihn eine Weile schweigend an. Dann fing er an auf seiner Unterlippe rumzukauen, was er immer tat, wenn er nachdachte. Kakuzu wusste nicht, wann genau ihm diese Eigenart Hidans aufgefallen war. Dann setzte sich der Jüngere plötzlich in Bewegung, ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer, schnappte sich seine Tasche, ging mit ihr weiter ins Schlafzimmer und stellte sie vor Kakuzus misstrauischem Blick in die unnütze Zimmerecke gleich hinter der Tür ab. Unnütz aus dem Grund, da das Zimmer schräg geschnitten war und man dort wirklich nichts hinstellen konnte, ohne die Tür vorher ganz schließen zu müssen. Kakuzu wusste bis heute nicht, was sich der Architekt dabei gedacht hatte, denn das war einfach nur verschwendeter Platz. «So!» Hidan klopfte seine Hände aneinander ab, als hätte er gerade Schwerstarbeit geleistet und schob die Tür demonstrativ zur Gänze auf, wodurch die Ecke, samt Tasche verdeckt wurde. «Da sollte sie dir nicht mehr auf die Nerven gehen. Aus den Augen, aus dem Sinn, huh?» «…Hidan.» Kakuzu runzelte die Stirn und war nahe dran seine flache Hand gegen die Stirn zu klatschen. «Du weisst schon, dass sich dadurch nichts ändert, oder?» Wieder ein Schulterzucken Hidans. «Damit solltest du doch klar kommen. Oder wäre es dir lieber, wenn du etwas Platz in deinem Kleiderschrank schaffst und ich meinen Krempel dort verstaue?» Schelmisch grinsend sah Hidan ihn an, während Kakuzus Miene in völlige Entgeisterung umschlug. «Was?! Nein!», grollte er dunkel. Was sollte das? Hatte Hidan denn gar nicht kapiert worum es ihm ging? Oder verarschte er ihn hier gerade? «Na also. Dann verstehen wir uns ja.» Hidan klopfte ihm beim Hinausgehen auf die Schulter und Kakuzu sah sich gezwungen grummelnd nachzugeben. Dann sollte Hidan seinen Kram halt in der Ecke lassen, war immerhin besser, als das Zeug in seinem Kleiderschrank zu haben. Aber sollte er es auch nur einmal irgendwo anders rumliegen sehen, dann segelte es wirklich geradewegs aus dem Fenster! Kapitel 13: Part 2: Wie ein Buch mit sieben Siegeln --------------------------------------------------- Buch mit sieben Siegeln, hatte Kisame zu ihm gesagt, nachdem sich Hidan einfach nur bescheuert aufgeführt hatte. Kakuzu konnte sich nichtmal mehr daran erinnern, was genau Hidan getan hatte, nur, dass man darüber nur noch den Kopf schütteln konnte. Ihm war schon klar, dass Kisame den Jüngeren für dumm hielt. Das hatte er selbst lange Zeit ja auch und Hidan gab einen ja auch allen Grund dazu. Doch mittlerweile wusste er, dass das so nicht stimmte. Hidan tat dumme Dinge, ja. Doch dass er sie tat, hatte nichts mit seiner Intelligenz zu tun. Warum er sich dennoch so aufführte, obwohl er doch wissen müsste, wie er damit auf andere wirkte, war ganz einfach zu erklären. Er scherte sich schlichtweg nicht darum, was andere von ihm hielten. Er verstellte sich nicht, um anderen zu gefallen, sondern tat wozu er Lust hatte, ohne darüber nachzudenken. Als Außenstehender konnte man Hidans Benehmen dann schnell falsch deuten. Kakuzu wollte nicht sagen, dass Hidan übermäßig intelligent war. Aber dumm war er nicht. Vielleicht manchmal ein wenig langsam. Aber nicht dumm. Und doch, Kakuzu konnte Kisames Äußerung nur zustimmen. Hidan war ein Buch mit sieben Siegeln. Obwohl er es mittlerweile geschafft hatte, eines oder zwei davon zu entschlüsseln und langsam hinter die Fassade blickte. Hidan konnte manipulativ und ganz schön gerissen sein. Manchmal legte er einen rein, damit er seinen Willen bekam oder seinen Kopf durchsetzen konnte. Und das, ohne dass man es richtig merkte. Wie die Sache damals mit Hidans Klamotten, wo er ihn auf ganz simple Weise dazu bekommen hatte, nachzugeben. Dazu nutzte der Silberhaarige ganz einfach die Falschannahme seines Gegenübers aus. Wenn man dachte, jemand sei dumm, dann traute man ihm auch nicht viel zu. Und diese Unterschätzung wendete Hidan gegen einen und verschaffte sich selbst Überlegenheit. Und manchmal, da schien es Kakuzu, als würde Hidan sich absichtlich dumm stellen. Womöglich um es sich leichter zu machen. Oder um die Fassade aufrecht zu erhalten, damit er sein Gegenüber wiederum besser durchschauen konnte? Da war noch so viel von Hidan, das er entdecken wollte, so vieles, das er ergründen und verstehen wollte. Sie kannten sich nun schon eine Weile und verstanden sich erstaunlich gut. Was Kakuzu am Anfang nicht gedacht hätte. Die gelegentlichen Anfeindungen, Neckereien, sowie Hidans Gefluche war zwar geblieben, aber er glaubte, dass das einfach zu ihrem Miteinander dazugehörte. Und wenn er ehrlich war, würde es ihn eher beunruhigen oder sogar ein wenig erschrecken, wenn sie sich plötzlich nicht mehr anecken würden und stattdessen lieb und nett zueinander wären. Denn dann wäre definitiv etwas nicht mehr in Ordnung. Es war wie ein Spiel. Ein Ball, den sie sich zuwarfen, auffingen und zurückwarfen. Und wenn der Ball nicht mehr zurückkam, war das Spiel unweigerlich aus. Hidan konnte manchmal überaus erwachsen wirken, dann wiederum gab es Momente, in denen Kakuzu der große Altersunterschied wieder schmerzlich bewusst wurde. Es trennten sie zehn Jahre, ein paar Monate und eine Menge Lebenserfahrung. Ehrlich gesagt hatte Kakuzu ihn damals älter eingeschätzt, warum er im ersten Moment doch etwas geschockt gewesen war, als Hidan ihm irgendwann mal sein Alter verraten hatte. Doch gestört hatte es Kakuzu bisher nie wirklich. Es war nur eine Zahl auf Papier und so lange er Volljährig war, war der Rest für ihn egal. Zudem mochte er es, dass er Hidan in dem Bereich überlegen war und ihn in alltäglichen Dingen belehren konnte. Dass dieser dann manches mal sauer wurde und ein Gesicht zog, als wünschte er ihm die Pest an den Hals, machte es die Sache umso besser. Hidan hatte einen stark ausgeprägten Hang zum Masochismus, der auf Kakuzu manchmal fast schon selbstzerstörerisch wirkte. Er mochte Schmerzen. Brauchte sie, wie die Luft zum Atmen. Auf manch rational denkenden Menschen konnte das verstörend wirken, doch Kakuzu hatte sich noch nie zur breiten Maße dazugezählt. Was war falsch daran, wenn man dem nachging, was man zum Leben brauchte? Doch es war durchaus nicht so, dass Hidan jeden Schmerz willkommen hieß. Wenn er sich das Bein stieß, oder sich sonst irgendwie im Alltag verletzte, verzog er das Gesicht und jammerte wie jeder andere es auch getan hätte. Er genoss nur den Schmerz, den er bewusst auswählte und auf den er sich selbst vorbereitete. Bisher hatte Hidan ausschließlich nur während dem Sex von ihm verlangt, dass er ihm weh tun sollte. Wieso das so war, da war sich Kakuzu noch nicht ganz sicher. Einerseits schien es, als würde es dem Jüngeren einen Kick verschaffen, wenn er ihn so grob behandelte. Als strebe er eine Ekstase völliger Erregung an, die ihm aber jedes mal nicht zu reichen schien, wenn er sie denn erlangt hatte. Hidan war nicht gierig, legte nicht sehr viel Wert auf materielle Dinge, doch wenn es um das ultimative Lustgefühl ging, war er nur für den Moment zufriedenzustellen. Und schon beim nächsten mal, setzte er alles daran, das vorhergehende zu übertreffen. Andererseits hatte Kakuzu manchmal das Gefühl, als würde es Hidan gar nie wirklich um den Sex selbst gehen. Als wäre er nur eine Nebensächlichkeit, bei dem, was auch immer er versuchte zu erreichen. Und Kakuzu wollte ihm dabei helfen, er wollte ihm geben was er brauchte. Zudem hatte er Blut geleckt. Er wollte austesten, wie weit er selbst gehen konnte. Er wollte seine Grenzen kennen, wollte sehen, was er einem anderen Menschen alles antun konnte, ohne sich schlecht zu fühlen oder im Nachhinein Gewissensbisse zu kriegen. Er wollte die Abgründe seiner Selbst entdecken und jeden verborgenen Winkel ausleuchten. Auch wenn Kakuzu dieser Seite von sich, diese frisch entdeckte Neigung erst noch unsicher gegenübergestanden hatte, war sie doch ein Teil von ihm. Und er musste doch wissen, wer er war. Auch wenn ein Leben wohl nicht ausreichte, um das herauszufinden. Geschweige denn, dass es ihm gelang, jemanden wie Hidan vollkommen zu verstehen. Und doch… er war bereit für Siegel Nummer drei. Kapitel 14: Part 2: Es geht nicht nur um das, was man will ---------------------------------------------------------- Es geht nicht nur um das, was man will, hatte Kisame ihm einmal erzählt, als er ihm einen Vortrag über eine funktionierende Beziehung gehalten hatte. Kakuzu hatte nur widerwillig zugehört, doch einige Dinge waren ihm dennoch geblieben. Sondern vor allem darum, was man braucht. Man braucht jemand, der einen stoppt, wenn man zu weit geht. Jemand, der einem aufhilft, wenn man mal am Boden ist. Jemand, der sich um dich sorgt, auch wenn man es in dem Moment vielleicht gar nicht schätzt. Es war traurig, aber Kakuzu hatte nichtmal die leiseste Ahnung von dem, was Kisame gesagt hatte. Er verstand zwar das Prinzip, die Theorie, doch am eigenen Leib hatte er das, wovon sein Kumpel da gesprochen hatte, nie erfahren. Kakuzu hatte keine Familie, noch nie gehabt. Seine Eltern waren früh gestorben und so war er bei seinem Onkel aufgewachsen, zu dem er immer schon einen kühlen Umgang gepflegt hatte. Aber über seinen Onkel wollte er gerade nicht nachdenken. Das weckte nur böse Erinnerungen. Doch vielleicht war er ja deshalb so verkorkst und zu keiner Beziehung im Stande? Wenn er nie wirkliche Liebe erfahren hatte, wie sollte er sie dann weitergeben können? Es war nicht so, dass ihn seine Unfähigkeit sonderlich runterzog oder er deshalb verzweifelte. Wie sollte er auch? Er kannte es ja nicht anders. Aber manchmal, wenn er Kisame und Itachi in ihrem Umgang miteinander beobachtete und ihm die kleinen, versteckten Gesten der Zuneigung auffiel, da verspürte er eine tiefe Sehnsucht in sich. Und in schwachen Momenten wie diesen, wollte er das, was die beiden hatten, auch mit jemandem teilen. Er hatte zwar schon zwei, drei Beziehungen hinter sich, doch die hatten nie wirklich lange gehalten. Bei zweien davon hatten sie sich einvernehmlich getrennt. Kakuzu hatte eine solche Bindung sowieso fast immer als belastend empfunden. Die Nachteile hatten mehr gewogen als die Vorzüge und manchmal hatte er sich auch anhören müssen, dass er zu wenig Interesse zeigte oder sich auch sonst nicht bemühte. Die dritte hatte er beendet und der Frau damals, zu der er heute immer noch gelegentlich Kontakt hatte, das Herz gebrochen. Er hatte zwar etwas für sie empfunden, doch das hatte nicht ausgereicht. Er war niemand, der offen über seine Gefühle sprach und da hinsichtlich hatte sie ihn ständig unter Druck gesetzt. Irgendwann war es ihm zu viel geworden, es hatte sich zu schnell zu etwas zu Ernstem entwickelt. Er hatte kalte Füße bekommen und die Notbremse gezogen. In der Hinsicht stand er sich wohl irgendwo selbst im Weg. Aus einem Impuls heraus wandte er seinen Blick von der Zimmerdecke ab und richtete ihn neben sich. Hidan lag auf dem Rücken, hatte sein Gesicht jedoch zu ihm gewandt und schlief in dieser späten Morgenstunde noch immer friedlich. Die Decke war ihm bis zur Hüfte hinabgerutscht und als Kakuzu seine Hand nach ihm ausstreckte, seine Finger über die Brust des Jüngeren glitten, konnte er die Wärme spüren, die von ihm ausging. Ihm war es lange Zeit nicht aufgefallen, doch Hidans Körper zierten viele Narben. Sie waren allesamt klein und fein, unterschieden sich im Farbton nicht sehr von der unversehrten Haut, so dass man sie erst bei näherer Betrachtung entdeckte. Langsam fuhr er weiter hoch, über das Schlüsselbein, schloss seine Finger schließlich um den schlanken Hals. Ganz leicht drückte er zu, während er die Blutergüsse und gelblichen Verfärbungen betrachtete, die sich auf der Haut des Silberhaarigen abzeichneten. Kakuzu hatte sich schon immer gefragt, ob Hidan denn nie irgendwelche Probleme bekam, wenn er die ganze Zeit so herumlief. Da der Jüngere so oft von ihm verlangte, dass er ihm die Luft abdrücken sollte, konnten die Würgemale gar nie richtig abheilen. Kaum waren die alten Spuren verblasst, hatte er ihm bereits wieder neue verpasst. Auf Außenstehende musste das doch sicherlich nach Missbrauch aussehen? Unbewusst musste er wohl etwas fester zugedrückt haben, denn Hidan wurde wach. Träge schlug er die Augen auf, sein Blick huschte erst noch etwas unfokussiert umher. Doch dann wurde er klarer, die außergewöhnlichen Irden fixierten Kakuzu ruhig. Eine Weile sagte keiner etwas, sie sahen sich bloß an, während Kakuzu in seiner Position verharrte. Bis Hidan schließlich die Stille brach. «Willst du mir weh tun, Kakuzu?» Seine Stimme hörte sich rau an. «Ja», antwortete er ohne auch nur eine Sekunde lang darüber nachdenken zu müssen und fragte sich zeitgleich, wie viel absurder ihre Gespräche wohl noch werden konnten. Er drückte zum Beweis etwas fester zu, spürte die Halsschlagader, die gegen seine Finger pochte. Hidan verzog keine Miene, zuckte nichtmal mit der Wimper. «Das ist gut.» Seine Züge wurden etwas weicher, ließen ein Lächeln zu, das Kakuzu fast schon als selig bezeichnet hätte. Auf ihn wirkte es unheimlich anziehend. Wie von selbst beugte er sich vor, zum Liegenden hinab und als sich ihre Lippen berührten, wurde ihm erst bewusst, dass sie sich zuvor noch gar nie geküsst hatten. Wie lange war es überhaupt her, seit er es überhaupt das letzte mal getan hatte? Er konnte sich nicht erinnern. Zuerst noch vorsichtig drückte er seine Lippen gegen die Hidans, doch als dieser den Kuss fast augenblicklich erwiderte, wurde er mutiger. Schließlich war es der Jüngere, der den Kuss intensivierte, seinen Mund einen Spalt öffnete. Kakuzu lief ein heißer Schauer über den Rücken, als er mit seiner Zunge der Aufforderung nachkam und in die feuchte Mundhöhle stieß. Ein Keuchen ertönte, er wurde näher gezogen, schob nebenbei die störende Decke von ihren Leibern und sank schließlich ganz auf Hidan. Der Jüngere legte einen Arm um seinen Nacken, drückte sich noch etwas fester an ihn und Kakuzu wunderte sich etwas über… die ganze Situation. Etwas war anders als sonst. Er konnte es nicht genau benennen, es fühlte sich einfach nicht so an, wie die male davor. Es war keine pure Fleischeslust, die sie beide gerade antrieb. Hidan verhielt sich so untypisch ruhig und war… fast schon (i)zahm(i). Und allein dass Hidan ein wohliges Seufzen von sich gab – das sich in Kakuzus Ohren fast schon wie ein Schnurren anhörte – als er ihm hauchzart mit den Fingerspitzen die Seiten entlang fuhr, bekräftigte dieses Gefühl nur noch. Obwohl Kakuzu den Moment nicht kaputt machen wollte, löste er sich dann doch von ihm. «Ich wusste nicht, dass du es auch sanft magst.» «Mit dem Richtigen schon.» «Wie meinst du das?» Hidan schüttelte lächelnd den Kopf, zog ihn erneut zu sich hinab. Kakuzu hinterfragte es spätestens dann nicht weiter, als sich ihre Lippen erneut zu einem Kuss fanden. Der dieses mal jedoch schnell intensiver wurde. Gierig pressten sie sich aneinander, während sich spitze Nägel in Kakuzus Rücken gruben. Immer wieder unterbrachen sie den Kuss, um kurz Luft zu holen, nur um ihre Münder nur umso verlangender wieder miteinander zu vereinen. Hidan drückte seine Beine bereitwillig etwas auseinander und ließ damit keinen Zweifel, worauf das alles hinauslief. Wie gut, dass sie beide bereits nackt waren, schoss es Kakuzu durch den Kopf. Er glitt zwischen Hidans Schenkel und als sich ihre Erregungen berührten, stöhnten sie gleichermaßen in den Kuss. Atemlos sah Kakuzu sich gezwungen diesen jedoch erneut zu lösen, da ihm etwas eingefallen war. Um Beherrschung ringend, blickte er hinab in die verklären Augen, die ihm fragend und ungeduldig entgegenblickten. «Wir haben keine Gummis mehr…» Ihm war schon klar, dass das ein Stimmungskiller war, doch nichts sagen war auch keine Option. Er hatte letztens versäumt ihren Vorrat aufzustocken und nun könnte er sich selbst für seine Nachlässigkeit schlagen. Und nachzusehen, ob vielleicht doch eins in der Packung übrig war, war sinnlos, denn er wusste mit Sicherheit, dass sie das letzte am gestrigen Abend verbraucht hatten. Hidan schien davon jedoch nicht sonderlich getrübt. «Scheiß drauf. Wurde eh langsam Zeit, dass wir das weglassen. Ich bin clean und treffe mich sonst mit niemandem, also keine Sorge. Und ich vertraue jetzt mal drauf, dass du es mir sagen würdest, wenn es bei dir anders wäre.» Zugegeben, das erstaunte ihn jetzt doch. Denn er hatte stets angenommen, dass der Jüngere neben ihm auch noch was mit wem anderes hatte. Hidan war noch jung und Kakuzu hatte schon oft mitbekommen, dass dieser sich in irgendwelchen Clubs aufhielt oder Feiern ging. Oder schon nur wie er drauf war, als sie sich kennengelernt hatten… da war es doch nur naheliegend, dass Kakuzu nur einer von vielen war. Und nun sollte es doch nicht so sein? Kakuzu brummte zustimmend, sah dennoch keinen Grund, warum Hidan ihn belügen sollte. Zudem würde es ihm nun schwer fallen, jetzt einfach aufzuhören. Schnell wollte er nach der Tube Gleitgel greifen, die glücklicherweise noch auf dem Nachtschrank lag, doch Hidan legte eine Hand auf seinen Unterarm, hielt ihn davon ab. «Kakuzu», flüsterte er verrucht, seine Stimme einen Tonfall tiefer als sonst. «Ich habe eine Bitte.» Kakuzu sah zu ihm hinab, bemerkte das dunkle Blitzen in den lilanen Augen und wusste sofort, in welche Stimmung sich Hidan gerade hineinsteigerte. «Ich will, dass du mich fickst, so wie ich gerade bin. Hart. Und auch dann nicht aufhörst, wenn ich schreie.» Kakuzu schauderte, sein Schwanz pochte hart, was Hidan wohl auch bemerkt haben müsste. Es machte ihn einfach unglaublich an, wenn der Jüngere so mit ihm sprach. Aber… wenn er das gerade richtig verstanden hatte, dann wollte er…? Kakuzu hatte schon den Mund aufgemacht, wollte ihm sagen, dass das sehr schmerzhaft für ihn aussehen würde, hielt sich dann doch zurück, weil es unsinnig wäre, ihm das jetzt zu sagen. Die Schmerzen… genau das war es doch, was Hidan wollte. «Findest du das krank?», fragte der Jüngere dann, scheinbar gleichgültig. «Ja.» «Machst du es trotzdem?» Ein Zögern und dann… «Ja…» Dann waren sie halt beide krank, wen kümmerte das schon? In der Hölle lebte es sich zu zweit eh besser. Auf seine Einwilligung hin stöhnte Hidan begeistert auf, fast so, als würde ihn die bloße Vorstellung schon zum kommen bringen. «Fuck, ich liebe dich!», keuchte er, als Kakuzu keine Zeit verlor und ihn hart in die Matratze drückte. Grob packte er beide Beine Hidans, riss sie hoch und presste sie gegen dessen Brustkorb, so dass ihm Hidans Unterleib willig entgegengestreckt wurde. Links und rechts stützte er sich neben ihm ab. So ganz trocken und ohne Vorbereitung gestaltete sich das Einführen schwierig. Kakuzu drückte sein Glied fest gegen Hidans Eingang, versuchte sich irgendwie in ihn zu zwängen. Es dauerte eine Weile, doch mit etwas mehr Kraftaufwand schaffte er es dann doch. Stück für Stück schob er sich weiter in ihn, während Hidan nur schmerzerfüllt das Gesicht verzog, jedoch keinen Mucks von sich gab. Erst noch vorsichtig versuchte er sich in ihm zu bewegen, was sich jedoch als nicht so einfach herausstellte, da einfach die Feuchtigkeit fehlte. «Mach es richtig, verdammt! Du weißt, wie ich es will!», blaffte Hidan ihn ungeduldig an. Kakuzu gab ein wütendes Knurren von sich. «Halt die Klappe!», zischte er zurück. Wie er es doch hasste, wenn man ihm Befehle erteilte. Dann verspürte er immer das dringende Bedürfnis, demjenigen eine in die Fresse zu schlagen. Alle Vorsicht und Zurückhaltung vergessend, packte er Hidans Hüfte, zog sie mit Gewalt gegen sich, während er mit seinem Becken ruckartig vor stieß. Hidan stöhnte schmerzerfüllt auf, doch das war Kakuzu egal. Der Jüngere hatte es schließlich so gewollt, dann musste er auch die Konsequenzen tragen. Mit kurzen, harten Stößen, fand er sich in einem langsamen Rhythmus. Er keuchte bei jedem Stoß auf, da sein Schwanz fast schon schmerzhaft gequetscht wurde und die Reibung tat noch sein übriges. Es tat ihm selbst sogar schon etwas weh, doch ans Aufhören dachte er nicht. Seine Finger krallten sich in Hidans Hüfte und als er an Tempo zulegte, sich fast schon brutal in ihm versenkte, fing der Jüngere wirklich an zu schreien. Hidan hatte seine Finger krampfhaft ins Bettlaken gekrallt, seine Augen zusammengekniffen, der Mund zu einem lauten Schmerzensschrei geöffnet. Für Kakuzu war es ein Bild für die Götter. Es trieb ihn dazu an, sich noch ungehemmter in ihn zu rammen. Mittlerweile fühlte es sich leichter an, sich in ihm zu bewegen und Kakuzu hatte da auch so eine Ahnung, warum. Hidan wimmerte, stöhne, schrie sich weiter die Seele aus dem Leib, während sich bereits Tränen in seinen Augen sammelten. Er wand sich unter ihm, wobei Kakuzu nichtmal sagen konnte, ob vor Schmerz oder vor Lust. Kakuzu trieb sich weiter ohne Zurückhaltung in den Liegenden, verlor sich nahezu in dem Gefühl der Dominanz und mit Hidan machen zu können, was immer er wollte. Die Kontrolle zu haben, über diesen zitternden Körper, der sich bei jedem seiner Stöße verkrampfte. Er fand immer mehr Gefallen daran, Hidan zum schreien zu bringen, ihm ins schmerzverzerrte Gesicht zu sehen und zu wissen, dass er dafür verantwortlich war. Als er merkte, dass er nicht mehr lange konnte, fasste er Hidan zwischen die Beine, bearbeitete seinen Schwanz mit festen, groben Bewegungen. Bei einem besonders heftigen Stoß gab Hidan einen fast schon verzweifelten Laut von sich und kam schließlich zu seinem Höhepunkt. Sperma spritzte schubweise auf seinen Bauch und als es sich dadurch nur noch mehr um Kakuzu verengte, war er nicht mehr im Stande sich zurückzuhalten. Er grunzte dunkel und ergoss sich tief in Hidan, versenkte sich laut keuchend noch einige male in ihn, um seinen Orgasmus voll auskosten zu können. Verschwitzt ließ er sich auf Hidan sinken, merkte erst jetzt, wie viel Kraft und Anstrengung ihn das ganze gekostet hatte. Seine Armmuskeln zitterten von der permanenten Belastung, während er schnaufte als wäre er einen Marathon gerannt. Hidan gab ein leises Wimmern von sich, als sich Kakuzu langsam aus ihm zurückzog und sich neben ihn legte. Er war nicht der einzige der zitterte, denn als er sich einigermaßen gefangen hatte und neben sich sah, bemerkte er, wie Hidans ganzer Körper von Zitterattacken geschüttelt wurde. Der Jüngere starrte apathisch an die Decke, rührte sich keinen Millimeter. Kakuzu richtete sich auf, setzte sich auf die Bettkante und fuhr sich mit den Händen übers schwitzige Gesicht. Er musste sich erst mal sammeln und verarbeiten, was er gerade getan hatte. Es war… heftig gewesen. Ihm fiel kein besseres Wort ein, was es beschrieb. Und doch konnte er nicht leugnen, dass er noch nie etwas so extrem geil gefunden hatte. Es war verdammt heiß, krank und einfach nur unglaublich gewesen. Es hatte ihm gefallen. Und genau das war der Punkt, der ihm irgendwo Angst machte. Er sah an sich hinab und wie vermutet war sein Schwanz blutbeschmiert. «Alles in Ordnung mit dir?», fragte er, da Hidan so ungewöhnlich still war und drehte sich halb zu ihm um. Der Jüngere sah ziemlich fertig aus, hatte sich noch immer nicht gerührt. Kakuzus Blick wanderte an ihm hinab, blieb an der kleinen Blutlache zwischen seinen Beinen hängen. «Alles gut», versicherte Hidan ihm, versuchte es mit einem kurzen Lächeln zu verdeutlichen. Mit den tränennassen Augen, gab der Jüngere jedoch ein äußerst widersprüchliches Bild ab. «Duschen?» «Ich brauch noch einen Moment.» Kakuzu nickte. Das verstand er. Also machte er sich alleine ins Bad auf. Als er nur kurze Zeit später frisch geduscht wieder ins Schlafzimmer kam, hatte sich Hidan schon in eine aufrechte Position gekämpft. «Scheiße», fluchte der Jüngere dann, als Kakuzu sich gerade saubere Unterwäsche angezogen hatte. «Ich glaube, du musst mir helfen.» Halb saß, halb lag der Silberhaarige da, das eine Bein schon über die Bettkante geschwungen, stützte er sich am Nachttisch ab und fiel halb zurück, bei dem Versuch aufzustehen. Es gelang ihm wohl nicht. Was kein Wunder war mit diesen zittrigen Beinen, die den Anschein machten, als würden sie jeden Moment weg knicken. Kakuzu ging zu ihm, half ihm hoch und stützte ihn den Weg bis ins Bad, schaffte es irgendwie ihn in die Dusche zu verfrachten. Und da es nicht so aussah, als könnte Hidan es schaffen, auch nur alleine zu stehen, blieb Kakuzu einfach bei ihm. Von hinten einen Arm um seine Brust geschlungen, hielt er ihn aufrecht, während Hidan mit vollem Gewicht in seinem Arm hing und sich an ihn lehnte. Kakuzu drehte das Wasser auf, bugsierte sie beide unter den heißen Strahl. Seine Shorts wurden dadurch nass, doch es kümmerte ihn nicht. Sie schwiegen sich an, während Kakuzu den Jüngeren vorsichtig säuberte. Er ging dabei überaus zärtlich mit ihm um, so, wie es immer der Fall war, wenn er ihm schmerzen zugefügt hatte. Er befreite Hidans Bauch von den weißlichen Spuren, wanderte weiter zwischen seine Beine und wusch das bereits leicht eingetrocknete Rinnsal aus Blut und Sperma von seinen Innenschenkeln. Vorsichtig glitt Kakuzu höher, wusch auch die Stelle, an der Hidan momentan wohl am empfindlichsten war. Der Jüngere zuckte bei der Berührung zusammen und Kakuzu bemühte sich, es noch etwas vorsichtiger zu machen. Es war seltsam ihn an diesen Stellen anzufassen, ohne dass sexuelle Hintergedanken dabei mitspielten. Vielleicht war es gerade das, wodurch sich dieser Moment für Kakuzu so überaus intim anfühlte. Sanft küsste er Hidans Nacken, bevor er die Frage stellte, die ihn gerade am meisten beschäftigte. «Bereust du es?» Zugegeben, Hidans ruhige Art und seine Schweigsamkeit verunsicherte ihn ein bisschen. Und da er mittlerweile doch Gewissensbisse hatte und es ihm schon leid tat, Hidan so zu sehen, wie er sich nichtmal mehr alleine auf den Beinen halten konnte, brauchte er doch nochmal die Gewissheit, dass alles in Hidans Sinne gewesen war. «Nein. Ich bin nur…» Laut atmete er aus. «…verdammt fertig. Du hast nichts falsch gemacht, ich brauch nur noch einen Moment.» Hidan lehnte seinen Kopf zurück gegen Kakuzus Brust und schloss erschöpft die Augen. Kakuzu war damit weitgehend beruhigt. Dann war es doch nur der Schock, von dem sich Hidans Körper erholen musste. Womöglich musste auch sein Verstand das erstmal verarbeiten. Das was sie beide getan hatten, war auch nicht gerade ohne. Aber dennoch… wenn er sich den Jüngeren so ansah, kam ihm nicht das erste mal der Gedanke, dass Hidan mehr wollte als gut für ihn war. Die Konsequenzen waren einfach enorm, er würde sich bestimmt die nächsten Tage nur unter Schmerzen fortbewegen können. Kakuzu war klar, dass sie übertrieben hatten und er glaubte, dass das auch Hidan wusste. Er dachte an das eine mal zurück, bei dem er Hidan so fest gewürgt hatte, bis dieser fast das Bewusstsein verloren hatte. Sein Körper war schon erschlafft, seine Augen hatten sich nach hinten gerollt. Und hatte Kakuzu damit einen kleinen Schock versetzt. Er hatte natürlich sofort von ihm abgelassen, hatte ihm ins Gesicht geschlagen, damit er wieder zu sich kam. Später hatte Hidan es als kleiner Ausrutscher runtergespielt. Aber Kakuzu war sich nicht sicher, ob es das auch gewesen war. Hidan hatte nämlich nichts gesagt, oder sich auch sonst nicht bemerkbar gemacht, dass es ihm zu viel wurde oder er aufhören sollte. Was wäre passiert, wenn es Kakuzu nicht gleich bemerkt wäre? Hätte er ihn dann zu Tode gewürgt? Wo lagen Hidans Grenzen? Wie weit würde er noch gehen, wenn ihn niemand ausbremste? Bis zum Tod? «Woher hast du die Narben eigentlich?», riss ihn Hidans Stimme in diesem Moment aus den Gedanken. Der Jüngere hatte ihn das schon mehrmals gefragt. Unterschwellig, aber noch nie so direkt. Kakuzu hatte bisher immer abgeblockt. «Die meisten davon waren Geschenke. Wie du siehst war mein Onkel sehr großzügig.» Der bittere Tonfall ließ sich nicht vermeiden. «Oh», machte Hidan bloß und Kakuzu dankte ihm im Stillen, dass er nicht weiter nachfragte. Dass Hidan dieses Thema gerade jetzt anschnitt, machte mal wider deutlich, dass sie alle ihre Lasten und Dämonen mit sich herumschleppten. Mit seinen eigenen hatte er sich genug abgemüht. Mit ihnen kam er nicht weiter, weder vor, noch zurück. Doch vielleicht konnte er Hidan mit den seinen helfen? Auch wenn er durchaus gefallen an dieser Welt gefunden hatte, die ihm Hidan gezeigt hatte, sich durchaus der dunklen Versuchung hingeben, ihr Spiel weitertreiben wollte – wenn auch nur um zu sehen, wie es ausgehen würde – hatte er genug Selbstbeherrschung und Kontrolle über sich, um zu widerstehen, wenn es nötig war. Dazu war Hidan offensichtlich nicht in der Lage. Und Kakuzu würde nicht daneben stehen und dabei zusehen, bis der Jüngere es schließlich geschafft hatte, sich selbst ins Grab zu befördern. Ja… er wollte derjenige sein, der ihn vor sich selbst beschützte. Kisame kam ihm plötzlich in den Sinn und Kakuzu glaubte, so langsam zu verstehen, was sein Kumpel die ganze Zeit über versuchte ihm zu sagen. Auch wenn es ein noch so kleiner Ansatz war. Kapitel 15: Part 3: Irgendwann verhungerst du mal noch ------------------------------------------------------ Irgendwann verhungerst du mal noch, hatte Kisame einmal gemeint, als er sich über Kakuzus spärlich gefüllten Kühlschrank ausgelassen hatte. Kakuzu musste zugeben, dass er selten mit genug Lebensmitteln eingedeckt war, um sich daraus etwas vernünftiges zu Essen machen zu können. Kein Wunder also, dass er sich abends meist etwas bei einem Lieferservice bestellte – wenn auch widerstrebend, war das doch teilweise nicht gerade günstig. Doch letzten Endes siegte der Hunger immer über seine Knausrigkeit. Außerdem war er nicht der beste Koch – er schaffte es gerade mal, es so hinzubekommen, dass es genießbar war – zudem sah er keinen Sinn darin, sich stundenlang in der Küche abzurackern. Und da er keinen Bock auf verdorbene Lebensmittel in seiner Wohnung hatte, ging er dementsprechend auch selten einkaufen. Doch das ließ sich auch nicht ewig hinausschieben, irgendwann musste er sich dazu zwingen. Wenn sein Kaffee alle war, zum Beispiel. Oder wie gerade jetzt, wo er nichtmal mehr Klopapier Zuhause hatte. Dann war es wirklich, wirklich allerhöchste Zeit. Deshalb hatte er sich zum Supermarkt gleich um die Ecke aufgemacht und stand nun mit einem Einkaufskorb in der Armbeuge vor dem Regal mit den Broten. Wenn er schonmal dabei war, konnte er nun doch einen etwas größeren Einkauf tätigen. Er nahm sich irgendeins der Brote, schmiss es in den Korb und fragte sich, warum Hidan – der kurz vorher bei ihm eingetrudelt war – so unbedingt hatte mitkommen wollen. Als ob einkaufen so spannend wäre. Und lange wäre er ja auch nicht weg geblieben. «Warum fickst du mich nicht mehr, Kakuzu?», ertönte es plötzlich neben ihm. Kakuzu seufzte resigniert. Da hatten wir’s. Hidan hatte also so unbedingt mitkommen wollen, um ihm auf die Nerven zu gehen. Was denn sonst? «Ich dachte, das hätten wir geklärt?» «Für mich ist gar nichts geklärt, verdammt! Meinem Arsch gehts wieder bestens! Also hör endlich auf zu denken, dass du mich schonen müsstest. Ich brauche deine blöde Rücksicht nicht mehr, kapiert?» «Nicht so laut, Hidan!», herrschte er ihn an. Eine nahe stehende ältere Frau mit Kleinkind an der Hand hatte sich nämlich schon verwundert zu ihnen umgedreht. Kakuzu lief den Gang entlang weiter und Hidan stiefelte sauer hinter ihm her. «So kannst du mich wenigstens nicht ignorieren! Wenn ich rum brülle musst du dich mit mir befassen. Soll ich rum brüllen, Kakuzu?» Er blieb abrupt stehen, drehte sich genervt zum Jüngeren um, der fast in ihn gerannt wäre. «Ich hab es dir schon mehrfach gesagt», sagte er in gedämpfter Lautstärke, beugte sich etwas zu ihm runter, damit es nicht gleich alle mitbekamen. «Ich werde dich so lange nicht anfassen, bis es vollständig verheilt ist. Willst du, dass ich dir gleich nochmal den Arsch aufreiße?» Er checkte den Gang ab, um sich zu vergewissern, dass auch niemand in Hörweite war. Warum nochmal mussten sie das in der Öffentlichkeit besprechen? «Es ist doch schon verheilt, man!», grummelte Hidan entnervt. «Ach ja?», fragte er in einem Tonfall, der klar machte, dass er das stark bezweifelte. Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und ging weiter. «Ja! Es ist mein Arsch und ich denke, ich weiß besser als du, wann er wieder soweit ist.» Kakuzu schnaubte abfällig. Ja, klar. Er wusste ja mittlerweile, wie gut Hidan sich und seinen Körper einschätzen konnte. Es war erst eine gute Woche vergangen und dass der Jüngere ihm erst seit gestern damit in den Ohren lag, dass er wieder Sex haben wollte, war Beweis genug, dass es dafür noch zu früh war. Hidan überschätzte sich ganz einfach. Er lief zwar mittlerweile nicht mehr so seltsam staksig, also hatte er beim Gehen wohl keine Schmerzen mehr. Aber Kakuzu war dennoch aufgefallen, dass der Silberhaarige nie auch nur etwas länger auf seinen vier Buchstaben saß, sondern sich während dem Fernsehen, wie auch beim Schlafen, immer auf die Seite oder den Bauch legte. Also war es definitiv noch nicht vollständig verheilt, da konnte Hidan das noch so oft beteuern. «Wenn du willst, testen wir halt, ob dein Arsch wieder belastungsfähig ist.» Gab er dann doch nach, wenn auch nur um sich nicht ewig mit einem nörgelnden Hidan rumschlagen zu müssen. «Oh endlich! Und wie willst du es testen?» Hidan drückte sich an seine Seite, sah voller Begeisterung zu ihm auf. «Willst du es ganz langsam machen oder doch nur die Spitze reinstecken und erstmal gucken wie ich reagiere? Oder doch– Ah!» Hidan jaulte laut auf, als Kakuzu ihm mit der flachen Hand einmal fest auf den Hintern klatschte. «Test nicht bestanden.» «Hey, das zählt nicht! Ich hab mich bloß erschrocken, es hat nicht weh getan!», beschwerte sich Hidan sofort. Kakuzu war keinesfalls so dumm, diese offensichtlich fette Lüge zu glauben. Er lief weiter und als er mehr aus Zufall in seinen Einkaufskorb sah, bemerkte er die extra große Packung M&Ms, die garantiert nicht er eingepackt hatte. Hidan musste sie wohl in einem unachtsamen Moment unter seine Einkäufe gejubelt haben. Schnaubend nahm er sie aus dem Korb und schmiss sie zurück in eines der Regale. Er war doch nicht die verdammte Wohnfahrt! Sollte Hidan sie selbst bezahlen, wenn er sie denn so unbedingt haben wollte! «Warum quälst du mich so, Kakuzu?», jammerte Hidan neben ihm und nahm damit das eigentliche Thema wieder auf, das zu Kakuzus Leidwesen wohl noch immer nicht durch war. Er hatte den Jüngeren eine Weile ignoriert, was aber nur eine bestimmte Zeit lang funktionierte, kostete es ihn dann doch einfach zu viel Energie, so jemanden unüberseh- und hörbaren wie Hidan auszublenden. Sie kamen bei der Abteilung, die Früchte und Gemüse anbot, vorbei und während Kakuzu bei den Äpfeln nach den besten Exemplaren Ausschau hielt – für sein Geld wollte er schließlich nur das Beste – quängelte Hidan weiter irgendwelchen Bullshit vor sich hin. «Ich bin schon auf Entzug, verdammt!» «Es ist erst eine Woche vergangen, Hidan», meinte er beiläufig und legte seine Ausbeute in den Korb. «Da hast du’s! Eine ganze, beschissene, verdammt lange Woche! Das ist eine halbe Ewigkeit! Das ist mehr als ich ertragen kann…» Okay, das war jetzt aber übertrieben. «Du willst mir jetzt nicht wirklich weismachen, dass du zwischendurch noch nie längere Durststrecken hattest?» Fragend zog er eine Braue hoch, musterte seinen Nebenmann skeptisch. «Natürlich hatte ich die», meine Hidan augenverdrehend. «So ne extreme Schlampe war ich nun wirklich nie, als dass ich seit meinem Fünfzehnten bis heute wirklich jede Woche was zum ficken gehabt hätte. Aber das ist was anderes. Jetzt habe ich ja jemanden, der zur Verfügung steht. Das macht es ja gerade so schlimm. Wenn man weiß, dass man die Möglichkeit hat, aber ein gewisses Arschloch namens Kakuzu sich weigert.» «Dann mach es dir doch selbst, wenn du es so bitter nötig hast!», platzte es aus ihm heraus, da er so langsam wirklich die Schnauze voll von dieser sinnlosen Diskussion hatte. «Das mach ich doch schon die ganze Zeit!» Kakuzu grummelte. Warum nur verwunderte ihn das nicht? «Aber das ist einfach nicht dasselbe. Ich will es mit dir tun. Oder wenn du mir nen kleinen Blowjob geben würdest… das würde mir für den Anfang ja schon reichen.» Bei diesem Vorschlag hielt Kakuzu nun doch kurz inne, sah zum Jüngeren hinüber, der, halb sauer, halb hoffend auf eine Antwort seinerseits wartete. Das war doch bescheuert! Fragte er ihn hier gerade ernsthaft, ob er ihm einen blasen würde? Kakuzu konnte ein kurzes, spöttisches Auflachen nicht unterdrücken. «Netter Versuch», antwortete er belustigt grinsend. Er wollte schon weitergehen, da schmiss sich Hidan plötzlich an ihn, versperrte ihm den Weg. Gefährlich blitzten ihm die lilanen Irden entgegen, während sich ein Arm um seinen Nacken legte. Der Jüngere drückte sich an ihn, kam ihm mit seinem Gesicht so nahe, dass Kakuzu schon den Atem des anderen an seinem Hals spüren konnte. Was sollte das jetzt wieder…? «Ich weiß doch genau, dass es nicht nur mir so geht… du willst mich doch aus, Kakuzu», raunte ihm der Jüngere leise und in einem verführerischen Unterton entgegen, der Kakuzu für einen Moment blinzelnd und unkonzentriert zurückließ. Hidans Schritt drückte sich plötzlich gegen seinen Oberschenkel, während der Jüngere mit der flachen Hand über seine Brust nach unten glitt. Erst als sie schon fast an Kakuzus Hosenbund angekommen war, kam er wieder zur Besinnung. Dann fiel ihm auch der Blick derselben älteren Frau auf, die sich zuvor schon nach ihnen umgedreht hatte. Mit großen Augen und nicht gerade freundlich sah sie zu ihnen rüber. Schnell schlug er deshalb Hidans Hand weg, schubste ihn von sich, bevor der Jüngere nicht mehr an sich halten konnte und womöglich noch anfing, wie ein räudiger Köter sein Bein zu rammeln. «Nicht in der Öffentlichkeit», sagte er barsch und stupste Hidan, der sich ihm gerade eben wieder nähern wollte, gegen die Brust, um ihn auf Abstand zu halten. Beleidigt verzog der Jüngere das Gesicht. «Nicht die Scheiße schon wieder.» «Ich hab es dir schonmal gesagt. Ich übe einen seriösen Job aus, da kann ich mir kein Gerede leisten. Also benimm dich und rück mir nicht so auf die Pelle.» Zudem mochte er es auch allgemein nicht, wenn Hidan ihm in der Öffentlichkeit so nahe kam. Was nicht am Jüngeren selbst lag, sondern daran, dass ihn die Blicke der anderen nervten. Tolerante Gesellschaft hin oder her, wenn sich zwei Männer auf diese Art nahe kamen, glotzte der ein oder andere doch schon mal rüber. Und das musste er nicht haben. Nicht, dass er sich schämen würde, nur ging das niemanden etwas an. Und da bevorzugte er dann doch, solche privaten Dinge hinter geschlossenen Türen auszuleben. «Als ob Verbrecher vor dem Knast zu retten so seriös wäre.» «So lange ich dafür weiterhin gut bezahlt werde, ist es mir egal was du oder andere darüber denken.» «Blah blah blah», äffte Hidan ihn nach. Kakuzu tat ihm den Gefallen und überhörte das jetzt mal. «Mach dich mal nützlich und hol mir Möhren und Tomaten.» Er schob Hidan leicht in besagte Richtung, der dann auch endlich die Klappe hielt und tat, was von ihm verlangt wurde. Kakuzus Stimmung hellte sich augenblicklich auf, als er mit ansah, wie der Jüngere brav eine Tüte von der Rolle riss und – wenn auch mies gelaunt und ziemlich lustlos – ein paar Tomaten in diese beförderte. Zufrieden nickte er, prüfte dann seinen Einkaufszettel, um abzuchecken, was er noch alles brauchte. Noch ein paar Sachen aus der Tiefkühlabteilung, nicht zu vergessen das Klopapier und das war’s. Zum Glück. Wer wusste schon, wie lange er Hidan noch unter Kontrolle haben würde. Irgendwie hatte er nämlich das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der Jüngere etwas Dummes anstellte. Und wenn es soweit war, wollte er nicht mehr hier im Supermarkt sein. «Hey Kakuzu, sieh mal!» Er hob den Blick und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Hidan grinste verschwörerisch, hielt dabei eine Möhre in der Hand. Das tat er aber nicht wie jeder normale Mensch, nein, er hatte die Fast drum geschlossen und bewegte diese auf und ab, ahmte gewisse Bewegungen nach. Dann führte er das Gemüse an sein Gesicht, drückte die Möhre fest gegen seine Wange und fing an, sich an ihr zu reiben. «Wenn du nicht willst, muss ich mir halt was anderes suchen. Obwohl ne Möhre doch etwas sehr mickrig ist, aber– oh, warte, ich glaube, das entspricht eher deinem Kaliber.» Die Möhre landete wieder bei seinesgleichen und Kakuzu musste mit geweiteten Augen mitansehen, wie Hidan die Gurkenausgabe ansteuerte. «Besser», stellte Hidan zufrieden fest, als er das selbe Spiel mit einer Gurke wiederholte. Er schloss geniesserisch die Augen, schmiegte sein Gesicht aufreizend an dem grünen Gemüse und rieb seine Wange daran. Dann fing er auch noch an mit seinen Lippen darüber zu gleiten und sie begierig abzulecken. Fehlte nur noch, dass– oh Gott, ja! Jetzt nahm er das Ding tatsächlich noch in den Mund. Da die Gurke ziemlich dick war, musste er ihn ganz schön weit aufreißen. Doch das hielt ihn nicht davon ab, dran herum zu lutschen als ginge es um sein Leben und… Kakuzus Gehirn hatte es ganz allein geschafft, sich vorzustellen, dass es keine Gurke wäre, die Hidan in diesem Moment verwöhnte, sondern sein– Ein empörtes Keuchen holte Kakuzus Denkfähigkeit wieder zurück. Alarmiert sah er zur Seite und musste nicht lange suchen, um den Ursprung von dem Laut ausfindig zu machen. Da stand schon wieder diese olle Oma. Dieses mal jedoch schien sie regelrecht entsetzt, als sie Hidan ins Auge fasste, der seine kleine Show unbekümmert weiterführte und die Gurke für sein perverses Spiel missbrauchte. Sie hielt dem kleinen Jungen, der mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Silberhaarigen deutete, die Hand vor die Augen. Jetzt reichte es! War er denn hier mit einem notgeilen Teenager unterwegs oder was genau war in Hidan gefahren?! In einem Atemzug hatte Kakuzu den Abstand zu Hidan überwunden. Er riss ihm die verdammte Gurke aus den Fingern, schlug sie ihm einmal auf den Kopf, so dass sie entzwei brach. Der Jüngere zuckte erschrocken zusammen, gab ein empörtes «Au!» von sich und bedachte ihm mit einem angesäuerten Blick. Etwas Saft war ihm durch den Schlag auf die Stirn gespritzt und lief ihm langsam das Gesicht hinab. Kakuzu keuchte rau auf, als die Zunge des Jüngeren hervor blitzte und die Oberlippe sauber leckte, die ebenfalls etwas Saft abbekommen hatte. Er konnte nicht anders, als sich vorzustellen, dass es nicht der Saft einer Gurke wäre, sondern– Halt! Nicht schon wieder! Kakuzu gab ein dunkles Grollen von sich, als er merkte, wie sich etwas in seiner Hose regte. Noch ehe Hidan einer seiner Flüche ausspucken konnte, packte er ihn grob am Oberarm und schleifte ihn aus der Gemüseabteilung. Sie mussten hier weg, das war kein guter Ort! Zu viele Lebensmittel, die gewissen anderen Dingen glichen. Kombiniert mit einem läufigen Hidan, war das definitiv keine gesunde Mischung. Da war es doch nur logisch, wurde man da wahnsinnig! Kapitel 16: Part 3: Sei nicht immer so egoistisch ------------------------------------------------- Sei nicht immer so egoistisch, hatte Kisame einmal zu ihm gesagt. Kakuzu hatte ihm gar nicht versucht zu widersprechen, denn… ja, er war egoistisch. Aber das war nunmal ein Charakterzug von ihm. Entweder man kam damit klar oder eben nicht. Obwohl er aber schon verstanden hatte, worauf sein Kumpel hinaus wollte. Geben und Nehmen; so lautete doch die unsichtbare Regel eines jeglichen Miteinander. Obwohl er doch zugeben musste, dass er lieber nahm, als zu geben. Doch zu geben ohne dafür etwas zurück zu bekommen? Niemals. Irgendwie hatte Kakuzu es dann doch geschafft, ohne weitere Zwischenfälle das Meiste von seinem Einkaufszettel abhaken zu können. Er hielt Hidan an der kurzen Leine, ließ ihn nicht mehr aus den Augen und hetzte mit ihm fast schon durch den halben Laden, damit dieser auch ja nicht die Zeit hatte nochmal auf dumme Gedanken zu kommen. Und nun fehlte ihm nur noch Klopapier. «Du musst mir einfach was geben, Kakuzu. Ich geh sonst drauf, verdammt! Wenn du mir halt schon keinen blasen willst, dann hol mir wenigstens einen runter!» Müssen? Kakuzu musste gar nichts. Außerdem, was sprang dabei für ihn raus? «Nein.» «Und wenn ich mich an dir reiben darf, bis ich komme?» Wurde Hidan jetzt doch noch zum Hund? «Nein.» «Und wenn ich meine Klamotten dabei anbehalte?» Wie alt waren sie? Zwölf? «Nein.» «Und wenn du dich ausziehst und ich hole mir drauf selbst einen runter?» Als Wichsvorlage dienen? Wie entwürdigend. «Nein.» «Ein bisschen Fummeln?» Kakuzu blieb stehen, wiegte diesen Vorschlag einen Moment ab. Hidans Miene hellte sich schon auf und dann… «Nein.» «Ach komm schon! Und wie ist es mit nem Kuss? Da kannst du nicht nein sagen, das ist sowas von harmlos!» Kakuzu seufzte entnervt, schmiss das Toilettenpapier in seinen Korb und war bei Gott froh, wenn sie hier endlich raus waren. Obwohl das dann wohl keinen Unterschied machen würde. Denn Hidan würde wohl kaum einfach so aufhören ihm auf den Sack zu gehen, wenn sie zurück in seiner Wohnung waren. Und es war gerade mal später Nachmittag. Wie