Fassungslos von irish_shamrock (Mae & Kit) ================================================================================ Kapitel 4: 3. Mae ----------------- Fassungslos 3 Mae Im Augenwinkel mache ich einen Schatten aus und bemerke, wie mir die Last in meinen Händen, für den Bruchteil einer Sekunde, leichter wird. Was soll das? Was tut dieser Idiot denn da? Der Mann, den ich, aus Versehen, mit der Schüssel erwischte, starrt mich aus bärenhaften Augen an. Der Rand der Plastikwanne gräbt sich den Stoff seines Hemds, das sich über seinen Bauch spannt, und mein Vergleich mit einem Grizzly kommt mir plötzlich gar nicht mehr so abwegig vor. »Verzeihen Sie, Sir, ich bin heute ein wenig durcheinander«, gestehe ich dem Gast, und mir. »Diese Hitze setzt auch uns sehr zu.« Wir müssen ein sehr seltsames Bild abgeben: Drei Fremde, die eine babyblaue Schüssel verbindet, wie mit Kleister verklebt. Zu meiner Überraschung vernehme ich, dass jemand hastig nach Atem ringt. Doch weder der hochgewachsene Kerl, noch der Schatten neben mir, ziehen geräuschvoll die nach Burgern und French Fries duftende Luft durch die Zähne ein. Nicht weniger verblüffend ist es, dass der Bär einen Laut ausstößt, der verdächtig nach einem Zischen klingt, sich von der Schüssel löst und die hintere Sitzgruppe ansteuert. Leise klirrt das Geschirr, doch nicht etwa, da die Wanne nun einen Begleiter weniger vorweist, sondern weil ich ein Zittern in den Fingern verspüre. Mir beben die Hände, und das ärgert mich. Daran wird auch die unfreiwillige Hilfe des Schattens zu meiner Rechten nichts ändern. Kaum hörbar japst der Fremde auf. Langsam wende ich den Kopf und sehe dem Gast nach. Mein kundiger Blick verrät mir, dass nichts Schändliches sein Hemd beschmutzte. Allmählich schwindet die Anspannung aus meinen verkrampften Schultern. All das geschah binnen Sekunden, Sekunden, die mich meinen Job kosten konnten, doch Joe war zu beschäftigt und Kayla zu abgelenkt, um Notiz davon zu nehmen. Störrisch hebe ich die Schüssel wenige Zentimeter an, hoffe, dass der Kerl neben mir versteht, dass ich ohne ihn zurecht komme. Mein Fokus sollte auf das hastige Fortkommen meinerseits liegen, doch meine Füße tragen mich keinen Meter weit. Es scheint mir, als seien die Sohlen meiner Schuhe mit den Fliesen verschmolzen und verhindern so jegliches Agieren. Frustriert schnaube ich auf, ungeachtet der anwesenden Kundschaft. Nach wenigen Wimpernschlägen gelingt es mir tatsächlich, in Bewegung zu kommen, und ich ignoriere erfolgreich die schmatzenden Töne meiner Turnschuhe, die bei jedem Schritt auf dem klebrigen Boden erklingen. Mir schwirrt der Kopf, als ich das benutze Geschirr in die Küche bringe und die Wanne in das Spülbecken hieve. Den Luxus einer Spülmaschine, sei sie auch noch so klein, gibt es in Joes Diner nicht. Alles wird per Hand gereinigt. Wir können von Glück reden, dass sich Joe dazu hinreißen ließ, uns Mopp und Eimer zur Verfügung zu stellen. Und wir geben wirklich unser Bestes, dass diese Lokalität den Standards hygienischer Vorgaben entspricht. »Maevis, Kundschaft!«, schnarrt Joe, ohne von dem heißen Kochfeld aufzublicken, auf dem die Burgerpattis brutzeln. »Ich weiß«, murmele ich und versuche meinen Unmut zu zügeln. »Wo ist Kayla?« Galant wendet Joe die Pattis, deren Bratensaft zischend austritt. Weshalb er Burger brät, ohne dass eine Bestellung eingegangen ist, wundert mich. »Hast du mal auf die Uhr gesehen?