Der Weihnachtstroll von KiraNear ================================================================================ Kapitel 3: Troll am Abend ------------------------- Sowohl Dean, als auch Sam starrten Gabriel finster an, es fehlte nicht mehr viel, da würden die Jungs ihn anfallen und ihm ordentlich den Scheitel ziehen wollen. Nur ihre pure Willenskraft hielt die beiden Brüder davon ab, den Erzengel anzugreifen. Zumal sie sich, angemessen des Kraftunterschieds keine großen Chancen ausrechneten, ihm mehr als ein blaues Veilchen antun zu können, wenn überhaupt. „Was willst du hier?“, presste Dean zwischen seinen Zähnen hervor, da legte Sam ihm seine Hand auf die Schulter, zwar war er selbst noch immer wütend, doch er versuchte, sich und besonders seinen Bruder zu beruhigen. Er warf Dean dementsprechende Blicke zu und Dean verstand, doch es schien ihm nicht zu gefallen. Wütend schnaufte er mehrmals auf, ließ seinen Blick zu Boden fallen, bevor er den Erzengel aus seinem Schwitzkasten nahm. „Also gut, was ist hier los?“, fragte Dean, kaum hatte er sich wieder zu seinem Bruder gesellt. „Ja, was soll das hier alles?“, wollte Sam wissen. Doch Gabriel fing nur zu lachen an, was in den ersten Sekunden wie ein Krächzen klang. Selbst seine Hülle vertrug es wohl nicht, wenn man sie in den Schwitzkasten nahm. „Nun, wonach sieht es denn bitte aus, Jungs? Strengt doch mal euren Kopf an, das fällt euch doch sonst auch nicht so schwer. Das alles hatten wir schon einmal, erinnert ihr euch noch? Ach, das ist alles so lange her, und ich habe mich gelangweilt, also dachte ich mir: Hey, wie wäre es mit einem Wiedersehen mit den Winchesters? Die machen doch solche Sachen hier so gerne“, sagte Gabriel und schaute sich kurz im Raum um. Dean sah Sam an und dieser verstand sofort, was gemeint war. „Soll das etwa bedeuten, dass das hier alles wieder nicht echt ist? Eine Illusion, von dir geschaffen, damit wir für dich die Unterhaltung sein können?“ Nun hatte auch Dean verstanden und blickte Gabriel schockiert an. Er konnte sich noch genauso gut wie sein Bruder an die Ereignisse in der Lagerhalle erinnern, als er den falschen Dr. Sexy aufgedeckt und sie am Ende herausgefunden hatten, dass der Trickster in Wirklichkeit der Erzengel Gabriel auf Spaß-Tour war. Oder im Zeugenschutzprogramm, wie er es genannt hatte. Gabriel fing erneut zu lachen an. „Ja, Jungs, das hier alles ist nicht echt. Also das Haus schon, das steht hier, aber hier wohnt schon lange keiner mehr. Aber ich muss sagen, es ist besser gelaufen als ich dachte. Euch kann man wohl wirklich mit allem möglichen heranlocken und wenn es nur ein einfacher Fall eines Geists ist, der ein wenig herumspukt. Und du hast mir wirklich eine fantastische Show dort drinnen in der Küche abgeliefert, Dean, ich wusste, du würdest nicht widerstehen können, irgendwas davon zu essen. Wie du geschrien hast und dein ganzer Kopf rot angelaufen ist, herrlich. Ich hatte meine Augen und Ohren hier überall, musst du wissen.“ Er schmunzelte ein wenig und stemmte die Hände wieder in die Hüfte, wie er es als falscher Bobby getan hatte. „Ihr müsst doch zugeben, das war doch mal eine nette Abwechslung, nicht wahr? Vor allem hat es euch gelehrt, dass ihr nicht alles glauben dürft, was ihr seht, fühlt oder schmeckt. Seht es als eine weitere Lektion für den Kampf gegen meinen Bruder an. Was denkt ihr, woher ich all meine tollen Tricks und Spielereien gelernt habe?