Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 11: Zur Grünen See -------------------------- Die Halbbrüder stiegen langsam den Berg hinunter. Manche Gerüche hier waren ihnen fremd, manche Blüten, aber sie ließen die Augen nicht von der großen Frau, die dort in einer ganzen Bucht wie in einem Bad lehnte. Sie hatte sie entdeckt, daran gab es kaum Zweifel, denn sie beobachtete sie. Aber erst, als die wohl unerwarteten Gäste auf der Höhe des Meeres angekommen waren, hob sie eine Hand. Von ihrem Leib, bislang verborgen zwischen ihren Brüsten, sprang ein deutlich kleinerer Mann, durchtrainiert und muskulös, wie sein gebräunter Oberkörper verriet. Weiter unten trug er eine grüne Hose mit schützenden Lederblättern um seinen Unterleib. Auch Leder um Unterarme und Hals verrieten, dass er kämpfen konnte. Er trug sein helles, fast weißes, Haar zu einem Zopf zusammengebunden und war eindeutig ein Katzendämon in seiner Menschenform. Mit einer nur scheinbar lockeren Handbewegung seitwärts war er mit einem Schwert bewaffnet. Er starrte die stehengebliebenen Halbbrüder an, als er sich langsam auf sie zubewegte. „Verflohte Köter? Hier, bei mir? Lebensmüde oder so etwas?“   Inu Yasha nahm an, dass sein großer Bruder ebenso wenig über diese Anrede erfreut war wie er selbst. „Keh! Das ist eine Frage, die du gern ausprobieren kannst.“ Er legte die Hand bedeutungsschwer an Tessaiga. Sesshoumaru beschloss einzugreifen, ehe er nie zu Ryujin fand, geschweige denn samt dem Halbhund. Undenkbar, sich derart im gesamten Land bloßzustellen. „Yuki sagte, du kennst den Weg zur Grünen See und damit dem Schloss auf dem Boden des Ozeans.“ Der Katzendämon entspannte sich etwas, musterte die Neuankömmlinge aber noch immer, als könne er es nicht fassen, ehe er begriff. „Schön. Ihr Narren wollt zu Ryujin.“ Er lachte auf. „Als ob nicht jeder weiß, dass die Drachen auch den harmlosesten Leuten die Kehle raus reißen, weil die ein falsches Wort sagen. Ich wusste gar nicht, dass der Herr des Nordens über so subtilen Humor verfügt.“ „Wenn du keine Ahnung hast, solltest du die Klappe halten,“ zischte der Halbdämon prompt. Schutzherren und uralte Pakte hin und her – er ließ sich doch nicht von einem dahergelaufenen Kater beleidigen! Schön, hier musste er wohl wahrlich selbst reden, ehe dieser Narr von Halbdämon noch alles vermieste, erkannte Sesshoumaru innerlich seufzend. „Yuki hat mich anerkannt, Ryujin eingeladen. Noch Fragen?“ Tora realisierte zum ersten Mal nicht nur die dämonische Energie, die sich da vor ihm aufgebaut hatte. Sein Revier lag hier auf den Schnittstellen dreier Schutzherren, da vor Zeiten das noch ein einziges Land gewesen war. Ja, da kannte jemand diese unsichtbaren Verbindungen. Und das war kein Dämon vom letzten Haken. Yuki sollte den anerkannt haben? Es gab eigentlich nur einen entsprechenden freien Posten, dort im Westen. Und ja, da hatten schon seit Jahrhunderten, um nicht zu sagen, Jahrtausenden, die Köter ihre Pfoten drauf. Sollte er als Probe verlangen, dass der mutmaßliche Schutzherr die Hexe des Westens beschwor? Lieber nicht. Der konnte das vermutlich – solch einen Titel maßte sich niemand an, der nicht komplett verblödet war, Hund hin oder her. Selbst diese besaßen normalerweise einen gesunden Überlebensinstinkt. „Keine Fragen,“ bestätigte er daher. „Ich vermute, du willst dich dann als neuer Schutzherr des Westens auch von dem Drachenkönig anerkennen lassen. Du weißt sicher, was er von euch Hunden hält.