Amnesia von kleines-sama (SasoXDei) ================================================================================ Kapitel 10: Unerwartet ---------------------- Fast den gesamten restlichen Flug über hüllte Deidara sich in Schweigen. Sasori schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er sich selbst eigentlich für verrückt erklären müsste. Denn wieder merkte er, dass ihm das pausenlose Geplappere seines Partners fehlte. Es war vollkommen unlogisch, im Grunde wirklich hirnrissig: Immerhin hatte er Jahre damit zugebracht das dämliche Balg zur Ruhe zu ermahnen und sich einmal eine Reise ohne idiotisches Geschwätz gewünscht. Doch nun saß Deidara hinter ihm auf den Rücken des Vogels, den Körper aufgrund des Platzmangels eng an ihn gepresst, doch er verhielt sich so still und regungslos, dass dort genausogut auch eine seiner Marionetten sitzen könnte. Sasori konnte es kaum erwarten, bis Deidara sein Gedächtnis endlich wieder zurückerlangt hatte. Hoffentlich würde sich der Besuch des Tempels nicht als Reinfall entpuppen. Detailreich malte der Puppenspieler sich aus wie sie beide die Treppe zum Altarraum emporstiegen und Deidara mit jeder Treppenstufe auch eine Erinnerung zurückerhielt. Und wenn sie oben angekommen waren, wäre das depressive Kind, das gerade hinter ihm saß, verschwunden. Stattdessen bekäme er seinen dämlichen, lustigen, redseligen Partner wieder. Ein Lächeln schlich sich auf Sasoris Lippen, als er sich vorstellte wie sie beide auf dem Rückflug stundenlang über Kunst streiten und diskutieren würden. „Sieh mal, da unten!“ Es war nicht Deidara, sondern Sasori, der diese Worte aussprach. Viele Meter unter ihnen, am Hang eines Berges, einsam und abgeschieden von der restlichen Zivilisation, konnte er die Umrisse des Tempelgebäudes ausmachen. Zielsicher steuerte er den Vogel darauf zu und landete schließlich auf dem Vorplatz der Anlage. Alles sah noch genauso aus wie Sasori es in Erinnerung hatte. Es handelte sich um einen verlassenen Tempel, der vor langer Zeit zu Ehren der Naturgötter, die den Legenden nach am Fuße des Berges lebten, errichtet wurde. Über eine Treppe gelangte man in das Innere des Gebäudes. Doch abgesehen von zwei großen Glocken und einem Altar gab es darin im Grunde nichts zu sehen, wie Sasori wusste. Es war ein wirklich alter Tempel und nur wenige Menschen verirrten sich je hierher. Einer von ihnen war Deidara gewesen vor drei Jahren. Gespannt wandte Sasori sich zu dem Balg um. „Und?“, wollte er mit ungeduldiger Stimme wissen. „Merkst du schon etwas?“ „Dieser Ort kommt mir bekannt vor, un“, antwortete Deidara und glitt behutsam vom Rücken des Vogels. Er ließ den Blick zaghaft über die Treppe bis hinauf zum Eingangstor schweifen. Zu behaupten dass Sasori von der Reaktion seines Partners enttäuscht war, wäre eine maßlose Untertreibung. Nun, auf der anderen Seite war seine Erwartungshaltung wahrscheinlich einfach zu hoch gewesen. Es war untypisch naiv von ihm gewesen zu glauben, dass er nur mit dem Balg herkommen müsste und schon wären alle Probleme gelöst. Wenigstens schien Deidara klar zu sein, dass er sich nicht zum ersten Mal in seinem Leben an diesem Ort aufhielt. Das war immerhin ein Anfang. „Du kannst den Vogel detonieren lassen“, wies er das Balg an. „Dann schauen wir uns den Tempel von innen an.“ Deidara warf ihm einen verunsicherten Blick zu. „Waum soll ich ihn in die Luft jagen, Sasori no Danna?“, wollte er wissen. „Wieso lassen wir ihn nicht einfach hier stehen, bis wir uns auf den Rückweg machen?“ Das war ein guter Einwand, musste der Marionettenspieler angesäuert zugeben. Es hatte ihm besser gefallen als die jüngere Version seines Partners noch zu ängstlich gewesen war, um ihn anzusprechen oder gar Widerworte zu geben. „Ich möchte, dass du später einen neuen Vogel formst“, erklärte ihm Sasori schließlich. „Die Reise auf diesem Exemplar war unbequem. Wir werden sehen, ob es dir nicht vielleicht gelingt einen größeren Vogel zu formen, wenn wir im Tempel gewesen sind.“ „Wenn ich ihn hochgehen lasse, wird es eine ziemlich große Explosion geben, un....“ „Ja und?