Zeitlose Augenblicke von Yuugii (Yami/Yuugi/Anzu) ================================================================================ Kapitel 2: Nur ein kleiner Schritt nach vorn -------------------------------------------- Eine halbe Stunde später wartete er aufgeregt an der großen Uhr am Domino Platz. Es war Samstag und sie waren um 14 Uhr verabredet. Von einem Bein auf das andere hampelnd, sah er sich nervös um, in der Hoffnung sie in der Menge der vorbeilaufenden Menschen erkennen zu können. Lachend winkte sie ihm von Weitem zu und kam ihm näher. Er schwitzte leicht und winkte mit einem gezwungenen Lächeln zurück. Wo bleibt denn dein Selbstvertrauen?, hörte er Yuugi kichern und gedanklich verfluchte er es, dass er ihr gegenüber sich immer benahm wie ein Vollidiot. Warum überhaupt? Warum fiel es ihm so schwer ihr gegenüber Haltung zu bewahren? War doch nichts dabei. Zwei Freunde trafen sich am Wochenende und verbrachten Zeit. Und trotzdem wurde er jedes Mal nervös, wenn sie ihm näher kam. Vielleicht weil er genau wusste, dass sie in dem Pharao mehr als einen Freund sah. „Yuugi!“, kam es erfreut über ihre Lippen und doch dann schüttelte sie den Kopf, korrigierte sich. „Pharao“, meinte sie leise und sah ihn strahlend an. Auch wenn jeder von ihnen wusste, dass es zwei Yuugis gab, so war es immer noch eine Umstellung, den Anderen Yuugi nicht mit „Yuugi“ anzusprechen, sondern bei seinem Titel. Die meiste Zeit wurden sie beide also als „Yuugi“ bezeichnet. Der Pharao störte sich nicht daran, dass sie ihn mit seinem ehemaligen Titel aus vergangenen Zeiten ansprach. Er fand es sogar ziemlich zuvorkommend von ihr. Hatte sie etwas gespürt, dass er eine kleine Existenzkrise durchmachte? Obwohl er sich selbst als eigenständige Person betrachte – mit eigenen Gefühlen und Gedanken – so machten ihm seine fehlenden Erinnerungen sehr zu schaffen. Er kannte nicht einmal seinen Namen. Dass er ein Pharao gewesen sein soll, war auch nicht unbedingt etwas, das in seinen Kopf wollte. Ich? Und Pharao? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dachte er dann und überlegte, wie er wohl als solcher gewesen wäre. Ein Angeber? Hochmütig wie Kaiba vielleicht? Mit Yuugi zusammen hatte er sich einige Dokumentationen im Fernsehen angesehen und meist wurden die Pharaonen als kaltherzige Eroberer dargestellt, die andere Völker unterjochten, sie versklavten und nur Interesse am Wohl ihrer eigenen Bevölkerung hatten. Einerseits gütig und nett, andererseits unnachgiebig und grausam. War er wirklich so jemand gewesen? Nein. Doch. Vielleicht ein wenig. Und dass er sich partout nicht erinnern konnte, machte ihn umso unsicherer. Er hatte keine Antwort parat. Und dann fürchtete er sich davor, dass er ein grausamer und kaltblütiger Mann gewesen sein konnte. Jemand, den Yuugi und auch seine Freunde verachten könnten. Gedankenverloren lief er neben ihr her. Dass Anzu ihn besorgt ansah, bekam er nicht mit, da er den Blick gen Boden gerichtet hatte und derartig von seinen Theorien über sein Altes Ich sinnierte, dass er sein ganzes Umfeld ausblendete. Anzu entschied sich dazu, dass sie irgendetwas tun musste, um seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten. Plötzlich hackte sie sich bei ihm ein und sie liefen einige Meter so nebeneinander her. Jetzt sah er zu ihr und seine Augen waren leicht geweitet. Sie trug ein gelbes Oberteil, das ihren stets fröhlichen Charakter unterstrich. Das Teil hatte einen Rollkragen, war aber ärmellos und betonte ihren gut gebauten Körper. Ein rosa Faltenrock betonte ihre langen und gut geformten Beine und ein weißer Gürtel lag über ihre Hüften. Schwarze Kniestrümpfe ließen ihre straffen Beine umso anziehender