Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 9: Familiengeschichten ------------------------------ Es war eine doch recht ungewohnte Sache für die beiden Hundebrüder sich auf einer ziemlich ruinenhaft wirkenden Treppe empor zu tasten. Immer wieder waren die Stufen abgebrochen und zeigten – mit der Aussicht neben sich – den Prüflingen nur zu deutlich, dass sie sich bereits einige hundert Schritte über dem Boden befanden. Und dass dieser zu allem Überfluss von dem glühenden Lavafluss gebildet wurde. Dort hinein zu stürzen wäre ein ziemlich jähes, schmerzhaftes, und vor allem unwürdiges, Ende. Überdies schien irgendetwas ihr Vorkommen zu erschweren, aber das bemerkten sie nicht. Jeder der Zwei wurde immer deutlicher auf sich selbst konzentriert, dachte an die eigenen Eltern, die eigene Kindheit, Bilder stiegen auf, unerwartet und ungewollt.   Sesshoumaru überlegte sich im Emporsteigen zum ersten Mal, welche Erinnerungen er eigentlich an den Großvater mütterlicherseits hatte, der der letzte offizielle Schutzherr des Westens gewesen war. Kaum welche, dazu war er zu klein gewesen, aber er hatte später gehört, dieser sei ein starker, grausamer, Dämon gewesen. Allerdings war ihm durchaus auch gesagt worden, wie glücklich dieser über seine eigene Geburt gewesen war. Der alte Herr hatte es nicht oder kaum verwunden, dass er nach seiner Tochter trotz aller Versuche mit vermutlich einer ganzen Menge an Frauen keine weiteren Welpen, keinen männlichen Erben, bekommen hatte. Ein Enkelsohn war dem vermutlich als Krönung seines Lebens erschienen, ehe er starb, ein neuer, geborener Schutzherr für die westlichen Länder. Die überaus wenigen Erinnerungen, über die er selbst verfügte, waren von einem Mann in Rüstung geprägt, vor dem sich alle verneigten, der ihn beobachtete und neue Lehrer sandte. Vater dagegen hatte sich mehr um ihn selbst gekümmert, mehr ihn selbst gelehrt … Wieder drang die Erinnerung an dieses letzte Treffen am Meeresstrand in sein Gedächnis: Sesshoumaru, so sehr begehrst du nach Macht? Gibt es irgendetwas, das du beschützen willst, hatte sein verehrter Vater gefragt. Nein. Er hatte nie den Westen beschützen wollen, sich nie einem Land, Göttern und sonst wem verpflichten wollen – aber Macht, oh ja. Ihm war schon früh klar gewesen, dass er kein gewöhnlicher Dämon war. Er war der Stärkste, der Beste, der Mächtigste dieser Art. Und er war zum Herrschen geboren. Doch diese Frage … Inzwischen hatte er durchaus begriffen, dass Vater den Westen als Vertreter für ihn beschützt hatte, Izayoi und Inu Yasha aber um ihrer selbst willen. Und er – nein, er war Sesshoumaru, er beschützte niemanden. Diese Schutzherren- Erwähl-Sache musste er durchziehen, das war er seinem Stolz schuldig, aber danach … Er würde nie zulassen, dass irgendjemand über ihn bestimmen würde, Götterpakt hin oder her. Er war der Beste!   Inu Yasha fragte sich zum wiederholten Mal, wie wohl seine Kindheit, seine Jugend, ausgesehen hätte, wäre sein Vater am Leben geblieben, Mama bei ihm, mit ihm. Dann wären weder die Demütigungen für sie und ihren Sohn in diesem Fürstenschloss notwendig geworden, geschweige denn die Aussetzung des kleinen Halbdämons im Wald. Vater hätte doch bestimmt seine schützende Pfote über seine Familie gehalten, wenn er schon bereit war für sie sein Leben zu lassen. Und, da war sich Inu Yasha mittlerweile sicher, keiner, weder Dämon noch Mensch, hätte es gewagt, diesen Schutz zu ignorieren. Er musste ja nur mit ansehen, wie die meisten Leute schon in Panik verfielen, wenn sie Sesshoumaru nur anblickte – und Vater war doch bestimmt auch in dieser Liga gewesen. Schön, Toutousai hatte gesagt, dass der liebe, oder eher nicht so liebe, Halbbruder Vater übertroffen hätte und deswegen auch Bakusaiga erhalten hätte, ein Schwert aus sich selbst, nicht aus einem Fangzahn, aber trotzdem …   Unwillkürlich blickte er zu dem vor ihm Gehenden. „He, Sesshoumaru!