Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 10: Bekannte Pfade -------------------------- Weder Yuki noch Sesshoumaru schenkten dem vor sich hin essenden Halbdämonen einen Blick. Sie sahen auf die Feuerschale vor sich und spürten beide den Magielinien der nördlichen Länder nach. Der Eisgott sah endlich auf. „Ich stelle in der Tat fest, dass du das Bluterbe hast. Und eine Ausbildung erhalten. Der Westen kann sich froh schätzen wieder einen Schutzherrn zu bekommen. Wohin willst du als nächstes? Nach Ryuku?“ „Ja. Kennst du den Weg?“ „Der Weg, den ich ging, ist für euch versperrt. Ich bin ein Gott. Aber ich weiß, wie dein Großvater in das Drachenschloss gelangte. - Morgen früh geht von hier aus nach Südosten. Meine Hexe wird euch begleiten. In einem Tal am Meer, an einem Vulkan, werdet ihr Tora finden. Ein Katzendämon, stark und sehr ... unabhängig. Er kann euch den Weg zur grünen See weisen und ein Schiff besorgen.“ „Ein grüner See?“ erkundigte sich Inu Yasha und verriet damit, dass er durchaus aufmerksam war. „Die grüne See, mein Junge,“ korrigierte Yuki jedoch. „Es handelt sich um ein Feld im Meer, das fast kreisrund ist und von Schwimmpflanzen bedeckt. Mehr weiß ich nicht darüber. Nur, dass es von Schiffswracks umgeben ist, die die Drachen dort sammelten, um die Pflanzen einzudämmen. Von dort aus gibt es einen Zugang zum Schloss auf dem Grund des Ozeans. Ryujin hat keinen Grund es Besuchern einfach zu machen. Diese Schiffe werden sicher Schwierigkeiten bringen.“ Er bemerkte allerdings, dass keiner der Hundebrüder auch nur einen Gedanken daran verschwendete. „Vorsicht ist durchaus ein Teil der Tapferkeit, meine Lieben. Oh, Sesshoumaru, bei Tora sollte es dir möglich sein, die Hexe des Westens zu rufen, falls du Fragen hast. Dann allerdings erst wieder, wenn du im Westen selbst bist. Und natürlich der anerkannte Schutzherr. Hast du nun noch Fragen?“ Was sollte er für Fragen haben, dachte Sesshoumaru als erstes, ehe ihm einfiel, dass er wohl auf den Eisgott nicht sonderlich firm gewirkt hatte. „Ich denke, man muss sich überraschen lassen.“ „Das ist wahr. Und, wie man die eigene Hexe ruft, weißt du.“ Natürlich, hätte der Hundedämon um ein Haar gesagt, Inu Yasha tat es. „Der kann Seelen aus der Unterwelt rufen,“ verteidigte er seinen Halbbruder prompt. „Wie viel mehr so eine schräge Hexe.“ Die besagte Hexe des Nordens sah sich und ihre Schwestern beleidigt und holte bereits tief Luft, ehe ihr die Handbewegung ihres Herrn auffiel und sie lieber den Mund hielt. Der Gott des Nordens schätzte es nicht, wenn man Gäste beleidigte. „Nun,“ meinte Yuki mild. „Du hast wohl noch keine so fähigen Hexen kennengelernt.“ Ups, er sollte sich vermutlich korrigieren und erklären. „Bislang nur deine, die ist ja auch wirklich nett, und eine völlig bescheuerte, die Urasae hieß und die Welt erobern wollte, indem sie Tote wieder lebendig machte, aus Lehm.“ Leider auch Kikyou. „Oh.“ Der Eisgott sah zu der kleinen Hexe. „Kennst du sie?“ „Bedauerlicherweise,“ beeilte sie sich zu beteuern. Der Kleine kannte ja wirklich doch einiges. Und, diese Hexe als erstes kennengelernt zu haben, war bestimmt keine Empfehlung für die gesamte Zunft gewesen. „So was ist verboten. Der Einzige, der so etwas darf, ist der Herr des Himmelsschwertes, des Sargbetrügers, ja. Das war eine Ausnahme.