Last Heritage of White Tiger von abgemeldet (~Ray's Story~) ================================================================================ Kapitel 20: Kai - Friend or traitor? ------------------------------------ Holla! >XD Hier ist endlich Kapitel 20 (21 mit Prolog ^_^)! Ich habe zwar wegen meiner leichten Krankheit etwas länger gebraucht, aber das ist ja soweit nicht schlimm, oder? O.ó Also, ich komme am Ende von Kapitel 20 (habe den Prolog ja eigentlich extra geschrieben) auf fast 99.500 Wörter. Und wisst ihr, was das bedeutet? Das ist die größte FF, die ich je produziert habe! X_X Mein Gott und das ich bei 91 Word-Seiten noch immer den Überblick habe... ähm, naaaa lassen wir das weg XD~ Es ist nun kurz vor 2 Uhr nachts... Kann nicht schlafen weil ich Kopfweh hab <,<" Das ist dermaßen schrecklich ~.~ *jammer* Aber natürlich hat mich das keineswegs von der Arbeit an Ray's Story abgehalten! Für euch würd ich doch sogar auf meinem Sterbebett die letzten Zeilen niederschreiben ^,~ Naja, bei meinem Tempo ist das gar nicht so unrealistisch... ÄHEM... egal *rofl* Also: Auf Gedeih und Verderb ist hier nun Kapitel 20 von Ray's Story! Viel Vergnügen ^,~ **~*~*~*~*~*~** Kai - Friend or traitor? Als er nach einer Dreiviertelstunde wieder erwachte, weil er glaubte, ein Geräusch vernommen zu haben, sah er neben sich. Ray massierte sich leise stöhnend den Nacken, da er in einer absolut bescheidenen Position eingeschlafen war. Erst wollte Kai sich wieder hinlegen und noch ein wenig dösen, doch als er den in kyrillischen Buchstaben geschriebenen Bahnhofsnamen erblickte, wusste er, dass es sinnlos war, noch einmal einzuschlafen. Moskau war nah. "Morgen Kai. Wieder wach?", gähnte Ray, nachdem sich sein Nacken wieder einigermaßen fleischlich und nicht wie ein Betonklotz anfühlte. "Warum schon wieder?", Kai war irritiert, "Hast du das letzte Mal nicht geschlafen, als ich aufgewacht bin?" "Ach, ich war so an der Trennlinie zwischen Wachen und Träumen. Ich habe nur gesehen, dass du aus dem Fenster geschaut hast. Ist es noch weit bis Moskau?", Ray ging erst sicher, dass die anderen noch schliefen, bevor er sich an Kai' s warmen Körper kuschelte. "Nein, deswegen halte ich es auch für unsinnig, noch einmal einzuschlafen. Es sind vielleicht noch 3 oder 4 Stationen. Die Sonne geht auch schon wieder auf.", meinte der Blauhaarige und strich Ray sanft durch die Haare, "Außerdem habe ich so ein eigenartiges Gefühl... Dass sich viel verändern wird, wenn wir in Moskau ankommen." "Was meinst du?" Fragender Bernstein traf auf trauriges Rubinrot. Der Russe schwieg einige Momente, bevor er seufzend fortfuhr. "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Es hat etwas mit dem Team zu tun, aber aus dieser einzigen Ahnung werde sogar ich nicht schlau. Ich fürchte, dass wenn es um das Team geht, auch mit uns etwas passieren wird. Vielleicht...", mit toten Augen beobachtete er eine von Milliarden Schneeflocken, wie sie langsam zu Boden fiel und mit ihren Kameraden den Neuschnee bildeten; eine von tausenden Schneeschichten, die über dem Land lagen, "...sollten wir aufhören, bevor es zu spät ist... Bevor Dinge passieren, die wir später bereuen könnten..." "Aufhören!", mit einem Mal war Ray in die Höhe geschossen und sah Kai aus ungläubigen Augen an, "Du willst, dass wir *aufhören*? Du sagst mir mit diesem nett gemeinten Wort doch nicht etwa, dass du keinen Bock mehr auf mich hast und dein Leben als Einzelgänger wieder aufnehmen willst? Dass wir einfach so aufhören sollten... uns zu lieben?" > Dabei hast du niemals aufgehört, Einzelgänger zu sein, nicht wahr? So etwas kann man sich nicht abgewöhnen... < "Ray, glaub mir, es ist vielleicht besser so..." "BESSER?!", ein Wunder, dass Tyson und Co. nicht aufwachten von diesem wütenden Aufschrei, "Du willst, dass ich einfach so von heute auf morgen aufhöre, dich zu lieben, zu verehren und zu begehren? Du wünschst dir, dass alle Gefühle für dich in meinem Herzen mit einem Schlag erlöschen? Du...", plötzlich schlug die Erkenntnis in seinem verwirrten Verstand ein wie ein greller Blitz, "Du hattest schon vor einiger Zeit geplant, mich zu verlassen, nicht wahr...?" Kai schwieg. "Also doch." Als Tränen begannen, seine Sicht zu verschleiern, suchte er verzweifelt nach Kai' s Händen, doch der Blauhaarige kam ihm entgegen und schloss ihn stattdessen fest in seine Arme. "Ich hatte niemals vor, dich auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu verlassen, Ray...", er konnte Ray' s jämmerliches Schluchzen hören, dass in seiner Kleidung zumindest etwas abgedämpft wurde, "...denn ich liebe dich über alles und ich... Nein, vergessen wir die Sache. Ich möchte nicht derjenige sein, der dir dein Herz bricht, es werden noch so viele nach mir kommen, die das tun werden. Ich nicht, ich kann dir nicht wehtun..." "Nach dir wird es keinen mehr geben. Weil du der Einzige bist, den ich liebe und immer lieben werde.", Ray beruhigte sich langsam wieder und rieb sich mit dem Arm übers Gesicht. "Danke.", Kai kam seinem Gesicht langsam näher, "Das haben so viele gesagt und doch niemals auch gehalten. Aber dir, Ray... Dir glaube ich." Und dann küssten sie sich. "JUHU!" Tyson war vorfreudig aus dem Abteil gesprungen, während der Rest des Teams schon das Unvermeidliche sah. "SCHEISSE IST DAS KALT!" Und mit einem Satz war der Japaner wieder im Warmen. "Tja, Tyson, ein wenig Geografie hätte deinem Hirn nicht geschadet. Denn dann hättest du vielleicht gewusst, dass in Russland - besonders zu dieser Jahreszeit - bittere Kälte herrscht. Aber eigentlich hättest du ja nur aus dem Fenster sehen müssen.", Kai ging an ihm vorbei und - es schien ein Phänomen zu sein - dem Russen schien die Kälte rein gar nichts auszumachen. Und das, obwohl er im Zug noch gedacht hatte, seine natürliche Resistenz gegenüber dieses Klimas hätte sich verflüchtigt. "Bist du des Wahnsinns?!", Tyson klapperten allein beim Anblick es Blauhaarigen an dem verschneiten Bahnhof die Zähne, "Irre? Übergeschnappt? Gar nicht bei Bewusstsein?!" "Tyson, denk logisch.", Dizzy setzte ihre altkluge Besserwisser-Stimme auf, "Kai ist ursprünglich aus Russland, was sogar deinem kleinen Hirn als Ausschlag dienen sollte, zu kapieren, dass ihm deswegen diese Schweinekälte nichts ausmacht!" "Ich wusste nicht, dass er Russe ist...", murmelte der Japaner. "Vermutlich hast du mal wieder gegessen, als er das erwähnt hat.", kommentierte Max trocken. "Kai selbst hat das nie erwähnt. Es war Mr. Dickenson.", korrigierte Ray. "Sagt mal, wegen so ein bisschen Wind fangt ihr an zu heulen?", Kai' s Atem wurde zu gen Himmel steigenden Wölkchen. Tyson verkniff sich zynische Kommentare, während der Blauhaarige sich aus ihrem Blickfeld entfernte. Mr. Dickenson war am Bahngleis eingetroffen. "Verstehe. Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.", der ältere, rundliche Mann lachte, bevor er einen Packen Jacken hervorholte und sie dem Team übergab. Obwohl Kai entschieden ablehnte, nahm er sie schließlich aufgrund eines bösen Blicks seitens Rays doch an. "Cool! Das steht ja etwas drauf!", Tyson präsentierte seinen Rücken mit den 3 Initialen der BeyBlade Assoziation = BBA. Sie Jacken an sich waren in einem wunderhübschen hellblau gehalten, die Buchstaben waren in dunkelblau aufgedrückt. Kai liebte Blau allgemein und Ray war dem neuen Kleidungsstück auch nicht abgeneigt. Als sie eine Weile durch Russland gelaufen waren, blieb Mr. Dickenson stehen. Er drückte Tyson einen Stadtplan in die Hand. "Ich habe euch das Hotel markiert, wo ihr nächtigen werdet. In 3 Tagen beginnen die Weltmeisterschaften. Die Vorentscheidungen dafür in 2 Tagen. Ich hoffe, ihr findet den Weg alleine, ich werde nun gehen und alles Nötige in die Wege leiten, damit ihr die Tage zum Training nutzen könnt. Ach ja, euer Gepäck befindet sich ebenfalls schon im Hotel, wie man euch sicher mitgeteilt hat. Ich kann nur hoffen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.", meinte der Brite, bevor er und das Team getrennte Wege gingen. "Was bei den Neun Höllen ist das für eine Kritzelei?!", Tyson drehte die Karte mehrfach herum, schien aber den Schlüssel zur Büchse der Pandora nicht zu finden, "Hilfe~!" "Gib her!", Ray entriss dem Japaner die Karte, "Hm... Guck mal, Kai. Du müsstest das ja eigentlich lesen können." Er stellte sich neben seinen Geliebten und ließ ihn in die Karte einschauen. Und während Tyson immer wieder fragte, warum ausgerechnet Kai das Gekritzel lesen konnte, worauf Dizzy ihm noch abertausende Male erklärte, dass es mit Kai' s russischer Abstammung zu tun hatte, fand Kai einen Namen auf der Karte, der in ihm dunkle Schatten heraufbeschwor. "Balkov- Abtei...", murmelte er, "Warum sollen wir ausgerechnet dorthin gehen?" Aber die Frage würde er später klären. Zuerst ließ er Ray Tyson erklären, wie man dorthin kam und dann lief er mit dem Chinesen als Schlusslicht hinter den 3 anderen her. Ray bemerkte natürlich, dass Kai irgendwie nervös wirkte. "Was hat es mit dieser Abtei auf sich, dass du so nervös bist?", fragte er und Kai schlug die Augenlider nieder. "Ich weiß es nicht, aber als ich diesen Namen gelesen habe, wurde mir auf einmal ganz komisch. Als... würde ich ihn kennen.", murmelte er, "Ganz vertraut..." > Also doch. Hier liegt ein Teil von Kai' s altem Leben begraben. Etwas, wovor er Angst hat; sonst hätte er heute Morgen nicht mit diesem widerlichen Ernst zu mir gesagt, wir sollen... *aufhören*... < "Tut mir Leid wegen heute Morgen, Ray. Spätestens jetzt hätte ich wieder gewusst, dass ich ohne dich nicht leben kann. Und was für einen fatalen Fehler ich gemacht hätte.", fast unauffällig strich er dem Schwarzhaarigen über den rechten Oberarm. "Ach was, vergeben und vergessen.", Ray lächelte, "Aber lass uns lieber beten, dass du nie wieder auf solche Schnapsideen kommst. Als nächstes würdest du mir noch sagen, du verlässt mich und schließt dich einer fanatischen Sekte an, die die Weltherrschaft anstrebt!" Zunächst lachten sie noch über den Scherz. Zunächst. "Da. Das muss es sein!" Kai deutete mit dem Zeigefinger auf das riesige, steinerne Gebäude. Ein Kloster. Ray erinnerte sich daran, dass Kai "Abtei" gesagt hatte, aber das war ja im Grunde genau das Selbe. Zumindest hoffte er das, er wollte ja nicht vor Kai wie Tyson dastehen. Als die Gruppe vor dem Schild am Eingang stand, musste Kai ihnen die in kyrillischen Buchstaben gehaltenen Worte vorlesen: "Balkov- Abtei; Schule für hochbegabte Beyblader". "Da sollen wir rein?", Tyson jagte es eine Gänsehaut über den Rücken, "Das ist aber ein ziemlich düsterer Ort für ein Kloster..." "Ach, machst du dir in die Hose?", Max hatte sein Sunshine- Smile aufgesetzt. Noch bevor Tyson verneinend auf diese Frage antworten konnte, hörten sie Stimmen. Die in einer Einheit riefen. Und es klang verdächtig nach "Let it rip!", jedoch ohne den Countdown und ziemlich zügig hintereinander. "Training...", murmelte Kai, "Sie trainieren..." "Wer trainiert?", wollte Ray wissen. "Na, die Schüler hier.", beantwortete Dizzy seine Frage vor Kai, "Du solltest zuhören, wenn Kai dir etwas vorliest. Übrigens: Liest mir heut Abend jemand eine Gutenachtgeschichte vor?" "Jetzt ist's aber gut.", Kenny klappte den Deckel herunter. "Ey, das kannst du nicht machen! Wir Frauen haben in dieser Welt auch Rechte!" Dann herrschte Stille. Die Gesichter der Bladebreakers wandten sich neugierig gen Hinterhof. Aus Neugier getrieben bewegten sie auch bald ihre kalten Füße in diese Richtung. Was sie sahen, ließ sie staunen. Dutzende Jugendliche standen auf dem verschneiten Hof und hielten Starter samt Ripcord in den Händen. Sie trainierten die Ziehbewegungen, wobei sie darauf achteten, nicht zu fest oder zu schwach zu ziehen. Von der Zugstärke hing schließlich auch die Anzahl der Umdrehungen pro Sekunde des Blades ab. Hinter den Jugendlichen waren Mönche postiert; ihre dunklen Kutten wirkten eher beunruhigend anstelle von heilig oder sonstigem, was man normalerweise von Mönchen erwartete. Kai runzelte die Stirn, was den Anderen nicht verborgen blieb. "Ist was mit dir?", fragte Ray nachdrücklich, doch Kai schüttelte den Kopf. "Nein, mir kommt das alles nur so bekannt vor. Ich weiß auch nicht warum. Seltsam." Wirklich seltsam war ja, dass Kai OFFEN davon sprach! Also musste hier etwas definitiv nicht stimmen. "Kann ich irgendwie behilflich sein?" Als diese Stimme mit dem starken, russischen Akzent ertönte, lief es allen 5 Jungen eiskalt den Rücken herunter; ihre Körper versteiften sich instinktiv und ihre Herzen begannen zu rasen. Der Erste, der sich fing, war wohl Kai. Und dann sah er in das vom Leben gezeichnete Gesicht eines Mönches, der im Gegensatz zu den Anderen nicht ganz so steif wirkte. Und dafür umso beunruhigender. Er musste eine höhere Position haben als die eines einfachen Mönchs. Er war bestimmt ihr Oberhaupt. "Ich bin Boris, Boris Balkov, nach dem diese Gemäuer benannt wurden.", er schweifte mit den Händen aus und verdeutlichte so das immense Ausmaß der Abtei, "Ihr seid bestimmt die Bladebreakers. Wir haben euch schon erwartet. Folgt mir." Keine der 5 Jungs traute diesem zu scheinheilig wirkenden Mann, aber sie folgten ihm. Er führte sie durch die inneren Komplexe. Und Ray sowie Kai wunderten sich, warum es hier drin noch fast kälter war als draußen. Aber da sie ohnehin nicht an diesem unheiligen Ort verbleiben mussten, machten sie sich darüber auch keine Gedanken. "Wie ihr bereits mitbekommen habt, werden hier Jugendliche zu perfekten Beybladern ausgebildet. Wir konzentrieren uns genaustens auf die Stärken der Auszubildenden und gleichen somit ihre Schwächen aus, wenn diese nicht zu beheben sind. Vielleicht wollt ihr ja bleiben und einen kleinen Probekampf durchführen?", der Leiter der Abtei grinste hinterhältig und ließ die zwei Mönche an der Pforte einen Jungen hereinbringen, den Boris sogleich zu sich winkte, "Komm her, Alexander. Das hier sind die Bladebreakers. Das ist deine erste Prüfung von vielen. Ich hoffe, du zeigst, was du gelernt hast." Der blassgrauhaarige Junge schaute sich die 5 Bladebreakers mit einer Mischung aus "Hilfe, ich will hier weg!" und "Mein Gott warum ich?!" an. Dann trat Tyson vor, der unbedingt gegen den Russen kämpfen wollte. Währenddessen verspürte Kai seltsame Magenschmerzen und er hoffte, sich nichts eingefangen zu haben. Seltsam, er dachte, seine Krankheitsresistenz müsste doch enorm hoch sein... Aber es war keine Krankheit, die in ihm brütete. Wenn man verschwommene Erinnerungen "Krankheit" nennen durfte, dann war dem vielleicht doch so. Aber ihm kamen sowohl der Anblick von Boris sowie der von den trainierenden Jugendlichen verdammt bekannt vor; als hätte er es