Draculas Kinder von Elnaro ================================================================================ Kapitel 1: Inzest ----------------- Die Abscheu in den Augen meiner hoch geschätzten und einzigen Tochter spiegelte die Erinnerung an die verurteilenden Blicke dieser menschlichen Narren nach meiner Wiedererstehung. Vierhundert Jahre waren seither verstrichen. Dankbar nahm ich seiner Zeit die Jungfrauen entgegen, die mir diese menschlichen Fanatiker als Opfer darboten, doch ich tat etwas weitaus Grausameres mit ihnen, als sie es erwarteten. Das Gemetzel gestaltete sich zu einem wahren Fest und doch lag es nicht an ihnen, den Schock ihres Lebens zu verkraften. Die Erkenntnis, der letzte Lebende der Septem Lamiae zu sein, schmerzte unermesslich mir in meinem seit eben erst wieder schlagendem Herzen. Ich spürte, dass kein anderer der sieben großen Urvampire noch in dieser Welt existierte und doch hatte unsere Sippe überdauert. Degenerierte Brüder und Schwestern, ihren schwachen Gerüchen zufolge Nachfahren von Constantin und Natalia, wandelten über diese verdorbene Erde, die in ihrer kulturellen Entwicklung einen Schritt in die verkehrte Richtung getan hatte. Von den anderen Urvampiren Richard, Phelia, Valentin und Yanhje fehlte jedwede Spur. Mir schien, als seien sie vollständig ausgelöscht worden. Ich, Dracula, war der Einzige, der sich an der Kirche für dieses Unrecht rächen konnte und so geschah es auch. Der Krieg war gewonnen und ich von meiner Aufgabe entbunden. Wir befanden uns in unserer Palastresidenz im walachischen Argisch, die Menschen schrieben das Jahr 1877. Wie seit ewigen Zeiten herrschten sie über den Tag, während wir die Nacht regierten, nach dem Krieg wieder im Verborgenen. Geführt an der Hand ihres Bruders, meinem Erstgeborenen David-Richard, betrat meine liebliche Tochter Magret-Natalia meinen von Kerzen beleuchteten güldenen Thronsaal, in welchem ich bereits auf die beiden wartete. Die neue Mutter unseres Volkes wie ein kleines Mädchen zu behandeln, brachte nur einmal mehr zum Ausdruck, dass mein Erster unerklärlicherweise zu einem visionslosen Mann verkommen war. Nicht einmal zum Kinderdienst war er zu gebrauchen. Er sollte sich mit seinen 350 Jahren endlich selbst Weib und Kinder anschaffen, denn hoffnungsvollerweise war mit seinen Abkömmlingen mehr anzufangen als mit ihm. Mein Ältester war zugleich zu sehr und zu wenig wie ich selbst. Auf dem Schlachtfeld bewies er größten Nutzen, damals, als ich noch Kriege auf dem Felde ausstritt, doch diese Tage waren längst gezählt. Nun galt es, die Kunst der Eloquenz, des feinen Benehmens und der Diplomatie zu beherrschen, Disziplinen, in denen er mit Pauken und Trompeten durchfiel, ganz anders als mein zweiter Sohn Victor-Constantin. Schon in frühen Jahren entwickelte er ein Gespür für das, was er den Vampiradel nannte. Es brachte mich stets zum Schmunzeln, wenn sich diese vermeintlich noblen Schwätzer als reinblütig bezeichneten, denn ihr Vampirblut war kaum dicker als das des gemeinen Pöbels. Was machte es schon für einen Unterschied, ob ein oder zwei Tropfen reiner Substanz in einer Pfütze landeten? Selbstverständlich war David, ebenso wie ich, vom Kriege abgestumpft und schritt achtlos an meiner letzten Mahlzeit vorbei, die ich provokant vor dem Thron liegengelassen hatte. Sie war nackt, lebte und zuckte noch. Einem jeden von uns drängte sich der rasende Takt förmlich auf, in dem dieses verzweifelte Herz seine letzten Schläge tat. Eine schwer zu ertragende Situation für die zartbesaitete Magret. Vor vier Jahrhunderten, als mich dieses Nutzvieh von Menschen so entgeistert angestarrt