«, gebe ich stattdessen zurück und sehe, wie sich Joe nach der Uhr, die über der Spüle angebracht ist, umdreht. Seufzend schüttelt er den Kopf. »Dieses Mädchen!« Ich zuckte mit den Schultern und kehre, ohne nochmals das Wort an meinen Vorgesetzten zu richten, wieder in den Laden zurück, um den Gästen zu Diensten zu sein. Mein Blick huscht zum Eingangsbereich, dorthin, wo sich das Quintett versammelt hat. Während Bradfort mit Kayla schäkert, versuchen die anderen Drei dem Treiben nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Ich wende mich von dem Geschehen ab. Soll meine Kollegin sich heute um ihren Freund und dessen Gefährten kümmern, beschließe ich. Es behagt mir nicht, doch ich trete hinter dem Tresen hervor und an den Tisch des Hünen heran. Dieser brummt mir seinen Wunsch entgegen und ich spute mich, diesen rasch an die Küche weiterzutragen. Hastig flattern mir die Lider, als ich, verdutzt blinzelnd und jenen Schatten ausfindig mache, der sich nun auf einen der Plätze an der Theke eingefunden hat. Er verharrt ruhig auf dem Hocker, darauf wartend, dass es meine Zeit erlaubt, mich mit ihm zu befassen. Joe schlägt die kleine Klingel an. Das Essen für den Grizzly steht bereit. Ich hasche nach dem Teller und überbringe die Mahlzeit in Windeseile. Dass mir die Augen des Fremden dabei folgen, jede meiner Bewegungen wahrnehmen, hinterlässt ein unangenehmes Gefühl. So wende ich mich dem hilfsbereiten Fremdling zu, sobald ich wieder Position hinter dem Tresen bezogen habe, und beäuge ihn mit mäßigem Interesse. Täglich kommen wir mit Menschen in Kontakt, und in einem Job, wie diesem, ist es unausweichlich. Doch etwas mulmig wird mir dennoch, wenn man mich einer allzu intensiven Musterung unterzieht. »Was darf es sein?« Wieder zwinge ich meinen Lippen ein Lächeln auf. Dass es mir noch immer unterm Schädel pocht, versuche ich vehement zu ignorieren. Nun ist mein Gegenüber, der ein wenig verdutzt wirkt, doch meine Beobachtungsgabe lässt mich im Stich. Er hat sich schneller gefangen, als ich mir eine Begrüßung abgerungen habe. »Hi«, sagt er schlicht und mich überkommt das Gewissen, das mich rügt, netter zu ihm zu sein. »Hi«, gebe ich kleinlaut zurück, fingere nach dem alten, feuchten Putzlappen und wische nicht vorhandene Ketchupflecken fort. »Ich habe einen Bärenhunger, was können Sie empfehlen?« Seine Stimme ist angenehm. Nicht zu laut, obwohl ich mich bei dem Krach der Konversationen und den Oldies aus der Jukebox, oft schwer tue, wenn jemand leise zu mir spricht. Es ist seltsam, dass nur wenige Worte genügen, dass sich mein hastig pochendes Herz beruhigt. Mein Blick, unhöflicherweise auf meine Tätigkeit gerichtet, hebt sich abrupt. So, wie es mir eine lästige, aber dennoch liebgewonnene Angewohnheit ist, hebe ich eine Augenbraue und schnaube. »War das ein sarkastisches Schnauben?« Verdammt!, fluche ich. »Du bist hier in einem typischen, amerikanischen Diner«, meine Worte purzeln mir aus dem Mund, ehe ich es mir gewahr werde. »Was glaubst du, was dich hier erwartet? Ein fünf Sterne Menü?« Verflixt noch eins, beiße ich mir auf die spitze Zunge. Er hat dir doch gar nichts getan, im Gegenteil! Über meine eigene Frechheit empört, verdrehe ich die Augen und schüttle, schuldbewusst, den Kopf. »Tut, tut mir leid, ich …«, beginne ich meine klägliche Entschuldigung. »Es ist ziemlich warm, ich weiß. Vielleicht sollten Sie etwas trinken?