Coda von Morwen (Sam x Bucky) ================================================================================ Not Exactly Friends ------------------- Bucky räusperte sich. „Sam.“ Der andere Mann regte sich nicht. Er hatte sich Bucky gegenüber quer über die Sitze des Transportflugzeuges gelegt und die Kapuze seines Hoodies über seinen Kopf gezogen, als kläglichen Ersatz für die Dunkelheit und Ruhe der Nacht. Bucky seufzte leise. „Sam“, versuchte er es noch mal mit etwas lauterer Stimme. „Mmh?“, kam es endlich zurück. Träge hob Sam seinen Arm und schob die Kapuze aus seinem Gesicht, um Bucky müde anzublinzeln. „Was gibt es?“, fragte er leise, Sorge im Blick. Und das war einfach so typisch Sam. Er war sichtlich erschöpft – der Flug nach Europa war lang und sie waren beide schon seit viel zu vielen Stunden auf den Beinen – und obwohl er die Ruhe dringend nötig hatte, hatte er immer noch ein offenes Ohr für Bucky und seine Anliegen. Der Gedanke war so ernüchternd, dass Bucky das schlechte Gewissen packte und er sich fast für die Störung entschuldigt hätte. Doch nun war Sam wach und schenkte ihm seine Aufmerksamkeit, und es wäre unhöflich gewesen, ihm nicht zu erzählen, was ihn beschäftigte. Leider war sein Mundwerk wie immer schneller, als sein Verstand. „Es tut mir leid!“, platzte es aus ihm heraus, bevor er seine Gedanken und Gefühle überhaupt richtig sortieren und in angemessene Worte kleiden konnte. Und Sam schien von dieser Aussage fast ebenso irritiert zu sein, wie Bucky selbst, seinem fragenden Gesichtsausdruck nach zu urteilen. „Okay“, sagte er schließlich. Dann hob er eine Augenbraue. „Und was genau tut dir leid? Du musst schon etwas spezifischer sein.“ Bucky starrte ihn an und plötzlich wusste er wieder, wieso es eine schlechte Idee war, mit Sam über seine Gefühle zu sprechen. Denn Bucky war nicht gut darin, seine Emotionen in Worte zu fassen, ganz im Gegensatz zu Sam, der viel zu wortgewandt und aufmerksam war und Wahrheiten aus Bucky hervorlockte, die dieser niemals hatte preisgeben wollen. Eine Tatsache, der sich auch Sam bewusst war. „Bucky“, sagte er mit überraschend sanfter Stimme. „Wenn etwas an dir nagt, können wir gerne darüber reden. Aber du musst mir sagen, was los ist, Mann, ich kann deine Gedanken leider nicht lesen.“ Bucky schloss für einen Moment die Augen. Sam hatte Recht. Etwas Ähnliches hatte auch seine Therapeutin ganz am Anfang ihrer gemeinsamen Sitzungen zu ihm gesagt. Niemand weiß, was in dir vorgeht, wenn du es nicht aussprichst, James. Gott, manchmal vermisste Bucky die 40er. Damals hatte ihn noch niemand dazu gezwungen, über seine Gefühle zu reden. Er atmete tief durch, dann öffnete er wieder die Augen und sah Sam an. „Es tut mir leid, wie das vorhin gelaufen ist“, entgegnete er. „Die Sitzung, meine ich. Ich hätte diese Dinge nicht sagen sollen.“ Sam gab keine Antwort, doch er setzte sich auf und musterte Bucky weiterhin aufmerksam. „Du hattest...“, fuhr Bucky fort, stockte jedoch. Komm schon, Barnes. Sag es ihm. Bucky seufzte und sah auf seine Hände herab, die auf seinen Oberschenkeln lagen. „Du hattest Recht“, sagte er dann. „Deine Entscheidung, den Schild wegzugeben, hatte nichts mit mir zu tun, und es tut mir leid, dass ich dir das zum Vorwurf gemacht habe. Es ist mein Problem und nicht deines, dass ich mich durch die Dinge identifiziere, die Steve damals für mich getan hat.“ Er senkte die Stimme. „Ich versuche immer noch herauszufinden, wer ich bin, und es... es ist nicht immer leicht.“ Sam schwieg weiterhin, was Bucky mit jedem Augenblick, der verstrich, mehr entmutigte. Hatte er ihn mit seinen Worten auf der Polizeiwache so erzürnt, dass er ihre Freundschaft... Beziehung... was auch immer sie miteinander hatten unwiderruflich kaputtgemacht hatte? Doch schließlich kam wieder Bewegung in den anderen Mann und er stand auf und ging zu Bucky hinüber, um sich neben ihn zu setzen. Bucky konnte Sams Körperwärme durch seine Lederjacke hindurch spüren und er lehnte sich unbewusst gegen ihn, während er darauf wartete, dass Sam ihm eine Antwort gab. „Danke für deine Offenheit“, sprach Sam schließlich. „Und für die Entschuldigung. Was du gesagt hast, war in der Tat unangebracht gewesen – auch wenn ich deine Haltung zu Steves Entscheidungen bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen kann.“ Er hob den Kopf und sah Bucky an, und sie waren einander nahe genug, dass Bucky jede einzelne von Sams langen, dunklen Wimpern hätte zählen können. „Aber eines kann ich dir mit absoluter Sicherheit sagen“, fuhr Sam fort, „nämlich dass sich Steve keinen einzigen Moment lang in dir geirrt hat.“ Bucky blinzelte. „Du magst nervtötend und humorlos sein und mich regelmäßig in den Wahnsinn treiben...“ An dieser Stelle lächelte Sam schwach. „... aber du bist auch der beste Partner, den ich mir für diese Sache wünschen könnte, und du wirst es immer wert sein, gerettet zu werden, Bucky.“ Bucky blinzelte erneut. Etwas schien ihm ins Auge geflogen zu sein, anders konnte er sich nicht erklären, wieso er plötzlich ständig blinzeln musste. „Und um ganz ehrlich zu sein?“ Sam stieß ihn sacht mit der Schulter an. „Es wäre verdammt schade, würden wir uns danach tatsächlich nie wieder sehen.“ Okay, er hatte definitiv was im Auge. Aber falls Bucky die Hand hob, um sich unauffällig mit dem Handrücken über die Augen zu wischen, dann kommentierte es Sam nicht weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)