“ Hm. Wieso blickte der Ältere der Hundejungen so unwillkürlich auf seine Taille. Ja, da trug er seine zwei Schwerter, aber … Ach du je. Sie zog ihren Rückschluss. Die Zwei hatten das Höllenschwert wieder in die Unterwelt befördert, der Ältere trug offenkundig Tenseiga – dann musste das Schwert, das dieser Halbmensch besaß, Tessaiga sein. Und wer, der etwas von Magie verstand und Kontakte hatte, hatte davon noch nicht gehört. Kein Wunder, dass diese Jungen als Schutzherr in Betracht gezogen wurden, obwohl sie doch kaum dem Welpenalter entwachsen waren. DAFÜR waren sie wohl sehr stark und in ihrer Magie mächtig. Nun gut. Es würde amüsant sein, wann die Halbbrüder sich die Zusammenarbeit aufkündigten, mit diesem Ziel vor Augen. Es konnte ja schließlich nur einen Gebieter des Westens geben. Der Herr des Nordens streifte unwillkürlich ein Eiskristall aus seinen Haaren. „Töricht war sie dann. Und anscheinend noch törichter, dir in den Weg zu laufen, Inu Yasha. „Äh, ja.“ Etwas geschmeichelt machte sich der Halbdämon an den Rest des Eintopfes. Sesshoumaru wollte etwas sachlicher werden. „Tora ist ein Katzendämon und unabhängig, erwähntest du. Sollte man dem entnehmen, dass du diesen Vulkan, geschweige denn den Bewohner, nicht kontrollierst?“ „Natürlich tue ich das.“ Yuki legte die Hände auf die Sessellehnen. „Aber dort gibt es nun einmal eine Ausnahme, Verbindung zu der Hauptinsel, den westlichen und östlichen Ländern. Tora ist nur zu zähmen, wenn sich alle diese drei Schutzherrn einig sind. Nun, ich habe dich anerkannt, Ryujin schreibt Briefe – es sollte machbar sein.“ „Und die Hexe zeigt nur den Weg.“ „In der Tat. Oh, nicht, dass ich daran zweifeln würde, dass du, ihr, den Weg allein findet, aber so wird es schneller gehen.“ Schon wieder, dachte der Hundedämon, in wenigen Minuten, war er bei dem Gedanken, diesem Schutzherrn des Nordens den Hals umzudrehen. Nur, dass das vermutlich nicht nur unmöglich, sondern auch töricht gewesen wäre, in mehr als einer Beziehung. Yuki nickte langsam, als käme ihm eine Idee. „Während Inu Yasha sich erholt, kannst du auf meinen Aussichtsturm gehen, Sesshoumaru, und dir die nördlichen Länder und ihre Magie ansehen. Ich bin sicher, das ist eine einmalige Angelegenheit.“ Das war es in der Tat, dachte der so Eingeladene. Als „echter“ Schutzherr benötigte er die Kenntnis, um mit Yuki Kontakt aufnehmen oder gar zusammenarbeiten zu können. Aber eben als Herr des Westens würde er nie wieder herkommen. „Ich danke dir.“ Das war hoffentlich höflich genug und bedeutete für ihn eine Nacht in der Meditation der Macht – sollte der Halbhund doch schlafen. Das konnte nur besser für ihn selbst sein, wenn sie zu Ryujin gelangten. Der Drachenkönig würde doch dann sehen, wer was konnte – und wer nicht.   Nach einer ruhig verbrachten Nacht trafen sich die Hundebrüder mit ihrem Gastgeber wieder in dessen Haupthalle, wo die kleine Hexe bereits neben einer Feuerseele stand. „Guten Morgen,“ murmelte Inu Yasha, eingedenk der Manieren, auf denen Kagome bestand. Yuki lächelte fein. Ihm war nicht entgangen, dass der Halbdämon zwar tief und fest geschlafen hatte, dabei jedoch sein Schwert in den Armen hielt – und dass das seine eigenen Mittel hatte seinen Besitzer auch so unaufmerksam zu schützen. „Die Hexe des Nordens wird euch über eine Abkürzung nach Süden bringen, denn ich vermute doch, dass ihr eure Rundreise ein wenig beschleunigen wollt.