Erleichterung von Ganondorf ================================================================================ Kapitel 1: Erleichterung ------------------------ Strus Gesicht hatte sich zu einer dämonischen Fratze verzogen. Endlich. Endlich! Lange Zeit hatte er auf diesen Moment gewartet. Jetzt nannte er den Dämonenkäfer – den einzigen im ganzen Wolkenhort – sein Eigen. Der türkisfarbene Käfer erinnerte an einen wertvollen Edelstein. Kein anderes Insekt konnte es mit seiner Schönheit aufnehmen. Und welch prächtigen Körper er doch hatte. Seine ebenso türkisfarbenen Augen reflektierten das Sonnenlicht, hatten ebenso dämonische Züge wie Strus derzeitige Mimik. Die beiden Fühler, die aus seinem Kopf ragten, waren nicht groß. Höchstens eine Fingerkuppe lang, doch dafür so dick wie ein Ästchen. „Du wirst es gut bei mir haben. Oh ja, ja. Ja, ja, ja.“ Stru warf das dunkle Tuch über den goldenen Käfig mit den roten Bändern, der seit Jahren schon das Gefängnis des Dämonenkäfers war. Er musste unbedingt einen neuen Käfig besorgen. Dieser war zu auffällig – man würde wissen, dass er ihn gestohlen hat. „Ich komme bald wieder mein lieber Käfer. Bleib schön hier.“ Behutsam schob Stru den verdeckten Käfig unter sein Bett. Richtete die Decke noch her und prüfte alle Seiten, ob auch niemand unter sein Bett schauen würde – konnte. Auf dem Weg hinaus, drehte er sich immer wieder einmal um. Es hatte ganz so den Anschein, als könne – nein, wolle – Stru das Zimmer nicht verlassen. Er war wie besessen von diesem Dämonenkäfer. [Traurige Zeichnung eines weinenden Terri mit Schnurrbart und dicken Augenbrauen] Mein geliebter Dämonenkäfer wurde gestohlen! Oh wo bist du nur, du wunderschönes Geschöpf der Insektenwelt? Bitte bringt ihn mir zurück! - Terri Bado setzte den Stift ab und betrachtete zufrieden sein Werk. Nicht dass er irgendwas gegen Terri hatte, doch ohne seine künstlerische Untermalung, hatte dem Fahndungsbrief einfach etwas gefehlt. Oder den anderen gefühlten tausend Blättern, die Terri noch vor Sonnenaufgang im ganzen Wolkenhort verteilt hatte. Nichts blieb vor Terri sicher. Die Zäune waren begeklebt, auf dem Kürbisfeld hatte Terri die Kürbisse mit dem Papier bestückt, die Wege und Brücken waren auch nicht sicher gewesen. Oder die Bäume und Hauswände. Auf seinem Weg hatte Bado einen Lemuren gesehen, dem Terri sogar ein Fahndungsbrief auf den Rücken geklebt hatte. Das kleine Tier war wie wild im Kreis gelaufen um sich davon zu befreien. Und einem Wolkenvogel hatte Terri mit einem weiteren Papier den Schnabel zugeklebt. Gemächlich schlenderte Bado Richtung Ritterschule. Unten auf Badonien hatte er so fürchterlichen Hunger bekommen – und Mangels etwas essbarem – dass Bado mit seinem Wolkenvogel zurück in den Wolkenhort flog. Ein warmes Brot mit einer guten Portion Kräuter und Honig war genau das, was Bado brauchte. Und mit etwas Glück fand er noch ein paar Bonbons – die rosanen, die Zelda so sehr mochte. Bei dem Gedanken an Zelda wurde Bados Herz schwer. Zelda... Sie war noch immer unten auf Badonien. Genauso wie Link, dessen Schicksal es war, Zelda zu retten. Und er, was tat er, Bado selbst? War auf Nahrungssuche. Heftig schüttelte Bado seinen Kopf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Richtete seine Tulle. So durfte er nicht denken. Im Kampf gegen dieses schwarze Schuppenmonster hatte er immerhin geholfen. Und Link hatte ihm versprochen, Zelda gesund und wohlbehalten heim zu bringen. Link würde das schon schaffen. Davon war Bado inzwischen überzeugt. Noch herrschte Stille auf den Gängen der Ritterschule. Trotzdem schlich Bado auf Zehenspitzen in Richtung Küche. Drehte sich immer wieder um, um auch ganz sicher zu gehen, dass man ihn nicht verfolgte. Erwischte. Sachen aus der Küche zu stehlen, wurde