Nothing Lasts Forever von Minami ([NaruSasu // AU]) ================================================================================ Kapitel 1: Nothing Lasts Forever -zensiert- ------------------------------------------- Sasuke Uchiha war von Idioten umgeben. An sich nichts Neues, die Welt war schließlich voll von ihnen, aber glücklicherweise sammelten sie sich normalerweise nicht alle an einem einzigen Ort.   Aber das hier?   Sasuke ließ seine braunen Augen durch den Raum gleiten, der Flaschenhals des Asahi Biers sanft auf seinen leicht gespitzten Lippen ruhend.   Körper, die sich im Takt der Musik aneinander rieben.   Pärchen, die völlig ungeniert auf dem viel zu überfüllten Sofa herummachten.   Eine Gruppe Leute, die lauthals gackernd Flaschendrehen spielte.   Für einen Moment beobachtete er, wie sich die Flasche drehte, langsam immer mehr an Geschwindigkeit verlor und dann…   Ein Schrei. So schrill, dass er selbst den ohrenbetäubendes Bass der Musikanlage übertönte.   „Du musst ihn küssen, Ino!“   Ein weiterer Schrei war zu hören, dann noch mehr Gegacker. Geklatsche. Gejohle.   Ja, wurde Sasuke bewusst, als er den Rest der Flasche mit einem großen Schluck leerte.   Das hier war eindeutig eine Ansammlung von Vollidioten. Ausnahmslos.   Mit angesäuerter Miene stellte er die nun leere Flasche ab, griff sich direkt das nächste Bier, und verzog sich in den Innenhof des Hauses. Eigentlich war der Zutritt zum Hof verboten, aber dennoch war es Sasukes Lieblingsrückzugspunkt, wenn ihm die Partygäste mal wieder zu sehr auf den Sack gingen und er einfach nur weg wollte.   Wie auch in diesem Moment.   Verdammt. Er hatte keine Ahnung, wieso er immer wieder hier landete. Bei Suigetsu Houzukis bescheuerten Partys. Sasuke wusste, dass er hier nichts vorfinden würde, außer Deppen, mittelguter Musik und viel zu warmen Bier, das ihm nicht einmal einen anständigen Rausch geben konnte.   Und dennoch war er hier.   Vielleicht, weil er wusste, dass Suigetsu ihn nicht in Ruhe lassen würde, bis er die Einladung zu seiner Party annahm.   Dabei war Suigetsu solch ein schlechter Gastgeber, dass er es wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen würde, wenn Sasuke gar nicht erst zur Party erschien.   Und dennoch erschien er immer und immer wieder.   Wahrscheinlich war er selbst der größte Idiot dieser verfickten Party.   „Fuck“, fluchte Sasuke leise vor sich hin und setzte sich auf die oberste Treppenstufe der Terrasse.   Der Innenhof des Houzukis Haushalts war klein, aber fein. Die Pflanzen waren gut gepflegt und blühten nun im vollen Glanze. Rosa. Blau. Lila. Dank des Mondscheins konnte Sasuke die prächtigen Farben selbst mitten in der Nacht strahlen sehen.   Das Highlight des Innenhofes war aber der Teich, der sich in der Mitte des Gartens befand. Die Wasseroberfläche war klar, geschmückt mit mehreren Seerosen. Normalerweise war der Teich voll riesiger, fetter Koi, die träge herum schwammen, doch gerade war von den Bewohner keine Spur zu sehen.   Wahrscheinlich lag es an dem blonden Typen, der nur wenige Meter von Sasuke entfernt vor dem Teich kniete und mit einer angestrengten Miene im Wasser herumfischte.   Kein Wunder, dass die Koi da-   Moment.   Was?   Sasuke blinzelte.   In genau diesem Moment hob der Kerl den Kopf und strahlendblaue Augen, die sogar das Wasser des Teichs mit ihrer Intensivität in den Schatten stellten, blickte ihn an.   Volle Lippen, in der Nähe des Mundwinkels mit einem Piercing geschmückt, verformten sich zu einem Lächeln.   „Hi!“   Sasuke blickte für einen Moment auf die spitzen Eckzähne, die der Kerl bei seinem Lächeln zur Schau stellte, und hob schließlich für einen stummen Gruß die Hand in die Höhe.   Den Blonden schien sein Schweigen nicht zu stören, da er seine Aufmerksamkeit kurz darauf wieder auf den Teich lenkte.   Sasuke beobachtete ihn dabei und nuckelte an seinem Bier, die Augenbrauen leicht zusammen gezogen. Was für ein seltsamer Kauz.   Normalerweise hatte Sasuke nichts gegen Stille, bevorzugte sie sogar gegenüber sinnlosem Gequatsche, aber in diesem Fall stört sie ihn seltsamerweise, also entschloss er, etwas dagegen zu unternehmen.   „Suchst du etwas?“   Ihre Augen trafen sich erneut. Sasuke erschauderte leicht, schob dies allerdings auf den Wind. Es war schließlich erst Frühling und dementsprechend konnte der Nachtwind nach Sonnenuntergang ziemlich kühl werden.   „Mein Herz“, war die kryptische Antwort. Mundwinkel zuckten in die Höhe. „Das hab ich nämlich gerade verloren, als ich dich zum ersten Mal gesehen hab.“   Mit einem Seufzen verdrehte Sasuke die Augen. „Ah“, meinte er und nahm einen Schluck von seinem Getränk. „Ich denke, du suchst viel eher deinen Verstand. Anders kann ich mir solch einen lahmen Anmachspruch nicht erklären.“   Der Typ lachte. „War der so lahm, echt?“, wollte er wissen und rieb sich die Nase. Erst jetzt fiel Sasuke das große Pflaster auf, das seinen Nasenrücken zierte. Es hatte etwas… Rebellisches, irgendwie, und somit durchaus einen gewissen Charme. Aber das waren Gedanken, die Sasuke lieber für sich behielt.   „Ich fand den Spruch ziemlich charmant und hab mir innerlich schon lobend auf die Schulter geklopft.“   Sasuke versteckte sein Prusten, indem er die Lippen gegen seine Bierflasche drückte. „Idiot.“   „Naruto eigentlich, aber hey, ich hab nichts dagegen, wenn wir direkt in die Spitznamen-Phase übergehen.“ Der Blonde – Naruto – warf ihm ein weiteres Grinsen zu. „Babe.“   Sasuke schnalzte mit der Zunge. „Sasuke.“   Naruto legte den Kopf schief, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. „Hm. Babe gefällt mir besser, aber okay, ja, wir können es auch gern langsam angehen lassen. Sasuke.“   Er wiederholte den Namen einige Male, als ob er testen wollte, wie er von seiner Zunge gerollt klang. „Passt zu dir“, war sein abschließendes Urteil, das er mit einem Kopfnicken äußerte.   „Hn.“ Sasuke stellte seine Bierflasche ab und stützte die Arme danach auf seinen Knien ab. „Was suchst du im Teich?“, wiederholte er seine Frage, weil ihn immer noch interessierte, warum Naruto mit solch einer Konzentration im Teich herum gefischt hatte. „Abgesehen von deinem nicht vorhandenen Verstand.“ Er schmunzelte.   „Mhhh“, summte Naruto langgezogen und setzte sich im Schneidersitz hin. „Den Schlüssel zu deinem Herzen? Ist der Spruch besser?“   „Genauso beschissen.“   „Bah“, machte Naruto. Seine Stimme klang genervt, aber das Funkeln in seinen Augen machte deutlich, dass er die ganze Situation ziemlich amüsant fand. „Du bist echt schwer rumzukriegen, kann das sein?“   Sasukes Schmunzeln wurde breiter, während er sich etwas nach vorne beugte und sein Gesicht mit einer Hand abstützt. „Du bist einfach nur unglaublich schlecht im Anbaggern.“   Naruto betrachtete ihn einige Sekunden lang. „Nah“, meinte er schließlich und streckte die Zunge ein wenig heraus. „Bin mir ziemlich sicher, dass es insgeheim wirkt und du dich innerlich total geschmeichelt fühlst.“   „Wie ich bereits sagte…“ Sasuke pustete sich eine längere Haarsträhne aus den Augen. „Verstand ist bei dir nicht vorhanden.“   Naruto grinste und öffnete den Mund, wahrscheinlich, um den nächsten Anmachspruch rauszuhauen, da fiel sein Blick plötzlich auf die Wasseroberfläche und ein „Oh!“ entkam seinen Lippen. Er lehnte sich näher an den Teich, steckte eine Hand hinein, nur, um sie nach wenigen Augenblicken mit einem „Tadaa“ wieder herauszunehmen.   Sasuke beobachtete, wie die Wassertropfen von seiner locker zur Faust geballten Hand perlten und dunkle Flecken auf seiner grünen Jeans hinterließen.   „Um deine Frage jetzt mal ernsthaft zu beantworten…“ Langsam öffnete Naruto die Faust wieder und warf ihm den frisch gefischten Gegenstand zu. „Das hier hab ich gesucht.“   Sasuke fing ihn geschickt auf und blickte in seine Hand: ein Kronkorken.   „Wow“, kommentierte er tonlos und hielt den Korken in Richtung Himmel, um mithilfe des Mondlichtes die Beschriftung lesen zu können: Asahi.   „Ich hab sogar noch mehr.“ Mit wackelnden Augenbrauen kam Naruto auf ihn zugekrabbelt. Da auf der Treppenstufe kein Platz mehr für ihn war, kniete er sich einfach neben die Treppe ins Gras und entleerte seine Hosentasche.   Und tatsächlich: das war durchaus ein beträchtlicher Haufen an Kronkorken, den Naruto da gesammelt hatte.   Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe. „Dir ist schon klar, dass das Kronkorken und keine Geldmünzen sind, oder?“   Naruto musste lachen. „Jepp“, sagte er und ah, da war wieder dieses Glitzern in seinen Augen. Wahrscheinlich kam jetzt der nächste-   „Willst du mit zu mir nachhause kommen? Dann kann ich dir meine Kronkorkensammlung zeigen.“   - dämliche Anmachspruch und ja, da war er auch schon.   Sasuke knipste ihm den Korken wortlos an die Stirn.   Naruto schob die Unterlippe hervor und rieb sich die Stelle, dann stopfte er all die Kronkorken zurück in seine Hosentasche und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Holzstufe. „Haha, nein, so uncool bin ich dann doch nicht. Uh, vorhin haben ein paar der Jungs so einen dämlichen Wettbewerb veranstaltet und ein paar Korken in den Teich geschnipst und ich wollte nicht, dass die Koi sie essen, also hab ich sie herausgefischt.“   Er zuckte mit den Schultern und schnappte sich dann frecherweise Sasukes Bier, um einen Schluck zu stibitzen.   Überrascht hob Sasuke beide Augenbrauen und nahm die ihm angebotene Flasche an, um nun selbst etwas zu trinken. Das war eine überraschend… fürsorgliche Geste von Naruto. Den Müll anderer Leute wegzuräumen, um damit die Koi zu schützen. Damit hatte er ehrlich gesagt nicht unbedingt gerechnet.   „Welch edle Tat“, kommentierte Sasuke schließlich und richtete seinen Blick auf den Teich.   „Ja, ne? Heh.“ Naruto stieß ihn sanft mit seiner Schulter an. „Jetzt dürfen die Fischis noch ein bisschen länger leben, bevor sie auf dem Grill landen!“   Sasuke warf ihm einen Seitenblick zu. Jetzt, wo der Blonde ihm so nah war, konnte er erkennen, dass sein Gesicht voller Sommersprossen war. Ein durchaus seltener Anblick in Japan.   Naruto bemerkte seinen Blick und grinste ihn frech an. „Solch eine heldenvolle Tat verdient eine Belohnung, meinst du nicht auch?“   Augenrollend drückte Sasuke ihm seine Bierflasche in die Hand.   Narutos gespitzten Lippen machten deutlich, dass er eigentlich auf eine andere Art von Belohnung gehofft hatte, aber er nahm das Bier dennoch schulterzuckend an und leerte die Flasche mit wenigen Schlucken.   „Schmeckt wie Pisse“, war sein Urteil, während er sich mit dem Handrücken über das Kinn rieb.   Sasuke schnaubte. „Ist das deine erste Party bei Suigetsu? Bei ihm gibt es nie anständigen Alkohol.“   „Eh, stimmt auch wieder.“ Naruto winkelte die Beine an und stützte seine Wange auf seinen Knien ab. Sein Blick ruhte auf Sasukes Gesicht. „Du bist echt hübsch, weißt du das?“   Sasukes Mundwinkel zuckten. „Natürlich weiß ich das.“   Naruto verdrehte amüsiert die Augen. „Welch ein bescheidenes Mauerblümchen du bist, ich- Moment.“   Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete Sasuke, wie Naruto zu einem der Sträucher krabbelte und eine der dort blühenden Blumen pflückte. Er schnalzte mit der Zunge. „Wie herzlos. So gut zu den Fischen, aber dafür umso grausamer zu den Pflanzen.“   Ein Funkeln schlich sich in seinen blauen Augen, als es sich Naruto wieder neben ihm gemütlich machte. „Ich bin nicht nur gut zu Fischen, sondern auch zu Vögeln… Heh.“   „Ich seh schon, dein Repertoire an schlechten Anmachsprüchen ist endlos.“ Sasuke senkte die Lider, als Narutos Finger sich seinem Gesicht nährten und dann sanft die Blume hinter sein Ohr legten. „Suigetsu wird dich umbringen, wenn er das sieht. Du weißt sicherlich, wie stolz seine Eltern auf ihren Garten sind.