schon einmal durchlebt oder zumindest ihre Stimmen gehört... Im Geiste verfolgte er den Kampf, der anfangs gut für diesen Alexander aussah, aber dann von Tyson beendet wurde. Und was dann geschah, brannte sich für immer in Kai' s Erinnerungen ein: Mit einem markerschütternden Hilfeschrei wurde der junge Russe von 2 Mönchen abgeführt. Bevor sich die riesigen, gusseisernen Tore hinter ihnen schlossen, blickte er Kai mit verzweifeltem Gesichtsausdruck in die Augen. "Hilf mir, bitte!", rief er noch, dann war Stille. Eine solche Stille, dass es allen 5 Bladebreakers schlecht wurde. Was sie wohl mit dem armen Jungen vorhatten? "Das können Sie nicht tun!", Tyson war wutentbrannt, "Er hat doch nur ein blödes Spiel verloren!" "Ich sehe, dass du nichts begriffen hast.", Boris verschränkte die Arme hinter dem Rücken, "Wer verliert, wird bestraft. Keine Ausnahmen. Nicht wahr, Kai?" Und alle Blicke ruhten auf dem Blauhaarigen. Keiner wagte, etwas zu sagen. Als Kai sich aus seiner halben Leichenstarre gelöst hatte, wandte er sich ab. "Kommt, wir haben hier nichts mehr verloren.", sagte er zu seinem Team und dann war er auch schon draußen. "Eines Tages werden sie dafür büßen...", knurrte Tyson, bevor auch er von Ray, Max und Kenny hinaus geschoben wurde und die schwere Pforte wieder zufiel. "Wir werden sehen, meine Freunde. Spätestens dann, wenn ihr nicht mehr zu fünft seid." Ein böses Lachen verirrte sich in allen Gängen der Abtei... "Wer war dieser Kerl? Und woher wusste er deinen Namen?", Tyson schlurfte gereizt durch den Schnee. Kai wollte antworten, als ihm einfiel, dass er das selbst nicht wusste. Woher auch? Dauernd jagten irgendwelche Erinnerungsfetzen durch sein Gehirn; wie sollte er da noch wissen, was er einmal erlebt hatte und was sein Verstand sich da zusammenbastelte? "Sorry, Tyson, das weiß ich leider selbst nicht. Alles, was ich euch sagen kann, ist, dass ich schon einmal an diesem Ort war. Das war's dann aber auch schon.", Kai erschrak, wie offen er doch war, aber er baute einfach darauf, dass die Anderen sich keine großen Gedanken darum machten. Dem war auch Gott sei Dank so. Bis auf Ray, der sich ja ständig Gedanken um Kai machte. Als sie ihren Weg zurück zum Hotel suchten, gesellte sich der Chinese neben seinen Freund, der ihn kurz ansah und einfach anfing zu reden. "Ich kenne diesen Ort und ich kenne diesen Mann. Nur ich kann einfach keine Zeit meines Lebens damit assoziieren. Egal, ich sollte mich eher darauf konzentrieren, dass ich ein wenig Training nachhole. Heute Nacht schon was vor?", grinste er. Aber Ray erkannte die Fassade. Das Kai sich eigentlich nur von diesem Schock ablenken wollte. Also schüttelte er den Kopf. "Schlafen kann ich auch verschieben. Nicht so wichtig.", wären sie nicht an der Spitze des größten Haufens der Apokalypse gelaufen, hätte er Kai vielleicht neckisch in die Seite gekniffen oder sich ein wenig gestreckt und seine Wange geküsst. Aber so beließ er es bei einem Achselzucken und halben Grinsen. Und nach einer halben Stunde Fußmarsch, nach dem allen die abgefrorenen Zehen wehtaten, kamen sie am Hotel an. Was für ein Segen. Gegen Mitternacht hatten sich alle Mitglieder der Bladebreakers in ihren Betten eingefunden. Kai und Ray hatten sich in ihrem privaten Training einiges abverlangt und lagen nun jeder in seinem Bett und schliefen. Mr. Dickenson hatte ein 5er-Zimmer reserviert, sodass sie sich kein Bett teilen konnten, aber sie würden das schon überstehen. Während Ray ziemlich ruhig schlief, verfolgten Kai Stimmen und Bilder des gesamten Tages, aber auch Bilder, die er schon längst verdrängt hatte. Letztendlich erwachte er mit wild klopfendem Herzen durch den Hilfeschrei von Alexander und dem grellen Aufschrei eines Vogels, von dem Kai wusste, dass es Dranzer war. Was würde seinem längsten und treusten Freund nur zustoßen, dass er so schrie? Gequält, verletzt, verlassen, einsam... Aber was war eigentlich mit dem Jungen passiert? Im Grunde seines Herzens wusste Kai die Antwort, aber er wollte sich selbst vergewissern. Er musste unbemerkt die Anlagen der Abtei ausspionieren. Und ein paar Antworten erhalten. Doch irgendwie war es mit dem Schlaf nun vorbei. Also vertrödelte er den Rest seiner Zeit damit, über sinnlose Dinge nachzudenken, z.B. wie man Tyson relativ schmerzfrei ruhig stellen konnte, wann Ray und er endlich der Biovolt gegenüberstanden und wie viele, verdammte Schafe er noch ohne Erfolg zählen sollte. Als er auf die Uhr sah, machte er sich über Letzteres keine Gedanken mehr. Stattdessen erhob er sich und dackelte ans Fenster. Es schneite schon wieder. "Es sieht alles so unschuldig aus...", er legte die Hand auf die Scheibe der Balkontür, die sehr kühl war, "...dabei ist das alles nur Schein und Trug...", er ballte die Hand zu eine Faust, "...Dranzer... Ist auch er von dieser gravierenden Veränderung betroffen?" Um halb 8 regte sich Max als Erster. Noch im Halbschlaf tastete er sich seinen Weg zur Toilette und nahm Kai gar nicht wahr, der am Tisch mitten im Raum saß und ihn dabei beobachtete. Erst auf dem Rückweg stolperte sein sich langsam aufklärender Blick über den blauhaarigen Russen. "Morgen, Kai! Schon auf?", fragte er in gewohnter Fröhlichkeits- Manier. "Ja", murrte dieser, "Notgedrungen." Max nickte. "Du hast also ziemlich schlecht geschlafen." Kai nickte. "So ungefähr." RUMPS. "Oh. Tyson ist auch wach.", erklang schon Dizzy' s Kommentar neben Kenny, der sich die Augen rieb. Auch Ray kroch mit zerzaustem Haar unter der Bettdecke hervor. "Ist schon Morgen?", fragte er verpennt und streckte sich. Danach ließ er sich wieder nach hinten fallen und schloss müde die Augen. Irgendwie fühlte er sich komisch. Als würde dieser Tag nicht wie die anderen sein. Warum, das wusste er nicht. > Vielleicht ist das ja nur so ein dummes Gefühl und der Tag verläuft so normal, wie er kann. < "JUHU!" Mit einem gewaltigen Satz landete Ray neben dem Bett. Tyson und Max hatten sich gleichzeitig auf Ray' s Bett geworfen und den Chinesen somit von Selbigem herunter katapultiert. Während Ray nicht mehr wusste, wo oben und unten war, peilten die anderen Beiden erst den Ernst der Lage. Kai war schon aufgesprungen, Dizzy redete auf Kenny ein, er solle doch endlich den Notarzt rufen und Max und Tyson waren den Tränen nahe. "Ein ganz... normaler Tag...", presste Ray mühsam hervor. Er bekam nicht viel Luft, bis jemand ihn vorsichtig anhob und auf den Rücken drehte. Rotbraune Augen in einem perfekt geschnittenen Gesicht umrahmt von blauem Haar schauten besorgt auf ihn herab. "Alles... okay?", fragte Kai und Ray begann, selig zu lächeln. Kai, mit ihm vor den Augen der Anderen... was dachten sie wohl? "Was könnt ihr Idioten eigentlich richtig machen?", Kai' s Stimme sollte einfach nur strafend klingen, aber Ray hörte das Zittern in ihr. War er nervös? Er erinnerte sich an ihr Gespräch von der Veränderung. War es das? Nein; Ray wusste, dass dem nicht so war. Und dennoch lag er hier in den Armen seines Geliebten und die Anderen gafften sie an! Zudem wartete Kai noch auf eine Bestätigung seitens Rays, dass er noch ansatzweise in dieser Welt verweilte. "Kai mir... Geht's gut. Nur ein wenig schwindelig.", murmelte er und Kai atmete erleichtert aus. Gut, dass der Russe mit dem Rücken zu den Anderen saß, die konnten ja weiß Gott was denken... Eine Stunde