“, sagte er verschmitzt und tippte sich dabei an die Stirn. Doch die Brüder rollten nur genervt mit den Augen. „Da hast du dir ja wieder was tolles einfallen lassen“, sagte Sam frustriert und warf den Hammer weg, wissend, dass er damit gegen den Engel nichts ausrichten würde. „Um mit uns ein wenig Spaß zu haben, denkst du dir also eine komplette Geistergeschichte aus? Nur, damit du deine Ablenkung bekommst?“ Dean warf finstere Blicke durch den Raum, doch all das schien den Engel kalt zu lassen. Stattdessen fing er breit zu grinsen an. „Ja, das ist alles mein Werk und ich muss schon sagen, dass es wirklich eines meiner guten Werke war, auch wenn ich schon mal besser war. Nicht wahr, die ganzen Sendungen, in die ich euch gesteckt habe, ein Brüller, nicht wahr? Durch was ich euch alles geschickt habe, nur, damit ihr endlich eure Lektionen lernt. Hach, das waren Zeiten. Aber seht es doch nicht so streng, Jungs, letztes Mal wollte ich euch eine Lektion erteilen, aber dieses Mal stand nur der Spaß im Vordergrund. Nur wir drei, und eine klassische Jagd, bei der euch nichts passieren kann, was ist denn schon dabei? Schade nur, dass an den Details gescheitert ist. Natürlich hätte ich mir das mit eurer Vaterfigur auch sparen können, aber ich wollte eure verdutzten Gesichter nur allzu gerne sehen. Das war wirklich Gold wert, davon hätte ich ein Foto machen sollen. Damit ihr es euch einrahmen könnt“, amüsierte sich Gabriel und war damit so ziemlich der einzige im Raum. Dean dagegen verschränkte die Arme, während Sam die Hände in den Jackentaschen verstauen. „So gesehen ist also nichts hiervon echt, nicht wahr?“, wollte nun Dean von Gabriel wissen. Gabriel nickte und lächelte dabei frech. „Das hast du richtig erkannt, mein Junge“, sagte er, verringerte die Distanz zwischen ihm und Dean und drückte diesem einen Finger auf die Nasenspitze. „Für all das hier bin ich verantwortlich. Die falsche Meldung in der Zeitung, die lustigen Geschenke unter dem Tannenbaum und, hier kommt mein Favorit, das scharfe Essen in der Küche. Mittlerweile kenne ich euch beide gut genug, dass ich wusste, dass Dean seine gierigen Finger von nichts lassen kann, was nicht irgendwie lecker aussieht. Natürlich wäre euch dabei nichts passiert“, sagte er scheinheilig, doch so recht fiel es den Brüder nicht leicht, Gabriels Worten Glauben zu schenken. „All das ist ein Teil meines Meisterwerks.“ Dabei reckte er die Hände zur Seite und blickte stolz zwischen den Brüdern hin und her.   Sams Gesichtsausdruck hatte mittlerweile eine nachdenkliche Miene angenommen, er schien über etwas zu grübeln. Das war auch Dean aufgefallen. „Hey, alles klar?“, fragte Dean ihn, doch Sam ignorierte ihn. Stattdessen hatte er sein Kinn in seine linke Hand gestützt und sah Gabriel fragend an. „Sag mal, Gabriel, wenn das alles hier dein Werk ist, bist du dann auch für die falschen EMF-Meter im Keller verantwortlich? Ich mein, klar, du bist in deinen Dingen ein Perfektionist, das habe ich schon damals in deinen anderen Illusionen bemerkt, aber dass du gleich so weit gehen und sogar mein EMF-Meter beeinflussen würdest, das beeindruckt mich dann doch ein wenig.“ Dean sah Sam verdutzt an und auch Gabriels Lächeln schien ein wenig nachzulassen. „EMF-Meter?