“   „Eh“, machte Naruto und winkte seine Sorge ab. „Sie werden es überleben. Außerdem war das hier ein Experiment!“   „Hm, war es das.“   „Jepp. Ich wollte sehen, ob dich die Rose noch schöner macht und das tut sie tatsächlich!“   Schnaubend griff Sasuke in sein Haar und nahm die Blume in die Hand. „Das ist eine Lilie“, meinte er und drehte sie langsam, „und tatsächlich sogar meine Lieblingsblume.“   „Ernsthaft?“ Narutos Augen wurden groß, bevor er sich lachend die Nase rieb. „Ich mein, natürlich sind sie das!“, sagte er und formte mit den Fingern eine Pistole. Mit einem lauten Zungenschnalzen zwinkerte er und tippte Sasuke dabei auf die Schulter. „Du bist so ein Lilien-Typ, das hab ich dir direkt angesehen!“   Schnaubend ließ sich Sasuke die Blume von Naruto wieder abnehmen und erneut hinter sein Ohr stecken.   Der Blonde lächelte ihn an, dann ließ er die Hand fallen und pikste ihm stattdessen in die Seite. „Erzähl mir was über dich, Sasuke“ befahl er.   Sasuke schlug seine Hand weg. Gefährliches Territorium, Sasuke war nämlich verdammt kitzelig, aber das musste Naruto ja nicht wissen. „Das hab ich doch gerade, oder nicht? Kaum einer weiß, was meine Lieblingsblume ist, also erfreu dich an diesem wertvollen Wissen.“   Naruto grinste ihn an. „Deine Fassade bröckelt langsam“, meinte er, sang es beinahe schon fröhlich vor sich hin, und schnappte sich die Hand, die gerade noch nach ihm geschlagen hatte. Er bekam Zeige- und Mittelfinger zu fassen. „Aber wenn du nicht willst, dann…“   Er drückte seine Finger. „Willst du rummachen?“   Schlagartig breitete sich bei diesen Worten Hitze in Sasukes Bauch aus. Musste am Alkohol liegen, hm, und ganz sicherlich nicht an diesem intensiven Ausdruck, den er in strahlendblauen Augen erkennen konnte. „Was.“   „Lass uns ein bisschen rummachen“, wiederholte Naruto. Seine Mundwinkel zuckten spitzbübisch in die Höhe. „Wenn du nicht reden willst, dann können wir was anderes machen…“   „Wieso sollte ich mit dir rummachen wollen?“, wollte Sasuke wissen, wehrte sich aber nicht, als Naruto seine Hand so bewegte, dass sich ihre Finger miteinander verschränkten. Narutos Haut war weich und immer noch leicht feucht von seiner Tauchaktion im Wasser.   „Naja…“ Naruto lehnte sich näher. So nah, dass Sasuke seinen warmen Atem im Gesicht fühlen konnte. „Mir würden da so einige Gründe einfallen…“   „Ach ja?“, murmelte Sasuke. Er senkte die Lider und streckte seine freie Hand nach Narutos Gesicht aus. Mit dem Daumen drückte er gegen die Seite seines Halses und bekam seinen flatternden Puls zu spüren, ebenso wie das feine Kratzen seiner Bartstoppeln.   „Uhuh“, bestätigte Naruto und stupste ihn mit seiner Nase an. „Dann musst du dir zum Beispiel nicht mehr meine dämlichen Anmachsprüche anhören.“   Sasuke musste lachen.   Naruto lächelte daraufhin und das war alles, was es brauchte, damit Sasuke die Distanz zwischen ihnen überbrückte und Naruto küsste.     ~  23 Jahre alt ~     „Das ist absolut kindisch. Du bist absolut kindisch.“   „Oh?“ Sasuke presste die Kaffeetasse an seine Lippen, ein provokant unschuldiger Ausdruck in seinen Augen. „Bin ich das?“   Naruto holte tief Luft. So tief, dass Sasuke sehen konnte, wie sich sein Brustkorb unter seinem Sweatshirt bewegte. „Ich will mich nicht andauernd mit dir streiten, Sasuke, aber das ist wirklich kindisch. Du kannst mir nicht verbieten, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen.“   Sasuke zog die Augenbrauen zusammen. „Ich hab dir gar nichts verboten“, stellte er klar. „Ich hab dir lediglich gesagt, dass es mir nicht gefällt.“   „Oh, komm schon!“ Seufzend ließ sich Naruto gegenüber von ihn an den Kotatsu plumpsen. „Ich mag auch nicht all deine Freunde, aber ich mach deswegen nie so ein Theater!“   „Naruto.“ Sasuke stellte seine Tasse vorsichtig auf dem Tisch ab. „Du willst ein Wochenende in Tokio verbringen. Mit Kiba.“   „Und Suigetsu!“, fügte Naruto hinzu und zog die Mundwinkel herunter. „Ich bin nicht mit ihm alleine! Wir wollen doch nur auf ein Konzert von KillerB!“   „Du weißt, wie Suigetsu ist. Was er für… Einstellungen zu gewissen Dingen hat.“   „Oh mein Gott, Sasuke.“ Naruto rubbelte sich mit einem weiteren Seufzen durchs Haar.   Verärgert verengte Sasuke die Augen. „Du weißt ganz genau, warum ich solche Bedenken bei der ganzen Sache hab.“   Sofort wurden Narutos Gesichtszüge weicher, der Ausdruck in seinen Augen entschuldigend. „Ich weiß“, sagte er und griff nach Sasukes Hand. „Aber du musst dir keine Sorgen machen, Babe. Wirklich nicht.“   Sanft presste er seine Lippen auf einen blassen Handrücken. „Versprochen“, murmelte er gegen die weiche Haut. „Du kannst auch immer noch mitkommen, wenn du möchtest.“   Bei diesem Vorschlag entkam Sasuke ein Schnauben. „Ich?“, fragte er ungläubig nach und zeichnete mit dem Finger Narutos Kotelette nach. „Bei einem KillerB Konzert?“   Naruto warf ihm ein Grinsen zu und presste seine Wange gegen Sasukes Hand. „Klar, warum nicht?“   „Eher sterbe ich, als für diesen Dreck Geld auszugeben.“   „Ach, komm schon, Sas, du musst mit der Zeit gehen! Akatsuki und Punkrock sind out, es ist das Zeitalter des Raps!“   Sasuke gab daraufhin ein gequältes Stöhnen von sich und zwickte Naruto ins Ohrläppchen. „Die Welt geht zu Grunde.“   Lachend legte Naruto die Finger in einem lockeren Griff um Sasukes Handgelenk. „Also?“, fragte er nach, plötzlich ernst. „Streit vorbei? Oder bringst du Kiba jetzt um? Du weißt, wie sehr mir eure Abneigung und… Hass das Herz brechen…“   Sasuke hätte bei dieser Formulierung höhnisch lachen können, ließ stattdessen aber nur einen tiefen Atemzug aus seiner Nase aus. „Hm“, war seine Antwort.   Sanft quetschte Naruto sein Handgelenk. „Vertraust du mir?“   Nachdenklich leckte sich Sasuke über die Unterlippe. „Als du mich das das letzte Mal gefragt hast, hast du mein Fahrrad im Shōnai versenkt.“   „Pfft!