später, nachdem alle angezogen waren und gefrühstückt hatten, waren sie auf dem Weg in die Innenstadt. Judy, Max' Mutter, hatte angekündigt, dass die All-Stars ebenfalls in Moskau kämpfen würden; allerdings war das eher ein von den Weltmeisterschaften unabhängiges Freundschaftsturnier. Als sie am vereinbarten Ort ankamen, sahen sie auch, dass die White Tigers da waren. Mariah, kaum hatte sie Ray erblickt, klebte auch sogleich an Selbigem. Er versuchte, sich aus ihrem Monster-Würgegriff zu befreien, doch ohne Erfolg. Emily hielt sich zu Kai auf Distanz und nickte ihm nur schüchtern zu. Er nickte zurück und widmete sich Michael, der ihm die Hand reichte. "Hey Kai, ist schon etwas her, nicht wahr?", frohlockte der Amerikaner Marke: Max, doch wenn Kai ehrlich mit sich selbst war, schätzte er den Braunhaarigen mit dem Basekäppi. Er reichte ihm ebenfalls die Hand. "Ich hoffe, ihr seid besser geworden.", grinste er. "Na, was denkst du denn?", lachte Michael, "Schlechter wird man nur, wenn man aufgibt." "He, Mariah, lass Ray los; er ist schon ganz blau im Gesicht!", Lee versuchte, die Pinkhaarige von dem ziemlich erdrückt wirkenden Ray herunter zu zerren, was ihm nach mehreren Versuchen, ihr zu erklären, dass auch der Chinese Luft zum Atmen brauchte, endlich gelang. "Wer auch immer Mariah heiratet - er tut mir Leid.", murmelte Tyson und bekam darauf von der Chinesin eine ziemlich schmerzhafte Kopfnuss. "Das Selbe kann man ja von dir sagen!", giftete sie und alle 3 Teams fingen an zu lachen. "Habt ihr eigentlich schon von dem Team gehört, dass Russland zu den WCC aufgestellt hat?", fragte Judy. "Nein.", gab Kenny etwas beschämt zu, "Wir sind gestern erst angekommen und hatten noch keine Zeit, uns zu informieren." "Gut!", die blonde Forscherin kramte in ihrer Manteltasche und zog anschließend eine Diskette aus dieser, "Hier sind alle Daten drauf gespeichert. Nun können wir uns also unbesorgt dem Training widmen, nicht wahr?" "Zuerst will ich einen Revanchekampf gegen Tyson!", warf Michael ein, "Niemand schlägt den Teamchef der All-Stars ungestraft!" Kai beobachtete die ganzen Szenen mit müden Augen. Langsam spürte er, dass er diese Nacht nicht zur Ruhe gekommen war und es fühlte sich schrecklich an. "Willst du dich nicht noch etwas ausruhen? Max hat mir erzählt, du hättest die Nacht kaum geschlafen.", Ray legte eine Hand auf Kai' s Schulter und musterte ihn besorgt. "Du hast Recht, vielleicht bin ich nicht ganz ich selbst. Ich gehe runter an den Fluss; wenn ihr mich braucht, werde ich dort sein.", antwortete Kai. "Du sprichst in der Mehrzahl? Was ist wirklich los, Kai? Du benimmst dich wirklich seltsam seit wir hier sind." "Zu keinem ein Wort, Ray, hast du mich verstanden?" Und ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich ab und ging. > Glaub mir, Kai, ich freue mich, dass du langsam einen Schritt weiter denkst, aber was ist der Grund dafür...? < "Ray, komm schon - mach mit!" "Ja, ich komme ja schon!" Kai saß einfach nur da und starrte in das klare Wasser der Wolga. Mehrere Male nickte er mit offenen Augen ein, doch der Schrei des Jungen und seines geliebten Phoenix ließen ihn keine Sekunde ruhen. Da kam es ihm in den Sinn, dass die Anderen sowieso zu beschäftigt waren, ihn großartig zu nerven... Warum nicht jetzt schon in die Abtei einschleichen und nach den Antworten suchen? Gedacht - getan. Die große Pforte wurde aufgezogen und ein Mönch in Kutte betrat die weiten Hallen der Abtei. Er grüßte stumm nickend einen anderen Mönch, der die Halle verließ. Die Schüler trainierten auf dem verschneiten Hof, folglich befand sich niemand im Gebäude selbst. Vor den Treppen, die in den Keller führten, blieb er stehen. "Mein Gott stinkt dieser Putzlumpen nach Mottenkugeln!", mit angeekeltem Gesichtsausdruck fummelte Kai sich die Kutte so schnell es ging vom Leib. Er hatte es einem der Mönche nach einem kleinen "Intermezzo" abgeknöpft. Wäre es nicht notwendig gewesen, hätte Kai es gar nicht erst getan. Hatten die hier nicht einmal Waschmaschinen?! Aber es war egal; nun auf jeden Fall machte er sich auf den Weg nach unten in die Gewölbe. Es war nicht dunkel. Ganz im Gegenteil: Alles war hell beleuchtet und gar nicht so dreckig, wie man es von einem Gewölbe gewohnt war. Also wurden diese Gänge regelmäßig gewartet. Und dann erblickte er schon das erste Labor durch eine Glasscheibe. Zumindest sah es mit den Behältern, in denen grüne Flüssigkeit brodelte und tausende Maschinen monoton summten, wie ein Labor aus. Kai ging weiter, auch wenn er glaubte, dass er von Kameras beobachtet wurde. Aber es störte ihn nicht, solang ihn niemand verfolgte. Er wollte Antworten. Und für die würde er durch' s Feuer gehen. Nach längerem Gehen erreichte er ein weiteres, großes Fenster. Jugendliche wurden auf ihre Vitalwerte getestet. Wieder ein Stückchen weiter lehnte Kai den Kopf an die Scheibe und legte seine Hände ebenfalls auf sie. "Ein Beyblade- Testlabor...", murmelte er, "...kann es nicht sein, dass ich es... kenne?" "He, Kai! Komm endlich, wir sollten eigentlich gar nicht mehr hier sein!" Der Blonde wedelte wild mit den Armen, doch der blauhaarige Junge von gerade einmal 10 Jahren blieb wie angewurzelt vor dem riesigen Tablou stehen, das von dickem Glas umgeben war. Ein mechanischer Arm hielt einen schwarzen Starter mit einem fast noch schwärzeren Blade fest, der jedoch einige, grüne Melierungen aufwies. "Er ist schön...", murmelte Kai monoton, "...warum dürfen wir ihn nicht benutzen?" "Jetzt sei nicht albern!", ein rothaariger Junge trat hinzu, "Das Bitbeast in diesem Blade ist viel zu mächtig für uns. Nie würden die Forscher hier riskieren, dass er Kindern in die Hände fällt und die Abtei in die Luft jagt!" "Aber ich spüre, dass er mich ruft!", hätte Kai gekonnt, hätte er seine Hand ausgestreckt, "Ich wette, ich kann ihn beherrschen!" "Jetzt kommt endlich, oder wollt ihr von ihm bestraft werden?", auf dieses Stichwort verließen alle den Schauplatz. "Er hat mich... gerufen...?", Kai schloss die Augen, "Aber warum gerade mich...?" "Weil du in seinen Augen würdig warst, ihn zu bekommen." Ruckartig wandte Kai sich um und drückte sich mit rasendem Herzen gegen das Glas. "Boris!", keuchte er. "Ganz Recht, Kai. Was ist, erinnerst du dich wieder? Weißt du, warum du alles hier kennst?" Kai senkte den Kopf. "Weil ich hier aufgewachsen bin... Die Abtei ist mein... Zuhause." "Ganz Recht. Es hat uns viele Monate harter Arbeit gekostet, die Labore wieder zum Laufen zu kriegen, nachdem du mit unsrem Experiment den Trakt fast ganz ausgelöscht hättest. Du hast mit dem Verlust deines Gedächtnisses für den mutmaßlichen Diebstahl teuer bezahlt, aber nun ist es an der Zeit, dass du hierher zurückkehrst und wir deine Strafe als abgeschlossen betrachten.", Boris hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und kam in halb gebückter Haltung auf Kai zu, der nach rechts auswich. "Niemals!", rief er, "Nie wieder kehre ich an diesen Ort des Grauens zurück!" Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb und jedes Haar an seinem Körper weigerte sich, an diesem Ort zu verweilen. "Du wirst deine Meinung schon noch ändern.", Boris lächelte undefinierbar, "Glaub mir." "Nie!", mit diesem Ausruf hatte Kai sich abgewandt und war im nächsten Gang verschwunden. Boris lächelte noch immer, als er sich ebenfalls abwandte und wieder in der Geheimtür verschwand, aus der er gekommen war. "Dann müssen wir eben ein wenig materielle Überzeugung anwenden..." Vor einer seltsamen Tür kam Kai zum Stehen. Sie übte auf Kai eine Art magische Anziehung aus und ließ ihn nach der Klinke greifen. Sie war unverschlossen. Als Kai hineinlugte, erstreckte sich eine grausige, tiefe Dunkelheit vor ihm. Aber davon ließ er sich nicht abschrecken und trat ein. Und kaum war die Tür ins Schloss gefallen, gingen die Lichter an. Und erst das Licht brachte Kai eine schreckliche Erkenntnis: Er war von unzähligen Maschinen umzingelt, die dazu dienten, Blader zu ersetzen. Und diese Geräte sahen alle... einsatzbereit aus. "Nun, Kai. Es sieht so aus, als wärst du noch nicht bereit, der Biovolt wieder beizutreten." Moment! Biovolt?! Kai wurde gerade einiges klar... "Was guckst du so verwundert?", Boris lachte, "Hast du auch das vergessen?" "Dann hat mein Großvater... Warum hat mein Großvater den Befehl geben lassen, Ray zu...", er schluckte. Er wollte es nicht aussprechen. "Zu töten? Nun ja, Kai. Laut dem, was ich weiß, muss dein kleiner Freund sterben, um zu verhindern, dass die Biovolt untergeht. Du als neutrale Person hast nun zwei Optionen: Du schließt dich der Biovolt und somit der stärkeren Seite an oder du stirbst mit dem Kleinen. Nun?" Seine Stimme klang so boshaft. Und Kai' s Körper begann wieder unkontrolliert zu zittern. "Nie!", schrie er in den Raum, "Nie würde ich Ray in den Rücken fallen!" "Och, aber das bist du schon längst, Kai. Nur durch dich hat die Biovolt immerhin erfahren, dass er noch lebt... Was würde es also noch für einen Unterschied machen, wenn du unerwartet zur Gegenseite wechselst?" Kai' s Herz setzte einen Moment aus. Also hatte er damals auf dem Gesicht seines Großvaters das Richtige gedeutet: Entsetzen und die Erkenntnis, dass Ray lebte! Der größte Feind der Biovolt, der mit der BBA verbündet war... Aus Selbsthass zog er Dranzer und seinen Starter aus der Hosentasche und ließ seinem Zorn freien Lauf. Dranzer richtete erheblichen Schaden an, als er die sich im Raum befindlichen Maschinen geradezu in ihre Einzelteile zerlegte. Kaum war das erledigt, nahm er Dranzer und eilte über den nächsten befindlichen Gang weiter. Wie hatte er Ray nur so schamlos verkaufen können...? "Warum siehst du es nicht ein, Kai? Du stehst mit dem Rücken zur Wand. Du hast nur noch den Weg nach vorn. Wenn die Wahrheit herauskommt, würde er sich sowieso nicht mehr mit dir abgeben wollen. Also?" Aber Kai wollte ihn nicht hören. Immerhin hatte er es nie mit Absicht getan! Er hatte doch nur die Mitglieder seines neuen Teams aufgezählt, wie konnte er wissen, dass sein Großvater einer der größten Feinde seiner Mission war, die er mit Ray zu erfüllen hatte?! Nein, er hätte wissen müssen, was für ein widerlicher Teufel sein Großvater war... "Ray, ich wollte doch nicht...", verzweifelt schlug er mit der Faust gegen die Wand, während er niedergeschlagen vorwärts stolperte, "Wie konnte ich das nur tun...?" "Nun komm schon, Kai, was passiert ist, ist eben passiert. Und das solltest du auch hinter dir lassen. Dein Freund wird sowieso denken, dass du ihn mit Absicht verraten hast. Komm zu uns, Kai, und du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.", diese Worte von Boris klangen in Kai' s Ohren langsam einladend; sie übertönten die schreckliche Wahrheit... "Was für eine Wahl habe ich denn...", murmelte er für Boris unverständlich, während er den Gang weiter verfolgte. Bis er in einen sehr schwach beleuchteten Trakt kam. Automatisch hörten seine Beine auf, sich zu bewegen und er blieb wie angewurzelt stehen. "Kärah!" "Ein Vogelschrei?", Kai zog Dranzer aus seiner Hosentasche und betrachtete den schönen Phoenix darauf, "Warst du das, mein Freund?" Aber es war nicht sein geliebtes Bitbeast gewesen. "Sieh einmal um die Ecke, Kai. Er wartet voller Sehnsucht auf dich.", Boris grinste, was Kai natürlich nicht sah. ER?! Kai zuckte unweigerlich zusammen. Er hatte IHN absolut verdrängt und doch sein Original als Freund akzeptiert... Und als es erneut krächzte, wurde Kai' s Erinnerung erneut mit Bildern geflutet. "Kai, lass das! Du bist wahnsinnig!", der Rothaarige zerrte an Kai, doch dieser lief unbeeindruckt davon auf sein Ziel zu. "Nein, er ruft mich! Er verlangt nach jemandem, der ihn beherrscht!", mit einem gekonnten Manöver hatte Kai sich aus dem Griff seines Freundes befreit und kletterte nun auf die Treppen, von wo aus man den mechanischen Arm über dem Tablou bedienen konnte. "Sag mal, bist du so verbohrt oder hast du nicht richtig zugehört?! Dieses Bitbeast lässt sich von nichts und niemandem kontrollieren! ES SELBST kontrolliert denjenigen, der es besitzt! Außerdem bringt Boris uns um, wenn er uns erwischt!", der rothaarige Russe flehte fast mit dieser Warnung, von hier zu verschwinden. "Geh, Tala.", Kai' s Augenlider senkten sich, "Ich kann mich durchschlagen, wenn er mich findet. Lauf; und wenn er fragt, ob du etwas mit mir zu tun hast, wirst du es abstreiten, okay? Es müssen nicht noch mehr darunter leiden, dass ich eine der wenigen Widerstände gegen Boris' Erziehung bin. Also mach endlich und geh!" Dann öffnete er die Augen wieder und sah das Objekt seiner Begierde mit festem Blick an. Er war so wunderschön, auch wenn seine Aura bösartig wirkte... Sie zog Kai magisch an; immer und immer wieder, seit man ihnen das Testmodell zum ersten Mal gezeigt hatte. Aber dieser Blade war der echte. "Black Dranzer...", murmelte Kai, "...endlich gehörst du mir... Mir ganz allein." Er schloss die Hand um das kalte Metall und löste ihn vorsichtig aus dem Starter der mechanischen Hand. Dann suchte er seinen eigenen Starter und krabbelte in das mit Glas abgeschirmte Tablou. Der Bitchip mit dem schwarzen Phoenix glänzte geheimnisvoll und wollte unbedingt frei gelassen werden. Kaum war der Blade in den Starter eingerastet, ließ Kai ihm freien Lauf. Er musste ja sehen, ob er wirklich der echte Black Dranzer war. Doch viel zu spät trat Tala' s Warnung ein, als dass Kai noch hätte reagieren können: Black Dranzer gehorchte nicht seinen Worten sondern geriet gewaltig außer Kontrolle. Er riss tiefe Spalten ins Tablou und sprang gegen die angeblich unzerstörbare Scheibe, welche sofort in Milliarden Scherben zersplitterte. Kai wollte schreien, doch etwas schnürte ihm die Stimme ab, als wolle verhindert werden, dass er auf sich aufmerksam machte. Stattdessen fiel der Blauhaarige nun auf den Hintern und wollte aus dem Labor herauskrabbeln, doch es war zu spät. Der schwarze Blade mit den leicht grünen Melierungen hatte die Geräte erreicht, brachte deren Schaltkreise zum schmelzen und verursachte eine riesige Explosion, die sogar die Abtei erschütterte... "Black Dranzer... Er ist Schuld, dass ich mein Gedächtnis verloren habe... Dass ich mich geweigert habe, mich zu erinnern...", Kai gluckste ironisch, "Geschaffen aus den Genen von Dranzer; meinem einzigen Freund, von dem man mir sagte, ich habe ihn von meinen Eltern bekommen, bevor sie starben... Wie mein Großvater an ihn kam, weiß ich noch immer nicht, aber wenn ich so darüber nachdenke, will ich es auch gar nicht mehr..." Und dann erblickte er seit 5 Jahren zum Ersten Mal wieder den schwarz-grün legierten Blade auf einem beleuchteten Podest inmitten eines kleinen Altarraums, auf dessen