X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 2: Tag 2 ---------------- Seit die Verbindung zu seinen beiden Agenten abgerissen war, war James im Zimmer nervös umhergelaufen. Es gab zwar einen Plan B, aber auch das war nicht immer die Rettung. Und er konnte nicht einfach nur warten, sitzen und nichts tun. Normalerweise hätte er damit kein Problem, aber da Jodie involviert war, fiel es ihm schwer. Als Tochter seines ehemaligen Partners war er für ihre Sicherheit mitverantwortlich. Kein Anruf, keine Nachricht, nichts… Als es zwei Stunden später an der Tür klingelte, hastete der Agent dorthin. Er schaute durch den Türspion und öffnete anschließend die Tür. „Jodie! Agent Akai!“, begann er und musterte die Beiden. Akai sah aus wie immer, nur etwas angeschlagen und dreckig. Jodie hingegen war erschöpft und ein Teil ihrer blonden Haare war gräulich sowie rotgetränkt, genauso wie ihre Wange und das Kinn. Blut. James erkannte sofort, dass etwas mächtig schiefgelaufen war. Vielleicht hatte sogar Plan B versagt. Die beiden Agenten traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Shuichi blickte zu Jodie und half ihr aus der Jacke. Erst jetzt erkannte James, dass ihre Kleidung ebenfalls verfärbt gewesen war. Er schluckte. „Jodie“, wisperte er leise. „Lassen Sie ihr einen Moment“, kam es von Shuichi. „Nur einen Augenblick.“ Shuichi legte seine Hand an Jodies Rücken. Agent Black nickte und beobachtete die junge Frau. Sie war schon lange nicht mehr das Mädchen von damals. Sie wurde erwachsen, aber dennoch machte er sich immer noch Sorgen um sie. „Das ist…nicht meines…“, murmelte Jodie leise. Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie wollte sich verstecken, im Bett bleiben und für einige Tage nicht herauskommen. Auf der Rückfahrt war sie aufgrund des Adrenalinpegels noch aufgekratzt, aber je mehr Zeit verging, desto mehr kamen die Erinnerungen wieder an die Oberfläche. Sie hatte eine einfache Aufgabe. Sie sollte die Familie eines niederen Organisationsmitglieds in ein Safe House geleiten und dann wieder zurückkommen. Leider hatte die Organisation davon Wind bekommen und sich auf ihrem Weg positioniert. Zuerst forcierten sie einen Autounfall, den Jodie zwar weitestgehend umgehen konnte, aber die Scharfschützen sorgten dafür, dass der Wagen unbrauchbar wurde. Sie wollten mit ihnen spielen, denn Jodie konnte mit den Insassen fliehen. Und obwohl sie stets auf ihre Umgebung geachtet hatte, konnte sie ihnen doch nicht entkommen. Sie hatten sie im Safe House aufgespürt und die Familie eiskalt ermordet. Jodie kam gerade so mit dem Leben davon, allerdings hatten sie das Haus in Flammen gesteckt und Jodie musste flüchten. Ohne die Hilfe von Shuichi wäre sie nicht entkommen. Glücklicherweise hatte er sie nicht aus den Augen gelassen. Eigentlich sollte Jodie froh sein, dass es ihr gut ging, allerdings nagte der Verlust der Familie sehr an ihr. Und die Schuld würde sie nicht so schnell abschütteln. Die letzten Minuten ging sie das Geschehene in Gedanken durch und überlegte, was sie hätte, besser machen können. Ihr fiel so viel ein, aber es war zu spät. Die Vergangenheit ließ sich nicht nach hinten drehen. James fühlte sich hilflos. So wie damals, als sie viel weinte und er sie nicht trösten konnte. Es gab nichts, womit er ihr hätte helfen können. Akai schob Jodie in Richtung des Badezimmers und öffnete die Tür. „Du solltest erst einmal ein Bad nehmen“, sprach er. „Wir besorgen dir Wechselkleider.