« Abermals findet eine sarkastisch-gehobene Augenbraue ihren Weg gen Norden. »Danke, für den Tipp«, begegne ich lächelnd seinem Rat, lasse mich aber nicht weiter beirren. Zumindest rede ich mir diese Situation hoffnungsfroh schön. »Was möchtest du?« »Ich habe gehört, eure Milchshakes sollen ganz gut sein«, hebt der Fremde an. »Das sind sie«, stimme ich hastig zu und bemerke, wie ich auf eine weitere, peinliche Situation zusteuere. »Also ein Milchshake?« »Mhhh«, grübelnd zieht er die Stirn in Falten. »Nein. Eine Coke.« »Coke«, murmele ich, »ist notiert.« »Ach ja?«, nun ist er es, der eine helle Braue hebt. »Es ist mir vielleicht entgangen, aber ich habe gar nicht bemerkt, dass Sie meine Bestellung notiert hätten.« »Wer bist du? Ein Cop?« Wieder meine scharfe Zunge. Allmähliche verfluche ich es, so aus der Art geschlagen zu sein. »Entschuldigung.« Ein belustigtes Grunzen ertönt, während ich, mit geröteten Wangen, meine Worte zu mildern versuche. »Ich habe alles hier oben gespeichert«, erkläre ich und tippe mir an die Schläfe. »Es ist schön, dass Sie mich an Ihrem Talent und Genie teilhaben lassen, Miss.« Ein Lächeln, dass kleine Grübchen in seine Wangen schnitzt. Reiß' dich zusammen, Maevis Lee Parker! Doch meine Rüge hält für einen kleinen Moment inne. Ich schmälere die Augen. »Wa -« »Mae? Mae!«, vernehme ich Kaylas Rufen und wende mich von dem Gast an der Theke ab. »Wenn Ihr mich kurz entschuldigen möchtet, mein Herr«, zische ich, bemüht lieblich und bin froh, dieser Schikane entkommen zu sein. Sein Gesicht ziert Erstaunen. Wortlos bleibt er zurück, dennoch spüre ich seinen Blick in meinem Rücken, als ich an den Tisch rund um Bradfort und seine Mechaniker trete. Kaylas Wangen sind vor all der Aufregung gerötet, ihre Lippen von der wilden Knutscherei blutrot und leicht geschwollen. Und mir will sich unwillkürlich der Magen von Innen nach Außen stülpen. »Mae«, abermals gelangt die liebreizende Stimme Kaylas zu mir. »Brad und die Jungs wollen ins Kino.« »Kino?«, frage ich und weiß, dass unser Städtchen nicht mit Lichtspielkünsten aufwarten kann. »Ja«, erwidert Kayla begeistert, »wir wollen nach Rockwill. Komm doch mit.« Während ich ihrem Vorschlag lausche, winkt sie mich zu sich herunter. Ich spüre ihren warmen Atem an meinem Ohr und schlucke die aufsteigende Übelkeit hinab bei dem Gedanken daran, dass sie, und Bradfort Gallagher, vor wenigen Sekunden noch einem fröhlichen Speichelaustausch frönten. »Ich wette, dass sich Barry sehr über deine Gesellschaft freuen würde«, verkündet Kayla flüsternd, doch als ich den Blick des älteren Wright-Bruders suche, stoße ich auf eine Observation meiner möglichen Antwort. »Oh, ähm, Kayla, das … das ist nett gemeint, aber ...«, hasple ich und spüre den Blick Barrys noch immer auf mir ruhen. Kayla seufzt theatralisch, winkt dann aber einsichtig ab. »Ich weiß, ich weiß.« Dass sie natürlich um die vorherrschende Situation bei mir Daheim weiß, ist löblich und spricht für Kayla, dennoch werde ich nicht als Date für Barry Wright herhalten. »Schade.« Ich sehe, wie sich Barrys Mund bewegt. Habe ich etwa gerade tatsächlich so etwas wie Bedauern vernommen? Seine Miene lässt jedoch keine Enttäuschung erkennen. Nein, es … ist etwas anderes, das mich zusammenfahren lässt. Hölzern richte ich mich auf. Wie eine Marionette, die an Fäden befestigt ist. Ich hasse Marionetten – Sie machen mir Angst! Dass mir der Schweiß auf die Stirn tritt, schiebe ich der abendliche Hitze zu. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend, marschiere ich stocksteif auf den Tresen zu, wo der Fremde geduldig wartet. Ich will mich ihm zuwenden, an etwas anderes denken, als an diese Einladung und diesen schmierigen Blick Barry Wrights. Gerade möchte mir eine Entschuldigung für die mangelnde Aufmerksamkeit und das unhöfliche Verhalten entfliehen, da schnippst mich der Hüne zu sich an den Tisch. Und so sehr ich es mir auch wünsche, kein bittendes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Dieses Mal brauche ich keine Wanne, um den leeren Teller, die kleine Plastikschale und das benutzte Glas in die Küche zu bringen. Das kalte Metall des Spültisches rückt meine Gedanken gerade. Tief ringe ich nach Atem und lehne mich halb gegen die Spüle, ehe ich mich wieder nach vorn, in den Laden, zwinge. »Du siehst aus, als würdest du mir gleich umkippen, Mae.« Joes Augen entgeht nichts. Nun ja, manchmal entgeht ihm doch eine Menge. »Ach, was«, wiegele ich ab und verlasse die Küche. Der Fremde schweigt, ist umsichtig genug, kein Wort vorzubringen. Doch die Melodie eines knurrenden Magens entlässt mich wieder in die Wirklichkeit. Erst da bemerke ich, dass der Tisch am Eingang plötzlich leer ist. Kayla huscht hinter dem Fremden vorbei, ruft Joe eine magere Entschuldigung zu, langt nach der Strickjacke am Haken hinter mir. Ihre Umarmung ist knapp und bittend, ehe sie mit schnellen Schritten aus dem Diner flüchtet und mich mit Joe und dem einzigen Gast an der Theke zurücklässt. Verwirrt blinzle ich diese Absurdität fort. »Miss?« Leise räuspert sich der Fremde. »Verzeihung«, murmele ich. »Meine Coke?«, fragt er höflich. Schweigend nehme ich ein Glas, bediene den Zapfhahn und lasse die dunkle, prickelnde Brause hineinlaufen. Nicht weniger wortlos lange ich nach einem Pappuntersetzer, platziere die Bestellung darauf und schiebe sie ihm zu. In Windeseile ist das zuckerige Getränk verschwunden. Auf das Glas deutend, ordert mein Gast Nachschub. »Was hat Sie so durcheinander gebracht? Doch wohl nicht etwa Barry Wright?« Seine Frage ist nicht provozierend. Ich blicke auf und suche in seinem Gesicht nach Hohn und Spott, doch ich finde Enttäuschung. Mitgefühl. »Ist das Mitleid in deiner Stimme?«, knurre ich. »Ich hasse Mitleid!« Ein kurzes Lächeln umspielt seine Lippen. »Mitleid? Warum sollte ich? Vielleicht mögen Sie ihn – oder lieben ihn vielleicht sogar? Und vielleicht sind Sie enttäuscht, und traurig, dass Sie nicht mit ihnen gehen durften?« Seine Worte muss ich erst einmal verdauen. Doch dann entkommt mir ein unfeines, undamenhaftes Schnauben. »Nein, nein, das … das ist es nicht.« Mein Gegenüber schweigt, auch wenn ich den plötzlichen Drang verspüre, mich ihm zu erklären, nur um auf andere Gedanken zu kommen – und ihm vielleicht weiter zu hören zu wollen. »Was möchtest du essen?«, frage ich stattdessen, nur, um ihn zum Reden zu bringen. »Etwas Fettiges wäre gut«, gesteht er leise lachend. »Das sind die Letzten, Mae«, sagt Joe und schiebt mir den zweiten Teller zu. Dieses Mal sind es Cheesburger. Ich bin erstaunt, wie viel dieser Mann verträgt. Neben den beiden Portionen an French Fries, hat er bereits zwei normale Burger vertilgt. »Scheinbar hast du seit einer ganzen Weile nichts mehr zum Essen bekommen, hm?« Ich werfe ihm einen Blick über die Schulter zu, während ich die anderen Tische säubere. Gnädigerweise hat er mir erlaubt, meiner Arbeit nachzugehen, während er speist. »Oh, doch«, verkündet er und wischt sich den, von Soße beschmierten, Mund mit der Serviette, »Mrs. Shoemaker versorgt mich.