Bitchip noch immer der schwärzeste und zugleich verderblich schönste Vogel saß, den Kai nach Dranzer kannte. Und statt seinem alten Hass auf den verhassten Klon von Dranzer, wurde Kai' s Herz von Gier erfüllt. Unendlicher Gier, diesen Blade zu besitzen. Ganz allein. Aber plötzlich wurde aus der Gier Unsicherheit. "Was, wenn er mir wieder nicht gehorcht?", er biss sich auf die Finger; wie gern wäre er sich sicher, dass er ihn dieses Mal endgültig haben konnte! "Er wird dir gehorchen, Kai. Denn nun erkennt er dich als seinen einzigen, rechtmäßigen Besitzer an. Dadurch, dass du älter und stärker geworden bist, empfindet er dich als würdig. Nimm ihn, Kai. Nimm ihn und deinen Platz in den höchsten Rängen der Biovolt endlich ein!", forderte Boris ihn enthusiastisch auf. Und dieses Mal konnte Kai nicht anders: Er riss den Blade förmlich an sich. Gier blitzte in seinen Augen auf, veränderte das wunderschöne Rubinrot in hasserfülltes blutrot und seine weichen Gesichtszüge in harte, unbarmherzige. Vor lauter Verliebtheit in diesen Blade überhörte er den qualvollen Schrei, der dieses Mal von Dranzer gekommen war. Er hatte seinen wahren Freund für eine falsche "Liebe" vergessen, eine Liebe, die einem Gegenstand galt, der puren Hass und Zerstörung symbolisierte. Und er überhörte auch das siegessichere, todbringende Lachen von Boris und den Schrei seines eigenen Herzens, das von der Bosheit, die von Black Dranzer ausging, hoffnungslos überrannt wurde... "Hey, ich werde mal Kai holen gehen. Bevor Tyson noch verhungert!", Ray kicherte, "Geht schon mal vor, wir finden euch dann!" Ja, Tyson und Michael hatten sich ein Duell der Extraklasse geliefert, Ray hatte Lee eins ausgewischt und Emily hatte Mariah geschlagen. Es war aber auch ein Fehler von der Chinesin gewesen, zu glauben, dass die Amerikanerin eine leichte Beute war. Zudem war sie fast ausgetickt, als sie Ray angesprochen hatte, auch wenn es nur um Kai gegangen war. "Wo ist er?", hatte sie besorgt gefragt, "Will er noch immer nichts mit uns zu tun haben?" "Nein, das ist es nicht.", hatte Ray sie darauf aufgemuntert, "Er hat nur die letzten Nächte nicht viel geschlafen. Er tut mir Leid, er scheint ständig in Sorge und ich kann ihm da nicht viel Beistand geben." Naja und dann war Mariah dazwischen gegangen. Nun ja. Nun hing sie an Lee' s Arm und jammerte über die täglichen Ungerechtigkeiten des Lebens und streckte Emily ab und an die Zunge heraus. Als Ray den besagten Fluss erreichte, den Kai gemeint hatte, fand er gähnende Leere vor. > Nanu, wo kann der denn jetzt wieder stecken? Vielleicht ist er schon im Hotel. Hat er auch Recht; ich würde mich an seiner Stelle auch etwas ausruhen... < Da es sowieso mit seinem mangelnden Orientierungssinn sinnlos gewesen wäre, nach Kai zu suchen, drehte Ray wieder um und konnte seine Freunde noch geradewegs erhaschen, wie sie ein dem Hotel nahe gelegenes Restaurant betraten. Bei der nächsten Gelegenheit würde er nach Kai schauen. "Wir schlafen im selben Hotel!", grinste Mariah Ray an, während sie neben ihm Platz nahm, "Wir müssen uns später nur um die Zimmerverteilung kümmern." "Da es ja nur die 5er- Zimmer gibt, können wir ja auf Kai' s Stimme ausnahmsweise verzichten.", meinte Tyson, "Wo steckt der übrigens, Ray?" "Ich weiß es nicht und genau das macht mir ja Sorgen. Ich bete schon, dass er im Hotel sitzt und auf uns wartet, weil er außer dem Frühstück ja noch nichts gegessen hat...", sagte der Chinese betrübt. "Der fällt schon nicht vom Fleisch. Außerdem ist er doch kein kleines Kind mehr.", sagte Michael. Dann kam die Bedienung und nahm die Bestellungen auf. Ray überlegte schon, auch etwas für Kai zu bestellen, aber er ließ es bleiben. Er wusste ja nicht, ob der Russe das so wollte. Und bei dessen momentaner Gemütslage war das außerordentlich unabsehbar. > Er ist keines mehr, aber er verhält sich im Moment so, als ob er eins wäre... Mein Gott, Kai, mach mir bloß keinen Kummer; ich liebe dich doch, egal was passiert... < "Also dann: Gute Nacht, Jungs!", Mariah winkte ihnen zum Abschied, während die White Tigers in ihrem Zimmer verschwanden, das am anderen Ende des Gangs lag. Auch die All-Stars machten sich auf den Weg in ihre Suite, die ein Stockwerk über den Zimmern der anderen beiden Teams lag. Ray war derjenige, der sich den Schlüssel hatte geben lassen und seine Finger brannten schon, als sie das kühle Metall umschlossen. Das schreckliche Gefühl, dass Kai nicht im Zimmer war, wurde immer stärker. Voller Ungeduld drückte er den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn bis zum Anschlag, an dem die Tür aufsprang. Wie erwartet war es stockfinster. "Ist Kai da?", fragte Tyson schon aus dem Hintergrund. Doch Ray wusste es nicht. Also knipste er das Licht an. Konnte ja sein, dass Kai noch schlief. Aber da war kein Kai, der auf einem der fünf Betten lag. Und auch sonst war er nirgends auffindbar. Und in diesem Moment überfiel Ray die Angst. "Wir müssen ihn suchen!", flehte er seine Kameraden an, "An beiden Orten, wo er hätte sein können, ist er nicht; da muss etwas passiert sein!" Tyson und Max tauschten besorgte Blicke. Dann nickten sie. "Du hast Recht, aber hast du in deine Ortswahl, wo du ihn gesucht hast, auch die Abtei einbezogen?", fragte Kenny und augenblicklich wurde Ray einiges klar. Die Abtei... Kai hatte doch gesagt, er kenne sie von früher! "Dann lasst uns nun dort suchen. Viele Möglichkeiten bleiben uns sonst nicht.", meinte sogar Dizzy ausnahmsweise einmal besorgt und zusammen verließen sie das Hotel, um nach ihrem Teamchef zu suchen. "Mir machen diese Mauern immer mehr Angst, je öfter ich davor stehe.", Max biss sich auf die Hand. "Das ist bei uns allen so, aber wir müssen diese Angst jetzt so lange unterdrücken, bis wir Kai zurück haben.", sagte Tyson ernst und sogar Ray nickte. Doch bevor sie die große Pforte des riesigen Gebäudes erreicht hatten, schoss ein Blade auf die Gruppe zu, den Tyson mit seinem eigenen Dragoon abzuwehren wusste. Er musste die Gefahr gespürt und seinen Starter bereitgehalten haben. "Was wollt ihr hier?", fragte eine dunkle Stimme und Ray jagte es einen Schauer über den Rücken. Er sah in zwei eisblaue Augen, die keinerlei Emotionen aufwiesen. Sie gehörten zu einem rothaarigen Jungen in etwa seinem Alter. Dann sah er noch einen kleineren Jungen mit einer ziemlichen Kartoffelnase und dunkelviolettem, von einer Fliegerbrille nach oben gehaltenem Haar. Dieser hob gerade seinen Blade auf, der im Schnee gelandet war. "Nicht schlecht!", grinste er böse, "Für Amateure." "WAAS?!", Tyson wäre ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen, doch Max und Ray hielten ihn zurück. "Was wollt ihr hier?", fragte der Rothaarige streng. "Wir wollen zu Kai.", sagte Max ruhig und der andere schien einige Sekunden zu überlegen. "Kai liegt derzeit auf unserer Krankenstation. Er hat sich eine Erkältung eingefangen." "Sag mal, mit was für billigen Ausreden wollt ihr uns hier abwimmeln?! Wenn Kai eine Krankheit hat, bin ich der König der Welt*!", knurrte Tyson, doch der Rothaarige ignorierte ihn. "Verschwindet von hier, wenn euch euer Leben lieb ist.", er sah Ray fest in die Augen, "Besonders du solltest dich nun von Kai fernhalten." Dann wandte er sich ab, zerrte den Kleineren, der unbedingt noch einmal gegen Tyson kämpfen wollte - aber nicht durfte - hinter