X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 18: Tag 18 ------------------ Ausländische Restaurants waren in Tokyo kein Einzelfall. KFC, Burger King, McDonalds und und und. Es gab so viel und für jeden war irgendwas dabei. Allerdings gab es ein großes Manko dabei. Die meisten Köche waren Japaner. Nicht, dass sie schlecht kochten, allerdings war der Geschmack anders. Nur Amerikaner konnten richtig amerikanische Gerichte nachkochen. Und genau das war es, was Jodie schon seit längerem in Tokyo vermisste. Egal wann ein amerikanisches Restaurant oder Diner eröffnete, war Jodie dabei und probierte die Gerichte. Sie wünschte sich sogar ein Lokal, in welches sie sich hinsetzen und Stunden darin verbringen konnte. Vielleicht sogar arbeiten – zumindest so weit wie es ging. Leider hatte Jodie bisher Pech gehabt, aber es gab eine neue Chance. Ein neues Lokal eröffnete und die Agentin fieberte dem Tag entgegen, an dem sie dorthin gehen konnte. Die ersten Tage nach der Eröffnung funktionierten leider nicht, allerdings waren die Kritiken bisher allesamt positiv. Sie hatte Hoffnung, dass ihre Anforderungen dieses Mal erfüllt werden würde. Camel hatte sich sofort dazu bereit erklärt, sie zu begleiten. Komischerweise hatte Shuichi auch kein Problem damit, mitzukommen. Es hatte Jodie irritiert, aber sie hinterfragte es nicht. Sie wollte nicht wieder daran erinnert werden, dass sie möglicherweise nur als Alibi herhielt. Schon das Ambiente des Restaurants erinnerte Jodie an zu Hause. Die Tische standen nicht zu nah beieinander, sodass man seine Privatsphäre hatte und die Gerichte hatten alle amerikanische Namen. Jodie bestellte sich einen klassischen Burger, Chicken Wings, die sie mit den Kollegen teilen wollte und zum Abschluss einen American Pie. Und das Essen schmeckte tatsächlich. Sie hatte schon fast Lust auf mehr, aber sie war voll. Den Pie ließ sie sich für zu Hause einpacken, denn alles bekam sie einfach nicht runter. Hätte sie noch eine Sache zu sich genommen, hätte es böse geendet, denn sie fühlte sich bereits jetzt nicht mehr so gut. Da Jodie es darauf schob, dass sie zu viel gegessen hatte, trank ein Glas Wasser. Ihr Unwohlsein besserte sich nicht. „Entschuldigt mich bitte…“, murmelte sie und stand auf. Langsam ging die Agentin zu den Toiletten. Auch diese waren dem amerikanischen Stil nachempfunden und nicht mehr nach Geschlechtern getrennt. Jodie blickte sich im Spiegel an. Sie war blass geworden, weswegen sie sich erst einmal etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. „Uhm…“, stöhnte Jodie auf und lief in eine der Kabinen. Sofort übergab sich die Agentin und blieb auf dem Boden sitzen. Als es langsam besser wurde, lehnte sie sich gegen die Wand und schloss die Augen. Sie fühlte sich eindeutig nicht mehr gut. Sie vermutete eine individuelle Reaktion, welche durch das Essen ausgelöst wurde. Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen. Allen anderen Gästen ging es scheinbar nicht wie ihr, denn ihr Magen rebellierte immer noch. Die kleine Pause tat ihr gut, allerdings hatte Jodie jedes Zeitgefühl verloren. Saß sie fünf Minuten in der Kabine, zehn Minuten oder doch länger? Sie konnte es nicht sagen, aber sie hatte auch keine Kraft, um aufzustehen und zu ihrem Platz zurückzugehen. Einmal hatte sie es versucht und war wieder an der Wand heruntergeglitten. Wenigstens waren die Toiletten sehr sauber, sodass sie sich nicht noch was anderes einfangen würde. Jodie atmete tief durch. Sie versuchte die Situation zu meistern, aber es wurde nicht besser. Tränen liefen ihr über die Wange. Und es war ihr peinlich, dass sie ausgerechnet in einer Toilette eines Restaurants saß und nicht mehr hochkam. Nach einer Weile wischte sich Jodie das Gesicht trocken und unternahm einen weiteren Versuch aufzustehen. Sie stand. Gerüche oder zu schnelle Bewegungen würden früher oder später dazu führen, dass sie mindestens einen Eimer brauchte. Trotzdem kam Jodie aus der Kabine raus und ging zum Spülbecken. Sie wusch sich abermals das Gesicht und erstarrte beim Blick in den Spiegel. „Shu…“ Der Agent ging zu ihr. „Wie lange…bist du schon hier?“ Jodie hielt sich am Becken fest. „Kurz nachdem du vom Tisch aufgestanden bist, bin ich dir gefolgt. Es sah aus, als würde es dir nicht gut gehen.“ Und so sah sie immer noch aus. Jodie war verwundert. Er hatte es bemerkt. Aber das zeigte nur, wie viel er von seiner Umgebung wahrnahm. „Ach so“, murmelte sie und drehte sich zu ihm. Auf einmal stand Shu direkt vor ihr. Er legte seine Hand auf Jodies Stirn. „Du hast kein Fieber, aber Schweißausbrüche…und du bist blass…“ „Mir geht’s nicht so gut“, wisperte sie. „Das sehe ich dir an“, stimmte er ihr zu. „Vermutlich der Kreislauf…“ Sie hatten nahezu das identische Essen, aber bei ihm war alles in Ordnung. „Oder…das Essen…aber…allen anderen geht es gut.“ „Soll ich dich nach Hause bringen?“ Jodie nickte. „Ich kann…mich kaum bewegen.“ Sie ließ das Becken los und versuchte ein paar Schritte zu machen. Doch er war schon da und sie landete in seinen Armen. „Shu…“ Er strich ihr üben den Rücken. Aber eher zur Beruhigung und nicht aus einem anderen Grund. „Bald geht’s dir besser.“ „Ja…“ Jodie schloss die Augen. Sie fühlte es bereits. „Kannst du zu meinem Wagen gehen?“ Er wollte davon absehen, sie nach draußen zu tragen. Es hätte viel zu viel Aufmerksamkeit verursacht. „Wird schon gehen. Was ist mit Camel?“ „Ich sag ihm Bescheid, wenn ich dich in meinen Wagen verfrachtet habe.“ Shuichi löste sich von ihr und führte sie langsam nach draußen. Er schloss die Wagentür auf und setzte Jodie auf den Beifahrersitz. „Glück gehabt.“ „Mhm?“ „Wenn ich noch weiter gegangen wäre, hätte es…böse geendet…“ „Oh“, murmelte er. „Kann ich dich kurz allein lassen?“ „Klar…“ Jodie schloss die Augen und versuchte sich zu sammeln. Shuichi beobachtete sie, ging dann zurück ins Restaurant. Er kam zu seinem Platz und nahm Jodies Sachen. Camel beobachtete ihn irritiert. „Jodie geht es nicht gut. Ich bring sie nach Hause.“ Dann holte er Geld heraus und legte es auf den Tisch. „Kannst du für uns zahlen?“ „Ja…ja klar“, murmelte Camel. „Kann ich irgendwas tun?“ „Nein, das wird schon. Sie braucht nur etwas Ruhe“, entgegnete der Agent. „Also dann, Camel…“ „Ja…Wünsch ihr gute Besserung von mir.“ Shuichi nickte und ging wieder nach draußen. Er öffnete die Tür zu den Rücksitzen und legte Jodies Sachen hinein. Anschließend nahm er vorne Platz. „Kanns los gehen?“ Jodie atmete ruhig und gleichmäßig. Sie öffnete langsam ihre Augen und blickte ihn an. „Ja, du kannst fahren“, murmelte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)