hatte, waren mir deren hassenden Blicke gleich gewesen, doch wenn Magret-Natalia es tat, gefror selbst mir das Blut in den uralten Adern. Meine wunderschöne Tochter, immer wenn ich sie verärgerte, strafte sie mich damit. Meine beiden Söhne waren selbst in jungen Jahren niemals so empfindlich gewesen wie sie. Ein Mädchen großzuziehen, schien umständlicher zu sein als einen Buben. Vielleicht fehlte ihr ein anderes Weib in ihrer vertrauten Umgebung, an das sie sich halten konnte, doch damit war ihr, als erste Frau reinen Blutes seit Jahrhunderten, nicht zu dienen. Dabei durfte sie sich glücklich schätzen, ihre Brüder um sich haben zu können. Mit nur etwas mehr als hundert Jahren Abstand, war mein jüngster Sohn Victor-Constantin schließlich fast im selben Alter wie sie. Sie versteckte sich weiterhin hinter dem breiten Kreuz ihres ältesten Bruders, hielt die Augen geschlossen und presste ihre Hände an ihre Ohren, während er sie an dem sterbenden Fleischhaufen vorbei lotste. „Wieso tut Ihr so etwas, Vater?“, lauteten ihre erdreisteten Worte. Mein Sohn hatte sich niemals derart gelöst in meiner Gegenwart verhalten, auch als Kind nicht, aber er wuchs auch in anderen Zeiten auf als sie. Nun verbeugte er sich tief vor mir und begann laut zu sprechen. „Mein Graf, ich möchte mich abmelden. Victor wird die Aufsicht während meiner Abwesenheit übernehmen.“ „Ich bin nicht sicher, ob du der Richtige bist, um den neuen Kontinent für uns einzunehmen. Abgewanderte verließen uns nicht grundlos. Schon als Knabe befand Victor, dass wir den rechten Zeitpunkt dafür verpasst hätten und das liegt nun bald einhundert Jahre zurück. Er sagt auch, es erfordere ein hohes Maß an Initiative in einer so gefestigten freiheitsliebenden Gedankenwelt wieder den Wunsch nach einem König zu erwecken.“ „Soll ich Victor schicken?“, fragte er, ohne sich gegen meinen Tadel zur Wehr zu setzen, dieser hörige Tor. Manchmal schien es mir unerträglich, wie gern er meine Marionette spielte, doch das machte ihn automatisch zur idealen Wahl für diesen Auftrag. Er würde zu jeder Zeit ausschließlich mich vertreten und niemals sich selbst, sogar wenn er eine große Schar an Anhängern gewinnen würde, was ich allerdings stark bezweifelte. Im Grunde gab es nichts zu verlieren. „Nein, beweise dich als mein Erstgeborener und besetze die neue Welt!“ „Verstanden, Eure Majestät!“, erwiderte er zu unterwürfig für seinen Stand, was ich mit einem abschätzigen Blick abstrafte, den er aber nicht begriff. Wahrscheinlich glaubte dieser Kleingeist, sich noch tiefer verbeugen zu müssen. Nach dieser dumpfen Unterredung war mir danach, mich etwas Angenehmeren als seinem Unvermögen zuzuwenden und so richtete ich meine Aufmerksamkeit auf meine verschreckte Tochter, die ich aufforderte, zu mir zu kommen. Sie hielt noch immer die Augen geschlossen, hatte lediglich eines ihrer Ohren freigegeben und stolperte in diesem Zustand in meine Richtung. Ich stand auf, scheuchte David mit einer Handbewegung fort und empfing das Mädchen mit ausgebreiteten Armen. Ich machte einen Schritt auf sie zu, denn sie drohte, mich im Taumel zu verfehlen. Kaum kam sie bei mir an, packte ich ihre Schultern, drehte sie wieder um und schob sie zu den Resten der weiblichen Gestalt, die mehr tot als lebendig am Boden lag. „Ich weiß, es gefällt dir nicht, dass sie noch lebt, also tu uns beiden den Gefallen und richte sie!“ Das Wesen unter uns begann lauter zu wimmern, als es bemerkte, wie sich unsere Aufmerksamkeit auf es richtete. Mit letzter Kraft flehte es auf widerliche Art und Weise meine Tochter an. Es wusste nicht, dass selbst sie mit ihrem weichen warmen Herzen, nicht mit derlei Kreaturen sprach. „Wie könnt Ihr so etwas nur aushalten, Vater?