sich her und zusammen verschwanden sie hinter der Abtei. "Was sollte das?", fragte Dizzy verwirrt, "Warum sind wir nicht mehr erwünscht? Ich erinnere mich nicht, dass Tyson hier gegessen hat...!" "Ray, du hattest Recht. Da muss etwas passiert sein. Aber was meinte er mit "Besonders du solltest dich von Kai fernhalten"? Aber nun ja, das können wir diskutieren, wenn wir wissen, was Kai da drin treibt!", übertönte Tyson Dizzy' s Spott und wider der Warnung seitens der beiden Fremden betraten sie über die Hauptpforte die Abtei. "Am besten, wir sehen zuerst da unten nach.", nachdenklich deutete Kenny auf die Treppe, die nach unten führte. Und schon ertönte hinter ihnen das allseits bekannte "WAS HABT IHR HIER ZU SUCHEN?!", was sie automatisch die Beine in die Hand nehmen und flüchten ließ. Extrem schwierig wurde es, als sie vor den verzweigten Gängen standen. "Was sollen wir tun?", fragte Max, als er schon den ersten Wachmann herbeieilen sah. "Am besten hoffen wir, dass uns irgendeiner dieser Gänge zu Kai führt.", meinte Ray, während er Tyson und Max vordrängte, "Kenny, komm schon!" "Nein, ich halte sie eine Weile von euch fern, während ihr weiter nach Kai sucht! Beeilung!" Und dann hatten sie ihn aus den Augen verloren. An einer weiteren Gabelung kam jeweils von rechts und links ein Wachmann. "Geht ihr weiter, ich kümmere mich um sie.", Ray und Tyson auf die Schultern klopfend blieb er genau in der Mitte der Kreuzung stehen und rannte los, als die beiden Wachmänner ihn fast erreicht hatten. Ray drängte derweil Tyson weiter, der Max beistehen wollte. Doch kaum 3-4 Gänge weiter hörten sie erneut Stimmen hinter sich. Ray nahm sich einige Sekunden und sah Tyson fest in die Augen. "Bitte Tyson, du musst Kai finden, ja? Es ist sehr wichtig für unser Team, dass er wieder bei uns ist.", sagte er und der Japaner nickte. "Ich tue, was ich kann, versprochen Ray." Dann lief er los. > Bitte bring Kai auch für mich zurück... < Und dann hörte er schon die Stimme hinter sich. > Na gut, dann wollen wir mal... < "Ray!" "WAAH!" Schreiender landete kopfüber im Schnee. "Lasst euch hier bloß nie wieder blicken!", polternd fiel die Tür hinter dem Mönch ins Schloss. Ray zog seinen Kopf aus dem hohen Schnee und sah Max in die blauen Augen. "Diese Idioten... Wissen die nicht, dass das höllisch kalt ist?!", meckerte Ray und klopfte sich den Rest Schnee aus den Haaren und von der Jacke. "Nun ja, ich hoffe nur, Tyson schafft es bis zu Kai. Sonst haben wir ein Problem bei den Endausscheidungen.", murmelte Max und Ray nickte. Ohne Kai waren sie total aufgeschmissen... "Leute, ihr bleibt hier und wartet, bis Tyson kommt. Ich schaue mich ein wenig um.", meinte der Chinese und machte sich sogleich auf die Socken. Vielleicht gab es hier ja so etwas wie einen Seiteneingang oder Fenster, von denen aus man etwas beobachten konnte... Und da sah er auch schon eine Treppe und eine etwas kleinere Holztür. Er setzte sich auf die verschneiten Stufen und zog sich den Mantel enger um den Körper. Jetzt, wo Kai nicht bei ihm war, spürte er die Kälte sehr intensiv; zudem waren seine Hände kalt und gefühllos und immer, wenn er irgendetwas berührte, schossen ihm tausende Nadeln in die Haut. Sein Atem gefror in der kalten Luft und wurde zu sichtbaren Wölkchen. Dort verblieb er einige Zeit, bevor die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Erschrocken sprang er auf und machte sich kampfbereit, als seine Augen anfingen zu strahlen und seine fast blau gefrorenen Lippen sich zu einem Lächeln zwangen. "Kai!", flüsterte er glücklich und wollte auf ihn zugehen, als er abrupt stehen blieb. Er hatte einen Schrei gehört. Nicht menschlich. Und dann sah er Kai' s Augen. Und er wich zurück. "Oh mein Gott...", er schlug sich die Hände vor den Mund. "Ach... Sieh mal einer an... Ray; wie schön, dass du hier bist!", Kai' s dunkler Unterton verunsicherte seinen Gegenüber noch mehr, "Ich habe gerade Tyson getroffen. Er wird gleich heraus kommen, du solltest also besser gehen." "Aber Kai, warum kommst du nicht mit uns? Was hast du hier zu tun gehabt? Und vor allem...", Ray' s Hände wanderten zu seinem pochenden Herzen, "...warum habe ich Dranzer weinen gehört?" "Dranzer?", Kai spuckte den Namen des Phoenix' mit solch einem Hass aus, dass Ray noch einen Schritt zurück wich, "Er gehört genau wie du und dieses Versagerteam zu einem unwichtigen Part aus meinem Leben. Geh nun, Ray. Wir haben nichts mehr zu besprechen." "Doch, das haben wir!", widerwillig taten seine Füße wieder ein paar Schritte nach vorn, "Ich will wissen, was passiert ist und warum du uns... MICH abweist!" Sein Körper zitterte noch mehr als durch die alleinige Kälte schon. "Weil ich euch hasse; euch verachte! Besonders dich, Ray... Und was passiert ist?", Kai wandte sich ab und lachte böse in sich hinein, "Weißt du, ich habe endlich entschieden, wo mein Platz ist. Und zwar hier in der Abtei. Bei der Biovolt." "Bio...Volt?", Ray' s Kehle war trocken; seine Zunge klebte am Gaumen und sein Herz schlug schneller, "Du... Kämpfst für jene, die wir vernichten sollen?" "Die DU vernichten solltest, jawohl Ray. Aber sieh einmal; was für eine Chance hätten wir denn gegen die Biovolt gehabt? Es war viel einfacher, sich einfach der stärkeren Seite anzuschließen und zu leben statt auf der Seite der zum Tode Verdammten zu stehen. Und das bist nun du, Ray. Du ganz alleine. Nun, was empfindest du nun, wenn du mich ansiehst? Einen VERRÄTER? Sag es mir, Ray, sag es mir oder du wirst noch hier und jetzt sterben!" "Kai...?!", die Stimme seines Gegenüber ließ ihn nach hinten taumeln und fallen. Er saß nun hilflos im kalten Schnee, zitterte am ganzen Körper und wünschte sich, dass das alles ein böser Alptraum war, aus dem er bald wieder erwachen würde. Doch das war die greifbare Realität und das wurde ihm auch bewusst, als Kai sich zu ihm herab beugte und Ray' s Kinn fast zärtlich in seine rechte Hand nahm. "Warum Kai? Hast du mich denn nie...", er schluckte, "...geliebt?" "Aber ja doch, mein geliebter Ray.", hauchte Kai und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, "Ich habe dich als das Spielzeug geliebt, das du immer warst; mir treu ergeben und so naiv, dass du nicht einmal sahst, dass ICH dich an meinen Großvater verraten hatte; den Leiter der Biovolt. Meinst du, ich hätte jemals etwas Intimeres für dich empfunden? Pah! Du warst toll, solang es eben dauerte. Aber du bist langweilig geworden. Und nun sag mir endlich, Ray... Was empfindest du, wenn du in mein verräterisches Gesicht siehst; in das Gesicht des Kai Hiwatari, den du glaubtest, zu lieben?" Ray spürte, wie die ersten Tränen in ihm heraufstiegen. Er konnte nicht anders. Kai' s hasserfüllte Stimme, seine Worte, seine Augen, die die Farbe von Blut angenommen hatten... Schon bald begann er heftig zu schluchzen; Tränen traten aus seinen Augenwinkeln und ließen die Sicht auf seinen ehemaligen Geliebten verschwimmen. Das Sprechen fiel ihm schwer sowie das Luft holen, aber das alles war so derart grausam, dass er es nicht unterdrücken konnte. Als er die Augen fest zusammenkniff, um wenigstens etwas sehen zu können, erkannte er, dass Kai ein böses Lächeln aufgesetzt hatte. "Nana, wer wird denn gleich weinen?", er klang so boshaft, dass auch in Ray langsam die Wut aufstieg und den Schock übertönte, "Komm schon, Ray. Wir