“ Naruto brach in Gelächter aus. „Okay, ja, das, uh… Das war eine kleine… Fehleinschätzung meinerseits, ich wollte nicht, dass wir im Fluss landen… Heh.“   „Idiot.“ Schmunzelnd zwickte Sasuke ihm erneut ins Ohr.   „Babe.“ Mit einem sanften Ausdruck in den blauen Augen drehte Naruto den Kopf zur Seite und presste seine Lippen auf die Innenseite von Sasukes Handgelenk.   „Also?“, wisperte er. Sasuke konnte spüren, wie sein Piercing hauchzart über seine Haut strich und erschauderte. „Vertraust du mir, Sasuke?“   Sasuke senkte die Lider und streckte auch die zweite Hand aus, um sie auf Narutos Gesicht zu legen.   „Was für eine dumme Frage“, war seine gemurmelte Antwort.     ~ 18 Jahre alt ~     „Dein Bruder“, wisperte Naruto, während er mit feuchten Lippen seine Ohrmuschel entlang strich, „ist verdammt gruselig.“   „H-Huh?“, machte Sasuke dümmlich und biss sich auf die Unterlippe, komplett fokussiert auf das Gefühl von heißem Atem auf seiner Haut, das ihn langsam aber sicher um den Verstand brachte.   Als dann auch noch eine freche Zunge dazu kam, um die empfindliche Stelle hinter seinem Ohrläppchen zu triezen, fingen seine Knie an zu wackeln und ihm entkam ein geseufztes Stöhnen.   Sasuke konnte es nicht sehen, aber dafür konnte er es ganz genau spüren. Wie sich Narutos Lippen zu einem Grinsen verformten, bevor sich Zähne in sein Ohrläppchen bohrten und zärtlich daran knabberten.   „Dein Bruder“, wiederholte Naruto, während seine Hand, die momentan auf Sasukes Hüfte ruhte, unter sein Shirt huschte, um warme Haut zu berühren. Sanft kratzten abgekaute Fingernägel über seinen flachen Bauch und hinterließen roten Schwielen, dann wanderten die Finger tiefer und schoben sich in Sasukes Unterwäsche.   „Er ist echt verdammt gruselig. Bin ihm heute zufällig begegnet und er hat mich direkt abgefangen, um ein, uh, ernstes Gespräch mit mir zu führen.“   Sasuke verkrampfte sich, als Narutos Fingerspitzen seine Schambehaarung berührten. „Verdammt“, knurrte er und legte die Finger um Narutos Handgelenk, um seine Hand da wieder herauszuziehen. „Red nicht über meinen Bruder, wenn du die Hand in meiner Hose hast, du elendiger Freak.“   Naruto blinzelte und lachte dann. „Sorry“, sagte er und gab Sasuke einen entschuldigenden Kuss auf die Lippen. „Nicht schmollen“, fügte er hinzu, als er die leicht aufgeplusterten Wangen sah und gab ihm direkt noch einen Schmatzer.   Seufzend fuhr sich Sasuke durchs Haar. „Halt die Klappe“, befahl er und richtete den Kragen seines Shirts. Eigentlich waren sie gerade auf dem Weg zum Kiosk gewesen, als die Entdeckung einer einsamen Gasse sie ein wenig… abgelenkt hatte.   „Was ist mit Itachi?“, wollte Sasuke wissen und schnappte sich Narutos Hand, um ihn aus der Gasse und wieder in Richtung Kiosk zu ziehen.   Naruto verschränkte ihre Finger miteinander. „Er“, fing er an und stoppte abrupt. Er wirkte etwas nervös, während er mit der Zunge mehrmals sein Lippenpiercing anstupste. „Uhm, also… Ach, scheiß drauf, ich spuck’s jetzt einfach aus! Er hat mir gedroht.“   „Gedroht?“ Sasuke hob eine Augenbraue. „Weswegen?“   „Naja, dass ich nicht dein Herz brechen soll und so. Du weißt schon, die ganze typische Großer-Bruder-Nummer.“   „Oh mein Gott.“ Stöhnend zwickte sich Sasuke ins Nasenbein. „Ich hasse ihn. Er ist so peinlich.“   „Ich fand’s ja ganz süß“, meinte Naruto grinsend und drückte seine Hand. „Oder ich hätte es süß gefunden... Wenn er nicht so verdammt… angsteinflößend gewesen wäre.“ Die Erinnerung an das Gespräch ließ ihn erschaudern.   „Itachi, wie er leibt und lebt“, brummte Sasuke daraufhin nur und löste sich von Naruto, als sie beim Kiosk angekommen waren. Sie waren beide noch minderjährig, also durften sie sich eigentlich noch keine Zigaretten kaufen.   Eigentlich.   Glücklicherweise war Naruto ziemlich groß und durchtrainiert und sah deswegen nicht unbedingt seinem wahren Alter entsprechend aus, sodass die meisten Läden seinen gefälschten Ausweis tatsächlich ohne einen genaueren Blick akzeptierten.   So marschierte er schließlich auch wenige Momente später mit einem triumphalen Grinsen aus dem Kiosk und hielt stolz seine Beute in die Höhe.   „Sehr unauffällig“, kommentierte Sasuke augenrollend und schlug ihm auf den Hinterkopf. „Und jetzt komm, bevor der Besitzer tatsächlich noch Verdacht schöpft.“   „Spielverderber“, schmollte Naruto, setzte sich aber in Bewegung. „Wohin?“, war die Frage, während er die Folie von der Schachtel entfernte und Sasuke eine Zigarette überreichte.   Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern und holte ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche. „Skater-Park?“   Naruto nickte bejahend und so fanden sie sich wenige Minuten später auch schon sitzend auf der Halfpipe wieder. Schweigend, während sie beide ihre Kippen genießten und beobachteten, wie eine Gruppe Jungs einige Meter von ihnen entfernt Basketball spielte.   Lange hielt die Stille allerdings nicht an. Das tat sie mit Naruto nie, aber das war auch okay. Mehr als okay. So war das Leben mit Naruto an seiner Seite nun einmal und Sasuke würde es um nichts in der Welt missen wollen.    „Oh Mann“, seufzte der Blonde und schnipste den Zigarettenstummel zu Boden. „Wenn Itachi wüsste, wie sehr ich seinen kleinen, unschuldigen Bruder doch verdorben hab, dann würde er mich wohl echt umbringen, Mann. Haha.“   „Gib dir nicht zu viel Anerkennung, ich war schon bevor ich dich kannte verdorben.“ Sasuke atmete langsam aus und betrachtete, wie der Rauch seiner Zigarette in Richtung Himmel stieg. „Aber Itachi geht dir ja wohl gar nicht mehr aus dem Kopf, was?“, meinte er amüsiert und leckte sich über die trockenen Lippen. „War das Gespräch tatsächlich so traumatisierend? Armes Baby.“ Er tätschelte ihm den Oberschenkel.   