Not ever von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 2: Falling for you -------------------------- Sam lag auf dem Rücken auf dem Teppich in seinem Wohnzimmer. Irgendwie ging ihm dieser Typ von vorhin nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte lange niemanden mehr so an sich ran gelassen. Sie starben ihm ja doch alle weg. Genüsslich leckte er sich über die Blut verschmierten Lippen. Den leeren Beutel warf er dabei achtlos zur Seite. Er würde sich dringend eine neue Reserve beschaffen müssen. Besser heute als Morgen. Aber für den Moment erfüllte ihn eine lindernde Ruhe. Die letzten Monate waren nicht leicht gewesen. Es hatte sich so angefühlt als würde er einfach nur sinnlos dahin vegetieren und die Menschen oder Vampire mit denen er sich einließ langweilten ihn viel zu schnell oder hatten andere Ansichten. Aaron dagegen hatte ihn neugierig gemacht. Da war definitiv eine Bindung zwischen ihnen. Manchmal musste man sich noch nicht besonders gut kennen um so etwas zu spüren. War dieser Mann die Lösung? Sam setzte sich auf und schlich geräuschlos wie eine Katze auf den Balkon hinaus. Von dort aus hatte er einen schönen Blick über den dunklen Park. Er wollte gerade wieder rein gehen als sich der grelle Strahl einer Taschenlampe auf ihn richtete. "Na können sie auch mal wieder nicht schlafen?" Die Balkone in dem Haus in dem er wohnte befanden sich bedauerlicherweise sehr nah nebeneinander. Seine 70 Jährige Nachbarin trug ein langes geblümtes Nachthemd und hielt den verdammten Lichtkegel immer noch auf ihn. Er blinzelte und nickte. "Sie haben da was am Mund.", einer ihrer langen Finger zeigte auf sein Gesicht. Sam fuhr sich sofort mit dem Arm über die Lippen: "Danke....Oh man sie wissen ja wie das ist. Einen Burger kann man einfach nicht würdevoll essen." "Jungchen sowas solltest du so spät gar nicht mehr essen.", lächelte sie und nahm die Taschenlampe etwas runter. "Recht haben sie. Wir sollten wieder rein gehen. Es ist ganz schön frisch heute Nacht." Sie verabschiedeten sich freundlich und jeder verschwand wieder in seine Wohnung. Vielleicht sollte er doch in einer Gruft leben. Aber dann bitte eine mit WiFi. Zu dumm dass er in dieser Nacht frei hatte, er hätte das mit dem Blut gerne jetzt erledigt. Ob er nochmal auf die Jagd gehen sollte? Nein es würde schon bald dämmern. In diesem Moment in dem er noch ein wenig unentschlossen herum stand klingelte sein Handy. Sam nahm das Gespräch an: "Friedhofsverwaltung Nord wie kann ich ihnen behilflich sein?" Aaron zögerte. "Tut mir leid ich glaube ich hab mich verwählt.. Irritiert sah er nochmal auf die Serviette. Vielleicht war die eine 8 doch eine etwas verschmierte 6 gewesen. Sam lachte: "Ne alles gut. Ich mach nur Spaß! Sorry. Du rufst ja schnell an." "Das ist normalerweise auch nicht meine Art aber wieso Zeit verschwenden..außerdem muss ich noch 3 Kilometer bis nach Hause laufen, da hab ich Zeit zum Telefonieren." Fahren war nach 3 Whisky ja nicht mehr drin. Sam grinste leicht und ging mit dem Handy am Ohr in sein stockfinsteres Schlafzimmer in dem es kein Fenster gab. Vorher war es eine ziemlich große Vorratskammer gewesen. Das Smartphone in seiner Hand war sobald die Tür hinter ihm zufiel die einzige Lichtquelle im Raum. Langsam stieg er auf sein Bett. Ein ganz normales Bett. Kein Sarg. "Wohnst du allein?", fragte Sam und freute sich schon auf die Antwort. Warum auch immer. Vielleicht weil er die Stimme des anderen so angenehm fand. Draußen wurde es sicher schon langsam heller. "Eigentlich habe ich einen Hund, aber der ist leider vor einer Weile verschwunden..." Aaron schien das immer noch sehr mit zu nehmen. "Oh das tut mir leid zu hören..", murmelte Sam und überlegte fieberhaft, ob er in letzter Zeit einem Hund begegnet war. Glücklicherweise hielt er sich ja bevorzugt an viel kleinere Tiere und Blutbeutel. Aaron wechselte schnell das Thema: "Was machst du grade?" Sam kuschelte sich in seine Decke und dachte an Aaron's Augen zurück: "Ich denke an einen heissen Typen den ich heute Nacht im Club kennengelernt hab." Am anderen Ende war es kurz still. Denn nun musste auch Aaron grinsen während er durch die nächtlichen Straßen lief. "Willst du ihn wieder sehen? Selbe Uhrzeit selber Ort?" Sam zögerte. Noch hatte er ja frei. "Okay...", sagte er leise, "Aber bei dir.." "Kennst du das große Gebäude am Hafen mit den roten Ziegeln?" Das Telefonat