lange würde er dieses Genörgel wohl noch ertragen müssen? «Wenn ich zustimme, lässt du mich dann für den Rest des Tages zufrieden? Nein, warte, nicht nur für heute. Du verlierst nicht auch nur ein einziges, weiteres Wort mehr darüber. Du lässt mich zufrieden, rückst mir nicht auf die Pelle, hältst die Klappe, benimmst dich normal und akzeptierst, dass ich entscheide, wann bei dir wieder alles verheilt ist. Einverstanden?» «Alles was du willst, Boss!», spottete Hidan und salutierte vor ihm. Kakuzu glaubte ihm kein Wort. Er war sich fast sicher, dass sich Hidan nicht daran halten würde, aber einen Versuch war es trotzdem Wert. «Na schön.» Zudem war es nur ein Kuss, was konnte da schon großartig schief laufen? Einmal kurz die Lippen aufdrücken – und fertig. Sie erreichten endlich die Kassen und als Kakuzu die langen Schlangen davor auffiel, sank seine Laune noch etwas mehr. Was war denn heute los? Hatte er denn nie Glück? Grummelnd reihte er sich ein, als der Jüngere wieder an seine Seite gestiefelt kam. «Gut. Aber es muss schon ein richtiger sein. Mit Zunge und allem.» Kakuzu schnalzte missbilligend mit der Zunge. Das war ja so klar gewesen. Warum konnte er es im Leben nicht einmal einfach haben? «…von mir aus.» «Und ich will ihn jetzt.» Verwundert drehte er sich zu Hidan, der eine völlig ernste Miene aufgesetzt hatte. «Nicht in der Öffentlichkeit», hielt er dagegen, doch sein Einwand schien den Jüngeren nicht sonderlich zu interessieren. «Das ist mir sowas von schnuppe. Ich will ihn jetzt. Und du hast zugestimmt, Kakuzu. Also bin ich im Recht. Oder willst du etwa den Schwanz einziehen wie so ne feige Pussy? Was ist dein Wort dann wert, hm?» Hidan verschränkte die Arme vor der Brust, grinste ihn herausfordernd an, während das provokante Funkeln in seinen Augen Kakuzu regelrecht entgegensprühte. Fest spannten sich Kakuzus Kiefermuskeln an, ein kehliger Laut drang an die Oberfläche, während sein linkes Augenlid schon gefährlich anfing zu zucken. Er war nah dran, sich die Packung Klopapier zu nehmen und sie ihm in die Fresse zu klatschen. Wenn auch nur, um ihm dieses dreckige Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Irgendwann trieb er ihn noch zur Weißglut! Grob packte er Hidan am Arm, rempelte den Mann hinter ihnen an, als er den Jüngeren hinter sich her, aus der Schlange rauszerrte. Er wollte einen Kuss? Dann sollte er seinen verdammten Kuss kriegen! Aber bei Gott, er war nicht feige und schon gar keine Pussy! Zudem hielt er sein Wort. Immer. Als Kakuzu eine menschenleere Ecke gefunden hatte, die für andere möglichst uneinsichtlich war, wirbelte er Hidan herum, der dadurch mit dem Rücken hart gegen eines der Regale knallte. «Uh, ich steh drauf, wenn du so stürmisch bist.» Keuchte der Jüngere noch immer grinsend, was Kakuzu nur ein Knurren entlockte. Wütend packte er ihn am Nacken, riss ihn zu sich und drückte ihm harsch die Lippen auf. Ohne Vorwarnung stieß er mit seiner Zunge in die Mundhöhle des anderen vor und plünderte sie fast schon brutal. Hidan stöhnte überwältigt auf, drückte sich sofort an ihn, was Kakuzu nur noch wütender machte. Verdammt, so war das nicht gedacht. Es sollte ihm doch nicht gefallen! Zur Strafe zog er deshalb so fest an den silbernen Haaren, bis er sich sicher war, dass er sie ihm gleich ausreißen würde, wenn er noch etwas fester machte. Dann tat Hidan plötzlich einen Schritt zur Seite, wodurch Kakuzu fast das Gleichgewicht verloren hätte. Doch sie schwankten zum Glück nur, ehe sie beide, Hidans Rücken voran, wieder gegen das Regal knallten. Dieses erzitterte kurz und ein Geräusch ertönte, als wäre etwas zu Boden gefallen. Doch keiner von ihnen scherte sich darum. Erneut stöhnte der Jüngere in den Kuss, Kakuzu lief es heiß den Rücker runter und er war sich nun sicher, dass der andere das mit Absicht tat. Hidan wusste doch ganz genau, wie sehr es ihn anmachte, wenn er solche Laute von sich gab! Er provozierte ihn doch extra, führte seine Beherrschung auf den Zahn, um seinen Willen durchzusetzen. Der Unterleib, der sich soeben gegen den seinen presste, die erregten Laute, die sich aus Hidans Mund ergossen, wie auch der ungeduldige Arm, der ihre Körper enger aneinander drückte, sprach jedenfalls dafür und fuck… es funktionierte auch. Er wollte Hidan. Jetzt sofort. Vielleicht war diese enthaltsame Woche auch an ihm nicht so spurlos vorübergegangen. Obwohl das seiner Ansicht nach noch immer keine gravierend lange Zeitspanne war. Er war zumeist ein beherrschter Mann, der sich auch in schwierigen Situationen unter Kontrolle halten konnte, deswegen war es ihm ein Rätsel, wie es der Jüngere nur immer schaffte, ihn so dermaßen aus der Bahn zu werfen. Er riss sich von Hidan los, schnappte abgehackt nach Luft, nur um ihm gleich wieder einen harten Kuss aufzuzwingen. Vergessen war die Abmachung, die nur einen Kuss umfasste. Wie konnte er denn jetzt an etwas anderes denken, als an diese Lippen, die ihm den Verstand raubten? An das leichte Vibrieren in seinem Mund, wann immer der Jüngere in ihren Kuss stöhnte? Oder auch das heiße Gefühl, das sich langsam in seinem Schritt ausbreitete, wann immer ihre Unterleiber ungezügelt aneinander prallten? Pures Verlangen durchströmte ihn und als Hidan plötzlich unter sein Oberteil fuhr, seine Nägel fest in seinen Rücken schlug, keimte in Kakuzu so langsam die Befürchtung auf, dass sich sein Verstand wohl erst dann wieder bei ihm meldete, sobald er Hidan gegen das beschissene Regal gefickt hatte. «…Kakuzu?» Sein Herz setzte einen Schlag aus, unbarmherzig wurde er wieder in das Hier und Jetzt gezogen und ihm wurde schlagartig bewusst, dass sie keineswegs alleine waren, sich noch immer in der Öffentlichkeit befanden. Ruckartig riss er sich von Hidan los und sah erschrocken in die Richtung, aus der er die Stimme vernommen hatte. Konan stand etwas unsicher da, lächelte ihn verlegen an, während Pain soeben, den Einkaufswagen schiebend, zu ihr aufschloss. Beide starrten sie ihn an und er gewann schnell etwas Abstand zu Hidan, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Er räusperte sich, zupfte umbemerkt an seiner Hose rum, um die Ausbeulung darin so gut es ging zu kaschieren. «Oh, hey, was tut ihr hier?» Okay, das war gelinde gesagt nur dezent unangenehm. Seine Freunde hatten ihn gerade beim Knutschen im Supermarkt erwischt. Wenn er fünfzehn Jahre jünger wäre, okay. Aber so? Wie hatte er sich denn nur so gehen lassen können? «Was man halt so in einem Supermarkt macht», antwortete Pain trocken und Kakuzu wurde sich seiner dämlichen Frage erst jetzt bewusst. Konan lächelte verlegen, während sie zwischen ihm und Hidan hin und her sah. Der Silberhaarige hatte sich nur unbekümmert seine Kleidung gerichtet und tat ansonsten so, als sei nichts gewesen. Abschätzend musterte er die beiden Neuankömmlinge. «Oh, natürlich. Genau wie wir.» Erwiderte Kakuzu knapp, woraufhin sich peinliche Stille ausbreitete. Fuck, so im Nachhinein konnte man das auch falsch verstehen. «Jedenfalls…», wechselte Konan das Thema, griff in dem Regal nach einer Packung Schnuller. «Brauchten wir nur das hier. Dauert ja nicht mehr allzu lange, bis es soweit ist. Und vorbereiten sollte man sich früh genug.» Behutsam legte sie eine Hand auf ihren gewölbten Bauch und Kakuzu erinnerte sich wieder, dass Kisame mal erwähnt hatte, dass die Blauhaarige und Pain ein Kind erwarteten. Wenn er richtig rechnete musste sie im vierten oder fünften Monat sein und– Verwirrt sah er sich um und als ihm nur solche Dinge wie extra große Packungen Windeln, Lätzchen und Babybrei entgegen sprangen, fluchte er innerlich. Er hatte sich ja unbedingt den verdammten Gang in der Babyabteilung aussuchen müssen. Wie unpassend war das denn?! «Schön dich mal wieder zu sehen, Kakuzu. Du hast dich lange nicht blicken lassen. Nächstes Wochenende haben wir Kisame und Itachi zum Grillen eingeladen, komm doch auch? Du kannst Hidan ruhig mitbringen. Entschuldige, du bist doch Hidan, oder?» Sie wandte sich an den Jüngeren, der irritiert die Stirn in Falten legte. «Woher weisst du das?», fragte er sie nicht gerade freundlich. Allgemein schien er noch ziemlich angepisst über die Störung. Doch Konan nahm ihm seine schroffe Art nicht übel. «Kisame hat dich mal erwähnt.» «Aha. Wer sind die Leute, Kakuzu?» «Freunde von mir», brummte er und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass er gefälligst still sein sollte. «Ach, die hast du? Ich dachte Fischfresse sei der einzige, der sich mit dir rum plagt.» Kakuzu ignorierte den Jüngeren gekonnt und da Konan und Pain schon so komisch guckten, würde er diesem Gespräch schnell den Riegel vorschieben. Er hatte nämlich gerade null Bock Hidans Verhalten, oder allgemein seine Person vor seinen Freunden zu erklären. «Ich komme gern. Muss noch wegen der Arbeit abklären, aber ich denke, das geht klar.» Und falls er dann doch keine Lust haben sollte, könnte er immer noch seine Arbeit als Absagegrund missbrauchen. «Super!», freute sich die Blauhaarige. «Ich sage dir noch Bescheid wegen der Uhrzeit und allem!» Lächelnd winkte sie ihnen noch zu, bevor sie um die Ecke bog, während Pain sich mit einem kühlen Nicken verabschiedete und ihr hinterher trottete. «Verdammte Pisser! Hier einfach reinzuplatzen, wenn man doch sieht, dass wir beschäftigt waren!», maulte Hidan missgelaunt. Laut atmete Kakuzu aus, sagte jetzt mal nichts dazu. Doch dann griff der Jüngere nach seinem Oberteil und wollte ihn wieder zu sich ziehen. Es genügte ein Blick, um zu wissen, was das sollte. «Oh, nein!» Unsanft schlug er Hidans Hand beiseite, bedachte ihn mit einem bösen Blick. Als ob sie nun fortfahren würden, Hidan hatte sie ja nicht mehr alle! Sie waren sowieso schon viel zu weit gegangen. Wenn sie nur jemand anderes gesehen hätte oder gar vom Personal des Supermarkts erwischt worden wären… das wäre dann wohl nicht so glimpflich ausgegangen. Kakuzu gab es zu, ja, er hatte sich etwas mitreißen lassen. So war das nicht geplant gewesen. Von daher war es vielleicht doch ganz gut, dass sie gestört worden waren, ansonsten wusste er wirklich nicht, wie weit ihn Hidan noch getrieben hätte. Auf seine Zurückweisung hin wechselten Hidans Züge binnen einer Sekunde von leicht verstimmt zu ziemlich angepisst. «Was nein?!» «Du hast deinen Kuss bekommen. Also lass uns endlich von hier verschwinden.» Er setzte sich in Bewegung, wurde jedoch sogleich wieder zurückgezogen. «Wir waren aber noch nicht fertig», meckerte Hidan halblaut, was Kakuzu nur ein müdes seufzen abrang. «Ich dachte, das hätten wir durch? Keinen Sex, bis du wieder vollkommen fit bist. Außerdem sind wir hier in nem Supermarkt. Du musst bescheuert sein, wenn du denkst, hier mehr erwarten zu können als einen Kuss. Im übrigen war das eigentlich auch schon zu viel.» «Ach, bescheuert also? Wer hat mich denn eben gegen das beschissene Regal gepresst und beinahe zwischen Windeln und Sabberlätzchen genommen?» Spöttisch blitzen ihm die lilanen Irden entgegen, was Kakuzus Knurren nur umso bedrohlicher werden ließ. Scheiße, dann hatte Hidan das also gemerkt? «Halt die Klappe!» «Ich weiß wirklich nicht, warum du immer so stur sein musst», meinte Hidan dann, wirkte plötzlich wieder mehr angefressen als wütend. «Mein Arsch tut nicht mehr weh, glaub mir das doch endlich mal!» Kakuzu seufzte entnervt. Jetzt ging das Nörgeln und Quängeln wieder von vorne los. Er hatte ja schon gewusst, dass sich Hidan nicht an ihre Abmachung halten würde, sondern ihm damit weiter auf die Eier ging. Und doch traf es seine strapazierten Nerven nun doch härter als gedacht. «Warum tut dir dein Popo weh?» Ertönte es hinter ihnen und wie aufs Stichwort, drehten sie sich beide verwundert um. Dort stand ein kleiner Junge, spielte in der einen Hand mit einem Gummiball, den er in seiner Handfläche rollte, während er Hidan fragend musterte. Irgendwie war es Kakuzu, als hätte er diesen Jungen schonmal irgendwo gesehen. «Ist nicht lange her, da bin ich mal hingefallen. Direkt auf den Popo. Der hat dann ganze zwei Tage lang weh getan! Ist dir das auch passiert?» Fragte der Junge und zog die Nase hoch. Einen Moment sagte keiner was und da Kakuzu nicht annahm, dass Hidan sich mit dem Balg befassen wollte, schnappte er sich schonmal seinen Einkaufskorb, den er hier zuvor auf den Boden fallen gelassen hatte und– «Ich bin nicht hingefallen», meinte Hidan dann langsam und mit einer Gelassenheit, die man fast schon hätte bewundern können. «Aber sowas ähnliches. Ich bin mit meinem Popoloch auf seinen Pimmel drauf gefallen. Und zwar ganz oft hintereinander und ziemlich heftig. Das nennt man übrigens Ficken. Irgendwann hat es dann geblutet. Deswegen tut mir der Arsch weh und nicht, weil ich mich wie gewisse andere Vollpfosten auf die Fresse gelegt habe.» Gegen Ende hin wurde der Jüngere immer gehässiger und Kakuzu glaubte einen kleinen Herzinfarkt zu erleiden, als er das hörte. Nein, das hatte Hidan jetzt nicht ernsthaft gesagt, oder? Geschockt und mit geweiteten Augen starrte sie der kleine Junge an, während man schon an seinem Gesicht ablesen konnte, dass ihn das für den Rest seines Lebens verstört hatte. «Hidan!», herrschte Kakuzu. «Musste das jetzt sein? Er ist doch noch ein Kind!» Sich keiner Schuld bewusst zuckte der Jüngere mit den Schultern. «Was? Ich hab es doch kinderfreundlich verpackt! Außerdem ist der Knirps selbst schuld, er hätte nicht so blöd danach fragen sollen!» Der Gummiball glitt dem Kleinen aus der Hand und fiel zu Boden, als sich dieser aus seiner Schockstarre löste und aufgeregt davonrannte. Kakuzu seufzte. Jetzt hatten sie den Salat. «Oma, Oma!», rief er laut durch die Gänge und Kakuzu sog scharf die Luft ein, als ihm wieder einfiel, woher er den Jungen kannte. Fuck, sie sollten sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen! «Was denn, Kleiner?» Hörte er jemanden sagen, der sich auf der anderen Seite des Regals befinden musste. «Stimmt es, dass man aus dem Popo bluten kann, wenn man auf den Schniedel von wem anders gefallen ist?» Erst eine Sekunde Stille, dann ertönte ein entsetztes Keuchen, das sich fast schon so anhörte, als würde die ältere Frau gleich tot umfallen. Und dann herrschte wieder Stille. «Woher hast du das?» Bei der unterschwelligen Wut in den Worten lief es sogar Kakuzu eiskalt den Rücken runter. «Von dem Mann mit der Gurke», erwiderte der Bengel kleinlaut. Das war ihr Startschuss, jetzt war nichts mehr zu retten und so packte er Hidan – der das Ganze unbekümmert mitgehört und noch immer ein beleidigtes Gesicht aufgesetzt hatte – am Oberarm und zog ihn hinter sich her. Kakuzu war sich jedenfalls sicher, dass Hidan spätestens dann nicht mehr so einen auf gleichgültig tat, wenn die Furie einer Oma hier gleich aufkreuzen würde. Sie schafften es ungesehen zu verschwinden, die Schlangen vor den Kassen waren auch nicht mehr so lang, so dass sie schon bald hier raus sein würden. Dann kamen sie endlich an die Reihe, die Kassiererin war – nett ausgedrückt – eine kleine Schlaftablette, scannte die Produkte so langsam ein, dass Kakuzu Mühe hatte sie deswegen nicht anzuschnauzen. Er warf einen Blick zurück und konnte zu ihrem Glück noch keine wütende Großmutter hinter sich entdecken – nur Hidan, der seine Hosentaschen abtastete und irgendwas zu suchen schien. «Scheiße», sagte der Jüngere dann und sah auf einen Schlag eine Nuance blasser aus. «Ich glaube, ich hab mein Handy verloren. Vorhin hatte ich es doch noch.» Als sich ihre Blicke trafen und Hidan so aussah, als würde er sich gleich in die Hosen machen, zupfte ein belustigtes Grinsen an Kakuzus Mundwinkeln, das sich in ein schadenfrohes Auflachen steigerte. «Ich denke ich weiß, wo du es verloren hast.» Hidan wusste es wohl auch, denn er sagte nichts darauf, schluckte nur schwer, bevor er ihn bittend ansah. «Oh nein, vergiss es. Das kannst du ganz alleine ausbaden.» Er gluckste dunkel und konnte sich an dem Bild nicht satt sehen. Hidan, wie er da stand, mit sich haderte und ein Gesicht zog, als würde er direkt in die Arme des Teufels laufen müssen, bei der Vorstellung, dass er womöglich der alten Schachtel begegnen kürde. Nun war es ihm wohl doch nicht mehr so egal, wie Kakuzu belustigt feststellte. Der Jüngere zögerte noch einen Moment, bevor er sich dann doch losriss und widerwillig Richtung Babyabteilung lief. Immer noch glucksend sah er ihm hinterher und als er sich wieder der Schnarchnase zuwandte, war die noch immer nicht durch. Gelangweilt ließ er den Blick schweifen und als er dann die Süßigkeiten ins Auge fasste, mit denen man an jeder Kasse die Kunden nochmal lockte, überlegte er nur kurz, bevor er sich eine extra große Packung M&Ms nahm und sie auf das Laufband legte. Hidan würde womöglich glauben, es sei die selbe Packung, die er ihm zuvor untergejubelt hatte. Er würde nicht wissen, dass er sie ihm nun von sich aus kaufte. Kakuzu würde kein Dank dafür erhalten oder etwas anderes als Gegenleistung bekommen. Doch merkwürdigerweise war das für ihn in diesem Moment auch gar nicht weiter wichtig. Schlussendlich hatte sich Hidan an diesem Tag eine Verwarnung des Supermarkts eingehandelt und war nur knapp einer Strafanzeige wegen Erregung öffentlichem Ärgernis entgangen. Die alte Schachtel war, wie nicht anders erwartet, stinkwütend gewesen und hatte sich nur schwer wieder beruhigen lassen. Für Kakuzu war dieser Tag rückblickend betrachtet einer der besten seit langem gewesen. Kapitel 17: Part 3: Warum ziehst du so ein Gesicht? --------------------------------------------------- Warum ziehst du so ein Gesicht?, hatte Kisame ihn gefragt, als sie auf der Terrasse von Pain und Konan an einem hübsch gedeckten Tisch saßen. Kakuzu hatte nur gebrummt und mit einem Nicken auf Hidan gedeutet, der an eine Steinmauer gelehnt neben Pain stand. Der Orangehaarige hatte bereits den Grill angeworfen und tischte mit einer Zange soeben das Fleisch darauf. Hidan nahm einen großen Schluck von seinem Bier und unterhielt sich durch die offene Tür angeregt mit Konan, die in der Küche die Salate und anderen Beilagen vorbereitete. «Wegen Hidan?», fragte Kisame nach und Kakuzu brummte zustimmend. «Was ist denn mit ihm?», mischte sich nun Itachi ein, der gegenüber von Kisame saß und ihr Gespräch mitverfolgt hatte. «Ich wollte ihn eigentlich gar nicht mitbringen.» «Warum nicht?» Kisame zog die Stirn in Falten, kratzte sich am Kinn. Kakuzu seufzte resigniert. Das war doch wohl offensichtlich, was fragte der Blauhaarige denn noch so blöd? «Weil er hier nicht dazu passt. Erstens: was werden denn Pain und Konan von mir denken, wenn Hidan erst sein wahres Gesicht zeigt? Du kennst ihn mittlerweile ja, das Gefluche und alles, du weißt, wie bescheuert er sich aufführen kann. Zweitens: ich wollte ihn nicht mitbringen, da es sein könnte, dass er dadurch einen falschen Eindruck bekommt.» «Einen falschen Eindruck wovon?», fragte sein Kumpel und Kakuzu drehte sich genervt zu ihm. Musste man ihm denn alles haarklein genau erklären? «Von mir. Meinen Absichten gegenüber ihm. Ich meine, Pain und Konan sind verheiratet. Du und Itachi zusammen. Das hier schreit ja fast schon nach kitschigem Pärchen-Treffen. Was spinnt er sich denn dann wohl über uns zusammen?» «Und das wäre dann keinesfalls in deinem Sinne?» Kakuzu stockte, sah Kisame für einen Moment nur an. Fragte er ihn gerade, ob er eine Beziehung mit Hidan in Erwägung ziehen würde? Kakuzu verzog das Gesicht und schnaubte abfällig, fand darauf jedoch keine Antwort. Kisame lachte leise. «Oh man, entspann dich, Alter. Du ziehst ja ein Gesicht, als hätte ich dir gerade die eine Million Dollar Frage gestellt. Und sitz nicht so steif da und starr so offensichtlich zu ihnen rüber. Mach dir keinen Kopf, sie werden Hidan schon mögen.» «Er sagte doch, dass er befürchtet, dass Hidan ihn blamieren könnte, Kisame. Wie kommst du denn jetzt darauf, dass er sich Gedanken darüber macht, dass sie ihn nicht mögen?», schaltete sich Itachi verwundert ein. Kisame wandte sich ihm zu, lächelte ihn vielsagend an. «Ich gebe zu, es ist schwer aus Kakuzu schlau zu werden. Aber er meint das, was er sagt, nur selten auch so. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche, ich kenne ihn schon fast mein ganzes Leben.» «Bullshit, ich meine es genau so!», warf Kakuzu dazwischen, doch Kisame ignorierte ihn einfach. «Die Meinung seiner Freunde und speziell die von Konan ist ihm wichtig», fuhr der Blauhaarige unbekümmert fort. «Und da er Hidan mittlerweile schon ziemlich mag, hat er schiss, dass er bei ihr und Pain nicht gut ankommt.» «Ah», kam es einleuchtend von Itachi. Kisame tätschelte einmal seine Hand, die auf dem Tisch ruhte. «Irgendwann kommst du schon noch dahinter, wie man Kakuzu übersetzten muss.» Kisame lächelte ihn an, Itachi lächelte leicht zurück und Kakuzu wusste nicht, ob er den beiden lieber die Soßen vom Tisch über ihre Köpfe gießen oder sich doch lieber drehen und einfach in den Garten kotzen sollte. «Du solltest dir mal zuhören. Was du da für einen Müll verzapfst ist unglaublich.» Grummelte er stattdessen, versuchte seine Übelkeit durch diesen Schnulzen-Moment niederzukämpfen. Er nahm den letzten Schluck von seinem Bier und stellte die leere Flasche auf den Tisch. «Sieh doch, Konan scheint ihn zu mögen. Sie lacht sogar.» Bemerkte Kisame und Kakuzu blickte augenblicklich auf. «Ach, echt?», entkam es ihm etwas zu interessiert. Hidan, der mittlerweile bei Konan in der Küche stand, erzählte wohl etwas überaus spannendes, so wild wie er mit den Armen rumfuchtelte. Und tatsächlich, die Blauhaarige lachte. Herzlich und laut. Hielt sich sogar ein wenig den Bauch. Was Kakuzu absolut überraschte, hätte er doch nicht gedacht, dass sie sich mit Hidan verstehen würde. Konan stammte aus gutem Hause, ihre Eltern waren zwar nicht direkt reich, aber wohlhabend. Sie war daher eher eine gehobene und vornehme Gesellschaft gewohnt. Was auch der Grund war, warum Kakuzu befürchtet hatte, dass Hidan mit seiner Art bei ihr auf Ablehnung stoßen würde. Doch dass es anscheinend nicht so war, erleichterte ihn ungemein. Als er Kisames raues, amüsiertes Lachen hörte, spannte sich Kakuzu sofort an und sah versucht desinteressiert wieder wo anders hin. Doch viel zu spät, hatte er sich durch seine Reaktion wohl endgültig verraten. Freundschaftlich schlug der Blauhaarige ihm auf die Schulter, bevor er sich glucksend von der Bank erhob. «Ich hole mir noch n Bier. Auch eins?» Kakuzu brummte zustimmend. Nur wenig später war das Fleisch laut Pain fertig und sie alle fanden sich am Tisch zusammen. Hidan half Konan die Beilagen raus zu tragen, während der Orangehaarige das Grillgut auf einen Teller lud und diesen auf den Tisch stellte, damit sie sich daran bedienen konnten. Kakuzu war von Hidans vorbildlichem Verhalten positiv überrascht. Er nahm sich zusammen und hatte bisher sogar auch noch nichts skandalöses angestellt. Dann hatte seine Drohung – dass er sich gefälligst benehmen sollte oder er andernfalls seine Faust von nahem kennenlernen würde – wohl doch etwas bewirkt. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, während sie aßen. Das Fleisch schmeckte gut, Konans Salate sowieso, doch von den beiden hatte Kakuzu auch nichts anderes erwartet. Hidan stritt sich halb mit Pain über den perfekten Garpunkt bei Fleisch*, Konan hörte ihnen gespannt zu, während Kisame und Itachi sich über irgendetwas anders unterhielten. Kakuzu hörte nur mit einem Ohr zu, aß ansonsten schweigend und beteiligte sich nur selten an dem Gespräch. Er schielte zu Hidan, der gegenüber von ihm saß, als dieser den sturen Orangehaarigen bestimmt zum dritten mal vom Garpunkt medium rare zu überzeugen versuchte. «Das ist mir zu blutig», hielt Pain dagegen. «Ich mag es lieber medium oder medium well.» «Das muss aber blutig sein, sonst schmeckt es ja nicht. Und wenn man es zu lange gart und es nicht mehr so geil raus saftet, wird es schnell zäh und trocken. Damit ist das Fleisch doch ruiniert. Also die Leute, die es well done mögen, kann ich daher echt nicht verstehen. Die verdienen es nicht Fleisch zu essen, wenn die ein gutes Stück so versauen!», regte sich Hidan lautstark auf. Kakuzu kannte sich nur vage mit den verschiedenen Garpunkten aus. Wenn er in einem Restaurant etwas essen ging – was selten genug vorkam – bestellte er sein Fleisch auf Nachfrage der Bedienung immer medium, was irgendetwas in der Mitte sein müsste. Rosa, nicht blutig, aber auch nicht durch. Vielleicht würde er auch die anderen Garstufen mögen, doch es hatte ihn immer zu wenig interessiert, als dass er das mal ausprobiert hätte. Wenn es ums Essen ging, war er sowieso nicht sonderlich wählerisch und aß, was auf dem Teller lag. Dennoch verwunderte es ihn, dass sich Hidan damit so gut auszukennen schien. Normalerweise ging ihm doch sonst alles am Arsch vorbei. Aber gerade als er darüber sprach, leuchteten seine Augen vor Begeisterung, als wäre er Feuer und Flamme für das Thema. «Also ich mag es well done», schaltete sich Konan mit einem Lächeln ein. «Na gut», meinte Hidan seufzend. «Für dich mach ich ne Ausnahme, Süße. Aber nur, weil du es nicht besser weißt. Warte nur, irgendwann koche ich mal für dich und dann werd ich dich schon noch umstimmen.» «Das glaub ich kaum. Mir wird schlecht, wenn es nicht richtig durch ist, geschweige denn, noch blutig ist. Ich esse so schon selten Fleisch, weil mir die armen Tiere leid tun. Aber sag, woher kennst du dich denn so gut damit aus, Hidan?» «Ich bin Koch», grinste der Silberhaarige breit. «Ach echt?», fragte Konan beeindruckt. Ähnlich war es bei Kakuzu, der überrascht den Blick hob. Hatte er sich gerade verhört? Hidan war Koch? «Ja, ich arbeite in der Innenstadt. Im Akatsukis.» «Nicht wahr! Das ist unser Lieblingslokal!», meinte Konan begeistert, klatschte erfreut in die Hände und wechselte einen Blick mit Pain, dessen Interesse nun ebenfalls geweckt war. «Du bist Koch?!», unterbrach Kakuzu das Gespräch noch immer ungläubig. Irgendwie hätte er ihm das nicht zugetraut, geschweige denn vermutet, so ungesund wie sich Hidan manches mal ernährte und so viel Schokolade wie er in sich rein stopfen konnte. Er hatte zwar nie sonderlich darüber nachgedacht, was Hidan wohl sonst so tat, aber ehrlich gesagt hatte er immer angenommen, dass es etwas… dreckiges, uninteressantes, schlecht bezahltes, unnützes, nicht sehr anspruchsvolles oder sonst was in die Richtung war. Etwa wie Busfahrer, Putzkraft oder dergleichen. Aber Koch? Nun, das erklärte jetzt jedenfalls, warum Hidan morgens so früh aufstand und sich sogar noch vor ihm auf den Weg zur Arbeit machte. Alle unterbrachen sich beim Essen, starrten zu ihm rüber, als hätte er etwas falsches gesagt. Doch Kakuzu hatte keine Ahnung, was er nun wieder getan hatte, das diese unangenehme Stille rechtfertigte. Konan räusperte sich. «Das wusstest du nicht?» «Nein», antwortete Kakuzu und konnte sich nicht erklären, was daran jetzt so schlimm sein sollte. «Warum denn nicht?» «Er hat nie danach gefragt», antwortete Hidan an seiner Stelle. Der Jüngere blickte scheinbar unbekümmert zu ihm rüber, doch Kakuzu war der leicht vorwurfsvolle Tonfall nicht entgangen. Genauso wenig wie den anderen. Denn Konan warf ihm einen tadelnden Blick zu, Pain runzelte die Stirn, während Itachi fragend beide Brauen hob. Als hätte er soeben eine Straftat begangen. Sogar Kisame stieß ihm einmal mit dem Ellenbogen in die Rippen und sagte leise: «Man, Kakuzu, du kennst ihn jetzt schon fast ein halbes Jahr und hast es nicht geschafft ihn nach seiner Arbeit zu fragen?» Okay, zugegeben, jetzt fühlte er sich doch etwas schlecht. Aber das lag bestimmt am Essen oder am Bier. Oder vielleicht hatte Pain vorher den Grill nicht richtig ausgemacht und er atmete jetzt Gas ein und fühlte sich deshalb so seltsam? «Was ist so schlimm daran? Hat mich halt nicht interessiert.» Gab er patzig von sich, da es ihm auf den Sack ging, so im Mittelpunkt zu stehen und von allen angeglotzt zu werden. Fast rechnete er schon mit einer Beleidigung seitens Hidan. Doch der Jüngere verfiel in untypisches Schweigen. Kakuzu zuckte innerlich mit den Schultern, ehe er sich wieder seinem Teller widmete und gemächlich weiter aß. Am Tischende konnte er Konan leise seufzen hören. Die Stimmung war dahin, eine Weile sagte keiner was und Kakuzu hatte das drückende Gefühl, dass er dafür verantwortlich war. Irgendwann war die Anspannung so groß, dass er sich mit einem «Noch jemand ein Bier?» – jedoch ohne eine Antwort abzuwarten – in die Küche verzog. «Nimm das nicht persönlich, Hidan.» Konnte er Konan durch die halb geöffnete Terrassentür sagen hören, als er sich gerade eine neue Flasche aus dem Kühlschrank nahm. Hidan winkte gelassen ab. «Kratzt mich sowas von einen Scheiß. Interessiert mich ja schließlich auch nicht, was der alte Sack sonst so treibt.» Kakuzu konnte sogar durch die große Entfernung und die doppelte Scheibe erkennen, dass Hidans darauf folgendes Grinsen nicht echt war. Kakuzu genehmigte sich einen großen Schluck von seinem Bier, blieb noch einen Moment in der Küche stehen, da er nicht gerade das Bedürfnis verspürte da allzu schnell wieder rauszugehen. Er lehnte sich seufzend gegen die Küchenzeile, während das schlechte Gefühl einfach nicht weichen wollte. Man, das nervte! Kapitel 18: Part 3: Verbock es ja nicht --------------------------------------- Verbock es ja nicht, hatte Kisame vor nichtmal einer Stunde mit drohendem Unterton zu ihm gesagt und gerade, als sich Kakuzu wieder nach draußen zu den anderen begeben wollte, kam ihm Konan entgegen und ihr Blick schien dasselbe auszusagen. Wortlos ging sie an ihm vorbei, um sich etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Er war schon halb aus der Tür, da sprach sie es tatsächlich noch aus. «Versau es dir dieses mal nicht, Kakuzu.» Er hielt inne, drehte sich zu ihr um. «Was versauen?» «Du weißt, was ich meine», sagte sie und deutete vielsagend nach draußen auf Hidan. Kakuzu grummelte nur genervt. Jetzt fing damit sogar schon Konan an. Als wäre Kisames ständiges Gelaber und seine ach so tollen Tipps nicht schon anstrengend genug. «Da gibt’s nichts zu versauen. Da läuft nichts. Ich wollte ihn erst auch gar nicht mitbringen.» «Warum hast du es dann doch getan?» «Weil… er auf’s Grillen abfährt und du ihn ja auch eingeladen hast.» Konan lächelte schief und Kakuzu war, als würde sie ihn mit ihren wachsamen Augen durchleuchten. «Wir wissen beide, dass, wenn du ihn wirklich nicht hättest dabeihaben wollen, er jetzt nicht hier wäre. Also lass die Ausreden, Kakuzu.» Der Braunhaarige verzog das Gesicht. Verdammt, diese Frau kannte ihn einfach zu gut. «Ich denke er mag dich. So richtig. Und dass du ihn auch magst, steht außer Frage. Deshalb verstehe ich nicht, warum du dich so dagegen sträubst.» Kakuzu schnaubte abfällig, massierte sich seinen verspannten Nacken. Ihm gefiel die Richtung, die dieses Gespräch nahm, so gar nichts. «Als ob du das beurteilen könntest. Du kennst ihn gerade mal ein paar Stunden.» Konan zuckte mit den Schultern. «Das stimmt. Aber ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass er dich mag.» «Ach ja? Und woher? Kannst du Gedanken lesen?», fragte er spöttisch, woraufhin die Blauhaarige nur beschwichtigend lächelte. «Nein, aber als wir uns unterhalten haben, hat er fast nur von dir geredet. Und ich denke, ich hab da einfach ein Gespür dafür.» Damit stand er in einer Sackgasse, ihm fiel kein gutes Gegenargument mehr ein. Sie musterte ihn abwartend, als wäre sie auf jede Gegenwehr seinerseits vorbereitet. Er gab seufzend auf. «Und wennschon. Das mit ihm und mir würde trotzdem nie funktionieren. Es gibt tausend Gründe die dagegen sprechen.» Hatte er schonmal erwähnt, dass er es hasste mit Konan zu diskutieren? Noch mehr als mit Kisame. Sie nahm ihm immer so schnell den Wind aus den Segeln und konfrontierte ihn mit Themen, mit denen er sich nicht befassen wollte. «Die da wären?» Konan war mittlerweile etwas näher an ihn getreten. Kakuzu musste nicht lange nachdenken, da hatte er schon eine kleine Liste von Gründen beisammen. «Er ist zu jung. Mit ihm hat man nur Ärger. Er ist laut und kindisch. Er ist eine Bürde, anstatt einer Stütze. Manchmal ist er anhänglich und das nervt. Man kann nirgends mit ihm hingehen, weil er immer die gesamte Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht. Dann kommt er mir manchmal psychisch labil vor und–» Er verstummte, als die Blauhaarige eine Hand auf seinen Unterarm legte und mit einem schiefen Lächeln zu ihm aufblickte. «Anstatt sich auf die tausend Gründe zu konzentrieren, die dagegen sprechen, solltest du dich lieber fragen, wie es dann möglich ist, dass der eine, der dafür spricht, die anderen so sehr überschatten kann, dass du Hidan nun doch mitgebracht hast. Ich weiß, dass es dir schwer fällt dich jemandem zu öffnen. Du hast es damals auch schon nicht gekonnt. Aber wenn du zu lange wartest und ihn weiter so behandelst, wirst du ihn vergraulen, so wie du mich damals vergrault hast. Also wehr dich doch nicht dagegen und wage endlich mal was. Gefühle sind keine Schwäche, Kakuzu.» Konans Lächeln wurde noch eine Spur herzlicher. Doch der Schein trog, denn ihr Griff um seinen Unterarm wurde so fest, dass es fast schon weh tat. «Also wehe du versaust es», sagte sie mit drohendem Unterton und wirkte mit dem scheinbar liebevollen Lächeln fast schon unheimlich. Dann ging sie an ihm vorbei, wieder nach draußen, während es Kakuzu eiskalt den Rücken runter lief. Fuck, die Frau konnte manchmal echt gruselig sein. Kapitel 19: Part 3: Sei mal nicht so arschig -------------------------------------------- Sei mal nicht so arschig, hatte Kisame ihm zugeflüstert, als sie sich verabschiedet hatten. Und entschuldige dich bei ihm wenigstens für vorhin, hatte er noch hinzugefügt. Kakuzu hatte nichts darauf erwidert, zum einen, da er sich sicherlich nicht entschuldigen würde, auch wenn er nun doch etwas bereute, das gesagt zu haben. Zum anderen, da ihn Kisames… Tipps? Gutes Zureden? Oder doch nur behämmerte Kommentare? Was genau sollte es eigentlich darstellen? Wie auch immer… Bei Kisames Gelaber schalteten seine Ohren sowieso fast schon selbständig auf Durchzug, also war es ihm ein Leichtes, das einfach auszublenden. Das seltsame Gefühl das ihn zuvor noch eingenommen hatte – und bei dem er sich weigerte, es als schlechtes Gewissen anzuerkennen – war zum Glück auch endlich weg, so dass er ganz entspannt den Wagen vom Parkplatz auf die beleuchtete Straße lenken konnte. Es war bereits dunkel draußen und er stellte fest, dass sie doch länger geblieben waren, als er geplant hatte. Hidan saß auf dem Beifahrersitz, streckte sich gähnend und fiel geschafft wieder zurück in die Polster. «Oh man bin ich voll gefressen!», teilte ihm der Jüngere halblaut mit und schmatzte zufrieden vor sich hin. Kakuzu schielte zu ihm rüber und musste kurz schmunzeln, als er sah, wie unmöglich verkrüppelt Hidan da auf dem Sitz saß. Obwohl sitzen da wohl das falsche Wort war. Hängen traf es eher, so tief wie er nach unten gerutscht war. «Schnall dich an, Hidan», sagte er dazu nur. «Aber das ist voll unbequem und der Gurt drückt dann so scheiße auf meinen vollen Bauch!» «Erzähl das jemandem den es interessiert. Aber gut, mach was du willst. Nur werde ich garantiert nicht derjenige sein, der dich von der Straße aufkratzt, wenn du bei meiner nächsten Vollbremsung durch die Frontscheibe fliegst», brummte er. Hidan verdrehte daraufhin die Augen, kam seiner Aufforderung dann aber nach, setzte sich ordentlich hin und schnallte sich an. «Als ob das gehen würde, so lahmarschig wie du fährst.» Kakuzu fragte sich, was Hidan denn unter schnell fahren verstand, wenn er ihn schon für langsam hielt. Er war zwar nicht direkt ein Raser oder so einer, der hirnlos aufs Gas stieg, doch er würde seinen Fahrstil doch schon als dominant bezeichnen. Dennoch war er ein sicherer Fahrer – er hatte noch nie einen Unfall gebaut – und wusste die jeweilige Situation einzuschätzen, weswegen er es sich auch leisten konnte, mal etwas schneller zu fahren. Es war schon ein paar Jahre her, da hatte er mal eine abgeschleppt, die hatte ihm dann doch tatsächlich auf die Fußmatte gekotzt. Kakuzu hatte die Tussi natürlich gleich rausgeworfen. Sein Auto hatte danach noch tagelang nach Erbrochenem gestunken. Und von den Kosten der Autoreinigung wollte er gar nicht erst anfangen. Keine schöne Erinnerung. «Kann es sein, dass du mal was mit Konan hattest?», durchbrach Hidan unerwartet die Stille und Kakuzu linste kurz zu ihm rüber, richtete seinen Blick dann wieder auf die Straße und fuhr auf die Autobahn. «Wie kommst du darauf?» «Naja, keine Ahnung… sie scheint dich ziemlich gut zu kennen.» Zugegeben, Kakuzu war mehr als beeindruckt, dass der kleine Tollpatsch mit seinem Einfühlungsvermögen – das dem eines Psychopathen glich – es geschafft hatte, das zu bemerken. Und dann auch noch die richtigen Schlüsse zog. Doch was viel wichtiger war… «Ihr habt über mich geredet?» Das ob stand eigentlich schon außer Frage – Konan hatte es ihm ja schon bestätigt, dass er hauptsächlich das Thema bei dem Gespräch der beiden gewesen war. Vielmehr versuchte er gerade herauszufinden, was genau sie denn über ihn geredet hatten. Oder was noch viel schlimmer war: wenn Konan etwas ausgeplappert hätte, das ihm nicht recht wäre. Wie zum Beispiel, dass er Hidan mochte oder ähnlich Bescheuertes, was sich Konans morbides, zwanghaft verkupplungsbedürftiges Gehirn sonst noch zusammen spann. Die Blauhaarige hatte mit ihrem Vortrag, den sie ihm in der Küche gehalten hatte, zwar in vielen Punkten recht, doch in einem irrte sie sich. Gefühle bedeuteten sehr wohl Schwäche. Wenn man sie jemandem offenbarte, bot man demjenigen freiwillig Angriffsfläche. Und je mehr man sich öffnete, je länger man demjenigen Einblick in sich gewährte, desto schwerwiegender wog die Verletzung, die man sich schlussendlich davon zuzog, sollte man sich der falschen Person geöffnet haben. Mit jedem Rückschlag konnte man sich zwar einen Schutzschild errichten, damit der Nächste es etwas schwerer haben würde, doch die Wunde blieb. Kakuzus Schild war bereits so dick, dass er schon fast nicht mehr daran glaubte, dass es überhaupt etwas anderes gab als falsche Personen. Er hatte schon vor sehr langer Zeit das Vertrauen in die Menschen verloren. Deshalb konnte er nur freudlos auflachen, wenn er sich Konans Worte zurück ins Gedächtnis rief, die besagten, dass er sich mal öffnen und endlich etwas wagen sollte. Das war so leicht daher gesagt. Die Blauhaarige hatte ja keine Ahnung wie verdammt schwer das für ihn war. «Ja, auch. Sie hat mir von deiner Macke erzählt, die mir auch schon aufgefallen ist.» «Was für ne Macke denn?» Und meinte er Macke im Sinne von Eigenart oder wollte Hidan sagen dass er gaga war? Der Silberhaarige lachte leise auf und Kakuzu spannte sich an, bereitete sich schon auf das Schlimmste vor. Was kam jetzt? «Na dass du zum Beispiel immer bar bezahlst und nie mit Karte, obwohl ich weiß, dass du welche hast. Oder dein Rückgeld immer kleinlich genau nachzählst, wenn du irgendwo was gekauft hast. Und ich wette, dass du in dem Safe, der in deinem Arbeitszimmer steht, nochmal haufenweise Bargeld drin liegen hast. Warum bringst du es nicht zur Bank? Lass mich raten: wenn du allein bist schmeißt du die Scheine auf’s Bett und wälzt dich darin. Hab ich recht oder nicht, du alter Geizkragen?» «Das ist doch keine Macke. Das nennt man sorgfältiger Umgang mit seinem Vermögen. Solltest du auch mal versuchen.» «Und ob das ne Scheiß Macke ist», murmelte der Jüngere belustigt. Kakuzu ging nicht weiter darauf ein, sondern fragte sich stattdessen, ob er sich nun um sein Geld, das er tatsächlich im Safe hortete, Sorgen machen musste. Glücklicherweise zählte er es sehr oft nach – einfach nur, weil es ihm gefiel, wie die Scheine durch seine Hände glitten – so dass es ihm ziemlich schnell auffallen würde, wenn etwas fehlte. «Was ist denn nun mit Konan? Lief da mal was?», fragte Hidan nach einer Weile nach. Kakuzu wurde ein neugieriger Seitenblick zugeworfen und allein dass der Silberhaarige in dieser Sache nicht locker ließ, bewies, dass ihn das wohl ziemlich interessierte. «Ja. War mal mit ihr zusammen. Ist aber schon lange her.» War ja kein Geheimnis. Kisame wusste es, Pain wusste es, Itachi womöglich auch. Also, warum sollte er es Hidan verschweigen? Der Jüngere machte daraufhin ein ungläubiges Gesicht, als hätte er nicht wirklich damit gerechnet, dass es stimmte. «Ach echt? Ich dachte du seist schwul?!» «Hab ich nie behauptet. Ich mag auch Frauen.» Brummte er und hupte einmal, als der Vollidiot vor ihm nicht schnallte, dass die Ampel schon längst auf grün geschaltet hatte. «Ah, versteh schon. Größere Auswahl und so. Aber man, ich konnte noch nie was mit Schnecken anfangen. Ein paar schöne Titten sind ja noch ganz hübsch anzusehen, aber das faltige Etwas, das die zwischen den Beinen haben… ugh, das ist nichts für mich.» «Aha», machte er mässig interessiert. Hidan musterte ihn eine Weile nachdenklich von der Seite und als Kakuzu das Geglotze langsam anfing zu ärgern, kam schon die nächste Frage. «Worauf stehst du mehr, Kerle oder Weiber?» Kakuzu seufzte entnervt. Was spielte das überhaupt für eine Rolle? «Keine Ahnung. Beides gleich, denke ich.» Doch Hidan schien sich damit nicht zufrieden zu geben. «Okay, lass es mich anders formulieren. Uhm, die Leute mit denen du was hattest, waren das mehr Weiber oder Kerle?» Kakuzu überlegte, kam aber zu keinem eindeutigen Ergebnis, da er in seinem Leben einfach mit zu vielen Leuten was gehabt hatte. Da er sich nur selten zu einer Beziehung hat hinreißen lassen und diese auch nie lange gehalten hatten, war sein Leben durch viele kurzweilige Bettgeschichten geprägt und da war es schier unmöglich, sich an jeden oder jede zu erinnern. «Und was ist mit Beziehungen?», half Hidan nach. «Da waren es mehr Frauen», konnte Kakuzu ziemlich rasch antworten, da er diese ja an einer Hand abzählen konnte. «Aber warum fragst du mich das?» Hidan zuckte nichtssagend mit den Schultern. «Ach, nur so. Oder vielleicht will ich auch nur abchecken wie meine Chancen stehen.» Kakuzu nahm seinen Blick von der Straße, richtete ihn neben sich auf Hidan, der seinerseits nachdenklich aus dem Fenster starrte und den vorbeiziehenden Autos nachblickte. «Wie meinst du das?», bohrte er nach, bekam aber nur ein leises nicht so wichtig zurück. «Du hättest da abbiegen sollen», meinte Hidan dann plötzlich, als sie die Innenstadt erreicht hatten. «Kommst du nicht mehr mit zu mir?», fragte er, da er eigentlich davon ausgegangen war, dass das fest stand. «Ne, bin echt scheiß müde und will nur noch pennen.» Kakuzu sah auf die Anzeige des Autoradios. Halb elf. Eigentlich noch nicht allzu spät, wie er fand. Sonst war Hidan doch auch ein Nachtmensch und ging meist erst nach zwölf schlafen. Zudem war Samstag. Und soweit er wusste, musste Hidan morgen nicht arbeiten. «Das kannst du bei mir auch…», blieb er hartnäckig und gab Hidan damit zu verstehen, dass er ihn in Ruhe lassen würde, sollte der Jüngere das nur als Vorwand vorgeschoben haben, weil er heute keinen Sex mehr wollte. Wäre jedenfalls ein plausibler Grund. Sie fickten immer, wenn sie sich verabredeten. Manchmal auch mehrmals pro Treffen. Was an sich ja logisch war. War es doch das, wofür ein Liebhaber da war. Obwohl es da doch schon ein paar wenige Ausnahmen gab, bei denen sie sich getroffen hatten und nicht im Bett gelandet waren. Und obwohl Kakuzu doch noch im Sinn gehabt hatte, ihm nachher das Hirn raus zu vögeln, würde er sich auch damit abfinden, wenn sie es heute lassen würden. Dennoch wollte er, dass Hidan bei ihm übernachtete. «Ich weiß. Könnte ich.» Als Kakuzu der seltsame Unterton auffiel, runzelte er die Stirn und sah zu Hidan rüber. Das will ich aber nicht brauchte der Jüngere nicht zu sagen, damit man es heraushörte. Okay, war er jetzt doch sauer? Wegen der Sache vorhin beim Essen? Hatte Hidan es doch getroffen, was er gesagt hatte und er hatte sich seither nur nichts anmerken lassen? Kakuzu brummte unzufrieden, wendete den Wagen dann jedoch an einer geeigneten Stelle und fuhr zurück, um Hidan nach Hause zu fahren. Sollte ihm doch egal sein, was der jetzt für ein Problem hatte… …war es aber irgendwie nicht. Und da war es wieder, dieses ekelhaft drückende Gefühl in der Magengegend. Kapitel 20: Part 3: Du siehst ja aus wie ein Trauerhaufen --------------------------------------------------------- Du siehst ja aus wie ein Trauerhaufen, hatte Kisame zu ihm gesagt, als sie sich am Vortag getroffen hatten und sein Kumpel auf unerklärliche Weise sofort gemerkt hatte, dass er nicht so gut drauf war. Grund dafür war Hidan, der sich seit dem Abend bei Pain und Konan einfach so anders verhielt. Obwohl man das so auch nicht sagen konnte. Er war zwar so wie immer, riss seine Klappe auf, fluchte rum, sie trafen sich, hatten Sex und alles und doch meldete Hidan sich nicht mehr so oft bei ihm wie zuvor noch. Meistens, wenn Kakuzu aus seiner Kanzlei kam und auf dem Weg zum Parkplatz auf sein Handy sah, waren da im Normalfall zwei, drei Nachrichten von Hidan. Zwar nichts weiter wichtiges, einfach