“ Er wartete die Bestätigung gar nicht ab. „Darum wird sie euch einen etwas ungewöhnlichen Pfad führen, durch das Jenseits. Ich glaube jedoch, dass euch das nichts ausmacht, zumal dir, Sesshoumaru, als Tenseigas Träger.“ Außer, dass diese toten Seelen mehr als zudringlich wurden, wenn sie sein Schwert bemerkten, nein, dachte der Hundedämon prompt. „Keh,“ machte sein Halbbruder unverzüglich. „Wir waren schon oft genug da, ja.“ „In Ordnung.“ Der Schutzherr des Nordens gab durch nichts zu erkennen, dass er gerade ein wenig irritiert wart. Es war immerhin ein Privileg der Schutzherrn ihre jeweiligen Hexen im Jenseits kennen zu lernen. Dass Sesshoumaru schon einmal in der Anderswelt gewesen war, als Bluterbe und zumal Träger Tenseigas war kaum verwunderlich. Aber wieso hatte das der Halbdämon vermocht? Und anscheinend das auch noch öfters? Aber es wäre vermutlich sehr unhöflich die Bezwinger So´ungas danach zu fragen. Das hing vermutlich eben damit zusammen. „Wenn ihr mich nun verlasst, folgt der Hexe bis in den Zwischentunnel. Dort wird sie abbiegen. Danach folgt ihr einfach immer weiter. Auf diese Art gelangt ihr in kaum einem Tag bis zu dem Vulkan am Meer, der Toras Zuhause ist. Danach liegt es an euch.“   Da die Hexe des Nordens sich nur höflich vor ihrem Herrn verneigte, ehe sie sich abwandte und zu dem Tunnel ging, durch den sie gestern hereingeführt worden waren, wandten sich auch die Halbbrüder nur schweigend ab und folgten ihr. Was nur hatte Yuki mit abbiegen gemeint? Sie waren doch von außen, von dieser endlosen Treppe aus, hereingeführt worden. Es hatte keinen anderen Weg gegeben …. In diesem Moment schien die Feuerseele zu verschwinden, ebenso die Hexe vor ihnen in der Dunkelheit. Im nächsten Sekundenbruchteil spürten die mehr als überraschten Gäste, dass der Boden unter ihren Füßen verschwunden war und sie in die Tiefe stürzten. Es war die beidseitige Erfahrung mit solchen Situationen, die sie zwar geräuschlos Yuki und seiner Hexe jede Menge Flüche anwünschen aber sie dennoch unten weich landen ließ. Wo auch immer unten war. Sie blickten sich gefühlsmäßig um, aber außerhalb des Lichtscheins der Feuerseele war nichts zu erkennen. Sofern sie jedoch ihren Nasen und anderen Instinkten vertrauen durften, befanden sie sich nicht mehr in ihrer Welt. „Tolle Überraschung, Hexe,“ murrte der Halbdämon. „Hast du noch so etwas auf Lager? Dann solltest du es in deinem eigenen Interesse vorher ankündigen.“ „Aber der Herr sagte Euch doch, dass wir ins Jenseits reisen. Das ist doch nie sehr angenehm, oder?“ Sie hatte durchaus mitbekommen, dass Beide angegeben hatten bereits in der Unterwelt gewesen zu sein. Und das war nicht gerade ein gewöhnlicher Aufenthaltsort, wenn sie das als selbst Tote so richtig betrachtete. Nicht für Lebendige. „Stimmt auch wieder,“ gab Inu Yasha zu. „Dann geh mal los. Aus dem Jenseits sollte man bald wieder draußen sein.