“ Magret wehrte sich, doch ich ließ nicht zu, dass sie sich abwandte. Ich erwartete von ihr, dass sie es zu Ende führte, oder aufhörte, sich zu beschweren und das wusste sie. Sie hielt ihre zitternde Hand nach oben, in die ich ihr einen Dolch legte, diesem guten Kind. Das Geschöpf schrie auf, doch meine Tochter übertönte es mit ihrem Schrei: „Sei still! Sei endlich still!“ und stach dabei ein paarmal zu, sodass es ihr blaues Seidenkleid besudelte. „Braves Mädchen. Du weißt doch…“ Schwer atmend sprach sie den Satz gemeinsam mit mir zu Ende. „…wer Blut trinken möchte, muss bereit sein, Beute zu erlegen.“ Ich tätschelte ihren Kopf, der mir schon jetzt bis zur Schulter reichte, dabei war sie noch im Wachstum. „Komm, zieh dieses Kleid aus und lass es hier liegen. Ich bade dich und dann kleiden wir dich neu ein.“ Gleich an Ort und Stelle befreite sie sich angeekelt von ihrem besudelten Kleid, mitsamt dem eigentlich unbefleckten weißen Unterkleid und kam nackt mit mir. Einzig ihre langen, goldenen Locken verdeckten Teile ihres edlen Körpers. Ich hatte Magret beigebracht, sich vor mir ungeniert zu bewegen und bereitete sie damit schon auf ihre Zukunft mit mir vor. In meinen Augen war sie mit ihren 14 Jahren zwar beileibe alt genug, sie ihrem Zwecke zuzuführen, mir als Weib zu dienen. Ihre Entwicklung entsprach jedoch kaum der erwarteten, denn selbst wenn sie äußerlich schon einen ansprechenden Eindruck machte, verhielt sie sich denn und wenn noch viel zu unbedarft, als dass ich sie in mein Bett einladen wollte. Notgedrungen gestand ich ihr noch zwei Jahre der Reifung zu. Sie entwickelte derweil eine enge Beziehung zu meinem Zweitgeborenen Victor, den ich als ihren Vormund bestimmt hatte und dessen Methoden, an frisches Blut zu kommen, ihr stärker zusagen als meine. Ganz seinem Charakter entsprechend, nutzte er seinen Zartsinn, um sich mit Magret zu verständigen. Ebenso wie ich oder David, nahm auch er sie auf seine nächtlichen Streifzüge durch die Stadt mit, doch bei ihm veranstaltete sie kein Geschrei im Vorfeld. Ich brauchte keinen Informanten, um mir gewiss zu sein, dass die beiden in Wahrheit gar nicht auf die Jagd gingen. Victor hielt sich lebendige menschliche Frauen, von denen er abwechselnd trank und ließ dies auch Magret tun. Dieses Konzept musste er sich von den Menschen abgeschaut haben, die sich ebenfalls Getier, wie Ziegen oder Hühner hielten, um sich von ihnen zu ernähren. Ich duldete es, denn meine Tochter hatte bereits erlernt zu töten, ohne dass noch Mitleid in ihren Augen funkelte. Meine Magret war eine einmalige junge Vampirfrau und ein unbezahlbarer Schatz, den ich bis ins Unermessliche begehrte. Sie war das reinste Weib, dem ich nach meiner Neuerstehung begegnet war und das brachte meinen Trieb in Wallung. Keine hatte je so etwas in mir ausgelöst, mit Ausnahme der wundervollen Phelia, der edelsten unter den Septem Lamiae. In diesen Zeiten jedoch war Magret unvergleichbar mit anderen Weibern wie etwa der frivolen Vampirprinzessin, welche mir dereinst David aufdrängte. Einzig Victors Mutter Sirenie vermochte ich, trotz all der Jahrhunderte der Degeneration, als ebenbürtige Herrscherin neben mir zu akzeptieren. Hätte sie nicht die Dreistigkeit besessen, aus dieser Welt zu entschwinden, wäre mir die Zeugung eines Kindes mit einem unreinen Menschenweib erspart geblieben. Sie trug die Last der Schuld daran, mich tief in den Schlund der Hölle blicken zu lassen. Ein Halbblut erschuf sich schließlich nicht von allein und doch wusste ich, wie lohnenswert