Once Upon A Winter von Hopey (Winterwichtel 2019) ================================================================================ Kapitel 1: I ------------ Sein Blick ging nach oben. So trüb wie das Wetter war, so fühlte er sich ebenfalls. „Eine graue Wolke nach der anderen, wenn nur wenigstens der Schnee fallen würde“, dachte er sich. Das würde die Situation erträglicher machen.  Die Stimmung wurde noch mehr gedrückt, als er vor einem Schaufenster stand. Im Fernseher sah er die Skigebiete von Niseko. Ereignisse kamen hoch, an die er lange nicht mehr gedacht hatte und es auch nicht wollte.  „Lass die Vergangenheit ruhen", ermahnte sich Tai. Er konnte nicht anders, die Flut an Erinnerungen nahm ihren Lauf und schickte ihn auf eine Reise, in die Vergangenheit.    ☆    „Tai, jetzt komm schon", nörgelte Kari. „Du hast es mir Versprochen!“  Ergeben seufzte Tai. Er kannte seine Schwester nur zu gut und wusste, dass sie nicht so schnell aufgeben würde. Die Ereignisse im Sommer hatten ihn einfach geschlaucht. Wurde er etwa zu alt für das Ganze?  „Aua, was soll das?“, wollte Tai von Kari wissen, während er sich den Oberarm rieb. Kneifen - Wo war er nun gelandet? Im Kindergarten etwa? Rücksicht schien Kari auch nicht zu nehmen, dachte ja nicht einmal daran.  „Du bist selber Schuld", schmollte diese und blickte ihn beleidigt an. „Du hast mir noch nicht mal zugehört!“  „Natürlich hab ich das“, verteidigte sich Tai. Er würde das auf keinen Fall so stehen lassen. Es war an den Haaren herbeigezogen. Eine Behauptung, die sie nicht mal belegen konnte. Oder doch? War er etwa so vertieft in seinen Gedanken, dass er nicht gemerkt hatte, wie Kari weiter geredet hatte? Tai wusste es nicht und sicher war er sich dem auch nicht mehr.  „Gut. Wenn das stimmt, dann werde ich mich entschuldigen und dir eine Woche lang jeden Wunsch erfüllen“, fing Kari siegessicher an. „Wenn ich jedoch recht habe, dann verbringst du den ganzen Urlaub mit mir auf der Piste.“ Eine unausgesprochene Wette. Die Bedingungen waren simpel und Kari war sich sicher, im Recht zu sein. Die Hand hielt sie ihm entgegen, lächelnd.  Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Tai aus. Irgendwie schien ihm seine Schwester dann doch zu siegessicher zu sein. Einen Rückzug zu machen kam für ihn aber auch nicht infrage. Was sollte er also tun?  „Traust du dich nicht?“, neckte ihn Kari mit einem frechen Grinsen.  „Das solltest du doch besser wissen.“ Ohne lange zu überlegen, schlug Tai mit ihr ein. Einen Rückzug zu machen, kam für ihn nicht mehr in den Sinn. Nicht umsonst war er der Träger des Wappens des Mutes. Jedoch meldete sich eine kleine, höhnische Stimme in ihm. Die ihn davor warnte, dass er ohne Nachzudenken gehandelt hatte. Viel zu Sicher war sich Kari gewesen. Leicht musste Tai schlucken. „Und wie willst du das nun herausfinden, ob ich zugehört habe oder nicht?“  „Ganz einfach, was ist das letzte was ich zu dir gesagt habe?“, wollte Kari von ihm wissen.  „Das ich dir das versprochen habe“, antwortete Tai, wie aus einer Pistole geschossen. Er sah, wie Kari noch stärker grinste. Erneut schluckte er leicht. Bereits am Gesicht seiner Schwester konnte er erkennen, dass er wohl oder übel verloren hatte.  „YES! Ich hab gewonnen“, rief Kari begeistert und hob ihre Hände in die Lüfte. Während sie freudig auf und ab hüpfte.  Instinktiv seufzte er und ließ seinen Kopf etwas hängen. Aber als er sah, wie sich seine Schwester so sehr zu freuen schien, wie ein kleines Mädchen – das unschuldige, kleine Mädchen von damals – konnte er nicht anders, als etwas zu lächeln. „Vielleicht hat das ganze, ja doch was Gutes“, dachte sich Tai dabei. Nachfragen, was sie denn noch zu ihm gesagt hatte, wollte er auch nicht. Kleinlich war er nicht, was das anging. Wettschulden sind Ehrenschulden. Und so, wie sich seine Schwester freute, wollte er es auch nicht vermasseln.  „Na los, zieh dich an“, sagte Tai schwach lächelnd. Das musste er Kari nicht zwei Mal sagen, denn kaum, dass er es aussprach, war sie auch schon verschwunden.    „Bist du dir sicher?“, fragte Tai grinsend, während er sich an sein Snowboard lehnte. Er sah wie Kari einen leicht ängstlichen Blick hatte, während sie sich an die Skier klammerte und ganz nach oben blickte. „Wir müssen nicht ganz hinauf.“  Kari schluckte, sie musste sich zusammen reißen. Sie wollte das, sie hatte die kleine, geschwisterliche Wette gewonnen und nun kriegte sie Schiss? Angst, vor ein Paar steilen, verschneiten Bergen? „Nein! Nein! Nein!“, widersprach Kari. „Ich möchte, von ganz oben runterfahren!“  Tai seufzte, konnte sich trotzdem ein Grinsen nicht verkneifen, denn er sah, dass seine Schwester Angst hatte. Auch wenn sie es versuchte zu verbergen. „Wie du möchtest“, antwortete er ihr schließlich schulterzuckend. „Aber wehe du jammerst da oben, dass du Angst hast und nicht mehr fahren willst.“  Trotz seiner Warnung, sah Tai wie Kari nickte. Ehe sie ihre Skier an sich nahm und ihn tapfer anblickte. Respekt, dass sie es trotzdem versuchen wollte, nicht einfach kneifen und einfach eine kleinere Piste heraussuchte. Eine, für die minimalistische Erfahrung ausreichen würde.  „Na gut, dann komm“, sagte Tai schließlich, ehe er mit ihr zum Lift ging.    Natürlich hatte er geahnt, dass das doch zu schwer für sie werden würde. Jedoch hatte Kari darauf bestanden, die rote Strecke nehmen zu wollen, obwohl er eigentlich zu der grünen – aus Rücksicht auf sie – tendiert hatte. Eigentlich war es simpel, die grüne Strecke war für Anfänger geeignet, die rote war bereits schwieriger und bedurfte etwas Erfahrung. Die schwarze, die war nur etwas für Erfahrene und Profis, denn die war die schwierigste, steilste von allen.  „Frauen … Nie wollen sie auf einen hören“, dachte er sich nur und setzte Kari im Resort ab, auf einen der Sessel, die in der Lobby standen. „Hättest du nur, auf mich gehört“, ließ Tai sie wissen und blickte streng zu ihr.  „Ach sei doch still … das hätte doch jedem passieren können“, warf Kari beleidigt ein. Natürlich war ihr bewusst, wie kindisch sie sich anhörte. Ihr war das egal.  Tai verdrehte die Augen und verpasste seiner Schwester eine leichte Kopfnuss. „Mag sein, aber du hast wenig Erfahrung auf den Skiern. Deswegen hätten wir die einfachste Strecke nehmen sollen“, wiederholte sich Tai. „Somit hättest du in den nächsten Tagen mehr Erfahrung sammeln können. Und anschließend hätten wir die rote Strecke nehmen können.“  „Hm?“, wollte Tai wissen, da er genau sah, wie Kari beleidigt die Wangen aufblies und etwas Unverständliches in ihren unsichtbaren Bart murmelte.  „Nichts“, nuschelte Kari unzufrieden.  Tai hakte auch nicht weiter nach, es wäre ohnehin sinnlos. „Ich erkundige mich mal nach einem Arzt.“ Kaum hatte er ihr das mitgeteilt, ging er auch schon los.    Auf dem Rückweg, von der Rezeption, holte Tai sein Handy heraus. Kurz achtete er nicht auf den Weg und schaffte es gleich jemanden anzurempeln. Das Einzige, was bei dem Aufprall zu Boden ging, war sein Handy. Er selbst fand schnell das Gleichgewicht.  „Pass doch auf“, hörte er eine männliche Stimme sagen. Seltsamerweise kam sie ihm bekannt vor.  Noch während er sein Handy dabei aufhob und sah, wie der andere sich ebenfalls bückte, um etwas aufzuheben, hob er den Blick. Diese blonden Haare. Diese Stimme. Sofort erkannte Tai, die Person. Dafür musste er nicht sein Gesicht sehen. „Matt!“  Der Angesprochene drehte sich um, die Überraschung war ihm ins Gesicht geschrieben als er Tai sah. „Tai!? Was machst du den hier?“, wollte Matt wissen.  