“, sagte er und klang nun nicht mehr so selbstbewusst. „Nein, von den EMF-Metern weiß ich nichts. Ich habe mich sowieso gewundert, was du so lange da unten im Keller gemacht hast, den habe ich nämlich ausgelassen. Dass ihr stattdessen den ersten Stock ignoriert habt, finde ich zwar schade, aber damit kann ich leben. Dafür hat mir Dean die Show des Jahrhunderts geliefert. Aber EMF-Werte erstellen, nein, die Mühe habe ich mir nicht gemacht. Wie kommst du darauf?“, fragte er, doch weder Dean noch Sam konnten ihm die Frage beantworten. Sie kamen überhaupt nicht in die Gelegenheit, ihm eine Antwort zu geben, denn kaum hatte Gabriel seine Worte ausgesprochen, fingen die Lichter im Wohnzimmer zu flackern an. Ebenso in der Küche, wenn auch schwächer, wie Sam aus den Augenwinkeln erkennen konnte. Zum Test hauchte er vor sich hin, eine kleine, weiße Wolke erschien vor seinem Gesicht. Gleichzeitig wurde es kalt im Raum, er spürte es durch die Ärmel seiner Jacke durch. Als er zum Fenster sah, bemerkte er, wie dessen Scheibe langsam gefror. „Das ist also nicht dein Werk? Das gehört nicht zu dir?“, frage Sam und bückte sich, um wieder den Fleischhammer in die Hand zu nehmen. „Nein, das ist kein Teil meiner Illusion, das gehört nicht zu mir“, sagte er, hielt die offenen Hände hoch und zog eine Schnute. „Na klasse, jetzt haben wir hier doch noch mit einem echten Geist zu tun“, sagte Dean, da ließ auch der ungebetene Gast nicht lange auf sich warten. Es war ein Mann, welcher zu Lebzeiten in ihrem Alter gewesen war, mit einem stereotypischen Holzfällerhemd und einer langen Hose. Sein Gesicht wurde von einem mittellangem Holzfällerbart eingerahmt und auf seinem Kopf saß ein hoher Zylinder. Dass sein Tod schon eine lange Weile her sein dürfte, war den beiden Brüdern sofort klar. Ebenso die Tatsache, dass der Fremde schon sehr lange ein Geist sein müsste und dies bedeutete, dass er alles andere als schwach sein würde. „Vorsicht, Dean“, rief Sam, kaum hatte sich der Geist zum älteren Bruder gewandt, da hatte der Fremde schon seine Hand ausgestreckt und Dean mit seiner Energie durch den Raum fliegen lassen. Mit einem dumpfen Schmerzensausdruck flog Dean gegen die Wand und fiel auf den Boden, wo er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. „Oh, ich denke, ihr beide kommt wunderbar zurecht, mich werdet ihr dafür nicht brauchen“, sagte er und ehe die Brüder etwas erwidern konnte, hatte sich Gabriel mithilfe seiner Erzengel-Flügel aus dem Staub gemacht. „Dieser Mistkerl!“, stöhnte Dean, kaum stand er wieder auf seinen eigenen zwei Beinen. „Erst bringt er uns in den Schlammassel und dann haut er einfach feige ab! Dabei hätte er es jetzt am leichtesten von uns dreien.“ Sam versuchte seinen Bruder zu beruhigen. „Darum können wir uns auch noch später kümmern, zuerst müssen wir schauen, dass wir den Geist erlösen, so harmlos scheint er wohl doch nicht zu sein“, und Dean schüttelte den Kopf. Noch immer hielt er sich die Hand an den Bauch, er war bäuchlings an der Wand aufgekommen, als ihn der Geist hat fliegen lassen. Dieser blickte die beiden finster an, er öffnete seinen Mund, doch nur Krächzen kam heraus. Als Sam ihn sich näher ansah, konnte er eine dunkle Blutspur an seinem Hals entdecken. „Sieh doch mal, Dean“, sagte er und deutete mit dem Hammer auf den Geist. „Jemand hat ihm zu Lebzeiten den Hals durchgeschnitten.