“ entfuhr es ihm, wirklich verdattert. Erst dann überprüfte er seinen Eindruck, blieb aber bei seiner Meinung, auch, als der so Angesprochene stehen blieb und langsam den Kopf wandte. Der Hundedämon war sich, wie schon seit geraumer Zeit sicher, dass sich der Jüngere keinen Patzer ihm gegenüber leisten wollte. Was also war los? „Äh – da stimmt was nicht. Guck mal, wo du stehst!“ Sesshoumaru blickte an sich hinunter. Ja, er stand auf einer der ausnahmsweise größeren Stufen. Was genau war da das Problem? Als er zu dem Halbblut sah, dachte er allerdings für einen Moment, dass ihn seine Augen trügen würden. Der schien im Nichts zu stehen, genauer, zu schweben. Und bei allen minderen Fähigkeiten, die der aufweisen konnte – fliegen gehörte sicher nicht dazu. „Nun?“ erkundigte er sich allerdings nur trocken. „Ich meine, du schwebst? Ich dachte, das geht hier nicht?“ Schön, das wurde in der Tat merkwürdig. „Du?“ „Ich kann doch gar nicht fliegen. - He, Sekunde. Du denkst, ich schwebe, aber ich stehe auf einer Stufe und umgekehrt? Was soll denn der Blödsinn?“ „Folgerung?“ Oh, er handelte unwillkürlich schon wieder, wie es wohl nach närrischer Menschenart ein großer Bruder tat? Ausbilden und erklären? Er sollte aufpassen, dass er das schleunigst abstellte, sobald diese drei Prüfungen der Schutzherren vorbei waren. Soweit käme es noch, dass er sich um die Erziehung eines Kindes kümmerte, naja, eines Halbwüchsigen, immerhin war der Halbhund ja schon verheiratet. Und diese Kagome wusste, was sie wollte, eine der wenigen positiven Eigenschaften, die er der Möchte-gern.Priesterin zubilligen konnte. Inu Yasha erkannte diese neue, hilfreiche, geschwisterliche, Tatsache ebenfalls - und ebenso instinktiv an. „Ein lästiger Trick des guten Yuki, würde ich sagen. Man glaubt, man muss aufpassen, dabei sind die Stufen vollkommen normal. Und er amüsiert sich wahrscheinlich göttlich, wie behutsam wir auf der Innenseite gegangen sind.“ Allein dafür, dass diese Aussage stimmte ….Nun, leider konnte er weder Inu Yasha, geschweige denn Yuki, dafür den Hals umdrehen. Tatsachen hörten nicht auf, weil sie existierten und einem nur nicht gefielen. Es blieb allerdings schlicht eine logische Konsequenz. „Die eigentliche Falle ist verborgen.“ „Ja.“ Der Halbdämon war fast begeistert, schaffte es jedoch gerade noch das nicht zu zeigen. Er wurde nicht als dämlich beschimpft, bekam Erklärungen – vielleicht wurde ihr brüderliches Verhältnis ja doch besser? Wobei, allein an der Tatsache, dass sie seit vielen Tagen gemeinsam unterwegs waren und es noch kein einziges Duell gegeben hatte, war doch eine drastische Verbesserung abzulesen. Zumindest, sah Inu Yasha dann ein, solange er den Anderen als Älteren, Ranghöheren, anerkannte. Allerdings war das gar nicht so schwer wie er immer geglaubt hatte. Eher so wie bei Kagome, bloß ohne deren Zärtlichkeit, die durchaus neu war, seit sie zurück kam. Sein Rücken schmerzte heute noch bei dem Gedanken an ihre früheren Befehle. Und der Bruder – Halbbruder – hatte ihn in der letzten Zeit auch besser behandelt, genauer, seit dieser anerkannt hatte, dass Tessaiga wirklich ihm gehörte und der dafür Bakusaiga bekommen hatte. War es das wirklich? Der ganze mörderische Zwist nur um eines Schwertes willen? Oder doch auch darum, dass Vater … Möglich wäre es ja. Sesshoumaru war damals jünger gewesen als er jetzt, umgerechnet, sozusagen. Denn er war zuerst wie ein Menschenkind gealtert, erst seit der Pubertät wie ein Dämon. „Siehst du eine Falle?