ein paar Worte über das Highlight seines Tages, manchmal schickte er ihm auch ein Foto von seinem Mittagessen und solchen Schwachsinn eben. Kakuzu hatte darauf nur selten zurückgeschrieben, da ihn das eigentlich nicht interessierte. Sondern eher nervte, weil das wirklich jeden verfluchten Tag der Fall war. Doch nun blieben diese Nachrichten aus und was noch viel schlimmer war, Kakuzu hatte sich ein paar mal dabei erwischt, wie er das Handy enttäuscht zurückgesteckt hatte, wenn er sah, dass keine Nachricht eingegangen war. Von Hidan kam generell wenig bis gar nichts mehr, und das, obwohl er ihm doch sonst immer so auf den Sack gegangen war mit der Frage, wann sie sich denn das nächste mal treffen würden. Sie sahen sich zwar noch wie gehabt, doch auch da war ihm eine Veränderung aufgefallen. Hidan übernachtete nicht mehr bei ihm und meistens verpisste er sich gleich wieder, nachdem sie im Bett gewesen waren. Als wäre sein Job erledigt und alles, was darüber hinausging, verschwendete Zeit. Kakuzu war damit mehr als unzufrieden und fand die Situation wie sie jetzt war nett ausgedrückt scheiße. Deswegen war er schwach geworden und hatte Kisame davon bei einem Bier erzählt. Kisame hatte ihn nur angesehen, geseufzt und gemeint: Kein Wunder verhält er sich so, wenn du ihm das Gefühl gibst, als sei er nur deine Sexpuppe. Und jetzt sitzt du da wie ein Jammerlappen, echt, da bist du selbst schuld, Alter. Streng dich an und bieg das wieder gerade, sonst tret ich dir in den Arsch. Auf seine Frage hin, wie er das anstellen sollte, hatte sein Kumpel nur die Schultern gezuckt und geantwortet, dass er das selber wissen müsse. Kakuzu hatte eine Weile überlegt und da Worte nicht so seins waren, hatte er sich dafür entschieden einfach Taten sprechen zu lassen. Kakuzu saß am Küchentisch, trank seinen morgendlichen Kaffe, als er Hidan aus seinem Schlafzimmer fluchen hörte. Ein kurzes Poltern ertönte, während Kakuzu seelenruhig in einer Zeitung blätterte. Irgendwie hatte er es geschafft Hidan am gestrigen Abend dazu zu überreden zu bleiben und bei ihm zu pennen. Allein das hatte schon sehr viel Überzeugungskraft gekostet. Kakuzu war nah dran gewesen den Jüngeren einfach an sein Bett zu ketten, damit er ihm nicht schon wieder einfach so davonlief. In diesem Moment brüllte Hidan ihm etwas aus dem Schlafzimmer zu, das Kakuzu jedoch nicht verstehen konnte. Auf sein genervtes Rufen hin, steckte der Jüngere den Kopf aus der Tür und begegnete ihm mit grimmiger Miene. «Ob du weißt, wo meine verdammte Tasche mit den Klamotten ist?!» «Im Schrank», erwiderte er ruhig. «In welchem scheiß Schrank denn? Spuck aus, ich bin spät dran und müsste eigentlich schon längst weg sein», pampte ihn Hidan schlecht gelaunt an. Kakuzu seufzte resigniert. Als gäbe es in seiner Wohnung so viele Schränke. Gut, gab es. Doch sogar Hidan müsste wissen, dass er nicht den Küchenschrank gemeint hatte. «Welchen wohl?», gab er ärgerlich zurück. Hidan starrte ihn einen Moment mit unverändertem Gesichtsausdruck an, blinzelte dann einmal und verschwand wieder im Schlafzimmer. Kakuzu widmete sich wieder seiner Zeitung, versuchte zeitgleich seine Pumpe zu beruhigen, die plötzlich anfing verrückt zu spielen, als er sich bewusst wurde, dass Hidan jetzt gerade wohl vor seinem Kleiderschrank stand und seine Klamotten fein säuberlich in einem der Fächer vorfand, das Kakuzu zuvor extra für ihn freigemacht hatte. Als Hidan wenig später angezogen zurückkam, linste Kakuzu über den Rand seiner Zeitung und sah, wie sich der Jüngere gegenüber von ihm an den Tisch setzte und sich breit grinsend ein Brot schmierte. «Was grinst du so blöd?», konnte er sich dann doch nicht verkneifen zu sagen. Hidan reagierte nicht darauf. Und auch das Grinsen verschwand nicht, schien in seinem Gesicht festzukleben. «Dein Krempel hat genervt und stand dauernd im Weg rum, also bild dir bloß nichts drauf ein.» Was nichtmal gelogen war. Kakuzu war schon ein, zwei mal über die verfluchte Tasche gestolpert. Hidan hatte sie natürlich nicht wie abgemacht in die unnütze Ecke gestellt, sondern immer irgendwo in der Wohnung liegen lassen. Der Jüngere blickte kurz schief lächelnd zu ihm auf, schüttelte den Kopf, als würde er es besser wissen aber sagte nichts darauf. Kakuzu las weiter seine Zeitung und… oh man, er musste leider zugeben, dass es sich ziemlich gut anfühlte, wenn sich der Kleine so darüber freute. «Bin dann mal weg, Narbenfresse», verkündete Hidan, als er fertig mit frühstücken war und sich seine Sachen zusammensuchte. Kakuzu, vertieft in seine Zeitung, gab darauf nur ein Brummen von sich, zuckte im nächsten Moment jedoch zusammen, als er etwas feuchtes an seiner Wange spürte. Er sah überrascht auf, doch da war Hidan schon aus der Tür. Diese knallte ins Schloss, doch Kakuzu war viel zu überrumpelt, um sich über den Lärm zu ärgern. Was war das eben gewesen? Hatte Hidan ihm im Vorbeigehen einen Schmatzer auf die Wange gedrückt? Es dauerte keine zehn Minuten, da vibrierte sein Smartphone. Eine eingehende Nachricht. Wie lange musst du heute arbeiten? Wenn es dem Sklaventreiber genehm ist, komm ich heute Abend wieder vorbei. Kakuzus Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Eigentlich war es nicht seine Art sofort zurückzuschreiben. Rein aus Prinzip. Doch dieses mal tat er es. Als ob ich eine andere Wahl hätte. Ich erwarte dich um neun. Kapitel 21: Part 3: Endlich hast du mal was richtig gemacht ----------------------------------------------------------- Endlich hast du mal was richtig gemacht, hatte Kisame letztens zu ihm gesagt, als er sich erkundigt hatte, ob es zwischen ihm und Hidan wieder besser lief. Ein freundschaftliches Schulterklopfen hatte gefolgt, was dazu beigetragen hatte, dass sich Kakuzu fühlte, als sei er ein Kind, dem man erst noch das Leben erklären müsste. Dabei hatte doch wohl eher er das Recht, so mit seinem Kumpel zu verfahren, immerhin war er der ältere von ihnen beiden. Kakuzu hatte nur geschnaubt und Kisames Hand weggeschlagen. Nichts desto trotz war er mit der jetzigen Situation, wie sie gerade mit Hidan war, doch wieder zufrieden. Der Jüngere hatte sich in den paar Tagen glücklicherweise wieder eingekriegt und wenn man Kakuzu fragte, konnte es nun gar nicht besser laufen. Und gerade, als er seine Wohnung betrat, ein köstlicher Duft in seine Nase stieg und er dazu die Geräusche aus der Küche vernahm, fragte er sich für einen kleinen Moment, ob es nicht doch etwas zu gut lief. Was nicht unbedingt im positiven Sinne gemeint war. Hatte der Jüngere etwa für ihn gekocht? Auf ihn gewartet, damit sie gemeinsam zu Abend essen konnten? Das klang vielleicht schön und alles und auch wenn er wusste, dass Hidan immer noch Hidan war und nicht von heute auf morgen zu einer Klette mutierte, die ihn bedrängte und unter Druck setzte, so wusste er dennoch nicht, ob er das gerade gut finden sollte. Denn eigentlich hatte sich Kakuzu auf etwas Ruhe und einen entspannten Abend vor dem Fernseher eingestellt. Alleine. Als er Mantel und Schuhe ausgezogen hatte, ging er deshalb etwas zwiegespalten in die Küche, um zu sehen, was Hidan da trieb. Ein wenig irritiert blieb er im Rahmen stehen, als er dem Jüngeren dabei zusah, wie er hektisch durch die Küche wuselte. An der Kücheninsel hantierte er mit irgendwelchen Schüsseln und Gerätschaften herum, huschte immer mal wieder zum Herd, um in einem der Töpfe zu rühren, nur um dann einen Blick in den eingeschalteten Backofen zu werfen. Kakuzu war zwar kein Experte und hatte mit Kochen nicht viel am Hut und doch machte es für ihn schon den Anschein, als würde Hidan wissen, was er da tat. Dennoch… ein seltsames Bild, wie Kakuzu fand. Der Jüngere wirkte fast schon wie eine geschäftige Hausfrau, so völlig in seinem Element war er. Sogar eine dunkle Schürze hatte er sich umgebunden. In der er ziemlich scharf aussah, wie Kakuzu gerade feststellte. Sein Blick glitt am Silberhaarigen hinab, der gerade mit dem Rücken zu ihm stand. Ja, brachte seinen Hintern schön zur Geltung. Seine Gedanken rutschten kurz in den nicht jugendfreien Bereich ab und er stellte fest, dass sie es noch gar nie in der Küche getrieben hatten. Ein dreckiges Grinsen umspielte seine Lippen, als er sich vorstellte, wie er Hidan auf der mit Mehl befleckten Kücheninsel nagelte. Seine angehobene Stimmung schlug jedoch augenblicklich ins Gegenteil um, als er jetzt erst bemerkte, was für eine Sauerei der Jüngere hier veranstaltet hatte. Die Küche glich einem Schlachtfeld und das Einzige, das Kakuzu daran hinderte, nicht gleich in einen Schreikrampf zu verfallen, war die Tatsache, dass es doch ziemlich gut roch. Und gegen ein ordentliches Abendessen hatte er nun doch nichts einzuwenden. Wenn es denn genießbar war. Doch das sollte man von einem Koch doch schon erwarten können, oder? «Oh, hey», machte Hidan, als er ihn bemerkte. «Dauert noch was, ich ruf dich, wenn’s fertig ist.» Tüchtig werkelte er weiter herum und Kakuzu trat etwas näher, beäugte neugierig die unförmigen Dinger, die auf einem Blech ausgelegt worden waren und wohl noch in den Ofen mussten. Er hatte keine Ahnung was das war. Es sah auch nicht gerade appetitlich aus, weswegen er eines der Dinger argwöhnisch mit dem Zeigefinger anstupste. «Bist du sicher, dass man das essen kann?» Ein schmerzhafter Schlag auf seine Finger und er zog diese schnell wieder zurück. Was zum Teufel?! «Pfoten weg!», fauchte Hidan, richtete drohend den Kochlöffel auf ihn. «Ist noch nicht fertig. Und scheiße ja, sicher kann man das essen. Es ist köstlich. Ist ja auch von mir, eigene Kreation. Ich nenne sie Hidans geile Geschmacksorgasmen. Aber wart’s nur ab, wirst schon noch sehen, dass ich ein verdammtes Genie bin. Und nun raus aus meiner Küche!» Kakuzu wusste gar nicht wie ihm geschah, da wurde er auch schon von einem gereizten Hidan aus der Küche gejagt und fand sich nur wenig später perplex im Wohnzimmer wieder. Eigentlich hatte er ihn ja nochmal daran erinnern wollen, dass das seine verdammte Küche war und nicht anders herum. Aber gut, war ihm auch recht. Sollte Hidan nur die Küche für sich beanspruchen. Kakuzu würde nachher persönlich dafür sorgen, dass der Jüngere aber auch ja alles wieder sauber machte und aufräumte. Und wenn er sich drücken wollte, dann konnte er was erleben! Ein wenig angepisst aber doch ziemlich hungrig ging er duschen, zog sich frische, bequeme Sachen an und nutzte die Gelegenheit, um sein Arbeitszimmer etwas aufzuräumen. Kaum hatte er die Ordnung zu seiner Zufriedenheit wiederhergestellt, hörte er auch schon Hidan rufen. In der Küche angekommen setzte er sich an den gedeckten, kleinen Tisch – für einen richtigen Esstisch im Wohnzimmer war ihm sein Geld immer zu schade gewesen. Hidan stellte ihm in diesem Moment einen vollen Teller vor die Nase und setzte sich ihm gegenüber hin. Skeptisch sah Kakuzu darauf hinab. Zum Glück sah es nun etwas besser aus als zuvor, auch wenn er noch immer keinen blassen Schimmer hatte, was das da auf seinem Teller sein sollte. «Was genau soll das sein?», fragte er etwas barsch, doch Hidan grinste nur verschmitzt. «Sag ich nicht. Ist ein Geheimrezept. Du bist sowas wie mein erster, neutraler Tester. Deswegen will ich dir nicht sagen was es ist, sonst könnte es sein, dass deine Meinung beeinflusst wird. Als hau rein und sag mir, wie du es findest.» Fragend und mit gerunzelter Stirn starrte er Hidan an. Was war los? Kakuzu verstand nur Bahnhof. «Es gibt da so ein Kochwettbewerb, der bald stattfindet. Und da will ich teilnehmen, wenn ich es denn durch die Vorrunde schaffe. Das da», er deutete auf seinen dampfenden Teller. «Ist mein erster Versuch was richtig Geiles zu kreieren. Also iss und sag mir, ob dich auch ein gewaltiger Geschmacksorgasmus überkommt oder es nur mir so geht.» Erster Tester? Geheimrezept? Klang in Kakuzus Ohren nicht sehr gesund. Musste er sich jetzt Sorgen machen durch Vergiftung zu sterben? Obwohl er zu einem Geschmacksorgasmus ja nicht nein sagen würde. Hidan fing an zu essen, übergab sich nicht direkt, was Kakuzu schonmal als gutes Zeichen deutete. Er sah wieder runter auf seinen Teller. Nun gut, er würde es wenigstens mal probieren. Langsam schnitt er ein Stück von dem Ding in seinem Teller ab und nun sah er auch, dass es sich bei dem Äußeren, das ihn zunächst so abgeschreckt hatte, nur um eine unförmige Teighülle handelte. Die Füllung konnte er nicht identifizieren, doch als er das Stück nun in seinen Mund steckte, vorsichtig anfing zu kauen da… doch, es war gut. Sehr gut sogar. Neuartig. Salzig mit einer leichten Süße. Irgendwie auch dezent scharf. Kakuzu schluckte, machte sich über den Rest her, den er noch im Teller liegen hatte. Zwar wusste er noch immer nicht, was er da gerade aß, aber es schmeckte mit jedem Bissen besser. Er konnte kaum glauben, dass das wirklich Hidan gemacht hatte. «Und?», fragte der Jüngere dann, sah aufgeregt aber auch etwas unsicher zu ihm rüber. «Wie findest du’s? Deine ganz ehrliche Meinung.» Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch herum. «Ganz ehrlich?», spannte er Hidan noch etwas länger auf die Folter. Dieser schien die Spannung kaum mehr aushalten zu können, lehnte sich heftig nickend sogar etwas zu ihm über den Tisch vor. Offensichtlich war Hidan das Ganze ziemlich wichtig und so entschied sich Kakuzu, ihm das nicht kaputt zu machen und ihm dieses mal nicht aufzuziehen. «Es ist köstlich. Wirklich köstlich. Nur mit der Optik solltest du was machen…» «Was, echt?!», platzte es begeistert aus Hidan heraus. Die lilanen Irden funkelten Kakuzu entgegen und er glaubte den Silberhaarigen noch nie so aus dem Häuschen erlebt zu haben. Dann lachte der Jüngere plötzlich selbstgefällig auf. «Ha! Ich wusste natürlich dass es köstlich ist, weil… komm schon, ich hab das fabriziert, da kann’s ja nicht anders als geil schmecken. Aber mit der Optik hast du recht. Sieht schon bisschen hässlich aus, nicht? Aber scheiß drauf, daran kann ich immer noch basteln. Der Geschmack ist das Wichtigste.» Eine Weile plapperte Hidan noch vor sich hin, erzählte ihm, wie das bei dem Kochwettbewerb ablaufen würde, dass es sein Traum war irgendwann mal sein eigenes Restaurant aufzumachen, damit er den Oberchef spielen konnte und den Tellerwäschern – wie er die anderen Köche so schön bezeichnete – endlich mal anbrüllen und rumkommandieren konnte. Von irgendeinem Suigetsu mit dem er zusammenarbeitete und den er übertreffen wollte, da er ihn als seinen größten Konkurrenten ansah. Kakuzu hörte nur mit einem Ohr zu und als sie nach einer Weile fast alles aufgegessen hatten, er ziemlich satt war und kaum noch einen Bissen runterkriegte, ohne nachher kotzen zu müssen, stand Hidan auf und wollte mit der Begründung, dass es noch Nachtisch gäbe, schon in die Küche verschwinden. Im Vorbeigehen hielt Kakuzu ihn jedoch am Handgelenk fest und zog ihn zu sich auf den Schoß. «Mach mir den Gefallen und zieh dir die Schürze nochmal an», verlangte er in rauem Ton. «Nur die Schürze», fügte er noch an, nachdem Hidan fragend den Kopf zu ihm gedreht hatte. Kakuzu konnte der Gänsehaut, die sich daraufhin in Hidans Nacken ausbreitete, fast schon bei der Entstehung zusehen. Fast augenblicklich zeichnete sich ein versautes Grinsen im Gesicht des Jüngeren ab. «Du bist so ein verdammter Perversling, Kakuzu.» Hidan erhob sich von seinem Schoß, während Kakuzu sich gemächlich zurücklehnte, die Arme hinter dem Kopf verschränkte und zufrieden mitverfolgte, wie sich der Jüngere langsam seiner Kleidung entledigte. Kakuzu Blick glitt wie von selbst über den entblößten Leib des Silberhaarigen. Wie oft er den Jüngeren nun schon nackt gesehen hatte, er würde sich einfach nie daran satt sehen können. Achtlos blieben die Klamotten am Boden liegen, Hidan band sich die Schürze um und blieb dann abwartend stehen. «Und jetzt?» «Jetzt servierst du mir den Nachtisch.» Zu Kakuzu Zufriedenheit tat Hidan wie ihm geheißen, drehte sich zum Kühlschrank um und gewährte ihm damit unwissend den Anblick, auf den er schon die ganze Zeit gebrannt hatte. Ein erregtes Knurren entkam ihm, als er den wohlgeformten Arsch Hidans betrachtete, der so wunderbar von der Küchenlampe beleuchtet wurde. Viel zu schnell hatte der Jüngere gefunden, wonach er im Kühlschrank gesucht hatte und kam dann mit zwei kleinen Schalen zu ihm an den Tisch zurück. Die eine stellte er an seinen eigenen Platz, die andere vor ihm ab und als sich ihre Blicke trafen, sah Kakuzu das verwegene Grinsen, Hidans brennender Blick, der niemandem außer ihm galt, wie auch das leichte Beben seines Brustkorbs, wann immer er zittrig einatmete. Einen Moment starrte Kakuzu einfach nur zurück, bis sich sein Körper plötzlich wie von selbst bewegte. Ein überraschtes Keuchen war zu hören, als er Hidan am Nacken gepackt bäuchlings auf die Arbeitsplatte presste. Kakuzu hatte ja gewusst, dass heute die Kücheninsel fällig war. Das Hinterteil des Jüngeren streckte sich ihm willig entgegen und er konnte es nicht lassen, musste sich nochmal die Zeit nehmen und sich an dem Anblick ergötzen. «Was ist mit dem Nachtisch?», brachte Hidan der schwache Einwand vor. Als gäbe es jetzt noch etwas, das ihn stoppen könnte, dachte sich Kakuzu, als er sich nun zu Hidan hinabbeugte und ihm langsam und hauchzart mit den Fingerspitzen die Wirbelsäule entlangfuhr. Der Jüngere schauderte, als Kakuzu die Bänder der Schürze am Rücken, wie auch die im Nacken löste. Kurzerhand funktionierte er den schwarzen Stoff um und umwickelte damit Hidans Handgelenke, die er hinter dessen Rücken zusammenhielt. Bewegungsunfähig gemacht, drückte er den Oberkörper des Jüngeren grob zurück auf die Arbeitsplatte. Kakuzu beugte sich erneut zu ihm hinab, bis er mit seinem Gesicht ganz nah an Hidans Nacken war. «Ich weiß nicht was du meinst. Ich bin doch gerade dabei, mir meinen zu nehmen.» Hauchte er ihm in rauem Tonfall entgegen, woraufhin sich die kleinen Härchen in Hidans Nacken aufstellten. «Oh, fuck», keuchte der Jüngere. Kakuzu biss ihm einmal kurz in die Schulter, fuhr dann tiefer und übersäte seine Wirbelsäule mit rauen Küssen. Als er fast schon am Steißbein angelangt war, musste er unzufrieden feststellen, dass sich Hidan nicht stillhalten konnte und sich bereits wieder halb aufgerichtet hatte. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. «Unten bleiben!», herrschte er ihn an, ehe er den Jüngeren wieder zurück auf die Arbeitsplatte drückte. «Was zum Teufel hast du vor?», keuchte Hidan gepresst, blieb jedoch endlich still liegen. Als Antwort schlug er ihm einmal fest auf die Arschbacken, was den Silberhaarigen erschrocken aufkeuchen ließ. Die Haut verfärbte sich fast augenblicklich rot – der Abdruck einer Handfläche zeichnete sich ab. Ungeduldig drängte er Hidans Beine auseinander, ging dann leicht in die Hocke und drückte die Backen unsanft auseinander. «W-was machst du da? Du wirst doch nicht–» Der Satz endete in einem überraschten Stöhnen, als Kakuzu mit seiner feuchten Zunge in die Spalte glitt. Er fuhr tiefer, erreichte den Muskelring, der bei der Berührung zuckte. «Fuck!», stöhnte Hidan atemlos. «Das hat vorher noch nie jemand bei mir gemacht.» Kakuzu ließ seine Zunge kreisen, befeuchtete Hidans Eingang mit Speichel und erfreute sich an den lustvollen Lauten, die der andere von sich gab. Sein Griff an Hidans Hüften festigte sich, als er bemerkte, dass dessen Beine anfingen zu zittern, während er mit seiner Zunge fest gegen den Muskelring drückte und schließlich mit der Spitze in ihn eindrang. So weit es ging schob er seine Zunge weiter, zog sie ein Stück zurück, nur um wieder in den Jüngeren einzutauchen. Dieser drückte den Rücken durch, stöhnte lauthals, während er ihm willig sein Becken entgegendrückte. Kakuzu fickte ihn eine Weile lang mit seiner Zunge, drang immer wieder ins warme Innere Hidans ein, bis er jedoch aufhören musste, da er nicht wollte, dass der Jüngere zu früh kam. So wie der hier gerade abging, war das nicht ganz auszuschließen. Daher zog er sich zurück und richtete sich wieder auf. Grob packte er Hidan, einen enttäuschten Laut von sich gab, an den Haaren und zog ihn zu sich hoch. Die verklärten Augen verrieten, dass der Jüngere ziemlich benebelt war. Allgemein schien er ziemlich weggetreten und als Kakuzu der leichte Rotton auffiel, der die sonst so hellen Wangen zierte, konnte er nicht anders, als schadenfroh zu grinsen. Oh, hatte er da endlich etwas gefunden, das Hidan – dem Hidan, dem absolut nichts peinlich war – die Schamesröte ins Gesicht trieb? Das war ja fast schon niedlich. «Du bist ja ganz rot im Gesicht. Warum so verlegen Hidan?», zog er ihn auf. «Fick dich, Kakuzu!», giftete dieser leise zurück. Seine Wangen färbten sich noch eine Spur röter – ob vor Scham oder Wut, war dieses mal nicht zu bestimmen – was Kakuzus Grinsen nur noch breiter werden ließ. Er blickte am Silberhaarigen hinab und ja… es musste ihm wohl mächtig gefallen haben. Denn Hidans Schwanz stand wie eine Eins. Er selbst war jedoch nicht weniger erregt, weswegen er keine Zeit mehr verlieren wollte. Doch zuvor sah er sich noch nach etwas Geeignetem um, das Hidan genug Befriedigung verschaffen würde. Sein Blick blieb an den Plätzchenförmchen hängen, von denen ein paar aus einer der Tüten herausgefallen waren, die der Jüngere zuvor wohl hervorgekramt hatte. Das sollte funktionieren. Kakuzu verteilte die Förmchen vor Hidan auf der Arbeitsplatte, die scharfen Kanten jeweils nach oben gerichtet und presste den Jüngeren nur wenig später wieder nach unten. Dieser stöhnte schmerzerfüllt auf, als sich die Förmchen in sein Fleisch drückten. Währenddessen öffnete Kakuzu seine Hose und missbrauchte schulterzuckend das rumstehende Olivenöl als Gleitgel. Man musste halt mit dem vorlieb nehmen, das gerade zur Verfügung stand. «Was dauert da so lange? Worauf wartest du?», beschwerte sich Hidan bereits ungeduldig. Oh, da konnte es wohl jemand kaum mehr erwarten. Kakuzu seufzte und beschloss, dass damit die Vorbereitung gestrichen war. Er wollte ihm zwar nicht wieder den Arsch aufreißen, aber mit dem Öl sollte das schon nicht passieren. Zudem wusste er so langsam, wie viel Hidan aushielt. Er positionierte sich hinter ihm und drang dann ruckartig in ihn ein. Der Jüngere keuchte auf und verspannte sich, doch Kakuzu achtete nicht weiter darauf und fing an sich mit kurzen, harten Stößen in ihm zu bewegen. Hidan fluchte immer wieder mal, dass er ihn gefälligst losbinden sollte, versuchte, ihn von einer anderen Stellung zu überzeugen, da ihn diese anscheinend nicht passte. Das behauptete er zumindest. Kakuzu wusste, dass das alles Bullshit war. Denn der Kleinere genoss es doch geradezu, wenn er ihn wie seine willenlose Puppe behandelte. Dass er ihn in diese demütige, unterwürfige Haltung zwang, geilte ihn auf. Auch wenn Hidan das niemals zugeben würde, Kakuzu wusste es. Deswegen ignorierte er den Silberhaarigen einfach, drückte ihn umso fester auf die Förmchen runter, wann immer dieser aufmuckte und stellte jedes mal knurrend fest, dass er den Jüngeren damit immer näher an dessen Ekstase trieb. Schweiß rann ihm die Stirn hinab, sein Becken klatschte mittlerweile in einem schnellen Rhythmus gegen Hidans Hintern, während der Silberhaarige immer wieder hemmungslos aufstöhnte. Kakuzu krallte sich etwas fester in die Hüften des Jüngeren, als das warme Kribbeln in seinem Unterleib stärker wurde und seinen anbahnenden Orgasmus ankündigte. Er versuchte es so gut er konnte hinauszuzögern, hatte er heute doch etwas anderes als das Übliche im Sinn. Nichts desto trotz versenkte er sich noch etwas härter im Jüngeren, änderte den Winkel seiner Stöße, bis ein lautes Stöhnen bestätigte, dass er Hidans Prostata gefunden hatte. Er hielt den Winkel bei, malätierte Hidans Inneres schon fast und legte nochmal an Tempo zu. Er drückte Hidans Brust mittlerweile so fest nach unten, dass er sogar schon mit seinem Gewicht nachhelfen musste. Der Silberhaarige stöhnte erneut laut und kehlig auf, dann verengte sich plötzlich alles um Kakuzu, als Hidan mit einem Schrei auf den Lippen kam. Kakuzu unterdrückte ein Stöhnen, zog sich schnell aus dem Jüngeren zurück, da er auch beinahe gekommen wäre. Der Jüngere war schon halb in sich zusammengesunken, doch Kakuzu gewährte ihm keine Pause. Grob packte er ihn am Nacken, drehte ihn zu sich um und zwang ihn auf die Knie. Verwirrt und mit verschleiertem Blick sah der Silberhaarige zu ihm auf. Einige Förmchen klebten noch an ihm, andere waren hinabgerutscht und hatten dunkelviolette Abdrücke hinterlassen, die teilweise bluteten. Es sah aus, als wäre seine Haut ein Plätzchenteig. Ungeduldig drückte Kakuzu dem noch etwas orientierungslosen Hidan seinen harten Schwanz an die Lippen. «Mund auf!», befahl er. «Mach meine Arme los», forderte der Jüngere schwer atmend. «Die brauchst du dafür nicht.» Er drückte seine Spitze noch etwas fester gegen Hidans Mund, der diesen dann auch endlich öffnete und ihn in sich aufnahm. Kakuzu keuchte, als ihn diese Wärme empfing und eine flinke Zunge begann seine Eichel zu umspielen. Er griff Hidan in den Nacken, zog ihn etwas näher zu sich, so dass er ganz in Hidans Mundhöhle glitt. Der Jüngere verstand, bewegte kurz darauf seinen Kopf in einem schnellen Takt vor und zurück. Am liebsten hätte Kakuzu den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen, um sich dem Gefühl ganz hinzugeben. Doch er zwang sie offen zu halten und runter zu blicken. Er wollte Hidan dabei zusehen. Es war ein erregendes Bild, was sich Kakuzu bot. Zu sehen, wie sein bestes Stück immer wieder in dieser heißen Höhle verschwand, machte ihn unglaublich an. Der Jüngere hatte den Mund wortwörtlich voll, hielt die Augen zusammengekniffen und bemühte sich nicht zu würgen, da sich Kakuzu fast bis hinten in seinen Rachen stieß. Trotz dessen bewerkstelligte es der Knieende dennoch irgendwie an ihm zu sagen, was Kakuzu ein raues Stöhnen entlockte und dann dauerte es nicht mehr lange, bis er wieder kurz vor seinem Höhepunkt stand. Dieses mal zögerte er ihn nicht hinaus, riss Hidans Kopf jedoch im letzten Augenblick zurück und kam schließlich tief stöhnend auf dessen Gesicht. Zum Schluss hatte er es doch nicht geschafft, seine Augen offen zu halten, da ihn sein Höhepunkt einfach mitgerissen hatte. Doch das machte nichts, denn als er runter sah, betrachtete er zufrieden sein Werk. Hidans geweitete Augen, der fassungslose Blick, der halb geöffnete Mund, an dessen Winkel noch etwas Speichel hinablief. Die Spritzer Sperma, die sich über sein ganzes Gesicht verteilte, Hidan an einer Stelle sogar im Haar klebte. Einfach wunderbar. Genau so wie er es haben wollte. «Wa–…», brachte der Jüngere nur sprachlos hervor. Als würde er nicht glauben können, was gerade passiert war. «Was zum Teufel fällt dir eigentlich ein?! Was sollte das denn?!», knurrte Hidan dann wütend. Seine Züge schlugen binnen einer Sekunde von Fassungslosigkeit in grollende Wut um. Die Furche, die sich zwischen seinen Brauen bildete zog sich steil über seine Stirn. «Mir war danach», antwortete Kakuzu. Gut, vielleicht hatte die eine Aktion letztes im Supermarkt auch etwas dazu beigetragen. Mit etwas Küchenpapier wischte er sich sauber, beseitigte die letzten Reste des Öls, bevor er ungerührt seine Kleidung richtete. Hidan verzog währenddessen angewidert das Gesicht, wandte es zur Seite und gab einen weinerlichen Laut von sich. «Scheiße wie eklig. Das ist so erniedrigend. Du verdammter Wichser! Du weisst ganz genau, dass ich es schon nicht so geil finde, wenn du in meinen Mund kommst und dann machst du auch noch sowas!» Kakuzu lachte rau auf, zog den Jüngere auf die Beine, der sich von ihm nicht so richtig helfen lassen wollte. «Man fick dich! Du bist so ein sadistischer Bastard!», motzte Hidan weiter, doch er ignorierte es einfach, drehte ihn um und band seine Arme los. Mit Deut auf die Flecken, die der Jüngere an der Seite der Kücheninsel hinterlassen hatte, befahl er: «Wisch das auf.» Er spürte den todbringenden Blick in seinem Rücken, als er sich seelenruhig wieder an den Tisch setzte und freudig feststellte, dass das Schälchen Schokoladenmousse beinhaltete. Geniessend fing er an es auszulöffeln, während der Jüngere irgendetwas vor sich hin zischte, sich dann aber fügte und im Bad verschwand. Einiges Gefluche und Gemecker später, hatte Hidan – der mittlerweile wieder Unterwäsche sowie Hosen trug und sein Gesicht gewaschen hatte – die kleine Sauerei aufgewischt. Kakuzu hatte das Ganze vergnügt von seinem Stuhl aus beobachtet und jedes Geknurre in seine Richtung gekonnt ignoriert. «Jetzt krieg dich wieder ein», brummte Kakuzu dann, als dieses Schmollen langsam anfing ihm auf die Nerven zu gehen. «Du bist ein Arschloch, Kakuzu.» War alles, was er zurückbekam. «Sag mir was, das ich noch nicht weiß.» Als Hidan an ihm vorbeigehen wollte, um sich ebenfalls seinem Nachtisch zu widmen, fing er ihn kurzerhand wieder ein und zog ihn erneut auf seinen Schoß. Einen Arm um seinen Bauch geschlungen drückte er dem Jüngeren die übrige Schale in die Hand. Der gab sich grummelnd damit zufrieden und machte sich über das Mousse her. Mehr unbewusst streichelte Kakuzu über den Bauch des Jüngeren, seine Finger entdeckten eine Einsenkung in der Haut und ihm kamen wieder die Förmchen in den Sinn. Er fuhr die sternförmig eingedrückte Haut nach, während er stolz feststellte, dass er ordentliche Arbeit geleistet hatte. Die Abdrücke waren ziemlich tief. Er bemerkte, wie ein Schauder durch Hidans Körper fuhr und sich kurz darauf eine Gänsehaut auf seinem Rücken ausbreitete. Da der Jüngere noch immer kein Shirt trug und es in Kakuzu Wohnung nicht allzu warm war, musste es wohl wegen der Kälte sein. Kakuzu zog ihn näher an seine Brust, um ihn etwas zu wärmen. «Ich habe nachgedacht…», fing er dann langsam an, worauf Hidan einen Laut von sich gab, der wohl soviel heißen sollte, dass er zuhörte. «Und ich finde, wir sollten uns mit anderen treffen.» «Aha», machte Hidan nach einer kurzen Weile des Schweigens. Er hatte aufgehört mit Essen, obwohl noch Schokomousse in der Schale war. Da er Kakuzu noch immer den Rücken zugewandt hatte, konnte er seine Reaktion nicht sehen. Deswegen war er sich nicht sicher, ob es sich hierbei um eines dieser Aha, alles easy, find ich gut handelte oder doch eher zur Sorte Aha, erklär mir das mal, was soll das gehörte. Doch als der Löffel klirrend in die Schale fiel und er Hidans harten Gesichtsausdruck ausgesetzt wurde, als dieser seinen Kopf halb zu ihm drehte, war er sich sicher, dass es eher eines dieser Aha, ich mach dich kalt war. «Das sagst du mir jetzt. Jetzt, gleich nachdem du in mein Gesicht abspritzen durftest?» Am liebsten wollte er widersprechen und anmerken, dass das durfte in diesem Satz mehr als deplatziert war. Schließlich hatte er nicht gefragt, ob er durfte, er hatte es einfach getan. Doch das verkniff er sich. Und, okay, Kakuzu sah es ja ein. Vielleicht hätte er damit noch fünf, zehn Minuten warten sollen. «Warum so lange damit gewartet, huh? Hättest es mir ja auch sagen können, als beispielsweise dein Schwanz noch in mir gesteckt hat!» Hidans Stimme war ruhig, zitterte jedoch vor unterdrückter Wut und der gehässige Tonfall unterstrich auch nochmal, dass er den Vorschlag wohl nicht so gut fand. «Ist das deine Art mir zu sagen, dass du wen anders vögelst?» Kakuzu runzelte die Stirn, da sich das für ihn nun doch sehr nach Eifersucht anhörte. «Nein, so hab ich das nicht gemeint. Um mich geht es gar nicht. Ich hab dabei eigentlich mehr an dich gedacht.» «Moment, warte! Du willst, dass nur ich mich mit anderen Typen treffe?», fragte der Jüngere jetzt reichlich verwirrt. «…ja. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich das auch, so ist es nicht.» Das schien die Sache nicht abzumildern, denn Hidan war immer noch weit davon entfernt zufrieden auszusehen. «Scheiße, Kakuzu, sag es einfach wenn du die Schnauze von mir voll hast.» «Glaub mir, wenn das der Fall wäre, wüsstest du das.» «Wozu dann das alles?!» Hidan schien mit seinem Latein am Ende. Kakuzu grummelte, schob den Jüngeren etwas von sich. War es denn so schwer zu begreifen, was er damit bezwecken wollte? «Damit du dich nicht so sehr auf mich versteifst.» So, nun war es raus. Hidan sagte nichts mehr, starrte ihn eine lange Zeit einfach nur an. In seinem Gesicht war nicht abzulesen wie er darüber dachte. Es war nicht so, dass er Hidan loswerden wollte. Er wollte das, was sie hatten, nur auflockern. Nachdem sich Hidan letztens wieder eingekriegt hatte, war ihr Umgang so viel inniger und vertrauter geworden. Der Jüngere hing noch einen Ticken stärker an ihm, als es zuvor der Fall war. Und das war nicht gut. Sie waren sich zu nah und Hidan schien das nur noch vertiefen zu wollen. Damit zwang er Kakuzu ja geradezu zu dieser Maßnahme. «Okay», meinte Hidan dann, scheinbar gleichgültig. Er drehte sich um, aß seinen Nachtisch zu Ende. Kakuzu runzelte die Stirn, wusste nicht, ob es eines dieser Okay, sag das doch gleich, meine Schuld, kein Problem war oder doch eher zu diesen Okay, es ist gar nichts okay, fick dich, ich raste gleich aus gehörte. «Wenn du das willst, bitte. Ist vielleicht auch ganz gut. So langsam hast du nämlich schon angefangen mich zu langweilen. Und mal wieder feiern gehen und andere Luft schnuppern schadet auch nicht.» Kakuzu glaubte einen bitteren Tonfall herauszuhören, doch er konnte sich auch getäuscht haben. Hidan schien es nun doch gut aufzunehmen und kein Problem damit zu haben, denn das Thema kam danach nicht nochmal zur Sprache. Der restliche Abend verlief auch gut, sie sahen sich noch einen Film an und alles schien wieder seinen gewohnten Gang zu nehmen aber… Aber was viel wichtiger war; er langweilte Hidan?! Den ganzen Abend kreisten seine Gedanken darum, so dass er, kaum dass der Film endete, nicht hätte sagen können, was sie sich da gerade angesehen hatten. Hidans Aussage hinterließ einen faden Nachgeschmack und so sicher er sich der Dinge zuvor noch war, so verunsichert war er nun. Langweilen… wenn er ehrlich war, hatte er in solchen Sachen nie an sich gezweifelt. Und wenn doch mal jemand etwas an ihm als als Person oder seinen Qualitäten als Liebhaber bemängelt hatte, hatte es ihn nie interessiert. Es war an ihm abgeprallt ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Weil sie ihm einfach nie nah genug gestanden hatten, als dass es ihn hätte verletzen können. Doch Hidan gehörte nicht dazu. Hidan war ihm nicht egal, was ihm gerade mal wieder so schmerzlich bewusst wurde. Anders konnte er sich nicht erklären, warum ihn diese Äusserung so schwer traf. Kapitel 22: Part 4: Nicht dein Ernst ------------------------------------ Nicht dein Ernst, war Kisames ungläubiger Ausruf, nachdem Kakuzu ihm bei einem Bier erzählte, was letztens zwischen ihm und Hidan abgegangen war. Und Kakuzu konnte seinem Freund nur beipflichten, er war genauso entrüstet darüber. Er langweilte Hidan… so oft er sich das nun schon durch den Kopf gehen ließ, es erschloss sich ihm einfach immer noch nicht, wie das fucking gemeint war. Mal davon abgesehen dass diese Aussage an sich schon haltlos war, hatte es doch nie auch nur irgendein Anzeichen dafür gegeben, dass Hidan ihr Verhältnis, den Sex oder seine Person mit einem ausgelutschten Kaugummi vergleichen würde. «Doch, genau so hat er es gesagt», schnaufte Kakuzu und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche. «Dann meinte er so was wie, dass er mal wieder feiern gehen würde, andere Luft schnuppern und so.» Er schnaubte abfällig, warf Kisame einen Blick zu und wartete, dass dieser sich gefälligst genauso sehr darüber aufregte wie er es tat. So wie es sich für Freunde nunmal gehörte. Doch dem Blauhaarigen schien entfallen zu sein, wie er sich in so einer Situation zu verhalten hatte, denn auf dessen Gesicht spiegelte sich Ratlosigkeit ab. Seine Stirn lag in Falten, die Brauen hatte er verwirrt hochgezogen. «Schön, ich weiß, dass ich ihm gesagt habe, dass er sich mit anderen treffen soll. Deswegen soll er von mir aus feiern gehen, andere Luft schnuppern, sich durch die halbe Stadt huren, mir egal. Aber du hättest hören sollen wie er es gesagt hat. Als wäre ich plötzlich der letzte Scheißhaufen und ihm nicht mehr gut genug.» Es knallte einmal laut, als er die Bierflasche auf den alten Holztisch niedersausen ließ. Doch niemanden interessierte das hier, in dieser billigen, abgefuckten Spelunke, in dem sie sich nach hartem Workout immer ein Bier gönnten. Kakuzu würde so einen Laden für gewöhnlich nie betreten. Der Fußboden war schmutzig, das Ambiente hatte durch die dunkle Holzverkleidung einen gammligen Touch, die Musik aus den Boxen war viel zu laut und der Wirt war einfach nur ein widerlicher Fettsack, von dem man gewiss nichts ausgeschenkt bekommen wollte. Doch ihr Fitnessstudio war gleich nebenan und so hatte es sich irgendwie ergeben, dass sie hier herkamen, um ihr verdientes Bier zu trinken. Konnte daran liegen, dass sie beide, nachdem sie sich ausgepowert hatten, einfach zu faul waren, um noch einen größeren Fußmarsch zurückzulegen. «Alter, WAS?!», brüllte Kisame plötzlich so laut, dass er sogar die Musik übertönte. Kakuzu wäre beinahe zusammengezuckt, hatte er doch nicht mit so einem plötzlichen Ausbruch gerechnet. Als würde sein Freund die Welt nicht mehr verstehen, gestikulierte dieser wild mit seinen Armen herum, bevor er sich stöhnend die Hände vor’s Gesicht schlug und einmal laut durchatmete. Kakuzu konnte Kisame nur argwöhnisch anstarren. Zwar hatte er sich etwas mehr Beistand von diesem gewünscht, doch das war für seinen Geschmack nun doch etwas zu viel des Guten. «Meine Rede, das versteht man einfach nicht! Vor allem woher das so plötzlich kommt. Vorher hat er sich doch auch nie beschwert…» Kakuzu kratze sich nachdenklich am Kinn. «Warum schlägst du ihm so was vor?» Kisame massierte sich die Schläfen so energisch, als hätte er übel harte Kopfschmerzen. «Was?», fragte Kakuzu verständnislos. «Warum, verdammt, gibst du ihm einen Freibrief?!» Kakuzu zog beide Brauen hoch, da er absolut nicht verstand, was das jetzt mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte. «Darum geht’s doch gar nicht. Kisame, man, konzentrier dich, wo bleibt dein Fokus? Wir waren beim Part mit der Langeweile. Er sagte, ich langweile ihn, schon vergessen?» «Kakuzu, ich sag dir jetzt mal was», fing der Blauhaarige ernst an, nachdem er ihn eine Weile einfach nur wortlos angesehen hatte. Kakuzu konnte es sich nicht erklären, aber irgendwie wurde ihm bei diesem Tonfall ein wenig flau im Magen. «Ich schätze dich wirklich sehr, aber ganz ehrlich… das war einfach nur ein Fehler. Und ich denke, wenn du das nicht sofort wieder geradebiegst, wirst du das noch bereuen.» «Warum? Ist doch nichts dabei.» Er zuckte mit den Schultern. «Ach, wirklich? Ich nehm’ dir nicht ab, dass es dir egal ist, sollte er sich mit anderen Kerlen amüsieren.» «Doch, ist es. Sonst hätte ich es ja nicht vorgeschlagen.» «Und warum jammerst du dann schon jetzt rum von wegen, du wärst ihm nicht mehr genug?» Kakuzu blinzelte, presste daraufhin fest den Kiefer zusammen und grollte unwillig, als er die Logik hinter Kisames Gedankengang entdeckte. Was nichts daran änderte, dass es Schwachsinn war. Alles vollkommen verdreht und so dahingestellt, wie es seinem Kumpel gerade passte. Musste dieser sich auch immer alles so zurechtbiegen, dass es für Kakuzu in einer Argumentations-Sackgasse endete? Das nervte gewaltig. «Ja und? Das ändert nichts daran, dass es mir egal ist.» Entschieden schüttelte Kisame den Kopf. «Bullshit», stieß er aus, lehnte sich zurück und nahm ein paar Züge von seinem Bier. Kakuzu schnaubte, zog verärgert die Brauen zusammen. So langsam war auch mal genug. Kisame widersprach ihm oft aber irgendwann ließ er es meist dabei bleiben, lenkte ein oder wechselte das Thema, wenn sie beide auf keinen grünen Nenner kamen. Aber gerade schien es, als wollte er ihn mit Absicht provozieren. Das würde er nicht auf sich sitzen lassen, er konnte genauso stur sein. Doch gerade als er zu etwas ansetzen wollte, schnitt Kisame ihm das Wort ab. «Du kannst es noch so oft sagen wie du willst, ich glaub dir nicht.» Beharrte sein Kumpel weiter. «Können wir das Thema dann wenigstens bleiben lassen?», brummte Kakuzu einlenkend, da er nicht gerade großartig Lust verspürte ihr Gespräch fortzusetzen. Denn wenn das so weiter ging, würde es womöglich wirklich noch in einen Streit ausarten. Und das musste er nicht haben. «Nein», blieb der Blauhaarige jedoch stur. «Weil jetzt einfach mal in deinen Schädel rein muss dass dir der Kleine was bedeutet. Wenn nötig hämmer ich es dir auch ein, mir egal. Weil so langsam hab ich echt die Schnauze voll. Jedes mal wenn es zwischen euch gut läuft, kriegst du Panik und haust irgend ne Scheiße raus. Richtig anstrengend mit dir, echt.» «Er bedeutet mir nichts. Das wollen mir bloß immer alle einreden.» Gut, nichts war etwas übertrieben. Er konnte Hidan immerhin gut leiden. Ein gekünsteltes Lachen schwappte zu ihm rüber, wodurch Kakuzus Miene noch eine Spur finsterer wurde. «Ach, echt? Gut, na schön! Dann tu mir den Gefallen und stell dir wirklich mal bildlich vor wie Hidan mit einem anderen vögelt. Wie er sich an den Kerl wirft, mit allen Details und sag mir ehrlich ins Gesicht, dass sich dabei nichts in dir tut. Vielleicht glaube ich dir ja dann.» Kisames Blick war intensiv und herausfordernd, er ließ Kakuzu nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Er reckte ihm sogar arrogant das Kinn entgegen, der miese Scheißkerl. Aber gut, wenn er es unbedingt so haben wollte, würde Kakuzu ihm den Gefallen eben tun und es sich vorstellen. Vielleicht würde der Jüngere einen Typen beim Feiern aufgabeln und sich abschleppen lassen. Sie würden sich ihren Weg knutschend durch Hidans Wohnung bahnen – die Kakuzu selbst noch nie betreten hatte, aber er hatte genügend Vorstellungskraft um sich vorzustellen, wie diese in etwas aussehen könnte. Unordentlich. Und zugemüllt mit allerlei Krimskrams. Im Schlafzimmer würde es durch Hidans Ungeduld sicherlich schnell zur Sache gehen. Der Silberhaarige würde sich nackt auf der Matratze räkeln, der Typ kauernd über ihm, während dieser sich immer wieder in den Liegenden rammte. Kakuzu stellte sich Hidans Gesicht vor – sein aufreizendes Grinsen und dieser dunkle, verruchte Blick, der ihm jedes mal ein sanftes Kribbeln im Lendenbereich bescherte. Kakuzus Bauch tat komische Dinge, als er sich vor Augen führte, dass Hidan jemand anderes als ihn so ansehen könnte. Es fühlte sich an, als würde sich ihm die Eingeweide zusammenknoten. Es war zwar nur ein simpler Blick, aber dahinter stand für Kakuzu mehr. Wenn sie miteinander schliefen, war es zu Anfang meist immer ein kleiner Kampf. Kakuzu mochte es die Überhand, die Kontrolle, zu haben und über den anderen zu bestimmen. Nur lag es eigentlich nicht in Hidans Naturell sich unterzuordnen. Er wehrte sich, versuchte die Führung an sich zu reißen, was Kakuzu wiederum nicht zuließ. An Ende war zwar immer Hidan derjenige, der sich fügte, doch das auch eher widerwillig. Es gab jedoch seltene Fälle, da schien er umgänglicher, sträubte sich kaum, nur um sich ihm dann vollkommen hinzugeben – wie letztens in der Küche. Hidan ließ sich dann völlig fallen und beugte sich seinem Willen, besiegelt mit eben jenem Blick, aus dem Kakuzu jedes mal dasselbe las. Ich gehöre dir, mach mit mir was immer du willst. Für ihn war das, gepaart mit Hidans absoluter Unterwürfigkeit, das Maß aller Dinge und einfach nur das Erotischste, das er sich vorstellen konnte. Und nicht nur das. Denn gerade weil sich Hidan von ihm in diese, für ihn, untypische, passive Rolle drängen ließ, wurde es damit für Kakuzu zu etwas Besonderem. Es war der beste Beweis dafür, dass der Jüngere ihm vertraute und sich ein Stück weit sogar für ihn verbog, nur, um ihm zu gefallen. Und zu wissen, dass er dazu bereit war, es für ihn tat, bescherte ihm immer wieder auf’s Neue ein Glücksgefühl. Deshalb war das fiese Ziehen in seiner Brust gerechtfertigt, wenn er sich vorstellte, dass dieser Blick – der in seinen Augen das alles einfach besiegelte – einem anderen gelten könnte. Das Ziehen wurde stärker, als es sein Gehirn schaffte auszumalen, dass Hidan irgend so ein Dahergelaufener sogar noch ihm vorziehen würde. In seiner Vorstellung hatte er den Kerl schon drei mal von Hidan gezerrt und ordentlich die Fresse poliert. Kakuzus Miene blieb hart, er ließ keine Gefühlsregung zu, als er Kisames Blick trotzig erwiderte. Seine Kehle war dennoch wie zugeschnürt und völlig ausgetrocknet, weswegen er keinen Ton herausbrachte. Kisame gab daraufhin ein langgezogenes Seufzen von sich. «Man, mach den Schnabel auf und gib’s wenigstens zu, anstatt mich hier nur so blöd anzugucken.» «Na gut», gab Kakuzu schnaubend zu. «Wirklich toll fände ich es nicht, wenn ich direkt daneben stehen würde. Aber das heißt noch lange nichts. Wenn ich irgendwo ein Bier trinken gehe und das dann rum gereicht wird, ist’s ja auch nicht so prickelnd, wenn ich’s wieder zurückbekomme. Weil da dann schon andere dran waren und ihren Sabber hinterlassen haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Bier was Besonderes ist. Das ist ersetzbar.» «Und was wenn einer so auf dein Bier abfährt, dass er es gar nicht mehr hergeben will? Nimmst du dir dann einfach ein neues? Oder holst du es dir zurück und fängst an es ein wenig mehr zu schätzen, anstatt es einfach wahllos rumzureichen?» «Lass die Metapher, die ist bescheuert.» «Du hast damit angefangen», schnaubte Kisame. «Warum sollte ich es zurückholen? Wenn’s nicht mehr zurückkommt, dann ist das halt so.» «Vielleicht weil du auf den Geschmack gekommen bist? Und ein neues nicht dasselbe wäre?» «Bist du jetzt etwa auf seiner Seite?», knurrte Kakuzu gereizt zurück. Er war es sich zwar gewohnt, dass Kisame bei allem gerne mal rum meckerte und Dinge in Frage stellte, aber gerade vertrug er so etwas nur schwer. Langsam war auch mal genug. «Seit wann gibt es Seiten? Seid ihr im Krieg oder was? Und wenn, weißt du ganz genau, dass ich immer auf deiner Seite stehe. Deswegen sag ich dir das jetzt ja alles. Weil ich nicht will, dass du am Ende was bereust, das du dann nicht mehr geradebiegen kannst. Und ich befürchte einfach, dass es genau so kommen wird, wenn du jetzt nicht wenigstens ein bisschen auf mich hörst. Lass dir doch mal helfen, man!» «Danke, ich verzichte. Ich brauche deine Hilfe nicht. Und ich will sie auch nicht.» Erst nachdem Kakuzu das letzte Wort ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass das nun vielleicht doch etwas hart gesagt war. Auch wenn er vollkommen im Recht war, seiner Meinung nach. Kisame mischte sich da viel zu sehr ein, so etwas konnte er gar nicht leiden. Also war dieser nun auch selbst schuld und brauchte auch nicht so eine getroffene Fresse zu ziehen, wie er es gerade tat. «Gut, aber komm hinterher ja nicht bei mir an und heul mir die Ohren voll», gab der Blauhaarige angepisst zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. «Bestimmt nicht.» «Schön.» «Schön.» Es folgte ein kleines Blickduell, das bestimmt eine gute Minute anhielt, bis es Kakuzu schließlich zu blöd wurde. «Können wir uns jetzt wieder einkriegen und bitte über was anderes reden?», fragte er gepresst und versuchte zwanghaft seinen Ton versöhnlich klingen zu lassen. Sein Stolz litt zwar darunter, aber diese drückende Atmosphäre weiter ertragen zu müssen, zehrte dezent an seinen Nerven. «Liebend gern», erwiderte der Blauhaarige gehässig. Kakuzu seufzte und hätte nie gedacht, dass er Kisames locker-lässige Art mal vermissen würde. Es kam nicht oft vor dass sie sich ernsthaft aneckten, aber wenn, dann ließ Kisame im Nachhinein wirklich sehr oft die beleidigte Diva raushängen. Was bei seiner Statur Kakuzu manches mal innerlich lächeln ließ. Doch gerade war ihm nicht danach. Sie blieben noch eine Weile in der Bar, aber die grottige Stimmung wollte sich partout nicht heben lassen und so bestand ihr Gespräch aus krampfhaft gestellten Fragen und einsilbigen Antworten. Irgendwann sah Kakuzu ein, dass das so keinen Sinn mehr hatte, weshalb er sich daran machte sein Bier schnell auszutrinken, nebenbei verkündete, dass er sich gleich verpissen würde. Kisame grunzte nur als Zustimmung, tat es ihm gleich und so verließen sie schließlich gemeinsam die Bar. Die Verabschiedung fiel spärlich aus, ehe sich ihre Wege trennten. Noch immer ziemlich mies gelaunt lief Kakuzu die paar Meter zum Parkplatz und stieg in seinen Wagen. Auch wenn er nicht wollte, musste er dennoch daran denken was Kisame gesagt hatte. Das stimmte zwar alles nicht, sein Kumpel konnte das ja schlecht beurteilen, dennoch spukten ihm Kisames Worte im Kopf herum, bis es ihm irgendwann reichte und er sich kurzerhand sein Smartphone schnappte. Er würde jetzt Hidan schreiben. Und sich mit ihm verabreden. Damit würde er sich und Kisame beweisen, dass dieser unrecht hatte. Denn nur weil er ihr Verhältnis auflockern wollte, würde sich dadurch doch nicht allzu sehr was zwischen ihnen ändern. Als ob Hidan ihn direkt abschreiben und sich einen neuen Stecher suchen würde. Lächerlich. Und wenn Kakuzu es sich recht überlegte, hatte der Jüngere das mit dem Langweilen sicherlich auch nur gesagt, um ihn auf die Palme zu bringen. Der kleine, elende Ficker! Den Seitenhieb würde er schon noch zurückbekommen. Während er eine Nachricht tippte, sah er schnaubend ein, dass er sich völlig sinnlos geärgert hatte. Und auch noch Kisame deswegen vollgequatscht hatte – was er sich auch getrost hätte sparen können. ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Heute Zeit? 17:23 ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Er wartete noch ein paar Minuten im geparkten Auto und tatsächlich vibrierte sein Handy nur kurze Zeit später. ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Nope 17:26 ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Unzufrieden starrte er auf das eine Wort. Die Antwort, die seiner Meinung nach auch gerne etwas ausführlicher hätte ausfallen dürfen. Hidan war doch sonst nicht so mundfaul. Kakuzu war derjenige von ihnen, der einsilbige Nachrichten verschicken durfte. ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Musst du arbeiten? 17:27 ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Die Antwort kam fast sofort, dann ging Hidan offline. ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Ne, hab schon was vor 17:27 ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Es juckte Kakuzu in den Fingern nachzufragen, was das denn wäre, doch dann besann er sich und ließ es bleiben. War ja wurscht was der andere trieb und bisher hatte er bei einer Absage auch noch nie eine Begründung verlangt, also, warum sollte er es jetzt tun? Und nur weil Hidan jetzt gerade keine Zeit für ihn hatte, hieß das noch lange nichts. Und die Vorstellungen, die sich gerade in seinen Verstand stehlen wollten – Hidan, wie er von einem anderen genommen wurde – drängte er knurrend wieder zurück. Kakuzu startete den Wagen, fuhr auf die Straße und mahnte sich innerlich, sich nicht von Kisames Paranoia anstecken zu lassen. Dann würde er sich eben morgen oder nächste Woche beweisen, dass zwischen ihm und Hidan alles bingobongo war. Außerdem gab es tausend Dinge, was Hidan heute Abend vor haben könnte. Vielleicht traf er sich mit Suigetsu und die lieferten sich ein Koch-Battle oder so was in der Art. Oder er feilte an seiner Kreation für den Kochwettbewerb. Oder aber er traf sich mit seinem Sandkastenfreund, von dem Hidan schon einiges erzählt hatte. Kakuzu war ihm noch nie begegnet, deshalb war ihm der Name auch nicht hängen geblieben – dazu benötigte er einfach ein Gesicht. Es war aber irgendwas mit D. Dareida oder so. Oder aber Hidan war wegen letztens noch immer beleidigt. Womöglich machte er extra einen auf Zicke und wollte ihn ein wenig zappeln lassen. Nur blöd, dass das bei Kakuzu nicht funktionierte. Kapitel 23: Part 4: Das geht jetzt echt zu weit ----------------------------------------------- Das geht jetzt echt zu weit, hätte wohl Kisame dazu gesagt. Jedenfalls glaubte Kakuzu das, während er hinab auf das Messer blickte, welches ihm Hidan hinhielt. Seit ihrem Streit letztens in der Bar hatte er mit seinem Kumpel nicht mehr über Hidan gesprochen. Immer wenn sie auf das Thema kamen, blockte sein Kumpel direkt ab und machte deutlich, dass er darüber nichts mehr wissen wollte. Deswegen musste er sich Kisames Kommentare selbst ausdenken – was er gewiss nicht freiwillig tat. Aber Kisame schien ihn schon so weit bearbeitet zu haben, dass diese mentalen Zwischenrufe von ganz alleine kamen. Dennoch, er war sich ganz sicher, dass Kisame etwas in der Art gesagt hätte. Seltsamerweise waren es genau dieselben Worte, die auch ihm selbst auf der Zunge brannten. Merkwürdig, dass sie mal einer Meinung waren, gerade jetzt, wo sie doch halb zerstritten waren. «Das geht zu weit, Hidan.» Sagte er dann noch mal laut, damit der Jüngere auch wusste, was er von dessen Vorschlag hielt. Nämlich gar nichts. Kakuzus direkte Ablehnung schien Hidan zu verwundern, denn er zog erst die Stirn in Falten, ehe er ein unzufriedenes Gesicht aufsetzte. Sah so aus, als würde er gleich anfangen zu schmollen, doch sollte er ruhig. Auch das würde Kakuzu nicht dazu bringen seine Meinung dazu zu ändern. «Warum? Du musst ja nicht tief schneiden. So ein paar oberflächliche Schnitte würden ja schon reichen.» Hidan hatte ihn schon manche Dinge schmackhaft machen können, von denen er zu Anfang nicht viel gehalten hatte. Doch hiermit verhielt es sich anders, weswegen er nur langsam den Kopf schüttelte. Wie kam der Kleine nur darauf, das wäre eine gute Idee? Nach den Zweifeln, die Kisame letztens in ihm gestreut hatte, hätte er sich ihr Wiedersehen – das nebenbei ganz schön lange auf sich hat warten lassen – eigentlich etwas anders vorgestellt. Friedlich und nicht mit der bösen Vorahnung, dass diese kleine Meinungsverschiedenheit den Abend ruinieren könnte. Zuvor hatten sie sich mit Pizza und Dosenbier vor den TV gehockt und sich gemütlich unterhalten. Danach hatte sich Kakuzu sogar zu einen Kinobesuch überreden lassen. Der Film entsprach zwar seinem Geschmack, aber er verstand das Prinzip von Kinos einfach nicht – warum sollte er für etwas bezahlen, wenn er Zuhause gratis streamen konnte? Nichts desto trotz hatte er zugestimmt, vielleicht auch um Hidan etwas milde zu stimmen. Der hatte sich zwar bisher nicht groß was anmerken lassen, aber Kakuzu war nicht dumm. Schon als der Jüngere hier aufgekreuzt war, hatte er gemerkt, dass irgendwas im Busch war. Gute Laune sah einfach anders aus. Da es zur nächsten Vorstellung jedoch noch eine gute Stunde hin war, mussten sie sich die Zeit noch mit was anderem vertreiben. Hidan hatte ihn nur dreckig angegrinst; aber er musste auch gar nichts sagen, damit Kakuzu kapierte, was diesem im Sinn stand. Gegen Sex hatte Kakuzu an sich ja nichts – sie hatten sich eine ganze Weile nicht gesehen und irgendwie hatte er generell immer Bock auf Hidan. Doch das änderte sich rasch, als sich der Jüngere unter seinem irritierten Blick in der Küche ein Messer aus dem Block zog und ihm mit der Begründung hinhielt, dass es damit sicher aufregender werden würde. «Bisher hast du doch auch bei allem mitgemacht, warum jetzt damit nicht?», motzte Hidan, während er mit dem Messer so arg vor Kakuzus Gesicht herumfuchtelte, dass er es ihm kurzerhand schnaubend aus der Hand riss. «Ich denke das versteht sich von selbst.» Hidan sollte als Koch doch wissen, dass mit Messern nicht zu spaßen war. Dass so was beim Geschlechtsakt nichts zu suchen hatte, sollte daher auch klar sein. Auch wenn Kakuzu dahingehend ziemlich offen war und, seit er Hidan kennengelernt hatte, auch viel Neues ausprobierte, zu dem er vorher teilweise direkt nein gesagt hätte, gab es einfach auch hier Grenzen. Sie sprachen hier schließlich von einem Messer und keinem gängigen Bettspielzeug. Wenn man nicht aufpasste konnte das ganz schnell sehr gefährlich werden. Und ehrlich gesagt hatte Kakuzu wenig Lust nachher die Ambulanz zu rufen, nur weil es Hidan übertrieb. Nicht auszuschließen, dass der Jüngere es irgendwie fertig brachte ihn dazu zu treiben, ihm mehr beizubringen als gut für ihn war. Und das wollte er nicht. Es lag ihm fern, den Silberhaarigen ernsthaft zu verletzten. Deshalb konnte er das Risiko nicht eingehen, auch, weil er sich in dieser Sache selbst nicht ganz traute. Mit einem nackten, sich windenden Hidan unter sich, würde er gewiss keine hundertprozentige Kontrolle über sich und seine Bewegungen haben. Einmal versehentlich abrutschen und das war’s. «Dann mach ich es halt selbst», gab der Jüngere patzig von sich und griff erneut nach dem Messer, wandte sich Richtung Schlafzimmer ab. Kakuzu runzelte erst noch die Stirn, bis ihm aufging, was der andere damit meinte. «Leg das Messer hin, Hidan.» Forderte er streng, da hier einfach der Spaß aufhörte. Ihm war es ernst. Ein verfluchtes Messer hatte in Kakuzus Augen einfach nichts im Schlafzimmer verloren. Masochistische Neigungen hin oder her – nein. Einfach nein. Und wenn dann auch noch Hidan Herr über das Messer wäre, würde das garantiert unschön und ziemlich blutig enden. Kakuzu dachte an das eine mal zurück, als er Hidan etwas zu lange die Luft abgedrückt, diesen fast in die Ohnmacht getrieben hatte. Und der Jüngere mit keinem Pieps auf sich aufmerksam gemacht hatte, dass es ihm zu viel war. «Du hast mir gar nichts zu sagen.» Meinte dieser schnippisch über seine Schulter hinweg. Kakuzu seufzte. Hidans Sturheit ging ihm so gewaltig auf die Nerven, doch was noch viel schlimmer war, war das drückende Gefühl in seiner Magengegend – was, wenn er den Jüngeren nicht von der Idee mit dem Messer abbringen konnte? «Hör auf damit, Hidan!» Grob fasste er Hidan an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum, so dass er ihn ansehen musste. Er war lauter geworden als beabsichtigt, doch im Angesicht der scharfen Klinge, die Hidan partout nicht aus der Hand geben wollte, konnte man halt schonmal etwas unbeherrscht werden. Und unruhig. «Jetzt mach nicht gleich nen Aufstand, ist ja nicht so als würde ich mich abstechen wollen.» Witzelte Hidan und schlug Kakuzus Arm weg. Nach dieser hirnlosen Aussage war für Kakuzu das Maß endgültig voll. «Gib mir das Messer», verlangte er leise, streckte die Hand aus. «Nein.» Trotzig sah Hidan zu ihm auf. Das war nur zu deutlich. Der Kleine legte es geradezu auf einen Streit mit ihm an. Etwas Dunkles flackerte in Hidans Augen auf, was Kakuzu für einen kurzen Moment innerlich erstarren ließ. Dann, ganz langsam und beinahe… spielerisch drehte der Jüngere das Messer in seiner Hand. «Bist du sicher, dass du mich schon wieder mit Füßen treten willst?», fragte er ohne jede Emotion. Gebannt sah Kakuzu dabei zu, wie Hidan die Spitze des Messers an seinen eigenen, ausgestreckten Unterarm ansetzte. «So fühlt sich das nämlich an, wenn du so zu mir bist. Und in letzter Zeit bist du das ziemlich oft.» «Was soll das?», fragte Kakuzu heiser. Seine Stimme zitterte, da ihn gerade eine üble Befürchtung überkam, was Hidan vorhatte. Er schluckte angestrengt, sein Herz hämmerte in seiner Brust, als das eklige Gefühl der Angst seine Kehle zuschnürte. Nein. Nein, so weit würde Hidan nicht gehen. Das würde er nicht tun, nur um ihn wütend zu machen. So verrückt war der Kleine nicht. Oder etwa doch? Hidan stierte ihn unverwandt an, während er die Spitze des Messers leicht in seine Haut drückte. Ein kleiner Blutstropfen bildete sich, doch ehe der Jüngere den Druck verstärken und sich womöglich tatsächlich noch einen Schnitt zufügen konnte, machte Kakuzu dem allem ein Ende. «Es reicht!», bellte er, laut genug, dass es womöglich sogar noch die Nachbarn hören konnten. Was auch immer in Hidan gefahren sein mochte, er schien wieder zu Sinnen zu kommen, denn er zog das Messer zurück, was es Kakuzu ermöglichte, es ihm zu entwenden und grollend hinter sich in den Block zurückzustecken – außer Hidans Reichweite. «Ich schlafe nicht mit dir, solange das Ding in der Nähe ist», stellte er hitzig klar und zügelte sich, Hidan für seine Dummheit nicht auch noch eine zu schellen. «Und ich schwöre dir, wenn du nicht sofort aufhörst mit dem Mist, mich erpresst oder was auch immer das gerade sollte, rede ich nie wieder auch nur ein Wort mit dir. Das meine ich ernst. Du spinnst doch, mit solchen Dingen macht man keine Späße.» Für Kakuzu gab es einen gravierenden Unterschied zwischen dem, was er Hidan gelegentlich beim Sex zufügte und dieser Selbstverletzung, mit dem der Jüngere ihm hier gerade gedroht hatte. Wenn Hidan ihm irgendwas zurückzahlen wollte, schön, gern, dann sollte er das – aber nicht so. Kakuzus Ansage schien zu wirken, denn auch wenn Hidan mit der Zunge schnalzte, hielt er dem Blickkontakt nicht stand und sah schuldbewusst zu Boden. «Wovon zum Teufel sprichst du?», murmelte er kleinlaut. «Das weisst du ganz genau.» Nein, Kakuzu hatte sich das gewiss nicht eingebildet. Konnte zwar sein, dass Hidan nur flüchtig daran gedacht hatte und es nicht so weit hätte kommen lassen – es war trotzdem einfach nur das Letzte aus einer Trotzreaktion damit zu drohen sich selbst zu verletzen. Der Jüngere schwieg daraufhin nur, mied Kakuzus Blick, was diesen ein wenig aufatmen ließ, denn dann war es Hidan bewusst, wie dumm das von ihm gewesen war. «Wenn dir irgendwas nicht passt, dann sag es einfach, aber komm mir nie wieder mit so ner Nummer.» Hidan lachte gekünstelt auf, hob dann wieder den Blick. «Nicht passen? Wie kommst du denn da drauf? Läuft doch alles super! Vor allem jetzt, wo wir die Fronten geklärt haben und ich weiss, dass du mich als deine Bitch siehst. Weil, das bin ich ja auch. Ein Schwanz reicht mir auf Dauer einfach nicht. Ich dachte ja erst du hättest ein Problem damit, aber man bin ich froh, dass das bei dir klargeht. Aber schade, dass du jetzt einen auf verklemmt machst, dabei wollte ich das zwischen dir und mir doch nur etwas aufpeppen. Damit es nicht wieder so langweilig wird. Aber gut, anscheinend hast du jetzt nicht mal mehr Lust deine Bitch zu ficken!» Aus Wut funkelnden Augen starrte Hidan ihn an, doch Kakuzu wusste darauf nichts zu erwidern. Er war regelrecht sprachlos. Kakuzu war Hidans ordinäre und obszöne Redensart gewohnt, doch bisher hatte sich das im Rahmen gehalten. Doch nun… wie kam er dazu, sich selbst als Schlampe darzustellen? Oder war es… weil es wahr war? Hatte Hidan ihn womöglich angelogen, als er damals sagte, es gäbe nur ihn? Hatte er die ganze Zeit schon mit anderen verkehrt? «Schön, dass du langsam dein wahres Gesicht zeigst», dachte er laut. Aber richtig daran glauben, dass Hidan einer von der Sorte war, konnte er nicht. Wollte er nicht. Denn Lügner und dreckige Huren waren in Kakuzus Augen verabscheuungswürdig. Und mit solchen wollte er nichts zu tun haben. Lieber wollte er daran glauben, dass ihm Hidan diese Dinge nur aus reiner Wut entgegen schleuderte. Man brauchte nicht erwähnen, dass ihm das Wort Langeweile mal wieder schwer im Magen lag – dass Hidan auch ständig dieses verfickte Wort benutzte. Das war einfach nur… verletzend. Ja, verflucht! Kakuzu war kein verdammtes Weichei, aber man, wenn der andere ständig mit solchen Begriffen um sich warf, tat das einfach weh. Dann langweilte er ihn halt – aber musste er es ihm ständig unter die Nase reiben? Kakuzu störte sich vor allem daran, wie Hidan es ihm sagte. Wenn dieser es einfach normal mit ihm bequatscht hätte à la – Ey, sorry, aber unser Sex ist echt langweilig geworden, lass mal was ändern – hätte Kakuzu ja auch kein Problem. Aber so fies wie es der Jüngere ihm ständig in’s Gesicht klatschte… das war einfach nicht fair. Es hörte sich so an, als würde Hidan einfach alles was Kakuzu tat scheiße finden. Da stellte sich doch die Frage: warum zum Teufel war Hidan dann hier? Warum war er hergekommen, wenn er ihn so scheiße fand? Kakuzu presste die Kiefer aufeinander, starrte Hidan mit versteinerter Miene an, welcher den Blick stur erwiderte. «Ich hab dich bisher nie als Schlampe angesehen, Hidan. Dazu hast du dich gerade selbst gemacht.» Geh und lass dich als Hure, die du anscheinend bist, von allen durch nageln, hätte er am liebst noch hinzugefügt. Hidan schnaubte nur, senkte verärgert den Blick gen Boden, ehe er sich sich resigniert seufzend durch’s Haar strich. «Weisst du was?», meinte er dann nach einer Weile, mit deutlich ruhigerem Gemüt. Er fuhr sich einmal übers Gesicht, seufzte erneut und sah plötzlich einfach nur noch müde aus. «Ich will mich eigentlich nicht mit dir streiten, aber… ich weiß langsam echt nicht mehr, ob das noch nen Sinn hat. Du hast recht, weil… ich hab keine Ahnung was ich hier eigentlich mache. Denn eigentlich hast du ziemlich deutlich gemacht, was du von mir willst.» Der Silberhaarige gab ein freudloses Lachen von sich, das sich doch sehr traurig anhörte, ehe er schulterzuckend wieder Kakuzus Blick suchte. «Lust auf Kino ist mir jetzt auch vergangen. Und ich denke dir ist es sowieso lieber nicht hinzugehen, oder? Also lassen wir’s doch einfach bleiben. Ich hau ab und hau mich auf’s Ohr. Hab die letzten Tage nicht sonderlich viel Schlaf bekommen.» Kakuzu verkniff sich einen spitzen Kommentar dazu – wer sich die Nächte um die Ohren schlug und dann nur noch wie ein Kartoffelsack herum schlurfte und jeden ankeifte, der ihm über den Weg lief, hatte zwar keine Schonung nötig, aber jetzt einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen, indem er noch weiter Öl ins Feuer goss, wollte er nun auch nicht. Im Grunde hätte Hidan sich diese unnötige Aussage auch sparen können – er wollte sich nicht ausdenken müssen, was der Grund für Hidans Schlafmangel war. Nach Hidans Aussage vorhin, war es jedoch eindeutig. Wenn Hidan nichts gesagt hätte, wären Kakuzu noch nicht mal die dunklen Augenringe aufgefallen, die ihm jetzt ärgerlicher Weise direkt ins Gesicht sprangen und die auf einige durchzechte Nächte – die er gewiss nicht alleine verbracht hatte – hindeuteten. «Vielleicht ist das tatsächlich besser.» Er verschränkte die Arme vor der Brust. Nun war auch ihm die Lust vergangen, etwas mit Hidan zu unternehmen – zuvor war wenigstens noch ein kleiner Funke Motivation da gewesen. Aber wenn einem immer gesagt wurde, wie langweilig man doch war, war das ja kein Wunder. Hidan nickte, suchte sich daraufhin seine sieben Sachen zusammen, bevor er an der Tür innehielt, sich noch mal zu Kakuzu umdrehte und ihn ein paar Sekunden einfach nur ansah – als würde er auf irgendetwas warten. Doch noch bevor Kakuzu darüber rätseln konnte, was genau das sein sollte, war der Moment verstrichen und Hidan schon halb zur Tür raus. «Na dann, man sieht sich. Oder so.» Murmelte Hidan noch und zog die Tür hinter sich zu. Es klickte, als diese untypisch leise ins Schloss fiel und Kakuzu kam der Gedanke, dass das wohl Hidans bisher leisester Abgang ever gewesen war. Er hätte nie gedacht, dass es mal soweit kommen würde, aber er wünschte sich doch tatsächlich das übliche, laute Türknallen zurück. Das hier war einfach nur erdrückend. Kapitel 24: Part 4: Hörst du mir überhaupt zu? ---------------------------------------------- Hörst du mir überhaupt zu?, riss ihn Kisame aus den Gedanken. Unter dem prüfenden Blick seines Freundes, räusperte sich Kakuzu, darum bemüht so zu wirken, als wäre er geistig nicht gerade ganz wo anders gewesen. Es ging gerade schon so alles steil bergab, da wollte er nicht auch noch die Sache mit Kisame verschlimmern. «Natürlich», brummte er und griff nach seinem Wasserglas. Zu seinem Ärgernis schwamm in jenem eine Zitronenscheibe. Angewidert fischte er sie heraus und klatschte sie auf den Tisch. Dieser war mit einer dieser hässlichen Papierunterlage überzogen, so wie es oftmals in Cafés der Fall war. Kakuzu nahm einen Schluck, beobachtete dabei wie die beige Unterlage die Flüssigkeit der Zitrone aufsog. Ein fieses Lächeln huschte über seine Lippen, als er an die Bedienung dachte, die sich nachher um die Sauerei kümmern durfte. Das hatte die Tussi verdient. Denn, wenn man ein furz normales Wasser bestellte, hatte da doch bitte keine Zitronenscheibe drin verloren. Zudem hatten er und Kisame ganz schön lange warten müssen, bis sich die junge Frau zu ihnen bequemt hatte, um ihre Bestellung aufzunehmen. Dass das Café gut gefüllt war und sie dementsprechend auch viel zu tun hatte, akzeptierte er nicht als Entschuldigung – schließlich war das nicht sein Problem. Seiner Meinung nach sollte man als Gast dennoch eine solide, rasche Betreuung erwarten dürfen. Daher konnte sie nachher gucken, wenn rauskam wie bescheiden sein Trinkgeld ausfiel. Dass er keines gab war zwar nichts besonderes, doch dieses mal würde er sich doppelt und dreifach über das Nasenrümpfen freuen. «Ach, wirklich? Und worüber haben wir, beziehungsweise ich, gerade geredet, während du damit beschäftigt warst, ich weiß nicht… gefühlt eine halbe Stunde lang wütend auf deinem Handy rum zu tippen?» Kakuzu legte sein Smartphone, Display voran, auf den Tisch, als er sich dabei erwischte, wie er unter anderem eben wieder durch jenen Chatverlauf scrollte. Dabei hasste er es doch genauso sehr wie Kisame, wenn sein Gegenüber am Handy hing, anstatt sich mit dem zu befassen, mit dem man sich schließlich auch verabredet hatte. «Ich mache gar nichts, ich hab lediglich meine Mails gecheckt.» «Klar», schnaubte Kisame, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich distanziert in seinem Stuhl zurück. «Also, was denkst du?», fragte er dann. «Worüber?» «Da du mir ja zugehört hast, musst du doch sicherlich wissen, was ich dich eben gefragt habe. Also, was denkst du?» Kisame sah ihn abwartend an, während Kakuzu den Kiefer anspannte und sich krampfhaft versuchte zu erinnern, womit der andere ihn bis eben vollgetextet hatte. Eigentlich konnte es sich nur um eines von drei Themen handeln. Kisame mochte ein redseliger Typ sein, aber wenn es um Gesprächsstoff ging, war dieser doch eher einfach gestrickt. Mit nachdenklich verengten Augen wägte Kakuzu ab, welches Thema wohl das Richtige war. Sport, Arbeit oder Itachi? Er tendierte ja fast schon zu Punkt drei, sah dann aber schon an Kisames Blick, dass jede Antwort seinerseits die falsche gewesen wäre. Der andere wusste doch bereits, dass er nicht zugehört hatte. Und – ganz egal was er gesagt hätte – es folglich nur ins Blaue geraten wäre. Kakuzu antwortete nicht. Was hätte es auch für einen Sinn gehabt? Er seufzte stattdessen, starrte auf sein Glas und hatte plötzlich gar keine Lust mehr auf irgendwas. «Man, bist du neben der Spur», bemerkte Kisame resigniert seufzend und musterte ihn dann ausgiebig. «Echt so schlimm?» Es genügte ein Blick, um zu wissen, dass Kisame es wusste. Gottverdammt!, fluchte Kakuzu gedanklich auf und versuchte sich von nun an zusammenzureißen, sich nicht mehr so hängen zu lassen. War ja klar, dass ihn Kisame mal wieder durchschaute. Das tat er zu Kakuzus Leidwesen immer. Dass dieser auch immer gleich merken musste, was bei ihm los war! «Mir geht es gut», gab er kühl zurück. «Ja, klar. Wäre mir auch neu, dass du mir sagen würdest, wenn es dir scheiße geht.» Kisame grinste ihn aufmunternd an, ließ es dann aber bleiben, als er merkte, dass es nicht zu Kakuzu durchdrang. «Ich würde dich ja fragen was los ist, aber–» «Das willst du nicht hören», schnitt er dem Blauhaarigen das Wort ab. «Heh, ja. Ich hab mir schon fast gedacht, dass es was mit Hidan zu tun hat.» Kakuzu biss sich fest auf die Lippe – er wollte nicht schon wieder an die Probleme mit Hidan denken. Auch wenn er die letzten Tage sowieso an fast nichts anderes hatte denken können und gerade eben auch wieder ihren verdammten Chatverlauf durchgegangen war. Eigentlich hatten sie seither nicht viel geschrieben… jedenfalls Hidan. Was wohl daran liegen konnte, dass Kakuzu ihn verbal in der Luft zerfetzt hatte. Und das aus gutem Grund. Vor ein paar Tagen hatten sie auf Kakuzus Drängen hin ein Treffen ausgemacht. Alles schien zunächst in Ordnung, doch als der Tag des Treffens kam, war der Jüngere einfach nicht erschienen. Nichtmal abgesagt hatte er. Eiskalt versetzt hatte er ihn. Kakuzu war sich vorgekommen wie der letzte Vollidiot, als er mehr als zwanzig Minuten vor Hidans Wohnung auf diesen gewartet hatte. Da war man mal so nett und wollte ihn abholen kommen und dann durfte er, nachdem ihm der Geduldsfaden endgültig gerissen war und er die verdammte Türklingel durchdrückte, feststellen, dass gar niemand Zuhause war… Folglich hatte Kakuzu ein paar wütende Nachrichten an Hidan geschickt, die dann auch noch einige Tage ignoriert worden waren, bevor er am gestrigen Tag dann wieder ein Lebenszeichen von Hidan erhalten hatte. Eine lieblos dahin geklatschte Entschuldigung und eine sehr schlechte Ausrede, die geradezu nach Lüge stank. Seither herrschte Funkstille und auch wenn Kakuzu dem Jüngeren ein paar mal hatte schreiben wollen, geradezu über seinem Handy gehangen hatte, im Versuch, den richtigen Ansatz zu finden, hatte er es dann doch gelassen. Es war eine verzwickte Situation. Einerseits war er wütend darüber, dass Hidan einfach nicht aufgetaucht war, und zu Stolz jetzt den ersten Schritt zu machen. Andererseits sagte ihm sein Bauchgefühl, dass der Kontakt irgendwann einfach abreißen würde, sollten sie sich nicht zusammenreißen und sich aussprechen. Denn offensichtlich gab es einige Dinge, die zwischen ihnen lagen. Nur wollte Kakuzu nicht reden. Klartext reden – dazu war er einfach nicht geschaffen. Und eigentlich wusste er auch gar nicht, was genau er von Hidan wollte. Zuerst hatte er nur Sex gewollt, doch jetzt war das… naja, doch, es war immer noch so. Er wollte immer noch nur Sex, aber dann irgendwie… doch nicht. Apropos Sex – er hatte sich schon so sehr an Hidan und seine Unersättlichkeit gewöhnt, dass er sich jetzt, wo so lange nichts mehr zwischen ihnen gelaufen war, vorkam wie ein vertrockneter, alter Kaktus. Unbefriedigt war gar kein Ausdruck mehr dafür, was Kakuzu gerade durchmachte. Schlimm genug, dass er fast jeden Tag mit einem Ständer erwachte. Doch der Gipfel des Eisbergs war, dass, wenn er gedanklich bei seinem Problem mit Hidan nicht weiterkam, sein Gehirn ihm lieber ein paar wärmere Bilder mit dem Jüngeren vorspielte. Was ziemlich lästig war, weil er es langsam ziemlich nötig hatte und sein Körper dementsprechend auch reagierte. Womit er sogar bei der Arbeit nicht verschont blieb. Einmal hätte er aus Wut und Frust beinahe einer seiner Klienten angeschrieen, obwohl der natürlich gar nichts dafür konnte und Gott sei Dank auch nicht bemerkt hatte, was sich in Kakuzus Hose abspielte. Lustig. Hidan machte ihm sogar noch dann das Leben zur Hölle, wenn er mit Abwesenheit glänzte. «Ist er das nicht? Das da drüben?», holte ihn Kisame aus seinem Dilemma und deutete über Kakuzus Kopf hinweg. Jener drehte sich halb in seinem Stuhl um, um hinter sich zu sehen und tatsächlich entdeckte er den Silberhaarigen ein paar Tische weiter. Er saß mit dem Rücken schräg zu ihnen und hatte sie beide wohl noch nicht gesehen. Eigentlich ein absurder Zufall, dass sie am selben Tag, zur selben Zeit, im selben Café saßen, wo die Stadt doch so groß war. «Der Kerl da, ist das– meinst du, das ist– keine Ahnung, du weißt schon… sein Neuer?» Etwas zwickte in Kakuzus Brust, als er sich Kisames Vermutung anhörte, gleichzeitig brodelte es in seinem Bauch, als würde gleich ein Vulkan in seinem Inneren ausbrechen. Sein Blick glitt zu jenem blonden Kerl, der Hidan gegenüber saß und dem er liebend gern ein wenig Lava in sein langes Haar speien würde. Hoffentlich würde sein Kopf Feuer fangen, seine Haare zischend verbrennen und seine Kopfhaut weggeätzt werden und– Er hielt inne, musterte den Kerl genauer. Blonde lange haare, ziemlich weibisches Gesicht, von der Statur her ähnlich wie die von Hidan. Vielleicht war er ein wenig kleiner und schmaler als der Silberhaarige, aber sie waren definitiv im selben Alter. Das war beruhigend. So wie der Kerl aussah – auf sowas stand Hidan doch nie im Leben. «Bestimmt nicht», meinte er und drehte sich wieder zu Kisame. «Sie dir den Kerl an. Als ob das Hidans Typ wäre.» Sein Kumpel hob beide Brauen, schien nicht überzeugt. «Woher willst du wissen wie sein Typ aussieht?» «Nimm mich als Vergleich. Da hast du deine Antwort.» «Hmh, stimmt. Irgendwie sieht er sogar so aus, als würde Blondi ganz gut in dein Beuteschema passen, was?», gluckste Kisame. «Aber anzunehmen, du wärst Hidans "Traumtyp", sozusagen, ist schon was gewagt, oder? Was wenn du eine Ausnahme bist oder der Kerl eine ist? Du weißt ja nicht worauf Hidan bei Männern achtet. Vielleicht ist er sogar so einer, dem das Aussehen völlig egal ist und dem was ganz anderes wichtig ist?» Verärgert sah Kakuzu zu seinem Kumpel rüber. Warum nur kam es ihm so vor, als würde ihm sein Freund geradezu einreden wollen, dass der Typ was mit Hidan hatte? Dennoch war sich Kakuzu nun doch nicht mehr sicher. Mit gar nichts mehr. Und er musste unwillkürlich daran denken, dass der Silberhaarige des öfteren versucht hatte ihre Positionen im Bett zu tauschen, sich die aktive Rolle zu erkämpfen. Es war ganz offensichtlich, dass Hidan beiden Rollen, bot sowie top, zugetan war. Und so wie er damals in ihrer Anfangsphase drauf gewesen war, beschlich Kakuzu nun bei genauerer Überlegung die Vermutung, dass er den aktiven Part sogar noch ein wenig lieber mögen könnte. War immerhin möglich, wenn man bedachte, wie widerspenstig und unbeugsam Hidan war. Konnte es daher sein, dass Hidan den Kerl dort als Möglichkeit ansah, mal wieder der Stecher zu sein? Passen würde es ja – Kakuzu sah dem Blonden ja schon von hier aus an, dass der lieber der Gefickte war. «Hn», machte er und konnte es nicht lassen erneut über seine Schulter zu schauen. Hidan unterhielt sich mit dem Blonden, sie lachten zwischendurch sogar mal und schienen allgemein ziemlich vertraut miteinander. Das rief in Kakuzu einen gewissen Groll hervor und als sich Blondi lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, war er sich sicher. Jap, er hasste den Kerl jetzt schon. «Sollte ich mal rüber gehen?» «Nein…», meine Kisame zögerlich. «Nein, ich glaube das solltest du nicht tun.» Kakuzu umfasste sein Wasserglas etwas fester, als er mit verengten Augen beobachtete, wie der Blonde soeben Hidan am Arm berührte und sich ganz leicht zu ihm rüber lehnte – als würde er ihm etwas im Privaten sagen wollen. Der Knoten in Kakuzus Bauch zog sich noch etwas fester zusammen. «Doch, ich glaube das sollte ich.» Er riss sich von dem Anblick los, leerte sein Glas in einem Zug und knallte es zurück auf den Tisch. Er erhob sich so abrupt, dass die Stuhlbeine lautstark über den Boden schabten. «Nein, das ist keine gute Idee, man. Was willst du denn tun? Lass gut sein, der Kerl kann nichts dafür, okay? Der weiß womöglich nichtmal dass es dich gibt, und wenn doch, gibt dir das noch lange nicht das Recht, da jetzt reinzupfuschen oder einen Aufstand zu machen. Alter, du selbst hast Hidan gesagt, dass er–» «Ich sag nur schnell mal Hallo», speiste er seinen Kumpel ab, konnte seinen Blick gar nicht von den beiden dort am Tisch abwenden. Sie wirkten einfach viel zu ausgelassen miteinander, schienen viel zu vertraut. Kakuzu konnte es sich nicht erklären, aber das schürte in ihm übelste Lust jemanden zu verprügeln. Vorzugsweise den Blonden dort. «Bau keinen Mist, man!», bat Kisame ihn noch, doch da war er schon losgelaufen. Als er die paar Meter überbrückt hatte, blieb er neben Hidan stehen, der ihn zuerst gar nicht bemerkte. Als dann aber der Blonde das Gespräch unterbrach und ihn fragend ansah, wandte sich auch der Silberhaarige zu ihm um. Die Überraschung stand Hidan sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Leider fing er sich schnell wieder, da er schon im nächsten Moment ein kühles Pokerface aufgesetzt hatte. Distanziert lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. «Was machst du denn hier?», fragte Hidan in einem Tonfall, als müsse er einen unliebsamen Versicherungsvertreter vor seiner Tür abwimmeln. «Bin mit Kisame was trinken», gab Kakuzu unbeeindruckt zurück und deutete hinter sich zu ihrem Tisch. «Aha», brummte Hidan wenig interessiert. «Dachte schon du stalkst mich jetzt.» Kakuzu verzog keine Miene und auch sonst lachte keiner. «Witzig.» «Schon oder? Weil, das würde dir nicht im Traum einfallen. Weniger weil es illegal ist, sondern eher weil dir andere Leute generell am Arsch vorbeigehen.» Die Stimmung war wie gefroren und so erdrückend, dass sich Kakuzu einen Moment lang fragte, warum noch mal er rübergekommen war. Damit sie sich gegenseitig angiften konnten? Hidan sah ihn nichtmal richtig an, starrte an ihm vorbei, als würde er bereits wieder darauf warten, dass Kakuzu sich verpisste. Doch den Gefallen würde er ihm gewiss nicht tun. «Entschuldige, ich wollte eure Zweisamkeit nicht stören», sagte er ruhig, obwohl er innerlich brodelte. Hidans Blick huschte daraufhin kurz zum Blonden, ehe er Kakuzu das erste mal richtig den Kopf zuwandte. Dieser hielt kurz inne, da sich im Blick des Jüngeren etwas verändert hatte, fuhr dann aber fort. «Willst du mir deinen Freund nicht kurz vorstellen?» Er musste ja erstmal wissen, wer der Typ war. Er brauchte seinen Namen, Adresse wäre auch gut. Dann würde er weiter sehen, wie genau er dem Kerl das Leben zur Hölle machen würde. Und mal sehen, wenn ihm dann immer noch der Sinn danach stand, würde er ihm zum Abschied noch kurz die Fresse polieren. Kakuzu machte gute Miene zum bösen Spiel und zwang sich, mit Blick auf Blondi, zu einem Lächeln. Als der erst noch verwirrte Ausdruck des Blonden in verunsichertes Augenweiten überging, war aber spätestens klar, dass es Kakuzu wohl nicht so gut gelang. Und so wie seine Mundwinkel spannten, konnte er nur erahnen, was für eine grauenhafte Fratze er hier gerade riss. Mist. Aber woher sollte er auch wissen, welche Muskeln fürs freundlich Gucken zuständig waren? «Nein, eigentlich nicht», erwiderte der Silberhaarige trocken. «Hidan, was ist hier los? Kennst du den Kerl etwa?», schaltete sich nun Blondi ein, der, dafür, dass er so feminin aussah, eine erstaunlich tiefe Stimme hatte. «Könnte man so sagen, ja. Wir sind flüchtig miteinander bekannt. So würdest du unser Verhältnis doch definieren, oder Kakuzu?» Noch ehe Kakuzu sich einen Konter dafür ausdenken konnte, funkte der Lappen, der sein Maul einfach nicht halten konnte, erneut dazwischen. «Kakuzu?» Fragte der Blonde überrascht, beugte sich im nächsten Moment verschwörerisch zu Hidan vor. «Der Kakuzu, un?», flüsterte er dem Silberhaarigen mit vorgehaltener Hand zu. Was unsinnig war, denn Kakuzu stand direkt daneben und verstand trotzdem jedes einzelne Wort. «Klappe man, sei still!», zischte Hidan. Kakuzu selbst kapierte gar nichts mehr. Der Blonde schien ihn, wenn er das richtig verstanden hatte, ja zu kennen oder wenigstens über ihn Bescheid zu wissen. Aber warum sollte Hidan seiner Verabredung von ihm erzählen? Wenn er Blondi ins Bett kriegen wollte, ergab das wenig Sinn. Außer natürlich er hatte sich irgendein Lügenmärchen ausgedacht und Kakuzu fungierte hierbei nur als Teil einer Art Masche, die Hidan anwendete, um Blondchen schneller flachlegen zu können. Wäre aber nicht gerade klug von Hidan, seinen Namen zu benutzen, anstatt sich einfach einen auszudenken. Kakuzu grübelte noch eine Weile, weshalb er das Starren von Blondi erst etwas verspätet bemerkte. Er wurde eingehend, von oben bis unten, gemustert. Irgendwann blieb der Blick des Blonden an den Narben in seinem Gesicht hängen. Das Geglotze fing Kakuzu schon langsam an wütend zu machen, da blitzte etwas in den blauen Augen auf. Abrupt löste dieser seinen Blick von Kakuzu und wurde plötzlich ganz blass, ehe er anfing nervös seine Hände zu kneten. «Fuck, Hidan, ich muss dir was sagen, un. Können wir kurz–» «Nachher.» «Nur ganz kurz, weil–» «Nicht jetzt, man!» «Aber es ist wichtig!» Hidan schnaubte, ignorierte den Blonden einfach und wandte sich stattdessen wieder Kakuzu zu. «Also, was genau willst du? Warum bist du hergekommen? Wir sind beschäftigt und haben nachher noch was vor, wenn du verstehst. Also mach hinne und spuck aus.» Finster sah Kakuzu den Jüngeren an, der seinen Blick arrogant erwiderte. Es war unmissverständlich was Hidan meinte, zumal Kakuzu nicht dumm war und sich sehr gut vorstellen konnte, wie dieses… dieses Date hier enden würde. An sich ja alles legitim, Kakuzu hatte es ihm ja erlaubt, nein, er hatte das hier fast schon heraufbeschworen. Er war selbst an dem hier schuld, das wusste er. Aber musste Hidan es ihm auch noch so dreckig unter die Nase reiben? Manchmal, da hatte er wirklich das dringende Bedürfnis dem Silberhaarigen den Hals umzudrehen! «Ach, ihr habt noch was vor?» «Allerdings.» «Na dann hoffe ich für Blondchen da, dass ihr direkt zum Wesentlichen kommt und du ihn nicht vorher in's Kino oder sonst wo hin schleppst», schnaubte er abfällig. Hidans Kiefer spannte sich an und er stierte Kakuzu zornig an. «Stell dir vor, es gibt Leute die sehr gern mit mir ins Kino gehen. Die etwas mit mir unternehmen oder sich einfach mit mir in der Öffentlichkeit zeigen. Und das ohne sich für mich zu schämen, weil ich nicht in dessen feines Leben passe.» Kakuzu stutzte, hatte er nicht erwartet und schon gar nicht geglaubt, dass Hidan denken könnte, dass er sich für ihn schämen würde. Was völlig aus der Luft gegriffen war und überhaupt nicht stimmte – dass er ihn in der Öffentlichkeit immer etwas ausbremsen und eintrichtern musste, dass er sich gefälligst zu benehmen hatte, war allein seinem Job zu verschulden. Schlechte Mundpropaganda – wenn auch nur über ihn als Person und nicht auf seine Arbeit bezogen – konnte er sich einfach nicht leisten. Er hatte gedacht er hätte das Hidan klar gemacht. Wobei er zugeben musste, dass er sich einige male schon direkt quer gestellt hatte, wenn es darum ging etwas zu unternehmen. Allein aus dem Grund, um mögliches, öffentliches Aufsehen einfach schon vorne herein zu vermeiden. Was mit einem Hidan an seiner Seite wahrlich schwer zu bewerkstelligen war. Hidan hob sich nunmal von der Masse ab, war laut und auffallend, ein Eye-catcher. So sehr sich Kakuzu auch von Hidans rebellischer, direkter Art angezogen fühlte, sein Ruf konnte sehr schnell darunter leiden. In der Juristenwelt wurde man ja schon als Aussätziger behandelt, wenn man Tattoos unter seinem maßgeschneiderten Anzug versteckte. «Jetzt spinnst du dir aber was zusammen.» «Ach? Kam bei mir nicht so an.» «Das ist nicht meine Schuld.» «Ja, klar, du bist an gar nichts schuld. Es liegt alles an mir. Immer. Wenn ich nicht so bin, wie du mich gerade haben möchtest bin ich der Arsch. Tut mir sehr leid, dass ich da nicht mehr durchblicke, was genau du eigentlich von mir willst, wenn du gefühlt jede Minute deine verdammte Meinung änderst. Lass mich raten… morgen lässt du mich bei dir einziehen, bevor du es dir übermorgen anders überlegst und mich als Paket nach Alaska verschiffen lässt?!» Hidan war gegen Ende hin immer lauter geworden, so laut, dass sich die Leute an den Nachbartischen schon verwundert zu ihnen umsahen. «Was genau willst du von mir, Kakuzu? Entscheide dich endlich mal! Ich hab es verdammt noch mal satt so in der Luft zu hängen!» Damit endete Hidans Wortschwall, der ihn sogar ein wenig außer Atem gebracht hatte, da er nun schnaufend den Braunhaarigen anstarrte und – zu Kakuzus Leidwesen – tatsächlich so aussah, als würde er drauf jetzt direkt eine Antwort von ihm haben wollen. Glücklicherweise entband der Blonde ihm vorerst einer Antwort. «Ahm, es ist wirklich, wirklich, wichtig, un. Und… nachher bist du noch sauer auf mich, weil ich’s nicht direkt gesagt hab, aber–» «Man, ich sagte nicht jetzt, Deidara!», knurrte Hidan und schenkte jenem einen genervten Blick. Bei dem Namen klingelte bei Kakuzu irgendwas. Und nur Sekunden später fiel ihm ein wer der Blonde war – Deidara, Hidans Sandkastenfreund. Unweigerlich fiel ihm ein kleiner Stein vom Herzen, da das ja bedeutete, dass die beiden nichts miteinander hatten und– Eine kleine Zornesader trat ihm auf die Stirn. «Moment, du hast gar nichts mit ihm?!», rief er aus und deutete gereizt auf den Blonden, der daraufhin erschreckt zusammenzuckte. «Hab ich nie behauptet.» Hidan zuckte seelenruhig mit den Schultern, fast so, als wäre nichts dabei, Kakuzu absichtlich in dem Glauben zu lassen. Und dann auch noch dreist genau solche Andeutungen machen, dieser kleine Scheißkerl! «…hey ich… muss das jetzt loswerden, weil… ich hab’s vergessen, okay?», fuhr Deidara zögerlich mit seinem Monolog fort. «Oder nein, vergessen ist nicht das richtige Wort! Ich war voll und wusste da ja noch nicht, dass er es ist, un. Also ich wusste es schon, also jetzt, aber ich wusste vorher ja die ganze Zeit nicht, wie dein Kakuzu aussieht, verstehst du? Sonst hätte ich es dir schon eher gesagt, un! Ich wusste damals ja auch nicht wie er heißt, wie gesagt, war zu voll, oder ich hab den Namen vergessen, das kann auch sein…» Hidan seufzte. «Man, Deidara, was brabbelst du da?» Genau das fragte sich Kakuzu auch gerade. Anscheinend hatte es ja was mit ihm zu tun, auch wenn er nicht gerade schlau aus dem wurde, was Blondi da von sich gab. Konnte auch an dem Sprachfehler liegen, der auf Dauer doch sehr nervig wurde. Da wollte man ihm ja überhaupt erst gar nicht zuhören. Das erinnerte Kakuzu an den einen One-Night-Stand damals, der einen ähnlichen Sprachfehler gehabt hatte. Und wenn er sich Blondchen so ansah, sah er ihm auch ziemlich ähnlich. Dieselben blonden, langen Haare, genauso azurblaue Augen, Statur stimmte auch ungefähr. War ja fast so, als ob er es tatsächlich wäre, aber–… Oh, FUCK! Er starrte Deidara an und dieser starrte zurück. Es war klar, dass der Blonde ihn ebenfalls erkannt hatte. Und Kakuzu wusste, dass er wusste, dass er es wusste. Genauso umgekehrt. Und sie beide wussten, dass das alles eine verdammte Kacke war. Dann war es womöglich das, was der Blonde die ganze Zeit versuchte Hidan zu sagen? Nein verdammt, das durfte er nicht! Das würde es doch nur noch komplizierter machen. «Halt bloß den Mund», warnte er Deidara gefährlich leise, woraufhin der Blonde nervös auf seiner Lippe rum kaute. «Hab ich was verpasst? Was geht hier ab?» Hidan roch den