Tai richtete sich auf und grinste. Irgendwie hatte ihm sein Freund ja doch gefehlt und nach den Ereignissen im Sommer, sah er die anderen fast gar nicht mehr. Jeder war beschäftigt. Lernte für die Abschlussprüfungen oder hatte andere Verpflichtungen. Umso mehr freute es ihn, dass ihm Matt über den Weg lief. „Ich nehme an, dasselbe wie du“, sagte Tai.  „Daran zweifle ich“, antwortete Matt, der hier wegen eines Konzertes war, davor und danach jedoch genoss er die Zeit.  Tai verdrehte die Augen. „Na du wirst wohl kaum nur beruflich hier sein? Wir machen hier Urlaub, was sollen wir hier sonst tun? Dein Konzert besuchen und dich anfeuern?“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.  „Wir?“, hackte Matt nach. „Und warum nicht? Ich hab die seltsamsten Fans, die folgen dir sogar bis ans Ende der Welt. Vielleicht bist du ja auch so ein Fan? Voller Eifer.“  „Meine Eltern und Kari“, gab Tai zurück, ehe er schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Na klar, Schokolade und Blumen kriegst du auch von mir. Zu jedem deiner Auftritte. Bin dein Fan Nummer 1. Wusstest du das nicht? Den Fanclub hab ich persönlich gegründet.“ Während er das sagte, versuchte Tai so ernst zu klingen wie nur möglich. Stolz, erhobenen Hauptes blickte er Matt an. Ernst konnte er nicht bleiben und prustete los.  „Wie enttäuschend. Also gibt es keine Schokolade, Blumen und eine Karte, die mir viel Glück wünscht“, spielte Matt mit und versuchte ihn traurig, enttäuscht anzuschauen. „Und ich hatte mir schon solche Hoffnungen gemacht, dass ich sie von meinem treusten Fan erneut bekomme.“  „Matt. Ich hab unseren Zimmerschlüssel“, ertönte eine Stimme neben Tai, der leicht zusammenzuckte. „Tai? Du hier? Alleine?“ Neugierig blickte sich der Jüngere sogleich um, als er Matts Gesprächspartner erkannte.  „T.K.“, murmelte Tai und gleichzeitig fragte er sich, seit wann er sich so leise anschleichen konnte. „Nein, Kari und meine Eltern sind auch hier.“ Da fiel ihm auch ein, dass er eigentlich noch etwas vorhatte. Mit dem Auftauchen von Matt, war das komplett in den Hintergrund gerutscht. „Vielleicht sehen wir uns ja nachher? Ich muss leider …“ Dabei zeigte Tai in die Richtung, in der Kari wartend saß und eilte zu ihr.    *    „LAUFT!“, schrie das Digimon. „SCHNELLER!“  „AGUMON! BEEIL DICH!“ Keiner von ihnen wollte hier sterben, denn ein Kampf wäre aussichtslos. Keiner war Stark genug um gegen ein Megalevel Digimon anzukommen. Nicht ohne Digitation.    Agumon stolperte über einen Stein, den er nicht gesehen hatte. Er flog durch die Lüfte, ehe er auf seiner Nase landete. Dieser unabsichtliche Stolperer rettete jedoch sein Leben, denn die Lanze des Gegners schlug genau vor ihm ein. Augmon schluckte hörbar.  Er konnte sich nicht erklären was los war. Warum war Gallantmon so seltsam? Er griff an, er tyrannisierte und das obwohl er ein Heiliges Kriegerdigimon war. Eigentlich beschützte er die Schwachen und Hilflosen. Irgendwas war anders. Doch was?  Verzweifelt blickte Agumon die Lanze von Gallantmon an. Er musste hier weg. Sich in Sicherheit bringen, wie die anderen.  „Feigling“, höhnte seine innere Stimme. Nein, das war er sicherlich nicht. Er war kein Feigling, er würde bis aufs Bitterste kämpfen. Bis zum Schluss. Jedoch musste er sich eingestehen, dass er gegen Gallantmon keine Chance hatte. So viele Digitationen lagen dazwischen. Wie sollte er gegen solch ein Digimon ankommen? Angst und Verzweiflung breiteten sich in ihm aus.  „Tai! Wo bist du nur?“, fragte Agumon in die Nacht hinein, ohne eine Antwort zu erhalten. Er erhob sich, feuerte eine „Kleine Flamme“ ab. Die Attacke traf eines der Heudächer und entzündete damit ein kleines Inferno, baute eine Schutzmauer aus Flammen aus. Die Hitze verbot Gallantmon weiter fortzuschreiten. Diese Gelegenheit nutzte Agumon für seine Flucht. Eines war sicher: Er würde wiederkommen. Dieser Kampf war noch nicht beendet.    „Autsch! Autsch! Autsch!“, jammerte Agumon. Er hatte sich mit den anderen noch knapp retten können. In einer Höhle versteckten sie sich, wogen sich in Sicherheit. Für den Moment zumindest. Bei der Flucht hatte sich Agumon verletzt, von seinem unsanften Aufprall ganz zu schweigen. Sein Arm schmerzte, jagte bis ins Mark.  „Jetzt halt doch endlich Stil!“, schimpfte Gatomon und versuchte Agumon zu versorgen und zu verarzten, so gut sie konnte. Gabumon half ihr, er kümmerte sich um die anderen verletzten Digimon.  „Dann sei nicht so“, sagte Agumon qualvoll und verzog sein Gesicht. Ihm war bewusst, dass Gatomon ihr Bestes gab, ihm keine Schmerzen zuzufügen. Vermeiden ließ sich das nicht. Leider!  Gatomon war fertig und Agumon atmete erleichtert auf, als sein Arm sich endlich in einer Schlaufe befand. „Danke.“  Gatomon nickte, ehe sie sich umdrehte und zum nächsten Patienten ging.  Agumon sah zu den anderen, einen nach dem anderen blickte er an. Er fühlte sich so überflüssig hier. Herumsitzen wollte er nicht, im Weg stehen war auch das Falsche, weswegen er beschloss hinaus zu gehen. Er würde vor dem Höhleneingang Wache halten.    Während er draußen saß, sah er hinauf in den Himmel. Erinnerte sich an das erste Abenteuer was er mit Tai erlebt hatte und lächelte dabei.  „Woran denkst du?“ Gabumon trat an ihn heran.  Agumon erschrak und zuckte zusammen. Seinem Gegenüber würde er das aber nicht auf die Nase binden. Das hatte ihm heute noch gefehlt, sollte ihn der andere auslachen. Sein Stolz war bereits angekratzt, weil er geflohen war, vor einem Kampf – welchem er unterlegen wäre.  „An Tai. An unser erstes Abenteuer, als wir unsere Partner das erste Mal kennengelernt haben“, erzählte Agumon schließlich.  Gabumon setzte sich zu ihm und lächelte. „Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.“  Agumon nickte. „Das ist es auch. So viel Zeit ist vergangen und trotzdem ich vermisse Tai“, gestand er ihm traurig. „Damals, lagen wir auch oft unter freiem Himmel und sahen uns die Sterne an.“ Wie er ihn vermisste.  „Am liebsten hatte ich es, wenn Matt auf seiner Mundharmonika spielte“, erzählte Gabumon begeistert. „Keiner kann so gut spielen, wie er.“  „Das stimmt“, nickte Agumon. „Weißt du was? Ich bin froh, dass wir uns an all die Zeit wieder erinnern können. An all die Abenteuer, die wir erlebt haben. An unsere Partner.“ Selig lächelnd blickte Agumon zu Gabumon, der sein Lächeln erwiderte.  „Ich wünschte mir, Matt und die anderen wären hier. Dann hätten wir mehr Digimon retten können und es gebe nicht so viele Verletzte“, gestand Gabumon und sah traurig in das kleine Lagerfeuer, das vor ihnen brannte.  „Ich auch. Ich auch“, stimmte Agumon ihm zu. Während er in die Weite des Himmels blickte. „Wo seid ihr nur? Die Digiwelt braucht euch“, dachte sich Agumon wehmütig. Während eine kleine Schneeflocke auf seiner Nase landete und dahinschmolz.    *    „Ein seltsamer Zufall, dass ihr ebenfalls hier seid“, sagte Kari und nippte an ihrer Tasse mit heißer Schokolade.  „Finde ich auch“, sagte T.K. und lächelte Kari an. Als er gestern erfuhr, dass die beiden auch hier waren, hatte er Matt solange überredet und bearbeitet bis dieser sich endlich einverstanden gab sich mit ihnen zu treffen. T.K. fiel auf, wie aufgeregt er war, erklären konnte er sich das jedoch nicht wirklich.  „Oder ein Wink des Schicksals“, scherzte Kari und blickte dabei zu T.K., nur um kurz darauf zu ihrem Bruder zu blicken, sowie zu Matt. Beide schienen zu schweigen, keiner von ihnen sagte etwas oder wollte sich in irgendeiner Form äußern. Leicht seufzte sie. „Wenn es ein Wettbewerb im Anstarren geben würde, hättet ihr gewonnen.“  „Was meinst du?“, wollten Tai und Matt Synchron wissen.  „Naja, ihr seid körperlich anwesend, aber geistig ganz woanders“, warf Kari ein und winkte schließlich ab. „Ach, macht was ihr wollt.“ Sie gab den beiden noch nicht mal die Gelegenheit zu antworten oder zu reagieren. „Magst du mit mir auf die Piste?“, fragte sie stattdessen bei T.K. lächelnd nach, beachtete die beiden anderen nicht mehr.  „Ger …“ T.K. hatte nicht die Gelegenheit zu antworten, als Tai ihm auch schon dazwischenfuhr.  „Du kannst das nicht einfach so in den Raum werfen und dann mich, uns, ignorieren“, beschwerte sich Tai und knuffte sie in die Seite. „Außerdem, nach deinem „Missgeschick“ gestern, fällt für dich vorerst das Skifahren aus!“  „Das kannst du nicht machen!“, beschwerte Kari sich.  „Und wie ich das kann. Denn Erstens: Ich bin dein großer Bruder und Zweitens: hieß es vom Arzt, den Fußknöchel schonen und nicht gleich auf die Skier hüpfen!“ Für Tai war die Diskussion damit beendet, weitere Wiederworte ließ er nicht zu.    „Ich glaub, ich sehe nicht recht. Was macht ihr denn hier?“  Als die Vier angesprochen wurden, blickten sie sofort auf.  „IZZY!“ Es war wirklich seltsam, dass hier einer nach dem anderen aufeinander traf. Ob Kari mit ihrer Schicksalsvermutung recht hatte?  „Das ist aber eine Überraschung“, sagte Tai lächelnd und war froh, noch einen seiner Freunde zu sehen.  „Und wie“, bestätigte Izzy und kam freudig an den Tisch heran. „Ich hätte schwören können, dass ich auch Mimi vorhin sah, wie sie zur Piste ging!“  Matt hingegen fand es recht seltsam, dass Izzy ebenfalls hier war. Tai und Kari, das war das erste Treffen, was er als ein Ereignis abstempelte. Izzys Auftauchen hingegen, war das zweite seltsame Treffen. Auch das konnte Matt noch als Zufall abtun. Aber wenn Mimi tatsächlich hier war, dann war das alles kein Zufall mehr, daran konnte Matt einfach nicht glauben. Drei zufällige Ereignisse? Niemals! Das zeugte von einem Muster. Die Rädchen in Matts Kopf wollten einfach nicht aufhören stehenzubleiben. Sie suchten nach einer Antworten. Fanden noch keine.  „Wirklich? Wie schön. Da wäre ich auch gerne“, warf Kari in den Raum und lächelte leicht verträumt. Den Bösen Blick von ihrem Bruder ignorierte sie gekonnt. Kurzerhand beschloss Kari, T.K. nachher nochmals auf das Thema anzusprechen. Selbst wenn sie nicht Skifahren konnte, so konnte sie trotzdem etwas mit ihm unternehmen. Insofern er natürlich wollen würde. Auf ihrem Zimmer hocken, Fernschauen und sich langweilen, das kam für Kari nicht infrage. „Möchtest du mit mir in die Stadt gehen?“, erkundigte sich Kari bei T.K. und blendete den weiteren Verlauf des Gespräches zwischen Izzy, Tai und Matt aus.  „Gerne!“ Die Begeisterung war T.K. förmlich ins Gesicht geschrieben. Wie ein Honigkuchenpferd grinste er sie an. Er freute sich, Zeit mit Kari zu verbringen. Insgeheim hoffte er auf Zeit mit ihr alleine. Und nicht das Matt und oder Tai die beiden begleiten würden. T.K. lehnte sich zu ihr etwas vor: „Sollen wir gleich gehen?“  „Dann los, bevor ihnen wieder einfällt, dass wir ebenfalls am Tische sitzen“, schmunzelte Kari, als sie sich so leise wie möglich erhob. Tai brauchte ihr schließlich nicht zu folgen, wie ein Wachhund. Sie selbst wusste am Besten, wie sehr sie sich belasten konnte oder nicht. Außerdem, was sollte in der Stadt schon passieren? Ein Spaziergang und ein Schaufensterbummel oder Ähnliches, das stimmte sie jetzt schon glücklich. Oder war das ihre Begleitung?    „Alles klar bei dir?“, fragte Matt an Tai gewandt, der noch immer grummelnde und unzufriedene Laute von sich gab.  „Ja“, murrte Tai und es wurmte ihn, dass sich Kari und T.K. heimlich verdrückt hatten. War es so falsch von ihm, sich um sie zu Sorgen? Sie zu Beschützen? Immerhin war er ihr großer Bruder, er war dafür da, auf sie aufzupassen. Dafür zu sorgen, dass ihr niemand wehtat oder gar das Herz brach? Sollte es jemand wagen, würde er ihm alle Knochen brechen, dessen war sich Tai jetzt schon sicher.  „Sicher?“, hakte Matt nach und musterte Tai erneut. Der, seiner Meinung nach, aussah, als wäre er ein wildgewordener Stier, der nur noch Rot sah.  Tai seufzte leicht und stemmte sein Snowboard in den Schnee, als er dabei zu Matt blickte. „Ja, wirklich“, versicherte Tai ihm und versuchte sich an einem Lächeln, das ihm nicht ganz gelang. „Mich wurmt es nur etwas, dass Kari einfach so abgehauen ist!“ Das Geständnis tat gut und Tai merkte, wie ein Teil der Last von seinen Schultern fiel. Sollte er noch etwas ehrlicher werden? „Aber gut, vielleicht übertreibe ich es auch, mit meiner Fürsorge.“  Die letzte Aussage entlockte Matt ein leichtes Schmunzeln, ehe er es Tai mit dem Board nachtat, um zu kontrollieren ob seine Kleidung richtig saß. „Das fällt dir aber sehr früh auf.“  „Hey!“ Tai stieß ihn kameradschaftlich in die Seite. „Pass auf, was du sagst, ja!“ Da fiel ihm etwas ein. „Sag mal, wie kommt es, dass du jetzt so gesprächig bist? Vorhin bei Izzy warst du es nicht.“  Matt winkte ab. „Ich hab nur über etwas nachgedacht, das ist alles.“  „Und über was?“ Tais Neugierde war geweckt und er sah mit einem fragenden Blick zu seinem Freund.  „Über den seltsamen Zufall … der für mich langsam nicht mehr wie Zufall wirkt, sondern ein Muster zu ergeben scheint“, gestand Matt. Bei Tai hatte er immer das Gefühl, ehrlich und frei sein zu können. Sich nicht verstellen zu müssen, wie er es sonst gewohnt war. Er konnte einfach er selbst sein. „Aber irgendwie weiß ich noch nicht, was es für ein Muster sein soll …“  Tai tätschelte ihm grinsend den Kopf. „Du machst dir einfach zu viele Gedanken. Unnötige Gedanken. Manchmal ist ein Zufall, nichts anders als ein Zufall“, behauptete Tai lächelnd.  Matt schüttelte den Kopf, ließ sich nicht von seiner Geste irritieren. „Das glaube ich ni …“  „Du machst dir darüber zu viele Gedanken. Über etwas, worüber man nicht mal nachzudenken braucht!“, fing Tai an und zog seine Handschuhe fest. „Ich meine, Japan ist keine all zu große Insel und so viele Skigebiete gibt es hier auch nicht. Also wo soll man sonst, im Winter, Urlaub machen? Und Niseko ist zum einen von mehreren Skigebieten umgeben und zum anderen eines der beliebtesten Reiseziele“, erklärte Tai. Schließlich lächelte er ihn erneut an. „Für mich ist das ein Zufall, mehr nicht. Also lassen wir das sein und fahren endlich runter?“ Kaum sprach er die Worte aus, zog er auch schon die Snowboardbrille an. Startklar wie er war, blickte er zu Matt, um zusehen, ob dieser ebenfalls soweit war.  Matt seufzte ergeben. „Vielleicht hat Tai ja recht und ich mache mir unnötige Gedanken“, dachte er sich und bereitet sich ebenfalls vor. „Wir können“, sagte er grinsend.    Während Tai und Matt die Piste hinunter jagten, erschien am Horizont, wie aus dem Nichts, ein weißer, greller Lichtkegel, der an einen Blitz erinnerte. Matt und Tai wurden geblendet. Sie verloren die Orientierung und den sicheren Halt, sodass sie in einander krachten.    „Matt, geh runter von mir“, jammerte Tai, als er wieder zu Bewusstsein kam. Dabei schob er den Kameraden etwas von sich. „Eine Schneeflocke bist du schließlich nicht …“  „Pass auf, sonst mach ich mich noch schwerer und bewege mich erst recht nicht mehr“, konterte Matt zurück, jedoch rollte er sich von Tai herunter. Ehe er die Brille abnahm und sich umblickte.  Tai tat dasselbe. „Hier stimmt was nicht …“, murmelte er und entriegelte dabei den Verschluss zum Brett, nur um sich zu erheben und umzublicken.  Bestätigend nickte Matt. „Die Bäume sind anders … ich kann keine Lifte mehr sehen, ja selbst die Piste scheint anders zu sein!“  „Nicht nur das, Matt!