“ Immerhin verstand der hochwohlgeborene Herr Hundedämon deutlich mehr von Magie als er. Da eine Antwort bedeutet hätte ein Unvermögen zuzugeben, drehte sich Sesshoumaru wieder um und ging wortlos weiter.   Yuki atmete durch und blickte zu seiner kleinen Hexe, die zu seinen Füßen saß, aber eilig aufsah. „Nun ja. Hol schon mal diese Ramen, was auch immer das ist. Du wirst etwas unterwegs sein.“ „Ja. So glaubt Ihr, sie schaffen das?“ Sie erhob sich. „Sie denken viel an ihre Vergangenheit, aber sie werden sich davon nicht von ihrem Weg abbringen lassen.“ Es hatte schon manch einen Prüfling gegeben, der über das Grübeln die Aufgabe vergessen hatte, und den er durch die Hexe mehr oder weniger wieder rauswerfen lassen musste, damit der nicht starb. „Warum bin ich auf dieser Welt, was ist mein Ziel und was tue ich überhaupt“ – solche Gedanken plagten diese Hundebrüder offensichtlich deutlich weniger, wenngleich sie nachdachten. Immerhin wirkte der Zauber doch. Aber Inu Yasha schien seinem großen Bruder blindlings zu vertrauen, dessen Vorrang nicht anzuzweifeln, und Sesshoumaru hatte es weniger als Ziel Schutzherr zu werden, sondern nur, sich und seine Familie nicht zu blamieren. Im Gegenteil, er neigte anscheinend dazu, seinen kleinen Bruder auszubilden. Gut. Schutzherr sollte niemand werden, der dieses als Lebensziel hatte, möglichst nur die Macht sah. Und man merkte keinem der beiden Halbbrüder an, dass sie sich der Macht, die sie besaßen, ja, für empfindsame Gemüter ausstrahlten, überhaupt bewusst waren. Wussten sie es nicht, oder war es ihnen gleich? Langsam verstand er, warum der gute alte Drachenkönig so sehr auf diese Zwei setzte. Es würde amüsant und auch interessant sein, was Amalo zu ihnen sagte. Immerhin war er der Älteste aller Schutzherren, Relikt einer schon lange vergessenen Zeit – und ein Meister der Magie.   Die Halbbrüder meditierten noch immer über ihren Vater, wenngleich schweigend und absolut darüber ahnungslos, dass dies der Andere auch tat, als sie erneut ein Tor erreichten, dessen Innenraum heller und überhaupt größer als alle anderen bisherigen war. Der Ausgang befand sich auch nicht direkt gegenüber, sondern nach links, in Richtung auf die Felsnadel. Da sie nicht zu hoffen wagten die Prüfung sei bereits vorbei, musterten sie die Schneefrau, die dort in der Tür lehnte, in ihrer jugendlich-schönen Menschenform, sich aber nun aufrichtete. „Willkommen bei Yuki-sama,“ sagte sie mit einer höflichen Verneigung. „Bitte folgt mir.