aussehen, während die pinken Stöckelschuhe ihr einen Hauch von Eleganz verlieh. Er wollte nicht, dass sie dachte, dass er sie anstarrte, auch wenn es gewissermaßen so war. Ihre Beine und ihr wohl geformter Körper machten deutlich, wie hart sie trainieren musste. Bereits bei ihrem ersten Date hatte er herausgefunden, dass sie eine begnadete Tänzerin war und großes Potential in ihr steckte. Sie hatte sich schicker gemacht als sonst. Als er ihr in die Augen sah, bemerkte er, dass sie ihre Haare in einem Zopf zusammengebunden hatte, der ihr Gesicht betonte und ihm freien Blick auf ihre Schultern überließ. Yuugi hatte recht. Sie hatte eindeutig etwas für ihn übrig. „Wie wäre es wenn wir ins Kino gehen?,“ sagte sie und sah ihn durchdringend an, eine Antwort verlangend. „Solange es kein Liebesfilm ist, ist mir alles recht“, murmelte er, doch sie hatte ihn verstanden. „Natürlich nicht! Ich weiß doch, dass Männer so etwas nur ungern sehen. Wie wäre es mit einem Actionfilm?“ Der Pharao blieb stehen, überlegte und nickte dann. Sie hatten zwar schon genügend Action während des Battle City Turniers erlebt, aber es war etwas Anderes sich um Leben und Tod zu duellieren oder so etwas nur in einem Film zu sehen. Wenn er es sich recht überlegte, gefiel es ihm besser, wenn er nicht im Mittelpunkt stand und seine Ruhe hatte. Also entschlossen sie ins Kino zu gehen und sahen sich einen Actionfilm an. Auf diese Weise konnte er auch komplizierte Gespräche vermeiden und musste nicht fürchten, etwas zu sagen, was seine wahre Gefühlswelt offenbarte. Niemand sollte wissen, wie sehr ihm das ganze zu schaffen machte. Auch wenn er Yuugi und Anzu schätzte und sie am liebsten für immer an seiner Seite gehabt hätte, wusste er, dass er sie auf keinen Fall mit seinen Problemen belasten konnte. Nun, vermutlich hätten beide ein offenes Ohr für ihn gehabt. Aber sie waren Teenager und er fand, dass sie ein recht darauf hatten, ein normales Leben zu führen. Als die Trailershow begann, griff er beherzt zum Popcorn, um sich so erneut von seinen düsteren und deprimierenden Gedanken abzulenken. Anzu hatte ein recht darauf ein normales Leben zu führen. Er hasste sich selbst dafür, dass er drauf und dran war, ihr den Tag mit seiner schlechten Laune zu verderben, also zwang er sich dazu, seine Ängste zu ignorieren und sich nur auf den Film zu konzentrieren. Die Einführung in das Geschehen war recht lang und Anzu, die angestrengt versuchte wach zu bleiben, konnte es nicht vermeiden langsam einzuschlummern. Sie kämpfte gegen die Müdigkeit. Sie war wohl der typische „Liebesfilm“ Typ. Eigentlich hätte ihr der andere Film besser gefallen, aber das würde sie ihm nicht sagen. Gespannt blickte der Pharao auf die Leinwand und Anzu empfand seine sich stetig ändernden Gesichtszüge als sehr amüsant. Eigentlich war der Pharao gar nicht so unnahbar, wenn sie ihn genau betrachtete, wurde ihr bewusst wie menschlich und nahe er ihr eigentlich war. Ihr Kopf nickte erneut nach vorne. Verdammt. Wie nur konnte sie wieder wach werden? Es war mehr ein Versehen, als sie ihre Hand auf seine ablegte, denn es gab zwischen ihren Plätzen nur eine Armlehne und durch ihre plötzliche Müdigkeit und der immer wieder kommende Sekundenschlaf hatte sie nicht auf ihre Umgebung geachtet. Plötzlich befand sich ihre Hand auf seiner. ihr Gesicht lief scharlachrot an und sie vermied es ihn direkt anzusehen. Wenigstens war sie jetzt wieder wach. Obwohl sie wusste, dass sie ihre Hand wegziehen musste, konnte sie nicht. Irgendetwas in ihr hoffte einfach, dass er sich nicht daran störte. Er sagte kein Wort. Vielleicht hatte er es nicht einmal gemerkt? Sie wusste, dass er nicht mehr lange bei ihr sein würde und dass der Abschied, dadurch, dass sie sich emotional so sehr an ihn band, sehr viel schmerzhafter sein würde. Jedoch wollte sie die Zeit genießen, denn würde sie es nicht tun, würde sie es am Ende nur bereuen und sich ihr ganzes Leben fragen, was passiert wäre, wenn sie an jenem Tag anders gehandelt hätte. Dass auch der Pharao errötete, bekam sie gar nicht mit, weil sie viel zu nervös war, um auf seine Handlungen zu achten. Pharao! Jetzt sei nicht so schüchtern und nimm ihre Hand!, tönte Yuugis Stimme in seinem Hinterkopf. »Aber Yuugi...!