dauerte noch ganze zwei Stunden und als er es beendete taten Sam's Wangen weh vom vielen Grinsen. Was war los mit ihm? Etwas derartiges war ihm sicher seit 30 Jahren nicht mehr passiert. Irgendwie traurig. Mit einem fremdartigen wohligen Gefühl schlief er langsam ein. Dummerweise erwachte er um einiges zu früh. Die Sonne war draußen noch nicht ganz untergegangen. Ungeduldig durchschritt er immer wieder sein Schlafzimmer, zog sich mehrmals um, löste drei Kreuzworträtsel, blätterte durch ein Buch ohne wirklich etwas zu lesen und warf einen Tennisball gegen die Wand. Dann war es endlich soweit und er öffnete die Tür. Auf dem Weg zu Aaron fing er sich einen kleinen Snack um in dieser Nacht mehr Kontrolle über sich zu haben. Es war eine klare Nacht und tausende und abertausende Sterne schmückten den dunklen Himmel. Sam wollte gerade klingeln als Aaron ihm öffnete. Gemeinsam betraten sie einen sehr uralt wirkenden Gitterfahrstuhl. Bis zu dem Zeitpunkt hatten sie noch kein Wort gewechselt. "Es ist komisch...ich habe das Gefühl als würden.." "..wir uns schon Ewig kennen..", beendete Aaron den Satz. Der Fahrstuhl setzte sich ruckelnd in Bewegung. Als er sich, oben angekommen, wieder öffnete konnten sie ihre Lippen kaum voneinander lösen. Sam strich mit den Fingerspitzen über Aarons Narbe und das angefressene Ohr. Sie standen inzwischen mitten in dem modern aber wirklich kühl eingerichteten Loft. Und zwar so eng beieinander, dass Sam vor Erregung beinahe seine Fangzähne gezeigt hätte. Diese Anziehung. Er verstand sie einfach nicht. Fühlte es sich so vielleicht an wenn man seinen wahren Partner gefunden hatte? Seinen Seelenverwandten? Diese seltene Verbindung nach der jeder suchte aber die kaum jemand wirklich fand? Konnte das sein? Er hatte sich schon lange gefragt, ob es so jemanden überhaupt für ihn gab. Bei vielen hatte er es schon geglaubt und jedes Mal hatte er sich bitter geirrt. Da hatte er es erzwingen wollen. Diesmal fühlte es sich einfach von Anfang an gleich besonders an und das auf ganz natürliche Weise. Schließlich lagen sie aneinander gekuschelt auf der großen Couch und Sam vergaß beinahe die Zeit. Jede Berührung die sie austauschten hatte etwas sinnliches und die Gespräche waren mindestens genauso schön. So schön sogar, dass Sam einiges riskierte, denn er reizte es wirklich bis zur letzten Sekunde aus und war sich inzwischen gar nicht mehr so sicher, ob er es noch vor den ersten Sonnenstrahlen zurück schaffen würde. Noch war es dunkel. "Vielleicht sollte ich besser gehen...ich bin schon so lange hier.", sagte er schließlich und löste sich nur widerwillig von dem anderen. "Ich begleite dich..in letzter Zeit sind hier wieder drei Leute verschwunden..du solltest um die Uhrzeit nicht sooft alleine rum wandern.", verkündete Aaron und lies keinen Widerspruch zu. Leider wusste Sam mehr über das Verschwinden dieser Leute als ihm lieb war, daher sah er etwas peinlich berührt zur Seite. Er selbst war zwar nicht daran beteiligt gewesen, aber seinesgleichen. Wenn du wüsstest, dass ich eins von diesen Monstern bin, würdest du weg laufen..., dachte Sam traurig. Erst in diesem Moment wurde ihm so richtig bewusst, dass das mit ihnen eigentlich gar keine Zukunft haben konnte. Seelenverwandter hin oder her. Denn....wie sollte er in einer Beziehung, sollte es denn dazu kommen, dauerhaft verstecken, wer er wirklich war? Das war unmöglich. Und doch war da dieser kleine Funken Hoffnung ....was wenn er es verstehen würde? Was wenn es doch funktionieren könnte? Wenn er ihm erklärte dass er ja nur Blutbeutel und Nager verzehrte. Wäre Aaron vielleicht in der Lage es zu verstehen? oder es zumindest zu tolerieren? Dem Ganzen eine winzige Chance zu geben? Was wenn er keine Angst hätte? Oder sie sich nehmen lies wenn er es ihm nur schonend genug beibrachte? Sam wollte diese Gedanken nicht, weil es am Ende dann nur mehr weh tun würde, wenn er sich jetzt zu große Hoffnungen machte. Aber er kam einfach nicht dagegen an. Gemeinsam mit Aaron an seiner Seite schaffte er es noch rechtzeitig nach Hause und verabschiedete sich mit einem bereits sehnsüchtigen Kuss, obwohl der andere ja noch da war. "Wir sehn uns.", versprach Aaron. "Pass auf dich auf.", meinte Sam noch schnell und schloss die Tür. Lächelnd strich er sich über die Lippen. Verflucht,war er doch noch fähig sich zu verlieben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)