“ „Ja, Herr,“ sagte die bereits seit geraumer Zeit tote Hexe, der dieses nur in Zusammenarbeit mit Yuki vergönnt war. Immerhin.   So begann eine seltsame Prozession durch das Dunkel der Unterwelt. Voran die Feuerseele, deren warmes Licht hier nur zu willkommen war, gefolgt von der Hexe des Nordens, die auf der gleichen Höhe wie die leuchtende Kugel schwebte und nun einen Stab in der Hand hielt, dessen Spitze glomm, dahinter die Halbbrüder nebeneinander, beide sehr aufmerksam in die Schwärze lauschend und witternd. Etwas war dort, bewegte sich. Sie hatten alle beide die Seelen gesehen, die das Höllenschwert rufen wollte, Sesshoumaru kannte von seinem kleinen Abenteuer wegen Tenseiga und dem Pfad der Dunkelheit die Zudringlichkeit der Toten in Bezug auf das Schwert des Lebens. Leben, ja. Dieser Ausflug hatte ihn Rins Leben gekostet. Seine Mutter hatte sie gerettet, aber das würde nicht noch einmal gehen.   Die Hexe des Nordens wurde unruhig. Immer wieder sah sie sich um, ehe sie ihren Zauberstab schwang und einen Lichtstrahl aussendete. „Seid doch nicht so aufdringlich!“ rief sie, um hastig erklärend zu ergänzen: „Das machen sie sonst nicht, edle Herren.“ Nur keinen Tadel oder Ärgeres von ihrem Herrn heraufbeschwören. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das waren seine Gäste. „Sie kommen immer näher,“ erklärte Inu Yasha das auf der Hand Liegende, ehe er zu seinem schweigsamen Nebenmann guckte. „Sie spüren Tenseiga, oder?“ Um ein Haar hätte er „großer Bruder“ ergänzt, aber das wäre dem wohl zu viel geworden, Annäherung der letzten Tage hin oder her. Und auf ein weiteres Duell in der Unterwelt konnte er verzichten, auch, wenn Vaters etwas demoliertes Skelett hier nicht zu sehen war. Eigentlich war gar nichts zu sehen. Der Hundedämon starrte geradeaus. Wieso erzählte das Halbblut stets das Offensichtliche? Ja, das taten die Toten. Und die Sehnsucht nach Licht mochte ihr Übriges tun. Aber da gab es keine andere Lösung als hier durchzugehen. So schnell wie möglich. „Beeile dich, Hexe.“ „Ja, gewiss, Sesshoumaru-sama. Und zur Sicherheit ...“ Sie schwang erneut ihren Zauberstab. Zwar war sie selbst schon lange verstorben, aber da sie regelmäßig den Schutzherrn des Nordens aufsuchen musste, war sie durchaus an das Tageslicht und die Welt noch so gewohnt, dass sie die Anziehung des Lebensschwertes nicht spürte. Eine Halbkugel entstand um die kleine Gruppe, ein Bannkreis. Sie hoffte, dass der so lange halten würde, bis sie an dem Ausgang waren. Aber, um es mit Menschen zu sagen: die Strecke durch die Unterwelt war eben deutlich kürzer für eine magiekundige Person als der Fußweg zurück von Daisetzusan nach Urokawa, in dieser Gegend lebte Tora. „Kusch! Aus! Ihr habt hier nichts verloren!“ Das würde kaum etwas bringen, dachten die Hundebrüder prompt. Die Toten wollten leben, das war klar. „Apropos, müsste hier nicht auch irgendwo dieses So´unga rumlungern?“ fragte Inu Yasha plötzlich. „Das fehlte noch!“ entkam es der kleinen Hexe ohne weiter Nachzudenken. Nie wieder diese Klinge, nie wieder diesen Namen! „Na, ich kann nicht behaupten, dass mir dieses verrückte Schwert je gefehlt hätte.