“ „Dann müssen wir wohl aufpassen, dass er mit uns nicht das Gleiche macht“, sagte er und bereute es, dass er nicht die Pistole mit dem Steinsalz dabeihatte. Er wollte sie mitnehmen, hatte es sich allerdings selbst ausgeredet, nach dem Motto: Für einen harmlosen Geist braucht man sowas nicht. Nun bereute er seinen Übereifer und seinen Heldenmut. Hoffnungsvoll sah er zu Sam hinüber, doch dieser hatte ebenfalls nicht daran gedacht, eine Waffe mitzunehmen. Also musste ein Plan B her. Die beiden hielten Augenkontakt, während der Geist die beiden beobachtete. Überlegte, wen er wohl als nächstes angreifen würde. Doch so weit würden es die Brüder nicht kommen lassen, wollten den Geist stoppen, bevor er wirklich loslegen konnte. Stumm formte Sam ein Wort und Dean verstand sofort, als Antwort nickte er ihm nur zu. Den Speichel herunterschluckend, sah Sam nun zu dem Geist und versuchte, sich ihm ein wenig zu nähern. „Hör mal, du musst gar nicht wütend auf uns sein, wir wollen dir wirklich nichts Böses tun, wirklich nicht“, versuchte Sam auf den Geist einzureden, wohl wissend, dass es bei diesem nichts bringen würde. Dazu war dieser viel zu lange auf der Erde, viel zu sehr auf Rache für seinen grausamen Mord fixiert, dass er längst vergessen hatte, wem er sein frühes Ableben zu verdanken hatte. Dean dagegen rappelte sich auf und lief zur Küche, durchsuchte die Schränke einen nach dem anderen so schnell er konnte. Der Geist bemerkte dies, und es gefiel ihm überhaupt nicht, dass sich jemand von ihnen so verdächtig verhielt. Krächzend schwebte er in die Richtung der Küche, Sam konnte ihm gerade mal ein „Wir müssen runter, Dean!“, zurufen, da nahm er bereit selber die Beine in die Hand und lief in den Flur. An der Kellertreppe kam ihm Dean entgegen, eine kleine Prise Salz auf seinem Handrücken verriet Sam, dass sein Bruder bereits von der Dose Gebrauch gemacht hatte. „Schnell, da runter, er wird nicht ewig wegbleiben, das weißt du doch!“, sagte Dean und riss die Tür auf, bevor sie hineinstürzten und die Kellertreppe hinunterliefen.   „Hier unten waren die EMF-Werte am stärksten, als ich sie vorhin hier gemessen habe“, sagte Sam und holte seinen EMF-Meter heraus und aktivierte ihn. Erneut stieg das Messgerät bis zum Anschlag hoch. Egal, in welche Richtung Sam den Meter drehte, er reagierte immer gleich stark. „Hier müssen also irgendwo die Überreste des Kerls sein oder etwas, was er hinterlassen hat, irgendeinen Gegenstand, der ihm wichtig war“, sagte Dean und sah sich um, doch in den Regalen wurde er nicht fündig. Er schob Farbeimer und Dosen mit Schrauben umher, hob einen Werkzeugkoffer hoch und blickte in diverse Blumentöpfe, doch er wurde nicht fündig. Genauso wie sein Bruder, dieser blickte erst in die Waschmaschine, dann in den Trockner und zum Schluss in ein dunkles Fass. Nichts, nirgendwo schien es einen Gegenstand oder einen Körperteil des Verstorbenen zu geben. Frustriert trat Dean den Boden. „Meinst du, der liegt hier drunter vergraben?“, fragte Dean und Sam schüttelte nur den Kopf. „Nein, das hier ist zu neu, das kann man ganz klar erkennen“, antwortete Sam und Dean schüttelte nur den Kopf, auch wenn er selbst es nicht ganz klar erkennen konnte. „Aber er muss hier doch irgendwo sein, ich meine, das EMF-Meter lügt doch nicht.