“ Und das war deutlich weniger als nicht viel. „Kennst du jetzt den Weg zu dieser grünen See samt Schiffsfriedhof? Oder verschwendest du nur unsere Zeit?“ Inu Yasha wurde zusehends ärgerlicher komplett missachtet zu werden. Allerdings entging ihm nicht, dass sich die riesige Frau in der Bucht dort hinten etwas zu aufmerksam aufrichtete. Unterhalb ihrer Taille glitzerten in der Frühlingssonne Fischschuppen. Eine gigantische Meerjungfrau. Naja. Dieser Kater schien ja durchaus interessante Bekannte zu haben. Und eine ziemlich originelle Schlafgelegenheit. Oder so. „Inu Yasha.“ Der Fast-Schutzherr-des-Westens wusste gerade, zum Glück für alle, nicht, wem der beiden Narren er als erstes erzieherische Maßnahmen zubilligen sollte. Tora zuckte etwas die Schultern, ließ sein Schwert jedoch verschwinden, sicheres Zeichen, dass er es vermocht hatte, es aus ihm selbst zu erschaffen. Und damit, dass er ein Dämonenfürst der oberen Ränge war. Schutzherr war natürlich noch einmal eine andere Sache – und er würde sich mit keinem der lieben Nachbarn anlegen, geschweige denn mit allen Dreien. Yuki allein wäre hier, auf dessen Territorium, schon ein heikles Thema. Und ein erfahrener Kater wusste, trotz seines ausgeprägten Selbstbewusstseins, wann er zurückzustecken hatte. „Nun ja, ich habe keine Ahnung wo genau sich die Grüne See befindet, aber die liebe Namiko weiß es.“ Er wandte den Kopf zu der Meerjungfrau. „Namiko, mein Schatz, siehst du ein Problem darin zwei suizidgefährdete Hunde auf den Schiffsfriedhof in der Grünen See zu bringen?“ Da die so Angesprochene beide Hände hob, sah er erneut zu seinen Besuchern. „Nun, sie wird euch sicher auch sagen können, wie ihr den Zugang nach Ryuku findet. Ich persönlich war da noch nie.“ Gelegentliche Besuche von Drachen oder gar deren König reichten ihm völlig. Vor allem nach dem Tod seiner Söhne war der alte Knabe mehr als verknöchert, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber, bitte. Es gab da ja wohl die uralte Regel, nach der sich ein Schutzherr von allen anderen anerkennen lassen musste. Viel Spaß. Zu schade, dass er dem Tod dieser Hundejungen nicht beiwohnen konnte. Ryujin würde sich Mühe mit seiner Phantasie geben, zumal ja ein Hund seinen Ältesten auf dem Gewissen haben sollte. „Dann kommt. Und noch ein paar Verhaltensmaßregeln. Namiko-Schatz wird euch hinschwimmen. Ihr werdet euch brav zwischen ihre Schulterblätter setzen und euch meinetwegen an ihren Haaren festhalten. Fragen sind erlaubt, je nachdem, ob sie euch antworten will. Betatschen nicht. Berührt ihr sie an Flosse oder sonst wo, wird sie euch mindestens in das Meer werfen. Besser noch, euch fressen lassen. Falls ihr es nicht wissen solltet: außer Drachen befehlen auch Meerjungfrauen hier allerlei Tieren und sonstigen Leuten. Kommt. Und ich bedaure wirklich zutiefst, dass ich eure Ankunft in Ryuku nicht beobachten kann. Wenn ihr je dahin kommt. Diese Schiffswracks sind laut den Meerjungfrauen nicht gerade unbewohnt.