“ Das klang ja schon mal positiv, dachten die Hundebrüder selten einmütig, hüteten sich jedoch alle beide in ihrer Wachsamkeit nachzulassen. Die yuki onna führte sie in die Felsnadel, durch einen kurzen, dunklen Tunnel, ehe sie eine Höhle, eher eine Halle, erreichten, deren fast kreisrunde Decke offenbar von einem durchsichtigen Bannkreis gebildet wurde, denn man konnte den Himmel und die letzten Strahlen der Sonne ebenso erkennen wie Schnee, der auf diesem Deckel lag. Das Interessanteste in dem großen Raum war allerdings wohl der Mann, der auf einem Felssessel lehnte und sie musterte. Er war undefinierbaren Alters, die Haare blond bis weiß und schulterlang, in grüne, warme Kleidung gehüllt. Nur die braunen Stiefeletten, die ebenso gefärbten Lederarmbänder und der Kragen um Hals und Schultern deuteten von seiner kriegerischen Seite. Auch ohne seine Ausstrahlung hätte jeder der zwei Besucher erkannt, dass es sich um den Hausherrn handeln musste. Ein zweiter, rascher, Blick herum verriet ihnen, dass vor ihm in einer großen, flachen, Metallschale Feuer brannte, das gewiss ebenso ihrem Willkommen diente, wie die beiden Hocker, die andere Schneefrauen Yuki gegenüber eben rasch platzierten. An der hinteren Wand befand sich ein kunstvoll gearbeiteter Schwertständer, aus dem ein golden schimmernder Griff ragte, daneben lag ein Helm, dessen Größe und Form verriet, dass er sicher für keinen Menschenkopf geschaffen worden war – und der Herr des Nordens hier nicht in seiner wahren Form saß. Der Blick der hellblauen Augen war forschend, aber das Lächeln heiter. „Willkommen, Herr der westlichen Länder, und der liebe Inu Yasha. Ich bin wahrlich erfreut, Leute aus dem Hundeclan des Westens einmal wieder zu sehen. Euer Vater war wirklich interessant, dein Großvater, Sesshoumaru, ein echter Schutzherr, der Urgroßvater natürlich auch. Immerhin wurde er einst von den Göttern erwählt. Schade, dass der alte Knabe so bei der Schlacht mit den östlichen Wasserdrachen sterben musste. Nun gut. Bitte, nehmt Platz. - Inu Yasha, dein gewünschtes Essen kommt sicher gleich.“ Redselig, dachte Sesshoumaru nur, entnahm dem langen Satz jedoch auch das „Herr der westlichen Länder“. Er hatte die erste Anerkennung! Allerdings wäre es vermutlich schlicht zu unhöflich prompt zu gehen. Womöglich wären die anderen beiden Schutzherren dann gar nicht mehr in der Laune ihn zu empfangen oder ihren Prüfungen zu unterziehen. So sagte er, dem Protokoll zuliebe: „Ich grüße den Schutzherrn des Nordens, Yuki.“ Inu Yasha der nicht so recht wusste, was von ihm erwartet wurde, neigte diplomatisch ein wenig den Kopf, in vager Erinnerung an seine höfischen Zeiten. Bloß nicht Sesshoumaru und vor allem sich selbst durch einen unüberlegten Ausruf blamieren, zumal dieser Nordgott ja ganz freundlich schien. „Bitte, nehmt doch Platz, meine Gäste.“ Als die Beiden saßen, warfen sie noch einmal einen Blick herum. Ach ja, Krieger, dachte Yuki verständnisvoll. So war er einst selbst vorgegangen, als er noch jung und unerfahrener war. Da die Hexe mit dem Ramen noch nicht da war, sollte er wohl ein wenig Konversation machen. „Das letzte Mal, als ich jemanden eurer Familie sah, war euer Vater bei mir zu Gast.“ „Aber, der war doch gar nicht Schutzherr,“ konstatierte Inu Yasha, ehe er sich seiner vor wenigen Sekunden gefassten Vorsätze erinnerte. „Das ist wahr, junger Freund. Aber er war Regent und empfand es als höflich sich vorzustellen. Ein sehr ehrenwerter Mann. Nein, Schutzherr war natürlich euer, nein, dein Großvater, Sesshoumaru. Und davor euer Urgroßvater.“ Yuki erhielt einen Anblick, um den ihn viele beneidet hätten, da er als unmöglich galt: beide Hundejungen starrten mit sehr ähnlich überraschten Gesichtern erst sich, dann ihn an. Ihr Vater hätte beide nicht verleugnen können. „Wie meinst du das?“ entkam es dem Jüngeren, Sesshoumaru dachte sich es nur. Nun war es an Yuki erstaunt zu sein. „Euer gemeinsamer Urgroßvater war der erste Schutzherr des Westens. Sagt nur, ihr habt das nicht gewusst.