Santa Mops von Moonprincess ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Alles begann an einem kalten Dezembertag. So kalt, daß sich an den Fenstern Eisblumen tummelten und Yugi am Morgen glaubte, nicht in einem Bett, sondern im Kühlschrank zu liegen. Dick angezogen stolperte er fast die Treppe hinunter. In der Küche war es zum Glück warm, dank Heizung und Herd, in dem frische Semmeln aufbuken. Yugis Mutter drehte sich zu ihrem Sohn um und lächelte. „Du siehst erschöpft aus. Haben du und Atem letzte Nacht noch so lange geredet?“ Yugi dachte an die gestrige Nacht und lächelte. Geredet hatten sie nicht viel, aber sie hatten in der Tat eine schöne Zeit gehabt. „Ja... Leider mußte er schon wieder früh raus.“ “Er ist ja sehr beschäftigt, dein Atem“, stellte seine Mutter fest. “Immer vor Weihnachten“, erwiderte Yugi und setzte sich mit einer Tasse Tee an den Tisch. „Du weißt doch, als Vertreter dieser Spielzeugfirma…“ “Ja, da muß das wohl so sein.“ Yugi nickte und war froh, daß die Lüge ihm inzwischen so gut über die Lippen kam. Atem war ein Mensch gewesen, jetzt nach seinem Tod arbeitete er als Krampus. Als solcher war er um diese Zeit des Jahres schwer beschäftigt, unartige Kinder zurück auf den Pfad der Tugend zu führen.   „Mußt du heute nicht zur Arbeit?“ erkundigte seine Mutter sich, als Yugi nach dem Frühstück sitzenblieb und auf die durch das Eis gemusterten Scheiben blickte. „Ich hab so viele Überstunden angehäuft, ich soll heute und morgen zuhause bleiben“, erwiderte er. „Kaiba meinte, wenn ich ihm umfalle, wäre das inakzeptabel. Gerade vor Weihnachten.“   „Na, da hat er recht!“ erwiderte sie. „Aber ich muß los, die Einkäufe erledigen sich nicht von allein. Versproch mir nur, daß du mal nach deinem Großvater siehst.“   „Mach ich.“ Yugi lachte. „Ich will ja nicht, daß er von den Kunden überrannt wird.“ Der Wahnsinn des vorweihnachtlichen Kaufens hatte auch den Kame-Spieleladen erfaßt. Jeder wollte unbedingt noch vor Weihnachten das Spiel oder die Sammelfigur. Tränen waren vorprogrammiert, wenn etwas ausverkauft war, der Erscheinungstermin sich verschob oder sich das Gewünschte am Ende doch als zu teuer herausstellte. Das „schnell mal nachsehen“ verwandelte sich in drei Stunden aus dem Lager Kartons holen und mit Klebeband, Schere und Geschenkpapier (weiße Weihnachtsmänner auf rot-grünem Grund) zu kämpfen. Als der Lieferant kam kümmerte sich Yugi mit Begeisterung um diesen, allein um der zehnten Wiederholung von „Jingle Bells“ zu entgehen.   Yugi unterschrieb den Lieferschein, dann schob er die Stechkarre voller Kartons ins Lager. Puh! Großvater hatte ja ordentlich nachbestellt!   „Yugi, ich brauche noch mehr DM Booster Packs!“ rief der Großvater aus dem Laden.   Natürlich… Yugi griff gleich einen der Kartons von der Karre und trug diesen hinüber. Der war wirklich schwer! Sonst waren die Booster Packs nie so schwer. Vielleicht hatte der Großhändler mehrere Bestellungen in einen Karton gesteckt.   Kaum hatte Yugi den Karton auf die Ladentheke gestellt, wackelte dieser, dann barst der noch zugeklebte Deckel auf, glitzerndes Konfetti in Rot und Gold flog empor und prasselte auf die Theke, Yugi, seinen Großvater und zwei Kinder, die mit großen Augen auf die die Packs gewartet hatten.   „Was zum…“ Yugi hustete, als eines der Konfetti in seinem Mund landete. Großvater faßte ihn am Arm und zog ihn zurück. Auch die Kinder wichen zurück… dann rannten sie aus dem Laden. Yugi konnte es ihnen nicht verdenken, denn der Karton kippte um und aus seinem Inneren kugelte ein plüschiges Bündel, beige und braun. Es stemmte vier kurze Beine auf die gläserne Theke, japste, verlor den Halt unter den Vorderpfoten und plumpste hin. “Yugi, was macht ein Mops in der Lieferung?“ Großvater klang beeindruckt und verwirrt gleichzeitig. Yugi spuckte das Konfetti aus, dann schüttelte er den Kopf. „Wenn ich das wüßte…“ Vorsichtig näherte er sich dem kleinen Hund, der hechelnd versuchte, auf die Beine zu kommen. Kaum streckte er eine Hand nach dem Tier aus, sprang der Mops von der Theke, vollführte in der Luft einen Salto und landete dann im von Geschenkpapierresten überquellenden Papierkorb. Yugi schnappte nach Luft, Großvater machte ein besorgtes Geräusch. Der Mops sabberte auf rot-grünes Papier. Dann wackelte der Mops bis sein Gefängnis umfiel. Das Papier ergoß sich über den Boden, der Mops hüpfte Richtung Lager. Yugi kanalisierte alles, was er aus der Serie „Mila Superstar“ gelernt hatte und hechtete dem Hündchen hinterher, als wäre der ein Ball und es ginge um die Olympiade. Nicht auszudenken, was für ein Durcheinander dieser Mops im Lager einrichten könnte! Da glitt sein Fuß unter ihm weg, nasses Gschenkpapier war wohl kein Hallenboden, dann platschte er mit einem „Umpf!“ auf den Bauch, aber seine Hände schloßen sich um die Mitte des Mopses.   Der gefangene Hund kläffte, zerrte und trat mit seinen viel zur kurzen Hinterbeinen nach Yugis Gesicht, erwischte aber nur die Unterarme. Aber Yugi ließ nicht los! Immerhin trug er einen langärmeligen Sweater. “Yugi! Geht’s dir gut?“ Besorgnis schwang in Großvaters Stimme mit und der alte Mann beugte sich über Yugi. “Er hat nur meine Würde verletzt“, antwortete Yugi stöhnend, während er sich auf die Knie kämpfte. Den Hund ließ er auch jetzt nicht los.   „Ein wirklich seltsames Tier…“ Großvater betrachtete seufzend das glänzende Konfetti. Allerdings. Woher kam es? Und was sollte dieser Auftritt? Yugi blickte hinunter auf den Mops, in große, braune Augen. Er mochte sich täuschen, aber der Hund sah beleidigt aus. “Was machen wir jetzt? Er trägt kein Halsband. Wir können ihn ja bei der Kälte nicht einfach auf die Straße setzen.“ Yugi seufzte. “Du würdest ihn nicht mal im Frühling auf die Straße setzen“, war Großvater sich sicher. Er strich über den ergrauten Bart. „Am besten wir rufen das Tierheim an. Die werden schon wissen, was mit einem anscheinend herrenlosen Tier zu tun ist.“ Yugi nickte. „Gute Idee!“ Als hätte der Mops sie verstanden kläffte er los und zappelte mit Vorder- und Hinterbeinen. “He, da ist es warm, du bekommst zu fressen und man weiß, was ein Hund braucht.“   Der Mops zappelte nur noch mehr. Mit den Vorderpfoten trommelte er gegen Yugis Finger.   „Autsch!“ Überrascht ließ Yugi los. Auf seinen Fingern zeigten sich dünne Kratzspuren.   „Yugi! Der Hund!“   Yugi sprang auf und legte sich erneut lang in dem Versuch, das Tier einzufangen, jedoch… Der Mops machte ein Geräusch, das wie ein Kichern in Yugis Ohren klang, dann sprang er unter der Klapptür hindurch, die den Thekenbereich vom restlichen Laden trennte. Wie toll sprang er auf das nächste Regalbrett, vollbepackt mit Brettspielen. Bisher zumindest, denn diese fielen nun zu Boden. Der Mops hüpfte auf sie, dann visierte er das nächste Brett an, sprang… und Yugi hätte schwören können, daß etwas am Rücken des Tieres rosa aufschimmerte, wie Libellenflügel. Er kam auf die Beine und verfolgte den kleinen Unruhestifter, der auf dem nächsten Regalbrett seine kurze Nase in eine Aufstellung kleiner, unbemalter Zinnfiguren steckte und dabei prompt die Hälfte umwarf. “Jetzt reicht es!“ schimpfte Yugi und schloß die Hände um das weiche Bäuchlein. Der Hund zappelte japsend erneut, noch mehr Figuren stürzten um. „Nein! Aus!“ fuhr Yugi fort und hob den Mops aus dem Regal. „Böser Hund! Ganz böser Hund!“ Der Mops erschlaffte und blickte hinauf in Yugis Gesicht, seine Augen groß und feucht. Er erinnerte Yugi an ein gescholtenes Kind. “So ist es besser.“ Lächelnd hielt sich Yugi das Hünchen vors Gesicht. „Ich wollte nicht so streng sein, aber du kannst uns doch nicht den Laden zerlegen.“ Der Mops winselte. “Ach herrje…“ Großvater war Yugi gefolgt und betrachtete nun seufzend die abgestürzten Brettspiele. „Sieh dir nur diese Dellen an. Da werden sie wieder Rabatt verlangen.“ “Ich räume gleich auf, Großvater. Wenigstens den Figuren ist nichts passiert.“ Yugi tätschelte den Kopf des Mopses, der Yugi nun ansah wie seinen persönlichen Erlöser. “Wem ist nichts passiert?“ ertönte eine Stimme, dunkel und angenehm wie Samt. Yugi schauderte glücklich, dann wandte er sich deren Besitzer zu. „Atem! Wir hatten ein kleines Problem…“ Er hielt den Mops ein Stück hoch, der erneut winselte. Atems Blick bewölkte sich, die Kiefer mahlten. „Ich denke, ich weiß, wem dieser Hund gehört“, erklärte er dann gequetscht und nahm Yugi am Arm. „Entschuldige, Sugoroku, wir sind gleich wieder zurück. Ohne diesen Unruhestifter.“ Der Mops bellte empört, als er und Yugi auf die Straße geschoben wurden.   „Was meinst du, du weißt, wem er gehört?“ hakte Yugi nach. “Das mußte ich wegen deinem Großvater sagen. Das da“, Atem deutete mit seinem Kinn auf den Mops, „ist kein einfacher Hund.“ Er führte Yugi in die Gasse zwischen dem Kame-Spieleladen und einem Bäcker. Er packte den Hund am Schlafittchen und hob ihn sich vors Gesicht. „Was soll das, du Mistvieh? Hatte ich euch dreckigen Elfen nicht verboten, Yugi zu belästigen?“ Er schüttelte das Tier. “Du blöder Arsch!“   Yugi zuckte zusammen und blickte sich um. Diese kehlige Stimme… Aber da war niemand. “Ich wollte nur sehen, wo du ständig abhängst.“ Yugi sah, wie die Kiefer des Mopses sich bewegten. „Ich glaub das nicht“, murmelte er. “Glaub es ruhig, Süßer“, antwortete der Mops, dann knurrte er. „Setz mich ab, Atem. Du warst vielleicht mal Pharao, aber jetzt…“   „Jetzt kann ich dir noch immer die Flügel ausreißen“, blaffte Atem.   „Leute! Gewalt ist keine Lösung.