“ „Klingt wirklich verheißungsvoll. Aber du hast natürlich keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast,“ erwiderte Inu Yasha sofort. „Nun, der da ist wohl der potentielle Schutzherr des Westens,“ gab Tora umgerührt zu. „Aber wer oder was du sein sollst ist mit schleierhaft, Halbmensch.“ „Kein Leibwächter,“, gab Sesshoumaru prompt zu Protokoll, in Anbetracht der Tatsache, dass das ein Idiot schon vermutet hatte. „Mein Erbe.“ Hoffentlich merkte der Katzdendämon nicht, dass er das mit zusammengepressten Zähnen sagte. „Oh.“ Zum ersten Mal wirklich interessiert musterte Tora den Jüngeren der Halbbrüder und dessen Schwert. „Der Erbe. Ja. Und einfacher, alle Anerkennungen auf einmal zu holen, natürlich. Interessante Klingen, die ihr da habt, alle zwei. Schutzherr und Krieger, wie amüsant. - Ah.“ Die Meerjungfrau hatte sich umgedreht und lag nun mit dem Bauch nach unten im Wasser, jetzt deutlich auch den geschuppten Unterleib zeigend. „Steigt auf. Aber, wie gesagt – Namiko-Schatz ist recht impulsiv.“ Zwischen die Schulterblätter, hatte dieser missratene Kater gesagt? So machte Sesshoumaru den Sprung und blieb dort stehen. Hm. Hoffentlich tauchte die Meerjungfrau nicht. Er kannte deren Schwimmstil nicht. Inu Yasha folgte dem Beispiel. Eigenartige Unterlage, fand er. Namiko seufzte theatralisch auf. „Der Kleine hat kalte Füße, Tora.“ „Du bist eine Meerjungfrau,“ erwiderte Inu Yasha gekränkt. „Ich dachte, du lebst im kalten Ozean.“ „So kalt ist er nicht.“ Aber sie wandte den Kopf zu dem Katzendämon. „Bis später, Liebling. Und, du bist mir etwas schuldig.“ Beide Halbbrüder hatten den Eindruck als ob Tora nicht unbedingt begeistert war, aber er lächelte breit, ehe er sich buchstäblich in Luft auflöste.   Während sich die Meerjungfrau bäuchlings auf das Wasser legte und mit dem Kopf nach oben, angetrieben von ihrem auf und ab schlagenden Schwanz, mit den Händen wie beiläufig steuernd, hinaus auf den momentan im wahrsten Sinne des Wortes stillen Ozean bewegte, bedachten beide Hundebrüder, was sie da gerade gesagt hatte. Ein Kater und eine Meerjungfrau? Bei beiden reichte die Vorstellung, um diesen Gedankengang rasch abzubrechen. Aber dann war es sowieso wichtiger, nach einer der langen Haarsträhnen zu greifen, die um sie wehten, um nicht hinunterzufallen oder auch nur Namiko zu belästigen, als sie ihr Tempo beschleunigte.   Es dauerte, bis Inu Yasha einen Blick zurückwarf. Da er das Land nicht mehr erkennen konnte, fragte er doch: „Wie weit ist es denn zu dieser Grünen See, Namiko?“ „Es wird wohl dunkel werden,“ erwiderte die Meerjungfrau, doch etwas geschmeichelt, dass sie sich ihren Namen gemerkt hatten. Einer war also der nächste Schutzherr des Westens? Es schadete nie, mächtige Männer zu kennen, sagte Mama doch immer. „Und was ist das eigentlich?“ „Geht ihr immer in Sachen, die ihr nicht kennt? - Dort wachsen riesige Pflanzen. Ihre Wurzeln sind auf dem Meeresgrund, ihre Blätter an der Oberfläche. Und das sind sicher mehr als tausendmal die Höhe von dem Größeren von euch. Sie wucherten, sagte mir meine Mutter, und so kamen die Meerjungfrauen und die Drachen überein sie zu stoppen. Unter ihnen ist es dunkel, es gibt kein Leben. Die Drachen brachten alle Schiffe, die sie oder der Wind zerschlugen, und formten einen Kreis. Die Pflanzen wachsen nur noch in diesem.“ „Das ist dann der Schiffsfriedhof?