Flink schnappte sich Naruto seine Hand und drückte sie. „Traumatisierend nicht mal so wirklich, nee. Ich bin eher… Keine Ahnung, eher ein wenig, uh… Naja, angepisst, schätze ich? Dass er mir so etwas zutrauen könnte. Als ob ich jemals dein Herz brechen würde.“   Missmutig zog Naruto die Mundwinkel herunter und führte Sasukes Hand zu seinem Gesicht. „Du weißt, dass ich so etwas niemals machen würde, oder?“   Der Blick in Narutos Augen war so intensiv, so aufrichtig, dass Sasuke doch tatsächlich für einen Moment der Atem stockte.   Naruto presste die Lippen auf seinen Handrücken. „Du bist mir verdammt wichtig“, murmelte er. Eine feine Röte lag auf seinen Wangen, aber Sasuke konnte nicht sagen, ob es Verlegenheit war oder vielleicht nur die Strahlen der langsam untergehenden Sonne. „Das weißt du, oder?“   Sasuke musste mehrmals schlucken, bis er schließlich seine Stimme fand. „Natürlich weiß ich das“, murmelte er und schnipste die Zigarette aus seinen Fingern.   Was für eine dumme Frage. Naruto war schließlich alles andere als subtil; die Blicke, die er Sasuke zuwarf. Die Art und Weise, wie er ihn küsste. Dieses kleine, sanfte und überraschend verlegene Lächeln, das nur für Sasuke und Sasuke ganz allein bestimmt war.   Naruto war vieles, aber wenn es um seine Gefühle und Zuneigung ging, dann war er alles andere als subtil.   Langsam streckte er die Hand aus, um sie auf Narutos Wange zu legen. Die Haut unter seinen Fingerspitzen war warm. Genauso warm, wie Sasuke sich gerade fühlte. „Also hör auf, so etwas Peinliches zu sagen“, befahl er und zog an seinem Ohr.   Mit einem Lachen zerrte Naruto ihn näher.   Sasuke schloss die Augen und brachte ihre Lippen für einen Kuss zusammen. Er war zwar vielleicht nicht so offen mit seinen Worten wie Naruto, aber dafür konnte er Taten sprechen lassen.   Um Naruto zu beweisen, dass ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten.     ~ 22 Jahre alt ~     Blumen.   Das war das erste, was Sasuke sah, als er die Tür öffnete.   Ein riesengroßer Blumenstrauß, der ihm unter die Nase gehalten wurde.   Und es waren nicht nur irgendwelche Blumen, oh nein. Es waren Lilien. Und dann auch noch in den verschiedensten Blautönen, eine schöner als die andere.   Sasuke blinzelte, dann fiel sein Blick erst auf Naruto, dessen Gesicht beinahe schüchtern hinter dem Strauß hervorlinste.   „Uh, hi…?“   Sasuke schnaubte, die Mundwinkel leicht in die Höhe gezogen. „Hi“, erwiderte und ging einen Schritt zur Seite, damit Naruto eintreten konnte.   Der Blonde zögerte sichtbar, dann trat er über die Schwelle und überreichte Sasuke die Blumen, immer noch dieser nervöse Ausdruck in den Augen.   Sasuke runzelte die Stirn, dann kniff er sich seufzend in die Nasenwurzel. Lieblingsblume und Lieblingsfarbe. Das konnte nur eines bedeuten… „Okay, was ist los? Was hast du kaputt gemacht?“   Naruto zog sofort abwehrend die Schultern in die Höhe. „N-Nichts…“, war seine unglaubwürdige Aussage.   Abermals entkam Sasukes Lippen ein Seufzen. „Ich kenn dich“, meinte er und ging in Richtung Schränke, um ein Gefäß für die Blumen herauszusuchen. „Außerdem bist du ein grottenschlechter Lügner. Also raus mit der Sprache. Was hast du kaputt gemacht?“   Keine Antwort.   Sasuke schnalzte mit der Zunge. „Ist es die Gitarre?“, fragte er nach und griff nach einer Vase. „Du weißt, dass-“   „Ich hab Kiba geküsst.“   Die Vase fiel mit einem Scheppern zu Boden und zerbrach. Sasuke blickte nach unten, auf dutzende von Glasscherben, die nun den Fußboden der Küche bedeckten.   „… Was“, konnte er nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich herausbringen, die Stimme so kleinlich, dass er sich selbst kaum erkannt hätte.   „Ich… Ich hab Kiba geküsst.“   Sasuke schloss die Augen, versuchte, dieses widerliche Gefühl in seiner Brust zu ersticken, bevor er sich weiter ausbreiten konnte, doch Narutos Worte schallten immer und immer wieder durch seinen Kopf.   Naruto hatte Kiba geküsst.   Naruto hatte Kiba geküsst.   Naruto hatte Kiba geküsst.   Sasuke ließ einen zittrigen Atemzug aus und ging in die Hocke, sein Rücken weiterhin Naruto zugewandt.   „Wann?“, wollte er wissen, während er mit abweisendem Blick damit anfing, die Scherben aufzusammeln.   Sie kannten Kiba schon eine gefühlte Ewigkeit, also wer sagte, dass der Kuss kürzlich passiert sein musste?   Vielleicht hatte Naruto ihn am Anfang ihrer Beziehung geküsst. In der Phase, wo ihnen beiden noch nicht wirklich klar war, ob wirklich Gefühle im Spiel sind oder ob das alles nur eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen war…   Vielleicht wollte Naruto ihn auch nur ein wenig verarschen, er konnte manchmal schließlich einen ziemlich beschissenen Humor haben, also konnte es sich Sasuke bei ihm durchaus vorstellen.   Vielleicht, vielleicht, vielleicht.   „Ähm… Gestern. Auf Shikamarus Geburtstagsfeier.“   Sasuke hielt inne und blickte auf die Glasscherbe in seiner Hand.   Shikamarus Geburtstagsfeier. Die Party, zu der er tatsächlich eingeladen gewesen war, aber abgesagt hatte, um den Abend stattdessen mit seinem Bruder zu verbringen.   Shikamaru war Narutos Freund, nicht seiner. Also hatte Sasuke auch keinen Grund gesehen bei einer Party aufzutauchen, zu die er eh nur aus Höflichkeit eingeladen war.   Scheinbar war das ein Fehler gewesen.   „Sasuke…? Du… Du blutest.“   Der Dunkelhaarige blinzelte, wie aus einer Trance erwacht, und blickte auf die Hand, die er zur Faust geballt hatte. Die Faust, aus der ein feines Rinnsal Blut langsam seinen Arm entlanglief.   Vorsichtig entspannte Sasuke seine Hand und entfernte die Scherbe aus seiner Haut, nun dunkelrot getunkt, um sie auf den Haufen zu den anderen zu legen.   Noch immer konnte er den Schmerz nicht wahrnehmen. Sasuke fühlte sich komplett taub.   „Hör zu…“, ergriff Naruto schließlich mit zitternder Stimme das Wort. „Das… Das war ein Ausrutscher, okay? Es hat absolut NICHTS zu bedeuten, Babe. Glaub mir. Nichts!