Der alte Youkai und das Meer von Hotepneith (Geschichte zu einer Challenge des Inu Yasha Fanzirkels.) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der alte Youkai sah auf die schwarze, spiegelnde Fläche vor sich, auf der nur vereinzelte weiße Schaumkronen von ihrer Bewegtheit zeugten. Bald schon würde die Sonne aufgehen und ihm das Schauspiel bieten, um dessentwillen er hier an dem Strand stand.   Schuld war natürlich Hosenki gewesen, der Herr der Perlen. Oder, noch genauer, der verstorbene Inu no Taishou, der Hosenki damals zu ihn in seine Waldeinsamkeit buchstäblich geschleift hatte. Natürlich. Schuld an was auch immer in seinem Leben war immer ein Hundedämon. Jedenfalls hatte er damals niemals Widerspruch erheben können, jedenfalls keinen, den der besorgte Vater gehört hätte. Auch das war typisch Taishou. Erst was fabrizieren und sich anschließend über Probleme Sorgen machen. Nun gut. Er und Hosenki hatten samt Myouga getan, was sie konnten, um eine Lösung zu finden. Schließlich wusste ja wirklich niemand, was geschehen würde, brächte eine Menschenfrau das Kind eines Daiyoukai zur Welt. Hosenki war auf die wahrlich geniale Idee mit der schwarzen Perle gekommen, die man in dem Kind versenken könnte – und der alte Hund hatte auf einem Schwert bestanden.   Der alte Youkai seufzte und blickte über die weite Fläche des Pazifik vor ihm. Am Horizont zeigte sich der erste Schein der Dämmerung und verwandelte das pechschwarze Meer um sich in einen Streifen aus Anthrazit vor der Schwärze.   Ein Schwert! Sein eigener Einwand, was denn mit einem Mädchen sei, war schlicht ignoriert worden. Natürlich. Neben seiner Spontanität eine der Eigenschaften, die der alte Hund an seine Söhne vererbt hatte: Sturheit. Nun gut, Inu Yasha war ja ein Junge geworden, aber trotzdem hätte der Schwerterplan an mehreren Stellen schief gehen können. Das es doch funktioniert hatte, war neben der Tatsache, dass sich die Jungs aufgrund einiger Schwertzauber nicht gegenseitig umbringen konnten, auch gewissen Menschenmädchen zu verdanken. Mit denen hatte der Taishou doch wirklich nicht rechnen können. Oder doch? Ein genialer Stratege, das gab der alte Youkai zu, aber doch kein Hellseher. Jedenfalls hatten sich die Jungs wahrlich zusammengerauft. Heutzutage verstanden sie sich gut, zumal Inu Yasha mit seiner Kenntnis der Moderne schon vor hundert Jahren den Grundstock für den heutigen Reichtum legen konnte. Sie waren erwachsen geworden, ja. Der Hanyou hatte sogar eingesehen, dass die Beschwörungen der alten Freunde seines Vaters nicht völlig sinnlos waren. Er durfte sich erst in der Öffentlichkeit sehen lassen, wenn Kagome für immer im Mittelalter verschwunden war. Natürlich hätte er sie gern wiedergesehen, aber er hatte sich doch der Einsicht gebeugt, dass es absolut nutzlos wäre, würde er sich selbst gegenüberstehen und beide Inu Yashas durch das Zeitparadoxon im Nichts verschwinden oder gar Kagome nie zu ihm ins Mittelalter zurückkehren und somit alles, was geschehen war, nie passieren.   Der erste rote Schein der Morgensonne tauchte über dem Meer auf und bahnte sich einen rötlich schimmernden Weg in Richtung auf den Strand. Der Wind frischte auf und der ale Youkai schloss genießerisch seine Augen. Das waren die Momente, um derentwillen er hier war.   