“ Der Halbdämon wollte schon auf den großen Bruder schimpfen, ehe er bedachte, dass der so dumm nur dreinblickte wenn es ernst war. Nein, der hatte davon auch keine Ahnung gehabt. In dem unbewussten Gefühl den doch schützen zu sollen, übernahm er die Antwort. „Äh, nein. Mein Vater starb als ich geboren wurde, meine Mutter war ein Mensch, da hat mir keiner lange Reden über dämonische Familiengeschichten gehalten, weißt du.“ „Hm.“ Yukis Blick glitt zu dem Noch-nicht-ganz-Schutzherrn des Westens. „Erstaunlich, dass auch du das offenbar nicht wusstest. Nun gut. Ja, euer Urgroßvater war der erste Schutzherr des Westens. Er hatte zwei Söhne. Der Ältere sollte ihn als Schutzherr beerben, natürlich nur, wenn er alle Prüfungen bestand und die Anerkennungen erhielt. Das war dein Großvater, Sesshoumaru. Das Erbe trat ein, als der vermutlich mächtigste Hundedämon damals in der Schlacht gegen die Wasserdrachen aus dem fernen Osten jenseits des Ozeans fiel. Aber ohne dieses Opfer hätten wir alle als Schutzherrn versagt, gebe ich zu. - Nun, der Ältere bestand die Prüfungen und wurde Schutzherr. Der Jüngere war deswegen zornig. Er zog aus um sich ein eigenes Reich zu erobern ...“ Etwas an der Stimme des Herrn des Nordens verriet für wie unsinnig er diese Idee gehalten hatte. „Und er traf, das erzählte er später, einen toten Drachen und einen Menschen, der offenbar von seinem Schwert besessen worden war, und nun ebenfalls tot war. Das mächtige, verfluchte, Schwert wollte den Hundedämon übernehmen, aber er widerstand ihm und nahm es an sich.“ „Ach, So´unga,“ seufzte Inu Yasha. „Das versucht das idiotische Teil bei jedem. Äh, entschuldige, ich wollte dich nicht unterbrechen,“ korrigierte er sich hastig, bemüht doch als gut erzogen dazustehen. „Du hattest es also schon in der Hand und hast bestanden?“ Yuki verstand erneut, was wohl Ryujin an dem Jungen fand. „Nun gut. Er zwang dem Höllenschwert seinen Willen auf und rettete so doch einige Wesen. Während der nunmehrige Schutzherr des Westens heiratete und eine Tochter geboren wurde, bekam der Jüngere einen Sohn, euren Vater.“   Seine Eltern waren Cousin und Cousine gewesen, dachte Sesshoumaru. Wieso hatte das Mutter nie …. Sie hatte es nie erwähnt, weil sie angenommen hatte, sein Geschichtslehrer habe ihm solche Kleinigkeiten erzählt, dachte er dann resignierend. Weder der noch er selbst hatten Mutter gegenüber wohlweislich erwähnt, dass der Sohn lieber aus dem Fenster gesehen und Bäume gezählt hatte als sich den Unterricht anzuhören. Jetzt begriff er auch die leider zu deutlich erkennbare Erheiterung seiner Mutter, als sie ihm von Ryujins Angebot, Inu Yasha zum Schutzherrn des Westens zu erklären, erzählt hatte. Ihr war nur zu bewusst gewesen, dass es sich eben nicht nur um den Bastard ihres Ehemanns und Cousins handelte, sondern um den Urenkel des ersten Herrn der westlichen Länder. Kurz, sein kleiner Halbbruder kam nicht nur in Frage weil er SEIN Erbe war, ehe er selbst einen Sohn zeugte, der war es aus eigenem Recht, aus der Blutlinie. Es gab im weiten Westen keine anderen, männlichen, Thronfolger. Daher auch der Rundbrief des Drachenkönigs. Und ebenfalls Yuki war mehr als verwundert über die Ahnungslosigkeit. Natürlich. Man war gewöhnlicherweise daran interessiert, wer einem das Erbe streitig machen konnte. Er selbst war bloß nie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet dieser Halbhund … Ja, das