Morgenroutine von Morwen (Sam x Steve x Bucky) ================================================================================ Morgenroutine ------------- Bucky war stets der erste von ihnen, der am Morgen erwachte. Ähnlich wie Steve brauchte er als Supersoldat weniger Schlaf, als normale Menschen, und als ehemaliger Assassine für HYDRA erst recht. HYDRA hatte kein großes Interesse daran gehabt, ihn körperlich oder geistig zu schonen, weshalb ein Teil dieser antrainierten Lebensweise noch immer in ihm drinsteckte und es vermutlich für immer tun würde. Also schlug Bucky jeden Morgen die Augen auf, sobald die Digitaluhr auf dem Nachttisch auf 3.30 Uhr umschaltete, Tag für Tag, Woche für Woche, mit der Präzision eines Uhrwerks. Anschließend löste er sich vorsichtig aus den Armen desjenigen, der ihn in dieser Nacht gehalten hatte – meistens Sam, weil Steve selbst für Supersoldatenverhältnisse ein verdammter Hochofen war und Bucky es nicht mochte, verschwitzt aufzuwachen – und stieg lautlos aus dem Bett. Er kochte die erste Kanne Kaffee am Tag und setzte sich dann mit seiner Tasse auf die Stufen der Feuertreppe vor dem Küchenfenster um eine Zigarette zu rauchen. Es war ein altes Laster aus längst vergangenen Tagen, das er in Wakanda wieder für sich entdeckt hatte. Bucky tat es nicht, weil er den Geschmack sonderlich mochte, sondern weil er einst Normalität für ihn bedeutet hatte – und weil ihn Nikotin nicht länger umbringen konnte. Denn diese stille Zeit am Morgen gehörte ihm allein und Bucky genoss den Frieden, der sich in diesen frühen Zwielichtstunden über die Welt gelegt hatte, bevor das Chaos und der Lärm des Tages erneut über sie hereinbrechen würden. Gegen 4.45 Uhr hörte er erste Geräusche aus dem Bad, die signalisierten, dass Steve wach war. Manchmal war es auch Sam, nachdem ihn wieder Alpträume geplagt hatten, doch das kam mittlerweile immer seltener vor. Wer von seinen beiden Liebhabern es war, konnte Bucky für gewöhnlich an den morgendlichen Geräuschen erkennen, die sie machten. „Hey Stevie“, sagte Bucky, ohne ihn anzusehen, als Steve wenig später in Sweatpants und T-Shirt die Küche betrat und sich ein Glas Wasser eingoss. „Morgen Buck“, erwiderte Steve mit einer Stimme, aus man das Lächeln heraushören konnte, und ein warmes Gefühl breitete sich in Buckys Brust aus. Nachdem sie damals mit Sam in die Wohnung gezogen waren hatte er Steve gefragt, wieso er immer lächelte, wenn er Bucky am Morgen sah. „Weil du und ich zusammen hier sind“, hatte Steve erwidert, ohne auch nur über seine Antwort nachdenken zu müssen, „und weil mich das jeden Tag aufs Neue so verdammt glücklich macht.“ Seine Worte hatten seltsame Dinge mit Buckys empfindlicher Seele angestellt und ihn noch lange danach beschäftigt. Nachdem er getrunken hatte, kletterte Steve aus dem Fenster zu Bucky hinaus und küsste ihn auf die Wange, bevor er sich neben ihn setzte. Bucky hatte seinen Zigarettenstummel schon längst an der Hauswand ausgedrückt, doch er wusste, dass Steve den Rauch noch immer an ihm riechen konnte. Damals vor dem Krieg hatte Steve die Zigaretten gehasst, doch mittlerweile tolerierte er sie, vielleicht weil er ahnte, dass sie Bucky ein Stück seiner Identität zurückgaben. „Sam?