Bedrohliche Schatten von Onlyknow3 (Adventskalender 2019) ================================================================================ Kapitel 1: Der Beginn vom Ende ------------------------------ Kapitel 01 - Der Beginn vom Ende Jonouchi Katsuya war ein Student im letzten Semester an der Tokyoter Universität. Wenn man ihn fragte, was er studierte, druckste er stets rum, denn die Antwort war gar nicht mal so einfach: Er studierte Mechatronik mit dem Schwerpunkt Robotik und Informatik mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz. Viele blickten ihn dann erst einmal geschockt an, bevor sie die ewig gleiche Grundsatzdiskussion begannen: War das Erschaffen einer Maschine mit einer künstlichen, sich selbst weiterentwickelnden Intelligenz wirklich ratsam? Was, wenn man damit die fiktive Zukunft aus den Terminator-Filme Wirklichkeit werden ließen und die Roboter befanden, dass der Mensch ausgerottet gehörte? Wie sicher waren die 'Drei Gesetze der Robotik' von Isaac Asimov. Deswegen hatte Jonouchi es irgendwann aufgegeben neue Leute kennen zu lernen. In den ersten paar Semester waren diese Diskussionen ja noch halbwegs unterhaltsam gewesen. Doch je öfters er diese - sich oft zu Kontroversen weiterentwickelnden - Gespräche führte, desto ermüdender fand er sie mit der Zeit. Daher bewegte er sich nur noch in den immer lichter werdenden Kreisen seines Studienganges und in seinem alten Freundeskreis. Leider sah er seine ehemaligen Schulfreunde nicht mehr so oft, wie er es sich wünschen würde, aber Domino City lag auch nicht gerade um die Ecke und mit dem Shinkansen - den japanischen Hochgeschwindigkeitszügen - brauchte man gut und gerne neunzig Minuten. Aber das erlaubte ihm möglichst viel Zeit in sein Studium und seine Projekte zu stecken, an denen er mittlerweile teilnehmen durfte. Manche dieser Projekte waren so fesselnd, dass er schon ganze Wochen im Robotiklabor verbracht hatte ohne dass es ihm bewusst gewesen war. Dann unterbrach er seine Arbeit nur, um schnell was zu essen oder kurz duschen zu gehen. Wenn drei oder mehr Studenten über Wochen in einem mehr oder minder kleinen Labor aufeinander hocken, konnte die Luft durchaus... 'aromatisch' werden. Verwirrt blickte er sich um. Mit dem letzten Semester hatte er noch einmal den Standort wechseln müssen, von denen es bei der Tokyoter Universität fünf gab, und befand sich nun auf einem Campus, auf dem der sich nicht wirklich auskannte. Er kramte seinen Plan aus der Umhängetasche und schaute darauf. Mehrmals drehte er den Zettel, bis er erkannte, dass er nutzlos war, solange er keinen Orientierungspunkt hatte. Also folgte er dem Weg, den er gelaufen war weiter und kam schließlich auf einen Platz, an dem drei größere, sehr modern wirkende Gebäude aufragten. An einem prangerte der Schriftzug der dort ansässigen Fakultät. Ein erneuter Blick auf seinen Plan und er wusste, wo er hin musste. Der zweite Blick ging auf seine Uhr und verriet ihm, dass er sich sputen musste, wenn er nicht schon am ersten Tag zu spät kommen wollte. Also sprintete er los. Er gab nicht alles, er wollte schließlich nicht durchgeschwitzt und völlig außer Atem ankommen. Aber doch so, dass er sich reale Chancen ausrechnete gerade noch Pünktlich die Fakultät zu erreichen. Das einzige, was Jonouchi dabei nicht bedacht hatte war die Suche nach dem richtigen Vorlesungsraum. Doch schließlich hatte er den Saal gefunden und als er eintrat stellte er bestürzt fest, dass sie in diesem Semester vielleicht noch 40 oder 50 Studenten waren. Wenn er sich zurück besann, dass sein Jahrgang mal mit mehr als 500 Studenten begonnen hatte... war das hier doch recht überschaubar. Dafür brauchte er sich keine Sorgen über die Platzwahl zu machen. Obwohl er auf den Punkt gerade noch so pünktlich gewesen war konnte er sich einen Platz in der zweiten Reihe sichern. Die erste Reihe... wäre zu streberhaft gewesen. Der Blonde hatte sich gerade gesetzt, als durch eine andere Tür gerade ein Mann Mitte vierzig heraus trat und von einem jüngeren Mann, der vielleicht so um die Mitte zwanzig gewesen war, begleitet wurde. Während das schwarze Haar des Professors bereits einige grauen Schlieren zeigten und er eine Brille auf der Nase trug, die den Eindruck von Weisheit noch verstärkte, war das Haar des jüngeren Mannes dunkelbraun und hinten zusammen gebunden. "Mein Name ist Professor Hoshino Moritake