“   Sasuke erhob sich langsam und blickte Naruto zum ersten Mal seit seinem Geständnis an.   Er sah schrecklich aus. Die Augen waren groß und nass, die Unterlippe bebend und das Gesicht komplett weiß.   Wut flammte bei diesem Anblick in Sasuke auf, aber er schluckte sie herunter. Es juckte ihn in den Fingern, seine Faust in dieses jämmerliche Gesicht zu rammen, aber er wusste, dass es nichts bringen würde.   Es würde Narutos Taten nicht rückgängig machen. Nichts konnte seine Taten rückgängig machen.   Geschehen war geschehen.   Geküsst war geküsst.   Dennoch ging ihm dieser Anblick gegen den Strich.   Was für ein… Heuchler.   Als ob Naruto auch nur irgendeinen verfickten Grund hätte so elendig auszusehen, wenn er derjenige war, der Sasuke…   Der Sasuke…   „Warum hast du ihn dann geküsst, wenn es nichts zu bedeuten hat?“   „Ich… Ich weiß nicht…“ Naruto fuhr sich durchs Haar, sein Blick auf den Strauß Blumen auf der Küchentheke gerichtet. „Wir waren betrunken und dann… Dann ist es irgendwie einfach passiert.“   „Ach wirklich?“ Ohne es zu merken ballte Sasuke erneut die Hände zu Fäusten. „Wie seltsam, dass ich auch regelmäßig Alkohol trinke und auf Partys gehe, aber dennoch nie einen anderen Mann geküsst habe.“   Naruto zuckte zusammen. „Babe, das-“   „Hast du ihn gestern auch Babe genannt?“   „Natürlich nicht!“, erwiderte Naruto und langsam schlich sich ein Hauch von Verzweiflung in seine Stimme. Ein Hauch von Hysterie. Er kam einen Schritt auf ihn zu. „Du bist mein Babe, Sasuke, nur du! Du musst mir glauben!“   „Ist das so.“   „Natürlich ist das so!“ Naruto streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, doch Sasuke wich ihm aus. Erneut fing seine Unterlippe an zu beben. „Sasuke, bitte. Ich… Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Wirklich nicht. Ich weiß auch nicht, wieso ich es getan habe… Aber es wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich dir!“   Er ließ den Kopf hängen. „Das war absolut beschissen von mir, das weiß ich. Aber es war wirklich nur ein Ausrutscher. Ein Fehler, den ich nicht wieder machen werde. Ganz bestimmt nicht, ich…“   Naruto unterbrach sich selbst, ließ stattdessen ein zittriges Schluchzen aus, während er mit dem Ärmel seines Shirts grob über sein Gesicht und seine Augen rieb.   Sasukes Bauch verknotete sich bei diesem Anblick.   „Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann“, gab Naruto mit gebrochener Stimme zu. „Ich hab Angst, dass ich jetzt alles kaputt gemacht. Du bist mir so… so unfassbar wichtig, Sasuke, ich will dich nicht verlieren, ich… I-Ich…“   Naruto schnappte mehrmals nach Luft, versuchte weiter nach Worten zu ringen, aber schließlich verlor er den Kampf gegen die Tränen und vergrub das Gesicht schluchzend in seinem Ellbogen.   Sasuke beobachtete ihn, das unkontrollierte Zucken seiner Schultern, die Tränen, die langsam über seine Wangen glitten und an seinem Kinn abperlten.   Ein unverkennbares Brennen schlich sich in Sasukes Augen, also presste er die Lider fest zusammen. Seine Finger zitterten, als er sie in Narutos Nacken legte und ihn an seine Brust zog.   Sasuke kannte Naruto. Besser, als jeden anderen. Er konnte ihn lesen wie ein offenes Buch.   Deswegen wusste Sasuke auch das alles, was Naruto sagte, der Wahrheit entsprach.   Dass es ihm wirklich unfassbar Leid tat.   Dass es ein Ausrutscher war.   Dass es nicht wieder vorkommen würde.   Und Sasuke war kein Monster.   Natürlich konnte er verzeihen.   Besonders der Person, in die er oh so sehr verliebt war.     ~ 20 Jahre alt ~   Mit einem Stöhnen sackte Naruto erschöpft in sich zusammen. Sein Griff in Sasukes Haar lockerte sich. Statt an den Strähnen zu ziehen, tätschelte er sie nun müde, bis sich Sasuke schließlich von ihm löste.   Naruto verlor keine Zeit, um sofort die Arme um seine Schultern zu schlingen und ihn auf sich zu ziehen.   „Oof“, entkam es Sasuke überrascht, ansonsten wehrte er sich aber nicht weiter, als Naruto liebevoll versuchte seine nun ruinierte Frisur zu richten und seine Nase küsste.   „Du bist der Beste, Sas“, teilte er ihm mit einem glücklichen Grinsen mit.   Sasuke schnaubte. „Ich weiß“, sagte er, konnte ein kleines Lächeln aber nicht verstecken, als Naruto ihm einen besonders sanften Kuss auf den Mundwinkel hauchte. „Das war aber noch nicht alles.“   „Noch mehr Sex?!“, fragte Naruto deutlich interessiert nach, bevor er sich mit einem Gähnen über den Augenwinkel rieb. „Mh, du kleines Monster, du. Aber lass uns erst was kuscheln, kay?“   Sasuke biss sich auf die Unterlippe. Mit einem Schlag wurde er nervös. Aber er musste diesen Moment, wo sie beide noch so vollgepumpt mit Endorphinen waren, ausnutzen, bevor er wieder den Mut verlor.   „Ich hab noch ein Geschenk für dich“, sagte er langsam und richtete sich auf. „Ein richtiges Geschenk.“   „Noch eins?“ Neugierig richtete sich Naruto auf einem Ellbogen auf. „Dabei bist du selbst doch schon das größte Geschenk, heh.“   Sasuke rollte mit den Augen. „Du Romantiker“, beschwerte er sich halbherzig, während er eine Jogginghose vom Boden aufhob und sich überstreifte. Dann tapste er in Richtung Schrank.   Eigentlich war es bescheuert, nun so nervös zu sein. Das war bei weitem nicht der erste Geburtstag, den sie zusammen verbrachten und Sasuke hatte Naruto in den letzten Jahren ihrer Beziehung schon einige Geschenke gemacht.   Aber dennoch war dies ein besonderes Geschenk. Und das nicht nur deswegen, weil es so viel teurer, als all die anderen war.   Sasuke atmete einmal tief aus, dann öffnete er seinen Schrank und holte eine große, schwarze Tasche heraus, mit der er wieder zum Bett herüber ging.   Der Blonde richtete sich in eine vollständig sitzende Position auf und nahm die Tasche mit großen Augen entgegen. „Sasuke…?“   „Öffne die Tasche“, murmelte Sasuke und zupfte verlegen an dem Piercing in seinem Ohrläppchen herum.   