“ Aber er war doch froh um den Bannkreis. Das Gefühl aus tausend Augen beobachtet zu werden, das leise Flüstern und Rascheln um sie, das immer näher kam – am liebsten hätte er Tessaiga gezogen, aber er wusste, dass das nicht das Schwert der Wahl gegen Tote war. Überdies wollte er sich auch nicht vor Halbbruder und Nordhexe als feige darstellen, denn zumindest der Herr Hundedämon schritt gemächlich dahin, so, als wäre überhaupt nichts los. Dabei hörte der das Wispern in der Nacht um sie doch sicher und, da Tenseiga an dessen Hüfte aufstrahlte, fühlte der doch bestimmt auch das Pochen der magischen Klinge in der Scheide, so, wie er selbst bei Tessaiga. Es waren eben Zwillingsschwerter – und, da konnte man sagen, was man wollte über den alten Kauz: schmieden konnte Toutousai wirklich. Aber diese schemenhaften Gestalten um sie schienen dermaßen vom Licht und Tenseiga angelockt zu werden, sie drängten sich um sie, schon fast im Licht, drückten sich gegen den Bankreis. Gruselig. Er sah wieder seitwärts. „Wir sollten uns wirklich beeilen. Nimmst du die Feuerseele, ich die Hexe?“ Sesshoumaru war um ein Haar erleichtert, dass er sich nicht allein um alles kümmern musste. So erwiderte er nur: „Weg!“ Immerhin konnte ER diesen Befehl geben, hatte der Halbhund doch erkannt, dass er der Ranghöhere war. Hoffentlich würde das Inu Yasha auch diesem senil gewordenen Drachenkönig erzählen, dachte er noch, ehe er mit der Linken die Feuerseele fasste, der so etwas in ihrem gesamten Untod noch nie widerfahren war. Dann sprang er weiter, sicher, was gleich passieren würde. Die Hexe, die noch immer den Bannkreis aufrecht halten musste, sah fast entsetzt, wie ihr lichtwerfender Begleiter gepackt wurde, als auch sie einen festen Griff im Nacken spürte und mitgerissen wurde. „Komm schon,“ befahl Inu Yasha hastig. „Wir müssen hier weg, alte Hexe. Du kannst die kaum lange aufhalten. Und dann können wir Zwei nur noch kämpfen, was aus dir wird, kann ich dir nicht sagen, aber du scheinst ja auch Angst vor denen zu haben. Also, halte deinen Zauber aufrecht.“ Er beeilte sich, den weiten Sprüngen seines Halbbruders zu folgen, die schon fast ein Fliegen waren. Der Bannkreis der Hexe des Nordens und das Licht der Feuerseele schützten, aber beides mussten beisammen sein, ebenso wie bei Tenseiga, das offenbar den Käse in der Falle darstellte. Sozusagen. Jedenfalls waren die Toten hinter ihnen her, unter ihnen, vor ihnen. Nur der Bannkreis schützte sie noch. Und die Tatsache, dass Sesshoumaru anscheinend ohne weiter nachzudenken die Feuerseele nach rechts und links schwingen ließ um so Licht in das Dunkel zu bringen. Ob man das bei der Hexe auch versuchen sollte? Lieber nicht. Er wusste, wie es war seekrank zu werden, und wenn er sie zu heftig schüttelte, würde das auch auf ihn unerwünschte Nebenwirkungen haben. Lieber ein Duell mit Untoten. Wobei, die Hexe war ja eigentlich auch tot? Was für ein Wirrwarr. Warum gleich noch einmal hatte er sich breit schlagen lassen, mit dem ach so tollen Hunde-fast-Schutzherr durch die Gegend zu touren? Jetzt rannte er hier durch die Unterwelt und schwenkte eine Hexe, verfolgt von Leuten, die gern wieder am Leben wären, in der Hoffnung, seinen Halbbruder und das Licht, das der in der Pfote hatte nicht zu verlieren ….Wie sollte er das nur Kagome erklären, die sich doch bestimmt schon Sorgen um ihn machte? Wie schön wäre es jetzt auf einer Frühlingswiese zu sitzen und die Kräuter pflückende Kagome zu bewachen.   