“ „Nein, nicht wirklich“, sagte Sam und dachte wieder nach. Doch bevor er seinen Einfall aussprechen konnte, erschien mit einem kurzen Aufzucken der Geist des wütenden Holzfällers wieder. Doch dieses Mal schien er nicht alleine zu sein, ein zweiter Geist hatte sich zu ihm gesellt. Er trug die gleiche Kleidung, nur sein Haar und sein Bart war ein wenig länger, doch auch er hatte einen unsauberen Schnitt und viel Blut am Hals, was Sam sofort erkennen konnte. „Oh nein, es gibt zwei von denen? Zwillinge?“, stieß Dean ungläubig aus, da packte ihn der Kurzhaarige bereits am Hals und hob den Jäger mühelos in die Höhe. Mit den Beinen strampelnd, versuchte Dean sich aus dem Griff des Geist zu befreien, während dieser immer fester zudrückte. „Dean!“, rief Sam, holte mit seinem Hammer so weit wie möglich aus, um den Geist damit zu vertreiben, doch da flog nun er in die Luft, der langhaarige Geist hatte seine Kräfte an ihm benutzt. Der Hammer flog Sam aus der Hand und außer Sichtweite. „S-sam!“, quetschte Dean aus seinem Mund heraus, noch immer ließ der Geist nicht von ihm ab. Der langhaarige Geist stieß ein unheimliches Brüllen aus und schoss auf Sam zu, hob ihn mit seiner Kraft hoch und drückte ihn an die Wand. Gurgelnd versuchten die Winchester, sich gegen die Geister zu wehren, aber sie schienen keine Chance zu haben. Noch immer versuchten sie sich gegen die Zwillinge zu wehren, doch die Jahrhunderte alte Gram hatte sie stark gemacht, zu stark für die Winchester-Brüder. Sollte es hier nun für die Beiden endgültig vorbei sein?   „Und ihr schimpft euch Jäger? Na, dann werde ich mal nicht so sein“, hörten sie eine vertraute Stimme lästern. Die Geister verschwanden, als wären sie von einer Eisenstange getroffen worden, woraufhin die beiden Brüder zu Boden fielen. Dean fasste sich an den Hals, während Sam bereits versuchte, wieder aufzustehen. Erst jetzt konnten sie erkennen, zu wem die Stimme gehörte: Gabriel. „Ich dachte … du Mistkerl hast dich verzogen“, stotterte Dean, der gerade dabei war, seine eigene Stimme wiederzufinden. „Du musst wissen, ich habe meine Augen und Ohren überall hier in diesem Haus, mir entgeht gar nichts, wenn ich es nicht möchte“, sagte er frohlockend und hob den Finger an die Lippen. „Ich dachte mir, hey, Gabriel, die beiden Jungs sind doch solche Geisterexperten, lass die das doch mal machen und genieße die Show. Aber so wirklich gab es nichts zu genießen, offenbar braucht ihr doch noch hin und wieder Stützräder, so wie mich gerade.“ Er grinste vor sich hin, was die Brüder nicht gerade fröhlich stimmten. Ihre Gesichtsausdrücke sprachen Bände. Gabriel bemerkte dies und versuchte zurückzurudern. „Nun, so ganz unfähig seid ihr mit Sicherheit nicht, aber ich denke, also, es könnte sein, möglicherweise, dass ihr das mit dem Geisteraustreiben eventuell nicht hättet machen können, fällt mir gerade auf. Also, unabhängig von eurer Fähigkeit oder Unfähigkeit.“ Wütend packte Sam ihn am Kragen, bevor er ihn wieder losließ. „Was willst du damit sagen, spuck‘s schon aus!“, sagte Sam mehr als ungeduldig. Gabriel blickte ihn schräg an. „Nun, ich möchte damit sagen, dass so lange ihr in meiner Illusion gefangen seid, ihr die Geister nicht verbrennen könnt“, erklärte er, als wäre es das normalste der Welt. Sam und Dean fingen zu blinzeln an. „Moment, willst du damit sagen, dass wir noch immer in deiner bescheuerten falschen Welt unterwegs sind?