Und das tat Naruto auch. Beinahe ehrfürchtig strichen seine Fingerspitzen über den Stoff, bis sie den Reißverschluss fanden und diesen langsam herunter zogen.   „Das ist…“ Naruto blinzelte. „Eine Gitarre…?“   Sasuke nickte und schob die Hände in die Gesäßtaschen seiner Hose. „Du jammerst mir schon seit Ewigkeiten die Ohren voll, weil du unbedingt eine Gitarre haben willst… Und da ich dein Gejammer echt nicht mehr ertragen konnte, dachte ich…“ Er biss sich auf den Mundwinkel.   „Heilige Scheiße“, sagte Naruto leise. Mit den Fingerspitzen strich er über die Saiten der Gitarre und entlockte ihr so einen leisen Ton. „Die sieht noch total neu aus. Das muss ein Vermögen gekostet haben, Mann…!“   Sasuke zuckte mit den Schultern.   Ein Vermögen war es nun nicht gewesen, aber er hatte sich dennoch einen Nebenjob zulegen müssen, um das Instrument bezahlen zu können.   „Ich…“ Naruto fuhr mit der Zunge mehrmals über seine trockene Unterlippe. „Ich… Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Babe… Ich mein… Fuck, Sasuke?!“   Schnaubend zog Sasuke den rechten Mundwinkel für ein Schmunzeln in die Höhe. Er hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz gleich aus der Brust springen. Zum Glück hatte er die Hände in seine Hosentasche geschoben, um das verräterische Zittern so zu verbergen.   „‘Danke‘ wäre schon einmal ein guter Anfang.“   Naruto blinzelte mehrmals, auf einmal ein verdächtiger Schimmer in seinen blauen Augen, und stand dann lachend auf.   „Danke“, wisperte er, als er Sasuke in eine Umarmung schloss, und sein Gesicht danach liebevoll zwischen seine Hände nahm. „Das hättest du nicht machen müssen, Sas, wirklich nicht, aber…“   Naruto bohrte die Zähne in seine Lippe, als seine Mundwinkel zu einem glücklichen Lächeln in die Höhe zuckten.   „Ich hab’s ernst gemeint, als ich gesagt hab, dass du allein das schönste Geschenk für mich bist“, murmelte er leise und rieb mit dem Daumen über Sasukes Unterlippe. „Aber diese Gitarre hier? Eindeutig das zweitbeste Geschenk!“   Sasuke fing an zu lachen, als Naruto daraufhin sein Gesicht mit Küssen bedeckte und schloss zufrieden die Augen.   Wie dumm von ihm zu befürchten, dass sich Naruto eventuell über sein Geschenk nicht freuen würde. Naruto freute sich über jedes Geschenk, das vom Herzen kam.   Und vom Herzen kam dieses Geschenk definitiv.   Mit einem Lächeln drehte Sasuke das Gesicht zur Seite und presste die Lippen zart auf Innenseite von Narutos Hand.   „Alles Gute zum Geburtstag, Baby.“     ~ 24 Jahre alt ~     „Du willst ausziehen.“   Naruto rieb sich das Gesicht, mehrere quälende Sekunden lang, bis er seine Hände schließlich mit einem zittrigen Seufzen in den Schoß fallen ließ. „Nicht für immer, aber… Aber für den Moment, ja.“   Sasuke blickte auf seinen Schoß, beobachtete, wie Naruto nervös die Finger knetete. Er brauchte einen Moment, bis er seine Stimme wiederfand.   „Warum?“   Narutos Zähne bohrten sich in seine Unterlippe. „Ich denke, ein wenig Abstand tut uns gut“, murmelte er und blickte nun ebenfalls in seinen Schoß. „Wir streiten uns in letzter Zeit nur noch und… Ich will mich nicht andauernd mit dir streiten, Sas, wirklich nicht, aber… Es hört einfach nicht auf.“   Defensiv hob Sasuke die Schultern in die Höhe. „Und an wem liegt das?“   „An uns beiden.“ Naruto presste die Lippen zusammen und sah ihn an. „Versuche gar nicht erst, die ganze Geschichte auf mich abzuschieben. Dazu gehören immer zwei.“   Sasuke öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder und blickte zur Seite.   Naruto seufzte. „Deswegen denke ich, dass uns ein wenig Distanz nicht schaden könnte. Auch, um generell wieder ein bisschen, uh… Naja, Leben in unsere Beziehung zu bringen. Irgendwie fühlt sich in letzter Zeit alles so… so…“   Der Blonde rieb sich über den Nacken und suchte einige Sekunden nach dem richtigen Wort, bevor er die Hand schließlich wieder in seinen Schoß fallen ließ. „Anders. Es fühlt sich anders an. Nicht mehr wie früher.“   „Was erwartest du, Naruto?“ Sasuke krallte die Nägel in seine Handfläche und versuchte verzweifelt, die langsam aufkeimende Panik zu unterdrücken, bevor sie vollständig ausbrechen konnte. „Wir sind seit Ewigkeiten zusammen, natürlich entsteht dann irgendwann eine gewisse… Routine.“   „Ja, aber…“ Naruto leckte sich über die Lippen. „Das ist keine gute Routine. Es fühlt sich nicht mehr nach einer Beziehung an, sondern eher… Wie zwei Freunde, die zusammen wohnen. Weißt du, was ich meine?“   Nein, dachte Sasuke. Das wusste er nicht und das machte ihm eine tierische Angst.   „Sollen wir irgendetwas in unserer Beziehung ändern?“, fragte Sasuke ihn und betete, dass Naruto den Anflug von Verzweiflung in seiner Stimme nicht heraushören konnte. „Was Neues ausprobieren? Wenn du etwas Neues ausprobieren willst, dann sag es mir, Naruto.“   „Das hab ich doch gerade…“ Naruto wandte erneut den Blick ab. „Ein wenig Distanz.“   „Also willst du Schlussmachen“, war Sasukes Rückschluss.   „Oh, Baby, nein!“ Naruto streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, überlegte es sich dann aber doch anders und ließ sie wieder fallen. Seine Finger zitterten leicht, als sie sich in den Stoff seiner Hose bohrten. „Ich will nicht Schlussmachen. Ich denke einfach, dass uns beiden ein bisschen Abstand gut tun würde. Ich weiß, das… Das klingt brutal, aber… Ich will einfach nur, dass alles wieder so wird wie früher. Und vielleicht passiert das, wenn wir uns eine Zeit lang nicht sehen…“   Sasuke sah ihn einige Sekunden lang an, ließ seinen Blick über sein Gesicht gleiten, über die Aufrichtigkeit, die er so deutlich in seinen Augen herauslesen konnte.   „Okay.“ Mit einem geschlagenen Seufzen ließ Sasuke die Schultern sacken. „Wo willst du solange wohnen? Bei deiner Familie?“   „… Nee.“ Naruto rieb mit dem Handballen über sein Knie. „Bei Freunden.“   Sofort überkam Sasuke eine ungute Vorahnung. Sein Bauch verkrampfte sich. „Bei wem?