es wäre. Zu meinem Leidwesen verlor meine Tochter mit der Zeit ihre Ungehemmtheit in meiner Gegenwart, woran mein Sohn sicherlich nicht ganz unbeteiligt war. Meine Planung sah durch regelmäßigen Körperkontakt einen natürlichen Lauf der Dinge vor, der wie von selbst zum Beischlaf führen sollte. Noch länger wollte ich jedoch nicht auf sie warten, denn ich hielt es kaum mehr aus, den Lockungen ihres Schoßes zu widerstehen. Ein Zauber war von Nöten, einer, der stark genug wäre, ihren Willen zu brechen. Es dämmerte schon fast, als meine beiden Kinder in jener Frühlingsnacht wieder in den Palast zurückkehren. Ich harrte ihrer im güldenen Thronsaal. „Vater, ich bringe sie Euch satt und wohlbehalten zurück“, begrüßte mich Victor mit einem geschmeidigen Lächeln auf den Lippen. Sein Betragen gestaltete sich weniger formell als das von David und dennoch blieb er stets respektvoll, was mich milde stimmte. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder hatte er das Spiel verstanden. Er sah zu Magret und zwinkerte ihr zu, worauf sie ihre Lippen kräuselte, um ihr Lächeln vor mir zu verbergen. Sie glaubte wohl noch immer, es sei ein Geheimnis, wo sich meine beiden Jüngsten herumtrieben. Ich empfing mein Kind, führte es jedoch zu meinen, statt ihren Gemächern, was ich oft tat, um Magret von alten Zeiten zu erzählen. Diesmal hatte ich jedoch weit mehr im Sinn, als mich nur mit ihr zu unterhalten. Ich ließ die schweren Vorhänge schließen und diese begehrenswerte Frau am runden Mahagonitisch mir gegenüber Platz nehmen. Schweigend sah ich ihr erwartungsvoll eine kleine Weile in ihr zartes, vor Jugend strahlendes Gesicht, ohne dass sie sich davon beeindrucken ließ. Es irritierte sie nicht mehr, wo ich dies doch häufiger zu tun pflegte, dabei wusste sie nicht, dass es der Vorbereitung auf eben diese Nacht diente. Vor ihrem Geist verborgen, lag mein Ziel darin, in diesen einzudringen und nach meinem Willen umzugestalten. „Du hast eine schöne Nacht gehabt?“ Auf meine Frage hin räusperte sie sich. Da war jene kurze Unsicherheit, die ich benötige, um sie zu brechen. Nun sahen ihre schönen braunen Augen durch mich hindurch und ich flüsterte ihr, was sie zu tun hatte in der nächsten Stunde. Ihr innerer Widerstand kämpfe ebenso stark gegen mich wie erwartet und forderte viel Konzentration, doch es zahlte sich aus. Die Schönheit stand auf und entledigte sich ihrer aufwendigen Kleider, ganz so wie früher. Wie schon oft geübt, ließ ich sie in ihrem Zustand eine Tätigkeit ausführen. Früher befahl ich ihr ein paar Seiten aus einem Buch zu verlesen, doch an diesem Tage forderte ich sie auf, sich bereit für mich, in mein Bett zu legen. Enorm viel Anstrengung hatte es mich gekostet dieses bildschöne Geschöpf mit einer schmutzigen, schwachen Menschenfrau zu zeugen, ohne diese dabei zu töten. Nun konnte ich endlich die saftigen Früchte meiner harten Arbeit ernten und mir verlange es danach, sie vollends auszukosten. Das verführerische Fleisch meiner Tochter war kreidebleich und reflektierte das schwach bronzene Licht des Sonnenaufgangs, das an den Rändern der schweren Vorhänge in mein Schlafgemach drang. Ich kam über sie wie ein düsterer Schatten, der auf ihre nicht mehr so reine Seele fiel. Es war bedauerlich, nur so wenige Regungen von ihr für meine Berührungen zu erhalten, doch schmälerte dies meine Lust nicht im Geringsten. Auf dieses erste Mal würden noch viele weitere Male folgen und je häufiger wir es täten, desto befreiter würde sie mich empfangen. Ich freute mich auf die Jahrhunderte mit ihr und machte den unumkehrbaren Schritt. Die Deflorierung brach meinen Zauberbann