“  „Was meinst du?“  „Das wichtigste hast du ausgelassen, die Menschen. Wir waren nicht alleine auf der Route gewesen“, stellte Tai klar und blickte ihm ernst in die Augen. Waren sie immer schon so blau gewesen, fragte sich Tai und schalt sich gleichzeitig dafür. Warum ließ er sich jetzt auch so ablenken? Von so etwas Unwichtigem?  Bevor Matt reagieren konnte, vernahm er ein befremdliches Geräusch. Anstatt zu antworten, blickte er sich um. Es war ein dumpfes Gefühl, das ihm sagte, hier stimmt etwas nicht. Und recht sollte er behalten.  „PASS AUF!“, rief Matt und stieß Tai zur Seite.  Beide landeten unsanft ihm Schnee, während Matt erneut auf Tai lag. Bevor Tai die Gelegenheit bekommen hatte, ihn anzuschnauzen, was das sollte, sah er schon den Grund. Ein riesiger Schneeball landete dort, wo sich zuvor noch die beiden befunden hatten.  „Wa …“, fing Tai an, kam jedoch nicht dazu etwas zu sagen, denn im Anflug war bereits der nächste überdimensionale Schneeball. „MATT!“ Dieses Mal war es Tai, der Matt mit sich zog, ihn in Sicherheit brachte.  „Wir müssen hier weg!“, rief Matt Tai zu und dieser nickte zustimmend.  Suchend blickte er sich um. „Wo sind die nur …“, fragte sich Tai und entdeckte sogleich die beiden Boards. „Da …“, er zeigte auf die zwei Schneegefährten, die die beiden vorher verloren hatten.  Matt nickte. Beide liefen zu den Boards. Dabei versuchten sie, nicht von den Schneebällen erfasst zu werden. Der einzige Vorteil: Die Schneebälle waren so riesig, dass man sie kaum übersehen konnte und es ein Leichtes war, ihnen auszuweichen.  Während beide eilig die Flucht antraten, blickte Tai während der Fahrt hinter sich. „Frigimon!?“ Eine leise Feststellung, mehr war das nicht, als er den Ursprung der Schneebälle erkannte.    Erst, als die beiden in Sicherheit waren, blieben sie stehen. Versteckt hinter mehreren Nadelbäumen. Schnaufend sahen sie einander an, ehe sie vorsichtig nach hinten sahen, ob die Luft auch rein war.  „Das war Frigimon“, sagte Tai, dessen Atmung und Puls sich viel schneller normalisiert hatten, als Matts.  Es dauerte noch, bis sich dieser in der Lage sah, auch zu antworten. Anders als Tai, der Fußballspieler war und eine ausgezeichnete Kondition besaß, war Matt Musiker. Er war kein Jogger, Dauerläufer oder Ähnliches. „Das kann nicht sein! Frigimon sind friedliche Digimon!“  Tai konnte nicht anders als ihn streng anzublicken. „Denkst du, das weiß ich nicht? Aber ich weiß ganz genau WEN ich da gesehen habe.“  Abwehrend hob Matt die Hände. „Ist ja gut … ich glaub ja dir … aber das ergibt einfach keinen Sinn.“  Tai seufzte, ehe er zustimmend nickte. „Du hast ja recht.“ Tai lugte hinter dem Baum hervor, ehe er sich zurücklehnte und zu Matt blickte, als ihm etwas einfiel. „Weißt du noch, das erste Frigimon? Da war ein schwarzes Zahnrad im Spiel. Beim nächsten Mal, waren es die schwarzen Türme, kombiniert mit Ringen, gefolgt von der modifizierten Version, der Spirale …“  „Meinst du etwa, es ist etwas in der Art?“, unterbrach Matt. Immerhin konnten es keine Zahnräder, Ringe oder Spiralen geben. Dafür hatten sie gesorgt.  Erneut nickte Tai. „Ich weiß es nicht … aber das würde doch erklären, warum Frigimon uns angegriffen hat, oder?“  „Vermutlich.“  „Vielleicht sollten wir die anderen suchen?“, schlug Tai vor. „Izzy hätte bestimmt eine Theorie.“  „Denkst du, sie sind auch hier?“  „War das nicht deine Theorie?“ Eine Augenbraue von Tai wanderte nach oben.  „Es war eine Theorie, gesät von Misstrauen ja. Aber …“, Matt unterbrach sich selbst, ehe er seufzte und neu ansetzte: „Unsere Digimon sollten wir vielleicht auch suchen. Ohne die sind wir verloren.“  „Und wo sollen wir anfangen?“ Natürlich wusste Tai, dass Matt recht hatte. Sie brauchten ihre Digimon, die für sie kämpften. Sie brauchten einander. Außerdem sorgte er sich um Kari, noch mehr als zuvor – immerhin war sie verletzt.  „Hast du vielleicht dein Digivice dabei?“, erkundigte sich Matt, sein eigenes war in seiner Jacke – nicht in dem Snowboard-Anzug.  „Nein. Ich hatte auch nicht vor, oben auf der Piste, die Digiwelt zu betreten“, äußerte sich Tai sarkastisch. „Du etwa?“  Matt schüttelte den Kopf. Ihre Situation schien immer aussichtsloser zu sein.  Tai seufzte, selbst wenn sie die anderen finden würden, ohne ein Digivice könnte Agumon nicht digitieren. Eine verzwickte Lage. „Izzy wird bestimmt eine Lösung finden“, sagte Tai überzeugt. „Also lass uns einfach losgehen.“  „Und wohin? Welche Richtung willst du eingeschlagen? Du weißt doch noch nicht mal, wohin wir gehen sollen und ziellos durch die Gegend zu laufen? Als Zielscheibe obendrein?“ Matt klang nicht sonderlich überzeugt, sein Unmut war ihm anzusehen. „Nein, Danke!“  „Hast du einen besseren Vorschlag? Wenn ja, ich bin ganz Ohr!“  Matt schwieg jedoch. Er hatte keinen besseren Vorschlag, er hatte bezüglich des Themas überhaupt keinen. Er wusste, dass Tai recht hatte, doch es zugeben wollte er nicht.  Da Matt ihm nicht antwortete, nahm er das als Bestätigung hin. „Dann los“, sagte er und deutete ihm an, zu folgen.    Sobald sie sicher waren, dass die Luft rein war, nahmen sie die Abfahrt. Unten angekommen entledigten sie sich schnell ihrer Boards, ehe sie den Weg antraten. Das Ziel: Ihre Freunde und Digimon zu finden. Doch, wohin? Die Digiwelt war groß, sie waren nur zu zweit. Ohne Digivice oder einer sonstigen Form der Kommunikation und Navigation.  „Lass uns einfach mal in die Richtung gehen“, schlug Tai vor. Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten, ging Tai einfach los.  Beide stapften durch den Schnee, was an sich recht seltsam war. Denn sollte die Schneelandschaft nicht bereits durch eine andere ersetzt worden sein? Tai blickte sich um und noch mehr kam ihm seltsam vor, so fremd und eigenartig. Irgendwas stimmte hier nicht. Kurz sah er zur Seite. „Sag mal …“, sagte Tai. „Findest du nicht auch, dass hier etwas nicht stimmt?“  Verwirrt blickte Matt zu ihm. „Was meinst du?“  „Na ja, erst einmal die Landschaft … obwohl wir runter von Berg sind und eine Weile hier bereits unterwegs sind , ist es immer noch Winter“, erklärte Tai. „Und dann, wo sind die Telefonzellen hin? Die Telefonmasten und der ganze andere Kram, der sonst hier überall herumlag?“  „Jetzt wo du es sagst …“, murmelte Matt und blickte sich ebenfalls um. „Die Telefonzellen könnten eingeschneit sein?“  „Du bist mir ja ein Komiker“, lachte Tai und verdrehte die Augen.  „Ich weiß“, grinste Matt. „Nein, aber mal im Ernst. Könnte ja tatsächlich sein? Ebenso die Schienen – obwohl ich mir nicht mal mehr sicher bin, wo genau die durchgegangen sind.“, grübelnd kratzte sich Matt verlegen am Hinterkopf. „Aber das mit den Masten stimmt. Die gab es in jeder Region, überall konnte man sie sehen, von Weitem sogar.“  Grade als Tai ihm antworten wollte, hörten sie in den Büschen ein Rascheln. Schnell griff Tai nach einem Ast, der in seiner Nähe lag und begab sich in die Verteidigungsposition. Oder sollte er lieber einen Überraschungsangriff wagen? Das wäre wohl sinnvoller, immerhin hätte er keine Chance gegen ein bösartiges Digimon. Aber was, wenn es kein böses Digimon war? „Dann entschuldigst du dich“, dachte er sich. „HAAAAA“, schrie er, als er ausholte und auf den Strauch einschlug.  „Auuuu“, ein Jammern ertönte und kurz darauf kugelte Patamon heraus.  „Patamon“, riefen die beiden Digiritter synchron.  Tai ließ den Ast fallen und eilte zu dem geflügelten Digimon, das sich vor Schmerzen wand. „Oh Gott … Patamon, es tut mir so leid“, entschuldigte sich Tai hastig. Seine Aktion war wohl doch zu unüberlegt und vorschnell gewesen. „Ich wusste nicht … Wir, ich, dachte, dass da ein bösartiges Digimon ist, das uns wieder angreifen will … Verzeih mir!