Magische Küsse von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 3: Albus / Scorpius --------------------------- Albus Severus Potter, seines Zeichens stolzer Hufflepuff, konnte von sich behaupten, dass er in seinen sechzehn Lebensjahren noch nie mit irgendjemandem Streit angefangen hatte. Er war ein ruhiger Mensch, der keinen Sinn darin sah, wegen irgendwelchen Kleinigkeiten einen Streit anzufangen. Ärger ging er lieber aus dem Weg. Mit Wut löste man keine Probleme, so lautete seine Devise. Und anstatt in einem Streit laut und wütend zu werden, blieb er lieber ruhig um so den Überblick zu behalten. Albus hatte früh gelernt, dass man viel über seine Mitmenschen erfahren konnte, wenn man sie einfach nur beobachtete. Doch heute war der Tag, an dem Albus Severus Potter das erste Mal wütend werden und einen Streit anfangen würde. Und schuld daran war ausgerechnet sein bester Freund Scorpius Hyperion Malfoy.   Scorpius Malfoy saß gerade in einem der Sessel, die um den Kamin im Gemeinschaftsraum der Slytherins herumstanden und blickte gedankenverloren in die knisternden Flammen, als Albus hereinstürmte. Er brauchte sich gar nicht erst umzusehen, denn Scorpius saß immer auf dem gleichen Sessel am Kamin, mit dem man zusätzlich einen guten Blick aus dem Fenster auf den See hatte. Scorpius hatte einmal gesagt, dass er es beruhigend fand, die Meereswesen, die dort in der Tiefe lebten, zu beobachten. Als die Tür zum Gemeinschaftsraum ins Schloss fiel, blickte Scorpius auf. Er lächelte freudig, als er seinen besten Freund entdeckte und sprang auf, um ihm entgegen zu gehen. Nach der Schlacht von Hogwarts hatte man beschlossen, die Freundschaften zwischen den Häusern zu festigen. Den vier langen Tischen in der Großen Halle an denen man seinen Häusern zugeordnet saß, waren mehrere runde Tische gewichen und nur zu Festlichkeiten saßen die Schüler an ihren vorgegebenen Haustischen. An den Wochenenden hatte man zudem erlaubt, dass Freunde unterschiedlicher Häuser sich auch in ihren Gemeinschaftsräumen besuchen durften. Passwörter und dergleichen waren für diese Zeit dann unnötig. Natürlich galt diese Regel nur tagsüber und sobald die Nachtruhe eintraf, hatten sich alle wieder in ihren eigentlichen Häusern zu befinden. Zudem war es den Schülern anderer Häuser nur gestattet, den Gemeinschaftsraum zu betreten. Albus und Scorpius, die beide in unterschiedlichen Häuser waren, waren dankbar für diese Regellockerung. So mussten sie nicht immer einen anderen Schüler aus dem gleichen Haus bitten, dass er oder sie den anderen nach draußen schickte, wenn man reden wollte. Stattdessen betrat man einfach selbst den Gemeinschaftsraum. Doch nun wünschte sich Scorpius zum ersten Mal, dass er nicht hier im Gemeinschaftsraum sitzen würde, sondern sich in seinen Schlafsaal zurückgezogen hätte. Denn dem wütenden Ausdruck auf dem Gesicht seines besten Freundes nach zu urteilen, wusste er schon längst Bescheid. „Warum, Scorpius?“, fragte dieser und in dem Moment wusste Scorpius, dass Al wirklich sauer auf ihn war. Ihre Freundschaft hatte damals vor fünf Jahren begonnen, als sie zufälligerweise im gleichen Zugabteil gesessen hatten und beide zu schüchtern und verlegen gewesen waren, um ein Gespräch mit dem anderen anzufangen. Wäre nicht auf der Hälfte der Strecke Albus‘ älterer Bruder James in das Abteil gestolpert und hätte seinen Bruder gefragt, was er denn mit einem Malfoy in einem Abteil machte, ob die beiden sich überhaupt angefreundet hätten? Doch Albus hatte James ruhig erklärt, dass er die Anwesenheit von Scorpius – er war sogar so höflich gewesen und hatte zuerst nach dessen Namen gefragt – angenehm fand und keinen Grund sah, ihn hier allein zurückzulassen. James war schließlich wieder abgedampft und Scorpius hatte ein leises „Danke“ ausgesprochen. Die meisten Leute misstrauten ihm, wenn sie erfuhren, dass er ein Malfoy war. Zudem war es ihm auch anzusehen, denn das bleiche, spitze Gesicht und das weißblonde, glatte Haar hatte er definitiv von seinem Vater geerbt. Nur seine Augen waren von einem warmen Schokoladenbraun, so wie die seiner Mutter. „Wenn man dir in die Augen sieht, bekommt man Lust auf eine große Tasse mit warmen Kakao, garniert mit Schlagsahne und Schokostreusel!