mit einem ganzen Monat Putzdienst bestraft. Und zwar die ganze Ritterschule. Das konnte sich Bado in Anbetracht der herrschenden Umstände unten auf Badonien nicht leisten. Erleichtert betrat Bado die Küche, als er niemanden dort hörte oder sah. Frisches Brot lag bereits auf dem großen Holztisch und eines mit einer besonders knusprigen Kruste, steckte er sich sogleich unter seine Tunika. Die Gewürze und ein Glas Honig hingegen versteckte er in seinem Beutel. Bewusst verzichtete er auf einen Löffel oder gar ein Messer. Das ging auch so. Einfach aufs Brot gekippt und runter damit – fertig. Der Diebstahl blieb unbemerkt. So leise wie auf dem Hinweg, so leise machte sich Bado auf den Rückweg. Den Ausgang hatte er beinahe erreicht, als sich ihm Schritte näherten. Wessen Schritte es waren, konnte Bado nicht zuordnen. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Seine Augen weiteten sich. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. Wohin sollte er nur fliehen? Wohin Bado auch blickte, es schien keinen Ausweg zu geben. Nun, doch. Einen gab es schon. Normalerweise mied er die Toilette, aber jetzt führte kein Weg daran vorbei. Also steuerte er das einzige Versteck an, dass für ihn noch in Frage kam. Zu seiner Erleichterung war der Raum leer. Nur das Fenster war geöffnet und der Toilettendeckel offen. Er war offen. Der Toilettendeckel. Er.war.offen. Schwer schluckte Bado. Wie ausgetrocknet fühlte sich sein Hals mit einem Mal an. Je länger er zur Toilette sah, umso mulmiger wurde ihm. Hastig drehte sich Bado mit dem Gesicht zur Türe, die Augen fest zusammengekniffen. Hoffentlich passierte nichts. Hoffentlich passierte nichts. Hoffentlich passierte... „Hallo.“ Mit einem Mal öffnete Bado seine Augen und starrte die Türe vor sich mit offenem Mund an. Ihm war nach schreien zumute, doch war er nicht in der Lage auch nur einen Ton von sich zu geben. Eiskalt fühlte sich die Gänsehaut an, die an seinem Nacken begann und sich großflächig auf seinem Rücken ausbreitete. Über die Arme ging, bis in die Fingerspitzen und zu seinem Steißbein. Fühlte sich an, als würden winzigen Spinnen über seinen Körper krabbeln. „Hallo.“ Wieder die gleiche Stimme. Weiblich. Schien einer jungen Frau zu gehören. „Du bist doch Bado.“ Mehr als ein schwaches nicken brachte Bado nicht zustande. Umdrehen traute er sich nach wie vor nicht. Jeder wusste von der Hand auf der Toilette – sie will nur immer Papier. Papier hatte er bloß keines dabei und wollte sich daher nicht ausmalen, was die Hand tat, wenn sie kein Papier bekam. „Stru hat ein Geschenk für dich.“ Erst bei diesen Worten rührte sich Bado. Langsam. Doch als er sich umdrehte, war da niemand. Keine unheimliche Hand. Hatte er sich das vielleicht nur eingebildet? War seine Angst so groß, so mächtig gewesen, dass er ihre Stimme gehört hatte? „Geh. Jetzt. In Strus Zimmer.“ Urplötzlich war die bläuliche Hand vor Bados Gesicht aufgetaucht. Schreiend lief dieser aus dem Badezimmer und durch die Ritterschule. Auf seiner Schreckensflucht verlor Bado seine Orientierung. Das Zimmer in welchem er landete – und das definitiv nicht seines war – gehörte Rax und Stru. Hierher hatte Bado nicht fliehen wollen. Den Weg musste er unbewusst eingeschlagen haben. Wo er aber schon mal hier war... Hatte die Hand nicht etwas von einem Geschenk gesagt, welches Stru für ihn haben sollte? Ja, da war was gewesen. Wie als wüsste Bado wo dieses Geschenk auf ihn wartete, steuerte er Strus Bett an. Wenn man etwas persönliches versteckte, dann unter dem eigenen Bett. Das tat er auch – mit Zeichnungen von Zelda und Liebesbriefen die er ihr bislang noch nie hat zukommen lassen. Das untere rechte Deckenende warf Bado zurück um unter das Bett zu sehen. Was mochte dort unter dem Tuch verborgen