“  Die beruhigenden, sanften Streicheleinheiten taten gut und sofort schien sich auch Patamon wieder zu beruhigen. „Schon okay. Ich kann das ja verstehen …“, nuschelte Patamon und blinzelte die kleinen Tränchen weg, die sich in seinen Augen sammelten. Immerhin waren die Zeiten gefährlich, da wollte sich jeder in Sicherheit wiegen. „Wo ist T.K.?“ Er sah sich um, konnte jedoch außer Tai und Matt niemanden mehr entdecken.  Matt zuckte mit den Schultern. „Wir wissen es nicht.“  „Wir wissen ja noch nicht mal, wie genau wir hergekommen sind …“, fügte Tai hinzu. „Mehr oder weniger hatten wir Glück, als wir grade die Piste herunterfuhren …“  „Das nennst du Glück? Wir hätten uns den Hals brechen können“, unterbrach Matt ihn forsch.  „Haben wir nicht“, winkte Tai einfach ab. „Stell dir vor, wir säßen im Auto? Und dann werden wir plötzlich geblendet. Wer weiß, wo wir gelandet wären oder gegen was wir gefahren wären.“ Diese Vorstellung war um Einiges schlimmer, wie Tai fand. Weswegen es für ihn Glück im Unglück war. Natürlich hätte dieses oder jenes passieren können. HÄTTE. Hat es aber nicht.  „Wie kann man nur so optimistisch sein?“  „Das nennt man Realismus“, verteidigte sich Tai.  „Realismus? Ha, dass ich nicht lache. Kennst du überhaupt die Definition davon!“ Es schien, als entfachte sich ein Streit zwischen den beiden.  Verzweifelt schaute Patamon von einem zum anderen. Was sollte er nur tun? „Hört auf!“, bat er, doch diese zwei Streithähne nahmen ihn gar nicht wahr. Die Verzweiflung wuchs in ihm, irgendwie schien er auch etwas überfordert zu sein. T.K., er würde wissen was zu tun wäre, da war sich Patamon sogar ganz sicher.  „LUFTSCHUSS!“ Eine Ansammlung aus Luft, welche er zuvor in seinem Maul gesammelt hatte, feuerte Patamon auf Tai und Matt ab. Natürlich so, dass die Attacke daneben ging. Immerhin wollte er keinen der beiden verletzten.  Das Krächzen des Baumes hinter ihnen, brachte die zwei zum Schweigen. Als Tai Matt wegstieß, da der Baum – durch Patamons Attacke – sie nur knapp verfehlte. Etwas erschrocken, wenn nicht sogar überrascht, blickten sie zu Patamon.  „Es tut mir leid“, entschuldigte sich das Digimon. „Ich wusste nicht, wie ich sonst eure Aufmerksamkeit bekommen sollte.“ In seinem Blick konnte man noch immer die Angst ansehen. Egal was er sagte, die beiden hatten ihn ignoriert und wollten nicht auf ihn hören. Wie sonst hätte er sich Gehör verschaffen sollen?  Tai schluckte. Wann war Patamon so stark geworden? „Schon gut.“ Er war der Erste, der die Sprache wiederfand. „Sag mal Patamon, weiß du zufällig wo Agumon und die anderen sind?“ Vielleicht war er ihre Rettung? Und die beiden mussten nicht Tage, Wochen oder gar Monate ziellos durch die Gegend streifen, auf der Suche nach den anderen.  „Natürlich!“ Die Antwort von Patamon kam schnell, ohne dass er lange überlegen müsste. „Wir haben, nicht weit von hier eine Höhle, die wir als Treffpunkt und Unterschlupf nutzen“, erzählte er begeistert und flatterte durch die Luft. „Wenn wir auf Patrouille gehen. Damit wir immer einander finden können!“  „Unterschlupf?“, hakte Matt nach.  „Patrouille?“ Tai verstand das alles nicht. Was war nur in der Digiwelt geschehen, in der kurzen Zeit?  „Ja“, es war zwar nur eine Silbe, aber die Antwort auf beide Fragen. Patamon merkte jedoch, dass es die Digiritter nicht zufrieden stellte. „Das ist eine lange Geschichte“, gab er schließlich zu. Und so lange, an einem Fleck und so ganz ohne Schutz, sollten sie auch nicht bleiben.  „Wir haben Zeit“, meinte Tai schließlich, denn er wollte wissen was geschehen war.  „Du kannst es uns ja erzählen, auf dem Weg zu den anderen“, schlug Matt vor.  Patamon nickte. Als er losflog, berichtete er den beiden, was gesehen war. Warum die Digimon Unterschlüpfe hatten – mehr als nur einen – oder warum sie Patrouillen machten.    „Wenn es so schlimm ist, warum habt ihr uns nicht vorher geholt?“, wollte Tai wissen. Irgendwo breitete sich auch ein Funken Ärger in ihm aus. Er konnte nicht nachvollziehen, warum die Digimon so verantwortungslos waren, wenn das Übel Überhand nahm.  „Haben wir versucht“, verteidigte Patamon sich und die anderen. „Es ging nicht!“  „Was meinst du damit?“, hakte Matt nach, und verhinderte somit einen weiteren Ausbruch von Tai, dem der Ärger deutlich anzusehen war.  „Naja, stellt es euch wie eine Störung vor … wir wollten Nachrichten schicken, aber es gab nur Rauschen und Störungssignale und später nur noch einen schwarzen Bildschirm“, versuchte Patamon zu erklären, hatte jedoch das Gefühl, dass es ihm nicht wirklich gelang.  „Hmm.“ War das Einzige, was Matt antwortete, während er die Arme vor der Brust verschränkte.  Tai hingegen, grummelte etwas Unverständliches, ehe er die Arme hinter dem Kopf verschränkte und weiter geradeaus ging. Vielleicht lag er mit seinem „Bauchgefühl“ doch nicht so daneben? Das etwas hier nicht stimmte. Dass die Digiwelt nicht mehr die war, wie er sie kannte. Sicher konnte er sich jedoch noch nicht sein.  „Wir sind da“, unterbrach Patamon schließlich die Stille, als sie um die Ecke bogen. „Hinter den Büschen.“    „Leute, seht mal, wen ich gef …“, rief Patamon und verschwand im Gebüsch.  Fragend blickte Tai zu Matt, der jedoch zuckte nur mit den Schultern und bedeutete Tai vorauszugehen. Grade, als sich Tai durch die Sträucher quälte, hörte er, wie Patamon freudig rief: „T.K.!“  Kaum hörte er den Namen, eilte Tai noch schneller hindurch. Wenn T.K. hier war, dann konnte Kari auch nicht weit weg sein. „KARI“, rief Tai erleichtert, als er sie erblickte, wie sie auf einem Felsen hockte und Gatomon dabei streichelte. Schnell war er bei ihr und umarmte sie. Sorgen hatte er sich um sie gemacht. Dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Überfürsorglich, ja das war er vermutlich – zumindest, was seine Schwester anging.  „Tai, mir geht es gut“, jammerte Kari und versuchte sich aus der Umarmung zu befreien. „Mann …“  „Ich hab mir Sorgen gemacht, ja!“, verdeutlichte Tai und blickte sie an, als er Kari etwas von sich schob und musterte, ob sie wirklich ihn Ordnung war. „Und dein Fuß?“  „Es geht! Mach dir keine Sorgen“, ihre Worte klangen zuversichtlich, aufmunternd und trotzdem minderten sie bei Tai nicht die Sorgen.  „Schön, dass ihr auch hergefunden habt“, hörte Tai eine vertraute Stimme.  „Sora!“ Er war überrascht sie zu sehen, aber es sollte ihn eigentlich nicht wundern. Matt hatte da schließlich, wenn auch für ihn eine verrückte, Theorie gehabt.  „Ich nehme an, ihr seid alle ebenfalls auf dem selben Weg hier erschienen“, unterbrach Izzy die mögliche Konversation mit Sora.  „Was meinst du?“, hackte Tai nach, während er von Sora nun zu Izzy blickte. Dabei merkte er, dass jeder von ihnen da war.  „Ich weiß gar nicht, wie ich herkam …“, gestand Mimi. „Ich weiß nur noch, ich war grade unten angekommen, als da plötzliches so ein grelles Licht war und das nächste, das nächste woran ich mich erinnere, war, dass ich hier gelandet bin.“  „So ähnlich war das auch bei mir, ich musste mir die Augen zuhalten. Weil es so unerträglich grell war“, stimmte Joey dem zu.  Auch die anderen stimmten dem zu, dass es bei jedem ein greller Lichtstrahl am Himmel war der sie blendete und im nächsten Moment war jeder in der Digiwelt, alle beieinander und trotzdem verteilt.  „Wir wurden sogar von Frigimon angegriffen“, ergänzte Tai und blickte die anderen an. Jedoch schien es, als ob die anderen weniger ein Problem damit hatten. Pech, das hatten Matt und er wohl gehabt.  „Nun sind wir ja da und beschützen euch“, sagte Agumon stolz, klopfte Tai dabei auf den Rücken – der inzwischen neben Kari saß.  „So leicht wird das leider nicht …“, sagte Tai und blickte zu seinem Freund, der nicht zu begreifen schien.  „Unsere Digivices, die haben wir gar nicht dabei“, erklärte Matt.  „WAS?!“, kam es von den Digimon schockiert.  „Wenn man auf die Piste geht, nimmt man eigentlich auch nichts mit. Immerhin möchte man bei der Abfahrt ja nichts verlieren“, schloss Mimi sich dem an, denn auch sie hatte keines dabei.  Bekräftigend nickte Tai. „Deswegen dachten wir, du könntest die vielleicht irgendwie herbei holen?“ Sein fragender Blick ging zu Izzy.  Izzy seufzte schwer. Nur ungern enttäuschte er andere, aber was blieb ihm in der Situation anderes übrig? „Ich würde ja gerne … und ich würde das bestimmt auch hinkriegen …“  „Hört sich für mich nach einem Aber an“, stellte Matt, mit einer erhobenen Augenbraue, fest.  Izzy nickte. „Das ist es auch …“ Er holte seinen Laptop hervor und öffnete ihn. Obwohl er den ON-Knopf drückte, funktionierte er nicht. Das Einzige, was die anderen sahen, waren ihre eigenen Reflektionen. „Selbst wenn ich es gekonnt hätte, ich kann es nicht. Wie ihr seht, funktioniert mein Laptop nicht“, erklärte Izzy enttäuscht. „Und das ist nicht das Schlimmste!“  „Was meinst du?“, erkundigte sich T.K. bei ihm.  „Das hier.“ Izzy holte sein Digivice hervor. „Es scheint nicht zu funktionieren. Ich kriege überhaupt keine einzige Funktion damit hin … so, als ob sie unbrauchbar geworden sind“, versuchte Izzy zu erklären.  Kaum, dass er das gesagt hatte, holten die übrigen Vier, die ihre Digivices dabei hatten, diese hervor und schauten sie an. Izzy hatte recht, das musste jeder von ihnen zugeben. Doch, was sollten sie tun? Wenn sie angegriffen würden? Hilflos, würden sie fliehen müssen. Ohne den Kampf zu suchen oder sich gar zu verteidigen.  „Aber … was sollen wir dann tun ... weglaufen und uns verstecken?“ Verzweifelt blickte Mimi in die Runde, denn sie sagte genau das, was jeder sich fragte.  „Vor allem, wenn mit der Digiwelt – mal wieder – etwas nicht zu stimmen scheint“, hängte Joey hinterher. Ihm war deutlich anzusehen, wie unbehaglich er sich fühlte und er am liebsten daheim wäre. In Sicherheit.  Schwer seufzte Izzy. „Ich weiß es nicht“, gestand er und sah seine Freunde entschuldigend an. Es war für ihn einfach nur zum Haare raufen. Sonst wusste er immer auf alles eine Antwort. Und nun? Nichts. Er konnte seinen Freunden nicht helfen, nach Informationen suchen, konnte er ebenfalls nicht. „Es tut mir leid!“  „Du kannst doch nichts dafür, Izzy“, versöhnlich, sanft lächelnd blickte Kari zu ihm. Aufmunternd war ihr Blick.  Obwohl ihre Worte guttaten, fühlte er sich nutzlos. „Danke“, war das Einzige, was Izzy dazu sagen konnte.  „Immerhin haben wir Gatomon“, sagte Tai schließlich, für den Fall der Fälle, war sie das einzige Champion-Digimon. Doch trotzdem, sie brauchten einen Plan, Informationen. Das war selbst Tai bewusst.  „Wie sollen wir vorgehen?“ Es war Matt, der die entscheidende Frage stellte.  „Das Problem ist Lilithmon“, erklärte Gatomon, die die Führung der Erzählung übernahm. „Jeder, der in ihr Domizil verschleppt wird, kommt verändert wieder heraus“, erzählte Gatomon. „Einmal, da war sie mit ihrem Gefolge auf dem Marktplatz und demonstrierte ihre Kräfte. Sie holte einen schwarzen Kristall heraus und setzte diesen in Lilamon ein.“  „Setzte ein?“, hakte Sora verwirrt nach.  Gatomon nickte. Gerade, als sie weiterreden wollte, unterbrach Mimi sie: „Warte, welcher Marktplatz? Warum höre ich zum ersten Mal davon?“  „Mimi, das tut nun wirklich nichts zur Sache“, fuhr Tai sie an. Dann sah er zur Izzy. „Denkst du, dass der Kristall eine ähnliche Wirkung haben könnte, wie die schwarzen Zahnräder, Ringe oder Spiralen und was weiß ich was noch?“  Izzy nickte bestätigend. „Ich glaube ja.“ Sicher war er sich jedoch nicht.  „Gatomon, erzähl bitte weiter“, unterbrach Matt die anderen.  „Lilamon sind eigentlich durch und durch gute Digimon. Jedoch, kaum dass der Kristall in ihr war, schrie sie plötzlich los. Laut, voller Schmerz … der Blick, so voller Angst“, erzählte Gatomon und erinnerte sich daran, als wäre es erst gestern gewesen, als sie mit ansehen musste. „Und dann, wurde alles anders … sie wurde in einen schwarzen Nebel getaucht, ihr Wesen änderte sich komplett … und aus der guten Lilamon wurde ein zerstörerisches Digimon. Kaum, dass Lilithmon es ihr befohlen hatte, griff sie die Floramon an.“ Traurig ging Gatomons Blick zu Boden. Sie war da, konnte jedoch nichts gegen Lilamon ausrichten, die auf dem Ultralevel war. Sie selbst, war nur ein Champion, zwar stärker als die anderen Partner-Digimon, aber trotzdem nicht stark genug. Sie fühlte sich mies, schlecht und hilflos in dem Moment.  Tai schluckte. „Also doch“, dachte er sich. Es war im Prinzip dasselbe. Also konnten sie siegen, Lilithmon und ihr Gefolge bezwingen. Doch wie? Das war weiterhin das Problem, ihr Dilemma. Ohne ein funktionierendes Digivice, ohne die Digitationen. Sie waren verloren.  „Und was machen wir nun?”, wollte Matt wissen und blickte in die Runde, keiner schien ihm antworten zu wollen. „Wir können schließlich, nicht nichts tun.”  „Und was sollen wir, deiner Meinung sonst tun? Hals über Kopf in die nächste Gefahrenstelle rennen? Alle retten und dabei draufgehen?”, fragte Tai zynisch.  „Keine Ahnung, nach Hilfe suchen? Und was ist mit Gennai? Er wird bestimmt wissen was zu tun ist!” Davon war Matt überzeugt. Sooft hat er den Digirittern bereits geholfen. Immer war er da gewesen, wenn sie ihn brauchten – eigentlich. Nur finden müsste man ihn, und das war leider das Schwere an dem Ganzen.  „Und wo sollen wir, deiner Meinung nach, mit dem Suchen anfangen“, wollte Sora wissen, während ihre Augenbraue zweifelnd nach oben wanderte.  Matt wusste es nicht, das musste er zugeben, wenn auch ungern. Immerhin änderte sich die Digiwelt, sie wuchs, hier und da tauchten Dinge auf, die es vorher nicht gab. Es war wie die reale Welt. Auch dort veränderten sich die Landschaften, wenn es auch Jahrhunderte dauern konnte, aber es geschah.  „Es ist einen Versuch wert“, beschloss Tai und erhob sich schließlich. Ließ den Anführer heraushängen, während er einen nach dem anderen dabei anblickte. „Wir wissen nicht, was in der Digiwelt los ist, unsere Digimon können nicht digitieren. Also haben wir keine andere Wahl, als Gennai zu suchen. Das ist immer noch besser, als nichts zu tun“, beschloss Tai schließlich.  Wenn auch hier und da ein Zögern zu vernehmen war, so stimmte ihm trotz allem jeder zu. Es war nun mal etwas anderes, wenn Tai es mit solch einer Entschiedenheit sagte, dass es eine beschlossene Sache war. Schon immer verließen sich die anderen auf ihn, auf seine Entscheidung, als Anführer – der er eigentlich nie sein wollte. Dafür war die Verantwortung groß, die so schwer auf seinen Schultern lastete.    *    „Ich kann nicht mehr“, jammerte Mimi und ließ sich in die verschneite Landschaft fallen. „Wir wandern schon seit Tagen hier herum … und noch immer ist es der blöde Schnee um uns, und wir wissen nicht einmal ansatzweise wo wir sind.“ Mimi gab die Hoffnung langsam auf, sie war müde, erschöpft und auch hungrig.  „Vermutlich war das, blind-drauf-los-Stürmen doch keine so gute Idee“, stimmte Joey nun mit ein und wog mit dem Kopf hin und her.  „Wir dürfen nur nicht aufgeben“, versuchte Tai den anderen Mut zu machen. Erfolgreich schien er dabei nicht zu sein.  