“, pflegte Albus immer zu sagen. Es war nur eine kleine Geste gewesen, doch dieser Geste war es zu verdanken, dass Scorpius und Albus langsam aber sicher ins Gespräch kamen. Als sie am Bahnhof ankamen und gemeinsam mit den anderen Erstklässlern von Hagrid über den See zum Schloss gebracht wurden, staunten die anderen nicht schlecht, als sie feststellten, dass ausgerechnet der Potterspross und der junge Malfoy die Arme miteinander verhakt hatten und sich ein Boot teilten. Auch die ganze Zeremonie über standen sie Seite an Seite, während der sprechende Hut sein alljährliches Lied sang und Professor Flitwick, der die Stelle des stellvertretenden Schulleiters angenommen hatte, nachdem Professor McGonagall selbst zur Schulleiterin ernannt wurde, die Namen der Erstklässler aufrief. „Wir sind doch Freunde, nicht wahr?“, hatte Albus ihn gefragt, während der Gryffindor-Tisch in lautes Jubeln ausbrach, als Amy Macmillan sich zu ihnen gesellte. „Aber natürlich!“, hatte Scorpius entgegnet und seinen neu gewonnen Freund angelächelt. „Ganz egal in welches Haus wir kommen?“ „Ganz egal.“ Und sie hatten sich darangehalten, trotz der Tatsache, dass Scorpius nach mehreren Minuten nach Slytherin geschickt wurde, während der sprechende Hut kaum Albus‘ Kopf berührte und schon laut „Hufflepuff“ verkündete. Am nächsten Morgen staunten die Lehrer nicht schlecht, denn in jeder Unterrichtsstunde saßen Albus und Scorpius nebeneinander. Und am ersten Samstagmorgen war es Albus, der im Slytheringemeinschaftsraum mit rotem Kopf stand und dabei die skeptischen Blicke der anderen zu ignorieren versuchte, während er auf Scorpius wartete. Den ersten Brief, den Albus nach Hause schrieb, handelte nicht davon, wie seine ersten Versuche auf dem Besen waren oder davon, dass er sich die Augenbrauen wegbrannte, als ihm ein Zaubertrank missglückte und vor seinem Gesicht explodierte. Er erzählte auch nichts darüber, wie sehr er sich freute, in Hufflepuff gelandet zu sein oder wie seine erste Flugstunde ablief. Stattdessen sollten Harry und Ginny Potter eines Sonntagmorgens einen Brief vorfinden, der mit der engen Schrift ihres zweiten Sohnes davon schilderte, dass Albus in Scorpius Malfoy seinen besten Freund gefunden hatte. Sie waren immer zusammen anzutreffen und allmählich gewöhnten sich die Leute an diese ungewöhnliche, aber doch besondere Freundschaft. Nun aber schien es das erste Mal zu einem Streit zwischen den beiden zu kommen. Die wenigen Slytherins, die sich zu dieser Zeit im Gemeinschaftsraum aufhielten, warfen immer wieder neugierige Blicke zu den beiden hinüber und fragten sich, was wohl vorgefallen sein könnte. „Al, ich kann es erklären!“, setzte Scorpius vorsichtig an und wurde von Albus unterbrochen. „Sie ist meine Schwester, Scorpius!“, erinnerte er ihn. „Meine kleine Schwester und du musst ihr das Herz brechen? Ich dachte, wir wären Freunde!“ „Wir sind Freunde!“, entgegnete Scorpius entrüstet. „Das mit Lily ist etwas komplett anderes.“ „Was bitte schön soll daran anders sein? Sie fragt dich, ob du mit ihr zusammen sein willst und du sagst nein? Ich dachte, du würdest sie auch mögen.“ Scorpius seufzte und blickte seinem besten Freund dann in die grünen Augen, die ihn wütend ansahen. Er mochte Lily wirklich. Obwohl sie zwei Jahre jünger war als er und Albus, hatten er und Lily sich schnell angefreundet, als sie damals nach Slytherin eingeteilt wurde. Lily war die kleine Schwester, die er immer gewollt, aber nie gehabt hatte. Und eigentlich hatte er gedacht, dass es Lily genauso ging. „Ich mag sie, Al!