“, fragte Bucky nach einer Weile leise. „Schläft noch“, erwiderte Steve ebenso leise, die Augen auf die aufgehende Sonne über der Stadt gerichtet. „Mh“, machte Bucky und dachte an die letzte Nacht zurück und an den Ausdruck bedingungslosen Vertrauens auf Sams Gesicht, als sie ihre Liebe für ihn mit ihren Lippen auf seinem Körper verewigt hatten. Sams Beteiligung an dieser Beziehung war nicht das, womit Bucky gerechnet hatte, nachdem er aus Wakanda zurückgekehrt war und sich vorgenommen hatte, sich mit Steve endlich das gemeinsame Leben aufzubauen, das ihnen früher verwehrt gewesen war – doch sie war das, was sie beide gebraucht hatten, damit es funktionierte. Wie ein Puzzlestück, das das Gesamtbild vervollständigte, hatte Sam sich nahtlos in ihr Leben eingefügt, als hätte er schon immer dazugehört. Und vielleicht hatte er das auch. Vielleicht hatten Bucky und Steve schon damals unbewusst erkannt, dass noch jemand nötig war, damit das, was sie miteinander hatten, wachsen und gedeihen konnte, denn so heiß ihre Liebe zueinander auch brannte, so zerstörerisch konnte sie sein, wenn ihre Gemüter wieder mal hochkochten. Die sanfte, unaufdringliche Wärme von Sams Liebe für sie beide und seine unendliche Geduld mit ihnen brachten hingegen eine Balance in ihr Leben, die es vorher nicht gegeben hatte. Und Bucky war jeden Tag aufs Neue dankbar dafür, dass Sam damals eingewilligt hatte, Teil dieser Beziehung zu werden. Er konnte und wollte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Die Sonne war mittlerweile höher gestiegen und das flammende Rot des Himmels ging allmählich in ein zartes Rosa-Orange über. Bucky spürte, wie Steve neben ihm allmählich unruhig wurde; er war nie gut darin gewesen, lange auf der Stelle zu sitzen. Und es sollte keine fünf Minuten dauern, bis er schließlich wieder aufstand und mit einem entschuldigenden Lächeln auf Bucky hinabsah. „Ich gehe joggen“, sagte er. „Die übliche Strecke, nur falls Sam dazustoßen will.“ Bucky machte nur eine flüchtige Handbewegung. „Bis später.“ Steve beugte sich lächelnd zu ihm herab und küsste ihn auf den Mundwinkel, dann kletterte er durchs Fenster und wenig später hörte Bucky, wie die Haustür auf- und wieder zuging. Manchmal fragte sich Bucky, ob es am Serum lag, dass Steve den Bewegungsdrang eines Golden Retrievers hatte, oder ob es ein grundlegender Teil seiner Persönlichkeit war. Könnte er sich besser an ihre gemeinsame Zeit vor dem Krieg erinnern, dann würde er die Antwort wissen, aber HYDRAs jahrelange Experimente mit seinem Gedächtnis hatten ihm diese spezielle Erinnerung genommen. Nicht, dass es im Nachhinein einen Unterschied machte. Steve war nicht länger der Mann, der er damals gewesen war, und Bucky ebenso wenig. Sie hatten sich in vielerlei Hinsicht neu kennenlernen müssen, und ihre gemeinsame Vergangenheit war in Buckys Erinnerung wenig mehr, als eine lose Sammlung von Momentaufnahmen aus einem Leben, das genauso gut das eines anderen hätte sein können. Einem Leben, dem er nicht nachtrauerte. Nicht mehr. Bucky rauchte eine zweite Zigarette und als er das nächste Mal einen Blick durchs Fenster auf die Uhr an der Küchenwand warf, war es schon fast 5.30 Uhr. Er stand auf und kehrte in die Küche zurück, um Frühstück zu machen. Bucky hatte schon vor einer Weile seine Freude am Kochen entdeckt, doch bis er mit Steve und Sam zusammengezogen war, hatte er sich nur selten dazu aufgerafft, weil es den Aufwand nicht wert gewesen war. Mittlerweile besaß er jedoch ein halbes Bücherregel mit Kochbüchern: typische New Yorker Gerichte, europäische Gerichte, indische Gerichte, süd- und zentralamerikanische Gerichte, sowie ein halbes Dutzend Kochbücher, die ein Geschenk von Sams Schwester gewesen waren und Rezepte aus den Südstaaten enthielten. Als Sam gegen 6 Uhr aus dem Schlafzimmer kam und sich gähnend die Augen rieb, hatte Bucky bereits den Tisch gedeckt und drei Teller mit Omeletten und Toast zubereitet. „Morgen“, begrüßte ihn Bucky und drückte ihm eine Kaffeetasse in die Hand. „Hey Buck“, erwiderte Sam mit vom Schlaf rauer Stimme und einem Lächeln, das Buckys Herz höher schlagen ließ. Er legte die freie Hand an Buckys stoppelige Wange und presste einen kurzen, sanften Kuss auf seine Lippen. „Keine Energie zum Joggen heute?