Izzy, ließ sich auf einen der Felsbrocken, die durch den Schnee hervorsahen, nieder und holte erneut seinen Laptop heraus. Jedes Mal tat er das, sobald sie eine Pause machten oder für die Nacht rasteten.  Wütend stand Mimi auf und klappte den Laptop von Izzy zu, nur um ihm diesen wegzunehmen. „Dieses Ding hier, wird dir auch nicht helfen. Es ist kaputt“, fauchte sie gereizt.  „Gib das wieder her“, verlangte Izzy und erhob sich ebenfalls.  Mimi hielt den Laptop fern. „Mimi, lass das doch“, bat Palmon sie, erschöpft und hungrig.  Sie schien jedoch auf das Zureden der anderen nicht zu hören. „Mir reicht es langsam. All das reicht mir, ich will nach Hause, ein schönes Bad und anständiges Essen“, jammerte sie und grade als Izzy den Laptop erwischte, zog Mimi so heftig daran, dass er ihr aus den Händen rutschte.  In einem hohen Bogen flog der Laptop los. „Ich fang ihn“, rief Tentomon und flog los, auch Patamon beeilte sich, um seinem Freund zu helfen. Doch beide kamen zu spät, sodass der Laptop eine Bruchlandung vollzog.  „SIEH NUR, WAS DU GETAN HAST“, schrie Izzy, als er zu seinem Laptop lief und ihn vom Schnee befreite. „Die Elektronik ist dahin … die Festplatte, die Schaltkreise …“  „Jetzt reicht es aber“, schnitt Tai nun den beiden das Wort ab, da er sah, wie Mimi bereits zu einer Verteidigung einsetzte. „Du reißt dich jetzt zusammen! Es ist nicht das erste Mal, dass wir so hilflos und verloren in der Digiwelt sind“ Streng sah Tai zu Mimi. „Es war sicherlich nie Mimis Absicht, deinen Laptop zu zerstören.“ Sein Blick wanderte zu Izzy, der sich unzufrieden aufrichtete.  Fluchend stampfte Izzy durch den Schnee, um seinem Ärger wenigstens so freien Lauf zu lassen. Als sein Fuß dabei gegen etwas im Schnee stieß, stieß er einen Schmerzensschrei aus.  „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Kari besorgt und trat dabei zu ihm, als er sich auf den Boden fallen ließ und den Fuß hielt. Ihre Hand legte sie auf seine Schulter.  „Ja … ich hab mir nur den Fuß gestoßen“, brachte Izzy hervor und rieb sich seinen Fuß.  Kari ging in die Hocke, als sie den Schnee wegschaufelte, um zusehen was da war. „Seht mal …“, sagte sie. „Ein Bildschirm!“ Sie versuchte diesen hochzuziehen, doch das ging nicht. Die anderen wurden ebenfalls neugierig. Aus einem unerkennbaren Grund, konnte Kari den Bildschirm jedoch nicht herausziehen. Noch ein letztes Mal zog sie stark daran, ehe ihre Hände abrutschten und sie zu Boden ging.  „KARI!!!“ Sofort waren T.K. und Tai bei ihr. Wenn auch T.K. schneller war und Tai damit überflüssig machte.  „Alles gut …“, murmelte Kari und ließ sich von T.K. aufhelfen.  „… *Rauschen* … Digiritter kommen … *Rauschen* …“, ertönte eine verzerrte Stimme aus dem Bildschirm. Leider war die Person durch das Flackern und verzerrte Bild nicht zu erkennen.  „Was hast du gemacht?“, wollte Izzy aufgeregt wissen und war als Erster am Bildschirm. Er drehte und drückte an den Rädchen und Knöpfen herum und versuchte das Bild scharf zu stellen. Während er immer wieder ein „Hallo“ von sich gab.  „Keine Ahnung“, gab Kari ehrlich zu und gesellte sich, wie die anderen, zu Izzy. Blickte ihm dabei über die Schulter.  „… *Rauschen* … Bitte kommen …“ Das Rauschen erschwerte die Kommunikation gewaltig. Vor allem, weil der andere die jungen Ritter weder hörte oder verstand.  Jedoch gab Izzy nicht auf, er drehte, drückte und erst als Tai einfach mit roher Gewalt auf den Bildschirm draufhaute, funktionierte das Bild.  „GENNAI“, riefen die jungen Heranwachsenden aus einem Munde.  Schwach lächelte er sie an, ehe die Digiritter sahen, wie er nickte. Doch schnell wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. „… *Rauschen* … Gefahr … *Rauschen* … Digivice …“  „Wir haben unsere nicht dabei“, unterbrachen Tai, Matt und Mimi Gennai im Chor. Wobei die Hälfte von dem, was er sagte, durch das Rauschen verschluckt wurde.  „… *Rauschen* … tauchen auf … *Rauschen* … sucht … *Rauschen* … Kristalle … *Rauschen* …“ Im Hintergrund ertönte plötzlich ein sirenenähnliches Geräusch. „… *Rauschen* … viel Erfolg … *Rauschen* …“ So plötzlich, wie Gennai aufgetaucht war, war er auch verschwunden.  „GENNAI!“, riefen die acht zusammen, ehe Tai es erneut mit draufhauen versuchte.  „Tai, das bringt nichts“, sagte Izzy seufzend.  „Sicher? Ich könnte auch stärker draufhauen“, bot Tai an.  „Was meinte Gennai mit „Kristalle suchen“? Was für Kristalle bitte schön?“, wollte Matt hingegen wissen.  „Und die Auskunft wegen unserer Digivices war auch nicht wirklich hilfreich“, ergänzte Mimi seufzend. Die Tatsache deprimierte sie noch mehr, als ohne hin schon.  Tai stimmte der Aussage von Mimi zu. Recht hatte sie ja. So hilflos waren sie noch nicht mal bei ihrem ersten Abenteuer gewesen. Er merkte, wie alle ihn anschauten, darauf wartend was er sagen würde, wohin es als nächstes gehen sollte. Doch woher sollte er das wissen? Gennai war ihr einziger Ansatz gewesen. Er wusste ja noch nicht mal, was für Kristalle oder wie viele es sein sollten. Woher sollte er dann wissen, wo er die besagten Kristalle finden konnte?  Tai seufzte. „Ich weiß es nicht, okay!“  Matt legte ihm seine Hand auf seine Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. Tai sah dabei zu ihm, in seine Augen und er hätte schwören können, das da etwas war. Doch was, konnte er nicht sagen.  „Dann lasst uns einfach gehen. Hier bleiben, Däumchen drehen, das bringt nichts“, schlug Matt schließlich vor, während seine Hand noch immer sanften Druck auf Tais Schulter ausübte.  „Und wohin?“, wollte nun T.K. wissen.  „Vielleicht ist es auch besser, hierzubleiben. Ich könnte versuchen, den Kontakt wieder herzustellen oder wenigstens den Laptop irgendwie damit verbinden“, äußerte sich Izzy nun und blickte dabei in die Runde. „Wenn Mimi ihn nicht zerstört hätte.“ Zynismus, er war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören, ebenso sein Blick, der zu Mimi ging.  „Das bringt doch nichts.“ Tai verdrehte die Augen sichtbar, ehe er in die Runde blickte, „hier bleiben können wir aber auch nicht. Das ist zu Gefährlich.“ Ernst blickte er seine Kameraden an. „Lasst und erst mal einen Unterschlupf für die Nacht suchen und etwas Essbares, dann können wir noch immer unser weiteres Vorgehen besprechen!“ Mit diesem Vorschlag schienen alle einverstanden zu sein.  Während Izzy lieber beim Bildschirm geblieben wäre, folgte er trotzdem den anderen. Dabei ließ er seinen Unmut Mimi deutlich spüren, dass er sauer war, wegen ihrer Aktion.    *    Tai lehnte sich an die Wand. Seine Atmung war beschleunigt, während sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Er hoffte, dass es Kari und den anderen gut ging. Als sie angegriffen wurden, trennten sich ihre Wege. Das war einfach das Beste gewesen, denn Gallantmon konnte nicht jedem folgen. Er floh mit Agumon in die nahegelegene Höhle.  „Tai …“ Er hörte die Angst in Agumons Stimme.  Wie sollten die Digiritter auch gegen ein Megalevel-Digimon ankommen? Kampflos hatten sie verloren, wenn man es genau betrachtete. Immerhin konnte keines der Digimon digitieren. Was sollte er nur tun? Sich wie ein Feigling hier verstecken? Weil er Angst um sein Leben hatte? Nicht sterben wollte?  Eine Erschütterung, riss ihn aus seinen Gedanken. „PASS AUF!“, rief Tai und zog Agumon mit sich, als von oben Gestein abfiel und den Ausgang damit versperrte.    „KOMMT RAUS! ICH WEIß DAS IHR HIER SEID“, schrie Gallantmon, alle hatten sich versteckt.  Sich in Sicherheit gebracht. Doch lange, war keiner sicher. Früher oder später würde Gallantmon jeden einzelnen finden. Erst recht, wenn er eine Attacke nach der anderen abfeuerte.    