Am Ziel von Sunwings ([Lysop x Kaya]) ================================================================================ Kapitel 1: Angekommen. ---------------------- Als die Sonne am Horizont stand und die Insel, an der Lysop gerade anlegte, in ein orangenes Licht tauchte, atmete er zum ersten Mal seit langem wieder tief durch. Sein Herz hatte seit dem Abschied von seinen Freunden auf der Thousand Sunny nicht mehr aufgehört, wie wild in seiner Brust zu pochen. Der Abschiedsschmerz und die Angst vor Neuem, machten ihn beinahe wahnsinnig. Erst jetzt, als er aus dem kleinen Boot sprang und sich mit den Knien auf den Strand fallen ließ, beruhigte sich sein Herzschlag. Mit zitternden Händen vergrub er seine Finger im Sand und genoss zum ersten Mal das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Er hörte das Meeresrauschen hinter ihm und das Dorftreiben vor ihm. Lysop warf einen Blick zurück auf das Meer, das die letzten Jahre wie seine Heimat war. Wehmütig dachte er an seine Freunde zurück, die nun über die gesamte Welt verteilt waren. Er hing seinen Gedanken einen Augenblick nach, bevor er sich schweren Herzens vom Meer abwandte und zielstrebig auf sein Heimatdorf zumarschierte.   Er fragte sich, wie die Dorfbewohner wohl reagieren würden, wenn sie ihn gleich wieder sahen. Hatten sie nun Respekt vor ihm, da er ein großer Krieger der Meere war oder sahen sie immer noch Lysop, den Lügenbaron in ihm? Würden sie ihn vertreiben, ihn als nervig empfinden so wie früher? Sein Gesicht verdüsterte sich. Er hatte lange mit sich gehadert, ob er schon zurück nach Hause kehren sollte. Die Angst, nicht von seinen alten Freunden und den Dorfbewohnern akzeptiert zu werden, war größer denn je. Vermutlich dachten alle, er wäre schon längst tot. Niemand hätte ihm zugetraut, seinen Traum zu erfüllen und ein gefürchteter Krieger der Meere zu werden. Aber er hatte es geschafft. Lysop hatte seinen Traum erfüllt. Auch wenn die Angst vor Zurückweisung so groß gewesen war, die Sehnsucht nach einer gewissen Person hatte ihn schlussendlich zu der Entscheidung nach Hause zu segeln getrieben. Es war ihm egal, wie die Dorfbewohner reagieren würden. Es war ihm einzig und allein die Reaktion eines Menschen wichtig. Und das war Kaya. Allein bei dem Gedanken an sie, hüpfte sein Herz in seiner Brust und seine Atmung beschleunigte sich. Seine Wangen wurden rot und das Kribbeln in seinem Bauch heftiger, als vor einem Kampf mit der Marine. Ungeduldig, da er nun die ersten Häuser entdecken konnte, beschleunigte er seinen Schritt und versuchte das unangenehme Ziepen in seiner Brust zu ignorieren. Er hatte schon vieles geschafft, da würde die Begegnung mit alten Bekannten doch ein Klacks sein, oder? Er hatte gegen Hausgroße Tiere gekämpft, sich mit den brutalsten Männern der Grand Line geprügelt und mehrere Jahre Monkey D. Ruffy ertragen. Es gab nichts, was ihn jetzt noch aus der Bahn werfen konnte.   „Ist das nicht...?“, hörte er das Gemurmel eines Dorfbewohners, der sich neugierig zu seiner Frau gebeugt hatte und mit einem Nicken auf Lysop verwies. Er versuchte die stechenden Blicke und das unglaubwürdige Kopfschütteln der Dorfbewohner zu ignorieren. Lysop war es gewohnt, schief angesehen zu werden. So war es immer schon gewesen und so würde es vermutlich auch immer sein. Irgendwie war er froh darüber, dass sich nichts verändert hatte. Er wusste gar nicht, wie er mit der plötzlichen Bewunderung hätte umgehen sollen. „Das gibt’s nicht...“, hörte er eine ältere Frau sagen, die ihn ungeniert anstarrte. „Ich dachte, er wäre längst tot.“ „Wie hat er die ganzen Jahre überlebt?