“, polterte Dean, er hatte es gerade erst geschafft, sich wieder aufrecht hinzustellen. Gabriel nickte. „Nun, da ihr mir so viel Spaß geboten habt vorhin, dachte ich, ihr schafft das schon. Allerdings ist mir dann dummerweise ein kleines Detail entgangen, ich habe die Geister übersehen, die in diesem Haus bereits wohnten und die wurden mit in die Illusion gezogen. Wirklich unprofessionell von mir, aber was soll ich sagen, es war eine spontane Idee, normal passieren mir solche Fehler nicht. Wie auch immer“, sagte er und ohne, dass er auch nur den kleinen Finger rührte, veränderte sich die Welt mit einem Schlag. Wo vorher noch der Keller einer normalen, durchschnittlichen Familie war, ist nun ein Keller, den seit Jahrzehnten niemand mehr betreten hatte. Die modernen elektronischen Geräte waren verschwunden, nur eine alte Toploader-Waschmaschine stand in der Ecke, wirkte aber alles andere als funktionstüchtig. Auch die Regale waren nun nicht mehr gefüllt, sondern leer und verlassen. Der betonierte Boden war ebenfalls gewichen, stattdessen standen sie nun auf einem erdigen Untergrund. Sam verstand sofort. „Jetzt weiß ich, was du meinst. Es könnte sein, dass die Überreste der beiden Geister hier unten im Keller verschachert wurden, aber weil du in deiner Illusion den Boden aus Beton gemacht hast, wären wir nicht rangekommen.“ Schnell sah er sich um und fand in einer dunklen Ecke zwei Schaufel, eine normale und einen Klappspaten. Er rannte in die Ecke, holte die zwei Geräte und warf Dean den Klappspaten zu. Dieser blickte Sam ungläubig an. „Jetzt guck nicht so, sondern fang lieber an zu graben. Denn so wie ich unseren Spaßvogel hier kenne, hat er sie nicht in den Himmel geschickt, sondern nur mal eben kurz weg, damit er seinen Fehler ausbügeln kann.“ Gabriel schürzte die Lippen. „Ja, so könnte man das sagen. Und jetzt grabt, oder wollt ihr, dass die beiden Herren wieder zurückkommen und da weitermachen, wo sie vorhin aufgehört haben?“ Sam und Dean tauschten untereinander genervte Blicke aus, bevor sie die Schaufeln schwangen und so schnell wie möglich die Löcher aushoben.   Unter Gabriels interessiertem Blick gruben die beiden Brüder hier und dort, bis sie schließlich, nach mehreren Versuchen, fündig wurden: Zwei Skelette in fast komplett verfallenen Kleidungen waren nicht sehr tief in der Erde vergraben worden. Fast erschöpft vom schnellen Graben schnauften die beiden ein wenig, hörten jedoch schlagartig damit auf, als sich ihr Atem wieder in Rauchform vor ihren Gesichtern befestigte. Wieder spürten sie einen Temperatursturz im Raum, der ihnen sagte, dass nun Eile geboten war. „Dean, schnell, das Salz!“, sagte Sam und Dean ließ nicht zweimal auf sich warten. Kaum hatte er mehr als genug Salz auf die Überreste verstreut, sah sich Sam nach einen Brandbeschleuniger um, fand jedoch nichts. Fragend sah er zu Gabriel hinüber, der erst zurückstarrte und dann einen Kanister neben Sam erschienen ließ. „Ihr solltet euch beeilen, wenn ihr den nächsten Tag erleben wollt“, sagte er amüsiert. Sam wäre ihm am liebsten an die Kehle gesprungen, steckte jedoch die Energie lieber in den Deckel des Kanister, der sich zu seinem Erstaunen sehr leicht öffnen ließ. Sie spürten die Anwesenheit der Geister, sie waren dicht an ihnen dran und Sam konnte sehen, wie einer von ihnen die kalten, grausigen Finger nach dem Hals seines Bruders austreckte. „Jetzt, Dean!