Gedämpft vernahm Tai die Stimme des Digimons. „Wir müssen hier raus …“, sagte Tai zu Agumon und richtete sich auf, ehe er sich den Staub abklopfte. „Agumon, kannst du etwas Licht machen?“  „Ich weiß nicht“, sagte er und legte den Kopf schief , blickte Tai an, da wo er ihn vermutete.  „Versuch es einfach. Vielleicht liegt hier auch irgendwo ein Stock oder Ähnliches herum, was du entzünden könntest“, bat Tai seinen Partner und er sah, wie er eine winzige kleine Flamme entstehen ließ. Es war wenig Licht, aber genug für ihn um sich umzublicken. „Danke!“  Es war jedoch nichts vorhanden, womit sie eine Fackel bauen konnten. Aber dafür entdeckte er einen Weg, der in das Innere der Höhle zu führen schien. Sollte er es riskieren? Aber was blieb ihm anderes übrig, der Weg nach draußen war durch das Geröll versperrt.    „Tai. Wo gehen wir denn hin“, fragte Agumon plötzlich, der ihm gefolgt war und erneut eine sehr kleine Version vom kleinen Feuer entstehen ließ.  „Ich weiß es nicht. Aber über den Weg, den wir rein kamen, kommen wir nicht mehr raus. Da bleibt uns ja nichts anders übrig“, gestand er ihm.  Agumon sagte nichts, nickte nur und folgte Tai einfach weiter. Er vertraute ihm schließlich.    An einer Gabelung blieben die beiden schließlich stehen. Links oder rechts?  „Und wohin nun?“, erkundigte sich Agumon erneut. Etwas ungeduldig, denn er wollte raus, zu den anderen. Kämpfen, Tai und seine Freunde beschützen und sich nicht verstecken.  „Lass eine Flamme entstehen und der Wind wird uns zeigen, ob wir nach links oder rechts müssen“, sagte Tai und blickte zu ihm herunter.  „Hä?“  „Aus der Richtung, aus der der Wind kommt, in die werden wir gehen. Denn dort wird sich der Ausgang befinden“, erklärte Tai ihm geduldig.  Agumon nickte, ganz verstanden hatte er es nicht. Aber er zweifelte nicht an Tais Worten.  „Nach rechts, da müssen wir lang“, teilte Tai ihm mit, als er sah, wohin es die Flamme zog, die im Windhauch tanzte.  Gerade als Tai einen Fuß in die Richtung setzen wollte, blieb er stehen. Irgendwas zog ihn jedoch nach links. Es war, als ob ihn etwas magisch anzog.  „Was hast du?“, erkundigte sich Agumon, als er merkte, dass Tai ihm nicht länger folgte.  „Ich weiß nicht, da ist irgendetwas …“ Doch wusste er nicht was es war. Weiterhin blickte er nach links. Sollte er es riskieren?  Ein Schrei drang an die Ohren der Beiden, wenn auch nur schwach. Leise. „Die anderen brauchen uns“, sagte Agumon drängend.  Tai schluckte. Unentschlossen, was er tun sollte. Doch das Gefühl in ihm sagte deutlich er müsse nach links. Was auch immer dort war, es wollte, dass Tai ebenfalls dahin kam. Er konnte es nicht beschreiben, es war eine Art Bauchgefühl.  „Wir gehen nach links!“  „Aber …“, fing Agumon an zu widersprechen. Doch es schien nicht wirklich zu helfen.  „Kein aber“, beschloss Tai.    Je näher Tai kam, desto sicherer wurde er, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Je näher er kam, desto heller schien es zu werden. Tai lief los, er musste sich beeilen. Seine Schwester, Matt und die anderen, sie alle brauchten bestimmt Hilfe und er trödelte herum.    In einem runden Raum, der in ein sanftes Orange getaucht war, blieb er stehen. Kurz hielt er sich die Augen zu und gab ihnen die Zeit, die sie brauchten, um sich an das Licht zu gewöhnen.  „Was …“, fing Tai an und blickte sich um.  Das Licht ging vom Sockel aus, der in der Mitte des Raumes sich befand.  „Tai!“  Langsam trat Tai an den Sockel heran, in welchem sich mittig ein oranger Kristall, in Form eines großen Juwels, befand. Auf der Oberfläche war das Wappen des Mutes eingraviert.  „Das ist ja mein Wappen“, stellte Tai fest und legte die Hand auf das Kristall. Vielleicht war es ja ähnlich wie mit den Digiarmoreiern? Auch dort, hatte er es versucht, war jedoch daran gescheitert. Das Armorei war nicht für ihn bestimmt gewesen.  Tai schluckte. Was, wenn das mit dem Kristall dasselbe war? War er dann umsonst hier? Würde er die anderen beschützen können? Zweifel und Unentschlossenheit machten sich in ihm breit.  Erneut gab es eine Erschütterung in der Höhle, die stärker war als beim ersten Mal. Agumon sah, wie die Wand zu splittern begann. „Tai, mach schon!“, drängte Agumon, als auch schon die nächste Erschütterung folgte.  „Ich … weiß nicht.“ Tais Sorgen wuchsen. „Was ist, wenn das nicht für mich ist?“  „Und wenn du es nicht probierst, wirst du es nie erfahren“, sagte Agumon schließlich und sah, wie durch eine der Wände, das gesplitterte Sonnenlicht zu ihnen durchdrang. Nur um kurz darauf eine erneute Attacke von Gallantmon zu vernehmen.  Tai wusste, dass Agumon recht hatte. Erneut legte er seine Hände um das Kristall. Ohne sich wirklich anzustrengen, konnte er den Kristall entfernen. Bevor Tai jedoch reagieren konnte, freudig und überrascht, leuchtete der Kristall sehr hell auf. Erneut legte Tai den Arm um seine Augen, schützte seine Augen vor dem plötzlich so grellen Licht. Auch Agumon hielt sich die Augen zu. Als das Licht nachließ, merkte er, dass er in der anderen Hand plötzlich sein Digivice hielt.  „Woher …“ Die Verwirrtheit stand Tai deutlich ins Gesicht geschrieben, bevor er sich jedoch länger damit beschäftigen konnte oder das Digivice genauer betrachten konnte, merkte er, wie die Wand vor ihnen einbrach.    „Da seid ihr ja“, sagte Gallantmon und feuerte mit seiner Lanze direkt auf den Sockel.  Tai sprang mit Agumon zur Seite. Ehe sie sich aufrichteten und durch das Gewölbe hinaus in den Schnee liefen.  Dabei erkannte er, wie Izzy, Mimi und Sora bereits mit ihren Partnern bewusstlos im Schnee lagen. Wie erstarrt blickte er die Sechs an. Es wurde ihm schwer ums Herz. Er wollte zu ihnen rennen wollte, um zu sehen, ob es ihnen gutging. Gallantmon hatte er komplett vergessen, doch dieser griff ihn diesem Moment an.  Matt zog Tai weg, drückte ihn dabei gegen einen der großen Felsen. „Bist du verrückt?“, zischte er, während die Attacke genau dort einschlug, wo zuvor noch Tai gewesen war.  „Lass mich los, ich muss zu den anderen“, wehrte sich Tai dagegen und versuchte sich zu befreien. Überraschenderweise hatte Matt ihn gut im Griff, zwischen sich und der Felswand.  „Nein! Oder willst du sterben?“  Tai senkte den Blick, natürlich wollte er das nicht. Aber was sollte er sonst tun? Zusehen? Sich verstecken? Die anderen Opfern? Für sich! Nein, das kam für ihn nicht infrage. Die Gelegenheit zum Antworten blieb ihm nicht mehr.  „AAAAAAAAA!“  „Kari!“ Tai drehte sogleich seinen Kopf zu dem Schrei und er sah, wie Gallantmon Kari in seiner Gewalt hatte. Baumelnd über dem Schnee, seine Hand um ihre Kehle. „NEIN!“  Ohne lange zu überlegen, riss Tai sich los. Er rannte auf Gallantmon zu. „LASS SIE LOS!“  Gallantmon sah zu ihm. Unbeeindruckt. Ein Lachen entwich seiner Kehle. „Königslanze!“ Eine Ansammlung aus reiner Energie schoss aus der Lanze hervor und direkt auf Tai zu.  Die Attacke schlug genau dort ein, wo Tai war. Die Energie der Lanze, traf ihn mit voller Wucht.  „TAI!“, rief Matt, schockiert und voller Angst. Panik machte sich in ihm breit.  „Tai! Nein …“, wisperte Kari und heiße Tränen flossen ihre Wange hinunter.    Die Umgebung wurde in ein sanftes Orange getaucht und als der Rauch sich verzog, erhob WarGreymon sich, der sein schützendes Schild wieder einzog. Tai war verletzt, man sah eine blutende Wunde. Bewusstlos lag er im Schnee. WarGreymon brachte Tai zu Matt, in Sicherheit. Dann müsste er nur noch Kari und die anderen in Sicherheit bringen, bevor er richtig kämpfen könnte. Für Tai! „MEGAKRALLE!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)