Sesshoumaru bemerkte plötzlich, dass sich die Feuerseele in seiner Klaue widerstrebte, nach oben wollte. Was war jetzt los? Da er nicht annahm, das sei ohne Grund, warf er im nächsten Sprung einen raschen Blick hinauf. Da war eine Art Schacht, ein Kamin, oder wie man das nannte. So änderte er die Richtung. Wusste diese Seele etwa, dass da der Ausgang war? Dann wäre es nur beschämend dem guten Rat nicht zu folgen, zumal der kleine Feuerball sich sofort wieder ruhig in seine Hand fügte. „Ah, der Ausgang,“ hörte er auch prompt die kleine Hexe hinter sich seufzen und die etwas knurrende Antwort seines Halbbruders: „Wird auch Zeit, die kommen echt lästig nahe!“ Immerhin zog der Narr nicht Tessaiga. Das hätte noch gefehlt, den schützenden Bann zu zerbrechen.   Keine zwei Sekunden später fand sich das ungewöhnliche Quartett wieder unter dem heiteren Frühlingshimmel. Sie standen auf einem Sporn eines hohen Berges, um sich Frühlingsblumen, unter sich, vor sich den weiten Ozean. „Geschafft,“ seufzte die Hexe des Nordens, nur um gleich zwei Augenpaaren in Gold zu begegnen. „Äh… nicht?“ „Dass du daran gezweifelt hast,“ übernahm Inu Yasha die Antwort. „Wir sind da schon öfter rausgekommen. Nur zum Mitschreiben: wir sind tapfer, genial und unbesiegbar.“ „Niemand ist unbesiegbar, Inu Yasha,“ tadelte in einer ihn selbst überraschenden Erinnerung an den gemeinsamen Vater Sesshoumaru. Der Jüngere sah ihn auch nur an, als könne er diese Aussage nicht fassen. „Ja, edler Schutzherr,“ beteuerte die Hexe prompt, froh, wenigstens einen vernünftigen Mann dabei zu haben. „Da unten ist Tora, in der Bucht.“ Sie deutete hinunter. Die Hundebrüder folgten der Angabe und waren überrascht. Hatte es nicht geheißen Tora sei ein Katzendämon, männlich und ziemlich unabhängig? Dort, in der halbrunden Bucht, deren Ränder aus abgekühlter Lava gebildet wurden, lehnte eindeutig eine riesige Frau in Menschengestalt, deren lange blonde Haare sich über die schwarze Lava ergossen, und die offensichtlich sehr entspannt wirkte. Ihr Unterleib war vom Wasser verborgen, aber sie mochte mehr als vier Meter haben. Das war doch nie im Leben eine Katzendämonin? „Äh, ja,“ ergänzte die Hexe verlegen. „Ihr solltet da hinunter gehen. Wenn ihr Tora überzeugen könnt, wird er euch sicher helfen zu diesem Schiffsfriedhof zu kommen.“ „Ich dachte, das heißt die grüne See?“ erkundigte sich der Halbdämon, den Schiffsfriedhof schon wieder unangenehm an Untote erinnerte. „Beides, Herr, beides.“ Und die Hexe des Nordens samt Feuerseele löste sich in Luft auf. „Na toll. Und jetzt, großer Bruder?“ Das klang ja schon mal nett. Allerdings: der Spott in den letzten beiden Worten verriet, dass Demut und Unterordnung noch immer nicht zu den Tugenden des Halbblutes gehörten. Leider war die Lage auch nicht so, dass er ihm das heimzahlen konnte. Erst mal mussten sie gemeinsam beim Drachenkönig ankommen. So erwiderte Sesshoumaru nur mit zusammengepressten Zähnen: „Gehen wir.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)