«, kam es erschrocken von ihm und es war ihm peinlich, dass ausgerechnet Yuugi ihn auf seine Schüchternheit ansprach. Immerhin war er als alles andere als für seine Schüchternheit bekannt und obwohl er sonst so vorlaut war und stets die Initiative ergriff, so fiel es ihm in diesem Moment ziemlich schwer, das zu tun, wovon er wusste, dass es richtig war. Immer noch zögerte er und fragte sich, ob er schnell die Flucht ergreifen sollte, doch ehe er seinen Fluchtplan zu Ende visualisieren konnte, kam ihm Yuugi zuvor. Nichts aber, mach schon!, kam es nun noch fordernder von Yuugi. »Würdest du dich denn trauen?!«, sagte er etwas zickiger zurück und schämte sich sogleich für seinen emotionalen Ausbruch, ließ sich aber nichts ansehen und versuchte weiterhin so cool zu wirken wie sonst. Fragend hob er eine Augenbraue hoch und betrachtete den Geist von Yuugi neben sich. Dieser hatte den Mund sperrangelweit aufgerissen und war knallrot angelaufen. Yuugi würde von sich aus niemals den ersten Schritt machen und das wussten sie beide. Also fand es der Pharao nicht gerade fair von ihm, ihm Vorhaltungen zu machen, wo er es selbst nicht besser gemacht hätte. In Sachen Frauen waren sie beide ziemlich unerfahren. D-das tut ja wohl nichts zur Sache, nuschelte Yuugi und verschwand wieder zurück in seinen Seelenraum. Natürlich würde Yuugi selbst niemals so handeln, dafür war er viel zu schüchtern und ungeschickt. Vielleicht war er nicht unbedingt der Richtige, um Tipps bei Beziehungen und Dates zu geben. Immerhin hatte er seine ganze Erfahrung aus Videospielen, Mangas und dem Fernsehen. Die Wirklichkeit war immer viel, viel härter! Wie zeigte man seine Gefühle? Was durfte man in einer bestimmten Situation sagen oder tun, ohne falsche Hoffnungen zu wecken? Fühlte der Gegenüber genauso oder nahm man seine Signale nur falsch wahr? Die Liebe war nie einfach. Beziehungen mit Menschen waren kompliziert. Und dass es unheimlich schwierig war, offen auf andere Menschen zuzugehen und einfach nur das zu sagen, was man wirklich fühlte oder dachte, kannte Yuugi aus eigener Erfahrung. Yuugi war introvertiert und hatte große Probleme damit, mit anderen Leuten richtig in Kontakt zu treten und mit ihnen warm zu werden. All seine Freunde waren von sich auf ihn zugekommen. Jounouchi-kun. Honda-kun. Bakura-kun. Otogi-kun. Kaiba-kun. Mein Anderes Ich und auch Anzu. Sie alle sind zu mir gekommen und haben mich aus meiner Einsamkeit geholt. Ohne Mein Anderes Ich hätte ich das nie geschafft und wäre immer noch ganz allein. Ich habe es einzig und allein ihm zu verdanken, dass ich Freunde gefunden habe. Genau genommen bin ich echt nicht der richtige, ihm zu sagen, was er tun soll, grübelte er und musste sich eingestehen, dass es irgendwie süß war, dass sein Anderes Ich in Anzus Nähe so schüchtern war und arge Schwierigkeiten hatte, seine Gefühle offen zu zeigen. Irgendwie machte ihn das menschlicher. Der Pharao war immer fehlerlos und ließ sich von nichts und niemanden beirren. Er ging immer seinen Weg und nur selten strauchelte er. Yuugi fand, dass er perfekt war. So perfekt, dass ihm selbst seine eigenen Fehler umso