“, fragte Bucky, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. „Nach letzter Nacht? Sicher nicht“, erwiderte Sam und lachte auf. „Ich bin auch nur ein Mensch und ihr zwei habt mich ganz schön verausgabt.“ Er lehnte sich gegen die Küchenzeile und nippte an seinem Kaffee. Bucky entging nicht, wie er dabei vorsichtig sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Er drehte Sam den Rücken zu, um neuen Kaffee zu kochen, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass du etwas daran auszusetzen hattest.“ „Das hatte ich auch nicht.“ Sam räusperte sich. „Es war trotzdem, nun ja... eine Menge.“ Bucky drehte sich wieder zu ihm um und musterte ihn aufmerksam. „Wenn es dir jemals zu viel wird, sag es uns“, sagte er leise. „Steve und ich können sehr... überwältigend sein, das ist uns bewusst, aber zweifle nie daran, dass uns dein Wohlbefinden am Herzen liegt, Sam.“ Ein sanfter Ausdruck trat auf Sams Gesicht, als er seinen Blick erwiderte. „Ich weiß“, erwiderte er. „Und ich vertraue euch.“ Er machte eine nachdenkliche Miene. „Aber wir sollten demnächst vielleicht trotzdem mal über das Konzept von Safewords sprechen. Es könnte vieles erleichtern.“ Bucky legte fragend den Kopf zur Seite. Er hatte den Begriff schon mal gehört, damals bei seiner unfreiwilligen Zusammenarbeit mit HYDRA, aber er war sich ziemlich sicher, dass Sam etwas anderes meinte. „Okay“, sagte er. „Wenn es dir wichtig ist, dann gern.“ Sam schenkte ihm ein Lächeln, als wäre Bucky das Beste, was ihm je passiert wäre, und wollte gerade etwas erwidern, als die Wohnungstür aufging und Steve kurz darauf in die Küche trat. „Ist alles okay?“, fragte er, als er von Sam zu Bucky und wieder zurück sah. Doch anstatt ihm eine Antwort zu geben, stellte Sam nur seine Kaffeetasse beiseite und zog Steve am Halsausschnitt seines T-Shirts zu sich herab, um ihn zu küssen. „Sam hat gesagt, wir müssen über Safewords reden“, teilte Bucky ihm beiläufig mit, während er den beiden Männern beim Küssen zusah. Im Gegensatz zu ihm schien Steve genau zu wissen, was Sam damit gemeint hatte, denn das Blut schoss ihm in die Wangen und er löste sich wieder von Sam, um ihn anzustarren. Der andere Mann erwiderte seinen Blick, einen amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht. „Willst du damit sagen, dass du...?“, begann Steve schließlich und machte eine hilflose Geste. „Oh, es ist nicht nur für mich“, entgegnete Sam. „Ich denke, wir würden alle davon profitieren.“ Steves Blick wanderte zu Bucky hinüber, der immer noch keine Ahnung hatte, worum es ging, und ein warmer Ausdruck trat in seine Augen. „Ja“, sagte er leise. „Das würden wir in der Tat...“ „Okay“, unterbrach sie Bucky und trat zwischen sie. „Sams Idee scheint offensichtlich fantastisch zu sein, aber der Toast wird kalt und ich habe Hunger, darum schlage ich vor, dass wir erst einmal etwas essen.“ Er legte seine Hände auf ihre Schultern und schob sie in Richtung des Tisches. „Über alles andere reden wir später.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)