“ Das waren nur einige der Gespräche, die Lysop hörte als er zielstrebig durch das Dorf ging. Sein Ziel war die große Villa, abseits vom Dorfgeschehen. Dort würde ihn keiner schief ansehen oder sich darüber wundern, wie ausgerechnet er als Pirat über die Meere gesegelt war. „Dann war dieser Steckbrief mit dem Namen Gott Lysop doch kein Scherz“, murmelte eines der Kinder, an denen er gerade vorbeilief. Er grinste, als er das Strahlen in ihren Augen bemerkte. Er ging vor ihnen in die Hocke, schenkte ihnen ein triumphierendes Lächeln. „Ihr habt Recht. Ich bin Gott Lysop und habe mit meinen achttausend Mann die Meere umsegelt“, erzählte er ihnen mit stolzgeschwellter Brust. Insgeheim ärgerte er sich immer noch über diesen Steckbrief. Diese enorm hohe Summe und der lästige Titel Gott hatten ihm jede Menge Ärger eingebracht. Er konnte von Glück reden, dass zufällig Zorro in den brenzligen Situationen in seiner Nähe gewesen war. Nicht, dass er sich in einem Kampf immer extra neben Zorro gestellt hatte. Es hatte sich einfach so ergeben. Zufällig und völlig ungeplant. „Wooow“, schwärmte eines der Kinder. „Ich will auch mal ein großer Pirat werden. Genau wie du!“ Lysops Herz wurde bei diesen Worten seltsam warm. Früher war er es gewesen, der davon geträumt hatte, ein großer Pirat wie sein Vater zu werden. Und nun träumten diese Kinder davon, ein großer Pirat wie er zu werden. Wie Lysop zu werden. Gerührt stand er auf, blickte ernst auf die Kinder herab. „Ich werde euch nicht anlügen. Es ist kein einfacher Weg bis ihr zu einem gefürchteten Piraten werdet“, sagte er. „Nur, wenn ihr wahre Freunde findet, mit denen ihr dieses Ziel erreichen möchtet, könnt ihr es schaffen.“ Die Kinder sahen sich gegenseitig an und grinsten breit. „Wir werden es schaffen!“, strahlten sie. Einer der Jungen stand ein wenig abseits und blickte verlegen auf den Boden. Lysop bemerkte seine Unsicherheit und wandte sich an ihn. „Was ist mit dir? Willst du nicht mit deinen Freunden um die Welt segeln?“ Der schwarzhaarige Junge wurde rot um die Nase. „Doch, aber ich ... ich bin zu schwach“, murmelte er. Lysop schmunzelte. „Wenn du an dich und deine Freunde glaubst, ist es nicht wichtig ob du schwach oder stark bist. Jeder hat seine Stärken. Zusammen könnt ihr alles schaffen.“ Er dachte an seine Freunde zurück während der Junge ihm ein dankbares Lächeln schenkte und zu seinen Kumpels rannte, die sich gerade darum stritten, wer der Captain sein durfte. Was sie wohl gerade machten? Sein Herz wurde erneut schwer, als ihm die Gesichter seiner Freunde vor Augen schwebten. Sie waren so lange ein Teil von ihm gewesen, dass er sich einsam ohne sie vorkam. Er hoffte nur, dass Ruffy sich mittlerweile ein Versteck gesucht hatte und nicht bereits auf dem Weg zum Schafott war. Aber so wie er seinen Captain kannte, prügelte er sich gerade breit grinsend durch eine Armee von Marinesoldaten. Seufzend wandte Lysop sich von den Kindern ab, die inzwischen von ihren besorgten Müttern von ihm weggezogen wurden. „Haltet euch fern von diesem Piraten“, wisperte eine der Mütter wütend.   Lysop achtete nicht weiter auf die Dorfbewohner, von denen mittlerweile immer mehr aus den Häusern kamen und Lysop von oben bis unten musterten, als wäre er von den Toten auferstanden. Bevor er das Dorf verließ, und die letzten zweihundert Meter zu Kayas Haus überwand, wandte er sich nochmal zu den Dorfbewohnern um. „Da staunt ihr, was?! Ich habe das geschafft, was ihr alle immer für unmöglich gehalten habt! Meine achttausend Mann haben am Hafen angelegt, also kommt mir besser nicht zu nahe!“, rief er ihnen zu. Das sollte sie vorerst von ihm fernhalten, dachte er belustigt. Er würde sich später um sie kümmern. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie ein älterer Mann seinen Kopf schüttelte. „Tz, er ist genauso wie früher.“ Auf Lysops Lippen zeigte sich ein Lächeln. Nein, er war eben nicht mehr wie früher. Nicht völlig jedenfalls. Und er würde dafür sorgen, dass die Dorfbewohner auch ihn endlich in einem anderen Licht sehen würden.   