“ Inu Yasha schrie es fast, denn bei dem Tempo gab es Gegenwind und auch die Gischt, die die Meerjungfrau auslöste, spritzte immer heftiger um sie. „Ja, dort setze ich euch ab.“ „Und wie kommen wir dann nach Ryuku?“ „Ein Schiff im inneren Kreis. Dort geht eine Treppe hinunter.“ „Nicht schon wieder eine Treppe!“ „Nun, ihr könnt ja kaum tauchen.“ „Äh, ja, klar. Aber das geht doch unter Wasser.“ „Ein Bannkreis. Ich weiß es nicht.“ Namiko zuckte ihre riesigen Schultern, woraufhin ihre Passagiere fast den Halt verloren und Inu Yasha einen mehr als vorwurfsvollen Blick seines großen Bruders erntete. Daher ergänzte er eilig: „Ja, natürlich. Du tauchst sicher.“ „Nein, Kleiner. Ich tauche sicher nicht zum Schloss der Drachen, außer, Mama würde es mir befehlen. Aber sie hängt an ihren Töchtern.“ Damit schien für die Meerjungfrau die Unterhaltung beendet und so schwiegen auch ihre Passagiere – nicht, ohne sich zu fragen, was sie bei dem Drachenkönig erwarten würde.   Namiko bewies ihre Kenntnis des Ozeans, als sie ihr Schwimmen stoppte und die Sonne fast den Horizont berührte. „Dort vorn,“ erklärte sie. Die Hundebrüder bewegten sich unwillkürlich auf ihr einen Schritt vorwärts, sinnlos, aber instinktiv. Vor ihnen erkannten sie die Schatten diverser Schiffe unterschiedlichster Arten. Von hier aus wirkte es wie eine Front, aber es sollte wohl ein Kreis sein. „Wo fangen wir an?“ erkundigte sich Sesshoumaru. „Ich bringe euch zu einem der äußeren Schiffe.“ Namiko ignorierte, dass ihre Passagiere keine Ahnung hatten, was das bedeuten sollte. „Von dort aus müsst ihr suchen.“ Im langsameren Näherkommen erkannten die Halbbrüder, dass sich die Schiffswracks in einem Kreis befanden. An einer Stelle jedoch ragten sie wie ein Schwanz in das Meer. Das musste es sein, wovon die Meerjungfrau gesprochen hatte. Und dann? Daran verschwendete keiner einen Gedanken. Sie würden den Tunnel durch das Wasser in das Drachenschloss sicher finden. Das war einfach Fakt und so sprangen sie vom Rücken Namikos auf das nächste Schiff, als die Meerjungfrau anhielt. „Danke, Namiko,“ sagte Inu Yasha doch noch höflich. Immer nett zu Frauen, das predigte ihm Kagome und hatte früher auch schon Kikyou. Naja. Wenn die einen nicht gerade überfielen oder mit einem Schwert aufkreuzten, schränkte er in Gedanken sofort ein. Die Meerjungfrau lächelte ihn auch an, ehe sie bewies, warum sie eben das war und abtauchte. So wandte sich der Halbdämon um. Sein Halbbruder betrachtete nicht nur das Schiffswrack auf dem sie gelandet waren, sondern alle, die man von hier aus erkennen konnte. Und vor allem das tiefgrüne Blattwerk zwischen den Schiffen, die einen Kreis von sicher fast hundert Kilometern bildeten. „Was ist das denn für Gewächs?“ erkundigte er sich, ehe er sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte. Musste er denn schon wieder seine Unwissenheit demonstrieren? Myouga war fällig, so was von …. Sesshoumaru ertappte sich bei dem Wunsch dem unseligen Flohgeist nicht nur alle Haare, sondern auch alle Gliedmaßen einzeln auszurupfen. Leider musste er bis zu der Ankunft in Ryuku noch auf großer Bruder machen. Nur bis dahin noch, tröstete er sich. „Das nennt man Tang.“ Der überaus erfreute, weil sehr positiv überraschte, kleine Bruder fragte nur: „Den kann man essen?