sein? Das musste ein ganz besonderes Geschenk von Stru sein. Warum ihm Stru allerdings etwas schenken sollte, darüber dachte Bado gar nicht erst nach. Er zog das Objekt unter dem Bett hervor und war verwundert, wie klein es in Wirklichkeit war. Mit einer Handbewegung warf er das Tuch zurück und runzelte beide Augenbrauen. Hierbei musste es sich um einen Scherz handeln. Und warum hatte Stru überhaupt Terris Dämonenkäfer? … … … Oh! Die unheimliche Hand hatte ihm wohl auf eine seltsame Art mitteilen wollen, wer der Dieb war, der Terris einzigartigen Dämonenkäfer gestohlen hatte. Dann lag es nun also an ihm, dem heldenhaften Bado, den Käfer seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen! Begeistert sprang Bado auf, stieß dabei jedoch den Käfig um. Das kleine Türchen, das bislang geschlossen gewesen war, öffnete sich durch den Sturz und der Dämonenkäfer konnte seinem Gefängnis entfliehen. Er flog über Bados Kopf ein paar Runden im Kreis, dann entschwand er durch das Fenster. … … … „HALT! WARTE! KOMM SOFORT ZURÜCK!“, schrie Bado völlig aufgebracht und rannte zum Fenster herüber. Seine Hände aufs Mauerwerk abstützend, steckte er den Kopf ins Freie. Da flog der Dämonenkäfer dahin. Setzte sich aber gleich auf das Gras am Wegesrand. Polternd und halb über den Käfig stolpernd, verließ Bado das Zimmer seiner beider Freude und rannte so schnell ihn seine Beine trugen. „Du hast WAS?“ Zum ersten Mal erlebte Bado wie aus dem ruhigen, fröhlichen Terri ein bösartiger, unheimlicher Kerl wurde. „E-es war keine Absicht. Ich habe versucht-“ Doch weiter kam Bado nicht. Terri ließ ihn nicht erklären. Stattdessen stieß Terri einen unheimlichen Schrei aus, die Arme weit ausgebreitet als wolle er wie ein Wolkenvogel durch die Lüfte fliegen. Hunderte, nein tausende, Dämonenkäfer schienen hinter Terri aus dem Nichts hervor zu kommen. Sie stürzten sich direkt auf Bado und fraßen ihn. „Dämonenkäfer fressen Bado!“, schrie selbiger und saß ruckartig senkrecht. „Dämonenkäfer fressen Bado!“, stieß er erneut aus, sah sich hektisch um. Dann kehrte der Schmerz zurück und Bado fuhr sich über seine Nase. Sie tat weh, schien aber nicht gebrochen zu sein. Langsam kehrt die Erinnerung wieder. Als er den Dämonenkäfer draußen gefunden hatte, hatte er ihn wieder einfangen wollen. Dabei war er unglücklicherweise direkt auf eine Hauswand zugelaufen und dann – so schien es – zu Boden gefallen und von diesem schrecklichen Albtraum geplagt worden. Und das, obwohl er den Dämonenkäfer nicht einmal gestohlen hatte. Er wollte ihn doch zurückbringen. … … … Wo war der Dämonenkäfer überhaupt? … … … Und was klebte da an seiner Hand? … … … Bado öffnete sie zitternd. Was er dort allerdings zu sehen bekam, war ein klebriger, zäher Haufen von irgendwas. Er hatte den Käfer getötet. Der Dämonenkäfer war tot! Bei Hylia, was sollte er jetzt nur tun? Terri würde, er würde- Er würde seine Armee von Dämonenkäfer heraufbeschwören und sie würden ihn – Bado – fressen. Genau wie es in seinem Traum passiert war! „Bado? BADO!“ Angesprochener zuckte heftig zusammen. Diese Stimme, sie gehörte doch... „BADO! HEY!“ Was sollte er nur tun? Terri würde ihn umbringen, wenn er erfuhr, dass sein Dämonenkäfer im Insektenhimmel fleuchte. Vielleicht konnte er es auf Stru abwälzen. Ja, genau! Stru hatte den Dämonenkäfer doch gestohlen, also warum- Bado schüttelte noch im gleichen Moment den Kopf. Nein. Das war nicht richtig. Was würde Zelda von ihm denken, wenn sie hiervon erfuhr? Völlig außer Atem blieb Terri vor Bado stehen. „Bado.“ Nach Luft schnappend, stützte sich Terri auf seinen Knien ab. „Terri. Ich...“ Es war die richtige Entscheidung. Die einzig wahre. Bado streckte seine Hand aus. … … … Mit Honig beschmiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)