Als er an der großen Villa, die er noch genauso in Erinnerung hatte, angekommen war, spürte Lysop wie er langsam nervös wurde. Seine Knie zitterten, als würde ein Trupp Marinesoldaten hinter ihm her sein. Doch stattdessen stand er nur hier. Vor ihrem Haus. Was sollte er sagen? Würde sie sich überhaupt freuen, ihn zu sehen? Die Angst vor ihrer Zurückweisung war so stark, dass er schon kurz davor war, wieder umzukehren. Doch in letzter Sekunde überwand er die letzten Meter zu dem Baum, von dem aus er Kaya immer die wildesten Geschichten erzählt hatte. Wie früher kletterte er an der großen Weide hoch und setzte sich auf den Ast, der genau vor Kayas Zimmer war. Er kam sich beinahe wie ein Voyeur vor, als er sich nach vorne beugte und neugierig durch das Fenster lugte. Aber von Kaya war keine Spur. Betrübt ließ er sich gegen den Baumstamm fallen und blickte hilflos in den Himmel hinauf. Im Moment fühlte er sich so, als müsste er den schwersten Kampf seines Lebens bestehen. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Inzwischen bereute er es, dass er nicht Nami oder Robin um Hilfe gebeten hatte. Wie sollte er ihr Herz gewinnen? Sein Blick glitt auf den Boden, der von verschiedensten Blumen übersät war. Er wusste zwar, dass Sanji nicht gerade das beste Vorbild war wenn es sich um Liebesdingen handelte, aber die strahlenden Augen der Frauen, denen Sanji einen Strauß Blumen geschenkt hatte, würde selbst Lysop nie vergessen. Ohne länger darüber nachzudenken hüpfte er vom Baum und pflückte wahllos verschiedene Blumen. Als er mit dem Strauß zufrieden war, sah er zuversichtlich auf den Hügel hinauf, von dem aus man einen guten Blick auf das Meer hatte. Kaya liebte diesen Ort und Lysop war sich sehr sicher, dass er sie dort finden würde.   Er stapfte die letzten Meter zu der höchsten Stelle und blieb abrupt stehen, als er die zierliche Gestalt wenige Schritte von ihm entfernt sah. Ihre blonden Haare, die in den letzten Jahren länger geworden waren, wehten mit dem Wind und Lysop befürchtete schon, der kleine Sturm würde sie aufs Meer hinaus tragen. Er wusste wie schwach und zierlich sie war, aber vermutlich war sie, genau wie er, in den letzten Jahren stärker geworden. Lysop bemerkte, dass ihre Haut nicht mehr so blass wie früher war und sie zuversichtlich auf das Meer hinausblickte. Er versuchte sich diesen Moment genau einzuprägen. Um nichts in der Welt wollte er diesen Anblick wieder vergessen. Wie sie sich langsam zu ihm umdrehte, dieser Unglaube in ihren Augen und ihre Hände, die sich geschockt über ihren Mund legten. Ihre zitternden Finger, als sie verblüfft näher trat. Aber vor allem wollte er niemals vergessen, wie sich dieser Unglaube plötzlich in ein warmes, herzliches Strahlen verwandelte. Wie ihre Augen sich mit Freudentränen füllten und ihr leises „Lysop“, das sie von sich gab.   Bevor er etwas erwidern konnte, wurde er plötzlich von ihr überrumpelt als sie sich schluchzend in seine Arme warf. Die Blumen fielen aus seiner Hand als er zögerlich die Umarmung erwiderte. Er fürchtete, dass sie seinen pochenden Herzschlag spüren konnte. Oder seine zitternden Knie, die beinahe nachgaben weil er so überwältigt von ihrer Reaktion war.   „Kaya“, murmelte Lysop verblüfft, als sie die Arme um seinen Nacken legte. Er spürte, wie er rot um die Nase wurde und wich verlegen ihrem Blick aus. „Du bist zurückgekehrt“, freute sich die Frau in seinen Armen, drückte ihn mit Tränen in den Augen noch mehr an sich. „Ich wusste immer, dass ich dich wieder sehen werde.“ „Natürlich. Das habe ich dir doch versprochen, oder nicht?“ Kaya lächelte und strich ihm zärtlich über die Wange. „Das hast du“, murmelte sie. „Ich bin so froh, dass du wieder hier bist.“ Lysop spürte, wie die Tränen über seine Wangen liefen. Er war endlich am Ziel. Endlich angekommen.   „Ich habe es geschafft, Kaya“, sagte er stolz. „Ich bin ein großer Krieger der Meere!“ Kaya schmunzelte, zog ihn zu sich runter, damit sie ihm einen federleichten Kuss auf die Wange geben konnte. „Das warst du doch schon immer, Lysop.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)