wissen doch beide, was du denkst und fühlst. Du verachtest mich; hasst mich! Und das ist auch richtig so." "Ich hasse dich nicht...", flüsterte Ray, "...und ich verachte dich auch nicht. Ganz im Gegenteil: Ich liebe dich noch immer, Kai... Egal, was du mir antust, egal ob du mir alle Knochen im Leib brichst oder mich... tötest... Ich würde dich immer lieben, verstehst du?" "Du bist absolut irre, Kon. Das habe ich mir ja schon immer gedacht.", Kai nahm seine Hand von Ray und stand auf, "Vielleicht sollten wir doch noch einmal miteinander *sprechen*, bevor dich dein vorzeitiger Tod erwartet. Aber solltest du dich zuvor noch einmal diesem Ort nähern, werde ich nicht zögern so wie eben. Vergiss mich, Ray, solange du noch kannst." Mit diesen Worten hatte er sich abgewandt, war die Stufen empor gestiegen und wieder hinter der Tür verschwunden. Ray drehte sich von seiner Rückenlage langsam auf den Bauch, um sich aufzurappeln. Aber alle Kräfte hatten ihn verlassen; alle Gefühle waren aus seinem Körper gewichen und ihm war einfach nur kalt. Die Kälte fraß sich vom Herzen heraus durch seinen gesamten Körper. "Ein ganz normaler Tag...", er ballte seine Hand zu einer Faust und ließ sie auf den mit hohem Schnee bedeckten Boden hernieder sausen, "Warum tust du mir das an, Kai?!" Krähen erhoben sich erschrocken von ihren Sitzplätzen und flogen davon. In der Verzweiflung fand Ray doch noch eine letzte Kraftreserve in sich und stand langsam und wackelig auf. Er musste zurück, bevor sie ihn suchten. "Ray! Ray! Etwas Schreckliches ist passiert!", Max' Gesicht war ernst und schockiert zugleich; ein wirklich ungewohnter Anblick für jene, die ihn schon lange kannten. Was kann denn noch schlimmer sein als die Tatsache, dass Kai mir das Herz aus dem Leib gerissen und auf dem Boden zertreten hat? Könnt ihr denn nicht das Blut sehen? Wollt ihr es nicht sehen? Nein, niemand will sehen, wie ich leide... < "He, Ray! Du hörst mir gar nicht zu!" "Doch...", sagte der Chinese matt. Und als Tyson vortrat und Ray den Gegenstand auf seiner Handfläche offenbarte, war es, als wäre er hellwach. "Dranzer?!", er riss den blauen Blade förmlich an sich, "Aber Kai würde ihn nie...?" "Hast du es denn nicht begriffen?!", er erschrak, als Tyson auf einmal los schrie, "Kai hat uns VERLASSEN! Für immer, verstehst du?! VERLASSEN!" Und während Max den Japaner, der den Tränen verdammt nahe war, tröstend in die Arme nahm, stand Ray allein da, mit Dranzer in der Hand. Und auf einmal wusste er, dass er es gewesen war, der geschrieen hatte. "Vergib mir...", murmelte Ray und drückte den Blade an sich, "...ich hätte ihn nie allein lassen dürfen..." Kenny war schon zu Mr. Dickenson geeilt um ihn von den bösen Neuigkeiten zu unterrichten. Der Heimweg für die verbliebenen 3 Bladebreakers war mit einem Trauerzug zu vergleichen. Niemand sprach, Tyson weinte stumm vor sich hin, teils aus Wut und teils aus Verzweiflung. Mit Ray sprach keiner. Aber auch er wollte mit niemandem sprechen. Er hatte Dranzer zu Driger in die Tasche gesteckt und hoffte, dass sein eigenes Bitbeast dem Phoenix mehr helfen konnte als er. Am liebsten hätte Ray den Zimmerschlüssel in die nächste Ecke geschleudert, doch er besann sich und legte ihn auf den Zimmertisch. Seinen Mantel hängte er über eine der Stuhllehnen und dann schritt er zu seinem Bett. Er hoffte, dass er wenigstens wieder ein wenig Gefühl in seinen durchgefrorenen Körper bringen konnte, wenn er sich zudeckte. Sein Körper selbst wurde wärmer, sein Innerstes blieb gefroren. Auch konnte er die Augen nicht schließen, da er immer wieder Kai vor sich sah; erst den Kai, den er geliebt hatte und dann dieses... Monstrum; was auch immer es für eine Gattung war. Das war nicht mehr Kai Hiwatari. Schon längst nicht mehr. Und Ray hatte es die ganze Zeit gewusst. Irgendwann wurden ihm die Sachen, die er noch trug, unangenehm. Also stand er auf und ging ins angrenzende Badezimmer; vorbei an einem besorgt dreinschauenden Max und einem Tyson, der den Kopf auf seine Arme gelegt hatte und sich fragte, warum Kai das getan hatte. Sich nur in T-Shirt und Shorts ins Bett legend wurde ihm wieder klar, wie allein er war. Irgendwann fiel er in einen anfangs traumlosen Schlaf, doch dann sah er Feuer; sah Dranzer, der weinte. Und er sah ein schwarzes Bitbeast, aber es war nur für einen kurzen Augenblick da und dann war da an dessen Stelle Kai. Bewegte sich nicht mehr... Als er seine Augen öffnete, sah er in Mariah' s besorgtes Gesicht. Tyson und Max hatten den White Tigers beinahe das Zimmer eingerannt, als Ray im Schlaf angefangen hatte zu reden, sich hin und her zu werfen und die Augen zu verdrehen. "Bleib bei ihm, Mariah, wir gehen mit Max und Tyson in die Lobby und warten auf Nachrichten von der BBA.", Lee klopfte seiner "Schwester"*² auf die Schulter, bevor sie zusammen den Saal verließen. Die kleine Lampe auf dem Nachttisch neben Ray brannte, das große Licht hatte Lee an der Tür ausgemacht. "Ich... habe gehört, was passiert ist. Es... tut mir so Leid Ray...", liebevoll strich sie ihm über die Wange, "Ich wünschte, es gäbe etwas, um deinen Schmerz zu lindern, aber das ist in solchen Dingen nicht einfach." Ray sah bedrückt zur Seite. "Ich habe ihn noch ein letztes Mal gesehen. Ich habe es Tyson und Max verschwiegen, weil... Ich es nicht noch einmal aus meiner Erinnerung zerren wollte. Weil es einfach zu sehr schmerzt, Mariah. Wenigstens du kannst mich verstehen; wenn es sonst keiner kann, aber du... Bleib bei mir, lass mich nicht auch noch im Stich. Was soll ich denn tun? Es tut so weh, so unglaublich weh...", krächzte Ray und legte die kühlen Hände auf sein heißes Gesicht. "Willst du schlafen oder wach bleiben? Ich würde dir Ersteres empfehlen, da du Ruhe und Schonung brauchst. Soll ich bei dir... schlafen?", fragte sie und der Schwarzhaarige hörte, dass es ihr etwas unangenehm war, zu fragen. Er nickte. "Du kannst... hier im Bett schlafen, so wie K...Kai es getan hätte...", er unterdrückte die aufkommenden Tränen, "T...Tut mir Leid; ich wollte damit jetzt nicht sagen, dass ich gern hätte, dass er hier bei mir ist, aber ich... ich kann auch nicht aufhören, an ihn zu denken..." Mariah lächelte. "Ist doch okay. Dann rück ein kleines Stück nach hinten. Und dann versuch zu schlafen, okay? Morgen ist die Welt wieder eine ganz Andere." Die Pinkhaarige knipste das Licht aus, zog die Decke über Ray' s zitternden und ihren eigenen Körper und nahm ihren alten Freund ganz vorsichtig in den Arm. Er drückte sich so eng es ging an sie. Und irgendwann konnte Mariah hören, wie er gleichmäßig atmete und endlich zu schlafen schien. Sie selbst fand nicht viel Schlaf. Zum einen, weil sie Ray nicht allein lassen wollte, wenn er wieder wach wurde und zum anderen, weil sie sich überlege, wie Kai hatte Ray nur verlassen und derart verletzen können. Und sie schwor bittere Vergeltung, wenn sie Kai das nächste Mal sah. ~~*~*~*~*~*~*~~ * = Apropos KÖNIG DER WELT; erinnert uns das nicht an einen gewissen, schmalzlockigen Schauspieler aus einem absolut klasse Film, der mit einem riesigen Luxusdampfer Bleiente spielt? *g* Ob Tyson schwimmen kann? *sfg* *² = In China nimmt man es mit Brüder- und Schwesterlichkeit eben sehr ernst... Nicht, dass ihr denkt, sie ist jetzt seine Schwester!!! °_° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)