Two Couples - Two Christmas Lovestories von Aphrodi ================================================================================ 17. Dezember ------------ Bangkok, 17. Dezember 2016, 12:41 Uhr   Phichit fühlte sich längst einsam ohne Ciao Ciao. Nach dem Grand-Prix-Finale waren sie getrennte Wege gegangen. Sein Trainer war zurück nach Detroit geflogen und würde es erst vor Neujahr wieder zu seinem Training nach Bangkok schaffen. Zumindest hatte er das verkündet. Die Feiertagen waren stressig und Phichit musste wohl oder übel noch ein paar Tage darauf verzichten, dass er ihm wieder beim Eislaufen zusah. Für seine Karriere gesehen, war es schwer genug – dieses Training auf Entfernung. Doch das war für Phichit gar nicht das Wichtigste. Es war nicht schlimm, im Vergleich zu dem, was es mit seinem Herzen machte. Der Thailänder vermisste ihn. Er konnte einfach nicht aufhören an ihn zu denken, aber das war doch normal, nicht wahr? Wenn man verliebt war... Phichit seufzte schwer – etwas, das man selten von ihm sah. Aber in Zeiten wie diesen war er längst nicht mehr ein ausgelassener Strahlemann. Wenn Ciao Ciao bei ihm war, konnte er ausgelassen sein. Er genoss die Zeit so gut er konnte, aber hauptsächlich war es sein Herz, dass so schnell schlug, wie könnte er dabei unglücklich oder ernst sein? Mit jedem Satz, den es machte. Mit jedem Blick in Ciao Ciaos Gesicht. Das wissen alleine, dass er da war, bei ihm. Es ließ ihn sprudeln vor Glück.   Mit Ciao Ciao an seiner Seite konnte er der Welt die Freude aufs Eis bringen, die es verdient hatte.   Aber ohne ihn...   „Phichit, ich sehe, dass du dich anstrengst. Aber das ist nicht dein Bestes, das weiß ich“, sprach Satsuki ihn von hinter der Bande aus an. „Vielleicht sollten wir für heute Schluss machen.“   „Nein! … Nein“, brach es aus ihm heraus. Es war ein Problem, dass er in den Griff kriegen müsste, das war ihm klar. Trotzdem wollte er deswegen nicht das Training abbrechen. Phichit war bewusst, dass er sich mehr konzentrieren musste. Auf das Eis. Auf seine Kür. Ciao Ciao wäre enttäuscht, wenn er von dieser Leistung hören würde. Er musste immer sein Bestes geben, nur so konnte er seinem Trainer noch mit einem guten Gefühl begegnen. „Tut mir leid... ich werde mich mehr konzentrieren, versprochen.“ Direkt nach seinen Worten drückte Phichit seiner Trainerin sein Handy in die Hand, welches er aus seiner über die Bande hängende Jackentasche gegriffen hatte, als Austausch gegen die Wasserflasche.   „Kannst du ein Video machen? Ich möchte es Ciao Ciao zeigen.“ Phichit war sich sicher, dass es helfen würde. Es wäre genug Ansporn und ehrlich gesagt wollte er sich bei ihm melden – und sei es nur so ein banaler Grund wie Trainingsfortschritt. Dass sein Trainer viel beschäftigt war, nicht nur mit Weihnachtsvorbereitungen sondern auch mit seinen anderen Schülern, das wusste der Thai. Deshalb – egal wie gerne er ihn auch mit Nachrichten, Anrufen und Liebe bombardieren wollte – meldete er sich selten. Er hielt sich zurück. Natürlich nutzte er so jede kleine Gelegenheit, die sich ihm bot, oder die er für sich selbst erschaffen konnte. Außerdem wusste er, dass Ciao Ciao ihm bei Instagram folgte.   „Wenn du das möchtest“, stimmte Satsuki nickend zu, dann lächelte sie etwas. „Dann musst du jetzt aber dein hellstes Scheinen aufs Eis bringen.“   Nichts Anderes hatte er vor.   ~   Später am Abend kündigte sein Smartphone unverhofft einen Videoanruf an. Phichit sah auf den Bildschirm, kurz enttäuscht, doch dann setzte er ein Lächeln auf. „Yuuri~“, sagte er und während sein ehemaliger Rinkmate auf dem Bildschirm erschien, wurde die Freude ehrlicher. Der Thai mochte es, vertraute Gesichter zu sehen, besonders wenn er mit ihnen eine so große Freundschaft verband wie mit dem Japaner. Nicht nur Ciao Ciao sah er viel zu selten, sondern auch seinen besten Freund. „Sawadee khap!“   „Sawadee khap“, echote der Japaner, hatte den Sprachgebrauch längst übernommen. „Wie geht es dir?“   „Bestens! Und dir sicher auch. Ist das Viktor im Hintergrund~?“   „Ja, er ist gerade am Kochen“, antwortete Yuuri verlegen. „Viktor, willst du auch Hallo sagen?“ Bei der Frage hob der Russe die Hand und winkte überschwänglich. „Hallo~!“, hörte er ihn rufen, doch vom Herd bewegte er sich nicht. War sicher auch besser so für das Essen, nicht, dass am Ende was anbrannte, weil er so abgelenkt war. Phichits Lächeln blieb dadurch ungesehen, als er zurück grüßte. Dann bekam Yuuri wieder die volle Aufmerksamkeit.   „Schön, dass du anrufst. Gibt es dafür einen besonderen Grund?“ Immerhin wartete er schon eine ganze Weile darauf, von ihrer Hochzeit zu hören, wo sie doch nun schon eine halbe Ewigkeit verlobt waren, sie hatten die Jahresgrenze schon überschritten. In erwartungsvoller Neugierde hob er seine buschigen Augenbrauen, grinste wissend.   „Ja, du hast mich erwischt“, gab der Japaner zu und kratzte sich an der Wange. Und schon wurden Phichits Augen größer. „Ich hab dein Video gesehen“, begann er, was erstmal mit einem Seufzen quittiert wurde. Dahin waren die großen Neuigkeiten. „Du bist echt wahnsinnig gut gelaufen, da musste ich irgendwie zum Telefon greifen.“   Phichit lachte trocken auf. „Mein ganzes Herz liegt in diesem einen Lauf und die Person, der er gewidmet ist, schafft es nicht mich vor meinem besten Freund anzurufen.“ Am anderen Ende saß ein ziemlich verdutzter Yuuri am Telefon. Erst als Phichit anfing abzuwinken und herzlich zu lachen, lockerte sich der Japaner wieder. „Was war das gerade?“   „Nicht so wichtig! Erzähl mir lieber mal, wann ihr zwei endlich heiratet. Wenn ihr euch noch länger Zeit lasst, dann tanzt ihr am Ende zuerst auf meiner Hochzeit, statt auf eurer eigenen.~“   „W-Was?! Phichit, bist du etwa-?!“   „Nein~! Aber was nicht ist, kann ja noch kommen“, sagte er grinsend, dann zwinkerte er ihm zu. Das entsetzte Gesicht des Japaners war lustig anzusehen, selbst da noch, als es sich schon wieder ein wenig beruhigte. Ein gewisses Maß an Aufregung war ihm allerdings immer noch anzusehen.   „Dann gibt es da jemanden?“   „Vielleicht~“, schmunzelte Phichit, zuckte ganz unwissend tuend mit den Schulter.   „Das freut mich für dich, ehrlich.“ In Yuuris milde lächelndem Gesicht konnte der Thai nur zu gut sehen, wie ehrlich er es meinte. „Wenn er dich auf dieses Level hebt, muss ich mir allerdings auch gleichzeitig Sorgen machen...“   „Yuuri~ willst du etwa aufgeben?“, mischte sich Viktor vom Herd ein. „Ohne Goldmedaille gibt es keine Hochzeit.“   Während Yuuri bedröppelt versuchte, Viktors Worte mit irgendwelchen Lauten zu übertönen begann Phichit wieder herzlich zu lachen. Er wünschte sich jetzt genau das zu haben, was sie hatten. Er wollte mit Ciao Ciao zusammen sein können – immer. Er wollte, dass er für ihn kochte, ihn heiratete, ob nun mit oder ohne Goldmedaille. Diesen Plan würde er auf keinen Fall aufgeben!   „Ich sagte ja, am Ende tanzt ihr zuerst auf meiner Hochzeit~“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)