bewusster wurden. Dass sein Anderes Ich auch schwache Seiten hatte und unsicher vor sich hin druckste fand er daher ziemlich niedlich. Da fühlte er sich gleich viel verbundener mit ihm und der Abgrund, der sich zwischen ihnen auftat, wurde kleiner und überwindbar. Wenn er ihn so schüchtern in Anzus Nähe sah, bekam er wirklich das Gefühl, dass er ihn eines Tages einholen konnte und sie sich auf einer Stufe begegnen konnten. Bisher lief er ihm immer nur hinterher und folgte seinem Schatten. Der Pharao war ihm Meilen voraus, doch er wollte ihn einholen und direkt neben seiner Seite gehen. Yuugi grinste zufrieden, als er spürte, dass der Pharao ihre Hand genommen hatte und sie sogar leicht drückte. Ob falsch oder richtig war in diesem Moment ja auch gar nicht so richtig. Hauptsache Anzu und sein Anderes Ich hatten eine schöne Zeit, an die sie auch Jahre später noch mit einem Lächeln zurückdenken konnten. Denn darum ging es Yuugi. Wenn sein Anderes Ich keine eigenen Erinnerungen hatte, musste er sich eben neue sammeln. Erinnerungen, die für immer blieben und ihm Hoffnung und Trost schenkten, wenn er auf sich allein gestellt war und nicht mehr weiter wusste. Selbst wenn du uns irgendwann verlässt, dachte er und setzte sich in seinem Seelenraum auf den Boden und griff nach einem großen Puzzle, warf die einzelnen Teile vor sich hin und zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er sich so unendlich traurig bei diesen Gedanken, dass sein Anderes Ich einfach verschwinden würde, fühlte und führte seinen Gedankengang fort: wirst du dich immer an die Zeit mit uns erinnern. Ich will nicht, dass du dich nur an die Duelle erinnerst, sondern dass du selbstständig mit den Menschen agierst. Wir sind nicht ein und dieselbe Person. Du bist nicht ich. Und ich werde niemals so sein wie du, weil wir vollkommen unterschiedliche Menschen sind und sich jeder anders entwickelt. Deshalb ist es mir wichtig, dass du auch an solche unbeschwerten und schönen Momente erinnern kannst und deine eigenen Erfahrungen sammelst. Als der Pharao ihre Hand ergriff und sie sanft umschmeichelte, verflog ihre Angst mit einem Mal. Die Unsicherheit in Anzus Gesicht verschwand und ihr Herz klopfte nicht mehr so schnell. Für einen Moment hatte sie geglaubt, dass sie eine unheimliche Dummheit begannen hatte. War sie zu forsch gewesen? War es ihm unangenehm, dass sie seine Nähe suchte? Dass er ihre Hand in seine nahm, machte sie glücklich. Von diesem Moment hatte sie lange Zeit geträumt. Es war nur ein kleiner Moment und sie wollte auch nichts sagen, um diese Besonderheit zu wahren, doch es war etwas, woran sie sich auch zukünftig immer und immer wieder erinnern würde. Wissend, dass das Glück darüber, ihm so nah gewesen zu sein und der Schmerz, dass er nicht bleiben konnte, miteinander einherging. Selbst wenn sie ihm gesagt hätte, was sie fühlte, hätte es nichts geändert. Wohl kaum hätte er gesagt, dass er für immer bei ihr bleiben wollte. Er hatte keinen eigenen Körper. Seine Seele war ein Gefangener des Millenniumspuzzles. Es gab keinen Ausweg für ihn. Er alterte nicht und hatte ohne Yuugi nicht einmal die Möglichkeit mit anderen Menschen zu kommunizieren. Erst jetzt wurde Anzu so richtig bewusst, wie grausam sein Schicksal war. Er lebte nicht. Er existierte nur. Hätte Yuugi das Puzzle nicht zusammengesetzt, wäre er bis auf alle Ewigkeit ein Gefangener in der Dunkelheit gewesen. Dieses Schicksal wollte sie ihm ersparen. Deshalb durfte sie ihn nicht aufhalten. Er musste nun mal zurück. Zurück dahin, wo seine Seele hingehörte und dennoch wünschte sie sich so sehr, dass er für immer bleiben könnte. Dass es irgendeinen Weg gab, damit er hierbleiben und mit