« »Mrs. Shoemaker?«, hake ich nach und runzle die Stirn. »Sie hat ein Herz für Streuner.« Meine Antwort lässt ihn lachen. »Woher kennst du die Wrights?«, möchte ich von ihm wissen. »Ich arbeite bei ihnen«, erklärt er, als sei er schon seit Jahren Teil dieser Stadt und mir diese Information, dummerweise, abhanden gekommen. »Urgs«, entfährt es mir, jedoch bringt mir dieser ehrliche Ausdruck meiner Abneigung ein weiteres Lächeln ein. »Ich weiß«, räumt mein Gesprächspartner ein, »nicht gerade einfach.« »Ich hätte mir, an deiner Stelle, etwas anderes gesucht«, erwidere ich, doch der Fremde schweigt für einen Augenblick und wendet sich mir zu. »Und Sie heißen Mae?«, fragt er unverblümt. Ich halte inne, die Hocker an der Bar in ihre ursprüngliche Position zu bringen. Die Ruhe in seinem Blick macht mich dennoch nervös. »Mae-vis«, antworte ich. »Und weiter?«, verlangt er zu wissen. Das dumme Mädchen in mir möchte ihm all ihr Leid klagen, ihm erzählen, wer ich bin, doch die Skeptikerin verbietet es. Wieder werden meine Augen schmal. Ich lange nach seinem Teller, auf dem noch anderthalb Burger verweilen und entwende ihm diesen. So, wie Kayla vor Stunden, eile ich an ihm vorbei in Richtung Küche. »He«, protestiert er, jedoch zu spät. Der Kochbereich ist verwaist. Joe ist in seinem Büro und macht sich über die Tageseinnahmen her. Ein fast sauberer Teller bleibt zurück, als die Burger dumpf im Abfalleimer landen. Den Abwasch werde ich Kayla aufdrücken, immerhin ist sie sang- und klanglos von dannen gefegt. Als ich wieder an die Theke trete, sitzt der Fremde noch immer auf seinem Platz. Vielleicht habe ich überreagiert, schießt es mir ein. Doch das ist eine meiner Schwächen, und gegen sie anzukommen, fällt mir nicht leicht. »Eine ziemlich übereilte Reaktion«, bemerkt mein letzter Gast und gleitet von dem Hocker herunter. In seiner Hand mache ich ein paar Dollarscheine aus. »Nicht, dass du denkst, ich würde nicht bezahlen. Ich prelle nie die Zeche, egal, wie dreckig es mir geht. Und heute Abend hatte ich einfach nur Hunger auf Burger und Fritten«, erklärt er sich, ungefragt. »Und auch wenn ich deinen Blick sehr wohl bemerkt habe, hätte ich trotz allem ein kleines Wort des Danks in Erwägung gezogen.« »Danke«, falle ich in seine Rede ein, doch er übergeht meinen ärmlichen Versuch. »Sag' deinem Koch, dass die Burger gut sind. Aber vielleicht könnten es ein paar mehr Zwiebeln sein. Oh, und Gurken.« Schweigend nehme ich die Verbesserungsvorschläge entgegen, auch wenn sie Joe nicht gefallen werden. »Also dann, Miss Mae-vis.« Mit jenen Worten macht er sich auf und tritt in den Abend hinaus. Verblüfft bleibe ich für einen Moment wie angewurzelt stehen, dann besinne ich mich, verschließe die Tür und schaffe somit eine gläserne Barriere zwischen mir und dem Fremdling. Ich drehe das Türschild auf Sorry We're Closed und ziehe die Rollos hinab. Das Diner liegt im Halbdunkeln und ich versuche mich, dank der Beleuchtung der Laternen, zurechtzufinden. So taste ich mich in den hinteren Bereich, dort, wo nicht nur Joes Büro, sondern auch der Pausenraum untergebracht sind. Ich lege Joe die Schlüssel auf den Tisch, erkläre ihm, dass alles verschlossen sei, wünsche ihm einen schönen Feierabend und verabschiede mich für den morgigen Tag. So schlüpfe ich durch die Hintertür ins Freie, wo mich nicht nur ein warmer Abend begrüßt, sondern auch eine vertraute Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)