“ Da sich der Hundedämon bei einem Würgereflex ertappte: „Nein.“ Dieses Halbblut zog eindeutig zu viel mit Menschen herum. „Gehen wir.“   Das Wrack, auf dem sie sich befanden, war eindeutig eines – es bestand nur aus einem Hinterschiff, dessen vorderes Teil samt Kajüte von offenbar gewaltigen Kräften in andere Schiffstrümmer gerammt worden war, die immerhin kompletter erschien. Allerdings zeigte auch dort der zerstörte Mast und das wörtliche Bei-Seite-Liegen, dass auch der Untergang bereits erfolgt war.   Staub drang in die feinen Hundenasen, ehe sie über das Deck liefen, behutsam, um keine möglichen, schlafenden, Monster zu wecken. Es würde viel zu viel Zeit kosten alle Hindernisse mit dem Schwert zu beseitigen. Sie wollten in das Drachenschloss und das so rasch wie möglich, da waren sich alle beide stillschweigend einig. Mit einem Satz waren sie auf dem nächsten Schiff und sprangen dort auf die Seite der Kajüte, die nun nach oben zeigte. Es wurde langsam dunkel – das konnte noch Ärger bedeuten. Sie sahen zwar beide im Dunkeln, aber in der Nacht waren zumindest an Land andere Geschöpfe unterwegs als bei Tage – und kaum erfreulichere. Von hier aus konnte man deutlich erkennen, dass die Schiffe rund um die riesigen Pflanzen geschoben worden waren, deren Wedel eine dichte, geschlossene Oberfläche auf dem Wasser bildeten. „Das sieht fast so aus, als ob man darauf laufen kann,“ meinte Inu Yasha nachdenklich. „Nein.“ Auf was für Ideen kam denn das Halbblut noch alles? Das „Nein“ hatte verdächtig nach „Idiot“ geklungen und so fuhr der Jüngere aufgebracht fort: . „He, ich habe so etwas noch nie gesehen, also!“ Ein Duell direkt vor Ryujins Haustür wäre nur töricht und würde garantiert dessen Wachen anlocken. Solange er selbst nicht wusste, warum der Drachenkönig auf diese sinnlose Idee mit dem Bastard als Schutzherr des Westens gekommen war, musste er sich bedauerlicherweise zurückhalten. Nun gut. Danach stand ihm ja wohl der Weg frei. Und bis zu Amelo würde er diesen Narren garantiert nicht mitnehmen. Schön, eine letzte Erklärung. „Die Blätter schwimmen nur auf dem Wasser.“ „Ah, so wie in einem Sumpf.“ Inu Yasha war zufrieden etwas erklärt zu bekommen, ja, eingedenk der Tatsache, dass es so seit Tagen ging, wurde ihm etwas warm ums Herz. Das klang wirklich so nach „großer Bruder“. Er sollte sich nicht immer gleich so ärgern, sondern auch mal nachdenken, was er gerade schon wieder gesagt hatte – und, wie das rüberkommen musste. Er war doch kein Idiot. Nur wusste er eben manches nicht. Was natürlich dazu führen müsste, dass er mal ein oder zwei Wörtchen mit Myouga redete. Onkelchen hatte da wohl einiges vergessen. Nun gut, er musste auch bedenken, dass der ja eigentlich zwei Aufträge erhalten hatte: auf Vaters Grab aufzupassen und ein Auge auf ihn selbst zu haben. Vermutlich hatte sich Vater nicht gedacht, dass die letztere Aufgabe durch seinen eigenen, frühen, Tod und Mutters zu einer Mammutaufgabe werden würde. Hm. Hatte oder hatte Sesshoumaru den Befehl erhalten sich um ihn zu kümmern? Eher nicht, aus gleich zwei Gründen. Der und dessen Mutter waren ja wohl kaum über die zweite Ehe erfreut gewesen und zweitens: bei der bekannten Meinung des hochwohlgeborenen Bruders über Menschen und Halbblüter wäre das ziemlich kontraproduktiv gewesen. Naja. Jetzt ging er mit eben dem über einen Schiffsfriedhof auf dem Weg zum Drachenschloss. Und es wurde dunkel. Oh, er sollte machen, dass er hinterherkam. Wie das früher nur immer Rin und Jaken geschafft hatten? Der Idiot sagte ja nie etwas. So machte er einen Satz hinterher. „Woran sollen wir eigentlich erkennen, dass auf genau diesem Schiff der Tunnel nach Ryuku liegt?