“, erklärte er ihm. „Es ist nur halt, dass das kein mögenmögen ist!“ Albus schüttelte verärgert den Kopf. „Und warum musst du sie dann anlügen und behaupten, es gäbe schon jemanden? Du bist mein bester Freund und ich weiß ganz genau, dass du niemanden hast, den du magst. Wir erzählen uns schließlich alles, Scorpius. Oder war das nur gelogen?“ Panik machte sich in Albus breit. Er wollte Scorpius nicht verlieren. „Al, bitte! Du musst mir glauben, ich hatte nie vor deine Schwester anzulügen!“ „Und trotzdem sagst du ihr, du würdest für jemanden anderen schon etwas empfinden? Dann sag mir wenigstens wer, Scorpius.“ „Das kann ich nicht!“ „Also gibt es niemanden?“ „Es gibt jemanden, Al!“, erklärte Scorpius laut und vereinzelte Blicke huschten zu ihnen herüber. Er ballte seine Hände zu Fäusten und blickte verärgert drein. „Und warum weiß ich dann nichts von dieser Person?“ „Weil… warum muss ich dir eigentlich alles erzählen? Kann ich nicht auch meine Geheimnisse haben?“ Scorpius war sauer. Er hatte Lily nicht verletzen wollen und ihr deshalb erklärt, dass er sich wirklich geschmeichelt von ihren Gefühlen fühlte, aber selbst nicht das Gleiche empfand für sie. „Ich dachte, wir wären Freunde“, meinte Albus leise. „Wenn du kein Interesse an ihr hast, dann hättest du es auch einfach sagen können, anstatt dir irgendeine Ausrede auszudenken!“ „Es war aber keine Ausrede…“ Er hielt inne und sah sich dann um. Er konnte es nicht sagen, nicht hier jedenfalls. Die Schlafsäle fielen weg, war Albus der Zutritt doch verwehrt. Aber hier bleiben konnte er auch nicht. Entschlossen griff er nach Albus Hand und zog ihn nach draußen in den Kerker. „Was soll das?“, fragte dieser verärgert und folgte ihm doch bereitwillig. Schließlich blieb Scorpius stehen. Sie waren in der Nähe ihres Klassenraums für Zaubertränke. „Ich dachte eigentlich, dass ich dich am besten kenne“, meinte Albus und lehnte sich gegen die kühle Steinwand. „Hätte es mir nicht auffallen müssen, wenn du dich für ein Mädchen interessierst?“ Scorpius grinste verzweifelt. Natürlich war es Albus nicht aufgefallen. Wie denn auch? Sie waren schon immer sehr vertraut miteinander gewesen. Dass Scorpius sich viel öfters bei Albus unterhakte oder ihn länger als gewöhnlich umarmte, schien Albus wahrscheinlich gar nicht richtig registriert zu haben. Aber das Scorpius sich auch ausgerechnet in Albus verlieben musste… Vielleicht sollte Scorpius ihn einfach küssen und damit so die Sache klären? Aber er wusste nicht, wie Albus reagieren würde. Irgendwie hatte er das Thema nie anbringen können und deshalb keine Ahnung, wie er reagieren würde. Gut, sein Cousin Louis war schwul und Teddy genderfluid, aber ob Albus weiter mit ihm befreundet sein, wenn er erfuhr, dass Scorpius bi war? Andererseits war das hier sein bester Freund und wenn ihn Schwule wirklich ekelten, dann würde er nicht so vertraut mit Scorpius umgehen. Wie oft hatten die beiden schließlich schon so eng nebeneinandergesessen, dass man nicht hatte sagen können, wo der eine aufhörte und der andere anfing? Wie oft war Albus mit seinen Fingern durch Scorpius blondes Haar gegangen? „Hast du vielleicht auch einmal vor, mit mir zu reden?“ Scorpius blickte auf und war froh, dass er schon an der Wand lehnte, denn sonst wäre er definitiv zusammengesackt. Bei Merlins Bart, warum musste Albus auch nur so schön sein? Die gleichen zerzausten Haare wie sein Vater und braune Augen von seiner Mutter. Er war loyal und verteidigte seine Freunde, konnte gut mit Menschen umgehen und war immer für einen da. War es da so verwerflich, wenn er sich in ihn verliebte? Vielleicht sollte er einfach alles auf eine Karte setzen und Albus einfach küssen. Aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass Albus überhaupt geküsst werden wollte. Vielleicht wollte er einfach nur mit ihm befreundet bleiben. Scorpius musste seine Gefühle wohl auf eine andere Weise deutlich machen. „Hast du eigentlich daran gedacht, dass es kein Mädchen ist, an dem ich Interesse habe?