erklärte Mutters Vergnügen nur zu sehr. Hatte er nicht da schon angenommen, sie amüsiere sich über seinen Patzer? Zumal, wenn sie mit Fug und Recht annehmen durfte, er wisse das eigentlich? Peinlich, dieser, sein, Schnitzer - und es bot auch nur geringen Trost, dass der Bastard das ebenso wenig gewusst hatte. Der war wild im Wald aufgewachsen, mit einem törichten Floh als Lehrer. Izayoi hatte von den Erbregelungen sicher eben so wenig Ahnung gehabt wie von der Tatsache, dass es überhaupt Schutzherren gab. Hatte diese menschliche Prinzessin eigentlich je erfahren, dass Vater ein Höllenschwert mit sich spazieren trug? Dass dieser von seinem Vater gerbt hatte? Nun gut, dass wusste dogar er, Sesshoumaru. Wenn er allerdings seinen verehrten Vater richtig einschätzte, hatte der seine Menschenfrau nicht mit solchen Dingen belasten oder verwirren wollen.   Der Herr des Nordens sah auf. „Ah, die Hexe kommt. Du wirst gleich etwas zu essen bekommen, Inu Yasha.“ „Äh, danke.“ Der Halbdämon bemühte sich wirklich um Benehmen. Außerdem war es angenehm etwas zu essen zu erhalten, super, den eigenen Namen von einem Gott, noch dazu dem Schutzherrn des Nordens so oft gesagt zu bekommen, höflich und ohne jede Herablassung. Kurz, bis auf die Tatsache, dass er bis eben nicht gewusst hatte, dass er eigentlich auch ein Erbanwärter war, fühlte er sich rundum zufrieden. Allerdings führte das zu etwas anderem. Der liebe Halbbruder hatte ihn doch auf diese Rundreise mitschleifen wollen. Er hatte sich ja schon gedacht, dass es da einen Haken gab – und den hatte er wohl gerade erfahren. Sie waren Konkurrenten. Hm. Der hatte aber so überrascht drein geblickt. Hatte der das auch nicht gewusst? Aber, wieso sollten sie dann zu zweit unterwegs sein? Sollte er das den doch recht nett wirkenden Yuki fragen? Oder würde er damit sich, und möglichst noch zusätzlich Sesshoumaru, als komplett dämlich darstellen? Noch mehr, als sie es wohl durch ihre offene Überraschung sowieso schon getan hatten? „Es wird ohnedies dunkel.“ Zeit für´s Abendessen. Weder der Gott noch der Hundedämon wussten, was der Halbdämon damit sagen wollte, aber sie schwiegen. Die kleine Hexe kam mit einem Kessel, der fast so groß war, wie sie selbst, in den Raum. Sie schätzte den Appetit eines Menschen als groß ein, multipliziert mit dem eines Dämons. So hatte sie einfach in dem Dorf einen Topf vom Feuer genommen und war zurückgekehrt, nachdem ihr die panischen Menschen versichert hatten es handele sich um Ramen. Sie stellte ihn vor den Gast. „Hier, das soll Ramen sein….“ Sie hatte das doch noch nie gegessen. „Äh, danke.“ Das würde Kagome doch sicher als richtig empfinden. So nahm der Halbdämon die Schöpfkelle und begann den Kessel zu leeren. Das schmeckte gut. Yuki musterte kurz seinen offenkundig hungrigen Gast, ehe er meinte: „Bereitet Matten für ihn vor. Und eine Decke.“ Das war zwar an niemand Bestimmten gerichtet, aber die Hexe und die Schneefrauen eilten davon. Schlafen? Sesshoumaru war für eine Sekunde empört, ehe er erkannte, dass dieses Angebot wohl nur für den verfressenen, müden Halbdämon galt. Ach du je. Hatte er sich schon wieder gerade als unfähig dargestellt? So meinte er nur, mit Blick auf die Feuerschale: „Mein jüngerer Bruder hält eine Menge aus.“ „Das habe ich nie bezweifelt. Keiner der Schutzherrn,“ erwiderte Yuki nur. Was einen der Halbbrüder empörte, den Anderen mehr als zufrieden machte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)