Braten schneller als es Kakuzu lieb gewesen wäre. Der Silberhaarige schien erst irritiert, beugte sich dann aber andächtig über den Tisch vor und blickte sie abwechselnd an. Seine Augen verengten sich skeptisch. «Nichts», antwortete Kakuzu monoton, ohne davon abzulassen Deidara finster anzustarren und ihn mit seinen Blicken einzuschüchtern. Wenn Deidara auspackte, dann… ja, dann war gar nichts mehr gut. Kakuzu wusste zwar nicht ob Hidan ein sehr eifersüchtiger Mensch war – ob sie überhaupt so weit waren, war dann noch mal eine andere Frage – aber er würde sich definitiv nicht freuen und ihnen gratulieren, wenn herauskam, dass Kakuzu mit seinem besten Freund geschlafen hatte. Ihm konnte das nicht egal sein. «Deidara was ist hier los? Was wolltest du mir sagen?» Hidan schien nun endgültig Lunte gerochen zu haben und traktierte Deidara mit seinen Blicken. Dieser sank unter dem stechenden Blick regelrecht in sich zusammen. Verunsichert öffnete er seinen Mund, bekam aber erst gar keinen Ton heraus. Als er dann nach einer kurzen Weile Kakuzu einen entschuldigenden Seitenblick zuwarf, wusste dieser, dass er verloren hatte. Sorry, ich muss das tun, schienen ihm die blauen Augen sagen zu wollen. Und während der Blonde erst noch ein wenig herum druckste, Hidan angespannt wartete, erpicht auf die Antwort, dünkte es Kakuzu, dass das der perfekte Zeitpunkt war, um sich aus dem Staub zu machen. «Ich muss weg», presste er heraus, fing sich einen misstrauischen Blick seitens Hidan ein, den ihn aber nicht davon abhielt auf dem Absatz kehrt zu machen und sich schleunigst zu verpissen. Kapitel 25: Part 4: Huh? ------------------------ Huh?, hatte Kisame wenig intelligent von sich gegeben, als Kakuzu wortlos ein paar Scheine auf den Tisch gepackt hatte. Mit irritiert gehobenen Brauen glotzte Kisame auf das Geld, ehe er Kakuzu einen befremdlichen Blick zuwarf. «Lass uns abhauen», meinte dieser nur. Fragezeichen tanzten dem Blauhaarigen schon fast auf der Stirn herum, doch letztendlich beschwerte er sich natürlich nicht darüber, dass ihn Kakuzu gerade eingeladen hatte. «Lief nicht gut, hm? Hätte ich dir auch so sagen können. Auch wenn ich schon sehr froh bin, dass du den Kerl heile gelassen hast.» «…» Kakuzu schnappte sich seinen Mantel, warf ihn sich über und war froh, als Kisame auch endlich mal in die Gänge kam. «Was war denn jetzt?», hakte sein Freund nach. Kakuzus Sinne waren so vollkommen auf Flucht getrimmt, dass er nur noch daran denken konnte, dass er hier schleunigst weg musste, oder er andernfalls gleich von einem tollwütigen Biest hinterrücks angefallen wurde. Er konnte die stechenden Blicke in seinem Nacken schon fast auf seiner Haut brennen fühlen. Unruhig fuhr er sich über besagte Stelle und drängte Kisame dann zur Eile. Als sie sich ihren Weg durch das volle Café bahnten, wurde er von seinem Kumpel einmal gegen die Schulter geboxt. «Was?» «Spuck aus was war, man.» Kakuzu hielt inne. Und wunderte sich. Wollte der Blauhaarige das jetzt etwa doch hören? Wann hatte dieser das Redeverbot über Hidan aufgehoben? Egal. So aufgewühlt wie Kakuzu gerade war, war er nur froh, mit jemandem darüber sprechen zu können. «Zwischen den beiden läuft nichts», erklärte er. «Der Kerl ist Hidans Kindheitsfreund. Die sind schon ewig befreundet und ziemlich dicke, so wie ich das mitbekommen hab. Hidan hat mir ein paar mal von ihm erzählt. Bin ihm aber noch nie begegnet. Deswegen wusste ich auch nicht, dass er es ist.» «Okay. Und warum hetzt du mich dann durch den halben Laden?» «Ich hab ihn gefickt», gab Kakuzu lapidar zurück. Als er an der Türschwelle angekommen war und gerade nach draußen treten wollte, fiel ihm auf, dass Kisame fehlte. Dieser war ein paar Schritte vorher einfach stehen geblieben und sah ihn entrückt an. Sein Kumpel war anscheinend so geschockt, dass er das Pärchen gar nicht bemerkte, das sich an ihm vorbei quetschten musste, da er den Durchgang blockierte. «Du poppst nicht echt seinen Bro?!», entrüstete sich der Blauhaarige – für Kakuzus Geschmack viel zu laut. Aber er wollte ja nichts sagen. Kakuzu wagte einen Blick an Kisame vorbei, zurück an Hidans Tisch und sah, wie dieser soeben von seinem Stuhl aufbrauste. Mit beiden Händen stützte er sich auf der Tischplatte ab und lehnte sich zu Deidara hinüber, während der wiederum wild mit seinen Armen herum gestikulierte – wohl im Versuch, den Silberhaarigen zu beruhigen und wieder zum Sitzen zu bewegen. Hidan ließ sich jedoch nicht dazu überreden, drehte stattdessen ruckartig seinen Kopf in Kakuzus Richtung. Bei dem Blick der ihn traf, lief es Kakuzu eiskalt den Rücken runter. Jetzt ist es raus, dachte er noch und schnappte sich Kisame, schubste ihn am Rücken vor sich her, damit sie das Café endlich verlassen konnten. «Das ist hart. Das ist echt hart. Du hast einen neuen Tiefpunkt erreicht, Kakuzu. Weil, das ist jetzt echt einfach nur noch das Letzte. Was zum Teufel hast du dir denn dabei gedacht?» Kisames Tonfall hatte etwas Belehrendes, schimpfte ihn ordentlich zusammen. Kakuzu rollte nur mit den Augen. «Es ist nicht so wie du denkst», brummte er genervt, während sie auf die belebte Straße traten. Eigentlich hatte er nun doch keine Lust mehr das Ganze zu erklären, aber so wie es aussah blieb ihm nun keine Wahl mehr. «Ich wusste nicht, dass das sein Freund ist, okay? Das mit mir und ihm ist schon lange her und war noch vor Hidans Zeit. Ich glaube ich hab dir sogar von ihm erzählt. Weißt du noch? Der eine One-Night-Stand, der Kerl vom dem ich den Ausweis verlangt habe, weil er mir so verdammt jung ausgesehen hat.» Er konnte sich nichtmal mehr genau erinnern, wo sie sich kennengelernt hatten. Nur noch, dass der Kerl nicht zimperlich gewesen war und deutlich gezeigt hatte, worauf er an diesem Abend hinaus war. Und betrunken war er gewesen. Oh ja. Aber gut, Kakuzu selbst hatte auch nicht wenig intus gehabt. Was wohl auch ein Grund war, warum er den Blonden eben nicht direkt erkannt hatte. Kakuzu mochte es zwar, wenn sein Gegenspieler ein paar Jahre jünger war als er selbst. Der Altersunterschied durfte durchaus auch mal etwas größer sein, fünf, sechs Jahre waren da keine Seltenheit. Aber einen Minderjährigen zu vögeln – nein, das kam für ihn in keinem Fall in Frage. Deshalb war er auf Nummer sicher gegangen. Er erinnerte sich noch daran, wie der Blonde gekichert hatte, als er nach seinen Ausweis verlangt hatte. Es hatte sich herausgestellt, dass Blondi tatsächlich blutjung war. Gerade mal neunzehn war er damals gewesen – was Kakuzu aber ausgereicht hatte. Hauptsache volljährig, der Rest hatte ihn nicht interessiert. «Der mit dem Sprachfehler?» «Richtig.» «Das mildert es zwar etwas ab, macht die Sache aber nicht unbedingt besser. Ich meine, ich würde es echt scheiße finden, wenn Itachi mal was mit dir gehabt hätte. Ganz egal ob ich ihn da schon gekannt habe oder nicht, wär trotzdem beschissen. Da kann ich Pain echt verstehen, dass er dich eine Zeit lang nicht riechen konnte.» Kakuzu brummte nur als Zustimmung, da er das irgendwo nachvollziehen konnte. «Weiß es Hidan denn?» «Ich denke sein Freund hat es ihm gesagt, gleich als wir weg sind.» Sie überquerten die Straße und erreichten schließlich den Parkplatz, der sich unweit des Cafés erstreckte. Als sie die Autos abliefen, bereute Kakuzu plötzlich, dass er vorhin einfach so abgehauen war. Er hätte da bleiben und es Hidan erklären sollen. Aber als er den Blonden erkannt hatte, war ihm von vornherein klar gewesen, dass das gleich noch mehr Stress mit Hidan bedeuten würde. Und das hatte er gerade eben einfach nicht haben wollen. Eine Aussprache war zwar bloß aufgeschoben und würde im Nachhinein gewiss noch ein schlimmeres Ausmaß annehmen, aber gerade jetzt hatte er nicht die Kraft sich noch mehr mit Hidan zu streiten. War doch alles Kacke! Nicht zum ersten mal wünschte er sich, Hidan einfach abschreiben zu können. Dann müsste er sich über den ganzen Mist keine Gedanken mehr machen. Einen Arschtritt auszuteilen konnte ja nicht so schwer sein, sollte man meinen. Übung darin hatte Kakuzu ja allemal. Sobald eine seiner Affären zu anstrengend wurde, war es Kakuzus ganz natürliche Reaktion, denjenigen abzuservieren. Aber in Hidans Fall ging das bedauerlicherweise nicht mehr so einfach. Der Silberhaarige hatte sich an ihm festgesaugt wie ein lästiges Insekt. Und ein kleiner, bescheuerter Teil in Kakuzu schien daran sogar noch Gefallen gefunden zu haben. Warum nur war das Leben so zermürbend? Sie waren schon fast bei Kakuzus Wagen angelangt, da vernahm er ein Geräusch von stapfenden Schritten, die sich ihnen rasch von hinten näherten. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er sich zunächst nichts dabei dachte. Doch das änderte sich, als eine ihm nur allzu bekannte Stimme ein Gebrüll losließ, bei dem er innerlich in sich zusammenschreckte. «KAKUZU!!» Kaum hatte er sich umgedreht, traf ihn auch schon etwas hart im Gesicht. Er taumelte leicht nach hinten, während der Schmerz scharf und elektrisierend durch seinen Kiefer schoss. «Du mieser, verschissener Bastard!!» Er schmeckte Blut in seinem Mund, tastete mit der Zunge über die Stelle, wo er sich ein Stück Backe ausgebissen hatte. Er konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Hidan hatte ihm eine reingehauen. Er hatte ihm seine Faust rein gedonnert. Ihm. Einfach so. Kaum war die Erkenntnis in sein Bewusstsein vorgedrungen, tauchte auch schon Hidan in seinem Blickfeld auf, der schäumend auf ihn einredete. So zornig hatte Kakuzu ihn noch nie erlebt. «Willst du mich eigentlich verarschen oder was?! Ist das ein verschissenes Spiel für dich? Erst dachte ich ja noch, dass das so was wie ne Panikattacke von dir war, weil du schiss vor ner Beziehung hast! Aber jetzt stellt sich raus, dass du Drecksack hinter meinem Rücken meinen besten Freund vögelst!? Warst du die ganze Zeit darauf hinaus? Was hab ich dir getan, gottverdammt noch mal, dass du mich fertigmachen willst?!» Die Beschuldigungen schlugen auf Kakuzu ein als wäre er ein Boxsack. Im ersten Moment war er jedoch noch zu überrumpelt, als dass er irgendwas darauf hätte sagen können. Hidan vor ihm tobte, funkelte ihn zornig an und schien sich gar nicht mehr einkriegen zu wollen, so sehr in Fahrt war er. Kakuzu hatte ja gewusst, dass der Jüngere es nicht toll finden würde, wenn er erfuhr, was zwischen ihm und Deidara gelaufen war. Aber eine solch heftige Reaktion hatte er dann doch nicht erwartet. «Arghh!!», grollte Hinan aggressiv, als Kakuzu nicht antwortete. «Ignorier mich gefälligst nicht! Du feiges Arschloch! Steh wenigstens zu dem Kack den du hier treibst verdammt!» «Spinnst du? Jetzt komm mal wieder runter, man!», mischte sich Kisame ein, der genauso geschockt wie Kakuzu schien. «Du!», zischte Hidan und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Blauhaarigen. «Hältst dich da schön raus, Fischkopf! Du steckst mit ihm bestimmt auch noch unter einer Decke! Was war der Plan, huh? Mir das Leben schwer zu machen und gucken wie lange der Dumme braucht, bis er checkt, dass er bloß verarscht wird?!» «Mach mal halblang, Hidan!», fand Kakuzu seine Stimme wieder und rieb sich den schmerzenden Kiefer. Man, der Kleine hatte einen ganz schön kräftigen Schlag drauf. «Wovon zum Teufel redest du überhaupt?» Für ihn gab das, womit Hidan hier jetzt ankam, so gar keinen Sinn. Der Jüngere hätte gut auch Spanisch reden können – Kakuzu hätte genauso viel verstanden. «Das weißt du doch ganz genau!» Abfällig schnaubend spuckte Hidan vor ihnen auf den Asphalt. Sein Gemütszustand schwankte, seine Stimme wurde leiser, er sank ein wenig in sich zusammen als er weitersprach: «Es jetzt nichtmal zuzugeben… du bist echt so ein Wichser, Kakuzu.» Verbissen versuchte der Jüngere sich nicht noch mehr gehen zu lassen, biss sich dabei fest auf die Lippe. Die Härte in seinen Augen verlor sich in ein gepeinigtes Glänzen und es war offensichtlich, in welche Gefühlslage der Jüngere gerade hinab rutschte. Kakuzu blinzelte einmal. Zweimal. Er war wie erstarrt. Und fast schon ein wenig fassungslos. Wow. Hidan, er zeigte sich gerade so… verletzlich. Der Kleine war also doch ein Mensch mit Gefühlen. Interessant. Kakuzu notierte sich das mental für später. Obwohl es ihm im Moment doch lieber gewesen wäre, der andere würde seine Leck-mich-am-Arsch Attitude beibehalten. Dann müsste er sich jetzt nicht schlecht fühlen. Denn das tat er. Und es war schrecklich. Ein verletzter Hidan war ja noch schlimmer, als wenn er morgens nach dem Aufwachen entsetzt feststellen musste, dass sein Kaffee alle war. In seinem Kalender waren diese auch als schwarze Tage vermerkt. Ein Gemisch aus schlechtem Gewissen und Mitgefühl beherrschte bei Hidans Anblick Kakuzus Inneres. Und er hasste es. Denn es wollte ihn immer dazu zwingen unmännliche Dinge zu tun. Wie sich zu entschuldigen. Oder rüber zu gehen und Hidan in den Arm zu nehmen wie so ein Waschlappen. Ekelhaft. Das würde er bestimmt nicht machen. Denn eigentlich hatte er sich gar nichts zu schulden kommen lassen – von der Sache mit Deidara mal abgesehen. Aber auch da konnte er theoretisch auch nicht wirklich was für. Gut, so gesehen ja schon. Immerhin war sein Schwanz nicht aus Versehen in Deidaras Hintern gelandet. Aber geschehen war nunmal geschehen, da konnte niemand mehr etwas dran ändern. Die Sache an sich tat ihm ja auch gar nicht leid, schließlich hatte er es damals mit Deidara genossen. Es war halt nur blöd, dass sich dieser als Hidans Freund entpuppt hatte. Aber er würde sich garantiert nicht bei Hidan dafür entschuldigen – das nahm er sich streng vor. «Fang jetzt bloß nicht an zu heulen», brummte Kakuzu überfordert, leckte sich über die trockenen Lippen. Er wusste gerade nicht wie er auf Hidans offen gezeigte Emotionen reagieren sollte. Und sollte der Jüngere es nun wirklich auch noch wagen einfach loszuheulen, würde Kakuzu wohl einfach davonlaufen. Er konnte mit solchen Dingen einfach nicht umgehen. Hidan weitete auf Kakuzus Äußerung hin minimal die Augen, schien geradezu erschrocken. Schon im nächsten Moment hatte er sich wieder im Griff, massierte sich dennoch unwohl den Nacken. Der kleine emotionale Ausrutscher war ihm wohl unangenehm. Hidans Mundwinkel zuckten, als er Kakuzu trotzig das Kinn entgegen reckte. «Ich heule wann ich will, kapiert! Aber keine Angst, wegen so nem Mistkerl wie dir tu ich's bestimmt nicht.» «Na gut. Dann erklär mir endlich was das hier soll. Denn ich versteh' rein gar nichts.» «Tch. Wie lange willst du mir das noch vorspielen? Macht's Spaß mich zu verarschen?» Fragend hob Kakuzu die Brauen. «Ich verarsche dich nicht.» «Tu nicht so scheinheilig! Als du geschnallt hast, dass ich dich mehr als nur gut leiden kann, haben doch deine beschissenen Psycho-Spielchen angefangen!» «Ich weiß nicht wovon du redest, aber ich–» «Lass es, man!», schnitt ihm Hidan das Wort ab. «Ich will deine Lügen nicht hören.» «Aber ich hab dir auch nie was versprochen, kapiert! Also hör auf mir hier so eine Szene zu machen!» Nun wurde auch Kakuzu laut, da es ihn so langsam ankotzte. Er war zwar kein netter Mensch, aber noch lange kein solches Oberarschloch, als welches ihn der andere gerade hinstellte. Der Jüngere verstummte, machte ein Gesicht als hätte Kakuzu ihm geradewegs eine geknallt. Fest presste er seine Lippen zusammen, ehe er zerknirscht den Blick abwandte und getroffen zu Boden sah. Oh, oh, dachte sich Kakuzu, der jetzt erst bei Hidans Reaktion realisierte, dass er zu viel gesagt hatte. Scheiße. Obwohl er nur Tatsachen ausgesprochen hatte, wusste er, dass er Hidan damit vor den Kopf gestoßen hatte. Sie hatten nie so richtig geklärt, wie sie zueinander standen. Und Kakuzu wollte es eigentlich auch weiterhin so halten. Gerade weil er zweitweise das Gefühl hatte, dass Hidan möglicherweise mehr in ihrem Verhältnis sah, als eine lockere Fickfreundschaft. Daher hatte er dieses Thema stets vermieden, in der Hoffnung, durch seinen "Freibrief", die Sache eleganter lösen zu können, als dem Jüngeren direkt zu sagen, dass er kein Interesse an einer Beziehung mit ihm hatte. Da ließ er Hidan lieber im Ungewissen. Unter anderem auch weil er befürchtete, der Jüngere würde ihr Verhältnis auflösen, sollte er Klarheit haben. Und das wollte er dann auch nicht. Dieses Zwischending, das sie hatten, war doch gut – warum mussten sie etwas daran ändern? Auch wenn er es nicht vorgehabt hatte, mit seiner letzten Aussage hatte er die Fronten jetzt wohl doch irgendwie geklärt. Und es tat ihm augenblicklich leid, als er sah wie geknickt Hidan dadurch war. Es zu überspielen half dem Jüngeren nichts, vielleicht konnte er damit Kisame täuschen aber Kakuzu kannte ihn mittlerweile zu gut, um darauf hereinzufallen. Das Ganze hier verlief in völlig falsche Bahnen. Dabei hatte er doch nichts anderes im Sinn gehabt, als mit Hidan wieder auf einen grünen Nenner zu kommen. Aber wenn er sich den Jüngeren so ansah, waren sie noch ein Stück weiter davon weg katapultiert worden. Das war doch zum verrückt werden. Die erdrückende Stille wurde von Deidara unterbrochen, der zu ihnen gerannt kam und soeben schnaufend neben Hidan stolperte. Zwei Jacken hatte er über seinem Arm hängen und erst da bemerkte Kakuzu, dass Hidan nur in Shirt vor ihm stand. Der Blonde wirkte dezent außer Atem, da er sich kurz mit den Armen an den Oberschenkeln abstützen musste und das Fuck nur gekeucht über seine Lippen brachte. Dann richtete er sich auf, atmete kurz durch und pustete sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht. «Hidan…?», versuchte er die Aufmerksamkeit des Silberhaarigen zu ergattern. Dieser schien den Blonden jedoch nicht wahrzunehmen. «Das… das war… es ist…», versuchte Kakuzu die Situation zu retten. «Lass uns jetzt keine große Sache draus machen.» Ein bitteres Lächeln schlich sich auf Hidans Lippen, ehe er endlich den Blick hob und den Älteren ansah. «Nein, du hast schon recht. Ich führ’ mich hier auf wie ein Irrer, dabei hast du mir nie etwas versprochen», fing Hidan ruhig an, ehe sein Tonfall in Gehässigkeit umschwenke. «Tut mir leid, sollte ich dich belästigt haben. Aber du bist und bleibst ein verschissener Lügner!» «Ich lüge nicht», beharrte Kakuzu, dieses mal bestimmter. Denn so langsam wurde auch er sauer. Erstmal war das hier völlig überreagiert von Hidan, dann haute er ihm auch noch eins auf die Nase und stellte Behauptungen auf, die haltlos und einfach nur Bullshit waren. Da war es doch nur logisch, dass er keinen Bock hatte, sich das weiter zu geben. «Ach! Nehmen wir mal an ich glaube dir, was soll der Scheiß dann? Warum fickst du meinen Freund? Was soll die Nummer? Dachtest du, dass mir das egal wäre? Oder bist du echt so kalt, dass dir das am Arsch vorbei geht?» «Nein, aber das war–» «Und dann die Sache neulich mit dem Messer…» Kakuzu schluckte unwohl, spielte mit dem Gedanken dem allem einen Riegel vorzuschieben, indem er Hidan einfach stehen ließ und ging. Denn, ganz ehrlich, mussten sie das alles, auch Dinge, die er lieber Privat gehalten hätte, auf einem Parkplatz ausdiskutieren? Schon schlimm genug, dass ihn Hidan öffentlich anbrüllte, da brauchte die ganze Welt nicht auch noch über ihr Sexualleben Bescheid zu wissen. «Du hast es dir nichtmal richtig angehört. Sonst lässt du immer mit dir reden und am Ende gefällt dir der Scheiß ja genauso wie mir. Aber da, ganz plötzlich, hast du direkt abgeblockt. Ist es, weil du keinen Bock mehr hast? Du willst mich doch loswerden, oder? Aber warum, verdammt, sagst du’s mir nicht einfach? Wozu das ganze Theater?» «Was für ein Messer?», fragte Kisame irritiert von der Seite. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um das seinem Kumpel zu erklären. «Ahm… Hidan, un?» Deidara wurde immer noch keine Beachtung geschenkt, obwohl er den Silberhaarigen nun schon non-stop an die Schulter tippte. «Ich hab dir doch schon gesagt warum und–» «Ach, hör auf mit dem Dreck! Du redest ständig um Dinge herum und tust so, als ob ich wissen müsste, was du meinst und wie du es meinst. Aber nein man, ich hab keine Ahnung was in deinem Schädel abgeht! Also mach endlich mal dein verdammtes Maul auf und sag mir einfach direkt was Sache ist!» Kakuzu knurrte dunkel, da er nun wirklich die Schnauze voll davon hatte. Was genau war Hidans Problem? Er ließ ihn ja nichtmal richtig ausreden, unterstellte ihm Dinge die nicht wahr waren und machte ihn hier unverschämt von der Seite an. War ja fast so als würde er den Streit mit ihm suchen. Mal davon abgesehen, – Kakuzu konnte es nicht oft genug erwähnen – dass das Großmaul hier so laut rum plärrte, dass bestimmt schon der halbe Parkplatz ihr Schwulendrama mitbekommen haben musste. Die Leute glotzten. Und einige hatten sich beim Vorbeigehen schon neugierig zu ihnen umgedreht. Das allein war schon schlimm genug. Aber dass Hidan vielleicht sogar absichtlich so rum brüllte um Kakuzu zu provozieren, das war zu viel. Der Jüngere wusste genau, dass er das hasste – und das machte Kakuzu aggressiv. «Verdammt, ich wollte das mit dem Messer nicht tun, weil ich nicht riskieren will, dass ich dich aus Versehen absteche, okay?!» Wütend funkelte er den Jüngeren an und hasste diesen gerade dafür, dass er ihn zwang, hier in aller Öffentlichkeit auszupacken. Es sträubte sich alles in ihm, solche pikante, private Themen anzuschneiden, vor Leuten, denen das nichts anging. Dazu zählte auch Kisame und Deidara. Er erzähle seinem Freund zwar vieles, aber lange nicht alles. Aber anscheinend ging es ja nicht anders. Weshalb er auch nichts mehr aussparte. Wenn es schon sein musste, dann richtig. «Du übertreibst bei deinem Kink-Scheiß manchmal einfach! So wie damals, als ich dich fast bewusstlos gewürgt habe und du es im Nachhinein kleingeredet hast. Ich wette, du fandest die Vorstellung, dass ich dich hätte umbringen können, auch noch geil. Das ist scheiße gefährlich, das macht mir Angst, kapiert? Du weisst einfach nicht, wann genug ist!» «Was… was, un?!» Schockiert wandte sich Blondi seinem Freund zu, der ein verkniffenes Gesicht aufgesetzt hatte. «Klappe! Das gehört hier nicht hin, man!», presste Hidan hervor, sah Kakuzu wütend an. «Geh doch nicht so ins Detail! Schonmal was von Umschreibung gehört? Hättest es so sagen können, dass nur ich es kapiere!» «Hidan, wovon redet er? Was… tust du, warum… stimmt das was er sagt, un?» Dass Hidans Vorlieben hier so offen von Kakuzu ausgeplaudert wurden, schien den Jüngeren nun doch unangenehm zu sein. Vielleicht hatte Blondie über seine masochistischen Neigungen bescheid gewusst, aber so geschockt wie der nun drein blickte, zweifelte Kakuzu stark an, dass er auch gewusst hatte, wie exzessiv diese waren. «Alles gut, der übertreibt», versuchte Hidan den Blonden zu beruhigen. «Ja, aber…» «Nichts aber! Es ist alles gut, also nerv nicht!» Der mörderische Blick, der Kakuzu daraufhin von Hidan zugeworfen bekam, juckte ihn nicht im geringsten. «Was? Du wolltest doch Klartext reden. Selbst schuld, also jammer jetzt nicht rum», erwiderte Kakuzu schnaubend. «Deswegen hab ich mich auf die Sache mit dem Messer nicht eingelassen. Ich kann dir bei so nem Scheiß einfach nicht mehr trauen. Und mir genauso wenig, weil… du machst irgendwas mit mir, dass ich schiss haben muss, dass ich irgendwann die Kontrolle verliere und weiter gehe als gut für dich ist. Du bist mir nicht egal, Hidan, und ich will nicht, dass es ausartet und ich Schuld dran bin, wenn du in meinen Armen verreckst.» Der Jüngere schien darauf erstmal nichts erwidern zu wissen, denn er starrte Kakuzu nur stumm an. Aus seinem Gesicht war abzulesen, dass das unerwartet für ihn kam. Als würde es ihn tatsächlich überraschen, dass Kakuzu sich aus Sorge verweigert hatte. «Was zum Teufel treibt ihr, wenn ihr alleine seid…?», kam es völlig entgeistert von Kisame. Kakuzu wandte ihm kurz den Kopf zu und zuckte ahnungslos mit den Schultern. Eine Stille breitete sich zwischen den Anwesenden aus – Kisame und Deidara mussten wohl erst noch die neusten Infos verdauen. Doch es war Hidans Schweigen und dieser seltsame Blick, bei dem Kakuzu flau im Magen wurde. Also entschied er sich, sich einen Ruck zu geben und das zu tun, was er sich eigentlich fest vorgenommen hatte nicht zu tun. Aber was man nicht alles des Friedens Willen tat... «Und das mit deinem Freund tut mir leid, aber das ist schon über ein Jahr her und damals konnte ich ja nicht ahnen, dass wir uns mal begegnen würden. Also komm klar damit oder nicht, aber unterstell mir nicht, dass ich das geplant hätte, weil, das ist einfach nur lächerlich!» «Was… ein Jahr her? Wie meinst du das?», fragte Hidan irritiert. Kakuzu blinzelte, verstand für einen Moment gar nichts mehr. Wie er das meinte? Was konnte man daran falsch verstehen? «Ahm…» Deidara zupfte an Hidans Ärmel, der dann endlich auch mal zu diesem sah. «Das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen, un. Aber du bist ja einfach losgestürmt, ohne mich ausreden zu lassen. Das mit ihm ist schon über ein Jahr her, so wie er es sagt. Da kanntet ihr euch noch gar nicht.» «Ich dachte ihr hättet vor kurzem. Hinter meinem Rücken?» Verunsichert blickte Hidan den Blonden an, der nur wortlos den Kopf schüttelte. Dann huschte sein Blick zurück zu Kakuzu. «Oh», machte er und rang sich ein Lächeln ab. «Ups.» Kakuzu musste zugeben, dass ihm ein kleiner Stein vom Herzen fiel, als er begriff, dass Hidans Wutanfall die Folge eines Missverständnisses war. Er konnte genau sehen wie peinlich es dem Jüngeren nun war so ausgeflippt zu sein. Doch so einfach kam Hidan ihm damit nun nicht davon. «Ja, oh.» Schuldbewusst sank Hidan unter seinem Blick geradezu in sich zusammen. Dafür hatte Kakuzu jedoch kein Mitleid übrig. Der Jüngere war schließlich selbst schuld und sollte sich ruhig schlecht fühlen. Immerhin musste Hidan langsam mal lernen, dass er erst nachdenken sollte, anstatt sich von seinem Temperament überwältigen zu lassen, rüber zu kommen und ihm eine reinzuhauen. Apropos reinhauen, sein Kiefer schmerzte immer noch. «Naja, ups, kann passieren, oder?» Hidan lächelte nervös. «Fuck, sorry dass ich dich angegangen bin.» «…» Was sollte man dazu sagen? Hidan war unglaublich. Ein unglaublicher Idiot. «Alles gut? Oder bist du deswegen jetzt sauer?» Kakuzu antwortete nicht, winkte ihn stattdessen zu sich heran. Leicht verwundert kam der Jüngere der Aufforderung nach und als dieser in Reichweite war, holte Kakuzu aus, um dem anderen seine Faust ins Gesicht zu donnern. Der Schlag riss Hidan von den Beinen, er fiel rücklings zu Boden und stöhnte schmerzerfüllt, als er hart auf seinen vier Buchstaben landete. «Jetzt sind wir quitt», begründete Kakuzu seine Tat, was Kisame, der bis eben alles still mitverfolgt hatte, nun laut auflachen ließ. Deidara wiederum starrte fassungslos auf den am Boden liegenden, der sich eine Hand vor’s Gesicht presste und leise stöhnte. «Sag mal, bist du bescheuert oder was?!», entrüstete sich der Blonde, ehe er sich sorgenvoll neben Hidan kniete. Kakuzu war sich keiner Schuld bewusst – das hatte der Kleine schließlich verdient. Und überleben tat er es allemal. «Lass mich, verpiss dich, Dei.» Hidan hatte sich inzwischen in eine hockende Position hochgekämpft und schlug die Hände des Blonden weg, die ihn aufgeregt im Gesicht befummelten. «Fuck, du blutest. Der Kerl spinnt doch, un!» Tatsächlich lief aus Hidans Nase ein Rinnsal Blut hinab, tropfte ihm vom Kinn und verschmierte sein Shirt. Seine Hände, die er zuvor vor sein Gesicht gepresst hatte, waren ebenso blutverschmiert. Hidan allerdings, schien das nicht viel auszumachen. Jedenfalls nahm er die Tatsache, dass er blutete, anders auf als Blondi. Der wirkte so, als hätte er im Angesicht der Blutung einen halben Herzinfarkt, während Hidan fast schon verärgert auf sein verschmiertes Shirt hinab starrte. Als ginge es ihm gegen den Strich, dass sein Körper ihn jetzt im Stich ließ und schwächlich bluten musste. «Schon gut, das hab ich verdient», meinte Hidan mit nasaler Stimme. Sein Zinken würde bestimmt schon morgen in leuchtenden blau und grün Tönen funkeln. Deidara schnaubte. «Sicher nicht, du hast dich schließlich entschuldigt!» Kakuzu konnte sich bei der Szene ein Grinsen nun doch nicht verkneifen. Genauso wie Kisame, der ihm immer noch leise glucksend eine Hand auf die Schulter legte. «Du kommst hier klar? Ich müsste langsam mal los…», meinte dieser, nachdem er einen Blick auf sein Smartphone geworfen hatte. «Sicher, geh nur», brummte Kakuzu. Der Griff um seine Schulter wurde etwas kräftiger. «Und… was die Sache vorhin angeht. Muss ich mir darüber Gedanken machen?» Kakuzu wandte sich um, sah seinen Kumpel fragend an. «Ich weiß ja nicht, was genau bei euch abgeht. Und eigentlich will ich’s auch gar nicht. Das ist mir ne Nummer zu krass. Aber ich muss trotzdem wissen, ob du’s im Griff hast? Nicht, dass es nachher wirklich noch Tote gibt, wenn man euch beide weiter alleine lässt.» Kisame bedachte ihn mit einem forschenden Blick, unter dem Kakuzu nur genervt brummte. Er wusste zwar, dass der Sex, den der Blauhaarige bevorzugte keine Softienummer war, dennoch war deutlich, wie sein Kumpel gerade mental Abstand zu den neu gewonnen Infos nahm. Dieser würde ihn zwar nie wegen seinen Neigungen verurteilen, was nicht hieß, dass er verstand, wie man so etwas ausleben konnte. Kisame verstand es nicht. Würde es wohl nie. Und damit stand er nicht alleine da, der Großteil der Gesellschaft dachte sicher genauso. Doch das war in Ordnung. Für Kakuzu genügte es, das mit Hidan zu teilen. Spießer, die wissen ja gar nicht, was sie verpassen. «Wir kommen schon klar…», meinte Kakuzu schließlich augenrollend. Kisames ernste Miene entspannte sich nur minimal. «Das will ich hoffen. Denke nämlich nicht, dass das so gesund ist, was ihr da treibt… aber das ist eure Sache.» «Richtig.» «Ich will nur, dass du Bescheid gibst, wenn du, naja, du weißt schon… denkst, das könnte für dich irgendwie in einem Rückfall enden. Ich meine, so abwegig ist es ja nicht, wenn man hört wie ihr miteinander umgeht. Und dass ihr dabei mit Messer rum hantiert.» Kakuzu schnaubte. Dass sein Freund jetzt damit anfangen musste… «Das Eine hat nun wirklich nichts mit dem Anderen zu tun.» «Möglich. Aber in beiden Fällen ist Gewalt mit im Spiel.» Kisame seufzte und bedachte ihn mit einem strengen Blick. «Ich trete dir sowas von in den Arsch, wenn du es wieder so weit kommen lässt wie damals.» «Tu nicht so, als hätte ich das gewollt», knurrte Kakuzu. Er hasste es darüber zu reden und manchmal wünschte er sich, dass Kisame das damals nicht mitbekommen hätte. Dann wiederum war er sich nicht sicher, ob er heute hier stehen würde, wenn er damals niemanden gehabt hätte. Eigentlich hatte er ja gedacht, dass dieses dunkle Kapitel abgeschlossen war. Doch Kisame erinnerte ihn unnötigerweise viel zu oft daran. «Ich weiß, sorry. Will halt nur nicht, dass du wieder in diesen Scheiß abrutschst. War schlimm genug, zusehen zu müssen, ohne etwas tun zu können. In so nem Zustand will ich dich einfach nie wieder–» Mit einem Schnauben unterbrach er Kisame. «Danke, dass du mich daran erinnerst», grollte er mit düsterer Miene. Das weiter ausgeführt zu bekommen musste nun wirklich nicht sein. «Das ist Vergangenheit. Mir geht es gut.» «Gut. Das wollte ich nur hören.» Kisames Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück, ehe er Kakuzu freundschaftlich auf die Schulter schlug. «Na dann, man sieht sich.» Kapitel 26: Part 4: Und jetzt vertragt euch endlich --------------------------------------------------- Und jetzt vertragt euch endlich, hatte Kisame noch gesagt, ehe sie sich mit einem Handschlag verabschiedeten. Nachdem Kisame gegangen war, sah sich Kakuzu noch eine Weile die Szene, die sich vor ihm bot, an. Ein Deidara, der besorgt um seinen Freund wuselte, ihm versuchte aufzuhelfen, während Hidan jedoch jede Hilfe ausschlug und den Blonden angiftete. «Ich will dir doch nur helfen, un!» «Das dürftest du, wenn du nicht so ein fucking Drama draus machen würdest. Er hat sich nur bei mir revanchiert, das steck ich locker weg. Also tut nicht so, als würde ich deswegen gleich krepieren.» Seufzend ging Kakuzu auf die beiden zu, packte Hidan kurzerhand am Oberarm und zog ihn nach kurzer Gegenwehr auf die Beine. «Bist du echt so ein Schwächling, dass dich das schon umhaut? Ich hab dich doch kaum berührt.» Ein fieses Grinsen zupfte an Kakuzus Mundwinkeln. «Klappe», murrte Hidan und kniff, durch den plötzlichen Positionswechsel, die Augen zusammen, verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Als der Jüngere die Augen wieder öffnete, hatte sich ein Schleier über seine Irden gelegt. Er hob den Blick, sah Kakuzu aus leeren Augen an, fast so, als würde er durch ihn hindurchsehen. Jede Emotion war aus seiner Mimik gewichen und erst als Hidan gefährlich anfing zu schwanken, ging Kakuzu langsam auf was los war. Ups. Da hatte er wohl etwas zu fest zugeschlagen. «Hidan, un?» Genannter reagierte nicht, taumelte und fiel halb gegen Kakuzus Brust, der reflexartig den Jüngeren an den Schultern packte. Deidara gab einen erschrockenen Laut von sich und auch Kakuzu war eine Sekunde lang wie erstarrt, als Hidan einfach kraftlos vor ihm zusammenbrach. Wäre Kakuzu nicht gewesen, wäre der Jüngere geradewegs auf den Boden gesackt. Nun. Das kam unerwartet. Sah aber bestimmt schlimmer aus als es war. Kein Grund durchzudrehen, so wie es Blondi neben ihm gerade tat. Kakuzu spielte mit dem Gedanken Hidan gleich hier am Boden abzusetzen, damit sein Kreislauf erstmal wieder in Gang kommen konnte, überlegte es sich dann aber anders. Der Jüngere schien doch noch ein wenig da zu sein, denn er hielt sich mit einer Hand schwach an Kakuzus Mantelsaum fest, während er holperig einen Fuß vor den nächsten setzte. Was aber nur dazu beitrug, dass Kakuzu den Jüngeren mehr schleifend, denn tragend zu seinem Auto schleppte, das glücklicherweise nur ein paar Schritte entfernt war. Er verlagerte Hidans Gewicht, damit er in seiner Hosentasche nach den Schlüsseln kramen konnte. Als der Wagen offen war, setzte er Hidan erstmal provisorisch mit nach außen baumelnden Beinen auf die Kante des Rücksitzes. Er hielt ihn weiter an den Schultern fest, wagte es noch nicht ihn loszulassen. «Ich sollte da vorne irgendwo ne Cola rumliegen haben», sagte er zu Deidara, der ihnen stumm und mit besorgter Miene gefolgt war. Der Blonde nickte, durchsuchte den Vordersitz und reichte Kakuzu wenig später eine halb volle PET-Flasche. «Mir geht es gut», kam es leise von Hidan, der ein wenig mehr zu sich zu kommen schien, kaum dass er sich gesetzt hatte. In seiner Haltung lag dennoch kaum Spannung, wie ein Kartoffelsack saß er da, mit gekrümmten Rücken und traurig vornüber hängendem Kopf. Seine Arme, mit denen er sich auf seinen Knien abstütze, zitterten, aber Hidan schien sich dessen nichtmal bewusst. Kakuzu glaubte ihm natürlich kein Wort. Seine Erscheinung sagte ja schon alles aus. Außerdem spürte er das leichte Beben, das durch Hidans Körper ging. «Trink.» Er drückte ihm die geöffnete Flasche in die Hand, sehr wohl im Klaren darüber, dass Hidan es ihm übel nehmen würde, wenn er versuchen würde, ihm das Gesöff wie bei einem Kind einzuflößen. Sturer, stolzer Idiot. Hidan schaffte es immerhin die Flasche festzuhalten und ließ sie nicht gleich durch mangelnde Kraft fallen. Leicht lehnte er sich zurück, als er die Öffnung zittrig an seine Lippen führte. Er nahm einen Schluck – der Kakuzu nicht zufriedenstellte. Also zwang er den Jüngeren zum Weitertrinken. Als Hidan die Flasche absetzte, musterte Kakuzu ihn gründlich. «Besser?» «Hm.» Kakuzus schlechtes Gewissen nahm noch etwas mehr zu. Immerhin schien Hidan seine Verfassung mehr peinlich zu finden, als Kakuzu dafür Vorwürfe machen zu wollen. «Wie fühlst du dich?» Innerlich schüttelte es Kakuzu – was hatte ich nur dazu getrieben das zu fragen? «Geht schon», erwiderte Hidan, offensichtlich darum bemüht sich keine Blöße zu geben. Was ihm nicht ganz gelang, denn seine zugekniffenen Augen und dass seine Hand wie automatisch an seinen Kopf fand, enttarnten ihn. «Sollten… sollten wir ihn nicht ins Krankenhaus bringen, un?», schlug der Blonde vor, der neben Kakuzu vom einen auf das andere Bein trat. Kakuzu ging auf Deidaras Vorschlag gar nicht erst ein, da er das als für zu übertrieben hielt. Was ihn mehr beunruhigte war, dass Blondi nicht aufhören konnte rum zu zappeln. Weswegen er befürchtete, dass es gleich noch einen zweiten Ohnmachtsanfall gab. Bitte nicht. Seine Fähigkeiten sich um jemanden zu kümmern waren dürftig – es erschien ihm schon schwer genug, sich bei Hidan nicht allzu dumm anzustellen. Wie sollte er es dann erst bei einem mehr oder weniger Fremden angehen? Bei seinem Talent würde es ihn nicht verwundern, sollte ein Vorbeilaufender denken, er wäre hier gerade Zeuge einer Entführung. «Mach jetzt nicht einen auf dicke Hose und sag mir, wo's weh tut», forderte er Hidan in strengem Ton auf. Er war ein wenig laut geworden, aber er hasste es einfach, wenn man so schwammige Antworten auf seine Fragen gab. Hidan murrte unwillig, schien sich dann aber doch nicht auf eine längere Diskussion einlassen zu wollen. «Meine Nase blutet, sollte dir das noch nicht aufgefallen sein. Also ja, die tut sau weh. In meinem Schädel hämmert es und mir ist schwindelig. Zufrieden?» Kakuzu ließ das unbeantwortet, nahm Hidans Kopf etwas grob in beide Hände und tastete sein Nasenbein ab. Hidan schreckte kurz zurück, blinzelte und sog schließlich scharf die Luft ein. Doch Kakuzu ließ nicht von ihm ab, bis er sich sicher war. «Sie ist nicht gebrochen. Sieh mich mal an.» Als Hidan seiner Aufforderung nach kam, überprüfte er seine Pupillen. Hätten diese eine unterschiedliche Größe, wäre das ein Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Doch bei Hidan war das nicht der Fall. «Ist dir schlecht?» «Nein. Aber wenn du weiter so an mir–» «Gut. Dann hast du vermutlich auch keine Gehirnerschütterung. Dein Kreislauf hat wohl einfach nur kurz schlapp gemacht», war Kakuzus letztendliche Schlussfolgerung. Er wandte seinen Kopf, sah zu der Stelle rüber, wo Hidan am Boden gehockt hatte. Der Asphalt dort war voll geblutet. Für einfaches Nasenbluten war es ungewöhnlich viel Blut. Sogar jetzt noch lief es Hidan aus der Nase – zwar nicht mehr so stark wie zuvor, aber doch fortlaufend. Und sein Shirt… ja das konnte er nachher gleich in die Tonne werfen. «Vermutlich, un?», warf Deidara skeptisch dazwischen. Kakuzu seufzte. «Bin ich Arzt? Möglich, dass er eine leichte hat. Eine schwere ist aber ausgeschlossen, denn dann hätte er mir mein Auto bereits voll gekotzt.» Entweder das, oder er hätte eines der anderen Anzeichen gezeigt. Retrograde Amnesie oder Wortfindungsstörung. Obwohl letzteres dann doch eher schwer zu überprüfen war bei Hidan – der besaß ein solch kleiner Wortschatz, dass er eh immer die selben ordinären Wörter benutzte. Obwohl Blondi augenscheinlich immer noch Zweifel hegte, beachtete Kakuzu diesen nicht weiter, sondern wandte sich wieder Hidan zu. Dieser setzte soeben die geleerte Cola ab, vermied jeden Augenkontakt. «Steig ein, ich fahr dich nach Hause.» «Was ist mit Dei?», fragte der Jüngere, worauf Kakuzu seufzte und mit einem Handzeichen andeutete, dass dieser ebenfalls einsteigen sollte. Innerlich hoffte er, der Blonde würde nicht am Arsch der Welt oder irgendwo in der entgegengesetzten Richtung wohnen. Er hatte dann doch keine Lust einen allzu großen Umweg zu fahren. Er war immerhin kein verfluchtes Taxi. Als alle eingestiegen waren, startete Kakuzu den Motor und fuhr den Wagen vom Parkplatz auf die Straße. Der Verkehr war um diese Zeit Gott sei Dank noch erträglich, auch wenn die Straßen in der Innenstadt, egal zu welcher Uhrzeit, immer ein wenig verstopft waren. «Geht’s, un?» Kakuzu sah im Rückspiegel, dass Hidan seinen Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen hatte. Mit einem Taschentuch, das er vorhin von ihm bekommen hatte, hatte er sich pro forma das Blut aus dem Gesicht gewischt und hielt es sich nun zusammen geknäult unter die Nase. Auf Deidaras Frage hin, murrte Hidan nur genervt. «Ja, man.» «Bist du sauer?» Unsicher biss sich Deidara auf die Lippe, während Kakuzu nur spekulieren konnte, worum es bei den beiden ging. Hidan antwortete nicht sofort, was Blondi mit jeder Sekunde nervöser werden ließ. «Keine Ahnung», meinte Hidan dann seufzend. «Tut mir leid, un…» Dann war es wieder still im Wagen. «Wo soll ich dich rauslassen?», fragte Kakuzu. Der Blonde nannte ihm daraufhin eine Adresse, die so gut wie auf dem Weg lag. Glück gehabt. Kurze Zeit später hielten sie vor einem Wohlkomplex. «Wir schreiben, Hidan?», erkundigte sich Deidara. «Jo.» «Ok.» Ein wenig freundlicher Blick wurde Kakuzu durch den Rückspiegel zugeworfen. Erst schien es, als würde Blondi etwas zu ihm sagen wollen, doch dann schnaubte er nur verächtlich und schlug laut knallend die Tür zu. Hm. Was für eine Zicke. Deidara war also doch noch etwas pissig auf ihn wegen der Sache mit Hidan vorhin. Kakuzu war das zwar egal, aber ein kleines Danke für’s Heimfahren hätte dann trotzdem drin sein können. Alles nur noch undankbare Bälger heutzutage. Die restliche Fahrt verlief ruhig. Keiner sagte etwas – Hidan, weil er augenscheinlich noch mit seiner Nase beschäftigt war und Kakuzu, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Obwohl es zwischen ihnen durchaus noch Klärungsbedarf gab. Immer noch. Ihr Streit vorhin hatte den Knoten zwar ein wenig gelockert, aber richtig geklärt hatten sie so gut wie gar nichts. Durch die Stille im Auto hatte Kakuzu eigentlich genügend Zeit, sich Gedanken zu machen, wie es nun weitergehen sollte. Eigentlich. Denn es erschien ihm, als wären kaum ein paar Sekunden vergangen und da erreichten sie auch schon Hidans Wohnung. Sein Kopf war dementsprechend noch genauso leer. Kakuzu parkte auf dem Gästeparkplatz und seufzte laut aus. Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und schaukelte sie unruhig in seiner Hand umher. Er sah in den Rückspiegel, wo ihn Hidans schwer deutbarer Blick bereits empfing. Dann stieg der Jüngere wortlos aus dem Wagen und Kakuzu kam dieser stummen Aufforderung nach und folgte ihm. Hidan wohnte in einem Mehrfamilienhaus in einer ruhigen Siedlung, etwas abseits des Stadtmitte. Hier herrschte kaum Verkehrslärm und anders, als es Kakuzu in seiner Stadtwohnung gewohnt war, spross hier und da noch etwas Grün. Gepflegter Rasen, Pflanzen, Büsche und bunte Blumenbeete zierten die Vorgärten der Häuser. Eine Gegend, die weit genug vom Trubel entfernt war, um es sich leisten zu können, ein wenig in die Breite zu gehen. Und nicht wie diese hässlichen Plattenbauten, bei denen jedes Fünkchen Natur zubetoniert und die billigen, aber menschenunwürdig kleinen Wohnungen aufeinander gestapelt wurden. Das hatte Kakuzu nämlich zuerst gedacht – dass Hidan in einem solchen Assiloch hausen würde. Er war dann doch etwas überrascht gewesen, als sich herausstellte, dass dem nicht so war und sich Hidan doch ganz gut über Wasser halten konnte. Als sie durch das Gartentor dem gepflasterten Weg folgten, kam nun doch Neugier in Kakuzu auf. Er hatte Hidans Wohnung noch nie von innen gesehen und fragte sich jetzt, ob seine Vorstellungen davon wohl auch falsch sein mochten. Jupp, dachte er sich, als Hidan die Tür aufschloss und sie die Wohnung im Erdgeschoß betraten. Nachdem sie sich die Schuhe ausgezogen hatten, folgten sie einem kurzen Gang nach rechts. Der Wohnbereich war mit der Küche kombiniert und es sah… anders aus, als Kakuzu gedacht hatte. Mehr Farbe spiegelte sich in der Einrichtung wieder als erwartet. Die Wohnung war hell und soweit er es auf den ersten Blick feststellen konnte, sauber. Zwar ein wenig unaufgeräumt, nein… chaotisch traf es besser. Aber immerhin keine totale Katastrophe. Die Möblierung war ein zusammengewürfelter Haufen – so ganz wollte das eine nicht mit dem anderen Stück harmonieren. Und das senfgelbe Sofa… das gab Kakuzu die meisten Rätsel auf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Hidan das Stück irgendwo in einem Möbelhaus gefunden und sich gedacht hatte: Geil, voll mein Geschmack, das nehm ich! Es gibt doch das Sprichwort, dass die Wohnung vieles über den Bewohner verrät. Aber Kakuzu hatte gerade das Gefühl, dass er die Person, die hier wohnte, gar nicht kannte. Hidan hatte sich mittlerweile auf dem Sofa niedergelassen. Er sah ziemlich fertig aus und hielt sich noch immer den Kopf, rollte sich halb liegend, halb sitzend in eine Ecke zusammen. «Sehr gastfreundlich», war Kakuzus trockener Kommentar dazu, dass der Jüngere ihn hier so stehen ließ. «Schnauze, mein Kopf explodiert gleich.» Und schon meldete sich Kakuzus schlechtes Gewissen wieder. Wie nervig. Na danke, Hidan. «Hast du keine Schmerztabletten?», fragte er und sah auf das bemitleidenswerte Häufchen Elend hinab, welches das Gesicht in die Kissen drückte. «Weiß nicht. Vielleicht sind noch welche im Spiegelschrank im Bad.» Nur gedämpft drang Hidans Stimme durch die Kissen hervor. Dabei schien es ihm egal zu sein, Blutflecken auf dem Bezug zu hinterlassen. Und da Hidan augenscheinlich nicht vor hatte seinen Hintern zu bewegen und nachsehen zu gehen wie es um Tabletten stand, konnte nur bedeuten, dass es ihm wirklich schlecht ging. Mist. Also übernahm Kakuzu das für ihn, fand im Bad tatsächlich eine fast leere Packung und kehrte zusätzlich noch mit einem Glas Wasser und einem feuchten Lappen zu Hidan zurück. «Hier.» Er hielt dem Jüngeren die Tablette und das Glas hin, worauf dieser träge aufsah und sich schließlich aufsetzte. Dankbar nahm er es Kakuzu ab und schluckte die Tablette runter. «Komm her.» «Hm?» Mit dem feuchten Lappen bewaffnet, hatte sich Kakuzu mittlerweile neben Hidan gesetzt. Und als dieser nicht reagierte, ihn nur fragend ansah, machte er schon Anstalten den Jüngeren zu sich zu ziehen. «Tch. Du musst dich nicht um mich kümmern», wehrte Hidan ihn schnaubend ab. «Doch muss ich. Da du ja unfähig bist das selbst zu übernehmen. Und sogar zu faul bist dir Tabletten zu holen.» «Ich bin nicht unfähig und auch nicht faul. Sorry, ich bin nur grad damit beschäftigt mich zusammenzureißen und nicht alles voll zu kotzen. Also lass mich zufrieden.» «Dann ist dir doch schlecht?» Ertappt starrte der Jüngere ihn an, ehe er unwillig die Mundwinkel verzog. «Nur ein bisschen», gab Hidan murrend zu. Kakuzu hatte es sich fast schon gedacht. Und da er so langsam keine Geduld mehr hatte, sich mit einem störrischen Hidan herumzuquälen, fackelte er nicht lange, packte Hidan energisch an den Schultern und zwang ihn, sich hinzulegen. Hidans Kopf ruhte dabei auf Kakuzus Schoß, als dieser begann mit dem Lappen das Blut aus dem Gesicht des Jüngeren zu wischen. «Au! Was soll das?», meckerte dieser sogleich los und versuchte sich aufzusetzen. Doch Kakuzu hielt ihn unten und fuhr mit seiner Prozedur erbarmungslos fort. Er war dabei wohl ein wenig grob, denn Hidan hörte nicht auf sich zu beschweren. «Pass doch auf, das tut weh!» «Dann halt still.» Grummelnd ergab sich Hidan seinem Schicksal und blieb liegen, sah dennoch trotzig zu ihm auf. Grimmig erwiderte Kakuzu den Blick, schließlich konnte er sich auch schönere Szenarien vorstellen mit Hidans Kopf in seinem Schoß. Aber das jetzt weiter in seinem Kopf auszuspinnen, nein, dafür war gerade der falsche Zeitpunkt. «Du musst das nicht tun, weißt du.» «Ich weiß.» «Ich nehm's dir nicht übel, dass du mir auf die Fresse gehauen hast, okay? Also wenn das jetzt so ne Mitleidsnummer wird, dann lass es. Das will ich und brauche ich auch nicht. Ich komme auch alleine klar, kapiert?» «Hidan…» Kakuzu gab ein langgezogenes Seufzen von sich. «Ich tue das, weil ich es tun will, also akzeptier das und halt die Klappe.» Kakuzu sorgte sich ehrlich um den Jüngeren und würde sich schlecht fühlen, wenn er Hidan jetzt einfach sich selbst überlassen würde. Nicht zu fassen, dass man sogar dann noch von Hidan angemotzt und skeptisch beäugt wurde, wenn man einfach nur für ihn da sein wollte. «Warum?», fragte Hidan mit neutraler Stimme. «Ich bin dir doch total egal. Also kannst du dir deine Heuchelei auch sparen.» Kakuzu kniff ihm dafür einmal in die Nase, worauf der Jüngere ächzend aufheulte. «Hör auf damit, Hidan», mahnte Kakuzu und ärgerte sich, dass der Jüngere ihm jetzt wieder so kam. «Ist doch so.» «Das stimmt nicht. Und ich dachte das wüsstest du auch.» «Du sagst zwar, dass du was für mich übrig hast, aber ich merke davon nicht viel. Ich bin manchmal so verwirrt und weiß nicht was ich glauben soll… ich werde einfach nicht schlau aus dir.» Dachte Hidan wirklich so? Dachte er wirklich, dass er Kakuzu egal wäre? Dass Kakuzu es ihm nicht zeigte, dafür gab es Gründe. Doch eigentlich hatte er immer angenommen, dass er schon durch zu viele kleine Gesten, in denen er mehr unterbewusst handelte, verraten hatte, dass er den Kleinen mochte. «Du kannst darauf vertrauen was ich sage. Dir sollte doch langsam klar sein, dass ich Lügen verabscheue.» Darauf sagte Hidan nichts mehr, wandte stattdessen nachdenklich den Blick zur Seite. Eine Weile lang blieb es still, bis Kakuzu mit seiner Säuberung schließlich nicht mehr weiterkam. «Zieh das aus.» Er zupfte an dem blutbeschmierten Shirt, das seine Arbeit behinderte. Hidans Nase hatte so stark geblutet, dass ein Rinnsal es geschafft hatte ihm übers Kinn, den Hals hinab, bis zur Brust zu fließen. Mit der Hilfe des Jüngeren zog Kakuzu das Shirt über dessen Kopf und legte es neben sich. Das Teil hatte einen Waschgang bitter nötig. Dann machte er sich daran, Hidan auch von den letzten Resten getrockneten Blutes zu befreien. Als er damit fertig war drehte sich der Jüngere ihm zu und schloss erschöpft die Augen. Leicht lehnte er seine Stirn gegen Kakuzus Bauch, schlang einen Arm um seine Mitte. «Du hast recht. Du bist zwar ein Mistkerl. Aber ein ehrlicher Mistkerl. Ich hätte dir bei der ganzen Sache vorhin mit Deidara gleich glauben sollen.» Oha. Kakuzu hob eine Braue hoch ob dieser unerwarteten Einsicht. Dieser mangelnden, verspäteten Einsicht, aber wenigstens war es eine. «Hättest du.» «Ich war nur so sehr geflasht von dem ganzen Kack, da hab ich das Schlimmste angenommen und bin durchgedreht.» «Durchgedreht ist gar kein Ausdruck», brummte Kakuzu, wobei sich ein unscheinbares Lächeln auf seine Lippen legte. Er streichelte Hidan durch das silberne Haar, ließ es zwischen seinen Fingern hindurch gleiten. Es war so weich. Wie konnte eine so störrische Person so seidige Haare haben? Hidan kicherte kurz, ehe er lächelnd sein Gesicht in Kakuzus Shirt vergrub. Ein leises Seufzen drang an Kakuzus Ohr, als er Hidan weiter streichelte, seine Hand etwas runter gleiten ließ und ihm schließlich den Nacken kraulte. «Das solltest du öfter tun», brummte Hidan hörbar zufrieden. Kakuzu spürte Hidans warmer Atem an seinem Bauch, als dieser einmal tief ein und aus atmete. Der Jüngere schmiegte sich noch etwas fester an ihn, nahm seinen zweiten Arm und führte ihn hinter Kakuzus Rücken, um ihn mit dem anderen zu verschränken. Kakuzu war diesem Klammergriff erbarmungslos ausgeliefert. Doch er hatte auch gar nicht vor sich daraus zu befreien. Stattdeßen sah er auf den Jüngeren hinab, während das Lächeln auf seinen Lippen noch etwas anschwoll. Wenn es ohne Verrenkung möglich gewesen wäre, hatte er sich nun zu Hidan hinuntergebeugt und ihn geküsst. Der Moment währte noch etwas an und auch wenn Kakuzu diesen nicht zerstören wollte, gab es doch noch eine Sache die ihn beschäftigte. «Übrigens war es ziemlich mies von dir, mich glauben zu lassen, dass du was mit Deidara hättest.» «Was sollte ich denn tun?», grummelte der Jüngere. «Ich wollte dich deine eigene Medizin schlucken lassen. Außerdem bist du nicht im Recht dich zu beschweren, du warst derjenige, der–» «Ich weiß», unterbrach Kakuzu ihn, da er es mittlerweile von allen Seiten zu hören bekam. Ja, er war derjenige, der gesagt hatte, Hidan solle sich mit anderen treffen. Er hatte es kapiert, er war selbst schuld. Am Anfang war er ja noch okay damit gewesen. Doch das hatte sich nun geändert. «Aber ich hab es mir anders überlegt.» «Was… was anders überlegt?», fragte Hidan leicht verwirrt, drehte den Kopf, um Kakuzu von unten herauf anzusehen. «Ich nehme es zurück. Ich will nicht mehr, dass du mit anderen Kerlen verkehrst.» Hidans Lächeln war von jetzt auf gleich wie weggewischt. Der friedliche Moment war zerstört, Anspannung lag in der Luft. «Ist das dein fucking ernst?» «…» Nach der angepisster Miene nach zu urteilen, war es nicht das, was der Jüngere hören wollte. Eigentlich hatte Kakuzu gedacht, dass er sich zumindest ein bisschen darüber freuen würde. Oder wenigstens einverstanden damit war. Doch da hatte er sich wohl getäuscht. «Denkst du, du kannst das jetzt einfach so zurücknehmen? Ohne irgendeine Erklärung oder ner Entschuldigung! Was läuft falsch mit dir… ernsthaft, ich bin nicht dein scheiß Köter, den du mal eben so anders pfeifen kannst.» «Dann hast du ein Problem damit dich daran zu halten?» «Und ob ich ein scheiß Problem damit habe! Ich meine… werd ich eigentlich auch mal gefragt, was ich will? Warum soll ich mich nach dir richten, nur, weil's dir jetzt plötzlich doch nicht mehr passt? Du musst mir dafür schon was geben. Gib mir nen verdammten Grund, einfach irgendwas, das mir zeigt, dass du mich nicht fünf Minuten später wieder fallen lässt wie ne heiße Kartoffel. Und dann überleg ich's mir!» «Und was soll das für ein Grund sein? Was willst du von mir hören?», fragte Kakuzu ausweichend. «Was weiß ich! Muss ich dir alles vorkauen? Aber gut, fang am besten damit an mir zu erklären, warum du deine Bitch jetzt doch nicht mehr teilen willst. Oder warum du mich erst wegwirft wie so ein benutztes Kondom, dann aber trotzdem einen auf eifersüchtig machst.» «Ich bin nicht eifersüchtig.» «Ach nein…?» Zweifelnd sah Hidan von unten zu ihm auf. «Nein.» Der Jüngere seufzte lautlos. «Okay, gut. Dann kann ich es dir ja sagen. Ich habe jemanden kennengelernt.» Kakuzu starrte Hidan an. Sein Mund wurde ganz trocken und sein Herz rutschte ihm ein Stück weit in die Hose. Darauf war er nicht vorbereitet. Natürlich war ihm klar gewesen, dass so etwas eintreffen könnte. Irgendwann bestimmt würde. Er hatte versucht, nicht darüber nachzudenken. Aber jetzt, da er es live von Hidan gesagt bekam, war es nun tatsächlich auch real, greifbar geworden. Vorhin war er noch so erleichtert gewesen, als sich Deidara als Hidans Kindheitsfreund entpuppt hatte und jetzt… Hidan hatte jetzt also doch jemanden neben ihm. Das zu erfahren war für Kakuzu ein scheiß Gefühl. «Wer ist er?», entglitt es ihm scharf. Obwohl er ja stark daran zweifelte, dass er den Typen kannte. Doch im Moment schwirrten ihm zu viele Fragen im Kopf herum, als dass er sie alle zurückhalten könnte. «Spielt das eine Rolle?» Ja, dann wüsste ich, welchem Wichser ich den Schädel einschlagen muss. «Nein.» Das Gewicht von Hidans Kopf in seinem Schoß fühlte sich plötzlich unerträglich schwer an. Kakuzu wollte den Jüngeren am liebsten von sich schieben, aufstehen und gehen. «Was bedeutet kennengelernt?», fragte Kakuzu mit der leisen Hoffnung, dass es nicht das bedeutete, was er dachte. «Tch», machte Hidan und grinste. «Zwei Menschen, die sich sehen, Namen austauschen, miteinander quatschen. Na, klingelt’s?» Kakuzu schnaubte. «Danke, die Definition davon ist mir geläufig. Aber das meinte ich nicht. Und das weißt du auch. Also stell dich nicht dumm.» «Du willst wissen ob wir ficken? Sorry, aber das geht dich nichts an. Aber sei doch mal glücklich. Ist es nicht das, was du wolltest?» «Nein, bestimmt nicht. Und ich erwarte von nun an, dass du dich nicht mehr mit ihm triffst. Und auch mit keinem anderen.» Hidan rollte mit den Augen und schnaubte. «Siehst du? Das ist genau das, was ich meinte. Du befielst und ich soll kuschen. Ja und amen. Der Gebieter hat gesprochen, Wiederworte sind nicht erwünscht. Aber weißt du was? Ich bin nicht deine verdammte Puppe, also kannst du mich mal! Ich treffe mich weiter mit ihm, weil der Typ hot ist und ich es will, klar?» «Ich meine es ernst, Hidan. Schreib den Kerl ab oder ich bin raus. Ich dulde keinen neben mir.» «Pfff, und was macht dich so sicher, dass ich mich für dich entscheide? Weißt du, im Vergleich zu dir hat er nämlich einige Vorzüge. Er ist nicht tausend Jahre alt, sondern noch jung und knackig. Er ist spontan und locker drauf. Bis zu seiner Wohnung brauche ich nur zehn Minuten und keine halbe Stunde. Er hat Respekt vor mir und behandelt mich wie einen fucking Menschen. Er hat einen coolen Job und sitzt nicht den lieben langen Tag vor’m Bildschirm oder steckt mit der Nase in langweiligen Büchern oder telefoniert mit schnöseligen Spießern. Er geht auch mal raus und unternimmt was. Er hat nen geilen Körper und das Beste ist, er lässt mich auch mal ihn ficken. Also komm mal wieder runter von deinem hohen Ross. Sei dir ja nicht zu sicher. Glaub bloß nicht, dass du einfach über mich verfügen könntest! Oder dass ich dir wie ein treudoofer Köter hinterher laufe. Denn das tue ich nicht. Und das werde ich auch nicht. Das habe ich mir geschworen. Ich lasse das alles nicht mehr mit mir machen, kapiert! Und wenn du mir nicht etwas mehr bieten kannst als dieses ewige hin und her, wenn wir nicht… ich will doch nur, dass du dich mir gegenüber etwas mehr öffnest… warum können wir nicht einfach…» Hidan brach ab, doch Kakuzu nahm es kaum wahr. Er war genug damit beschäftig das Gesagte nicht zu sehr an sich heranzulassen. Doch in Wahrheit hatte sein Gehirn bei jenem gewissen Satz schon wie automatisch abgeschaltet. Das Beste ist, er lässt mich auch mal ihn ficken. Kakuzu war wie betäubt. Es war wie ein Schlag. Es war zu viel. Genug, um seine harte Schale zu durchbohren. Das war nicht bloß gesagt worden um ihn zu verletzen. Nein. Es war die Wahrheit. Das hatte man Hidans Stimme angehört. Es sollte nicht so sein, doch Kakuzu fühlte sich verraten und betrogen. Hintergangen und verarscht, mit Füßen getreten. Doch das, was am meisten schmerzte waren die Dinge, die Hidan aufgezählt hatte. Die Kritik an seiner Person, seine Fehler und Macken, seine Schwächen. In einem Ton vor die Füße gespuckt, dass Kakuzu gerade ernsthaft daran zweifelte, ob Hidan ihn überhaupt jemals gemocht hatte. «Gut», war alles, was Kakuzu aus kratziger Kehle herausbekam. Der Kloß in seinem Hals schluckte er mit Gewalt runter, drängte das, was ihn gerade zu übermannen drohte zurück. Hidans Kopf von seinem Schoß schiebend stand er auf. Er musste hier raus, bevor er noch durchdrehte. Oder Sachen sagte und Dinge tat, die er nicht mehr ungeschehen machen könnte. Sein Stolz litt schon genug darunter, dass er kaum ein Wort herausbekam. Sicherlich hatte Hidan ihm schon angemerkt, wie sehr ihm seine kleine Ansprache zugesetzt hatte. «Hey, warte», murmelte Hidan unsicher und setzte sich halb auf. «Wo willst du hin?» Kakuzu achtete nicht auf den Jüngeren, wagte es nicht sich noch mal zu ihm umzudrehen, da er sich selbst nicht traute. Und nicht wusste, wie er reagieren würde, ob er es schaffen würde sich unter Kontrolle zu halten. Schwäche. Er hasste sie. Und das Letzte, das ihm in Sinn stand, war, diese irgendjemandem offenzulegen. Vor allem nicht Hidan, der einer der wenigen Menschen war, der ihm nahe genug stand, um in ihm noch mehr Schaden anzurichten. Mit steinerner Miene entfernte er sich deshalb, steuerte die Haustür an und verließ beinahe fluchtartig die Wohnung. «Verdammt, jetzt warte doch mal! Fuck, bitte! Es tut mir leid…» Kakuzu bebte und schnaufte, als er nach draußen trat, nachdem er die Tür lautstark hinter sich zugeknallt hatte. Seine Brust schwellte an, bis er das Gefühl hatte kaum noch atmen zu können. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht, obwohl ihm körperlich gar nichts fehlte. Es war seine Schuld. Es war alles seine eigene Schuld. Und er hasste sich dafür. Dass er so naiv gewesen war zu glauben, dass es dieses mal – mit Hidan – anders ablaufen könnte. Er hätte nicht auf Kisame hören sollen, mit Hidan gar nicht erst etwas Längerfristiges anfangen dürfen. Er war dumm gewesen zu glauben, dass er es schaffen würde den Jüngeren auf Distanz zu halten. Mit genug Abstand, damit er sich nicht zu sehr an Hidan gewöhnte und doch nah genug, um seine Triebe und menschlichen Bedürfnisse nach Nähe und Zuneigung stillen zu können. Das Gleichgewicht war verrutscht und Kakuzu hatte schleichend, unsichtbar immer mehr zugelassen, als er es eigentlich hätte tun dürfen. Und nun war ihm der Kleine ans Herz gewachsen. Es hatte es genossen. Er hatte sich gefürchtet. Und jetzt tat es nur noch weh. Dabei hatte er doch alles Mögliche getan um Hidan abzulenken, damit er damit aufhörte ihn in eine Beziehung zu drängen. Hidans Bemühungen anfangs von Kakuzu ignoriert, war der Jüngere jedoch immer hartnäckiger und offensichtlicher geworden, so dass sich Kakuzu nicht mehr unwissend hatte geben können. Doch Kakuzus Selbstschutz hatte nicht so funktioniert wie er es sollte. Er dachte immer, so lange er keine Beziehung einging, diese Grenze nicht überschritt, wäre alles fein. Dabei war das nur ein Wort, der einen als Paar definierte, ein Treueversprechen, vielleicht auch eine Liebesbekundung. Der Begriff war die simple Definition eines vertrauten Verhältnisses und keine emotionale Sperre. Kakuzu wurde schmerzlich bewusst, dass er diese auch ohne dieses banale Wort überschritten hatte und ihm der Kleine nun etwas bedeutete. Und das machte ihm Angst. Er fühlte sich dadurch angreifbar, verletzlich, schwach. Er hasste dieses Gefühl so sehr wie es ihn erzürnte. Es war alles ein Fehler. Und als Kakuzu den gepflasterten Weg durch den Garten zurück zur Straße lief, spürte er, wie sich der Druck, der sich die letzten Wochen in seiner Brust aufgestaut hatte, seinem Limit näherte. Er wollte ihn nicht entweichen lassen und versuchte mit allen Kräften seine Emotionen weiter unterdrückt zu halten. Doch er wusste, dass er es dieses mal nicht schaffen würde. Er brauchte ein Ventil. Und er fand eines. Es war als würde sich sein Geist für kurze Zeit aus seinem Körper zurückziehen. Als betrachtete er sich selbst von oben, als Zuschauer dieser Wuttat. Er kam erst dann wieder richtig zu sich, als der Briefkasten schon zerbeult am Boden lag. Ungeöffnete Briefe lagen verstreut drum herum und von seinen geballten Fäusten tropfte etwas Warmes. Er war außer Atem und schwitzte, dabei war seines Empfindens doch kaum ein paar Sekunden vergangen. Seine Knöchel schmerzten unsagbar, doch er ignorierte es. Denn jetzt fühlte er sich besser. Ein Geräusch veranlasste ihn dazu seinen Kopf zu heben. Ein kleiner Junge auf einem Dreirad starrte ihn mit offenem Mund vom Trottoir aus an. «Was gibt’s da zu glotzen!», knurrte er. Der Junge rührte sich kein Stück. Kakuzu stieg über das zerbeulte Teil zu seinen Füßen und versuchte nicht mehr an Hidan zu denken. Als er im Auto saß hatte er sich wieder soweit beruhigt, dass er auf dem Weg nach Hause keinen Unfall bauen würde. Kapitel 27: Part 4: Was machst du denn hier? -------------------------------------------- Was machst du denn hier?, hatte Kisame überrascht gefragt, als Kakuzu unangekündigt bei ihm auf der Matte stand. Eigentlich war es so gar nicht seine Art, vorbeizukommen ohne vorher Bescheid zu geben. Er hasste spontane Aktionen. Deswegen nahm er es seinem Freund nicht übel, dass er ganz und gar überrumpelt von seinem Besuch war. Kakuzu torkelte wortlos am Blauhaarigen vorbei in dessen Wohnung, worauf Kisame irritiert die Tür schloss und ihm ins Innere folgte. «Ich bin hier um dich abzuholen.» Die Worte kamen Kakuzu nur sehr verwaschen über die Zunge. Komisch. Dabei hatte er noch längst nicht genug getrunken. «Mich abholen?», kam es verwirrt von Kisame. «Ja.» Kakuzu war plötzlich so warm. Viel zu warm. Ihm kam es in Kisames Wohnung vor wie in einem Backofen. Hatte der Blauhaarige seine scheiß Heizung etwa auf höchster Stufe laufen? Oder schwitzte er womöglich deshalb, weil er knapp eine Stunde draußen in der Arschkälte rumgelaufen war? Hier drin spürte er allmählich seinen Körper wieder, seine Finger tauten auch so langsam auf. Was schlecht war, denn so machte sich das Pochen wieder bemerkbar, das von seinen Knöcheln ausging. Er konnte von Glück reden, dass er sich nichts gebrochen hatte, immerhin hatte er letztens mit bloßen Händen auf Metall eingedroschen. Als er nach Hause gekommen war, hatte er die Wunden an seinen Knöcheln lediglich ausgewaschen, desinfiziert und sich Verbände darum gewickelt. Seine Hände waren die ersten paar Tage ziemlich nutzlos gewesen. Er hatte kaum etwas ergreifen können, ohne sich schmerzerfüllt auf die Lippe beißen zu müssen. Doch wenn er sich ein paar Tabletten einwarf, war es auszuhalten. Vielleicht war seine Vorgehensweise nicht die Klügste, doch seine geschundene Hände waren derzeit seine geringste Sorge. «Wir gehen aus», verkündete Kakuzu, wendete seinen Blick von den Verbänden ab, die sich bereits wieder rot verfärbt hatten und stolperte ein paar Schritte vorwärts. In der Küche musste er sich an einem der Barhocker festhalten, da ihm die Hitze hier drin irgendwie zu Kopf stieg. «Das wüsste ich aber», schnaubte Kisame und folgte ihm leicht verärgert. «Egal. Hol deine Jacke und los.» Kakuzu machte eine wirsche Handbewegung, die Kisame dazu überreden sollte, ohne großes TamTam seinen Arsch zu bewegen. Kakuzu hatte nämlich keine Lust auf Erklärungen oder Diskussionen. Er wollte einfach mit seinem Freund aus gehen. Und trinken. Sehr viel trinken. So viel, bis sein Gehirn nur noch eine unfähige, graue Pampe war. Und dann noch etwas mehr. Denn er wollte nicht mehr denken. Doch leider tat er es ununterbrochen. Er hatte keine Kontrolle darüber, was lästig war. Also musste sein Gehirn Matsch werden. «Alter, man. Du kannst hier nicht einfach so aufkreuzen. Und heute kann ich sowieso nicht, hab den Abend schon verplant. Itachi hat Geburtstag und wir kochen nachher zusammen. Außerdem bist du schon hacke dicht und es ist gerade mal sieben Uhr. Hast du überhaupt was gegessen oder hast du das in deiner Sauftour einfach ausgelassen? Und was soll das da? Hast du das etwa mitgehen lassen?» Kisame deutete auf das Glas in Kakuzus Hand. Dieser starrte verwirrt und mit zusammengekniffenen Augen darauf, konnte sich nicht daran erinnern woher er das hatte. Oder wie lange er es schon mit sich rum schleppte. Doch was viel wichtiger war, es war noch nicht ganz leer. Also hob Kakuzu das Glas, um sich auch noch den letzten Rest die Kehle runter zu kippen. Doch bevor auch nur ein Tropfen seine Zunge benetzen konnte, wurde ihm das Glas aus der Hand gerissen. Kisame schüttete die Flüssigkeit in die Spüle und stellte das Glas weg. Bedauernd schaute Kakuzu dabei zu, wie das Gesöff in den Ausguss sickerte. «Was ist los mit dir? Irgendwas ist doch, du besäufst dich doch sonst nicht so. Normalerweise kriegt man dich doch kaum aus der Hütte und dann tanzt du so… SO bei mir auf? Und was ist mit deinen Händen? Hast du dich etwa geprügelt?» Der Blauhaarige setzte sich auf einen der Barhocker und musterte Kakuzu skeptisch. «Tch.» «Und was ist das da an deinem Kragen? Lippenstift?» Kakuzu verzog das Gesicht. «Erinner’ mich bloß nicht daran.» «Hast du eine abgeschleppt?», entkam es Kisame entgeistert. Kakuzu kam sich vor wie auf einer Richtbank. Und so vorwurfsvoll wie ihn der Blauhaarige hier ansah, war er wohl sein Henker. Kisame tat ja fast so, als wäre das bisschen Spaß, das sich Kakuzu hatte gönnen wollen, etwas unrechtes. Als von Kakuzu keine Antwort kam, schüttelte der Blauhaarige fassungslos den Kopf. «Ernsthaft?! Was ist mit Hidan? Was würde er davon halten wenn er das wüsste?» Da war er. Dieser Name. Das Wort, das er heute nicht hatte hören wollen. Die gesamte letzte Woche hatte er sich so gut es ging in Arbeit ersäuft, mit der Hoffnung, dass er Abends ins Bett fallen würde, ohne auch nur einen Moment zum Denken gehabt zu haben. Das hatte am Anfang ja noch geklappt, nur hatte Kakuzu vergessen sich einen Schlachtplan zu überlegen für Tage an denen er frei hatte. Dementsprechend scheiße war der heutige Tag verlaufen. Angefangen mit ruhelosem Umherlaufen in seiner Wohnung, über sich überschlagende Gedanken, bis hin zu extremen Schwankungen seines Gemütszustandes. Es schien als wäre all das, was er die Woche lang unterdrückt und ignoriert hatte, gleichzeitig über ihn hereingebrochen. Von depressiven Phasen und Selbstmitleid über kleinere Wutanfälle – durch die auch sein Handydisplay Schaden genommen hatte – bis hin zum emotionalen Tiefpunkt, bei dem er beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. Erst als er schon daran dachte, sich einfach vom nächsten Hochhaus zu schmeißen, war das Maß endgültig erreicht. Er hatte sich aus diesem Teufelskreis befreit und geschworen sich fortan zusammenzureißen. Und da es ihm offensichtlich nicht gut tat, alleine Zuhause rum zu hocken, musste er etwas unternehmen, ehe er noch durchdrehte. Also war er ausgegangen, hatte sich voll laufen lassen und eine Bar nach der anderen abgeklappert. Erstaunlicherweise hatte es tatsächlich auch funktioniert. Er hatte sogar einmal lachen können, als dem Volldepp hinter der Bar zwei volle Gläser runtergefallen waren. Und sich somit der klebrige Alkohol direkt über die Jeans gegossen hatte. Alles lief super. Jedenfalls bis das Flittchen, das er irgendwo aufgegabelt hatte, alles kaputt gemacht hatte. Und nun wo der Name jener Person fiel, war der Alkohol nicht mehr genug, um seine Gefühle zu betäuben. Oder sein Gehirn zu Matsch werden zu lassen. «Wag’ es nicht, mir hier mit der Moralapostel-Nummer zu kommen», grollte er gereizt. «Weil der tut gerade doch genau das gleiche!» «Was?» «Er fickt mit irgend so nem Pisser.» «Was? Wie kommst du da drauf?» «Das hat er mir letztens ins Gesicht gesagt. Und ich bin vorhin zufällig an seinem Haus vorbeigelaufen und da–» «Zufällig, hm?» «Ja, zufällig! Da stand ein–» «Wohnt er nicht am anderen Ende der Stadt?» Kakuzu warf Kisame einen tödlichen Blick zu. «Lässt du mich mal ausreden?! Da stand also ein Auto vorm Haus. Und es war nicht seins. Denn er hat keins. Also darf ich doch wohl auch meinen Spaß haben, wenn er rum vögelt und sich einen Scheiß um andere schert!» Jawohl. Ende und aus. Kakuzu klopfte sich mental auf die Schulter für diese gelungene Ansage. «Was?» «Das mit Hidan ist vorbei.» Wow. Das laut auszusprechen tat weh. Mehr, als er es erwartet hätte. Doch er machte sich nichts vor – das mit Hidan hatte keine Zukunft. Die ganze Sache hatte ihm nur Leid eingebracht. Und eigentlich hatte er doch schon von Anfang an gewusst, dass es so kommen würde. So wie jedes mal. Doch er lernte natürlich mal wieder nicht daraus. Er war so dumm und naiv und ließ sich trotzdem immer wieder auf etwas Längerfristiges ein. «Was ist passiert?», fragte Kisame überrascht, ehe er nachdenklich die Brauen zusammenzog. «Ich dachte ihr hättet euch letztens ausgesprochen?» «Ich will nicht darüber reden. Also denk nicht mal dran, mich auszuquetschen. Mir geht es gut.» Erst als Kakuzu es schon ausgesprochen hatte, bemerkte er seinen Fehler. Mir geht es gut. In dem Kontext schrie das ja fast schon nach dem Gegenteil. Wenigstens schien Kisame so viel Verstand zu besitzen, ihm keinen mitleidigen Blicke zuzuwerfen oder noch schlimmer, ihn weiter über Hidan auszufragen. Denn dann wäre Kakuzu vollends durchgedreht. «Und was war mit der Kleinen? Die Lippenstift-Sache? Warum hast du vorhin so komisch reagiert… war es so schlecht?» Kakuzu verzog erneut das Gesicht. Er wollte sich gar nicht an dieses Fiasko erinnern, nur waren leider doch noch Bruchstücke davon in seinem Schädel vorhanden. Die Kleine hatte rotes Haar gehabt und war ziemlich willig gewesen. Auf dem Klo war es dann schnell zur Sache gegangen. Das geile Stück hatte ihm sogar ganz unaufgefordert den Schwanz gelutscht. Da war ja noch alles gut gewesen… doch nach einer Weile hatte die dumme Kuh von ihm abgelassen und mit gehobenen Brauen zu ihm aufgesehen, worauf er ihren Kopf wieder nach unten drücken musste. Gib dir halt etwas mehr Mühe, hatte er sie angefahren, doch letzten Endes hatte alles nichts gebracht. Bei ihm hatte sich einfach nichts getan. Und als sie ihm dann auch noch dumm kam, hatte er sie noch eine unfähige Schlampe genannt. Ende der Geschichte. «Hat halt nicht geklappt», grummelte er schulterzuckend und starrte an Kisame vorbei, irgend einen Punkt an der Wand an. Der Blauhaarige schien von dieser Aussage jedoch nur noch mehr verwirrt. Dass Kisame mal wieder gar nichts raffte, brachte Kakuzu schließlich zum Platzen. «Man, ich hab halt keinen hochgekriegt!», grollte er in Kisames dämliche Fresse. Unglaublich… dass man das nicht kapierte! Der Blauhaarige starrte ihn eine Sekunde lang verdattert an, ehe sich seine Mundwinkel belustigt verzogen. Kisame gluckste erst noch leise vor sich hin, was sich jedoch zunehmend in schnaubendes Gelächter steigerte. Bis er schließlich gackerte wie ein Huhn. «Lachst du mich etwa aus?», wollte Kakuzu erzürnt wissen. «Als ob dir das noch nie passiert wäre, wenn du zu viel intus gehabt hast!» Kisame lachte nur noch lauter und Kakuzu durfte mit grimmiger Miene darauf warten, dass sich dieser endlich einkriegte. «Man, ich glaub’s nicht», gackerte der Blauhaarige weiter. «Hast du’s?» «Als ob der Alkohol dran schuld wäre», meinte sein Freund und schüttelte grinsend den Kopf. «Was denn sonst!» «Du schnallst es echt nicht, oder? Man, sogar dein Schwanz hat mehr Durchblick als du.» Kisame schenkte ihm einen vielsagenden Blick, worauf sich Kakuzus Miene noch etwas verdüsterte. «Lassen wir das.» «Ich meine ja nur, dass dein Schwanz deshalb gepennt hat, weil es nicht die Kleine ist die du willst.» «Ja, ich weiß was du sagen wolltest!», grummelte Kakuzu und hielt sich kurz den Kopf. Ihm war, als würden die Kopfschmerzen, mit denen er sich morgen bestimmt würde herumplagen müssen, schon jetzt heimsuchen. Je länger er hier seine Zeit verschwendete, indem er versuchte Kisame zu überreden mitzukommen, desto nüchterner wurde er. Und das war schlecht. «Alles gut bei euch?», ertönte es plötzlich neben Kakuzu, der sich kurz erschrak, da er Itachi nicht kommen gehört hatte. «Jap, alles gut», versicherte Kisame. «Kakuzu hat nur kurz vorbei geschaut.» «Oh, okay. Ich fange schon mal an das Gemüse zu schneiden. Ich bekomme nämlich langsam Hunger. Setzt euch doch ins Wohnzimmer.» Itachi nahm sich Schneidebrett und Messer zur Hand und holte sich das Gemüse aus dem Kühlschrank. «Nicht nötig, Kakuzu wollte sowieso gerade gehen», meinte Kisame und schenkte Kakuzu einen deutlichen Blick. Itachi boxte Kisame dafür einmal gegen die Schulter. «Sei nicht so. Vielleicht will er ja zum Essen bleiben.» Der Schwarzhaarige beförderte ein paar Karotten aus der Packung und fing an diese zu schälen. «Heute ist dein Geburtstag», erinnerte Kisame ihn. «Schon gut, es macht mir nichts aus. Möchtest du zum Essen bleiben, Kakuzu?» Kakuzu war zwar betrunken, aber nicht mehr betrunken genug um nicht zu schnallen, dass er unerwünscht war. Sah jedenfalls so aus als hätten die beiden den Abend schon etwas länger geplant. Itachis Angebot zu bleiben war wohl nur aus reiner Höflichkeit entstanden. Und ehrlich gesagt hatte Kakuzu auch wenig Lust hier rum zu gammeln, immerzu mit dem Fakt im Hinterkopf, dass er doch nur störte. Nein. Kakuzu hatte noch eigene Pläne für den Abend. Und diese setzten eine gewisse Grundsubstanz voraus. Alkohol. Also schüttelte er den Kopf. «Nein, danke. Wie Kisame schon sagte, ich wollte eh gerade gehen.» «Na gut», meinte Itachi und lächelte ihn leicht an. Kisame schien erleichtert, Dankbarkeit spiegelte sich in seinem Blick ab, als er auf Kakuzu zu kam, um ihn zu verabschieden. «Lass den Kopf nicht so hängen. Das wird schon alles wieder…» Aufmunternd schlug Kisame ihn auf die Schulter. Kakuzu blieb stumm. Er wollte dem Blauhaarigen ja glauben, nur fiel ihm das im Moment mehr als schwer. «Ich klingel’ mich die Tage mal bei dir durch und dann können wir was trinken geh’n, okay?», vertröstete Kisame ihn noch, während er ihn die paar Schritte zur Haustür begleitete. Kakuzu brummte nur als Zustimmung. «Kisame, vergiss aber unseren Kurztrip nächstes Wochenende nach Konoha nicht», rief Itachi aus der Küche. Wow. Konoha. Wie lange hatte er es geschafft diese Stadt und die bloße Erwähnung jener, aus seinem Umfeld zu verbannen? Doch so wie das Leben nunmal war, trafen einen unschöne Dinge immer unerwartet. Kakuzu ignorierte das drückende Gefühl, das sich wie jedes mal in seinem Magen breit machen wollte, wenn über Konoha gesprochen wurde. Was ihm jedoch auffiel und mehr als merkwürdig vorkam; Kisame versteifte sich bei der Aussage ebenfalls einen Moment lang. «Ne, ich vergess' es schon nicht», meinte Kisame über seine Schulter zu Itachi, ehe er sich nervös grinsend wieder zu Kakuzu wandte. Unscheinbar, aber für Kakuzu doch merklich, versuchte sein Kumpel ihn Richtung Tür zu schieben. Misstrauisch verengte Kakuzu die Augen – irgendwas stank hier doch. «Gut. Ich bin nämlich schon etwas aufgeregt. Immerhin ist es das erste mal, dass du meine Eltern triffst und–» «Können wir das nachher besprechen?», warf Kisame hastig dazwischen. Okay. Das war Kakuzu Beweis genug. Da gab es etwas, das er nicht hören durfte – Kisame verheimlichte etwas vor ihm. Und es musste etwas sein, das ihm ganz und gar nicht gefallen würde. Zu dem drückenden Gefühl in seinem Magen gesellte sich nun auch noch ein beklemmendes in seiner Brust. Kisame hatte ihn mittlerweile schon so weit zurückgedrängt, dass Kakuzu die Tür im Rücken hatte. Doch er machte keine Anstalten diese zu öffnen. Eisern blieb er stehen, während Kisame sich vor ihn hin stellte und ihm mit seinem massigen Körper die Sicht in die Küche versperrte, ihn so von Itachi abschirmte. Doch Kakuzu ließ sich davon nicht beirren. Er würde erst dann verschwinden, wenn er erfahren hatte, was genau hier abging. «Du stammst aus Konoha?», fragte er an Itachi gewandt, stierte dabei jedoch Kisame in die Augen. «Ja», bestätigte Itachi. «Ich bin dort aufgewachsen, meine Familie lebt immer noch dort.» Kakuzu wurde plötzlich heiß und kalt, als er glaubte so langsam zu begreifen was hier gespielt wurde. Er hatte selbst lange genug in Konoha gelebt um zu wissen, welcher Familienklan dort dominierte. Er hatte Itachis Nachname nie erfahren – Kisame hatte ihn ihm zu keiner Zeit genannt. Gewundert hatte er sich darüber nie, für ihn war so etwas normalerweise auch nicht von Belang. Doch nun ergab alles Sinn. «Du bist ein Uchiha», sagte er tonlos und mehr zu sich selbst. Es war eine Feststellung, keine Frage. Itachis Erscheinung ließ gar keine Zweifel mehr zu. Die dunklen Haare, die ebenso dunklen, mandelförmigen Augen, sowie sein gepflegtes Äußeres, verpackt in faltenfreie, schicke Kleidung. Diese kühle, unnahbare Art, die jedoch einen höflichen Umgang mit anderen nicht ausschloss, gepaart mit der förmlichen, fast geschwollenen Ausdrucksweise… das alles erinnerte Kakuzu nur zu gut an jemanden. Fehlte nur noch der Hauch von Arroganz und die gut versteckte, grausame Ader, die Kakuzu jedoch nur allzu oft zu Gesicht bekommen hatte. Itachi war wie er. Ein Uchiha. Wie nur hatte er so etwas offensichtliches übersehen können? «Ja», hörte man Itachi irritiert aus der Küche antworten. Kakuzu nahm das jedoch gar nicht wahr. Er war überfordert. Überfordert mit der Situation, in die er so eiskalt rein geschlittert war. Überfordert mit dem Gefühlssturm, der sich in ihm zusammenbraute. Und überfordert mit den Folgen, die sich bei ihm sogar körperlich zeigten. Seine Atmung ging schnell und stockend, eine Hitzewallung nach der anderen durchfuhr seinen Körper. Er schwitzte und ihm war schwindelig, gleichzeitig krampfte sich sein Magen zusammen als müsste er sich gleich übergeben. Nur langsam wanderte sein Blick zu Kisame, der ihm mit einer verkniffenen Miene entgegenblickte. «Du mieser Verräter», raunte Kakuzu wutentbrannt und schlug Kisame mit der flachen Hand gegen die Brust, so dass dieser ein Stück zurück taumelte. «Wie kannst du nur… du Mistkerl tust dich mit einem von denen zusammen! Und verheimlichst es mir auch noch!» «Ich wollte es dir ja sagen, aber–» «Ach ja? Wann?!» Kisame suchte verzweifelt nach Worten, schien jedoch keine passenden zu finden. «Hast du etwa schon vergessen was er mit mir gemacht hat?» «Nein, natürlich nicht! Aber du kannst nicht alle in einen Topf werfen. Itachi ist ein guter Mensch. Und wenn du dich etwas mehr mit ihm befassen würdest, dann wüsstest du das auch!» Kakuzu schnaubte verächtlich. «Aber sicher. Du bist so dumm. Hast echt gar nichts aus meiner Scheiße gelernt und lässt dir von ihm den Kopf verdrehen… aber gut, mach nur! Renn nur weiter in dein Elend. Siehst ja dann, was du davon hast, wenn du plötzlich ein Messer im Rücken stecken hast! Aber solang will ich mit dir oder ihm nichts mehr zutun haben!» «Ich verstehe nicht», mischte sich Itachi zögerlich ein, der mittlerweile bei ihnen im Gang stand und sie beide betreten musterte. Bist dato hatte der Schwarzhaarige ihren Streit nur stumm und ratlos mitverfolgt. «Was hat dir meine Familie getan?» Kakuzus funkelte Itachi hasserfüllt an. «Einer aus deiner Sippschaft hat mein Leben zerstört.» Daraufhin herrschte erstmal bedrückende Stille. Kakuzu fühlte sich verraten. Kisame war ihm stets ein verlässlicher und loyaler Freund gewesen – auch in schweren Zeiten hatte er ihn nie im stich gelassen. Er war der einzige Mensch, dem Kakuzu wirklich und vollkommen vertraute. Und sein Vertrauen gewann man nicht mal eben so. Er hatte zu viele Enttäuschungen erlebt, zu viel einstecken müssen, als dass das so einfach gehen würde. Doch Kisame hatte sich durch seine Verschlossenheit und Skepsis hindurchgekämpft. Er hatte ihn nie enttäuscht. Doch die neusten Erkenntnisse brachte das Vertrauensverhältnis zu Kisame doch schon sehr zum Splittern. Dass Kisame ihn jemals so hintergehen würde… damit hätte er nie gerechnet. Es traf Kakuzu wie eine Bowlingkugel am Hinterkopf. Schwer, unerwartet und schmerzlich. Er wusste nicht, ob er ihm das würde verzeihen können. «Komm schon, man…», meinte Kisame beschwichtigend, trat einen Schritt auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Knurrend schüttelte Kakuzu diese jedoch sogleich wieder ab. «Itachi ist nicht er», versuchte es Kisame weiter. «Also dreh jetzt deswegen bitte nicht ab und hör auf ihm Dinge zuschieben zu wollen, für die er nichts kann, nur, weil er den selben Familiennamen trägt.» «Du kapierst es einfach nicht…», schnaubte Kakuzu und schüttelte fassungslos den Kopf. Er hatte genug gehört. Er wollte und konnte nicht länger die selbe Luft atmen wie dieser Verräter. Also drehte er sich um und machte ohne weitere Worte zu verschwenden einen Abgang. Er ignorierte Kisames Rufe, die im Treppenhaus widerhallten und ihn bis nach unten verfolgten. Kapitel 28: Part 4: Komm schon, man ----------------------------------- Komm schon, man, hallten Kisames Worte in seinem Kopf wider. Kakuzu grunzte verachtend, während ihm Regen und Wind entgegen peitschten. Es war unfassbar. Wie konnte Kisame ihm jetzt nur so kommen? Als wäre das Ganze keine große Sache. Als wäre nichts dabei, ihm erst bei der Scheiße, die er durchgemacht hatte, bei zu stehen, nur um sich dann später einfach mit dem Feind einzulassen. Kakuzu verstand es nicht. Es ging einfach nicht in seinen Kopf. Wer war denn bitte Schuld daran, dass er heute so verkorkst und emotional verkrüppelt war?! Ein Uchiha. Und man müsste meinen, dass Kisame das auch wissen müsste. Aber anscheinend hatte das für ihn kein Gewicht. Erneut entkam Kakuzu ein grunzender Laut, während er ziellos und mit finsterer Miene durch die Gassen schritt. Es war kalt. Es war dunkel. Und es regnete. Natürlich tat es das, dachte er sich zynisch und grinste wie ein Bekloppter. Toll. Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn er einen Schirm dabei gehabt hätte. Der Regen durchnässte seinen Mantel, prasselte unablässig von oben auf ihn herab, tränkte seine Haare und lief ihm die Stirn hinab in die Augen. Fabelhaft. Pfützen hatten sich auf der unebenen Straße gebildet. Kakuzu machte sich nicht mal die Mühe ihnen auszuweichen, stapfte sogar absichtlich in welche hinein. Denn der Tag heute war lang gewesen. Es war, als hätte er keine einzige Sekunde die Kontrolle über irgendetwas gehabt und wäre nur von hier nach da herumgeschubst worden. Deswegen war es nun ein befreiendes Gefühl jemandem zu zeigen wer hier der Boss war. Und dabei war es scheißegal, dass es sich hierbei nur um harmlose Pfützen handelte und er von außen wohl aussah wie ein Trottel, der grundlos in Dreckwasser trampelte. Das war doch fucking wunderbar. Sein Handy vibrierte plötzlich in seiner Hosentasche. Er ignorierte es zunächst, doch als der Anrufer auch nach dem zweiten Versuch nicht aufgab, unterbrach er seinen Irrsinn und holte er es knurrend hervor. Das Display zeigte Kisame an, doch für Kakuzu las es sich Hurensohn und so schaltete er das Gerät kurzerhand aus. Als er irgendwann genug hatte, suchte er die nächstbeste Bar auf und versuchte Kummer und Wut weiter in Alkohol zu ersäufen. Was leider nicht mehr so gut gelang, wie er schon beim zweiten Glas Whiskey feststellen musste. Es war als würde der Alkohol nicht mehr richtig Wirkung zeigen. Sein Kopf schwirrte ihm zwar wieder, doch das Gesöff vermochte es irgendwie nicht mehr seine Stimmung zu heben. Weshalb er auch die Lust am Trinken verlor. Es herrschte reges Treiben in der Bar – angeregte Gespräche und euphorisches Gejohle war in dieser Samstagnacht von allen Seiten her zu hören. Alle waren in Feierlaune. Doch Kakuzu, durchnässt bis auf die Knochen, starrte bloß mit leerem Blick auf sein Glas. Er beobachtete wie die Eiswürfel in der dunklen Flüssigkeit hin und her schwappten und fühlte sich, trotz inmitten so vieler Leute, einsam. Er schob das halb leere Glas von sich weg und dachte an Hidan. Er dachte an ihre gemeinsame Zeit zurück. Zweifelsohne hatten sie sich oft gestritten, es war kaum ein Tag ohne Spannungen vergangen. Doch das war okay und irgendwie hatte das zu ihrem Miteinander dazugehört. Außerdem hatte es auch harmonische Momente zwischen ihnen gegeben. Einmal hatte er Hidan aufwecken wollen und hatte sich ein schmunzeln nicht verkneifen können, als er den Jüngeren wie ein Kleinkind daliegend vorgefunden hatte. Angeschmiegt an sein Kissen, das er mit allen vieren umklammert hielt. Er dachte an das geordnete Chaos, das der Jüngere stets hinter sich zurückließ und das Kakuzu so manches mal auf die Palme brachte und trotzdem irgendwo seinen Charme hatte. Es war ihm bis heute ein Rätsel, wie sich der Silberhaarige nur darin zurechtfand. Er dachte daran, wie Hidan ihm einmal aus einem Alltagsgespräch heraus, seine Pläne für die Zukunft geschildert hatte. Dabei war auch ein paar mal das Wort Wir gefallen. Wie selbstverständlich hatte Hidan ihn mit einbezogen, als wäre ihm gar nicht erst in den Sinn gekommen, dass sich ihre Wege irgendwann mal trennen könnten. Er dachte an die vielen male zurück, wo Hidan irgendwelches Geschirr von ihm kaputt gemacht hatte. Und an seine stetig raffinierteren Versuche, das vor ihm geheim zu halten. Kakuzu hatte es noch jedes mal herausgefunden und fuck… er vermisste Hidans geschockte Fresse, wann immer er ihn damit konfrontierte. Innerhalb von Sekunden traf Kakuzu eine Entscheidung und nur wenige Minuten später saß er im Taxi. Es war dumm – das war Kakuzu klar. Und vielleicht schnitt er sich damit ins eigene Fleisch, aber… er wollte Hidan jetzt einfach sehen. Und als Kakuzu schließlich vor Hidans Tür stand und auf die Klingel drückte, verbannte er jeglichen Gedanken, der ihren Streit erneut aufrollen könnte, aus seinem Kopf. Ihre gegenwärtigen Differenzen waren gerade bedeutungslos. Was zwischen ihnen vorgefallen war… es spielte keine Rolle, es war egal und doch gar nicht so schlimm, er würde es schon verkraften, redete er sich ein. Er wiederholte es in seinem Kopf wie ein Mantra. So oft bis er sich sicher war, dass er Hidan sogar das Fremdpoppen verzeihen könnte. Als die Tür endlich aufging und er den Jüngeren im Rahmen stehen sah, dünkte es Kakuzu, dass es sich noch nie so sehr gelohnt hatte, Geld für ein Taxi auszugeben. Überrascht starrte Hidan ihn an. Dann riss er unvermittelt und beinahe schon schockiert die Augen auf und schlug die Tür mit einem lauten Knall einfach wieder zu. Kakuzu blinzelte irritiert. Eigentlich hatte er sich eine etwas andere Reaktion erhofft – auch wenn er zugeben musste, dass er nicht sonderlich darüber nachgedacht hatte, wie diese ausfallen könnte. Er wartete. Und weigerte zu glauben, dass das alles gewesen sein soll. Doch nichts geschah. Es blieb still und die Tür verschlossen. Und als er schon mit dem Gedanken spielte, härtere Geschütze aufzufahren und Hidan mit ein bisschen Nachdruck dazu zu bringen sich mit ihm zu befassen – er war schließlich nicht hergekommen, um so schnell wieder aufzugeben – wurde die Tür auf einmal schlagartig wieder aufgerissen. «Fuck, w-was machst du denn hier?», stammelte Hidan mit gedämpfter Stimme, bevor er zu Kakuzu auf den Flur hinaus trat und die Tür leise hinter sich schloss. Das war nun schon das zweite mal an diesem Abend dass Kakuzu so begrüßt wurde. Doch was viel wichtiger war – und ihm direkt ins Auge stach – Hidans Erscheinung. Mit gerunzelter Stirn musterte Kakuzu die Aufmachung des Jüngeren und fragte sich, ob er womöglich Hidans verloren geglaubtem Zwilling gegenüberstand. Einem Zwilling der aus einem Modemagazin von perfekten Schwiegersöhnen entsprungen war. Kakuzu wollte damit nicht sagen, dass Hidan keinen Geschmack hatte oder er seine übliche Kleiderwahl scheiße fand. Nur war der Kontrast von seiner Erscheinung gerade, zu wie Kakuzu ihn sonst zu Gesicht bekam, wie Tag und Nacht. In Hemd und Anzugshose hatte er den Jüngeren nun wirklich noch nie gesehen. Er sah zweifelsohne schick aus. Aber irgendwie passte es nicht zu Hidan und seinem rebellischen Charakter. Kakuzu konnte sich nicht vorstellen, dass Hidan das freiwillig angezogen hatte, wo dieser doch sonst immer die Nase rümpfte über seine Bonzenaufmachung, wenn Kakuzu beruflich einen Gerichtstermin hatte und dementsprechend gekleidet war. Das ergab für ihn einfach keinen Sinn. «Das ist jetzt echt ein beschissener Zeitpunkt. Außerdem rede ich nicht mit dir, bis du mir meinen Briefkasten ersetzt hast. Und ne Entschuldigung wär' auch angebracht, findest du nicht? Schon krass, immer allen voll die korrekte Person vorspielen, und dann demolierst du einfach meinen scheiß Briefkasten. Das ist Sachbeschädigung, weisst du schon, ne? Ich könnte Sie anzeigen, Mr. oberkorrekter Anwalt. Und was geht eigentlich mit dir… siehst voll fertig aus. Hast du jemanden abgemurkst oder was ist das Rote da an deinem Kragen? Sieht aus wie Blut. Blut oder… nein, ach, vergiss es! Ich will es gar nicht wissen. Tze, als ob mich so was interessieren würde! Warum bist du–» «Hidan», unterbrach Kakuzu ihn genervt und kontroverserweise mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Kakuzu konnte es sich nicht erklären – oder vielleicht war er inzwischen einfach mental schon so zerpflückt – aber Hidans Gemecker machte ihn irgendwie glücklich. Es tat einfach gut den anderen zu sehen und reden zu hören. Auch wenn es nervige Scheiße war. «Warum bist du überhaupt hergekommen? Verpiss dich am besten gleich wieder. Na los! Das kannst du doch so gut. Hast es letztens auch wieder bewiesen. Das hast du echt drauf, hm? Wenn dir was nicht passt oder es schwierig wird, machst du dicht, nimmst die Beine in die Hand und tschüss.» «Hidan.» «Und mich dann einfach mit nem schlechten Gewissen sitzen lassen. Pfff! Obwohl die ganze Kacke ja auf deinen Mist gewachsen ist! Hättest danach ruhig was von dir hören lassen können… und auf meine scheiß Nachrichten antworten! ich dachte echt schon, dass du heimlich den Löffel abgegeben hast. Man, das ist echt so unfair, weil–» «Hidan!» Der Silberhaarige hielt endlich die Klappe und sah fragend zu ihm auf. Das gab Kakuzu die Chance seinem inneren Impuls zu folgen, Hidan ohne Vorwarnung zu packen und zu küssen. Die Berührung dauerte kaum eine Sekunde, da riss sich der Jüngere mit geweiteten Augen wieder von ihm los. Es klatschte einmal laut, als ihm Hidan tatsächlich auch noch eine knallte. Kakuzus Miene blieb unbewegt – seine Wange brannte zwar und unter anderen Umständen hätte er Hidan dafür den Hals umgedreht – doch er war noch zu sehr in seinem Hochgefühl gefangen und so war die Sache binnen eines Wimpernschlags vergessen. Der Jüngere hingegen wurde ganz blass und schien mehr erschrocken über seine eigene Tat als Kakuzu es war. Konfus stammelte er erst noch etwas Unverständliches vor sich hin, ehe er sich dann doch seiner Wut hingab. «Hat's dir ins Hirn geschissen oder was?!», setzte er mit seiner lieblichen Stimme an. «Nach all der Scheiße kommst du mir jetzt plötzlich so an und–» Die restlichen Worte gingen in einem weiteren Kuss unter. Mit festem Griff umfasste Kakuzu den Kiefer des Jüngeren, damit dieser sich nicht gleich wieder von ihm lösen konnte. Hidans Lippen bebten leicht, während Kakuzu ihn harsch und begierig versuchte zum Mitmachen zu animieren. Hidan schmeckte gut. So gut. Kakuzu war bisher gar nie richtig bewusst gewesen, wie gut es sich anfühlte ihn zu küssen. Hidan durfte sich nicht schon wieder losreißen. Er sollte stillhalten. Er sollte mitmachen. Er sollte es auch wollen. Er sollte sein sein. Kakuzu wollte ihn die ganze Nacht einfach nur küssen. Hidan wehrte sich erst noch gegen ihn – wenn auch eher halbherzig – ehe er sich ihm schließlich ergab. Kakuzu lockerte seinen Griff daraufhin etwas, auf Erwiderung hoffte er jedoch vergebens. Wie eine Puppe ließ der Jüngere es über sich ergehen und das verpasste Kakuzus angeschwollene Leidenschaft einen ziemlichen Dämpfer. Der so süße Geschmack in seinem Mund verblasste zu einer fahlen Note. Langsam löste er den Kuss, nur um Hidans Gesicht mit beiden Händen zu umschließen. Mit den Fingern der rechten fuhr er Hidans Kiefer entlang nach hinten in dessen Nacken und streichelte dort über die feinen Babyhärchen am Ansatz. Kakuzu hätte zu gerne gewusst, was Hidan gerade dachte. Dieser wirkte unschlüssig. Als würde er einen inneren Kampf ausfechten, so zerknirscht wie er Kakuzus Blick auswich, stattdessen an ihm vorbei ins Leere starrte und dabei auf seiner Unterlippe herum kaute. Kakuzu wollte etwas sagen, doch er wusste einfach nicht was. Also zog er den Jüngeren an sich heran und schloss ihn in seine Arme. Hidan versteifte sich leicht, worauf Kakuzu ihn noch etwas fester an seinen Körper drückte. Er strich ihm sachte übers Haar und schmiegte sich an ihn, genoss das Gefühl den Kleinen bei sich zu haben in dieser kalten, elendigen Nacht. Die direkte Nähe des Jüngeren beruhigte sein aufgewühltes Gemüt und spendete ihm auch irgendwie Trost. Er spürte Hidans Atem an seiner Halsbeuge und wie sich der andere auch allmählich in seinen Armen entspannte. Leicht lehnte der Jüngere sich gegen ihn und erwiderte nun auch zögerlich die Umarmung. Kakuzu atmete erleichtert aus. Noch ein Rückschlag heute Nacht hätte er gerade nur schwer verkraftet. Kurz verweilten sie so, ehe sich Kakuzu ein Stück löste, um Blickkontakt suchen zu können. Hidan vermied ihn dieses mal nicht, begegnete ihm mit undeutbarer Miene. Kakuzu legte eine Hand auf seine Wange und vereinte erneut ihre Lippen miteinander. Doch dieses mal sanft und behutsam. Kakuzu küsste ihn auf die Wange, das Kinn, die Stirn, ehe er ihm erneut einen federleichten Kuss auf die Lippen hauchte, ihm mit den Daumen über die Wange strich. Auch der leicht verdutzte Blick des Jüngeren brachte Kakuzu nicht davon ab, ihn weiter mit Küssen zu bedecken. «Was tust du…?» «Ich küsse dich», flüsterte er gegen die Lippen des anderen, ehe er Hidan erneut küsste. «Ist was passiert? Weil... so bist du sonst nie. Das macht mir fast schon Angst.» Kakuzu ließ das unbeantwortet und fuhr einfach mit seinen Berührungen fort. Er küsste Hidan auf den Mundwinkel, schmiegte seine eigene Wange an Hidans und strich ihm die störenden Haare weg, die dem Jüngeren vorne ins Gesicht fielen. Aus welchem Grund auch immer – Hidan hatte heute davon abgesehen, sie sich mit Gel zurück zu kämmen. «Du hast getrunken», stellte der Jüngere nüchtern fest. Kakuzu zögerte nur kurz. «Ja.» Er wollte zwar nicht, dass Hidan dachte, dass er nur hier wäre weil er getrunken hatte. Doch das war wohl leider ein Fakt – in nüchternem Zustand würde er nicht hier stehen. Er wäre noch immer zu gekränkt gewesen und zu stolz, um auch nur einen Schritt auf Hidan zuzugehen. Hidan atmete hörbar aus und biss sich auf die Lippe. «Es ist kein Blut, oder?» Kakuzu spürte ein Zupfen an seinem Kragen und zögerte erneut mit seiner Antwort. Hidan war nicht dumm und ahnte bestimmt schon was es war, wenn kein Blut. Am liebsten hätte Kakuzu ja gelogen, nur… so war er nunmal nicht. «…nein.» Die folgende Stille war unangenehm lang. Hidan senkte halb die Lider, während ein dunkler Schatten über sein Gesicht huschte. Er versuchte sich Kakuzu zu entziehen, doch dieser ließ ihn nicht. «Warum bist du hier, Kakuzu?», fragte Hidan nun mit deutlicher Kälte in der Stimme. «Ich wollte dich sehen.» Hidans Brauen zogen sich zusammen. «Das ist leider der falsche Zeitpunkt.» «Es ist nicht so wie du denkst. Es war nichts... Richtiges», rutschte es Kakuzu raus, auch wenn er wusste, dass das unangenehm für ihn werde könnte, sollte Hidan Einzelheiten verlangen. «Das soll ich dir glauben?», meinte Hidan schroff und schaffte es nun doch sich Kakuzu zu entziehen. «Und was soll das überhaupt heißen nichts Richtiges?» «Sie war ein Niemand. Und mir ist mittendrin klar geworden, dass ich sie gar nicht will. Verstehst du?» «Nicht ganz. Was genau–» «Ist das wichtig?» Als Hidan daraufhin inne hielt, jedoch skeptisch die Lider senkte, fuhr Kakuzu schnell fort: «Wichtig ist doch nur dass ich hier bin. Bei dir. Und bei niemand anderem. Obwohl ich gewusst habe, dass ich es mir damit nicht einfach mache. Sagt das nicht genug aus? Ich hätte den Abend auch unkompliziert verbringen können. Trotzdem bin ich hier, weil...» «Weil?» «Du mir gefehlt hast.» Gott, das hörte sich schlimm an… Dennoch war es Kakuzu leichter über die Lippen gekommen, als er es für möglich gehalten hätte. Der Alkohol leistete einen erheblichen Beitrag daran, dass er gerade so offen sprechen konnte. Und vielleicht hatte das auch etwas Gutes. Kakuzu hoffte nur, dass Hidan im klaren darüber war, wie sehr er sich emotional preisgab und wie weit er sich damit gerade aus dem Fenster lehnte. Für die Meisten war das bestimmt nicht der Rede wert. Aber was für die Meisten ein hundert Meter Spaziergang war, war für Kakuzu ein fünf Kilometer Sprint. Und genauso raste auch sein Puls. «Du solltest gehen. Ich kann grad nicht.» Wow. «...» Da war so ein seltsames Stechen in Kakuzus Brust. Hoffentlich nur eine Herzattacke. Denn er fühlte sich gerade als würde er einen elendigen Tod sterben. «Verstehe», sagte Kakuzu tonlos. Er trat von Hidan weg, wandte sich zum Gehen und schluckte den Schmerz und den aufkommenden Selbsthass mit Gewalt runter, bis er sich innerlich nur noch taub anfühlte. «Warte!» Kakuzu war schon an der Tür angelangt, drehte sich jedoch noch mal zu Hidan um. «Du hast das falsch verstanden... ich... ich bin froh, dass du hier bist. Aber dafür ist der Zeitpunkt gerade unpassend, verstehst du? Fuck, ich kann jetzt gerade nicht. Lass uns das ein andermal klären. Ich schreib dir, ok?» Kakuzus Erleichterung währte nur kurz. Was hatte Hidan denn so wichtiges zu tun, dass er ihn dafür fortschickte? Um diese Uhrzeit? Ein ungutes Gefühl machte sich in Kakuzu breit. Dann bemerkte er das nervöse Zucken Hidans Mundwinkel und wie dieser nicht zum ersten mal verstohlen zur verschlossenen Wohnungstür rüber linste. Und da ging ihm alles auf. «Er ist bei dir, hab ich recht?» Hidans Reaktion als er ihm die Tür aufmachte. Warum er ihn nicht reingebeten hatte. Seine untypische Aufmachung… «Was?! NEIN!» Kakuzu glaubte ihm nicht. Der Jüngere hatte sich so schick angezogen um jemanden zu beeindrucken. Für Kakuzu hatte er das nie getan. Und er wollte sich nicht ausdenken, bei was er die beiden womöglich gerade störte. Das war zu viel. In diesem Moment klinkte sich in Kakuzus Kopf etwas aus. Sein Puls beschleunigte sich und sein Atem ging plötzlich ganz schwer, als er binnen weniger Sekunden so sehr von Hass erfüllt war, dass er denjenigen – wer auch immer sich in Hidans Wohnung befand – umbringen würde. «Was hast du vor?», fragte Hidan alarmiert, als Kakuzu auf die Wohnungstür zuhielt. Der Jüngere warf sich dazwischen, gerade als Kakuzu die Tür aufreißen wollte. Er versperrte ihm den Zugang zur Wohnung, stemmte sich gegen das dunkle Holz, so dass Kakuzu diese nicht mehr aufbekam. «Geh da nicht rein!», schrie Hidan. Wütend. Entsetzt. Der Panik nahe. Kakuzu packte ihn grob am Oberarm, quetschte ihn schraubstockartig in seinem Griff, ehe er Hidan brutal zur Seite schleuderte. Er war bereits in die Wohnung verschwunden, als der Jüngere gegen die Wand knallte und schmerzerfüllt aufkeuchte. Etwas ging krachend zu Boden, als Kakuzu den Flur entlang polterte, während seine Augen alles abscannten. Hidans Wohnung war nicht groß. Das Wohnzimmer und die Küche waren leer, also blieb nur noch ein Raum übrig. Das Schlafzimmer. Adrenalin jagte durch Kakuzus Venen und sein ganzer Körper bebte aus purer Anspannung. Was würde er gleich vorfinden? Seine Hand lag bereits auf der Klinke und mit einem schnellen Ruck zog er die Tür zum Schlafzimmer auf. Im Inneren empfing ihn jedoch nur gähnende Leere – von Hidans normalem Chaos mal abgesehen. Hier war niemand. Auf den ersten Blick jedenfalls. Doch ihn konnte man nicht verarschen. Womöglich hatte man ihm im Flur gehört und sich irgendwo Deckung gesucht? Die Frage war nur: Wo versteckte sich die kleine Made? Kakuzu ging zum Kleiderschrank und öffnete die Schiebetür. Er wühlte sich durch den chaotischen Berg an Kleidung – der ihm beinahe entgegen fiel – und schob die paar wenigen Jacken und Hemden zur Seite, die auf einem Bügel aufgehängt worden waren. Er suchte. Nach einem Körper. Einem, den er gleich in Stücke reißen würde, sollte er ihn in die Finger bekommen. Grollend bretterte er die Schranktür zu, drehte sich mit finsterer Miene um und lauschte wie ein Raubtier, das seine Beute durch das kleinste Geräusch aufzuspüren versuchte. Er sah in jede Ecke des Zimmers, in die sich jemand hätte verstecken können. Er schaute sogar unter dem scheiß Bett nach. «Wo ist er?!», brüllte Kakuzu außer sich, nachdem er das ganze Zimmer abgesucht hatte. Er wandte sich um, als er im Augenwinkel Hidan wahrnahm. Der Jüngere stand im Rahmen und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Blut lief ihm aus einer Platzwunde die Schläfe hinab. Als Hidan nichts erwiderte ging Kakuzu langsam auf ihn zu. «Ich habe gefragt wo er ist. Antworte!» Nur langsam taute Hidan aus seiner Schockstarre auf, als müsste er das Geschehene erst noch erfassen. Dann zogen sich seine Brauen zornig zusammen, ehe er entschieden den Kopf schüttelte. «Verlass sofort meine Wohnung, bevor du noch mehr Schaden anrichtest. Du hast sie ja nicht mehr alle!» Daraufhin packte Kakuzu den Jüngeren grob am Kragen seines ach so schicken Hemdes und zog ihn gefährlich nah zu sich heran. «Sag mir wo er ist. Ich werde erst gehen, nachdem sich der Feigling gezeigt hat. Warum traut er sich nicht raus, hm? Und warum versteckst du ihn vor mir? Liegt dir was an ihm?» «Es ist nicht so wie du denkst du verdammter Bastard!», meinte Hidan energisch, aber immer noch in gedämpfter Lautstärke. Er versuchte sich aus Kakuzus Griff herauszuwinden – ohne Erfolg. «Jetzt glaub mir doch mal. Ich kann dir das erklären, aber nicht jetzt! Auch wenn ich dir eigentlich nichts schuldig bin, erst recht nicht wenn du so abdrehst. Du musst jetzt gehen, und zwar sofort!» Kakuzu schnaubte verachtend, während sich sein Griff an Hidans Kragen noch etwas festigte. Der Jüngere konnte sich da herausreden so viel er wollte, es änderte nichts daran, dass Kakuzu ihm nicht glaubte. Sein Kopf hatte schon lange vorher auf Durchzug geschaltet. Außerdem hatte er mittlerweile ein Level erreicht, in dem verbales Zutun ihn nicht mehr erreichen würde. Seine Knöchel traten schon weiß hervor, so sehr krampfte sich seine Hand in den Stoff von Hidans Hemd. Dieser schaute ihn trotzig aber auch bittend an. Wie heuchlerisch. Kakuzu hätte kotzen können. Hidan war nicht so unschuldig wie er vorgab zu sein. Die Sache würde sich nicht aufklären lassen, es war kein Missverständnis wie der Jüngere ihn glauben lassen wollte. Kakuzu hatte die Panik in seinen Augen gesehen – und das hatte ausgereicht. Er brauchte keine fragwürdige Erklärung, keine fantasiereiche Ausrede. Hidan hatte sich doch schon lange von ihm losgesagt. Er vögelte lieber mit anderen rum. Wer weiß, vielleicht war er schon längst mit einem anderen zusammen. Und schonte Kakuzu aus Mitleid. Er hielt ihn noch ein wenig hin, bis er diese Trennung besser verkraften würde. Bis sich diese Liebschaft im Sande verlaufen und somit ein unscheinbares Ende finden würde. Oh, wie edelmütig von dir, Hidan. Es gab keine Worte die beschreiben konnten wie dumm sich Kakuzu vorkam, Hidan nur Minuten zuvor noch sein scheiß Herz ausgeschüttet zu haben. Er ließ vom Jüngeren ab und lächelte. «Wo ist er?», fragte er, scheinbar die Ruhe selbst. Doch eine Antwort wartete er gar nicht erst ab. Denn im nächsten Augenblick schoss seine Hand vor und umschloss Hidans Kehle. Fest und unnachgiebig drückte er zu. Der Jüngere riss erschrocken die Augen auf, als Kakuzu ihn – von Kräften erfüllt die irgendwo in ihm geschlummert hatten – an der Kehle anhob. Hidan keuchte und streckte sich, musste auf die Zehenspitzen gehen, um sich so wenigstens noch am Boden abstützen zu können. Er krallte sich in Kakuzus Hand, versuchte diese von seinem Hals wegzubekommen. Kakuzu schüttelte ihn einmal kräftig durch und schmetterte den Jüngeren mit dem Rücken voran gegen das dunkle Holz. Wie eine Puppe war Hidan nun an die Wand genagelt. «Ich wiederhole mich nur sehr ungern», raunte Kakuzu ungeduldig. Doch von Hidan kam nichts. Nur zischende, keuchende Laute. Finster starrte Kakuzu den Jüngeren an, der zappelnd und eingeschüchtert – ja beinahe ängstlich – in seinem Griff hing und kein Wort herausbrachte. Dann war da plötzlich ein Geräusch, ein Rauschen, dessen Ursprung rechts von ihnen lag. Wie in Trance drehte Kakuzu seinen Kopf in Richtung Flur, sein Blick haftete sich auf die Tür die zur Toilette führte, der Raum gegenüber Hidans Schlafzimmer. Der einzige Ort den er nicht abgesucht hatte. Die Spülung. Jemand hatte soeben die Spülung betätigt. Nur Sekunden danach ging die Tür auf. Doch zum Vorschein kam nicht das, was Kakuzu erwartet hatte. «Was geht hier vor sich, Hidan? Was hat dieser Lärm–» Die Person hielt abrupt inne, als ihr Blick auf sie beide fiel. Irritiert starrte sie Kakuzu an, der genauso blöd zurück glotzte. Unbewusst lockerte er seinen Griff um Hidans Kehle ein wenig, wodurch der Jüngere etwas besser atmen konnte und sogleich nach Luft schnappte. Kakuzus Wut und Frustration war ins Stocken geraten und zurück blieb nur Verwirrung. Eine Frau. Eine… alte Frau. Relativ. Er schätzte sie auf Anfang, Mitte Vierzig. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters hatte sie sich gut gehalten, die Blondine mit den kurzen, schulterlangen Haaren war attraktiv. Nur der strenge Zug um ihre Mundwinkel tat dem einen kleinen Abbruch. Auch modisch schien sie mit der heutigen Zeit mitgehalten zu haben. Sie trug eine Bluse mit dunkelblauem Stiftrock, dazu cremefarbene Strümpfe. Ihr Erscheinungsbild war selbstbewusst, elegant und dennoch irgendwie hart. Sie war wie aus dem Ei gepellt und von der Kleidung her so perfekt auf Hidan abgestimmt, dass Kakuzu beinahe würgen musste. «Ich glaub es nicht», brachte Kakuzu nur tonlos hervor. «Du vögelst ne Milf?» Was sollte er denn jetzt tun? Er schlug keine Frauen. Auch wenn er es gerade nur zu gerne tun würde. Einfach nur, um sich irgendwie abzureagieren. «Wie bitte?», kam es entrüstet von der namenlosen Hure. Doch Kakuzu ignorierte es. Die Alte hatte hier gar nichts zu melden. Stattdessen wandte er sich wieder Hidan zu. Diesem war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen, während sich ein verzweifelter Ausdruck in seine Züge geschlichen hatte. «Was ist das für ne perverse Scheiße?», spie Kakuzu angewidert aus. «Was ist sie? So was wie ne Domina? Eine, die dir den Arsch versohlt? Ich war dir nicht mehr genug, huh? Konnte dich nicht mehr richtig befriedigen. Musstest dir wen anderes suchen, der deine kranken Spiele mitmacht! Nimmt sie dich auch schön hart ran? Sag es mir, Hidan, ich muss es aus deinem Mund hören!» Verbissen starrte er den Jüngeren an, wartete ungeduldig auf eine Antwort. Die er wohl nicht so schnell bekommen sollte, denn Hidan war mit jedem weiteren Wort, das gefallen war, mehr und mehr in sich zusammengesunken. Der Blick des Jüngeren lag zwar direkt auf ihm, doch er schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Als hätte sich sein Geist aus seinem Körper gelöst und wäre so aus der Situation entflohen. Tränen sammelten sich in Hidans Augen, die Kakuzu jedoch nicht erweichen konnten. Er konnte es noch immer nicht glauben. Eine Frau. Eine Milf. Hidan hatte sich tatsächlich eine scheiß Domina angeschafft. Wenn man dem heutzutage denn noch so sagte. Wow. Das war so… erniedrigend. War er in Hidans Augen denn so lasch geworden? So lasch, dass er sich dem eigentlich starken Geschlecht abwandte? Und ihn durch eine Frau ersetzte? Kakuzu fühlte sich in seiner Männlichkeit angegriffen. Nun wünschte er sich doch, dass er einen anderen Mann – und keine scheiß Oma – vorgefunden hätte. Das wäre erträglicher gewesen. Schon länger hatte Kakuzu ja die Befürchtung gehabt, dass irgendwann mal der Zeitpunkt kommen könnte, dass er Hidan nicht mehr ausreichte. Dass er dem Jüngeren nicht mehr das geben konnte was dieser brauchte. Dabei war er doch immer offen geblieben – seine Toleranzgrenze hatte sich Stück für Stück hochgeschraubt. Doch dann hatte der Jüngere mit seinen Wünschen und Ideen, die immer wilder wurden, des öfteren seine Grenze überschritten. Hidan hatte einen Weg eingeschlagen, auf dem Kakuzu ihm nicht folgen konnte. Und nun stand er vor dem unvermeidbaren Ergebnis dessen. «Verdammte Scheiße, ich dachte du seist schwul!», fuhr Kakuzu auf, da er es immer noch nicht fassen konnte. «Ich glaube ich muss mich setzen», kam es von der Tante, die sich am Türrahmen festhielt, als wäre ihr schwindelig. Hidan rührte sich noch immer nicht. Gequält hatte er die Brauen zusammengezogen, während sich die ersten stummen Tränen ihren Weg über seine Wangen bahnten. «Sag was!», herrschte Kakuzu ihn an. Noch immer kochend vor Wut festigte Kakuzu den Griff um Hidans Kehle ein Stück, schüttelte den Jüngeren ein wenig, was diesen aufschluchzen ließ. Warum sagte Hidan nichts? Warum gab man ihm keine verfluchte Antwort?! «Na hören Sie mal!», kam es scharf von der Frau, die sich wohl einigermaßen gefangen hatte. «Ich weiß zwar nicht wer Sie sind und es ist mir auch gleich. Aber lassen Sie augenblicklich meinen Sohn los oder ich rufe die Polizei.» Kakuzu hatte der Schlampe sagen wollen, dass sie gefälligst die Fresse halten sollte und sie das nichts anginge. Doch dann sickerten die Worte und dessen Bedeutung in seinen Schädel. Langsam. Und unwiderruflich. Erst glaubte Kakuzu noch er hätte sich verhört. Dann an einen schlechten Scherz. Bis ihm schließlich das Herz in die Hosen rutschte und in seinem Kopf nur noch ein einziges Wort vorherrschte: Was? Es war als würden sich eisige Hände durch seine Gedärme wühlen, kalter Schweiß klebte ihm im Nacken, während sich sein Mund staubtrocken anfühlte. Wie in Trance drehte er seinen Kopf zu Hidan, der seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, am liebsten gerade ganz wo anders sein wollte. Kakuzu spürte wie Hidans Körper bebte. Er gab ihn frei und machte einen Schritt von ihm weg. Der Jüngere schien sich stark zusammenzureißen, sich nicht dem Heulkrampf hinzugeben, der sich gerade anbahnte. Was?! «Sie ist deine Mutter?», fragte Kakuzu im Flüsterton. Gottverdammt! Das durfte einfach nicht wahr sein. Er wollte Hidan ja nichts vorwerfen, weil der Jüngere gerade echt einen mitleidserregenden Anblick abgab und Kakuzu auch bewusst war, dass das Ganze hier eigentlich seine Schuld war. Doch warum zum Teufel hatte der Jüngere nicht vorher was gesagt? Ihn wenigstens irgendwie vorgewarnt oder so? Hätte ja nur ein kurzes, kack Wort sein können! Himmel, er hatte Hidans Mutter eine Milf genannt. «Hidan», krächzte die Blondine. «Sag mir bitte, dass es dafür eine rationale Erklärung gibt.» Hidans Blick richtete sich beschämt zu Boden. Der Jüngere blieb stumm, versuchte nicht mal sich zu verteidigen und schien alles Weitere still leidend ertragen zu wollen. Er hatte hatte schon vor einer Weile aufgegeben. Es versetzte Kakuzu einen Stich – der Jüngere wirkte wie ein geschlagener Hund. Seine sonst kämpferische, großmaulige Natur war wie vom Erdboden verschluckt. Was war da los? Er ließ sich doch sonst auch nicht so schnell unterkriegen. War die Gegenwart seiner Mutter Grund für sein passives, ja fast schon unterwürfiges Verhalten? Wo war nur Hidans Temperament hin? «Warum behauptet dieser Mann diese Dinge über dich?» Für die Alte schien eine Welt zusammenzubrechen, was Kakuzu etwas übertrieben fand. Klar, er hatte hier ein bisschen Krach veranstaltet und Hidan etwas grob angepackt, sie eine Milf genannt und dann noch was über das Sexleben ihres Sohnes ausgeplaudert. Etwas, das bestimmt keine Mutter von ihrem Sohn wissen wollte. Aber hey, das sollte doch nach dem anfänglichen Schock nicht mehr ganz so schlimm sein, oder? «Dass du... dass du mit… mit Männern–», sie schnappte nach Luft. «…verkehren würdest? Und diese anderen... Abartigkeiten. So habe ich dich nicht erzogen. Wenn das dein Vater erfährt, wird es ihm das Herz brechen.» Oh. Kakuzu schluckte hart, als ihm so langsam aufging, was das Problem war. Hidan hatte sich vor seiner Familie noch gar nicht geoutet. Hidan ging doch immer so offen mit seiner Sexualität um, da wäre es Kakuzu niemals in den Sinn gekommen, dass er sein Outing noch nicht gehabt hatte. Doch nach der Reaktion der Blondine hatte Kakuzu so eine Ahnung, warum Hidan seiner Familie bisher verschwiegen hatte, dass er schwul war. Von Toleranz und Akzeptanz war hier kein Fünkchen zu spüren. Die Äußerungen seiner Mutter grenzten ja schon fast an Homophobie. Kakuzu überlegte was er nur tun konnte, um die Situation zu entschärfen, am besten so, dass Hidan ihn nachher nicht hasste. Doch da haute die Alte schon den nächsten Bänger raus. «Du bist eine Schande für die Familie.» Hidans Ausdruck wurde noch eine Spur leidender und Kakuzu fehlten einfach nur noch die Worte. Das alles tat ihm leid. Was hatte er nur angerichtet? «Ich... ich brauch einen Drink», sagte Hidans Mutter mehr zu sich selbst, ehe sie das Zimmer verließ und Richtung Küche verschwand. Betretene Stille blieb zurück, die nur einmal durch ein kurzes Schniefen durchbrochen wurde. Kakuzu fühlte sich in dieser, nun doch eher familiären Angelegenheit, fehl am Platz. Aber einfach zu verschwinden konnte er nicht bringen. Schließlich war er für diese Misere hier verantwortlich und da konnte er Hidan nun nicht einfach im stich lassen. Auch wenn er sich sehr gut vorstellen konnte, dass Hidans Mutter ihn hier nicht haben wollte. Und was Hidan selbst anging... «Hidan, ich... das...», fing er an und machte einen Schritt auf den Jüngeren zu. Dieser schniefte erneut, hob den Blick und sah ihn an. Seine Augen waren gerötet, die Tränen jedoch mittlerweile versiegt. Als Kakuzu vorsichtig die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn an der Schulter zu berühren, ihn zu trösten, ihn vielleicht auch in den Arm zu nehmen, wurde seine Hand vom Jüngeren zornig weggeschlagen. «Es tut mir leid, Hidan. Ich hatte keine Ahnung.» Hidan schnaubte nur verachtend, wischte sich wütend mit dem Handrücken über die Augen. «Woher hätte ich das wissen sollen? Du hast mich ja auch nicht aufgeklärt. Ein Wort hätte vermutlich schon gereicht.» Kakuzu erkannte seinen Fehler erst, als es schon zu spät war. «Ist das dein Ernst? Jetzt versuchst du die Schuld auf mich abzuwälzen?!», fuhr Hidan fassungslos auf. «Du bist so ein egoistischer, ignoranter Bastard. Du denkst nur an dich und trampelst auf allem und jedem rum, ohne dabei auch nur ein einziges mal an andere zu denken. So lange du bekommst was du willst, spielt es für dich keine Rolle wie es anderen geht, oder?» «Ich sagte doch, dass es mir leid tut. Es lag nicht im meiner Absicht dir zu schaden.» Langsam schüttelte Hidan den Kopf, als würde er damit verdeutlichen, dass Kakuzu noch immer nicht verstand, worum es ihm ging. «Ach ja?», fragte er dann, bevor er sich wie zum Beweis an die blutende Schläfe fasste. Kakuzu verstand den Wink, realisierte nun erst, was er getan hatte. Scham kam in ihm auf – er hatte die Kontrolle verloren und war durchgedreht. Wie ein wildgewordener Gorilla hatte er sich aufgeführt. Blind und taub für alles um sich herum, gefangen in seiner eigenen, falschen Wirklichkeit. Für ihn war es so unumstritten klar gewesen, dass er in Hidans Wohnung auf dessen neuen Liebhaber treffen würde. Obwohl es dafür in Wahrheit nur Indizien gegeben hatte und keine Beweise, hatte er sich so sehr darauf eingeschossen, dass etwas anderes – fernab von seiner Realität – gar nicht erst in Frage gekommen war. «Weißt du was? Es reicht mir… ich hab genug. Auf so nen Tyrann wie dich kann ich verdammt noch mal verzichten!» Er hatte Hidan nicht nur übergangen, ihm nicht geglaubt, sondern auch unfreiwillig geoutet. Er hatte ihm emotionalen Stress ausgesetzt, hatte in seine Familienangelegenheiten hinein gegrätscht und ihn auch noch körperlich verletzt. Kakuzu bekam dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf. Wie Hidan in seinem Griff hing und ihn ansah. Der Jüngere hatte Angst gehabt. Vor ihm. Er hatte sich vor ihm gefürchtet. Hidan lachte freudlos auf. «Ich kann mir echt nicht erklären woher deine Eifersucht kommt. Vermutlich bilde ich mir das nur ein, denn für dich bin ich doch nur ein Stück Fleisch, in das du nach belieben deinen Schwanz reinstecken kannst. Und wenn es mal aufmuckt oder nicht mitspielt wie du es gerne hättest, schaltest du sofort um und gaukelst mir wieder was vor. Mit Brotkrumen lockst du mich weit genug, bis die Falle wieder zuschnappt! Das ist so widerlich, ich könnte kotzen! Und ich Vollidiot fall auch noch immer wieder drauf rein! Du bist ein berechnendes Monster und schlimmer als Gift.» Mit starrem Blick sah er Hidan an, welcher ihn zornig anfunkelte. Kakuzu fehlten die Worte. Natürlich war Hidan wütend auf ihn, drehte vielleicht auch grade ein wenig ab. Vollkommen verständlich. Und nach Kakuzus eigenem Verhalten vorhin – er hatte sich ja auch nicht grad vorbildlich benommen – hatte der Jüngere auch alles Recht dazu. Er sollte Hidans Äußerungen nicht für bare Münze nehmen, doch irgendwie blieben die Zweifel hartnäckig. Was wenn Hidan ihn tatsächlich so sah wie eben beschrieben? «Das meinst du nicht so.» Eine Weile blieb es still, während Hidan nur emotionslos in die Luft starrte. Dann atmete er einmal tief ein und aus. «Ich will nicht mehr. Ich bin müde. Bitte geh jetzt und… lass mich einfach zufrieden.» Damit schien alles gesagt zu sein. Der Jüngere würdigte ihm daraufhin keines Blickes mehr und schien nur darauf zu warten, dass er die Wohnung verließ. Wenn Kakuzu dachte, dass er davor schon seinen emotionalen Tiefpunkt erreicht hatte, hatte er falsch gelegen. Er fühlte gerade gar nichts mehr. Und vielleicht war es tatsächlich besser wenn er ging. Seine Beine trugen ihn wie betäubt aus dem Zimmer, dann aus der Wohnung und schließlich aus dem Haus. Draußen erwartete ihn Regen und Kälte. Einen Moment stand er auf der gepflasterten Straße, wurde erneut durchnässt. Dann machte er einen Schritt, dann noch einen und noch einen, folgte dem Licht der Straßenlaternen, das ihn hoffentlich irgendwo anders hinbringen würde. Kapitel 29: Part 5: Kakuzu! --------------------------- Kakuzu!, wurde nach ihm gerufen. Nachdem er eine Weile gelaufen war, waren die Straßen breiter geworden. Er hatte den Wohnbezirk verlassen, lief nun eine befahrenere Gegend ab, in der ihm ab und an auch mal ein Passant mit Regenschirm entgegen kam. Laufen tat gut. Er wusste nicht wie lange er schon gelaufen war, aber irgendwann hatte ein Auto gehupt. Dann war sein Name gefallen. Noch mal ein Hupen, dieses mal lauter, näher. Leise Motorengeräusche verrieten, dass das Auto neben ihm her fuhr. Dann wurde das Seitenfenster heruntergelassen. «Jetzt komm schon! Steig schon ein, man. Oder willst du dir etwa in diesem Pisswetter den Tod holen?» Als er einfach weiter lief, hörte man ein Seufzen. «Du bist schon ganz durchnässt», meinte Kisame, als würde das noch irgendeine Rolle spielen. «Ich bin die halbe Stadt für dich abgefahren, also steig bitte ein und lass mich dich wenigstens nach Hause fahren.» Kakuzu verlangsamte seinen Schritt, synchron dazu bremste der Wagen neben ihm ab, bis sie schließlich zum Stehen kamen. Ein Zittern unterdrückend, drehte er seinen Kopf zum Auto hin, wo Kisame ihn vom Fahrersitz aus bittend anschaute. Es gab nur einen Grund, der ihn dazu veranlasste zum Wagen zu gehen und einzusteigen. Er hatte keine Lust mehr zu laufen. Im Inneren war es warm, wodurch Kakuzu erst richtig merkte wie sehr er fror. Das Zittern konnte er nun nicht mehr unterdrücken. Sein Körper bebte so schlimm, dass man fast meinen könnte ein Taser hätte ihn erwischt. Er hielt den Blick gesenkt, starrte auf seine Hände, die zu Fäusten geballt auf seinen Oberschenkeln ruhten. Auf der Fußmatte hatte sich durch ihn bereits nach kurzer Zeit eine kleine Pfütze aus Dreckwasser gebildet. Auch die Sitzpolster schienen die Nässe an ihm wie ein Schwamm aufsaugen zu wollen. Die letzten Regentropfen rannen sein Gesicht hinab. Einer löste sich von seiner Nasenspitze, fiel in seinen durchnässten Schoß. Obwohl der Blauhaarige sehr empfindlich reagierte wenn es um seinen geliebten Audi ging – normalerweise beschwor bereits ein kleiner Fleck einen Schreikrampf herauf – blieb er heute dazu still. «Alles okay?», fragte Kisame leise. Echte Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Kakuzu wollte nicht wissen, was er für ein erbärmliches Bild abgeben musste, dass sogar der sonst so unerschütterliche Kisame betroffen reagierte. Kakuzu wollte seinem angeblichen Freund sagen, dass das einem Hurensohn wie ihn nicht zu interessieren brauche. Er wollte der wiederkehrenden Wut auf Kisame Luft machen, auch wenn sie sich für ihn gerade nicht bedeutungsloser anfühlen könnte. Der enger werdende Knoten, der sich bei Kisames Frage nun wieder in seiner Brust auftat, sowie das brennende Stechen ganz weit hinten in seinem Rachen, das auch nach mehrmaligem Schlucken nicht verschwinden wollte, hielten ihn jedoch davon ab auch nur den Blick zu heben. Würde er in Kisames Augen auch nur den kleinsten Hauch Mitleid erkennen können, würde ihm das den Rest geben. «Fahr einfach.» Seine Stimme brach – und er hasste sich dafür. Es war so widersinnig. Obwohl er sich nicht danach fühlte, war er kurz davor in Tränen auszubrechen. Wegen eines beschissenen scheiß miesen Tages. Der doch schon morgen wieder vorbei sein würde. Also warum reagierte er so übertrieben? Wütend presste er seinen Unterarm gegen seine Augen. Das Brennen darin wollte jedoch nicht verschwinden, schien dadurch nur noch schlimmer zu werden. In seiner vornüber gekrümmten Haltung neigte er sich zur Seite, von Kisame weg zum Fenster hin, kauerte sich so noch mehr in der Ecke zusammen. Als der Wagen endlich in Bewegung kam, konnte er den Gedanken, der sich wie ein Eispickel in seine Schädeldecke geschlagen hatte, nicht mehr beiseite schieben. Was, wenn er all das war was Hidan behauptete? Er hatte sich in vielen Situationen sehr egoistisch Hidan gegenüber verhalten. Sogar noch mehr als er es eh schon der Fall war. Das konnte man nicht abstreiten. Ob er das als Selbstschutz getan hatte oder weil er einfach ein schlechter Mensch war, es änderte nichts an der Tatsache. Und es war nicht die einzige schlechte Eigenschaft, die problematisch war und die in ihrem Zerwürfnis eine Rolle spielte. Seine Sturheit, seine kontrollierende Art, seine Gram und fast schon naturgegebene Unzufriedenheit, sein Jähzorn der manchmal aus ihm brach, als würde jemand seinen Körper übernehmen... Kakuzu war sich sehr wohl im klaren darüber, dass er Probleme hatte an denen er arbeiten musste. Er wusste, dass es mit ihm nicht einfach war. Und sobald es ihn ermüdete, an all seinen Baustellen zu arbeiten, konnte er auch schon mal ein kalter Bastard sein. Doch das war er doch nie vorsätzlich oder aus böswilligem Antrieb. So dachte er jedenfalls. Doch was, wenn er sich hierbei irrte? «Ich will nicht mehr.» Vielleicht war er der sadistische, manipulative, spielchentreibende Wichser, der Hidan in ihm sah. Und er spann sich selbst Gründe zusammen, die seine Handlungen rechtfertigten und erklärten. Vielleicht, damit er weiterhin noch mit sich leben konnte? «Ich bin müde.» War seine Selbstwahrnehmung denn schon so gestört, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie er mehr und mehr wie er geworden war? «Bitte geh jetzt und… lass mich einfach zufrieden.» Ein Beben ging durch seinen Körper. Ihm entkam ein dumpfes Schluchzen, als er daran dachte, wie endgültig sich Hidans letzte Worte für ihn angehört hatten. Der Ärmel, den er sich gegen die Augen drückte sog sich erneut mit einer Flüssigkeit voll. Doch dieses mal war es kein Regen. Die restliche Fahrt zog sich wie Kaugummi und schien nicht vergehen zu wollen. Nach einiger Zeit hatte sich Kakuzu soweit gefangen, dass er sich etwas gerader hinsetzte und sich hinter seinem Arm hervor traute. Jedoch nicht ohne dabei ein paar mal mit dem Handrücken über seine Augen zu wischen. Er schwor sich nie wieder Alkohol zu trinken – und dieses mal meinte er es ernst. Das Zeug machte ihn immer so emotional. Draußen zogen die Autos und Lichter an ihnen vorbei und Kakuzu brauchte ein paar Minuten, bis ihm klar wurde, dass das nicht der Weg zu ihm nach Hause war. Nicht sehr viel später fuhren sie in eine Tiefgarage, die ihm nur zu bekannt war. Kisame parkte den Wagen, schnallte sich ab und machte Anstalten auszusteigen. Kakuzu widerstrebte es aufs Äußerste, sich nun anscheinend auch noch mit Kisame befassen zu müssen. An Itachi, der vermutlich noch wach war und oben auf sie wartete, wollte er gar nicht erst denken. Die Konfrontation mit Kisame aufgezwängt zu bekommen war das Letzte, das er jetzt brauchen konnte. Er war so müde und erschöpft, bestand aus einer einzigen, resignierten negativ-Masse. Und Trotzdem verlangte es Kakuzu seine ganze Kraft ab, etwas dagegen zu sagen. «Kisame… ich wohne hier nicht.» Genannter hielt in seiner Bewegung inne. «Ich kann dich so nicht alleine lassen. Also steig schon aus.» Obwohl der Blauhaarige es wohl nur gut meinte, war es für Kakuzu eine Zumutung. Alles was er gerade wollte, war allein zu sein und seine Ruhe zu haben. «Ich werde nicht mit dir reden, Kisame. Ich will nur noch schlafen.» «Musst du nicht. Ist okay. Ich versteh schon…» Kakuzu zögerte – verstand er wirklich? Am Ende wurde er damit nur hoch gelockt, bevor Kisame dann trotzdem versuchte ihn mit irgendwas voll zu quatschen. Er könnte einfach gehen und den Rest nach Hause laufen. So weit weg lag seine Wohnung nun nicht mehr. Vielleicht ein Fußmarsch von zehn, fünfzehn Minuten. Dann wiederum fror er noch immer so unerbittlich, dass es einer Qual glich, auch nur eine Minute draußen in der Kälte verbringen zu müssen. Vielleicht sollte er sich doch lieber ein Taxi bestellen. Doch ein Blick auf die Digitaluhr am Armaturenbrett verriet nichts Gutes. Es war fast elf. Eine denkbar schlechte Zeit sich einen fahrbaren Untersatz zu rufen. Wenn man Pech hatte konnte man da gut und gerne schon mal fünfzehn, zwanzig Minuten auf ein Taxi warten. Egal für was er sich entschied, er wäre so oder so einige Zeit der Kälte draußen ausgesetzt. Dann vielleicht doch lieber hoffen, dass Kisame Wort hielt und ihn in Ruhe ließ. Resigniert öffnete Kakuzu die Autotür und folgte Kisame, der vor dem Wagen auf ihn gewartet hatte. Das Bedürfnis siegte, aus den nassen Klamotten raus zu kommen – und das am besten lieber jetzt als gleich. Itachi war tatsächlich noch wach. Was an sich nicht verwunderlich war, immerhin war es noch nicht allzu spät. Der Uchiha goss sich in der Küche gerade ein Glas Wasser ein und blickte über seine Schulter, als er und Kisame die Wohnung betraten. Ein wenig verwundert schien er – vermutlich hatte er nicht mit Kakuzu gerechnet – ansonsten ließ seine Mimik keine Vermutungen zu, wie er nach dem heutigen Abend über Kakuzu dachte. «Hey», begrüßte Kisame den Dunkelhaarigen und zögerte kurz. «Könntest du für Kakuzu bitte die Couch fertig machen?» Einen Moment blieb es still, ehe Itachi nickte. Er stellte das Glas ab und verschwand, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Kakuzu wusste, dass er den beiden ziemliche Umstände bereitete. Vermutlich hatten sich beide den Abend anders vorgestellt – ein romantisches Geburtstags-Abendessen zu zweit. Kakuzus Einstellung gegenüber Itachi hatte sich nicht verändert – er reagierte wie allergisch auf den Namen Uchiha – daher konnte er sich nicht erklären, warum sich bei ihm trotz allem ein kleiner Schimmer Schuldgefühle durchschien, dem Dunkelhaarigen den Geburtstag versaut zu haben. Vielleicht hatte es auch gar nichts mit Itachi zu tun und er war es nur leid, dass alles irgendwie schief zu laufen schien, kaum dass er in der Nähe war. Der Dunkelhaarige schien dennoch alles zu schlucken, nahm sich zurück und blieb ruhig. Obwohl Kakuzu sich denken konnte, dass Kisame später noch etwas zu hören bekam, dafür, dass er lieber Kakuzu hinterher jagte, als den Abend mit ihm zu verbringen. Würde Kakuzu jedenfalls verwundern, sollte Itachi tatsächlich alles einfach so hinnehmen. Auch wenn er gerade versuchte den Anschein zu wahren. Und das alles wegen ihm. Er bereitete Kisame ganz schöne Probleme. Wenigstens spürte dieser mal wie es war, einen Hurensohn zum Freund zu haben. Auch wenn sich Kakuzu weigerte die Bezeichnung Freund im Zusammenhang mit dem Blauhaarigen zu verwenden. «Trink.» Ein Glas Wasser schob sich in sein Blickfeld. Er sah davon ab weiter trübe auf den Boden zu starren, nahm es entgegen und trank. «Du solltest etwas essen.» Nachdem Kakuzu das Glas geleert hatte – lieber wollte er dem morgigen Nachbrand schon heute vorbeugen – schüttelte er den Kopf. «Ich kann dir was aufwärmen.» Wieder ein Kopfschütteln, worauf Kisame ein Seufzen von sich gab. «Na gut, dann lass uns dich erstmal aus den nassen Sachen rausholen.» Während Kisame für ihn trockene Schlafsachen raussuchen ging, schälte sich Kakuzu aus seinen durchnässten Klamotten. Das Hemd hängte er im Wohnzimmer über eine Stuhllehne, Hosen hatten auch einiges abbekommen, aber zum Glück war seine Unterwäsche noch halbwegs verschont geblieben. Als Kisame zurück war, übergab er ihm Jogginghose und Shirt, was ihm beides etwas zu groß sein dürfte. Von der Größe und Statur her unterschieden sich er und Kisame zwar kaum voneinander. Doch spätestens bei der Kleidergröße merkte man dann aber doch, dass der Blauhaarige noch eine Spur breiter und kräftiger gebaut war. «Ich hol dir noch was für die Haare.» Die Jogginghosen hingen ihm ein wenig locker an den Hüften – aber er war nicht wählerisch. Zum Schlafen würde es allemal reichen und das war gerade sein einziges Ziel. Gerade als er sich das Shirt überstreifte betrat Itachi den Raum und legte ihm Decke und Kissen auf die bereits freigeräumte Couch. Dank den trockenen Klamotten ließ das Zittern endlich nach, auch wenn sich sein Körper immer noch taub anfühlte. Und nachdem er sich mit dem Handtuch, das ihm Kisame reichte, auch noch soweit die Haare trocken gerubbelt hatte, dass er nicht gleich auf einem feuchten Kissen schlafen würde, bezog er wortlos seinen Schlafplatz. Mit Blick zur Sofalehne, angezogenen Beinen und Decke bis zu den Schultern, wartete er darauf, dass die beiden den Raum verließen. Er spürte ihre Blicke geradezu in seinem Rücken. Jedenfalls stelle er sich vor, wie die beiden irritiert im Zimmer standen und Blicke austauschten, nachdem er ihnen so unwirsch die kalte Schulter gezeigt hatte. Ob es wirklich so war, sollte er nie erfahren. Auf jeden fall ließ keiner der beiden ein Wort fallen und schon bald darauf wurde das Licht gelöscht und er alleine gelassen. Da das Wohnzimmer und die Küche ein einziger, offener Raum war und nur abgetrennt wurde durch eine Wand, die bis in die Mitte des Zimmers reichte, konnte Kakuzu in seiner Nische die beiden durch den türlosen Durchgang auch in der Küche noch hören. Er kam sich kurz in seine frühe Kindheit zurück versetzt vor, in der er seine Eltern oft so belauscht hatte. Obwohl der Vergleich schon sehr bizarr war und er gerade auch gar nicht aktiv lauschte, sondern eigentlich schlafen wollte. Doch er konnte nun mal nicht ausstellen, dass er sie hörte, auch wenn sie nur leise sprachen. «Schau mich bitte nicht so an.» «Wie schau ich denn», fragte Itachi ruhig. «Wie jemand, der das nicht verdient hat.» «Das sehe ich tatsächlich einmal ähnlich. Obwohl ich noch immer nicht ganz schlau aus allem werde.» «Tut mir leid. Wirklich. Ich weiß dass du dich schon lange auf den Abend gefreut hast. Und ich ja auch. Aber was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ihm nicht nach laufen und so gehen lassen?» «Ich weiß es nicht. Vielleicht.» «Das kann ich nicht.» «Warum nicht? Denk jetzt bitte nicht, dass ich einen Keil zwischen euch treiben will oder dergleichen, denn das ist das Letzte wonach mir der Sinn steht. Und das hat auch gar nichts mit mir zu tun, ich bin dir nicht böse, dass du das Essen hast ausfallen lassen. Mir geht es dabei rein um dich. Ich meine es nur gut wenn ich sage: Freundschaft hat auch ihre Grenzen. Ich sehe doch, wie viel Energie du reinsteckst und selbst kaum etwas Positives daraus ziehst. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken dich in Zukunft nicht mehr ganz so stark reinzuhängen und deine Prioritäten anders zu setzen.» Eine Pause entstand, in der Kisame womöglich nachdachte? Zweifelte? Schwankte? Sich hin und her entschied? Kakuzu wusste es nicht und starrte in der Dunkelheit nur die graue Sofalehne vor sich an. Egal was Kisame sagen würde, nichts davon würde ihm nahe gehen können. Denn er nahm die Gegebenheiten gerade nur auf wie ein Roboter, der nichts damit anzufangen weiß. «Das kann ich nicht.» «Okay.» «Du verstehst das nicht...» «Ich sagte doch, ist okay. Es ist deine Entscheidung.» «Nein, hör zu. Vielleicht hast du Recht mit dem was du sagst. In letzter Zeit hatte ich echt das Gefühl, als würde er mich für selbstverständlich nehmen. Aber du urteilst hier gerade über nicht mal fünf Prozent, du kratzt gerade mal an der Oberfläche. Doch wir kennen uns schon über zehn Jahre und du weißt nicht was er alles für mich getan hat. Ich war früher ein fettes, hässliches Kind ohne Selbstvertrauen, das obendrein ziemlich übel gemobbt worden ist, weil ich ein Freak war und seltsame Interessen hatte. Lieber hab ich mit Fröschen ausm Teich gespielt als mit den anderen Kindern Ball. Ich hatte niemanden. Er war mein einziger Freund. Er hat sich mit mir abgegeben, obwohl er gut ein paar Jahre älter war als ich und man sich denken kann, dass ein Jugendlicher mitten in der Pubertät sich mit tausend anderen Sachen lieber beschäftigen würde, als etwas mit einer halben Portion zu unternehmen, die nur im Dreck spielt. Er hat mich gemocht, obwohl ich ein Looser war. Und er hat mir gezeigt, dass ich etwas für mein Glück tun muss. Deshalb werd ich ihn um keinen Preis der Welt im stich lassen. Egal worum es geht.» «Okay. Ich verstehe. Entschuldige, eure Freundschaft in Frage zu stellen stand mir nicht zu. Das ist etwas, das ich an dir liebe.» «Was denn?» «Deine Loyalität.» Man hörte Kisame glucksen. «Vor allem wenn man das Glück hat und diese Loyalität, auf die man so steht, zu nem Typen gehört, der nicht mehr fett und hässlich ist, sondern nen doch schon relativ dufte Body hat.» «Dufte?» Itachis Schmunzeln konnte man geradezu heraushören. «Was hast du gegen meine Wortwahl?» «Nichts, nichts.» «Will ich auch hoffen.» Kisames Stimme senkte sich auf ein anrüchiges Flüstern. «Übrigens dachte ich mir–» «Nicht so schnell mein Freund. Was wird das?» «Ich dachte mir... da du mir wegen dem Essen verziehen und noch gut ne halbe Stunde Geburtstag hast, sollten wir die Zeit doch noch nutzen. Dinner for two ist leider in die Hose gegangen, aber was hältst du davon, wenn wir gleich bei der Hose, bzw. in der Hose, bleiben und den restlichen Abend direkt ins Schlafzimmer verlegen?» Spätestens da war der Zeitpunkt gekommen, in dem Kakuzu sich die Decke über die Ohren zog und somit das Gespräch von sich abschirmte. Bah! Dieses Geturtel – das musste er nun wirklich nicht weiter mit anhören. Es wurden ein paar weitere Sätze gesprochen, die Kakuzu jedoch, oder zum Glück, nicht verstehen konnte und nur dumpf durch die Decke mitbekam. Dann stieß Kisame einen enttäuschten Laut aus und da es nicht so schien, als wollten die beiden sich bald mal ins Schlafzimmer verziehen, zog Kakuzu die Decke vorsichtig wieder zurück. «...nicht, aber ich denke hierbei habe ich ein gutes Recht zu erfahren was los ist. Schließlich scheint es um jemanden aus meiner Familie zu gehen.» «Das solltest du lieber von Kakuzu hören.» «Nach heute glaube ich kaum, dass er bereit ist mehr mit mir zu teilen. In dieser Sache schuldest du mir Antworten, Kisame. Woher kommt sein Hass mir, meiner Familie gegenüber?» «...» «Kisame.» «Ist ja gut. Aber hör mal, du musst mir versprechen, dass du das für dich behältst... ihn besser auch nicht darauf ansprichst. Am besten tust du einfach so als würdest du es gar nicht wissen.» «Kisame.» «Ich meine es ernst. Ich stecke so schon in der Zwickmühle. Wenn ich was sage wird er noch wütender auf mich und wenn ich schweige, verkack ich bei dir. Ich werd ihm schon noch stecken, dass ich es dir gesagt habe, aber nach allem sollte ich damit lieber noch etwas warten.» «Okay. Ich verrate es keinem. Ich verspreche es.» «Gut.» «Also?» «Wo soll ich da anfangen…» «Hat es was mit den Narben zu tun? Ich hab sie vorhin gesehen, als er sich umgezogen hat. Ich wusste nicht, dass er so viele hat.» Kisame seufzte. «Ich hab doch mal erwähnt, dass er bei seinem Onkel aufgewachsen ist.» «Ja.» «Der war ein Uchiha.» «Hm. Ich wusste nicht, dass Kakuzu Uchiha-Blut in sich hat.» «Hat er auch nicht. Der Kerl war nicht sein biologischer Onkel. Er war ein Geschäftspartner von Kakuzus Vater und ein scheiß Psycho.» «War?» «Er ist später bei einem Feuer umgekommen, das in seiner Firma ausbrach. Das ganze Gebäude brannte nieder, gab einige Tote. Vielleicht sagt dir das noch was, das war damals überall in den Medien.» «Ich erinnere mich. Und ich glaube, ich weiß nun auch von wem du sprichst...» «Kanntest du ihn?» «Nein. Kann sein dass ich ihm ein, zwei mal als Kind bei einer Familienfeier begegnet bin. Wir sind aber nicht direkt miteinander verwandt.» «Das ist gut. Ich weiß ja, dass es überall schwarze Schafe gibt, aber der Kerl war echt übel.» «Was hat er getan?» «Das Schlimmste an ihm war, dass er es geschafft hat den Anschein zu wahren, so dass niemand etwas ahnte. Es ist so, er... er hat Kakuzu jahrelang massiv misshandelt. Also ja, die Narben stammen von ihm. Kakuzu war ihm völlig ausgeliefert. Stell dir mal vor, die einzige Bezugsperson die du hast quält dich und manipuliert dich so, dass du denkst, dass das alles gerechtfertigt sei und du das verdient hast. Gehirnwäsche und Vertuschungen hatte der Kerl echt drauf. So wie er auftrat, man hat ihm einfach alles abgekauft. Auch ich hab alles geglaubt was der Typ aufgetischt hat. Ich bin damals zwar noch ein Kind gewesen, aber trotzdem. Ich hätte was tun müssen. Weil ich weiß noch, dass mir paar Dinge komisch vorkamen. Und bis heute fühle ich mich schuldig, ich hätte mein Gehirn anschalten und Dinge hinterfragen sollen. Es macht mich so wütend wenn ich daran denke, was danach noch alles rausgekommen ist. Man hätte an vielen Stellen gut eingreifen und Übergriffe verhindern können... wenn man nur nicht so naiv gewesen wäre. Ich glaube sogar, dass Kakuzu wirklich davon überzeugt war, dass das normal sei, was das Arschloch da mit ihm tat.» «Hm. Das klingt schrecklich. Und erklärt einiges...» «Du weisst nicht was ich gesehen hab. Es kam erst alles aus, als das Arschloch schon tot war. Aber da hat er Kakuzu psychisch schon so kaputt gemacht, dass es auch nach seinem Tod nicht aufgehört hat. Du musst lächeln, Kakuzu hat er immer gesagt. Und ich sehe es heute noch vor mir, wie ich Kakuzu damals gefunden habe. Das ganze Blut am Boden, die verschlossene Badezimmertür, die ich erstmal auftreten musste. Er hat es geschafft. Und Kakuzu ein blutiges Lächeln verpasst, das er nicht mehr los wird.» Kakuzus Atmung ging schwer, während er den Impuls unterdrückte, sich die Decke erneut über den Kopf zu ziehen. Denn auch das würde das Geschehene von damals nicht von ihm fern halten können. Obwohl die Narben schon seit Jahren verheilt waren, spürte er ein Kribbeln an seinen Mundwinkeln, das sich quer über seine Wangen zog. Die Kälte war mittlerweile aus seinem Körper gewichen, trotzdem kehrte das Beben zurück. Mit einem hatte Kisame unrecht. Sogar durch die ganzen manipulierten Gedanken, die ihm eingepflanzt worden waren, hatte er tief drin immer gewusst, dass das nicht richtig war, was Madara mit ihm tat. Kapitel 30: Part 5: Bitte rede mit mir -------------------------------------- Bitte rede mit mir, war die Nachricht, die Kisame ihm nun bestimmt schon zum fünften mal schrieb. Die Anrufe hatte Kakuzu immer weggedrückt. Auf die SMS hatte er sich abweisend gegeben, aber immerhin noch geantwortet. Doch nach ein paar Tagen, in denen er welche im Überfluss empfangen hatte, war er es irgendwann leid geworden immer dasselbe zurückzuschreiben. Also hatte er angefangen sie zu ignorieren. Dies schien Kisame jedoch nicht davon abzuhalten, ihm weiter welche zu schicken, auch wenn die Nachrichten mit der Zeit weniger geworden waren. Nun zeigte ihm sein WhatsApp vielleicht nur noch alle paar Tage eine neue Message an. Die Übernachtung bei Kisame und der unschöne Abend davor, war nun schon fast einen Monat her. Der Blauhaarige hatte bestimmt gehofft, dass er am nächsten Tag noch die Möglichkeit haben würde mit ihm zu reden. Doch da hatte Kakuzu ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach der doch eher schlaflosen Nacht, hatte er sich schon früh morgens stillheimlich aus dem Staub gemacht. Die Zeit danach war er, gelinde gesagt, ziemlich im Arsch gewesen. Als er wieder zur Arbeit musste, war der erste Tag unschön gewesen. Es glich geradezu einer Qual früh aufzustehen, sich fertig zu machen, straßentaugliche Klamotten anzuziehen. Er hatte sich dazu zwingen müssen. Am Ende wäre es wohl besser gewesen, wäre er gar nicht in der Kanzlei erschienen, denn zu viel zu gebrauchen war er nicht gewesen. Er hatte keinen Sinn mehr in seiner Arbeit gesehen. Mit mehr als seiner Anwesenheit hatte er nicht dienen können. Er hatte sich durch den Tag gequält und am Ende einige Termine für die nächste Woche direkt abgesagt. Er war wie ausgebrannt. Und obwohl er sich die Professionalität angeeignet hatte, sein Privatleben nicht in seine Arbeit mit einfließen zu lassen, hatte ihm einfach die Energie gefehlt. Es schien unmöglich, wie gewohnt weitermachen zu können. Weswegen er sich auch dazu gezwungen gefühlt hatte, sich einige Tage frei zu nehmen. Er zog die Reißleine, brauchte eine Auszeit. Die freien Tage hatte er die meiste Zeit im Bett verbracht. Er hatte ungewöhnlich viel und lange geschlafen oder sich mit diversen Serien die Zeit vertrieben. Aufgeräumt hatte er kaum, gegessen hatte er wenig, seine Körperhygiene hatte er vernachlässigt, da er einfach keine Motivation gefunden hatte, aufzustehen um überhaupt irgendetwas zu machen. Er war so down gewesen, dass ihn die fettigen Haare und der sich aufbauende Körpergeruch nicht mal gestört hatte. Und das, obwohl er eigentlich ein reinlicher Mensch war. Er hatte vor sich hin gesifft und war im Nachhinein froh, dass ihn niemand dabei gesehen hatte. Mit der Zeit war es ein wenig besser geworden. Und nachdem er sich nach knapp zwei Wochen auch mal dazu aufgerafft hatte die Küche aufzuräumen – die er seither mit dreckigem Geschirr und leeren Verpackungen von Fastfood zugemüllt hatte – kochte er sich auch ab und an wieder mal etwas Kleineres. Sein Appetit kehrte zurück, er ging wieder zur Arbeit und nahm sein Training im Fitnesscenter wieder auf. Doch von nun an alleine und ohne Begleitung eines gewissen Blauhaarigen. Es pendelte sich ein halbwegs normaler Rhythmus ein. Er hatte genug vom traurigen Rumliegen. Dabei schwankte er etwas ins andere Extrem, beschäftigte sich, stellte sich selbst Aufgaben und nahm sich Projekte vor. Wie den Muskelaufbau, seinen Körperfett-Anteil zu senken, Bücher zu lesen, die er schon lange lesen wollte, seine ganze Wohnung mal ordentlich aufzuräumen und richtig durch zu putzen. Eher durch Zufall war er dabei sogar auf ein altes Hobby gestoßen, das er bestimmt schon gute acht, neun Jahre nicht mehr ausgeübt hatte. Und da ihm im Moment jede Beschäftigung willkommen war, die ihn etwas Abwechslung einbrachte und sich nicht nach Zwang anfühlte, war er spontan noch am selben Tag ins Auto gestiegen und hierher gefahren. Ohne geantwortet zu haben schloss Kakuzu nun Kisames Chatverlauf, auf den er in Gedanken eine gute Weile gestarrt hatte. Zurück im Nachrichtenmenü tippe er auf den vierten Namen und las nicht zum ersten mal im vergangenen Monat die letzten paar Nachrichten. Montag, 12. Oktober Du Wichser hast nicht echt meinen Briefkasten geschrottet?! 19:21 Rat mal wer das Teil jetzt ersetzen darf... ICH! Die Verwaltung übernimmt das nicht, die sagen ich bin dafür verantwortlich, weil irgend so ne Kackbratze gesehen haben will, dass das mein Besuch gemacht hat. Die sagen entweder ich bezahle oder sie schalten ne Anzeige wegen Sachbeschädigung. GEGEN DICH! 20:49 Hast du gar nichts dazu zu sagen? 21:02 Dienstag, 13. Oktober Fuck, ich wusste gar nicht, dass die Dinger so teuer sind... ich bin deswegen jetzt fast pleite! Und ich hab so schon den kack billigsten genommen, der bestimmt nach nem Jahr oder so schon total rostet oder umfällt wie Papier im Wind. DANKE KAKUZU! Hätte ich dich mal lieber angezeigt! 13:14 Ich krieg das Geld von dir zurück, klar? 13:16 Freitag, 16. Oktober Schreibst du mir auch mal zurück? Ich kann sehen dass du meine Nachrichten liest... 09:34 Weißt du was? Fick dich!! Ignorier mich gefälligst nicht, ich kann so was gar nicht ab! 23:16 Verpasster Sprachanruf um 23:21 Verpasster Sprachanruf um 23:36 Verpasster Sprachanruf um 23:37 Verpasster Sprachanruf um 23:39 Samstag, 17. Oktober Verpasster Sprachanruf um 04:42 gerh sterbenm du fjickfrsse 04:46 Sonntag, 18. Oktober HALLO???? 16:57 Montag, 19. Oktober Hey. Ich hoffe dir gehts gut? Sorry, letztens ist alles irgendwie blöd gelaufen. Ich war sauer und vielleicht hätte ich paar Sachen nicht sagen sollen. Ich hab nicht gewusst, dass dich das so trifft. Kannst du mir bitte mal antworten? Ich meine es ernst... 12:01 Freitag, 23. Oktober Lebst du noch? 10:24 Sonntag, 25. Oktober Es tut mir leid. 09:13 Die letzte Nachricht war von Kakuzu, knapp einen Monat alt und abgeschickt worden, kaum dass er von Kisame nach Hause gekommen war. Der Cursor blinkte im Eingabefeld und Kakuzus Daumen schwebte bereits über den Buchstaben. Es vergingen Minuten in denen er so verharrte und grübelte. Sollte er Hidan überhaupt noch schreiben? Schließlich entschied er sich dagegen, tippte auf das Zurück-Feld und wischte einmal über Hidans Namen, um den Chatverlauf zu löschen. Dann steckte er sein Handy in die Hosentasche, nahm sich seinen Koffer vom Beifahrersitz und stieg aus. Vielleicht war es an der Zeit, dass er ein paar Dinge akzeptierte. Dass er dem Jüngeren nicht gut tat zum Beispiel. Außerdem zeigte ihm Hidan doch deutlich, dass er keinen Kontakt mehr wollte. Andernfalls hätte er schon längst von sich hören lassen. Auch wenn es sich bloß um eine Nachricht handelte, in der er ihn beschimpfte. Dass sogar das ausblieb war aussagekräftig genug. Einmal nicht egoistisch handeln und die Sache auf sich beruhen lassen – das war das Richtige. Immerhin hatte er Hidan schon genug Kummer bereitet, ihn jetzt noch weiter zu belästigen wäre nicht fair. Das Gebäude hatte sich von außen kaum verändert. Trotzdem fielen Kakuzu sofort ein paar Dinge auf. Der ein oder andere Baum war verschwunden und am Platz davor war kaum noch Kies vorhanden, so dass man fast nur noch auf weichem Waldboden ging. Zudem hatte die alte Holzfassade auch schon bessere Tage gesehen – ein neuer Anstrich hätte nicht geschadet. Auch im Inneren sah es nahezu noch genauso aus wie Kakuzu es in Erinnerung hatte. «Ich glaub es nicht…», sprach ihn der Mann hinter der kleinen Theke an. Tuck, oder auch Bud oder Buddy, wie ihn alle nannten, war alt geworden. Dabei war er vor zehn Jahren schon alt gewesen. Doch nun wirkte sein Haar noch lichter und ging bereits ins Weiße über. Er schien ein wenig kleiner und eingefallener, in seinem Gesicht waren einige Falten dazugekommen. Doch seine Augen hatten nichts von ihrer früheren Wärme verloren. «Kakuzu mein Junge, bist du es?» Überrascht hob Kakuzu die Brauen. «Du erinnerst dich an mich?» «Denkst du, nur weil ich alt werde, dass auch meine Erinnerung nachlässt? Du warst früher so oft da, wie könnte ich dich vergessen!» Bud kam hinter der Theke hervor und musterte Kakuzu von oben bis unten. «Lass mich dich ansehen… du bist groß geworden, ein richtiger Kerl! Mächtig was an Masse hast du auch zugelegt, kaum mehr zu vergleichen mit dem Gerippe von damals.» «Und wie ich sehe bist du noch genauso direkt», merkte Kakuzu an. Auch wenn der Alte mit seiner Art bei manchen aneckte, Kakuzu hatte es so immer lieber gehabt, als wenn man hinter seinem Rücken redete. So wusste man wenigstens immer woran man war. Zudem war er damals ja wirklich sehr dünn gewesen. «Sieh einer an», meinte Bud, als könnte er es noch immer nicht glauben. «Ich hab nicht damit gerechnet, dass du noch mal auftauchst, nachdem du damals vom einen Tag auf den anderen so plötzlich verschwunden bist.» «Ich… hatte viel zu tun.» Bud winkte ab. «Schon gut, Junge, du bist mir keine Erklärung schuldig. Es ist nur schön, dass du dich wieder mal blicken lässt. Wie lange ist es her?» «Müssten nicht ganz zehn Jahre sein.» Bei der Musterung des Alten blieb sein Blick an Kakuzus Wangen hängen. Die Narben dort hatte Kakuzu erst nach ihrer letzten Begegnung erfahren und mussten dem anderen neu sein. «Woher die Dinger im Gesicht? Hattest du einen Unfall?» «So etwas ähnliches. Aber wie sagt man so schön: Unkraut vergeht nicht.» Kakuzu räusperte sich. «Aber eigentlich bin ich nicht zum Plausch hier...», fügte er etwas schroff hinzu. «Entschuldige. Dann lass ich dich mal nach hinten. Deine Barrett hast du ja dabei wie ich sehe.» Damit deutete Bud auf den länglichen Koffer, der Kakuzu bei sich hatte. «Ja, aber ich glaube sie hat ein Makeover bitter nötig. Hab sie seither nicht mehr rausgeholt.» «Dann los, Junge. Du weißt ja wo das Putzzeug liegt.» Kakuzu schüttelte innerlich den Kopf. Dass Bud ihn immer noch Junge nannte, obwohl er doch längst keiner mehr war. Der Alte hatte es vorhin sogar selbst noch angemerkt und trotzdem ließ er nicht davon ab ihn so zu nennen. Anfänglich hatte Bud ihn damit aufgezogen, denn damals hatte Kakuzu sich in seiner jugendlichen Überheblichkeit älter gegeben, als er wirklich war. Dementsprechend hatte er dem Alten bei dieser Bezeichnung jeweils einen giftigen Blick zugeworfen – er hatte es gehasst. Doch mit der Zeit war aus der Stichelei, ein neckisches Kosewort geworden, auf das Kakuzu dann auch nicht mehr hatte böse sein können, da er seinerseits angefangen hatte den Alten doch recht gut leiden zu können. Nun wurde Kakuzu auch so langsam wieder klar, warum er früher so gerne hier her gekommen war. Hier hatte er immer das Gefühl gehabt sicher zu sein. Der Schützenstand war mehr Familie als es Kakuzu von Zuhause aus gekannt hatte. Jeder kannte hier jeden. Neulinge wurden zwar eine ganze Weile lang skeptisch beäugt, doch einmal aufgenommen wurden sie ein fester Bestandteil der Gruppe. Schießen war ein Hobby das sehr stark verband – auf eine freundschaftliche Weise. Wettkämpfe wurden untereinander zwar ausgetragen, doch Neid oder Missgunst gab es hier nicht. Wenn dann nur Stolz. Nachdem Kakuzu im Nebenraum in einer Nische Platz gefunden hatte, stelle er seinen Koffer auf den Tisch ab und öffnete diesen. Seine Barrett war in Einzelteile zerlegt darin verstaut und so nahm er Stück um Stück heraus, um diese zu reinigen und aufzupolieren. Spezielle Tücher, Pfeifen und Putzmittel lagen dazu bereit und während er so in seiner Arbeit vertieft war, hörte er dumpfe Schüsse aus Richtung der Außenanlage – in seinen Ohren war das ein vertrauter Klang, was seine Vorfreude nur noch mehr anfachte. Als er fertig war und sein Gewehr aus allen Ecken glänzte und kein Staubkorn mehr darauf aufzufinden war, ging es nun ans Zusammenzusetzen. Obwohl er das eine halbe Ewigkeit nicht mehr getan hatte und es einige Kniffe barg, schien er nichts davon verlernt zu haben. Es war wie Fahrradfahren – wie automatisch steckte er die Teile zusammen. Wenn auch etwas ungeschickt. Seine Hände waren zwar wieder verheilt, seine Rechte machte aber noch immer Probleme. Filigranere Arbeiten waren zu einer Hürde geworden. Einige Bewegungen fühlten sich seither steif an oder waren teilweise gar nicht mehr möglich. Zum Beispiel konnte er seine Finger nicht mehr richtig strecken – ab einem gewissen Punkt hielt etwas dagegen. Beim Arzt war er damit schon gewesen. Es klang schlimmer als es war, aber anscheinend hatte er sich an der Rechten zwei Knöchel zertrümmert und die abgebrochenen Knochenteile waren schief wieder zusammengewachsen. Da er jedoch keine Schmerzen mehr hatte, war sein Fall als nicht dringend eingestuft worden, weshalb er erst in zwei Monaten einen Termin bekommen hatte, um es sich richten zu lassen. Das hätte man alles verhindern können, wenn man nur früher einen Arzt aufgesucht hätte, anstatt sich einfach tonnenweise Schmerzmedis rein zu pfeffern und anzunehmen, dass es schon wieder werden würde. Nun hatte er den Salat und musste sich operieren lassen. Unbedingt nötig war das zwar nicht – ein grobmotorischer Handwerker würde auch ohne auskommen und einfach mit der Bewegungseinschränkung leben. Dazu sah man von außen nur bei genauerem Hinsehen, dass die beiden Knöchel leicht deformiert waren. Doch ihn störte es. Und wenn es schon die Möglichkeit gab, dann wollte er sie auch in Anspruch nehmen und seine Motorik so gut es geht wiederherstellen. Gerade weil er Rechtshänder war und nichts unversucht lassen wollte, diese auch wieder richtig benutzen zu können. Ja, die Rechte war wichtig. Vor allem als Single. Obwohl er für diverse Freuden gerade eigentlich keinen Kopf hatte, hatte er diese Entscheidung in weiser Voraussicht getroffen. Er würde schließlich nicht immer in seinem Loch festsitzen und gab sich ja schon jetzt alle Mühe, sich wieder daraus hochzuhieven. Als er im angrenzenden Zugang die Außenanlage betrat, erwartete ihn ein vertrautes Bild. Die Anlage war in drei Bereiche unterteilt. 100, 250 und 500 Meter Schießlänge mit jeweils Platz für zwei Schützen. Die Schussbahn verlief über unbedachtes Grün, bis die Kugel hoffentlich geglückt die Zielscheibe traf. Die Bahnen waren gut ausgeleuchtet und überschaubar, hinter den Zielscheiben wurden etwaige fehlgeleitete Kugeln in einer Wand aus Massivholz und Beton aufgefangen. Zwei junge Männer versuchten sich gerade auf Bahn eins und zwei an der 100 Meter Rampe – mit mäßigem Erfolg. So viel Kakuzu aus zusammengekniffenen Augen sehen konnte, hatten gerade mal zwei Kugeln überhaupt die Zielscheibe getroffen. Diese bestand aus sieben äußeren, weißen Ringen, fünf inneren, schwarzen Ringen und die schwarze Mitte. Eine Kugel steckte sogar noch außerhalb der Ringe im blanken Weiß. «Junge, vielleicht kannst du den beiden Frischlingen mal zeigen wie das geht», meinte Bud, der dahinter im überdachten Bereich stand und zuschaute. «Dazu müsste ich selbst erst mal etwas treffen. Nach so langer Zeit bin ich bestimmt aus der Übung.» «Gut möglich», lachte der Alte. Da beide Plätze der 100 Meter Bahn besetzt waren, blieb Kakuzu für den Anfang nur die 250 Meter übrig. Nachdem er von Bud scharfe Munition bekommen und sein Gewehr geladen hatte, legte er sich bei Bahn drei bäuchlings auf den Boden. Dann hielt er die Barrett vor sich, stützte sie an seiner Schulter ab und schaute durch das Visier. Nach ein paar Testschüssen, wobei die ersten äußeren weißen Ringe und die folgenden die inneren schwarzen trafen, fühlte er sich sicher genug, um sich an der 500 Meter Bahn auszuprobieren. Früher hatte er nur an dieser Bahn geschossen, sehr oft auch an einer anderen Anlage, an der man bis 2000 Meter schießen konnte. Diese war jedoch gute zwei Autostunden entfernt und so hatte er sie weniger oft besucht wie er es gerne gewollt hätte. Seine Barrett M82 war ein Scharfschützengewehr, welches in der Theorie noch mehr als die 2000 Meter drauf hätte – doch das hatte er nie ausprobiert. Nicht weil er es sich nicht zugetraut hätte, eher weil es keine solche Anlage in der Nähe gab. In seiner hoch Zeit, hätte er bestimmt an einer 3000 Meter Anlage nicht schlecht ausgesehen – er war ein guter Schütze gewesen. Doch das schien wohl der Vergangenheit anzugehören, denn auch nach dem zehnten Schuss an der 500 Meter Bahn – die für ihn früher Pipifax gewesen war – traf keine Kugel auch nur die Zielscheibe. «Versuch es noch mal», forderte Bud ihn auf, gerade als Kakuzu anfing sich zu ärgern und so langsam die Lust verlor. «Und nimm dir mehr Zeit. Hast du etwa schon vergessen was beim Schießen das Wichtigste ist?» Hatte er nicht. Also legte er sich wieder hin, das Gewicht seiner Barrett an der Schulter, seine Wange am kühlen Stahl der Waffe, sein Blick konzentriert durchs Visier, sein Finger am Abzug. Geduld. Ruhe. Konzentration. Flache, kontrollierte Atmung. Dieses mal nahm er sich Zeit. Sein Puls senkte sich auf ein Minimum, während er konzentriert durch das Visier die Zielscheibe ins Auge fasste. Dabei jedoch auch den Wind berücksichtigte, dessen Richtung und Stärke er an einer Fahne, die gerade leicht nach links flatterte, ablesen konnte. Er passte nach Gefühl einen guten Zeitpunkt ab und drückte schließlich den Abzug durch. «Meine Fresse», staunte Bud, während er durch ein Fernglas schaute. «Ich hab schon immer gewusst, dass du ein Naturtalent bist.» Kakuzu schwieg, auch wenn er nicht so weit gehen würde sich als Naturtalent zu bezeichnen. Er hatte den zweiten Ring getroffen – was nach der langen Zeit ganz okay war. Sein Ehrgeiz war damit jedoch durchaus geweckt worden. Da er sich nun beweisen hatte, dass er es doch nicht ganz verlernt hatte, würde er sich mit dem zweiten Ring nun nicht mehr zufrieden geben. Also schoss er weiter und versuchte sich zu verbessern. Er traf den vierten Ring, wieder den zweiten, dann den dritten, einmal sogar mitten ins Schwarze, was ihm Applaus von den beiden Jungen einbrachte, von denen er gar nicht gemerkt hatte, dass sie ihm zusahen. Ein zweites mal traf er das Schwarze jedoch nicht mehr – vielleicht war es auch nur ein Glücksschuss gewesen. Irgendwann, als ihn auch so langsam die Konzentration verließ, entschied er, dass es genug für heute war. Es war eine gute Idee gewesen herzukommen, dachte er sich während er zusammen räumte. Er war zwar ein wenig müde geworden, doch der Besuch hier hatte ihn irgendwie glücklich gemacht. Und gerade nach alldem tat ihm das enorm gut. Endlich hatte er mal etwas abschalten können, Zeit nur für sich genommen und für etwas genutzt, das er gerne tat und worin er gut war Bud trat an ihn heran, gerade als er seine Barrett auseinanderbaute, um sie sauber in seinen Koffer zu verstauen. «Ich frage mich immer noch, warum ich dich nie an einen Wettkampf habe anmelden dürfen. Einmal hätte ich es beinahe ohne dein Einverständnis getan. Einfach weil ich denke, dass du gute Chancen gehabt hättest. Und vielleicht hole ich das nach und tue es doch noch, falls du wiederkommst und dich noch etwas mehr in Form bringst.» «Du kennst meine Meinung dazu.» «Ja, aber ich verstehe sie nicht.» «Ich muss niemandem etwas beweisen.» Bud seufzte. «Natürlich nicht. Aber darum geht es doch auch nicht. Es ist keine Schande, andere sehen zu lassen wenn man worin gut ist. Vielleicht eröffnet es dir ja sogar noch neue Möglichkeiten. Deinem Onkel hätte es damals jedenfalls gefallen, wenn du ihm einen Sieg nach Hause gebracht hättest. Solches Potenzial gehört nicht verschwendet. Und ich glaube, dessen war er sich auch bewusst. Ansonsten hätte er sich nicht so oft nach deinen Fortschritten erkundigt.» Kakuzu bezweifelte stark, dass Madara ihn an Wettkämpfen hatte sehen wollen. Schließlich hatte er ihn nie in diese Richtung gepusht. Und das hätte er, wäre das seine Intention gewesen. Aber nein – darauf war er nicht aus gewesen, als er ihn hier her schickte. Zudem schien die Wahl der Anlage nicht zufällig, sondern mit bedacht getroffen worden zu sein. Sie war in die Jahre gekommen, abgelegen und nicht besonders beliebt. Also fernab jeglicher Aufmerksamkeit. Hingegen hatte Madara bestimmt seine Gründe dafür gehabt, dass er ihm dieses Hobby erst schmackhaft machte. Sein Onkel hatte selten etwas ohne Hintergedanken getan. Kakuzu hatte aufgehört zu sehr darüber zu grübeln, was Madaras Gründe gewesen sein mochten. Denn das bereitete ihm nur Magenschmerzen. Nachdem er Bud versicherte, dass er sich ab jetzt mal häufiger blicken ließ, verabschiedete er sich und fuhr nach Hause, wo ihn eine ungeahnte Überraschung erwartete. Als er im Treppenhaus nach oben stieg, kam ihm jemand entgegen mit dem er so gar nicht gerechnet hatte. Beide blieben sie abrupt stehen, nachdem sie den jeweils anderen bemerkt hatten und sich gegenüber standen. Kakuzu war direkt klar – dass jene Person hier war, konnte nur was mit Hidan zu tun haben. «Ich wollte zu dir, un.» «Das nehme ich an», antwortete Kakuzu. Wäre ja auch ein absurder Zufall, sollte Deidara hier in diesem Wohnkomplex noch mit jemand anderem bekannt sein. Der Blonde strich sich seinen Pony zurück, der ihm immer wieder vorne ins Sichtfeld rutschte und sah von oben auf ihn herab. Dabei spielte der Höhenunterschied keine Rolle, denn die Message wäre auch dann noch bei Kakuzu angekommen, wenn Deidara fünf Stufen unter ihm gestanden hätte. Und während der Blonde so total damit beschäftigt war, Dreck unter seinen Fingernägeln hervorzupulen, erbarmte er sich sein Erscheinen Kakuzu zu erklären. «Hidan will seinen Kram wiederhaben.» Der Blonde schien ihn seither noch weniger leiden zu können und er machte auch keinen Hehl daraus. Kakuzu hatte zu Deidara bisher relativ neutral gestanden, doch nun machte er sich bei ihm gerade genauso unbeliebt. Je öfter Kakuzu mit Deidara zu tun hatte, desto mehr fing er an ihren damaligen One-Night-Stand zu bereuen. Diese Arroganz und das Getue darum – es stieß Kakuzu sauer auf. Auch wenn Blondi wohl gerade einfach nur Partei für Hidan ergriff und deswegen so ekelhaft tat. Dennoch waren sie auf keiner Wellenlänge und wahrscheinlich waren sie das schon während jener Nacht nicht gewesen. Mit seiner Art degradierte Deidara den Spaß, den sie damals miteinander gehabt hatten, zu etwas Hässlichem, das Kakuzu gerne vergessen würde. Wären sie sich danach nicht mehr begegnet – so wie es eigentlich vorgesehen war – dann wäre die Sache bei einer schönen Erinnerung geblieben. Aber so fragte sich Kakuzu immer öfter, wie er nur mit dem anderen hatte ins Bett steigen können. Er musste mächtig betrunken gewesen sein. Oder es einfach nötig gehabt haben. Wahrscheinlich beides. Der Blonde folgte ihm, nachdem Kakuzu wortlos an ihm vorbei gegangen war und die letzten paar Stufen zu seiner Wohnung hochstieg. Die Tür war schnell geöffnet und kurz überlegte er sich, ob er den andern draußen warten lassen sollte, entschied sich dann aber dagegen – vielleicht konnte er noch etwas aus dem Blonden herausquetschen. Denn bei ihm waren doch noch ein paar offene Fragen zurückgeblieben. Und auf die würde er, außer durch Deidara gerade, ansonsten wohl keine Antworten bekommen. Also ließ er den Blonden herein, wobei sich Deidara kurz umschaute. Vielleicht erinnerte sich dieser noch an Kakuzus Wohnung, vielleicht aber auch nicht. Er war ja auch nur ein mal hier gewesen und das unter Alkoholeinfluss, dazu war das über ein Jahr her. «Ich muss erst alles zusammensuchen. Das kann einen Moment dauern.» «Klar, ich hab ja sonst nichts besseres zu tun, un», erwiderte der Blonde genervt und verdrehte die Augen. Er ließ sich auf einem der Barhocker in der Küche nieder, während Kakuzu schnaubend im Schlafzimmer verschwand. Natürlich hatte er sich schon denken können, dass Hidan seine Sachen wiederhaben wollte und diese nicht einfach vergessen bei ihm zurücklassen würde. Doch bisher hatte er sich damit nicht befassen wollen – unter anderem weil das gewissermaßen der Schlussstrich darstellte. Weshalb er Deidara jetzt auch nicht eine schon fertig gepackte Tasche aushändigen konnte. Als er den Kleiderschrank öffnete und sich Hidans vollgestopftes Kleiderfach gegenübersah, wurde er plötzlich von Wut gepackt. Dass der Jüngere einfach seinen Freund vor schickte und nicht selbst auftauchte um seine Scheiße abzuholen… fast als würde er sich nicht trauen ihm noch mal gegenüberzutreten. Wie erbärmlich. Zornig grunzend beförderte er Hidans Tasche zutage und fing an die zusammengeknüllte und chaotisch ins Fach reingeworfene Kleidung, in gleicher Manier in die Tasche zu stopfen. Seine Wut flaute jedoch sogleich ab, als er sich vor Augen hielt, dass Hidans nicht Erscheinen kaum etwas mit Feigheit zutun hatte. Vielmehr ließ er sich nicht blicken, da er wohl einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Er stockte, als er zwischen den Klamotten auf ein Hemd stieß, das nicht Hidans war. Er hatte sich schon gefragt, wo es abgeblieben war. Das Hemd war aus feinem Satin und soweit er sich erinnern konnte, nicht billig gewesen. Wenn Hidan bei ihm übernachtete, hatte er es gerne mal stibitzt und, trotz störender Knöpfe, zum schlafen angezogen. Da es sich so fucking weich auf der Haut anfühlt, wie er immer als Begründung genannt hatte. Kakuzu hatte nur die Stirn gerunzelt, als Hidan noch irgendetwas von Arielle die Meerjungfrau gefaselt hatte und dass er sich vorstellte, ihre scheiß Flosse würde sich für sie so anfühlen. Das war nicht der erste bizarre Vergleich oder Gedankengang den Hidan äußerte und da sich Kakuzu abgewöhnt hatte, diese zu hinterfragen, hatte er ihm das Hemd wortlos überlassen. Schnaubend löste er sich aus der Erinnerung und zögerte kurz, ehe er besagtes Hemd zu den anderen Klamotten in die Tasche packte. Kakuzu hatte es selbst sowieso nur ein, zwei mal angezogen, also würde er es nicht vermissen. Nachdem er im Schlafzimmer alles zusammen hatte, blieben noch das Wohnzimmer und das Bad übrig. Auch da hatte sich Hidan ordentlich ausgebreitet. Die DVDs und der andere Krimskrams der auf dem Sofatisch verstreut lag, war jedoch schnell eingepackt. Dabei linste Kakuzu kurz zum Blonden rüber und wägte ab, wie er diesen zum plaudern bringen könnte. Denn nach seinem kalten Verhalten ihm gegenüber, glaubte Kakuzu kaum, dass Deidara sonderlich dazu bereit war mit ihm irgendwelche Infos zu teilen. Von Kakuzus Gedankengängen bemerkte der andere nichts. Dessen Aufmerksamkeit klebte auf dem Display seines Handys, auf welchem er dabei munter tippte. «Wie geht’s ihm?» «Huh?», machte Deidara und schaute auf. «Hidan. Wie geht es ihm?» Der Blonde schnaubte, kotzte ihm ein bestens, un vor die Füße und guckte dann wieder auf sein Handy. Kakuzu mahnte sich selbst, ruhig zu bleiben. Dass Deidara für Hidan Partei ergriff war nachvollziehbar und vorhersehbar gewesen, doch dieses giftige Verhalten fand er dennoch unnötig. Nichts desto trotz machte sich Kakuzu erstmal daran im Bad den Rest einzupacken. Deo, Haargel und Spray, Bodylotion, Shampoo und Duschgel und noch weitere Hygieneartikel, die Kakuzu nicht als seine identifizierte, wanderten in die Tasche. Als er dem Anschein nach alles hatte und sich noch mal kurz umschaute, wirkte sein Bad plötzlich ganz leer. Jetzt wurde erst deutlich, wie viel davon alles Hidan gehört hatte. Kakuzu selbst konnte gerade mal eine Flasche Shampoo, welche auch als Dusch benutzt werden konnte, ein Deo und Rasierutensilien seines nennen. Wo hingegen Hidan gefühlt drei Flaschen pro Sache, für jede Lebenslage eine, besaß. Dementsprechend platze die Tasche nun aus allen Nähten. Ein Glück, dass sie überhaupt noch zu ging. Als er sich zurück in den Wohnbereich begab, schaute Deidara auf und steckte sein Smartphone weg. «Ich soll sichergehen, dass sein Lieblingsshirt auch nicht vergessen wird… irgendein Rotes.» «Das Schwarze mit nem menschlichen Herzen in der Mitte, das aussieht wie eine Granate? Ist drin.» «Gut, un.» Damit griff Deidara nach dem Riemen der Tasche und wollte schon Richtung Tür laufen. Er kam nicht weit und prallte gegen eine imaginäre Wand, da Kakuzu seinerseits die Tasche nicht losgelassen hatte. Und so baumelte sie wie beim Tauziehen zwischen ihnen. Schon komisch. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sich über Hidans Krempel noch aufgeregt. Und jetzt wollte er ihn kaum mehr hergeben. Verwundert drehte sich Deidara um, ehe sich ein säuerlicher Ausdruck in seine Züge schlich, als er begriff was Phase war. «Was soll das denn jetzt…», meinte der Blonde genervt. «Wie geht es ihm?» «Bestens. Sagte ich doch schon oder bist du schwerhörig?» «Und gleich noch mal. Aber dieses mal hätte ich gerne eine vernünftige Antwort auf meine Frage. Wie geht es ihm?» Deidara schnalzte mit der Zunge. «Hör mal, ich bin nur hier, weil ich ihm nen Gefallen tue. Der Rest geht mich nichts an und ich werd mich in euer Zeug auch nicht einmischen.» Damit schien für Blondi alles gesagt zu sein und so wandte er sich erneut ab. Jedoch kam er auch dieses mal nicht weit, da Kakuzu noch immer nicht losließ. Als das auch Deidara merkte, drehte er sich brüskiert wieder um und blickte verachtend zu Kakuzu, der es wagte ihn so rüpelhaft festzuhalten. Das Getue, das fast schon an eine Prinzessin erinnerte, war so lächerlich, dass man fast schon wieder darüber lachen konnte. Doch gerade war Kakuzu nicht danach zumute. «Und das schließt aus, mir eine Frage zu beantworten? Oder hat er dir etwa verboten mit mir zu reden?» «Es geht dich zwar nichts an, aber nein, direkt hat er das nicht.» «Aber indirekt?» «Nein. Was weiß ich!», meinte Deidara genervt. «Ich soll halt nur seinen Kram holen und fertig. Ich hab echt keine Lust, dass das hier länger als nötig dauert, also gib endlich her.» Kakuzu zögerte, als der Blonde ihn dazu aufforderte. Doch dann wurde sein Griff um den Riemen der Tasche umso fester. «Dann hör du mir mal zu», begann er mit fester Stimme. «Du bekommst die Tasche sobald du mir ein paar Fragen beantwortet hast. Und das mit ein wenig mehr Respekt, wenn ich bitten darf.» «Tch, wie bitte?», machte Deidara, ehe er wütend an der Tasche zog, versuchte diese aus Kakuzus Hand zu reißen. Als das nicht klappte, da Kakuzu so eisern festhielt, dass eher der Riemen nachgeben würde, ließ er schnaubend von der Tasche ab. «Was ein Kindergarten, un.» Komisch, dasselbe dachte sich Kakuzu auch gerade. Damit verschränkte Deidara die Arme vor der Brust, als sei er sich plötzlich zu fein dafür, sich mit Kakuzu zu streiten. «Dass du dich überhaupt traust noch irgendwelche Forderungen zu stellen… was ne Frechheit! Du willst Hidan wohl noch bis zum bitteren Ende das Leben schwer machen, huh? Er wird bestimmt jubeln, wenn ich ihn anrufe und sage, dass du dich weigerst seine Sachen rauszugeben… willst du das wirklich?» Drohend hatte der Blonde bereits sein Handy gezückt, wobei das Display Hidans Kontakt anzeigte. «Mach doch, ist mir egal», bluffte Kakuzu. «Wenn das der Preis ist den ich zahlen muss, damit ich überhaupt etwas erklärt bekomme, dann zahle ich ihn halt. Ich verlange doch gar nicht viel, nur Klarheit! Danach kannst du von mir aus die Tasche nehmen und gehen.» Hidan noch mehr Ärger zu bereiten als er es ohnehin schon getan hatte, war das Letzte das er wollte. Nur war er nicht bereit mit allem abzuschließen, ohne vorher wenigstens... wenigstens zu wissen was schief gelaufen war. Natürlich war schon einiges vor dem überraschenden Zusammentreffen mit Hidans Mutter schief gelaufen. Doch genau dieser Punkt gab ihm noch immer zu denken. Die ganze Zeit über hatte Hidan von ihm verlangt, dass er sich mehr öffnen sollte. Aber selbst war der Jüngere nicht besser gewesen. Er hatte Kakuzu genauso wenig in sein Leben gelassen. Andernfalls hätte er wenigstens mal irgendwie erwähnt oder wenigstens angedeutet, dass sein Outing noch nicht ganz durch war und er in eine Familie geboren worden war, die offensichtlich ein Problem mit seiner Sexualität hatte. Auch wenn sich Kakuzu nie explizit danach erkundigt oder Fragen zu Hidans Familie gestellt hatte, war das doch etwas, das man schon relativ zügig von sich aus mal zur Sprache brachte. Wie ironisch. Kakuzu war bis zum Ende hin und her gerissen gewesen, doch zusammenfassend betrachtet hatte er sich nicht dazu überwinden können Hidan zu vertrauen. Und nun schien es, dass der Jüngere mit genau demselben gehadert hatte und zum gleichen Ergebnis gekommen war. «Ich wüsste nicht, was es da noch groß zu erklären gibt, un. Und eigentlich solltest du doch besser wissen was abgelaufen ist. Schließlich warst du da und nicht ich, un. Oder willst du, dass ich dir erkläre wie viele Probleme du Hidan aufgehalst hast, als du ihm in den Rücken gefallen bist und vor seiner Mam in die Pfanne gehauen hast?» Deidara schnaubte, drückte auf den grünen Höhrer und hielt sich sein Smartphone ans Ohr. «Das kannst du dir doch sicher denken. Also tu nicht so scheinheilig und versuch gar nicht erst die Schuld auf wen anderes abzuschieben.» Zähneknirschend überlegte Kakuzu, wie er den anderen dazu bringen konnte aufzulegen. Das erste Tuten ertönte – er hatte keine Zeit mehr. Sollte er ihm das Handy aus der Hand reißen? Ihn erschrecken und laut werden? Ihm drohen? Beim zweiten entschied er, dass er in der Vergangenheit zu viele Dinge versucht hatte mit Gewalt zu lösen. Also ließ er die Tasche resigniert dem Blonden vor die Füße fallen. Deidara hasste ihn und würde ihm gar nichts erzählen. Es hatte keinen Sinn, das hatte Kakuzu nun eingesehen. «Nimm sie, aber leg bitte auf. Wie du schon gesagt hast, hat er bestimmt schon genug Ärger am Hals. Ich weiß, dass ich einen Haufen Fehler gemacht hab, aber um die wieder gut zu machen ist es jetzt zu spät. Ich wusste dass es so kommt, aber dass es unter solchen Umständen zu Ende geht, das habe ich bestimmt nicht gewollt. Er soll sich nur ja nicht unterkriegen lassen und ich hoffe, er bekommt das mit seiner Familie wieder hin. Und am besten hält er sich in Zukunft von toxischen Beziehungen fern.» Gerade als er endete, nahm genau in jenem Moment Hidan den Anruf entgegen. Kakuzu erkannte zweifelsohne seine Stimme, verstand aber nicht was er sagte. Deidara zögerte, sah Kakuzu skeptisch an, als müsse er erst abwägen wie viel man auf dessen Wort geben konnte. Fast als befürchtete er, es wäre bloß ein Trick, damit er auflegte. Als erneut etwas aus dem Hörer zu vernehmen war, räusperte sich der Blonde. «Ja, bin da, sorry. Wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich die Sachen habe und grad aufm Rückweg bin. Soll ich sie dir gleich vorbeibringen, un?» Kakuzu war zwar froh, dass der Blonde anscheinend noch so viel Empathie übrig hatte, dass er die Sache nun auf sich beruhen ließ, doch viel besser fühlte er sich dadurch nicht. Vorhin hatte er endlich mal wieder halbwegs gute Laune gehabt und nun wollte er sich am liebsten wieder ins Bett legen und die restliche Woche verschlafen. «Okay, dann bis gleich!», meinte Deidara abschließend, ehe er den Anruf beendete. Sie tauschten einen kurzen Blick miteinander aus und im Stillen dankte Kakuzu ihm noch mal, dass er keinen weiteren Konflikt heraufbeschworen hatte. Dann nahm der Blonde wortlos die Tasche vom Boden auf und wandte sich zum Gehen. «Eins versteh ich nicht ganz, un.» Deidara war stehen geblieben und drehte sich an der Tür noch mal zu ihm um. «Warum hast du ihn gegen seinen Willen geoutet, wenn es dir jetzt angeblich leid tut? Ich mein, man hätte sich doch denken können, dass das nichts ist, was Hidan schnell verzeihen wird und ihn noch länger belasten würde.» Kakuzu schnaubte. «Ist ja nicht so als hätte ich das absichtlich getan.» Der Blick, den er daraufhin von Deidara zugeworfen bekam war merkwürdig. Fast als wäre der Blonde genau davon ausgegangen, was Kakuzu umso mehr stutzig machte. «Was genau hat er dir erzählt?», fragte er langsam nach. Als Blondi nicht antwortete, wurde er etwas konkreter. «Hat er dir etwa erzählt ich hätte ihn mit voller Absicht geoutet?» «Nicht direkt.» «Aber indirekt?», grollte Kakuzu. So abwegig war das ja nicht, immerhin war Hidan so sauer auf ihn gewesen – und war es wahrscheinlich immer noch – dass Kakuzu sich gut vorstellen konnte, dass der Jüngere während seiner Erzählung übertrieben hatte. «Nein! Eigentlich hat er gar nicht viel erzählt, jedenfalls nichts Konkretes. Das musste ich ihm eh schon aus der Nase ziehen, un. Also hab ich mir den Rest halt selbst gedacht…» «Tch. Aber klar. Und dann hier erst Gift versprühen, obwohl man gar keinen Plan hat», grunzte Kakuzu und verschränkte die Arme vor der Brust. «Aber um das klarzustellen: ich wusste weder, dass das seine Mutter ist, noch hatte ich eine Ahnung davon, dass seine Familie dem Anschein nach geistig im Mittelalter stecken geblieben ist und Menschen, die nicht der Norm entsprechen, auf dem Scheiterhaufen verbrennen will.» «Aber war das nicht offensichtlich, un?» «Wie sollte es? Er hat nie über seine Familie geredet.» «Hat er nicht? Ich dachte ihr wärt…», murmelte Deidara unsicher. Der Blonde brachte Kakuzu dazu, nun doch noch mal zu überlegen, ob er irgendwann mal etwas überhört hatte und doch irgendwie eine Ahnung hätte haben können wie es um Hidans Familie stand. Hatte der Jüngere vielleicht mal etwas am Rande bemerkt, womit man darauf hätte schließen können? Hidan hatte oft vor sich hin geplappert und bei der schieren Maße an unnützen Informationen, musste Kakuzu zugeben, dass er nicht immer zugehört hatte. Dennoch… so etwas wäre bei ihm doch sicherlich im Netz hängen geblieben. Letzten Endes war es aber eh egal. Es spielte nun keine Rolle mehr. Auch wenn er Bescheid gewusst hätte, wäre er womöglich trotzdem alkoholisiert bei Hidan aufgekreuzt, hätte Stunk gemacht und wäre durchgedreht, bis alles eskalierte. Der Teil mit Hidans Mutter hatte allem nur die Krone aufgesetzt. Kakuzu hatte schon davor mit seinem ignoranten, aggressiven Verhalten alles kaputt gemacht, auch ganz ohne das unglückliche Outing. Er allein war Schuld. «Hast du Facebook, un?» «Was?», machte Kakukzu verwirrt und runzelte die Stirn. Was sollte die Frage denn jetzt? Wollte Deidara ihn nun etwa anbaggern? «Ob du Facebook hast. Oder Instagram. Tiktok. Irgendwas? Social Media müsste dir doch ein Begriff sein.» «Die digitale Welt ist nicht so mein Ding. Ich hab Twitter, benutze es aber eher selten. Warum?» «Ok, das erklärt einiges, un. Dann gebe ich dir nen Tipp: such mal nach Hidan. Du solltest ihn auf einigen Plattformen finden können. Vielleicht beantwortet das deine Fragen, un.» Ohne weitere Erklärung verließ Deidara die Wohnung, schloss die Tür hinter sich und ließ Kakuzu verwirrt zurück. Warum hatte der Blonde ihm das gesagt? Was würde er im Netz finden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)