und sie befinden sich in der Vorlesung 7-1-0. Das ist einer ihrer Tutoren: Uchiha Itachi. Sie werden wesentlich mehr mit ihm oder den anderen Tutoren, als mit mir zu tun haben.", begann der Ältere ohne darauf zu warten, dass Ruhe einkehrte. "Mein Unterricht unterscheidet sich wahrscheinlich erheblich von dem, was sie gewohnt sind. Während Sie im klassischen Studium in die Vorlesung kommen, mir zuhören und sich Notizen machen, um nach der Vorlesung im Selbststudium Übungen zu lösen, die Sie dann in kleineren Arbeitsgruppen von fünf Kommilitonen und einem Tutor durchgehen, habe ich für mich entschieden, dass alles etwas anders zu handhaben. Statt das ich jedes Semester das gleiche wiederhole hat mein Tutor Itachi meine Vorlesungen vor einigen Jahren aufgenommen. Von Zeit zu Zeit werden diese aktualisiert, wenn es einen neuen Stand gibt. Die Vorlesungen und die dazu gehörigen Übungen bekommen Sie von mir Woche für Woche in ihrem Uni-Portal freigeschaltet. Sie beginnen also im Selbststudium den Stoff durch zu arbeiten. Dabei können Sie die Vorlesung so oft wie sie wollen von vorne starten, hin und her spulen, anhalten... je nachdem wie Sie es benötigen. Dann werden sie die Übungen zum jeweiligen Thema lösen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn sie mit der einen oder anderen Aufgabe Schwierigkeiten haben werden. Das ist normal und manchmal sind Aufgaben für die ganz findigen enthalten. Einmal die Woche gibt es eine Arbeitsgruppe. Wann ihre Arbeitsgruppe sich trifft, können Sie nach dieser Stunde mit Itachi klären. Er wird sich alle ihre Terminwünsche anhören und Sie dann in Gruppen einteilen. In welcher Gruppe Sie schlussendlich gelandet sind, werden Sie per Mail an ihren Uni-Account erfahren. Bei ihm können Sie auch ihre Hausarbeiten anmelden und besprechen. In den Arbeitsgruppen werden Sie gemeinsam die Übungen durchgehen und die Tutoren werden versuchen ihre Fragen zu beantworten und versuchen Lücken zu schließen. Am Ende des Wochenintervalls treffen wir uns hier in diesem Saal. Dann werden wir gemeinsam ihre Erfahrungen durchgehen und noch offene Fragen endgültig beantworten. Nur um es ganz deutlich zu sagen: Ich führe keine Anwesenheitslisten! Wenn Sie hier erscheinen sollten Sie auch vorbereitet sein. Wenn Sie mit dem Stoff noch nicht durch sind oder die Übungen nicht gemacht haben, werden Sie hier nicht mitreden können. Dann könnten Sie genauso gut auch zu Hause im Bett bleiben. Am Ende setzt sich ihre Note aus der Abschlussklausur und ihrer Hausarbeit zusammen. Weitere Punkte für ihre Note können Sie sich durch Referate oder Projektarbeiten erarbeiten." Die Studenten sahen sich teils unsicher um und wussten nicht so wirklich, ob ihr Professor das so meinte, wie er das gerade geäußert hatte. Doch dann wandte der Professor sich ab und verließ den Saal. Nur Itachi - der Tutor, der ihn begleitet hatte - blieb zurück und lächelte vornehm. Dieser Itachi hatte etwas an sich, dass Jonouchi faszinierte. Vielleicht... erinnerte er ihn auch nur an jemand bestimmtes, aus seiner Schulzeit. Jemand, den er seit dreieinhalb Jahren nicht mehr gesehen hatte. Jedenfalls nicht persönlich. Er hoffte nur, dass Itachi nicht die gleichen Charaktereigenschaften teilte, die Kaiba immer zu Eigen gewesen waren. Darauf konnte er in seinem letzten Semester wirklich gut verzichten. Die anderen Studenten waren eilige aufgestanden und zu Itachi gestrebt, um sich dort ordentlich - wie es in Japan nun mal so üblich war - anzustellen. Sie nannten ihm ihre bevorzugten Zeiten für die Arbeitsgruppen und stellten fast alle die gleiche Frage: Ob der Professor das Thema Anwesenheit wirklich ernst gemeint hatte. Itachi hatte bei jeder Wiederholung dieser Frage nur gelächelt und den Student, der sie gestellt hatte, beruhigt. Schließlich war die Schlange abgearbeitet und Jonouchi stand langsam auf. Er nahm sich seine Tasche und ging zu Itachi. "Schieb mich einfach in die Gruppe, in der noch Platz ist.", meinte der Blonde zu dem Tutor. Es war schon in früheren Semestern so gewesen, dass die Tutoren nicht auf die Formalitäten der Professoren bestanden hatten. Also ging Jonouchi davon aus, dass es bei Itachi nicht anders sein würde. "Und dein Name?", fragte der Tutor. "Jonouchi Katsuya.", antwortete der Blonde mit einem frechen Grinsen, bevor er den Saal verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)