“ erkundigte er sich dann. „Magie? Damit habe ich es nicht so. Aber Tessaiga erkennt einen Bannkreis.“ Sollte er dazu etwas sagen? „Ich werde den Zugang finden.“ „Fein.“   Sie machten den Sprung auf das nächste Schiff, das wie von einer Riesenfaust in der Mitte eingeknickt hier lag. In der Mitte hatte sich Wasser gesammelt, ob von Regen oder Meer war nicht zu sagen. Der Geruch nach Staub, der bereits auf den ersten beiden Schiffen geherrscht hatte, verdeutlichte sich nochmals. Staub und noch etwas anderes, Lebendiges. „Spinnen!“ flüsterte Inu Yasha und fasste unwillkürlich nach Tessaiga. Schon Tora hatte ja angedeutet, dass man auf diesen Wracks nicht unbedingt allein war – und der Witterung nach waren es entweder viele oder große Spinnen – am Besten natürlich beides. „Kein Schwert, du Narr.“ Dieser törichte Halbmensch würde es noch fertig bringen auf einem hölzernen Schiff über einem nassen Abgrund mit Drachen und Meerjungfrauen die Windnarbe einzusetzen. „Schön.“ Dem Halbdämon war das ebenso klar, aber er entdeckte die Masse an kleinen, wuseligen Dingern in der Dämmerung, die soeben aus der Luke hinter ihnen kamen und eindeutig ein Ziel besaßen. Zu allem Überfluss kam da etwas Größeres hinterher. „Dann meinst du, dass wir abhauen sollten.“ Glaubte der etwa, er würde fliehen wollen? „Auch Rückzug ist eine Strategie, Inu Yasha,“ gab der potentielle Schutzherr des Westens daher zu Protokoll, eingedenk der Lektionen, die ihm Lehrer und sein verehrter Vater erteilt hatten. „Und nach vorne gehen.“ Sesshoumaru machte einen weiten, durchaus eleganten Sprung, der ihn über das Wasser in der Mitte des Schiffsrumpfes brachte. Unwillkürlich wandte er den Kopf, aber sein Halbbruder folgte ihm, wenngleich etwas mühseliger. Auch hier waren winzige Spinnen zu entdecken. Es wurde Zeit das nächste Wrack zu erreichen. So sprang er weiter. Das Deck hier war morsch und gab unter der Landung fast nach. In der beginnenden Nacht entdeckte er geflügelte Wesen, die offenbar von einem Schiff auf der anderen Seite der Grünen See aufstiegen, auf der Suche – hoffentlich – nach Fisch. Vor ihm allerdings kamen soeben menschliche Schemen aus der Luke, eindeutig die Seelen der ehemaligen Mannschaft. „Toll,“ sagte Inu Yasha, der sich ebenso umgesehen hatte. „Unter uns bricht der Boden gleich weg, hinter uns ein paar Babyspinnen, deren Mama auch gerade aufkreuzt, oben hungrige Flugechsen, die gerade auf uns Kurs nehmen, … „ Denn Fledermäuse waren es gewiss nicht, nicht mit dieser Größe, den Krallen an den Füßen und starren Schnabel. „Und vor uns ein paar Untote mit Schwertern. Und wir können die unseren nicht einsetzen.“ Er konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, als er fortfuhr: „Ich denke mal, wenn du je eine gute Strategie gelernt hast, Sesshoumaru, wäre es an der Zeit die jetzt auszupacken.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)