“, fragte Scorpius schließlich mit zittriger Stimme. Du bist es, wollte er noch sagen, doch Albus unterbrach ihn. „Mir ist total egal, ob du dich für ein Mädchen oder einen Kerl interessierst, Scorp!“, erklärte dieser ihm nun und schluchzte. Erschrocken registrierte Scorpius, dass sein bester Freund weinte und er trat nach vorne, um ihn zu trösten. „Sag mir einfach nur, in wen mein bester Freund sich verliebt hat, wenn ich es schon nicht bin!“ „Merkst du eigentlich nicht, dass du derjenige bist, in den ich mich verliebt habe?“ Scorpius gestand seine Gefühle genau im gleichen Moment wie Albus. Erschrocken blickte er ihn an, versuchte sich daran zu erinnern, ob das gerade wirklich geschehen war. Hatte Albus gerade tatsächlich zugegeben, eifersüchtig zu sein, auf die Person, die Scorpius mochte, weil nicht er diese Person war? Und Albus blickte genauso irritiert drein. Sie mussten sich verhört haben. Oder? Doch dann waren da auf einmal Albus‘ Arme, die Scorpius zu sich zogen und ihn fest umarmten, so als würde Albus sonst zusammenbrechen, wenn Scorpius ihn nicht festhielt. „Ich hab gelogen“, flüsterte Albus leise und sein warmer Atem streifte Scorpius Hals. „Ich hab Lily vorgeschickt, um herauszukriegen, ob du irgendwas für mich empfindest und ihr gesagt, sie solle so tun, als würde sie etwas von dir wollen. Hat mich meine komplette Sammlung an Schokofroschkarten gekostet. Und dann kommt sie zurück und erzählt mir, dass es schon jemanden gibt und ich… mir ist die Sicherung durchgebrannt, Scorp. Ich hätte nie gedacht, dass du damit mich meinst.“ „Du musst zugeben, das war eine ziemlich blöde Idee mich über meine Gefühle auszufragen.“ Scorpius schmunzelte verlegen. „Im Nachhinein betrachtet war es das wohl“, erwiderte Albus schniefend. „Aber ich bin froh, sonst hätte ich es wohl nie erfahren.“ „Du hättest mich auch einfach fragen können. Oder mitten in den Gemeinschaftsraum platzen und mich küssen können. Ich wäre dir schon nicht böse geworden.“ „Darf ich es denn jetzt tun?“ „Hm?“ „Dich küssen, Scorp. Ich wollte das schon immer tun!“ Albus hob seinen Kopf und sah seinen besten Freund schief grinsend an. Ihr erster Kuss war merkwürdig, weil beide nicht so recht wussten, was sie tun sollten. Der erste Versuch endete, als ihre Nasenspitzen aufeinandertrafen und Scorpius sich zur Seite beugte und versuchte, nicht loszulachen. „Sehr witzig!“, meinte Albus grummelnd. „Bei unseren Eltern sieht es immer so einfach aus!“, murmelte Scorpius. „Es sieht eklig aus“, entgegnete Albus grinsend. „Eltern sollen sich nicht küssen.“ „Bist du eifersüchtig, weil du es nicht kannst?“, wollte Scorpius mit hochgezogener Augenbraue wissen. „Mutter hat mir erzählt, dass Dad am Anfang ein miserabler Küsser war. Ich kann also für nichts garantieren!“ Er trat wieder auf Albus zu und legte den Kopf dieses Mal zur Seite, damit sich ihre Nasen nicht wieder im Weg waren. Und schließlich drückten sie ihre Münder aufeinander und bewegten erst zögerlich, aber dann doch verlangend ihre Lippen gegeneinander, bis Albus schließlich leicht seinen Mund öffnete. Er hatte es immer eklig gefunden, wenn er sah, wie Pärchen sich immer gegenseitig die Zunge in den Hals steckten, aber jetzt fühlte es sich auf einmal richtig an. Seine Zunge glitt über Scorpius Lippen und bat um Einlass, doch anstatt ihr diesen zu gewähren, unterbrach Scorpius auf einmal den Kuss und sah Albus verwirrt an. „Was sollte das denn werden?“, fragte er verwundert. „I-ich weiß nicht…“, stotterte Albus verlegen. „Es hat sich einfach richtig angefühlt. Aber wenn es dir nicht gefiel, dann ist schon okay…“ „Nein, das nicht. Ich war einfach nur überrascht, das ist alles.“ „Dann probieren wir es halt ein zweites Mal?“, schlug Albus vor. Und dieses Mal fanden ihre Lippen schon viel leichter zueinander. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)