“, rief Sam und dieser zündete ein komplettes Streichholzbriefchen an, bevor er es auf die Überreste fallen ließ. Diese brannten sofort, und die beiden Geister verschwanden röchelnd ins Nichts, lösten sich wie gewohnt auf. Erleichtert ließen sich die beiden Brüder auf ihren Hosenboden fallen. Gabriel klatschte zufrieden in die Hände. „Das habt ihr toll gemacht. Aber vergesst nicht, hätte ich euch nicht gerettet, dann wäre es aus die Maus gewesen mit euch beiden. Also immer schön euren Lieblings-Erzengel loben“, sagte Gabriel, doch damit konnte er die Winchesters alles andere als fröhlich stimmen. „Ihr müsst euch nicht bedanken, das war ja selbst verständlich. Wir wollen dem Himmel und der Hölle keine Arbeit machen, nur, weil ihre Hüllen für Michael und Luzifer vor dem großen Showdown einen Abgang gemacht haben“, sagte er, und rieb sich die Hände. „Wenn du nicht gewesen wärst, mit deinen blöden Troll Aktionen, dann wären wir gar nicht in Lebensgefahr gewesen!“, knurrte Sam. „Aber, aber, Jungs, seht es doch nur mal so“, sagte Gabriel beschwichtigend. „Auf diese Art und Weise hattet ihr einen netten Nachmittag und ihr konntet zwei Geister retten, ist das nicht klasse? Das ist es doch, was ihr so macht, nur war es mal nicht ganz so langweilig, wie ihr es wohl gewohnt seid.“ Er lachte ein wenig, doch als er bemerkte, dass keiner mit ihm lachte, hörte er wieder auf. „Jetzt ist ja alles wieder gut. Nun, ich verlasse euch beide nun, wir sehen uns sicherlich bald wieder“, sagte er, winkte ihnen zu und verschwand mit einem Flügelschlag. „Dieser Mistkerl“, fluchte Dean und klopfte sich die Erde von der Kleidung herunter. Sam tat es ihm gleich. „Ich gebe es ungern zu, aber irgendwo hat er recht, mit dem, was gerade meinte“, sagte Sam und Dean konnte seinen Ohren kaum trauen. „Wie bitte? Du findest es gut, dass uns dieser Spinner wieder in einer seiner Partywelten eingesperrt und für seine Unterhaltung geärgert hat?“, sagte Dean fassungslos, doch Sam schüttelte nur den Kopf. „Ja, der Teil war wirklich nicht gut. Aber sieh dich doch mal um, Dean. Das Haus ist alt, sehr alt und vermutlich auch lange verlassen. Was, wenn jemand mal hier eingezogen wäre, eine richtige Familie, mit richtigen Menschen? Oder wenn sie das Haus abgerissen und den Boden einbetoniert hätten, so wie es in der Illusion war, dann wären die beiden Geister früher oder später bei den neuen Besitzern aufgetaucht, und hätten ihnen sonst was angetan. Möglicherweise hätten sie den Leuten die Kehlen aufgeschlitzt, so, wie es ihnen vor Jahren passiert ist. Es war zwar nicht in Gabriels Absicht, aber du musst zugeben, dass es doch am Ende etwas Gutes war, was er getan hat.“ Dean schüttelte den Kopf und Sam konnte ein leises „Mistkerl“ aus seiner Richtung hören. „Wie auch immer, sollen wir uns erstmal in eine Bar setzen? Ich könnte einen Trink gebrauchen“, sagte Dean und stellte die Dose mit dem Salz auf eines der leeren Regale. Sam brauchte nicht lange über den Vorschlag nachzudenken. „Ja, ein oder zwei Drinks wären wirklich nicht schlecht“, sagte er und folgte seinem Bruder aus dem Haus hinaus zum Impala. Das Wetter hatte zwischenzeitlich umgeschlagen, es schneite ein wenig. „Fröhliche Weihnachten“, sagte Dean sarkastisch und stieg in den Impala ein. „Ja, fröhliche Weihnachten“, antwortete Sam und folgte seinem Bruder in den Wagen, bevor dieser losfuhr und die nächste Bar anpeilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)