Magician of Sun & Moon von Flordelis ================================================================================ Prolog: Prolog: Warum? ---------------------- [LEFT]Der Getränkeautomat vor ihr summte leise. Hinter der Scheibe warteten die verschiedenen bunten Dosen von beliebten Marken darauf, gekauft zu werden. Ihr Blick galt jedoch nur ihrem Spiegelbild. Mit leeren goldenen Augen starrte sie sich selbst an, bis Tränen daraus strömten. Ihre Sicht verschwamm, doch das machte nichts, sie unterbrach ihre Tätigkeit nicht.[/LEFT] [LEFT]»Warum geschieht mir das?«, murmelte sie. »Warum muss ich so sehr leiden? Warum?«[/LEFT] [LEFT]Sie lehnte ihre Stirn gegen den Automaten. Trotz des hellen Lichts dahinter fühlte es sich kühl an – es brannte regelrecht auf ihrer erhitzten Haut.[/LEFT] [LEFT]Sie verstand diesen Schmerz nicht, wollte ihn nicht, und doch konnte sie nichts dagegen tun. Diese Hilflosigkeit erfüllte sie mit einer brennenden Wut, die gestillt werden wollte, bevor sie ihren Körper verzehrte.[/LEFT] [LEFT]Sie löste sich wieder von dem Automaten – und schlug ihren Kopf dann mit Wucht dagegen. Schmerzen zuckten durch sie hindurch, hinterließ ein kleines Feuer, das ihren Zorn für einen Moment erlahmen ließ. Doch er flammte sofort wieder auf, noch stärker als der Schmerz.[/LEFT] [LEFT]Noch einmal rammte sie den Kopf gegen das Glas, genoss das Abflauen der Wut.[/LEFT] [LEFT]Sie zögerte nicht mehr, schlug immer wieder gegen die Scheibe, bis sich ein Riss darüber ausbreitete, wie ein fein gesponnenes Spinnennetz.[/LEFT] [LEFT]Aber bevor es zersplittern konnte, erklang ein aufgeregter Ruf hinter ihr: »Was soll das?!«[/LEFT] [LEFT]Sie hielt inne und blickte über die Schulter. Ein Polizist musste sich irgendwann hinter sie geschlichen haben. Mit blassem Gesicht und doch fest entschlossen sah er sie an.[/LEFT] [LEFT]»Das ist Sachbeschädigung«, sagte er. »Sie sind festgenommen!«[/LEFT] [LEFT]»Nein ...« Ihre Erwiderung war kraftlos, kümmerte ihn überhaupt nicht.[/LEFT] [LEFT]Er näherte sich ihr. Sie wich zurück.[/LEFT] [LEFT]»Nein!« Diesmal war ihre Stimme lauter, genug, dass er auch einen Schritt nach hinten ging.[/LEFT] [LEFT]Aber das war nicht genug, sie wusste es. Er würde weiterhin versuchen, sie mitzunehmen, sie einzusperren, an einen Ort, der noch trostloser war als dieser.[/LEFT] [LEFT]Sie holte Luft – und stieß einen schrillen Schrei aus, das Glas des Automaten hinter ihr splitterte.[/LEFT] [LEFT]Der Polizist taumelte zurück, presste sich die Hände auf die Ohren.[/LEFT] [LEFT]Sie nutzte die Chance und rannte davon, die Straße hinunter, egal wohin, einfach fort.[/LEFT] [LEFT]Hinter ihr schrie der Mann, dass sie stehenbleiben sollte, doch sie dachte nicht daran. Sie lief einfach weiter und weiter und weiter … die Straßen und die Gebäude um sie herum verzerrten sich, bis sie keiner ihr bekannten Struktur mehr ähnelten und sich in einem dichten weißen Nebel verloren. Hier war sie sicher, unauffindbar. Alles war gut, solange die grotesken Gestalten, die diese Welt bevölkerten, sich nicht an ihr störten.[/LEFT] [LEFT]Nun wieder langsam, dafür aber seltsam zufrieden, bewegte sie sich weiter, ohne zu wissen, wohin ihr Weg sie überhaupt führte. Noch dazu hatte sie den Polizisten vergessen, der in der Wirklichkeit noch immer auf der erfolglosen Suche nach ihr war.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Aus den umstehenden Häusern des Viertels bekam lediglich eine Person mit, dass überhaupt etwas um diese Zeit geschehen war. Ein Mädchen mit rot-braunem Haar stand an einem Fenster, den Vorhang ein wenig zurückgezogen, um nach draußen zu sehen. Das einzige, was ihre müden Augen entdeckten, war jedoch nur ein Polizist, der verloren wirkend durch die Straße lief und dabei nach etwas zu suchen schien.[/LEFT] [LEFT]Sie glaubte nicht, dass er die Quelle des eigenartigen Geräusches gewesen war, das sie geweckt hatte. Allerdings war sie auch zu müde, um darüber nachzudenken, was es sonst gewesen sein könnte. Deswegen ließ sie den Vorhang wieder zurückfallen und kehrte zu ihrem Futon zurück. Auf dem Stuhl daneben war bereits ihre neue Schuluniform für den morgigen Tag ausgebreitet. Das sagte ihr nur noch einmal, dass sie lieber schlafen gehen sollte. Zumindest wenn sie einen möglichst guten Eindruck hinterlassen wollte.[/LEFT] [LEFT]So rollte sie sich wieder auf dem Futon zusammen, verdrängte die Erinnerung an diesen schrillen Schrei und sank schließlich wieder in einen traumlosen Schlaf zurück, in dem es keine Sorgen oder Probleme für sie gab.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)