ihnen ein ganz normales Leben führen konnte. Sie war hin und hergerissen. Das Licht der Leinwand flackerte und der Pharao schien sehr interessiert an dem Film. Immer wieder veränderte sich seine Mimik und manchmal zuckte er zusammen. Er war so menschlich. Nicht anders als die anderen Jungen in ihrem Alter. Das einzige, was ihn anders machte, war, dass er keinen Körper hatte. Sie fand es irgendwie niedlich, dass er so viele Regungen zeigte und sie genoss es sehr, diese andere Seite von ihm zu sehen. Diese Seite an ihm gefiel ihr sehr und sie wünschte, er würde häufiger diese lockere Art durchscheinen lassen. Als der Film endlich vorbei war, betrachteten sie gemeinsam den Abspann. Die Lichter gingen wieder an. Das Popcorn war restlos aufgegessen und nur der leere Kartoneimer blieb zurück. Der Pharao sah sich um. Die meisten Zuschauer verließen bereits den Saal und drängelten sich an dem Ausgang. Einen Moment lang blieben sie noch sitzen und warteten darauf, dass es etwas leerer wurde. Anzu streckte sich ausgiebig und griff nach ihrem Getränk, trank den letzten Rest aus und warf einen musternden Blick zum Pharao. Immer noch spürte sie seine Wärme und auch wenn es ziemlich dumm klang, hätte sie wirklich nichts dagegen gehabt, hätte er ihre Hand erneut in seine genommen. Etwas müde trottete sie neben ihm aus dem Kinosaal, da sie beinahe zwei Stunden den Film geguckt hatten, waren ihre Beine eingeschlafen. Als Tänzerin war sie Bewegung gewöhnt und sie mochte es nicht lange herumzusitzen. Das Ende des Filmes, welches letztendlich sehr emotional und rührend war, hatte ihr sehr gefallen und auch der Pharao wirkte seitdem sehr nachdenklich. Nachdenklicher als vorher. Ob dieser Film ihn so sehr beschäftigte oder war er nur wieder deprimiert? Anzu wusste es nicht. Sie verließen das Kino. So langsam wurde es Anzu zu bunt. Er sagte nichts und folgte ihr einfach nur stillschweigend. Irgendwie kam sie sich ganz schön blöd vor, wenn sie einfach nur wortlos nebeneinander herliefen. Ihr Magen knurrte etwas. Popcorn war nun wirklich alles andere als sättigend. Aber als Tänzerin wollte sie auch nicht ungebändigt alles in sich hineinstopfen, was lecker war. Sie schlug also vor, etwas essen zu gehen, doch er reagierte erneut nicht. Ihr linkes Auge zuckte gefährlich. Dass er sie ignorierte, nervte sie! Also musste sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und blieb direkt vor ihm stehen, beugte sich so zu ihm, dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter von einander entfernt waren. Erschrocken blieb er stehen und starrte das Mädchen vor sich an. Auf ihren Lippen ein süßes Lächeln, während sie mit ihren langen Wimpern leicht klimperte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihr Lächeln dieses Mal nicht nett gemeint war und sie nur versuchte ihren Ärger zu überspielen. Warum war sie so verärgert? „Stimmt etwas nicht, Pharao?“, sagte sie dann und entfernte sich wieder, sah ihn etwas besorgt an und hoffte, dass sie eine Antwort bekam. Doch er winkte nur ab, deutete ihr an weiter zu gehen und meinte nur, dass „alles in Ordnung“ sei. Aber genau das war es eben nicht! Er war gedanklich wieder ganz wo anders! Es war nicht so, dass Anzu sauer auf ihn war. Viel mehr ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie ihn einfach nicht von seinen düsteren Gedanken ablenken konnte, obwohl sie sich so viel Mühe gab. Aber gut. Der Tag war noch nicht vorbei. Sie fasste einen neuen Entschluss. Sie würde alles daran setzen, dass er aus tiefstem Herzen lachte! Zumindest ein Lächeln musste doch drin sein, oder? Sie hatte noch genügend Zeit, um ihr Ziel zu erreichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)