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Sasori das elendige Häufchen von Partner, das neben ihm stand. Wieso zur Hölle war Deidara so unwillig seine Lehmfigur detonieren zu lassen? Das passte überhaupt nicht zu dem verrückten Pyromanen. Bei ihrem Training vor ein paar Tagen hatte er schließlich mit Begeisterung den gesamten Lehmvorrat aus seinen Taschen verpulvert. „In der Bakuha Butai hat man uns beigebracht, dass man auf Missionen laute Explosionen möglichst vermeiden soll, un“, erklärte ihm Deidara schließlich schüchtern. „Der Lärm könnte Feinde anlocken oder...“ „Ich habe keine Zeit für deine Paranoia“, unterbrach Sasori ihn abrupt. „Hier ist niemand in der Nähe. Und jetzt los, Deidara: Ich möchte endlich hineingehen!“ Angesichts seines scharfen Tonfalls traute sein Partner sich nicht noch einmal ihm zu widersprechen. Mit angestrengter Miene ließ er den Lehmvogel in die Luft steigen und sprengte ihn in tausend Einzelteile, als er gerade eben hoch genug war. Die Explosion war so nah, dass Sasori die Wärme und den Druck auf seinem Gesicht spüren konnte. Es war kein unangenehmes Gefühl. Gemeinsam erklommen sie die Treppe, die hinauf zum Altarraum führte. Wie erwartet waren sie allein. Abgesehen von den beiden großen Glocken, die von der Decke hingen, leistete ihnen niemand Gesellschaft. Sasori musterte gespannt das Gesicht seines Partners, der sich stumm umschaute und immer mal wieder ein paar Schritte in die eine oder in die andere Richtung ging. Doch einen Geistesblitz schien das Gör nicht zu ereilen. Es wäre auch einfach zu schön gewesen. „Ich kenne diesen Tempel“, erklärte er Sasori schließlich mit leiser Stimme. „Wenn man diese Schiebetür da vorne öffnet, hat man einen schönen Ausblick auf die Berglandschaft, un. Und ich weiß, wie sich die beiden heiligen Glocken anhören, un.“ „Kannst du dich auch an den Tag erinnern, an dem wir dich rekrutiert haben?“, fragte der Marionettenspieler interessiert nach. „Itachi, Kisame und ich haben dich genau hier in diesem Raum gefunden.“ „Kisame ist auch dabei gewesen?“, erwiderte Deidara verwundert und legte den Kopf schief. „Das habe ich gar nicht gewusst, un.“ „Also nicht“, seufzte Sasori enttäuscht auf. Verdammt. So wie es aussah war die lange Reise praktisch umsonst gewesen. Nichts als Zeitverschwendung. „Wir machen hier eine Rast“, meinte er schließlich an seinen jüngeren Partner gewandt. „Ruh dich aus und iss etwas. Danach machen wir uns auf den Weg zu dem Schrein mit der verbotenen Schriftrolle. Ich möchte nicht mit leeren Händen ins Hauptquartier zurückkehren.“ „Ja, Sasori no Danna.“ Deidara öffnete die Schiebetür am hinteren Ende des Tempelgebäudes und ließ sich auf der Schwelle nieder. Er genoss den schönen Ausblick, während er aus seiner Tasche etwas getrocknetes Fleisch und Gemüse hervorholte. „Ich nehme an, dass ich es mir sparen kann Euch auch etwas anzubieten, Sasori no Danna?“ Anbetracht dieser Aussage konnte Sasori sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Das Balg schien allmählich dazuzulernen. „Gut erkannt.“ Niedergeschlagen kaute Deidara auf einem Streifen zähen Rindfleisch herum, während er seinen Blick über die mächtige Berglandschaft schweifen ließ. Es war ein wirklich atemberaubender Anblick: Man kam sich als Mensch ganz winzig und bedeutungslos vor neben diesen Riesen aus Stein. Noch bevor Deidara dazu kam das Fleisch herunterzuschlucken, kehrte plötzlich eine Erinnerung zu ihm zurück: Er erinnerte sich daran wie er genau hier auf dieser Türschwelle gesessen und den Berg betrachtete hatte, so wie er es auch jetzt gerade tat. Und er hatte sich auch genauso einsam und orientierungslos gefühlt wie er es heute war. Nachdem er die Leiche seines Bruders entdeckt hatte, die an einem Seil von der Decke hing, traf er die Entscheidung Iwagakure zu verlassen. Er plante den Diebstahl des verbotenen Jutsus, das ihm die beiden Münder in seinen Handinnenflächen geschenkt hatte. Doch darüber, was er tun sollte, sobald er die Dorfmauer passiert hatte, hatte Deidara sich keine Gedanken gemacht. Er war ein fünfzehnjähriger Junge gewesen, der sich hierher verzogen hatte, weil er nicht wusste, wohin er sonst gehen könnte. In Iwagakure war er ein angesehenes Mitglied der Bakuha Butai gewesen. Man pries sein Talent im Umgang mit Sprengstoff und seinen absoluten Gehorsam. Doch Freunde oder Unterstützer außerhalb seines Dorfes hatte er nicht gehabt. Deidara war auf sich allein gestellt gewesen und er hatte Angst gehabt. Daran erinnerte er sich klar und deutlich. Immerhin wusste er genau wie Iwagakure mit abtrünnigen Ninja umging: Sie wurden gejagt, und wenn es gelang sie einzufangen, dann wurden sie gefoltert und anschließend exekutiert. Der Geschmack seiner neu erlangten Freiheit war nicht süß, sondern bitter gewesen. Das Kind aß nur wenig. Mit einem unwilligen Gesichtsausdruck beobachtete Sasori, wie Deidara nicht mehr als ein paar Bissen Fleisch zu sich nahm, bevor er sich erhob und zu ihm zurückkehrte. „Sasori no Danna?