“, bohrte er nach.   Naruto stupste sein Lippenpiercing mit der Zunge an und fixierte einen Punkt rechts von Sasuke an der Wand an.   Sasuke wurde übel. Das war ihm Antwort genug. „Also bei Kiba.“   Naruto zuckte zusammen, ließ seinen Mund aber weiterhin geschlossen. Er stritt es nicht ab, also musste es stimmen.   Sasukes Hände ballten sich zu Fäusten. „Wenn du in Kiba verliebt bist, dann sag es mir einfach anstatt-“   „Ich bin nicht in ihn verliebt!“, stritt Naruto ab, aber seine Stimme zitterte. Sie klang verunsichert. „Sasuke, ich… Es ist kompliziert, ich… Bitte, lass uns jetzt nicht streiten, ich will…“   Er verstummte.   Wahrscheinlich wusste Naruto selbst nicht, was er wollte.   Sasuke verspürte ein Brennen in seinen Augen, aber er blieb stark. Selbst seine Stimme zitterte nur minimal, obwohl es sich so anfühlte, als hätte man ihm gerade das Herz aus der Brust gerissen.   „In Ordnung. Du hast Recht, vielleicht kann etwas Abstand nicht schaden. Einen Versuch ist es wert.“   Naruto lächelte und legte seine Hand über Sasukes. „Danke, Babe“, flüsterte er und quetsche sie.   Sasuke erwiderte es nicht.   Am nächsten Tag zog Naruto aus... und zog nie wieder in ihre gemeinsame Wohnung zurück.     ~ 21 Jahre alt ~     „Ich hab einen Song für dich geschrieben.“   Naruto grinste ihn schüchtern an, die Wange in ein sanftes Rot gefärbt, während er die schwarze Tasche öffnete und seine Gitarre herausholte.   „Für mich?“, wiederholte Sasuke überrascht.   „Jepp“, bestätigte Naruto, immer noch dieses zittrige Grinsen auf den Lippen, während er sich aufs Bett setzte und mit nervösen Fingern begann, die Gitarre zu stimmen.   Sasuke blickte sich um. Es war dunkel im Raum. Die Jalousien waren zugezogen, einzig allein die Teelichter, die in verschiedenen Ecken des Schlafzimmers aufgestellt waren, boten eine kleine Quelle an Licht.   Mit einem Mal konnte Sasuke einen riesigen Kloß an Emotionen in seinem Hals vorfinden, den er nur nach mehrmaligen Versuchen heruntergeschluckt bekam.   „Hab ich… Ist heute unter Jahrestag?“   Naruto musste lachen. „Nee“, meinte er und hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Keine Sorge. Abgesehen davon, dass du so etwas bestimmt eh nicht vergessen würdest, ich kenne dich doch.“   Mit einem zarten Lächeln blickte Naruto auf seine Finger, während der Schein der Kerzen sanfte Schatten über seine Züge warf. „Es hat keinen besonderen Anlass, schätze ich. Ich wollte einfach… Ich wollte einen Song für dich schreiben.“   Sasuke war so überwältigt, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.   Glücklicherweise kannte Naruto ihn tatsächlich so gut, dass er sich von seinem Schweigen nicht einschüchtern ließ.   „Ähm“, fing er an und biss sich auf den Mundwinkel. „Ich bin nicht der beste Sänger, wie du weißt, und auch… Ich bin auch kein Poet oder so, aber… Ich, uh… Hab mir trotzdem Mühe gegeben, also… Also nicht lachen, okay?“   Naruto ließ einen zittrigen Atemzug aus, warf Sasuke ein letztes, nervöses Grinsen zu und schloss dann die Augen, um zu singen.   Über Beziehungen.   Über Liebe.   Über ihn.   Über sie.   Narutos Stimme war ungewohnt leise, als er über seine Gefühle sang.   So leise, dass er über den Sound der Gitarre kaum zu hören war.   Er klang… zerbrechlich.   Er sang über ihre Vergangenheit.   Über gemeinsame Erinnerungen.   Über ihre Zukunft.   Über eine Liebe, so überwältigend und einnehmend, dass es nicht möglich war, die richtigen Worte für sie finden.   Obwohl Narutos Wortwahl tatsächlich ungeschickt war, obwohl sein Gesang nicht immer ganz zu den Tönen seiner Gitarre passte, war es das schönste und ergreifendste Liebeslied, das Sasuke jemals gehört hatte.   Ein Liebeslied, das ganz alleine für ihn geschrieben und komponiert worden war.   Narutos Stimme wurde immer leise, bis sie schließlich verstummte, ebenso wie das Spiel seiner Gitarre.   Er atmete zitternd aus und öffnete schließlich die Augen, die er den gesamten Song über geschlossen hatte.   „Das war’s.“   Verlegen kratzte er sich an der Wange und legte die Gitarre vorsichtig auf dem Boden ab.   Sasuke starrte ihn.   Er wusste nicht, was er sagen sollte.   Wie sollte er das, was er gerade empfand, nur jemals in Worte ausdrücken können?   Es war unmöglich.   Es gab keine Worte um zu beschreiben, wie sehr Sasuke diesen Mann, der ihn mit solch einem unsicheren Lächeln anblickte, liebte.   „Sasuke…?“   Der Klang seines Namens war es schließlich, der Sasuke dazu veranlasste, sich in Bewegung zu setzen, um den kleinen Raum zu durchqueren und ihn zu küssen.   Sasuke küsste Naruto so, wie er ihn noch nie zuvor geküsst hatte.   Er steckte all seine Gefühle, all seine Liebe in den Kuss und hoffte, dass Naruto es spüren konnte.   Wie sehr Sasuke ihn liebte.   „Das ist das schönste, was jemals jemand für mich gemacht hat“, wisperte Sasuke, als sich ihre Lippen eine gefühlte Ewigkeit später trennten.   „Ja?“ Naruto lächelte und rieb mit den Daumen sanft über Sasukes verdächtig nassen Augenwinkel. „Noch schöner als das eine Mal, als ich dir beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht gestrichen hab?“   „Naruto“, flüsterte Sasuke und lehnte ihren Stirnen zusammen. Seine Augen waren inzwischen geschlossen. „Du ruinierst den Moment.“   Heißer Atem strich über seine Lippen, als Naruto lachte. „Sorry“, sagte er und küsste ihn so sanft und mit solch einer Zärtlichkeit, dass Sasuke wackelige Knie bekam. Er presste sich noch näher an Naruto heran, bis er das kräftige, schnelle Pochen seines Herens spüren konnte.   Hauchzart strichen Lippen seine Haut entlang, von seiner Nasenspitze zu seiner Wange, hoch über seine Augenbrauen. Und als sich diese Lippen schließlich so sanft auf seine Stirn pressten, wusste Sasuke, dass er der glücklichste Mensch auf dieser Erde war.   „Ich liebe dich.“   Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)