Was ist schon normal? von YuriyKajomi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eigentlich war, an dem Tag, alles wie immer, wenn ich Sherlock an einen Tatort rufe. Auch John war wieder ein Mal mit dabei. Er hatte heute keine Schicht im Krankenhaus und Rosi war im Kindergarten. Daher hatte er Zeit. Und wie gesagt, eigentlich war alles wie immer. Die Zwei betraten den Tatort, Sherlock sah sich um, John folgte ihm, zusammen sahen sie sich die Leiche an und während der Consulting Detektiv diese deduzierte, notierte der Doktor sich einiges, was gesagt wurde. Wozu auch immer. Sherlock schaute nie in die Aufzeichnungen. Er brauchte diese nicht, da er sich alles merken konnte. Wirklich alles! “Schaffen wir es Rosi pünktlich vom Kindergarten abzuholen?”, kam es nebenbei von John, was auch nicht weiter ungewöhnlich war. Immerhin wollte er wissen, ob er nicht Molly oder Mrs Hudson bescheid geben sollte, um das kleine Mädchen abzuholen, wenn sie den Fall nicht rechtzeitig lösen würden. Der Detektiv nickte daraufhin nur, ohne seinen Mitbewohner anzusehen und ließ sich auch sonst nicht in seine Konzentration stören. Dennoch konnte John sich sicher sein, dass Sherlock ihm zugehört und auf dessen Frage mit dem Nicken geantwortet hatte. So weit, war also noch alles normal. Doch dann fragte der Doktor auf einmal, während er sich nun auch die Leiche besah: “Haben wir eigentlich noch was für’s Abendessen zu Hause? Sonst müssten wir noch einkaufen.” In dem Moment, war ich wohl nicht der Einzige, der ihn ungläubig ansah. Wie kann man auch ans Essen denken, wenn man eine Leiche untersuchte? Allerdings war die Empörung nur auf der Seite von uns Polizisten. Sherlock, der nun doch kurz zu John sah, sich dann aber weiter am Tatort umschaute, meinte gelassen und leicht genervt: “Wir können doch was beim Chinesen holen oder Pizza. Du weißt, dass ich einkaufen hasse.” “Ja ich weiß! Aber... Schon wieder Pizza? Die hatten wir erst vor zwei Tagen.”, kam es entrüstet von dem Arzt. “Ja und? Problem?”, erkundigte sich Sherlock nur mit einem Schulterzucken, woraufhin John die Augen verdrehte und genervt seine Arme in die Lüfte riss. “Du weißt genau, dass es für Rosi nicht gut ist, ständig dieses ungesunde Zeug zu essen. Mal ist ja gut, aber nicht alle zwei Tage!” Immer noch fassungslos beobachtete ich die Beiden. Und eigentlich hätte ich nun erwartet, dass sich Sherlock über diese Aussage von John lustig machte und ihm widerspricht. Doch zu meiner Verwunderung - und nicht nur zu meiner, denn auch meine Kollegen wurden wohl überrascht - sah der Detektiv seinen Mitbewohner leicht entschuldigend an und erwiderte: “Entschuldige. Daran habe ich nicht gedacht.” Der Arzt lächelte darauf beruhigend und notierte sich wieder etwas. Denn während des Gesprächs unterbrach Sherlock seine Untersuchungen nicht und ließ zu einiges, was er sah, ein paar Bemerkungen fallen, die John sich natürlich aufschrieb. “Wie wäre es dann, wenn wir zu Angelos gehen? Da waren wir schon lange nicht mehr und Rosi bekommt was vernünftiges zu Essen.”, bemerkte Sherlock, während er wieder zu der Leiche ging, um dort nochmal was nach zu schauen. Anscheinend ist ihm an einer Stelle hier am Tatort etwas aufgefallen, was er mit etwas an dem Opfer vergleichen muss. “Ja! Das können wir machen.”, stimmt John noch zu und stellte sich neben seinen besten Freund, notierte dann wieder etwas, was dieser zu dem Fall anmerkte. “Die zwei haben sich nicht gerade übers Essen unterhalten, während sie einen Tatort und eine Leiche untersuchten, oder?”, erkundigte sich Donovan sichtlich empört. “Anscheinend schon.”, konnte ich daraufhin nur kopfschüttelnd sagen. “Das gibt es doch nicht! Wie können die Beiden nur!?”, wieder Donovan, die sich einfach nicht beruhigen konnte. Irgendwie konnte ich sie ja verstehen. Doch sollte sie Sherlock doch mittlerweile kennen und wissen, dass dieser einfach respektlos war. Auch wenn man das von John nicht wirklich behaupten konnte. Und das war auch das, was mich am meisten an der Sache irritierte. Anscheinend hat der Consulting