“ Deidaras Stimme klang leise und nachdenklich. „Was ist?“, wollte Sasori wissen und erhob sich. „Diese drei Ninja, die mich angegriffen haben, un... Ihr wisst schon, die mir diesen Schlag gegen den Schädel verpasst haben, un. Könnten das vielleicht Iwa-nins gewesen sein?“ „Wie kommst du plötzlich darauf?“ Sasori zog die Augenbrauen zusammen und warf seinem jüngeren Partner einen skeptischen Blick zu. „Der Angriff ist weit entfernt von den Grenzen Iwas geschehen.“ „Normalerweise jagt Iwagakure abtrünnige Ninja unerbittlich“, erklärte Deidara ihm. „Mir ist der Gedanke gekommen, dass es vielleicht ihr Auftrag gewesen ist, mich zurückzubringen.“ Sasori dachte kurz über die Worte des Balgs nach, ehe er den Kopf schüttelte. „Das halte ich für unwahrscheinlich. Früher hatten wir sehr oft Probleme mit Oi-nin aus Iwagakure, das stimmt. Inzwischen nehme ich an, dass Iwa deine Flucht aus dem Dorf für eine Kurzschlussreaktion auf den Suizid deines Bruders gehalten hat. Wahrscheinlich wollten sie einen fähigen Ninja wie dich nicht einfach aufgeben und setzten alles daran dich nach Iwagakure zurückzuholen. Aber das ist lange her. Irgendwann scheint dein Dorf begriffen zu haben, dass du dich vollends Akatsuki verschrieben hast. Oder sie wollten keine weiteren Ninja opfern. Ich nehme an, dass du dir vorstellen kannst, dass keiner, den sie ausgeschickt haben, jemals zurückgekehrt ist. Jedenfalls hatten wir schon seit Jahren keine Probleme mehr mit Ninja, die Jagd auf dich machen.“ Sasori erinnerte sich noch genau daran, wie sehr ihn die Angriffe der feindlichen Ninja angenervt hatten. Es war so gut wie unmöglich gewesen mit seinem neuen Partner eine Mission durchzuführen, ohne auf Iwa-nin zu stoßen, die ihnen aufgelauert hatten. Pausenlos hatte er darauf achtgeben müssen, dass das idiotische Balg nicht in die Hände der Feinde geriet. Nicht nur einmal hatte Sasori sich bei Pain darüber beschwert; doch leider hatte ihr Leader ihm unmissverständlich klargemacht, dass er ihm keinen anderen Partner zuteilen würde und er obendrein für die Sicherheit des Kindes verantwortlich war. Er hatte sich gefühlt wie ein Babysitter. Deidara wirkte nicht ganz überzeugt, doch nickte. „Komm jetzt, wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich bin immer noch nicht dazu gekommen neues Innenfutter für Hiroku zu besorgen. Lass uns endlich die Schriftrolle stehlen und dann zum Hauptquartier zurückkehren.“ „Ja, Sasori no Danna.“ Seite an Seite stiegen sie die Treppe der Tempelanlage wieder hinab. „Und bemüh dich dieses Mal gefälligst um einen Vogel, der vernünftig aussieht“, schimpfte Sasori seinen jüngeren Partner. „Das Vieh, auf dem wir hergekommen sind, war unbequem und...“ Eigentlich wollte Sasori sich noch ein wenig weiter über Deidaras mangelnde Fähigkeiten auslassen, doch dazu kam er nicht. Gerade noch rechtzeitig bemerkten seine scharfen Augen die dünne, beinahe unsichtbare Nadel, die pfeilschnell auf Deidara zugeschossen kam. Ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu verschwenden, packte Sasori ihn beim Ärmel seines schwarz-roten Mantels und zerrte ihn hastig beiseite. Das Balg landete mit dem Gesicht im Dreck, doch daran verschwendete der Marionettenspieler keinen Gedanken: Stattdessen scannte er die Umgebung ab; versuchte herauszufinden, wo die (mit Sicherheit vergiftete) Nadel hergekommen war. „Danna!“, beschwerte sich Deidara wütend und richtete sich auf. „Was sollte...“ Sasori gebot dem Gör mit einer Handbewegung zu schweigen. „Feinde“, war das einzige, was er zu ihm sagte. „Geh hinter mir in Deckung.“ Deidara schaltete sofort. Er warf einen kurzen Blick auf die Nadel, die hinter ihm auf einer steinernen Treppenstufe lag, und griff mit seinen Händen in die mit Lehm gefüllten Taschen an seinen Hüften. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)