“ Yugi nahm den Mops zurück auf seine Arme. „Sei nicht grausam, Atem.“   „Du hast ja keine Ahnung, wozu diese Biester fähig sind“, grollte Atem, die Arme vor der lederbekleideten Brust verschränkt. “Ich wußte nicht, daß Elfen wie Möpse aussehen“, wunderte sich Yugi. Der Mops grinste, ein gruseliger Anblick. Er wirkte sehr zufrieden. „Wir sehen alle verschieden aus. Ich bin eben ein Mops. Ich bin auch Atems Chef.“   „Mach dich nicht lächerlich! Du bist nur mein Zuarbeiter. Du sollst mir die Termine zusammenstellen, aber nicht meinem Liebsten nachstellen.“ Atem war gefährlich rot angelaufen. “He, ich wollte einfach sehen, ob der Süße was taugt.“ Der Mops schien mit den Schultern zu zucken. „Stattdessen werde ich verfolgt und gejagt wie wild und ausgeschimpft wie ein dummes Haustier.“ Yugi schüttelte den Kopf. “Woher soll ich ahnen, daß du kein gewöhnliches Tier bist?“ Der Mops kuschelte sich an Yugis Brust. „Welches Tier kann schon Konfettiregen zaubern?“   „Du hast Papier vollgesabbert und die Spiele meines Großvaters auf den Boden geworfen. Was sollte ich denn denken?“   Der Mops grinste und stemmte seine Vorderpfoten auf Yugis Brust. „He, Süßer. Du hast ja keine Ahnung, was ich noch alles kann.“ Er schleckte über Yugis Mund, lachte dann und sprang dann aus Yugis Griff.   Atem fluchte und versuchte, den Mops einzufangen. „Laß ihn in Ruhe, du perverser Lüstling!“   Doch der Mops schwebte unbeeindruckt in die Luft, aus seinem Rücken sprossen zwei Insektenflügel in schillerndem Rosa. „Ich gebe euch meinen Segen. Bring ihn mal mit zu uns. Er ist netter als du es verdienst, aber er wird dich in der Spur halten, Krampus Atem.“ Der Mops lachte bellend, dann stieg er hinauf in den Himmel.   Yugi starrte ihm nach, dann sah er Atem an. „Was war das denn?“   „Elfen sind, ähnlich wie Feen, ein neugieriges Volk. Sie genießen es, Menschen Streiche zu spielen.“ Mit einem Lächeln zückte Atem ein blütenweißes Taschentuch und tupfte Yugis Mund sauber. „Aber ich glaube, er wollte wirklich wissen, ob du zu mir paßt.“   Yugi schlang einen Arm um Atem, den Blick hatte er hinauf in den dunklen Himmel gerichtet. „Jetzt weiß ich wenigstens, was du meintest, als du sagtest, Elfen seien bissig.“   Atem kicherte. „Ich werde dich immer beschützen, Yugi.“ Sanft küßte er dessen Stirn. Yugi, die Wangen inzwischen rot von der Kälte, erwiderte Atems Blick. „Also… wann besuchen wir deinen besorgten Kollegen?“   Atem stöhnte. „Niemals! Er wird wieder versuchen, dich anzumachen.“   „Er ist chancenlos! Das weißt du doch.“   „Er und seine Freunde werden dich zum Wahnsinn treiben!“   „Ach was!“ Yugi lachte. “Yugi! Yugi!“   Der Gerufene drehte sich zu der Tür, die aus dem Lager auf die Gasse führte. „Großvater, ist alles gut?“   Großvater lachte. „Weißt du, was noch in der Kiste war, außer dem Mops?“   Yugi und Atem tauschten einen Blick. „Was denn, Großvater?“   „Eine Schatzkarte! In Ägypten. Jungs, da müssen wir unbedingt hin.“   Atem stöhnte. „Ich glaub das alles nicht!“   Yugi lachte leise. Nach Ägypten mit Atem… Einen größeren Schatz konnte es kaum geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)