Detektiv einen schlechten Einfluss auf ihn… Allerdings war das noch nicht das unfassbarste an dem Tag. Der Hammer kam ja erst noch. Kurz darauf, während Sherlock immer noch neben der Leiche hockte und John neben ihm stand. Während Letzterer nachdenklich auf seine Notizen schaute, sah der Detektiv zu diesem hoch. Mit einem Blick, der sowohl nachdenklich, neugierig und leicht verunsichert war. Ja! Verunsichert! Und das bei Sherlock Holmes. Unglaublich aber wahr. John bemerkte den Blick nicht, er bemerkte auch die Ruhe, die von seinen Mitbewohner ausging nicht. Wobei diese ja auch gerade mal eine halbe Minute andauerte. Was nicht gerade lang war, jedenfalls für normale Menschen. Für Sherlock allerdings schon, jedenfalls, wenn dieser sich an einem Tatort befand und nicht gerade in seiner Denkerpose war. Wobei selbst da, blieb der Detektiv nicht lange ruhig. Jedenfalls keine halbe Minute. Selbst wenn er über den Fall nachdenkt, bleibt er nicht ruhelos. Entweder läuft er dann ständig hin und her oder er lässt seinen Blick umherschweifen oder murmelt irgendwas vor sich hin. Doch hier regte er sich gar nicht, sah John nur an, 30 Sekunden lang, ehe er dann kurz seine Augen schloß, tief durch atmete und schlussendlich fragte: “Was hältst du eigentlich von einem Doppelnamen?” Ohne mich umzusehen, wusste ich, dass alle Anwesenden nun Sherlock anschauten. Wie ich, verwundert, Irritiert, Fassungslos und nicht wirklich verstehend, was hier gerade passierte. Bis auf John. Der schaute weiterhin auf seine Notizen und meinte nur nebenbei und leicht abwesend: “Klar, warum auch nicht? Dann aber Watson-Holmes. Da lass ich nicht mit mir reden.” Fassungslos und ungläubig - wir sind hier immer noch an einen Tatort - sah ich zu den Beiden, bemerke dadurch, wie John, nach seinen Worten, irritiert blinzelte und dann ruckartig zu Sherlock sah. Ebenfalls fassungslos und ungläubig. Der Detektiv erwiderte den Blick fragend und neugierig, während sich Johns Lippen langsam zu einem Lächeln oder eher einem Grinsen verzogen und dann anfing zu Lachen. “Das hier ist immer noch ein Tatort.”, murmelte ich verwirrt und beobachte weiterhin, wie nun auch Sherlock lächelte und dabei irgendwie erleichtert und auch zufrieden wirkte. “Damit hätte ich kein Problem.”, meinte dieser dann, wodurch der Arzt aufhörte zu Lachen und wieder zu Sherlock sah, der immer noch vor ihm hockte. “Das ist dein Ernst?”, fragte er dann, etwas unsicher, aber mit einem Lächeln, so als ob er die Antwort schon wüsste und sich nur nochmal versichern wollte, dass das hier wirklich passierte. Das ‘Offensichtlich’ lag schon in der Luft, doch sagte der Detektiv dies nicht, sondern nickte nur, nun wieder mit leichter Unsicherheit im Blick und erkundigte sich dann: “War es auch dein ernst?” “Ja! Bei Gott, ja!” John lachte nun wieder, als er dies sagte, wirkte dabei irgendwie glücklich und auch Sherlock lächelte nun wieder zufrieden. Allerdings nur kurz, dann stand der Consulting Detektiv schwungvoll auf, nun wieder mit einem neutralem Gesichtsausdruck und meinte: “Wo das geklärt ist, kann ich ja nun den Fall lösen.” Geschäftlich wirkend drehte er sich dann in unsere Richtung und wollte gerade ansetzten uns seine Meinung zu dem Fall kund zu tun, als er wohl bemerkte, dass sämtliche Anwesenden zu ihm und John sahen, verwirrt und immer noch ungläubig. Mit einem verständnislosen Blick betrachtete Sherlock Einem nach dem Anderen und blieb letztendlich fragend an mir hängen. Doch noch bevor ich mich erkundigen konnte, was das gerade war, kam der Detektiv mir schon zuvor. “Das ist doch offensichtlich!” Leider hat er damit Recht. Nur… an diesem Ort? Zu dieser Zeit? “Aber…. Ausgerechnet hier?”, fragte ich dann auch. “Warum denn nicht?”, kam die verständnislose Antwort. Himmel! Hat der Kerl denn gar keinen Anstand? Oder etwas Sinn für Romantik? “Das war ja mal unromantischste Heiratsantrag, den ich je gesehen habe.” Anscheinend konnte Donovan meine Gedanken lesen. Denn von ihr kam diese Aussage, die den Consulting Detektiv verwirrt schauen ließ und John zum Lachen