“ „Ich kümmere mich drum“, gab James von sich. Nur eine Aufgabe. Er brauchte nur eine Aufgabe, mit der er Jodie helfen können würde. Jodie sah zu ihrem Kollegen. Sie nickte und ging zur Badewanne. Sie setzte sich auf den Rand und tat…nichts. Shuichi ließ Wasser in die Wanne und fügte einen Badezusatz hinzu. Er blickte wieder zu ihr. „Brauchst du Hilfe?“ Sie schüttelte den Kopf und begann, sich langsam zu entkleiden. Er hatte sie schon mehrfach nackt gesehen. Sonst hätte es ihr etwas ausgemacht, wenn sie in dieser Situation wären, dieses Mal war alles anders. Sie empfand nichts dabei. Und ihm behagte es gar nicht. Shuichi half ihr in die Wanne und drehte den Hahn wieder zu. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen. „Soll ich dich allein lassen?“ „Ja“, murmelte die Agentin. „Ich…ich komm gleich wieder ins Zimmer.“ „Okay.“ Shuichi verließ das Badezimmer und seufzte. Im Wasser bemerkte Jodie, wie sich ihre Muskeln langsam entspannten. Sie schloss die Augen und tauchte dann unter. Das Wasser färbte sich rot. Jodie tauchte wieder auf. Sie ließ das verfärbte Wasser abfließen und öffnete den Wasserhahn. Das Fließen des Wassers hatte einen leicht hypnotischen Einfluss. Nahezu automatisch drehte sie den Hahn wieder zu und schloss danach die Augen. Für einen Augenblick fühlte sie sich etwas besser. Als das Wasser kalt wurde, stieg Jodie aus der Wanne und trocknete sich ab. Im Badezimmer hing ein Mantel, den sie sich überstreifte. Sie sah kurz zu ihren Kleidern auf dem Boden. Sie wollte sie auf keinen Fall wieder anziehen. „Vielleicht ist James wieder da“, murmelte sie leise. Langsam öffnete Jodie die Tür und kam in den Wohnbereich. Sofort blickte Shuichi zu ihr. „James ist noch nicht zurück“, sprach er und ging zu ihr. Er kannte sie gut. Immer wenn es Jodie schlecht ging, brauchte sie körperliche Nähe, jemanden der sie im Arm hielt und ihr Halt gab. „Willst du dich etwas hinlegen?“ Sie nickte und Shuichi schob sie in Richtung des Schlafzimmers. Sie setzte sich auf das Bett und dachte nach. „Soll ich lieber rausgehen?“ Er selbst hatte sich nur schnell frisch gemacht in dem er sich das Gesicht wusch und die Jacke auszog. „Nein“, wisperte Jodie und griff nach seinem Hemd. „Bitte…bitte bleib…“ „In Ordnung“, sagte er ruhig. Er hatte die ganze Zeit überlegt, was er ihr sagen sollte, wenn er überhaupt etwas dazu sagen konnten. Floskeln wie Du konntest nichts dafür wollte er vermeiden, weil sie nichts brachten. Er beobachtete sie und strich ihr durch das feuchte Haar. Dann setzte er sich auf das Bett. „Danke“, murmelte Jodie und legte sich langsam hin. Ehe er sich versah, lag sie mit ihrem Kopf auf seinem Schoss. Erneut strich ihr der Agent übers Haar. „Ruh dich aus. Morgen…sieht die Welt schon anders aus…“ Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Nun hatte er doch eine Floskel verwendet. „Bestimmt“, gab Jodie von sich. Sie schloss die Augen und entspannte sich langsam. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in einem regelmäßigen Rhythmus. Ihr Atem war flach, aber gleichmäßig. Shuichi erlaubte sich ein Lächeln. Einen Augenblick später öffnete sich die Zimmertür. James war zurück. Er starrte die Beiden an, so als hätte er sie gerade in flagranti erwischt. James stellte die Tasche auf den Boden und drehte sich um. So leise wie möglich verzog er sich aus dem Zimmer und ließ den Beiden ihre Ruhe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)