unvermittelt und auch ebenso unerwartet. Magret erwachte jäh unter mir, zu spät aus meiner Sicht, doch nicht aus ihrer. Wie wildgeworden zerkratze sie mir, nach einem kurzen spitzen Schrei, keuchend die Brust. Sie beherrschte es gut, ihre Nägel wie Krallen einzusetzen und machte mich damit sehr stolz. Noch nie hatte sich mir eine Frau widersetzt und so überkam mich ein Lächeln, das sie noch verrückter werden ließ. Mir schwebte jedoch keineswegs vor, von meiner Tochter abzulassen. Das Ritual war schließlich vollendet und sie nun ganz die Meine. „Runter von mir!“ brüllte sie, als ihr eben dies bewusstwurde und schrie weiterhin: „Vicco! Vicco hilf mir!“ „Hör auf, dich zur Wehr zu setzen, Magret, denn es wird nichts ändern. Du bist nun mein Weib und wirst zur Mutter einer neuen Generation.“ Zu meiner großen Verwunderung stieß Victor hinter mir die Türe auf. Augenblicklich ging er vor meinem Bett auf die Knie, was er bisher nur ein einziges Mal getan hatte und flehte: „Vater, ich ersuche Euch, meine Schwester nicht ebenso zu vertreiben, wie dereinst meine Mutter!“ Mit einiger Verzögerung erhob ich mich von meiner wild um sich schlagenden Braut. Ich setzte mich aufrecht neben sie, wobei ich sie mit einem Arm auf das Bett pressen musste, denn sie versuchte aufzuspringen. Nun nahm sie mit der Malträtierung meines Armes vorlieb. Ich lächelte sanft, damit sie verstand, dass wir das Schwierigste bereits hinter uns gebracht hatten und sah dann zu meinem Sohn, der noch immer in Demut vor mir kniete, ohne aufzublicken. „So? Du glaubst also, ich sei für den Verlust von Sirenie verantwortlich? Welch Dreistigkeit erlaubst du dir, mir Vorschriften machen zu wollen, wie ich mit meinen Frauen umzugehen habe? Sprich, was hattest du in diesem Flügel überhaupt zu suchen?“ „Bitte verzeiht mir, Vater. Ich habe Eure Absichten erahnt und mich niemals weit von Magret entfernt, wenn sie Euch Gesellschaft leistete. Das stand mir nicht zu.“ Er musste meine Sinne studiert haben, um zu wissen, ab welcher Entfernung ich ihn nicht mehr wahrzunehmen vermochte. Seine ungewöhnlich unterwürfige Haltung sowie der Gestank von Angst an ihm, bewiesen mir nun jedoch, dass er sich seines Lebens nicht mehr sicher war. Da sorgte er sich grundlos, denn als mein Sohn genoss er eine gewisse Immunität für Verfehlungen. Obendrein schätzte ich seinen Rat als Adjutanten wie keinen zweiten. Er behielt den Blick weiterhin fest zu Boden gerichtet, als er in seiner vereinnahmenden Weise weitersprach. „Sie will es nicht, Vater. Ich ersuche Euch in größter Demut! Seht sie Euch an! Das ist es doch nicht, was Ihr wollt.“ Ich kam seinem Wunsch nach und blickte auf die kleine Furie in meinem Bett, die nicht einsehen wollte, dass ich sehr viel mächtiger war als sie. „Bald wird auch sie mich wollen, nun wo ich sie mir zum Weibe gemacht habe.“ „Ja, später vielleicht, aber nicht mehr heute. Bitte, Vater, übertragt mir die Aufgabe, sie zur Vernunft zu bringen.“ Damit schloss er seine Anklage, auf die ich als Reaktion meinen Arm etwas lockerte. Nun konnte sich Magret befreien und rannte ungestüm zu ihrem Bruder, den sie zittrig umarmte. Er empfing sie jedoch nicht, sondern verblieb in seiner hockenden Position. „Ich danke Euch, Vater. Das werdet Ihr nicht bereuen,“ sage er erleichtert und legte erst im Anschluss einen Arm um seine Schwester. Dann verschwand er mit ihr aus meinem Gemach, ohne es zu wagen, seinen Blick zu heben. Er wusste überaus genau, welches Verhalten ihn mit minimaler Provokation an sein Ziel brachte. Auch für seine Leistung empfand ich Stolz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)