brachte. Immerhin schien das Einer witzig zu finden. Und genau in dem Moment kam mir eine Erkenntnis, etwas, was mich nur noch mehr verwirren ließ. “Seit wann seid ihr eigentlich zusammen?”, platzte es aus mir heraus, was dem Doktor dazu veranlasste, mit dem Lachen aufzuhören und mich nun irritiert anzusehen, als ob er nicht verstand, wie ich das nicht wissen konnte. “Seit einem Jahr, 6 Monaten, 11 Tagen, 5 Stunden, 19 Minuten und 35 Sekunden.”, erwiderte Sherlock in einer Tonlage, als ob es das selbstverständlichste der Welt wäre und eigentlich jeder wissen müsste. Und in seiner Welt war es das sicherlich auch. In seiner und John’s Welt. “Das war doch offensichtlich.”, kam es dann auch noch von dem Arzt, der sich eindeutig zuviel von dem Detektiven abschaute. Und nein! Es war nicht offensichtlich! Jedenfalls ist mir nie irgendwas aufgefallen, dass darauf hingedeutet hatte, dass sich ihre Beziehung verändert hätte. Ein genervtes Seufzen von Sherlock lenkte meine Aufmerksamkeit nun wieder zu diesem. “Wie dem auch sei… Können wir uns jetzt dem Fall widmen, damit wir gehen können?”, meinte er dann auch noch genauso genervt. Ohne was zu erwidern, zeigte ich mit einer Handbewegung, dass er endlich sagen sollte, was er herausgefunden hatte und das tat er dann auch. Schritt für Schritt, erklärte er uns was hier passiert war und das so genau, als ob er dabei gewesen war und alles gesehen hätte. Dann klärte er den Fall komplett auf, welcher sich als Unfall herausstellte. Kein Mord, kein Selbstmord. Einfach nur ein Unfall. Eine Tatsache die den Detektiven enttäuschte. Hatte er sich doch schon auf einen cleveren Mörder gefreut, den er überführen könnte. Und dann so etwas langweiliges. Seiner Meinung nach. Und ich hoffe für John, dass er ihm den Heiratsantrag nicht nur aus eben dieser Langeweile heraus gemacht hatte. “Wenn dann alles geklärt ist, können wir ja gehen.”, meinte Sherlock noch, worauf ich nur nickte. Wenn die zwei weg waren, konnte ich immerhin dafür sorgen, dass der Tatort, oder eben Unfallort, geräumt wurde. Der Detektiv wollte auch gerade losgehen, als John ihn mit den Worten: “Eine Sache gibt es da noch.”, innehalten und sich zu diesem umdrehen ließ. “Und die wäre?” Neugierig, aber auch leicht verunsichert kam diese Frage von Sherlock. Und nicht nur er fragte sich, worauf der Andere hinaus wollte. Gab es noch eine Frage zu dem Fall, der doch eigentlich abgeschlossen schien? Oder zu dem Thema davor? Doch da schien doch auch alles geklärt gewesen. Laut Sherlocks Aussage. “Ich bestehe auf einen Ring!”, während diesen Worten, verzogen sich John's Lippen zu einem Grinsen und auch Sherlock lächelte wieder und erleichtert meinte er: “Wenn es weiter nichts ist.” Elegant drehte sich der Detektiv wieder um und wie selbstverständlich ergänzte er noch: “Dann sollten wir wohl erst mal zu einem Juwelier und danach Rosi abholen.” John nickte daraufhin nur, immer noch grinsend und folgte Sherlock, der an der Polizeiabsperrung stehen blieb und das Band nach oben hielt, so dass sie Beide darunter gebückt durch gehen konnten. Kopfschüttelnd sah ich ihnen nach, bemerkte noch, wie sie ihre Hände miteinander verschränkten und an der Straße in das nächstbeste Taxi einstiegen. Irgendwie bekam Sherlock immer ein Taxi und musste dafür nicht mal lange warten. Als ich die Beiden nicht mehr sehen konnte, erteilte ich meinen Leuten endlich den Auftrag, hier für Ordnung zu sorgen und verließ selbst den Unfallort, kopfschüttelnd und an die Ereignisse dieser Ermittlung denkend, die ich immer noch nicht so wirklich glauben konnte. Und da dachte ich heute morgen noch, dass das hier ein normaler Tag wird. Selbst als ich den Consulting Detektiv mit in die Ermittlungen einbeziehen musste, da ich nicht weiter kam und dieser mich die letzten Tage sowieso mal wieder genervt hatte, ob ich nicht einen interessanten Fall für ihn hätte, dachte ich noch, dass es ein normaler Tag bleiben wird. Dabei hätte ich wissen müssen, dass, wenn Sherlock mitmischt, nichts normal blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)