Natürlich gab es auch Stürme, Taifune, die zerstörerisch heranbrausten, aber wozu besaß man Magie? Die Wellen plätscherten nun auch lebhafter an den Strand und er schielte nach links. Dort, jenseits der Mündung des kleinen Flusses würden bald auch die ersten Wellen von Menschen auf den Strand fluten. Drüben war ein Naherholungsgebiet für Menschen, diesseits des kleinen Flusses offiziell ein privates Naturschutzgebiet. De facto war es eines der wenigen Rückzugsgebiete für Youkai, die hier in Ruhe leben konnten – solange sie nicht Sesshoumaru oder Inu Yasha verärgerten. Das geschah allerdings höchst selten, hatte es sich in den vergangenen Jahrhunderten doch herumgesprochen, was geschah, wenn man auch nur einem der Hundebrüder quer kam. Von beiden ganz zu schweigen. Selbst Sesshoumarus Mutter war ohne Hinterlassung einer Adresse verschwunden. Sie hatte die Hinwendung zu den Menschen nicht gutheißen können – aber auch nicht ausprobieren, wieweit die Sohnesliebe ging. Sesshoumaru mit Bakuseiga war ein kaum zu überwindender Gegner und Inu Yasha samt Tessaiga und dem Meidou ebenso. Beide zusammen … nun ja, Es gab bestimmt nettere Todesarten. Der alte Youkai sah erneut auf den Pazifik. Ein kleiner Vogel hatte ihm berichtet, die Dame sei im Norden auf einer Insel bei den Schneefrauen. Er hätte lächeln mögen, denn die Yuki Onna hatten in der eisigen Hundefürstin bestimmt ihre Meisterin gefunden.   Langsam erhob sich der Sonnenball rot über den Horizont und erhellte das Meer zu einem Graublau mit hellen Streifen. Die Schaumkämme der Wogen brachen sich jetzt deutlich erkennbar, während ein hell leuchtender, noch rötlich schimmernder Weg sich von Amaterasu zu ihm zu bahnen schien.   Es würde ein schöner Tag werden, was natürlich bedeutete, dass der Lärm und das Geschrei der Menschen seine Ohren stundenlang beschallen würden. Aber sie liebten es aus der übervölkerten Metropole zu fliehen, etwas, was er durchaus nachvollziehen konnte, auch, wenn er natürlich nie selbst dort gewesen war. Inu Yashas Berichte von seinen gelegentlichen Besuchen bei Kagome in dieser Zeit waren deutlich genug gewesen. Immerhin machte der Natur-Tick der Großstädter die Hundebrüder reich. Selten genug kam einer der Beiden bei ihm einmal vorbei, aber natürlich hatten sie auch wenig Interesse an seinen Ratschlägen. Noch weniger als früher, wo ihn zumindest Sesshoumaru ab und an aufgesucht hatte. Damit musste ein alter Mann eben leben. Nur Myouga besuchte ihn hier noch häufiger, solange der alte Floh bis heute konnte. Der näherte sich auch schon den zweitausend Jahren, was für einen Flohgeist geradezu ein biblisches Alter darstellte. Er selbst blickte ja schon auf mehr als zweitausendfünfhundert Frühjahrsbeginne zurück. Zu diesem runden Geburtstag hatte er ein unerwartetes Geschenk erhalten – eine deutliche Steigerung seines Youki und damit einhergehend der magischen Fähigkeiten. Nun ja, er war jetzt wohl der Älteste seiner Art. Nur dieser erhöhten Zauberkraft war es zu verdanken, dass er nun hier am Strand verweilen konnte. Und natürlich der Zustimmung der Hundebrüder, Chaotenbrüder waren sie ja doch nicht mehr, die die wahren Herren der Gegend von hier bis an das Chinesische Meer im Westen waren. Das hätte ihren Vater bestimmt gefreut.   Die Sonne war nun vollständig erschienen und ihr Rot schmolz langsam zu Rotgold, die Farben der Wellen unter sich erneut verändernd. Immer deutlicher erschien ein dunkles Blau, das Grau verdämmerte. Nur der weiße Schaum ritt noch immer unbekümmert auf den Wellen, die sich eine nach der anderen hier am Sandstrand unter ihm brachen.   Der alte Youkai holte tief Atem. Ein neuer, schöner Tag brach an. Wie viele würde er wohl noch sehen können? Er hörte trotz des Rauschen des Meeres etwas wie ein Piepsen, ehe eine dünne, wackelige Stimme, wie es nur ein alter Flohgeist sagen konnte außer Atem keuchte: „Guten Morgen, Bokuseno.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)